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Wirtschaft in Sachsen Sommer 2020

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WIRTSCHAFT IN SACHSEN | ENTSCHEIDER &KARRIERE<br />

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02<br />

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Mit dem<br />

Saurier<br />

auf Kurs<br />

Es brodelt. Das gilt nicht nur für<br />

denurzeitlichenVulkan im Saurierpark<br />

Kle<strong>in</strong>welka, sondern auch für<br />

die Gefühlslage von Volker Bartko. Er<br />

führt die Geschäfte der Beteiligungs- und<br />

Betriebsgesellschaft Bautzen (BBB), die unter<br />

anderem den Saurierpark betreibt. Am 20. Mai durfte<br />

dieFreizeitattraktion wiederöffnen. AngutenTagen liegen seitdem<br />

die Besucherzahlen wieder über dem Durchschnitt, berichtet Bartko.<br />

Alle<strong>in</strong> am Pf<strong>in</strong>gstmontag hätten Tausende Gäste bis zudrei Stunden<br />

Wartezeit<strong>in</strong>Kauf genommen. Doch dieE<strong>in</strong>nahmen seitder Wiedereröffnung<br />

hätten die Verluste von e<strong>in</strong>er Dreiviertel Million Euro seit<br />

März noch nicht wettgemacht. Er schiebt die E<strong>in</strong>bußen nicht auf Corona<br />

selbst. Sondern auf die Maßnahmen zur E<strong>in</strong>dämmung des Virus.<br />

„In unserem ganzen Konzern hatten wir ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Infektion“, betont<br />

er. Zum stadteigenen Konzern mit rund 200 Mitarbeitern gehören<br />

außer dem Saurierpark unter anderem die Energie- und Wasserwerke<br />

Bautzen, die Tourist-Information und die Stadtre<strong>in</strong>igung. Für<br />

die Zukunft macht sich Bartko Sorgen, weil viele Menschen durch die<br />

Corona-Krise ihre Arbeit verlieren oder <strong>in</strong> Kurzarbeit geschickt würden.<br />

Sie müssten mehr als bisher überlegen, wofür sie ihr Geld<br />

ausgeben.<br />

Wo geht es h<strong>in</strong> für den Saurierpark Kle<strong>in</strong>welka? Das beliebte Ausflugsziel ist wieder gut besucht, doch die Verluste wiegen schwer.<br />

Fotos:Steffem Unger<br />

Die Chance <strong>in</strong>der Krise<br />

Vier Unternehmer aus <strong>Sachsen</strong> erzählen, wie sie die E<strong>in</strong>schnitte durch Corona erlebt<br />

haben und was sie von der Zukunft erwarten.<br />

Metallexperte<br />

sieht Chancen<br />

Shopp<strong>in</strong>gtour<br />

für den Schutz<br />

„Bis Ostern hatten wir volle Auftragsbücher, die wir abarbeiten<br />

konnten. Danach brach die Nachfrage abrupt e<strong>in</strong>“,<br />

sagt der Geschäftsführer der SPS Schiekel Präzisionsgeräte<br />

GmbH<strong>in</strong>Dohna.Das Unternehmen hatsich auf dieHerstellungvon<br />

Fräs- undDrehteilen aus Edelstahlspezialisiert. Nach<br />

Ostern mussteesSoforthilfenbeantragen, diekurzfristig genehmigt<br />

wurden. Schiekel weiter: „Seit Mai s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> Kurzarbeit, habenaber<br />

alle Beschäftigten an Bord. Im Moment zeigt sich stärker als<strong>in</strong><br />

Zeiten,dader Betriebrundumdie Uhrander Kapazitätsgrenze rollt,wodie Säge<br />

klemmt. Diese gehenwir nunkonsequent an.Sehr erfreulich f<strong>in</strong>deich, dass man<strong>in</strong>solchen Notlagen<br />

se<strong>in</strong>e Mitarbeiter genauer kennenlernt. Wir s<strong>in</strong>d überzeugt, jede Krise birgt auch Chancen.“<br />

Schiekel schaut sich bereits nach neuen Märkten für se<strong>in</strong>e Edelstahlprodukte um. Längst<br />

gibtesSignale, dass deutsche undeuropäischeFirmen wiederProduktionskapazitäten aus Asien<br />

zurückholen wollen, um künftig weniger abhängig von den Folgen der Globalisierung zuse<strong>in</strong>.<br />

Solche „Heimkehrer“ gibt es zum Beispiel <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong>technik und imChemieanlagenbau.<br />

„Ich b<strong>in</strong> alsooptimistischfür dieZukunft“, sagtder Firmenlenker.<br />

