die CRN Certified Distributoren - Computer Reseller News
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<strong>CRN</strong>-Bericht<br />
»Viele Spezialdistributoren<br />
müssen ihre<br />
Kostenstrukturen überdenken,<br />
wenn sie<br />
wettbewerbsfähig<br />
bleiben wollen.«<br />
Gerhard Schulz,<br />
Geschäftsführer Ingram Micro<br />
sehe da keinen Value Add«, fügt er hinzu.<br />
Aber genau darauf wird es mehr denn je<br />
ankommen. Denn auch Peter Becker, Konzernbereichsleiter<br />
Distribution bei COS,<br />
hat eine »weitere Polarisierung Broadline<br />
versus Nischen-Disti« ausgemacht. Für ihn<br />
haben beide Positionen gute Zukunfts-<br />
Chancen. Jedoch »stuck-in-the-middle positioniert<br />
sich nicht«, ist er überzeugt. So<br />
kompromisslos will <strong>die</strong>s Karsten Hartmann,<br />
Geschäftsführer bei Devil, allerdings<br />
nicht sehen. »Das Modell Volumendistribution<br />
ist eine abstrakte Größe. Wir<br />
sind als Spezialdistributor gestartet und<br />
mit der Akzeptanz und dem eindeutigen<br />
Mandat der Kunden zum Vollsortimenter<br />
gewachsen«, führt er an. Schließlich<br />
schätze der Fachhandel Grossisten, <strong>die</strong> ein<br />
breites Sortiment mit allen Serviceleistungen<br />
aus einer Hand anbieten würden.<br />
»Das erleichtert <strong>die</strong> Beschaffungsprozesse<br />
und mindert den Verwaltungsaufwand.«<br />
Dagegen befürchtet Marcus Adä, dass gerade<br />
<strong>die</strong> kleineren und mittleren Volumendistributoren<br />
in Zukunft zu Problemfällen<br />
werden könnten: »Entweder in der<br />
Nische erfolgreich arbeiten oder sehr<br />
groß werden. Aber gibt es in Deutschland<br />
einen Distributor, der gerade groß wird<br />
oder sich international spürbar erweitert?«<br />
Denn <strong>die</strong> Schwierigkeit expan<strong>die</strong>ren<br />
zu können, beginne spätestens<br />
10<br />
Distribution Xtra • Oktober 2004<br />
beim Gang zur Bank. »Gehen Sie mal zu<br />
ihrer Hausbank und sagen, Sie möchten<br />
das Geschäft von 300 Millionen Euro auf<br />
eine Milliarde ausbauen. Der Bankberater<br />
lacht sie aus.«<br />
Liquiditätsmanagement wird zur<br />
Schlüsselaufgabe<br />
In der Tat wird es für <strong>die</strong> Volumendistributoren<br />
immer schwerer, Rücklagen zu<br />
bilden. Bei Handelsspannen von zwei oder<br />
drei Prozent, bei Nettomargen von unter<br />
einem Prozent braucht es ein ausgesprochen<br />
professionelles Kostenmanagement,<br />
um ein finanzielles Polster aufbauen zu<br />
können. Das aber ist – unabhängig ob Volumen-<br />
oder Spezial-Grossist – dringend<br />
nötig. Einen Grund dafür nennt COS-Manager<br />
Becker: »Die Finanzierung des Geschäfts<br />
mit den Fachhändlern und das geschäftliche<br />
Risiko ist immer mehr Aufgabe<br />
der Distribution. Den Weg zurück zur<br />
Teilrisikoabdeckung über <strong>die</strong> Kreditversicherer<br />
sehe ich nicht mehr. Deswegen: Liquiditätsmanagement<br />
ist <strong>die</strong> Schlüsselaufgabe<br />
schlechthin.« Wer da nicht einen<br />
ordentlichen Überschuss in der Jahresbilanz<br />
ausweisen kann, bleibt künftig auf<br />
der Strecke. Deshalb auch rückt PC Spezialist<br />
Roebers nicht von seiner These ab,<br />
dass es mittelfristig »nicht mehr als 20<br />
<strong>Distributoren</strong> von Bedeutung geben wird,<br />
von Exoten einmal abgesehen«.<br />
Unter dem Diktat des Kostendrucks<br />
stehen aber nicht nur <strong>die</strong> <strong>Distributoren</strong>,<br />
sondern auch <strong>die</strong> Hersteller und ganz besonders<br />
der Fachhandel. Erwin Leichter,<br />
Geschäftsführer bei Adiva, kann »nicht<br />
