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Gutachten zu Baukosten und Energieeffizienz

Sowohl im Vorfeld als auch während der Arbeit der Baukostensenkungskommission sind verschiedene Studien veröffentlicht worden, die auf den kostensteigernden Einfluss von Energieeffizienzmaßnahmen hingewiesen und deren Wirtschaftlichkeit teilweise infrage gestellt haben. Neben diesen Studien hat die Baukostensenkungskommission auch eine zusätzliche Forschungsarbeit in Auftrag gegeben, mit der die Kosteneffekte von Energieeffizienzstandards mit denjenigen anderer Qualitätsstandards, wie bspw. Barrierearmut und höherer Schallschutz, verglichen wurden.

Sowohl im Vorfeld als auch während der Arbeit der Baukostensenkungskommission sind verschiedene Studien veröffentlicht worden, die auf den kostensteigernden Einfluss von Energieeffizienzmaßnahmen hingewiesen und deren Wirtschaftlichkeit teilweise infrage gestellt haben. Neben diesen Studien hat die Baukostensenkungskommission auch eine zusätzliche Forschungsarbeit in Auftrag gegeben, mit der die Kosteneffekte von Energieeffizienzstandards mit denjenigen anderer Qualitätsstandards, wie bspw. Barrierearmut und höherer Schallschutz, verglichen wurden.

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<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

In der folgenden Tabelle sind die Bauwerkskosten der Kostengruppen 300 <strong>und</strong><br />

400 <strong>zu</strong>r besseren Übersicht als Median ausgewiesen. Die Kostenangaben beziehen<br />

sich auf das 1. Quartal 2016. Für den ab dem 1. Januar 2016 geltenden<br />

Mindeststandard nach EnEV (2016) belaufen sich die Kosten für das Typengebäude<br />

MFH auf 1.470 Euro/m² (Wohnfläche). Dem ist ein Endenergieverbrauch je<br />

m² Gebäudenutzfläche von 53 kWh/m²a <strong>zu</strong>geordnet. Der Endenergieverbrauch<br />

bewegt sich nach den Datengr<strong>und</strong>lagen der ARGE Kiel in einer Spanne von 36<br />

bis 83 kWh/m²a.<br />

Würde man das Typengebäude <strong>zu</strong> dem Kostenstand 1. Quartal 2016 nach den<br />

Vorschriften der Wärmeschutzverordnung 1995 errichten, dann würden sich<br />

die <strong>Baukosten</strong> auf lediglich 1.288 Euro/m² belaufen. Wird ein höherer als der<br />

Mindeststandard realisiert, so sind für den Effizienzhaus-Standard 40 um 17,1<br />

Prozent höhere <strong>Baukosten</strong> auf<strong>zu</strong>wenden; sie betragen 1.721 Euro/m² Wfl.<br />

Tabelle 13<br />

Darstellung der Bauwerkskosten (KG 300/400) <strong>und</strong> des Endenergieverbrauchs<br />

für Heizwärme <strong>und</strong> Warmwasserbereitung (Typengebäude ARGE Kiel)<br />

Energetische<br />

Standards im<br />

Neubau<br />

Bauwerkskosten je m²<br />

Wohnfläche<br />

Kostenindex<br />

KG 300-400<br />

Endenergieverbrauch<br />

je m² Gebäudenutzfläche<br />

Verbrauchsdifferenz<br />

[kWh/m²AN a]<br />

Median Median von/ Median /bis Median<br />

WSchV 1995 1.288 €/m² Wfl. 87,6 75/ 113 /134 kWh/m² AN a 60<br />

EnEV 2014 1.377 €/m² Wfl. 93,7 45/ 67 /98 kWh/m² AN a 14<br />

EnEV ab 2016 1.470 €/m² Wfl. 100,0 36/ 53 /83 kWh/m² AN a 0<br />

EffH 55 1.614 €/m² Wfl. 109,8 29/ 40 /67 kWh/m² AN a -13<br />

EffH 40 1.721 €/m² Wfl. 117,1 25/ 36 /58 kWh/m² AN a -17<br />

Quelle: Neitzel/Walberg 2016, S. 42. Berechnungen der ARGE Kiel. Be<strong>zu</strong>g: Typengebäude MFH in seiner<br />

Gr<strong>und</strong>variante, Kostenstand: 1. Quartal 2016, B<strong>und</strong>esdurchschnitt, je m² Wohnfläche, inkl. Mehrwertsteuer<br />

(Bruttokosten).<br />

Der Vergleich der <strong>Baukosten</strong> für das Typengebäude MFH nach der Wärmeschutzverordnung<br />

von 1995 (WSchV 1995) <strong>und</strong> EnEV 2014 zeigt aber, dass mit höheren<br />

Bauwerkskosten von 6,9 Prozent (1.288 auf 1.377 Euro/m² Wfl.) eine Einsparung<br />

des Endenergieverbrauchs um 46 kWh/m²AN a oder 40,7 Prozent<br />

erreicht werden konnte. Der Grenznutzen eines <strong>zu</strong>sätzlich investierten Euro,<br />

mit dem eine Reduzierung des Endenergieverbrauchs erreicht werden soll,<br />

nimmt kontinuierlich ab. D.h. es wird immer teurer, eine <strong>zu</strong>sätzliche Kilowattst<strong>und</strong>e<br />

Endenergie ein<strong>zu</strong>sparen.<br />

Um ausgehend vom EnEV 2016-Standard auf den EffH 40-Standard <strong>zu</strong> gelangen,<br />

sind 251 Euro/m² Wfl. Bauwerkskosten <strong>zu</strong>sätzlich notwendig. Damit können<br />

im Durchschnitt weitere 17 kWh/m²AN a Endenergieverbrauch eingespart<br />

werden. Dabei belaufen sich die durchschnittlichen Bauwerkskosten je eingesparter<br />

kWh/m²AN a Endenergieverbrauch auf 14,76 Euro/m². Die Verringerung<br />

des Endenergieverbrauchs im Vergleich der Standards der Wärmeschutzverordnung<br />

von 1995 <strong>zu</strong> EnEV 2014 hat dagegen nur 1,93 Euro/m² höhere<br />

Bauwerkskosten gekostet. 7,6 Mal weniger als jetzt noch den Standard auf das<br />

EffH 40 <strong>zu</strong> verringern.<br />

Eine Verringerung des Endenergieverbrauchs<br />

auf EffH 40 ist mit<br />

hohen <strong>zu</strong>sätzlichen Bauwerkskosten<br />

verb<strong>und</strong>en<br />

Im Vergleich der verschiedenen energetischen Standards wird deutlich, dass<br />

bei der EnEV ab 2016 das Kriterium der Wirtschaftlichkeit (Amortisationszeit<br />

von weniger als 20 Jahren) nicht mehr gegeben ist. Als gerade noch wirtschaftlich<br />

vertretbar kann der Standard nach EnEV 2014 angesehen werden, insbe-<br />

EnEV 2016 <strong>und</strong> ambitioniertere<br />

Standards nicht mehr wirtschaftlich<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 33

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