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LE-6-2020

LOGISTIK express Journal 6/2020

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ABS. HJS MEDIA WORLD | HAMEAUSTR. 44 | A-1190 WIEN<br />

LOGISTIK express<br />

Heft 6/<strong>2020</strong><br />

Daily<br />

Business<br />

Ihre Fachzeitschrift für<br />

Industrie / Handel / Logistik<br />

+ Moderner Versandhandel<br />

+ eCommerce Logistik<br />

+ Politik Wirtschaft<br />

„Das Krisenjahr ist voller<br />

Herausforderungen. Sichern Sie<br />

sich Ihren Informationsvorsprung.“<br />

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LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong>|S2


INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />

INHALT 6/<strong>2020</strong><br />

03 Inhalt / Editorial<br />

04 Auf Trump folgt Harris, nicht Biden<br />

08 Kann nicht schon endlich Weihnachten sein, bitte?<br />

10 Der zweite Lockdown ist da<br />

12 Der harte Lockdown – ein Amazon-Förderungsprogramm<br />

14 Debatte um Werbeverbote für "ungesunde" Lebensmittel<br />

16 E-Commerce: Österreichs umsatzstärkste Shops<br />

20 Online Handel: 8 Punkte, die Sie 2021 bedenken sollten<br />

22 Des einen Leid, des anderen Freud: Corona als Digitalisierungs-Push<br />

24 Künstliche Intelligenz für den smarten Handel der Zukunft<br />

27 KNAPP unterstützt mit starken Innovationen in schwierigen Zeiten<br />

Logistik<br />

30 Interview mit Roland Seebacher, Geschäftsführer BITO Österreich<br />

der Welt<br />

36 Innovationsvorreiter in der Logistik - E-Commerce 3.0<br />

38 IDIH startet die 3. Logistikreise<br />

ganze<br />

40 SSI Schäfer: Nachhaltige Intralogistik für widerstandsfähige Unternehmen<br />

Die<br />

44 Delivery-Experte Seven Senders expandiert nach Österreich<br />

48 Corona und Logistik – kein Schiff wird kommen<br />

50 Lenzing erhöht die Kundenbindung<br />

52 Dematic: Individuell angepasste FTS<br />

54 AM-Automation: AutoStore hat unseren KVP deutlich vorangebracht<br />

56 Swisslog: Aqipa realisiert mit Swisslog und trotzt damit der Pandemie<br />

58 Indischer Logistikmarkt: Mangelnde Infrastruktur und Fragmentierung<br />

61 Binnenschiff Journal<br />

62 Mediadaten 2021<br />

Impressum: Medieninhaber: Markus Jaklitsch<br />

Redaktion: Angelika Gabor Peter Baumgartner, Dirk Ruppik , Peter Nestler<br />

Fotos: Getty Images istockphoto.com<br />

Hameaustr. 44, A-1190 Wien T: +43-676-7035206<br />

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Challenge<br />

Da sind wir nun – wieder im<br />

Lockdown. Ich bin wahrlich<br />

kein Freund davon, die Wirtschaft<br />

runterzufahren und<br />

Unternehmen zu alimentieren,<br />

statt schon den Sommer<br />

über die Infrastruktur zu<br />

organisieren, Personal zu reaktivieren,<br />

entsprechende<br />

Ausbildungen zu forcieren<br />

und einen monatlichen Corona<br />

Bonus auszuzahlen. Die<br />

Kosten dafür werden KMU<br />

und die Mittelschicht tragen,<br />

denn die Global Player<br />

zahlen aufgrund unseres<br />

Standortgesetzes sowieso<br />

keine oder nur geringfügig<br />

Steuern.<br />

Nicht abzusehen auch<br />

die Langzeitfolgen für Kinder<br />

und Jugendliche, die<br />

Lernstoff versäumen und<br />

besonders unter dem sozialen<br />

Kontaktverbot leiden.<br />

Corona beherrscht die<br />

Schlagzeilen – unterbrochen<br />

nur von den erschütternden<br />

Nachrichten des<br />

radikalislamistischen Terrors<br />

in Wien. Haben die Kritiker<br />

der Willkommenspolitik<br />

doch Recht? Egal ob rechts<br />

oder links, Extremismus ist immer<br />

falsch und Unschuldige<br />

kommen zum Handkuss. Wir<br />

leben in bewegten Zeiten,<br />

die Welt ist im Umbruch. Eines<br />

ist aber klar: wir machen<br />

weiter wie bisher – fachlich,<br />

sachlich, aktuell. Bleiben Sie<br />

gesund!<br />

Markus Jaklitsch<br />

E: info@logistik-express.at<br />

www.logistik-express.com<br />

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LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S4<br />

Auf Trump folgt Harris, nicht Biden<br />

Lange nicht mehr wurde solch ein Affentheater um eine US-Präsidentschaftswahl<br />

gemacht und ein Wahlausgang so frenetisch gefeiert wie in diesen Tagen – obwohl,<br />

was tief blicken lässt, der Jubel über den Machtwechsel in Washington weniger<br />

dem fatalen Gespann Biden/Harris gilt als der Abwahl seines Vorgängers.<br />

Diese scheint, allen juristischen Spiegelfechtereien zum Trotz, beschlossene Sache<br />

zu sein. GASTBEITRAG: DANIEL MATISSEK<br />

Lange nicht mehr wurde solch ein<br />

Affentheater um eine US-Präsidentschaftswahl<br />

gemacht und ein Wahlausgang<br />

so frenetisch gefeiert wie in diesen<br />

Tagen – obwohl, was tief blicken lässt, der<br />

Jubel über den Machtwechsel in Washington<br />

weniger dem fatalen Gespann Biden/Harris<br />

gilt als der Abwahl seines Vorgängers. Diese<br />

scheint, allen juristischen Spiegelfechtereien<br />

zum Trotz, beschlossene Sache zu sein: Beunruhigende<br />

Hinweise auf Wahlbetrug mag es<br />

geben – doch zum einen ist ein solcher dann<br />

ganz sicher nicht konzertiert-systematisch erfolgt,<br />

allenfalls spontan und punktuell an der<br />

Basis (wo vielen Anti-Trumpisten einfach jedes<br />

Mittel recht wäre, diesen Präsidenten loszuwerden);<br />

zum anderen dürfte sich ein „Voter-<br />

Fraud<strong>2020</strong>“ letztlich nicht wahlentscheidend<br />

ausgewirkt haben. Auch wenn diese Wahlen<br />

die US-Gerichte noch lange beschäftigen<br />

werden: Die Präsidentschaft dürfte Biden<br />

wohl nicht mehr zu nehmen sein.<br />

Nun ist der Jubel groß – so groß, dass bei den<br />

weltweiten Spontandemos nach Ausrufung<br />

des Biden’schen Wahlsiegs, die sogar die<br />

Siegesfeiern in den alliierten Hauptstädten<br />

im Mai 1945 in den Schatten stellten, weder<br />

Social Distancing noch Maskenzwang eine<br />

Rolle mehr spielten; ohne dass dies übrigens<br />

irgendeine der Witzfiguren störte, die sich<br />

ansonsten bei jeder Gelegenheit anmaßen,<br />

uns sicher durch die Pandemie zu geleiten<br />

und die ein entschlossenes Vorgehen gegen


öse Superspreader verlangen, wenn diese<br />

wieder einmal (wie am Samstag in Leipzig)<br />

für ihre Grundrechte demonstrieren. So<br />

schrieb etwa SPD-Chefin Saskia Esken ganz<br />

verzückt unter dem Eindruck der ekstatischen<br />

Wallstatt von zehntausenden ekstatischen<br />

„diversen“ Demonstranten und Jung-Linken<br />

in amerikanischen Großstädten nach dem<br />

Sieg von Biden/Harris: „Die Wahl von Joe<br />

Biden und Kamala Harris bewegt die Menschen…<br />

Sie tanzen auf den Straßen, zeigen<br />

ihre Freude und sie weinen vor Erleichterung!“<br />

Wie bitte, sie tanzen auf den Straßen? Moment…<br />

war da nicht irgendwas mit einem<br />

tödlichen Virus? Egal! Für die gerechte Sache<br />

macht Corona gewiss eine Ausnahme.<br />

Der Hass des linksökologischen globalistischen<br />

Establishments, vor allem aber der deutschen<br />

Öffentlichkeit auf Donald Trunp trug zuletzt<br />

derart pathologische, obsessive Züge, dass<br />

es kaum wundernahm, wenn die Lobpreisungen<br />

und Elogen auf das designierte neue Gespann<br />

im Weißen Haus von Linkspartei bis CSU,<br />

von Leitmedien bis Gewerkschaften so gut<br />

wie identisch klangen – inklusive der Nachtritte<br />

und Seitenhiebe auf Donald Trump. Der<br />

offizielle Antiamerikanismus hatte ein letztes<br />

Mal Hochkonjunktur, ehe er sich nun wieder,<br />

für die Dauer der demokratischen Präsidentschaft,<br />

für die nächsten Jahre vornehm zurückhalten<br />

muss.<br />

– und dafür von der Basis, bei allen Macken<br />

und Konventionsbrüchen, respektiert wurde.<br />

Diese Präsidentschaft war, bei allen Vorbehalten<br />

an Stil und Auftreten des Mannes, eine<br />

höchst erfolgreiche.<br />

Von alldem war in Deutschland, wo eine entemotionalisierte<br />

und auch nur halbwegs sachliche<br />

Debatte über Trump zu keinem Zeitpunkt<br />

möglich war und folglich auch nie stattfand,<br />

nichts zu hören. Nur aus der leidlich unvoreingenommenen<br />

angelsächsischen, teilweise<br />

auch noch der Schweizer Presse (dem neuen<br />

„Westfernsehen“) konnte man sich ein unvoreingenommenes<br />

Bild über Trumps politische<br />

Leistungen machen – jenseits aller Schmutzkampagnen<br />

vom frei erfundenen „Russiagate“<br />

bis hin zu Sexting-Vorwürfen.<br />

Die beeindruckenden wirtschaftspolitischen<br />

Erfolge, die Rückholung und Neuschaffung<br />

von Millionen Jobs; die Steuersenkungen;<br />

und eine höchst erfolgreiche Außenpolitik<br />

(die in der Pointe gipfelte, dass Trump – als<br />

erster US-Präsident seit Jimmy Carter – keinen<br />

Krieg vom Zaun brach): nichts davon wurde<br />

hier je rezipiert geschweige denn gewürdigt.<br />

Und genauso infantil, verkürzt und geifernd,<br />

wie hierzulande über Trump geschrieben und<br />

berichtet wurde, so glorifizierend-schönfärberisch<br />

und einseitig wurden seine b(e)iden<br />

Herausforderer über den grünen Klee gelobt.<br />

DANIEL MATISSEK<br />

JOURNALIST<br />

HALLO MEINUNG<br />

Was in all der Sektlaune ein wenig unterging:<br />

Nicht nur Joe Biden hatte mit 74 Millionen<br />

Stimmen die höchste Stimmenanzahl errungen,<br />

die je ein demokratischer Präsidentschaftskandidat<br />

auf sich vereinen konnte<br />

– sondern auch Donald Trump mit 70 Millionen<br />

Wählerstimmen ein historisches Ergebnis<br />

errungen und einen geradezu riesigen Mobilisierungsgrad<br />

erzielt: Über sieben Millionen<br />

Amerikaner mehr als 2016 gaben ihm die<br />

Stimme – und wäre Corona nicht gewesen,<br />

hätte er wohl mit einem Erdrutschsieg seine<br />

zweite Amtszeit errungen. Nein, die Ära Trump<br />

war kein Betriebsunfall der US-Geschichte;<br />

hier war kein Außenseiter oder populistischer<br />

Shooting-Star ohne solide Wählerbasis an die<br />

Macht gekommen – sondern ein knallharter<br />

Realpolitiker, der das hielt, was er versprach<br />

Diese Wahrnehmungsverzerrung wird sicer<br />

noch für manche Irritation sorgen – denn die<br />

wahren Auswirkungen dieser US-Wahlen haben<br />

die allerwenigsten derer begriffen, die<br />

jetzt klatschen und Freudentränen verdrücken:<br />

Tatsächlich nämlich handelt es sich bei<br />

Bidens Wahl um eine Machtergreifung der<br />

subversiv-kulturmarxistischen Linken durch<br />

die Hintertür, die damit nun auch die mächtigste<br />

Nation der Welt dominieren. Denn die<br />

eigentliche Strippenzieherin der neuen Administration<br />

wird nicht der präsenile Biden sein,<br />

sondern seine Vizepräsidentin.<br />

Mit Kamala Harris hält eine machthungrige<br />

Kryptokommunistin in Washington Einzug, bei<br />

der der 25. Verfassungszusatz erstmals seit Gerald<br />

Fords damaliger Nixon-Nachfolge wieder


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S6<br />

Relevanz entfalten könnte – weil Biden nämlich,<br />

bedauerlich doch wenig überraschend,<br />

die allerbesten Voraussetzungen mitbringt,<br />

als erster Präsident seit 75 Jahren im Amt den<br />

Löffel abzugeben. Und selbst wenn er sein<br />

„first term“ erfüllen sollte, so wäre er am Ende<br />

der Amtsperiode 82 Jahre alt – womit spätestens<br />

dann Harris als Nachfolgerin gesetzt sein<br />

dürfte. Bidens Alter wäre per se betrachtet<br />

gar kein Problem; es gab bedeutend ältere<br />

Staatsmänner. Doch dieser Kandidaten fiel<br />

bereits im Wahlkampf durch Gebrechlichkeit<br />

und offenkundige Anzeichen von Demenz<br />

und Umnachtung auf. Hier stellt sich die Frage<br />

der geistigen Zurechungsfähigkeit, anders als<br />

bei Donald Trump, womöglich bald sehr real.<br />

Für eine seit Black Lives Matter zunehmend<br />

militant auftretende, von einflussreichen<br />

NGO’s und milliardenschweren Strippenziehern<br />

gebutterte sozialistische Front, die von<br />

Antifa über „Antirassisten“ bis Klimaaktivisten<br />

reicht (und die für die Spaltung der USA<br />

mehr tat, als es Trump je vermocht hätte),<br />

war Biden der ideale Platzhalter; ein Tattergreis<br />

als Interimsfigur, der dem Trojanischen<br />

Pferd Harris den Weg ins Oval Office ebnet,<br />

die von Beginn an die eigentliche Hoffnungsund<br />

wohl auch Entscheidungsträgerin ist.<br />

Von ihr versprechen sich ihre Anhänger die<br />

„große Transformation“ hin zum tiefen Linksstaat<br />

auch in den USA, gegen die sich Trump<br />

immer gestellt hatte: Mehr Migration, mehr<br />

Regulation, mehr Zentral- und Regierungsgewalt,<br />

mehr Beschneidung nationaler Souveränität<br />

zugunsten obskurer supranationaler<br />

Einrichtungen, mehr Verpflichtungen vom<br />

Wiedereintritt in die WHO über den Internationalen<br />

Strafgerichtshof bis hin zum Pariser<br />

Klimaschutzabkommen.<br />

Dass die Machtopportunistin Harris in ihrer Zeit<br />

als Staatsanwältin in Kalifornien Menschen<br />

verfolgen und wegsperren ließ, weil diese<br />

einen Joint geraucht hatten, scheint ihr die<br />

verstrahlte anarcholiberale Fanbase ebensowenig<br />

nachzutragen, wie sie dem alten weißen<br />

Mann Joe Biden seine aus heutiger Sicht<br />

militaristischen und rassistischen Äußerungen<br />

früherer Jahre verzeihen. Hier macht die<br />

Cancel Culture dann gerne mal Pause. Vor<br />

allem Harris passte sich dem drehenden Wind<br />

schnell an und ergriff ihre Chance; mit Erfolg:<br />

Wer schwarz ist und sich am Kreuzzug gegen<br />

Trump beteiligt, gilt als ministrabel, ja präsidiabel.<br />

Neben Corona war die indisch-jamaikanischstämmige<br />

Harris denn auch eigentlicher<br />

Sargnagel Trumps. Sie wird das liefern,<br />

was von ihr erwartet wird: Unter ihr werden<br />

die USA schwächer, die Welt unsicherer und<br />

der Westen in seiner Prinzipienlosigkeit noch<br />

dekadenter werden. Mit ihr als Werkzeug bestimmen<br />

Agendasetter und Aktivisten fortan<br />

die Weltpolitik.<br />

Tatsächlich bedarf es keiner allzu lebendigen<br />

Phantasie sich auszumalen, dass ein neuer<br />

verhängnisvoller Iran-Atomdeal nicht lange<br />

auf sich warten lassen wird. Schon trumpfen<br />

die Mullahs an die Adresse der designierten<br />

neuen Regierung in Washington selbstbewusst<br />

auf. Das unter Trump exzellente Verhältnis<br />

wird Schaden nehmen. Und unter<br />

Biden/Harris werden sich Regionalmächte<br />

bemüßigt fühlen zu erneutem Säbelrasseln,<br />

zu noch mehr militärischen Alleingängen –<br />

wie schon einmal unter dem feigen Zauderer<br />

Barack Obama (als dessen Vize Biden bereits<br />

die hohe Schule der leeren Ankündigungen<br />

kennenlernen durfte), als niemand mehr die<br />

USA fürchtete; die „rote Linie“ in Syrien lässt<br />

grüßen. Geostrategisch wird die islamische<br />

Hemisphäre massiv an Boden gewinnen. Und<br />

die möglicherweise katastrophale Folge dieser<br />

Wahl: China wird mit aller Macht seinen<br />

weltweiten Einfluss ausdehnen, wenn ihm<br />

kein Trump mehr im Weg steht. Unter der Linken-Marionette<br />

Biden und ihrer eigentlichen<br />

Schläferin Harris werden die USA schnell an<br />

wirtschaftlicher Bedeutung verlieren.<br />

Parallel werden „GAFAM/FAANG“ bzw. „The<br />

Four“, die großen Westcoast-Social-Media-Riesen,<br />

ihre Macht hemmungsloser ausweiten<br />

und vertiefen, als es eine NSA je vermocht<br />

hätte – und die politisch erwünschte,<br />

totale Meinungskontrolle zuerst in den einst<br />

pluralistisch-freiheitlichen USA, dann im Rest<br />

der freien Welt vervollkommnen. Das Resultat<br />

wird am Ende die „Europäisierung“ der<br />

(Noch-)Supermacht USA im negativsten Sinne<br />

sein: Dirigistisch, etatistisch, sozialistisch. Und<br />

es soll am Ende ja keiner behaupten, er wäre<br />

nicht gewarnt gewesen. (DM)


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S8<br />

Kann nicht schon endlich<br />

Weihnachten sein, bitte?<br />

Das Jahr hat (meistens) 365 Tage. Aber im Gegensatz zu sonst zieht sich <strong>2020</strong> besonders<br />

in die Länge. Die Corona-Pandemie mit Lockdown, der qualvolle Brexit,<br />

das lange Warten auf das US-Wahlergebnis und ständige Vetos zur Verhinderung<br />

von EU-Beschlüssen… die Liste kann beliebig ergänzt werden. Geduld ist eine Tugend,<br />

