08.10.2020 Aufrufe

ocean7 6/2020

Charter Special. Das Chartern in Zeiten von Corona. Charteragenturen berichten über ihre Erfahrungen und wie sie 2021 meistern möchten. Peloponnes. Griechenland, wie wir es lieben: Reviertipps rund um die Halbinsel von Segelblogger Markus Silbergasser. Nördliche Sporaden. Idyllische Buchten, überschaubare Distanzen: mit Familie und Katamaran in der Ägäis. Skiathos. Landgang mit spannenden Entdeckungen ab dem Hotel Skiathos Palace. Spirit 111. Außen Holz, innen grüne Hochtechnologie: eine Superyacht als Vorbild an Nachhaltigkeit. Nerea NY24. Tender de luxe: Ein Superyacht-Konzentrat, das auf vernünftigen Dimensionen so viel Stil, Klasse und Nutzen bietet wie sonst nur weitaus größere Boote. Die Gärtner des Riffs. Bunt, vielfältig und hungrig: Seepapageien sind die Putzfische im Korallenriff.

Charter Special. Das Chartern in Zeiten von Corona. Charteragenturen berichten über ihre Erfahrungen und wie sie 2021 meistern möchten.
Peloponnes. Griechenland, wie wir es lieben: Reviertipps rund um die Halbinsel von Segelblogger Markus Silbergasser.
Nördliche Sporaden. Idyllische Buchten, überschaubare Distanzen: mit Familie und Katamaran in der Ägäis.
Skiathos. Landgang mit spannenden Entdeckungen ab dem Hotel Skiathos Palace.
Spirit 111. Außen Holz, innen grüne Hochtechnologie: eine Superyacht als Vorbild an Nachhaltigkeit. Nerea NY24. Tender de luxe: Ein Superyacht-Konzentrat, das auf vernünftigen Dimensionen so viel Stil, Klasse und Nutzen bietet wie sonst nur weitaus größere Boote.
Die Gärtner des Riffs. Bunt, vielfältig und hungrig: Seepapageien sind die Putzfische im Korallenriff.

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YACHTING, REISEN UND MEER<br />

6/<strong>2020</strong> November/Dezember<br />

KALI MERA<br />

Dem Himmel so nah in den Nördlichen Sporaden, auf Odysseus<br />

Spuren im Ionischen Meer, rund um den Peloponnes und durch<br />

den Kanal von Korinth: Top-Tipps für familienfreundliche<br />

Erfahrungen in GRIECHENLAND.<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

COVID-19<br />

Chartern<br />

mit Corona<br />

So rüsten sich die<br />

großen Agenturen.<br />

SPIRIT 111<br />

Zurück in<br />

die Zukunft<br />

Die innovativste Superyacht<br />

unter Segeln.<br />

NEREA 24<br />

Runabout<br />

de luxe<br />

Die Top-Version im<br />

Test an der Riviera.<br />

Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ


1<br />

Passion made<br />

BAVARIA<br />

C42<br />

BAVARIA C38 BAVARIA C42 BAVARIA C45<br />

BAVARIA C50 BAVARIA C57<br />

bavariayachts.com


Editorial<br />

Guter Rat ist nicht teuer<br />

Die denkwürdige Saison <strong>2020</strong> ist um und da sitzen wir nun wieder daheim. Tüfteln, grübeln und<br />

wägen ab, wie denn der Sommertörn im nächsten Jahr ausschauen könnte. Wertvolle Hilfe dabei<br />

leisten alle namhaften Charteragenturen nicht nur im Vorfeld, sondern auch vor Ort. Kostenlos.<br />

Hat man sich erst einmal für<br />

eine Destination entschieden<br />

– zu Hause meist anders als<br />

an Bord ein demokratischer Beschluss<br />

–, so stellt man im nächsten<br />

Schritt nicht selten fest, dass es mehr<br />

als nur einen Anbieter für das angepeilte<br />

Charterrevier gibt. Und jetzt?<br />

Unsere Wahl fiel auf eine nam ­<br />

hafte, auf dem Markt seit Jahrzehnten<br />

etablierte Agentur. Zwar bot der<br />

kleinere Anbieter interessanterweise<br />

auch Oneway-Törns an, war aber auf<br />

mehrmalige Anfrage nicht imstande,<br />

detaillierte Informationen und ein<br />

individuelles All-Inclusive-Angebot<br />

dafür zu präsentieren.<br />

Dann kam die Pandemie und mit<br />

ihr die Unsicherheit. Werden die<br />

Reisebeschränkungen fallen? Ist<br />

unser Chartertörn nach wie vor in<br />

trockenen Tüchern? Gibt es einen<br />

Plan B? Fragen, auf die uns unsere<br />

Agentur gerne antwortete. Freundlich,<br />

kompetent, beruhigend und<br />

ganz selbstverständlich mit einem<br />

Ausweichrevier als Plan B in der<br />

Tasche.<br />

Letztlich war uns das Schicksal<br />

wohlgesonnen. Alles lief glatt,<br />

sodass wir mit einem fixfertigen<br />

Törnplan unsere Charteryacht am<br />

gewünschten Ort übernehmen<br />

konnten. Die einzige Überraschung<br />

war, dass der Basisleiter am Stützpunkt<br />

über die Agentur bereits<br />

bestens über uns unterrichtet war.<br />

Nach der Schiffseinweisung nahm<br />

er sich die Zeit, um gemeinsam mit<br />

dem Skipper den Törnplan durchzugehen<br />

und diesen um wertvolle<br />

Insidertipps und die neuesten<br />

Wetter daten zu bereichern. Seglerherz,<br />

was willst du mehr? Einen<br />

schönen Törn natürlich – und den<br />

hatten wir auch.<br />

„ Hier seid ihr nicht nur unsere Kunden,<br />

hier seid ihr unsere Freunde.“<br />

Basisleiter bei der Schiffseinweisung des Skippers in Griechenland.<br />

Wie schmerzlich zu hören, dass<br />

einige andere Chartergäste <strong>2020</strong><br />

die volle Härte der Krise zu spüren<br />

bekommen haben. Manche Flottenbetreiber<br />

zeigten sich trotz Reisewarnung<br />

absolut uneinsichtig:<br />

Weil die Grenzen offen sind und<br />

die gecharterten Yachten wie ver ­<br />

einbart bereitstehen, gibt es auch<br />

kein Geld zurück. Da – und das sei<br />

an dieser Stelle schon auch erwähnt<br />

– diese Auslegung grundsätzlich<br />

rechtens war, mussten die Kunden<br />

die bittere Pille schlucken.<br />

Große Agenturen können solche<br />

schwarzen Schafe spätestens mit Beginn<br />

der nächsten Buchungssaison<br />

abstrafen. Solange der Konsument<br />

aber wegen ein paar Euro Ersparnis<br />

dennoch den Weg zu ihnen sucht,<br />

wird es auch in Zukunft Verluste geben.<br />

Aber ja, natürlich ist es nicht<br />

egal, was ein Charter kostet. Es ist<br />

aber auch nicht egal, was er wert ist.<br />

Viel Vergnügen bei der Suche<br />

nach Ihrer Destination 2021 –<br />

wir haben schon einmal ganz viel<br />

Griechenland für Sie in diese Aus ­<br />

gabe gepackt.<br />

6/<strong>2020</strong> 3


Cartoon<br />

Worauf man bei Saisonende ...<br />

ILLUSTRATION: INGA BEITZ, WWW.INGABEITZ.JIMDO.COM<br />

... noch achten muss.<br />

6/<strong>2020</strong> 5


Inhalt 6/<strong>2020</strong><br />

GRIECHENLAND, WIE WIR ES WOLLEN. Reviertipps rund um 34den Peloponnes (im Bild Zakynthos) von Segelblogger Markus Silbergasser.<br />

FOTOS: NEREA, SPIRITYACHTS, SHUTTERSTOCK<br />

52<br />

60<br />

HERZ AUS HOLZ. Die Spirit 111 besitzt nicht nur das schönste Eignerbett dieser Saison,<br />

sondern ist auch eine der innovativsten und umweltfreundlichsten Superyachten unter Segeln.<br />

SUPERYACHT-KONZENTRAT AUF 7,35 METER. Die Nerea NY 24: Ein Bonsai-Bijou,<br />

das auf vernünftigen Dimensionen so viel Stil, Klasse und Nutzen bietet wie weitaus größere Luxusboote.


Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ<br />

Österreichische Post AG<br />

MZ 12Z039473 M<br />

<strong>ocean7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />

9 190001 019703<br />

Rubrik<br />

8 SCHAUFENSTER<br />

Im Reich des Odysseus.<br />

65 IMPRESSUM<br />

Kolumnen<br />

10 BOBBY SCHENK<br />

Der Traum vom Aussteigen<br />

und das liebe Geld.<br />

16 OCEAN WOMAN<br />

Italienisch kochen in der Südsee.<br />

40 ALLES WAS RECHT IST<br />

Wegweisendes Urteil zum<br />

Gerichts stand bei Charter-Klagen.<br />

48 SKIPPER’S DIARIES<br />

Wie die Legende entstand, dass in<br />

Möwen die Seelen von ertrunkenen<br />

Seemännern weiterleben.<br />

58 GOTTFRIED RIESER<br />

Tiden berechnen, Ärger ersparen.<br />

74 SAILING POETRY<br />

Alma Mahler-Werfel und Peggy<br />

Guggenheim in Venedig.<br />

Reisen<br />

22 NÖRDLICHE SPORADEN<br />

Idyllische Buchten, über ­<br />

schaubare Distanzen:<br />

Familiensegeln in der Ägäis.<br />

28 SKIATHOS UND SKOPELOS<br />

Zwischen Geisterstadt und<br />

Mamma Mia-Strand: Landurlaub<br />

auf den beiden Sporaden-Inseln.<br />

34 PELOPONNES<br />

Markus Silbergassers Insider-<br />

Tipps für das Segeln rund um<br />

die Halbinsel.<br />

Features<br />

18 CHARTER SPECIAL<br />

Chartern in Zeiten von Corona:<br />

Wie lief es, wie wird es 2021<br />

weitergehen?<br />

42 DIE GÄRTNER DES KORALLENRIFFS<br />

Bunt und mit ausgeprägtem Gebiss:<br />

vom Leben der Papageifische.<br />

50 PER APP ZUM SCHEIN<br />

Mit der Blue-2 Binnenschein-App<br />

Theorie spielend leicht erlernen.<br />

Yachten<br />

52 SPIRIT 111<br />

Außen Holz, innen grüne<br />

Hochtechnologie: eine Superyacht<br />

als Vorbild an Nachhaltigkeit.<br />

60 NEREA NY24<br />

Wenn Tiffany ein Runabout bauen<br />

würde, hätte es mit der neuen<br />

Nerea wohl viel gemeinsam.<br />

Sport<br />

66 ÜBERS WASSER SCHWEBEN<br />

Wing-Foiling: das nächste „große<br />

Ding“ auf dem Wasser?<br />

67 SAILING IN THE CITY<br />

Segelsport auf der Alten Donau.<br />

Im Verband<br />

68 MOTORBOOTSPORT UND<br />

SEEFAHRTS VERBAND<br />

ÖSTERREICH<br />

70 YACHT CLUB AUSTRIA<br />

Yacht<br />

Yachtverkauf<br />

Kaufcharter<br />

Neu- und Gebraucht yachten:<br />

Professionelle Beratung und<br />

Verkauf seit 34 Jahren!<br />

offi ce@trend-travel-yachting.com<br />

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Neue Yachten 2021:<br />

Bali Catspace,<br />

der jüngste Traum von Raum<br />

Oceanis 46.1,<br />

Luxus mit 3 großen Kabinen<br />

Premium-Yachten:<br />

Sun Odyssey 410–440<br />

Bali 4.1 und Bali 4.3<br />

Lucia 40<br />

Neel 45 Trimaran<br />

FOTO: WWW.SKIATHOS-PALACE.GR<br />

YACHTING, REISEN UND MEER<br />

KALIMERA<br />

Dem Himmel so nah in den Nördlichen Sporaden, auf Odysseus<br />

Spuren im Ionischen Meer, rund um den Peloponnes und durch<br />

den Kanal von Korinth: Top-Tipps für familienfreundliche<br />

Erfahrungen in GRIECHENLAND.<br />

6/<strong>2020</strong> November/Dezember € 4,90<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

Ganz sicher mit<br />

uns unterwegs!<br />

COVID-19<br />

Chartern<br />

mit Corona<br />

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großen Agenturen.<br />

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die Zukunft<br />

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Restaurant-Hotel<br />

Skiathos Palace.<br />

Wir beraten Sie gerne:<br />

charter@trend-travel-yachting.com<br />

Tel. +43(0)5332/74291<br />

www.trend-travel-yachting.com


Schaufenster<br />

Im Reich<br />

des Odysseus Text<br />

TAHSIN ÖZEN<br />

Das Ionische Meer zählt wohl<br />

zu den bezauberndsten Segelrevieren<br />

Griechenlands, ist es<br />

doch in der Regel auch freundlicher<br />

als die vom sommerlichen Meltemi<br />

mitunter recht aufgeblasene Ägäis.<br />

Vor allem Anfänger und Segler mit<br />

Familie erkunden die südlichen<br />

Inseln von Meganisi über Ithaka,<br />

dem vermeintlichen Zuhause des<br />

Odysseus, bis nach Kefalonia.<br />

Milde bis gelegentlich auch wilde<br />

Winde führen zu bezaubernden<br />

Sandstränden oder bizarren Ankerbuchten<br />

wie der hier abgebildeten<br />

Paradise Bay bei Assos auf Kefalonia,<br />

immer aber auch zu authentischen<br />

Fischerorten und Dörfern, deren<br />

Ursprünglichkeit bis heute gewahrt<br />

werden konnte.<br />

Als würdiges Sprungbrett in dieses<br />

Revier präsentiert sich die moderne<br />

D-Marin auf der Insel Lefkas, der<br />

Flughafen Preveza auf dem Festland<br />

ist von hier aus nur 30 Autominuten<br />

entfernt. Von der Marina zu den<br />

südlichen Inseln schippert man<br />

durch den Kanal von Lefkas. Lange<br />

Zeit gefürchtet für seine Untiefen ist<br />

diese Wasserstraße heute nach jahrelangen<br />

Ausbaggerungs- und Verbreiterungsarbeiten<br />

ein ganz besonderer<br />

Zugang ins südliche Ionische Meer.<br />

8 6/<strong>2020</strong>


FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Segeln bei Freunden<br />

Manos Yachting ist seit 1988 ein vorbildlicher Familien betrieb<br />

mit vielfach ausgezeichnetem Full-Service (fünf von fünf Sternen).<br />

Gründer Manos Tsoutsoudakis und seine Familie bieten<br />

ab der Marina Lefkas fünf persönlich gewartete und komfortable<br />

Charter yachten von 39 bis 54 Fuß an – auch mit Skipper.<br />

Jüngster Zugang in der Flotte: eine Jeanneau Sun Odyssey 419<br />

in Vollausstattung. Auf Anfrage organisiert Manos Yachting<br />

gerne auch den Transfer vom Flughafen zur Marina Lefkas und<br />

wieder retour. Die sehenswerte Altstadt von Lefkas ist nur<br />

wenige Gehminuten vom Stützpunkt entfernt.<br />

è www.manosyachting.com<br />

6/<strong>2020</strong> 9


In den Wind gesprochen<br />

Goodbye – per Yacht? Teil 1<br />

Manchmal haben die ja ganz prima Ideen im deutschsprachigen kostenlosen Privatfernsehen. Wobei:<br />

„Kostenlos“ ist es nicht ganz, denn die dazwischengeschaltete Werbung müssen wir schon über uns ergehen<br />

lassen. Oder man zeichnet alles auf und überspringt mit ein paar Tastendrücken die Commercials. So mach’<br />

ich es und dann bleibt der Inhalt – und der ist z. B. bei „Goodbye Deutschland“ oft richtig spannend.<br />

Die simple Idee: Ein Fernsehteam<br />

begleitet Aussteiger,<br />

die die Nase von daheim voll<br />

haben, auf ihrem Weg ins Ausland<br />

und besucht die Leutchen auch<br />

dort in der Ferne in regelmäßigen<br />

Abständen, filmt deren Schicksal,<br />

ohne, so weit ersichtlich, Schicksal<br />

zu spielen.<br />

Das Aufschlussreiche dara – wenn<br />

auch fast immer enttäuschend – ist<br />

der Umstand, dass das Unternehmen<br />

„Goodbye“ meistens schief<br />

geht. Mal sind es die Behörden, die<br />

die erforderlichen Aufenthaltsgenehmigungen<br />

nicht rausrücken,<br />

oder die quengeligen Kinder, mal<br />

das Klima oder die schlechten Geschäftslagen,<br />

mal die anderweitige<br />

Orientierung des Ehemannes oder<br />

der unternehmungslustigen Ehefrau.<br />

Vordergündig gesehen! Tatsächlich<br />

aber spielt in allen Fällen das<br />

liebe Geld die entscheidende Rolle.<br />

Segler, zukünftige Weltumsegler,<br />

spielten bei dieser TV-Serie bis jetzt<br />

keine Rolle. Obwohl uns das am<br />

meisten interessieren sollte. Denn<br />

irgendwie ist der Background bei<br />

einer geplanten Weltumsegelung<br />

BOBBY SCHENK<br />

ist Weltumsegler,<br />

Navigations-Experte<br />

und Buchautor.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Finanzieller Schiffbruch<br />

eines Weltumseglers?<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

ähnlich: Wir wollen weg! Wir wollen<br />

es besser haben als die arbeitende<br />

Bevölkerung daheim. Wir wollen<br />

segeln, segeln und nochmals segeln<br />

und die Sorgen zu Hause lassen.<br />

Kein Zweifel, all das gibt uns eine<br />

Weltumsegelung reichlich – und<br />

diese Tatsache verführt viele, das<br />

weiß ich aus unzähligen (gezählten)<br />

Mails, über einen kleinen Umstand<br />

hinwegzusehen, der dann alles zum<br />

Scheitern bringt. Wenn den Träumern<br />

nicht schon vorher ein Licht<br />

aufgeht: Es sind die Finanzen.<br />

Wenn sie beim Träumen sind,<br />

ahnen sie zwar, dass diese eine Rolle<br />

spielen werden, ziehen aber nicht<br />

rechtzeitig die Konsequenz daraus.<br />

Nämlich die Idee von der Weltumsegelung,<br />

vom Ausstieg „nur“ für ein<br />

paar Jahre, rechtzeitig zu begraben.<br />

FISCHE UND KOKOSNÜSSE<br />

Da sieht man zwar ein, dass man<br />

nur das Geld zum Losfahren hat,<br />

aber wozu hat man denn zwei gesunde<br />

Hände und eine Handwerkerausbildung,<br />

wenn man unterwegs<br />

nicht das notwendige Geld für<br />

die Weiterfahrt durch Arbeit heranschaffen<br />

kann? Oder man kann<br />

zahlende Gäste mitnehmen, der<br />

Erlös reicht dann schon bis zum<br />

nächsten Kontinent.<br />

Oder man arbeitet an anderen<br />

Yachten, da gibt es viele wohlsituierte<br />

Pensionisten mit regelmäßigem<br />

Geldfluss von zu Hause, die sicher<br />

lieber faulenzen wollen als in den<br />

Tropen unter der Yacht den Farbkübel<br />

rühren oder das gifitige Antifouling<br />

schleifen. Und wenn alle Stricke<br />

reißen, dann kann man sich immer<br />

noch auf einer Südseeinsel temporär<br />

niederlassen und im nahegelegenen<br />

Resort „leichte Management ­<br />

aufgaben“ übernehmen.<br />

Überhaupt: Geld ist ja nicht so<br />

wichtig, denn woanders ist ja alles<br />

viel billiger. Und wenn gar nichts<br />

mehr klappt, dann ernährt man sich<br />

eben von Fischen und Kokosnüssen.<br />

Welch deprimierender Gedanke!<br />

JA, MAN KANN<br />

Besser gesagt, man konnte (!) so unterwegs<br />

seinen Lebensunterhalt finanzieren.<br />

Aber das war gestern, ja<br />

vorgestern. Unruhe unter Träumern<br />

hat zum Beispiel Wolfgang Hausners<br />

Formel vom Lebensstil verbreitet,<br />

wonach das Leben auf einer Yacht<br />

rund um die Welt, speziell in der<br />

Südsee, durchaus mit „one dollar,<br />

one day“ zu finanzieren sei.<br />

Das war vor fünfzig Jahren, die<br />

Ankerplätze waren leer und die<br />

Einheimischen warteten geradezu<br />

auf die netten, hochwillkommenen<br />

Yachtleute mit Geschenken wie<br />

Lippenstift oder gelegentlich sogar<br />

eine Flasche Rum.<br />

Das war die Zeit, als man in den<br />

Weltumsegelbüchern noch die Formulierung<br />

von der „ersten Yacht<br />

überhaupt in dieser Bucht“ fand.<br />

Es war aber auch schon die Zeit,<br />

als in einem Segelbuch zwei extrem<br />

sparsame Weltumsegler als Kokosnuss-Diebe<br />

gebrandmarkt wurden.<br />

Und heute? Kann heute jemand<br />

seine Reise um die Welt unterwegs<br />

durch zwischenzeitliches Arbeiten<br />

finanzieren? Sind die Einheimischen<br />

immer noch so nette Leute wie damals<br />

und Yachties nach wie vor begehrte<br />

Gäste bzw. gegebenenfalls erwünschte<br />

Arbeitskräfte? Das verrate<br />

ich Ihnen gerne ausführlich in<br />

der nächsten Ausgabe.<br />

<br />

10 6/<strong>2020</strong>


Baby-Leopard<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

NEUER SEGELKATAMARAN. Die in<br />

Südafrika bei Robertson & Caine gebauten<br />

Leopard-Katamarane bekommen<br />

Zuwachs: Bei den Seglern ersetzt die<br />

Leopard 42 die Leopard 40. Das neue<br />

Einstiegsmodell ist nicht nur zwei Fuß<br />

länger, sondern verfügt dank der neuen<br />

Lounge auf der Fly bridge auch über wesentlich<br />

mehr Wohnraum. Weitere Neuerungen:<br />

fast doppelt so viel Fensterfläche<br />

und eine eigene Nasszelle für jede<br />

Kabine. Bei der Innenausstattung sorgen<br />

indirekte Beleuchtung und eine elegante<br />

Möblierung für Luxus. Angeboten werden<br />

eine Version mit drei Kabinen (die<br />

wohl eher für private Eigner gedacht ist)<br />

und eine mit vier Kabinen für die Flotten<br />

von The Moorings und Sunsail. Die<br />

Weltpremiere des jüngsten Leopards ist<br />

für die Miami International Boat Show<br />

(11. bis 15. Februar 2021) geplant.<br />

è www.leopardcatamarans.de<br />

Leopard 42 Katamaran.<br />

K. u. K.-Karte<br />

FÜR DAS FRÜHE CHRISTKIND? Die<br />

vom hydrografischen Amt der K. u. K.<br />

Marine erstellten Seekarten der Adriaküste<br />

waren Grundlage für alle nachfolgenden<br />

Kartenwerke und weisen auch<br />

nach weit über hundert Jahren eine erstaunliche<br />

Aktualität auf. Die 1906<br />

gedruckte, das Seegebiet von Šibenik zeigende<br />

Karte kann als aufwändig hergestellte<br />

und händisch gerahmte 1:1-Kopie<br />

(Maße: 80 x 65 cm) bei Christian Winkler,<br />

Revier-Experte für Kroatien, bestellt<br />

werden. Er hatte das Original in einem<br />

nautischen Antiquariat aufgestöbert.<br />

Kosten: € 87,–, ohne Rahmen € 47,–.<br />

è www.moresail.at/K-u-K-Seekarte/<br />

Bootsverleih-Map<br />

BABISTA. Das Schöne an Online-Kartendiensten<br />

wie Google Maps ist ja, dass sich jeder seine<br />

persönliche Karte zusammenbasteln und<br />

veröffentlichen kann. Zum Beispiel eine, auf<br />

der die Möglichkeiten zum Boots verleih in<br />

Österreich, Deutschland und der Schweiz verzeichnet<br />

sind. Genau das hat jetzt – warum<br />

auch immer – ein Vorarlberger Online-Versandhandel<br />

für Herrenmode getan. Auf seiner<br />

interaktiven Bootsverleih-Karte für die DACH-<br />

Region sind zahlreiche Anbieter zu finden, die<br />

Motor-, Segel- oder Eventboote vermieten. Die<br />

Karte kann nach Bootstypen und Regionen gefiltert<br />

werden, die wichtigsten Infos werden<br />

übersichtlich zusammengefasst.<br />

è www.babista.at/bootsmap-oesterreich/<br />

Werner Ober GmbH & Co KG<br />

Yachtelektronik<br />

Reichsstrass 38, 6890 Lustenau<br />

Tel +43 (0)5577 82419<br />

werner.ober@yachtelektronik.at<br />

Ihr kompetenter Partner<br />

für Yachtelektronik!<br />

www.yachtelektronik.at


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Azimut tut immer gut<br />

LUXUSCHARTER. Der auf noble<br />

Motoryachten spezialisierte Ver ­<br />

charterer Splendid Yachting mit<br />

Sitz in Šibenik hat jetzt auch eine<br />

Azimut 27 Grande im Angebot.<br />

Gerüchteweise soll sich Starkicker<br />

Christiano Ronaldo dasselbe Modell<br />

zugelegt haben, repräsentativ genug<br />

sollte die mit zwei 1.900 PS starken<br />

Dieseln bestückte 27 Grande also<br />

sein.<br />

Die kroatische Agentur hat die<br />

Azimut mit Allerfeinstem ausgestattet,<br />

z. B. einer Hi-Fi-Anlage von<br />

Sonos, Apple TV und einer Tendergarage<br />

mit Jetboot, zwei Seabob-<br />

Tauchscootern und einem E-Surfboard.<br />

Betreut werden die Gäste,<br />

die in einer Eigner- und vier Gästekabinen<br />

residieren, von einer 3er-<br />

Crew mit Kapitän, Koch und<br />

Hostess. Preis ab € 69.000,–<br />

inkl. USt. und Crew.<br />

è www.splendidyachting.com<br />

27 Meter Luxus-<br />

Charteryacht.<br />

Heimstatt mit Rabatt<br />

Rovinj gibt’s günstiger.<br />

LIEGEPLATZ-PROMO. Die<br />

komplett um gebaute ACI Marina<br />

in Rovinj bietet zum Teil<br />

deutliche Ermäßigungen für<br />

mehrjährige Liegeplatzverträge.<br />

Für alle neuen, bis zum 31. Dezember<br />

<strong>2020</strong> abgeschlossenen<br />

Ein jahres-Verträge werden<br />

10 Prozent für Zweijahres-Verträge<br />

20 Prozent und für Dreijahres-Verträge<br />

30 Prozent Rabatt<br />

gewährt.Bestehende Benutzer<br />

eines Liegeplatzes bekommen,<br />

wenn sie den Vertrag<br />

verlängern, zu den genannten<br />

Ermäßigungen sogar nochmals<br />

5 Prozent dazu. Die zwei Hafenbecken<br />

ver fügen über 196<br />

Liegeplätze, die Dauer plätze<br />

sind für Yachten bis 35 Meter<br />

ausgelegt.<br />

è www.aci-marinas.com<br />

Yachtcharter Mü ler GmbH<br />

Haiderstraße 14, 4030 Linz<br />

E-Mail: sail@yachtcharter-mue ler.at<br />

www.yachtcharter-mue ler.at<br />

Yachtcharter 2021<br />

zu Frühbucherpreisen!<br />

Charter-Reviere zum Träumen<br />

Charter-Reviere<br />

zum Träumen<br />

Entdecken Sie mit uns<br />

die schönsten Charter-<br />

Reviere der Welt.<br />

Wir erfüllen Träume.<br />

D 12 €, A 10 €, CH 13 sfr<br />

NEU<br />

Der Jubiläumskatalog ist da<br />

Charter-Reviere zum Träumen<br />

40 Jahre Yachtcharter Müller<br />

tipp 2021 - SIZILIeN<br />

Die Liparischen Inseln<br />

Tel.: 0732 / 65 10 05 · sail@yachtcharter-mueller.at · www.yachtcharter-mueller.at<br />

Online Kurse FB2, FB3<br />

Alle FB2- und FB3- Theoriekurse jetzt als<br />

Onlinekurs bequem von zu Hause aus.<br />

Kartenarbeit, Theorie und Vorbereitung<br />

auf die Prüfung.<br />

Skippertrainings in Italien<br />

Wir haben unsere Trainings nach Italien<br />

Sant‘ Andrea (Caorle) verschoben. Jetzt<br />

noch einen Herbsttermin für Mono oder<br />

Kat sichern.<br />

Tel: +43 699 197 456 91 Web: www.blue-2.at , www.skipper360.at E-mail: office@blue-2.at<br />

