22.12.2012 Aufrufe

2000-5

2000-5

2000-5

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1 30<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong>


»Gelegentliche Detonationen der Frauenstimmen<br />

sollten in den Griff zu bekommen<br />

sein.« (12/1983)<br />

»Das 21. Chorleiterseminar läuft seit<br />

August 1983 in Eisenberg. Von ursprünglich<br />

fast 40 Interessenten sind zur Zeit<br />

knapp 30 Damen und Herren dabei. So<br />

versuchen wir, den Chorleitermangel in<br />

der Nordpfalz zu beheben.« (2/1984)<br />

»Dabei werden ausschließlich lebende<br />

und bereits verstorbene pfälzische Komponisten<br />

in einem Kreisliederheft vorgestellt.<br />

Die noch lebenden Komponisten<br />

werden in beiden Konzerten anwesend<br />

sein.« (1/1985)<br />

»Die feinfühlig-musikalische Ausstrahlung,<br />

aber auch das enorme Volumen beider<br />

Solisten begeisterte die Zuhörer.«<br />

(2/1985)<br />

»Die einzige Dame, die ihr Jubiläum für<br />

20 Jahre hatte, war N.N.« (3/1985)<br />

»Bekannte Volkslieder und beliebte<br />

Melodien hatten auch die Chöre ausgesucht,<br />

so dass sich das Publikum ausgezeichnet<br />

unterhalten konnte.« (4/1985)<br />

»Die dann folgenden Gesangsdarbietungen<br />

waren zur Freude der Zeltbesatzung<br />

eine Demonstration wahren Chorgesangs<br />

im Volkston.« (4/1985)<br />

»Er ... würdigte die große kulturelle Tätigkeit<br />

des Vereins, der hart an der Grenze<br />

deutsches Kulturgut hege und pflege.«<br />

(5/1985)<br />

»Mit der Überreichung von Urkunde<br />

und Ehrennadel wurde einem Mann Dank<br />

und Anerkennung zuteil, der weit über die<br />

Sängerkreisgrenzen geht.« (6/1985)<br />

»Die Sängerinnen und Sänger begeisterten<br />

mit hochvirtuoser Sprachbehandlung<br />

und differenzierter Textausdehnung.«<br />

(6/1985)<br />

»Wegen einer leichten Indisposition<br />

konnte auch die Sängerin N.N. für einen<br />

Liedvortrag gewonnen werden.« (1/1986)<br />

»Dem Kassenbericht wurde eine ordnungsgemäße<br />

Führung bescheinigt.«<br />

(3/1986)<br />

. . darunter der Präsident des PSB,<br />

Hartmut Doppler mit Gattin, ...« (3/1986)<br />

»Die Vorsitzende betonte, das Konzert<br />

sei ein Jubiläumskonzert, weil es im 105.<br />

Jahr des Bestehens gefeiert werde.«<br />

(6/1986)<br />

»Die Besucher spendeten >ständig<br />

OvationenFroschquartett< aus Queichheim<br />

brachte zum Teil ernste, exakt vorgetragene<br />

Werke sowie als Gegensatz lustige<br />

und frische Chöre.« (1/1989)<br />

»Während des Konzerts wurde kein<br />

Ausschank vorgenommen, was sich sehr<br />

vorteilhaft auf das Gesamtniveau auswirkte.«<br />

(1/1989)<br />

»Deutlich waren den wundervollen Darbietungen<br />

die Anstrengungen der letzten<br />

Wochen anzuhören.« (2/1989)<br />

»Die zweite Vorsitzende Ursula Spangenberg<br />

gratulierte mit launischen Worten.«<br />

(3/1989)<br />

»Dass eine solche Veranstaltung zum<br />

ersten Mal in der 75jährigen Vereinsgeschichte<br />

stattfand, spricht für den Einfallsreichtum<br />

der Vereinsführung.« (2/1989)<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong> 1 31


»Ute Klein, Klarinette, tat sich in stechender<br />

Form hervor. Es war eine große<br />

Freude, dies mitzuerleben.« (5/1989)<br />

»Hier ging es zunächst >ins Heu< von<br />

Klaus Ochs.« (1/1990)<br />

»Neben dem vollen Chor war auch die<br />

Gruppe der >Schoppeschlicker< zu hören.«<br />

(4/1990)<br />

»Doch auch die Aktiven eines Gesangvereins<br />

müssen einmal ausspannen. So<br />

wurde eine Konzertreise nach Engelberg<br />

in der Schweiz unternommen.« (2/1991)<br />

»Gleichzeitig mit seinem Geburtstag<br />

feierte er sein 50jähriges Chorleiterjubiläum,<br />

das er als 14jähriger in seiner<br />

Schule in Speyer begann.« (2/1991)<br />

»Die Mezzosopranistin erfreute die Zuhörer<br />

mit >Höre, o Gott, mein SchreienFahr wohl,<br />

du Lenzesmorgen, du schöner MaientraumDer Mensch lebt nur eine<br />

kurze Zeit< und die >Ambosspolka< sorgten<br />

für eine hervorragende Stimmung.«<br />

(1/1999)<br />

»Die eigentliche Gründung geht auf das<br />

Jahr 1910 zurück und fand damals am<br />

28. August 1919 ... statt. Aus diesem Anlass<br />

soll auf den Tag genau, am 30. Oktober<br />

1999, ein Festakt ... stattfinden.«<br />

(2/1999)


Ein Gesangsquartett verunglückt auf einer<br />

Tournee und die vier kommen nun am<br />

Himmelstor an. Petrus ist über die Sänger<br />

ganz erfreut und erklärt ihnen die Hausordnung:<br />

»Musiziert, solange ihr wollt,<br />

gebt viele Konzerte und bewegt euch völl<br />

ig frei, aber tretet nie auf eine kleine weiße<br />

Wolke.« Die vier holen ihre Noten her<br />

und fangen an zu singen. Sie liefern<br />

himmlische Konzerte ab, bis eines Tages<br />

der z. Bass mit einer ganz hässlichen<br />

Frau an seiner Seite zur Probe kommt.<br />

»Mensch, was machst du denn«, meckern<br />

die anderen, »wie kommst du denn<br />

zu der, die verdirbt doch alles. Sind wir<br />

etwa nicht im Himmel?« Der Getadelte<br />

entgegnet kleinlaut: »Naja, mein Geschmack<br />

ist sie ja auch nicht, aber was<br />

soll ich machen, ich bin halt auf ein weißes<br />

Wölkchen getreten.« Die anderen<br />

drei schwanken zwischen Bedauern und<br />

Wut, aber schließlich geht es weiter. Im<br />

Laufe der Zeit ergeht es allerdings dem 2.<br />

Tenor und dem 1. Bass ebenso: die eine<br />

ist herrisch und rechthaberisch, die andere<br />

dick und strohdumm. Nachdem sie<br />

sich in ihr Schicksal gefügt haben, betritt<br />

in der vierten Woche der 1. Tenor den<br />

Proberaum - eine bildschöne junge Frau<br />

im Arm. Die anderen drei sind nur noch<br />

am Staunen: »Meine Güte, wie kommst<br />

denn du zu so einer Puppe, ausgerechnet<br />

du?« - »Tja, sie ist auf eine kleine weiße<br />

Wolke getreten ...«<br />

Treffen sich zwei Tenöre an der Bar.<br />

Sagt der eine mit gestütztem Ton: »Ich<br />

habe gerade meine Stimme versichern<br />

lassen!« - »Ach, und was machst du mit<br />

dem vielen Geld?«<br />

Sangesstudent zum Professor: »Nun,<br />

wie fanden Sie meine Kostprobe?« -<br />

»Sagen wir mal so: Mir fehlte in den tiefen<br />

Tönen die Klarheit, die ich in den hohen<br />

so schmerzlich vermisste!«<br />

Unmittelbar vor einem anstehenden<br />

Jahreskonzert hatte die Vorstandschaft<br />

eines Gesangvereins beschlossen, diesmal<br />

statt hektographierter Zettel das Konzertprogramm<br />

drucken zu lassen. Da die<br />

Zeit eilte, gab der Chorleiter der Druckerei<br />

die Vortragsfolge telefonisch durch, so<br />

u.a. den Chorsatz »Und ist der Mai erschienen«.<br />

Man staunte nicht schlecht,<br />

als man das gedruckte Programm erhielt.<br />

Dort hieß es nämlich: »Und isst der Maier<br />

Schienen«.<br />

Und dann war da noch der Arzt, der zu<br />

seinem Patienten gesagt hat: »Wein und<br />

Weiber müssen Sie in Zukunft lassen.<br />

Aber singen dürfen Sie, soviel Sie wol-<br />

len.-Ein Sänger ist verstorben. Der Vereinsvorsitzende<br />

bestellte einen Kranz und<br />

bat, den Text »Ruhe sanft!« auf beiden<br />

Seiten der Kranzschleife zu drucken. Die<br />

Trauergäste waren sehr verwundert, als<br />

der Vorsitzende bei der Beerdigung einen<br />

Kranz vorantrug, auf dessen Schleife zu<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

lesen war: »Ruhe sanft auf beiden Seiten!«<br />

»Hannes, geh'n ihr am Samstag aa zu<br />

> Figaros Hochzeit


Nacht< singen würde. Vielleicht geht dadurch<br />

mehr Geld für >Adveniat< ein, wenn<br />

manchen ihr Herzenswunsch erfüllt<br />

wird.« Als man dem Dirigenten den Artikel<br />

zeigte, gab er sich unter diesem massiven<br />

Druck geschlagen - das >Heil'ge<br />

Nacht, o gieße du< wurde in der Christmette<br />

aufgeführt. Was der Chorleiter nicht<br />

wusste: Ein Sänger hatte anonym (Unterschrift:<br />

»Ein älterer Mann«) an den Pfarrer<br />

geschrieben, der prompt den Hinweis<br />

im Pfarrblatt veröffentlichte.<br />

Zeitungsannonce: Gesangsquartett<br />

sucht 1. Bass und zwei Tenöre.<br />

Ein Sänger hat von einer Fee einen<br />

Wunsch frei. Er holt eine Landkarte heraus,<br />

zeigt auf einige Länder und sagt: »In<br />

diesen Ländern ist schon lange Krieg. Ich<br />

möchte, dass dort Frieden wird.« Die<br />

Fee: »Ich glaube, ich bin damit etwas<br />

überfordert. Hast du vielleicht noch einen<br />

anderen Wunsch?« Der Sänger überlegt<br />

kurz und meint: »Dann möchte ich, dass<br />

unser Chor beim nächsten Konzert klangschön<br />

und richtig singt.« Darauf die Fee:<br />

»Hmm, zeig' doch nochmal die Karte!«<br />

13 4<br />

Chorprobe. Der Chorleiter: »Ich bin mir<br />

nicht sicher, ob das im Takt elf in den Bässen<br />

F oder Fis sein soll. Singen Sie doch<br />

mal F!« Brumm. »Singen Sie jetzt mal<br />

Fis!« Bromm. »Ach singen Sie doch, was<br />

Sie wollen! «<br />

Im Kinderchor übt man für die Weihnachtsfeier<br />

»Ihr Kinderlein, kommet«. Der<br />

Text am Ende der Strophe stimmt nicht.<br />

Die Chorleiterin lässt Petra vorsingen.<br />

Und die schmettert los: »... hoch droben<br />

schwebt Joseph den Engeln was vor.«<br />

»Mann, so glaawen Se mer doch: Des<br />

Chorkonzert is bis uff de letschte Platz<br />

ausverkaaft« - »Gut, dann gewen Se mer<br />

halt den!«<br />

»Ich möcht gern, dass bei meinere Beerdischung<br />

unser G'sangverein singt.« -<br />

»Alla gut. Un welles Lied willscht'n<br />

höre?«<br />

Ein Sänger gewinnt bei einem Preisausschreiben<br />

den Haupttreffer: eine Safari<br />

nach Afrika. Während der Reise entfernt<br />

sich der Sänger von seiner Gruppe<br />

und wird plötzlich von einem Rudel Löwen<br />

eingekreist. In seiner Verzweiflung<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

setzt er sich hin und beginnt, aus Leibeskräften<br />

zu singen. Da kommt ein weiterer<br />

Löwe hinzu, holt mit der Pranke aus und<br />

mancht damit dem Gesang ein Ende.<br />

Stupst einer der umsitzenden Löwen seinen<br />

Nachbarn und meint: »Was hab' ich<br />

dir gesagt - wenn der Taubstumme<br />

kommt, ist die Show vorbei!«<br />

»Mensch Wilhelm, ich habe gehört, Du<br />

bist jetzt im Gesangverein. Als Tenor oder<br />

als Bass?« - »Als Ausrede ...«<br />

»Die schönsten Stunden meines Lebens<br />

verdanke ich unserem Chor.« -<br />

»Wieso, gehst Du so oft hin?« - »Ich<br />

nicht, aber meine Frau!«<br />

»Na, wie war eure Konzertreise?«, fragt<br />

einer einen befreundeten Chorsänger.<br />

»Eigentlich ganz gut, nur in Hannover war<br />

der Saal leer.« - »Klar, da seid ihr ja<br />

schon mal gewesen ...«<br />

Zwei Sänger beim Bergsteigen. Auf<br />

dem Gipfel angekommen, möchte der<br />

eine das Echo ausprobieren und singt ein<br />

lautes, volles G. Das Echo kommt zurück<br />

- Gis, einen Halbton höher! Meint der andere:<br />

»Kein Wunder, auf dem nächsten<br />

Gipfel steht ein Kreuz!«<br />

Chorkonzert. An der Tür des Saales<br />

hing ein Schild »Hunde müssen draußen<br />

bleiben.« Nach dem Konzert konnte man<br />

die handschriftliche Ergänzung. lesen:<br />

»Der Tierschutzverein«,<br />

Ein Chorsänger erzählt von seinem<br />

Rom-Urlaub: »Ja, und dann war ich noch<br />

auf'm Petersplatz. Steht doch da alles<br />

voller Leute. Plötzlich kommt so'n alter<br />

Mann auf'n Balkon, so mit so weißen Klamotten,<br />

und schlägt 'n langsamen Vierer<br />

- und keiner setzt ein!«<br />

Gesangunterricht. Der Gesanglehrer<br />

zur Schülerin: »Sing' mal ein A!« Die<br />

Schülerin singt. »Und jetzt. G!« -<br />

»Tschüs!«


Bayern - Im Probelokal warten drei Sänger<br />

eines Männerquartetts vergeblich auf<br />

ihren zweiten Tenor. »Du bist jo do grad<br />

bei eahm gwen, Seeberger«, meint der<br />

eine. »Freili bin i bei eahm gwen. Extra<br />

hab i's eahm g'sagt, dass a kemma sollt«,<br />

erwidert Seeberger. »Der hot halt net<br />

mögn«, sagt der dritte. Darauf Seeberger:<br />

»Ja Kruzitürkn, da hätt a doch sagn könna:<br />

>Am Arsch leckst mi, i mag netMeenste, icke?«<br />

Berlin - Musikunterricht. Der Lehrer<br />

prüft Musikgeschichte. Thema: Die Wiener<br />

Klassiker. »Nun, Fritz, wann ist Beethoven<br />

geboren?« - »1770, Herr Lehrer!«<br />

- »Gut, Fritz. Und was war 1791?« fragt<br />

der Lehrer, der auf Mozarts Todesjahr<br />

hinauswill. »Ick jloobe, da hatte Beethoven<br />

sein' eenenzwanzigsten Jeburtstach«<br />

erwidert Fritz, ohne lange zu überlegen.<br />

Franken - Im Dorf singt der Männergesangverein<br />

vor einem Haus. Ein Fremder<br />

hört auch zu. Dann fragt er einen anderen<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