wirklich optimistisch« zur Situation am<br />
ITK-Markt sein. »Alle Teilnehmer an der<br />
Wertschöpfungskette leiden unter dem<br />
Preisverfall bei Hard- und Software. Andererseits<br />
springen Alternativen wie das Geschäft<br />
mit Mittelstandskunden nicht<br />
recht an.« Die Konsequenzen seien deshalb<br />
schon sichtbar: »Schon jetzt lagern<br />
viele unserer Lieferanten mit Blick auf <strong>die</strong><br />
Kosten angestammte Services und Aufgaben<br />
aus – so Telesales und Customer Care.«<br />
Nutznießer seien in vielen Fällen jene<br />
<strong>Distributoren</strong>, <strong>die</strong> über große Erfahrung<br />
in der Betreuung von Händlernetzen und<br />
deren Mittelstandskunden verfügen. Und<br />
nur <strong>die</strong> können einer Verlagerung von<br />
weiteren Aufgaben in <strong>die</strong> Distribution gerecht<br />
werden. »Mit der Übernahme einzelner<br />
Prozessbestandteile wird es dann<br />
nicht mehr getan sein«, fügt Leichter hinzu.<br />
Polarisierung zwischen Broadline<br />
und Spezialisten nimmt zu<br />
Genau <strong>die</strong>s erwartet auch Frank Garrelts,<br />
Vorstand Akcent <strong>Computer</strong>partner, von<br />
den Lieferanten seiner Mitgliedsbetriebe.<br />
»Die Schnittstelle zwischen Hersteller und<br />
Händler bekommt als Value Add Distributor<br />
eine immer größere Bedeutung.« Dabei<br />
sieht er in den künftigen Aufgaben der<br />
Grossisten weniger »klassische Dienstleistungen<br />
wie Finanzierungen«, sondern »Logistik<br />
schlechthin«. Als Grund für <strong>die</strong>se<br />
Feststellung verweist der Kooperationsmanager<br />
auf das Leistungsspektrum der<br />
»Bei den Broadlinern erwarte<br />
ich perfekte Logistik, bei den<br />
Spezialisten Know-how.«<br />
Jürgen Rakow,<br />
Geschäftsführer Adam Riesig/Yakumo<br />
»Der Onlinehandel ohne<br />
Service wird vom Endkunden<br />
und von Herstellern<br />
massiv genutzt.«<br />
Peter Becker, Konzernbereichsleiter<br />
Distribution COS AG<br />
Verbundgruppen. »Die Kooperationen engagieren<br />
sich für ihre Mitglieder in einer<br />
Vielzahl von Dienstleistungen. Dazu gehörten<br />
natürlich auch Zentralregulierung<br />
und Unterstützung bei Bankgesprächen<br />
und Basel II.« Wesentlicher seien alle Leistungen<br />
im Zusammenhang mit Value<br />
Add. Mehr noch, Garrelts kann sich für<br />
<strong>die</strong> Zukunft eine durchaus »umfangreichere<br />
und fruchtbarere Zusammenarbeit<br />
mit den <strong>Distributoren</strong> bei der Finanzierung<br />
von Projektgeschäften vorstellen.<br />
Nicht nur bei den großen Projekten, sondern<br />
auch bei kleineren Aufträgen«.<br />
Doch von <strong>die</strong>ser Unterstützung profitieren<br />
in Deutschland allenfalls acht bis<br />
zehn Prozent aller ITK-Händler. Nur <strong>die</strong>ser<br />
geringe Anteil ist in einer Verbundgruppe<br />
kooperiert. Alle anderen benötigen <strong>die</strong> Finanz<strong>die</strong>nstleistungen<br />
der Grossisten. Die<br />
<strong>Distributoren</strong> selber werden sich aber auf<br />
einschneidende Änderungen in ihrer<br />
Branche einstellen müssen. Denn neben<br />
der Broadline-Distribution wird es <strong>die</strong><br />
VADs geben, <strong>die</strong> sich immer wieder neue<br />
Nischen suchen müssen. Ob, wie manche<br />
Grossisten orakeln, <strong>die</strong> mittleren und kleinen<br />
Volumendistributoren in naher Zukunft<br />
vom Markt verschwinden werden,<br />
muss sich noch zeigen. Aber <strong>die</strong> Polarisierung<br />
Broadline auf der einen Seite und Nische<br />
auf der anderen Seite ist nicht mehr<br />
zu verhindern.