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Wirtschaft in Sachsen Sommer 2020

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WIRTSCHAFT IN SACHSEN | PERSONAL &FÜHRUNG<br />

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So gel<strong>in</strong>gt Führung aus der Distanz<br />

Der Arbeitspsychologe Dr. Hannes Zacher sagt, was Chefs aus der Krise lernen können.<br />

?<br />

Herr Zacher,imCorona-<br />

Lockdownmussten viele<br />

Arbeitgeber ihre Mitarbeiter<br />

unvorbereitet <strong>in</strong>s Homeofficeschicken.<br />

Wie istdas Experiment gelaufen?<br />

Es war e<strong>in</strong>e Ausnahme-Situation und lässt<br />

sich nicht e<strong>in</strong>s zu e<strong>in</strong>s auf e<strong>in</strong>ennormalen<br />

Alltag übertragen. Erst mal empfiehlt die<br />

Forschung, Homeoffice nicht mit K<strong>in</strong>derbetreuung<br />

zu komb<strong>in</strong>ieren. Außerdem<br />

sollten maximal zwei bis drei Tage von zu<br />

Hause aus gearbeitet werden und die restliche<br />

Woche aus Präsenz-Zeiten bestehen:<br />

Dann s<strong>in</strong>ddie Zufriedenheit undProduktivitätamhöchsten.<br />

Da müssenwir langfristigauchwieder<br />

h<strong>in</strong>.<br />

?<br />

Es gibtaberauch Arbeitnehmer,<br />

die beidiesem Arbeitsmodell ihre<br />

Arbeitschleifen lassen.<br />

Homeoffice ist schwieriger für Leute, die<br />

Probleme mit der Selbstmotivation haben<br />

und klare Vorgaben brauchen. Wenn der<br />

Chef dann nicht vor e<strong>in</strong>em steht, haben<br />

sie eher e<strong>in</strong> Problem, sich zumotivieren.<br />

Problematisch ist es auch für Mitarbeiter,<br />

dieviel sozialen Kontaktbrauchen.<br />

?<br />

Können Arbeitgeber solche<br />

Personen künftig von der Arbeit<br />

im Homeofficeausschließen?<br />

Es ist absolut okay, zu sagen, manche Personen<br />

dürfen imHomeoffice bleiben, andere<br />

sollen zurückkommen oder man<br />

wechselt sich ab. Aber die Frage istimmer,<br />

wie das erklärt wird: Also, obese<strong>in</strong>e prozedurale<br />

Gerechtigkeit gibt und klare Kriterien,<br />

wie der Prozess abläuft. Als Führungskraft<br />

sollte man auf die verschiedenen<br />

Motivationen, zu Hause bleiben zu<br />

wollen, möglichst verständnisvoll reagieren<br />

und erst mal zuhören. Aber irgend-<br />

Dr. Hannes Zacher ist Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie ander Universität Leipzig.<br />