Zuhörer: »Wos is denn Ios, warum singen<br />

die a Ständerla?« - »Unsa Borchemaste<br />

hot Geburtstouch, dou singn sa ehm«, erklärt<br />

der Gefragte. »Und warum lässt sich<br />

de Borchemaste net wenigstens vur de<br />

Haustür sehng?«, will der Fremde wissen.<br />

»Des gett doach nije, da singt ja<br />

beim Chor miet«, war die Auskunft.<br />

Franken - Im Dorfwirtshaus ist am<br />

Sonntag nachmittag wegen der Wochenendgäste<br />

aus Nürnberg das Radio eingeschaltet.<br />

Die einheimischen Schafkopfspieler<br />

murren, als es aus dem Lautsprecher<br />

tönt: »Sie hören nun von Johann<br />

Sebastian Bach den Choral >Wenn ich<br />

einmal soll scheiden


esonders intensiv. Er dreht und zupft,<br />

dreht und streicht, und dreht wieder.<br />

Meint einer der Sänger im Chor:<br />

»Werscht schun driehe, bis dr dos Ding in<br />

de Frassa springt!«<br />

Hamburg - Ein Chor aus Süddeutschland<br />

besucht einen befreundeten Verein<br />

i n Hamburg. Natürlich steht auch eine<br />

Hafenrundfahrt auf dem Programm. Dabei<br />

wird es einem Sänger aus dem Süden<br />

derart schlecht, dass er sich übergeben<br />

muss. Da klopft ihm sein Hamburger Sangesfreund<br />

auf die Schultern: »So is dat<br />

recht, Mann. Schon' dienen Moors!«<br />

Hessen-Jahreskonzert eines Gesangvereins<br />

in einem kleinen hessischen Dorf.<br />

An der Kasse entspinnt sich zwischen einem<br />

Besucher und dem Kassierer folgendes<br />

Gespräch: »Is der Blatz aach werklisch<br />

ganz nah an de Bühn?« Kassierer:<br />

»Abber sischer. Noch e Reih näher, un<br />

Sie stehen mit uff'm Programm.«<br />

Hessen - Karlchen kommt ganz aufgeregt<br />

aus der Kinderchorprobe nach Hause:<br />

»Du, Mamma, ich derf nächscht'<br />

Woch' als aanziger im Chor es Solo singe.<br />

Jetzt bin ich abber mal g'spannt, was<br />

de Babba sächt.« Tadelt die Mutter: »Ei<br />

Karl, kannste dann net e bissi besser<br />

hochdeutsch babbele? Wie oft soll ich<br />

derr noch sache: mer sacht net >sächtsacht


stunde bei einem Schoppen zusammensitzen<br />

und lamentieren. >Jetzert heeren<br />

awer uff«, sagt der Vereinsvorstand, »des<br />

Johr hänner doch werklisch nix zu klaache.<br />

Die Grumbeere ware gut, de Woi<br />

hervorrachend un die Bääm sin voller<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

Obst g'hängt.« - »Des isses jo«, meint einer<br />

aus der Runde, »so e Johr nemmt<br />

doch die ganz Kraft aus'm Bodde!«<br />

Sachsen - Der Vereinskassierer zahlt<br />

dem Chorleiter am Ende des Monats sein<br />

Honorar aus und gibt ihm versehentlich<br />

fünf Mark zuviel. Der Chorleiter nimmt's<br />

und sagt nichts. Als ihm bei der nächsten<br />

Auszahlung fünf Mark abgezogen werden,<br />

fängt er an zu schimpfen: »Wieso<br />

grieche ich uf emal finf Mark zu wenich?<br />

Das is doch vielleichd een gomischer Betrieb.«<br />

Der Kassierer weist ihn darauf hin,<br />

dass er ja beim vorigen Mal fünf Mark zuviel<br />

bekommen habe: »Un da ham'Se<br />

geen Word gesachd.« Darauf der Chorleiter:<br />

»Eemal lässd mer sich ja ooch een<br />

Fähler gefall'n und sachd nischd. Aber<br />

wenn sowas zweemal vorgommd ...«<br />

Schlesien - Antek hat nach der Singstunde<br />

kräftig einen gehoben und kommt<br />

ziemlich »angetütelt« nach Hause. Seine<br />

Frau: »Ich verstäh nich, Antek, wie man<br />

sich so besaufen kann!« Meint Antek:<br />

»Wenn du nischt davon verstähst, red<br />

nich drieber!« - und legt sich ins Bett.<br />

Schwaben - Auch im Schwäbischen<br />

müssen jedes Jahr die Gesangvereine<br />

ihre Berichtsbogen mit der Vereinsstatistik<br />

an den Sängerkreis schicken. Erst<br />

nachdem der Kreisvorstand einen Verein<br />

mehrfach angemahnt hatte, wird der gewünschte<br />

Bericht übersandt. Als der<br />

Kreisvorsitzende den betreffenden Vereinsvorstand<br />

trifft, spricht er diesen an:<br />

»Na, mein Lieber, du hast dir wohl denkt,<br />

i kann dir de Buckel naufsteige?« - »Ha<br />

noi«, erwiderte der Vorstand listig, _»so<br />

weit nauf hätt i di gar net bemühe wolle!«<br />

Schwaben - Auch die Schwaben pflegen<br />

nach einer Chorprobe noch gemeinsam<br />

»e Viertele zu schlotze«. Eines<br />

Abends hatte der Chorleiter vergessen,<br />

seine Zeche zu bezahlen, und will gerade<br />

gehen. Der Wirt weiss zunächst nicht, wie<br />

er dies dem Chorleiter beibringen soll.<br />

Dann ruft er ihm aber nach: »Sie, Herr<br />

Chorleiter, ween Se dahoim Ihr'n Geldbeutel<br />

vermisse solltet: Bei mir hent S'n<br />

fei net rausdo!«<br />

137


Bei der Verleihung der Zelterplakette<br />

1 984 in Bad Bergzabern begann der damalige<br />

Kultusminister von Rheinland-<br />

Pfalz, Georg Gölter, seine Ansprache mit<br />

folgenden Worten: »Der Chorgesang,<br />

den wir soeben gehört haben, ist schöner<br />

als die beste Rede eines Ministers.« Als<br />

daraufhin heftiger Beifall einsetzte, fügte<br />

Gölter hinzu: »Aber so laut hätten Sie<br />

jetzt auch nicht klatschen brauchen!«<br />

Theo Klan, der 1979 verstorbene<br />

Bundeschormeister des Pfälzischen Sängerbundes,<br />

wirkte bei einem Wertungssingen<br />

als Sachverständiger. Kurz vor<br />

dem Auftritt kommt ein Chorleiter zu den<br />

Wertungsrichtern und erklärt aufgeregt:<br />

»Ich wollte Ihnen nur sagen: Ich nehme<br />

den Chorsatz, im Gegensatz zur Partitur,<br />

einen Ton tiefer.« Fragt Theo Klan kurz<br />

zurück: »Am Anfang oder am Schluss?«<br />

Aus einem Gemeindeblatt: »Der hiesige<br />

Chor gestaltet am kommenden Sonntag<br />

den Gottesdienst mit geistlichen Gesängen.<br />

Der Chor trifft sich vor der Kirche<br />

hinter der Kirche und nach der Kirche vor<br />

der Kirche neben dem Chor der Kirche.«<br />

In einem Inserat: »Hausgrundstück bill<br />

igst zu verkaufen (gegenüber Sängerheim).«<br />

Konzertkritik: »Der Bassist war so<br />

schlecht wie der Tenor - nur eine Oktave<br />

tiefer!«<br />

I n der »Rheinpfalz« Speyer vom 3. Februar<br />

1984 über den MGV Schwegenheim:<br />

»Eine rauschende Ballnacht mit<br />

flotten Rhythmen und Ehrennadeln.«<br />

Der ehemalige Bundeschormeister<br />

Klaus Kiefer in einer Präsidiumssitzung:<br />

1 3 8<br />

»Bei der Notengebung im Chorleiterseminar<br />

sollten wir die Brötchen nicht zu niedrig<br />

hängen.«<br />

Begrüßungsansprache eines Vereinsvorsitzenden:<br />

»1864 wurde unser Verein<br />

gegründet. Einige Jahre später fand das<br />

erste grössere Vereinsfest statt. Und<br />

schon damals hatten die Sänger eine<br />

Fahne.«<br />

Jahresbericht eines Gruppenvorsitzenden<br />

auf dem Kreissängertag des Sängerkreises<br />

Landau-Südliche Weinstraße im<br />

Januar 1985: »Unsere Sänger haben die<br />

Halle vollgemacht. Ein so großer Haufen<br />

war noch nie zu sehen.«<br />

Klaus Kiefer, ehemaliger PSB-Bundeschormeister,<br />

in der Präsidiumssitzung am<br />

31. August 1985: »Danach bleibt der<br />

Chor entweder auf der Bühne stehen<br />

oder er geht weg.«<br />

Aus der Ansprache eines Kreisvorsitzenden<br />

im September 1985: »Dem<br />

Gesangverein gebührt Lob und Anerkennung,<br />

weil er sein Konzert im Monat<br />

September veranstaltet und es damit<br />

aus dem terminsüblichen Frühjahr herausgenommen<br />

hat. Allerdings war dabei<br />

auch eine Hochzeit mit schuld. Da<br />

Hochzeit oft >höchste Zeit< heißt, haben<br />

Sie sicher dafür Verständnis, zumal an<br />

dieser Sache mehrere Sänger beteiligt<br />

waren.«<br />

Festschrift »125 Jahre Pfälzischer Sängerbund«:<br />

»Dass der Speyer-Gau in 25<br />

Jahren das Wettrüsten gepflegt hat, ist<br />

mir unbekannt.« - »Der Deutsche Sängerbund,<br />

eine Vereinigung von Liebhabern.«<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

