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Das Fräulein von Scuderi (Hoffmann)

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Cardillac stürzt nieder auf die Knie, küsst der <strong>Scuderi</strong> den Rock, die Hände,<br />

stöhnt, weint, schluchzt, springt auf und rennt wie unsinnig, Dinge<br />

umstürzend in toller Hast <strong>von</strong> dannen.<br />

<strong>Scuderi</strong> Um aller Heiligen willen, was widerfährt dem Menschen?!<br />

Maintenon Da haben wir's, <strong>Fräulein</strong>, Meister René ist in Euch unsterblich verliebt und<br />

beginnt nach bewährter Sitte und echter Galanterie Euer Herz zu bestürmen<br />

mit reichen Geschenken.<br />

Während der nächsten Sätze gehen sie ab. Licht weg, im Dunkeln aus dem<br />

Off ausklingen lassen.<br />

<strong>Scuderi</strong> Und doch, Frau Marquise, werde ich diesen Schmuck niemals tragen können.<br />

Mir graust vor dem Blute, das an dem funkelnden Geschmeide zu kleben<br />

scheint. – Und nun hat selbst Cardillacs Betragen, ich muss es gestehen, für<br />

mich etwas sonderbar Ängstliches und Unheimliches: Nicht erwehren kann<br />

ich mich einer dunklen Ahnung, dass hinter allem ein grauenvolles,<br />

entsetzliches Geheimnis verborgen liegt.<br />

Maintenon <strong>Das</strong> hieße doch wohl, die Skrupel zu weit zu treiben.<br />

<strong>Scuderi</strong> Ich frage Euch auf Ehre und Gewissen: Was würdet Ihr in meiner Lage tun?<br />

Maintenon Weit eher den Schmuck in die Seine werfen, als ihn jemals tragen.<br />

9. Szene – In der Goldschmiede.<br />

Meister Cardillac hat einen Alptraum.<br />

Meister René ist an seinem Arbeitsplatz eingeschlafen. Er träumt, schreit, stöhnt. Die Musik hört<br />

abrupt auf. Volles Licht auf Cardillac. Er setzt sich auf, trocknet den Schweiß <strong>von</strong> der Stirn,<br />

scheint hart berührt, kommt langsam zu sich.<br />

Cardillac Dunkle Gedanken ... geht, lasst mich!<br />

macht verscheuchende Bewegungen – im Selbstgespräch, beim Arbeiten oder<br />

Steine betrachtend<br />

Dämon Du musst es tun. Es ist das Schönste, was du je verfertigt hast.<br />

Cardillac Bloß um der schönen Arbeit willen suchte ich die besten Steine zusammen<br />

und arbeitete aus Freude daran fleißiger und sorgfältiger als jemals.<br />

Dämon Es ist das Schönste, was du je verfertigt hast.<br />

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