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Sprachrohr-September-2020

Stadtkreiszeitung Winterthur Mattenbach

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Öffentlicher Verkehr

Öffentlicher Verkehr

Stadtbus

125 Jahre Öffentlicher Verkehr in

Winterthur

Am 25. Mai 1895 wurde die TGG (Tramway-Garantie-Genossenschaft) im «Löwen» Veltheim gegründet.

Dieses Datum gilt als offizieller Startschuss des öffentlichen Verkehrs in Winterthur

und jährte sich 2020 zum 125. Mal.

1963 bei Stadtbus (ehem. Verkehrsbetriebe

Winterthur) ein. Er wurde Vorarbeiter

und dann Depotchef im

Grüzefeld, wo die Trolleybusse stationiert

waren. Nach seiner Pensionierung

2000 war er noch drei Jahre in

der Fahrdienstablösung tätig, bevor er

in den Ruhestand trat.

Was haben Sie im Stadtbus resp. in den

Winterthurer Verkehrsbetrieben

erlebt?

Aufgrund der Coronakrise hat Stadtbus

bewusst auf grössere Festivitäten verzichtet.

Als kleines «Trostpflaster», und

um der Bevölkerung eine kleine Freude

zu bereiten, fahren die Stadtbusse in

dieser Woche von Dienstag bis Freitag

beflaggt. Der öffentliche Verkehr lebt

auch von den ganz persönlichen Geschichten,

welche die Fahrgäste, aber

auch die Mitarbeitenden erlebt haben.

Entsprechend diesem Jubiläum hat

Stadtbus nun einen Wettbewerb «Meine

Geschichte» lanciert. Gesucht werden

spannende, lustige und oder

bewegende Geschichten, rund um die

persönlichen Erlebnisse mit Stadtbus

Winterthur gesucht. Gerne geben wir

Ihnen 3 Beispiele, die bereits eingereicht

wurden.

1. Beispiel: Es war Liebe auf den

Ersten Blick

Als Beispiel dienen diese Geschichten.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Als

sie von einem Bekannten erfuhr, dass

sie sich auch mit dem Fahrausweis für

Personenwagen bei Stadtbus als

Chauffeuse bewerben könne, wusste

Veronica Gaetano: Das ist mein Beruf!

Dennoch bewarb sich die damals

32-jährige Modeverkäuferin nicht sofort,

sondern zögerte einen Moment:

Wie arbeitet es sich in einem Betrieb,

in dem hauptsächlich Männer angestellt

sind? Fragte sie sich. Ihre Mutter

sprach ihr glücklicherweise Mut zu, es

doch einfach zu versuchen.

Rückblickend sei es die beste Entscheidung

gewesen, die sie habe treffen können:

Der Job macht ihr trotz

Herausforderungen auch nach drei Jahren

noch viel Freude. Veronica Gaetano

fand im Betrieb sogar den Mann fürs

Leben. Und das, obwohl – wie sie auch

im Bewerbungsgespräch ausdrücklich

betont hatte – sie wegen des Busfahrens

zu Stadtbus wollte und nicht, um

Männer kennenzulernen.

Kurz nachdem sie im Juni 2016 ihre

Ausbildung für Trolleybusse begann,

traf sie zufällig auf ihren heutigen

Ehemann – es war Liebe auf den ersten

Blick. «Wir mussten beide gleichzeitig

ins Personalbüro und kamen so

per Zufall ins Gespräch. Danach kreuzten

sich unsere Wege immer wieder:

auf der Strasse, bei meinen Übungsfahrten

oder auf dem Heimweg», erzählt

die Chauffeuse. Schon wenige

Monate nach dem Bewerbungsgespräch

musste Veronica Gaetano ihrem Vorgesetzten

also beichten, dass sie sich –

entgegen ihrem Vorsatz – nun doch

verliebt habe.

Veronica Gaetano, geboren 1984, fährt

seit Juni 2016 Trolleybus bei Stadtbus.

Zuvor arbeitete sie in verschiedenen

Bereichen, unter anderem als Abteilungsleiterin

im Verkauf.

2. Beispiel: Ungleicher Zweikampf

Seit Jahrzehnten kursieren unter den

Stadtbus-Mitarbeitenden einige abenteuerliche

Geschichten über Fahrgäste.

Die besten werden immer wieder erzählt

– so auch die Episode von der

Frau, die mit ihrem Regenschirm einen

Bus aufzuhalten versuchte. Urs Huber,

ehemaliger Direktor von Stadtbus, erzählt

den Vorfall aus den 1960er-Jahren,

wie er ihm zu Ohren kam:

Eines regnerischen Tages habe sich eine

ältere Frau auf den Weg zur Bushaltestelle

gemacht – ohne vorgängig den

Fahrplan zu konsultieren. «Als sie um

die Ecke bog, sah sie den Bus schon

dort warten. ‹Wunderbar›, hat sie sich

wohl gedacht, ‹perfekter Service!›.»

