Ausgabe 1/11 Download - RegJo Hannover
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Fast ein Drittel aller Krankheitstage und<br />
Berufsunfähigkeitsfälle gehen vor allem<br />
auf Rückenschmerzen zurück. Die Kosten<br />
für Arbeitgeber und Krankenkassen belau-<br />
fen sich auf rund 25 Milliarden euro. Bild:<br />
Stefan Langhans, geschäftsführer des<br />
Reha-Team-<strong>Hannover</strong>, und Stefan Blahak,<br />
geschäftsführer von office 360.<br />
Sitzen mit Köpfchen<br />
ergonomische Büromöbel beugen Rückenschmerzen vor oder sorgen für Linderung. Doch im Kampf<br />
gegen die Volkskrankheit nr. 1 zählt vor allem die innere Haltung.<br />
Text: Hedda Möller Fotografie: office 360<br />
Stefan Blahak und Stefan Langhans haben weit mehr gemeinsam als<br />
ihren Vornamen. Beide leben und arbeiten in <strong>Hannover</strong> und sind darüber<br />
hinaus Missionare, wenn es um Haltungsfragen geht – genauer:<br />
um das richtige, weil rückenschonende Sitzen und Stehen. Die Männer<br />
wissen nur zu gut, wovon sie sprechen: Langhans, Geschäftsführer<br />
des Reha-Team-<strong>Hannover</strong>, kuriert nicht selten die Folgen mangelhafter<br />
Sitzkultur am Arbeitsplatz. Stefan Blahak, Geschäftsführer<br />
des Büro-Allrounders office360, berät seine Kunden beim Kauf ergonomischer<br />
Büromöbel, damit sie gar nicht erst bei Langhans im Wartezimmer<br />
landen. Um unnötige Krankheitstage zu vermeiden, lassen<br />
sich immer mehr Firmen von den beiden „Stefans“ zum Kauf und<br />
der richtigen Nutzung ergonomischer Möbel beraten. Lästige Rükkenschmerzen<br />
langfristig in den Griff zu bekommen, ist nämlich<br />
verblüffend einfach und eindeutig: „Mehr Bewegung!“ Die wird im<br />
Büro durch richtiges Sitzen und viel Stehen gefördert. Diese Botschaft<br />
ist nicht neu, aber erreicht die Menschen oft nicht. Damit aus lästigen<br />
„Verhaltensregeln“ auch eine Änderung der inneren „Haltung“<br />
resultiert, muss es jeder für sich ganz persönlich entdecken: Ich erlebe<br />
durch mehr Bewegung mehr Wohlbefinden und weniger Schmerz.<br />
Die richtige Haltung beginnt immer im Kopf. Köpfchen beweist, wer<br />
für Abwechslung bei der Arbeits-Haltung sorgt. Wie das auch funktionieren<br />
kann, demonstrieren die Rücken- und Sitz-Experten gleich<br />
beim Ortstermin im lichtdurchfluteten Showroom von office360:<br />
Lässig lehnen Blahak und Langhans an einem höhenverstellbaren<br />
Tisch „Thalo.S“ von König und Neurath (K + N). Auf sanften Druck<br />
gleitet die Fläche des Multifunktionsmöbels in die Höhe und bietet<br />
Platz fürs Arbeiten oder Besprechen im Stehen. „Die ‚kleine Besprechung<br />
im Stehen‘ ist oft auch produktiver und kürzer, weil die Teilnehmer<br />
aktiver bei der Sache sind“, so Blahak.<br />
Noch mehr Köpfchen zeigt, wer auch an seinem Arbeitsplatz<br />
mehr bewegt. Denn Langhans zufolge sei „nichts schlimmer als über<br />
Stunden in einer Position hinter dem Schreibtisch zu verharren“. Er<br />
rät seinen Rücken-Patienten daher, so oft wie möglich aufzustehen<br />
– und zwar nicht nur zum Kaffee holen. „Jedes Telefonat im Stehen<br />
entlastet die Wirbelsäule, lockert den Bewegungsapparat, regt<br />
die Durchblutung an und fördert damit auch die geistige Klarheit“,<br />