aber meine ist langsam aufgebraucht. Also komm, Christkind, und beende<br />

das Drama. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

Das US-Wahlergebnis ist weltweit mit<br />

Hochspannung erwartet worden<br />

– mit Betonung auf WARTEN. Es ist<br />

wirklich unglaublich, wie lange es<br />

offenbar dauert, Stimmen auszuzählen. Aber<br />

das passt wohl zu den langen Warteschlangen<br />

vor den Wahllokalen, wo die Stimmabgabe<br />

oft Stunden dauert. In den Sozialen Medien<br />

wurde gewitzelt, dass insbesondere Nevada<br />

besser Hofer-Kassiererinnen engagiert hätte,<br />

dann wären die Stimmzettel in zwei Stunden<br />

ausgezählt gewesen. Doch irgendwann war<br />

auch diese Aufgabe erledigt und das Ergebnis<br />

stand fest: der nächste US-Präsident heißt<br />

Joe Biden und ist ein Demokrat. Im Gegensatz<br />

zu seinem nun bald abgelösten Vorgänger<br />

Donald Trump hat er nicht nur die meisten<br />

Wahlmänner, sondern auch die meisten<br />

Stimmen (aktuelles Ergebnis: 79083767 zu<br />

73.351.022).<br />

Als Reaktion darauf kam es zu einem kräftigen<br />

Plus an den Börsen. Ein deutliches Aufatmen<br />

der US-Handelspartner, die sich nun Hoffnungen<br />

auf neue Freihandelsabkommen,<br />

eine Reduktion der Strafzölle und einen generell<br />

gemäßigteren Umgangston machen,<br />

war die Folge. Aber auch Umweltschützer<br />

jubilieren, dass die USA – zweitgrößter<br />

CO2-Produzent der Welt – unter Joe Biden<br />

wieder dem Pariser Klimaabkommen beitreten<br />

werden, aus dem sich Trump zurückgezogen<br />

hatte. Denn auch wenn bei den Treffen<br />

der 195 Mitglieder mehr heiße Luft produziert<br />

als tatsächliche Fortschritte erzielt wird, so<br />

ist ein Bekenntnis zur Notwendigkeit des Klimaschutzes<br />

ein deutliches Signal. Doch des<br />

einen Freud, des anderen Leid: denn immerhin<br />

hat fast die Hälfte der Wahlberechtigten<br />

sich für eine zweite Amtszeit des POTUS mit<br />

der schicken Frisur ausgesprochen, und die<br />

Gräben zwischen Demokraten und Republikanern<br />

sind extrem tief, die Fronten verhärtet.<br />

Warum halten so viele Menschen ihm die<br />

Treue? Für die einen ist Donald Trump ein<br />

lauter, undiplomatischer, sexistischer Idiot mit<br />

dem Benehmen eines trotzigen Kleinkindes,<br />

das seine Wutausbrüche über Twitter kommuniziert.<br />

Die anderen profitierten von einem<br />

Wirtschaftsaufschwung, der niedrigsten je gemessenen<br />

Arbeitslosenrate und Steuerentlastungen.<br />

Es ging vielen im Land wirtschaftlich<br />

gerade so richtig gut – bis Corona kam.<br />

Unwort des Jahres?<br />

Bis zum 1. Dezember <strong>2020</strong> kann noch über<br />

das Unwort des Jahres <strong>2020</strong> abgestimmt werden,<br />

und natürlich befindet sich „Corona“<br />

unter den Vorschlägen. Völlig zu Recht, denn<br />

die Viruserkrankung hält nicht nur Österreich,<br />

sondern die ganze Welt im Würgegriff. Während<br />

sich Pharmakonzerne einen Wettlauf um<br />

wirksame Impfstoffe und damit ein riesiges


Geschäft liefern – hier bleibt nur zu hoffen,<br />

dass nicht aus monetären Gründen suboptimale<br />

Testergebnisse und Nebenwirkungen<br />

unter den Teppich gekehrt werden – greifen<br />

mehr und mehr Staaten zu harten Maßnahmen.<br />

Denn pünktlich zum Start der Grippesaison<br />

sind die Krankenhäuser teilweise schon<br />

voll. Dumm gelaufen… Auf Empfehlung des<br />

Rechnungshofes wurden in den letzten Jahren<br />

Akut- und Intensivbettenkapazitäten<br />

reduziert, um Kosten zu senken und bei der<br />

Akutbettendichte auf EU-Niveau zu kommen.<br />

Unser Glück: in Österreich regiert die Gemütlichkeit,<br />

weswegen die Kürzungen nur zögerlich<br />

umgesetzt wurden, unabhängig von<br />

der Urgenz durch den Rechnungshof. Wären<br />

alle Empfehlungen umgesetzt worden, dann<br />

wäre die gefürchtete Triage (der Arzt bewertet,<br />

wer vorrangig behandelt wird und entscheidet<br />

so ggf. über Leben und Tod – das<br />

wäre auch ein toller Kandidat für das Unwort<br />

des Jahres) bereits Realität.<br />

Liest man dann von überfüllten Einkaufszentren<br />

und dicht gedrängten Menschen im<br />

Shoppingwahn, nachdem manche Händler<br />

vor dem angekündigten Lockdown noch<br />

schnell Lockangebote und Abverkaufsaktionen<br />

gestartet haben, muss man zwangsläufig<br />

am Verstand unserer Mitmenschen zweifeln.<br />

Wie dumm kann man sein? Wie kann man seine<br />

Gesundheit und die seiner Lieben riskieren,<br />

nur um ein Paar Schuhe zum halben Preis zu<br />

ergattern? Das ist Egoismus par excellence<br />

und führt den zweiwöchigen Lockdown ad<br />

absurdum, denn das Ende der Ausgangssperre<br />

fällt dann mit dem Ende der Inkubationszeit<br />

dieser Wochenendshopper zusammen. Zählen<br />

Sie 1 und 1 zusammen…<br />

Unabhängig von den Krankenhäusern liegt<br />

ein Patient auf jeden Fall schon im Koma: die<br />

österreichische Wirtschaft. Woher kommt das<br />

ganze Geld für diese Rettungspakete? Geschlossene<br />

Branchen sollen entschädigt werden<br />

– und das sind im Lockdown verdammt<br />

viele. Im kommenden Frühjahr, wenn gestundeten<br />

Beiträge für Steuern und die Sozialversicherung<br />

fällig sind, erwartet uns eine Pleitewelle,<br />

wie es sie wohl noch nie gegeben hat.<br />

Die neuen Kurzarbeitsregelungen sind zwar<br />

für manche eine Hilfe, führen aber nur zu einer<br />

Verschiebung des teils Unvermeidlichen.<br />

Mehr Arbeitslose und weniger Beitragszahler<br />

im System, keine Mehrwertsteuereinnahmen<br />

bei geschlossenen Branchen und gleichzeitig<br />

enorme Hilfspakete. Im Lockdown werden<br />

Unternehmen, ja, ganze Wirtschaftszweige<br />

mit Anlauf gegen die Wand gefahren. Die<br />

Folgen daraus werden die nächsten Generationen<br />

bezahlen. Mit der Abschaffung der<br />

Hacklerregelung kann man schon erkennen,<br />

von wem sich der Finanzminister das Loch in<br />

seinem Börserl stopfen lassen will. Das Problem<br />

ist nur: wir können so schimpfen, wie wir<br />

wollen, was ist die Alternative? Ich möchte<br />

nicht in der Haut eines Entscheidungsträgers<br />

in der Regierung stecken, denn für irgendjemanden<br />

ist man immer der Buhmann. Und<br />

aktuell gilt wohl vor allem ein Motto: better<br />

safe than sorry.<br />

In circa einem Monat ist Weihnachten. Die<br />

stillste Zeit im Jahr… wie wahr! Keine Christkindlmärkte,<br />

keine ausgelassenen Firmenfeiern,<br />

ein Feiern im engsten Kreis, um niemanden<br />

zu gefährden. Wahrlich keine schönen<br />

Aussichten, die sich uns hier bieten. Doch<br />

dann denke ich daran, was Weihnachten<br />

bedeutet. Es ist ein Fest der Liebe und der<br />

Hoffnung, der geschmückte Baum ein Symbol<br />

für Licht und Leben. Also, liebes Christkind:<br />

ich wünsche mir, dass diese im wahrsten Sinne<br />

des Wortes dunklen Zeiten schnell vorbei<br />

gehen, dass uns ein Licht aufgeht und das<br />

kommende Jahr besser wird als dieses. Weil<br />

viel schlimmer geht nimmer. (RED)<br />

ANGELIKA GABOR<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S10<br />

Der zweite Lockdown ist da<br />

Seit 2017 veröffentlicht Grosz regelmäßig auf YouTube und in anderen sozialen<br />

Medien Videos, in denen er aktuelle politische Entwicklungen kommentiert.<br />

GASTBEITRAG: GERALD GROSZ<br />

GERALD ROSZ<br />

KRITIKER<br />

Jahrelang wurde unser Gesundheitssystem<br />

„endoptimiert“, der etwas behübschende<br />

Fachausdruck für in Wahrheit<br />

zu Tode gespart. Reihenweise haben<br />

fertige Mediziner aus Österreich Reißaus genommen,<br />

Pflegepersonal wurde gerade einmal<br />

über der Armutsgrenze entlohnt, jedes<br />

Spital das nicht niet- und nagelfest war, geschlossen.<br />

Eine ganze Heerschaar von Politikern,<br />

übrigens parteiübergreifend, die die<br />

ach so teuren Intensivbetten kritisiert haben.<br />

Und ein Rechnungshof, der im Jahrestakt<br />

die Schließung von Spitälern empfohlen hat.<br />

Heute ist das Land einmal mehr im totalen<br />

Lockdown, nach Wochen des halbtotalen<br />

Lockdowns, die Wach- und Schließgesellschaft<br />

schlägt wieder zu. Nachdem<br />

man erfolgreich die Gastronomie, die Kunst<br />

und Kultur umgebracht hat, ist nun der Rest<br />

dran. By the way: Waren die Wirtshäuser und<br />

die Kulturbetriebe doch nicht die Virenburner?<br />

Sei‘s drum, um wissenschaftliche Redlichkeit<br />

ist ohnedies keiner mehr bemüht.<br />

Der totale Lockdown als teuerstes Selbsteingeständnis<br />

für die eigene Untätigkeit in der<br />

Gesundheitspolitik. Die Folge ist der endgültige<br />

Tod unserer Realwirtschaft, unseres Handels.<br />

Die Folge ist der fortgesetzte Verlust von<br />

Arbeitsplätzen und in Bälde eine neue Armut,<br />

die meine Generation im 21. Jahrhundert für<br />

unvorstellbar gehalten hat. Als „alternativlos“<br />

wird der Wahnsinn dargestellt. Den Politikern<br />

zur Seite stehen reihenweise Ärzte, die den<br />

Lockdown abnicken, wie sie jede Spitalsschließung<br />

der vergangenen Jahre abgenickt<br />

haben. Denn für ein kleines Beratungshonorar<br />

wird der hippokratische Eid auch auf<br />

eine eurofressende Eidechse geschworen.<br />

Seit neun Monaten wird die Welt von Corona<br />

in Bann gehalten. Als Ouvertüre galt<br />

die Weltkriegsrhetorik des Kanzlers: Jeder<br />

wird wen kennen, der an Corona verstorben<br />

ist. Das ging trotz aller Hoffnung der<br />

Politik, ihre Maßnahmen nur irgendwie zu<br />

rechtfertigen, nicht in Erfüllung. Nun erkennen<br />

wir, Corona ist ein Virus wie viele andere<br />

auch, mit einem Unterschied: Er trifft auf<br />

eine nicht immunisierte Bevölkerung. Und ja,<br />

dieser Virus wird für Risikogruppen wie Kranke<br />

und Alte brandgefährlich. Also wie das<br />

berühmte Feuer auf das trockene Stroh,<br />

welch Überraschung, es brennt lichterloh.<br />

Neun Monate, keine Pläne zum Schutz der<br />

Risikogruppen wurden entwickelt. Neun Monate<br />

hasta manana gefeiert und wenn‘s akut<br />

wird, ist der gute alte Lockdown zur Stelle.<br />

Und statt das Spitalssystem in neun Monaten<br />

hochzufahren, also auch die Privat- und<br />

Ordenskliniken, die Kuranstalten, die Sonderkrankenanstalten,<br />

die Reha-Einrichtungen mit<br />

ihrem hochqualifizierten Personal miteinzubeziehen,<br />

wartet man einfach, bis die Intensivkapazität<br />

der öffentlichen Spitäler an ihre<br />

Grenzen stoßen und hat so einen willkommenen<br />

Anlass, das Land wieder einzukerkern,<br />

den Not- und Kriegszustand auszurufen, die<br />

Grundrechte einzuschränken, die Gesellschaft<br />

zu spalten, die Wirtschaft zu vernichten.<br />

Die Pensionisten, deren Pension scheinbar immer<br />

sicher ist. Die etwas Bequemeren, denen<br />

vom Staat vier Wochen Netflix auf der Couch<br />

verordnet wird. Nur an das Morgen, oder das<br />

Übermorgen wird nicht gedacht, wie auch,<br />

wenn die Chips die letzten Gehirnzellen lähmen.<br />

Dass es eben bald kein Budget für hohe<br />

Pensionen mehr geben wird, dass es für die<br />

Bequemen keinen Arbeitsplatz mehr geben<br />

wird, auf den sie zurückkehren und mit der<br />

Mindestsicherung das Netflix-Abo halt auch<br />

nicht mehr leistbar sein wird. Aber es gibt<br />

auch Gewinner: China und den Internethandel.<br />

Die reiben sich die Hände, deren Gewinne<br />

sind unüberschaubar. Heute ist Österreich<br />

wieder in dem Lockdown, der Rest Europas<br />

wird dem Musterschüler willfährig folgen. Und<br />

andernorts klingeln die Kassen. Einen schönen<br />

Tag noch, und nicht vergessen: Das Symbol<br />

dieser Politik ist nicht umsonst das Klopapier!<br />

(GG)


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S12<br />

Der harte Lockdown – ein Amazon-<br />

Förderungsprogramm<br />

Seit 17. November befindet sich Österreich im zweiten harten Lockdown. Die von<br />

der Schließung betroffenen Non-Food Händler kritisieren die Ungleichbehandlung<br />

in puncto Umsatzersatz und erwägen Klagen beim Verfassungsgerichtshof.<br />

BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />

Lockdowns zu ersetzen. Alle anderen direkt<br />

betroffenen Branchen wie die Gastronomie,<br />

der Tourismus und sogar das Glücksspiel<br />

werden hingegen mit 80 Prozent entschädigt.<br />

Genau das erwartet sich auch der Handel – in<br />

einer Phase, in der er wichtige Mehrumsätze<br />

hin zum Weihnachtsgeschäft erzielen müsste.<br />

Händler erwägen wegen Umsatzersatz Klagen<br />

beim Verfassungsgerichtshof<br />

RAINER WILL,<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

HANDELSVERBAND<br />

Die Bundesregierung hat am 14.<br />

November neue Maßnahmen zur<br />

Eindämmung des Coronavirus bekanntgegeben.<br />

In der Covid-19-<br />

Notmaßnahmenverordnung ist u.a. eine<br />

Sperre des gesamten heimischen Non-Food<br />

Handels von 17. November bis 6. Dezember<br />

vorgesehen. Ausgenommen sind lediglich<br />

Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Drogerien<br />

und Trafiken sowie Banken und Post-<br />

Filialen. Überall, wo es möglich ist, soll zudem<br />

auf Homeoffice umgestellt werden.<br />

Die Gesundheit der Bevölkerung steht für<br />

den österreichischen Handel an höchster<br />

Stelle. Da die Covid-Infektionszahlen zuletzt<br />

besorgniserregend angestiegen sind, hat<br />

die Branche vollstes Verständnis für die verschärften<br />

Maßnahmen zur Eindämmung der<br />

Pandemie. Kein Verständnis hat der Handel<br />

jedoch für die Ankündigung, den krisengebeutelten<br />

Händlern nur zwischen 20 und 60<br />

Prozent der Umsatzverluste während des<br />

Zwischen den betroffenen Branchen sollte<br />

kein Unterschied gemacht werden, immerhin<br />

wurde versprochen, dass niemand in dieser<br />

Krise zurückgelassen wird. Gerade jetzt, wo<br />

das Weihnachtsgeschäft richtig anläuft und<br />

die doppelten Gehälter (Weihnachtsgeld)<br />

sowie hohe Mieten anstehen, brauchen<br />

die Betriebe rasche Unterstützung, um die<br />

490.000 Arbeitsplätze im Non-Food Handel<br />

abzusichern. Das Gegenteil scheint nun der<br />

Fall, nachdem zwar harte Maßnahmen verhängt<br />

werden, jedoch keine Sicherheit bei<br />

der Höhe der Hilfen besteht. Aufgrund unterschiedlicher<br />

Voraussetzungen (Gewinnspannen,<br />

verderbliche Güter, Wiederverkauf,<br />

Nachholeffekte) wird der Handel differenziert<br />

betrachtet: Ausgehend von einer 40 Prozent<br />

Basis soll es Aufstufungen bis zu 60 Prozent für<br />

Bereiche mit verderblicher und stark saisonal<br />

bedingter Ware sowie Abstufungen bis 20 Prozent<br />

für jene Bereiche geben, wo die Waren<br />

kaum Wertminderungen unterliegen.<br />

Der Handelsverband fordert stattdessen im<br />

Sinne der Fairness einen einheitlichen Umsatzersatz<br />

von 80 Prozent, also in gleicher<br />

Höhe wie für die bereits von Schließungen betroffenen<br />

Branchen. Eine ungleiche Behandlung<br />

wäre sachlich nicht gerechtfertigt. Einige<br />

Handelsunternehmen haben dem Handelsverband<br />

bereits angekündigt, Klagen beim<br />

Verfassungsgerichtshof zu erwägen.


Volles Spektrum des EU Beihilfenrahmens<br />

endlich ausschöpfen<br />

Schon seit Beginn des "Corona Lockdown<br />

light" Anfang November leidet der heimische<br />

Handel massiv, die Branche musste einen Umsatzverlust<br />

von fast 750 Millionen Euro verkraften.<br />

Die erneute Schließung des gesamten<br />

Non-Food Handels bis 6. Dezember kommt<br />

für die angeschlagenen Betriebe zur Unzeit,<br />

sie fällt voll in die Sondereinkaufstage (Black<br />

Friday, Cyber Monday) sowie in das angelaufene<br />

Weihnachtsgeschäft.<br />

Wir befinden uns im neunten Monat der Krise.<br />

Zeitgleich mit dem zweiten harten Lockdown<br />

bräuchte es jetzt Zug um Zug die Entschädigungen<br />

auf den Konten der Händler. Das<br />

volle Spektrum der EU-Hilfen muss endlich ausgeschöpft<br />

werden. Hier ist das Finanzministerium<br />

gefordert, das Mittel des Verlustausgleichs<br />

in Kombination mit den Fixkostenzuschüssen<br />

zu beantragen. Viele europäische Länder<br />

haben dies längst gemacht und ihre Unternehmen<br />

damit rasch geholfen.<br />

Non-Food Handel: 900 Mio. Euro Umsatzentfall<br />

pro Lockdown-Woche<br />

Für die gesamte Branche ist der harte Lockdown<br />

das Worst Case Szenario. November<br />

und Dezember sind die beiden umsatzstärksten,<br />

wichtigsten Monate des Geschäftsjahres.<br />

Pro Lockdown-Woche rechnet der Handelsverband<br />

im Non-Food Handel mit einem<br />

Umsatzausfall von bis zu 900 Millionen Euro.<br />

Profitieren werden in erster Linie jene internationalen<br />

Onlinehändler aus Drittstaaten,<br />

die kaum Steuern zahlen und wenig zum Gemeinwohl<br />

beitragen. Der Lockdown gleicht<br />

für die Handelsbranche einem Amazon-<br />

Förderungsprogramm. (GK)<br />

GERALD KÜHBERGER<br />

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LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S14<br />

RAINER WILL<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

HANDELSVERBAND<br />

FOTO: KATHARINA SCHIFFL<br />

Debatte um Werbeverbote für<br />

"ungesunde" Lebensmittel<br />

Das Gesundheitsministerium sorgt mit einem überzogenen Vorstoß in Richtung<br />

Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel für Aufregung in der Werbe- und<br />

Medienbranche. Auch Handel und Markenartikelhersteller lehnen die Initiative,<br />

die über die ohnehin strengen EU-Vorgaben weit hinausgeht, entschieden ab.<br />

BEITRAG: RAINER WILL<br />

Ein Gesetzesentwurf des Gesundheitsministeriums<br />

sorgt derzeit für<br />

Aufregung in der heimischen Werbewirtschaft<br />

und im Handel: Der Entwurf<br />

für die Umsetzung der seit 2012 geltenden EU-<br />

Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste<br />

(EU-AVMD-RL) in nationales Recht sieht u.a.<br />

weitreichende Einschränkungen für die Bewerbung<br />

von bestimmen "ungesunden" Lebensmitteln<br />

in und um Kindersendungen auf.<br />

Sollte der Vorschlag tatsächlich wie geplant<br />

umgesetzt werden, wären die negativen<br />

wirtschaftlichen Auswirkungen für die österreichischen<br />

Nahrungsmittelproduzenten<br />

ebenso wie für den Lebensmittelhandel und<br />

die Werbewirtschaft massiv. Hersteller und<br />

Händler würden bei ihren Marketingaktivitäten<br />

eingeschränkt, die Medien wiederum<br />

müssten starke Rückgänge bei den Werbespendings<br />

in Kauf nehmen.<br />

In der EU-Richtlinie ist u.a. vorgesehen, dass<br />

die Mitgliedstaaten die Förderung der Selbstregulierung<br />

mithilfe von Verhaltenskodizes<br />

- in Bezug auf unangebrachte audiovisuelle<br />

Werbung in/rund um Kindersendungen für<br />

ungesunde Lebensmittel & Getränke (die z.B.<br />

viel Fett, Transfettsäuren, Salz, Natrium oder<br />

Zucker enthalten) - unterstützen müssen.


