2000-5
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sich entfernend, »mein Dinner ist bezahlt.«<br />
Liszt befand sich 1842 auf einer Konzerttournee<br />
durch Europa und gastierte<br />
auch in Königsberg. Dort sollte er von der<br />
philosophischen Fakultät zum Ehrendoktor<br />
der Albertus-Magnus-Universität ernannt<br />
werden. Der Dekan der Fakultät<br />
war der Historiker Drumann, von dem allgemein<br />
bekannt war, dass er die Musik<br />
für eine unwürdige Beschäftigung hielt.<br />
Man befürchtete daher, dass er die Einstimmigkeit<br />
des Fakultätsbeschlusses<br />
durch sein Veto verhindern würde. Doch<br />
zum Erstaunen aller stimmte er sofort mit<br />
den Worten zu: »Warum soll Liszt nicht<br />
Doktor werden, wo man jetzt sogar Chemiker<br />
promovieren lässt.«<br />
Liszt spielte in einem Privatkonzert vor<br />
dem russischen Kaiser. Bei einer Pianostelle<br />
wandte sich dieser zu seinem Adjutanten<br />
und gab ihm laut einen Befehl.<br />
Liszt hörte zu spielen auf und ließ die<br />
Hände in den Schoß sinken. Als der Zar<br />
unwillig nach dem Grund der Unterbrechung<br />
fragte, antwortete Liszt mit höflicher<br />
Verbeugung: »Wenn Fürsten sprechen,<br />
haben die Diener zu schweigen.«<br />
15 2<br />
Franz Liszt sollte ein Hofkonzert dirigieren,<br />
und man wartete nur noch auf den<br />
König von Preussen. Als seine Majestät<br />
eintrat, wollte Liszt beginnen, war aber in<br />
Verlegenheit, denn auf der Partitur, die er<br />
auf den Stuhl gelegt hatte, saß eine dicke<br />
Baronin. Da fasste Liszt Mut und sagte zu<br />
ihr: »Verzeihung, Baronin, aber die Partitur,<br />
auf der Sie sitzen, ist nicht für Blasinstrumente<br />
bestimmt.«<br />
Urteilte Franz Liszt über eine Uraufführung:<br />
»Schade, das Schöne ist nicht neu,<br />
das Neue nicht schön. Aber sonst<br />
geht's. «<br />
Richard Wagner hatte im zweiten Akt<br />
der »Meistersinger« zum Scherz einige<br />
Takte einer Komposition von Liszt verwendet.<br />
Dazu meinte Liszt: »Auf diese Art<br />
wird wenigstens etwas von meiner Musik<br />
der Nachwelt bleiben.«<br />
Franz Liszt spielte einmal am Hof eines<br />
regierenden deutschen Fürsten. Nach<br />
dem Konzert ging die Königliche Hoheit<br />
auf ihn zu und sagte jovial: »Mein lieber<br />
Liszt, Sie haben ganz reizend gespielt.«<br />
Nun war es Liszt aber äußerst zuwider,<br />
wenn man das Wort »reizend« auf die<br />
Kunst und besonders auf sein Spiel anwandte.<br />
Als dann im Laufe des Gesprächs<br />
der Fürst fragte, wie es ihm im<br />
Großherzogtum gefalle, antwortete Liszt:<br />
PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />
»Ausgezeichnet! Und das ist ja auch kein<br />
Wunder, denn Eure Königliche Hoheit regieren<br />
ja wirklich ganz reizend!«<br />
Albert Lortzing (1801-1851)<br />
Albert Lortzing war, bevor er komponierte,<br />
am Stadttheater in Leipzig als Sänger<br />
und Schauspieler tätig. Bei jedem Auftritt<br />
fügte er seiner Rolle einige Bemerkungen<br />
hinzu, in denen er die damaligen Leipziger<br />
Verhältnisse kritisierte. Dies kam<br />
auch dem Zensor, einem Rat Demuth, zu<br />
Ohren, der Lortzing deshalb mit einem<br />
Tag Haft bestrafte. Nachdem der Sänger<br />
seine Strafe, die allgemeines Aufsehen<br />
erregte, verbüßt hatte, trat er wieder auf.<br />
Das Theater war bis auf den letzten Platz<br />
besetzt, und auch Rat Demuth war erschienen,<br />
um sich davon zu überzeugen,<br />
dass Lortzing nicht mehr extemporierte.<br />
Als Lortzing seine Rolle bis zu der Stelle<br />
gespielt hatte, an der er zum ersten Male<br />
eine Extempore anzubringen pflegte,<br />
zuckte er nur mit den Achseln und sagte:<br />
»Ich spräche ja noch mehr, aber ...« -<br />
und hiermit blickte er verschmitzt zur<br />
Loge Demuths hinüber - »Demut verbietet<br />
es mir.« Demuth verließ bei dem Applaus<br />
für Lortzing seine Loge und ließ den<br />
Sänger später ungeschoren.<br />
Pierre Monteux (1875-1964)<br />
Der französische Dirigent Pierre Monteux<br />
unterzeichnete 1955 einen 25-Jahres-<br />
Vertrag als Chefdirigent des Londoner<br />
Symphony Orchestra - ausdrücklich mit<br />
der Option, nach Ablauf des Vertrages<br />
Anspruch auf einer Vertragsverlängerung<br />
um weitere 25 Jahre zu haben.