Wertungssingen am 27. April 1986 in<br />

Edenkoben: Die Sachverständigen Hansjürgen<br />

Hoffmann und Willy Börckel besprechen<br />

den Chorsatz »Herzliebchen<br />

mein unterm Rebendach« - Hoffmann:<br />

»Das >Liebchen< ist leider etwas dick ausgefallen.«<br />

Börckel: »Und hier kam eine<br />

Versteifung, wo sie eigentlich nicht hingehört.<br />

Sie finden die entsprechende Literatur<br />

im >Eros-Verlagja< sagen<br />

durften.«<br />

Urteil des Bundesgerichtshofs vom 1.<br />

Juni 1983, Az. I ZR 98/81: »Die musikalische<br />

Wiedergabe anlässlich sogenannter<br />

> Peep-Shows< kommt der Musikdarbietung<br />

im Rahmen von Varietä-Betrieben<br />

am nächsten. >Peep-Shows< sind als<br />

>sonstige Veranstaltungen< im Sinne des<br />

[GEMA-] Tarifs VK II 1 anzusehen.«<br />

Bei einer Neuwahl der Vorstandschaft<br />

eines pfälzischen Gesangvereins: »Herr<br />

Vorstand, ich darf Sie fragen: Nemmscht<br />

die Wahl a?«<br />

Geschäftsanzeiger der Stadt Wörth<br />

vom 11. Juni 1986: »Verleihung der Palestina-Medaille<br />

- Inbegriff des klassischen<br />

Stils.«<br />

Karl Sieber, ehemaliger PSB-Bundeschormeister,<br />

in der Präsidiumssitzung am<br />

12. November 1986: »Man steht manch-


mal vor der Entscheidung: Man will - und<br />

kann überhaupt nicht!«<br />

Mike Krüger in der ARD-Sendung »4<br />

gegen Willi« am 15. November 1986:<br />

»My lovely mister singing-club - Mein lieber<br />

Herr Gesangverein«<br />

Der Chorleiter des »Liederkranz« Edigheim<br />

lt. »Notenschlüssel« 11/1986: »Sie<br />

schmieren, Sie singen zu langsam und<br />

auch zu tief - aber sonst ist alles in Ordnung.«<br />

Protokoll des MGV Altleiningen zum<br />

75jährigen Vereinsjubiläum: »Da sich keine<br />

Mädchen bereit zeigten, als Ehrendamen<br />

zu fungieren, übernahm diese Arbeit<br />

der 1. Vorstand Willi Kronenberger.«<br />

»Der Notenschlüssel«, die Vereinszeitung<br />

des GV »Liederkranz« Edigheim,<br />

Juli 1986: »Als Gott die Gehälter seiner<br />

Chorleiter sah, drehte er sich um und<br />

weinte bitterlich.«<br />

Detlef Höhn vom Fremdenverkehrsbüro<br />

der Stadt Coburg bei der DSB-Jubiläumsveranstaltung<br />

1987 in Coburg: »...<br />

und dann entscheiden wir, ob es regnet<br />

oder nicht.«<br />

Werner Mattem bei der DSB-Veranstaltung<br />

1987 in Coburg, als er die Chöre in<br />

den Schlosshof bitten wollte: »Kommen<br />

Se doch bitte in de >Schloofhoos


I n der St.-Sebastianus-Kirche in Rechtenbach<br />

fand das Adventssingen 1988<br />

des Sängerkreises Bad Bergzabern statt.<br />

Für die Benutzung des Gotteshauses<br />

wollte der Sängerkreis eine Spende von<br />

100 Mark überreichen. Die Antwort der<br />

Kirchengemeinde: »Wir danken Ihnen<br />

zwar für diese Spende, es wäre uns aber<br />

li eber, wenn der Kreisvorsitzende Bauer,<br />

der als guter Schreiner bekannt ist, die 20<br />

defekten Kirchenstühle reparieren würde.<br />

«<br />

Kreissängertag des Sängerkreises Bad<br />

Bergzabern 1989 - Auf der Suche nach<br />

der verschwundenen Sängerkreisfahne<br />

machte Kreisvorsitzender Emil Bauer<br />

nach erfolgloser Frage an die Versammlung<br />

die Feststellung: »Ich verstehe das<br />

nicht. Es muss doch einer merken, wenn<br />

er eine Fahne hat.«<br />

Klaus Kronibus, PSB-Vizepräsident, in<br />

der Musikbeiratssitzung am 11. Februar<br />

1990: »Schließlich ist der PFÄLZER<br />

SÄNGER unser Bundesorkan.«<br />

Die »Günzburger Zeitung« laut »TV -<br />

Hören und Sehen« 5/1990: »Dabei werden<br />

Gospels, Spirituosen und rhythmische<br />

Folksongs chorisch erarbeitet, die<br />

im Frühjahr in einigen Konzerten aufgeführt<br />

werden sollen.«<br />

Schriftwechsel zwischen der PFÄLZER<br />

SÄNGER-Redaktion und einem Sängerkreis<br />

- Schreiben der Redaktion vom 20.<br />

März 1990: »... und teilen Sie mir bitte<br />

nach Abschluss Ihrer Veranstaltung am<br />

29. April 1990 mit, ob alle im Programm<br />

ausgedruckten Chöre aufgetreten sind<br />

und auch die vorgesehenen Chorsätze<br />

14 0<br />

gesungen haben, oder ob Änderungen<br />

eingetreten sind (wenn ja, welche) ...« -<br />

Antwort des Sängerkreises am 28. März<br />

1 990: »... und es wurde alles so gesungen,<br />

wie es im Programm steht.«<br />

Mitteilung im Amtsblatt der Verbandsgemeinde<br />

Jockgrim über die vor Ostern<br />

singend durch die Straßen ziehenden<br />

»Klepperbuben«, zitiert nach der »Rheinpfalz«<br />

vom 11. April 1990: »Wir bitten die<br />

Einwohner, das Singen nicht als Ruhestörung<br />

zu betrachten.«<br />

I n der SWF-Hörfunksendung »Wir bei<br />

Euch« am 29. März 1990: SWF-Moderator<br />

Peter Jochen Degen zu Elke und Karin<br />

Blumenschein vom Akkordeonorchester<br />

Lingenfeld: »Was sagen eigentlich<br />

eure Freunde dazu, dass ihr Akkordeon<br />

spielt? Oder spielen die mit?« Karin Blumenschein:<br />

»Einen festen Freund haben<br />

wir beide noch nicht, da haben wir wirklich<br />

keine Zeit dazu.« Degen: »Vielleicht<br />

solltet ihr mal das Instrument wechseln!«<br />

- Der Lustadter Bürgermeister Ulrich<br />

Lothringen: »Zu den Einwohnerzahlen<br />

muss ich noch etwas sagen. In den letzten<br />

Jahren war es etwas stagnierend,<br />

aber ich hoffe doch, dass die jungvermählten<br />

Lustadter diese Zahlen wieder<br />

etwas positiv gestalten können und dass<br />

dies bald der Fall sein wird.« Peter Jochen<br />

Degen: »Solange die hier in der<br />

Sendung rumhocken, geht das aber<br />

schlecht!«<br />

Sänger und TV-Moderator Gunther<br />

Emmerlich am 28. Dezember 1990 in<br />

der HR3-Sendung »Extra-Showkolade«;<br />

»Die drei Todfeinde des Sängers: Frische<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

Luft, Nachtschlaf und alkoholfreie Getränke.«<br />

Carmen Letzelter in »Die Pfalz am<br />

Rhein« 1/1991 über die »Liedertafel«<br />

Neustadt: »1867 wurde die Sängergemeinschaft<br />

als reiner Männerchor gegründet;<br />

bald danach verband sie sich mit<br />

dem Cäcilienverein und besteht seitdem<br />

als gemischter Chor in fast ungebrochener<br />

Folge. Und das weibliche Element<br />

überwiegt regelmäßig - wie in anderen<br />

gemischten Chören auch; derzeit steht es<br />

etwa 75 zu 45 Prozent für die Damen.«<br />

»Pirmasenser Zeitung« vom 29. Juni<br />

1990: »Der als Sohn des Bundesschornsteinmeisters<br />

Karl Sieber geborene<br />

Wolfgang wuchs in einem von Musik<br />

erfüllten Elternhaus auf.«<br />

I n der Festschrift »130 Jahre MGV Liederkranz<br />

1847 Dirmstein«: »Es gehörte in<br />

den Jahren um 1800 schon viel Mut dazu,<br />

einen Verein zu gründen, wenn man bedenkt,<br />

dass 1848 alle Vereine verboten<br />

wurden.«<br />

Der ehemalige Bundeschormeister Karl<br />

Sieber am 28. Mai 1992 auf die Frage,<br />

wie man in Köln die Messehalle 7 findet:<br />

»Die Messehalle 7 liegt genau zwischen<br />

der Messehalle 6 und der Messehalle 8.«<br />

»Die Rheinpfalz« am 23. Oktober 1992:<br />

»Zum 100jährigen Bestehen der am 13.<br />

Januar 1893 gegründeten Bank sind über<br />

das kommende Jahr verteilt im Kreis Germersheim<br />

zahlreiche Veranstaltungen,<br />

darunter Vorträge zum Thema Geld und<br />

Konzerte, geplant.«<br />

I n: »Hermann Christmann - Mein Sängerleben«:<br />

»Am frühen Nachmittag konnten<br />

wir nur kurz auf dem Schulhof unsere<br />

Sangesfreunde aus Gomaringen willkommen<br />

heißen, da wir noch eine Ehrenpflicht<br />

am offenen Grabe bei der Gattin eines<br />

Sangesbruders zu erfüllen hatten.«<br />

Sitzungsprotokoll der PSB-Kreisfrauenreferentinnen<br />

vom 21. November 1992:<br />

»Die Frauenreferentinnen stellten fest,<br />

dass einige Frauen heute noch von ihren<br />

Präsidenten nicht akzeptiert werden ...<br />

Dies ist unterschiedlich, je nach Größe<br />

des Landesbundes oder auch nach Alter<br />

des Präsidenten.«<br />

Die Frauenreferentin des Sängerbundes<br />

Rheinland-Pfalz, Gisela Schaub, am<br />

30. Januar 1993 in Frankenthal: »Die<br />

Frauen im DSB sind was fürs Ohr, fürs<br />

Auge und was weiß ich, für was noch.«<br />

Chorprobe beim »Sängerbund«<br />

Schweigen. Man übt Mendelssohns »O<br />

Täler weit, o Höhen«. Die punktierte Note<br />

über dem Wort »Lust« wird nicht genug<br />

ausgehalten. Dies rügt der Chorleiter mit<br />

dem fachkundigen Hinweis: »Die Lust<br />

dauert etwas länger.«<br />

Präsidiumssitzung am 30. Oktober<br />

1993 -Auf der Suche nach einem Namen<br />

für die beim Sängertag geplante Veranstaltung<br />

»Chöre für CARE« meinte


Bundeschormeister Karl Sieber: »Aber<br />

bitte nicht >CAREleyIm Abendbrot< von Schubert!«<br />

Chorjugend-Vorsitzender Luitpold<br />

Zwing am 15. März 1997: »Als ich als<br />

Kreisjugendreferent im Sängerkreis Neustadt<br />

aufgehört habe, sind schlagartig<br />

mehr Kinderchöre gegründet worden.«<br />

Chorjugend-Bundeschorleiter Bernhard<br />

Hassler am 15. März 1997: »Man kann<br />

nicht ständig Kinder mit den Bussen zusammenfahren.«<br />

»Berliner Chorspiegel« Juni 1999: »Der<br />

Clara-Schumann-Frauenchor hatte einen<br />

amerikanischen Chorleiter, der uns mit<br />

zum Teil sehr gewöhnungsbedürftigen<br />

Aussprache-Anweisungen bedachte. Als<br />

wir bei einer Generalprobe zum wiederholten<br />

Male ein zu hartes >g< ins >Agnus<br />

Dei< knallen ließen, kam die genervte<br />

Anweisung: >Lasst das g doch einfach<br />

weg!< Unser Dirigent war fassungslos und<br />

ziemlich sauer, als der Chor sich vor<br />

Lachen bog und minutenlang keinen<br />

vernünftigen Ton singen konnte. Wir<br />

haben dem geneigten Publikum natürlich<br />

erspart, den Ausklang der Messe mit<br />

einem frommen Gesang über das<br />

>A-loch Gottes< zu erleben.« (Für Nicht-<br />

Lateiner: »Anus« ist der Afterschließmuskel!)<br />

Das Motto der Fischer-Chöre: »Bis es<br />

Euch gefällt!«<br />

Aus der Kritik über eine Ballett-Premiere:<br />

»Beim Tanzen haben die Damen<br />

nichts Besonderes gezeigt. Nur beim Verbeugen!«<br />

In der »Rheinpfalz« Pirmasens vom 7.<br />

September 1999 über ein Konzert des<br />

MGV Busenberg: »Der absolute Höhepunkt<br />

im akustisch einwandfreien Saal<br />

war das gemeinsame, in Art eines Madrigals<br />

vorgetragene >Mein Hund, der singet<<br />

von Ursula Barthel.«<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong> 1 4 1


142 PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong>


Ein Chorleiter wird auf der Straße angesprochen:<br />

»Sie sind doch ein ganz bekannter<br />

Dirigent, warum leiten Sie denn<br />

keine Chöre mehr?« - »Ich bitte Sie«,<br />

entgegnet der Chorleiter, »ich dirigiere in<br />

vier Vereinen.« - »Aber Sie treten doch<br />

kaum auf!« - »Das ist doch nicht wahr! Allein<br />

im letzten Monat hatte ich neunzehn<br />

Auftritte. Aber warum wollen Sie denn das<br />

wissen, sind Sie Sänger?« - »Sänger?<br />

Nein«, erwidert der Fragesteller, »ich bearbeite<br />

beim Finanzamt Ihre Einkommensteuerakte.«<br />

Chorleiter zum Sänger: »Warum waren<br />

Sie letzte Woche nicht in der Probe?« -<br />

»Ich hatte Hexenschuss.« - »Ja, das war<br />

wirklich eine schöne Hexe, mit der sie an<br />

mir vorbeigeschossen sind.«<br />

Die Dirigenten Karajan, Furtwängler<br />

und Böhm sitzen auf einer Wolke und<br />

langweilen sich. »Tja, meine Herren«,<br />

meint Furtwängler, »es ist doch wohl klar,<br />

dass ich der beste Dirigent bin!« - »Moment!«,<br />

meint Böhm, »Moment! Gestern<br />

i st mir im Traum unser göttlicher Alleroberster<br />

erschienen, der hat auf mich gedeutet<br />

und laut gerufen: Du bist der beste<br />

Dirigent aller Zeiten!« Darauf Herbert von<br />

Karajan: »Bitte was soll ich da gesagt haben?«<br />

Der Dirigent schimpft immer mehr über<br />

den Klang des Orchesters, bis dieses einmal<br />

komplett den Einsatz verweigert. Der<br />

Konzertmeister erklärt dem Dirigenten:<br />

»Sehen Sie, so klingt ein Taktstock!«<br />

Nachdem die Sopranistin vorgesungen<br />

hat, sagt der Dirigent: »Sehr schön, das<br />

gefällt mir, das interessiert mich. Ich<br />

möchte Sie gerne irgendwann für ein<br />

Konzert engagieren, Sie werden von mir<br />

hören!« Die Sopranistin überglücklich:<br />

»Das ist ja wunderbar, ich freue mich so<br />

sehr! Aber etwas möchte ich Sie noch fragen:<br />

Was sagen Sie einer Sängerin, die<br />

Ihnen nicht gefällt?« Der Dirigent: »Das<br />

gleiche!«<br />

Der Trompeter des Orchesters, ein<br />

starker Raucher, klagt seit geraumer Zeit<br />

über Kopfschmerzen. Er sucht den Arzt<br />

auf und der stellt eine klare Diagnose:<br />

»Ihr Gehirn ist total verrußt, das muss gereinigt<br />

werden. Lassen Sie mal das Ge-<br />

hirn hier, ich reinige es, nach drei Wochen<br />

können Sie es wieder abholen.« Der<br />

Trompeter ist einverstanden. Die drei Wochen<br />

sind um, der Trompeter holt sein<br />

Gehirn nicht ab. Nach zwei Monaten trifft<br />

der Arzt den Trompeter: »Wollen Sie Ihr<br />

Gehirn nicht wieder abholen?«. - »Nein,<br />

das brauch ich nicht mehr, ich bin Dirigent<br />

geworden.«<br />

»lohn, war der Kunde nicht zufrieden<br />

mit unserem Schuhassortiment?« fragt<br />

der Ladenbesitzer seinen Angestellten,<br />

nachdem ein Kunde eine nicht enden<br />

wollende Zahl verschiedenster Schuhe<br />

ausprobiert hat. »Aber nein, Chef. Das<br />

war ein Dirigent, der sucht zwei Schuhe,<br />

die c-Moll 443 Hertz quietschen.«<br />

»Was dirigiert Karajan denn heute?« -<br />

»Ich weiß nicht, was er dirigiert. Wir spielen<br />

Beethovens Fünfte.«<br />

Harnoncourt, Hogwood und Gardiner<br />

stürzen gemeinsam mit einem Flugzeug<br />

über dem Atlantik ab. Wer wird gerettet?<br />

Mozart.<br />

Das Zeitalter der Gehirntransplantation<br />

ist angebrochen. Ein Mann will sich ein<br />

neues Gehirn einpflanzen lassen und<br />

fragt nach den vorrätigen Gehirnen. Der<br />

Professor: »Hier hätten wir das Gehirn eines<br />

bekannten Philosophen für 30 000<br />

Mark.« Das Gehirn ist völlig zerfurcht und<br />

grau, es gefällt dem Mann nicht. Auch das<br />

Hirn von Einstein für 50 000 Mark stößt<br />

nicht auf Zustimmung. Da zieht der Professor<br />

noch ein Hirn heraus: »Hier hätten<br />

wir noch ein Gehirn für 500 000 Mark.« -<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

