Kirche in bewegten Zeiten - Bibli.com

Roter Hahn und grüner Fisch
sowie des Rechtskundigen Vizepräsidenten Dr. Werner Knüllig 33 sind eine eindrucksvolle
Sammlung von Flugblättern, Statements, Erklärungen, Vermerken
und Presseartikeln, aus denen die Mühsal des Ringens um ein gegenseitiges Verständnis
deutlich hervorgeht.
4. „Thomas-Münzer-Haus“ und Autonome ESG in Hannover
Der Versuch einer Wiederbesetzung der vakanten Stelle in Hannover ging weiter.
34 Das Landeskirchenamt verwies inzwischen auf schwierige Haushaltsberatungen
in der Landessynode, die die Zahl der übergemeindlichen Pfarrstellen für
den Etat des Jahres 1976 kontrovers diskutierte. Im Mai 1976 ergreift der MAK
die Initiative und schreibt an rund 600 jüngere Pastoren der Landeskirche – etwa
ein Drittel der aktiven Pfarrerschaft – einen Brief, mit dem diese auf die freie
Stelle hingewiesen werden. 35 Die Aktenordner füllen sich mit Antwortschreiben:
verwunderte Nachfragen, freundliche Absagen und nicht wenige Interessemeldungen.
Potenzielle Bewerber werden zum Gespräch eingeladen, die Eindrücke
des MAK werden fl eißig protokolliert. 36 Zum Ende des Wintersemesters, am 18.
Februar 1977, muss Hermann Bergengruen dann auf Geheiß des Landeskirchenamts
die ESG verlassen; er übernimmt zunächst für eine begrenzte Zeit eine
Pfarrstelle in Großgoltern. 37 Superintendent Dr. Gottfried Sprondel und Pastor
Dieter Meyer aus Deinsen werden als Vakanzvertreter eingesetzt.
Der MAK lehnt jede Zusammenarbeit mit den gegen unseren Willen eingesetzten
Vertretern ab. Die Aktivitäten der hannoverschen ESG sorgen auch weiter für er-
33 LkAH N 147 Nr. 31-32.
34 In einem Brief an Superintendent Badenhop vom 27. Februar 1976 spricht Hermann Bergengruen
von 12 Personalvorschlägen seitens der ESG in den zurückliegenden drei Jahren, die
durch das Landeskirchenamt mit wechselnden Begründungen abgelehnt worden seien, LkAH
E 33a Nr. 319. – Zu den seitens der Studentengemeinde aufgebotenen Bewerbern zählte auch
Herbert Erchinger, der dem MAK im April 1974 von einem Gespräch mit Landessuperintendent
Dr. Otto Schnübbe berichtete, in dem dieser „seine ganzen Aggressionen gegen ESG und Neo-
Marxisten geltend“ gemacht habe, LkAH E 33a Nr. 319.
35 Vgl. den Ausschreibungstext vom 19.12.75, LkAH E 33a Nr. 137: Die ESG Hannover sucht
eine(n) Theologin(en): STUDENTENPFARRERSTELLE. Die ESG versteht sich als politische
und ökumenische Gemeinde. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind z.Zt.: Demokratische Rechte, Glaube
und Kirche, Internationales, Ausländerarbeit, Projekte im sozialpolitischen Bereich. Wir
erwarten, daß der Bewerber bereit ist zur Kooperation in einer demokratisch strukturierten
Gemeinde, daß er sein theologisches Wissen, seine Kritik- und Lernfähigkeit einbringt, in Frage
stellen läßt und weiterentwickelt.
36 Der diesbezügliche Ordner im Archiv der Studentengemeinde trug die schöne Bezeichnung „Popenscheiß“.
Jetzt: LkAH E 33a Nr. 382.
37 Hermann Bergengruen wechselte 1979 nach Sarstedt, kam 1983 in den Wartestand und war
zuletzt in der Kirchengemeinde Ahlem tätig.
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