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KAROLINE LÄGER-REINBOLD
Roter Hahn und grüner Fisch
Roter Hahn und grüner Fisch
– Der Konfl ikt um die Evangelische Studentengemeinde in Hannover
Im Foyer der Evangelischen Studentinnen- und Studentengemeinde (ESG) in
Hannover liegt ein roter Backstein, der bei Veranstaltungen dafür benutzt wird,
die Eingangstür für die Besucherinnen und Besucher weit offen zu halten. Dieser
Stein hat einen Namen: Er ist der „Stein des Anstoßes“, der anlässlich der Neubesetzung
einer Pfarrstelle vor etwa einem Jahrzehnt dem zuständigen Dezernenten
des Landeskirchenamts überreicht wurde – eine Geste des Unmuts über die aus
Sicht des Mitarbeiterkreises (MAK) mangelnde Beteiligung der Studierenden an
der Auswahl der Bewerber.
Die Frage nach der Herrschaft im Verfahren ist bei der Stellenbesetzung bis heute
ein kritischer Punkt. Schließlich gilt für jede Gemeindepfarrstelle, dass die
Gemeindeglieder, vertreten durch den Kirchenvorstand, zu hören sind. Gerade
die ehrenamtlich engagierten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die das Leben
der Gemeinde tragen und gemeinsam mit dem Pfarramt verantworten, haben ein
vitales Interesse daran, in Besetzungsfragen gehört zu werden. Die ESG jedoch
ist keine normale Gemeinde: „Kirchenrechtliche Regelungen im strikten Sinn
gab es für die Studentengemeinden nicht“, 1 konstatiert Hans-Joachim Rauer,
Ende der 1970er Jahre im Landeskirchenamt Hannover für die ESG-Arbeit verantwortlich.
„Welche Formen der Mitwirkung gibt es bei der Berufung von Studentenpfarrern?
Diese Fragen waren über lange Jahre hin überwiegend einvernehmlich
zwischen den Studentengemeinden und den Landeskirchen behandelt
worden. Nach 1968 kam das in eine Krise, waren doch die Studentengemeinden
auch Träger des Aufbruchs und der Veränderungen.“ 2
Um diese Veränderungen soll es gehen. Das Einfordern von Beteiligungsstrukturen,
verbunden mit der Besorgnis, die Kirchenleitung könne versuchen, jemanden
„unterzubringen“, ist bis in die Gegenwart ein Thema geblieben. Akteure und Zeitzeugen
der damaligen Konfl ikte sind den heute in der ESG Aktiven praktisch unbekannt.
Doch auch wenn das Instrumentarium basisdemokratischer Selbstbestimmung
längst nicht mehr greift, ist das Verlangen nach Mitbestimmung ungebrochen
und als „gefühltes“ Recht im kollektiven Gedächtnis fest verankert. 3
1 Hans-Joachim RAUER: Abbrüche – Umbrüche – Aufbrüche. Erinnerungen an einen Berufsweg,
Hannover 2 2005, S. 195. – Zur Sache vgl. Michael FEIST: Die rechtliche Situation der Evangelischen
Studentengemeinden, 2 Bände, Frankfurt am Main 1982.
2 Rauer (wie Anm. 1), S. 195.
3 Die Mitwirkung von Studierenden und Hochschulangehörigen ist nach wie vor unterschiedlich
geregelt; im Bereich der hannoverschen ESGen sind es heute meist die Beiräte, über die eine
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