»Was ist an dem so besonders, dass es<br />

so teuer ist?« - »Es gehörte einem Chorleiter,<br />

ist also völlig ungebraucht.«<br />

Ein Ehepaar möchte, dass ihr Sprössling<br />

eines Tages eine musikalische Laufbahn<br />

einschlägt und geht mit ihm zur<br />

Musikschule. »Was können Sie empfehlen?«,<br />

fragt der Vater. - »Geige!« - »Wie<br />

lange dauert die Ausbildung?« - »Sechs<br />

Jahre!« - »Zu lange« meint der Vater. -<br />

»Wir hätten dann noch Trompete, dauert<br />

drei Jahre« - »Auch zu lange. Was bilden<br />

Sie denn noch aus?« - »Chorleitung!« -<br />

»Und wie lange geht diese Ausbildung?«<br />

Darauf der Musiklehrer: »Haben Sie in<br />

der Stadt noch was zu erledigen?«<br />

Der Chorleiter zu seinen Sängerinnen<br />

und Sängern: »Welche Muskeln treten in<br />

Aktion, wenn ich dirigiere?« - Stimme<br />

aus dem Chor: »Unsere Lachmuskeln!«<br />

Ein Sänger zum anderen: »Der Chorleiter<br />

hat dich gerade so angesehen, als ob<br />

er gemerkt hat, dass du einen falschen<br />

Ton gesungen hast.« - »Kein Problem.<br />

Ich habe zurückgeschaut, als ob ich richtig<br />

gesungen hätte.«<br />

»Kennst du die Geschichte, in der ein<br />

Dirigent mit 'nem Strick in den Wald<br />

geht?« - »Nein, aber sie fängt ganz gut<br />

an!«<br />

Sagt ein Chorsänger zum anderen:<br />

»Warum kann unser Dirigent gefahrlos<br />

zwei Finger in die Steckdose stecken??<br />

Na, weil er ein schlechter Leiter ist ...«<br />

Ein berühmter Dirigent wurde als Gast<br />

zu einem Sonderkonzert verpflichtet. Als<br />

erstes verlangte er vom Orchestervorstand<br />

eine eigene Toilette. Der Wunsch<br />

wird sofort erfüllt und ein Zettel mit dem<br />

Namen des Gastes an die bewusste Tür<br />

geklebt. Am nächsten Tag hingen an den<br />

anderen Türen Zettel mit der Aufschrift:<br />

»Für die anderen Arschlöcher!«<br />

Ein junger Chorleiter übte in der Generalprobe<br />

eine bestimmte Stelle immer<br />

wieder. Schließlich wurde es einem Sän-<br />

ger zu bunt und er fauchte den Chorleiter<br />

an: »Wenn Sie uns noch weiter schikanieren,<br />

singen wir morgen bei der Aufführung<br />

so, wie Sie dirigieren!«<br />

1 4 3


Schreibt ein Komponist an einen Verleger:<br />

»... und teilen Sie mir bitte umgehend<br />

mit, ob Ihnen meine beiliegenden Chorkompositionen<br />

gefallen, denn ich habe<br />

noch einige Eisen im Feuer.« Die Antwort<br />

kam postwendend: »Schicken Sie mal die<br />

Eisen her und legen Sie Ihre Kompositionen<br />

umgehend ins Feuer!«<br />

Es treffen sich zwei Komponisten.<br />

»Weißt du«, fragt der eine, »warum unser<br />

Kollege Meier seine Arbeiten nur unter<br />

Pseudonym veröffentlicht?« - »Keine Ahnung«,<br />

entgegnete der andere, »aber<br />

vielleicht will er seine Familie schützen.«<br />

Komponisten unter sich. »Wie ist dein<br />

neues Chorwerk angekommen?« - »Sagen<br />

wir mal so: Das Publikum war total<br />

weg! «<br />

14 4<br />

Uraufführung einer neuen Chorkomposition.<br />

»Das haben Sie sehr gut geschrieben«,<br />

meint der Kritiker gegenüber dem<br />

Komponisten. »Ach«, erwidert dieser geschmeichelt,<br />

»ich schreibe ja nur ab und<br />

zu.« Darauf der Kritiker: »Wieso zu?«<br />

Ein Komponist geht mit seinem Freund<br />

durch die Stadt. Aus einem Fenster hört<br />

man Musik. Der Freund: »Ist das von<br />

Dir?« Der Komponist: »Noch nicht!«<br />

Zwei Komponisten treffen sich auf der<br />

Straße. Sagt der eine: »Hallo, ich hab'<br />

letzte Woche eine tolle CD von dir gekauft!«<br />

Der andere: »Ach, du warst das.«<br />

Hanns Eisler: »Wenn der Einfall zu<br />

Ende ist, machen die meisten Komponisten<br />

einen Punkt. Das ist der sog. Kontrapunkt.«<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

Hanns Eisler fragte Studenten, was Homophonie<br />

sei, und gab gleich selbst die<br />

Antwort: »Man spricht eine wildfremde<br />

Dame auf der Straße an, läuft stundenlang<br />

neben ihr her, ohne etwas Wesentlicheres<br />

zu sagen als >Schönes Wetter<br />

heute< oder >Gnädigste sehen entzückend<br />

aus


Zur Person: Felix Freund ist freier Mitarbeiter<br />

des PFÄLZER SÄNGER. Er gehört<br />

seit 1984 dem Redaktionsteam an und ist<br />

für die Abteilung »Dumme Sprüche, Satire,<br />

Bosheiten et cetera« zuständig. !m<br />

übrigen entschuldigt er sich in aller Form<br />

bei Tenören, Dirigenten, Frauen u.ä. Warum?<br />

Lesen Sie selbst!<br />

Übrigens ...<br />

. .. brauchen nicht nur Töpfer den richtigen<br />

Ton.<br />

... haben viele Dirigenten einen kleinen<br />

Mann im Chor.<br />

.. ist es unfein, eine ältere Pianistin<br />

»Flügelschraube« zu nennen.<br />

.. erscheint paradox, wenn ein Sopran<br />

bass erstaunt ist, dass ein Tenor alt wird.<br />

... konnte nur ein Bach Schubert zum<br />

»Forellenquintett« inspiriert haben.<br />

.. sollten die Rückseiten von Chor-CDs<br />

mit einer Entschuldigung des Chorleiters<br />

Dedruckt sein.<br />

. . . wird das, was zu dumm ist, gesagt zu<br />

werden, meist gesungen.<br />

. .. dirigieren manche Chorleiter nur deshalb<br />

nicht auswendig, weil sie zeigen wollen,<br />

dass sie Noten lesen können.<br />

. . . ist das Gegenteil von »Vorstand«<br />

nicht »Rücksitz«.<br />

. .. sollte man bei der Mitgliederversammlung<br />

der GEMA nicht den »Einzugsmarsch<br />

der Plagiatoren« spielen.<br />

... werden manche Kompositionen nur<br />

deshalb nicht ausgepfiffen, weil niemand<br />

gleichzeitig pfeifen und gähnen kann.<br />

... geht's den Chorleitern finanziell<br />

schlechter als ihren Kollegen vom Sport:<br />

Die haben immerhin eine Trainerbank.<br />

. . . heißt die Steigerung von »Notstand«<br />

nicht »Notenständer«,<br />

. .. sind die Lieblingsnoten vieler Chorleiter<br />

die Banknoten.<br />

... sollten mehr Chöre im Fernsehen<br />

auftreten. Dort kann man schlechten<br />

Chorgesang wenigstens synchronisieren.<br />

. .. gibt es Sänger, die haben ein absolutes<br />

Gehör, Sänger, die haben kein absolutes<br />

Gehör, und Sänger, die haben absolut<br />

kein Gehör.<br />

... kann man das Wort »Kreisvorsitzender«<br />

aus Platzgründen mit »Kreisvors.«<br />

abkürzen, nicht jedoch »Kreischorleiter«<br />

mit »Kreisch.«<br />

... ist Ausschuss im allgemeinen eine<br />

Sache minderen Wertes. Nur darf man<br />

das den Mitgliedern eines Ausschusses<br />

nicht sagen.<br />

. .. kennen Sie den kürzesten Witz? -<br />

Zwei Sänger gehen an einer Kneipe vorbei.<br />

... sind viele Chorleiter ständig zu Spesen<br />

aufgelegt.<br />

.. wie heißt das Lied, in dem der den<br />

Blutkreislauf in Gang haltende Hohlmuskel<br />

aufgefordert wird, das Haus zu verlassen<br />

und den Erfinder der Psychoanalyse<br />

aufzusuchen? - Geh' aus, mein Herz und<br />

suche Freud'.<br />

. . . singe ich lieber zusammen mit Heidi<br />

im Wald als mit Waldi in der Heide.<br />

... wissen Sie, wo der Ort Hauptnicht<br />

liegt? - Wohl in der Nähe von Oberamrnergau,<br />

weil es im Lied »Heut' kommt der<br />

Hans zu mir« heißt: »Ob er aber über<br />

Oberammergau, oder aber über Unter-<br />

ammergau, oder aber über Hauptnicht<br />

kommt, ist nicht gewiss!«<br />

. .. wie nennt man einen Musiker ohne<br />

Freundin? - Obdachlos.<br />

... ist »Parsival« eine Oper, die um<br />

sechs anfängt, und wenn man nach drei<br />

Stunden auf die Uhr schaut, ist es zwanzig<br />

nach sechs.<br />

. . . kennen Sie die vier Haupt-Lügen eines<br />

Musikers? - »Ich ruf' Dich an!«, »Wir<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

machen wieder was zusammen!«, »Der<br />

Scheck ist schon unterwegs!« und »Das<br />

ist aber gut, was du da spielst!«<br />

... was ist die Gemeinsamkeit von Kondom<br />

und Chorleiter? »Mit« ist sicherer,<br />

»ohne« schöner.<br />

... was man heute Rap-Musik nennt,<br />

hieß früher Stottern und war heilbar.<br />

... wie viele Sinfonien hat Beethoven<br />

geschrieben? Vier: die Dritte, die Fünfte,<br />

die Sechste und die Neunte. Und wie viele<br />

Sinfonien hat Bruckner geschrieben?<br />

Eine - und die zehnmal.<br />

... was ist der Unterschied zwischen einer<br />

Kuh und einem Orchester? - Bei einer<br />

Kuh sind die Hörner vorne und das<br />

Arschloch hinten.<br />

.. was ist der Unterschied zwischen einem<br />

Wagner-Sopran und einem Wagner-<br />

Tenor? - Ungefähr 2 Kilo.<br />

... wie viele Sopranistinnen braucht<br />

man, um eine Glühbirne einzuschrauben?<br />

- Eine: Sie hält die Birne und die<br />

ganze Welt dreht sich um sie. - Oder<br />

aber vier: Eine schraubt; die drei anderen<br />

sagen: »Das hätte ich aber viel besser<br />

gekonnt!«<br />

... warum bestehen alle Sopranistinnen-Witze<br />

nur aus einer Frage? - Damit<br />

auch Tenöre sie verstehen.<br />

145


... warum gibt es über Altistinnen keine<br />

Witze? - Es gibt Dinge, über die macht<br />

man keine Witze!<br />

. .. was tut ein Tenor, wenn der Regen<br />

an ein Fenster prasselt? - Er verbeugt<br />

sich.<br />

... warum singen Tenöre meistens mit<br />

Kopfstimme? - Wegen des Hohlraums für<br />

die Resonanzbildung.<br />

... was ist ein Bariton? - Der Übergang<br />

vom Tenor zum Menschen.<br />

... macht Husten beim Fernsehen nur<br />

halb soviel Spaß wie im Chorkonzert.<br />

. .. wie heißt Tonmeister auf Arabisch? -<br />

Ali mach ma' Hall! Wie nennt man die<br />

Tontechniker in Norddeutschland? - Die<br />

Halligen. Und in Süddeutschland? - Hallodris.<br />

... warum spielen Dudelsackspieler im<br />

Gehen? - Sie versuchen, vor den Tönen<br />

zu fliehen.<br />

. .. warum stehen Musiker um 6 Uhr<br />

auf? Weil um halb sieben die Geschäfte<br />

schließen.<br />

... wie heißen die Spice Girls in 20 Jahren?<br />

- »Old Spice«!<br />

... was ist der Höhepunkt des Snobismus?<br />

- Lachs über Stradivari geräuchert!<br />

... wie kann man einen Tenor am ehesten<br />

aus dem Konzept bringen? - Man legt<br />

ihm ein Notenblatt vor.<br />

. .. gibt es bei Tenören nur zwei Lautstärken:<br />

f für forte und p für power.<br />

... was ist der Unterschied zwischen einer<br />

Sängerin und einem Klavier? - Etwa<br />

1/8 Ton.<br />

... warum dauert die Pause in der Singstunde<br />

nie länger als 15 Minuten? - Weil<br />

sonst der Chorleiter neu angelernt werden<br />

muss.<br />

. .. wie ist der Unterschied zwischen einem<br />

Musiker und einem Musikwissenschaftler?<br />

- Der gleiche wie zwischen einem<br />

Liebhaber und einem Gynäkologen.<br />

... was ist ein Streichquartett? - Die<br />

Moskauer Symphoniker nach einer Europa-Tournee.<br />

... warum hatte Bach so viele Kinder,<br />

Kant jedoch kein einziges? - Weil sich<br />

Bach auf die Kunst der Fuge verstand,<br />

während Kant nur das Ding an sich betrachtet<br />

hat.<br />

... soll Harnoncourt bei einer Blinddarmoperation<br />

verstorben sein, weil er<br />

auf der Verwendung von historischen Instrumenten<br />

bestand.<br />

... sind die 1. Bässe die Jungfrauen im<br />

Männerchor: Ein ewiger Kampf um die<br />

Reinheit!<br />

146<br />

Am gefährlichsten sind Kritiker, die nichts<br />

von der Sache verstehen, aber äußerst<br />

gut formulieren.<br />

Ein Kritiker wird sehr böse, wenn dem<br />

Publikum etwas gefällt, was er nicht mag.<br />

Mancher Kritiker wäre froh, wenn er<br />

während eines Konzerts schon wüsste,<br />

wie ihm später die Aufführung gefallen<br />

haben wird.<br />

Kritiker sind Menschen, die nicht an<br />

Wunder glauben, aber ständig welche<br />

verlangen.<br />

Wenn man einen Hund so dressiert hat,<br />

dass er über einen See fliegen kann, gibt<br />

es sicher Kritiker, die das Tier für wasserscheu<br />

halten.<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

Kritiker sind wie Eunuchen: Sie wissen,<br />

wie es geht, können es aber selbst nicht<br />

besser machen.<br />

Ein Kritiker ist ein blutrünstiger Mensch,<br />

der es noch nicht bis zum Henker gebracht<br />

hat.<br />

Wem ein Musikstudium zu anstrengend<br />

ist, der kann immer noch zur Zeitung gehen<br />

und Musikkritiker werden.