12 6/<strong>2020</strong>


Deutschlands größte<br />

Segelyacht-Hausmesse.<br />

27. bis 29. NOVEMBER <strong>2020</strong>, CHIEMSEE<br />

Komm zum<br />

Chiemsee<br />

BOATSHOW BERNAU. Das Yacht centrum Bernau<br />

lädt zu seiner Hausmesse ein. Organisiert<br />

wird diese von Yachten Meltl und der Hanse<br />

Vertriebs GmbH, also zwei eher großen Playern<br />

auf dem Markt. Mit 16 Segelyachten und einer<br />

Motoryacht ist das Angebot, das an den drei Tagen<br />

besichtigt werden kann, dementsprechend<br />

groß. Zu den Highlights zählt die von der Bavaria<br />

C42 und der Hanse 455 repräsentierte neue<br />

deutsche Mittelklasse. Beide Segelyachten haben<br />

sich optisch und in zahlreichen Details viel<br />

von ihren größeren Schwestern abgeschaut und<br />

überzeugen durch Eleganz und Platzangebot.<br />

Öffnungszeiten in Bernau sind am Freitag und<br />

Samstag von 10 bis 18 Uhr sowie am Sonntag<br />

von 10 bis 15 Uhr. Der Eintritt ist frei, für Imbisse<br />

und ausreichend freie Parkplätze am ersten<br />

Advent-Wochenende ist gesorgt.<br />

è www.hanseyachtsvertrieb.de/boatshow-bernau<br />

Sie suchen die<br />

Hafeneinfahrt?<br />

AUT19150 / 0920<br />

272 Seiten Kummer<br />

BUCHTIPP. Treuen Lesern<br />

von<br />

ist ja die Geschichte<br />

von Sebastian Kummer<br />

bekannt, der mitten im<br />

Corona-Lockdown im letzten<br />

Frühjahr mit einem Katamaran<br />

eine 90-tägige Odyssee im<br />

Mittelmeer auf sich nehmen<br />

musste. Mit Co-Autor Jens<br />

Brambusch hat nun der segelnde<br />

Professor der WU Wien seine<br />

Erlebnisse während der<br />

verlost unter allen Teilnehmern<br />

drei Exemplare von „Mit Kummer ohne Sorgen“.<br />

Einfach eine E-Mail mit Betreff-Zeile<br />

„Kummer“ an gewinnen@<strong>ocean7</strong>. at senden<br />

und mit etwas Glück gewinnen!<br />

„schönsten Quarantäne der<br />

Welt“ in Buchform herausgebracht.<br />

Realitätsnah,<br />

humorvoll und uneingeschränkt<br />

zu empfehlen!<br />

Jens Brambusch/<br />

Sebastian Kummer:<br />

Mit Kummer ohne Sorgen.<br />

Taschenbuch, 272 Seiten,<br />

€ 16,90 (als eBook € 9,90).<br />

è www.mit-kummerohne-sorgen.org<br />

Einsendeschluss ist der 26. November <strong>2020</strong>,<br />

die Gewinner werden per E-Mail verständigt.<br />

Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich ein -<br />

verstanden, den<br />

-Newsletter<br />

(jeder zeit kündbar) per E-Mail zu erhalten.<br />

Ihre Daten werden nicht an Dritte weiter -<br />

gegeben. Keine Bar ablöse. Der Rechtsweg<br />

ist ausgeschlossen.<br />

Wir sehen sie leider auch nicht. Die<br />

Ansteuerung eines Hafens kann<br />

durch Straßenbeleuchtung und Werbetafeln<br />

erschwert sein. Sind Sie<br />

nun versehentlich einer Discokugel<br />

gefolgt, dann rufen Sie uns an.<br />

Wien · Tel. +43 1 710 92 22 · pantaenius.at


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Punat im Herbst<br />

URLAUB IM HAUSBOOT. Temperaturen<br />

um die 20 Grad, ein entspanntes<br />

und entspannendes Inselleben und die<br />

schönsten Orte für sich allein: Krk ist<br />

im Herbst (und freilich auch im etwas<br />

frischeren Winter) eine Reise wert!<br />

In der Marina Punat steht Gästen<br />

das Floating Holiday Home (Hausboot<br />

mit zwei Schlafzimmern, Küche, Badezimmer,<br />

Esszimmer, Wohnzimmer,<br />

große Terrasse auf dem Dach) auch in<br />

den Nebensaisonen zur Verfügung.<br />

Im Herbst in der Marina Punat.<br />

Die Sonnenuntergänge können<br />

im warmen Wasser des Whirlpools<br />

genossen werden. Während<br />

des Aufenthalts stehen den<br />

Gästen sowohl der Parkplatz in<br />

der Marina als auch der Wellness-Bereich<br />

des Hotels Kanajt<br />

kostenlos zur Verfügung.<br />

Punat ist über ein gutes Radwegenetz<br />

an die umliegenden<br />

Ortschaften angebunden. Sehr<br />

reizvoll ist auch eine Tageswanderung<br />

auf einem der vielen<br />

markierten Wanderwege – oder<br />

ein Besuch der Žlahtina-Hoch ­<br />

burg Vrbnik mit Weinverkostung<br />

bei Winzer Ivan Katunar.<br />

è www.marina-punat.hr<br />

Lärm auf Pump<br />

SIGNALHORN. Eine neue, umweltfreundliche<br />

Luftdruckfanfare aus der<br />

Fabbrica Italiana Segnalatori Acustici<br />

(oder kurz FISA), die sich auf Signalhörner<br />

aller Art spezialisiert hat.<br />

Das Signalhorn arbeitet mit reiner<br />

Druckluft, die über eine Handpumpe<br />

erzeugt wird – eine Treibgas-Dose ist<br />

also nicht notwendig. Aber hört man<br />

das Horn auch? Bei 112 Dezibel auf<br />

zwei Meter Entfernung steht jedenfalls<br />

das Trommelfell stramm.<br />

Die Druckluftfanfare gibt es in zwei<br />

verschiedenen Größen und ist ab<br />

€ 17,70 im Fachhandel (z. B.<br />

bei Lindemann) erhältlich.<br />

è www.fisahorns.com<br />

Tröööööt mit<br />

Druckluft!<br />

„ Das Meer fragte einmal einen seiner Fische: ,Warum bleibst du immer<br />

bei mir und verläßt mich nie?‘ Der Fisch antwortete: „Weil du mein<br />

Leben bist und ich deine Liebe in meinem Herzen trage.‘ “<br />

Khalil el Khatib (*1955), palästinensischer Schriftsteller und Aphoristiker.<br />

Charter Top - oder Flop<br />

Charter – Top oder Flop?<br />

meistens geht es gut - aber nicht immer<br />

Meistens geht es gut, aber nicht immer.<br />

Dr. Schöchl informiert über die versteckten Risiken<br />

Dr. Friedrich - auch in Schöchl den AGB informiert der Charterverträge über die versteckten - vor Risiken denen – auch in den AGB der Charter verträge –,<br />

vor Sie denen keine Sie keine Versicherung schützt schützt und und die die Sie Sie unbedingt kennen und vermeiden sollten.<br />

kennen und vermeiden sollten.<br />

„Endlich ein Buch, das Rechtsdeutsch in rechtes Deutsch für Sport- und Freizeit skipper gebracht<br />

hat. „Endlich ein Buch, das das man Rechtsdeutsch sich als Skipper in und rechtes Laie zu Recht erwarten darf. Spannend<br />

wie Deutsch ein Krimi für – nicht Sport- nur der und vielen Freizeitskipper realen Fallbeispiele gebracht wegen.“ hat.<br />

Endlich ein Buch, das man sich als Skipper und Laie Tahsin Özen, Chefredakteur <strong>ocean7</strong><br />

zu Recht erwarten darf. Spannend wie Krimi – nicht<br />

nur der vielen realen Fallbeispiele wegen.“<br />

Die Haftung des Skippers – seine Rechte/seine Pflichten. € 29,90 exkl. Versandkosten,<br />

bestellbar bei Yacht-Pool unter buch@yacht-pool.de<br />

Tahsin Özen<br />

Chefredakteur <strong>ocean7</strong>


Wir halten zusammen !<br />

Best of Boats <strong>2020</strong><br />

Ebenfalls im Rennen um den Best of Boats<br />

Award ist die neue Frauscher 1212 Ghost.<br />

YACHTCHARTER<br />

und Segelkreuzfahrten<br />

DAS FINALE IST ANGERICHTET.<br />

Zum siebenten Mal werden heuer im<br />

Rahmen der Messe Boot & Fun Berlin<br />

die Best of Boat Awards und damit<br />

die größte europäische Auszeichnung<br />

für die Motorboote des Jahres<br />

vergeben. Seit wenigen Tagen sind<br />

alle Finalisten online einzusehen.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass in diesem<br />

besonderen Jahr die Testfrist<br />

für die BoB-Finalisten verlängert<br />

wurde, blieb die Auswahl der Boote,<br />

die es trotz Corona aus der Ent ­<br />

wicklungsabteilung bis aufs Wasser<br />

schafften, bis zum Schluss spannend.<br />

Einige Boote, die sich Chancen auf<br />

die Nominierung ausrechnen<br />

können, hat<br />

getestet, darunter<br />

als Heimfavorit die nagelneue<br />

Frauscher 1212 Ghost (Bericht in<br />

-Ausgabe 5/<strong>2020</strong>).<br />

Ausgezeichnet werden die besten<br />

Boote des Jahres am ersten Tag der<br />

Messe am 19. November <strong>2020</strong> in den<br />

fünf Kate gorien Best for Beginners,<br />

Best for Family, Best for Fun, Best for<br />

Fishing, Best for Travel – und dem<br />

Best for Future Award. Die festliche<br />

Zeremonie kann über die Best-of-<br />

Boats-Homepage live im Internet<br />

mitverfolgt werden.<br />

è www.bestofboats.com<br />

1 500 professionelle<br />

Vercharterer<br />

15 000 Boote in über<br />

180 Revieren<br />

Klassisch schlicht<br />

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Stornobedingungen:<br />

SEGELRUCKSACK. Um seinen 30 L<br />

Dry Backpack komplett wasserdicht<br />

zu bekommen, verwendet Zhik ein<br />

600 Denier-Gewebe mit verschweißten<br />

Nähten. Die Tasche im klassischen<br />

Segelrucksack-Design verfügt<br />

über eine innere Reißverschlusstasche,<br />

einen gepolsterten Laptophalter<br />

und einen seitlichen Wasserflaschenhalter.<br />

Die Kompressionsriemen tragen<br />

dazu bei, das Volumen auf dem<br />

Rücken zu reduzieren und können<br />

zum Tragen externer Gegenstände<br />

wie z. B. einer Jacke verwendet werden.<br />

Die verstellbaren Schultergurte<br />

und die Rückenpolsterung haben ein<br />

3D-Netz-Futter für zusätzliche Belüftung<br />

am Körper. UVP: € 89,95.<br />

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Garantierte Rückerstattung<br />

bei ausgewählten Partnern<br />

im Fall von:<br />

Grenzschließung<br />

Quarantänepflicht ab 7<br />

Tagen<br />

Einschränkung der<br />

Freizeitschifffahrt<br />

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Ocean Woman<br />

Schafskäse auf Tonga<br />

Ann kocht gern, gut und gesund. Ich sitze im großen gemütlichen Salon der Magnum,<br />

einem wirklichen Kuschelschiff. Vor den Salonfenstern ein Königreich: Tonga.<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK<br />

Ann ist Irin, verheiratet mit<br />

dem nach Kalifornien ausgewanderten<br />

deutschen Architekten<br />

Uwe. Aus der Kinderkoje<br />

hört man Kinder lachen. „Findet<br />

Nemo“ zum x-ten Mal – der Lieblingsfilm<br />

aller Segelkinder damals.<br />

Ann hackt gerade Pignolienkerne.<br />

Auf Tonga gekauft? Aus Panama –<br />

vakuumverpackt. Kürbisstücke<br />

rösten im Ofen. Kürbis aus Fiji,<br />

hält ewig.<br />

Apropos Fiji. Was für eine Überfahrt!<br />

Ann: „Rough seas. I fail to<br />

understand how anyone can enjoy<br />

that.“ Ja, ich versteh’ die Leute auch<br />

nicht, die Starkwind so toll finden.<br />

Größte Angst? „Mann über Bord!“<br />

– und damals, als Ann nach der Beinahe-Kollision<br />

in Indonesien das erste<br />

Mal in ihrem Leben Valium nahm<br />

und trotzdem nicht einschlafen<br />

16 6/<strong>2020</strong><br />

Anns Penne mit Kürbis und Schafskäse<br />

1,5 kg Kürbis in 2 cm-Würfel, 1 TL Rosmarin,<br />

4 zerdrückte Knoblauchzehen,<br />

2 EL Olivenöl, 500 g Penne, 1 EL Butter,<br />

1 geschnittene Zwiebel, 1 EL<br />

Honig, ½ l Brühe,<br />

150 g Schafskäse<br />

zerbröselt,<br />

Parmesan.<br />

FOTO: STEFAN HARING<br />

ALEXANDRA SCHÖLER<br />

ist Weltumseglerin,<br />

Sängerin, Regisseurin,<br />

Buchautorin und seit<br />

2010 Ocean Woman.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Ocean Woman-<br />

Sonderausgabe<br />

è www.rishomaru.com<br />

konnte. Dennoch, welch ein Glück,<br />

diese Reise machen zu dürfen! Das<br />

„special bond“, Töchterchen Karas<br />

besondere Bindung zu ihren Eltern.<br />

Viele Eltern kennen ihre Kinder gar<br />

nicht, meint Ann – ich stimme ihr<br />

zu. Die Nähe, die man durch eine<br />

gemeinsame Reise mit seinen Kindern<br />

aufbaut, ist eines der größten<br />

Geschenke, die man ihnen und sich<br />

selbst machen kann.<br />

Penne ins kochende Salzwasser.<br />

Ich nehme noch schnell den letzten<br />

Schluck irischen Tee – köstlich. Ein<br />

Glas Rotwein steht bereit. Auch<br />

köstlich. Hier erinnert gar nichts<br />

an Schiffsküche, wie sich das manche<br />

vorstellen. Kein Dosenfutter<br />

oder Plastikgeschirr.<br />

Ann krümelt Schafskäse über<br />

den gerösteten Kürbis. Schafskäse<br />

auf Tonga?<br />

Kürbiswürfel mit Knoblauch und 1 El Olivenöl in einer Pfanne in den vorgeheizten<br />

Ofen geben, bei 200 °C gut 30 Minuten rösten, bis der Kürbis gold<br />

und weich ist. Penne bissfest kochen und mit der Butter mischen. Die<br />

Zwiebel für 3 bis 5 Minuten in der Pfanne mit dem restlichen Olivenöl anbraten,<br />

dann den Honig beifügen und 2 Minuten braten, bis der Zwiebel<br />

karamellisiert. Brühe einrühren und weitere 7 Minuten leicht köcheln, bis<br />

die Brühe etwas einreduziert ist. Weichen Ofenkürbis damit übergießen<br />

und mit Schafskäse einige Minuten überbacken.<br />

Tipp: Schafskäse ist gekühlt bis zu 3 Wochen haltbar! Schafskäse in Öl<br />

hält auch ungekühlt monatelang.<br />

„Yes!“ Entdeckt auf Fiji, Ursprung<br />

Neuseeland, eigenhändig<br />

in Öl eingelegt. Dann holt Ann<br />

auch noch ein großes Stück Parmesan<br />

aus dem Kühlschrank.<br />

DEN PAPRIKA DENKE MAN DAZU<br />

Vakkumgerät ist eines der Musthaves<br />

in der Galley einer Fahrtenseglerin,<br />

beteuert Anne.<br />

Parmesan, gekauft auf Tahiti vor<br />

zwei Monaten. Ich nasche heimlich<br />

vom frisch geriebenen Käse. Die<br />

bissfesten Penne werden auf den<br />

Tellern verteilt, darüber die mit<br />

Schafskäse überbackenen saftigen<br />

Kürbisstücke. Zum Schluss Pignolienkerne<br />

und, falls vorhanden,<br />

Tomatensalat! Mit Basilikum (!),<br />

gekauft auf dem Gemüsemarkt des<br />

kleinen Örtchens auf der Insel Neiafu,<br />

deren Lichter sich im ruhigen<br />

Wasser der Ankerbucht spiegeln.<br />

Zum Nachtisch kramt Ann aus<br />

dem Kühlschrank Schokolade –<br />

meist ist das Gesuchte ganz unten<br />

und dann holt man bei rollendem<br />

Schiff alles raus und räumt es<br />

wieder ein. „A pain!“, da werden<br />

wohl viele beipflichten! Zum Abschluss:<br />

frisch gemahlener Kaffee!<br />

Nächstes Must-have an Bord – eine<br />

Kaffemühle.<br />

Ann schenkt mir zum Abschied<br />

ein Stück Schafskäse. Gleich am<br />

nächsten Morgen erforsche ich den<br />

Inselmarkt und entdecke nicht nur<br />

wunderbare Tomaten, sondern<br />

auch Gurken. Zwiebel sind immer<br />

an Bord und die Paprika denken<br />

wir uns dazu, als wir den fast original<br />

griechischen Salat essen.<br />

Oliven? Natürlich an Bord! Und<br />

griechische Weinblätter. Wenn<br />

schon Dose, dann diese!


FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Griechenland-Special<br />

bei GlobeSailor.<br />

REVIER<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Mit Sicherheit Griechenland<br />

MINI-KREUZFAHRTEN. Als einer der<br />

führenden Online-Yachtcharteragenturen<br />

Europas mit weltweitem Netzwerk<br />

wird GlobeSailor auch 2021<br />

den Kabinencharter ab Athen im Repertoire<br />

haben. Einerseits, weil man<br />

beim Veranstalter der Überzeugung<br />

ist, dass Urlaub auf kleinen Bootseinheiten<br />

in Zeiten der Pandemie eine<br />

der sichersten Reiseformen darstellt –<br />

zumal man über ein ausgeklügeltes<br />

Hygienekonzept verfügt. Andererseits<br />

hat Griechenland selbst die Krise vorbildlich<br />

gemeistert, was zusätzliche Sicherheit<br />

gibt. Bis Jahresende sind Kabinen<br />

mit Frühbucherrabatt buchbar.<br />

è www.globesailor.de/<br />

kreuzfahrt-griechenland-g439.html<br />

Kroatischer Nachlass<br />

CHARTERRABATT. In der Marina Baotić<br />

in Split und in der Marina Veli Rat betreibt<br />

Baotić Yachting zwei Charterbasen<br />

mit recht umfangreichen Flotten<br />

an Seglern, Motoryachten und Kats.<br />

Für neue Buchungen, die noch in diesem<br />

Jahr für 2021 getätigt werden, bietet<br />

Baotić Yachting 30 Prozent Nachlass an.<br />

Auch die Zahlungsbedingungen sind<br />

durchaus attraktiv: 20 Prozent des Be ­<br />

trages sind gleich zu zahlen, weitere<br />

30 Prozent bis zum 15. Februar 2021<br />

und die restlichen 50 Prozent werden<br />

erst vier Wochen vor Charterbeginn<br />

in Rechnung gestellt.<br />

è www.baotic-yachting.com<br />

Marina Baotić.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Früh buchen!<br />

GRIECHENLAND-CHARTER.<br />

Für die deutsche Charteragentur<br />

Charterbar wird Griechenland<br />

für die Saison 2021 trotz<br />

bzw. wegen Corona zu den Top-<br />

Destinationen gehören. Zum<br />

einen wurde das Land bislang<br />

nicht als Risikogebiet eingestuft,<br />

zum anderen sind die Flotten<br />

für nächstes Jahr durch die Umbuchungen<br />

in diesem Jahr schon<br />

gut ausgelastet. Tipp von Charterbar-Geschäftführer<br />

Ümit<br />

Uzun: „Für den Kunden ist eine<br />

frühzeitige Umbuchung insbesondere<br />

in diesen Zeiten definitiv<br />

mit Vorteilen verbunden.“<br />

è www.charterbar-yachting.de<br />

Ihr Charter<br />

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Griechenland ist Top-<br />

Destination 2021.<br />

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aufgrund von Reisebeschränkungen<br />

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2021 sichern: www.pitter-yachting.com


Charter Special<br />

Törn on/off<br />

Das Chartern in Zeiten von Corona. Ansteckungsgefahr, Lockdown, Reisebeschränkungen, Hygiene-Vorschriften<br />

und die Unsicherheit, was jetzt wo wie erlaubt ist: Die abgelaufene Saison war für die Charterbranche eine sehr<br />

herausfordernde. Fünf Charteragenturen berichten über ihre Erfahrungen und wie man 2021 meistern möchte.<br />

Text WOLFGANG GEMÜND<br />

Ende Jänner wurden in<br />

Europa die ersten Covid-<br />

19-Fälle bekannt, Anfang<br />

März hatte sich die Pandemie<br />

auf den ganzen Kontinent<br />

verbreitet und Mitte März kam<br />

das öffentliche Leben durch den<br />

Lockdown praktisch zum Erliegen.<br />

Keine Reisen, keine Flüge, keine<br />

Törns, der Tourismus stand europaweit<br />

mindestens zwei Monate<br />

still. Dann ab Mitte Mai das langsame<br />

Hinauffahren, die kurze Blüte<br />

im Sommer und mit den ganz<br />

plötzlich ausgerufenen neuen<br />

Reisewarnungen Mitte August<br />

wieder das schnelle Ende.<br />

Suboptimale Bedingungen<br />

für eine reibungslose Chartersaison!<br />

hat fünf namhafte<br />

Charteragenturen gefragt,<br />

wie sie mit dem Lockdown und<br />

den sich ständig ändernden Reisebestimmungen<br />

<strong>2020</strong> zurechtgekommen<br />

sind und wie sie sich für<br />

das nun folgende Jahr 2021 rüsten.<br />

PITTER YACHTING<br />

„Die Saison <strong>2020</strong> war und ist noch<br />

eine große Herausforderung, sowohl<br />

für uns als Charteragentur als auch<br />

für die Basen vor Ort und natürlich<br />

ganz besonders für alle Urlauber“,<br />

meint Klaus Pitter, Geschäftsführer<br />

von Pitter Yachting, der vor allem bei<br />

den Maßnahmen zum Grenzverkehr<br />

mit Kroatien viel Willkür vermutet.<br />

„Die Öffnung der Grenzen zu Beginn<br />

der Saison wurde viel zu lange hinausgezögert,<br />

in Kroatien waren die<br />

„ Falls Covid-19 immer noch zu Reisewarnungen führt oder<br />

wirklich noch immer eine große Gefahr für die Gesundheit<br />

darstellt, dann müssen wir eben noch flexibler sein, wir<br />

haben es ja auch heuer bereits gut gemeistert.“<br />

Klaus Pitter, Pitter Yachting<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK (2)<br />

18 6/<strong>2020</strong>


„ Kunden mit Gutschriften sollten sich aufgrund<br />

der großen Nachfrage für die sehr<br />

gefragten Termine speziell im Mai und<br />

im Juni schon jetzt die Yachten sichern.“<br />

Hannes Grassl, Trend Travel & Yachting<br />

Zahlen ja von Beginn an stets viel<br />

besser als in Österreich. Auch der<br />

abrupte Urlauberrückruf aufgrund<br />

der steigenden Zahlen im Zusammenhang<br />

mit dem allerorts stattfindenden<br />

Partytourismus war<br />

noch lange kein Grund, Kroatien<br />

Mitte August pauschal auf Reisewarnstufe<br />

6 zu setzen. Die von der<br />

Regierung veröffentlichten extrem<br />

niedrigen Zahlen der an Covid-19<br />

erkrankten Personen unter den<br />

Reiserückkehrern belegen das.“<br />

Eine langsam ansteigende Kurve<br />

mit plötzlichem Abriss, so resümiert<br />

Pitter den Verlauf der Buchungen:<br />

„Wurde zu Beginn der Saison sehr<br />

viel auf einen späteren Zeitpunkt<br />

verschoben, so hat es dann doch<br />

mit der plötzlichen Reisewarnung<br />

für Kroatien und der – speziell im<br />

Wassersportbereich völlig unbegründeten<br />

Urlauberrückholaktion –<br />

sehr viele Stornierungen gegeben.“<br />

Die Kunden informieren und ihnen<br />

Sicherheit beim Buchen geben,<br />

lautet der Kurs, mit dem Pitter<br />

Stille Buchten wie hier auf der Insel Brač waren heuer reichlich bis Mitte<br />

Mai und ab Mitte August anzutreffen. Der Grund: Reise be schränkungen, die<br />

speziell für die Chartertourismus-Branche nur schwer nachvollziehbar waren.<br />

Yachting gegen die Krise steuert.<br />

Zum einen hält man die Urlauber<br />

ausführlich über die geltenden Reisebeschränkungen<br />

der einzelnen Charterdestinationen<br />

auf dem Laufenden,<br />

zudem informiert man über die Einreisebestimmungen<br />

der Herkunftsländer<br />

bei der Heimreise und organisiert<br />

etwaige PCR-Tests.<br />

Zum anderen geht man bei Pitter<br />

auch großzügig und kulant bei Stornierungen<br />

und Umbuchungen vor.<br />

Diese Strategie wird, so Klaus Pitter,<br />

auch nächste Saison beibehalten.<br />

„Bei allen neuen Buchungen gibt es<br />

für die nächste Saison eine hundertprozentige<br />

Geld-zurück-Garantie bei<br />

Stornierungen aufgrund von Reisebeschränkungen.<br />

Man kann sich also<br />

schon jetzt seine Lieblings-Charter ­<br />

yacht zu seinem Wunschtermin für<br />

2021 sichern, egal, wie sich die Situation<br />

entwickeln sollte. Im Falle des<br />

Falles kann kostenlos umgebucht<br />

oder storniert werden und es gibt<br />

100 Prozent der bereits geleisteten<br />

Zahlungen sofort retour.“<br />

Bei all den Herausforderungen,<br />

die sich der Branche heuer stellten,<br />

findet Klaus Pitter auch ein positives<br />

Resümee: „Generell kann man sagen,<br />

dass wir heuer gesehen haben,<br />

wie es handzuhaben ist und funktionieren<br />

kann. Mit dieser Erfahrung<br />

gehen wir und alle Charterkunden<br />

nächstes Jahr viel entspannter damit<br />

um. Falls Covid-19 immer noch zu<br />

Reisewarnungen führt oder wirklich<br />

noch immer eine große Gefahr für<br />

die Gesundheit darstellt, dann müssen<br />

wir eben noch flexibler sein, wir<br />

haben es ja auch heuer bereits gut<br />

gemeistert.“<br />

TREND TRAVEL & YACHTING<br />

War es in der vergangenen Saison<br />

so einfach, seinen Törn aufgrund<br />

der Reisebeschränkungen umzubuchen?<br />

Im Großen und Ganzen<br />

schon, allerdings gab es auch<br />

Ausnahmen, wie Geschäftsführer<br />

Hannes Grassl von Trend, Travel &<br />

Yachting berichtet: „Leider hat es<br />

in Kroatien und in Spanien einige<br />

Charterfirmen gegeben, die jede<br />

Gutschrift oder Umbuchung bei<br />

Buchungen im September/Oktober<br />

abgelehnt haben. Die – rechtlich<br />

korrekte – Begründung: Durch die<br />

Reisewarnungen sind ja nicht die<br />

Grenzen gesperrt worden, die Kunden<br />

hätten trotz Warnung jederzeit<br />

ihren Segeltörn antreten können.<br />

Der Großteil der Charterkunden<br />

war aber zum Glück davon nicht<br />

betroffen und es ist zu hoffen, dass<br />

die Charteragenturen diese Flottenbetreiber<br />

bei Buchungen für<br />

2021 für ihre Kundenunfreundlichkeit<br />

<strong>2020</strong> abstrafen werden.“<br />

Für die nächste Saison sieht<br />

Grassl für Kunden, Charteragenturen<br />

und natürlich auch für die<br />

Flottenbetreiber vor Ort schwierige<br />

Zeiten auf sich zukommen. „Durch<br />

die vielen Ausfälle mussten die<br />

Flottenbetreiber natürlich immense<br />

Einnahmeverluste hinnehmen.<br />

Diese aufzufangen wird für einige<br />

Firmen vermutlich sehr schwierig<br />

werden, da natürlich trotzdem alle<br />

Kosten für Liegeplatz, Versiche­<br />

6/<strong>2020</strong> 19


xxxxx xxxx<br />

Unbeschwerten Urlaub zu ermöglichen …<br />

Nicht die billigste Charteryacht, sondern die Seriosität des<br />

Anbieters ist Garant für einen flexiblen Urlaubstörn 2021.<br />

… ist das gemeinsame Ziel aller<br />

namhaften Charteragenturen.<br />

„Wir empfehlen, Yachten bei<br />

größeren Charterfirmen zu wählen,<br />

die Ausweich möglichkeiten auf<br />

andere Reviere anbieten können.“<br />

Bora Inceören, Argos Yachtcharter<br />

rung und die Mitarbeiter vor Ort<br />

zu bezahlen waren und sind. Man<br />

versucht daher jetzt schon mit allen<br />

Mitteln, neue Charterkunden<br />

für 2021 zu gewinnen, um sich mit<br />

den Anzahlungen vielleicht über<br />

den Winter zu retten. Einigen Flottenbetreibern<br />

wird das wohl nicht<br />

gelingen. Es liegt daher an den<br />

Charterkunden und -agenturen,<br />

bei der Wahl der Angebote der<br />

Flottenbetreiber mehr als nur den<br />

,billigen Preis‘ im Auge zu behalten<br />

– denn was nützt die schönste Gutschrift,<br />

wenn es den Veranstalter<br />

vor Ort nicht mehr gibt?“<br />

Aber auch für die Charteragenturen<br />

wird die nächste Saison laut<br />

Hannes Grassl keine leichte: „Die<br />

Agenturen haben ja durch die Umbuchungen<br />

und Gutschriften keine<br />

Charterprovisionen für 2021 zu erwarten.<br />

Sie können nur mit Neubuchungen<br />

ihre Kosten decken.<br />

Man muss gespannt sein, ob es<br />

deswegen nicht speziell bei einigen<br />

Internetagenturen Probleme geben<br />

wird. Man wird auch dort versuchen,<br />

Neubuchungen nur über den<br />

Preis zu lukrieren und die Flottenbetreiber<br />

zu knebeln.“<br />

Und was bedeutet das für jene<br />

Kunden, die heuer ihre bezahlten<br />

Chartertörns wegen Corona nicht<br />

wahrnehmen konnten und Gutschriften<br />

für 2021 besitzen? Grassl:<br />

„Es sind jetzt sehr viele fixe Umbuchungen<br />

für 2021 durchgeführt<br />

worden. Dadurch ist vor allem der<br />

Mai 2021 schon gut gebucht. Kunden<br />

mit Gutschriften sollten sich<br />

deshalb für die sehr gefragten<br />

Termine speziell im Mai und September<br />

schon jetzt ihre Yachten<br />

sichern. Es ist davon auszugehen,<br />

dass diese Termine und Yachten<br />

schnell vergriffen sein werden.“<br />

ARGOS YACHTCHARTER<br />

Nicht nur für die heimischen<br />

Player, auch für die auf dem deutschen<br />

Markt namhaft vertretenen<br />

Charteragenturen war die letzte<br />

Saison eine sehr heikle. „Unsere<br />

Crew musste den enormen Be ­<br />

ratungs bedarf, ausgelöst durch die<br />

sich ständig ändernden Corona-<br />

Regelungen und die ausbleibenden<br />

Buchungen während des Lockdowns,<br />

abwettern wie Segler einen<br />

schweren Sturm“ berichtet Bora<br />

Ince ören, Geschäftsführer von<br />

Argos Yachtcharter in Wiesbaden.<br />

„70 Prozent unserer Kunden sind<br />

in ihren Yachturlaub gefahren,<br />

mussten aber teilweise auf andere<br />

Destina tionen umgebucht werden.<br />

Daher empfehlen wir, Yachten bei<br />

größeren Charterfirmen zu wählen,<br />

die Ausweichmöglichkeiten auf andere<br />

Reviere anbieten können.“<br />

Für 2021 sagt Inceören ähnlich<br />

wie Hannes Grassl eine Preisschlacht<br />

mit erheblichen Rabatten<br />

und Minimal-Anzahlungen voraus.<br />

„Solche vermeintlichen Ersparnisse<br />

sind jedoch fragwürdig, wenn in<br />

schwierigen Zeiten kein erfahrener<br />

Ansprechpartner verfügbar oder<br />

im schlimmsten Fall die Agentur<br />

insolvent ist. Etablierte Anbieter<br />

setzen dagegen auf kompetente<br />

Beratung und kundenorientiertes<br />

Krisenmanagement!“<br />

20 6/<strong>2020</strong>


„ Die positive Überraschung waren für uns die<br />

vielen Solidaritätsbekundungen unserer Kunden,<br />

die größtes Verständnis für die Lösung,<br />

Umbuchung oder Gutschein gezeigt haben.“<br />

Olivier Albahary, GlobeSailor<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK (4)<br />

