Die “ggA” für den Südtiroler Apfel - Mediaradius
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e R N Ä H R u N G / P R O D u K T e<br />
Radius 02/2007<br />
Verrücktes Immunsystem<br />
Rund 30% der <strong>Südtiroler</strong> lei<strong>den</strong> an irgendeiner Form der Allergie. <strong>Die</strong> umwelt<br />
ist nur indirekt Auslöser von Allergien und zu viel Hygiene kann <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> <strong>für</strong><br />
künftige Allergien bereiten.<br />
Wenn das Immunsystem verrückt<br />
spielt, reagiert der Mensch<br />
allergisch. <strong>Die</strong> Immunabwehr<br />
bekämpft nicht mehr nur schädliche<br />
Krankheitserreger (Bakterien, Viren<br />
und Parasiten), sondern stürzt sich<br />
auch auf harmlose Pollen oder Hausstaub,<br />
die <strong>für</strong> <strong>den</strong> Körper keine Gefahr<br />
darstellen. „Bei einer Allergie entwickelt<br />
der Körper eine Abwehr gegen<br />
eine Substanz, die <strong>für</strong> sich gesehen,<br />
keine Krankheit auslösen sollte. Bei<br />
einer Allergie muss man versuchen,<br />
das Immunsystem ins Gleichgewicht<br />
zu bringen“, erklärt der auf funktionelle<br />
Medizin spezialisierte Bozner<br />
Arzt Georg Rohregger. Allergikern<br />
rät Rohregger, als erstes <strong>den</strong> Magen-<br />
Darmtrakt in Ordnung zu bringen. „Es<br />
klingt zwar banal, aber wenn man die<br />
Darmflora saniert, erreicht man eine<br />
erste Besserung. <strong>Die</strong> Therapie dauert<br />
aber länger, mindestens fünf Wochen.<br />
Wundermittel gibt es keine und die<br />
Behandlung ist schwierig. Vor allem<br />
muss man aber die Ursache <strong>für</strong> die<br />
Störung der Darmflora herausfin<strong>den</strong>.<br />
Häufig ist Stress eine dieser Ursachen“,<br />
konnte Rohregger bei seiner Arbeit<br />
immer wieder feststellen.<br />
gegen übertriebene hygiene<br />
Rohregger hält auch ein Plädoyer<br />
gegen übertriebene Hygiene. „Kinder<br />
dürfen nicht steril aufwachsen. Ihr Immunsystem<br />
kann sonst nicht geschult<br />
wer<strong>den</strong>, um die richtigen Abwehrkräfte<br />
aufzubauen. Erst wenn Kinder mit<br />
Keimen in Kontakt kommen, lernt das<br />
Abwehrsystem, mit diesen Keimen<br />
umzugehen“, bestätigt Rohregger. Auch<br />
bei Antibiotika muss man im Kindesalter<br />
vorsichtig sein. „Ein übertriebener<br />
Einsatz von Antibiotika verhindert<br />
die Schulung des Immunsystems im<br />
Kindesalter. Es ist, wie wenn Eltern <strong>für</strong><br />
Kinder die Hausaufgaben machen, da<br />
können die Kinder nichts lernen. <strong>Die</strong><br />
Allergien im Erwachsenenalter sind<br />
praktisch vorprogrammiert“,<br />
warnt<br />
Rohregger. Er ist ein<br />
Verfechter der Muttermilch<br />
<strong>für</strong> Babys,<br />
weil diese Abwehrstoffe<br />
enthält und<br />
die Darmschleim- georg rohregger<br />
häute so lange<br />
schützt, bis das Baby eigene Abwehrkräfte<br />
entwickeln kann. Gestillte Kinder<br />
entwickeln viel weniger Allergien.<br />
<strong>Die</strong> Umwelt ist nur indirekt Auslöser<br />
<strong>für</strong> Allergien. Sie treten in hochindustrialisierten<br />
Ländern mit einem stark<br />
entwickelten hygienischen Standard<br />
am häufigsten auf. Es liegt auch kein<br />
genetischer Faktor zugrunde.<br />
Allergie und Intoleranz<br />
Laut Georg Rohregger muss aber<br />
zwischen Allergie und Intoleranz (z.B.<br />
gegen bestimmte Lebensmittel) unterschei<strong>den</strong>.<br />
„Bei einer Allergie genügt<br />
ein Pollenkorn in zwei Metern Entfernung,<br />
um einen Anfall auszulösen, der<br />
bei Asthmatikern sogar zum Tod führen<br />
kann. Intoleranzen hingegen sind<br />
mengenabhängig, können erst nach<br />
Tagen auftreten und die Symptome<br />
sind auch unklar“, präzisiert Rohregger.<br />
So können z.B. Kopfschmerzen,<br />
Kreuzschmerzen, Blähungen, Durchfall<br />
oder auch Verstopfung auf eine Lebensmittel-Intoleranz<br />
hinweisen. „Eine<br />
funktionierende Verdauung ist das Um<br />
und Auf <strong>für</strong> die Gesundheit. Wie ein<br />
Auto ohne Motor nicht fährt, so ist es<br />
auch beim Körper. Wenn die Verdauung<br />
gestört ist, wird man krank“,<br />
bringt es Rohregger auf <strong>den</strong> Punkt.<br />
gesunder darm –<br />
gesunder Mensch<br />
Hätten Sie z.B. gewusst, dass das<br />
Hormon Serotonin zu 95% im Verdauungstrakt<br />
produziert wird? „Wenn die<br />
Verdauung gestört ist, kommt es zu<br />
einem Mangel an Serotonin und das<br />
kann dann zu Depressionen führen;<br />
eine chronische Entzündung im<br />
Darm kann sogar die Ursache <strong>für</strong> das<br />
Zappelphilipp-Syndrom bei Kindern<br />
sein“, listet Rohregger einige Beispiele<br />
<strong>für</strong> die weitreichen<strong>den</strong> Folgen von<br />
Verdauungsschwierigkeiten auf.<br />
Fasten oder diät?<br />
Vor Beginn des Sommers möchten viele ihren Winterspeck möglichst rasch<br />
loswer<strong>den</strong>. Mit einer Crash-Diät verliert man zwar rasch einige Kilos, diese und<br />
noch einige dazu hat man aber sofort wieder auf <strong>den</strong> Hüften.<br />
es gibt so viele Diäten wie Menschen:<br />
„Eine Diät muss individuell<br />
an die Grundbedürfnisse angepasst<br />
sein und fünf Elemente beinhalten:<br />
Proteine (Eiweiß), Fett, Kohlenhydrate,<br />
Vitamine und Spurenelemente“, warnt<br />
die Ärztin Gudrun Gschwendt. Sie<br />
plädiert vielmehr <strong>für</strong> eine gesunde Ernährung<br />
mit saisonaler Kost. Vor allem<br />
Senioren müssten darauf achten, dass<br />
sie „Kohlehydrate <strong>für</strong> die Ausdauer,<br />
etwas Eiweiß <strong>für</strong> die Kraft, Fett und<br />
Vitamine <strong>für</strong> die Nerven, Spurenelemente<br />
und Sonne bekommen, um <strong>den</strong><br />
Stoffwechsel anzukurbeln.“<br />
umstellung der essgewohnheiten<br />
Besser als eine Diät ist eine Umstellung<br />
der Essgewohnheiten. Bei<br />
<strong>den</strong> Sanitätseinheiten gibt es eigene<br />
Stellen, bei <strong>den</strong>en man diesbezüglich<br />
Hilfe und Aufklärung bekommt. Bei<br />
einer Ernährungsumstellung verliert<br />
man seine überflüssigen Kilos, ohne zu<br />
hungern. Und wenn man dann auch<br />
noch ein wenig Sport (Radfahren,<br />
Spazieren gehen usw.) betreibt, kann<br />
man sein Gewicht problemlos halten.<br />
Der Begriff „Diät“ kommt aus dem<br />
Griechischen „diaita“ und stand ursprünglich<br />
<strong>für</strong> „Lebensweise“. Während<br />
man heute unter Diät eine kurzfristige<br />
Veränderung der Ernährungsform zur<br />
Gewichtsreduktion versteht, bedeutet<br />
Fasten <strong>den</strong> vorübergehen<strong>den</strong> Verzicht<br />
auf Nahrung aus gesundheitlicher<br />
Motivation. Bei jeder Diätform (Kartoffel-,<br />
Brot-, Eier-Diät usw.) wird der<br />
relative Anteil eines Nahrungsbestandteils<br />
(Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße,<br />
Vitamine, Spurenelemente) gegenüber<br />
<strong>den</strong> anderen vermindert oder vermehrt.<br />
Bei manchen Diätformen wird<br />
auf einzelne Nahrungsbestandteile<br />
komplett verzichtet. Bei einer Zöliakie-<br />
Diät z.B. wird glutenhaltiges Getreide<br />
weggelassen.<br />
diät erfordert geduld<br />
Wer sich zu einer Diät entschließt,<br />
muss viel Geduld aufbringen. Eine<br />
Diät ist nur sinnvoll, wenn sie eine<br />
langsame und kontinuierliche, vor<br />
allem aber dauerhafte Gewichtsreduktion<br />
angestrebt wird. Sie sollte die<br />
etwas strengere Form des späteren<br />
Ernährungsalltags und<br />
der Anfang einer prinzipiellen<br />
Umstellung<br />
der Ernährungsgewohnheiten<br />
sein.<br />
Reduktionsdiäten<br />
sollten laut Empfehlung<br />
der Deutschen<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Ernährung<br />
und der Deutschen<br />
Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Ernährungsmedizin<br />
nur kurzzeitig, bei<br />
Extremformen nur<br />
unter ärztlicher Aufsicht,<br />
erfolgen.<br />
Fasten dient der<br />
Persönlichkeit<br />
Ganz anders verhält es sich mit dem<br />
Fasten. Davon profitiert in erster Linie<br />
die Persönlichkeit, weniger die Figur.<br />
Für Hildegard von Bingen war das<br />
Fasten ein Hinwen<strong>den</strong> zu maßvoller<br />
Lebensführung. Sie schätze das Fasten,<br />
weil es „Türen nach innen öffnet“,<br />
sprich der Kopf gewinnt an Klarheit<br />
und die Dinge ordnen sich neu. Nach<br />
einigen Tagen Fasten schüttet die<br />
Hirnanhangdrüse das Hormon Serotonin<br />
aus, das Glücksgefühle auslösen<br />
kann. Nach dem Fasten merkt man<br />
erst, dass Hunger etwas anderes ist als<br />
Appetit. Man kann also aufhören,<br />
wenn man satt ist und isst nicht mehr,<br />
bis der Teller leer ist. Es gelingt auch<br />
leichter, diszipliniert zu essen und ein<br />
kleines Hungergefühl auszuhalten ohne<br />
eine Zwischenmahlzeit einzuschieben.<br />
Genussmittel wie Alkohol, Nikotin oder<br />
Kaffee wirken nach dem Fasten<br />
besonders stark. Statt mehrerer Tassen<br />
Kaffee reicht dann schon eine Tasse am<br />
Tag. Auch die Flüssigkeitszufuhr (1,5<br />
bis 2 Liter Kräutertee oder Wasser am<br />
Tag) sollte man nach dem Fasten<br />
beibehalten. Damit unterstützt man die<br />
Arbeit der Verdauungs- und Ausscheidungsorgane.<br />
Radius 02/2007 57<br />
e R N Ä H R u N G