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Ausgabe 4 / 2012 - technik + EINKAUF

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Automation und Antriebs<strong>technik</strong><br />

1 2<br />

Prozessfähigkeit<br />

gewinnen<br />

Gießerei-Beispiel zeigt Wege zu höherer Produktivität<br />

Ein ganzheitliches Konzept der<br />

Automation bildet den Schlüssel,<br />

um unterschiedliche Verfahrensschritte<br />

miteinander zu verknüpfen.<br />

In den Branchen der industriellen<br />

Produktion werden dabei immer<br />

mehr auch solche Arbeitsabläufe<br />

einbezogen, die bisher<br />

separat erfolgten.<br />

Die Lösung für das Luftpfeifenstechen<br />

in der Aluminiumgießerei<br />

Ohm & Häner zeigt, dass es sich<br />

lohnt, neue Wege zu beschreiten. Dort<br />

gelang es, einen peripheren, aber wesentlichen<br />

Arbeitsschritt beim Aluminiumgießen<br />

sicher in die automatisierten<br />

basalen Prozesse zu integrieren – mit<br />

gravierendem Produktivitäts- und Qualitätsvorteilen.<br />

Beim Metallgießen ist das Stechen von<br />

Löchern, den Luftpfeifen, in die Sandform<br />

ein qualitätsbestimmender Schritt.<br />

Durch die Öffnungen entweicht während<br />

des Gießens die Luft aus den Hohlräumen<br />

der Form. Nur wenn die Luftpfeifen<br />

präzise in den Formsand gestochen sind,<br />

bleibt der anschließend erforderliche<br />

Putzaufwand am Gussteil in wirtschaftlich<br />

vertretbaren Grenzen und die Produktqualität<br />

gewährleistet. Bisher üblich<br />

sind das manuelle Luftpfeifenstechen,<br />

meist bei Einzelstücken, und das maschinelle<br />

Stechen mit hydraulischen Vorrichtungen,<br />

vorwiegend bei höheren Loszahlen.<br />

Das Feingefühl der menschlichen<br />

Hand, viel Übung und Erfahrungswissen<br />

sind Voraussetzungen beim manuellen<br />

Stechen. Sandausbrüche auf der gegenüberliegenden<br />

Formseite sind zu vermeiden.<br />

Und beim händischen Einstechen<br />

46 <strong>technik</strong>+<strong>EINKAUF</strong> · 04 <strong>2012</strong><br />

Bild: ABB<br />

1: Ohne spezifische Programmierkenntnisse<br />

gibt der Nutzer<br />

über intuitiv erfassbare<br />

grafische Oberflächen dem Roboter<br />

seine Arbeit vor.<br />

2: Zu qualitativ hochwertigen<br />

Gussprodukten, effizient hergestellt,<br />

trägt das Luftpfeifen-<br />

Stechsystem bei.<br />

3: Automatisiert, in hoher Qualität<br />

und Geschwindigkeit sticht<br />

das System FlexMouldVenter<br />

Entgasungslöcher in Sandformen.<br />

von der Außenseite her in die Form entsteht<br />

das Risiko der Ausbrüche auf der<br />

Gutseite (Modellseite) und bedeutet: Am<br />

gegossenen Werkstück muss aufwändig<br />

nachgearbeitet werden.<br />

Die etablierte mechanische Lösung besteht<br />

aus einer hydraulisch absenkbare<br />

Platte, auf der werkstückspezifisch angeordnete<br />

Nadeln sitzen. Der Former platziert<br />

sie nach der Zeichnungsvorgabe<br />

und den Positionsdaten der Formteile.<br />

Das mit Nadeln bestückte Werkzeug<br />

senkt er dann hydraulisch betrieben in<br />

Kinematik des Roboters kombiniert<br />

mit Bewegung der Stechnadeln<br />

die Sandform und fährt es anschließend<br />

wieder heraus. Dieses konventionelle<br />

Luftpfeifenstechen zeigt jedoch insbesondere<br />

bei wechselnden Losen einen Nachteil:<br />

Der Former muss Position, Anzahl<br />

und Einstechtiefe der Nadel jeweils wieder<br />

anpassen – fehleranfällig, zeit- und<br />

kostenaufwändig.<br />

Die Experten in der Aluminiumgießerei<br />

bei Ohm & Häner in Olpe hatten das Luftpfeifenstechen<br />

der konventionellen Art<br />

als eine Produktivitätsbremse im Gesamtablauf<br />

erkannt. Denn bei jährlich<br />

500 000 bis 750 000 zu stechenden Luftpfeifen<br />

spielt höhere Wirtschaftlichkeit<br />

eine wesentliche Rolle. Die Lösung auf<br />

dem automatisierungstechnischen Neuland<br />

fanden und realisierten sie in Kooperation<br />

mit ABB. Anfang 2009 startete in<br />

der Aluminiumgießerei-Abteilung zunächst<br />

der Probebetrieb des automatisierten<br />

Luftpfeifenstechens, und seit Ende<br />

desselben Jahres bewährt sich das neue<br />

System im betrieblichen Alltag. Es besteht<br />

aus einem Industrieroboter IRB<br />

6620, einem speziellen Werkzeug zum<br />

Führen der Nadel und dem Softwarepaket<br />

FlexMouldVenter.<br />

Vor diesem Erfolg stand die Bereitschaft<br />

zum Betreten von Neuland. Denn<br />

reproduzierbare, konstant hohe Produktqualität<br />

setzt Prozessfähigkeit und<br />

eine automatisierte Fertigung voraus. Von<br />

den Ergebnissen fühlen sie sich bestätigt.<br />

„Der Roboter arbeitet unter Gießereibedingungen<br />

zuverlässig, ist sehr wartungsarm<br />

und vorbildlich hinsichtlich seiner<br />

Verfügbarkeit. Seit der Inbetriebnahme<br />

läuft der FlexMouldVenter störungsfrei“,<br />

resümiert Werksleiter Dr. Georg Dieckhues.<br />

Als ein moderner Industrieroboter ist<br />

der IRB 6620 mit dem Softwarepaket<br />

FlexMouldVenter ohne spezifische Programmierkenntnisse<br />

zu bedienen. Frei<br />

von Medienbrüchen übernimmt die Steuerungssoftware<br />

die 3D-CAD-Daten des<br />

Werkstückes als Basis für das Luftpfeifenstechen.<br />

Manuelle Übertragungen und Einstellungen<br />

entfallen. Dies verringert Fehlerquellen<br />

und die Vorbereitungs- sowie<br />

Werkzeugwechselzeiten.<br />

Flexibilitätsgewinn bei kleinen,<br />

häufig wechselnden Losgrößen<br />

Eine zentrale Datenbank des Anlagenleitsystems,<br />

enthält alle Werkstückdaten,<br />

und die Mitarbeiter können sie von dort<br />

jederzeit aufrufen. Dies betrifft neben<br />

den CAD-Geometriedaten der zu gießenden<br />

Werkstücke auch Informationen zum<br />

optimalen Belegen der Formkästen und<br />

zum Setzen der Einstechpunkte. So minimiert<br />

sich für ein bereits bekanntes<br />

Werkstück die Vorbereitungszeit.<br />

Das Parametrieren der Roboter erfolgt<br />

automatisiert direkt aus dem Anlagen-

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