GLOBESAILOR<br />

„Die positive Überraschung waren<br />

für uns die vielen Solidaritätsbekundungen<br />

unserer Kunden, die<br />

größtes Verständnis für die Lösung,<br />

Umbuchung oder Gutschein<br />

gezeigt haben“, sagt Olivier Albahary,<br />

Gründer und CEO von<br />

GlobeSailor, dem europaweiten<br />

Player im Online-Yachtcharter<br />

mit Hauptsitz in Paris.<br />

Hat man als internetbasierte<br />

Agentur in der Krise vielleicht<br />

schneller reagieren können als<br />

die Konkurrenz? Albahary bejaht:<br />

„Wir konnten aufgrund unserer<br />

frühen Umfrage zu den Erwartungen<br />

unserer Kunden viele Lehren<br />

ziehen: So haben wir beispielsweise<br />

die spezifischen Hygienemaßnahmen<br />

der Vercharterer zügig<br />

online angezeigt, um Vertrauen<br />

und Sicherheit zu schaffen.“<br />

Die negativen Entwicklungen ab<br />

Mitte August trafen GlobeSailor<br />

dann aber dennoch genauso hart<br />

wie die gesamte Branche. „In der<br />

zweiten Saisonhälfte hatten wir erneut<br />

mit teilweise sehr kurzfristigen<br />

Reisewarnungen zu kämpfen,<br />

die einen Großteil der Mittelmeerreviere<br />

wieder ausschlossen<br />

und eine neue Stornierungswelle<br />

auslösten,“ erzählt Albahary.<br />

Für die nächsten Monate und<br />

die Saison 2021 weiß er Globe­<br />

Sailor jedenfalls bestens vorbereitet:<br />

„Aktuell arbeiten wir an verbesserten<br />

Stornobedingungen<br />

insbesondere für die Winterreviere,<br />

um einerseits den Kunden<br />

ihren Urlaub doch noch zu ermög<br />

lichen und gleichzeitig das<br />

finanzielle Risiko bei Grenzschließung<br />

oder Quarantäne durch<br />

Rückerstattung zu minimieren.“<br />

MASTER YACHTING<br />

Ein Yachttörn ist mit Abstand eine<br />

der sichersten Freizeitaktivitäten.<br />

DEUTSCHLAND<br />

Mit flexibleren Bedingungen für<br />

Buchungen mit Abfahrt in der<br />

kommenden Saison will auch Larin<br />

Heero, Geschäftsführer von Master<br />

Yachting Deutschland, den kommenden<br />

und fordernden Monaten<br />

begegnen: „Wir haben eine Anzahl<br />

von Yachten im Angebot, die Frühbucher<br />

zu besonders sicheren Konditionen<br />

reservieren können. So<br />

sind z. B. nur 50 Prozent Anzahlung<br />

nötig, den Rest zahlt man 60<br />

Tage vor Abfahrt. Bis zur Fälligkeit<br />

des Restbetrags kann die Reservierung<br />

auch ohne Angabe von Gründen<br />

umgebucht oder gutgeschrieben<br />

werden. Sogar bis zum Tag vor<br />

der Abfahrt kann man aus Covid-<br />

19-bedingten Gründen stornieren<br />

und dann umbuchen oder sich eine<br />

Gutschrift ausstellen lassen.“<br />

Die Zufriedenheit der Kunden<br />

und Planungssicherheit sei das<br />

Wichtigste, sagt Heero, der positiv<br />

in die Zukunft blickt: „Mit dem<br />

nötigen Abstand und einem gesunden<br />

Maß an Eigenverantwortung<br />

haben viele Chartergäste schon in<br />

diesem Jahr einen sicheren und<br />

wunderschönen Urlaubstörn genossen<br />

– das wird auch 2021 so<br />

möglich sein!“<br />

„ Wir haben eine große Anzahl<br />

von Yachten im Angebot, die<br />

Früh bucher zu besonders sicheren<br />

Konditionen reservieren können.“<br />

Larin heero, Master Yachting<br />

6/<strong>2020</strong> 21


Nördliche Sporaden<br />

Sonne, Mon<br />

22 6/<strong>2020</strong>


FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Im Hafen von Skopelos sind Yachties herzlich willkommen. Landgang in Skiathos mit seinen engen<br />

Gassen und schmucken Läden. Sommer-Klassiker der leichten griechischen Küche: Greek Salad.<br />

Ein sommerlicher Familientörn durch die Nördlichen<br />

Sporaden ist wie eine wunder same Reise durch Raum<br />

und Zeit. Die Startrampe gibt das StädtchenVolos auf<br />

dem griechischen Festland und hat man die verlockende<br />

Atmos phäre des Pagasitischen Golfes erst einmal hinter<br />

sich gelassen, dringt man ab Skiathos in eine neue<br />

Galaxie ein, die voller faszinierender Insel welten steckt:<br />

Skopelos, Alonissos, Peris tera, Kyra Panagia – schon<br />

allein den Namen nach könnte jede einzelne genauso gut<br />

für ein Sternbild im Universum stehen. Wir haben sie mit<br />

unserem Raumschiff, einem formi dablen Nautitech 40<br />

open-Katamaran, erkundet.<br />

Text TAHSIN ÖZEN<br />

Fotos ESZTER KONDOR, ZOI KRZYWON<br />

d und Sterne<br />

6/<strong>2020</strong> 23


xxxxx xxxx<br />

Schiffswrack vor<br />

der Insel Peristera.<br />

Sonnenbad vor dem hippen<br />

Strand Kokkinokastro.<br />

Naturhafen Votsi auf<br />

Alonnisos, rechts oben<br />

die Taverne mit großer<br />

Aussichtsterrasse.<br />

Sightseeing in Patitiri,<br />

Insel Alonnisos.<br />

Wer im Hafen von<br />

Skiathos auf der gleichnamigen<br />

Insel einen<br />

Liegeplatz ergattert, hat<br />

sich sein Mittagessen in<br />

einer der kleinen Tavernen<br />

redlich verdient.<br />

Herzlich willkommen, Sie sind<br />

unsere ersten Chartergäste<br />

in dieser Saison!“ Mit diesen<br />

Worten begrüßt uns Alexan ­<br />

dros Kara kostas Anfang Juli <strong>2020</strong> – die<br />

Reisebeschränkungen sind erst seit ein<br />

paar Tagen aufgehoben – im Büro der<br />

Pitter-Yachtcharter-Basis in Volos. Was<br />

soll man darauf sagen? Natürlich ist es<br />

schön zu wissen, dass wir streckenweise<br />

allein auf weiter Flur unterwegs sein<br />

werden – aber in Anbetracht der blitzblank<br />

in Reih und Glied an der Mole<br />

tänzelnden Yachten stimmt es auch<br />

etwas traurig, dass an diesem Samstag<br />

unsere Orkide, ein Nautitech 40 open-<br />

Katamaran, als einziges Charterschiff<br />

von den Leinen gelassen wird.<br />

Doch dazu soll es erst am nächsten<br />

Tag kommen, denn Olga, die Frau des<br />

Basisleiters, hat uns in griechisch-gastfreundlicher<br />

Manier zum Tsipouro­<br />

Dinner in einer Taverne direkt an der<br />

24 6/<strong>2020</strong>


Kyra Panagia mit gleichnamiger<br />

Bucht im Süden.<br />

Planitis Bay im Norden<br />

der Insel Kyra Panagia.<br />

Altstadtpromenade eingeladen.<br />

Das einfache Konzept dahinter:<br />

Man bekommt zuerst einmal ein<br />

Fläschchen vom traditionellgriechischen<br />

Tresterbrand auf den<br />

Tisch, und erst wenn man diesen<br />

getrunken hat, wird der erste Gang<br />

an griechischen Meze (warm und<br />

kalt) serviert. Zweiter Tsipouro,<br />

zweiter Gang. Nach der dritten<br />

Runde gehen wir, hervorragend<br />

verköstigt und bei bester Laune.<br />

Will man in die Nördlichen Sporaden,<br />

so gilt es zunächst einmal,<br />

den Pagasitischen Golf zu queren.<br />

Das tut weh, denn perfekt geschützt<br />

und mit einem Durchmesser<br />

von bis zu 30 Kilometern gäbe<br />

es hier schon viele stille Buchten<br />

und Fischerorte zu entdecken, aber<br />

allein dafür müsste man sich gut<br />

eine Woche länger Zeit nehmen.<br />

Rund 40 Meilen später streichen<br />

wir vor dem Hafen in Skiathos auf<br />

der gleichnamigen und (von Westen<br />

kommend) ersten Insel der<br />

Nördlichen Sporaden die Segel.<br />

Vom Wasser aus präsentiert sich<br />

der Hauptort bei strahlendem Sonnenschein<br />

genau so, wie man sich<br />

ein griechisches Städtchen am<br />

Meer vorstellen würde: weiß getünchte<br />

Häuser, blaue Fenster und<br />

-läden, sanfthügeliges Hinterland.<br />

Mit Müh und Not aber ergattern<br />

wir einen Liegeplatz im überfüllten<br />

Hafen und müssen versprechen,<br />

diesen gleich nach dem Mittagessen<br />

wieder zu verlassen. Das fällt<br />

nicht schwer angesichts der vielen<br />

Touristen – Skiathos ist mit einem<br />

eigenen Flughafen „gesegnet“.<br />

Wir übernachten nur eine Meile<br />

weiter im Nordwesten des winzigen<br />

Eilands Maragos vor einem<br />

schönen Sandstrand, der den Ansturm<br />

der Ausflugsschiffe gut<br />

weggesteckt zu haben scheint.<br />

Die Bucht ist leer, der kleine<br />

Kiosk geschlossen.<br />

SÜSSES AUF SKOPELOS<br />

Nach nur sieben Meilen gelingt uns<br />

am frühen Morgen der Sprung<br />

nach Neo Klima auf Skopelos –<br />

„ Dreifach-Jackpot beim Bäcker in Neo Klima:<br />

Er hat geöffnet, frisch gebackene Mehl speisen<br />

und eine exzellente Espressomaschine.“<br />

6/<strong>2020</strong> 25


VOLOS<br />

<<br />

Ägäis<br />

Kira Panagia<br />

<<br />

<<br />

<<br />

<<br />

Pagasitischer<br />

Golf<br />

Alonnisos<br />

<<br />

<<br />

<<br />

SKIATHOS<br />

Skiathos<br />

<<br />

Maragos<br />

<<br />

<<br />

Skopelos<br />

NEO KLIMA<br />

SKOPELOS<br />

PANORMOS<br />

<<br />

<<br />

<<br />

PATITIRI<br />

Peristera<br />

Weitere empfehlenswerte Wegmarken in den Nördlichen Sporaden: Badebucht Stafilos auf der Südseite von Skopelos, Hafentaverne in Skopelos City, Koukounaries Bay mit feinem Sandstrand<br />

im Südwesten der Insel Skiathos. Bilder unten: Charteryacht Orkide, ein Nautitech 40 open-Katamaran. Basisleiter Alexandros Karakostas und Ehefrau Olga Prappa im Büro in Volos.<br />

und somit in eine andere Welt. Be ­<br />

schaulich die paar Fischerboote im<br />

frisch renovierten Hafen, kaum<br />

eine Seele in den Gassen oder am<br />

Kiesstrand hinter dem Wellenbrecher.<br />

Dreifach-Jackpot beim Bäcker<br />

im Ort: Er hat geöffnet, frisch<br />

gebackene Mehlspeisen und eine<br />

exzellente Espresso maschine –<br />

griechisches Frühstück at its best!<br />

Bestens geschützt ist auch die<br />

drei Seemeilen weiter südlich gelegene<br />

Bucht Panormos, sofern man<br />

ein gutes Plätzchen (Schwojradius)<br />

im schmalen Scheitel ergattern<br />

Sonne, Mond und Sterne: Familientörn in den Nördlichen Sporaden<br />

Anreise. Der Flughafen von Volos ist nur eine halbe Autofahrstunde<br />

(rund 30 km) vom Hafen entfernt. Flugzeit ab<br />

Wien: ca. zwei Stunden.<br />

Hafen. Der (Fähr-)Hafen von Volos ist der wichtigste in<br />

der Region und entsprechend groß, dennoch ist die Mole<br />

für Charteryachten am östlichen Ende leicht zu finden,<br />

beginnt doch hier auch die Altstadt mit vielen Tavernen,<br />

Cafés, Eisläden, Bäckereien und Konditoreien entlang der<br />

Stadtpromenade.<br />

è www.volosinfo.gr<br />

Beratung und Buchung. Unser Törn wurde von Pitter<br />

Yachtcharter organisiert, am Stützpunkt in Volos wurden<br />

wir von den Basisleitern Alexandros Karakostas und Ehefrau<br />

Olga Prappa bestens betreut.<br />

Yachten. Unser gesegelter Katamaran Nautitech 40 open<br />

(Bj. 2015, 4 Kabinen, 2 Nasszellen) ist in der Nebensaisonl<br />

ab € 1.850,– und in der Hauptsaison ab € 4.920,– buchbar<br />

(alles inkl., zzgl. Endreinigung). Die Flotte zählt insgesamt<br />

ein gutes Dutzend Charteryachten (Mono und Kat) von 36<br />

bis 56 Fuß.<br />

è www.pitter-yachting.com<br />

Wissenswert. Über 100 Inseln zählen die Nördlichen<br />

Sporaden, auch Magnesische Inseln genannt. Das auf<br />

überschaubarem Raum, sodass keine weiten Schläge erforderlich<br />

sind, was das Revier besonders familienfreundlich<br />

macht. Der Meltemi bläst meist moderat bis stark aus<br />

nördlichen Richtungen, bei besonders starkem Wind sind<br />

die exponierten Küstenstreifen zu meiden. Die vier großen<br />

und bewohnten Inseln Skiathos, Skopelos, Alonissos und<br />

Skyros verfügen zwar über eigene Häfen, Marinas wie in<br />

Kroatien oder Italien gibt es aber keine. In den Haupthäfen<br />

ist es meist eine Mole, an der Segel- und Motoryachten<br />

anlegen können (in der Regel mit Anker und Heckleinen).<br />

Für Wasser und/oder Strom muss im Geschäft eine Gut -<br />

habenkarte gekauft werden, die Preise variieren, sind<br />

aber sehr günstig.<br />

Karten und Revierführer. Seekarte Imray G25 (Nördliche<br />

Sporaden und Nord-Euböa). Nautischer Reiseführer<br />

„Griechische Küsten – Hafen und Ankerplätze“ von Rod<br />

und Lucinda Heikell, Edition Maritim, in Österreich er -<br />

hältlich beispielsweise im Seekarten + Flightshop<br />

Bernwieser um € 71,90.<br />

è www.bernwieser.at<br />

26 6/<strong>2020</strong>


FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Hafen von Volos<br />

auf dem Festland.<br />

„ Die einsame Stille in unbe rühr ter<br />

Natur wird nur vom Meckern der<br />

auf Kyra Panagia wild lebenden<br />

Ziegen durchbrochen.“<br />

kann. Liegt man sicher vor Anker,<br />

schimmert das smaragdgrüne<br />

Meer wie ein Bergsee, muss aber<br />

deutlich wärmer sein, denn das<br />

jüngste Crewmitglied (6) will erst<br />

aus dem Wasser, als der Mond ihn<br />

freundlich strahlend darum bittet.<br />

Weil das Wasser an Bord schon<br />

zur Neige geht, steuern wir gleich<br />

am nächsten Tag die Insel Alonnisos<br />

an, um im Hafen von Patitiri<br />

Wasser zu bunkern, während die<br />

liebe Familie die bunten Souvenirläden<br />

plündert. Ähnliches Bild<br />

beim Abendessen im golden<br />

schimmernden Naturhafen von<br />

Votsi – in der Taverne hoch über<br />

der Felswand erheben wir schließlich<br />

das Weinglas auf der uns zu<br />

Füßen liegenden Orkide.<br />

VERIRRTE STERNSCHNUPPEN<br />

Neuer Tag, neue Insel, aber nicht<br />

ohne vorherigen Badestopp am<br />

hippen Kokkinokastro Beach.<br />

Alles andere als hip ist das Schiffswrack<br />

der Insel Peristera, genau<br />

deswegen zieht es auch so viele<br />

Gäste an, die gerne um das Geisterschiff<br />

schnorcheln. So viele,<br />

dass wir bald wieder Segel setzen<br />

mit Kurs auf die Bucht Kyra<br />

Panagia auf der gleichnamigen<br />

Insel im Nordwesten. Die einsame<br />

Stille, die uns in unberührter<br />

Natur empfängt, wird nur vom<br />

Meckern der hier wild lebenden<br />

Ziegen durchbrochen.<br />

Nicht ganz ohne ist die Ansteuerung<br />

der Planitis Bay im Norden<br />

(und der somit dem Wind zugewandten<br />

Seite) der Insel. Kabbelige<br />

See und Strömung machen die an<br />

ihrer engsten Stelle gerade einmal<br />

82 Meter breiten Einfahrt definitiv<br />

spannend – bei Schlechtwetter unmöglich,<br />

weil viel zu gefährlich. Ist<br />

man durch, findet man sich in einer<br />

lagunenartigen Doppelbucht<br />

wieder, die von einer fast durchgehenden<br />

Hügelkette von der Außenwelt<br />

abgeschirmt wird.<br />

Diese natür liche Kulisse erinnert<br />

an ein Amphi theater, in dem man<br />

aber als Zuschauer auf der Bühne<br />

steht und den Blick in den nächtlichen<br />

Himmel zu richten hat, um<br />

Zeuge eines magischen Naturschauspiels<br />

zu werden. Befreit von<br />

jeglicher Lichtverschmutzung eröffnet<br />

sich uns die Milchstraße in<br />

strahlendem Glanz, während ringsum<br />

verirrte Sternschnuppen wie<br />

Feuerwerk vom Himmel fallen.<br />

Welch unbeschreibliches Gefühl,<br />

welch feierlicher Höhepunkt für<br />

Groß und Klein am weitesten<br />

Etappenziel unseres Familientörns<br />

in den Nördlichen Sporaden!<br />

Und welch würdiger Ort, um<br />

den Korken unserer bis jetzt streng<br />

gehü teten Sektflasche knallen zu<br />

lassen. <br />

<br />

Dinner mit<br />

Tsipouro-Schnaps.<br />

6/<strong>2020</strong> 27


Landgang<br />

auf Skiathos<br />

Ein Segeltörn in den Nördlichen Sporaden ist mitunter recht anspruchsvoll. Bläst<br />

der Meltemi kräftig aus Nord, muss man die Top-Ausflugsziele in den nördlichen<br />

Küstenabschnitten auslassen, um Schiff und Crew nicht über Gebühr zu belasten.<br />

Will man diese nicht missen, buche man eine zweite Woche im Hotel auf Skiathos<br />

dazu und schlage zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen freuen sich die Damen<br />

und Kinder in der Familie über eine Woche Strandurlaub mit allem Komfort und<br />

Service, zum anderen erfreut sich der Skipper über traumhafte Erfahrungen auf<br />

dem Landweg, die ihm von See aus verwehrt geblieben wären.<br />

Text TAHSIN ÖZEN | Fotos ESZTER KONDOR<br />

28 6/<strong>2020</strong>


Koukounaries Beach, einer<br />

der schönsten Sandstrände<br />

auf Skiathos. Gleich darüber<br />

das Hotel Skiathos Palace.<br />

6/<strong>2020</strong> 29


Nördliche Sporaden<br />

Sightseeing und Shopping<br />

in der Altstadt von Skiathos.<br />

Tavernen im alten<br />

Hafen von Skiathos.<br />

Ikonen in der Sankt-<br />

Marina-Kirche in Kastro.<br />

Im Kloster Evangelistria<br />

auf Skiathos ließen<br />

Freiheitskämpfer 1807<br />

den ersten Entwurf der<br />

Fahne Griechenlands<br />

weben.<br />

KASTRO<br />

KOUKOUNARIES<br />

BEACH<br />

KLOSTER<br />

EVANGELISTRIA<br />

Skiathos<br />

SKIATHOS<br />

30 6/<strong>2020</strong><br />

U<br />

ns hätte es gleich am<br />

zweiten Tag unseres Segeltörns<br />

erwischt, wenn<br />

wir uns den Rat des Basisleiters<br />

Alexandros Karakostas<br />

nicht zu Herzen genommen hätten<br />

(Bericht ab Seite 22). Dabei war es<br />

gar nicht so sehr der uns mit bis zu<br />

30 Knoten um die Ohren pfeifende<br />

Wind. Es war vielmehr die von ihm<br />

aufgepeitschte See, die alle zusätz­<br />

Ägäis<br />

MAMMA MIA-KLIPPE<br />

Skopelos<br />

MAMMA MIA-STRAND<br />

lich geplanten Etappenziele auf<br />

den windexponierten und nur bei<br />

schwachem Meltemi erfahrenswerten<br />

Nordseiten der Sporaden vom<br />

Navi-Tisch spülte. Wir hatten diese<br />

aber von Anfang an als Streicher<br />

auf der Liste stehen, um genug Zeit<br />

für alle anderen Wegmarken zwischen<br />

Volos und Kyra Panagia aufzubringen.<br />

Ein Luxus, den wir uns locker<br />

leisten konnten: Wir hatten im<br />

Vorfeld eine zweite Woche Urlaub<br />

für die ganze Familie im Hotel<br />

Skiathos Palace dazugebucht.<br />

SKOPELOS<br />

Das im zerklüfteten Norden von Skiathos gelegene<br />

Kastro war Hauptstadt im Mittelalter.<br />

GEISTERSTADT<br />

Kastro zum Beispiel wäre so ein<br />

Etappenziel auf Skiathos gewesen,<br />

dessen Unerreichbarkeit des Skippers<br />

Laune doch etwas gedämpft<br />

hätte. So aber genügte ein kurzer<br />

Weg in die Empfangshalle des Hotels<br />

– wo praktischerweise auch<br />

ein Autoverleih seine Mietwägen<br />

zu moderaten Preisen feilbietet–<br />

und schon waren wir automobil.<br />

Etwas über eine halbe Stunde<br />

schlängeln wir uns über Serpentinen<br />

auf die bergige Nordhälfte der<br />

Insel, um den letzten Kilometer zu<br />

Fuß zu gehen. Natürlich biegen<br />

wir gleich an der ersten Kreuzung<br />

falsch ab, sodass wir nicht hoch<br />

oben auf dem Kap, sondern tief<br />

unten am Sandstrand landen.


