Juni-Juli 2008 - Lutherisch in Nordhorn

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

8 GEWALT Streitschlichtung in der Schule Marianne Spethmann, Fach- und Beratungslehrerin Julia und Marie würdigen sich keines Blickes mehr. Im Gegenteil, Julia zieht, wann immer es geht, über Marie her. Diese weiß nicht, mit wem sie überhaupt noch sprechen kann, steht traurig und allein in den Pausen auf dem Schulhof. Jan und Paul wählen einen anderen Weg. Sie beschimpfen sich mehr oder weniger laut und gehen häufig aufeinander los. Schubsen und Rempeln und manchmal auch handgreiflichere Auseinandersetzungen sind die Folge. Die Mitschüler stehen drum herum und feuern die beiden auch noch an. Zwei Mitschüler finden, dass es eigentlich genug ist und wenden sich genau wie Marie in der zweiten großen Pause an die Streitschlichter, die heute wieder vor der kleinen Turnhalle mit ihren Buttons stehen. So oder so ähnlich könnte es auf dem Schulhof des Gymnasiums Nordhorn aussehen ... Im Sommer 2005 bot unsere Schule, das Gymnasium Nordhorn, Schülern die Teilnahme an zwei Seminartagen zum Thema „Streitschlichtung/Mediation unter Schülern“ an. 60 Schüler nahmen damals teil und spornten auch uns Lehrer an, unsere Kompetenzen auf diesem Gebiet zu erweitern. Eine kleine Gruppe von Lehrern fand sich zusammen und erlernte die Grundlagen der schulischen Streitschlichtung. So konnten wir im November 2005 beginnen, drei Schülergruppen für unsere Streitschlichter-AG zu gewinnen und diese auszubilden. Gleichzeitig entwickelten wir ein erstes Konzept für Mediation, also Streitschlichtung, an unserer Schule. Uns war klar, dass es nicht reicht, entstandenen Streit zu schlichten, sondern, dass es auch im Vorfeld wichtig ist, Schüler zu befähigen, selbstständig mit Streit umzugehen. In Zusammenarbeit mit den Klassenlehrern hat unser Lehrerteam überlegt, zunächst in den Klassen 5 und 6 sogenannte Sozialtrainingstage durchzuführen. Seit zwei Jahren finden diese Trainingstage nun statt und auch die Streitschlichterausbildung hat sich inzwischen so weit entwickelt, dass wir seit Sommer 2006 die Streitschlichtung von Schülern für Schüler anbieten können. Die ausgebildeten Streitschlichter werden dabei von den Lehrern weiter betreut, um auch den Umgang mit schwierigen Situationen auszuhalten und möglichst eigenständig lösen zu können. Falls den Schülern das zu klärende Problem eine „Nummer zu groß“ erscheint, können sie dieses an die Lehrer, v. a. an die Streitschlichterbetreuer und Beratungslehrer weitergeben. Wie läuft das alles nun konkret ab? Damit alle Schüler von der Möglichkeit der Streitschlichtung von Schülern für Schüler erfahren, ist es natürlich nötig, entsprechend über diese Möglichkeit zu informieren. Die Streitschlichter sind regelmäßig in einer Pause an einem bestimmten Ort auf dem Schulhof von jedem Hilfesuchenden ansprechbar. Damit sie erkennbar sind, tragen sie einen blauen Button, z. B. so einen, wie er hier abgebildet ist (in blau natürlich …). Das Gespräch soll aber einen vertraulicheren Rahmen bekommen als den Schulhof. So werden Verabredungen für eine bestimmte Zeit in einem entsprechenden Raum getroffen, wo sich die Streitenden und die Streitschlichter in aller Ruhe treffen. Die Letzteren sorgen dafür, dass möglichst niemand hinterher als „Verlierer“ aus dem Raum geht, sondern eine Lösung von den Streitenden selbst gefunden wird, mit der beide Parteien einverstanden sind. Diese soll möglichst schriftlich festgehalten und ihre Einhaltung nach einem bestimmten Zeitraum auch überprüft werden, d. h. man verabredet noch einen weiteren Termin, um sich über den Verlauf der Vereinbarung auszutauschen. Die Streitschlichter werden natürlich nicht jede Pause angesprochen, aber ihr Angebot wird wahrgenommen und so das Miteinander der Schüler gestärkt und hoffentlich der Gewalt in der Schule ein wenig entgegengewirkt. Gewalt hat viele Gesichter: An den Haaren ziehen