In jeder Herausforderung<br />

steckt e<strong>in</strong>e Chance:<br />

Wir f<strong>in</strong>den sie.<br />

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Foto: AnjaJungnickel<br />

wann istesnotwendig,Entscheidungen<br />

zu treffen und um das Team zusammenzuhalten,<br />

darauf zu drängen, dass<br />

es bald wieder Präsenztreffen gibt.<br />

?<br />

Herausforderungen brachte<br />

nicht nur dasHomeoffice. Wie<br />

s<strong>in</strong>d Führungskräftedamit<br />

umgegangen?<br />

Die meisten Führungskräfte waren unvorbereitet,<br />

wie man <strong>in</strong>Krisenzeiten effektiv<br />

führt. Zum e<strong>in</strong>en weil es sehr<br />

schnell g<strong>in</strong>g, zum anderen fehlte es<br />

vielfach anWissen und Kompetenzen<br />

zum virtuellen Arbeiten. Das muss jetzt<br />

aufgearbeitet werden und gezielt überlegt<br />

werden, wie bestimmte D<strong>in</strong>ge wie<br />

E-Leadership und virtuelle Führung<br />

noch stärkerbetont werden können.<br />

?<br />

WasmüssenFührungskräfte<br />

verbessern,umkünftig<br />

auchimE-Leadershipzu<br />

überzeugen?<br />

Bestimmte D<strong>in</strong>ge, wie Ängste oder Unsicherheiten<br />

müssen explizit angesprochen<br />

werden. Aber gerade vor der psychologischen<br />

Seite scheuen sich viele<br />

Vorgesetzte. Diese Kommunikation<br />

muss weitertra<strong>in</strong>iert werden.Außerdem<br />

müssen weiterh<strong>in</strong> technische Schulun-<br />

gen gemacht werden, um die neuen<br />

Kommunikationswegebesserzunutzen.<br />

Da gab es zwar bei vielen e<strong>in</strong>e steile<br />

Lernkurve, aber me<strong>in</strong> Gefühl ist, dass es<br />

noch effektivergenutztwerdenkönnte.<br />

?<br />

Worauf hättenFührungskräfte<br />

<strong>in</strong> den letzten Wochen ihren<br />

Fokuslegen sollen?<br />

Mitarbeiter hätten <strong>in</strong> der Krise besser<br />

abgeholtwerden müssen,umUnsicherheiten<br />

zu nehmen, oder sie <strong>in</strong> strategische<br />

Fragen mite<strong>in</strong>zubeziehen. Wie<br />

geht es jetzt weiter und wie passen wir<br />

unsder Krisean? Also dieKrise thematisieren<br />

und geme<strong>in</strong>sam überlegen, wie<br />

kommenwir da am bestendurch. Doch<br />

für viele Führungskräfte stand nur die<br />

akute Bedrohung imVordergrund und<br />

wenigerdie Frage:Ist die Krise vielleicht<br />

auch e<strong>in</strong>e Herausforderung, aus der wir<br />

wasPositives mitnehmenkönnen?<br />

?<br />

Wie solltediese<br />

Kommunikation ausfallen?<br />

Reicht e<strong>in</strong>eE-Mailandie ganze<br />

Belegschaftoderist e<strong>in</strong> persönlicher<br />

Anruf unverzichtbar?<br />

Je persönlicher, desto besser. Esmuss<br />

nicht jeden Tag se<strong>in</strong>, aber es bietet sich<br />

generell an, das Team allgeme<strong>in</strong> anzusprechen<br />

und bei jedem e<strong>in</strong>zuchecken.<br />

Besser als e<strong>in</strong>e E-Mail s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> persönlicher<br />

Anruf oder e<strong>in</strong> persönliches Gespräch.<br />

?<br />

Nehmenese<strong>in</strong>em die<br />

Mitarbeiter ab,wennbishermit<br />

der Unternehmenssituation<br />

<strong>in</strong>transparent umgegangen wurde<br />

und sicherst durchdie Krise die<br />

Kommunikation ändert?<br />

Es ist nicht so authentisch, wenn sich<br />

der Führungsstil auf e<strong>in</strong>mal verändert.<br />

Aber ich denke, dass man die Krise nutzen<br />

kann, umse<strong>in</strong>en Führungsstil zu<br />

verbessern. Esmuss ja nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

von e<strong>in</strong>em auf den nächsten Tag passieren.<br />

Gerade jetzt setzt bei vielen Menschen<br />

die Überlegung e<strong>in</strong>, was im Arbeitsleben,<br />

aber auch im Privatleben<br />

wirklich wichtig ist. Ich denke, das hat<br />

auch dazu geführt, dass bei Führungskräften<br />

e<strong>in</strong> Umdenken stattgefunden<br />

hat, h<strong>in</strong> zu der Frage, was es bedeutet,<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

?<br />

Wasgiltes, alsChef<strong>in</strong><br />

den nächsten Wochen<br />

vorzuleben?<br />

E<strong>in</strong> Modell, zwischen Homeoffice und<br />

Präsenz. Gerade Vorgesetzte müssen<br />

diese hybride Kompetenz vorleben: Also,<br />

dass man e<strong>in</strong>igeTageimHomeoffice<br />

se<strong>in</strong> kann und trotz des H<strong>in</strong>- und Herwechselns,<br />

den Anschlussnicht verliert.<br />

Führen muss auch aus der Distanz gel<strong>in</strong>gen.<br />

Damit geht auch der Wechsel<br />

zur Vertrauensarbeit e<strong>in</strong>her, die viel<br />

motivierender ist, als das bisherige Modell,das<br />

auf Kontrolle beruht.Imbesten<br />

Fall wird so mehr und motivierter gearbeitet.<br />

Gespräch: Marv<strong>in</strong> Graewert<br />

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ZurPerson<br />

DerPsychologe Dr.Hannes Zacher ist seit 2016 Professor fürArbeits-und<br />

Organisationspsychologieander UniversitätLeipzig.Besonders kritischsieht<br />

er es, dass Eltern <strong>in</strong> den letztenWochen vonZuHauseihreArbeit, K<strong>in</strong>derbetreuungund<br />

-beschulung untere<strong>in</strong>en Hut br<strong>in</strong>genmussten.<br />

Wenn Zacher sich nicht gerade mit dem ThemaHomeoffice beschäftigt,<br />

forschtder 41-Jährige zumAltern im Arbeitskontext undder beruflichen<br />

Entwicklung.<br />

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