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Gutachten zu Baukosten und Energieeffizienz

Sowohl im Vorfeld als auch während der Arbeit der Baukostensenkungskommission sind verschiedene Studien veröffentlicht worden, die auf den kostensteigernden Einfluss von Energieeffizienzmaßnahmen hingewiesen und deren Wirtschaftlichkeit teilweise infrage gestellt haben. Neben diesen Studien hat die Baukostensenkungskommission auch eine zusätzliche Forschungsarbeit in Auftrag gegeben, mit der die Kosteneffekte von Energieeffizienzstandards mit denjenigen anderer Qualitätsstandards, wie bspw. Barrierearmut und höherer Schallschutz, verglichen wurden.

Sowohl im Vorfeld als auch während der Arbeit der Baukostensenkungskommission sind verschiedene Studien veröffentlicht worden, die auf den kostensteigernden Einfluss von Energieeffizienzmaßnahmen hingewiesen und deren Wirtschaftlichkeit teilweise infrage gestellt haben. Neben diesen Studien hat die Baukostensenkungskommission auch eine zusätzliche Forschungsarbeit in Auftrag gegeben, mit der die Kosteneffekte von Energieeffizienzstandards mit denjenigen anderer Qualitätsstandards, wie bspw. Barrierearmut und höherer Schallschutz, verglichen wurden.

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<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Mehrkosten (29 Prozent der Vollkosten) <strong>zu</strong> den nicht energiebedingten Kosten<br />

zeigt auf, dass bereits eine geringe Abweichung gegenüber der Planung bei<br />

den nicht energiebedingten Kosten im Verhältnis schwer wiegt. Eine Abweichung<br />

von nur 10 Prozent hat bezogen auf die energiebedingten Kosten einen<br />

Hebel von 24,4 Prozent. Als theoretisches Beispiel: Lässt sich bei den nicht<br />

energiebedingten Kostenbestandteilen eine Einsparung von 10 Prozent oder<br />

19,50 Euro/m² Wohnfläche erzielen <strong>und</strong> werden diese Einsparungen fälschlicherweise<br />

den energiebedingten Mehrkosten <strong>zu</strong>gerechnet, dann nivelliert sich<br />

dieser Anteil um 24,4 Prozent auf 60,50 Euro/m² Wohnfläche. Bei Kostensteigerungen<br />

wiegt dies in die andere Richtung. Für Neubauten ist ein ähnliches<br />

Vorgehen in einem größeren Studienkontext bisher nicht bekannt.<br />

Liegen die Kostenfeststellungen <strong>zu</strong> mehreren unterschiedlichen Bauvorhaben<br />

mit unterschiedlichen Energiestandards vor, so erscheint es nur bei sehr großer<br />

Fallzahl <strong>und</strong> Betrachtung sämtlicher relevanter Einflussfaktoren möglich,<br />

den Einfluss des <strong>Energieeffizienz</strong>standards auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> verlässlich<br />

<strong>zu</strong> kontrollieren. Ein Verfahren ist da<strong>zu</strong> bisher nicht entwickelt worden.<br />

Angesichts dieser Vorüberlegungen erscheint es mit vertretbarem Aufwand<br />

kaum möglich <strong>zu</strong> sein, den vorhandenen Einfluss des <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> über multivariate Analyseverfahren<br />

tatsächlich nach<strong>zu</strong>weisen.<br />

Für die Entwicklung solcher Analyseverfahren liefern die in Kapitel 2.1.2 dargestellten<br />

Studien vielfältige Ansatzpunkte. In Kapitel 3 wird geprüft, wie die<br />

bisher in verschiedenen empirischen Untersuchungen eingesetzten multivariaten<br />

Analysemodelle aufgebaut sind, wie solche Einflüsse abgeleitet werden<br />

können <strong>und</strong> wo auch Aussagegrenzen liegen.<br />

Die Höhe der <strong>Baukosten</strong>unterschiede für verschiedene <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

wird im Planungsprozess anhand von Kostenschät<strong>zu</strong>ngen <strong>und</strong> Kostenanschlägen<br />

berechnet <strong>und</strong> weiter konkretisiert, wenn die Mengengerüste für<br />

einzelne Bauteile ermittelt worden sind.<br />

Werden unterschiedliche <strong>Energieeffizienz</strong>standards für ein <strong>und</strong> dasselbe Gebäude<br />

geplant, so ergeben sich die jeweils anfallenden <strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> –<br />

nebenkosten in den relevanten Kostengruppen 300, 400 <strong>und</strong> 700 im Zusammenspiel<br />

von Maßnahmen an der Gebäudehülle <strong>und</strong> der vorgesehenen Anlagentechnik.<br />

Für höhere <strong>Energieeffizienz</strong>standards ergeben sich – ausgehend von den Mindestanforderungen<br />

der EnEV 2016 – höhere <strong>Baukosten</strong>, weil aufwändigere<br />

Dämmmaßnahmen an der Gebäudehülle notwendig sind (KG300). Bauteilbezogen<br />

steigen die Kosten mit Komponenten nachweislich an, die einen höheren<br />

Dämmstandard besitzen <strong>und</strong> einen geringeren Wärmedurchgangskoeffizienten<br />

(H’ T ) haben.<br />

Für höhere <strong>Energieeffizienz</strong>standards fallen bei der Planung, aber auch für den<br />

Nachweis des erreichten Standards höhere Baunebenkosten an (KG700).<br />

Bezogen auf die Anlagentechnik ergibt sich kein eindeutiger Zusammenhang<br />

<strong>zu</strong>m <strong>Energieeffizienz</strong>standard. Nicht der höhere <strong>Energieeffizienz</strong>standard determiniert<br />

die Kosten allein, sondern die verwendete Anlagentechnik insgesamt.<br />

Der Jahres-Primärenergiebedarf (Q P ) wird – neben dem Dämmstandard –<br />

maßgeblich von der Anlagentechnik <strong>und</strong> dem eingesetzten Energieträger mit<br />

beeinflusst. Der <strong>Energieeffizienz</strong>standard KfW 40 kann nicht mehr mit allen<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 29

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