Stress, Konflikte und Mobbing in sozialen Unternehmen Mechthild Iburg, Psychologin Das Wort „Mobbing“ ist mir zum ersten Mal in meinem Psychologiestudium begegnet. Ich habe meine Diplomarbeit zu diesem Thema geschrieben, eine Fragebogenuntersuchung dazu gemacht. 180 Fragebögen kamen zurück, ich hatte sie an Mitarbeiter in sozialen Unternehmen verteilt und bekam Rückmeldungen, die mich sehr bewegt haben. 40 der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten schon Mobbing erlebt, 20 davon in einer aktuellen Stelle – was auch an objektiven Kriterien zu erkennen war. Was ist eigentlich Mobbing? Heinz Leymann hat 1990 seine erste Studie zu dem Thema vorgestellt. Seine Definition: „Unter Mobbing versteht man negative, kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft (im Durchschnitt einmal pro Woche) und über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen“. Welche Mobbinghandlungen treten auf? Es gibt Handlungen, die sich direkt auf den Bereich der Arbeit beziehen, wie z. B. ständige Kritik, keine Weitergabe von Informationen, unberechtigte Anschuldigungen. Andere Mobbinghandlungen beziehen sich auf das Ansehen der Person, wie z. B. das Verbreiten von Gerüchten, jemanden als psychisch krank darzustellen oder als unfähig. Andere Handlungen gehen so weit, dass man in die Privatsphäre des betroffenen Menschen eindringt, ihn bedroht oder Telefonterror betreibt. Mobber können sehr kreativ in ihren Handlungen sein, in jedem Fall schaden sie der Zielperson damit sehr. Was sind Folgen von Mobbing? Die Folgen findet man bei den Betroffenen zum einen im gesundheitlichen Bereich. Es wird von Magen-Darmbeschwerden, Herz-Kreislaufproblemen und ständigen Kopfschmerzen berichtet – Gewalt hat viele Gesichter: Mobbing GEWALT zum anderen sind psychische Probleme die Folge. Wichtig ist hier zu sagen, dass Menschen nicht vorher schon psychisch krank waren, sondern diese Störung eine Konsequenz des Mobbingprozesses sein kann. Menschen, die Mobbing erlebt haben, leiden in vielen Fällen an posttraumatischen Belastungsstörungen – das findet man sonst nur bei Menschen, die schwere traumatische Erfahrungen, wie Katastrophen, erlebt haben. Man kann sich kaum vorstellen, wie es in einem Menschen aussieht, der ständig solchen negativen Handlungen ausgesetzt ist und von anderen ständig ausgegrenzt wird. Was sind die Ursachen von Mobbing? Es gibt sicher viele unterschiedliche Gründe für Mobbing. In meiner Untersuchung wurden folgende Gründe genannt (Rangfolge): 1. "... weil sie mich aus dem Betrieb herausdrängen wollten." 2. "... weil das Betriebsklima insgesamt schlecht ist." 3. "... wegen eines nicht ausgetragenen Konfliktes." 4. "... weil insgesamt sehr viel Stress herrscht." 5. "... weil eine ganz bestimmte (feindselige) Person dabei ist." 5. "... aus Neid." 7. "... weil sie mich nicht mögen." Dies sind auch die Gründe, die in vielen anderen Studien als erstes genannt werden. Wertschätzung dagegen scheint einer der wichtigsten vorbeugenden Faktoren zu sein. Was kann man gegen Mobbing tun? Man sollte sich sofort gegen negative Handlungen wehren und dabei freundlich aber fest bleiben. Wenn die Handlungen nicht aufhören, ist es gut, schriftlich darum zu bitten, dass die Handlungen aufhören. Hilft das nicht, sollte der Vorgesetzte, der Betriebsrat oder die Mitarbeitervertretung eingeschaltet werden. Es ist wichtig, die Situation genau zu beschreiben und dazu kann ein Mobbing- Tagebuch hilfreich sein, auch um im Ernstfall Fakten vorlegen zu können. Gut ist es, wenn man Beweise oder Zeugen für die Handlungen hat. Mobbing ist eine strafbare Handlung. Wenn Grenzen überschritten werden und man im Betrieb keine Hilfe bekommt, kann es sinnvoll sein, Strafanzeige zu erstatten. Wenn man nicht weiter weiß, sollte man sich an eine Beratungsstelle und/oder einen Anwalt wenden. 9
Seite 1 und 2: Aus dem Inhalt: Marc Blessing Gewal
Seite 3 und 4: Zum Schwerpunktthema dieser Brücke
Seite 5 und 6: Häusliche Gewalt Luise van Wieren,
Seite 7: gen. Allerdings wird er es, wie ich
Seite 11 und 12: AUS DEN GEMEINDEN - CHRISTUSKIRCHE
Seite 13 und 14: AUS DEN GEMEINDEN - CHRISTUSKIRCHE
Seite 15 und 16: 20 Jahre Partnerschaft mit Tansania
Seite 17 und 18: Jochen-Klepper-Haus Jugendgruppe (1
Seite 19 und 20: Einjährige Konfirmandenarbeit Die
Seite 21 und 22: VERANSTALTUNGEN Zeltlager in den So
Seite 23 und 24: Aus Gründen des Datenschutzes kön
Seite 25 und 26: GOTTESDIENSTE Kreuzkirche Michaelis
Seite 27 und 28: Konfirmation am 20. März 2008 in K

Juni-Juli 2008 - Lutherisch in Nordhorn

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?