Foto:Norbert Millauer<br />

Mitte März machte e<strong>in</strong> Video e<strong>in</strong>es Görlitzer Kl<strong>in</strong>ikarztes<br />

die Runde. Er erklärt, wie man mit e<strong>in</strong>fachen Mitteln<br />

e<strong>in</strong> Gesichtsvisier herstellt. Etwa zur gleichen Zeit<br />

wurde bekannt, dass auch die Baumärkte schließen. Am<br />

Sonnabend davor setzten sich der Görlitzer Orthopädiemechaniker<br />

Henn<strong>in</strong>g Sche<strong>in</strong>pflug und se<strong>in</strong>e Familie <strong>in</strong>s Auto<br />

undklapperte Märkte von Görlitz bis Leipzigab. „Me<strong>in</strong> erster Gedanke<br />

war, wie kommen wir an genügend Schutzausrüstung, wenn<br />

die Geschäftezus<strong>in</strong>d?“ Er gehörte zu denersten,die Visiere, Plexiglasaufsteller<br />

und Masken anboten. Dabei hatte ermit Infektionsschutz bisher nichts zu tun. Er ist Gründer<br />

der Sche<strong>in</strong>pflug-Gesundheitsdienste, die Pflegebedürftige mit Orthopädie- und Rehatechnik versorgen.<br />

Heute hat Sche<strong>in</strong>pflug 40 Mitarbeiter. „Es waren verrückte Wochen und auch sehr unsichere.“<br />

Manche Arbeitsbereiche fielen schnell weg, die Arbeit an der Schutzausrüstung konnte<br />

das nicht ausgleichen. Und so war auch Kurzarbeit Thema. „Ke<strong>in</strong>er wusste für wie lange, wie es<br />

sich entwickelt. Ich b<strong>in</strong> sehr dankbar, dass unsere Mitarbeiter all das mit getragen haben.“ Jetzt<br />

im Juli geht es zumNormalbetriebzurück. SchutzausrüstungbleibtaberThema.. Foto:André Schulze<br />

Holz<strong>in</strong>dustrie<br />

voll ausgelastet<br />

Rekord bei<br />

Feralpi<br />

„Wir als Industrie- und Exportverpacker s<strong>in</strong>d relativ gut<br />

durch die Corona-Krise gekommen“, sagt Mike Auris, Vertriebsleiter<br />

der Holz<strong>in</strong>dustrie Dresden mit Sitz <strong>in</strong> Heidenau.<br />

Doch Kurzarbeit über e<strong>in</strong> paar Wochen ließ sich nicht<br />

vermeiden. Es gab imApril und Mai weniger Bestellungen<br />

von diversen Holzpackmitteln undTransportkisten. Auch im BereichMasch<strong>in</strong>en-<br />

und Anlagenbau waren weniger Transportleistungen<br />

gefragt. „Stand heute s<strong>in</strong>d wir zu 100 Prozent ausgelastet. Ob die<br />

Corona-Krise schon gänzlich vorbei ist oder e<strong>in</strong>e zweite Welle kommt, oder sich<br />

Corona <strong>in</strong> Asien oder Afrika oder Amerikaweiterausbreitet,wissen wir leider nicht. Bis zum Jahresendegehen<br />

wir vone<strong>in</strong>er stabilen Auftragslageaus“,sagtAuris weiter. Was2021 br<strong>in</strong>gt,wisse<br />

man aberebennoch nicht. DasJahr2021sei e<strong>in</strong>e Wundertüte,wie der Vertriebsleiter auf Anfrage<br />

von <strong>Wirtschaft</strong><strong>in</strong><strong>Sachsen</strong> sagt.„Ich denke, dass sichbis spätestensOktober/Novemberdieses<br />

Jahrese<strong>in</strong> Trend für2021abzeichnen wird. Wirhoffennatürlich,dass der weltweite Handelsich<br />

bald wieder normalisiert und die sächsischen Masch<strong>in</strong>en- und Anlagenbauer weiter erfolgreich<br />

exportieren können.“<br />

Foto:HID<br />

Erst Anfangdes Jahreshat ChristianDohrdas Chefbüro<br />

im Riesaer Stahlwerk Feralpi bezogen. Viel Zeit zurE<strong>in</strong>arbeitung<br />

blieb ihm nicht. Der 14-tägige Besuch im Mutterwerk<br />

<strong>in</strong> Italien, derfunktionierte noch.Ebenso die Reise<br />

nach Asien, wo sich Dohr neue Anlagentypenanschaute.<br />

Die geplanten Besuche <strong>in</strong> Tschechien und Ungarn mussten<br />

dann schon ausfallen. Über mangelnde Arbeit konnte sich der<br />

neue Werksleiter dennoch nicht beklagen. „Wir haben ke<strong>in</strong>e Stillstände<br />

hier“, sagte erschon imApril, als die Krise richtig Fahrt aufnahm. „Wir<br />

s<strong>in</strong>d weiter fokussiert auf die Arbeit. Das ist etwas, das ich den Mitarbeitern auch sehr hoch anrechne,dass<br />

siestolz s<strong>in</strong>dauf das Unternehmen, alles geben unddiesen Fokus auchhaben.“ Teilweise<br />

stauten sich gar die Lkws vor den Toren, weil Speditionen weniger Aufträge hatten und<br />

vorzeitig e<strong>in</strong>trafen. Neben strikten Hygienemaßnahmen, die Infektionen verh<strong>in</strong>derten, seien e<strong>in</strong>e<br />

gute Vorbereitung und die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Produktion, Instandhaltung<br />

undPlanung der Schlüssel zumErfolg gewesen<strong>in</strong>diesenschwerenZeiten. „Tatsächlich konnten<br />

wir im April undMai sogare<strong>in</strong>e Rekordproduktionfahren,“ konstatiert Dohr heute. Foto:S.Schultz

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