2000-5
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cker schlug ihm einige der besten Sänger<br />
vor, unter andern auch einen Buchdrucker,<br />
Janson, der eine gute Bassstimme<br />
hatte. Es wurde also zur Privatprobe im<br />
>Goldenen FalkenMessias<<br />
»Und durch seine Wunden sind wir<br />
geheilt« so arg, dass Händel ärgerlich auf<br />
ihn losfuhr, in verschiedenen Sprachen<br />
fluchte und zuletzt in gebrochenem Englisch<br />
ausrief: »Du Schuft du, sagtest du<br />
nicht, du könntest vom Blatt weg singen?«<br />
- »Ja, Herr Kapellmeister«, erwiderte<br />
Janson, »das kann ich auch, aber<br />
nicht gleich das erste Mal.«<br />
Als Händel die Hauptprobe seines unvergleichlichen<br />
und teilweise äußerst<br />
schweren >Te deum laudamus< zur<br />
Utrechter Friedensfeier hielt, rief er in Begeisterung,<br />
ehe er beginnen ließ, aus:<br />
»Meine Herren! Ein Hundsfott, der einen<br />
Fehler macht!« Die Erhabenheit der Komposition<br />
und die treffliche Ausführung riss<br />
ihn aber selbst so hin, dass er am Ende<br />
eines Satzes, sich und alles umher vergessend,<br />
begeistert dastand und den Einsatz<br />
zum folgenden Takt nicht eher angab,<br />
bis ihm der Vorspieler zurief. Händel<br />
fuhr zusammen, konnte sich nicht beruhigen<br />
und rief am Ende des Stückes, indem<br />
ihm die Tränen herabliefen: »Meine Herren!<br />
Ich bin der Hundsfott!«<br />
Als sich Händel in Dublin aufhielt, hatte<br />
an einem Abend ein gewisser Dubourg<br />
eine Solostimme zu einer Arie und eine<br />
Kadenz ad libitum zu singen. Er irrte eine<br />
Zeitlang in verschiedenen Tonarten umher,<br />
und schien wirklich etwas durcheinander<br />
geraten zu sein. Endlich aber fing<br />
er an, den Triller zu schlagen, der diese<br />
Kadenz schließen sollte, und Händel rief,<br />
zu großer Belustigung der Zuhörer, laut<br />
genug, um überall im Schauspielhaus gehört<br />
zu werden: »Willkommen zu Hause,<br />
Mr. Dubourg!«<br />
Joseph Haydn (1732-1809)<br />
Eines Abends wollte Haydn sich eben -<br />
ermüdet von angestrengtem Studium -<br />
zur Ruhe begeben, als er unten auf der<br />
Straße seinen Namen rufen hört. Obwohl<br />
schon ausgezogen, steckt er dennoch<br />
seinen Kopf zum Fenster hinaus und ruft<br />
hinab: »Was gibt's denn?« - »Geh,<br />
komm' g'schwind runter, wir haben eine<br />
schöne Nachtmusik z'bringen. Tummel<br />
di!« - »A Nachtmusi?« schreit Haydn, »nit<br />
um a Million!« - »Dummer Kerl, es bekommt<br />
ja a jeder an Gulden dreiß'g Kreuzer.«<br />
- »An Gulden dreiß'g Kreuzer?<br />
Wart's a bissl, i kum glei!« schreit Haydn<br />
hinunter, fährt schnell in die Kleider und<br />
eilt die Treppe hinab.<br />
Joseph Haydn weilte auf Einladung des<br />
berühmten Geigers und Impresarios Salomon<br />
in London, um eine seiner Sinfonien<br />
zu dirigieren. Die neugierigen Lon-<br />
15 0<br />
doner drängten sich im Konzert an die Orchesterbrüstung,<br />
um Haydn aus der Nähe<br />
zu erleben. Dadurch leerte sich die Mitte<br />
des Saales. In diesem Augenblick löste<br />
sich der große Kronleuchter, stürzte herab<br />
und zersplitterte in tausend Stücke.<br />
Als der erste Schreck vorüber war, sagte<br />
Haydn zu den Orchestermusikern: »Meine<br />
Musik muss doch etwas wert sein;<br />
jetzt hat sie mindestens dreißig Menschen<br />
das Leben gerettet.«<br />
Haydn speiste einmal mit einigen Gelehrten<br />
und Künstlern. Unter anderem<br />
wurden auch gebackene Hühnchen aufgetragen,<br />
in Wien »Backhendel« genannt.<br />
Meinte Haydn: »Sonst geht der<br />
Händel ja über den Haydn. Aber heute<br />
kommt Haydn über Händel.«<br />
Einmal war Joseph Haydn wegen einer<br />
Auskunft über einen seiner Brüder amt-<br />
PFÄLZER SÄNGER 5/<strong>2000</strong><br />
lich vorgeladen worden. Als Haydn der<br />
Aufforderung nachkam, beachtete ihn der<br />
Beamte überhaupt nicht und ließ ihn einfach<br />
stehen, ohne ihm einen Stuhl anzubieten.<br />
Haydn jedoch, durch diese unfreundliche<br />
Geste nicht aus der Fassung<br />
gebracht, holte sich in der Amtsstube einfach<br />
selbst einen Stuhl. Zu dem verdutzt<br />
dreinschauenden Beamten sagte er dabei<br />
freundlich: »Sie entschuldigen wohl,<br />
aber wenn ich stehe, dann nur im Konversationslexikon.«<br />
Joseph Hellmesberger [der Ältere]<br />
(1888-1965)<br />
Hellmesberger hielt nicht viel von den sogenannten<br />
preisgekrönten Kunstwerken,<br />
weil jene Preise oft rein zufällig vergeben<br />
wurden und das Publikum die von Fachleuten<br />
ausgewählten Werke meistens<br />
mehr oder weniger entschieden ablehnte.