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Osimertinib (Tagrisso ® )<br />
Erstlinie mit Osimertinib<br />
bei älterem Nie-Raucher<br />
In dem dargestellten Fall wurde bei einem 73-jährigen Patienten mit Lungenkarzinom und multiplen kleinen Hirnläsionen<br />
die gute Wirksamkeit von Osimertinib, auch auf die Hirnmetastasen, in der Erstlinientherapie bestätigt. Nunmehr<br />
18 Monate nach Erstdiagnose gibt es klinisch, in der Bildgebung und laut den Laborwerten keinen Hinweis auf<br />
Tumoraktivität. Der Patient wird rein ambulant mit der sehr gut verträglichen Substanz behandelt, die bei dem Patienten<br />
außer leichten Hautrötungen bei vorbestehender Hautsensibilität, keinerlei Nebenwirkungen ausgelöst hat.<br />
Eine Kasuistik von OA Dr. Elmar Brehm<br />
Erstvorstellung und Anamnese<br />
Ein 73-jähriger Nie-Raucher wurde im Januar<br />
2019 mit Verdacht auf eine transitorische<br />
ischämische Attacke (TIA) über die Notaufnahme<br />
des Kepleruniversitätsklinikums<br />
Linz auf der Klinik für Neurologie aufgenommen.<br />
Im Schädel-MRT wurden mehrere<br />
diffus verteilte supra- und infratentoriellen<br />
zerebrale Läsionen identifiziert, die<br />
hochsuspekt für sekundärblastomatöse Läsionen<br />
waren.<br />
Bei dem Patienten handelte es sich um einen<br />
pensionierten Bankangestellten, der ansons -<br />
ten keine relevanten Komorbiditäten aufwies<br />
und auch bezüglich der Lunge bis dato<br />
anamnestisch unauffällig war. Er wies lediglich<br />
– aufgrund der Hautnebenwirkungen<br />
einiger EGFR TKI erwähnenswert – aktinische<br />
Keratosen im Gesicht auf, die mittels<br />
Kryotherapie behandelt worden waren, bei<br />
allgemein bestehender Xerosis cutis.<br />
Abb. 1: PET-CT (2/2019) mit Primärtumor rechter<br />
Unterlappen und mediastinalem Lymphknotenbefall<br />
Diagnosestellung und molekulare<br />
Untersuchungen<br />
In einer Bronchoskopie (BRSK) mit endobronchialem<br />
Ultraschall (EBUS) und in Navigationstechnik<br />
wurden einzelne Zellen<br />
eines pulmonalen Adenokarzinoms (Unterlappen<br />
rechts) festgestellt. Die immunhistochemische<br />
Untersuchung ergab einen<br />
ALK-D5F3- und ROS1-negativen Befund.<br />
Für eine valide PD-L1-Evaluierung erwies<br />
sich die Tumorzellzahl als zu gering. Eine<br />
weitere molekulare Aufarbeitung mit Anreicherung<br />
der Tumorzellen durch Mikrodissektion<br />
war geplant, konnte aber<br />
schließlich aufgrund der zu geringen Tumormasse<br />
nicht durchgeführt werden. Mithilfe<br />
der Analyse der zellfreien DNA (cfD-<br />
NA) aus dem peripheren Blut wurde<br />
schließlich eine EGFR-Mutation (del19) detektiert.<br />
Durch diesen Nachweis konnte auf<br />
eine weitere Biopsie verzichtet werden.<br />
Erstlinientherapie mit Osimertinib<br />
Bei bestehender Diagnose eines Adenokarzinoms<br />
der Lunge im Stadium IVB (cT1<br />
N3 M1c), mit EGFR del19 wurde am 11. Februar<br />
2019 die Therapie mit Osimertinib<br />
begonnen. Aufgrund der ossären Metastasierung<br />
erhielt der Patient zudem Denosumab.<br />
Die Therapie wurde ausgezeichnet<br />
vertragen. Als minimale Nebenwirkung<br />
wurde lediglich eine sehr milde Dermatitis<br />
faciei bei vorbekannter aktinischer Keratose<br />
und Xerosis cutis beobachtet, die nicht<br />
behandelt werden musste. Ansonsten wurden<br />
keinerlei Therapienebenwirkungen<br />
beobachtet.<br />
Bereits nach zwei Monaten, im April 2019,<br />
zeigte sich im Verlauf eine deutliche Befundverbesserung<br />
im Vergleich zu der Voruntersuchung<br />
im Januar 2019 (Abb. 2). Die<br />
bekannten multiplen Filiae cerebri waren<br />
deutlich regredient. Die größte Läsion<br />
hochfrontal rechts war stark rückläufig und<br />
die weiteren multiplen diffusen Läsionen<br />
waren nahezu verschwunden.<br />
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG AT-3927; <strong>10</strong>/<strong>2020</strong> Fachkurzinformation siehe Seite 24 Abbildungen: Elmar Brehm Foto: Privat<br />
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