"Österreichisches Nährwertprofil" geplant<br />

Besonders brisant: Das Gesundheitsministerium<br />

hat der Nationalen Ernährungskommission<br />

(NEK) bereits den Auftrag erteilt, ein "Österreichisches<br />

Nährwertprofil" zu erstellen. Dabei<br />

ist weder die Ausarbeitung eines derartigen<br />

Profils noch die Berücksichtigung in den Verhaltenskodizes<br />

in der zugrundliegenden EU-<br />

Richtlinie zwingend vorgeschrieben. Ein klarer<br />

Fall von angedachtem, überzogenem Gold<br />

Plating (= die überschießende Umsetzung<br />

von EU Vorgaben durch Mitgliedstaaten).<br />

Hinzu kommt: Das Österreichische Nährwertprofil<br />

soll deutlich über die Bestimmungen der<br />

EU-AVMD-RL hinausgehen und im Ergebnis<br />

sogar absolute Werbeverbote für eine Reihe<br />

von Lebensmittelkategorien vorsehen, etwa<br />

für Süßwaren, Desserts, bestimmte Getränke,<br />

Speiseeis, Fischstäbchen, Wurst, pikante<br />

Snacks, etc. Die absoluten Werbeverbote<br />

sind dabei so formuliert, dass sie unabhängig<br />

davon gelten sollen, ob es einen Bezug zu<br />

Kindersendungen gibt oder nicht. Neben der<br />

klassischen TV-Werbung könnten somit auch<br />

Radiospots oder sogar Flugblätter erfasst sein,<br />

da die Werbeverbote medienunabhängig<br />

formuliert sind. In der EU-AVMD-RL ist hingegen<br />

klar nur von "unangebrachter audiovisueller<br />

kommerzieller Kommunikation, die<br />

Kindersendungen begleitet oder darin enthalten<br />

ist" und bestimmte "nicht empfohlene<br />

Lebensmittel und Getränke" betrifft, die Rede.<br />

Der Schutz von Kindern vor irreführender Werbung<br />

ist auch dem österreichischen Handel<br />

ein zentrales Anliegen. Die geplanten Einschränkungen<br />

des Gesundheitsministeriums<br />

gehen jedoch weit darüber hinaus. Überdies<br />

gibt es in der heimischen Werbewirtschaft bereits<br />

seit Jahren ein gut funktionierendes Kontrollsystem.<br />

Daher lehnt der Handelsverband<br />

ebenso wie der Markenartikelverband diese<br />

Form von Gold Plating auf Kosten der heimischen<br />

Lebensmittelhersteller und -händler entschieden<br />

ab. Ein derart überzogenes, unausgegorenes<br />

Konzept sollte nicht im nationalen<br />

Alleingang realisiert werden, wenn ohnehin<br />

eine EU-weite Ausarbeitung bevorsteht.<br />

Der Handelsverband fordert daher, dass die<br />

Bezugnahme auf Nährwertprofile im Begutachtungsentwurf<br />

entfallen muss. Ebenso<br />

darf das Österreichische Nährwertprofil von<br />

der NEK nicht beschlossen werden. Die Ausweitung<br />

der Werbebeschränkungen von audiovisuellen<br />

Medien auf andere Kanäle (z.B.<br />

Printwerbung) und außerhalb von Kindersendungen<br />

sollte jedenfalls entfallen. (RW)<br />

Automatisierter Materialfluss mit Dematic – Just-in-time.<br />

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Komplexität Ihres Produktmixes, kleine Losgrößen und eine<br />

Vielzahl von Arbeitsschritten pro Komponente. Der Transport<br />

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LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S16<br />

E-Commerce: Österreichs<br />

umsatzstärkste Shops<br />

KMU-Händler hoffen auf Trend zum regionalen Einkauf. Studie von EHI und Statista<br />

in Kooperation mit dem Handelsverband erfasst die umsatzstärksten Webshops<br />

des Landes. BEITRAG: REDAKTION<br />

Die Marktkonzentration ist weiterhin hoch, die<br />

Top 10 machen mit 49,7 Prozent in diesem<br />

Jahr knapp die Hälfte des Gesamtumsatzes<br />

aus. Bei den vorderen Plätzen gab es gegenüber<br />

den Vorjahreserhebungen keine Änderungen.<br />

Nach wie vor wird das Ranking von<br />

amazon.de** (834,3 Mio. Euro), zalando.at<br />

(346,8 Mio. Euro) und universal.at (111,9 Mio.<br />

Euro) angeführt.<br />

Im Unterschied zum deutschen Markt schafft<br />

es neben den Generalisten, Bekleidungs- und<br />

Unterhaltungselektronikanbietern auch ein<br />

Unternehmen mit dem Hauptproduktsegment<br />

Drogerie und Gesundheit unter die Top<br />

10: shop-apotheke.at konnte seinen Platz im<br />

Ranking von vormals sechs nun auf Platz vier<br />

verbessern. Die Shops auf den Plätzen 11 bis<br />

100 liegen bei 37,4 Prozent des Gesamtumsatzes<br />

und den kleinsten Anteil haben auch in<br />

diesem Jahr wieder die Shops auf den Plätzen<br />

101 bis 250 mit 12,9 Prozent.<br />

Die Player auf den zehn vordersten<br />

Plätzen des Rankings verbuchen<br />

fast die Hälfte des Gesamtumsatzes<br />

der Top-250-Onlineshops“,<br />

so Nina Langer, Autorin und Projektleiterin<br />

E-Commerce über ein Ergebnis der aktuellen<br />

Studie „E-Commerce-Markt Österreich <strong>2020</strong>“<br />

von EHI und Statista, die die 250 umsatzstärksten<br />

B2C Onlineshops für physische Güter in<br />

Österreich analysiert.<br />

Top 10 marktbestimmend<br />

Mit einem Umsatzplus von 13,5 Prozent<br />

gegenüber 2018 wächst der E-Commerce<br />

Markt in Österreich von einem Gesamtumsatz<br />

der Top-250-Onlineshops von<br />

3,17 Mrd. Euro auf 3,60 Mrd. Euro in 2019.<br />

Inlandspotenzial<br />

Die Studie erscheint bereits im zehnten Jahr.<br />

In diesem Zeitraum hat sich das Marktvolumen<br />

mehr als verdoppelt. 2010 lagen die<br />

Umsätze bei 1,64 Mrd. Euro. Insgesamt zeigen<br />

die Daten der letzten zehn Jahre ein<br />

erhebliches Wachstum der Top Player und<br />

damit verbunden eine starke Zunahme der<br />

Marktkonzentration am E-Commerce-Markt.<br />

Hon. Prof.(FH) Dr. Anton Salesny vom Institut<br />

für Handel und Marketing an der Wirtschaftsuniversität<br />

Wien und Kooperationspartner<br />

der Studie kommentiert das Potenzial: „Ein<br />

Großteil der österreichischen Internetausgaben<br />

fließt nach wie vor in den internationalen<br />

Online-Handel. Auch Versuche, durch Einrichtung<br />

österreichischer und regionaler Plattformen<br />

diese Abflüsse in das Ausland wesentlich<br />

zu reduzieren, zeigten in den letzten Jahren<br />

noch nicht den gewünschten Erfolg.“


Beliebte Touchpoints<br />

Immer mehr Handelsunternehmen<br />

im E-Commerce nutzen neben dem<br />

Onlineshop weitere Vertriebskanäle.<br />

Die Verbreitung der stationären<br />

Ladengeschäfte im deutschsprachigen<br />

Raum als zusätzlicher Vertriebskanal<br />

zum Onlineshop bleibt annähernd<br />

konstant (<strong>2020</strong>: 69,2 Prozent,<br />

2019: 68,0 Prozent). Bei den digitalen<br />

Touchpoints stellen sich die Handelsunternehmen<br />

breiter auf als im Vorjahr.<br />

Insbesondere im Corona-Jahr <strong>2020</strong><br />

waren zeitweise digitale Touchpoints<br />

die ersten Anlaufstellen für Shopper.<br />

mehr als 11 Prozent erreichen", ist Rainer<br />

Will überzeugt. Viele heimische Händler<br />

haben das Potenzial in den letzten Monaten<br />

erkannt und in ihren Webshop<br />

investiert – eine gute Entscheidung. Darüber<br />

hinaus verzeichnen die österreichischen<br />

Onlinehändler seit Beginn der<br />

Corona-Pandemie ein deutlich gestiegenes<br />

Interesse der Konsumenten am<br />

regionalen Einkauf.<br />

Amazon an der Spitze<br />

"Die Top 250 Onlineshops Österreichs<br />

erwirtschaften mittlerweile 3,6 Milliarden<br />

Euro. Die Umsätze sind im<br />

vergangenen Jahr erneut um fast<br />

14 Prozent angestiegen. Diese anhaltende<br />

Dynamik führt zu einer<br />

immer stärkeren Marktkonzentration,<br />

immer weniger große Onlinehändler<br />

teilen sich einen immer<br />

größeren Anteil der Online-Torte.<br />

Spitzenreiter Amazon allein kommt<br />

mit 878 Millionen Euro auf ein Viertel",<br />

fasst Handelsverband-Geschäftsführer<br />

Rainer Will die wichtigsten<br />

Ergebnisse der Studie zusammen.<br />

Dass neben dem Onlineshop Marktplätze<br />

wie Ebay und Amazon als zusätzliche<br />

Vertriebskanäle vermehrt genutzt<br />

werden, zeigt insbesondere der Anstieg<br />

bei Amazon von 30,4 Prozent im Vorjahr<br />

auf 35,2 Prozent in diesem Jahr. Bei Ebay<br />

war der Anstieg etwas moderater: Von<br />

27,2 Prozent der Top-250-Onlineshops<br />

2019 ist der Anteil <strong>2020</strong> auf 29,6 Prozent<br />

gestiegen. Spannend bleibt auch die<br />

Entwicklung bei Instagram und wie sich<br />

das Thema Social Commerce und die<br />

Möglichkeiten des Check-Out direkt<br />

auf der sozialen Plattform durchsetzen<br />

werden. Die Studie konnte zeigen, dass<br />

noch mehr Shops als im Vorjahr ein Profil<br />

auf Instagram haben: Der Anteil stieg<br />

von 68,0 Prozent auf 74,0 Prozent.<br />

Covid befeuert Wachstum des Onlinehandels<br />

- eine Chance für heimische<br />

Webshops<br />

"Die Studie zeigt, dass der österreichische<br />

Handel einen strukturellen Veränderungsprozess<br />

durchläuft, der von<br />

einer exponentiellen technologischen<br />

Entwicklung angetrieben wird. Die Covid-Krise<br />

wirkt als Urknall der Digitalisierung<br />

und als Turboboost für den E-Commerce.<br />

Am Ende des Jahres wird unser<br />

Land erstmals einen Online-Anteil am<br />

gesamten Einzelhandelsumsatz von


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S18<br />

Das Umsatzvolumen über den Amazon<br />

Marktplatz ist hier noch gar nicht einbezogen.<br />

Es dürfte sich mittlerweile auf mindestens 900<br />

Mio. Euro belaufen und verstärkt die Dominanz<br />

des wertvollsten Unternehmens der Welt<br />

auch am österreichischen Markt.<br />

Handelsverband unterstützt heimische Konsumenten<br />

mit kaufsregional.at beim Einkauf<br />

"Heuer ist im E-Commerce das erste Mal seit<br />

mehr als einem Jahrzehnt der Kaufkraftabfluss<br />

ins Ausland von 57 auf 54 Prozent zurückgegangen.<br />

Faktoren wie Nachhaltigkeit,<br />

Qualität und lokale Produktion rücken wieder<br />

stärker in den Vordergrund. Das ist eine große<br />

Chance für die mehr als 13.500 Austro-Webshops,<br />

mit österreichischer Qualität zu überzeugen.<br />

Heimische Konsumenten können auf<br />

kaufsregional.at aus mehr als 5.000 regionalen<br />

Onlinehändlern wählen", erklärt Will.<br />

*Anmerkungen und Methodik<br />

Die Angaben der Studie beruhen auf einer<br />

Händler-Befragung (EHI) und Statista-Hochrechnungen<br />

auf Basis einer Regressionsanalyse<br />

sowie Unternehmensangaben aus Geschäftsberichten,<br />

Pressemitteilungen sowie<br />

Unternehmenswebsites und ergänzt um<br />

Sekundärdaten. Schwerpunkt der Untersuchung<br />

waren B2C-Onlineshops mit Ausnahme<br />

von Marktplätzen. Berücksichtigt<br />

wurde der Umsatz mit physischen Gütern.<br />

Der Umsatz mit digitalen Gütern wie Apps<br />

und Streaming-Diensten von Shops, z.B.<br />

Apple iTunes und Spotify, wurde nicht berücksichtigt.<br />

Durch die permanente Anpassung<br />

der Umsatzmodellierung kommt es teilweise<br />

zu Veränderungen bei den Umsatzzahlen der<br />

modellierten Shops. Betreibt ein Unternehmen<br />

mehrere Onlineshops, so wurde jeder<br />

Shop separat betrachtet.<br />

Definition E-Commerce-Umsatz: Nettoumsatz<br />

des jeweiligen Onlineshops in Österreich im<br />

Jahr 2019, bereinigt von Retouren, exkl. Umsatzsteuer<br />

und nur aus der reinen Geschäftstätigkeit<br />

des Onlineshops (ohne sonstige betriebliche<br />

Erträge des Unternehmens).<br />

Amazon Umsatzermittlung: Der Gesamtumsatz<br />

für Deutschland beträgt laut Geschäftsbericht<br />

19,9 Mrd. Euro. Dieser inkludiert jedoch Serviceund<br />

Subscription-Umsätze (Provisionen für<br />

Angebote Dritter auf dem Marktplatz, Prime-<br />

Mitgliedschaften, audible.de etc.) sowie alle<br />

Käufe auf Amazon in Deutschland, die außerhalb<br />

Deutschlands getätigt wurden. Nach<br />

Abzug der Service-Umsätze sowie der Umsätze<br />

weiterer Amazon-Angebote ergibt sich der<br />

Produktumsatz für amazon.de, für den der<br />

Umsatzanteil für österreichische Endkonsumenten<br />

ermittelt wurde. (RED)<br />

Das EHI Retail Institute ist ein Forschungsund<br />

Beratungsinstitut für den Handel und<br />

seine Partner mit rund 80 Mitarbeitern.<br />

Sein internationales Netzwerk umfasst<br />

rund 800 Mitgliedsunternehmen aus Handel,<br />

Konsum- und Investitionsgüterindustrie<br />

sowie Dienstleister. Das EHI erhebt<br />

wichtige Kennzahlen für den stationären<br />

und den Onlinehandel, ermittelt Trends<br />

und erarbeitet Lösungen. Das Unternehmen<br />

wurde 1951 gegründet.<br />

Die GS1 Germany ist eine Tochtergesellschaft<br />

des EHI und des Markenverbandes<br />

und koordiniert die Vergabe der Global<br />

Trading Item Number (GTIN, ehem. EAN)<br />

in Deutschland. In Kooperation mit dem<br />

EHI veranstaltet die Messe Düsseldorf die<br />

EuroShop, die weltweit führende Investitionsgütermesse<br />

für den Handel, die Euro-<br />

CIS, wo neueste Produkte, Lösungen und<br />

Trends der IT- und Sicherheitstechnik vorgestellt<br />

werden sowie die C-star für den<br />

asiatischen Handel in Shanghai.<br />

Statista.com ist eines der weltweit führenden<br />

Statistik-Portale mit Sitz in Hamburg,<br />

New York, London, Paris, Singapur und<br />

Tokyo. Das Portal hat jeden Monat 12<br />

Millionen Seitenbesucher und verzeichnet<br />

mittlerweile 2.000.000 registrierte Nutzer.<br />

Über 900 Mitarbeiter arbeiten an der<br />

Plattform, darunter Datenbankexperten,<br />

Redakteure und Statistiker.


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Welt der<br />

Logistik


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S20<br />

Online Handel: 8 Punkte, die Sie<br />

2021 bedenken sollten<br />

Ohne faire, einfache Besteuerung, sowie der Verwirklichung der EU-Zollunion wird<br />

der Binnenmarkt nicht funktionieren. BEITRAG: WALTER TREZEK<br />

das Einzelgewicht, Wert, Ursprungsland und<br />

die harmonisierte Zollkennziffer (zumindest<br />

6-stellig).<br />

2. Digitales Waren- und Bestandsmanagement<br />

in Echtzeit<br />

Voraussetzung für den online Handel ist eine<br />

digitale Bestandsführung in Echtzeit, die es erst<br />

ermöglicht Handelsware auf verschiedenen<br />

Plattformen, Marktplatzen und Webauftritten<br />

anbieten und damit auch verkaufen zu können.<br />

Dazu werden die Vorgaben der EU – insbesondere<br />

die digitalen Vorgaben aus dem<br />

EU-Zolldatenmodel, aber auch zunehmend<br />

auch das EU-Transportdatenmodel – herangezogen.<br />

WALTER TREZEK<br />

VICE-CHAIR<br />

ELOGISTICS-WORKING<br />

GROUP ECOMMERCE<br />

EUROPE<br />

CHAIRMAN OF THE UPU<br />

CONSULTATIVE<br />

COMMITTEE (CC)<br />

UND EXPERTE DES<br />

LOGISTIC-NATIVES E.V.<br />

Nicht nur die Pandemie führt zu<br />

einer Digitalisierung des Handels.<br />

2021 ändern sich wesentliche<br />

Rahmenbedingungen im<br />

grenzüberschreitenden online Handel. Eine<br />

digitale Voranmeldung jeder einzelnen Warensendungen<br />

wird Pflicht. Das One-Stop-<br />

Shop System ermöglicht die Nutzung einer<br />

Fiskalvertretung in der EU für die ganze EU.<br />

1. 01. Jänner 2021: Warensendungen müssen<br />

im grenzüberschreitenden POST-Versand<br />

digital vorangemeldet werden<br />

Die Postgesellschaften verlangen ab dem<br />

01. Jänner <strong>2020</strong> weltweit, für Sendungen<br />

die Waren (mit oder ohne Wert) beinhalten<br />

die digitale Vorabmeldung jeder einzelnen<br />

Sendung. Anzugeben ist der Name und die<br />

Adresse des Versenders, des Empfängers,<br />

dessen Telefonnummer oder Emailadresse<br />

(wo verfügbar), die Anzahl der Waren in<br />

der Sendung, das Gesamtgewicht, Art der<br />

Transaktion (Handelsware, Geschenk, etc.),<br />

Postgebühren, sowie für jede Ware in der<br />

Sendung eine Beschreibung, deren Anzahl,<br />

3. 15. März 2021: Ausfuhr- und Einfuhr-<br />

Sammelerklärungen im Flugfrachtverkehr<br />

Das neue "Import-Control-System 2" wird mit<br />

dem 15 März 2021 umgesetzt. Damit sind für<br />

aus der EU abgehende und in die EU kommende<br />

Warensendungen im Flugfrachtverkehr<br />

entsprechende digitale Vorausmeldungen<br />

zu den Warensendungen durch<br />

die Kurier-, Express- und Paketdienstleister abzugeben.<br />

4. 01. April 2021: Import-One-Stop-Shop MwSt.<br />

Identifikationsnummernvergabe beginnt<br />

Für all jene online Händler, die Warensendungen<br />

aus Drittstaaten in die EU einführen,<br />

besteht ab dem 01. April 2021 die Möglichkeit<br />

eine Import-One-Stop-Shop ID Nummer in einem<br />

Staat der EU anzumelden. Mit dieser IOSS<br />

No sind in der Folge Warensendungen mit<br />

geringem Wert von der Einfuhrumsatzsteuer in<br />

die gesamt EU befreit, die fällige MwSt jenes<br />

EU-Mitgliedsstaates (inkl. Norwegen) in dem<br />

die Waren verbraucht werden, müssen von<br />

dem IOSS Repräsentanten am 16 des Folgemonats<br />

an die Finanzbehörde des EU Staates<br />

in dem die IOSS angemeldet wurde für alle EU<br />

Waren überwiesen werden.


5. 01. Juli 2021: EU MwSt. Paket wird umgesetzt<br />

Mit dem 01. Juli 2021 gelten neue Regelungen<br />

in der EU aber auch für den Import von Warensendungen<br />

in die EU. Die Einfuhrumsatzsteuerfreigrenze<br />

(s.g. "de-minimis Regel") von<br />

EUR 22 wird gestrichen. Alle Warensendungen<br />

werden steuerpflichtig. Für die Mehrwertsteuer<br />

ist das System des Bestimmungslandes zu<br />

verwenden. Alle Warensendungen von einen<br />

EU-Drittstaatenverkäufer oder dessen Mittler,<br />

müssen vor deren Freigabe zum freien Verkehr<br />

digital vorab bei den Zollbehörden angemeldet<br />

werden. Für Sendungen mit geringem<br />

Wert (< 150 EUR Warenwert) kann dazu eine<br />

reduzierter Datensatz verwendet werden.<br />

Sollte bei der digitalen Vorabmeldung eine<br />

IOSS MwSt. ID angegeben worden sein, dann<br />

ist die Warensendung mit geringem Wert (nur<br />

für diese kann eine IOSS MwSt. Nr. verwendet<br />

werden) von der Einfuhrumsatzsteuer befreit,<br />

die MwSt. des Bestimmungslandes wird über<br />

die Fiskalrepräsentanz im EU-Mitgliedsstaat<br />

der Identifikation (dort wo die IOSS MwSt. ID<br />

Nr. angemeldet worden ist) abgeführt.<br />

Wir diese Einfuhrregelung nicht in Anspruch<br />

genommen, steht eine zweite Vereinfachung<br />

für die Einfuhr zur Verfügung. Die Einfuhrumsatzsteuer<br />

wird dann durch den Zollanmelder<br />

(z.B.: Post, Kurier-, Express-, Paketunternehmen<br />

oder Zollagent) vom Endkunden erhoben<br />

und monatlich an die Zollbehörde entrichtet.<br />

6. Retourenabwicklung: One-Stop-Shop<br />

ermöglicht verbesserte Retourenabwicklung<br />

Die im Onlinehandel häufigen Retouren können<br />

besser digital verwaltet und abgerechnet<br />

werden, da des OSS System den Händlern<br />

entsprechende Meldungen auch zeitlich versetzt<br />

ermöglicht. Damit fallen, heute noch<br />

langwierige Prozesse weg, die Transparenz<br />

wird erhöht, und Kosten gespart. Zudem sind<br />

bereits bei der digitalen Vorabmeldung alle<br />

Parameter vorgesehen, die eine eventuelle<br />

Teil-Retoure abwickeln lassen.<br />

7. Trennung von Zustellung und<br />

Zahlungsflüssen<br />

Bereits in der Aufbereitung, der für die digitalen<br />

Vorabmeldungen (Zollanmeldung,<br />

ICS2 Sammelerklärungen, MwSt.-meldungen)<br />

kommt es zu einer Trennung zwischen der Zustellung<br />

der Warensendungen und der Abgaben.<br />

Damit ist es auch folgerichtig gewesen<br />

die Disposition wer die einzelnen Prozesse für<br />

den Onlinehandel zu trennen und demnach<br />

auch, je nach gewähltem Geschäftsmodel<br />

unterschiedlichen Akteuren zu überlassen.<br />

8. Weitere Digitalisierung bereits im<br />

EU-Aktionsplan bis 2025 vorgesehen<br />

IOSS ist heute noch optional, sollte aber bis<br />

2025 für Warensendungen von einen EU-<br />

Drittstaatenverkäufer oder dessen Mittler<br />

verpflichtend werden. (WT)<br />

Haben Sie detaillierte Fragen zu der aktuellen Thematik oder haben<br />

Sie Interesse mehr über die Branche zu erfahren? Möchten<br />

Sie sich aktiv im logistic-natives e.V., dem internationalen<br />

Netzwerk für Logistik & Infrastruktur des modernen Handels,<br />

einbringen? Geschäftsführer Florian Seikel steht Ihnen sehr<br />

gerne zur Verfügung. E-Mail: florian.seikel@logistic-natives.com,<br />

+49(0)162-2561001; www.logistic-natives.com


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S22<br />

Des einen Leid, des anderen Freud:<br />

Corona als Digitalisierungs-Push<br />

Mit der Verkündung des zweiten harten Lockdowns Mitte November bis voraussichtlich<br />