so der Rücken-Experte. Doch wenn schon Sitzen, dann bitte richtig.<br />
Ein ergonomischer Bürostuhl gehört für Blahak zur unverzichtbaren<br />
Grundausstattung. Er ist eine Voraussetzung für ein beschwerdefreies<br />
Sitz-Arbeits-Leben. Zwei Millionen Jahre sind wir „Läufer“ gewesen<br />
und seit 50 Jahren auf einmal „Vielsitzer“. Da sind Probleme vorprogrammiert.<br />
Die Auswahl des Sitzmöbels orientiert sich an mehreren<br />
Faktoren. Wichtig ist die sogenannte Lordose-Stütze an der Rückseite<br />
des Stuhls. Sie wirkt – richtig eingestellt – den durch die natürliche<br />
Krümmung der Wirbelsäule entstehende Belastungen entgegen.<br />
„Ohne die individuell richtige Einstellung aber nutzt die beste<br />
Stuhltechnik nichts. Die neueste Modellgeneration wählt daher die<br />
richtige Einstellung automatisch. Egal ob der Benutzer groß, klein,<br />
dünn oder dick ist. Das passt immer“, sagt Blahak.<br />
Außerdem sollten Höhe und Position der Armlehnen verstellbar<br />
sein – und das war es auch schon. Blahak: „Mehr Funktionen<br />
braucht kein Mensch. Bürostühle mit zu vielen Hebeln und Knöpfen,<br />
deren Bedienung sich nur durch das Studium einer bibeldi-<br />
cken Gebrauchsanweisung erschließt, haben sich in der Praxis nicht<br />
bewährt.“ Blahak rät aber vor dem Kauf zum Probesitzen. „Jeder<br />
Mensch hat seine individuelle Biomechanik und erspürt das für ihn<br />
Beste sofort. Unsere Ausstellung ist eine der umfangreichsten in der<br />
Region <strong>Hannover</strong>. Wir haben allein 50 verschiedene Modelle zum<br />
Ausprobieren. Ein schwerer Mensch braucht mehr Sitzfläche und Stabilität<br />
als ein Leichtgewicht, einige mögen Armlehnen, andere stören<br />
sie. Hier gibt es viel Spielraum.“<br />
Mittlerweile sehen die meisten Arbeitgeber einen ergonomischen<br />
Stuhl als sinnvolles Investment in die Gesundheit und damit<br />
die Produktivität ihrer Mitarbeiter an. Denn sie kennen die Statistik:<br />
Fast ein Drittel aller Krankheitstage und Berufsunfähigkeitsfälle<br />
gehen auf Muskel- und Skeletterkrankungen, vor allem Rückenschmerzen,<br />
zurück. Die Kosten für Arbeitgeber und Krankenkassen<br />
belaufen sich auf rund 25 Milliarden Euro. „Der Mehrpreis für „den<br />
guten Stuhl hat sich aber schon bezahlt gemacht, wenn dadurch<br />
innerhalb von zehn Jahren nur ein einziger Krankheitstag entfällt“,<br />
so Blahak. Auch bei der Bestuhlung sorgt Abwechslung für eine Entlastung<br />
der Wirbelsäule – idealerweise durch einen „Zweitstuhl“.<br />
Bestes Beispiel ist ein sogenanntes Balance-Modell, bei denen sich<br />
die Belastung vom Rücken auf die Knie verlagert. „Ab und zu für<br />
eine Stunde den Stuhl und damit die Haltung zu wechseln, ist sinnvoll.<br />
Wer allerdings nur auf den Knien arbeitet, weil er den Rücken<br />
schonen will, hat irgendwann die Schmerzen an anderer Stelle“, so<br />
Langhans. Doch egal, wie ergonomisch der Stuhl und der gesamte<br />
Arbeitsplatz: Sie sind kein Freibrief für Bewegungsmuffel. Langhans:<br />
„Ein guter Stuhl und ein höhenverstellbarer Tisch sind wichtige Faktoren<br />
bei der Vorbeugung von Rückenleiden, ersetzen aber nicht die<br />
Abwechslung in der Bewegung oder die sportliche Betätigung“.<br />
www.office360.de<br />
www.reha-team-hannover.de<br />
www.koenig-neurath.de