Die Kapelle des Heiligen Johannes auf der Mamma Mia-Klippe<br />

war Filmkulisse für den Musikfilm „Mamma Mia“ (2008).<br />

Mit dem Ausflugsschiff von Skiathos<br />

zur Mamma Mia-Insel Skopelos.<br />

„ Ob sich die Hauptdarsteller Meryl Streep und Pierce Brosnan<br />

die 105 Steinstufen hinauf zur Kapelle tragen ließen?“<br />

Was aber gar nicht verkehrt ist,<br />

denn so ergeben sich ein Fluchtweg<br />

vom sonnenerhitzten Land in<br />

das türkis leuchtende Wasser und<br />

eine Erfrischungsmöglichkeit am<br />

Strandbuffet.<br />

Im zweiten Anlauf gelingt der<br />

Coup, wir stehen ganz oben am<br />

Gipfelkreuz und blicken hinab<br />

auf die Geisterstadt Kastro, den<br />

mittelal terlichen Hauptort der Insel.<br />

Auch diese Ecke Griechenlands<br />

war lange Zeit unter osmanischer<br />

Herrschaft, wovon die halbverfallene<br />

Moschee umgeben von drei<br />

kunst voll renovierten Kirchen<br />

zeugt.<br />

FAHNE FÜR DIE FREIHEIT<br />

Von See aus gar nicht auszumachen<br />

ist das Kloster Evangelistria<br />

inmitten der Berge. Das aus gutem<br />

Grund, denn Skiathos wurde quasi<br />

im Vorbeisegeln gerne von Piraten<br />

geplündert. Das einzige noch aktive<br />

Kloster der Insel haben 1794<br />

Geistliche aus der Mönchskolonie<br />

am Berg Athos (Chalkidiki) gegründet,<br />

nachdem sie Stunk mit<br />

dem mittleren Management auf<br />

dem heiligen Berg hatten.<br />

1807 nutzten einige griechische<br />

Freiheitskämpfer das Kloster als<br />

Versteck vor den Osmanen. Sie<br />

mussten einen erleuchtenden<br />

Blitz direkt aus der Chefetage<br />

wegstecken – und die erste griechische<br />

Fahne (damals noch ein<br />

weißes Kreuz auf himmelblauem<br />

Hintergrund) ward hinter diesen<br />

Klostermauern gewoben.<br />

MAMMA MIA!<br />

Stellen Damen und Kinder die<br />

Mehrheit in der familiären Crew,<br />

so kommt Mann um die Touristenhochburg<br />

Skiathos Stadt nicht<br />

herum. Sind erst einmal sämtliche<br />

Läden in der zentralen Shoppingmeile<br />

quer durch die Altstadt abgeklappert,<br />

wird entlang des alten<br />

Hafens flaniert.<br />

Plötzlich kreischen die jungen<br />

Mädels vor uns auf. Ein Ausflugsschiff<br />

zu ihrer Linken verspricht,<br />

was uns wetterbedingt beim Segeln<br />

in der Vor woche verwehrt geblieben<br />

ist: der Besuch der Klippe mit<br />

der Kapelle des Heiligen Johannes<br />

nordwestlich der Nachbarinsel<br />

Skopelos. Unseren Mädels natürlich<br />

besser bekannt<br />

als Mamma<br />

Mia-Haus,<br />

das die<br />

Kulisse<br />

für den<br />

gleich­<br />

namigen Musikfilm voller<br />

Abba-Hits mit Meryl Streep und<br />

Pierce Brosnan in den Hauptrollen<br />

gab. Ob sich die beiden die 105<br />

Steinstufen hinauf zur Kapelle tragen<br />

ließen? Wir müssen sie jedenfalls<br />

selbst erklimmen, werden aber<br />

an der Spitze wahrhaft himmlisch<br />

entlohnt. Wie gut, dass der Besuch<br />

des Mamma Mia-Strandes auf der<br />

Stadtspaziergang in<br />

Skopelos – mit Einkehr<br />

auf ein Stifado in einer<br />

der vielen Ufertavernen.<br />

6/<strong>2020</strong> 31


Nördliche Sporaden<br />

„ Die Bucht ist so groß, dass Hotelier Petros Dervenis hier jährlich<br />

die Regatta ,The Skiathos Palace Cup‘ übers Wasser gehen lässt.“<br />

Hotel Skiathos Palace:<br />

Blick von der Terrasse<br />

mit Pool auf den von<br />

Pinien gesäumten<br />

Strand Koukounaries.<br />

Hotelier Petros Dervenis lädt<br />

jährlich auch zur Regatta<br />

„The Skiathos Palace Cup“.<br />

Suite mit Terrasse, Sonnenliegen<br />

und Panoramablick.<br />

Westseite zwischen Skopelos und<br />

der vorgelagerten Mini-Insel Dasia<br />

erst zum Schluss auf dem Ausflugsprogramm<br />

steht. Davor laufen wir<br />

noch in Skopelos Stadt ein, speisen<br />

vorzüglichst in der Molos-Taverne<br />

direkt am Hafen und genießen die<br />

Atmosphäre, die eine gänzlich andere<br />

als in Skiathos Stadt ist.<br />

FORDERN UND FÖRDERN<br />

Die letzten Tage verbringen wir in<br />

unserer Unterkunft an der wohl<br />

besten Adres se der Insel: im Hotel<br />

Skiathos Palace. Die exklu sive Lage<br />

abseits der Touristenhochburgen<br />

und direkt über dem von Pinien<br />

gesäumten Koukounaries Beach ist<br />

ebenso traumhaft wie der Panoramablick<br />

weit über die Bucht hinaus,<br />

in die übrigens so manche Charteryacht<br />

einkehrt, um am nächsten<br />

Tag den Schlag zurück auf das<br />

Festland (Volos) zu segeln.<br />

In der Bucht ist aber genügend<br />

Abstand zum Ufer erforderlich,<br />

denn der feine Sand strand fällt zur<br />

Freude der jüngsten Besucher nur<br />

langsam ab. Doch ist die Bucht<br />

so groß, dass Hotelier Petros Dervenis<br />

hier jährlich die Regatta „The<br />

Skiathos Palace Cup“ übers Wasser<br />

Restaurant und Poolbar,<br />

Meeresblick inklusive.<br />

gehen lässt, „zur Förderung des<br />

Segel sports“, wie er sagt. Zur Förderung<br />

unseres Wohlbefindens trägt<br />

das moderne Hotel mit Aussichtsterrasse<br />

und großem Pool bei.<br />

Tagsüber lassen wir uns die<br />

Sonne auf den Bauch scheinen,<br />

der beim Dinner gleich noch einmal<br />

– diesmal im Restaurant nach<br />

allen Künsten der griechischen<br />

Küche – verwöhnt wird.<br />

Der Sundowner an der Hotelbar<br />

unter freiem Himmel überzeugt<br />

schließlich auch den Skipper: Ein Segeltörn<br />

ohne bereicherndem Landgang<br />

ist wie ein Ouzo ohne Eis. <br />

Skiathos und Skopelos zu Lande<br />

An- und Abreise. Von der Hafenstadt Volos auf dem<br />

Festland, wo auch Pitter Yachting seine Charterbasis<br />

hat, gelangt man per Fähre wieder zurück nach Skiathos.<br />

Tipp: Da die Insel über einen eigenen Flughafen verfügt,<br />

macht es durchaus Sinn, einen Rückflug ab Skiathos<br />

zu prüfen.<br />

è www.volosinfo.gr<br />

Unterkunft. Das Skiathos Palace ist ein 4-Sterne-Hotel<br />

in exklusiver Lage an einem der schönsten Strände der<br />

Sporaden. 258 Zimmer und Suiten, teilweise mit Sonnenterrassen<br />

und privatem Jacuzzi. Restaurant mit nationaler<br />

und internationaler Küche, Lounge-Bar am Süßwasserpool,<br />

Massage, Minibus-Shuttle Hotel–Strand–Hotel, Leih -<br />

wagen-Service u. v. m.<br />

è www.skiathos-palace.gr<br />

Sehenswert in Skiathos. Auszugsweise: Die mittelalterliche<br />

Festung Kastro ist ca. 15 Kilometer vom Hotel<br />

entfernt (rund 30 Minuten Fahrzeit mit dem Leihwagen).<br />

Auch das aktive Kloster Evangelistria mit Museum und<br />

Klosterladen ist rund 15 Kilometer entfernt. Vom Hotel<br />

in die Stadt Skiathos fährt man am besten mit dem Taxi<br />

(ca. € 15,–), denn Parkplätze sind rar. Im Hafen bieten<br />

zahlreiche Ausflugsschiffe Halb- und Ganztagestouren<br />

für Skiathos und die umliegenden Inseln an.<br />

Mehr Infos und Tipps:<br />

è www.skiathos.gr<br />

Sehenswert in Skopelos. Auszugsweise: Mamma Mia-<br />

Klippe mit Kapelle des Heiligen Johannes – sie diente als<br />

Kulisse für den Musikfilm Mamma Mia (2008). Kastani<br />

Beach – dieser Strand war ebenfalls Kulisse für den Kinohit.<br />

Die Altstadt von Skopelos steht unter Denkmalschutz,<br />

so konnte der Hauptort der Insel seine Ursprünglichkeit<br />

bis heute bewahren. Viele gute Tavernen und kleine Läden<br />

entlang der Uferpromenade. Mehr Infos und Tipps:<br />

è www.skopelos.com/de<br />

Buchtipp. Nördliche Sporaden; Skiathos – Skopelos –<br />

Skyros – Alonnisos; von Dirk Schönrock, erschienen im<br />

Verlag Müller. Detaillierter Reiseführer, der sich den<br />

vier bewohnten Inseln der Nördlichen Sporaden widmet.<br />

Gesehen bei Freytag & Bernd um € 17,40.<br />

è www.freytagberndt.com<br />

32 6/<strong>2020</strong>


Eine<br />

Runde Golf<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

GRIECHENLAND-CHARTER. Der Saronische<br />

Golf gilt als Geburtsstätte der<br />

antiken europäischen Kultur mit ihren<br />

ersten großen Städten Athen und Aigina.<br />

Argos Yachtcharter bietet zahlreiche<br />

Monohulls und Katamarane ab<br />

Athen und Lavrion für Sport- oder Freizeitsegler<br />

an. Das Gebiet um die Inseln<br />

Salamis, Ägina, Angistri, Poros, Hydra<br />

und Dokos ist auch für einen Familientörn<br />

hervorragend geeignet. Man findet<br />

immer eine verschlafene Bucht in der<br />

App und an zur Kontrolle<br />

ONLINE-ÜBERWACHUNG. Garmin bietet<br />

seit September mit OnDeck ein umfassendes<br />

Steuer- und Kontrollsystem<br />

für Bootseigner. In Kombination mit<br />

Schlauer stopfen<br />

NOTFALLSTOPFEN. Mit dem Sta-Plug<br />

wurde jetzt eine moderne Alternative zu<br />

hölzernen Leck-Propfen vorgestellt.<br />

Produziert aus hochfestem Elastomer-<br />

Komposite-Material bleibt der Kunststoffkegel<br />

auch für Jahre weich und<br />

einsatzbereit. Ein Verformen oder<br />

Aufquellen wie bei Holzstopfen gibt<br />

es nicht. Der gerippte Stopfen lässt<br />

sich per Hand in das Leck eindrücken<br />

Inselgruppe Diapories oder an der<br />

Halb insel Methana. Die Woche ab<br />

€ 2.167,– mit einer Lagoon 380 oder<br />

€ 2.458,– mit einer Dufour 460 GL.<br />

è www.argos-yachtcharter.de<br />

der ActiveCaptain-App kann der Nutzer<br />

rund um die Uhr unter anderem den<br />

Batteriestatus, sämtliche Aktivitäten in<br />

der Bilge, Tür- und Luken-Sensoren<br />

sowie GPS-Standorte überwachen und<br />

behält trotz Abwesenheit die volle Kontrolle<br />

über das Boot. Für zusätzliche<br />

Sicherheit sorgen benutzerdefinierte<br />

Alarme und Benachrichtigungen, die<br />

den Eigner informieren, wenn das Boot<br />

unbefugt betreten oder aus dem zuvor<br />

definierten Bereich bewegt wird.<br />

è www.garmin.com<br />

Überall im Bilde mit OnDeck.<br />

oder auch ganz nach Wunsch<br />

und Notwendigkeit auf<br />

die passende Größe<br />

zuschneiden.<br />

è www.forespar.com<br />

Klosterstrand auf<br />

der Insel Poros.<br />

©vladimircaribb - Fotolia ©Ilja Masik<br />

WIR SIND EXKLUSIVE<br />

FÜR SIE DA!<br />

Nach kreativer Pause starten wir<br />

mit weiteren Ideen und neuen Kompetenzen.<br />

Wir kümmern uns um Ihr<br />

ganz Exklusives Yachting-Erlebnis.<br />

Brandneu u.a.: Yachting Exclusive<br />

Academy<br />

Wir haben im Schaffensprozess der<br />

letzten Wochen auch hier einige<br />

neue Möglichkeiten für Sie geschaffen.<br />

Seien Sie Ihr eigener Herr auf<br />

dem Wasser und entdecken Sie die<br />

wunderbare Welt der Meere (Segelund<br />

Motorbootscheine FB 1 – FB 4,<br />

individuelle Einzeltrainings und vieles<br />

mehr). Informieren Sie sich auf<br />

unserer Website www.yachtingexclusive.com<br />

über Ihre vielfältigen<br />

Möglichkeiten.<br />

Ebenso erwarten Sie viele neue Boote<br />

im Segel- und Motoryachting, der<br />

flächendeckende technische Support<br />

im Mittelmeerbereich sowie<br />

kompletter Yachtservice (Organisation<br />

von Langzeitcrews inkl. Skipper,<br />

Wartung und Pflege, Überstellungsservice<br />

und vieles mehr).<br />

Dürfen wir weitere Wünsche erfüllen?<br />

Dann „Herzlich Willkommen“<br />

an Bord bei Yachting Exclusive. Wir<br />

freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme,<br />

bis bald und „immer eine handbreit‘<br />

Wasser unterm Kiel“.<br />

seemännische Grüße<br />

Ihr Jürgen Dobner<br />

+43 (0) 664 44 52 102<br />

yachtingexclusive.com


Rund Peloponnes<br />

Der Peloponnes, und hier speziell der Süden, gehört zu den<br />

noch ursprünglichsten Gegenden des gesamten Mittelmeers.<br />

Auch in der Hochsaison findet man auf der Halbinsel noch<br />

immer viele ruhige Ankerplätze oder kleine urige Gemeindehäfen.<br />

Eine griechische Rundreise mit vielen Insider-Tipps<br />

vom Revierexperten Markus Silbergasser.<br />

Text und Fotos MARKUS SILBERGASSER<br />

Eine Hand<br />

voll Glück<br />

34 6/<strong>2020</strong>


Unsere SY Nambawan<br />

ganz alleine vor Anker in<br />

der Bucht O. Frangos auf der<br />

Insel Elafonisos.<br />

6/<strong>2020</strong> 35


Rund Peloponnes<br />

Ruhige Ankerbuchten, kristallklares<br />

Wasser, antike<br />

Tempelanlagen, venezianische<br />

Festungsanlagen, byzantinische<br />

Kirchen, gastfreundliche<br />

Einheimische: Rund um den Peloponnes<br />

findet man noch das unverfälschte<br />

Griechenland, das alle Segler<br />

und Naturliebhaber so sehr lieben.<br />

Vorausgesetzt man lässt sich auf<br />

ein wenig Abenteuer ein, denn<br />

Charterbasen gibt es auf der Halbinsel,<br />

die sich wie eine Hand ins<br />

Mittelmeer streckt, kaum. Deshalb<br />

startet man die Umrundung auch<br />

am besten in Athen, zum einen gibt<br />

es in die griechische Hauptstadt die<br />

meisten Flugverbindungen, zum anderen<br />

findet man hier die meisten<br />

Yachthäfen und Vercharterer.<br />

Für die Umrundung muss man<br />

mit einer Strecke von 500 bis 600<br />

Seemeilen rechnen, das ab einem<br />

Zweiwochen-Törn machbar ist.<br />

Nachdem die Gegend aber sehr attraktiv<br />

und abwechslungsreich ist,<br />

würde ich mindestens einen Drei ­<br />

wochen ­Törn oder wenn möglich<br />

länger empfehlen. Ob man im oder<br />

gegen den Uhrzeigersinn reist, ist eigentlich<br />

egal. Ich würde das eher<br />

spontan je nach vorherrschenden<br />

Wind- und Wetterbedingungen am<br />

Beginn des Törns entscheiden. Wir<br />

reisen im Bericht von Athen beginnend<br />

gegen den Uhrzeigersinn.<br />

KANAL VON KORINTH<br />

Ein unvergessliches Erlebnis, das<br />

jeder Segler einmal in seinem Leben<br />

erlebt haben muss! Die Mautstelle<br />

befindet sich an der östlichen<br />

Einfahrt des Kanals. Der Kanal von<br />

Korinth ist übrigens auf die Länge<br />

der Seemeilen berechnet der<br />

teuerste Kanal der Welt! Für eine<br />

zwölf Meter lange Segelyacht kostet<br />

die einmalige Durchfahrt des nur<br />

3,4 Seemeilen langen Kanals derzeit<br />

ca. 200 Euro.<br />

Die Nordküste des Peloponnes<br />

Richtung Westen ist nicht sonderlich<br />

attraktiv. Einzig die kleine<br />

sympatische Insel Trizonia mit ein<br />

paar recht netten Tavernen und<br />

Die venezianische Festungsanlage in Methoni.<br />

einer gut geschützten Ankerbucht,<br />

aber nie fertiggestellten Marina,<br />

haben wir kulinarisch noch sehr<br />

gut in Erinnerung.<br />

ZAKYNTHOS<br />

Die Schmugglerbucht im Nord ­<br />

westen der Insel mit dem wie von<br />

Künstlerhand drapierten Schiffswrack<br />

auf weißem Sand und dem<br />

einzigartigen Blau des Wassers gehört<br />

zu den meistfotografierten<br />

Stränden Griechenlands. Da die<br />

Bucht tagsüber scharenweise von<br />

kleineren und größeren Ausflugsbooten<br />

angesteuert wird, empfiehlt<br />

sich ein Stopp entweder sehr früh<br />

am Morgen oder am viel späteren<br />

Nachmittag.<br />

Geheimtipp: Nur ein paar Kabellängen<br />

nördlich des Trubels fanden<br />

wir eine unberührte Ankerbucht<br />

für uns allein. Wenn es Wind und<br />

Schwell zulassen, verholen wir uns<br />

gerne zu den Hauptbesuchszeiten<br />

der Schmugglerbucht in unsere geheime<br />

Traumbucht und genießen<br />

die wunderbare Ruhe im einzigartig<br />

türkisblauen Wasser in traumhafter<br />

Felskulisse.<br />

Das ursprüngliche<br />

Griechenland: Porto Kagio.<br />

Teuerste Seemeilen der<br />

Welt: Kanal von Korinth.<br />

PYLOS<br />

Im Südwesten des Peloponnes wartet<br />

mit der nahezu kreisrund in die<br />

Küste geschnittenen Ochsenbauchbucht<br />

ein landschaftliches Highlight<br />

der Region; ihr Strand gilt als<br />

einer der schönsten des Landes.<br />

Die Öffnung zum Meer ist beidseits<br />

von Felsen begrenzt, dahinter<br />

erstreckt sich eine beeindruckende<br />

Dünenlandschaft mit sanften, von<br />

Sträuchern und Gräsern bewachsenen<br />

Hügeln.<br />

36 6/<strong>2020</strong>


ÜBER<br />

JAHRE<br />

Fischen mit Aussicht,<br />

nämlich auf die Altstadt<br />

von Monemvasia, die<br />

auf einem Felsen vor der<br />

Küste liegt.<br />

Die einzig erlaubten Transport- und<br />

Fortbewegungsmittel auf Hydra.<br />

„ Das autofreie Hydra steht unter strengem<br />

Naturschutz. Als Transportmittel dienen<br />

hier ausschließlich Mulis und Esel.“<br />

Gleich daneben findet sich die<br />

gut geschützte Naturbucht Navarino,<br />

Schauplatz der letzten großen<br />

Segelschlacht von 1827.<br />

Der Ort Pylos mit seiner nie<br />

fertiggestellten Marina eignet<br />

sich gut für einen Stopp. Im<br />

Stadtkern drängen sich einladende<br />

Tavernen, putzige Bäckereien<br />

und viele kleine Marktstände.<br />

METHONI<br />

Kleine Hafenstadt mit imposanter<br />

venezianischer Festungsanlage.<br />

Die Bucht ist gut geschützt<br />

und bietet sichere Ankerplätze.<br />

Wenn man durch die friedlichen<br />

Gässchen der Stadt mit ihren gemütliche<br />

Tavernen schlendert,<br />

kann man sich kaum vorstellen,<br />

dass Methoni einst heftig um­<br />

Auf die Boote,<br />

Leinen los!<br />

Charteryachten sind 2021<br />

durch Umbuchungen<br />

höher ausgelastet.<br />

Jetzt Törn sichern und<br />

vom Frühjahr träumen.<br />

+49 (0) 611 - 66 05 1<br />

mail@argos-yachtcharter.de<br />

www.argos-yachtcharter.de


Rund Peloponnes<br />

kämpft war und als bedeutende<br />

Drehscheibe für ganz Griechenland<br />

diente.<br />

FINIKOUNDA<br />

Stimmungsvoller Fischerort, an<br />

dessen Wasserfront sich Tavernen,<br />

Cafés und Bars aneinanderreihen.<br />

Die Einheimischen bemühen sich<br />

redlich um die Touristen, die leider<br />

von Jahr zu Jahr mehr werden. Unzugänglich<br />

für Landurlauber ist<br />

hingegen die ca. 2 Seemeilen südöstlich<br />

liegende, traumhaft schöne<br />

Badebucht mit feinem Sandstrand.<br />

KORONI<br />

Die Kleinstadt bietet einen wunderschönen<br />

Blick auf den Messinischen<br />

Golf sowie eine gut erhaltene,<br />

eindrucksvolle venezianische<br />

Burg aus dem 13. Jahrhundert. Sie<br />

beherbergt ein noch heute aktives<br />

Kloster.<br />

KALAMATA<br />

Die zweitgrößte Stadt auf dem<br />

Peloponnes kann mit einer komfortablen<br />

Marina sowie einem internationalen<br />

Flughafen aufwarten.<br />

Achtung: Die rund 250 Liegeplätze<br />

in der Marina sind heiß begehrt,<br />

da sie in der Region die einzige<br />

nennenswerte Marina ist.<br />

MARKUS SILBERGASSER<br />

hat bereits mehr als<br />

36.000 Seemeilen Erfahrung<br />

im Kielwasser und<br />

berichtet von seinen<br />

Törns im Segelblog<br />

è www.untersegeln.eu<br />

schlechten Ankergrund – man muss<br />

gut zielen, um mit dem Anker einen<br />

der wenigen Sandflecken auf dem<br />

Meeresgrund zu treffen.<br />

PORTO KAGIO<br />

Porto Kagio liegt gut geschützt im<br />

Südosten der Mani-Halbinsel, die<br />

sich ganz im abgelegenen Süden des<br />

Peloponnes befindet. Hierher verirren<br />

sich nur ganz wenige Landtouristen<br />

mit ihren Wohnmobilen<br />

oder eben Fahrtensegler. Dementsprechend<br />

ursprünglich und entschleunigt<br />

lässt es sich dort leben.<br />

Porto Kagio gehört zu unseren<br />

absoluten Lieblings- und Energieplätzen<br />

in Griechenland. Hier gibt<br />

es nur drei nennenswerte Tavernen<br />

und einen von Ort zu Ort fahrenden<br />

Obst- und Gemüsehändler, der<br />

immer vormittags seine schmackhaften<br />

Naturprodukte den wenigen<br />

Gästen vor Ort anpreist. Die Ge ­<br />

wässer hier sind noch überraschend<br />

reich an Fischen.<br />

ELAFONISOS<br />

Die Insel Elafonisos mit ihrem ganz<br />

besonders blauen kristallklaren Wasser<br />

liegt etwas abgelegen im Südosten<br />

des Peloponnes. Hier finden wir<br />

auch in der absoluten Hochsaison<br />

immer einen ruhigen Ankerplatz.<br />

In unserer Lieblingsbucht O. Frangos<br />

gibt es zwar bis auf ein paar Imbissbuden<br />

im Hinterland keine weitere<br />

Infrastruktur, dafür jede Menge<br />

feinen Sand, glasklares Wasser und<br />

beschauliche Ruhe am Ankerplatz.<br />

„ Am berühmten Schiffswrack auf Zakynthos<br />

nagt der Zahn der Zeit. Es empfiehlt sich<br />

daher ein baldiger Besuch.“<br />

ORMOS DIROU –<br />

VLYCHADA-HÖHLE<br />

Guter Ausgangspunkt um die nahe<br />

Tropfsteinhöhle zu besuchen, eine<br />

der Hauptattraktionen auf der<br />

Halbinsel Mani. Die Besichtigung<br />

ist nur im Rahmen einer offiziellen<br />

Führung erlaubt. Es lohnt sich<br />

frühzeitig (also ca. um 8 Uhr) die<br />

Zufahrtsstraße bis zum Schalter<br />

hinaufzugehen und ein Ticket zu<br />

kaufen, andernfalls braucht man<br />

viel Geduld.<br />

GEROLIMENAS<br />

Das Fischerdorf ist erst seit den<br />

1970er-Jahren auf dem Landweg<br />

erreichbar und hat sich seine ruhige,<br />

beschauliche Atmosphäre bewahrt.<br />

Leider gibt es in der Bucht<br />

Schmugglerbucht<br />

mit Schiffswrack<br />

auf Zakynthos.<br />

38 6/<strong>2020</strong>


PREVEZA<br />

Lefkas<br />

KAP MALEA<br />

An der Südküste der Landspitze<br />

findet sich eine paradiesisch<br />

schöne Ankerbucht. Bei guten<br />

Wind- und Wetterverhältnissen<br />

kann man dort durchaus<br />

eine Nacht verbringen und<br />

wild wachsende, süße Feigen<br />

frisch vom Baum für das Frühstück<br />

pflücken.<br />

Tipp: Entlang der schroffen,<br />

exponierten Küste bis zum Kap<br />

wandern, als Belohnung warten<br />

zwei Klöster sowie der fantastische<br />

Blick auf die Insel Kythira.<br />

MONEMVASIA<br />

Diese Stadt gehört für uns definitiv<br />

zu den Must-sees auf dem<br />

Weg rund um den Peloponnes!<br />

Tipp: Unbedingt die gut revitalisierte<br />

filmkulissenreife venezianische<br />

Festungsstadt auf der<br />

Halbinsel besuchen.<br />

Ithaka<br />

Kefalonia<br />

Zakynthos<br />

Ionisches Meer<br />

HYDRA<br />

Hydra ist eine autofreie Insel,<br />

der gleichnamige Ort Treffpunkt<br />

für Künstler aus aller<br />

Welt. Der Stadthafen ist klein,<br />

eng und meist völlig überfüllt.<br />

Daher ankern wir dort immer<br />

lieber in der rund eine Seemeile<br />

östlich gelegenen Ankerbucht<br />

Mandraki.<br />

<br />

RIO-ANDIRRIO-<br />

BRÜCKE<br />

PYLOS<br />

KALAMATA<br />

METHONI FINIKOUNDA<br />

KORONI<br />

Trizonia<br />

Peloponnes<br />

VLYCHADA-<br />

HÖHLE<br />

Golf<br />

von Korinth<br />

GEROLIMENAS Elafonisos<br />

PORTO KAGIO<br />

NAFPLIO<br />

KORINTH<br />

Monemvasia<br />

KAP MALEA<br />

Hydra<br />

ATHEN<br />

LAVRION<br />

Kap Malea, die südlichste Fingerspitze<br />

der peloponnesischen Hand.<br />

Mezze als Mahlzeit<br />

zwischendurch.<br />

Die Rion Antirion-Brücke<br />

verbindet den Peloponnes<br />

mit dem Festland.<br />

Eine Runde Peloponnes<br />

Der vorherrschende (NW-)Wind im Ionischen Meer ist der<br />

Maestrale. Er erreicht während des Tages eine Stärke von<br />

3-5 Beaufort. In der Ägäis ist der Meltemi der vorherrschende<br />

(N-)Wind und bläst im Sommer moderat (3–7<br />

Bft.), sodass man noch gegenan aufkreuzen kann.<br />

Yachtcharter<br />

Über Master Yachting Deutschland können ab der Marina<br />

Lavrion (halbe Stunde Autofahrt ab dem Flughafen von<br />

Athen) in der Hauptsaison beispielsweise eine Lagoon 450<br />

ab € 6.500,– oder eine Oceanis 45 ab € 3.485,– gechartert<br />

werden. Buchungsbeispiele für die Nebensaison: eine<br />

Nautitech 46 Fly ab € 6.035,– oder eine Dufour 460<br />

Grand Large ab € 3.145,–. Information und Beratung:<br />

è www.master-yachting.de<br />

Empfohlene Revierführer und Seekarten<br />

Hafenguide Griechenland 1 von Per Hotvedt, beinhaltet<br />

folgende Seegebiete: Albanien, Ionisches Meer inklusive<br />

Peloponnes, Golf von Korinth, Küste von Athen einschließlich<br />

des Saronischen Golfs. Dank der Luftaufnahmen aller<br />

beschriebenen Häfen und Ankerbuchten und der dazu -<br />

gehörigen Hafenpläne weiß man vorher schon genau, ob<br />

der angestrebte Ort auch den Wünschen der Mannschaft<br />

entspricht.<br />

Charterführer Ostpeloponnes von Melanie Haselhorst und<br />

Kenneth Dittmann. In diesem erst im Jänner 2018 erschienenen<br />

Törnführer werden folgende Seegebiete abgedeckt:<br />

Saronischer Golf mit den Inseln Ägina, Angistri und Poros;<br />

der Argolischer Golf mit den Inseln Hydra, Dokos und Spetses<br />

und der Südostpeloponnes. Es werden auch<br />

ein- und zweiwöchige Törns vorgestellt.<br />

Seekarten von Imray für das Ionische Meer. G12, G121,<br />

G13, G14, G15 und G16 sind bei uns alle als Backup neben<br />

den elektronischen Seekarten auf dem Schiff vorhanden.<br />

6/<strong>2020</strong> 39


Alles was Recht ist<br />

Wo der<br />

Kläger, da<br />

der Richter<br />

Ein Meilenstein in der Rechtssprechung und wegweisender<br />

Wendepunkt für Charter-Skipper und Charter-Provider.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Im Buch die Haftung des Skippers<br />

– seine Rechte/seine Pflichten, einem<br />

Standardwerk für Rechtsfragen<br />

der Freizeit-Skipper, wird der<br />

juristische Rahmen, in dem sich<br />

Charter-Skipper und Charter-Provider<br />

bewegen, in auch für den Laien<br />

verständlicher Form beschrieben.<br />

Ein Kapitel darin beschäftigt sich<br />

mit Klauseln der AGB (dem Kleingedruckten),<br />

die rechtlicher Bestandteil<br />

der Charterverträge sind.<br />

Diese AGB formuliert jeder Vercharterter<br />

individuell für sich, sie<br />

weichen deshalb teils erheblich<br />

voneinander ab. Und vielfach stößt<br />

man dabei auf Klauseln zu Lasten<br />

des Charterer, die klar gegen die<br />

rechtlich zwingenden Regeln des<br />

europaweit geltenden Verbraucherschutzes<br />

verstoßen und daher als<br />

„giftige“ Klauseln bereits seit Jahren<br />

in der Kritik stehen.<br />

Eine dieser inakzeptablen Klauseln<br />

ist die Festlegung des Gerichtsstandes<br />

auf den Gerichtsstand des<br />

Vercharterers. Dies ist zwar legitim,<br />

wenn es sich beim Charterer ebenfalls<br />

um ein Unternehmen handelt,<br />

aber rechtswidrig, wenn der Charterer<br />

– wie in den allermeisten Fällen<br />

– eine Privatperson ist.<br />

GERICHTSSTAND PER PRÄZE-<br />

DENZFALL EINDEUTIG GEKLÄRT<br />

In einem konkreten Fall mit unterschiedlichen<br />

Rechtsauffassungen<br />

zwischen einem deutschen Charterter<br />

und einem griechischen Vercharterer<br />

(der Verlust der Schiffsschraube<br />

war Gegenstand des Disputs) war<br />

zur Klärung zunächst einmal die<br />

Frage des zuständigen Gerichtes zu<br />

klären. So wurde sozusagen als Nebenprodukt<br />

der Streitsache dieser<br />

rechtlichen Auseinandersetzung die<br />

bisher von vielen Charterfirmen ignorierte<br />

Gerichtsstand-Frage vom<br />

Bayerischen Obersten Landesgericht<br />

mit wegweisender Begründung eindeutig<br />

entschieden. Wegweisend,<br />

weil sich an OLG-Entscheidungen<br />

auch andere Gerichte bei der Rechtsprechung<br />

in gleich gelagerten Fällen<br />

orientieren.<br />

Was war geschehen? Der sonst<br />

sehr bedachte Skipper Sailman<br />

(Name geändert) chartert stets bei<br />

Charterfirmen, die als AGB die<br />

„International Yacht-Pool Terms &<br />

Conditions“, die frei von giftigen<br />

Klauseln sind, anbieten. In diesem<br />

Fall wollte er aber das Schiff eines<br />

Anbieters, der dies nicht tat und<br />

akzeptierte nach dem Motto „Wird<br />

schon passen“ deren Bedingungen.<br />

Es passte nicht. Er wurde Opfer<br />

eines des uns gut bekannten, weil<br />

sehr häufig auftretenden Problems:<br />

Der Skipper hatte nach einigen Tagen<br />

ohne eigenes Verschulden die<br />

Schiffsschraube verloren. Da ihm<br />

kein anderes Schiff zu Verfügung<br />

gestellt werden konnte, waren die<br />

restlichen Tage seines Chartertörns<br />

verloren. Dass Schiffsschrauben<br />

ohne äußere Einwirkung abfallen,<br />

birgt viel Konfliktpotential – insbesondere<br />

dann, wenn für diesen<br />

unverschuldeten Fall auch noch die<br />

Kaution einbehalten wird.<br />

Da über die verlorenen Chartertage<br />

mit dem Vercharterer keine<br />

Einigung erzielt werden konnte<br />

und es sich beim Skipper um einen<br />

rechtskundigen Mann handelte,<br />

wandte er sich zur Klärung seiner<br />

FRIEDRICH SCHÖCHL<br />

ist Skipper aus Leidenschaft,<br />

Erfinder der<br />

Skipper-Haftpflichtversicherung<br />

und<br />

Gründer der Versicherungsgesellschaft<br />

Yacht-Pool.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

FOTO: GERNOT WEILER<br />

40 6/<strong>2020</strong>


Forderung an das für seine Heimatgemeinde<br />

zuständige Amtsgericht.<br />

Von der Gerichtsstandsklausel im<br />

Kleingedruckten der AGB des Vercharterers<br />

ließ er sich dabei weder<br />

irritieren noch einschüchtern.<br />

Der Chartervertrag wurde von einer<br />

deutschen Agentur an den griechischen<br />

Flottenbetreiber vermittelt.<br />

Schon da ergab sich die erste Irritation,<br />

da für den Laien nicht klar<br />

erkennbar war, wer nun eigentlich<br />

der Vertragspartner für die Charterleistung<br />

ist.<br />

Übrigens eine in der Praxis sehr<br />

weitverbreitete Unkenntnis: Für<br />

die Leistungserbringung vor Ort<br />

ist der Vercharterer verantwortlich<br />

und nicht die Agentur, die den<br />

Vertrag vermittelt hat. Verwirrung<br />

beim Charterer entsteht auch dadurch,<br />

dass er von der Agentur einen<br />

Vertrag samt AGB bekommt,<br />

die aber lediglich das Rechtsverhältnis<br />

mit der Agenturtätigkeit<br />

regeln und sich nur auf die Vermittlungstätigkeit<br />

beschränken.<br />

Die Frage, die zwar nicht Gegenstand<br />

dieser Klage war, sich aber<br />

in diesem Zusammenhang für alle<br />

Agenturen stellt, ist: Wie weit die<br />

Agenturen im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit<br />

eine Hinweispflicht<br />

auf die AGB (das Kleingedruckte)<br />

des von ihr vermittelten Charterbetreibers<br />

haben? Da sich Skipper<br />

Sailman über die Verantwortungsverteilung<br />

nicht sicher war, klagte er<br />

den griechischen Vercharterer und<br />

die deutsche Agentur als „Streitgenosse“<br />

wegen Pflichtverletzung des<br />

Mietvertrages auf Ersatz der Chartergebühr,<br />

Unterbringungskosten etc.<br />

Die Anwälte, die gemeinsam beide<br />

Beklagten (Agentur und Vercharterer)<br />

vertraten, bestritten vehement<br />

die örtliche und internationale Zuständigkeit<br />

des Gerichts. Denn der<br />

Vercharterer hatte ja in seinen AGB<br />

klar Athen als Gerichtsstand „vereinbart“.<br />

Das sah der Nürnberger<br />

Rechtsanwalt Tilmann Schellhas<br />

der Kanzlei Schieder und Partner als<br />

Experte für Verbraucher-Recht aus<br />

Nürnberg völlig anders und war sich<br />

mit dem Richter absolut einig, diese<br />

folgenschwere Frage der nächsten<br />

Instanz, nämlich dem Bayerischen<br />

Obersten Landesgericht zur Entscheidung<br />

vorzulegen.<br />

DAS WOHNSITZGERICHT DES<br />

VERBRAUCHERS IST ZUSTÄNDIG<br />

Mit diesem Urteil folgte das Bayerische<br />

Oberste Landesgericht der<br />

Rechtsauffassung des Rechtsanwalts<br />

Schellhas, der schon bei Klage einreichung<br />

auf die Regelungen des<br />

EU-Rechts und die damit gegebene<br />

Zuständigkeit des Gerichtes am<br />

Wohnort des Skippers verwies.<br />

Dies gilt aber nur, wenn beide Parteien<br />

ihren Sitz im EU-Raum haben.<br />

Das Bayerische Oberste Landesgericht<br />

erklärte den deutschen Gerichtstand<br />

des Skippers in einer<br />

18-seitigen Begründung für örtlich<br />

zuständig. Ausschlaggebend sei dabei<br />

unter anderem, dass das ausländische<br />

Unternehmen Geschäfte mit<br />

dem Verbraucher am Wohnsitz des<br />

Verbrauchers tätigen wollte und zu<br />

einem Vertragsabschluss bereit<br />

war. Das allein war schon aufgrund<br />

der Tatsache, dass der Vercharterer<br />

über eine Agentur in Deutschland<br />

tätig war, belegt.<br />

Dieser nun in der Praxis gefällte<br />

Beschluss des Bayerischen Obersten<br />

Landesgerichts hat enorme Folgewirkung.<br />

Denn für die in Deutschland<br />

tätigen auslän dischen Charterfirmen<br />

heißt dies, dass sich manche<br />

nun von dem Irrglauben verabschieden<br />

müssen, dass unterschiedliche<br />

Rechtsauffassungen mit dem Skipper<br />

letztlich beim vereinbarten Heimatgericht<br />

des Vercharterers geklärt<br />

werden müssen. Und auch von der<br />

Annahme, dass dies der Skipper wegen<br />

des damit verbundenen Kostenrisikos<br />

(und der oft langjährigen<br />

Führung von Gerichtsverfahren)<br />

trotz Rechtsanspruchs unterlässt.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