6. Dezember <strong>2020</strong> wurden gleichzeitig weitere Unternehmer in<br />

den Ruin getrieben. Der Onlinehandel hingegen freut sich kurz vor Weihnachten<br />

über noch stärkere Zuwächse. Einer der Gewinner: die UNITO-Gruppe<br />

mit ihren bekannten Shops OTTO, Universal, Quelle, LASCANA und mehr.<br />

REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

HARALD GUTSCHI<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

UNITO GRUPPE<br />

Schon beim e-Commerce Logistik<br />

Tag im September zeigte sich Mag.<br />

Harald Gutschi, Sprecher der Geschäftsführung<br />

der UNITO-Gruppe,<br />

sehr zufrieden über die Umsatzentwicklung.<br />

Denn nach einem kurzen Einbruch der Bestellungen<br />

zu Beginn der Pandemie sind die<br />

Umsätze schier explodiert: „Zuerst waren<br />

es Kühlschränke, Schreibtische und Laptops<br />

sowie Jogginghosen, danach waren<br />

Swimmingpools und Fahrräder ausverkauft.<br />

Während des Lockdowns hatten wir teilweise<br />

kurzfristig Wachstumsraten von<br />

100 Prozent im Vergleich zu 2019.“<br />

Insgesamt erwirtschaftete die Gruppe im<br />

Zeitraum vom 1. März bis 31. August <strong>2020</strong><br />

einen Gesamtumsatz von 201,5 Millionen<br />

Euro, ein Plus von 12,8 Prozent. Noch deutlicher<br />

der Zugewinn im reinen Warengeschäft:<br />

18 Prozent mehr Umsatz – im Vergleich<br />

zu einem Marktwachstum von 7<br />

Prozent laut „E-Commerce-Studie Österreich<br />

<strong>2020</strong>“der KMU Forschung Austria.<br />

Sieht man sich die Segmente genauer an,<br />

muss sich das Umsatzwachstum von 41 Prozent<br />

bei den „Stay at home“-Artikeln (Haushaltswaren,<br />

Möbel, Heimtextilien) nur jenem<br />

von 54 Prozent im Baumarkt-Segment geschlagen<br />

geben. Denn wer zu Hause bleiben<br />

muss, möchte es zumindest schön und<br />

bequem haben. Die Gruppe erntet nun<br />

die Früchte davon, sich schon in den letzten<br />

Jahren vom Kataloghändler zum Onlinespezialisten<br />

gewandelt zu haben. „Etwa<br />

alle 100 Jahre gibt es so Einmal-Effekte wie<br />

eben jetzt diese Pandemie, die zu einem<br />

Umbruch, einer Beschleunigung der gesellschaftlichen<br />

Entwicklung führt. Dieser „digitale<br />

Arschtritt“ hat uns in der Entwicklung um<br />

etwa fünf Jahre nach vorne katapultiert. Die<br />

Verlagerung in den Onlinehandel wäre unweigerlich<br />

gekommen, aber schrittweise. Die<br />

jetzige Änderung ist aus meiner Sicht irreversibel.“<br />

Schließlich würden die Kunden zunehmend<br />

die Bequemlichkeit und zeitliche Unabhängigkeit<br />

des eCommerce zu schätzen<br />

wissen – und zwar alte, wie auch neue.<br />

Die Zuwächse hat das Unternehmen nämlich<br />

nicht nur treuen Stammkunden zu verdanken,<br />

sondern auch beinahe 400.000<br />

Neukunden, die während des Lockdowns<br />

erstmals bei einem der UNITO-Onlineshops<br />

bestellt haben. „Besonders erfreulich für<br />

uns ist, dass es sich um hochwertige neue<br />

Kunden mit gutem Nachfolgeverhalten<br />

handelt, es bleibt also nicht bei Einmalbestellungen“,<br />

zeigt sich Gutschi begeistert.<br />

Gleichzeitig ist die Retourenquote stark gesunken,<br />

liegt je nach Produktgruppe zwischen<br />

7 und 10 Prozent unter dem Vorjahresniveau.<br />

Gründe hierfür sind neben Struktureffekten<br />

(weniger Textilien) bessere Produktbeschreibungen<br />

und vor allem eine selektivere<br />

Bestellung durch die Kunden. Es zeigt sich,<br />

dass viele Menschen durch diese erzwungene<br />

Pause im stationären Handel auf den<br />

Geschmack gekommen sind und etwaige<br />

Berührungsängste verloren haben. „Zu Beginn<br />

der Krise spürten wie die Dankbarkeit der<br />

Kunden für die Versorgungsfunktion während<br />

des Lockdowns, doch sehr schnell kristallisierte<br />

sich dann ein sehr hohes Anspruchsdenken<br />

heraus. Lieferzeiten von mehreren Wochen<br />

sind inakzeptabel“, so Gutschi.


Logistik als Lebensader<br />

Der beste Onlineshop ist nur so gut wie seine<br />

Logistik, denn schließlich müssen die Waren<br />

auch zum Kunden gebracht werden – und<br />

das möglichst schnell und unkompliziert. Die<br />

Zuverlässigkeit und damit der Erfolg eines<br />

Unternehmens sind untrennbar mit der Zustellung<br />

verknüpft. In Österreich setzt UNITO<br />

auf die Post und Gebrüder Weiss als Partner<br />

bei der Zustellung. Die Logistikstandorte sind<br />

dezentral organisierte 24h-Läger. Bei den Zustellungsvarianten<br />

fordert Gutschi mehr Mut<br />

und Kreativität: „Der Kunde möchte seinen<br />

Laptop so schnell wie möglich. Also warum<br />

verlange ich nicht 15 Euro extra für Same-<br />

Day-Delivery, statt nur gratis Abholung zu bieten?<br />

Das Abendessen wird ja auch für zwei<br />

Euro extra geliefert. Der Warenrohertrag ist in<br />

den letzten Jahren stetig gesunken, da kommen<br />

neue Erlösströme genau recht.“ Wichtig<br />

sei die Zufriedenheit der Kunden, denn dann<br />

würden sie auch öfter kaufen.<br />

Aufschwung durch US-Wahlergebnis<br />

Die USA sind nach Deutschland der zweitgrößte<br />

Exportmarkt für Österreichs Unternehmen,<br />

unzählige Arbeitsplätze hängen direkt oder<br />

indirekt von einem uneingeschränkten Handel<br />

mit den USA ab. Handelskonflikte wirken<br />

sich negativ auf die Unternehmen und die<br />

Beschäftigten und somit natürlich auch unmittelbar<br />

auf deren Kaufkraft aus. „Die Welt<br />

atmet auf“, fasst Gutschi das Wahlergebnis<br />

treffend zusammen. Der unmittelbare Aufschwung<br />

an den Börsen war ein deutliches<br />

Signal. „Es ist wichtig, dass der amerikanische<br />

Präsident als Führer der freien Welt zu seinem<br />

Wort steht und verlässlich ist. Biden wird den<br />

Freihandel forcieren und es wird wieder ein<br />

kultivierterer, zivilisierterer Umgangston herrschen<br />

– wenngleich auch er ein durchaus<br />

harter Verhandlungspartner sein kann“, meint<br />

Gutschi und fügt an: „hätte Trump die Coronakrise<br />

besser gemanagt, hätte er vermutlich<br />

wieder gewonnen.“ Doch im Coronajahr<br />

<strong>2020</strong> ist eben alles anders.<br />

Aktuell blickt Handelsexperte optimistisch in<br />

die Zukunft: „Ich erwarte für 2021 eine spektakuläre<br />

Wiederauferstehung der Wirtschaft.<br />

Nach diesem gewollten Runterfahren werden<br />

die marktwirksamen Kräfte wieder greifen.<br />

Jammern ist keine unternehmerische Tätigkeit,<br />

das kommende Jahr wird super.“ (AG)<br />

Die UNITO-Gruppe ist eine Tochter der<br />

Baur-Gruppe und Teil der Otto Group.<br />

Marken: Universal, OTTO, Quelle, Lascana,<br />

OKO (Österreich) Ackermann, Quelle, Lascana<br />

(Schweiz) sowie Quelle (Deutschland).<br />

51.800 Mitarbeiter weltweit mit über 100<br />

Unternehmen.<br />

ANGELIKA GABOR<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S24<br />

Künstliche Intelligenz für den smarten<br />

Handel der Zukunft<br />

Ob Sprachassistenten auf dem Smartphone, Routenvorschläge in der Navigations-App<br />

oder Kaufempfehlungen im Online Shop: Künstliche Intelligenz ist längst<br />

omnipräsent in allen Lebensbereichen. Algorithmen wissen auf die Minute genau,<br />

wann wir mit dem Auto in Wien ankommen – und zwar noch bevor wir in<br />

München losgefahren sind. Sie lotsen uns täglich an Staus vorbei und sagen uns,<br />

wann wir eine Pause machen sollten. Gastbeitrag: Andreas Reuter<br />

ANDREAS REUTER<br />

CEO<br />

SSI SCHÄFER SHOP<br />

GMBH<br />

Ob Sprachassistenten auf dem<br />

Smartphone, Routenvorschläge<br />

in der Navigations-App oder<br />

Kaufempfehlungen im Online<br />

Shop: Künstliche Intelligenz ist längst omnipräsent<br />

in allen Lebensbereichen. Algorithmen<br />

wissen auf die Minute genau, wann wir<br />

mit dem Auto in Wien ankommen – und zwar<br />

noch bevor wir in München losgefahren sind.<br />

Sie lotsen uns täglich an Staus vorbei und<br />

sagen uns, wann wir eine Pause machen<br />

sollten.<br />

Für den Handel sind KI-basierte Systeme<br />

bereits heute zu einer riesigen Chance geworden,<br />

vor allem in Hinblick auf die Big<br />

Player, die jede neue Technologie konsequent<br />

nutzen, um ihren Vorsprung weiter<br />

auszubauen. Textrobotic hilft dabei, komplexe<br />

Webshops mit minimalem Personalaufwand<br />

aktuell zu halten. Automatische<br />

Produktempfehlungen machen das Einkaufserlebnis<br />

für Kunden komfortabler und –<br />

ganz wichtig – erhöhen die Kundenbindung,<br />

während KI-gestützte Logistik die Lieferwege<br />

optimiert. Das ist eine Win-Win-Win-Situation:<br />

Gut für den Händler, gut für den Kunden<br />

und auch noch gut für die Umwelt. Natürlich<br />

sind die Initialisierungskosten nicht zu<br />

unterschätzen. Es braucht Zeit, Daten,<br />

Know-How und vor allem konkrete Fragestellungen,<br />

welches Problem gelöst<br />

werden soll, um Künstliche Intelligenz<br />

wirklich nutzbringend einzusetzen. Aber<br />

die wirtschaftlichen Perspektiven dieser<br />

Technologie – heute und noch mehr in den<br />

kommenden Jahren – rechtfertigen diese<br />

Investition in jedem Fall. Trotzdem herrscht<br />

in Medien, Politik, Öffentlichkeit und auch an<br />

vielen Stellen im Handel immer noch ein diffuses<br />

Unbehagen beim Stichwort Künstliche<br />

Intelligenz. Im Fokus stehen dabei oft Datenschutz-Bedenken.<br />

Ich bin der Meinung, mit Künstlicher<br />

Intelligenz signifikante Optimierungen<br />

im gesamten Verkaufsprozess zu erreichen,<br />

Zeit, Ressourcen und Emissionen einzusparen,<br />

ohne dass Persönlichkeits- und Datenschutzrechte<br />

des Einzelnen verletzt werden. Der einzige<br />

Weg, unsere Wirtschaft und Gesellschaft<br />

vor möglichen Gefahren des Missbrauchs<br />

dieser Technologie zu schützen, ist, sie besser<br />

zu beherrschen und klüger anzuwenden.<br />

Dafür müssen Unternehmer der Technologie<br />

gleichermaßen mit Offenheit und Akzeptanz<br />

begegnen. Das ist auch insofern wichtig, da<br />

es für Handelsunternehmen künftig erfolgsentscheidend<br />

sein wird, sich aktiv mit Künstlicher<br />

Intelligenz auseinanderzusetzen, um<br />

langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Bei all den Bedenken darf man eines nicht<br />

vergessen: Künstliche Intelligenz im Handel<br />

kommt schlussendlich vor allem dem Kunden<br />

zugute. Er profitiert von einer zielgenaueren<br />

Ansprache, weniger Werbung, die ihn nicht<br />

betrifft, von schnellerer Bestellabwicklung<br />

und kürzeren Lieferzeiten. Und am Ende des<br />

Tages gibt es auch Einsparungen durch den<br />

Einsatz intelligenter Systeme.<br />

Seit 45 Jahren ist Schäfer Shop einer der führenden<br />

Komplettausstatter für Gewerbe- und<br />

Privatkunden im Bereich Büro-, Lager- und Betriebseinrichtungen.<br />

Nachhaltiges Wachstum,<br />

wertebasierte Zusammenarbeit und starke<br />

Kundenbindung machen das mittelständische<br />

Familienunternehmen so erfolgreich. (RED)


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S26<br />

Der Digital Butler regelt den Zugang zur Apotheke über einen digitalen Screen<br />

und schafft so Sicherheit für Kunden und Mitarbeiter.<br />

KNAPP unterstützt mit starken<br />

Innovationen in schwierigen Zeiten<br />

COVID-19 verändert unser Leben nachhaltig – auch für die Logistik gibt<br />

es große Herausforderungen. Es wird immer wichtiger, die Schutzmaßnahmen<br />

so effizient wie möglich in den Alltag zu integrieren. Dabei unterstützt<br />

KNAPP seine Kunden mit individuellen Lösungen und neuen Produkten zum<br />

Schutz vor dem Corona-Virus. Auch die Möglichkeit, remote zu unterstützen<br />

wird durch den Einsatz neuer Technologien sehr stark ausgeweitet...<br />

BEITRAG: PI/REDAKTION<br />

Produkte und Lösungen unterstützen<br />

in unterschiedlichen Bereichen dabei,<br />

Kunden und Mitarbeiter bestmöglich<br />

zu schützen, zum Beispiel:<br />

• Zugangssysteme für Apotheken:<br />

Digital Butler von Apostore<br />

• Kontaktlos einkaufen:<br />

Project Retail CX<br />

• Sicherheit in Distribution, Produktion:<br />

Desinfektion mit UV-C-Licht<br />

• Experten weltweit glasklar vernetzt:<br />

ivii.global.assist<br />

• Navi für effizienten Anlagenbetrieb:<br />

redPILOT Operational Excellence<br />

Solution<br />

• Intelligenter Helfer im Lager 24/7:<br />

Pick-it-Easy Robot<br />

Digital Butler schafft Sicherheit der Apotheke<br />

Apotheken erleben in diesen Zeiten neue<br />

Herausforderungen. Kunden und Mitarbeiter<br />

sollen so gut wie möglich vor einer Ansteckung<br />

mit dem Corona-Virus geschützt werden.<br />

Nur ein kontrollierter Zugang zum Shop bedeutet<br />

Sicherheit für Kunden und Team.


Dabei unterstützt der Digital Butler: Das innovative<br />

Einlass-System regelt mit klaren Signalen,<br />

die kultur- und sprachübergreifend verständlich<br />

sind, den Zutritt zu Apotheken oder<br />

Geschäften. Um die empfundene Wartezeit<br />

der Kunden zu verkürzen, können individuelle<br />

Inhalte und zusätzliche Informationen am<br />

Bildschirm angezeigt werden. Die Mitarbeiter<br />

regulieren dies sicher und stressfrei von jedem<br />

Arbeitsplatz oder mobilem Gerät aus. Der<br />

Digital Butler ist schnell aufgebaut und einfach<br />

zu bedienen. „Mit unserem Digital Butler<br />

bieten wir für Apotheken und Handel für<br />

den ersten Kundenkontakt jetzt die passende<br />

Lösung an. Wir entwickeln unsere Produkte<br />

ständig weiter. In Kürze wird die Möglichkeit<br />

zu sensorgesteuerten Einlasskontrolle bestehen“,<br />

so Christopher Thielen, Geschäftsführer<br />

Apostore GmbH. Zusätzlich sorgt das innovative<br />

System für eine angenehme, sichere Atmosphäre<br />

in jedem Verkaufsladen. Lesen Sie<br />

mehr zum Digital Butler von Apostore:<br />

https://bit.ly/3lL6RMy<br />

Project Retail CX by KNAPP ermöglicht<br />

kontaktloses Einkaufen<br />

Schnell und sicher einkaufen – das ermöglicht<br />

Project Retail CX. Dabei handelt es sich um<br />

ein sogenanntes automatisiertes In-Store-System:<br />

Wie der Name schon verrät, macht diese<br />

Technologie das Einkaufen im Laden einfacher,<br />

spannender und in Zeiten von COVID-19<br />

auch sicherer. Dabei verbindet Project Retail<br />

CX die Vorteile des klassischen Geschäfts mit<br />

jenen des Online-Shops. Kunden können rund<br />

um die Uhr an Bestellterminals Waren auswählen<br />

und bargeldlos bezahlen.<br />

Dieses Konzept findet beispielsweise in der<br />

Südsteiermark (Österreich) beim Spezialitätenladen<br />

Kreisler Anwendung. Rund 6.400<br />

regionale Produkte lagern hier gekühlt in einem<br />

rund 20 Meter langen automatisierten<br />

Regal: Sobald ein Kunde eine Bestellung auf<br />

einem der vier Terminals bestellt und bezahlt,<br />

beginnt der Roboter zu arbeiten. Der Roboter<br />

holt die gewünschten Waren aus dem Regal<br />

und übergibt sie an den Kunden. „Unser Projekt<br />

hält die Wertschöpfung in der Region, garantiert<br />

kurze Versorgungswege und stellt die<br />

Spezialitäten unserer lokalen Lebensmittelwirtschaft<br />

in eine zeitgemäße, umweltfreundliche<br />

Auslage“, freut sich Andreas Höcher, Geschäftsführer<br />

Kreisler. https://bit.ly/2Kneb35<br />

Bequemes und sicheres Einkaufen mit Project Retail CX by KNAPP.<br />

UV-C-Desinfektion – Arbeitsflächen und Behälter<br />

schnell und sicher entkeimen<br />

Regelmäßige Desinfektion ist heute wichtiger<br />

denn je. Um Mitarbeiter zu schützen und den<br />

Betrieb in Distributions- und Produktionsbetrieben<br />

zu sichern, ist es notwendig, Oberflächen<br />

und Nutzgegenstände regelmäßig von möglichen<br />

Krankheitserregern zu befreien. Besonders<br />

schnell und effektiv passiert dies mithilfe<br />

von zertifizierter UV-C-Licht-Technologie.<br />

Diese kann zum Beispiel genutzt werden, um<br />

Arbeitsbereiche und Werkzeuge zu reinigen.<br />

UV-C-Licht eignet sicher aber auch für die Entkeimung<br />

von Behältern und Kartons.<br />

Wie funktioniert UV-C-Licht eigentlich?<br />

UV-C-Licht ist Teil des natürlichen Sonnenlichts<br />

und deaktiviert innerhalb von wenigen<br />

Minuten – ohne jegliche Chemie – Bakterien,<br />

Viren, Hefen, Pilz- und Schimmelsporen. Ein<br />

besonderer Vorteil ist, dass keine Resistenzen<br />

von Keimen gebildet werden: UV-C-Licht ist<br />

also immer effektiv. „Gerade im industriellen<br />

Umfeld – zum Beispiel in Verteilzentren oder<br />

Produktionsbetrieben – eignet sich die UV-C-<br />

Technologie ideal zur raschen Entkeimung.<br />

UV-C-Technologie ist schon lange in anderen<br />

Bereichen bewährt und erprobt, zum Beispiel<br />

bei der Aufbereitung von Wasser. Wir nutzen<br />

in unseren Lösungen besonders hochwertige<br />

Strahler, die eine 2,5-mal höhere Leistung gegenüber<br />

herkömmlichen UV-C-Strahlern erbringen.<br />

So gelingt eine punktgenaue und effektive<br />

Entkeimung“, erklärt Thomas Johaim,<br />

Produktmanager, KNAPP AG.


