22.12.2012 Aufrufe

Die “ggA” für den Südtiroler Apfel - Mediaradius

Die “ggA” für den Südtiroler Apfel - Mediaradius

Die “ggA” für den Südtiroler Apfel - Mediaradius

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

28<br />

I N T e R V I e W<br />

Radius 02/2007<br />

Strukturreform die Umsetzung von<br />

Qualitätszielen eine wesentliche Säule.<br />

Qualitätsmerkmale wer<strong>den</strong> zu Recht<br />

und vermehrt von Patientenorganisationen,<br />

Selbsthilfegruppen, aber<br />

auch vom einzelnen Patienten selbst<br />

eingefordert. Sie sind im organisatorischen<br />

Ablauf und in der Behandlung<br />

des Krankheitsbildes selbst erforderlich.<br />

Solche Qualitätsmerkmale fin<strong>den</strong> wir<br />

auch als wesentlichen Bestandteil der<br />

jährlichen Budgetverhandlungen der<br />

einzelnen Abteilungen und <strong>Die</strong>nste, die<br />

mit dem Bezirk vereinbart wer<strong>den</strong>. Hier<br />

kommen die Anstöße und Qualitätsprojekte<br />

von <strong>den</strong> Ärzten, Pflegekräften<br />

und Verwaltern der Abteilungen und<br />

<strong>Die</strong>nste selbst, die die Qualität ihres<br />

Leistungsangebots verbessern wollen.<br />

Aber auch der Betrieb und die Politik<br />

formulieren Qualitätsziele.<br />

Radius: Wie viele Gesundheitszentren<br />

und Kompetenzzentren sollen<br />

geschaffen wer<strong>den</strong> und wo möchte<br />

man sie ansiedeln?<br />

O. Mayr: Zuerst wollen wir gemeinsam<br />

definieren, was solche Gesundheitszentren<br />

sind und in welchen<br />

Fachgebieten die Schaffung eines<br />

solchen Zentrums <strong>für</strong> <strong>den</strong> Patienten<br />

vorteilhaft ist. Erst dann wird zu besprechen<br />

sein, wo diese Gesundheitszentren<br />

angesiedelt wer<strong>den</strong>.<br />

Radius: Wer<strong>den</strong> durch Kompetenzzentren<br />

die Krankenhäuser an<br />

der Peripherie aufgewertet und das<br />

Krankenhaus in Bozen entlastet?<br />

O. Mayr: Im Zentralkrankenhaus<br />

von Bozen, wo annähernd 50% der<br />

<strong>Südtiroler</strong> Bevölkerung betreut wer<strong>den</strong>,<br />

besteht trotz des umfangreichen<br />

Um- und Neubaus ein struktureller<br />

Engpass. Trotzdem können medizinische<br />

Aktivitäten, die das Leistungsprofil<br />

und Leistungsangebot eines<br />

Zentralkrankenhauses erfordern, nicht<br />

so einfach an andere Krankenhäuser<br />

abgegeben wer<strong>den</strong>.<br />

Es wird sich also bei der Auswahl<br />

dieser Gesundheitszentren eine starke<br />

Profilierung des Bozner Krankenhauses<br />

in seiner Funktion als Zentralkrankenhaus<br />

ergeben, während Fachgebiete,<br />

die dieses komplexe Leistungsprofil<br />

nicht brauchen, als Gesundheitszentren<br />

in <strong>den</strong> Schwerpunktkranken-<br />

häusern sinnvoll angesiedelt wer<strong>den</strong><br />

können.<br />

Radius: Wie will man die Vernetzung<br />

der Daten erreichen und gleichzeitig<br />

<strong>den</strong> Datenschutz gewährleisten?<br />

O. Mayr: Der derzeitige Aufbau<br />

eines landesweiten Krankenhaus-<br />

Informations-Systems (KIS) bietet<br />

die Voraussetzung <strong>für</strong> einen elektronischen<br />

Datentransfer ohne Verletzung<br />

des Datenschutzes.<br />

Radius: Wird es eine Vernetzung<br />

der Daten auch mit Innsbruck geben,<br />

um eine rasche Abklärung von Krankheitsbildern<br />

zu möglichen?<br />

O. Mayr: Immer stärker wird ein<br />

„Arbeiten im Netzwerk“ zur Normalität,<br />

zum Alltag. Dass dabei die historisch<br />

gewachsene Zusammenarbeit<br />

mit der Universitätsklinik in Innsbruck<br />

eine wichtige Rolle spielt, liegt auf<br />

der Hand. Aber andere universitäre<br />

Referenzzentren im In- und Ausland<br />

spielen <strong>für</strong> die unterschiedlichen Fachgebiete<br />

in der Abklärung und Therapie<br />

von Krankheitsbildern eine ebenso<br />

wichtige Rolle.<br />

ein guter start ins leben<br />

Eine neue Früherkennungsuntersuchung<br />

schützt Kleinkinder vor<br />

