Juni-Juli 2008 - Lutherisch in Nordhorn
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Häusliche Gewalt<br />
Luise van Wieren, Psycholog<strong>in</strong><br />
„Das genau bedeutet lernen.<br />
Man versteht etwas, das man<br />
se<strong>in</strong> ganzes Leben begriffen hat,<br />
plötzlich auf neue Weise.“<br />
Doris Less<strong>in</strong>g<br />
Als häusliche Gewalt bezeichnet man Gewalttaten<br />
zwischen Menschen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Haushalt zusammen<br />
leben. Darunter fällt nicht nur Gewalt <strong>in</strong><br />
Paarbeziehungen, sondern auch Gewalt gegenüber<br />
K<strong>in</strong>dern, Gewalt von K<strong>in</strong>dern an die Eltern,<br />
Gewalt gegen im Haushalt lebende ältere<br />
Menschen und natürlich Gewalt gegenüber<br />
Tieren.<br />
Bevor man darüber nachdenkt, wie es zu Gewalttaten<br />
kommt, klären wir hier die Frage,<br />
was Gewalt be<strong>in</strong>haltet.<br />
Häusliche Gewalt ist vielseitig und multikausal.<br />
Besonders dann, wenn es um die Interaktion<br />
zwischen e<strong>in</strong>er starken und e<strong>in</strong>er schwachen<br />
Person geht. Wo Geborgenheit se<strong>in</strong> sollte,<br />
erlebt sie Gewalt und Bedrohung. Gewalt<br />
ist nicht nur die Grauentat, die jüngst <strong>in</strong> den<br />
Medien verfolgt wird. Gewalt hat viele Gesichter.<br />
Es ist zu unterscheiden zwischen Tätern,<br />
die psychisch „zertrampeln“ und solchen,<br />
die zudem die Zähne e<strong>in</strong>schlagen oder<br />
schnell e<strong>in</strong> paar Rippen brechen, das Nasenbe<strong>in</strong><br />
usw.<br />
Doch täuschen Sie sich nicht: schnell wird die<br />
stetige verbale Demütigung mit e<strong>in</strong>er deftigen<br />
Ohrfeige unterstrichen!<br />
Hier verwischt sich die Grenze, s<strong>in</strong>d wir angelangt<br />
bei „dem kle<strong>in</strong>en Unterschied“, der e<strong>in</strong>e enorm<br />
große Rolle spielt.<br />
„Me<strong>in</strong> Mann schlägt mich nicht“, sagt die e<strong>in</strong>e, „er<br />
Gewalt hat<br />
viele Gesichter:<br />
Häusliche<br />
Gewalt<br />
ist nur nie freundlich zu mir!“<br />
GEWALT<br />
„Me<strong>in</strong> Mann prügelt mich nicht“, def<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>e<br />
andere den Grad se<strong>in</strong>er Gewalt. „Er gibt mir nur<br />
ab und an e<strong>in</strong>e Ohrfeige!“<br />
„Was“, grübelt sie, „mache ich falsch, dass er so<br />
wütend auf mich wird, und wie von S<strong>in</strong>nen auf<br />
mich e<strong>in</strong>drischt?“<br />
Gewiss geht es derjenigen, die von ihrem Mann<br />
„lediglich“ als „Dreckstück“ bezeichnet und auch<br />
so behandelt wird, objektiv besser, als der Frau,<br />
die neben verbalen Verletzungen auch noch brutal<br />
geschlagen wird.<br />
Nur: Wenn wir uns auf e<strong>in</strong>e Bewertung angewendeter<br />
Gewalt e<strong>in</strong>lassen, haben wir ganz schnell die<br />
Gewalttaten <strong>in</strong> „zulässig“, „gerade noch zulässig“<br />
bis „unzulässig“ e<strong>in</strong>zuteilen.<br />
Ob es sich nun um psychische Gewalt und Zerstörung<br />
des Selbstwertgefühls geht, oder um psychische<br />
Misshandlung, um wirtschaftlich ökonomische<br />
Gewalt durch Entziehung von Geld, oder sexuelle<br />
Übergriffe bis h<strong>in</strong> zum sexuellen Missbrauch<br />
– auch emotionale Gewalt zerstört.<br />
Gewalt ist niemals zulässig. Niemals notwendig!<br />
Das kle<strong>in</strong>ere Übel ist immer noch e<strong>in</strong> Übel. Zumal<br />
es niemals kle<strong>in</strong> bleibt.<br />
Somit ist falsch, dass bei Gewalt die Umstände<br />
entscheiden.<br />
Wir entscheiden!<br />
Gewalt hat viele Gesichter:<br />
Sexuelle Nötigung<br />
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