Johann Sebastian Bach (1685-1750)<br />

Wieder einmal hatte Bach an einem hohen<br />

Feiertag die dichtgedrängte Gemeinde<br />

unten in der Leipziger Thomaskirche<br />

durch die Zaubergewalt seiner Töne zur<br />

Verzückung gebracht. Am Nachmittag<br />

des gleichen Tages traf er einen Ratsherrn<br />

der Stadt, der ihn bewunderte und<br />

von seiner Kunst beeindruckt war. . Lie-<br />

ber<br />

Herr Bach«, sagte der Mann, »im<br />

ganzen Reich gibt es keinen zweiten<br />

Menschen, der die Orgel so beherrscht<br />

wie Sie. Sie verfügen über ein wunderbares<br />

Geheimnis des Spieles.« - »Aber<br />

Herr Ratsherr«, wehrte bescheiden lächelnd<br />

Bach ab, »da gibt es kein Geheimnis.<br />

Man muss nur zur rechten Zeit<br />

die rechten Tasten mit der rechten Stärke<br />

drücken, dann gibt die Orgel ganz von<br />

selber die allerschönste Musik.«<br />

Während einer Reise kam der Thomaskantor<br />

nach Altenburg. Es war Sonntag,<br />

und er ging zur Kirche, um möglichst unerkannt<br />

seinen ehemaligen Orgelschüler<br />

Johann Ludwig Krebs zu hören. Dieser<br />

spielte eine improvisierte Fuge mit dem<br />

Thema B-A-C-H. Bach soll später gesagt<br />

haben, er habe nur einen einzigen Krebs<br />

in seinem Bache gefangen.<br />

Thomas Beecham (1879-1961)<br />

Thomas Beecham wird in dem Labyrinth<br />

der Londoner Albert Hall von einem jungen<br />

Mann angerempelt, der sich nicht<br />

entschuldigt, sondern in etwas rüdem Ton<br />

nach der Toilette fragt. Beecham erklärt<br />

ihm den Weg und fährt fort: »Dann kommen<br />

zwei Türen. Auf der einen steht >For<br />

LadiesFor Gentlemen< und da dürfen<br />

Sie trotzdem hineingehen.«<br />

Ludwig van Beethoven (1770-1827)<br />

Beethovens Bruder Johann, ursprünglich<br />

Apotheker, gelangte in späteren Jahren<br />

zu Wohlstand und konnte ein kleines<br />

Landgut erwerben. Stolz schickte er seinem<br />

Bruder eine Visitenkarte mit der Aufschrift:<br />

»Johann von Beethoven, Gutsbesitzer.«<br />

Der nächste Brief des Komponisten<br />

an seinen Bruder trug die Unterschrift:<br />

»Ludwig van Beethoven, Hirnbesitzer«.<br />

1792 war Beethoven nach Wien gekommen<br />

und ein Schüler Haydns geworden.<br />

Allerdings behauptete er in seiner<br />

brüsken Art, er habe bei dem berühmten<br />

Meister Haydn nichts gelernt. Als er 1795<br />

drei seiner ersten Klaviertrios als Opus I<br />

erscheinen lassen wollte, wünschte<br />

Haydn, er solle sich auf dem Titelblatt als<br />

sein Schüler bezeichnen. Beethoven war<br />

in Verlegenheit. Das erste Werk Haydn zu<br />

widmen, erschien ihm ebenso unmöglich,<br />

wie dem Wunsch nicht zu entsprechen.<br />

Doch dann fand er eine Lösung seines<br />

Problems. Er widmete die drei Klaviertrios<br />

Haydn, bezeichnete sie aber als Opus 2.<br />

Aus der Ablehnung der italienischen<br />

Musik seiner Zeit wurde Beethoven ein<br />

Anhänger der Bestrebungen, die musikalischen<br />

Benennungen zu verdeutschen.<br />

Aus Klavier wurde »Hammerklangwerk«,<br />

aus Komponist »Obertonmeister«, aus<br />

Sinfonie »Zusammenklangwerk«, aus<br />

musikalisch »tonkünstlich« und aus Arie<br />

»Lustgesang«. »Ich bezweifle allerdings«,<br />

meinte Beethoven zu einem<br />

Freund, »ob sich >Schmettermessing< für<br />

Trompete wirklich bis ins dritte oder vierte<br />

Glied unserer Nachkommenschaft erhalten<br />

wird.«<br />

Während eines Essens rühmte man einen<br />

Komponisten, der die mangelnde<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

Qualität seiner Kompositionen durch<br />

Quantität zu ersetzen suchte; er sei<br />

immerhin fleissig und arbeite nicht nur am<br />

Tage, sondern auch noch nachts. »Er ist<br />

eben ein guter Mensch«, bemerkte Beethoven,<br />

»er stiehlt sich den Schlaf, um ihn<br />

anderen zu schenken.«<br />

Johannes Brahms (1833-1897)<br />

Ein Schüler sollte Brahms ein Lied von<br />

Schubert vorspielen. »Zu dieser Komposition<br />

wurde Schubert durch den Gedanken<br />

an eine geliebte Frau inspiriert. Fühlen<br />

Sie sich also entsprechend in das<br />

Stück ein.« Kurz nachdem der Schüler<br />

anfing zu spielen, winkte Brahms schon<br />

ab. »Sie haben mich falsch verstanden«,<br />

sagte er, »das Lied richtet sich an eine<br />

Geliebte, nicht an die Schwiegermutter!«<br />

Brahms, der ein starker Raucher war,<br />

rauchte nicht nur gute, teuere Zigaretten,<br />

sondern auch billige, die in Österreich<br />

»Sport« hießen. Als ihm einmal ein junger<br />

Musiker vorspielte, lobte Brahms ihn sehr<br />

14 7


und bot ihm zum Dank eine seiner guten<br />

ägyptischen Zigaretten an. Der junge<br />

Mann bedankte sich sehr und steckte die<br />

Zigarette ein. »Wollen Sie sie nicht gleich<br />

rauchen?« - »Nein«, erwiderte der junge<br />

Mann. »Die hebe ich mir zur Erinnerung<br />

auf. Man bekommt nicht jeden Tag eine<br />

Zigarette von Brahms.« - »Dann geben<br />

Sie sie wieder her«, forderte Brahms ihn<br />

auf. »Als Erinnerung genügt auch eine<br />

> SportLied von<br />

der Glocke< vertont und zur Erstaufführung<br />

auch Johannes Brahms eingeladen,<br />

der andächtig bis zum Schluss zuhörte<br />

und dann einige Male vor sich hin nickte,<br />

so dass Scholz fragte: »Das Werk hat dir<br />

also gefallen?« Brahms nickte erneut,<br />

schnalzte mit der Zunge und sagte: »Ist<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

doch ein unverwüstliches Gedicht, diese<br />

> Glocke


von Bülow höflich zu den Choristinnen<br />

hinauf: »Meine Damen, darf ich Sie darauf<br />

aufmerksam machen, dass das Kapitol<br />

bereits gerettet ist?«<br />

Als Hans von Bülow die sechzigjährige<br />

Koloratursängerin Lola Artot als »Rosine«<br />

in Rossinis Oper »Der Barbier von Sevilla«<br />

gesehen hatte, sagte er: »Das ist keine<br />

Rosine mehr, das ist nur noch eine<br />

Backpflaume.«<br />

Von Bülows »charmante Art« wird auch<br />

durch folgende Aussprüche bestätigt.<br />

Über eine Sängerin meinte er: »Sie singt<br />

durchaus nicht so schön, wie sie ist.« Und<br />

über einen Dirigenten: »Er ist nicht so<br />

übel wie einem bei ihm wird.«<br />

Von Bülow war eingeladen. Die Tochter<br />

des Hauses sang einige Lieder vor, was<br />

Hans von Bülow zu der Bemerkung veranlasste:<br />

»Die würde ich in ein Kolonialwarengeschäft<br />

stecken: Große Rosinen<br />

im Kopf und bittere Mandeln im Hals!«<br />

Auf Gesanglehrer war von Bülow nicht<br />

gut zu sprechen und meinte: »Der eine<br />

Gesanglehrer hält den anderen für einen<br />

Trottel, der andere seinen Kollegen für einen<br />

Scharlatan: Beide haben sie recht!«<br />

Hans von Bülow urteilte über Mascagni:<br />

»Mascagni hat einen glänzenden Vorfahren<br />

namens Verdi, der noch lange sein<br />

Nachfolger bleiben wird.«<br />

Ein bekannter Kleiderfabrikant in Wien<br />

spielte recht gut Klavier und wollte von<br />

Bülows Urteil erfahren. Nachdem von Bülow<br />

einige Zeit zugehört hatte, legte dieser<br />

ihm den Arm um die Schulter und sagte:<br />

»Kein Zweifel, mein Lieber: Sie gehören<br />

ins Gewandhaus!«<br />

Ständig musste Bülow eine Probe<br />

unterbrechen, weil die Sopranistin zu tief<br />

sang. Verärgert rief er ihr zu: »Hätten Sie<br />

die Güte, uns einmal Ihr >A< anzugeben?«<br />

Robert Edler (1912-1986)<br />

Der Komponist und Chorleiter Robert Edler<br />

- in Heilbronn geboren am 10. November<br />

1912 und auch dort am 14. August<br />

1986 verstorben - komponierte unter<br />

seinem Namen anspruchsvolle Chorsätze,<br />

verwendete aber für die mehr volkstümlichen<br />

Kompositionen das Pseudonym<br />

»Max Orrel«. Den Namen Orrel hatte<br />

er aus der ersten Silbe seines Vor- und<br />

aus der zweiten Silbe seines Familiennamens<br />

- rückwärts gelesen - zusammengesetzt.<br />

Als sein Chor mit ihm einen Satz<br />

dieses unbekannten Orrel einstudierte,<br />

waren seine Sänger so begeistert, dass<br />

einer zum ihm sagte: »Siehst du, Robert,<br />

solche Sachen musst du schreiben, wie<br />

dieser Orrel. Das mögen die Leut'. Und<br />

nicht das krumme Zeug von Dir!«<br />

Hanns Eisler (1898-1962)<br />

Ein Freund wollte Hanns Eisler in den<br />

zwanziger Jahren mit Albert Einstein bekannt<br />

machen. Er lud beide zum Abendessen<br />

in seine Wohnung ein. Als Eisler in<br />

die Diele kam, sah er dort einen Geigenkasten<br />

liegen. Sofort erinnerte er sich,<br />

dass Einstein gern Geige spielte, und er<br />

ahnte bereits, wer den berühmten Physiker<br />

wohl am Klavier begleiten solle. Nach<br />

dem Essen war es soweit. Einstein<br />

kämpfte tapfer gegen die rhythmischen<br />

Tücken des Stücks. Schließlich fragte ihn<br />

Eisler: »Herr Professor, Sie werden doch<br />

bis drei zählen können!« Seit diesem<br />

Abend behauptete Eisler, einer der Mathematiklehrer<br />

Einsteins gewesen zu<br />

sein.<br />

Wilhelm Furtwängler (1886-1954)<br />

Wilhelm Furtwängler machte beim Dirigieren<br />

eigenartig fahrige Bewegungen.<br />

Einmal leitete er ein fremdes Orchester,<br />

und schon der erste Einsatz wollte nicht<br />

klappen. Da fragte der Konzertmeister<br />

bescheiden: »Herr Doktor, bei welchem<br />

Zacken von Ihrem Blitz sollen wir einsetzen?«<br />

Über einen Violinvirtuosen meinte Furtwängler:<br />

»Ich bewundere den Mann: Er<br />

spielt die leichtesten Stücke mit den größten<br />

Schwierigkeiten.«<br />

Christoph Willibald Gluck (1714-1787)<br />

Als Gluck einmal befragt wurde, welche<br />

irdischen Güter er am meisten schätze,<br />

erklärte er: »Am meisten das Geld, dann<br />

den Wein, dann den Ruhm.« - »Sie setzen<br />

Geld und Wein vor den Ruhm?« fragte<br />

man erstaunt. »Die Reihenfolge ist<br />

schon richtig«, erläuterte Gluck lächelnd.<br />

»Mit Geld kann ich mir den Wein beschaffen.<br />

Der Wein beflügelt meinen Genius,<br />

und der wiederum verhilft mir zum<br />

Ruhm. Also habe ich doch recht, wenn ich<br />

Geld an die erste Stelle setze?«<br />

Gluck hatte auf der Probe zur >Iphigenie<br />

in Aulis< viel Ärger mit dem Sänger<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