Erkrankungen. Mit 16 Tests beginnt<br />

der Sprung in die Welt.<br />

Gestern erst hat Daniel das Licht der<br />

Welt erblickt. Während sich seine<br />

Mutter von <strong>den</strong> Strapazen der Geburt<br />

erholt, nimmt die Säuglingsschwester<br />

das Baby behutsam in <strong>den</strong> Arm und<br />

trägt es zur Kontrolluntersuchung in<br />

die Säuglingsstation. Sie entnimmt einige<br />

wenige Blutstropfen aus der kleinen<br />

Ferse und tropft sie auf die da<strong>für</strong><br />

vorgesehene Filterpapierkarte. Nach<br />

dem Trocknen wird die Probe sofort<br />

zum Screeninglabor an die Universitätsklinik<br />

<strong>für</strong> Kinder- und Jugendheilkunde<br />

nach Wien geschickt.<br />

stoffwechselerkrankungen<br />

erkennen<br />

Mit wenigen Tropfen Blut ist es<br />

möglich, angeborene Stoffwechselerkrankungen<br />

bei Neugeborenen zu<br />

erkennen, noch bevor sie ersichtlich<br />

wer<strong>den</strong> und ihre schädliche Wirkung<br />

entfalten können, wie beispielsweise<br />

die Phenylketonurie, der Biotinidasemangel,<br />

Ahornsirupkrankheit (MSUD)<br />

oder Fettsäurenstoffwechseldefekte.<br />

Auch angeborene und anfänglich<br />

kaum erkennbare Hormonerkrankungen,<br />

wie die Hypothyreose oder<br />

Schilddrüsenunterfunktion, wer<strong>den</strong><br />

über diese Untersuchungsmethode<br />

zuverlässig erkannt.<br />

Forschungsabkommen mit<br />

Kinderklinik Wien<br />

Seit Oktober 2006 wird diese<br />

verbesserte Technik durch ein For-<br />

Klaus Pittschieler<br />

schungsabkommen mit der Kinderklinik<br />

Wien bei allen Neugeborenen in<br />

Südtirol durchgeführt. Damit nimmt<br />

Südtirol italienweit eine Vorreiterrolle<br />

ein. Während hierzulande die Diagnose<br />

auf 16 Erkrankungen ausgeweitet<br />

wurde, umfasst das Screeningprogramm<br />

beispielsweise in Norditalien<br />

immer noch sechs Untersuchungen.<br />

Kind vor erkrankungen<br />

schützen<br />

„Da die betroffenen Kinder bei der<br />

Geburt noch völlig gesund erscheinen<br />

können, ist das Neugeborenenscreening<br />

wichtig, um die Kinder rechtzeitig<br />

vor schweren Erkrankungen<br />

und deren Folgen zu bewahren“,<br />

unterstreicht der Leiter der Kinderabteilung<br />

des Krankenhauses von Bozen,<br />

Univ. Prof. Dr. Klaus Pittschieler die<br />

Bedeutung der Vorsorgeuntersuchung.<br />

Als ein anschauliches Beispiel nennt<br />

er das bereits seit Jahren durchgeführte<br />

Screening der Hüftgelenke beim<br />

Neugeborenen. „Wenn man nichts<br />

unternimmt, führt das zu irreparablen<br />

Schä<strong>den</strong> der Gelenke.“<br />

screeningprogramm<br />

ausgedehnt<br />

Auf Initiative von Dr. Pittschieler<br />

wurde das Screeningprogramm bei<br />

Neugeborenen ausgedehnt und damit<br />

eine seit 1976 in Südtirol bestehende<br />

diagnostische Methode wesentlich<br />

verbessert. Meist versteckte, angeborene<br />

Erkrankungen können nun präziser,<br />

schneller und in einer wesentlich höheren<br />

Zahl erkannt wer<strong>den</strong> als bisher.<br />

Immerhin findet man bei ungefähr<br />

einem von 1000 Neugeborenen eine<br />

angeborene Stoffwechselerkrankung.<br />

hochqualifizierten<br />

Partner gefun<strong>den</strong><br />

Italien- und europaweit schreibt der<br />

Gesetzgeber bei Kleinkindern systematische<br />

Untersuchungen zur Vorbeugung<br />

von Krankheiten zwingend vor.<br />

„Nachdem es aber in der Durchführung<br />

dieser Untersuchungen europaweit<br />

noch große Unterschiede gibt,<br />

haben wir uns umgeschaut und bei der<br />

AHK in Wien einen hochqualifizierten<br />

Partner <strong>für</strong> unser neues Screeningprogramm<br />

gefun<strong>den</strong>“, so Pittschieler.<br />

ethischer Aspekt berücksichtigt<br />

Im Wiener Labor wird das Blut der<br />

neuen <strong>Südtiroler</strong> Er<strong>den</strong>bürger nun auf<br />

Radius 02/2007 29<br />

P A G I N I e R u N G

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!