EIN URTEIL MIT WEIT-<br />

REICHENDEN FOLGEN<br />

Ein weiterer Nebeneffekt, den diese<br />

Auseinandersetzung bewirkte, war<br />

die unklare Abgrenzung der Pflichten<br />

des Vercharterers und der Agentur.<br />

Das brachte in diesem praktischen<br />

Fall die Agentur in Gefahr,<br />

durch ihren Marktauftritt aus der<br />

„Anscheins-Haftung“ mit zur Verantwortung<br />

gezogen zu werden.<br />

Jedenfalls sah sich der Anwalt des<br />

Klägers in dieser Causa veranlasst,<br />

die Agentur als „Streitgenossen“<br />

gleich mitzuverklagen.<br />

Dieses Urteil ist mit Sicherheit ein<br />

Wendepunkt in der Durchsetzung<br />

der Rechte der Skipper. Mit ihm<br />

wurde die bisher als „Rechtstheorie“<br />

empfundene Gerichtsstand-Frage<br />

nun in der Praxis rechtsgültig verkündet.<br />

Und mit ihm werden wohl<br />

die bisher irrtümlich angenommen<br />

Hürden für private Skipper, um eine<br />

Klage anzustreben, endgültig fallen.<br />

Für sie gilt bei einem Streitwert bis<br />

€ 5.000,– ein vereinfachtes Verfahren<br />

und der Heimatort als Gerichtsstand.<br />

Folglich werden es auch<br />

we niger Vercharterer bei unklarer<br />

Rechtslage auf eine Klage bei Gericht<br />

ankommen lassen – sehr zugunsten<br />

der Agenturen und Charterbetreiber,<br />

die ihr Geschäft<br />

ohnedies kunden orientiert betrei­<br />

„ Ist der Charterer eine Privatperson, so gilt sein<br />

Heimatort als Gerichtsstand, wenn er und der<br />

Vercharterer im EU-Raum ansässig sind.“<br />

Die für eine Schiffsschraube<br />

einbehaltene<br />

Kaution brachte einen<br />

wichtigen Präzendenzfall<br />

ins Rollen.<br />

6/<strong>2020</strong> 41


Papageifische<br />

Fisch im<br />

Schlafsack<br />

Wenn es Nacht wird im Korallenriff, dann kommt es wie in einer Großstadt zu einem Schichtwechsel der<br />

Bewohner. Für die einen geht ein ereignisreicher Tag zu Ende, für die anderen beginnt mit dem Einbruch<br />

der Dämmerung die Aktivitätsphase. Die Baumeister des Korallenriffs, die Myriaden der Korallenpolypen,<br />

entfalten jetzt ihre Tentakel, um nach der Lichtnahrung des Tages nächtliches Plankton zu erbeuten.<br />

Tag aktive Fische schlafen in der Nacht entweder frei im Wasser ruhend oder in Spalten und Höhlen des<br />

Riffs versteckt. Auch Papageifische ziehen sich in der Nacht in den Schutz des Riffs zurück. Einige Arten<br />

dieser Fischfamilie entwickelten eine besondere Strategie: Sie produzieren eine Art Schlafsack, eine transparente<br />

Hülle, in der sie die Nacht verbringen.<br />

Text und Fotos REINHARD KIKINGER<br />

42 6/<strong>2020</strong>


Geschützt in einer transparenten<br />

Hülle verbringt dieser Kugelkopf-<br />

Papageifisch (Chlorurus sordidus)<br />

die Nacht im Korallenriff.<br />

Links säubert eine Schule des Grünwangen-Papageifisches (Scarus prasiognathos) einen abgestorbenen Korallenstock von Aufwuchs-<br />

Algen. Rechts ein Charakterkopf mit Biss – der Nasenhöcker-Papageifisch (Scarus rubroviolaceus) lebt an Außenriffen und in Lagunen.<br />

Er frisst benthische Algen und wird bis zu 70 Zentimeter groß. Im Bild ist ein Weibchen im charakteristischen Farbkleid zu sehen.<br />

Bunt und auffällig – der<br />

Name dieser artenreichen<br />

Fischfamilie, Papageifische<br />

oder Seepapageien mit<br />

wissenschaftlichem Namen Scaridae<br />

(die genaue taxonomische Einordnung<br />

ist noch offen), ist naheliegend.<br />

Es sind vor allem zwei<br />

Merkmale dieser Fische, die an farbenprächtige<br />

Papageien erinnern:<br />

ihre Buntheit und ihr auffälliges<br />

Gebiss, das einem Papageienschnabel<br />

ähnlich sieht.<br />

Es gibt aber noch weitere Erkennungsmerkmale,<br />

an denen Taucher<br />

diese Fische identifizieren können.<br />

Diese mittelgroßen Tiere haben<br />

große, runde Schuppen und eine<br />

lange durchgehende Rückenflosse.<br />

Die Form der Schwanzflosse ist<br />

variabel, stumpf endend, abgerundet<br />

oder mondförmig ausgezogen.<br />

Der Kopf ist groß und abgerundet,<br />

das Maul ist endständig und kann<br />

nicht vorgestülpt werden.<br />

BRUST VORAUS<br />

Papageifische sind sogenannte<br />

Brustflossenschwimmer, sie ver ­<br />

wenden den Schlag der Brustflossen<br />

zur Fortbewegung. Die Schwanzflosse<br />

wird nur in zwei Situationen<br />

zum Schwimmen eingesetzt: bei Gefahr<br />

und beim Ablaichen. Diese Art,<br />

sich mit den Brustflossen vorwärts<br />

zu bewegen, teilen sie mit der Familie<br />

der Lippfische (wissenschaftlicher<br />

Name Labridae). Daher wird in der<br />

Literatur diese Schwimm weise auch<br />

als labriformes Schwimmen bezeichnet.<br />

Papageifische sind mit den Lippfischen<br />

eng verwandt, teilen mit<br />

ihnen viele gemeinsame Merkmale,<br />

sind von diesen aber durch ihr<br />

spezielles Gebiss leicht zu unterscheiden.<br />

ALGEN AUF DEM SPEISEPLAN<br />

Papageifische bewohnen bevorzugt<br />

Korallenriffe tropischer Meere,<br />

sind aber auch im Mittelmeer mit<br />

einer heimischen Art vertreten und<br />

werden zunehmend als Einwanderer<br />

aus dem Roten Meer angetroffen.<br />

Es sind tagaktive Fische, die<br />

sowohl einzeln als auch in Gruppen<br />

unterwegs sind. Ältere, größere<br />

Tiere leben oft einzeln.<br />

In Korallenriffen ernähren sich<br />

die meisten Arten als sogenannte<br />

Weidegänger. Sie schaben mit ihrem<br />

Gebiss Algen vom Untergrund<br />

ab. Damit sind sie wichtige Konsumenten<br />

der raschwüchsigen Algen<br />

und schützen damit die langsam<br />

wachsenden Korallen vor der<br />

pflanzlichen Konkurrenz.<br />

Symbiontische einzellige Algen<br />

leben allerdings auch im Gewebe<br />

REINHARD KIKINGER<br />

ist Meeresbiologe und<br />

langjähriger Kursleiter<br />

an der Universität Wien,<br />

an Feldstationen im<br />

Mittelmeer und auf den<br />

Malediven.<br />

FOTO: PRIVAT<br />

6/<strong>2020</strong> 43


Papageifische<br />

Papageifisch-Gebiss: Die Zähne sind zu einem Papageienschnabel ähnlichem Gebiss fusioniert, mit dem Algen vom Untergrund abgeschabt werden können. Auf dem mittleren Bild ist der Korallenstock<br />

mit Bissen eines Papageifisches übersät. Der Fisch ging strategisch vor, indem er bevorzugt entlang der Kämme des Korallenstocks zubiss. Auf diese Weise kann er mit Ober-und Unterkiefer<br />

beiderseits der Kämme Korallengewebe abheben. Diese kleinflächigen Verletzungen kann die Koralle regenerieren. Rechts das Todesurteil – der Korallenstock wurde von Papageifischen übel<br />

zugerichtet. Die Fische haben große Teile des lebenden Korallengewebes, das ihnen als Nahrung dient, abgeschabt.<br />

vieler Steinkorallen und auch auf<br />

diese Algen haben es Papageifische<br />

abgesehen. Charakteristische Bissmarken<br />

auf Korallenstöcken sind<br />

das sichtbare Ergebnis. Das lebende<br />

Gewebe wird mit dem darunter<br />

liegenden Korallenkalk abgehoben<br />

und die Algen werden verdaut.<br />

Der ungenießbare Kalk wird von<br />

speziellen Schlundzähnen zerrieben<br />

und als feiner Sand ausgeschieden.<br />

Die weißen Traumstrände<br />

tropischer Koralleninseln bestehen<br />

auch aus diesen Resten der Papageifisch-Mahlzeiten.<br />

VOM WEIBCHEN ZUM MÄNNCHEN<br />

Papageifische sind leicht als solche<br />

zu erkennen. Um welche der etwa<br />

80 Arten es sich handelt, ist aber<br />

anhand der Färbung oft kaum zu<br />

bestimmen. Das liegt an ihrer<br />

komplizierten Fortpflanzung, die<br />

mit drastischen Farbwechseln<br />

verbunden ist.<br />

Diese Fische sind zuerst Weibchen,<br />

die sich später zu Männchen<br />

umwandeln. Man bezeichnet solche<br />

Fische als protogyne Zwitter.<br />

Drei Entwicklungsphasen werden<br />

unterschieden. In der Juvenilphase<br />

sind die Fische noch nicht geschlechtsreif<br />

und tragen entweder<br />

ein eigenes Farbkleid oder ähneln<br />

der darauffolgenden Entwicklungsstufe,<br />

der Initialphase. In dieser<br />

Phase dominieren oft rötlich-braune<br />

Farbtöne, die Fische sind meistens<br />

Weibchen oder sogenannte<br />

Sexualdimorphismus. Innerhalb einer Art unterscheidet sich das Aussehen der Geschlechter deutlich. Während die Initialphase (Weibchen)<br />

des Buckelkopf-Papageifisches (Chlorurus strongycephalus) eher rötlich gefärbt ist, überwiegen beim Männchen blau-grüne Farbtöne.<br />

Sandproduktion: Dieser Papageifisch entlässt gerade eine Wolke von Verdauungsprodukten. Dazu zählt auch der unverdauliche<br />

Korallenkalk, den er abgeschabt und zerrieben hat. Als feiner Sand rieselt er in das Riff hinab. Buckelkopf-Papageifisch, Männchen<br />

(Chlorurus strongycephalus).<br />

Primärmännchen. In der dritten<br />

Entwicklungsstufe, der Terminalphase,<br />

wechseln die Weibchen das<br />

Geschlecht und auch die Primärmännchen<br />

wechseln die Farbe und<br />

werden zu geschlechtsreifen Sekundärmännchen.<br />

Sogenannte<br />

Super männchen sind dann voll<br />

ausgefärbt, territorial und haben<br />

mehrere Haremsweibchen.<br />

DER RIFFHAI SCHAUT ZU<br />

Das Supermännchen spreizt bei<br />

der Balz seine Flossen, umkreist<br />

ein Weibchen und beide schwimmen<br />

zusammen rasch zur Was­<br />

44 6/<strong>2020</strong>


„ Alle Papageifische sind zuerst Weibchen,<br />

die sich später zu Männchen umwandeln.“<br />

seroberfläche. Dabei wird nicht<br />

wie sonst mit den Brustflossen<br />

geschwommen, sondern die<br />

Schwanzflosse sorgt für Vortrieb.<br />

Am höchsten Punkt werden die<br />

Keimzellen entlassen. Neben dieser<br />

paarweisen Balz werden die<br />

Keimzellen auch in Gruppen synchron<br />

abgegeben. Es handelt sich<br />

dabei hauptsächlich um Weibchen<br />

und Primärmännchen.<br />

Ich konnte dieses Schauspiel öfter<br />

beobachten. Am Nachmittag<br />

und bevorzugt bei Ebbe versammelten<br />

sich am Außenriff Schulen<br />

von Papageifischen und entließen<br />

synchron große Mengen von<br />

Keimzellen, die als milchige Wolke<br />

im Wasser sichtbar waren. Dieses<br />

Spektakel hat nicht nur mich, sondern<br />

auch Schwarzspitzen-Riffhaie<br />

(Carcharhinus melanopterus) angezogen.<br />

Die Haie waren nicht an<br />

den Fischen interessiert, sondern<br />

wurden offenbar vom Geruch der<br />

Gameten-Wolken angelockt.<br />

Die Keimzellen bei Ebbe abzugeben<br />

macht Sinn, weil dadurch<br />

die befruchteten Eier in das Freiwasser<br />

verdriftet werden, wo es<br />

weniger Fressfeinde gibt als in unmittelbarer<br />

Riffnähe.<br />

NACHTRUHE IM SCHLAFSACK<br />

Nachts schlafen Papageifische in<br />

Spalten, Höhlen oder Überhängen<br />

des Riffs. Einige Arten umgeben<br />

sich jede Nacht mit einer durchsichtigen<br />

Schleimhülle, in der sie<br />

die Nacht verbringen. Drüsen hinter<br />

den Kiemendeckeln produzieren<br />

den Schleim, der als Falte vor<br />

dem Mund beginnt. Hinter der<br />

Schwanzflosse hat dieser Schlafsack<br />

eine Öffnung, durch die das<br />

Atemwasser entweichen kann.<br />

Wenn der Fisch am nächsten<br />

Morgen oder bei Gefahr seinen<br />

Schlafsack verlässt, fällt diese<br />

transparente Hülle in sich zusammen.Wozu<br />

dient dieser Aufwand?<br />

Es wird vermutet, dass die<br />

Schleimhülle dem Schutz vor<br />

nachtaktiven Fressfeinden wie<br />

Muränen dient oder vielleicht<br />

auch blutsaugende Asseln abhält.<br />

Die Farben der Papageifische<br />

kommen besonders gut zur Geltung,<br />

weil sich diese Fische bevorzugt<br />

in den oberen Bereichen des<br />

Korallenriffs aufhalten. Ihre<br />

Hauptnahrung besteht aus Algen,<br />

diese brauchen Licht zur Photosynthese<br />

und das gibt es in aus ­<br />

reichendem Maß eben nur am<br />

Riffdach, im oberen Bereich des<br />

Riffhanges und in flachen Lagunen.<br />

In diesen Tiefenbereichen<br />

sind für uns die Farben am besten<br />

zu erkennen und wir können die<br />

Farbenpracht der Papageifische<br />

genießen.<br />

Bunte Farben und große<br />

Schuppen – das sind<br />

neben dem charakteristischen<br />

Gebiss und einer<br />

speziellen Schwimmweise<br />

Merkmale der<br />

Papageifische. Masken-<br />

Papageifisch (Cetoscarus<br />

bicolor).<br />

6/<strong>2020</strong> 45


Papageifische<br />

Nachtruhe. Der Langnasen-Papageifisch (Hipposcarus harid)<br />

schläft im Korallenriff ohne schützende Schleimhülle.<br />

Ein Kugelkopf-Papageifisch (Chlorurus sordidus) ruht in seinem „Schlafsack“ Seite<br />

an Seite mit einem Neon Füsilier (Pterocaesio tile). Im oberen Teil des Bildes sind die<br />

zarten, entfalteten Tentakel der Korallen polypen zu erkennen.<br />

Supermännchen. Dieses voll ausgewachsene Männchen des Dunklen Papageifisches<br />

(Scarus niger) zeigt die dunkelviolette Färbung eines „Supermännchens“. Die<br />

Weibchen dieser Art sind rötlich, die Jungtiere braun mit vielen kleinen Punkten<br />

und weißem Schwanzansatz.<br />

„ Werden zu viele Papageifische<br />

entnommen, kann das das Ende<br />

eines Korallenriffs bedeuten.“<br />

Laichgemeinschaft mit Haibesuch. Eine Schule von Papageifischen entlässt am Außenriff<br />

eine Wolke von Gameten. Schwarzspitzen-Riffhaie (Carcharhinus melanopterus)<br />

werden durch dieses Spektakel angelockt, attackieren jedoch nicht die Fische.<br />

Das Ende eines Korallenriffs: Raschwachsende Braunalgen (Sargassum sp.) überwachsen einen großen<br />

Korallen stock. Rechts haben die Braunalgen die darunter liegenden Korallenstöcke komplett überwachsen und<br />

abgetötet. Wahrscheinliche Ursache des Desasters: fehlende Weidegänger durch gnadenlose Überfischung.<br />

Eignen sich diese prächtigen<br />

Fische auch für Aquarienhaltung?<br />

Nein, denn ihre speziellen Nahrungsansprüche<br />

sind im Aquarium<br />

kaum zu befriedigen. Im Korallenriff<br />

halten sie durch ihr Abraspeln<br />

der Algen vom Untergrund das<br />

Substrat frei von pflanzlichem Aufwuchs<br />

und ermöglichen dadurch<br />

die Neuansiedlung von Korallen.<br />

Andererseits können sie Korallen<br />

auch schädigen, wenn sie zu große<br />

Bereiche eines Korallenstocks abfressen,<br />

um an die symbiontischen<br />

Algen im Korallengewebe zu kommen.<br />

Es kommt auf ein Gleichgewicht<br />

an, das durch Überfischung<br />

empfindlich gestört werden kann.<br />

Werden zu viele Papageifische<br />

und andere Weidegänger aus dem<br />

Riff entnommen, dann kann das<br />

den Niedergang eines Korallenriffs<br />

durch raschwüchsige Algen<br />

beschleunigen. Ein Verständnis<br />

dieser ökologischen Zusammenhänge<br />

ist wichtig, die bunten<br />

Papageifische führen uns das<br />

anschaulich vor Augen. <br />

46 6/<strong>2020</strong>


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Mikroalgen mit Sex-Appeal<br />

STUDIE. Man schätzt, dass Mikroalgen<br />

in den Ozeanen 50 Prozent des<br />

weltweit erzeugten Kohlendioxids<br />

binden. Trotz der enormen Bedeutung<br />

weiß man aber immer noch<br />

sehr wenig über diese Organismen,<br />

z. B. über deren Fortpflanzung.<br />

In der Zeitschrift Science Advances<br />

erschien nun eine Studie, die<br />

zeigt, dass sich die winzigen einzelligen<br />

Algen (in diesem Fall Teleaulax<br />

amphioxeia) nicht nur durch ungeschlechtliche<br />

Zellteilung, sondern<br />

unter bestimmten Bedingungen (im<br />

Falle von Teleaulax amphioxeia bei<br />

Stickstoffmangel) auch durch sexuelle<br />

Fortpflanzung vermehren können,<br />

was ihre genetische Vielfalt und ihre<br />

Fähigkeit zur Anpassung an sich ändernde<br />

Umweltbedingungen wesentlich<br />

erhöhen würde.<br />

è www.advances.sciencemag.org<br />

Schätzungsweise 50 Prozent des weltweit erzeugten<br />

CO 2 werden von Mikro algen in den Ozeanen gebunden.<br />

Schwimmende Villen<br />

AUTARKES URLAUBS-RESORT. Aus<br />

Silent-Yachts soll auch Silent-Resorts<br />

werden. Der österreichische<br />

Hersteller solarelektrischer Luxuskatamarane<br />

plant, mit Partnern energieautarke<br />

Feriendomizile zu bauen.<br />

Herzstück der Luxus-Resorts sollen<br />

die Katamarane Silent 60 und Silent<br />

80 sein, die als schwimmende Villen<br />

dienen. Jeder Kat verfügt über vier<br />

Suiten mit privaten Badezimmern<br />

und großen Salons mit einer Küche,<br />

einer Terrasse, einem Sonnendeck<br />

und anderen Annehmlichkeiten.<br />

Ankunftsdock, Rezeption, Restaurant,<br />

Pool, Clubhaus, Fitnessstudio und<br />

Spa, Zelte am Strand und Hartholz-<br />

Suiten gehören mit zum Projekt und<br />

werden von den Solar- und Batteriespeichersystemen<br />

der angedockten<br />

Yachten mit Strom versorgt. Größere<br />

Resorts sollen dasselbe Solarsystem,<br />

das auch auf den Katamaranen in ­<br />

stalliert ist, erhalten. Derzeit werden<br />

Gespräche mit Investoren geführt, die<br />

an der Erschließung privater karibischer<br />

Inseln interessiert sind.<br />

è www.silent-resorts.com<br />

Silent-Resorts:<br />

solar betriebene<br />

Luxus-Feriendörfer<br />

mit österreichischem<br />

Know-how.<br />

<strong>ocean7</strong> 210x665 20180803dp_Layout 1 06.08.2018 16:55 Seite 1<br />

DIE RICHTIGEN CHARTER-VERSICHERUNGEN<br />

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6/<strong>2020</strong> 47


Skipper‘s Diaries<br />

Seit Perikles‘ Zeiten gibt es die<br />

Legende, dass in so mancher Möwe<br />

die Seele eines auf See verstorbenen<br />

Seemanns weiterlebt.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Perikles<br />

Ein großer Name für einen kleinen Jungen. Sooft er konnte, lief er den weiten Weg von Chora, dem Bergdorf<br />

und Hauptort der kleinen griechischen Insel, wo er mit seinen Eltern lebte, hinunter an den Strand, setzte sich<br />

in einer versteckten Bucht auf einen Felsen und blickte ganz einfach nur auf das Meer. An manchen Tagen glatt<br />

wie ein Spiegel, an anderen aufgewühlt und wild, entführte es seine Gedanken. Der Geruch von Salz, Jod und<br />

Algen, die Geräusche der Brandung ließen in Perikles den Wunsch immer mehr wachsen, eines Tages mit einem<br />

eigenen Boot in das unendliche Blau zu fahren.<br />

Es war nach einem dieser<br />

schweren Stürme, als Perikles<br />

wieder seinen Platz in der<br />

Bucht aufsuchte. Irgendetwas war<br />

anders. Unmengen von Muscheln<br />

und Tang lagen am Strand, dazwischen<br />

fanden sich auch Reste von<br />

Tauen und Fischernetzen. In<br />

einem dieser Netze verstrickt entdeckte<br />

Perikles ein kleines, flauschiges<br />

Etwas. Immer wieder von<br />

den Wellen ins Wasser hinausgezogen<br />

und zurück an den Strand<br />

gespült gab eine kleine Jungmöwe<br />

nur mehr jämmerliches Piepsen<br />

von sich.<br />

Behutsam fischte Perikles das<br />

Netz aus dem Wasser und befreite<br />

das kleine Lebewesen von seinen<br />

Fesseln. Völlig durchnässt, zerzaust<br />

und verängstigt genoss der<br />

kleine Vogel die Wärme der Hände<br />

des Buben. „Ich werde dich<br />

Gláros nennen und du brauchst<br />

ganz dringend einen Platz, wo<br />

dich deine Eltern finden können“,<br />

sprach Perikles zu der kleinen<br />

Möwe, während er trockenes Gras<br />

sammelte und in einer Felsspalte<br />

zu einem Nest zusammenschob.<br />

Er setzte den protestierenden<br />

Gláros hinein und sie hielten den<br />

ganzen Nachmittag Ausschau<br />

nach einer Möwenmutter, die<br />

nach ihrem Jungen sucht.<br />

Die Sonne verschwand hinter<br />

dem nahen Kap und es war keine<br />

Hoffnung in Sicht. Perikles wusste,<br />

dass seine Eltern kein Verständnis<br />

haben würden, wenn er mit dem<br />

kleinen Gláros ins Haus kommen<br />

würde, und so beschloss er schweren<br />

Herzens, den Vogel alleine in<br />

seinem Felsennest zurückzulassen.<br />

Noch vor dem ersten Morgengrauen<br />

erwachte Perikles in seinem<br />

Bett, gab seiner Mutter, die<br />

gerade Feuer im Ofen machte,<br />

einen Kuss und lief – nein flog –<br />

hinunter zum Meer. Das Wissen,<br />

dass es auf der Insel Katzen und<br />

auch andere Raubtiere gab, pochte<br />

in seinem Herzen. Kaum erreichte<br />

er die Bucht, konnte man den<br />

Stein, der ihm vom Herzen fiel,<br />

förmlich hören, als er seinen<br />

Schützling unversehrt in seinem<br />

Nest vorfand.<br />

Rasch öffnete er ein paar der<br />

Muscheln, die noch immer in<br />

48 6/<strong>2020</strong>


Mengen am Strand zu finden waren,<br />

und fütterte Gláros, der sie<br />

hungrig hi nunterschlang. Mit<br />

vollem Bauch schloss die kleine<br />

Möwe ihre Augen und erfreute<br />

sich daran, wie Perikles sanft über<br />

ihren Federnflaum strich. Der Tag<br />

neigte sich zu Ende und Perikles<br />

wusste, dass er zu Hause erwartet<br />

wurde. „Ich fürchte, deine Eltern<br />

werden dich nicht finden“, murmelte<br />

Perikles, „aber wir beide<br />

werden das schon meistern.“<br />

Das Behelfsnest für Gláros<br />

an einen nahezu unzugänglichen<br />

und nur für besonders wage ­<br />

mutige Kletterer wie Perikles<br />

anderen Platz zu bringen war<br />

eine Sache von wenigen Minuten.<br />

Die strampelnde Jung möwe dorthin<br />

zu bringen dauerte schon<br />

etwas länger, doch schlussendlich<br />

verabschiedete der Junge sich<br />

flüsternd: „Sei leise, während ich<br />

nicht da bin. Wir sehen uns gleich<br />

morgen früh und ich bringe dir<br />

ein besonderes Frühstück mit.“<br />

Der Himmel färbte sich vorsichtig<br />

rosa, als Perikles am<br />

nächsten Morgen erneut Richtung<br />

Meer lief. In seinem Rücken<br />

spürte er das Stirnrunzeln und<br />

Kopfschütteln seiner Mutter, die<br />

ihren Sohn – sonst ein Langschläfer<br />

– nicht wiedererkannte.<br />

Bevor er den Weg zur Bucht<br />

nahm, rannte Perikles noch zum<br />

alten Fischerhafen. „Was macht<br />

ihr eigentlich mit den kleinen<br />

Fischen in den Netzen, die man<br />

nicht verkaufen kann?“, fragte<br />

er völlig außer Atem die Fischer,<br />

die plaudernd an der Hafenmole<br />

beisammenstanden. „Wir werfen<br />

sie zurück ins Meer, wo sie dann<br />

von anderen Fischen gefressen<br />

werden oder wir füttern mit<br />

ihnen die Möwen“, lautete die<br />

Antwort. Den treuherzigen<br />

Blick beherrschte Perikles wie<br />

kein anderer und so konnte er<br />

sich nach kurzer Zeit mit Hosentaschen,<br />

prall gefüllt mit kleinen<br />

Fischen, auf den Weg zu Gláros<br />

machen.<br />

DIE MAGISCHE<br />

LIEBE ZUM MEER<br />

Die Möwe war wirklich mucksmäuschenstill<br />

hoch oben in ihrem<br />

Nest und erst als sie ihren Retter<br />

erblickte, gab sie ein Piepsen von<br />

sich. Perikles musste lachen, als sie<br />

nach der Begrüßung sofort ihren<br />

Schnabel um Futter bettelnd weit<br />

aufriss. „Zuerst bringe ich dich<br />

hinunter, dann gibt es Futter und<br />

wir können wieder den ganzen<br />

Tag zusammen verbringen“, erklärte<br />

er dem Tier.<br />

Nachdem alle mitgebrachten<br />

Fische ihren Weg in einen gefräßigen<br />

Schnabel gefunden hatten, begann<br />

Gláros die kleine Bucht zu<br />

erkunden. Das Schwimmen im<br />

ruhigen Wasser klappte ganz gut.<br />

Das Laufen am Strand war noch<br />

zu üben. Zum Fliegen fehlten jedoch<br />

die richtigen Federn. Am<br />

liebsten zupfte die kleine Möwe<br />

aber mit ihrem Schnabel in den<br />

Haaren des liegenden Perikles<br />

und danach genoss sie an seiner<br />

Seite die warme Sonne.<br />

So vergingen die Tage und Wochen<br />

und aus Gláros wurde ein<br />

ansehnlicher Vogel mit schnee ­<br />

weißem Federkleid. Eines Tages,<br />

Perikles kam wieder mit dem<br />

üblichen Fischfrühstück in die<br />

kleine Bucht, streckte Gláros seine<br />

Flügel hoch oben in seinem Nest<br />

und segelte – noch ein bisschen<br />

unsicher – hinunter zu seinem<br />

Retter. „Jetzt bist du schon fast<br />

erwachsen“, dachte Perikles bei<br />

sich und spürte, dass die Zeit<br />

des Abschieds nahe war.<br />

Genau in diesem Augenblick<br />

flog ein großer Möwenschwarm,<br />

einem Fischerboot auf dem Weg<br />

in den Hafen hinterherfliegend,<br />

kreischend vorbei. Seinem Instinkt<br />

folgend machte Gláros ein paar<br />

schnelle Schritte, schlug mit seinen<br />

Flügeln und folgte seinen<br />

Artgenossen.<br />

Aus Perikles wurde ein junger<br />

Mann und er konnte sich seinen<br />

sehnlichsten Wunsch erfüllen:<br />

Er erwarb das Boot eines alten<br />

Fischers und fuhr fast täglich<br />

hinaus aufs Meer, um sein Netz<br />

auszubringen. Auf seinem Heimweg<br />

wurde er immer von einem<br />

Möwenschwarm begleitet und<br />

manchmal glaubte er, Gláros<br />

mitten darin zu erkennen.<br />

Eines Tages, es war drückend<br />

schwül und das Meer spiegelglatt,<br />

fuhr Perikles mit seinem Fischerboot<br />

wie immer zu seinen Fanggründen.<br />

Binnen Minuten verfärbte<br />

sich der Himmel gelblich,<br />

dann tiefschwarz und ein Gewitter<br />

brach mit aller Gewalt los.<br />

Gelbe und rote Blitze, begleitet<br />

von ohrenbetäubendem Donner,<br />

zuckten aus den pechschwarzen<br />

Wolken. Die See, soeben noch<br />

ganz ruhig, türmte sich zu gewaltigen<br />

Wellen. Perikles versuchte,<br />

sich in seinem Boot irgendwie<br />

festzuhalten, aber ein riesiger<br />

Brecher spülte ihn von Bord.<br />

Diesen Kampf mit den Elementen<br />

konnte der Fischer nicht<br />

gewinnen. Nach kurzer Zeit<br />

erlahmten seine Kräfte und er<br />

versank in der Tiefe.<br />

Dennoch fühlte sich Perikles<br />

ganz leicht. Ungläubig sah er seinem<br />

Körper zu, wie dieser immer<br />

tiefer sank und gleichzeitig spürte<br />

er, wie er langsam nach oben<br />

schwebte. Er durchbrach die<br />

Wasseroberfläche und stieg immer<br />

höher. An sich hinunter ­<br />

blickend bemerkte er, dass er<br />

mit weißen Federn bedeckt war<br />

und sich seine Arme in Schwingen<br />

verwandelt hatten. „Hallo<br />

Perikles“, hörte er eine Stimme<br />

neben sich. „Ich habe dich niemals<br />

vergessen“, rief Gláros, der<br />

plötzlich neben ihm aufgetaucht<br />

war. „Du musst nämlich wissen:<br />

Wir Möwen haben die magische<br />

Kraft, Menschen mit einer besonders<br />

innigen Liebe zum Meer<br />

in einen von uns zu verwandeln“,<br />

sagte die Möwe.<br />

Seit diesem Tag gibt es die Legende,<br />

dass in so mancher Möwe<br />

die Seele eines auf See verstorbenen<br />

Seemanns weiterlebt. <br />

THOMAS PERNSTEINER<br />

ist Skipper, allgemein<br />

beeideter und gerichtlich<br />

zertifizierter<br />

Sachverständiger für<br />

Schifffahrt und Wasserfahrzeuge.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

