Seit 2010 ÖGE-zertifiziert! - Verband der Ernährungswissenschafter ...
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themenschwerpunkt<br />
Mag. Martin Schlatzer<br />
martin .schlatzer@boku .ac .at<br />
Unser Ernährungssystem hat multiple Auswirkungen auf das<br />
Klima und somit auch auf unsere Umwelt. Die Folgen des Ernährungssektors,<br />
in dem die Produktion tierischer Lebensmittel<br />
als beson<strong>der</strong>s signifikant gesehen wird, reichen vom Ausstoß<br />
klimarelevanter Treibhausgase und Schadstoffeinträgen in die<br />
Umwelt über die Minimierung des Ressourcenbestandes bis hin<br />
zu Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft und den Gesundheitsstatus<br />
des einzelnen Menschen.<br />
Einleitung<br />
Unsere menschlichen Aktivitäten tragen zu einer Vielzahl <strong>der</strong><br />
heutigen Umweltprobleme bei . Der Klimawandel stellt hierbei<br />
eine <strong>der</strong> größten Herausfor<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Geschichte des<br />
Menschen dar . Wenn wir unseren kommenden Generationen<br />
eine einigermaßen akzeptable Lebensgrundlage bieten wollen,<br />
liegt es in unserer Verantwortung, das viel proklamierte<br />
2-Grad-Ziel des Weltklimarates (IPCC) bis Ende dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
zu erreichen . Falls wir nicht bereits in den nächsten 10<br />
bis 15 Jahren deutliche Reduzierungen bei den Treibhausgasemissionen<br />
auf sämtlichen Sektoren wie Industrie und Energie<br />
erreichen, werden sich die Konsequenzen des Nicht-Handelns<br />
noch stärker bemerkbar machen . Schon jetzt werden die Konsequenzen<br />
des zusätzlichen Anstiegs <strong>der</strong> mittleren globalen<br />
Temperatur um 0,8 °C, die <strong>der</strong> Mensch vor allem seit <strong>der</strong> Industrialisierung<br />
in den letzten 100 Jahren verursacht hat, spürbar:<br />
die Zunahme von Extremereignissen wie Hitzeperioden, ein<br />
markanter Anstieg des Meeresspiegels und eine Verschiebung<br />
<strong>der</strong> Vegetationsperiode .<br />
Es gilt nun, zu erkennen, dass auch <strong>der</strong> Ernährungssektor einen<br />
großen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann (und muss) .<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Ernährung für den Klimaschutz<br />
Eine Studie im Auftrag <strong>der</strong> Europäischen Kommission über den<br />
Konsum in den EU-25 Län<strong>der</strong>n und dessen assoziierten Umweltfolgen<br />
ergab, dass knapp ein Drittel <strong>der</strong> entstehenden Treibhausgase<br />
durch Lebensmittel verursacht wird (1) . Das meiste<br />
<strong>der</strong> emittierten Treibhausgase am Ernährungssektor geht dabei<br />
auf das Konto von tierischen Produkten . So konstatierte<br />
die FAO, die Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation <strong>der</strong><br />
Vereinten Nationen, in ihrer äußerst umfangreichen Studie zu<br />
Eine nachhaltige Ernährung<br />
für den Klimaschutz<br />
den Umweltfolgen <strong>der</strong> Tierhaltung, dass 18 % aller globalen,<br />
anthropogenen Treibhausgase auf die Produktion von Fleisch-,<br />
Milchprodukten und Eiern zurückgehen (2) . Das übertrifft den<br />
viel zitierten Verkehrssektor, inklusive Flugverkehr, mit einem Anteil<br />
von 13,5 % deutlich .<br />
Die drei wesentlichsten Treibhausgase (CO2, Methan und<br />
Lachgas) in <strong>der</strong> gesamten Produktkette von tierischen Lebensmitteln,<br />
vom Acker bis zum Teller, gehen vor allem auf die Entwaldung<br />
und Wüstenbildung aufgrund <strong>der</strong> Weide- und Futtermittelflächen,<br />
die Methanproduktion <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>käuer sowie<br />
die Herstellung von Stickstoffdünger für die Futtermittelproduktion<br />
zurück .<br />
CO2-Bilanz verschiedener Lebensmittel und Ernährungsweisen<br />
Tierische Produkte haben im Schnitt eine ca . zehn Mal schlechtere<br />
Treibhausgasbilanz im Gegensatz zu pflanzlichen (siehe<br />
Tab . 1) . Rindfleisch weist den größten Klimaimpact von allen<br />
Fleischsorten auf (3) . Jedoch können die Klimawirkungen <strong>der</strong><br />
Rindfleischproduktion deutlich reduziert werden, wenn kein<br />
Kraftfutter zugefüttert wird und Weiden nicht zusätzlich gedüngt<br />
werden .<br />
Im Gegensatz zu Rin<strong>der</strong>n werden Schweine und Hühner fast<br />
ausschließlich mit eigens angebauten Kraftfuttermitteln gemästet<br />
. Hierfür werden pro Jahr ca . 600 .000 t Soja, vorwiegend<br />
gentechnisch verän<strong>der</strong>t, aus Brasilien, Argentinien und den<br />
USA importiert . So ist auch <strong>der</strong> Sojaanbau mit <strong>der</strong> Regenwaldabholzung<br />
im Amazonas assoziiert, was für die indigene Bevölkerungen,<br />
das Klima und die Biodiversität fatale Folgen hat .<br />
Bei den Milchprodukten haben rohe und wenig verarbeitete<br />
Produkte wie Joghurt und Milch eine bessere Treibhausgasbilanz<br />
als verarbeitete . Für die Herstellung von 1 kg Käse werden<br />
ca . 8 bis 10 l Milch benötigt, wodurch sich <strong>der</strong> Klimaimpact<br />
wesentlich erhöht . In Deutschland rangieren Milchprodukte<br />
bei den Klimawirkungen aufgrund ihrer hohen Verzehrsmenge<br />
an erster Stelle und liegen damit gesamtheitlich gesehen sogar<br />
vorFleischprodukten .<br />
Aus den Studien, die die Klimawirkungen unterschiedlicher<br />
Ernährungsweisen untersucht haben, geht deutlich hervor,<br />
dass eine markante Reduzierung des Fleischkonsums einen<br />
großen Einfluss auf die individuelle Treibhausgasbilanz haben<br />
kann . Die Studie von Hoffmann (2002) zeigt, dass eine<br />
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