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Das Fräulein von Scuderi (Hoffmann)

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Madelon Nein, Christine. Er ist so gutmütig und milde. Er würde niemals so etwas tun.<br />

Wir lebten alle drei in inniger Liebe verbunden, glücklich und zufrieden. –<br />

Aber wo das <strong>Fräulein</strong> nur bleibt?<br />

Christine Sie ist schon so lange fort. Die halbe Nacht ist um.<br />

Haupthandlung – Im Gefängnis<br />

Olivier Glaubt mir, mein <strong>Fräulein</strong>, seit ich meinen Meister bei der schrecklichen Tat<br />

gesehen habe und er mich mit dem Kästchen zu euch schickte, trachtete ich<br />

nur noch danach, Euch zu begegnen, um Euch um Hilfe zu bitten. Ich war es<br />

auch, der Euch mit dem Zettel warnen wollte. Doch verhängnisvolle<br />

Umstände schienen es immer wieder zu vereiteln.<br />

<strong>Scuderi</strong> So gehört René Cardillac zu jener fürchterlichen Mordbande, die unsere gute<br />

Stadt so lange zur Räuberhöhle machte?<br />

Olivier Was sagt ihr, mein <strong>Fräulein</strong> – eine Bande? Nie hat es eine Bande gegeben.<br />

Cardillac allein war es, der mit verruchtem Sinn in der ganzen Stadt seine<br />

Schlachtopfer suchte und fand. <strong>Das</strong>s er allein es war, darin liegt die<br />

Schwierigkeit, dem Mörder auf die Spur zu kommen.<br />

Madelon<br />

Parallelhandlung – Im Hause der <strong>Scuderi</strong><br />

Hoffentlich ist dem <strong>Fräulein</strong> nichts geschehen.<br />

Christine Ja, Madelon. – Sei es nun, dass, Gott weiß, auf welche Weise gereizt, Olivier<br />

vom Zorn übermannt, seinen Wohltäter, deinen Vater, mörderisch anfiel:<br />

Doch welche teuflische Heuchelei gehört dazu, nach der Tat sich so zu<br />

betragen, wie es wirklich geschah?<br />

Madelon Olivier leugnete mit der größten Standhaftigkeit und seinem hellsten Freimut<br />

die Tat, derer man ihn beschuldigte. Und so ist es, liebe Christine. Glaub nur.<br />

Christine Wir sollten zu Bett gehen. <strong>Das</strong> arme <strong>Fräulein</strong>, wie kann man sie nur bis spät<br />

in die Nacht hinein bedrängen, sie nötigen, in diesen abscheulichen, finsteren<br />

Gemäuern zu verbleiben!<br />

Beide gehen ab.<br />

Haupthandlung – Im Gefängnis<br />

Olivier Doch ich werde vor dem Blutgericht schweigen. Ich will nicht, dass das<br />

ganze Elend der Vergangenheit noch jetzt tötend auf sie einbreche. Nein,<br />

mich wird die Geliebte beweinen als den unschuldig Gefallenen. Die Zeit<br />

wird ihren Schmerz lindern. Aber unüberwindlich würde der Jammer sein,<br />

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