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cker schlug ihm einige der besten Sänger<br />

vor, unter andern auch einen Buchdrucker,<br />

Janson, der eine gute Bassstimme<br />

hatte. Es wurde also zur Privatprobe im<br />

>Goldenen FalkenMessias<<br />

»Und durch seine Wunden sind wir<br />

geheilt« so arg, dass Händel ärgerlich auf<br />

ihn losfuhr, in verschiedenen Sprachen<br />

fluchte und zuletzt in gebrochenem Englisch<br />

ausrief: »Du Schuft du, sagtest du<br />

nicht, du könntest vom Blatt weg singen?«<br />

- »Ja, Herr Kapellmeister«, erwiderte<br />

Janson, »das kann ich auch, aber<br />

nicht gleich das erste Mal.«<br />

Als Händel die Hauptprobe seines unvergleichlichen<br />

und teilweise äußerst<br />

schweren >Te deum laudamus< zur<br />

Utrechter Friedensfeier hielt, rief er in Begeisterung,<br />

ehe er beginnen ließ, aus:<br />

»Meine Herren! Ein Hundsfott, der einen<br />

Fehler macht!« Die Erhabenheit der Komposition<br />

und die treffliche Ausführung riss<br />

ihn aber selbst so hin, dass er am Ende<br />

eines Satzes, sich und alles umher vergessend,<br />

begeistert dastand und den Einsatz<br />

zum folgenden Takt nicht eher angab,<br />

bis ihm der Vorspieler zurief. Händel<br />

fuhr zusammen, konnte sich nicht beruhigen<br />

und rief am Ende des Stückes, indem<br />

ihm die Tränen herabliefen: »Meine Herren!<br />

Ich bin der Hundsfott!«<br />

Als sich Händel in Dublin aufhielt, hatte<br />

an einem Abend ein gewisser Dubourg<br />

eine Solostimme zu einer Arie und eine<br />

Kadenz ad libitum zu singen. Er irrte eine<br />

Zeitlang in verschiedenen Tonarten umher,<br />

und schien wirklich etwas durcheinander<br />

geraten zu sein. Endlich aber fing<br />

er an, den Triller zu schlagen, der diese<br />

Kadenz schließen sollte, und Händel rief,<br />

zu großer Belustigung der Zuhörer, laut<br />

genug, um überall im Schauspielhaus gehört<br />

zu werden: »Willkommen zu Hause,<br />

Mr. Dubourg!«<br />

Joseph Haydn (1732-1809)<br />

Eines Abends wollte Haydn sich eben -<br />

ermüdet von angestrengtem Studium -<br />

zur Ruhe begeben, als er unten auf der<br />

Straße seinen Namen rufen hört. Obwohl<br />

schon ausgezogen, steckt er dennoch<br />

seinen Kopf zum Fenster hinaus und ruft<br />

hinab: »Was gibt's denn?« - »Geh,<br />

komm' g'schwind runter, wir haben eine<br />

schöne Nachtmusik z'bringen. Tummel<br />

di!« - »A Nachtmusi?« schreit Haydn, »nit<br />

um a Million!« - »Dummer Kerl, es bekommt<br />

ja a jeder an Gulden dreiß'g Kreuzer.«<br />

- »An Gulden dreiß'g Kreuzer?<br />

Wart's a bissl, i kum glei!« schreit Haydn<br />

hinunter, fährt schnell in die Kleider und<br />

eilt die Treppe hinab.<br />

Joseph Haydn weilte auf Einladung des<br />

berühmten Geigers und Impresarios Salomon<br />

in London, um eine seiner Sinfonien<br />

zu dirigieren. Die neugierigen Lon-<br />

15 0<br />

doner drängten sich im Konzert an die Orchesterbrüstung,<br />

um Haydn aus der Nähe<br />

zu erleben. Dadurch leerte sich die Mitte<br />

des Saales. In diesem Augenblick löste<br />

sich der große Kronleuchter, stürzte herab<br />

und zersplitterte in tausend Stücke.<br />

Als der erste Schreck vorüber war, sagte<br />

Haydn zu den Orchestermusikern: »Meine<br />

Musik muss doch etwas wert sein;<br />

jetzt hat sie mindestens dreißig Menschen<br />

das Leben gerettet.«<br />

Haydn speiste einmal mit einigen Gelehrten<br />

und Künstlern. Unter anderem<br />

wurden auch gebackene Hühnchen aufgetragen,<br />

in Wien »Backhendel« genannt.<br />

Meinte Haydn: »Sonst geht der<br />

Händel ja über den Haydn. Aber heute<br />

kommt Haydn über Händel.«<br />

Einmal war Joseph Haydn wegen einer<br />

Auskunft über einen seiner Brüder amt-<br />

PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />

lich vorgeladen worden. Als Haydn der<br />

Aufforderung nachkam, beachtete ihn der<br />

Beamte überhaupt nicht und ließ ihn einfach<br />

stehen, ohne ihm einen Stuhl anzubieten.<br />

Haydn jedoch, durch diese unfreundliche<br />

Geste nicht aus der Fassung<br />

gebracht, holte sich in der Amtsstube einfach<br />

selbst einen Stuhl. Zu dem verdutzt<br />

dreinschauenden Beamten sagte er dabei<br />

freundlich: »Sie entschuldigen wohl,<br />

aber wenn ich stehe, dann nur im Konversationslexikon.«<br />

Joseph Hellmesberger [der Ältere]<br />

(1888-1965)<br />

Hellmesberger hielt nicht viel von den sogenannten<br />

preisgekrönten Kunstwerken,<br />

weil jene Preise oft rein zufällig vergeben<br />

wurden und das Publikum die von Fachleuten<br />

ausgewählten Werke meistens<br />

mehr oder weniger entschieden ablehnte.

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