des Agamemnon, der ihm trotz aller Bemühungen<br />

die Rolle nicht gut genug<br />

spielte. Schließlich meinte dieser: »Meister,<br />

wenn ich erst mein Kostüm anhabe,<br />

werden Sie mich nicht wiedererkennen.«<br />

Die Generalprobe kam, Agamemnon begann<br />

in großartigem barockem Kostüm<br />

seine erste Arie. Da rief ihm Gluck vom<br />

Dirigentenpult aus zu: »Freunderl, ich erkenne<br />

dich wieder!«<br />

Gluck, der als Opernkomponist das Musikdrama<br />

wieder herstellte, spazierte einmal<br />

eines Nachts durch die Straßen von<br />

Paris. Er summte eine Melodie vor sich<br />

hin und schwenkte dabei übermütig seinen<br />

Stock. Plötzlich hatte er eine Fensterscheibe<br />

getroffen. Der Wohnungsinhaber<br />

kam sofort heraus und verlangte 30<br />

Sous Schadensersatz. Da der Komponist<br />

nur ein großes Geldstück bei sich hatte,<br />

gab er es dem Geschädigten. Auf dessen<br />

Einwand, dass er nicht herausgeben<br />

könnte, schlug Gluck mit dem Stock noch<br />

mehrere Scheiben ein und sagte: »Jetzt<br />

sind wir quitt!«<br />

Georg Friedrich Händel (1685-1759)<br />

Wenn Händel in den Zeiten seines Missgeschicks<br />

in London in seinen Opern und<br />

Oratorien fast gar keine Zuhörer hatte<br />

und seine Freunde klagten, dass das<br />

Haus so leer sei, suchte er sie zufriedenzustellen<br />

und sagte: »Das macht nichts<br />

aus, desto besser wird die Musik klingen.«<br />

Auf einer Reise nach Irland wurde Händel<br />

in Chester einige Tage aufgehalten.<br />

Da er einige von den Chören, die er in Irland<br />

aufzuführen willens war, probieren<br />

wollte, so wandte er sich an den Organisten<br />

Backer und erkundigte sich, ob es bei<br />

der Kathedralkirche Choristen gebe, die<br />

gleich vom Blatt weg singen könnten. Ba-<br />

14 9


cker schlug ihm einige der besten Sänger<br />

vor, unter andern auch einen Buchdrucker,<br />

Janson, der eine gute Bassstimme<br />

hatte. Es wurde also zur Privatprobe im<br />

>Goldenen FalkenMessias<<br />

»Und durch seine Wunden sind wir<br />

geheilt« so arg, dass Händel ärgerlich auf<br />

ihn losfuhr, in verschiedenen Sprachen<br />

fluchte und zuletzt in gebrochenem Englisch<br />

ausrief: »Du Schuft du, sagtest du<br />

nicht, du könntest vom Blatt weg singen?«<br />

- »Ja, Herr Kapellmeister«, erwiderte<br />

Janson, »das kann ich auch, aber<br />

nicht gleich das erste Mal.«<br />

Als Händel die Hauptprobe seines unvergleichlichen<br />

und teilweise äußerst<br />

schweren >Te deum laudamus< zur<br />

Utrechter Friedensfeier hielt, rief er in Begeisterung,<br />

ehe er beginnen ließ, aus:<br />

»Meine Herren! Ein Hundsfott, der einen<br />

Fehler macht!« Die Erhabenheit der Komposition<br />

und die treffliche Ausführung riss<br />

ihn aber selbst so hin, dass er am Ende<br />

eines Satzes, sich und alles umher vergessend,<br />

begeistert dastand und den Einsatz<br />

zum folgenden Takt nicht eher angab,<br />

bis ihm der Vorspieler zurief. Händel<br />

fuhr zusammen, konnte sich nicht beruhigen<br />

und rief am Ende des Stückes, indem<br />

ihm die Tränen herabliefen: »Meine Herren!<br />

Ich bin der Hundsfott!«<br />

Als sich Händel in Dublin aufhielt, hatte<br />

an einem Abend ein gewisser Dubourg<br />

eine Solostimme zu einer Arie und eine<br />

Kadenz ad libitum zu singen. Er irrte eine<br />

Zeitlang in verschiedenen Tonarten umher,<br />

und schien wirklich etwas durcheinander<br />

geraten zu sein. Endlich aber fing<br />

er an, den Triller zu schlagen, der diese<br />

Kadenz schließen sollte, und Händel rief,<br />

zu großer Belustigung der Zuhörer, laut<br />

genug, um überall im Schauspielhaus gehört<br />

zu werden: »Willkommen zu Hause,<br />

Mr. Dubourg!«<br />

Joseph Haydn (1732-1809)<br />

Eines Abends wollte Haydn sich eben -<br />

ermüdet von angestrengtem Studium -<br />

zur Ruhe begeben, als er unten auf der<br />

Straße seinen Namen rufen hört. Obwohl<br />

schon ausgezogen, steckt er dennoch<br />

seinen Kopf zum Fenster hinaus und ruft<br />

hinab: »Was gibt's denn?« - »Geh,<br />

komm' g'schwind runter, wir haben eine<br />

schöne Nachtmusik z'bringen. Tummel<br />

di!« - »A Nachtmusi?« schreit Haydn, »nit<br />

um a Million!« - »Dummer Kerl, es bekommt<br />

ja a jeder an Gulden dreiß'g Kreuzer.«<br />

- »An Gulden dreiß'g Kreuzer?<br />

Wart's a bissl, i kum glei!« schreit Haydn<br />

hinunter, fährt schnell in die Kleider und<br />

eilt die Treppe hinab.<br />

Joseph Haydn weilte auf Einladung des<br />

berühmten Geigers und Impresarios Salomon<br />

in London, um eine seiner Sinfonien<br />

zu dirigieren. Die neugierigen Lon-<br />

15 0<br />

doner drängten sich im Konzert an die Orchesterbrüstung,<br />

um Haydn aus der Nähe<br />

zu erleben. Dadurch leerte sich die Mitte<br />

des Saales. In diesem Augenblick löste<br />

sich der große Kronleuchter, stürzte herab<br />

und zersplitterte in tausend Stücke.<br />

Als der erste Schreck vorüber war, sagte<br />

Haydn zu den Orchestermusikern: »Meine<br />

Musik muss doch etwas wert sein;<br />

jetzt hat sie mindestens dreißig Menschen<br />

das Leben gerettet.«<br />

Haydn speiste einmal mit einigen Gelehrten<br />

und Künstlern. Unter anderem<br />

wurden auch gebackene Hühnchen aufgetragen,<br />

in Wien »Backhendel« genannt.<br />

Meinte Haydn: »Sonst geht der<br />

Händel ja über den Haydn. Aber heute<br />

kommt Haydn über Händel.«<br />

Einmal war Joseph Haydn wegen einer<br />

Auskunft über einen seiner Brüder amt-<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

lich vorgeladen worden. Als Haydn der<br />

Aufforderung nachkam, beachtete ihn der<br />

Beamte überhaupt nicht und ließ ihn einfach<br />

stehen, ohne ihm einen Stuhl anzubieten.<br />

Haydn jedoch, durch diese unfreundliche<br />

Geste nicht aus der Fassung<br />

gebracht, holte sich in der Amtsstube einfach<br />

selbst einen Stuhl. Zu dem verdutzt<br />

dreinschauenden Beamten sagte er dabei<br />

freundlich: »Sie entschuldigen wohl,<br />

aber wenn ich stehe, dann nur im Konversationslexikon.«<br />

Joseph Hellmesberger [der Ältere]<br />

(1888-1965)<br />

Hellmesberger hielt nicht viel von den sogenannten<br />

preisgekrönten Kunstwerken,<br />

weil jene Preise oft rein zufällig vergeben<br />

wurden und das Publikum die von Fachleuten<br />

ausgewählten Werke meistens<br />

mehr oder weniger entschieden ablehnte.


