FINDORFF Magazin | September - Oktober 2020
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„Familie & Co“<br />
Illustratorin Charlene Alcantara und Autorin Nina Pfeiffer (rechts) bei der Arbeit für das Buch „Tessa, die tapfere Schnecke“, welches im <strong>September</strong> erscheint und<br />
Kinder mit einem psychisch erkrankten Elternteil unterstützen soll (Foto: José Alcantara)<br />
wickeln – aber gleichzeitig sehr kompetente Ratgeber für ähnliche Themen<br />
bei einer anderen Familie sein können. Die Familien profitieren dadurch<br />
voneinander, werden füreinander hilfreich, oft entstehen<br />
Freundschaften hieraus. Ein anderer Bereich ist die Theaterarbeit und das<br />
Spiel der Kinder. Sie bekommen einen sicheren Raum, um ihre Geschichten<br />
und meist kleine Filme entstehen zu lassen, die die Familien<br />
zusammen anschauen und reflektieren. Das hat eine ganze Menge Effekte.<br />
Neben dem oft wachsenden Verständnis füreinander finden die Kinder<br />
so eine eigene Stimme und entwickeln mehr Selbstwertgefühl.<br />
Was trägt Ihr Buch „Tessa, die tapfere Schnecke“, Frau Pfeiffer,<br />
welches von Frau Alcantara illustriert wurde, dazu bei, Kindern in<br />
dieser besonderen Situation Hilfestellung zu bieten?<br />
Mit Hilfe dieses Buches wollen wir den Ausstieg aus der Sprachlosigkeit<br />
in betroffenen Familien unterstützen, sowie auf das Leiden der Kinder<br />
aufmerksam machen. Es eignet sich zum Gesprächseinstieg, für Familien,<br />
Kinder und Jugendliche, zum Vorlesen, für Angehörige und Fachleute,<br />
für Projekte mit Gruppen, für Schulen und Kindergärten und für den Familienservice,<br />
das Jugendamt und Beratungsstellen. Es erscheint jetzt im<br />
<strong>September</strong> in der Edition Falkenberg und enthält viele farbige, ansprechende<br />
und kindgerechte Illustrationen.<br />
Der Verein hat den Niedersächsischen Gesundheitspreis 2016 gewonnen,<br />
worauf Sie sicher stolz sind. Was bedeutet diese Auszeichnung<br />
für Kidstime?<br />
Der Preis ist eine schöne Anerkennung und hat dem Projekt sicherlich<br />
geholfen. Am bedeutsamsten war dabei für mich, dass viele Familien mit<br />
zu der Preisverleihung gekommen sind und wir sozusagen den Preis gemeinsam<br />
von der Gesundheitsministerin überreicht bekommen haben.<br />
Das ist für mich ein schönes Bild dafür, wie Familien mit psychischer Erkrankung<br />
aus der Tabuzone und Isolation herauskommen und dabei ihren<br />
eigenen Applaus abholen. Die Kidstime-Mitarbeiter sorgen für die Struktur<br />
des Angebotes und bieten einen hoffentlich guten Rahmen mit vielen<br />
Anregungen. Aber es sind die Familien, und immer wieder insbesondere<br />
die Kinder, die Kidstime zu dem machen was es ist. Es ist insofern vor<br />
allem ihr Preis.<br />
Was können Außenstehende tun, um Betroffenen – Kindern, Erwachsenen<br />
und Familien – in aktiver und passiver Form zu helfen?<br />
Hilfreich ist das Signal, ansprechbar und erreichbar zu sein. Auch nachfragen<br />
hilft, so lange es nicht intrusiv oder grenzüberschreitend ist – Hilfen<br />
also nicht aufdrängen und Grenzen akzeptieren. Es ist auch sinnvoll,<br />
psychische Erkrankung ähnlich sachlich und selbstverständlich zu sehen<br />
wie körperliche Erkrankungen. Psychische Erkrankungen sind behandelbar,<br />
sie können jeden treffen und sie sind eben genau das – eine Erkrankung.<br />
Das heißt auch, dass niemand schuld daran ist und dass das Wissen<br />
um passende Behandlungen stetig zunimmt. Schon das kann eine wichtige<br />
und entlastende Information sein. Was nicht hilft sind Bagatellisierungen,<br />
Vorwürfe und vor allem das Schweigen. Außenstehende sollten<br />
Gespräche anbieten, aber nicht aufdrängen. Und dann ist es gut, weiterführende<br />
Hilfen in der Nähe zu kennen und Kontakte herzustellen. Auch<br />
dazu möchte Kidstime einen Beitrag leisten.<br />
www.kidstime-netzwerk.de<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>September</strong> - <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong>