Schulische Integration - Schweizerischer Blinden- und ...
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<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />
Das Ziel der Separation ist die <strong>Integration</strong><br />
Werner J<strong>und</strong>t<br />
Oft erweist sich für behinderte Schülerinnen<br />
oder Schüler eine Kombination von <strong>Integration</strong><br />
<strong>und</strong> Sonderschule als Königsweg. In jedem Fall<br />
aber ist die Einstellung aller Beteiligten ein ganz<br />
entscheidender Faktor.<br />
Jolanda Schönenberger wuchs mit drei Geschwistern<br />
in Wil (St. Gallen) auf. Bis zum sechsten<br />
Schuljahr besuchte sie, trotz einer starken Sehbehinderung,<br />
die öffentlichen Schulen. Ihre Eltern<br />
suchten mit den lokalen Institutionen immer<br />
wieder nach Lösungen, die eine <strong>Integration</strong><br />
möglich machten.<br />
Im Kindergarten hiess das zum Beispiel, mit<br />
dem Stadtbus einen längeren Weg zurücklegen,<br />
was im ersten Jahr noch eine tägliche Begleitung<br />
erforderte. Im zweiten Kindergartenjahr<br />
meisterte Jolanda den Weg allein, <strong>und</strong> soweit<br />
sie sich erinnert, konnte sie spielen, zeichnen<br />
<strong>und</strong> basteln wie alle anderen Kinder <strong>und</strong> wurde<br />
von diesen als «normales» Kindergartenkind<br />
wahrgenommen – eines, «das nicht so gut sieht<br />
<strong>und</strong> darum eine Brille mit dicken Gläsern<br />
trägt».<br />
Die Lehrerin der 1. Klasse war ein Glücksfall. Sie<br />
kam «frisch ab Seminar» <strong>und</strong> hatte ein Praktikum<br />
bei einer B&U-Lehrerin gemacht. Von<br />
daher brachte sie eine Haltung <strong>und</strong> die didaktischen<br />
Möglichkeiten mit, einen Unterricht zu<br />
gestalten, bei dem Jolanda echte Chancen<br />
hatte. Sie lernte mit den anderen schreiben,<br />
aber ausschliesslich in Blockschrift, <strong>und</strong> sie hatte<br />
Hefte mit stärkeren «Häuschen». Zum Lesen<br />
wurden die Texte vergrössert <strong>und</strong> von vielen<br />
Schulbüchern hatte Jolanda Spezialausgaben in<br />
Grossschrift.<br />
Zwei St<strong>und</strong>en pro Woche – eine in der Schule<br />
<strong>und</strong> eine zuhause – stand Jolanda eine B&U-Leh-<br />
11<br />
rerin zur Seite. Diese sorgte<br />
auch dafür, dass die Schülerin<br />
die nötigen technischen Hilfsmittel<br />
kennen <strong>und</strong> gebrauchen<br />
lernte. (...)<br />
Gerade die vielen technischen<br />
Hilfen führten dazu, dass die<br />
Distanz zu den Klassenkameradinnen<br />
grösser wurde <strong>und</strong> sich<br />
Jolanda mehr <strong>und</strong> mehr als<br />
Sonderfall fühlte. Dazu kam,<br />
dass ihre Klassenlehrerin sie bei<br />
der Selektion nach dem 6. Schuljahr<br />
der Realschule zuweisen<br />
wollte, da sie von dieser eher<br />
den vermeintlich nötigen Schonraum<br />
erwartete. Hierauf schlug<br />
die B&U-Lehrerin vor, nach<br />
anderen Ausbildungsmöglichkeiten<br />
zu suchen. Nach je einer<br />
Schnupperwoche in den <strong>Blinden</strong>schulen<br />
Baar <strong>und</strong> Zollikofen<br />
entschied sich Jolanda für die<br />
Letztere.<br />
Mit 13 Jahren von zuhause<br />
wegzuziehen, fiel ihr nicht<br />
schwer – weniger leicht sei es<br />
wohl für ihre Mutter gewesen.<br />
In Zollikofen gefiel es ihr auf<br />
Anhieb sehr gut, befand sie sich<br />
doch zum ersten Mal in ihrem<br />
Leben in einer Gemeinschaft<br />
von ebenfalls sehbehinderten<br />
Menschen. Entsprechende Kontakte<br />
hatten sich vorher auf<br />
jährliche Treffen beschränkt.<br />
«Die grosse Veränderung für<br />
mich war, dass ich hier kein �