2000-5

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und bot ihm zum Dank eine seiner guten ägyptischen Zigaretten an. Der junge Mann bedankte sich sehr und steckte die Zigarette ein. »Wollen Sie sie nicht gleich rauchen?« - »Nein«, erwiderte der junge Mann. »Die hebe ich mir zur Erinnerung auf. Man bekommt nicht jeden Tag eine Zigarette von Brahms.« - »Dann geben Sie sie wieder her«, forderte Brahms ihn auf. »Als Erinnerung genügt auch eine > SportLied von der Glocke< vertont und zur Erstaufführung auch Johannes Brahms eingeladen, der andächtig bis zum Schluss zuhörte und dann einige Male vor sich hin nickte, so dass Scholz fragte: »Das Werk hat dir also gefallen?« Brahms nickte erneut, schnalzte mit der Zunge und sagte: »Ist PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong> doch ein unverwüstliches Gedicht, diese > Glocke
von Bülow höflich zu den Choristinnen hinauf: »Meine Damen, darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass das Kapitol bereits gerettet ist?« Als Hans von Bülow die sechzigjährige Koloratursängerin Lola Artot als »Rosine« in Rossinis Oper »Der Barbier von Sevilla« gesehen hatte, sagte er: »Das ist keine Rosine mehr, das ist nur noch eine Backpflaume.« Von Bülows »charmante Art« wird auch durch folgende Aussprüche bestätigt. Über eine Sängerin meinte er: »Sie singt durchaus nicht so schön, wie sie ist.« Und über einen Dirigenten: »Er ist nicht so übel wie einem bei ihm wird.« Von Bülow war eingeladen. Die Tochter des Hauses sang einige Lieder vor, was Hans von Bülow zu der Bemerkung veranlasste: »Die würde ich in ein Kolonialwarengeschäft stecken: Große Rosinen im Kopf und bittere Mandeln im Hals!« Auf Gesanglehrer war von Bülow nicht gut zu sprechen und meinte: »Der eine Gesanglehrer hält den anderen für einen Trottel, der andere seinen Kollegen für einen Scharlatan: Beide haben sie recht!« Hans von Bülow urteilte über Mascagni: »Mascagni hat einen glänzenden Vorfahren namens Verdi, der noch lange sein Nachfolger bleiben wird.« Ein bekannter Kleiderfabrikant in Wien spielte recht gut Klavier und wollte von Bülows Urteil erfahren. Nachdem von Bülow einige Zeit zugehört hatte, legte dieser ihm den Arm um die Schulter und sagte: »Kein Zweifel, mein Lieber: Sie gehören ins Gewandhaus!« Ständig musste Bülow eine Probe unterbrechen, weil die Sopranistin zu tief sang. Verärgert rief er ihr zu: »Hätten Sie die Güte, uns einmal Ihr >A< anzugeben?« Robert Edler (1912-1986) Der Komponist und Chorleiter Robert Edler - in Heilbronn geboren am 10. November 1912 und auch dort am 14. August 1986 verstorben - komponierte unter seinem Namen anspruchsvolle Chorsätze, verwendete aber für die mehr volkstümlichen Kompositionen das Pseudonym »Max Orrel«. Den Namen Orrel hatte er aus der ersten Silbe seines Vor- und aus der zweiten Silbe seines Familiennamens - rückwärts gelesen - zusammengesetzt. Als sein Chor mit ihm einen Satz dieses unbekannten Orrel einstudierte, waren seine Sänger so begeistert, dass einer zum ihm sagte: »Siehst du, Robert, solche Sachen musst du schreiben, wie dieser Orrel. Das mögen die Leut'. Und nicht das krumme Zeug von Dir!« Hanns Eisler (1898-1962) Ein Freund wollte Hanns Eisler in den zwanziger Jahren mit Albert Einstein bekannt machen. Er lud beide zum Abendessen in seine Wohnung ein. Als Eisler in die Diele kam, sah er dort einen Geigenkasten liegen. Sofort erinnerte er sich, dass Einstein gern Geige spielte, und er ahnte bereits, wer den berühmten Physiker wohl am Klavier begleiten solle. Nach dem Essen war es soweit. Einstein kämpfte tapfer gegen die rhythmischen Tücken des Stücks. Schließlich fragte ihn Eisler: »Herr Professor, Sie werden doch bis drei zählen können!« Seit diesem Abend behauptete Eisler, einer der Mathematiklehrer Einsteins gewesen zu sein. Wilhelm Furtwängler (1886-1954) Wilhelm Furtwängler machte beim Dirigieren eigenartig fahrige Bewegungen. Einmal leitete er ein fremdes Orchester, und schon der erste Einsatz wollte nicht klappen. Da fragte der Konzertmeister bescheiden: »Herr Doktor, bei welchem Zacken von Ihrem Blitz sollen wir einsetzen?« Über einen Violinvirtuosen meinte Furtwängler: »Ich bewundere den Mann: Er spielt die leichtesten Stücke mit den größten Schwierigkeiten.« Christoph Willibald Gluck (1714-1787) Als Gluck einmal befragt wurde, welche irdischen Güter er am meisten schätze, erklärte er: »Am meisten das Geld, dann den Wein, dann den Ruhm.« - »Sie setzen Geld und Wein vor den Ruhm?« fragte man erstaunt. »Die Reihenfolge ist schon richtig«, erläuterte Gluck lächelnd. »Mit Geld kann ich mir den Wein beschaffen. Der Wein beflügelt meinen Genius, und der wiederum verhilft mir zum Ruhm. Also habe ich doch recht, wenn ich Geld an die erste Stelle setze?« Gluck hatte auf der Probe zur >Iphigenie in Aulis< viel Ärger mit dem Sänger PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong> des Agamemnon, der ihm trotz aller Bemühungen die Rolle nicht gut genug spielte. Schließlich meinte dieser: »Meister, wenn ich erst mein Kostüm anhabe, werden Sie mich nicht wiedererkennen.« Die Generalprobe kam, Agamemnon begann in großartigem barockem Kostüm seine erste Arie. Da rief ihm Gluck vom Dirigentenpult aus zu: »Freunderl, ich erkenne dich wieder!« Gluck, der als Opernkomponist das Musikdrama wieder herstellte, spazierte einmal eines Nachts durch die Straßen von Paris. Er summte eine Melodie vor sich hin und schwenkte dabei übermütig seinen Stock. Plötzlich hatte er eine Fensterscheibe getroffen. Der Wohnungsinhaber kam sofort heraus und verlangte 30 Sous Schadensersatz. Da der Komponist nur ein großes Geldstück bei sich hatte, gab er es dem Geschädigten. Auf dessen Einwand, dass er nicht herausgeben könnte, schlug Gluck mit dem Stock noch mehrere Scheiben ein und sagte: »Jetzt sind wir quitt!« Georg Friedrich Händel (1685-1759) Wenn Händel in den Zeiten seines Missgeschicks in London in seinen Opern und Oratorien fast gar keine Zuhörer hatte und seine Freunde klagten, dass das Haus so leer sei, suchte er sie zufriedenzustellen und sagte: »Das macht nichts aus, desto besser wird die Musik klingen.« Auf einer Reise nach Irland wurde Händel in Chester einige Tage aufgehalten. Da er einige von den Chören, die er in Irland aufzuführen willens war, probieren wollte, so wandte er sich an den Organisten Backer und erkundigte sich, ob es bei der Kathedralkirche Choristen gebe, die gleich vom Blatt weg singen könnten. Ba- 14 9
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