Leben lernen mit Corona Update | Die Pandemie hält uns in Atem. Reisebeschränkungen, Maskenpflicht und andere Regelungen werden wild diskutiert, der Blick in die Infektionsstatistik gehört bereits zum Alltag – wie in Zukunft auch das Virus, sagen Experten. 6 paracelsus today 2 | 20
D ie psychischen, ökonomischen und politischen Folgen der Krise werden immer deutlicher spürbar. Die Erforschung der medizinischen Nebenund Nachwirkungen von SARS-CoV-2, besser bekannt als „Coronavirus“, beginnt gerade. Der Countdown zu einem wirksamen Impfstoff oder Medikament läuft. Dennoch zeigt sich, dass wir wohl weiterhin mit COVID-19 leben werden, besser: leben lernen müssen. Eine Expertin und zwei Experten der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität (PMU), die in ihrem Fachgebiet auch unmittelbar mit den Folgen von Covid-19 befasst sind, standen in einem Round Table Rede und Antwort. Autorin: Ilse Spadlinek Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni/wildbild; iStock Dreifach-Expertise. Der Einladung an den Runden Tisch gefolgt waren Maria Flamm, Vorständin des Instituts für Allgemein-, Präventiv- und Familienmedizin und Leiterin des Zentrums für Public Health und Versorgungsforschung der PMU, und Leonhard Thun-Hohenstein, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Christian-Doppler-Klinik. Auch Josef Niebauer, Leiter des Universitätsinstituts für präventive und rehabilitative Sportmedizin am Uniklinikum Salzburg, des Instituts für Sportmedizin des Landes Salzburg sowie des neuen Ludwig Boltzmann-Instituts für digitale Gesundheit und Prävention, hatte sich als Gesprächspartner eingefunden. An den Beginn sei ein Satz von Leonhard Thun-Hohenstein gestellt: „Es ist enorm wichtig, vor Corona nicht zu kapitulieren. Wir alle kennen mittlerweile die vernünftigen Vorsichtsmaßnahmen und müssen unser Leben entsprechend ein- Flamm: In unseren Breitengraden standen bislang eher chronische Erkrankungen im Fokus, aber Infektionskrankheiten waren immer schon ein Thema im Public Health-Bereich. Das vollkommen neue Virus hat darüber hinaus eine Vielzahl von Fragen aufgeworfen, und weltweit ist die Forschung gerade erst dabei, Antworten zu finden. Aktuell beschäftigen wir uns im Zentrum mit zwei Projekten: Wir haben über viele Wochen eine Erhebung zum Thema „Corona in der hausärztlichen Primärversorgung“ durchgeführt, die wir jetzt auswerten und analysieren. Es geht um die Erfahrungen der Ärztinnen und Ärzte in ihren Ordinationen, und was wir daraus lernen können. Die allgemeinmedizinische Grundversorgung wird als erste Anlaufstelle verstärkt eingebunden sein müssen, denn im Herbst werden – abgesehen von allen anderen Krankheiten – bei der Diagnostik die ganz „normalen“ Erkältungskrankheiten und auch Influenza eine > richten, ohne alles aufzugeben und zuzusperren!“ Der Klinikvorstand gehört zum Beraterstab der Task Force im Gesundheitsministerium, wo er den „psychischen Part“ vertritt. Er zeigt sich vom kollegialen und sachlichen Umgangston bei den Diskussionen dort sehr angetan, betont aber, dass „wir nicht entscheiden; wir versuchen nur, die Fragen des Ministers so gut und effizient wie möglich zu beantworten“. Die Entscheidung für konkrete Maßnahmen liege immer bei der Politik <strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>: Welchen Stellenwert hatten eigentlich „Infektionskrankheiten“ im großen Bereich von Public Health bislang? paracelsus today 2 | 20 7