6/<strong>2020</strong> 49


Lehren und Lernen auf höchstem<br />

Niveau – das verspricht die neue<br />

Binnenschein-App von Blue-2.<br />

Wer A sagt …<br />

… will den Grundschein fürs Segeln auf Binnengewässern machen. Bootskunde, Segelmanöver,<br />

Wetter, Sicherheit – dass all diese graue Theorie spielend leicht erlernt werden kann, zeigt die<br />

neueste Binnenschein-App mit interaktivem Lernprogramm von Blue-2 The Sailing Academy.<br />

Wir haben uns die Testversion angeschaut und Mastermind Michael Menard befragt.<br />

Die Blue-2 Binnenschein-App erinnert<br />

ein bisschen an die Fahrschule …<br />

Tatsächlich ist sie die erste App in<br />

Österreich, in die wir digitalisiert<br />

sowohl den kompletten Lernstoff<br />

als auch sämtliche Prüfungssfragen<br />

hineingepackt haben. Die Prüfung<br />

selbst wird jedoch nach wie vor in<br />

schriftlicher Form auf Papier abzulegen<br />

sein.<br />

Worin liegen die Vorteile für den User?<br />

Vor allem in der einfachen und<br />

visuellen Vermittlung der Lerninhalte.<br />

Die App erklärt nicht in<br />

langen Sätzen, wie beispielsweise<br />

eine Q-Wende gefahren werden<br />

muss oder ein Palstek geknotet<br />

wird, sie zeigt es virtuell vor –<br />

und das Schritt für Schritt in<br />

animierten Bildern.<br />

Von Vorteil ist auch, dass man<br />

am Ende eines Kapitels gleich einen<br />

Wissenstest machen kann, wobei<br />

die Fragen samt Illustrationen<br />

1:1 dem Fragenkatalog der jeweiligen<br />

Prüfungsorganisationen entsprechen.<br />

Und die Organisationen wären?<br />

Mit MSVÖ, OeSV und WSVÖ sind<br />

die wichtigsten Organisationen<br />

Österreichs vom Start weg dabei.<br />

Natürlich sind wir auch für weitere<br />

Verbände offen mit dem Ziel,<br />

möglichst allen Segelschulen und<br />

ihren Schülern unsere Binnenschein-App<br />

fürs Lehren und<br />

Lernen auf höchstem Niveau<br />

zugänglich zu machen.<br />

Und die Segelschulen wären?<br />

Neben der Segelschule Salt am<br />

Traunsee, der Segelschule Reiger<br />

am Stubenbergsee und dem Sportcamp<br />

Raudaschl am Wolfgangsee<br />

waren auch einige Landesverbände<br />

des Yacht Club Austria bereits vor<br />

dem Launch der Binnenschein-<br />

App mit an Bord. Nun freut mich<br />

ganz besonders, dass auch die Segelschule<br />

Hofbauer – Boats2Sail in<br />

Wien künftig auf die A-Schein-<br />

Ausbildung unter Anwendung<br />

unserer Binnen schein-App setzen<br />

wird. Übrigens nicht unsere erste<br />

Koopera tion! Betreiber Markus<br />

FOTO: TAHSIN ÖZEN<br />

Hiebeler hat Blue-2 The Sailing<br />

Academy kürzlich erst mit der<br />

FB2- und FB3-Praxisausbildung<br />

beauftragt, und weil der A-Schein<br />

für diese Ausbildung nicht mehr<br />

vorgeschrieben ist, ist die Blue-2<br />

Binnenschein-App auch allen FB2-<br />

Anwärtern ohne Segelgrundkenntnisse<br />

wärmstens zu empfehlen.<br />

Blue-2 Binnenschein-App<br />

Auch Markus Hiebeler<br />

(rechts) wird die neue<br />

Binnenschein-App von<br />

Michael Menard (links) in<br />

der Segelschule Hofbauer<br />

– Boats2Sail als Ausbildungstool<br />

einsetzen.<br />

Die Blue-2 Binnenschein-App ist derzeit sowohl für Apple- als auch für Windows-Betriebssysteme<br />

erhältlich. Preis: € 25,–. Die App-Versionen für iOS und Android werden in Kürze<br />

im AppStore und auf Google Play als Demoversionen zum kostenlosen Download zur Verfügung<br />

stehen. Die Vollversion wird erst nach erfolgreicher Registrierung und Bezahlung<br />

freigeschaltet. Sämtliche Inhalte werden laufend automatisch aktualisiert.<br />

è www.blue-2.at<br />

50 6/<strong>2020</strong>


SEGELYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Von Räumen träumen<br />

Die 46 Meter lange MM460 CAT.<br />

SUPERYACHT-KONZEPT. Gemeinsam<br />

mit dem Yachtdesigner Malcom<br />

McKeon hat Sunreef Yachts die<br />

Segelkat-Studie MM460 CAT präsentiert.<br />

Mit 46 sind jedoch nicht Fuß gemeint,<br />

sondern Meter!<br />

Dementsprechend großzügig sind<br />

auch die anderen Maße, etwa die<br />

Breite von 16,65 Meter oder die auf<br />

dem riesigen Glasaufbau thronende<br />

Flybridge mit 60 Quadratmeter.<br />

Neben einer Eigner- und einer VIP-<br />

Suite am Hauptdeck befinden sich im<br />

Steuerbord-Rumpf vier Gästekabinen<br />

und im Backbord-Rumpf fünf Kabinen<br />

für die Crew.<br />

Segeln soll man diesen Palast freilich<br />

auch können, dazu stehen 2.500<br />

Quadratmeter Tuch zur Verfügung.<br />

è www.sunreef-yachts.com<br />

Das tiefe C<br />

NEUVORSTELLUNG. Nach der C42 im Jänner<br />

präsentiert Bavaria mit der C38 die<br />

zweite neue Segelyacht in diesem Jahr, die<br />

die C-Linie nach unten komplettiert. Wie<br />

die größere Schwester besitzt die C38 ebenfalls<br />

einen V-Bug und ausgeprägte Chines<br />

am Heck, was die Stabilität des Bootes und<br />

den Platz unter Deck erhöht. Erhältlich sind<br />

ein 2- oder 3-Kabinenlayout, neben dem<br />

Bad mit separater Dusche mittschiffs kann<br />

ein weiteres Bad für den Eigner in der Bugkabine<br />

geordert werden. Segelfertig kostet<br />

die kleinste C € 128.900,– netto ab Werft.<br />

è www.bavariayachts.com<br />

Bavaria C38.<br />

Kommen Sie uns besuchen<br />

BOATSHOW BERNAU VOM 27.11. - 29.11.<strong>2020</strong><br />

315 348 388 418 new 458 new 508 548 588 675<br />

www.hanseyachts.com<br />

Hanse (Deutschland) Vertriebs GmbH & Co. KG<br />

Bernau am Chiemsee | Tel. +49 (8051) 9629767 · Greifswald | Tel. +49 (3834) 7755-700 | sales@hanseyachts.de


Zurück in d<br />

xxxxx xxxx<br />

Von den Linien her eine klassische Rennyacht<br />

der 1930er-Jahre, aber unter dem eleganten<br />

Holzrumpf modernste grüne Technologie: Die<br />

in diesem Sommer vorgestellte Spirit 111 ist in<br />

vielfacher Hinsicht eine der innovativsten und<br />

beeindruckendsten Superyachten unter Segeln.<br />

Text WOLFGANG GEMÜND | Fotos WERFT<br />

52 6/<strong>2020</strong>


ie Zukunft<br />

6/<strong>2020</strong> 53


Spirit 111<br />

Für die aus amerikanischem<br />

Nussbaum<br />

gebaute Sitzgruppe im<br />

Salon brauchte es runde<br />

2.000 Arbeitsstunden.<br />

Bauen Sie mir die umweltfreundlichste<br />

Segelyacht,<br />

die die Welt jemals gesehen<br />

hat!“ Dieser oder ein<br />

sehr ähnlicher Satz müssen wohl<br />

gefallen sein, als Sean McMillan,<br />

Gründer und Chefdesigner von<br />

Spirit Yachts, mit einem seiner<br />

Kunden das Projekt einer neuen<br />

Superyacht besprach. Weitere<br />

Sätze könnten gewesen sein:<br />

„Machen Sie sie schön!“<br />

„Bauen Sie sie möglichst leicht<br />

und schnittig, ich will nämlich<br />

auch an Regatten teilnehmen.“<br />

„Ich will sie alleine segeln. Profi-<br />

Crew brauche und will ich keine!“<br />

„Machen Sie sie wunderschön!“<br />

„Am liebsten ankere ich in abgelegenen<br />

Buchten, möglichst lange<br />

und energieautark. Aber wie gesagt:<br />

umweltfreundlich!“<br />

„Könnte man den Innenraum<br />

so gestalten, dass er an die fließenden,<br />

roten Sandsteinwellen des<br />

Antelope Canyons in Arizona<br />

erinnert?“<br />

„Habe ich schon erwähnt, dass<br />

die Yacht exorbitant schön ausschauen<br />

soll?“<br />

STOLZ AUF HOLZ<br />

Das Lastenheft, das Sean McMillan<br />

von seinem Kunden bekam, war<br />

also etwas ausgefallen, wenn nicht<br />

zu sagen: extravagant. Um so erstaunlicher,<br />

dass McMillan nach<br />

zweijähriger Bauzeit mit der Spirit<br />

111 alle Vorgaben einhalten konnte.<br />

Die in Ipswich ansässige Werft<br />

ist wohl einige der wenigen Adressen,<br />

die ein so individuelles und<br />

herausforderndes Projekt verwirklichen<br />

kann. Sean McMillan baute<br />

vor 27 Jahren in einem Kuhstall<br />

seine erste 37-Fuß-Yacht, bei der<br />

Kombüse, Salon, Bäder<br />

und Kabinen: Die runden,<br />

fließenden Linien<br />

der ausgewaschenen<br />

Sandsteinformationen<br />

des Antelope Canyons<br />

in Arizona waren Vorbild<br />

bei der Gestaltung<br />

des Interieurs. Gerade<br />

Kanten findet man in der<br />

Spirit 111 kaum.<br />

54 6/<strong>2020</strong>


Hydraulische Winschen helfen, die<br />

Yacht ohne Profi-Crew zu segeln.<br />

„ Könnte man den Innenraum so gestalten, dass er an die fließenden,<br />

roten Sandsteinwellen des Antelope Canyons in Arizona erinnert?“<br />

die Holzlagen mit Epoxidharz zu<br />

einem hochfesten Komposit verbunden<br />

wurden. Der Rumpf des<br />

Bootes war so leicht, dass man ihn<br />

mit zwei Mann umdrehen konnte.<br />

Mit Holz gebaute Retro-Yachten,<br />

eine geradezu aberwitzige Liebe<br />

für das handwerkliche Detail sowie<br />

die Offenheit für moderne tech ­<br />

nische Lösungen – das ist die erfolgreiche<br />

Mischung von Spirit<br />

Yachts, das bis heute rund 60<br />

Yachten ausgeliefert hat.<br />

DIE YACHT DES TEEFABRIKANTEN<br />

Mit der Spirit 111 hat die Werft nun<br />

ihr neues Flaggschiff gebaut, das einerseits<br />

weit in die Vergangenheit<br />

zurück- und in die Zukunft vorausblickt.<br />

In die Vergangenheit: Mit<br />

34 Meter Länge ist das Schiff der<br />

größte in England gebaute Holz-<br />

Einmaster seit der Shamrock V, die<br />

1930 im Auftrag von Sir Thomas<br />

Lipton (jawohl, der mit dem Tee!)<br />

für den America’s Cup gebaut wurde.<br />

Die schlanke Silhouette, der<br />

niedrige Freibord und der fensterlose<br />

Rumpf erinnern stark an die<br />

J-Klasse, mit der in den 1930er-<br />

Jahren die Rennen der legendären<br />

Regatta-Serie ausgetragen wurden.<br />

Mit einem Gewicht von 58 Tonnen<br />

(die 2,40 Meter längere Shamrock V<br />

wiegt 134 Tonnen) und einer<br />

imposanten Segelfläche von 450<br />

Quadratmeter würde die Spirit mit<br />

den damaligen Rennyachten wohl<br />

locker mithalten können.<br />

SCHLAUE ELEKTRIK, NOCH<br />

SCHLAUERE ELEKTRONIK<br />

In die Zukunft weist die gesamte<br />

Technik, angefangen vom Antriebs­<br />

system über das Beleuchtungssystem<br />

bis hin zur Ausstattung der<br />

Kombüse. Für Vortrieb unter Motor<br />

sorgt ein 100 kW leistendes Deep-<br />

Blue-Elektroaggregat von Torqeedo.<br />

Die vier insgesamt 160 kWh spei­<br />

Spirit 111<br />

Länge ü. a.<br />

Länge Wasserlinie<br />

Breite<br />

Tiefgang<br />

33,90 m<br />

24 m<br />

6,04 m<br />

4,05 m<br />

Gewicht<br />

58 t<br />

davon Ballast 45 %<br />

Segelfläche am Wind 450 m²<br />

Motorisierung Torqeedo Deep Blue 100i 900<br />

Design<br />

<br />

Interieur<br />

Preis<br />

CE-Kategorie<br />

è www.spirityachts.com<br />

Spirit Yachts,<br />

Chefdesigner Sean McMillan<br />

Rhoades Young<br />

auf Anfrage<br />

A (Hochsee)<br />

6/<strong>2020</strong> 55


Spirit 111<br />

Macht es schön und<br />

macht es aus Holz! Des<br />

Eigners Duschkabine.<br />

56 6/<strong>2020</strong><br />

Schon beim bloßen Hinschauen<br />

verströmen diese<br />

Betten wohlige Nestwärme.


chernden BMW-Lithiumbatteriebänke<br />

sollen Saft für gut 30 Seemeilen<br />

bei acht Knoten Fahrt bereitstellen.<br />

Während des Segelns lädt<br />

die mitdrehende Propellerwelle die<br />

Akkus wieder auf, für den Notfall<br />

stehen zwei Diesel-Generatoren mit<br />

je 25 kW bereit, die direkt an das<br />

380-Volt-Bordnetz angeschlossen<br />

sind.<br />

Bis zu vier Tage soll die Super yacht<br />

in Buchten vor Anker liegen können,<br />

ohne dass die Bordgeneratoren gestartet<br />

werden müssen. Alles, was an<br />

Bord Strom verbraucht, wurde in<br />

Hinblick auf bestmögliche Energieeffizienz<br />

ausgesucht. Etwa das aus<br />

LED-Lampen bestehende Lichtsystem,<br />

das nicht über Schalter, sondern<br />

über Bewegungssensoren gesteuert<br />

wird. So erkennen beispielsweise<br />

Sensoren unter den Betten, ob jemand<br />

aufgestanden ist, und beleuchten<br />

den Weg zum Bad.<br />

Die Klimaanlage arbeitet mit<br />

varia blen Geschwindigkeiten und<br />

Öko-Optionen über Batterie oder<br />

Landstrom. Kühl- und Gefrierschrank<br />

sind mit Cryogel isoliert,<br />

das bis zu fünfmal besser dämmen<br />

soll als herkömmliche Produkte.<br />

Das Wasser wird nur bei Bedarf erwärmt<br />

und in einer hochdichten<br />

Isolierung samt hocheffizienter<br />

Transferschlangen gespeichert.<br />

Verpackt wird die ganze Smart-<br />

Home-Technologie von einem maßgeschneiderten<br />

Interieur, dessen<br />

kurvenreiches, organisches Design<br />

(wir erinnern uns: Antelope Canyon!)<br />

kaum eine gerade Kante besitzt.<br />

Eine großzügige Eigner-Suite<br />

nimmt das Vorschiff ein, komplett<br />

mit geschwungenen Einbauten und<br />

einem Bett, das einem Nest ähnelt.<br />

Für die Gäste stehen zwei komfortable<br />

Achterkabinen oder eine<br />

Kajüte auf der Steuerbordseite<br />

zur Verfügung.<br />

Vorbild bei der schmalen Rumpfform<br />

war die J-Klasse der 1930er-Jahre.<br />

Natürlich Holz statt GFK. Spirit Yachts hat sich auf den Bau moderner Holzyachten im klassischen Stil spezialisiert. Wertvollstes Gut<br />

des Unternehmens laut Firmenchef Sean McMillan: die Erfahrung und das Know-how der Mitarbeiter.<br />

verzichtet – für eine Yacht dieser<br />

Klasse eine sehr seltene Entscheidung.<br />

Hydraulisch betriebene<br />

Furler und Winschen und ein<br />

Großsegel, das in den 46 Meter<br />

hohen Carbonmast gerollt werden<br />

kann, sollen das Segeln mit<br />

kleiner Crew erleichtern.<br />

Apropos Segel. Diese wurden aus<br />

wiederverwertbaren Materialien<br />

und ohne Klebstoffe oder Harze<br />

hergestellt und können zu Pellets<br />

geschreddert und als Kunststoff<br />

weiterverarbeitet werden. Überhaupt<br />

wurde an Bord Kunststoff<br />

weitestgehend vermieden. Und da<br />

sich Holz, Metall, Batterien und<br />

Elektronik leicht recyceln lassen,<br />

gehört die Spirit 111 zu den wenigen<br />

zeitgenössischen Schiffen,<br />

das nach Ablauf seiner Lebenszeit<br />

keine Spuren hinterlassen wird.<br />

Möge es bis dahin viele Jahrhunderte<br />

dauern!<br />

<br />

ALLEIN UND<br />

NACHHALTIG SEGELN<br />

Viel Platz für Passagiere gibt es auch<br />

deshalb, weil der Eigner selbst segeln<br />

möchte und auf eine Besatzung<br />

„ Die Erfolgsmischung: mit Holz gebaute<br />

Retro-Yachten und eine geradezu aberwitzige<br />

Liebe für das handwerkliche Detail.“<br />

6/<strong>2020</strong> 57


Wissen und Meer<br />

Gezeiten – um<br />

Himmels willen, nein!<br />

Adria und Gezeiten? Kein Thema! Tatsächlich? War der werte Leser schon einmal in der nördlichen Adria<br />

unterwegs? Bei der Einfahrt zum Fluss Aussa gesegelt? Hat sich vor Grado gewundert, dass kein<br />

Weiterkommen war? Bis zu 1 Meter kann hier der Unterschied zwischen Ebbe und Flut sein. Bei einer<br />

Wassertiefe von 2 bis 3 Metern hast du ein Problem, wenn du die Gezeitenhöhe nicht kennst. Und dann<br />

drückt der Gezeitenstrom gemeinsam mit dem Fluss auch noch bis zu 3 Knoten dagegen – Halleluja!<br />