Er sagte deshalb einmal: »Je preiser ein<br />

Stück gekrönt ist, desto durcher fällt es.«<br />

Auch seinen besten Freunden gegenüber<br />

konnte Hellmesberger sehr kritisch<br />

sein. Als ihm Robert Fuchs eine seiner<br />

neuesten Kompositionen vorspielte, in<br />

der dem Zuhörer manches bekannt vorkam,<br />

fasste Hellmesberger sein Urteil in<br />

den variierten Kindervers: »Fuchs, die<br />

hast du ganz gestohlen ...«<br />

Hellmesberger war einmal bei einem<br />

befreundeten Komponisten zum Mittagessen<br />

im Familienkreis eingeladen worden.<br />

Nach dem Essen zog sich der Komponist<br />

zurück, um zu arbeiten. Da sagte<br />

Hellmesberger: »Kinder, tut's beten - der<br />

Vater geht stehlen!«<br />

Einmal half Hellmesberger mit, auf der<br />

Bühne einer österreichischen Provinzstadt<br />

eine neue Operette aus der Taufe<br />

zu heben. Nach der Generalprobe sagte<br />

er zum Dirigenten: »Den Mangel an Blech<br />

im Orchester gleicht das Textbuch völlig<br />

aus. «<br />

I n Wien tagte ein Lehrerkongress, dem<br />

zu Ehren auch eine Festvorstellung in der<br />

Hofoper gegeben wurde. Da sagte Hellmesberger:<br />

»Ich habe das Haus schon<br />

voller gesehen, ich habe das Haus schon<br />

leerer gesehen, aber noch nie so voller<br />

Lehrer!«<br />

Paul Hindemith (1895-1963)<br />

Der Inhaber eines Frankfurter Lebensmittelgeschäfts<br />

traf Paul Hindemith während<br />

der zwanziger Jahre am Vorabend<br />

zu einer Opernpremiere und begrüßte ihn<br />

lächelnd: »Na, Herr Hindemith, morgen<br />

haben Sie ja große Premiere. Wissen<br />

Sie, wo ich faule Eier kaufen kann?« -<br />

»Natürlich. Gehen Sie in Ihr Geschäft und<br />

verlangen Sie frische!«<br />

Herbert von Karajan (1908-1989)<br />

Als Karajan nach dem Krieg mit dem<br />

Londoner Philharmonia Orchestra in Berli<br />

n erschien, trauten die Berliner ihren Augen<br />

nicht: War er früher in der Philharmonie<br />

jugendlich und elastisch-federnd zum<br />

Podium hinuntergeschossen, erschien er<br />

jetzt zögernd-tastend, unsicher und mit<br />

geschlossenen Augen. Meinte der Bühnenmeister:<br />

»Wenn er det nächste Mal<br />

wiederkommt, müssen wa für Karajan<br />

een' Blindenhund anschaffn.«<br />

Karajan hatte sich in den letzten Jahren<br />

in zunehmendem Maße auch als Regisseur<br />

hervorgetan. Dabei wurde viel über<br />

seinen »dunklen Inszenierstil« gesprochen.<br />

Als man sich im Salzburger Festspielhaus<br />

Gedanken darüber machte,<br />

was man dem Maestro zum Geburtstag<br />

schenken könnte, schlug das technische<br />

Personal vor: »Einen schwarzen Scheinwerfer.«<br />

Eine Autogrammsammlerin bestürmte<br />

Herbert von Karajan um zwei Autogramme,<br />

die dieser ihr auch gab. Auf seine<br />

Frage, wozu sie eigentlich gleich zwei<br />

Unterschriften wolle, erklärte die Dame:<br />

»Für zwei Karajan bekomme ich einen<br />

Bernstein!«<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

Otto Klemperer (1885-1973)<br />

Der erste Dirigent, der grundsätzlich alles<br />

auswendig dirigierte, war Arturo Toscanini.<br />

Er tat das nicht aus Geltungssucht,<br />

sondern weil er sehr kurzsichtig war. Sein<br />

Beispiel wurde von vielen Kollegen nachgeahmt,<br />

was Otto Klemperer zu der Bemerkung<br />

veranlasste: »Nur weil dieser<br />

Mensch zu eitel ist, eine Brille aufzusetzen,<br />

können wir jetzt Partituren auswendig<br />

lernen!«<br />

Hans Knappertsbusch (1888-1965)<br />

Hans Knappertsbusch war kein großer<br />

Freund unnötiger Proben, was alle guten<br />

Orchester sehr angenehm empfanden.<br />

Als er ein Konzert mit den Berliner Philharmonikern<br />

hatte, dessen Programm mit<br />

der »Eroica« schloss, meinte »Kna«, es<br />

sei wohl nicht nötig, dieses Prunkstück<br />

des Orchesters noch einmal durchlaufen<br />

zu lassen. Daraufhin bat ihn der Orchestervorstand,<br />

es doch zu tun, weil man einen<br />

neuen Hornisten habe, der diese<br />

Beethoven-Symphonie noch nicht gespielt<br />

habe. Missmutig gab Knappertsbusch<br />

den Einsatz, lässt aber beim<br />

Wiederholungszeichen weiterspielen, um<br />

Zeit zu sparen. Abends beim Konzert läuft<br />

die »Eroica« an, aber ein Teil des Orchesters<br />

ist sich unschlüssig, ob die<br />

Wiederholung gespielt wird oder nicht: ein<br />

Teil wiederholt, der andere spielt weiter.<br />

Schließlich hatte man sich wieder gefangen<br />

und das Stück mit Bravour zu Ende<br />

gebracht. Nach der Symphonie frenetischer<br />

Beifall. »Kna« muss durchs Orchester<br />

zum Künstlerzimmer, kommt am<br />

ersten Bratschpult vorbei und zischelt<br />

dem Orchestervorstand zu: »Das haben<br />

Sie von Ihrer Scheiß-Proberei!«<br />

Clemens Krauss (1893-1954)<br />

Clemens Krauss, befragt, warum er nicht<br />

auswendig dirigiere, meinte nur: »Ich -<br />

auswendig? Warum? Ich kann doch Noten<br />

lesen!«<br />

Fritz Kreisler (1875-1962)<br />

Der bekannte Geiger und Komponist Fritz<br />

Kreisler spazierte mit einem Freund durch<br />

die Straßen. Vor einem Fischgeschäft<br />

blieb er stehen und sah auf die ausgestellten<br />

Fische mit ihren leeren Augen<br />

und den offenen Mäulern. Plötzlich packte<br />

Kreisler seinen Freund beim Arm. »Um<br />

Gottes willen, ich hätte beinahe vergessen,<br />

dass ich heute noch ein Konzert geben<br />

muss!«<br />

Franz Liszt (1811-1886)<br />

Die Abfertigung, die der Meister jenem<br />

Geldprotzen gab, der ihn gleich nach<br />

Tisch zum Klavier nötigte, ist zum geflügelten<br />

Worte geworden. Unwillig folgte<br />

Liszt dem Drängen des Gastgebers,<br />

schritt zum Klavier hin und vollführte ein<br />

perlendes Glissando von einem Ende der<br />

Klaviatur bis zum andern. »So«, sagte er,<br />

15 1


sich entfernend, »mein Dinner ist bezahlt.«<br />

Liszt befand sich 1842 auf einer Konzerttournee<br />

durch Europa und gastierte<br />

auch in Königsberg. Dort sollte er von der<br />

philosophischen Fakultät zum Ehrendoktor<br />

der Albertus-Magnus-Universität ernannt<br />

werden. Der Dekan der Fakultät<br />

war der Historiker Drumann, von dem allgemein<br />

bekannt war, dass er die Musik<br />

für eine unwürdige Beschäftigung hielt.<br />

Man befürchtete daher, dass er die Einstimmigkeit<br />

des Fakultätsbeschlusses<br />

durch sein Veto verhindern würde. Doch<br />

zum Erstaunen aller stimmte er sofort mit<br />

den Worten zu: »Warum soll Liszt nicht<br />

Doktor werden, wo man jetzt sogar Chemiker<br />

promovieren lässt.«<br />

Liszt spielte in einem Privatkonzert vor<br />

dem russischen Kaiser. Bei einer Pianostelle<br />

wandte sich dieser zu seinem Adjutanten<br />

und gab ihm laut einen Befehl.<br />

Liszt hörte zu spielen auf und ließ die<br />

Hände in den Schoß sinken. Als der Zar<br />

unwillig nach dem Grund der Unterbrechung<br />

fragte, antwortete Liszt mit höflicher<br />

Verbeugung: »Wenn Fürsten sprechen,<br />

haben die Diener zu schweigen.«<br />

15 2<br />

Franz Liszt sollte ein Hofkonzert dirigieren,<br />

und man wartete nur noch auf den<br />

König von Preussen. Als seine Majestät<br />

eintrat, wollte Liszt beginnen, war aber in<br />

Verlegenheit, denn auf der Partitur, die er<br />

auf den Stuhl gelegt hatte, saß eine dicke<br />

Baronin. Da fasste Liszt Mut und sagte zu<br />

ihr: »Verzeihung, Baronin, aber die Partitur,<br />

auf der Sie sitzen, ist nicht für Blasinstrumente<br />

bestimmt.«<br />

Urteilte Franz Liszt über eine Uraufführung:<br />

»Schade, das Schöne ist nicht neu,<br />

das Neue nicht schön. Aber sonst<br />

geht's. «<br />

Richard Wagner hatte im zweiten Akt<br />

der »Meistersinger« zum Scherz einige<br />

Takte einer Komposition von Liszt verwendet.<br />

Dazu meinte Liszt: »Auf diese Art<br />

wird wenigstens etwas von meiner Musik<br />

der Nachwelt bleiben.«<br />

Franz Liszt spielte einmal am Hof eines<br />

regierenden deutschen Fürsten. Nach<br />

dem Konzert ging die Königliche Hoheit<br />

auf ihn zu und sagte jovial: »Mein lieber<br />

Liszt, Sie haben ganz reizend gespielt.«<br />

Nun war es Liszt aber äußerst zuwider,<br />

wenn man das Wort »reizend« auf die<br />

Kunst und besonders auf sein Spiel anwandte.<br />

Als dann im Laufe des Gesprächs<br />

der Fürst fragte, wie es ihm im<br />

Großherzogtum gefalle, antwortete Liszt:<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

»Ausgezeichnet! Und das ist ja auch kein<br />

Wunder, denn Eure Königliche Hoheit regieren<br />

ja wirklich ganz reizend!«<br />

Albert Lortzing (1801-1851)<br />

Albert Lortzing war, bevor er komponierte,<br />

am Stadttheater in Leipzig als Sänger<br />

und Schauspieler tätig. Bei jedem Auftritt<br />

fügte er seiner Rolle einige Bemerkungen<br />

hinzu, in denen er die damaligen Leipziger<br />

Verhältnisse kritisierte. Dies kam<br />

auch dem Zensor, einem Rat Demuth, zu<br />

Ohren, der Lortzing deshalb mit einem<br />

Tag Haft bestrafte. Nachdem der Sänger<br />

seine Strafe, die allgemeines Aufsehen<br />

erregte, verbüßt hatte, trat er wieder auf.<br />

Das Theater war bis auf den letzten Platz<br />

besetzt, und auch Rat Demuth war erschienen,<br />

um sich davon zu überzeugen,<br />

dass Lortzing nicht mehr extemporierte.<br />

Als Lortzing seine Rolle bis zu der Stelle<br />

gespielt hatte, an der er zum ersten Male<br />

eine Extempore anzubringen pflegte,<br />

zuckte er nur mit den Achseln und sagte:<br />

»Ich spräche ja noch mehr, aber ...« -<br />

und hiermit blickte er verschmitzt zur<br />

Loge Demuths hinüber - »Demut verbietet<br />

es mir.« Demuth verließ bei dem Applaus<br />

für Lortzing seine Loge und ließ den<br />

Sänger später ungeschoren.<br />

Pierre Monteux (1875-1964)<br />

Der französische Dirigent Pierre Monteux<br />

unterzeichnete 1955 einen 25-Jahres-<br />

Vertrag als Chefdirigent des Londoner<br />

Symphony Orchestra - ausdrücklich mit<br />

der Option, nach Ablauf des Vertrages<br />

Anspruch auf einer Vertragsverlängerung<br />

um weitere 25 Jahre zu haben.


PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

Felix Mottl (1856-1911)<br />

Felix Mottl probt »Elektra«. Der Komponist<br />

sitzt dabei und hört zu. Plötzlich<br />

unterbricht er: »Mottl, das erste Horn hat<br />

B statt Es geblasen«. Mottl winkt ab:<br />

»Wieso denn? B ist doch richtig«. Strauss<br />

insistiert: »Er muss Es blasen«. Mottl<br />

nimmt die Partitur und zeigt sie Strauss:<br />

»Schau doch selbst, da steht B«. Strauss<br />

missmutig: »Dann ist das eben ein Druckfehler.<br />

Aber du musst doch hören, dass<br />

ein B hier falsch ist.« Darauf Mottl: »Ja,<br />

dass B hier falsch ist, hab' ich schon gehört.<br />

Aber dass es falsch sein soll, hab'<br />

ich net gewusst.«<br />

Wolfgang Amadeus Mozart<br />

(1756-1791)<br />

Mozart bewegte sich stets sehr ungezwungen.<br />

Es war bei ihm das ungekün-<br />

stelte Temperament, keine Angabe. Vielleicht<br />

basierte diese Hemmungslosigkeit<br />

auch darauf, dass er bereits als Kind eine<br />

Rolle an allen Fürstenhöfen Europas gespielt<br />

hatte und verhätschelt und verwöhnt<br />

worden war. Einmal machte ein<br />

General den Kaiser Joseph darauf aufmerksam,<br />

dass Mozart an der Hoftafel<br />

sich nicht so benähme, wie es die Etikette<br />

verlange. Der Kaiser erwiderte darauf<br />

dem General: »Lasse Er mir den Mozart<br />

i n Ruhe. Einen General kann ich alle<br />

Tage machen, aber einen Mozart nie wieder!«<br />

Mozart hatte der Violinvirtuosin Regina<br />

Strinasacchi eine Sonate für Klavier und<br />

Violine für ein bestimmtes Konzert versprochen.<br />

Wie immer verschob er derlei<br />

Dinge bis auf die letzte Minute. Schließlich<br />

schrieb er ihre Partie nieder, hatte<br />

aber nicht mehr die Zeit, die seinige zu<br />

Papier zu bringen. Im Konzert kam die<br />

Sonate zum Vortrag. (Dabei handelte es<br />

sich übrigens um die Sonate KV 454,<br />

komponiert am 21. April 1784 in Wien.)<br />

Zu seiner Verwunderung erkannte der<br />

Kaiser Joseph, der zugegen war, dass<br />

auf dem Blatte, das Mozart beim Spielen<br />

vor sich hatte, gar keine Noten standen.<br />

Er ließ ihn hinterher kommen, und Mozart<br />

musste ihm das Blatt zeigen. In der Tat<br />

wies es nichts als Taktstriche auf.<br />

1 53


Arthur Nikisch (1855-1922)<br />

Aus verschiedenen Gründen konnte der<br />

Dirigent Arthur Nikisch zwei Bratschisten,<br />

die Meier und Müller hießen und nebeneinander<br />

am Pult saßen, nicht leiden. Als<br />

Nikisch eines Morgens das Gewandhaus<br />

betrat, kommt ihm der Orchestervorstand<br />

mit ernstem Gesicht entgegen: »Herr Generalmusikdirektor,<br />

ich muss Ihnen die<br />

traurige Mitteilung machen, dass unser<br />

Kollege Meier vom dritten Bratschenpult<br />

heute nacht verstorben ist.« Darauf Nikisch:<br />

»Und der Müller?«<br />

Hans Pfitzner (1869-1949)<br />

Pfitzner hatte die Angewohnheit, Tempo-<br />

Angaben in deutscher statt in italienischer<br />

Sprache abzufassen. Als ihm ein Schüler<br />

ein mehrsätziges Werk mit der Bitte um<br />

Beurteilung überreichte, schaute Pfitzner<br />

die Partitur kurz durch, verwies auf die<br />

Tempo-Angabe des ersten Satzes und<br />

meinte: »Das einzige, was daran stimmt,<br />

ist diese Überschrift: >Mäßig PalestrinaOchsenmenuett< von Haydn spielen werde?«<br />

Auf Kritiker war Reger nicht gut zu<br />

sprechen. Einem aus der Zunft teilte er<br />

per Postkarte mit: »Hochverehrter Herr<br />

Doktor! Um mich ganz auf das Verständnis<br />

Ihrer lichtvollen Darlegung über mein<br />

gestriges Konzert konzentrieren zu können,<br />

habe ich mich an den einsamsten<br />

Ort meines Hauses begeben. Noch habe<br />

1 5 4<br />

ich Ihre Kritik vor mir. Bald werde ich sie<br />

hinter mir haben!«<br />

Als Reger eine Konzertreise in das von<br />

Unruhen geschüttelte Petersburg unternahm,<br />

warnte ihn ein Schüler: »Herr Reger,<br />

passen Sie auf, dass der Saal nicht<br />

voller Bomben ist.« Meinte Reger: »Wenn<br />

der Saal nur bombenvoll ist!«<br />

Franz Schubert (1797-1828)<br />

Franz Schubert trug bekanntlich eine Brill<br />

e. Eines Tages besuchte ihn Moritz von<br />

Schwind, mit dem er seit langem befreundet<br />

war. Der Maler wurde unwirsch begrüßt.<br />

»Meine Brille habe ich verloren«,<br />

jammerte Schubert. »Ja, dann musst du<br />

sie eben suchen«, entgegnete Schwind.<br />

»Das ist leicht gesagt. Ich kann sie doch<br />

erst suchen, wenn ich sie gefunden habe,<br />

denn ohne Brille kann ich sie doch nicht<br />

suchen.«<br />

Schubert liebte es nicht, wenn seine<br />

Lieder transponiert wurden. Als einmal<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