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S28<br />

Schonende Desinfektion von Arbeitsbereichen, Werkzeugen und<br />

Behältern durch UV-C-Technologie<br />

Remote-Support in glasklarer Bild- und Tonqualität<br />

mit ivii.global assist<br />

Die webbasierte Softwarelösung ivii.global<br />

assist verbindet Menschen weltweit via Bild<br />

und Ton. Da durch COVID-19 aktuell das Reisen<br />

stark eingeschränkt ist, bietet ivii.global.<br />

assist eine einfache und effektive Lösung für<br />

den Remote-Support. Dabei wird Bild und Ton<br />

in beide Richtungen 1:1 übertragen und die<br />

Personen können einander sehen und hören.<br />

Sogar das Arbeiten handsfree ist möglich –<br />

dies ist vor allem bei Wartungsarbeitens sehr<br />

praktisch. Dazu trägt der Mitarbeiter vor Ort<br />

eine Brille – sogenannte Smart Glasses – so<br />

können im Gesichtsfeld verschiedene Informationen<br />

eingeblendet werden. Grundsätzlich<br />

funktioniert die Software auch unabhängig<br />

vom eingesetzten Endgerät (Android, IoS,<br />

Tablet, etc).<br />

Die Einsatzmöglichkeiten von ivii.global.assist<br />

sind sehr vielseitig und ermöglicht das kontaktlose<br />

Interagieren im industriellen Umfeld, zum<br />

Beispiel bei Remote Support, Wartungsarbeiten,<br />

Inspektionen oder geführten Inbetriebnahmen.<br />

Nach Abschluss der Arbeiten steht<br />

eine lückenlose Dokumentation durch Text,<br />

Bilder und Sprache zur Verfügung. In der Zeit<br />

der Einschränkungen durch COVID-19 bringt<br />

diese Anwendung viele Vorteile. Experten<br />

müssen nicht zwingend vor Ort sein und können<br />

trotzdem aus der Ferne Inbetriebnahmen<br />

oder zertifizierte Trainings abhalten.<br />

www.ivii.eu<br />

Wie ein Navi für den Anlagenbetrieb: redPI-<br />

LOT Operational Excellence Solution<br />

Die Software-Lösung redPILOT Operational<br />

Excellence Solution hilft Logistikbetreibern<br />

dabei, Ihre Logistiksysteme zu jeder Betriebsstunde<br />

optimal betreiben zu können. Dabei ist<br />

das nachhaltige Ressourcen-Management,<br />

vor allem die Einsatzplanung der Mitarbeiter,<br />

ein wesentlicher Faktor. Durch Maßnahmen<br />

wie die Aufteilung von betriebskritischen<br />

Prozessen in mehreren Schichten, angepasste<br />

Pausenregelungen und Arbeitsplatzbelegungen<br />

sichert die Software die Kontinuität des<br />

Geschäfts. Alle Planungen lassen sich einfach<br />

ändern. Über eine Betriebssimulation kann<br />

das Management schnell verschiedene Szenarien<br />

aufgrund der jeweiligen Leistungs- und<br />

Kostenauswirkung bewerten. Auch Servicefenster<br />

für Desinfektionen am Arbeitsplatz<br />

werden bei der Planung berücksichtigt.<br />

Infektionsrisiko verwalten und Transparenz in<br />

der Ressourcenplanung schaffen<br />

Um eine Infektion und deren Ausbreitung zu<br />

verhindern, wird mit Hilfe von Zertifikaten die<br />

aktuelle Situation bewertet und beim entsprechenden<br />

Infektionsfall das Contact Tracing<br />

über die letzten Schichten zurück verfolgt, um<br />

so mögliche Infektionsketten zu identifizieren.<br />

Berichte und Statistiken über kritische Kennzahlen<br />

im Zusammenhang mit Infektionen<br />

bieten Transparenz und helfen, fundierte Entscheidungen<br />

zu treffen.<br />

Flexible Einsatzplanung mit Team-App von<br />

redPILOT<br />

Mit der speziellen redPILOT teamAPP ist eine<br />

erhöhte Flexibilität im Management von Mitarbeitern<br />

gewährleistet. Auch Aushilfskräfte<br />

und Leiharbeiter können einfach über die teamAPP<br />

eingebunden und verwaltet werden.<br />

Diese nahtlose Verzahnung vom Planungsprozess<br />

mit den Wünschen der Mitarbeiter<br />

schafft einen großartigen Mehrwert als attraktiver<br />

Arbeitgeber. Eine ganzheitliche Betriebsplanung,<br />

minimierter Planungsaufwand und<br />

das Erkennen von Überkapazitäten senken<br />

die Kosten.<br />

www.redpilot.at


Der Kommissionierroboter Pick-it-Easy Robot unterstützt bei der Auftragsbearbeitung im<br />

Lager. Dies entlastet die Mitarbeiter und erhöht auch die Sicherheit.<br />

Pick-it-Easy Robot: Ein intelligenter Roboter<br />

als starker Helfer in Logistik-Prozessen<br />

Die industrietaugliche Roboterlösung Pickit-Easy<br />

Robot eignet sich ideal für die automatische<br />

Auftragszusammenstellung, zum<br />

Beispiel in Distributionszentren von Onlinehändlern.<br />

Der Roboter kann unterschiedliche<br />

Waren zuverlässig greifen. Auch solche,<br />

die zum Beispiel in Folie verpackt sind oder<br />

spiegelnde Oberflächen haben – sogar sehr<br />

teure Artikel wie Parfüms greift der Roboter<br />

gezielt und legt sie sanft ab.<br />

Gerade in Zeiten, in denen Social Distancing<br />

gefordert ist, bringt eine automatische Kommissionierlösung<br />

wie Pick-it-Easy Robot Vorteile:<br />

Der Roboter ist täglich 24 Stunden einsatzbereit<br />

– so kann er zum Beispiel Mitarbeiter<br />

in den Nachtschichten entlasten. Gleichzeitig<br />

kann die Auslieferleistung gesteigert werden,<br />

denn Branchen wie die Lebensmittel- oder<br />

Pharmaindustrie erleben durch COVID-19 aktuelle<br />

erhöhte Auftragslast. Dank künstlicher<br />

Intelligenz lernt der Roboter neue Waren selbstständig<br />

zu bearbeiten – diese Eigenschaften<br />

sind essenziell, denn sie schaffen Sicherheit<br />

und Planbarkeit. Dazu kommt, dass durch<br />

den Einsatz des Roboters weniger Personen<br />

zusammenarbeiten und so das Einhalten von<br />

Abständen leichter fällt. (RED)<br />

Über die KNAPP AG<br />

KNAPP ist ein internationales Technologieunternehmen<br />

mit Sitz in Österreich. Die<br />

Kernkompetenzen sind intralogistische Komplettlösungen,<br />

automatische Lagersysteme<br />

und Logistiksoftware. Weltweit vertrauen<br />

zahlreiche Kunden aus den Branchen Healthcare,<br />

Fashion, Retail, Food Retail und Industry<br />

auf die Erfahrung und Innovationskraft der<br />

KNAPP-Gruppe. KNAPP investiert jedes Jahr<br />

rund 50 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung<br />

und hat mit innovativen Lösungen<br />

die Intralogistik nachhaltig geprägt. Im abgelaufenen<br />

Geschäftsjahr 2019/20 erzielte das<br />

Unternehmen mit 5.000 Mitarbeitern einen<br />

Umsatz von 1,08 Milliarden Euro.<br />

www.knapp.com


P.b.b. | Verlagsort 1130 Wien | GZ: 9Z038253M | Einzelpreis 5 €<br />

NR.06 / <strong>2020</strong><br />

www.blogistic.net<br />

TRANSFORMATION+ZUKUNF<br />

„Wir dürfen das Thema nicht<br />

allein aus der wirtschaftlichen<br />

Sicht betrachten.“<br />

Roland Seebacher, Geschäftsführer von BITO in Österreich, sieht die Corona-Krise nur teilweise<br />

als Ausschlag gebend für die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung in Österreich. Vielmehr<br />

sind die Transformationsprozesse für ihn maßgeblich, welche die vierte industrielle Revolution<br />

(Industrie 4.0) ausgelöst hat.


BUSINE$+FINANZEN<br />

R. Seebacher<br />

„Wir dürfen das Thema nicht allein<br />

aus der wirtschaftlichen Sicht betrachten“<br />

Roland Seebacher, Geschäftsführer von BITO in Österreich, sieht die Corona-Krise nur teilweise als Ausschlag<br />

gebend für die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung in Österreich. Vielmehr sind die Transformationsprozesse<br />

für ihn maßgeblich, welche die vierte industrielle Revolution (Industrie 4.0) ausgelöst hat.<br />

B+L: Herr Seebacher. Wie geht es Ihnen, wie geht es BITO Austria?<br />

R. Seebacher: Uns geht es den Umständen entsprechend gut. Wir hatten<br />

ein sensationelles Jahr 2019 hingelegt mit einem Rekordumsatz seit Bestehen<br />

des Unternehmens hier in Österreich. Wir sind dann gut ins Jahr<br />

<strong>2020</strong> gestartet mit Vorbestellungen, welche einen weiteren Rekord signalisierten.<br />

Und dann kam der Lockdown, der sich äußerlich in Absagen<br />

von Messen, Meetings usw. äußerte. Im Innenverhältnis hat sich im Wesentlichen<br />

die Kommunikation umgestellt.<br />

B+L: Wie haben Sie darauf reagiert?<br />

R. Seebacher: Wir haben uns sehr rasch auf die neue Situation eingestellt<br />

und einen großen Teil unseres Workflows in die Homeoffices verlegt. Das<br />

konnten wir deshalb so schnell, weil wir hier Modelle schon vor Corona<br />

aufgesetzt haben, die wir dann während der Krise realisierten.<br />

in Österreich, die wir freilich nutzen und die uns gut durch den Lockdown<br />

brachten.<br />

B+L: Mussten Sie Kurzarbeit anmelden?<br />

R. Seebacher: Ja, das haben wir gemacht, weil unsere Kunden etliche Projekte,<br />

die bereits in der Umsetzung waren, aus Sicherheitsgründen auf<br />

Standby schalteten. In der Zeit des Lockdowns war das Büro jedoch permanent<br />

von mir und einem Mitarbeiter besetzt, um eine Kontinuität der<br />

Kommunikation sicher zu stellen. Je länger der Lockdown aber dauerte<br />

und unsere Kunden sich auf die neue Situation eingestellt haben, umso<br />

mehr nahmen wir die Kurzarbeit zurück. Heute ist der Zustand längst<br />

wieder auf Normalniveau. Heute gehören jedoch die digitalen Medien zu<br />

unserem Alltag, d.h. die Mitarbeiter sind beispielsweise einen Teil ihrer<br />

Arbeitszeit im Homeoffice.<br />

B+L: Die Lockdowns sind vorbei. Ist man bei BITO wieder zurück zum Alltag<br />

vor der Krise zurückgekehrt?<br />

R. Seebacher: Nein, denn wir konnten vor allem viele Erfahrungen mit den<br />

Vorzügen der Digitalisierung sammeln, wie zum Beispiel Video-Conferencing,<br />

Homeoffice usw. Da reagieren wir auch auf die Bedürfnisse unserer<br />

Kunden.<br />

B+L: Können Sie hier konkret werden?<br />

R. Seebacher: Nehmen Sie beispielsweise die Vertragsanbahnung und Projektabwicklung.<br />

Was früher faktisch undenkbar war, dass man das via<br />

Video-Conferencing abwickelt, wird heute von unseren Kunden gefordert.<br />

Bis zur Corona-Krise war es normal, dass man Kunden immer wieder besuchte<br />

und Einzelheiten absprach. Aus Sicherheitsgründen und wohl auch<br />

aus Flexibilitätsgründen wird die Besuchskultur heute auf das Notwendigste<br />

reduziert. Nur noch Abschlüsse werden persönlich gemacht, und<br />

dann auch nicht jeder. Wir überdenken zudem unsere Messeauftritte,<br />

welche ja ein wesentlicher teil unserer Kommunikation darstellte. Die Corona-Krise<br />

hat uns nahezu dazu gezwungen, Alternativen zur Messe aufzuspüren.<br />

Und die gibt es. Wir nutzten digitale Tools schon vor der Krise,<br />

jetzt sind sie aber integraler Bestandteil unserer Kommunikation und verändern<br />

unsere Organisation und unseren Workflow.<br />

B+L: Gibt es dabei eine konzernweite Strategie?<br />

R. Seebacher: In Hinblick auf die Nutzung digitaler Medien nicht, denn die<br />

Konzern-Mutter von BITO steht schon allein wegen ihrer Größe vor anderen<br />

Herausforderungen bei der Bewältigung der Krise als wir. Wir sind<br />

zwar für Österreich und Südost-Europa zuständig, haben aber unsere<br />

Struktur rein auf das Projektmanagement und den Vertrieb aufgebaut.<br />

Daher genießen wir hier Freiräume als eher familiär strukturierte Einheit<br />

BUSINE$+LOGISIC<br />

13<br />

infrastruktur drehscheibe<br />

niederösterreich.<br />

Die rasche Anbindung zum<br />

Vienna International Airport, die<br />

Nähe zur Bahn und den Donauhäfen<br />

Ennsdorf und Krems<br />

zeichnen Ihren zukünftigen<br />

Unternehmensstandort aus.<br />

ideale Betriebsstandorte<br />

Mittel- und Osteuropa vor der Türe.<br />

Donau<br />

Ennsdorf<br />

A 1<br />

Linz<br />

➔<br />

Krems<br />

A 21<br />

IZ NÖ-Süd<br />

A 2<br />

Wolkersdorf<br />

A5<br />

Wien Bratislava<br />

A 4<br />

S1<br />

A 6<br />

Bruck/Leitha<br />

02742/9000-19732 ∙ wirtschaftsparks@ecoplus.at


BUSINE$+FINANZEN<br />

R. Seebacher: Wir blicken jedenfalls optimistisch in die Zukunft.<br />

B+L: Ihr Fazit aus COVID-19?<br />

R. Seebacher: Die Befürchtung, Homeoffice verringere vielleicht die Motivation<br />

zur Arbeit, wurde durch die Corona-Krise widerlegt. Das Arbeitspensum<br />

ist mindestens gleich, die Erreichbarkeit hat sich sogar erhöht.<br />

Andererseits hat sich das Bewusstsein für den Arbeitsplatz im Büro positiv<br />

verändert. Die Mitarbeiter schätzen den persönlichen Kontakt zu<br />

Arbeitskollegen noch positiver ein als vorher und nehmen das bewusster<br />

wahr als vorher. Und last but not least nutzen wir das Homeoffice heute<br />

als Möglichkeit der Arbeitszeit-Flexibilisierung. Wir haben uns gemeinsam<br />

ausgemacht, dass jeder Mitarbeiter alternierend mehrere Tage im Monat<br />

im Homeoffice verbringen kann. Die Erfahrungen sind von meiner Seite<br />

aus also sehr positiv. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Mitarbeitern<br />

für ihr Engagement bedanken. COVID-19 hat aus meiner Sicht<br />

daher in sehr kurzer Zeit zur Veränderung ganzer Unternehmenskulturen<br />

geführt und völlig neue Chancen eröffnet, die jetzt ergriffen werden.<br />

B+L: Wenn ich Sie richtig verstehe, hat die Corona-Krise den Transformationsprozess<br />

der Wirtschaft in Richtung Digitalisierung und Industrie 4.0<br />

beschleunigt. Denn, wie Sie bereits erwähnten, haben Sie ja schon lange<br />

vor der Krise Konzepte entwickelt, welche die digitalen Möglichkeiten<br />

ausnützen und so auch ihre Organisation unmittelbar verändern. Ist das<br />

so?<br />

R. Seebacher: Ja, das ist aus meiner Sicht so. Dieser Transformationsprozess<br />

wurde durch die Krise erheblich beschleunigt und eröffnet uns tatsächlich<br />

auch ungeahnte Chancen. Diese Chancen nutzen jetzt viele unserer<br />

Kunden, indem sie in Lösungen investieren, die sie zukunftsfit im Sinne<br />

der Digitalisierung und Industrie 4.0 machen.<br />

B+L: Geben die Märkte ein homogenes Bild für Sie ab?<br />

R. Seebacher: Das ist von Branche zu Branche verschieden. So ist beispielsweise<br />

bei Unternehmen der Automobil-Zuliefererindustrie wirklich<br />

Feuer am Dach. Dort wissen die Verantwortlichen nicht, wie es weiter gehen<br />

soll. Sie verlieren gerade wegen der Unplanbarkeit ihre Perspektiven.<br />

Umgekehrt gibt es Unternehmen beispielsweise aus der Baumittel-Erzeugung,<br />

welche den Bauhandel oder die Bauwirtschaft beliefern oder auch<br />

der Lebensmittelindustrie, die einen nie dagewesenen Boom erleben. Ohne<br />

das pauschalieren zu wollen, erleben wir jedoch, dass Unternehmen,<br />

welche sich schon vor Corona mit den Themen Industrie 4.0 und digitale<br />

Transformation sowie den darin enthaltenen Marktveränderungen befasst<br />

haben, jetzt kaum Probleme haben, wieder Fuß zu fassen. Manche sind<br />

sogar Gewinner der Krise. Die Verantwortlichen in diesen Unternehmen<br />

haben schon zwei bis fünf Jahre voraus gedacht, ihr bestehendes Geschäftsmodell<br />

überdacht und vielleicht sogar neue Konzepte entwickelt.<br />

Diese können sie jetzt in der Krise rasch umsetzen. Dadurch haben sie<br />

einen Wettbewerbsvorteil. Das ist nahezu das klassische „Glück des Tüchtigen“.<br />

B+L: Reicht das allein aus?<br />

R. Seebacher: Nein, natürlich nicht. Eine starke Eigenkapitalquote und Zukunfts-Perspektiven<br />

gehören natürlich auch dazu. Das Eigenkapital brauchen<br />

Sie, Herr Schlobach, um durch solche Krisen zu kommen und Sie benötigen<br />

Zukunfts-Perspektiven hinsichtlich ihres Business. Ohne eines<br />

von beidem bekommen Sie natürlich Probleme, solche Krisen zu durchtauchen.<br />

Deswegen halte ich die Maßnahmen der gegenwärtigen Bundesregierung<br />

hinsichtlich Finanzierungs-Gewährleistung von Überbrückungs-<br />

FOTO: RS MEDIA WORLD/ARCHIV<br />

6/<strong>2020</strong><br />

14 BUSINE$+LOGISIC


BUSINE$+FINANZEN<br />

krediten, Steuerstundungen und Kurzarbeit für grundsätzlich richtig, wir<br />

werden aber im kommenden Jahr erleben, dass es für viele dennoch nicht<br />

ausgereicht hat, durch die Krise zu kommen.<br />

B+L: Kommen wir zu den Investitionen Ihrer Kunden. Nähern Sie sich dem<br />

Vorkrisenniveau oder wo befinden sich die Märkte?<br />

R. Seebacher: Wir hatten während der weltweiten Lockdowns natürlich<br />

Umsatzeinbrüche, vor allem weil laufende Installationen gestoppt wurden<br />

und somit nicht Bilanzwirksam werden konnten. Ich habe die Zahlen nicht<br />

exakt im Kopf, aber wir dürften so<br />

bei 30-40 Prozent liegen. Jetzt,<br />

nachdem die Lockerungen erfolgt<br />

sind, bewegen wir uns wieder in<br />

Richtung Vorkrisenniveau. Wir sehen<br />

also genau die erhoffe V-Entwicklung<br />

bei uns. Wenn ich mir jedoch<br />

unsere Auftragseingänge von<br />

heute und für 2021 ansehe, dann<br />

„ DIE CORONA-KRISE HAT UNS NAHEZU<br />

DAZU GEZWUNGEN, ALTERNATIVEN ZUR<br />

MESSE AUFZUSPÜREN. UND DIE GIBT<br />

ES.<br />

“<br />

bewegen wir uns zum Jahresende auf rund zehn Prozent weniger als im<br />

Rekordjahr 2019 und für 2021 werden wir, wenn es so weiter geht, das<br />

vergangene Rekordjahr wieder erreichen. Hier helfen Maßnahmen wie die<br />

Investitionsprämie der Bundesregierung natürlich auch weiter.<br />

Roland Seebacher, Geschäftsführer BITO Austria<br />

B+L: Kann man das planen oder steckt darin auch viel Unsicherheit.<br />

R. Seebacher: Die Planung für 2021 hängt natürlich auch ab von den Rahmenbedingungen,<br />

welche uns die Corona-Krise vorgibt. Darum ist sie herausfordernder<br />

als sonst und auch emotionsbehafteter. Die Krise verunsichert<br />

die Wirtschaft generell. Die Verunsicherung wird natürlich auch<br />

durch Berichte über große Konkurse, Werksschließungen, Massenreduktion<br />

der Arbeitskräfte usw. verstärkt. Dabei wird hier oftmals übersehen,<br />

dass sich diese Effekte bereits lange vor der Krise ankündigten. Corona<br />

hat also gar nichts damit zu tun. Das Problem dabei ist jedoch, dass diese<br />

Effekte zu den anderen hinzukommen, die durch die Lockdowns und die<br />

Corona-Krise entstanden sind.<br />

B+L: Kommen wir zu den Megatrends Industrie 4.0 und dem Transformationsprozess,<br />

in dem sich die europäische bzw. österreichische Wirtschaft<br />

befindet. Wie schätzen Sie die Zukunft Österreichs in diesem Zusammenhang<br />

derzeit ein?<br />

R. Seebacher: Wir dürfen das Thema<br />

nicht allein aus der wirtschaftlichen<br />

Sicht betrachten, sondern<br />

auch aus der sozialen. Nehmen wir<br />

die vorhin angesprochenen Baumärkte,<br />

die derzeit wirklich boomen.<br />

Das hängt aus meiner Sicht<br />

auch damit zusammen, weil sich die<br />

Arbeitswelt generell verändert. Die Menschen haben mehr Zeit für solche<br />

wertschöpfenden Dinge und sie nehmen sie sich auch. Das ermöglichen<br />

Industrie 4.0 und die digitale Transformation. Das deutet wiederum auf<br />

eine verstärkte Regionalisierung der Wirtschaft hin.<br />

B+L: Lösen Unternehmen, die für den regionalen Markt produzieren und<br />

auch kürzere Supply Chains aufweisen, Globalplayer ab?<br />

R. Seebacher: Nein, das würde ich nicht so sagen. Aber die Corona-Krise<br />

hat schonungslos die Anfälligkeit von globalen Supply Chain-Netzwerken<br />

gezeigt wie etwa in der Automobil- oder der Pharma-Industrie. Hier werden<br />

sich die Globalplayer etwas überlegen müssen und tun das auch. Das<br />

DIESER MANN IST KEIN BUT<strong>LE</strong>R.<br />

Aber er tut alles für bestes Service.<br />

Die Post ist Partner von:<br />

post.at/meinesendung<br />

Die Österreichische Post bietet eine ganze Reihe von Services, damit<br />

Ihre österreichischen Kundinnen und Kunden ihre Pakete besonders<br />

bequem und rasch erhalten. Zum Beispiel 24-Stunden-Abholstationen,<br />

die Abstellgenehmigung oder die praktische Paketumleitung per<br />

kostenloser Post App. Und Sie als Versender sichern sich top Qualität<br />

und ZustellerInnen, denen die Empfänger vertrauen.