Dabei ist Tidenberechnung gar<br />

nicht so schwer, wenn man<br />

sich nur ein wenig damit auseinandersetzt.<br />

Es gibt zwei verlässliche<br />

Publikationen, nach denen man<br />

sichere Berechnungen durchführen<br />

kann: Das Bundesamt für Seeschifffahrt<br />

und Hydrologie (BSH) in<br />

Deutschland gibt „Gezeitentafeln“<br />

heraus und die Briten publizieren<br />

die „Admirality Tide Tables“. Beide<br />

Werke sind ähnlich aufgebaut und<br />

wenn man sich als Törnvorbereitung<br />

in die Materie vertieft, hat man<br />

schon (fast) gewonnen.<br />

Woher kommen nun diese Gezeiten,<br />

die auf den Kanalinseln bis<br />

zu 11 Meter hoch sein können?<br />

Wer schon einmal auf der Stadtmauer<br />

von St. Malo in Frankreich<br />

dieses Naturschauspiel von Hochund<br />

Niedrigwasser beobachtet hat,<br />

ist fasziniert von der Kraft des<br />

Mondes und der Erdrotation. Auch<br />

die Sonne spielt dabei eine Rolle:<br />

Bei Voll- und Neumond stehen<br />

Sonne, Mond und Erde in einer<br />

Linie, die Kräfte wirken direkt<br />

Im Wandel …<br />

ohne Ablenkung, wir sprechen von<br />

der Springzeit. Bei Halbmond hingegen<br />

bildet die Linie Sonne-Erde-<br />

Mond einen rechten Winkel, damit<br />

schwächt die Kraft der Sonne die<br />

Anziehungskraft des Mondes ab,<br />

das nennt sich Nippzeit. Die Zeit<br />

dazwischen wird als Mittzeit definiert.<br />

Am Beispiel Chichester Habour<br />

im Süden Englands schaut<br />

das so aus: Am 18. Oktober haben<br />

wir 5,3 Meter Hochwasser und<br />

0,4 Meter Niedrigwasser, der Unterschied<br />

beträgt als 4,9 Meter,<br />

wir haben Springzeit. Am 25. Oktober<br />

hingegen 3,9 Meter Hochwasser<br />

und 2,0 Meter Niedrigwasser,<br />

wir haben also nur mehr 1,9<br />

Meter Unterschied, befinden uns<br />

also in der Nippzeit. Ist schon gewaltig,<br />

was Mond-, Erd- und<br />

Sonnenkräfte da stemmen!<br />

Damit ist es aber noch nicht getan.<br />

Diese Wassermassen laufen aus dem<br />

Hafen ab und ca. sechs Stunden später<br />

wieder hinein und das zweimal<br />

am Tag. Wir sind im Herbst 2019<br />

durch die Meerenge von Khyle Rhea<br />

… der Gezeiten.<br />

(zwischen Isle of Skye und Schottland)<br />

gefahren, da gurgelte der Gezeitenstrom<br />

mit 7,5 Knoten durch!<br />

Also muss auch hier gut aufgepasst<br />

und die nautischen Unterlagen zu<br />

Rate gezogen werden. Ein Tipp: Der<br />

Admirality Tidal Stream Atlas gibt<br />

perfekte Hinweise zu den relevanten<br />

Strömungsverhältnissen im jeweiligen<br />

Revier. Oder man besorgt sich<br />

den Reeds Almanac, der jedes Jahr<br />

neu aufgelegt wird.<br />

Nun aber zur Berechnung der Gezeiten<br />

(eine detaillierte Anleitung<br />

würde den Rahmen hier sprengen:<br />

1. Schritt: Wir suchen uns den<br />

nächstgelegenen Bezugsort.<br />

2. Schritt: Wir definieren Datum<br />

und Uhrzeit, damit wissen wir<br />

auch schon, ob wir Spring-, Mittoder<br />

Nippzeit haben.<br />

3. Schritt: Nun suchen wir uns den<br />

Anschlussort heraus, der un serer<br />

Position am nächsten liegt.<br />

4. Schritt: Jetzt eruieren wir die<br />

Korrekturwerte für Hoch- und<br />

Niedrigwasser in Bezug auf Zeitund<br />

Höhenunterschied für Ebbe<br />

und Flut. That‘s it!<br />

Zurück in die Adria: Die einfachere<br />

Methode ist das Nachschlagen<br />

im Tidenkalender. In Norditalien<br />

sind sie weit verbreitet, teilweise<br />

bekommt man sie kostenlos in den<br />

Marinas. Achtung: Die Wasserhöhen<br />

der Anschlussorte werden in Prozent<br />

des Bezugsortes (meist Triest<br />

oder Venedig) angegeben, die Zeit<br />

ist entweder in „Ora Legale“ (UTC<br />

+ 2) oder „Ora Solare“ (UTC + 1).<br />

Ist doch alles ganz easy, oder? <br />

GOTTFRIED<br />

TITZL RIESER<br />

ist Ausbildungs referent<br />

des Yacht Club Austria,<br />

dem größten Yachtclub<br />

Österreichs. Er ist passionierter<br />

Fahrtensegler<br />

und hat insgesamt so<br />

um die 20.000 See -<br />

meilen in seinen Log -<br />

büchern dokumentiert.<br />

Sein Motto: „Die See ist<br />

der beste Lehrmeister!“<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

58 6/<strong>2020</strong>


Bioboot<br />

MOTORYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

E-MOTORBOOT. Der dänische Hersteller<br />

Rand Boats hat mit der Mana 23<br />

ein neues Elektroboot präsentiert, das<br />

einmal nicht mit neuen Speedrekorden<br />

protzt, sondern mit Effizienz und nachhaltigen<br />

Materialien glänzen soll. Bei<br />

12 Knoten Fahrt sollen eine Reichweite<br />

von 30 Seemeilen und bei 5 Knoten sogar<br />

100 Seemeilen möglich sein. Das<br />

mit Platz für bis zu zehn Personen ausgestattete<br />

Boot ist auch in einer Öko-<br />

Version erhältlich, die eine große Auswahl<br />

an biologischen und nachhaltigen<br />

Baumaterialien wie Balsaholz, Flachs ­<br />

fasern, Bio-Harz und Kork umfasst.<br />

è www.randboats.com Naturnah: Mana 24.<br />

Fahrer außen, Passagiere<br />

innen: Onda 321L.<br />

Superyacht-Taxi<br />

LUXUS-BEIBOOT. Der auf maßgeschneiderte<br />

Luxus-Dingis spezialisierter<br />

Hersteller Onda aus Griechenland,<br />

hat mit der 321L ein neues Modell vorgestellt.<br />

9,75 Meter Länge, 4,7 Tonnen,<br />

zweimal 270 PS, 43 Knoten Vmax. Die<br />

separate Passagierkabine verfügt über<br />

Teakmöbel und handgenähte Leder ­<br />

sitze für zehn Gäste. Die dazupassende<br />

Superyacht (95 Meter) wird ebenfalls<br />

in Griechenland gefertigt.<br />

è www.ondatenders.com<br />

In den Jungbrunnen getaucht<br />

MODELLPFLEGE. Die Axopar 28 ist<br />

das erste und bislang erfolgreichste<br />

Modell der jungen finnischen Marke,<br />

kein Wunder also, dass man dem sehr<br />

flexiblen Außenborder hin und wieder<br />

kleine, feine Verbesserungen angedeihen<br />

lässt. Für das Modelljahr 2021<br />

wurde wie bei allen anderen Axopar-<br />

Modellen die Garmin-Instrumentierung<br />

durch eine von Simrad ersetzt.<br />

Die Badeplattform wurde vergrößert,<br />

der Scheuerleistenschutz an der Außenseite<br />

des Rumpfes verbessert sowie<br />

das Design der Fahrerkonsole, der Vordersitze<br />

und des Sofas im Heck geändert.<br />

Sehr praktisch: Um Outdoor-<br />

Ausrüstung wie Fahrräder, Kajaks und<br />

SUP-Board mitzunehmen, kann jetzt<br />

ein optionaler Dachgepäckträger geordert<br />

werden. Zu haben ist die Axopar<br />

28 wie gehabt als offenes Modell, mit<br />

einem T-Top oder mit einer Kabine,<br />

In Finnland erdacht, in<br />

Polen gemacht: Axopar 28.<br />

motorisiert werden kann sie mit Außenbordern<br />

von 200 bis 400 PS.<br />

è www.axopar.fi<br />

Ausgezeichneter Platz<br />

MOTORYACHT-DESIGN. Die Pearl 62<br />

wurde bei den World Yachts Trophies<br />

<strong>2020</strong> in Cannes als „Bestes Layout in<br />

der Kategorie 45 bis 65 Fuß“ ausgezeichnet.<br />

Die 18,61 Meter lange Pearl<br />

besitzt als einzige Motoryacht in ihrer<br />

Klasse eine vollwertige Eignersuite mit<br />

privatem Eingang, Unterkunft für acht<br />

Gäste in vier Kabinen und den Platz<br />

für eine Jetski-Garage oder eine Crew-<br />

Kabine. Viel Raum herrscht auch ganz<br />

oben: Die große Flybridge verfügt über<br />

einen Ess bereich und Sonnenliegen<br />

und kann um ein Hardtop mit smarter<br />

Schiebedachfunktion ergänzt werden.<br />

è www.pearlyachts.com<br />

Pearl 62.<br />

6/<strong>2020</strong> 59


Nerea NY24 Deluxe<br />

Ein Boot<br />

wie ein<br />

Bijou<br />

Mit seinen Erfahrungen aus dem Super yacht-Ambiente<br />

reifte in Dario Messina die Idee eines exklusiven Runabouts<br />

– die Nerea-Linie ward geboren. Zusammen mit<br />

den Designern Alessio Battistini und Davide Bernardini<br />

bringt er die erste Nerea 24 aufs Wasser.<br />

Text STEFAN DETJEN | Fotos WERFT<br />

60 6/<strong>2020</strong>


Wenn Edeljuwelier<br />

Tiffany ein Motorboot<br />

entwerfen würde, wie<br />

könnte das aussehen?<br />

Es wäre auf alle Fälle ein Schmuckstück<br />

und vielleicht käme ihm das<br />

Luxusboot aus Italien im Look<br />

schon sehr nahe.<br />

Die Nerea 24 hat viele Väter. Einer<br />

davon ist Firmengründer Dario<br />

Messina, der bereits in jungen Jahren<br />

als unternehmungsfreudiger<br />

Macher seine Heimatinsel Sizilien<br />

verließ, um bei den besten Bootsbauern<br />

wie Dominator, Cayman<br />

und Pershing seine Erfahrungen zu<br />

sammeln. Dank seines Könnens<br />

und seiner Zuverlässigkeit betreuen<br />

ihn die Werften mit immer<br />

komplexeren Projekten, bis er sich<br />

2008 selbständig macht. Er wird<br />

zum Strategic Partner von Pershing<br />

und Riva (Guppo Ferretti), von<br />

Besenzoni und Custom Line.<br />

Seine Firma übersteht auch die<br />

Krisenjahre auf dem Nautikmarkt<br />

und startet 2010 richtig durch.<br />

Mit seinen Erfahrungen aus dem<br />

Super yacht-Ambiente reift die<br />

Idee eines exklusiven Runabouts –<br />

Dario lanciert die Nerea-Linie.<br />

Zusammen mit den Designern<br />

Alessio Battistini und Davide<br />

Bernardini von ideaeITALIA<br />

nimmt die Vision Formen an und<br />

die Bootsbauer von Dario realisieren<br />

die erste Nerea 24.<br />

Herausgekommen ist eine Art<br />

Superyacht-Konzentrat, ein Bonsai-Bijou,<br />

das auf vernünftigen Dimensionen<br />

so viel Stil, Klasse und<br />

Nutzen bietet wie weitaus größere<br />

Luxusboote. Sie sieht aus, als hätte<br />

sich ein Superyacht-Eigner seine<br />

höchstpersönlichen Vorstellungen<br />

eines Tenders realisiert, mit dem<br />

man standesgemäß im Yachtclub<br />

von Monaco wie in Dubai Marina<br />

vorfahren könnte. Die Linien verraten<br />

den Italian Style auf den ersten<br />

Blick, das gewölbte Teakdeck<br />

6/<strong>2020</strong> 61


Nerea NY24 Deluxe<br />

„ Das gewölbte Teakdeck des<br />

Vorschiffs demonstriert<br />

Handwerkskunst allererster Güte.“<br />

des Vorschiffs demonstriert Handwerkskunst<br />

allererster Güte. Kein<br />

Wunder, denn seine Werft, oder<br />

besser gesagt Boots-Boutique, liegt<br />

in Fano – dort, wo viele der italienischen<br />

Topyachten entstehen und<br />

damit auch die spezialisierten<br />

Fachkräfte zu finden sind.<br />

Die Nerea 24 als Daycruiser zu<br />

bezeichnen, wäre untertrieben. Die<br />

clevere Raumaufteilung im Cockpit<br />

und der Liegezone wird auch unter<br />

Deck fortgesetzt, wohin man durch<br />

eine Doppeltür aus Rauchglas gelangt.<br />

Die Kabine sucht ihresgleichen<br />

in dieser Bootsdimension.<br />

Durch die großen Seitenfenster<br />

und eine Dachluke gelangt viel<br />

Licht in die Tageskabine.<br />

Die Sitzsofas mit viel Stauraum<br />

darunter können für die Nacht in<br />

ein Doppelbett umgewandelt werden<br />

und Platz für ein Marine-WC<br />

ist ebenfalls vorhanden. Ein hochwertiges<br />

Audio-/Videosystem lässt<br />

keine Langeweile aufkommen.<br />

62 6/<strong>2020</strong>


LUXUS UND LEISTUNG<br />

Der luxuriöse Innenausbau und die<br />

Ausstattung des Cockpits zeigen<br />

die eine Seite der Nerea 24. Alles<br />

sehr gepflegt und hochwertig. Wie<br />

beispielsweise die beiden Cockpitsitze<br />

mit üppigem und verstellbarem<br />

Sitzkomfort. Oder die säulenförmigen<br />

Cockpitlampen, die sich<br />

bei Nichtgebrauch absenken lassen.<br />

Ebenso stylisch kommen die Lautsprecher<br />

in Konusform daher. Ganz<br />

speziell ist jedoch das Material für<br />

das Armaturenbrett, das mit einer<br />

steinähnlichen Reliefoberfäche<br />

überrascht.<br />

Viel Neues und Großartiges,<br />

werden sich die Designer gedacht<br />

haben. Kaufkräftige Kunden wollen<br />

ja auch positiv überrascht werden<br />

und sich nicht mit 08/15-Lösungen<br />

zufriedengeben. Schöner Pluspunkt:<br />

Das Oltremateria genannte<br />

Material enthält keine Schadstoffe<br />

und lässt sich problemlos recyceln.<br />

Werden die Sitze gedreht, verwandelt<br />

sich die Zone mit dem absenkbaren<br />

Tisch in eine ideale Dinette.<br />

Ein Kühlschrank ist Standard, auf<br />

Anfrage wird gerne ein zweiter wie<br />

auf unserem Testboot eingebaut.<br />

Selbst eine Wetbar mit Waschbecken<br />

und Grill (optional) findet<br />

sich im Seitenteil, wo weitere Staufächer<br />

vorhanden sind.<br />

Wird der Zündschlüssel gedreht,<br />

erwacht der Volvo Penta D4 300<br />

zum Leben. Raus aus dem Hafen,<br />

weg von der Uferzone – jetzt kann<br />

es losgehen. Den Gashebel nach<br />

vorne legen und schon schießt die<br />

Nerea 24 davon. Die Beschleunigung<br />

drückt den Fahrer sanft in<br />

die Sitze. Nach fünf Sekunden zeigt<br />

das Touchscreen-Display bereits<br />

20 Knoten und es geht zügig weiter<br />

bis zur Cruising-Geschwindigkeit<br />

von 25 Knoten.<br />

Erstaunlich ist der Moment, wo<br />

die beiden seitlichen Heckwülste<br />

vom Modus Verdrängerfahrt ins<br />

Gleiten „umschalten“. Anstatt dem<br />

breiten, stabilen Heck reitet der<br />

Runabaout jetzt auf einem V-Profil.<br />

Den Gashebel ganz nach vorne<br />

drücken und die Aquamatic Duoprop<br />

bringen die ganze Power aufs<br />

Wasser. Bei 33.500 U/min erreichen<br />

wir 37,5 Knoten, mit etwas<br />

Trimm sogar 39. Von Null auf<br />

Maximum in 40 Sekunden – nicht<br />

schlecht. Dank dem hydrodynamischen<br />

Designs des Rumpfes liegt<br />

der Verbrauch bei 1,5 Liter pro<br />

Meile, genauso viel wie bei 1.500<br />

Touren und einer Geschwindigkeit<br />

von rund 8 Knoten.<br />

Noch erstaunlicher ist das Kurvenverhalten.<br />

Sportlich legt sich<br />

die Nerea auf die Seite, dass man<br />

auf der der Innenseite die Wasseroberfläche<br />

mit der Hand berühren<br />

kann. Dabei fährt sie extrem stabil,<br />

fast Gokart-mäßig, man kann das<br />

Steuer sogar bei hoher Geschwindkeit<br />

ruhig loslassen. Hier ist also<br />

schnelles Fahren ganz tief in der<br />

DNA dieser edlen Open verankert.<br />

Edler Steuerstand, gewölbtes<br />

Teakdeck auf dem Vorschiff,<br />

dreistufiges Heck,<br />

absenkbarer Cockpittisch,<br />

260 Diesel-PS unter der<br />

Haube: All das und mehr ist<br />

serienmäßig auf der Nerea<br />

24 zu finden. Die Wetbar<br />

mit Grill ist Option.<br />

6/<strong>2020</strong> 63


Nerea NY24 Deluxe<br />

„Herausgekommen ist ein Superyacht-Konzentrat, das auf<br />

vernünftigen Dimensionen so viel Stil, Klasse und Nutzen<br />

bietet wie sonst nur weitaus größere Luxusboote.“<br />

SO LÄSST ES SICH LEBEN<br />

Wer sich genug ausgepowert hat<br />

und eine Rast einlegen möchte,<br />

tut dies auf Knopfdruck (die<br />

Edelstahltasten auf dem naturbelassenen<br />

Teak sehen übrigens<br />

unverschämt gut aus). Jetzt öffnet<br />

sich der Bugkasten automatisch<br />

und ein Chromstahlbügel<br />

kippt den Anker über Bord. Kette<br />

fieren, fertig. Sollte gerade der<br />

Abend dämmern, empfiehlt sich<br />

auch das Betätigen der Beleuchtungstasten.<br />

Stimmungsvolle<br />

Lichter gehen dann im und unter<br />

dem Boot an. Selbst die feine<br />

Wellenlinie, die den Rumpf optisch<br />

in eine obere und untere<br />

Bootshälfte trennt, leuchtet.<br />

Sollte jedoch die Sonne brennnen,<br />

holt der umsichtige Skipper<br />

die vier Carbonstützen für das<br />

Bimini aus ihrem Kasten. Im Nu<br />

ist der Schattenspender aufgestellt.<br />

Jetzt noch den Cockpittisch<br />

absenken und mit dem<br />

maßgefertigten Polster belegen –<br />

fertig ist die Sonnenliegefläche.<br />

Das Heck ist als dreistufige Treppe<br />

über die ganze Breite angelegt,<br />

der Weg ins Wasser wird damit<br />

so kurz wie bequem.<br />

Gokart-Feeling auch<br />

bei Kurvenfahrten,<br />

luxuriöses Ambiente bei<br />

Nacht und stylischer Beleuchtung<br />

an Deck und<br />

unter Wasser. Die Kabine<br />

der Nerea 24 sucht<br />

ihresgleichen in dieser<br />

Bootsdimension.<br />

bekommt man aber auch eine<br />

maßgeschneiderte Mini-Yacht,<br />

denn bei Dario Messina gibt es<br />

keine Serienfertigung.<br />

Kleiner Trost: In Zukunft soll<br />

es auch weitere Versionen geben,<br />

die etwas günstiger in der Anschaffung<br />

sind. Sportlicher, aber mit weniger<br />

Optionen, kommt die GT mit<br />

einem Volvo Penta D4 mit 220 PS<br />

aufs Wasser; die Limousine-Ver ­<br />

sion empfiehlt sich als offener<br />

Walk arounder für den Tender­<br />

Einsatz – für die Super yacht so<br />

gut wie für die Villa am See. <br />

Nerea NY24<br />

Länge ü. a.<br />

Breite<br />

Verdrängung<br />

Motor<br />

<br />

Max. Geschwindigkeit<br />

Personen<br />

Treibstofftank<br />

Wassertank<br />

CE-Kategorie<br />

7,35 m<br />

2,50 m<br />

3,0 t<br />

1 x Diesel Volvo<br />

Penta D4 270 PS<br />

35 kn<br />

(Kat. B)/8 (Kat. C)/6<br />

250 l<br />

60 l<br />

Kat. B/C<br />

Preis GT ab € 150.000,–<br />

Tel. +39 389/639 00 61<br />

è sales@nereayacht.com<br />

è www.nereayacht.com<br />

DREI VERSIONEN<br />

Und wo stecken die Minuspunkte?<br />

Einer davon erklärt sich mit<br />

einem geflügelten Wort von Superyachteignern:<br />

Wer nach dem<br />

Preis einer Yacht fragt, hat nicht<br />

genug Geld, um sie sich leisten<br />

zu könnnen. Ganz so extrem ist<br />

es bei der Nerea 24 Deluxe nicht,<br />

trotzdem hat so viel Raffinesse,<br />

Eleganz, Luxus und Performance<br />

ihren Preis: € 185.000,– netto<br />

sind fällig, um diesen Traum<br />

wahr werden zu lassen. Damit<br />

64 6/<strong>2020</strong>


Smarter Türöffner<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

LEITER-APP. Der italienische Aus ­<br />

statter für Luxusyachten Besenzoni<br />

liefert nicht nur edel ausgeführte<br />

Gangways und Schwimmleitern, sondern<br />

auch eine dazu passende App.<br />

Ursprünglich gedacht, um die Gangway<br />

aus- oder einzufahren, kann mit<br />

der Besenzoni Unit Control nun auch<br />

die hydraulische Schwimmleiter<br />

mit Smartphone oder Tablet bedient<br />

werden. Die App kann sich mit insgesamt<br />

bis zu acht Geräten (z. B. Bimini,<br />

Fenster, Terrassentüren etc.) verbinden<br />

und ist für IOS und Android kostenlos<br />

erhältlich.<br />

è www.besenzoni.com<br />

Sesam, senke dich!<br />

America‘s Cup fürs Handgelenk<br />

RENNUHR. „Luminor Luna Rossa GMT - 42<br />

mm“ heißt das neue Modell von Panerai.<br />

Das Schweizer Fabrikat mit italienischen<br />

Genen ist Sponsor des Teams Luna Rossa,<br />

das wieder um die Gloria zum 36. America‘s<br />

Cup rittert. Die Uhr heißt nicht einfach nur wie<br />

Panerai mit Carbon-Ziffernblatt.<br />

die Rennyacht, sondern ist auch aus ihr gemacht:<br />

Das Material des Ziffernblatts besteht<br />

aus Kohlenstofffasern, die aus Resten vom<br />

Rumpf und den Tragflügeln der AC75-Yacht<br />

des italienischen Teams gewonnen wurden.<br />

Auflage: 250 Stück, Preis € 10.800,–.<br />

è www.panerai.com<br />

Auf 3 Zylindern stehen<br />

STAND-UP-JETSKI. Yamahas vor 30<br />

Jahren vorgestellter SuperJet – sozusagen<br />

ein Jetski zum Stehen – war bislang<br />

dem sportlichen Wettbewerb vorbehalten.<br />

Mit der neuen Generation darf der<br />

Stand-Up-Racer aber auch privat genutzt<br />

werden. Statt einem Zweizylinder-Zweitaktmotor<br />

ist jetzt ein Drei ­<br />

zylinder-Viertakter eingebaut, der die<br />

Leistung nicht ganz so giftig an den<br />

Jetantrieb schickt. 100 PS geben aber<br />

keineswegs das Gefühl, untermotorisiert<br />

unterwegs zu sein, ganz im Gegenteil!<br />

Ein breiterer und stabilerer<br />

Rumpf sowie ein Lernmodus mit<br />

reduzierter Maximalgeschwindigkeit<br />

sollen uner fahrenen Piloten den<br />

Einstieg erleichtern.<br />

è www.yamaha-motor.eu<br />

Yamahas SuperJet<br />

jetzt als Viertakter.<br />

IMPRESSUM<br />

MEDIENINHABER: Satz- und Druck-Team GmbH,<br />

Feschnig straße 232, 9020 Klagenfurt, +43 463/461 9025,<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at, redaktion@<strong>ocean7</strong>.at, office@<strong>ocean7</strong>.at,<br />

Firmenbuchnummer 105347 y, Landes gericht Klagenfurt,<br />

UID ATU 25773801 · ANWENDBARE VOR-<br />

SCHRIFT: Österreichische Gewerbeordnung, Mediengesetz<br />

(www.ris.bka.gv.at) · GESCHÄFTS FÜHRER:<br />

Wolfgang Forobosko · CHEF REDAKTION: Tahsin Özen,<br />

1180 Wien, redaktion@<strong>ocean7</strong>.at · ART-DIREKTION:<br />

Catharina Pichler · GRAFISCHES KONZEPT: Thomas<br />

Frik, www.viertelbogen.at · MIT ARBEITER DIESER<br />

AUSGABE: Inga Beitz, Stefan Detjen, Mag. Wolfgang<br />

Gemünd, Bernd Hofstätter, Dr. Reinhard Kikinger, Mag.<br />

Eszter Kondor, Zoi Krzywon, Florian Peichler, Thomas<br />

Pernsteiner, Gottfried Titzl Rieser, Roland Regnemer,<br />

Dr. Bobby Schenk, Thomas Schmidsberger, Dr. Friedrich<br />

Schöchl, Alexandra Schöler-Haring, Markus Silbergasser,<br />

Dr. Alfred Zellinger · PRODUKTION UND DRUCK:<br />

Satz- und Druck-Team GmbH · ANZEIGEN: Bernd Hofstätter<br />

+43 664/ 552 09 32, b.hof staetter@<strong>ocean7</strong>.at · EIN-<br />

ZELVERKAUFSPREIS: Österreich € 4,90 · ABO-PREI-<br />

SE: Bezugs preis Inland für sechs Ausgaben: € 29,– ·<br />

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VERTRIEB: Presse Großvertrieb Austria Trunk GmbH,<br />

St. Leonharder Straße 10, 5081 Anif/Salzburg · Diese<br />

Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung<br />

außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes<br />

bedarf der Zustimmung des Herausgebers. Die Ver ­<br />

wendung von Zitaten aus Berichten für Anzeigen ist möglich.<br />

Durch Annahme eines Manuskripts erwirbt der Herausgeber<br />

das ausschließliche Recht zur Veröffent lichung.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird<br />

keine Haftung übernommen. Alle Rechte, auch die Übernahme<br />

von Bei trägen nach § 44 Abs. 1 u. 2 Urheberschutzgesetz,<br />

sind durch den Herausgeber genehmigungspflichtig.<br />

Bei Nichtbelieferung ohne Heraus geber-Verschulden<br />

oder wegen Störungen des Arbeits friedens bestehen keine<br />

Ansprüche gegenüber dem Herausgeber.<br />

Verantwortlich für die Mitteilungen des YCA: Yacht<br />

Club Austria, Generalsekretariat 4020 Linz, Lederer ­<br />

gasse 88, www.yca.at · Verantwortlich für die Mitteilungen<br />

des MSVÖ: Motor bootsport und Seefahrts Verband<br />

Österreich, Forchheimergasse 34/118, 1230 Wien,<br />

www.msvoe.at<br />

6/<strong>2020</strong> 65


Sporttrend<br />

Wing-Foiling macht<br />

Furore in Österreich.<br />

Völlig losgelöst<br />

Ist es das nächste „große Ding“ auf dem Wasser? Wing-Foiling macht sich auf unseren<br />

Gewässern breit. Und soll in der nächsten Saison so richtig durchstarten.<br />

Text ROLAND REGNEMER | Fotos THOMAS SCHMIDSBERGER, FLORIAN PEICHLER<br />

Mit dem Stand-up-Paddeln<br />

konnte jedermann und<br />

natürlich jede Frau lernen,<br />

über das Wasser zu gehen. Wing-<br />

Foiling ist der nächste große<br />

Schritt: Auf einmal schwebt man<br />

über den See“, schwärmt Mario<br />

Lach, seines Zeichens „Mister<br />

SUP“ in Wien, über die neue Art<br />

des … ja, was eigentlich?<br />

Wing-Foiling ist in Österreich<br />

noch relativ jung. Dabei wurde es<br />

bereits in den 1980er-Jahren erfunden<br />

oder besser gesagt ausprobiert.<br />

Damals allerdings mit Dacron-<br />

Segel und Alu-Stangen. Also<br />

schweren und einigermaßen<br />

unhandlichen Teilen. Das ist rund<br />

drei Jahrzehnte später kein Thema<br />

mehr. Mit „Wings“, die aus der Kite-Szene<br />

kommen – also aus leichtem,<br />

aufblasbaren Material und<br />

Karbon unten und oben –, ist<br />

Hightech Trumpf und spart noch<br />

dazu viel Gewicht. „Ich habe es<br />

selbst erst vor wenigen Wochen<br />

zum ersten Mal ausprobiert und<br />

bin voll reingekippt. Dazu hatten<br />

wir in unseren SUP-Centern von<br />

Woche zu Woche mehr Nachfrage.<br />

Entsprechend tüfteln wir an einem<br />

Programm für 2021 dazu“, blickt<br />

Lach ins nächste Jahr.<br />

DIE NEUE LEICHTIGKEIT<br />

Wer die wenigen, bereits geübten<br />

Wing-Surfer sieht, versteht die<br />

Euphorie. Es sieht von außen wirk­<br />

lich wie die moderne Version des<br />

„Wasser-Ikarus“ aus. Flügel teilweise<br />

lässig in einer Hand, dazu bereits<br />

bei Leichtwind das Board am<br />

Foil – und beinahe lautloses Gleiten<br />

über die Wasseroberfläche.<br />

Wing-Foiling auf der Neuen Donau.<br />

66 6/<strong>2020</strong>


Sailing in the City!<br />

Rund zwei Millionen Menschen wohnen in Wien. Grund genug<br />

für ein paar neue Ideen und Ansätze, sie nicht nur ans, sondern<br />

auch auf das Wasser zu locken.<br />

Text ROLAND REGNEMER | Fotos AGILE DIGITAL TWINS<br />

Chris Sammer „fliegt“ unter anderem auch über die Neue<br />

Donau mitten in Wien.<br />

Die großen Hersteller von Windsurf-<br />

und Kitesurf-Material sind<br />

längst auf den Zug aufgesprungen<br />

und bieten eine breite Palette an<br />

Boards, Kites und Wings an. Und<br />

natürlich ist das richtige Setting<br />

maßgeblich für den Fun-Faktor<br />

verantwortlich. Als Um und Auf gilt<br />

ein großer Wing-Foil im Wasser, um<br />

möglichst früh ins Foilen zu kommen.<br />

Der Rest ist dann einfach nur<br />

Übungssache. Sicher ist, dass der<br />

Wegfall der vom Kitesurfen bekannten<br />

Leinen zur Steuerung des Drachens<br />

den Einsatz auch auf kleineren<br />

Gewässern möglich macht – wie die<br />

ersten Fotos von der Neuen Donau<br />

in Wien zeigen. Mehr zum jungen<br />

Trend ist auf www.<strong>ocean7</strong>.at und<br />

auf unseren Social Media-Kanälen<br />

nachzulesen. <br />

<br />

In einem Gemeinschaftsprojekt<br />

der Segelschule Wien (vulgo Irzl)<br />

und der von der boats2sail-Truppe<br />

heuer neu übernommenen Segelschule<br />

Hofbauer gab<br />

es diesen Sommer erstmals zwei<br />

Langstreckenregatten. Einmal an<br />

der Unteren, also quasi rund ums<br />

Gänsehäufel, und einmal an der<br />

Oberen Alten Donau, also zwischen<br />

Hofbauer und Wiener Yacht Club.<br />

Sechs Stunden lang im Kreis – bei<br />

Wind oder auch ohne.<br />

Zur Verfügung standen die jeweiligen<br />

Segelschul-Flotten oder mit ­<br />

gebrachte Eignerboote. Also tummelten<br />

sich Laser, Piraten, Topper<br />

mit Seglern und Wechselspielern<br />

um einen vorgegebenen Rundkurs.<br />

„Wir haben die Idee binnen weniger<br />

Stunden aus dem Boden gestampft<br />

und einfach umgesetzt. Die<br />

Teams waren begeistert, wir feilen<br />

bereits am nächsten Jahr“, freut sich<br />

Markus Hiebeler von boats2sail<br />

über die gelungene Premiere.<br />

GROSSBOOTALARM<br />

Quasi als Draufgabe wurden dann<br />

gegen Ende der Saison auch noch<br />

richtig große Boote auf der der<br />

Alten Donau gesichtet. Vier der<br />

Segelbundesliga-Sunbeams fanden<br />

den Weg mitten in die<br />

Stadt. Ein regionaler Liga-Event<br />

sowie der mittlerweile schon<br />

traditionelle „Infinica Business<br />

Cup“ sorgten für Aufsehen und<br />

spektakuläre Bilder. Zwischen<br />

E- und Tretbooten wurde im<br />

Liga format gewendet und gehalst,<br />

Gennaker gesetzt und geborgen.<br />

„Der Wien-Marathon<br />

musste heuer genauso pausieren<br />

wie der Beachvolleyball Grand<br />

Slam auf der Donauinsel. Unser<br />

Business Cup jedoch trotzte<br />

allen Widrigkeiten und ging<br />

auch in seiner dritten Auflage<br />

in ununterbrochener Reihen ­<br />

folge über die Bühne“, war Infinica-Boss<br />

Herbert Liebl mit der<br />

Umsetzung auf der Alten Donau<br />

zufrieden, mit dem Abschneiden<br />

seines Teams noch nicht<br />

ganz. „Wir werden hart trainieren,<br />

auf dem Wasser und in<br />

virtuellen Segelwelten und<br />

nächstes Jahr mit neuer Stärke<br />

zurückkehren.“ <br />

<br />

Christoph Sieber – vom Surfer-Star zum Wing-Foiler<br />

Vor ziemlich genau 20 Jahren holte er historisches Olympia-Gold im Windsurfen<br />

und zog sich aus dem Profisport zurück. Im Jahr 2004 gab er in Athen sein Comeback<br />

im olympischen Zirkus bekannt, versuchte sich in der 49er-Segelklasse.<br />

Dazwischen war er unter den ersten professionellen Kitesurfern, danach betrieb er<br />

ein SUP-Center in Neusiedl am See. Und jetzt? Ist der Sportdirektor des Österreichischen<br />

Olympischen Comités dem Wing-Foiling verfallen!<br />

„Wie mein sportlicher Lebensweg zeigt, bin ich für fast alle Wassersportarten zu<br />

begeistern. Beim Wing-Foiling sind es die Einfachheit, das Feeling auf dem Wasser<br />

und das Bewegungsgefühlt mit einem Kite in der Hand, ohne Leinen und Trapez.<br />

Und natürlich ist es die Herausforderung, noch einmal etwas fast ganz Neues auf<br />

dem Wasser zu erlernen. Wenn man dann mit dem Brett aus dem Wasser herausund<br />

aufs Foil kommt, dann ist das schon ein sensationelles Gefühl“, schildert<br />

Sieber seine bisherigen Wing-Foiling-Momente.<br />

Segelbundesliga-Sunbeams<br />

auf der Alten Donau.<br />

6/<strong>2020</strong> 67


M<br />

V<br />

S<br />

Ö<br />

MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />

News November/Dezember <strong>2020</strong><br />

Corona-Gedanken,<br />

oder doch ein Karlovačko auf dem Schiff?<br />

Seit Monaten gibt es keinen Tag mehr, wo wir nicht über Corona sprechen. Allerdings nicht über das Bier, die<br />

Krone oder die Heilige, die wir gegen Seuchengefahr anrufen – nein, wie grotesk, die Seuche selbst, die Pandemie<br />

ist es, die uns beschäftigt und uns Unmengen von kostbarer Zeit raubt. So wie die Märtyrerin von zwei Palmen<br />

geteilt wurde, ist jetzt unsere Gesellschaft nach Befürwortern und Gegnern der Maßnahmen getrennt.<br />