sein Freund, der Sänger Michael Vogl,<br />

sich ein Schubertlied hatte transponieren<br />

lassen, fragte ihn Schubert, dem er das<br />

Lied vorgesungen hatte: »Sehr nett, das<br />

Liederl. Sag' amal, wer hat's denn gemacht?«<br />

Robert Schumann (1810-1856)<br />

Eines Tages wurden Richard Wagner und<br />

Robert Schumann einander vorgestellt.<br />

Nachdem sie sich eine Zeitlang unterhalten<br />

hatten, äußerte sich später Schumann<br />

über seinen neuen Bekannten:<br />

»Wagner hat mir sehr gut gefallen, nur er<br />

redet ununterbrochen.« Auch Wagner<br />

gab seine Meinung ab: »Ein großartiger<br />

Mensch, dieser Schumann, nur schweigt<br />

er in einem fort.«<br />

Jean Sibelius (1865-1957)<br />

Dem finnischen Meister Jean Sibelius<br />

wird folgender Ausspruch nachgesagt:<br />

Ȇber Musik kann man nur mit Bankdi-


ektoren sprechen. Künstler reden nur<br />

über Geld!«<br />

Richard Strauss (1864-1949)<br />

Einmal kam eine Kommerzienrätin zu Richard<br />

Strauss und flötete: »Herr Doktor,<br />

dürfen wir Sie am Sonntag zum Abendessen<br />

bei uns sehen? Wir machen gar keine<br />

Umstände.« Strauss erwiderte nur:<br />

»Gnädige Frau, wenn Richard Strauss zu<br />

Ihnen kommt, können Sie ruhig Umstände<br />

machen.«<br />

Auch Richard Strauss hatte zu Beginn<br />

seines künstlerischen Wirkens schwer<br />

um Anerkennung zu ringen. Überall konnte<br />

man den Ulkvers hören und lesen:<br />

»Wenn Richard - dann Wagner, wenn<br />

Strauss - dann Johann!«<br />

Ein Wiener Musikmeister spielte mit der<br />

Deutschmeister-Kapelle zum 50. Geburtstag<br />

von Richard Strauss als Geburtstagsständchen<br />

den »Rosenkaval<br />

ier«-Walzer. Der Komponist drückte ihm<br />

die Hand: »Das haben Sie famos gemacht;<br />

meine Anerkennung!« Der Gelobte<br />

strahlte: »Aber ja, Herr Generalmusikdirektor.<br />

Das freut mich schon recht,<br />

dass's Ihnen g'fall'n hat. I sag' Ihnen:<br />

Schreib'n kann's a jeder, aber spiel'n, dös<br />

is a Sauarbeit.«<br />

Wilhelm II., der für die Kunst von Richard<br />

Strauss kein Verständnis hatte,<br />

sagte einst über die »Salome«: »So soll<br />

Strauss nicht komponieren, damit schadet<br />

er sich.« Als man Strauss diesen<br />

Allerhöchsten Ausspruch erzählte, meinte<br />

er: »Mit diesem Schaden hab' ich mir<br />

mein Haus in Garmisch gebaut.«<br />

I n Wien wurde die Richard-Strauss-<br />

Büste enthüllt. Der Komponist war persönlich<br />

beim Festakt zugegen. Da wandte<br />

sich eine junge Dame an ihn, um ihn zu<br />

begrüßen. »Ich bin fünfhundert Kilometer<br />

gefahren, um der Enthüllung Ihrer Büste<br />

beizuwohnen, verehrter Meister«, sagte<br />

sie. »Das ehrt mich ganz besonders, gnädiges<br />

Fräulein«, erwiderte Strauss. »Ich<br />

würde sogar fünftausend Kilometer fahren,<br />

um der Enthüllung Ihrer Büste beizuwohnen.«<br />

In der Münchner Oper entspann sich<br />

bei einer Probe der Oper »Die Frau ohne<br />

Schatten« von Richard Strauss zwischen<br />

der damaligen Hauptdarstellerin Berta<br />

Morena und dem Komponisten folgender<br />

Dialog: »Haben Sie sich diese Stelle<br />

mehr lyrisch oder dramatisch gedacht,<br />

Meister?« Strauss, dem unnötige Diskussionen<br />

während seiner künstlerischen Arbeit<br />

zuwider waren, antwortete in seiner<br />

trockenen Art: »Ach wissen S', wann ich's<br />

hätt' lyrisch hab'n wollen, hätt' i's in die<br />

Klarinettenstimm' g'schrieb'n.«<br />

Einmal erschien Strauss bei den Musiktagen<br />

in Donaueschingen. Er hörte sich<br />

ein Streichquartett von Hindemith an und<br />

fragte, wie lange der Komponist daran<br />

gearbeitet habe. Als er zur Antwort »Drei<br />

Tage« bekam, meinte Strauss: »Das hab'<br />

ich mir gleich gedacht.«<br />

Pfitzners »Palestrina« war in München<br />

uraufgeführt worden. »Zehn Jahre härtester<br />

Arbeit stecken in diesem Werk«, sagte<br />

Pfitzner zum anwesenden Richard<br />

Strauss. Meinte Strauss: »Ja warum komponieren<br />

Sie denn, wenn's Ihnen so<br />

schwerfällt?«<br />

Am 4. Oktober 1947 flog Richard<br />

Strauss nach London und wurde dort von<br />

einer »Life«-Reporterin nach seinen<br />

nächsten Plänen gefragt. »Na, sterben<br />

halt«, gab der 83jährige Strauss zur Antwort.<br />

Igor Strawinsky (1882-1971)<br />

Nachdem Strawinsky seine »Balett-Szenen«<br />

für eine Broadway-Produktion geschrieben<br />

hatte, telegrafierte ihm der Impresario:<br />

»Ihre Musik großer Erfolg stop<br />

Könnte sensationeller Erfolg werden,<br />

wenn Instrumentationsänderungen vorgenommen<br />

werden.« Strawinskys Rückantwort:<br />

»Bin mit großem Erfolg bereits<br />

zufrieden.«<br />

Strawinsky regte sich bei der Probe eines<br />

Orchesterwerks in Wien schrecklich<br />

auf, weil eine Stelle in seinem Stück nicht<br />

sicher genug gespielt wurde. Da sagte<br />

der erste Konzertmeister begütigend:<br />

»Beruhigen Sie sich, Herr Strawinsky!<br />

Dieser Takt ist in Mahlers Achter auch niemals<br />

richtig gelaufen!«<br />

Arturo Toscanini (1867-1957)<br />

Nach zwanzig Jahren Dienst bei den Wiener<br />

Philharmonikern wurden die Veteranen<br />

automatisch zu Professoren ernannt.<br />

Als Toscanini zum ersten Mal dieses Orchester<br />

dirigierte, wurde ihm eine Reihe<br />

der Mitglieder vorgestellt: Dieser Oboist<br />

war Professor A., jener Klarinettist Professor<br />

B., dieser Trompeter Professor C.<br />

usw. usw. Bei der anschließenden Probe<br />

hatte Toscanini einiges zu kritisieren. Und<br />

schließlich polterte er los: »Alles Professoren,<br />

die nicht spielen können!«<br />

Orchesterprobe mit Toscanini. Er will<br />

gerade beginnen, als einer der Klarinet-<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong> 15 5


156<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

tisten sich meldet und erklärt, dass an<br />

seinem Instrument die B-Klappe kaputt<br />

sei. Nachdem Toscanini kurz überprüft<br />

hat, welche Sinfonien heute zur Probe<br />

angesetzt seien, meinte er: »Sie können<br />

alles mitspielen. In keiner der Sinfonien<br />

hat die Klarinette ein B.« Und es stimmte.<br />

Als man Toscanini nach einer Aufführung<br />

einen Blumenkranz überreichen<br />

wollte, lehnte er ab: »Sowas schickt man<br />

Primadonnen oder Leichen. Beides bin<br />

ich nicht.«<br />

Richard Wagner (1813-1883)<br />

Bekanntlich ist ein wichtiges Motiv im<br />

zweiten Akt der »Walküre« das notengetreue<br />

Ebenbild des Hauptmotivs aus dem<br />

ersten Satz der »Faust-Symphonie« von<br />

Liszt. Als dieser im Wahnfried zum Vortrage<br />

dieser Stelle seines Werkes kam, trat<br />

Wagner zu ihm an den Flügel und sagte<br />

scherzend: »Du, Papachen, das hab ich<br />

Dir ja gestohlen!« Der sich über die unerhörten<br />

Erfolge seines großen Freundes<br />

neidlos freuende Liszt erwiderte schlag-


fertig darauf: »Nun, das ist recht; da<br />

hört's doch wenigstens jemand!«<br />

Als einmal Richard Wagner in Wien den<br />

»Tannhäuser« inszenierte, gelang es<br />

dem jungen Hugo Wolf, sich in einer Pause<br />

an ihn heranzudrängen. Er wollte dem<br />

großen Mann einige seiner Kompositionen<br />

zeigen. Wagner sagte freundlich abwehrend:<br />

»Ich verstehe nichts von Musik.«<br />

Worauf der Konservatorist Wolf<br />

rasch erwiderte: »O Meister, Sie sind zu<br />

bescheiden!«<br />

Eines Abends ging Wagner in Sorrent<br />

spazieren. Einer der vielen Drehorgelspieler,<br />

der ihn kannte, setzte sofort eine<br />

Walze mit dem Brautzug aus »Lohengrin«<br />

ein und begann, die Orgel so<br />

schnell zu drehen, dass die Musik bis zur<br />

Unkenntlichkeit verhetzt wurde. Zornig<br />

stürmte Wagner auf ihn zu, packte selbst<br />

die Drehorgel und dreht sie so langsam<br />

und bedächtig, dass der Chor im richtigen<br />

Tempo erklang. Dann gab er dem Alten<br />

ein gutes Trinkgeld mit der Weisung, immer<br />

in diesem Tempo zu spielen. Am andern<br />

Morgen hing an der Drehorgel ein<br />

Schild: »Schüler von Richard Wagner.«<br />

Carl Maria von Weber (1786-1826)<br />

Weber, der besser daran getan hätte, sich<br />

den Text seiner musikalischen Bühnenwerke<br />

selbst zu schreiben, führte nämlich<br />

eine gute Feder und war im Freundeskreis<br />

ein außerordentlich geistreicher und<br />

witziger Gesellschafter. In seinen Bestrebungen,<br />

die deutsche Oper in Dresden<br />

gegen die italienische durchzusetzen,<br />

wurde er heftig von einer gewissen Therese<br />

aus dem Winkel bekämpft, die die<br />

Partei der Italiener ergriffen hatte und fortgesetzt<br />

Webers Bemühungen in Form<br />

von wortreichen Kritiken durchkreuzte.<br />

Als gelegentlich einer größeren Gesellschaft<br />

die Rede auf diese Dame kam,<br />

zählte Weber ernsthaft eine Reihe ihrer<br />

vortrefflichsten Eigenschaften auf und<br />

schloss dann mit den Worten: »Nur schade,<br />

dass sie an einer ganz bösen Krankheit<br />

leidet.« Die Zuhörer, denen dieser<br />

Umstand vollkommen neu war, waren<br />

sehr überrascht und begehrten zu wissen,<br />

was ihr denn fehle. »Sie kann die<br />

Tinte nicht halten!« flüsterte Weber.<br />

Karl Friedrich Zelter (1758-1832)<br />

Karl Friedrich Zelter, Leiter der Berliner<br />

Singakademie, hatte schon in jungen<br />

Jahren einen guten Ruf als Komponist.<br />

Eines Tages erhielt er den Besuch eines<br />

jungen Mannes, der ihm seine neueste<br />

Komposition vorspielte. Zelter hörte ihm<br />

eine Weile zu. Dann öffnete er das Fenster,<br />

durch das die kalte Winterluft ins<br />

Zimmer strömte. Besorgt sah sich der<br />

Musiker um, aber Zelter bemerkte gelassen:<br />

»Ich schlafe immer bei offenem Fenster.<br />

«<br />

Eines Tages ging Zelter hinter einem<br />

Schusterjungen her, der immerfort<br />

»Schöner, grüner, schöner, grüner Jungfernkranz«<br />

sang und über diesen Anfang<br />

einfach nicht hinauskam. Den Musiker<br />

machte es nervös, dass das Lied nicht bis<br />

zum Ende gesungen wurde, und so fiel er<br />

plötzlich mit dem tiefsten Bass ein: »Veil-<br />

chenblaue Seide, veilchenblaue Seide!«<br />

Sofort drehte der Lausejunge sich um<br />

und sagte: »Wenn Se den >Jungfernkranz<<br />

schon sing'n, denn fang'n Se'n<br />

sich ooch selba an!« Karl Friedrich Zelter<br />

war geschlagen.<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong> 15 7


Bis vorigen Sonntag hielt ich mich ja für<br />

stockunmusikalisch.<br />

Die Wojewodska hat mir Freitag nach<br />

dem Training eine Konzertkarte geschenkt,<br />

weil sie am Sonntag nicht konnte.<br />

Widerspruch ist nicht bei der Wojewodska,<br />

sie trainiert die Damenmannschaft,<br />

stabile Mutter, die Frau, unbedingt.<br />

Das Musikstück hieß auch so ähnlich,<br />

nur auf Latein: Stabat Mater.<br />

Ich also hin. Das Stadion gerammelt<br />

voll, hinten, vorne, oben lauter Fans, aber<br />

hochdiszipliniert, das muss man schon<br />

sagen.<br />

Der Platz neben mir ist noch frei, erst in<br />

der neunzigsten Minute kommt noch einer.<br />

Der zieht Block und Bleistift raus und<br />

will was schreiben, aber da ist schon<br />

Spielende, das Volk jubelt, die Blumenmädchen<br />

kommen, und der Typ neben<br />

mir macht ein betretenes Gesicht.<br />

»Du sitzt auf meiner Mütze, Sportsfreund!«<br />

sage ich. Das ist ihm peinlich.<br />

»Darf ich Sie zu einem Bier einladen?«<br />

»Immer!«<br />

Wir also ab in die Kneipe. Dort erzählt<br />

er, er ist Kritiker und schreibt über das<br />

Konzert.<br />

»Wie machste denn das«, frage ich.<br />

»Wo du doch erst nach der zweiten Halbzeit<br />

gekommen bist?«<br />

Er spendiert mir noch ein Bier und<br />

meint: »Alles Routine! Und überhaupt:<br />

Provinz!«<br />

158<br />

Dann legt er Ios, nimmt Block und Bleistift<br />

wieder raus und will wissen, wie es<br />

war.<br />

»Na ja«, sage ich. »Laut war's. Manchmal<br />

auch nicht.«<br />

»Differenzierter musikalischer Gesamtklang«,<br />

schreibt er, und dann will er noch<br />

mehr wissen.<br />

Aber dazu muss er mir erst mal das<br />

Spiel erklären, weil ich ja mehr Sportler<br />

als Musikkenner bin. Also noch zwei Bier,<br />

und dann geht's Ios.<br />

Im Prinzip gibt es zwei Mannschaften:<br />

hinten mit den weißen Trikots, das ist der<br />

Chor, vorn in Schwarz das Orchester. Ziel<br />

des Spiels ist, sich durchzusetzen. Wer<br />

den anderen übertönen kann, hat gewonnen.<br />

Von der Zahl her sind die Weißen<br />

überlegen, dafür haben die Schwarzen<br />

I nstrumente, die zum Teil mächtig durchfetzen.<br />

Vorn steht der Schiedsrichter und<br />

passt auf, dass alles nach den Regeln abläuft,<br />

die stehen in dem großen Buch, das<br />

vor ihm auf einem Pult liegt. Er hat einen<br />

Stock in der Hand und zeigt an, wenn einer<br />

ein Foul begeht.<br />

»Ist dir am Chor etwas aufgefallen?«<br />

fragt er. »Zum Beispiel der Alt?«<br />

»Alt?«<br />

»Rechter Stürmerflügel der Weißen.«<br />

»Ach so! Waren gar nicht so alt. Eine<br />

davon war ziemlich gut gebaut, wenn du<br />

weißt, was ich meine.«<br />

Er schreibt: »Wohlabgerundeter Klangkörper.«<br />

»Fabelhaft, wie du das so ausdrückst!«<br />

sage ich. Er grinst und bestellt noch zwei<br />

Bier. Jetzt kommen wir so richtig in Fahrt.<br />

»Linker Stürmerflügel?«<br />

»Eine hatte Probleme beim Einlaufen,<br />

stolperte über einen Kasten von einer<br />

Geige. Der siebte von rechts.«<br />

»Sopran strauchelte bei Nummer sieben.<br />

Mittelfeld?«<br />

»Nun ja: laut. Oder auch nicht. Ein paar<br />

Dicke waren dabei.«<br />

»Voluminöse Männerstimmen. Sonst<br />

noch was Auffälliges?«<br />

»Nichts.«<br />

»Einheitlicher Chorklang. Und das Orchester,<br />

wie war das?«<br />

PFÄLZER SANGER 5/<strong>2000</strong><br />

»Orchester?«<br />

»Die Schwarzen!«<br />

»Ach richtig. Nun ja, laut. Oder auch<br />

nicht.«<br />

»Sensible Orchestereinstudierung. Und<br />

die Solisten?«<br />

»Nun ja, laut. Verstanden hat man kein<br />

Wort, war ja alles Latein.«<br />

»Vokalisten auf präzise Aussprache<br />

achten! Das war's schon. Herr Ober, noch<br />

zwei Bier!«<br />

»Und das schreibste jetzt alles in deiner<br />

Zeitung? Alles, was ich dir so erzählt<br />

habe?« will ich wissen.<br />

»So ungefähr«, grinst er und kippt eine<br />

Halbe.<br />

Ein netter Typ! Wir trinken noch vier bis<br />

fünf Halbe, dann geht er, weil er den Artikel<br />

noch in die Redaktion bringen muss.<br />

Wirklich, bisher habe ich gedacht, ich<br />

sei stockunmusikalisch. Da muss erst so<br />

einer kommen und mir klarmachen, dass<br />

ich musikalisch unheimlich was auf dem<br />

Kasten habe!<br />

Fürs nächste Konzert kriege ich von<br />

ihm eine Karte, und wir treffen uns hinterher<br />

in Wiesbaden, damit er nicht extra<br />

herfahren muss. Da ist 'ne nette Kneipe,<br />

die er mir zeigen will ...<br />

(aus -Hilke Sellnick: Skurrile Töne - Schräge Geschichten aus<br />

dem Leben mit Musik« - Dr. Gisela Lermann Verlag Mainz, Paperback<br />

102 Seiten, 19,80 DM, ISBN 3-927223-17-4 Abdruck<br />

mit freundlicher Genehmigung des Dr Gisela Lermann Verlags<br />

Mainz)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!