Doch genau in dem Moment habe das

Fahrzeug geblinkt und sei langsam

losgefahren. «In aller Eile steuerte die

Dame auf den Bus zu und erwischte im

letzten Moment das Heck des Wagens.»

Dort waren damals Skikörbe für den

Wintersport montiert.

«Kurz entschlossen hing die Frau also

den Griff ihres Regenschirms an den

Skikorb und wollte so den Bus zurückhalten

und zum Stillstand zwingen!

Der Bus setzte sich natürlich trotzdem

in Bewegung und mit ihm im Schlepptau

die alte Dame. Als das Fahrzeug immer

schneller wurde, liess sie – kurz

vor dem unausweichlichen Sturz –

den Regenschirm endlich los.» Dieser

habe dann noch so manche Runde mit

dem ahnungslosen Busfahrer durch die

Stadt gedreht und sei erst am nächsten

Tag als Fundgegenstand von der Besitzerin

wieder abgeholt worden.

Urs Huber, geboren 1946, wuchs in

Winterthur auf und arbeitete später als

Geschäftsführer des ÖV Olten. 1986

kehrte er nach Winterthur zurück und

war bis 2007 Direktor von Stadtbus

(ehem. Verkehrsbetriebe der Stadt

Winterthur).

3. Beispiel: Ein Bus namens

Mandarinli

Ende der 1970er-Jahre fiel ein Winterthurer

Bus aus dem Rahmen: Er war

orange! Der Grund: Gemäss dem Verband

Schweizerischer Transportunternehmungen

sollten alle

Nahverkehrsbusse orangefarben sein.

Manche Städte weigerten sich, Winterthur

wagte den Versuch. Der damalige

Depotchef im Grüzefeld, Josef Tremp,

erinnert sich, wie der Bus mit Übernamen

«Mandarinli» für Abwechslung in

der rot-silbernen Flotte der Verkehrsbetriebe

Winterthur sorgte. Doch durchsetzen

konnte er sich nicht. «Züri hatte

sein Blau, St. Gallen sein Grün und

Winterthur sein Rot – da kam kein

Orange gegen an!», erzählt er. Doch eine

Person war vom «Mandarinli» besonders

angetan. Josef Tremp erinnert sich

gut an diesen besonderen Bus-Fan: «Im

Depot tauchte regelmässig eine Primarschülerin

auf, um den orangen Bus zu

bestaunen. Anita, so hiess das Kind,

war derart fasziniert, dass sie den Verkehrsbetrieben

Winterthur einen Brief

schrieb und sich erkundigte, wann in

den Schulferien sie mit dem ‹Mandarinli›

mitfahren könne.» Der damalige

Chef der Verkehrsbetriebe Winterthur

höchstpersönlich habe sich um das Anliegen

gekümmert und dem Mädchen

geantwortet. Ein Erinnerungsstück,

das Josef Tremp noch heute besitzt:

18.1.1980

«Liebe Anita,

Wir haben Deinen Brief erhalten und danken

Dir dafür. (...) Leider können wir jetzt noch

nicht sagen, wo das Mandarinli während der

Sportferien fährt. Am besten ist es, wenn Du,

bevor Du Deine Tageskarte nützen willst, uns

einmal anläutest und Dich erkundigst, wo

der Trolleybus Nr. 121 laufe. Oder dann gibst

Du uns Deine Telefonnummer und wir werden

Dir dann sagen, wo Du das Mandarinli

findest.

Mit freundlichen Grüssen,

Verkehrsbetriebe Winterthur»

Josef Tremp, geboren 1940, trat nach einer

Lehre als Maschinenschlosser bei

Sulzer und zwei Jahren auf hoher See

Sie können bis 30. September 2020

Ihre lustigen, spannenden oder bewegende

Bus-Geschichten per Mail

an 125jahre@win.ch mit dem Betreff

«Meine Geschichte» übermitteln.

Für die besten Geschichten

werden tolle Preise verlost. Details

zum Geschichten-Wettbewerb und

zur Teilnahme finden Sie direkt

auf der Webseite unter: stadt.winterthur.ch/stadtbus/

meinegeschichte

Bilder: stadt.winterthur.ch/stadtbus/

meinegeschichte

Die wichtigsten Meilensteine der

letzten 125 Jahre waren:

• 1895 Rösslitrambetrieb durch Tram-

Omnibus-Genossenschaft bis 1897

• 1898 Strassenbahn Winterthur–Töss:

Erste Tramlinie mit Motorwagen

• 1930 Stimmvolk entscheidet sich für

Autobusbetrieb und gegen einen weiteren

Ausbau des Tramnetzes

• 1951 Letzte Tramlinie wird

aufgehoben

• 2004 Namensänderung in Stadtbus

Winterthur

• 2018 Grösster Angebotsausbau in

der Geschichte von Stadtbus

Winterthur

Weitere Informationen zur Geschichte

des öffentlichen Verkehrs in Winterthur

sind unter https://stadt.winterthur.ch/

stadtbus/125jahre zu finden.

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