Text MIKE HECKER | Fotos THOMAS UND MIKE HECKER<br />

Ganz anders Anfang März.<br />

Alles wird gut und wir<br />

sind sicher. Beim Lockdown<br />

konnte ich in Graz, der immerhin<br />

zweitgrößten Stadt Österreichs,<br />

wahre Menschlichkeit wahrnehmen.<br />

Alle hielten zusammen und<br />

waren trotz massiver Einschränkungen<br />

zufrieden. Angst bestimmte das<br />

Leben und sogar im Straßenverkehr<br />

wurde rücksichtsvoll miteinander<br />

umgegangen. Mit der Rückkehr<br />

in die Normalität verschwand das<br />

leider wieder viel zu schnell.<br />

NEGATIV IST DAS<br />

NEUE POSITIV-WORT!<br />

Weltweite Reisewarnungen bestimmen<br />

unser Leben und jeder will<br />

sein Geld zurück – ohne Rücksicht<br />

auf den Vertragspartner im In- und<br />

Ausland. Wir Österreicher sind ja<br />

bekannt fürs Sudern auf hohem<br />

Niveau. Das bringt der Wohlstand<br />

mit sich. Zumindest ein Gutschein<br />

über den gesamten Betrag und ewiger<br />

Gültigkeit muss her. Überlegungen,<br />

wie es dem anderen Vertragspartner<br />

damit geht, stellen Herr und<br />

Frau Österreicher kaum an. Hauptsache,<br />

man bekommt alles ohne<br />

Wenn und Aber refundiert.<br />

Auch noch zu wenig – wir brauchen<br />

eine staatliche Förderung,<br />

damit die gestressten Nerven entschädigt<br />

werden. Nur kommt das<br />

Geld nicht von der Regierung, sondern<br />

vom Steuerzahler. Die vielen<br />

Briefe der Charterbranche an die<br />

Regierung blieben jedoch ungehört.<br />

Ganz anders habe ich das in<br />

Kroa tien erlebt. Die Menschen gingen<br />

das langsamer und überlegter<br />

an. Abstände wurden wirklich eingehalten,<br />

keine hastigen Einkäufe,<br />

Masken wurden getragen, wo sie<br />

hingehören – also wirklich über<br />

Mund und Nase. Das Ganze noch<br />

freundlicher als je zuvor, weil einfach<br />

mehr Zeit für die Gäste durch<br />

die geringeren Touristenzahlen war.<br />

Wegen dem Fehlverhalten einiger<br />

Partytiger wurde in kürzester Zeit<br />

die Reisewarnung wieder auf Stufe 6<br />

angehoben und führte zur nächsten<br />

Stornowelle und vorzeitigen Rückreise<br />

vieler Österreicher aus teils sicheren<br />

Gebieten und von in bzw.<br />

Yachten, auf denen man sich sowieso<br />

nur mit seiner Familie und Crew<br />

aufhält. Nur mit negativem PCR-<br />

Test kann man der Heim-Quarantäne<br />

im Heimatland entkommen. Die<br />

Tests funktionieren übrigens einwandfrei,<br />

Befunde kommen per<br />

Mail rechtzeitig für die Heimreise.<br />

Zusatzkosten und ein unangenehmes<br />

Gefühl in der Nase nehmen<br />

einige Naturliebhaber auf sich und<br />

genießen dafür die Ruhe an Kroa ­<br />

tiens Küste, aber für die meisten ist<br />

das eher Abschreckend. Manche<br />

Keine überfüllten<br />

Ankerbuchten.<br />

68 6/<strong>2020</strong>


Arbeitgeber verbieten zusätzlich, in<br />

Länder mit Stufe 6 zu reisen, obwohl<br />

es sicherer ist als im dichten Gedränge<br />

eines österreichischen Sees oder in<br />

der Warteschlange in einer Almhütte.<br />

Dort wo der Virus nicht hinkommt,<br />

habe ich gehört …<br />

Vor rund 100 Jahren waren wir<br />

in der Monarchie noch vereint. Ich<br />

denke, darum gibt es in Österreich<br />

so viele Kapitäne. Wir bezeichnen ja<br />

auch die Adria als unser Meer. Jedenfalls<br />

krempeln die Ausbildungsstätten<br />

um den MSVÖ schon die Ärmel<br />

hoch, um alle Personen, die ihre Motor-<br />

und Segelbootausbildung versäumt<br />

haben, mit gewohnter Professionalität<br />

bedienen zu können. Mit<br />

Hausverstand, Abstand und Hände<br />

waschen sollten wir in die Zukunft<br />

blicken – die Angst und Panikmache<br />

um das Virus ist gefährlicher als das<br />

Virus selbst!<br />

Wir müssen einfach lernen, damit<br />

umzugehen. Eine vernünftige Eigenverantwortung<br />

sollte man schon<br />

jedem Skipper zutrauen. Servus<br />

versteht übrigens auch jeder Kroate<br />

seit über 100 Jahren!<br />

Leerer Stadthafen in Tribunj.<br />

Leerer Strand von Primošten.<br />

Eine Saison wie diese<br />

Die Donau, zweitgrößter Fluss Europas, offenbarte uns rückführend<br />

auf die Corona-Situation, eine für Bootsfahrer auch im Geiste ganz<br />

besondere Reiselandschaft entlang des Stromes.<br />

Text C. M. VOGT | Fotos T. KOMLEITNER<br />

Da durch diese bedauerliche<br />

Situation die Schifffahrt völlig<br />

zum Erliegen gekommen ist,<br />

und zwar sowohl die Frachtschifffahrt<br />

als auch ganz besonders die<br />

Personenschifffahrt, waren Sportbootfahrer<br />

nach dem Beginn des<br />

Lockdowns Anfang April praktisch<br />

lahmgelegt. Durch die Pandemie<br />

wurden sämtliche Vereine und<br />

Organisationen gezwungen, ihre<br />

Abläufe in der Ausbildung und<br />

beim Zusammentreffen der Mit ­<br />

glieder anzupassen.<br />

Nach der Lockerung Anfang Mai<br />

hatte der MSVÖ gemeinsam mit den<br />

Landesverbänden entsprechende<br />

Richtlinien in Anlehnung an die Verordnungen<br />

in empfohlener Weise erarbeitet<br />

und an die Mitgliedervereine<br />

weitergegeben. Daher hat sich nach<br />

Rückgang des Lockdowns die Situa ­<br />

tion zwar ganz leicht erholt, trotzdem<br />

waren durch Covid-19-Maßnahmen<br />

nur vereinzelt Sport ­<br />

bootfahrer auf dem Wasser zu sehen.<br />

Aufgrund der Grenzsperren wurden<br />

speziell Wasserwanderer von<br />

größeren Törns abgehalten. Die ungewisse<br />

Situation und die geltenden<br />

Einschränkungen förderten die Reiselust<br />

– mit Ausnahme der im eigenen<br />

Land – nicht. Darunter litten<br />

auch die heimischen Yachtclubs.<br />

Aufgrund der derzeit wieder stark<br />

steigenden Coronazahlen werden<br />

in der langsam zu Ende gehenden<br />

Saison vermutlich viele Sportbootfahrer<br />

die Saison vorzeitig beenden,<br />

obwohl bei der Ausübung des Sports<br />

(auf dem Wasser) die Infektionsgefahr<br />

sehr gering ist. Nicht jedoch<br />

in den Häfen und Marinas, wo<br />

das Club leben bzw. die Clubfeiern<br />

nur – wenn überhaupt – unter sehr<br />

eingeschränkten Bedingungen stattfinden<br />

kann bzw. können.<br />

Ein Hoffnungsschimmer ist der<br />

Ausblick auf die Saison 2021, von der<br />

wir hoffen, dass das Ärgste überstanden<br />

sein möge und wieder ein normales<br />

Clubleben stattfinden kann.<br />

Keine Rushhour auf der Donau.<br />

6/<strong>2020</strong> 69


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News November/Dezember <strong>2020</strong><br />

Infinity in Ceuta.<br />

Bucht von Kotor mit ankernder Infinity.<br />

An der Algarve.<br />

YCA-MITGLIEDER AUS OÖ ERZÄHLEN<br />

Sailing around the world<br />

Kerstin und Martin haben ihre Jobs gekündigt, ihr Haus vermietet und segeln seit kurzem mit ihrem Katamaran<br />

um die Welt. Familie, Job und Haus zu verlassen ging für beide nicht von heute auf morgen. 2011 wurden sie bei<br />

einem Kroatien-Törn mit dem Segelvirus infiziert. Seither hieß es: Führerscheine machen, Segelerfahrung sammeln<br />

und das ideale Fahrtenschiff für eine Weltreise zu finden und zu finanzieren. Die Entscheidung ist auf einen<br />

Segelkatamaran Fountaine Pajot Lucia 40 – die Infinity – gefallen.<br />

Text und Fotos DR. KERSTIN UND MAG. MARTIN GIRETZLEHNER<br />

Aus dem Traum wurde Wirklichkeit,<br />

wie sie selbst erzählen:<br />

Im Mai 2018 haben wir<br />

die Infinity selbst von La Rochelle<br />

in Frankreich nach Trogir in Kro a ­<br />

tien überstellt. Das waren über<br />

2.700 Seemeilen im 4-Stunden-<br />

Wachrhythmus mit sechs mehrtägigen<br />

Zwischenstopps innerhalb<br />

von fünf Wochen.<br />

Die gesegelte Route führte über<br />

die Bis kaya, um die iberische Halbinsel<br />

durch Gibraltar über das Mittelmeer<br />

nach Sardinien und durch<br />

die Straße von Messina in die<br />

Adria bis nach Trogir. Begleitet<br />

wurde die Überstellung von guten<br />

achterlichen Winden im Atlantik<br />

und wenig Wind im Mittelmeer.<br />

Anfang <strong>2020</strong> war es dann soweit:<br />

Mit den letzten Vorbereitungen<br />

und nach zähen Arbeitswochen<br />

wurde der Liegeplatz von Trogir<br />

nach Split verlegt. Von dort starteten<br />

wir im Juni nach Montenegro<br />

in die Bucht von Kotor und weiter<br />

nach Bar. In Albanien ist man auf<br />

laute Stadt- und schmutzige Industriehäfen<br />

angewiesen, da nur ganz<br />

wenige Buchten brauchbar sind<br />

und nur eine einzige Marina existiert.<br />

Aber all das wird mit der<br />

Herzlichkeit der Bewohner wettgemacht.<br />

Nach etlichen Wochen starteten<br />

wir Anfang Juli Richtung Spanien<br />

nach Melilla. Das waren über 1.650<br />

Seemeilen und fast 14 Tage durchgehend<br />

auf See. Durch die Straße<br />

von Gibraltar ging es dann weiter<br />

zu den Kanaren.<br />

In Las Palmas warten wir nun auf<br />

ein heimatliches Paket und machen<br />

die Infinity fit für den weiteren<br />

Atlantik-Törn. Auch wollen wir hier<br />

erstmals unseren Tauchkompressor<br />

Der Kapitän und<br />

Ihre Admiralität.<br />

70 6/<strong>2020</strong>


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

GENERALSEKRETARIAT<br />

Estermannstraße 6, 4020 Linz<br />

+43(0)732 781086, office@yca.at<br />

www.yca.at<br />

COMMODORE<br />

Christian Schifter<br />

+43(0)664 5315353<br />

cschifter@yca.at<br />

Martin mit Affe in Gibraltar.<br />

CREW WIEN, NÖ, BURGENLAND<br />

Crew-Commander<br />

Günther Holzinger<br />

+43(0)664 2108020<br />

guenther.holzinger@yca.at<br />

CREW SALZBURG<br />

Crew-Commander<br />

Hubert Kraft<br />

+43(0)664 9645011<br />

hubert.kraft@yca.at<br />

Wartungsarbeiten an der Infinity.<br />

anwerfen und vielleicht fangen<br />

wir ja auch endlich unseren ersten<br />

Fisch. In puncto Reiseplanung bleiben<br />

wir genauso flexibel wie bisher<br />

– Corona-bedingt. Ziel ist, den<br />

großen Teich Richtung Karibik<br />

im November oder Dezem ber zu<br />

überqueren – aber nicht um jeden<br />

„Quarantäne-Preis“.<br />

Die erste Heimatflagge ist in ­<br />

zwischen verschlissen. Kein Wunder<br />

nach 3.000 Seemeilen seit<br />

März. Der Austausch mit anderen<br />

Crews und Zuspruch von Freunden<br />

und Verwandten war und ist<br />

sehr hilfreich. Diesen brauchten<br />

wir manchmal dringend, denn<br />

neben den laufenden Wartungen<br />

musste bereits ausgetauscht<br />

werden: Windgeber, Duschpumpensensor,<br />

Speedlog, Sikaflex bei<br />

Luken, Befestigungen für die Schattenspender<br />

am Salon, Motorelektronik,<br />

Davit leinen, Solarpaneele,<br />

Seewasserpumpen-Simmeringe,<br />

Watermaker-Rückspülleitung,<br />

Luken-Scharnier, Fluchtluken,<br />

Anoden an Propellern, Überdruckventil<br />

am Wasserboiler, Dirkwalze<br />

am Masttop.<br />

Wir geben die Hoffnung nicht<br />

auf, auch die letzte Schwachstelle<br />

zu finden. Das deckt sich auch mit<br />

den Erfahrungen anderer Segler.<br />

Im Vergleich mit ihnen sind wir bis<br />

jetzt noch glimpflich davongekommen.<br />

Zum Start wurde zusätzlich<br />

eingebaut: Seewasser-Entsalzungsanlage,<br />

Gaswarner, Gas-Fernschalter<br />

und Trenntransformator.<br />

Es ist auch Zeit, danke zu sagen.<br />

Für die Unterstützung von zu Hause<br />

an meine Eltern Renate und<br />

Hans, an unseren Sohn Jonathan,<br />

an meine Schwester und Familie<br />

Daniela, Christoph, Hannah und<br />

Elias sowie Olivia mit Linda. Für<br />

das Lager an Rene und Karo, an die<br />

Mieter unseres Hauses Steffi und<br />

Benji, an alle unsere Freundinnen<br />

und Freunde sowie Verwandten<br />

und Nachbarn.<br />

Ganz besonderer Dank gilt auch<br />

den zahlreichen Kaffeekassen-Eingängen,<br />

die unseren Kaffee samt<br />

bescheidener Webpräsenz finanzieren.<br />

Wir freuen uns sehr über jede<br />

Spende. Ausführliche weitere Infos<br />

gibt es auf unserer Homepage:<br />

è www.sailing-infinity.net<br />

CREW OBERÖSTERREICH<br />

Crew-Commander,<br />

Generalsekretär<br />

Thomas Hickersberger<br />

+43(0)676 3067224<br />

thomas.hickersberger@yca.at<br />

CREW TIROL UND VORARLBERG<br />

Crew-Commander<br />

Johannes Lindig<br />

+43(0)660 5208136<br />

j.lindig@tsn.at<br />

CREW KÄRNTEN<br />

Crew-Commander<br />

Fritz Abl<br />

+43(0)664 2436871<br />

office@yca-crew-ktn.at<br />

www.yca-crew-ktn.at<br />

CREW STEIERMARK<br />

Crew-Commander<br />

Mike Hecker<br />

+43/(0)0676 6086035<br />

mike.hecker@yca.at<br />

CREW JUGEND<br />

Jugendbeauftragter<br />

Matthias Eckerstorfer<br />

+43(0)650 5583470<br />

matthias.eckerstorfer@gmail.com<br />

AUSBILDUNG<br />

YCA-Ausbildungsleiter<br />

Gottfried „Titzl“ Rieser<br />

+43(0)664 3706027<br />

gottfried.rieser@yca.at<br />

NAUTISCHES<br />

KOMPETENZ-ZENTRUM<br />

Wolfgang Hurch<br />

+43 (0)732 781086<br />

wolfgang.hurch@yca.at<br />

6/<strong>2020</strong> 71


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News November/Dezember <strong>2020</strong><br />

YCA-MITGLIEDER BERICHTEN<br />

Das Austrian Ocean<br />

Race Project<br />

Am 25. Juli <strong>2020</strong> überraschte uns Harald Neumayer, YCA-Ausbildungsleiter für Wien, Niederösterreich<br />

und Burgenland, mit einem ganz besonderen Segelabenteuer auf einem VO65-Racer.<br />

Text GABRIELE SKACEL | Fotos ROTINA MIHAI<br />

Genannt Sisi, 22,14 Meter<br />

lang, Masthöhe 28,4 Meter,<br />

mit drei Vorsegel für eine<br />

optimale Ausnützung der Windkraft,<br />

mit Carbon in den wichtigsten<br />

Bauteilen. Ausbildungsleiter<br />

Harald dazu: „Die Sisi ist mit zwölf<br />

Tonnen genauso schwer wie meine<br />

Jo Eh – nur doppelt so groß und<br />

mindestens fünfmal so schnell.“<br />

So konnten Harald, Rotina, Nina,<br />

Gabi und Franz an einem Schnuppertraining<br />

des Austrian Ocean<br />

Race Projects auf einer VO65 – ja,<br />

auf einem der Volvo Ocean Racer<br />

– teilnehmen. Teilnehmerin Gabi<br />

dazu: „ Dies stand immer schon<br />

auf meiner Liste für ,Things I want<br />

to do before I die“!<br />

Portopiccolo an der Nordadria<br />

erfreute sowohl die Stammcrew<br />

der Sisi als auch die 13 Azubis mit<br />

herrlichem Segelwetter. Vor dem<br />

Start erfolgte eine Einweisung an<br />

Bord mit Skipper Julian Kircher<br />

und Co-Skipperin Anna.<br />

Skipper Julian schwärmt für sein<br />

Lebensprojekt: „Eine Besonderheit<br />

stellt der um 45 Grad schwenk bare<br />

Kiel dar. Er ist 4,78 Meter lang,<br />

was in so manchem Hafenbecken<br />

schnell einmal zum Verhängnis<br />

werden könnte“.<br />

JEDE(R) an Bord hatte wesentliche<br />

Aufgaben zu erfüllen. Co-Skipperin<br />

Anna dazu: „Auf dem Schiff<br />

werden für jede Wende zumindest<br />

zehn Personen benötigt und man<br />

muss für jedes Manöver ungefähr<br />

30 Minuten Zeit berechnen.“ Eine<br />

Der YCA mit 13 Azubis<br />

durfte an Bord des<br />

österreichischen<br />

VO65-Racers Sisi in der<br />

oberen Adria Ocean-<br />

Race-Luft schnuppern.<br />

komplizierte Bord-Logistik, die uns<br />

Freizeit kapitänen natürlich nicht so<br />

geläufig ist!<br />

Gesegelt wurde dann zwischen<br />

Portopiccolo und Triest. Jedes<br />

Crewmitglied durfte am Steuer die<br />

Geschwindigkeit dieses beeindruckenden<br />

Segelschiffes spüren oder<br />

einfach die Sonne und den Wind<br />

genießen. Neugierige Motorboote<br />

wurden einfach abgehängt. Skipper<br />

Julian beantwortete geduldig und<br />

kompetent die Fragen der wissensbegierigen<br />

13 Trainees. Beim abschließenden<br />

gemeinsamen Aperol<br />

Spritz gab es nur strahlende Gesichter<br />

und ein noch tagelang anhaltendes<br />

Hochgefühl im Geiste.<br />

Wir wünschen dem gesamten<br />

VO65-Sisi-Team großartige Erfolge<br />

bei allen zukünftigen Regatta-<br />

Projekten!<br />

72 6/<strong>2020</strong>


YCA-APP-TIPP<br />

Nimmt dir viel<br />

Schreibarbeit ab<br />

Logbook-App für Skipper.<br />

Text WOLFGANG HURCH, YCA NAUTISCHES KOMPETENZ-ZENTRUM<br />

Logbook hilft dir als Skipper<br />

mit den täglichen Aufgaben<br />

des Logbuchführens fertig zu<br />

werden. Diese App registriert äußerst<br />

präzise und effizient fast alle<br />

notwendigen Parameter automatisch.<br />

Eine schnelle Bedienung und<br />

Automatisierung wurde äußerst<br />

benutzerfreundlich gestaltet.<br />

Mit Auto-Streckeneinträgen,<br />

Geocoding, Auto-Wetterdaten,<br />

Seemeilen-Statistik, Quick-Manöver-Einträgen,<br />

Standort-Teilen mit<br />

den Lieben zu Hause, vielfältige<br />

Exportmöglichkeiten, für iPhone/<br />

iPad ab iOS 13 oder höher. Ausgezeichnet<br />

ist auch das Preis-Leistungs-Verhältnis:<br />

€ 17,99.<br />

Tipp aus der Redaktion: Ein elektronisches<br />

Logbuch unterstützt deine<br />

analogen Aufzeichnungen, wird<br />

diese aber nie ersetzen können –<br />

oder übergibst du dein Tablet gerne<br />

den Hafenbehörden, wenn es beispielsweise<br />

zu einer Havarie gekommen<br />

ist?<br />

Detaillierte Informationen unter<br />

è www.logbook-app.com/de/<br />

Ausbildung und Clubabende November/Dezember <strong>2020</strong><br />

Aus- und Weiterbildung<br />

6. November Kärnten FB2-Modul 2, Weekendkurs<br />

6. November Steiermark FB2-Modul 2, Weekendkurs<br />

7. November Izola, 4 Tage FB4-Prüfungstörn A<br />

11. November Wien Schiffsführer Binnen 20 m<br />

Theorie-Prüfung<br />

11. November Izola, 4 Tage FB4-Prüfungstörn B<br />

20. November Ansfelden, Stockinger RYA Yachtmeister, Theorie-Vorbereitung<br />

20. November Ansfelden, Stockinger Elektrik auf Schiffen, Oliver Hrazdera<br />

21. November Kapverden, 15 Tage Segeln abseits des Massentourismus<br />

5. Dezember Ansfelden, Stockinger Pyrotechnik-Prüfung Kat. P2<br />

5. Dezember Ansfelden, Stockinger FB2-Theorie-Prüfung Oberösterreich<br />

12. Dezember Klagenfurt, J. Gästehaus FB2-Theorie-Prüfung Kärnten<br />

Kurzfristige Änderungen wegen Corona-Krise vorbehalten, siehe<br />

è www.vereinonline.yca.at<br />

Clubabende<br />

Gäste und Freunde sind immer herzlichst willkommen!<br />

10. November Wien 11. Pistauer Geschichte der Seekarte,<br />

Harald Melwisch<br />

11. November Innsbruck, St.Bartlmä 5 Irrfahrten des Odysseus 2<br />

12. November Graz, Brucknerstraße 30 Ab in die Karibik, Günter Kaineder<br />

19. November Salzburg/Anif Astronavigation, Gottfried Grabner<br />

24. November Linz-Dornach Volkshaus Plattensailing, Markus Blenk<br />

8. Dezember Linz, Bratwurstglöckerl Stammtisch Linz-Süd<br />

8. Dezember Wien 11, Pistauer Weihnachtsfeier<br />

10. Dezember Graz, Lucky’s Heuriger Weihnachtsfeier<br />

10. Dezember Salzburg/Anif Fastnet Race/Minitransat, Christian Kargl<br />

11. Dezember Innsbruck, St.Bartlmä 5 Jahres-Abschlussfeier<br />

è www.yca.at/vereinonline<br />

Crew Kärnten: Clubabende 14-tägig, siehe è www.yca-crew-ktn.at<br />

„Über die YCA-Crewbörse findest du deine Mitsegler –<br />

egal, ob für Urlaubs-, Überstellungs-, Meilen- oder Praxistörns.“<br />

è www.yca.at/nc/service/crewboerse/<br />

YCA-Services und -Leistungen<br />

Wir bauen laufend unser Netzwerk zu<br />

starken Partnern aus. Damit können<br />

wir unseren YCA-Mitgliedern attraktivste<br />

Konditionen in vielen Bereichen<br />

anbieten, siehe unsere Service/Vorteilspartner<br />

auf è www.yca.at<br />

Marinas: Sondertarif für Tages- bzw.<br />

Jahres-Liegeplätze. Italien: Marina Certosa<br />

(Venedig), Marina Aprilia Marittima<br />

(Lignano*). Kroatien: Marina Vrsar, Marina<br />

Funtana, Marina Punat, Marina Frapa<br />

in Rogoznica und Dubrovnik. Spanien:<br />

Marine Project Iberia (Barcelona).<br />

* mit der Agenzia Adrianautica und Agenzia Immobiliare-Nautica & Yachting San Marco<br />

Charter: Müller Yachtcharter, Phoenix<br />

Yachting, Offshore Boote (Kroa tien), Bav<br />

Adria Charter (Kroatien), My SeaTime<br />

Yachtcharter d.o.o. (Kroatien), Ionian<br />

Charter (Griechenland).<br />

Service: MEC-Energietechnik, SeaHelp,<br />

Seemannsladen.at, <strong>ocean7</strong>-Magazin.<br />

Versicherung: Pantaenius.<br />

YCA-Stützpunkte: Alle Marinas wie<br />

links angeführt + Ionian Charter.<br />

Interessierten Sponsoren und Partnern<br />

bieten wir gerne attraktivste Kooperationsformen<br />

und Möglichkeiten für<br />

Segeln zu Sonderkonditionen, z. B.<br />

mit dem YCA-Partner Ionian Charter.<br />

eine erfolgreiche Zusammenarbeit.<br />

Auf Ihre Anfragen und Vorschläge an<br />

unser Marketing-Team freuen wir uns<br />

bereits jetzt:<br />

è marketing@yca.at<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

6/<strong>2020</strong> 73


Sailing Poetry<br />

Peggy und Alma in Venezia<br />

Wir steuern Venedigs Marina Sant’Elena an, treffen die junge Alma, später Mahler-Werfel,<br />

im Caffè Florian und Peggy Guggenheim in ihrem Palazzo Venier dei Leoni.<br />

Nachtfahrt über den Golf von<br />

Triest; das Radar-Overlay am<br />

Kartenplotter zeigt Schiffe,<br />

die unseren Kurs kreuzen; vor einer<br />

Nachtfahrt die Lichterführung zu<br />

memorieren empfiehlt sich. Im<br />

Morgengrauen liegt Venedigs<br />

Leuchtturm querab, markant mit<br />

seinem Schachbrettmuster.<br />

Zurück also in Venezia, Marina<br />

Sant’Elena, im Zweijahres-Rhythmus<br />

zur Eröffnung der Kunstbiennale.<br />

An der Riva Schiavoni liegt ein halbes<br />

Dutzend Oligarchenboote; gehört<br />

zum guten Ton/zwecks Distinktion/hier<br />

zu den Previewtagen seine<br />

neueste Yacht vorzuführen, wo sie<br />

gesehen wird von der Kulturmeute<br />

Europas, nebenbei sich dem Bilderrausch<br />

hinzugeben und dem Rausch<br />

der Eröffnungspartys.<br />

Unter den Arkaden des Caffè<br />

Florian werden wir Zeugen eines<br />

kleinen Melodrams: Die hübsche<br />

18-jährige Alma aus Wien trifft Gustav<br />

Klimt, in den sie offenbar verliebt<br />

ist. Sie umarmen einander, Klimt<br />

geht schließlich. Im Tea-Room des<br />

Florian erzählt Alma dann die Geschichte<br />

ihrer ersten, so schönen wie<br />

unglücklichen Liebe: Der Stiefvater<br />

habe ihr den Umgang mit dem älteren<br />

Klimt verboten, der in andere<br />

Frauengeschichten verstrickt sei. In<br />

Genua hätten sie einander geküsst,<br />

sagt Alma, sie fühle sich ihm jetzt<br />

verlobt, im Faust lese sie Margaretens<br />

Lied „Meine Ruh’ ist hin, mein Herz<br />

ist schwer“ und jedes Wort fühle sie<br />

mit. Ich prophezeie ihr ein interessantes<br />

Leben: Du wirst bald Gustav<br />

Mahler heiraten, dann den Architekten<br />

Gropius und später mit dem<br />

Schriftsteller Franz Werfel ein Haus<br />

in Venedig haben. Wie leicht ist es,<br />

Prognosen zu erstellen, sofern sie<br />

die Vergangenheit betreffen. Alma<br />

ist getröstet und braucht jetzt ein<br />

Klavier, um zu komponieren.<br />

KARL MARX IN DEN GIARDINI<br />

Anderntags am Canal Grande im<br />

Palazzo Venier dei Leoni, vulgo Palazzo<br />

Guggenheim. Wir treffen auf<br />

Peggy, la ultima Dogaressa, wie man<br />

sie hier nennt, die still auf der Steinbank<br />

hin zum Canal Grande sitzt<br />

und aussieht wie eine ihrer Skulpturen,<br />

wenn auch nicht von Giacometti.<br />

Davor das Werk von Mario<br />

Marini, L’Angelo della Città: ein<br />

Pferd mit Reiter, der einen erigierten<br />

Penis zur Schau stellt. Diesen Penis,<br />

sagt Peggy, haben mir die Venezianer<br />

nie verziehen, vor allem, seit man erzählt,<br />

dass man ihn abschrauben<br />

kann und dass es verschiedene Größen<br />

davon gibt. An hohen Feiertagen<br />

entferne ich ihn allerdings aus Respekt<br />

vor den Nonnen, die zu Santa<br />

Maria della Salute gerudert werden.<br />

Wir fahren mit Peggy in ihrer<br />

Gondel, der letzten Privatgondel in<br />

Venedig, wie sie sagt, zu den Giardini.<br />

Im zentralen Pavillon wird gerade<br />

das „Kapital“ von Marx gelesen – als<br />

Performance. Höre mir das gern an,<br />

sagt Peggy; ist lustig, all die Oligarchen<br />

zu sehen, die mit ihren Yachten<br />

draußen an der Riva angelegt haben,<br />

um hier drinnen Karl Marx zu hören.<br />

Abends funkt uns Odysseus an.<br />

Kalypso habe ihm endlich erlaubt<br />

abzulegen von Ogygia/doch Penelope<br />

war nicht mehr da/in Ithaka. Das<br />

Warten ist ihr zu langweilig geworden,<br />

sie schreibt jetzt, hält Lesungen<br />

in den Küstenstädten Dalmatiens.<br />

Und Odysseus muss wieder in See<br />

stechen um nach ihr zu suchen. <br />

ALFRED ZELLINGER<br />

ist Schriftsteller und<br />

erlernte das Segeln in<br />

der O-Jolle des Vaters<br />

auf dem Traunsee. Dort<br />

segelt er heute einen<br />

30er-Schärenkreuzer,<br />

auf dem Meer eine 46er<br />

Grand Soleil.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

FOTO: ISABELLA GAUPMANN<br />

Stille Tage in Sant’Elena.<br />

Im nächsten Sailing Poetry, meine<br />

Damen und Herren, die Katawa liegt<br />

noch in Venedigs Marina Sant’Elena,<br />

treffen wir in Harrys Bar auf Hemingway.<br />

Und weil ich das gefragt<br />

wurde: Die Lokale, die ich hier nenne,<br />

existieren natürlich, ebenso die Häfen<br />

und Marinas mit ihren beschriebenen<br />

Merkmalen. Auch die biografischen<br />

Details der Künstler, denen ich hier<br />

begegne, sind historisch belegt. Fiktiv<br />

ist nur die Zeit, die es mir erlaubt,<br />

mit diesen Personen, deren Werke<br />

und Biografien ich kenne, launige<br />

Gespräche zu führen.<br />

74 6/<strong>2020</strong>


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