BUSINE$+FINANZEN<br />

B+L: Wie positioniert sich BITO Austria vor diesem Hintergrund?<br />

R. Seebacher: Ich sehe hier zwei Aspekte. Der eine Aspekt bezieht sich<br />

auf unsere Produktpalette. Wir sind einer der wenigen Anbieter in diesem<br />

Marktsegment, die ihre Produkte zu 95 Prozent in Deutschland bzw. im<br />

deutschsprachigen Raum fertigt. Wir haben also schon immer auf die regionale<br />

Produktion gesetzt. Wir sind also ein regionaler Anbieter, der auch<br />

seine halbfertigen Produkte von regionalen Anbietern bezieht. Das hat<br />

einerseits den Grund, dass wir auf Qualität setzen und in diesem Zusammenhang<br />

auf die Qualitätssicherung. Kurze Supply Chains ermöglichen<br />

die rasche Qualitätskontrolle. Um wettbewerbsfähig zu sein, ist die Herstellung<br />

unserer Leistungen automatisiert.<br />

B+L: Was ist der andere Aspekt?<br />

R. Seebacher: Der zweite Aspekt ist, dass durch die Transformation der<br />

Wirtschaft der Bedarf an Beratung massiv wächst. Reichte noch vor einem<br />

Jahrzehnt die reine Ingenieursleistung zur Realisierung etwa eines Hochregallagers<br />

aus, müssen Sie heute systemisch denken und ihre Lösungen<br />

in unternehmensübergreifende Supply Chain-Netzwerke integrieren. Hinzu<br />

kommt die Skalierbarkeit der angebotenen Leistungen sowohl nach<br />

oben als auch nach unten. Wir betrachten daher Logistik-Projekte nicht<br />

mehr allein von der Produktebene aus, sondern denken sie schlüsselfertig.<br />

Darum sind wir bei der Umsetzung von Projekten so weit wie möglich<br />

für unsere Kunden dauerpräsent.<br />

B+L: Betrifft das Sie allein als Lieferant oder betrifft das auch Ihre Kunden<br />

selbst?<br />

R. Seebacher: Das betrifft auch unsere Kunden, denn für sie haben sich<br />

die Geschäftsfelder vielfach erweitert. Sie entwickeln sich selbst als Glied<br />

eines großen Ganzen. Hinzu kommt das Thema E-Commerce, dass mittlerweile<br />

allgegenwärtig ist und ganz neue Geschäftsmodelle ermöglicht. In<br />

diesem sich ständig wandelnden Umfeld versuchen wir, der Sparring-Partner<br />

unserer Kunden zu sein und gemeinsam mit ihm entsprechend zukunftsfähige,<br />

flexible und skalierbare Lösungen zu entwickeln.<br />

R. Seebacher: Der Transformationsprozess wurde durch die Krise erheblich beschleunigt und eröffnet uns<br />

tatsächlich auch ungeahnte Chancen.<br />

hat aber natürlich auch das Bewusstsein der Menschen für regionale Produkte<br />

verändert. Viele überlegen sich heute beispielsweise, ob sie nicht<br />

lieber einen Schrank aus heimischer Produktion mit hiesigen Hölzern oder<br />

einen Pressspan-Schrank mit Platten aus Palmgehölzen kaufen. Der<br />

Schrank aus heimischer Produktion ist zwar teurer, hält aber um vieles<br />

länger. Das Bewußtsein für die Ressourcen schonende Produktion mit<br />

kürzeren Lieferketten ist aus meiner Sicht auf jeden Fall gewachsen. Oder<br />

nehmen Sie Kosmetik-Produkte, deren Zutaten aus der ganzen Welt zusammengetragen<br />

werden. Diese Produkte werden mitunter umweltzerstörend<br />

und auch nicht sozial vertretbar gewonnen und können durch<br />

regionale Ersatzstoffe ersetzt werden. Die Corona-Krise hat hier auch dem<br />

Ökologisierungsgedanken einen Schub versetzt. Wie lange dieser allerdings<br />

anhält, kann natürlich niemand sagen und hängt von den Verbrauchern<br />

selbst ab.<br />

B+L: Welchen Effekt hat das für Sie?<br />

R. Seebacher: Das Commodity-Geschäft wird immer weniger und die Lösungen<br />

immer komplexer. Sie beinhalten einfache Regale, Regalbediengeräte,<br />

Fahrerlose Transportsysteme etc., die durch entsprechende WMS,<br />

LVS usw. gesteuert werden und selbst Teil ganzer Netzwerke sind. Die<br />

Welt hat sich für uns sehr gewandelt und der Wandel wird durch Corona<br />

beschleunigt…<br />

B+L: Macht das BITO Austria allein?<br />

R. Seebacher: Nein, denn wir arbeiten mit Partnern wie etwa Linde Fördertechnik<br />

und anderen Anbietern zusammen. Das ist bekannt. Solche<br />

Kooperationen sind State of the Art. Für den Kunden ist dabei nur wesentlich,<br />

dass er alles aus einer Hand und das Beste aus den unterschiedlichen<br />

Welten bekommt.<br />

B+L: Wir sprachen vorhin von Perspektiven. Wo liegen die Perspektiven<br />

für BITO Austria im kommenden Jahr?<br />

R. Seebacher: Bleiben wir noch kurz im Jahr <strong>2020</strong>. Trotz Corona-Krise liefern<br />

wir ein respektables Ergebnis. Das sehen wir bereits heute. Wir werden<br />

natürlich das Top-Jahr 2019 nicht erreichen, aber die Ergebnisse passen.<br />

BITO Österreich ist kerngesund, sowohl physisch hinsichtlich seiner<br />

Mitarbeiter als auch in Hinblick auf die Bilanzen. Für 2021 sind wir sehr<br />

positiv gestimmt. Wir haben sehr viele Anfragen und Projekte für das<br />

kommende Jahr an Land ziehen können. Wenn es so weiter geht, werden<br />

wir das Jahr 2019 erreichen können. Voraussetzung ist allerdings, dass<br />

es zu keinen weiteren Lockdowns mehr kommt. Wir blicken jedenfalls optimistisch<br />

in die Zukunft.<br />

B+L: Vielen Dank für das tolle Gespräch.<br />

X bito.com<br />

6/<strong>2020</strong><br />

16 BUSINE$+LOGISIC


logistic.net<br />

Mehr Highend-Content Mehr Info Mehr Wissen<br />

BLOGISTIC.NET ist Ihr Wissens- und Business-Portal<br />

für die Querschnitssfunktion der Wirtschaft, die Logistik.<br />

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der gesamten DACH-Region. Schmökern Sie in unserem<br />

BUSINESS+LOGISTIC-Archiv der letzten zehn Jahre.<br />

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Wertschöpfungskette.


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S36<br />

Innovationsvorreiter in der Logistik<br />

Die Stranzinger Gruppe kann auf 30 Jahre Erfahrung in den Bereichen Logistics,<br />

Packaging, Transport, Storage, Fulfillment und Mobility zurückblicken. Der<br />

Leitsatz – „LOGISTIK NEU GEDACHT!“ steckt in jeder einzelnen Kundenlösung.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

E-Commerce 3.0 – Die Welt des E-Commerce!<br />

Mit der Initiative E-Commerce 3.0 wurde in<br />

Kooperation mit Global.Web.Shop die Lösung<br />

für mitteleuropäische KMU´s geschaffen, ihren<br />

Absatz auf den globalen Markt auszubreiten.<br />

Dabei wird auf regionale Wertschöpfung<br />

und Unabhängigkeit gesetzt. Klein- und Mittelbetriebe<br />

werden bei der Marktplatzierung,<br />

dem Logistikkonzept sowie bei allen weiteren<br />

Rahmenbedingungen unterstützt. Für jedes<br />

Produkt werden die passenden Marktplätze<br />

in den geeigneten Ländern erarbeitet. Unter<br />

rund 15.000 verschiedenen Online-Marktplätzen<br />

weltweit wird eine selektive Auswahl getroffen.<br />

Mit dem Ziel ein gesundes Wachstum<br />

zu generieren und regionale Arbeitsplätze zu<br />

sichern. Die Abwicklung aus einer Hand von<br />

Supply Chain Management, Marketing und<br />

Vertrieb gewährleistet einen erfolgreichen<br />

E-Commerce Auftritt unabhängig von der<br />

Unternehmensgröße.<br />

GESCHÄFTSFÜHRER /<br />

STRANZINGER GRUPPE<br />

A<strong>LE</strong>XANDER STELZER /<br />

DOMINIK STRANZINGE<br />

Die weiter anhaltende Nachfrage<br />

an individuellen Lösungen<br />

im Online-Handel bestätigt die<br />

konsequente Weiterentwicklung<br />

der Stranzinger Gruppe. Digitalisierung und<br />

Ökologisierung sind in der heutigen Zeit maßgebliche<br />

Innovationstreiber, welche unsere<br />

Lebens- und Verhaltensweisen nachhaltig<br />

ändern. Diese Entwicklungen und Veränderungen<br />

gestalten wir mit unseren Kunden,<br />

Partnern und Mitarbeitern aktiv mit.<br />

Mit dem Leistungsbereich Fulfillment bietet<br />

die Stranzinger Gruppe individuelle Logistiklösungen<br />

für die Welt im E-Commerce. Regional<br />

oder global werden alle notwendigen Schritte<br />

nach der Produktion von A (ab Rampe) bis<br />

Z (wie Zustellung) übernommen, bis das reale<br />

Paket dem Kunden übergeben wird. Als Logistikexperte<br />

werden auch Zusatzleistungen,<br />

Retourenabwicklung, Veredelungen und vieles<br />

mehr angeboten.<br />

Mag. Alexander Stelzer LL.M. LL.M., Managing<br />

Director, Stranzinger Gruppe: Die Stranzinger<br />

Gruppe legt ganz klar ihren Fokus auf Innovation,<br />

Digitalisierung, Ökonomie und Ökologie.<br />

Wir sind der Outsourcing Partner für alle Unternehmen<br />

mit Logistikbedarf. Vorrauschauend<br />

agieren und die Zukunft selbst gestalten,<br />

sichert uns einen wesentlichen Wettbewerbsvorsprung.<br />

Mit unserem Dienstleistungsangebot<br />

stellen wir uns den Herausforderungen<br />

in der Logistikbranche und generieren neue<br />

Denkmuster.<br />

Dominik Stranzinger, Managing Director,<br />

Stranzinger Gruppe: Der exponentiell steigende<br />

Onlinehandel, verbunden mit ständig<br />

wechselnden Wirtschaftslagen führte<br />

die Stranzinger Gruppe vor 3 Jahren zu dem<br />

Thema Fulfillment. Gemeinsam mit unserem<br />

Partner Global.Web.Shop gelang es uns die<br />

Initiative „E-Commerce 3.0“ zu starten, um<br />

KMU´s eine Alternative zum stationären Geschäft<br />

zu bieten. Wir sind stolz auf unsere<br />

Partnerschaften mit der FH OÖ, Fraunhofer


Austria und dem Handelsverband Österreich<br />

als Unterstützer und Projektbegleiter, die einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung<br />

leisten.<br />

SCORE – „Scouting the Future of Retail“<br />

Um weiterhin die Trends und Entwicklungen<br />

im Kontext des Handels der Zukunft zu erkennen,<br />

erweitert die Stranzinger Gruppe ihr<br />

Partnernetzwerk mit der FH Oberösterreich<br />

durch die „SCORE“ Mitgliedschaft. Wir sind<br />

dadurch aktives Mitglied im Netzwerk „logistikum.RETAIL“.<br />

„SCORE“ ist eine Initiative des<br />

Netzwerkes „logistikum.RETAIL“ und verfolgt<br />

als Zusammenschluss von Wirtschaft und Wissenschaft<br />

das Ziel, Trends und Entwicklungen<br />

im Kontext des Handels der Zukunft zu erkennen.<br />

Eine Trend-Analyse dient als Ausgangsbasis<br />

für eine unternehmensinterne Use-Case-Definition.<br />

Die Mission ist, Unsicherheiten zu<br />

reduzieren und zielgerichtet den Handel der<br />

Zukunft und seine Implikationen greifbarer<br />

und transparenter zu machen.<br />

Prof. Dr. Oliver Schauer, Professor für Verkehrslogistik<br />

& Mobilität, FH Steyr: „Der Handel<br />

und die Disziplin Logistik sind aktuell zunehmend<br />

gefordert, sich neuen Herausforderungen<br />

zu stellen: Digitale Transformation,<br />

geänderte Customer Journey sowie neue<br />

Technologien fordern ein teils radikales Umund<br />

Neudenken. Neue Beziehungen zwischen<br />

Handel, Kunden und Dienstleister entstehen.<br />

Durch SCORE, mit seinem aktiven Corporate<br />

Foresight und Trendmonitoring Ansatz, sind die<br />

Unternehmenspartner gerüstet, um auf aktuelle<br />

Entwicklungen proaktiv zu reagieren.“<br />

„PhysICAL“ – Physical Internet through Cooperative<br />

Austrian Logistics<br />

Das Leitprojekt „PhysICAL“ mit Fraunhofer<br />

Austria als Konsortialführer und insgesamt 17<br />

Projektpartnern verfolgt ein Ziel: „Gemeinsam<br />

gegen den Klimawandel!“ Forschung und<br />

Entwicklung in den Bereichen kooperative<br />

Logistik und Physical Internet können einige<br />

Herausforderungen im Gütertransport minimieren.<br />

Dies bringt nicht nur der Transportwirtschaft<br />

einen ökonomischen Vorteil, sondern<br />

auch der Gesellschaft einen sozioökonomischen<br />

Nutzen.<br />

In den nächsten 4 Jahren arbeiten die Projektpartner<br />

aus Transportwirtschaft und Logistik<br />

an Verkehrsverlagerung und Emissionsminderung<br />

und können auf diese Weise den Energieverbrauch<br />

um mindestens 30% reduzieren.<br />

Die Stranzinger Gruppe ist in „PhysICAL“ mit<br />

dem eigenen Use Case „Supply Chain 3.0“<br />

vertreten, der eine der wesentlichen Säulen<br />

des Forschungsprojektes darstellt. Lagerung,<br />

Transporte und IT-Lösungen für produzierende<br />

KMU´s sollen gemeinsam abgewickelt und<br />

der E-Commerce dadurch höchst effizient<br />

gestaltet werden. Damit verspricht man sich<br />

eine Effizienzsteigerung in der gesamten Logistikkette<br />

um bis zu 30%.<br />

Dr. Sandra Stein, Forschungskoordinatorin,<br />

Fraunhofer Austria Research GmbH: Die Fallstudie<br />

mit der Stranzinger Gruppe ist besonders<br />

spannend, denn hier geht es ganz konkret<br />

darum, Kunden für kooperative Logistik<br />

zu gewinnen und diese kooperative Logistik<br />

auch durchzuführen. Wir sind gespannt, welchen<br />

Herausforderungen wir uns dabei stellen<br />

werden und welche Chancen wir mit den<br />

Kunden gemeinsam identifizieren können!<br />

Ing. Mag. Rainer Will, Geschäftsführer, Handelsverband<br />

Österreich: Wir finden in jedem<br />

Supermarkt Bananen und Avocados, das<br />

ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Kaum<br />

jemand denkt darüber nach, wie weit sie<br />

gereist sind. Ohne moderne Logistik gäbe<br />

es keine Globalisierung. Mittlerweile ist Österreich<br />

der Logistikstandort für Zentral-,<br />

Südost- und Osteuropa mit mehr als 11.000<br />

Unternehmen und 160.000 Beschäftigten.<br />

Heute gelten Kollaboration und Supply Chain<br />

Management zurecht als best practice und<br />

bestimmen die Wettbewerbsfähigkeit vieler<br />

Händler.<br />

Der E-Commerce-Boom hat die logistischen<br />

Abläufe enorm komplex und anspruchsvoll<br />

gemacht. Jeder einzelne Verbraucher hat<br />

eigene Vorlieben. Dasselbe gilt auch für die<br />

Trends zu Social Delivery, der Zustellung per<br />

Drohne und der Entwicklung der Einkaufsstraße<br />

zum Distributionszentrum. Das ist eine komplett<br />

neue Version der traditionellen Logistik<br />

und hierfür braucht es kompetente Dienstleister<br />

wie die Stranzinger Gruppe. (RED)<br />

DR. SANDRA STEIN<br />

FRAUNHOFER AUSTRIA<br />

FH-PROF. MAG. DR.<br />

OLIVER SCHAUER MBA<br />

ING. MAG. RAINER WILL<br />

HANDELSVERBAND


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S38<br />

IDIH startet die 3. Logistikreise<br />

Logistik ist systemrelevant - gerade in Zeiten der aktuellen Corona-Krise wird<br />

dieses nur allzu deutlich. Insbesondere die Logistik im eCommerce und Omni-<br />

Channel-Handel gewinnt immer stärker an Bedeutung – die Branche wächst<br />

unaufhaltsam. BEITRAG: REDAKTION<br />

Besichtigung der Logistikzentren von Avato/<br />

Fressnapf, MISTER SPEX, dem MultiChannel-Händler<br />

für Brillen und des Multifunktionsgebäudes<br />

von eCOM Logistik mit über<br />

130.000 m2 auf 7 Ebenen auf dem Programm.<br />

BERND KRATZ, EMA<br />

PARTNER IDIH<br />

Diese Situation führt zwangsläufig<br />

dazu, dass logistische Abwicklungen<br />

überdacht, angepasst oder<br />

komplett neu konzipiert werden<br />

müssen. Daher startet das IDIH bereits im Februar<br />

2021 die nächste „Logistikreise für den<br />

eCommerce- und OmniChannel-Handel“.<br />

Das Institut des Interaktiven Handels unterstützt<br />

seit 10 Jahren mit diversen Aktivitäten<br />

Unternehmen und Führungskräfte der Branche.<br />

Besonderen Anklang fanden die Reisen,<br />

die speziell auf die Anforderungen des<br />

eCommerce- und OmniChannel an die Logistik<br />

ausgerichtet sind.<br />

Die dritte Logistikreise findet vom 23. bis 25.<br />

Februar 2021 statt und startet dieses Mal in<br />

Leipzig, führt über Berlin und endet schließlich<br />

in Magdeburg. Insgesamt 8 Stationen<br />

aus dem eCommerce, OmniChannel und<br />

Logistikumfeld werden in den 3 Tagen besucht.<br />

Ob B2B oder B2C, manuelles Fulfillment<br />

oder Automatisierung und Robotik - alles ist<br />

dabei. Abgerundet wird die Tour durch Fachvorträge<br />

im Bus während der einzelnen Etappen<br />

zwischen den Besichtigungsstandorten.<br />

Fokussiert wird darüber hinaus auch wieder<br />

auf den abendlichen Erfahrungsaustausch.<br />

Neben der Besichtigung des BMW-Werks in<br />

Leipzig mit der Produktion des Elekt¬ro-fahrzeugs<br />

i3 und dem Besuch der Robotertechnologie<br />

bei MakroSolutions stehen auch die<br />

Einen anderen logistischen Aspekt wird die<br />

diffizile Versandabwicklung der Online-Apotheke<br />

Aponeo darstellen. Ein weiteres Highlight<br />

wird ein abendlicher Empfang in der<br />

russischen Botschaft in Berlin Unter den Linden<br />

sein. Hier haben die Teilnehmer der Reise die<br />

Gelegenheit, sich mit Vertretern der Botschaft,<br />

des russischen Handels- und Wirtschaftsbüros<br />

sowie der russischen Post auszutauschen.<br />

Neben Informationen und Vorträgen zu<br />

eCommerce und Logistik in Russland sowie<br />

der Gestaltung des Cross-Border-Onlinehandels<br />

wird an diesem Abend auch das internationale<br />

Networking nicht zu kurz kommen.<br />

Am letzten Tag wird diese Reise mit der Besichtigung<br />

der Zentrallogistik der OTTO-Group, betrieben<br />

von Hermes Fulfilment in Haldensleben<br />

enden. Auch diese dritte IDIH-Logistikreise soll<br />

wieder einen hohen Grad an Informationen<br />

und Erkenntnissen aus diversen logistischen<br />

Abläufen im Live-Betrieb und einen intensiven<br />

Erfahrungsaustausch sicherstellen.<br />

Die Anzahl der Reiseteilnehmer ist daher limitiert<br />

auf 28 Personen. Die Möglichkeit der<br />

Reisebuchung ist ab sofort offen unter https://<br />

idih.de/events/ - first come, first serve.<br />

Gesundheitsschutz und Sicherheit haben<br />

während dieser Reise ganz besondere Priorität.<br />

Daher hat das IDIH einen professionellen<br />

Kongress- und Veranstaltungsservice als Reiseveranstalter<br />

beauftragt, der die zu diesem<br />

Zeitpunkt geltenden Regeln und Erlasse zum<br />

Umgang mit SARS-CoV-2 sicherstellt. Selbstverständlich<br />

gelten während der gesamten<br />

Fahrt und auch in den besuchten Unternehmen<br />

die obligatorischen Hygiene- und Abstandsregeln.<br />

(RED)


LOGISTIK EXPRESS<br />

B2B FIRMENSUCHE<br />

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um die Logistik.<br />

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stehen wir Ihnen mit Rat und Tat<br />

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E-Mail: info@logistik-express.at<br />

http://www.logistik-express.com


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S40<br />

Nachhaltige Intralogistik für widerstandsfähige<br />

Unternehmen<br />

Steffen Bersch, CEO der SSI Schäfer Gruppe, erläutert die steigende Bedeutung<br />

einer nachhaltigen Logistikorganisation. Als Intralogistik-Experte unterstützt<br />

SSI Schäfer Unternehmen, ihre wirtschaftlichen und nachhaltigen Ziele zu<br />

verfolgen und ihre Logistikstruktur effizient und widerstandsfähig zu gestalten.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Gesellschaft. Intralogistik ermöglicht es Unternehmen,<br />

in unterschiedlichen Wirtschaftszweigen,<br />

sowohl lokal als auch in einem globalen<br />

Umfeld, zu agieren. Eine funktionierende und<br />

nachhaltige Lieferkette ist dabei einer der Erfolgsfaktoren<br />

für die meisten Unternehmen.<br />

Denn Ressourcen sind endlich und müssen<br />

vernünftig eingesetzt werden.<br />

Digitale Transformation, Klimawandel, Corona-Pandemie<br />

- warum sollten Unternehmen<br />

in diesen dynamischen Zeiten in das Thema<br />

Nachhaltigkeit investieren?<br />

Die Corona-Krise mit den Lockdowns und den<br />

vielen Beschränkungen steht in scharfem Kontrast<br />

zu dem "Höher, schneller, weiter", das unseren<br />

Alltag bisher prägte. Im Laufe der Jahre<br />

lag der Schwerpunkt oft auf der Steigerung<br />

der Rentabilität. Inzwischen wird Nachhaltigkeit<br />

mehr und mehr zu einem Schlüsselfaktor<br />

für den künftigen Geschäftserfolg. Nachhaltig<br />

ausgerichtete Unternehmen erweisen sich<br />

oft als widerstandsfähiger und können Herausforderungen<br />

wie die Corona-Pandemie<br />

besser bewältigen.<br />

Im August ist SSI Schäfer der Initiative der „50<br />

Sustainability and Climate Leaders“ beigetreten.<br />

Möchten Sie aufmerksam machen auf<br />

den sich ändernden Fokus in den Unternehmen?<br />

STEFFEN BERSCH, CEO<br />

Herr Bersch, wie relevant ist das Thema Nachhaltigkeit<br />

in der Logistik?<br />

Die Logistik ist das Rückgrat fast jeden Sektors<br />

und die entsprechenden Leistungen und<br />

Lösungen unverzichtbar für eine moderne<br />

Die Initiative, der wir beigetreten sind, orientiert<br />

sich an den Nachhaltigkeitszielen der<br />

Vereinten Nationen. Wir als Unternehmen SSI<br />

Schäfer fühlen uns diesen Zielen verpflichtet.<br />

Als international führender Anbieter von Lager-<br />

und Logistiksystemen beschäftigen wir<br />

uns schon lange mit nachhaltigen Lösungen.


