faktor STIL 2020/2

MODE & LIFESTYLE
„Mode ist politisch.“
Die Nachfrage und das Bewusstsein für
nachhaltige Mode wachsen, weiß Schneider-Esleben.
„Für mich war von Anfang
an klar, dass ich mit meiner Mode ein
Zeichen setzen will und deshalb auch
ausschließlich in Europa produziere, fair
und nachhaltig“, sagt die Designerin. Ihre
Stoffe lässt sie mit trinkbaren Biofarben
färben und mit 100 % Women Power nähen.
Und sie sagt: „Mode ist politisch.“
WENN MAN HEUTE ÜBER TRENDS und
Fashion redet, dann kommt man nicht
mehr an Themen wie Umweltverschmutzung,
Überproduktion und Arbeitsbedingungen
vorbei, oder sollte es zumindest
nicht. „Natürlich soll Mode Spaß machen,
so wie gutes Essen“, sagt Schneider- Esleben.
„Die fast fashion der Billigketten ist dagegen
wie zu viel Fett und zu viel Zucker:
Das ist nicht gesund – wie ein Zuckerkick,
der schnell wieder verfliegt.“ Und
ebenso, wie in der Ernährung ein Trend
zur vegetarischen und veganen Lebensweise
zu beobachten ist, so findet auch in
der Bekleidungs industrie ganz langsam
ein Wertewandel statt. Niemand braucht
einen übervollen Kleiderschrank. Laut
FOCUS online wird jedes fünfte gekaufte
Kleidungsstück so gut wie nie getragen.
Schaut man sich im Gegenzug die Arbeitsbedingungen
in Ländern wie Bangladesch
oder Indien an, wo Menschen unter unwürdigsten
Bedingungen für reiche Industrienationen
billigste Kleidung produzieren,
sollte das einen jeden zum Nachdenken
anregen. Brauchen wir so viel Konsum?
Ganz abgesehen von den Chemikalien, die
für die Produktion verwendet werden und
die selbst nach mehreren Waschgängen
noch Rückstände zurücklassen – auf der
Haut und in der Umwelt.
„Mir ist es wichtig, zeitlose Mode zu
entwerfen!“, sagt die gebürtige Hamburgerin
mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Zeitlos heißt vor allem, dass die Schnitte
vielen Frauen stehen und diese die Sachen
noch in 15 Jahren im Schrank hängen
haben – und dann soll es sein, als wären
sie erst gestern voller Begeisterung neu
gekauft worden.“ Genau das sei auch der
Schlüssel ihrer Kollektionen: Denn Nachhaltigkeit
beschränke sich nicht allein auf
die Herstellung und die Langlebigkeit der
Stoffe, sondern eben auch auf die Schnitte.
Schneider-Esleben selbst ist dafür lebendes
Vorbild. Ihr ältestes Teil im Kleiderschrank
ist ein Windbreaker, den sie sich
mit 15 Jahren geleistet hat. „Ich habe
immer, auch schon als Jugendliche, nur
gekauft, was mein Herz höher schlagen
lässt“, erzählt sie.
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