Zeit(ungs) - FAHRGAST Steiermark
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und Lärm, mehr Verkehrssicherheit<br />
und Wohnqualität – Ja oder Nein?“.<br />
Die Frage war von Kritikern etwas<br />
spöttisch als „No-Na-Frage“ bezeichnet<br />
worden. Sie entstand aber letztlich<br />
beim Versuch, einfach zu zeigen, worum<br />
es bei der Förderung von ÖV, Rad-<br />
und Fußgängerverkehr im Kern geht<br />
– um mehr Lebensqualität für alle.<br />
Fahrgast schloss sich gemeinsam mit<br />
Umwelt- und Fahrradverbänden zur<br />
Plattform „fairkehr“ zusammen und<br />
machte Werbung für ein Ja bei beiden<br />
Fragen. Als am 25.6.1995 die Abstimmung<br />
stattfand, stimmten 14.430<br />
(Wirtschaftsbund-Frage) bzw. 15.930<br />
(Frage der Stadt Graz) GrazerInnen<br />
mit Ja, 12.713 bzw. 12.110 mit Nein.<br />
Die Abstimmung hatten die Befürworter<br />
der „Sanften Mobilität“ gewonnen.<br />
Da aber 187.077 Personen wahlberechtigt<br />
waren, die Wahlbeteiligung<br />
somit nur etwa 15,5 % betragen hatte,<br />
ging die Diskussion danach unvermindert<br />
weiter. Gebell erhielt sogar noch<br />
vor Vertretern der Plattform fairkehr<br />
den nächsten Gesprächstermin bei der<br />
Vizebürgermeisterin.<br />
Eineinhalb Jahre nach Einführung<br />
des Verkehrsverbundes äußerte Fahrgast<br />
Kritik an der noch immer nicht<br />
erfolgten Eingliederung der Schülerfreifahrt.<br />
Anders als heute konnten damals<br />
Schüler ihre GVB-Streckenkarte nicht<br />
zu einer für die gesamte Verbundzone<br />
101 gültigen Netzkarte aufwerten, sondern<br />
nur für das GVB-Netz aufzahlen.<br />
„Verkehrsverbund neppt die Schüler“<br />
war die Schlagzeile, die für Verstimmung<br />
mit der Verbundgesellschaft<br />
führte – heute glücklicherweise längst<br />
obsolet, zumal die geforderte Aufzahl<strong>ungs</strong>möglichkeit<br />
auf die Verbundzone<br />
101 mittlerweile realisiert ist.<br />
Rückschläge gab es im Bahnbereich:<br />
Am 15. September 1995 stellte<br />
Fahrgast in Neuberg ein Rett<strong>ungs</strong>konzept<br />
für die Neubergerbahn vor,<br />
der wieder einmal die Stilllegung<br />
drohte. Diesmal war der Kampf jedoch<br />
vergebens: Ab 30.10.1995 wurde der<br />
Stundentakt auf vier Zugpaare pro Tag<br />
ausgedünnt, die später im Schienenersatzverkehr<br />
betrieben wurden und<br />
schließlich ganz wegfielen. Auch auf<br />
anderen ÖBB-Strecken wurde das Angebot<br />
ausgedünnt: „Kahlschlag beim<br />
Zugangebot“ titelt Ausgabe 8/95. Wer<br />
daran schuld war, war Ansichtssache:<br />
Die ÖBB beriefen sich auf das (damals<br />
noch recht neue) ÖBB Gesetz, wonach<br />
sie wirtschaftlich zu agieren hätten und<br />
das Defizit abgegolten werden müsste<br />
– bei Regionalbahnen von den entsprechenden<br />
Bundesländern, die ja<br />
schließlich Mittel aus der nicht mehr<br />
zweckgewidmeten Mineralölsteuer<br />
hätten. Die Bundesländer standen aber<br />
auf dem Standpunkt, dass diese Mittel<br />
für Verbesserungen im Öffentlichen<br />
Verkehr vorgesehen seien, nicht für die<br />
Sicherung des Bestandsverkehrs. Obwohl<br />
es später zum Abschluss von Verkehrsdiensteverträgen<br />
zwischen ÖBB<br />
und den einzelnen Bundesländern<br />
kam, führte die starre Haltung aller<br />
Beteiligten zuvor österreichweit noch<br />
zu Streckenstilllegungen, die auch<br />
Fahrgast nicht verhindern konnte.<br />
1996<br />
1996 feierte Fahrgast sein 10jähriges<br />
Bestehen. In einer Sonderausgabe<br />
werden verkehrspolitische Ziele und<br />
bereits erreichte Erfolge beschrieben.<br />
Vorworte von Stadtpolitikern, ÖBB<br />
und Verbundlinie loben die Fahrgast-Arbeit.<br />
Den „kompromisslosen,<br />
ja manchmal fast gnadenlosen Einsatz<br />
für die Interessen des öffentlichen Verkehrs“<br />
hebt etwa der damalige Direktor<br />
des steirischen Verkehrsverbundes und<br />
heutige Finanzstadtrat Gerhard Rüsch<br />
hervor. Hinter den freundlichen Wor-<br />
Ausgabe 1/1996.<br />
ten steckte wohl auch eine Prise Kritik<br />
an so mancher reißerischen Wortwahl,<br />
die Fahrgast in der Vergangenheit getroffen<br />
hatte. Letztlich erkannte er damit<br />
aber auch an, dass es dabei immer<br />
nur um das Ziel eines besseren Öffentlichen<br />
Verkehrs gegangen war.<br />
Ausgabe 2/1996.<br />
1 3/ 011 25 Jahre Fahrgast<br />
Jubiläumsausgabe