Wir wollen vor allem den Wandel zu einer<br />

nachhaltigen und wirtschaftlichen Intralogistik<br />

fördern und Diskussionen in den Unternehmen<br />

anregen. Die “50 Sustainability and<br />

Climate Leaders“ bieten eine gute Plattform,<br />

um unser Anliegen darzustellen und weiterzuentwickeln.<br />

Wie sieht nachhaltige Logistik von SSI Schäfer<br />

aus bzw. welche Systeme und Bereiche betrifft<br />

es?<br />

Als einer der weltweit führenden Anbieter von<br />

Intralogistiklösungen sind wir ein idealer Partner<br />

für Unternehmen, die wirtschaftlich tragfähige<br />

und zukunftsorientierte, nachhaltige<br />

Ziele verfolgen. Wir verfügen über ein breites<br />

Portfolio an innovativen Produkten und Lösungen,<br />

die wir für die spezifischen Bedürfnisse<br />

jedes einzelnen Kunden kombinieren.<br />

Dazu zählen vor allem: Energieeffizienz sowie<br />

das umweltfreundliche Betreiben von Lagerund<br />

Logistikprozessen, ökologische Bauweisen,<br />

kurze Lieferketten, vorausschauende<br />

Wartung und Fernwartung, gesunde Arbeitsbedingungen<br />

und eine sauberere Umwelt sowie<br />

weniger Abfall und die Reduzierung des<br />

CO2-Fußabdrucks.<br />

Können Sie Beispiele aus Ihrem Kundenkreis<br />

nennen?<br />

Im Rahmen unserer Beteiligung an der Initiative<br />

der „50 Sustainability and Climate Leaders“<br />

heben wir drei aktuelle Kundenprojekte<br />

besonders hervor, da sie die Facetten einer<br />

nachhaltigen Logistik beispielhaft aufzeigen:<br />

1. Nachhaltige Innovation zur Schaffung einer<br />

skalierbaren Lösung für ein neues, lokales<br />

Lebensmittelsystem mit Infarm (Europa)<br />

2. Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel<br />

und unvorhersehbare Ereignisse wie<br />

die COVID-19-Pandemie mit ORCA Cold<br />

Chain Solutions (Asien)<br />

3. Ein digitales Distributionszentrum mit energieeffizienter<br />

Hardware und einer intelligenten<br />

Softwarelösung für die vorausschauende<br />

Wartung mit Pepperl+Fuchs (Nordamerika)


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S42<br />

Entsprechend der UNO-Prognose, dass bis<br />

2030 80% der Bevölkerung in Städten leben<br />

werden, wird, zusammen mit dem erwarteten<br />

Bevölkerungswachstum, die Nachfrage nach<br />

der Lebensmittelproduktion unsere wertvollsten<br />

Ressourcen übersteigen. Infarm und SSI<br />

Schäfer arbeiteten zusammen, um den Schritt<br />

von der traditionellen Landwirtschaft zur automatisierten<br />

"vertikalen" Landwirtschaft zu<br />

ermöglichen. Vertical Farms haben eine entscheidende<br />

Bedeutung erlangt, um Städte<br />

und Siedlungsgebiete integrativ, sicher, widerstandsfähig<br />

und nachhaltig zu gestalten.<br />

Im Vergleich zu traditionellem Ackerbau ist<br />

die innovative Lösung bis zu 400 Mal effizienter<br />

(d.h. auf 25 m² können Landwirte das<br />

Äquivalent von fast 2 Hektar Ackerland produzieren),<br />

sie benötigt 95% weniger Wasser,<br />

75% weniger Dünger und kommt ganz ohne<br />

chemische Pestizide aus.<br />

Aber auch Lebensmittelsicherheit sowie hohe<br />

Leistungserbringung ist ein weiterer Bereich,<br />

in dem SSI Schäfer einen Unterschied macht.<br />

Sehen Sie sich zum Beispiel die energieeffiziente,<br />

aber hochautomatisierte Logistiklösung<br />

an, die für Orca Cold Chain Solutions auf<br />

den Philippinen eingeführt wurde. Sie steht<br />

vor den Herausforderungen der Lebensmittelindustrie,<br />

dass bis zu 37% der weltweit hergestellten<br />

Lebensmittel aufgrund schlechter<br />

Verpackung, schlechter Lagerung und<br />

schlechter Handhabung verloren gehen.<br />

Zudem konnten die Partner mit der Lösung<br />

die Stromkosten um fast 35% senken und<br />

menschliche Eingriffe minimieren. So kann die<br />

Integrität aller Waren gewährleistet und die<br />

Verantwortlichkeit sowie 100%ige Rückverfolgbarkeit<br />

der Waren erhöht werden (d.h.<br />

mit der Automatisierungslösung von SSI Schäfer<br />

können bis zu 4.800 Paletten an einem einzigen<br />

Tag bewegt werden).<br />

Mit einem innovativen Ansatz und Technologieeinsatz<br />

realisierte SSI Schäfer für Pepperl-Fuchs<br />

ein zuverlässiges und zukunftssicheres<br />

Distributionszentrum mit ca. 28.000<br />

Lagerplätzen. Ausgestattet mit energieeffizienter<br />

Hardware und mit dem Ziel, den Platzbedarf<br />

zu reduzieren, nutzt die automatisierte<br />

Lösung die Leistungsfähigkeit der Pepperl+-<br />

Fuchs-Sensorik in Verbindung mit der SSI Schäfer<br />

Logistiksoftware für eine innovative und<br />

maßgeschneiderte Lösung zur vorausschauenden<br />

Instandhaltung.<br />

Welche Visionen haben Sie für SSI Schäfer?<br />

Wir befinden uns inmitten einer langen Reise.<br />

Das Ziel ist es, einen aktiven Austausch<br />

mit Kunden, Partnern und interessierten Unternehmen<br />

zu initiieren, um gemeinsam die<br />

Entwicklung nachhaltiger Lösungen in der Logistikbranche<br />

voranzutreiben. Wir brauchen<br />

eine wirtschaftlich effiziente wie nachhaltige<br />

Logistikorganisation, um den Energieverbrauch,<br />

die CO2-Emissionen und die Kosten<br />

zu senken und gleichzeitig kurze Lieferketten<br />

und gesunde Arbeitsbedingungen zu fördern<br />

Welche Empfehlung geben Sie Unternehmen,<br />

die aktuell über eine Optimierung ihrer Prozesse<br />

nachdenken?<br />

Ganz klar, wir empfehlen uns als Partner. Wir<br />

haben bei allen Unternehmen, egal welche<br />

Branche und Größe, den Anspruch, die optimale<br />

Logistikstruktur zu erarbeiten und das<br />

Unternehmen dadurch nicht nur effizient und<br />

nachhaltig aufzustellen, sondern auch einen<br />

Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Dabei<br />

schöpfen wir aus einem sehr breiten Programm<br />

an innovativen Systemen und Technologien,<br />

sind weltweit präsent und profitieren<br />

von unserer jahrzehntelangen Erfahrung<br />

aus den unterschiedlichen Branchen. (RED)


HJS MEDIA WORLD<br />

GROUP & PARTNER<br />

Die<br />

ganze<br />

Welt der<br />

Logistik


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S44<br />

Delivery-Experte Seven Senders<br />

expandiert nach Österreich<br />

SEVEN SENDERS ist die Delivery-Plattform für den Paketversand. Das Unternehmen<br />

verbindet Versender mit seinem Carrier-Netzwerk aus über 100<br />

Paketzustellern in Europa und ermöglicht exzellenten, lokalen Versand als Wettbewerbsvorteil.<br />

Thomas Hagemann und Günter Birnstingl von Seven Senders<br />

geben Auskunft. REDAKTION: PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />

PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />

HERAUSGEBER<br />

UMWELT JOURNAL<br />

Peter Nestler: Seven Senders ist in Österreich<br />

ein relativ neuer Marktteilnehmer in der Verteillogistik.<br />

Was können Sie einbringen, was<br />

nicht ohnehin schon da ist?<br />

Thomas Hagemann: Was ich an dieser Stelle<br />

immer zurückfrage ist: Was ist denn schon da?<br />

Wir haben in Europa – und auch in Österreich<br />

– die Situation, dass wir zwei bis drei sehr gute<br />

Dienstleister haben, um Pakete zuzustellen.<br />

Das ist in Deutschland zum Beispiel die DHL<br />

und Hermes und das sind in Österreich die<br />

Österreichische Post und DPD. Das ist der<br />

lokale Blick auf das Geschäft und unter diesem<br />

Gesichtspunkt haben wir Seven Senders<br />

gegründet. Wir haben in den vergangenen<br />

sechs Jahren Millionen Pakete von europäischen<br />

Ländern über Ländergrenzen hinweg<br />

nach Österreich gebracht und sind mittlerweile<br />

unter den Top Ten der Paketlieferanten<br />

der Österreichischen Post. Was wir mit dem<br />

Markteintritt in Österreich gemacht haben,<br />

ist, dass wir das umdrehen. Wir bieten den<br />

Händlern in Österreich an, deren Export zu<br />

machen. Das ist etwas, was mit den lokalen<br />

Dienstleistern nicht unbedingt erreicht werden<br />

kann, weil die in den Zielländern für den<br />

Export nicht das Netzwerk haben wie wir.<br />

Nestler: Welcher Part des Liefergeschäftes ist<br />

bei Seven Senders in Österreich größer – Incoming<br />

oder Outgoing?<br />

Hagemann: Aus österreichischer Sicht ist das<br />

Volumen der Lieferungen aus dem Ausland<br />

nach Österreich deutlich höher. Wir haben ja<br />

gerade erst mit dem Exportgeschäft gestartet<br />

– in Österreich mit Günter Birnstingl. Wir haben<br />

aber bereits die ersten größeren Kunden<br />

in Österreich wie Blue Tomato.<br />

Nestler: Wie läuft das Exportgeschäft bei Seven<br />

Senders in Österreich ab? Wickelt ihr das<br />

zur Gänze selber ab oder wird das mit Partnern<br />

abgewickelt, je nach Volumen oder<br />

nach anderen Kriterien?<br />

Hagemann: Es ist ein klassisches B2B-Geschäft,<br />

üblich zu dem, was man aus Partnerschaften<br />

im Vertrieb kennt. Das heißt, es gibt Warenverträge<br />

über meistens mindestens ein Jahr.<br />

Man legt sich zudem fest, wohin man versenden<br />

möchte und man wählt gemeinsam die<br />

Versanddienstleister aus, die dann beim Empfänger,<br />

auf der letzten Meile, vor der Haustüre<br />

der Kunden stehen sollen. Und natürlich ist es<br />

unser Ziel, in jedem Land zu helfen, je nach<br />

Menge, Aufkommen und Art der Pakete. Zur<br />

Grundaussage: Wir möchten den gesamten<br />

europäischen Versand übernehmen – macht<br />

das überhaupt Sinn? Nein, weil es immer eine<br />

kritische Menge braucht, die pro Zielland erforderlich<br />

ist.<br />

Nestler: Wie sieht das aus in den Verhandlungen<br />

mit ihren Kunden? Irgendwo muss man ja<br />

in einem Zielland beginnen und sich festlegen.<br />

Hagemann: Es werden die gewünschten Zielländer<br />

einzeln verhandelt und wir entscheiden<br />

das selber pro Länderrelation, wem wir<br />

das Geschäft dann geben. Wir kämpfen<br />

dann selber pro Land um jede Länderrelation<br />

und manche gewinnen wir und manche verlieren<br />

wir. Das ist das ganz normale Business.<br />

Nestler: Gibt es da Länder, die sie tendenziell<br />

leichter gewinnen aufgrund ihres Netzwerkes?<br />

Hagemann: Ja, ganz sicher. Wenn wir unsere<br />

Stärken anschauen, dann liegen diese in den<br />

12 bis 13 Top-Konsumländern in Europa. Das


sind in der Regel auch eher die ökonomisch<br />

starken Volkswirtschaften, respektive die großen<br />

Länder. Also die DACH-Länder, Italien,<br />

Spanien, Frankreich, Polen, Tschechien, Skandinavien<br />

und UK.<br />

Nestler: Und über welches Geschäft sind sie<br />

am glücklisten bei Seven Senders aufgrund<br />

der Marge?<br />

Hagemann: Über Margen sprechen wir natürlich<br />

nicht so offen. Aber man kann sagen:<br />

Es ist dann immer attraktiv für beide Seiten,<br />

wenn man Komplexität lösen kann. Wir sind<br />

stolz darauf, dass wir kein klassischer Makler<br />

sind. Also wir kaufen keine Paketmarke ein<br />

für 3 Euro und verkaufen die im Internet für<br />

3,02 Euro weiter. Sondern wir bauen gesamte<br />

Lieferketten auf, die wir auch betreuen, versichern<br />

und abwickeln mit unserem Transportmanagement-Team<br />

und unseren Lkw-Partnern.<br />

Viel Komplexität lösen – das kann im<br />

Zollbereich sein. Zum Beispiel bereiten wir jetzt<br />

einige Kunden auf den Brexit vor, oder das<br />

Zielland Schweiz. Das kann aber auch sein,<br />

dass wir für Kunden Multi-Carrier-Lösungen<br />

aufbauen. Zum Beispiel möchten in Frankreich<br />

rund 30 Prozent der Kunden gerne an<br />

eine Packstation gelieferte haben, was La<br />

Poste in dem Zusammenhang nicht anbietet.<br />

Da geht es dann darum, dass wir den Stream<br />

auf verschiedene Carrier aufteilen. Darüber<br />

Komplexität zu lösen, bringt sicher den größten<br />

Mehrwert für unsere Kunden.<br />

Nestler: Mit welchen Partnern arbeiten sie zusammen,<br />

wenn man sich die Lieferketten so<br />

ansieht?<br />

Hagemann: Wir unterscheiden grundsätzlich<br />

zwischen Hauptlauf und letzte Meile. Viele<br />

nennen es den Vorlauf, für uns ist der weite<br />

Weg mit dem Lkw der Hauptlauf. Da arbeiten<br />

wir mit Speditionen und haben dazu in den<br />

vergangenen Jahren einige wenige Partnerschaften<br />

geschlossen. Wir sind da aber<br />

komplett transparent und wissen, dass sich<br />

der Markt in dem Bereich sehr stark bewegt.<br />

Denn der Markt muss ja selbst opportunistisch<br />

funktionieren, je nach ökonomischer Lage.<br />

Und damit sind wir da immer frei in der Wahl<br />

und arbeiten von Gebrüder Weiss über Wackler<br />

über DHL Freight etc. mit allen Marktpartnern<br />

zusammen, auch mit digitalen Speditionen<br />

wie Insta Freight. Auf der letzten Meile<br />

arbeiten wir dann mit fixen Partnerschaften,<br />

aber stets mit Hinblick auf das Verhältnis Kunde-Dienstleister.<br />

Aber das sind natürlich langfristig<br />

gewachsene Geschäftsbeziehungen,<br />

denn gerade die letzte Meile ist schon ein<br />

sehr statisches Unterfangen in Europa.<br />

Nestler: Wer sind auf der letzten Meile die<br />

Partner in Österreich?<br />

Günter Birnstingl: In der Hauptsache Die Österreichische<br />

Post und DPD, aber wir reden<br />

zum Beispiel auch mit Liefery.<br />

Nestler: Wie sieht es aus mit euren Versicherungspartnern,<br />

wurden die länderübergreifend<br />

ausgewählt? Oder gibt es da einen Globalpartner?<br />

Hagemann: Wir haben einen Globalpartner<br />

für die gesamte europäische Lieferkette endto-end.<br />

In den vergangenen Jahren wird auf<br />

der letzten Meile sehr e-commerce-orientiert<br />

versendet. Die Handhabung bei den Versicherungen<br />

ist aber in den einzelnen Ländern<br />

sehr unterschiedlich. Da wird gedanklich<br />

noch stark auf das Thema Sonderziehungsrechte<br />

eingegangen und es wird gesagt: 8<br />

Euro pro Kilo oder ein Euro pro Kilo. Am Ende<br />

muss man aus Konsumentensicht sagen: Das<br />

kommt schon fast einer Verweigerung der<br />

Versicherung gleich. Wir haben das mit einem<br />

Produkt gelöst, das wir gemeinsam mit<br />

einem großen Rückversicherer bzw. einer<br />

Versicherung im Transportbereich lösen, und<br />

zwar über alle Grenzen hinweg.<br />

Nestler: Gesetzt den Fall, sie sind bei einem<br />

neuen potenziellen Kunden in Österreich, den<br />

sie mit ins Boot holen wollen. Mit welchen Argumenten<br />

überzeugen sie den?<br />

THOMAS HAGEMANN<br />

GRÜNDER<br />

GEESCHÄFTSFÜHRER<br />

SEVEN SENDERS<br />

GÜNTER BIRNSTINGL<br />

MANAGING DIRECTOR<br />

AUSTRIA<br />

SEVEN SENDERS


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S46<br />

Hagemann: Es geht um das Thema Flexibilität<br />

und gleichzeitig um Komplexität. Wir verstehen<br />

uns einerseits als Logistikunternehmen,<br />

andererseits aber auch sehr stark als Technologieprovider.<br />

Wenn sich jemand dem<br />

europäischen Markt als Onlineshop nähert,<br />

dann liegen da schon einmal die unterschiedlichsten<br />

Komplexitäten im Shop selber<br />

vor und mit der Steuer. Wenn man dann<br />

auch noch mit 15 verschiedenen Last-Mile-Carriern<br />

kooperieren muss, dann beginnt<br />

man Valium in der IT-Abteilung zu verteilen,<br />

wenn es darum geht, die unterschiedlichsten<br />

Label-Anforderungen zu platzieren.<br />

Dem Händler geht es darum, das Einkaufserlebnis<br />

seiner Kunden zu einem Konsumenten-Event<br />

zu gestalten. Wir sind hier stark<br />

eingebunden, indem wir zum Beispiel track<br />

und trace erledigen, was heute bereits Standard<br />

sein sollte. Andererseits sind wir in der<br />

Lage, die unterschiedlichsten Themen, wie<br />

etwa Buchhaltung, E-Mail-Aviso, Kaufabwicklung<br />

etc. anzubieten. Unser Angebot<br />

geht weit über die Frage wie hoch ist der<br />

Transportpreis und wer ist mein Carrier hinaus.<br />

Es geht sehr stark in die Technologiewelt hinein.<br />

Das entspricht natürlich dem Zahn der<br />

Zeit. Für uns gilt wiederum, dass wir das nicht<br />

selber programmieren müssen, sondern als<br />

third party zukaufen können. So können wir<br />

sehr schnell neue Märkte erschließen. Der<br />

Kunde kann einzelne Leistungen aus unserem<br />

Produktportfolio herauskaufen, aber es ist nie<br />

ein Zwang dahinter. Er ist also frei in seiner<br />

Carrierwahl und er ist frei darin, welche Zusatzleistungen<br />

er braucht.<br />

Nestler: Kommt es auch vor, dass Kunden<br />

nach Gesprächen mit ihnen den Carrier für<br />

die letzte Meile geändert haben?<br />

Hagemann: Durchaus! Die letzte Meile ist bei<br />

uns genau das, wofür wir stehen. Man kann<br />

die immer ändern. Die Stärke von Seven Senders<br />

hat man besonders mit Corona gut gesehen.<br />

In Frankreich ist die Post nach Ausbruch<br />

der Pandemie dort völlig eingebrochen. Es<br />

wurde über Tage und teilweise über Wochen<br />

hinweg allen E-Commerce-Händlern nur ein<br />

bis maximal zwei Anliefertage gegeben. Da<br />

gab es natürlich bei uns einen Ansturm von<br />

Anfragen zu einem Carrierswitch. Viele Onlinehändler<br />

hatten sich ja nicht mit Alternativen<br />

abgesichert, was einen Fallback-Carrier<br />

angeht. Da sind viele unserer Kunden zu GLS<br />

geswitcht, weil die ihr Netzwerk zu dieser Zeit<br />

besser in Griff hatten.<br />

Nestler: Wie hat sich ihr Geschäft beim ersten<br />

Aufflackern der Coronakrise entwickelt?<br />

Hagemann: Nach einem ersten Einknicken<br />

hat es sicher eine merkliche Zunahme der<br />

Volumina aus dem Onlinehandel gegeben.<br />

Die Menschen haben zu der Zeit einfach das<br />

gekauft, was sie zu dem Zeitpunkt brauchten<br />

oder haben wollten: Wir haben zum Beispiel<br />

Lkw-weise Brotbackmaschinen nach Italien<br />

geliefert. Es hat aber auch sehr viele Händler<br />

gegeben, denen es nicht so gut ging – etwa<br />

im Bereich Mode und Accessoires. Da haben<br />

sich die Konsumenten ganz einfach gesagt:<br />

Wenn ich nicht weiß, ob ich überhaupt auf<br />

Sommerurlaub fahren kann, warum soll ich<br />

mir ein neues Outfit dafür kaufen. Rückschauend<br />

betrachtet hat der Onlinehandel insgesamt<br />

klar von der Coronakrise profitiert. Man<br />

rechnet mit einem Sockel-Uplift in zweistelliger<br />

Prozenthöhe. Das heißt, wir gehen davon aus,<br />

dass der E-Commerce damit auf ein neues<br />

Plateau gehoben wurde und von dort aus<br />

weiterwachsen wird. Es wurden in dieser Zeit<br />

sicher auch neue Kunden gewonnen, die davor<br />

noch nicht online gekauft haben. Es gab<br />

also quasi einen Zeitsprung für den Onlinehandel.<br />

Nestler: Wie wird sich das Geschäftsjahr <strong>2020</strong><br />

vorausblickend entwickeln?<br />

Hagemann: Das laufende Geschäftsjahr wird<br />

am Ende sehr positiv ausfallen. Wir haben<br />

von Mehrverkäufen profitiert. Wir hatten aber<br />

auch Herausforderungen in einzelnen Geschäftsbeziehungen,<br />

was die Kontaktaufnahme<br />

betrifft. Es war sicher nicht das grandiose<br />

Jahr für den B2B-Geschäftsvertrieb. Auch wir<br />

mussten uns auf remote umstellen, so gesehen<br />

war es ein herausforderndes Jahr. Aber<br />

unterm Strich sind wir sehr zufrieden.<br />

Nestler: Herr Birnstingl, was sind die Pläne für<br />

Österreich?<br />

Birnstingl: Wir wollen beweisen, dass Österreich<br />

durchaus eine europäische Chance


hat, dass die österreichischen Händler sich<br />

der Themen Webshop und Internationalisierung<br />

angenommen haben. In Österreich<br />

haben die Händler immer schon in die Nachbarländer<br />

geblickt. Da ist sicher eine gewisse<br />

Offenheit gegeben, die sich nun verstärkt hat.<br />

Nestler: Bereuen sie den Markteinstieg in diesen<br />

schwierigen Zeiten?<br />

Birnstingl: Es gibt jetzt eine Aufbruchstimmung,<br />

die Themen Digitalisierung, neue Märkte,<br />

Wachstum etc. spielen eine Rolle. Von daher<br />

bin ich davon überzeugt, dass es der richtige<br />

Zeitpunkt für uns ist.<br />

Nestler: Gibt es ein Logistikprodukt, für das Seven<br />

Senders typisch ist oder dass es nur bei<br />

euch gibt?<br />

Hagemann: Meines Wissens sind wir einzigartig.<br />

Und zwar in der Art, wie wir die Supply<br />

Chain lösen. Seven Senders kann nicht bestehen<br />

mit dem Mehrheitsbesitz einer Postgesellschaft,<br />

denn wir stehen für grenzenlose Freiheit.<br />

Das heißt, man soll auf der letzten Meile<br />

jeden Carrier wählen können, den man will.<br />

Markus Jaklitsch: Seven Senders ist Venture<br />

Capital finanziert. Wie sieht es mit den Finanzen<br />

aus. Trifft man sich da und beschließt, wir<br />

schießen wieder ein paar Millionen zu?<br />

Jaklitsch: Sie haben Zalando als Kunden. Wie<br />

läuft das Geschäft?<br />

Hagemann: Zalando ist nicht unser Kunde,<br />

sondern unser Partner. Zalando ist eine Plattform<br />

und die Partner von Zalando sind unsere<br />

Kunden. Ein Händler, der über Zalando verkauft<br />

und der nicht die Logistik machen kann<br />

oder will, das sind unsere Kunden. Zalando<br />

pusht die Händler in gewisse Lieferkanäle.<br />

Das heißt, wenn ich als Händler in Hamburg<br />

über zalando.at verkaufen will, muss ich auf<br />

der letzten Meile auch einen bestimmten<br />

Carrier nehmen. Und genau da helfen wir<br />

den Händlern. Wir sind also das Logistik enabling<br />

für Händler, die auf Zalando verkaufen.<br />

Jaklitsch: Bestehen Überlegungen mit Amazon<br />

in Kontakt zu treten?<br />

Hagemann: Wir sehen Amazon als potenziellen<br />

neuen Wettbewerber auf der<br />

letzten Meile. Wir gehen sehr stark davon<br />

aus, dass Amazon zukünftig in unserem<br />

Letzte-Meile-Portfolio auftauchen wird<br />

als ganz normaler Dienstleister neben den<br />

Postdiensten. In UK ist das schon passiert.<br />

Jaklitsch: Wollt ihr auch stärker in den B2B-Bereich<br />

gehen?<br />

MARKUS JAKLITSCH<br />

HERAUSGEBER<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Hagemann: So hemdsärmelig würde ich das<br />

nicht formulieren. Natürlich gibt es die regelmäßigen<br />

Board Meetings, in denen man die<br />

Lage bespricht. Unsere Finanzpartner sind bekannt,<br />

es gab im Juni 2019 die letzte Finanzierungsrunde<br />

und wir sind derzeit finanziell gut<br />

aufgestellt. Diese Mittel werden sicher auch<br />

2021 noch reichen und dann schauen wir<br />

weiter. In einem gewissen Maße sind wir auch<br />

glücklich darüber finanziell unabhängig von<br />

den Kapitalmärkten zu sein. Wenn man sich<br />

anschaut, wofür Onlinehändler Fremdkapital<br />

brauchen, dann sind das Marketingkosten<br />

und Working Capital. Das haben wir beides<br />

nicht.<br />

Wir sind in der Lage selbständig zu überleben.<br />

Wir sind so gepolt, dass wir nicht das Rennen<br />

um die größte Finanzierungsrunde bestreiten<br />

wollen. Am Ende gibt es aber immer einen<br />

trade-off zwischen sehr starkem Wachstum<br />

und darin kein Kapital aufzunehmen.<br />

Hagemann: Da stellt sich mir die Frage: Was ist<br />

B2B? Ich mache für mich gedanklich immer<br />

eine Matrix auf: Es gibt das schöne E-Commerce<br />

Standardpaket, das eine sehr schnelle<br />

und zuverlässige Laufzeit haben muss. Und<br />

auf dem anderen Ende der Skala gibt es ein<br />

time definite express B2B-Paket, das hochsensitiv<br />

ist – zum Beispiel Ersatzteilschrauben für<br />

einen Windpark im Norden von Schottland,<br />

die am nächsten Tag zwischen 10 und 10:30<br />

Uhr an dem Ort sein müssen. Und dazwischen<br />

gibt es natürlich ganz viel. Die Antwort lautet<br />

für uns: Wir schauen uns B2B an, aber nicht in<br />

den nächsten 12 bis 18 Monaten das time definite<br />

express B2B-Paket. B2B-Pakete aus dem<br />

E-Commerce oder vielleicht sogar aus der<br />

Industrie gerne, aber ehrlicherweise mit einer<br />

relativ humanen Laufzeitanforderung, dafür<br />

aber mit einer hohen Liefertreue. Das können<br />

wir uns schon vorstellen.<br />

Nestler/Jaklitsch: Danke für das Interview!


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S48<br />

Corona und Logistik – kein Schiff<br />

wird kommen<br />

Wer stets in den Spuren anderer geht, kann niemals überholen!<br />

REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />

DR. JOACHIM KUHN<br />

Quelle va-Q-tec<br />

Die alles beherrschende Frage<br />

dieser Tage ist, wann kommt der<br />

Impfstoff? Die ganze Welt schaut<br />

gespannt auf die Pharmaindustrie.<br />

Es scheint, dass an ihr unserer aller Leben<br />

hängt. Tatsächlich wird es an der Logistik<br />

liegen, wer das Leben spendende Serum,<br />

wann und in welcher Menge bekommen kann.<br />

Die Logistik wird hier in dieser globalen Situation<br />

ihr Meisterstück abliefern müssen. Es geht<br />

nicht mehr und nicht weniger um das perfekte<br />

Zusammenspiel von Produktion, Lagerung<br />

und Transport. Eine beispiellose, gewaltige<br />

Herausforderung für eine Branche, deren Bedeutung<br />

in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

noch immer Nachholbedarf hat. Ähnlich einem<br />

Uhrwerk, werden zur Stunde null alle Akteure<br />

in die gleiche Richtung ziehen müssen<br />

– zum Kunden. Die Akteure sind sich der Herausforderung<br />

bewusst und bereiten sich seit<br />

Monaten vor. In den USA ist diese Logistikaufgabe<br />

sogar so wichtig, dass sie unter militärische<br />

Führung gestellt wurde.<br />

Die Binnenschifffahrt wird bei dieser Megaaufgabe<br />

und bei diesem Milliarden Geschäft<br />

keine Rolle spielen. Die Innovationskraft in<br />

dieser Branche reicht noch nicht aus, um<br />

in der Logistik dort eine Rolle zu spielen, wo<br />

Schnelligkeit und Präzision gefragt ist. Dabei<br />

hätte die Binnenschifffahrt allen Grund, sich<br />

rasch aus eingefahrenen Spuren zu verabschieden.<br />

Die Kohle, das Lieblingsprodukt<br />

der Binnenschifffahrt wird es bald nicht mehr<br />

geben. Und andere wichtige Produkte kommen<br />

dank umsichtiger „Verkehrspolitik“ gar<br />

nicht in die Nähe der nassen Infrastruktur.<br />

Dass auch ein Binnenschiff und die Wasserstraße<br />

das Potential hat, in allen Logistikbereichen<br />

eine führende Rolle zu spielen,<br />

ist unbestritten. Aber vielleicht nicht in diesem<br />

Jahrhundert. Die aktuellen logistischen<br />

Herausforderungen werden morgen Experten<br />

wie DHL oder Lufthansa erledigen.<br />

Im Vorfeld haben bereits innovative Unternehmen<br />

wie va-Q-tec ihre Arbeit erledigt, damit<br />

die Pharmaindustrie ihre Produkte kanalisieren<br />

kann. Va-Q-tec, das 2001 als Startup<br />

des Bayerischen Zentrums für Angewandte<br />

Energieforschung (ZAE) und der Julius-Maximilians-Universität<br />

Würzburg gegründete Unternehmen,<br />

bietet Hochleistungs-Produkte<br />

und -Lösungen im Bereich der thermischen<br />

Super-Isolation und Thermo-Logistik an.<br />

Die bahnbrechende Technologie des Unternehmens<br />

dämmt bis zu zehn Mal effizienter<br />

als herkömmliche Materialien. So können va-<br />

Q-tec’s Container Temperaturen über 5 bis 10<br />

Tage ohne externe Energieversorgung lang<br />

halten. Der weltweite Technologieführer verfügt<br />

damit über ein Alleinstellungsmerkmal,<br />

das durch etwa 180 internationale Schutzrechte<br />

und -Anmeldungen abgesichert ist.<br />

Bemerkenswert ist, wie die Firma zusätzlich zu<br />

den Produkt- und Technologieinnovationen<br />

auch ihr Geschäftsmodell permanent weiterentwickelt:<br />

Das Unternehmen vollzog seit


Glasfläschchen als Verpackung für einen potenziellen COVID-19 Impfstoff. Quelle SCHOTT<br />

seiner Gründung erfolgreich die Transformation<br />

von einem Produkt- zu einem Systemanbieter<br />

und weiter zu einem gefragten<br />

Dienstleister in der Thermologistik. Es verfügt in<br />

einem globalen Partnernetzwerk über etwa<br />

2.500 Mietcontainer und über 20.000 Mietboxen<br />

– die weltweit größte Flotte ihrer Art.<br />

In den nächsten Wochen und Monaten wird<br />

die bestehende Flotte um mehrere hundert<br />

Container für den Serum Transport aufgestockt<br />

– weiteres Wachstum ist in Planung. Die<br />

Binnenschifffahrt ist da nicht dabei, obwohl<br />

schon vor Jahren entwickelte Schnellschiffe<br />

für Spezialcontainer im Konzert mitspielen<br />

könnten. So bleibt zu hoffen, dass die kostbare<br />

Fracht in den innovativen Containern am<br />

LKW, auf dem Weg zum Flughafen nicht im<br />

Stau stecken bleibt.<br />

Ein weiterer Player bei der Vorarbeit in dieser<br />

aktuellen logistischen Herausforderung ist<br />

der international führende Technologiekonzern<br />

SCHOTT. Der Glashersteller ist auf den<br />

Gebieten Spezialglas, Glaskeramik und verwandten<br />

Hightech-Materialien tätig. Mit der<br />

Erfahrung von über 130 Jahren ist das Unternehmen<br />

ein innovativer Partner für viele Branchen,<br />

zum Beispiel Hausgeräteindustrie, Elektronik,<br />

Optik, Life Sciences, Automobil- und<br />

Luftfahrtindustrie und eben auch für die Pharmaindustrie.<br />

SCHOTT ist weltweit präsent mit<br />

Produktions- und Vertriebsstandorten in 34<br />

Ländern. Im Geschäftsjahr 2018/2019 erzielte<br />

der Konzern mit über 16.200 Mitarbeitern<br />

einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro. Die<br />

SCHOTT AG hat ihren Hauptsitz in Mainz und<br />

ist zu 100 Prozent im Besitz der Carl-Zeiss-Stiftung.<br />

Diese ist eine der ältesten privaten und<br />

größten wissenschaftsfördernden Stiftungen<br />

in Deutschland.<br />

2019 investierte SCHOTT 1 Milliarde US-Dollar<br />

in sein Geschäft mit pharmazeutischen Verpackungen,<br />

um die Kapazität um mehr als 50<br />

Prozent zu erweitern. Am Höhepunkt der Pandemie<br />

im Jahre <strong>2020</strong> produzierte und lieferte<br />

SCHOTT bereits 11 Milliarden Pharmaverpackungen<br />

und schloss eine Lieferabkommen<br />

für rund 2 Milliarden COVID-19 Pharmafläschchen<br />

ab. Auch hier geht es darum, die richtigen<br />

Partner für die enorme Logistikleistung zu<br />

vereinen.<br />

In dieser kritischen globalen Gesundheitskrise<br />

spielen Logistikdienstleistungen im weltweiten<br />

Netzwerk eine entscheidende Rolle. Es<br />

ist bedauerlich, dass die Binnenschifffahrt als<br />

sicherstes Transportmittel, darauf noch keine<br />

Antwort gefunden hat. (RED)<br />

PETER BAUMGARTNER<br />

JOURNALIST<br />

BINNENSCHIFFFAHRT<br />

LOGISTIK EXPRESS


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S50<br />

Lenzing erhöht die Kundenbindung<br />

Mit der CDX-Plattform von ClearMetal konnte Lenzing nicht nur seinen Kundenservice<br />

verbessern und die Kundenzufriedenheit steigern, sondern auch seine<br />

Kosten optimieren. BEITRAG: Thomas Kofler<br />

FOTO: CHRISTIAN <strong>LE</strong>OPOLD<br />

DR. STEFAN DOBOCZKY, MBA<br />

Die Lenzing Gruppe ist ein international<br />

agierendes Unternehmen<br />

mit Hauptsitz in Lenzing/Österreich<br />

und Niederlassungen weltweit.<br />

Sie zählt zu den Branchenführern in der<br />

Herstellung von Zellulosefasern auf Holzbasis<br />

für Textil- und Hygiene-Wertschöpfungsketten.<br />

Lenzings Faserprodukte finden sich<br />

in Kleidungsstücken bekannter Marken wie<br />

Gap, Jockey, Levi's, Lululemon, Pottery Barn,<br />

Zara, und anderen wieder. Wenn es darum<br />

geht den Erfolg ihrer Kunden, die ökologische<br />

Nachhaltigkeit und die täglichen Bedürfnisse<br />

der Menschen zu gewährleisten, sind<br />

die Lösungen von Lenzing ebenso innovativ<br />

wie effektiv. Als Produzent von Zellstoff<br />

und Fasern steht Lenzing am Anfang der<br />

Wertschöpfungskette zur Produktion von Textilien<br />

und Vliesprodukten. Diese ist lang: Zwischen<br />

der Herstellung von Zellstoff und der<br />

von Fasern und der luxuriösen, seidenweichen<br />

Bluse oder dem atmungsaktiven Top für das<br />

Fitnessstudio liegen zahlreiche Zwischenstufen<br />

und Unternehmen, die oft sehr wenig miteinander<br />

zu tun haben. Lenzings Geschäftsmodell<br />

geht jedoch über das eines Lieferanten<br />

von Fasern hinaus. Das Unternehmen versteht<br />

sich als engagierter und verlässlicher Partner<br />

von Spinnereien, Webereien, Strickereien,<br />

Färbereien, Konfektionären, Fashionbrands<br />

und dem Handel, der seinen Kunden über die<br />

gesamte Wertschöpfungskette hinweg hilft,<br />

erfolgreicher und profitabler zu sein.<br />

Herausforderungen<br />

Der Konzern erzielt einen Jahresumsatz von<br />

rund 2 Mrd. EUR und liefert rund 1 Mio. Tonnen<br />

Rohmaterial pro Jahr aus. Bevor sich<br />

Lenzing für die CDX-Plattform von ClearMetal<br />

entschied, setzte das Unternehmen ver-


schiedene, standortbasierte IT-Lösungen im<br />

Supply-Chain-Management ein. Durch die<br />

grosse Autonomie der einzelnen Produktionsund<br />

Verkaufsstandorte sowie die mangelnde<br />

Transparenz entlang der Lieferkette war es<br />

schwierig, Kunden schnell und agil zu beliefern.<br />

Es fehlten regelmässige Aktualisierungen<br />

der Liefer- und Versanddaten. Dadurch war<br />

die Kommunikation mit den Kunden häufig<br />

suboptimal. Um die Kundenbeziehungen<br />

zu verbessern und den Umsatz zu steigern,<br />

strebte Lenzing daher nach einer einheitlichen<br />

Lösung, die mehr Transparenz und Effizienz<br />

entlang der Supply Chain versprach.<br />

ClearMetals Lösung<br />

Im dritten Quartal 2018 wählte Lenzing<br />

ClearMetal als strategischen Partner aus.<br />

Die Lösung von ClearMetal bietet Lenzings<br />

Kunden eine “Continuous Delivery Experience”<br />

(CDX). Die Plattformlösung gestützt auf<br />

„Künstliche Intelligenz“(KI) und „Maschinelles<br />

Lernen“ (ML) erleichtert die Arbeit des Supply-<br />

Chain-Managements und verbessert massiv<br />

die Transparenz einzelner Lieferketten respektive<br />

ganzer Ökosysteme.<br />

Die CDX-Plattform bietet Lenzing eine<br />

verbesserte Sendungsverfolgung sowie<br />

zuverlässige Prognosen für Produktanlieferungen<br />

auf Basis einer grossen Band-<br />

CDX Plattform - ROI Highlights<br />

• Reduzierung von zusätzlichen Gebühren,<br />

wie Container Standgeld, um 15%<br />

• Reduzierung des Zeitaufwandes bei<br />

manueller Problemlösung innerhalb der<br />

Lieferkette um 70%<br />

• Einfaches Reederei- / 3PL-Leistungmanagement,<br />

gestützt auf faktenbasierte<br />

Daten und Resultate<br />

breite von Informationsquellen und Erfahrungswerten,<br />

die ClearMetal mit einer<br />

Vielzahl Kunden gesammelt hat. Über die<br />

Plattform kann Lenzing Transportketten flexibel<br />

abbilden und steuern sowie Prozesse<br />

kontinuierlich weiter optimieren.<br />

Über die Self-Service-Option des Portals<br />

haben auch Lenzings Kunden einen sofortigen<br />

Zugriff auf Sendungsstati. Dadurch<br />

erhalten sie eine Amazon-ähnliche Kundendienstleistung:<br />

24/7 Zugriff auf exakte<br />

Sendungsinformationen sowie schnelle,<br />

punktgenaue Lieferungen. Sie sparen Zeit<br />

und Geld durch akkurate Informationen<br />

und Ergebnisse und können proaktiv reagieren,<br />

falls Probleme auftreten. Mit der<br />

CDX-Plattform von ClearMetal ist Lenzing<br />

heute in der Lage, schnelle und intelligente<br />

Entscheidungen auf der Grundlage<br />

von Echtzeitdaten (statt statischen Daten)<br />

zu treffen. Das Unternehmen konnte die<br />

Einführung neuer Produkte beschleunigen<br />

und die Logistikkosten senken. Zudem ist<br />

es in der Lage, Lagerbestände für nachgeschaltete<br />

Wertschöpfungspartner effizienter<br />

zu managen. Darüber hinaus hat<br />

die Kundenbindung seit der Nutzung des<br />

ClearMetal-Tools erheblich zugenommen<br />

und die Prozesseffizienz ist gestiegen.<br />

Fazit: „Wir waren beeindruckt von<br />

ClearMetals permanenten Innovationsdrang.<br />

ClearMetal hat uns genau das<br />

gegeben, was wir brauchten: Akkurate<br />

Informationen an einem zentralen Ort<br />

und die Möglichkeit, die Bedürfnisse und<br />

Erwartungen unserer Kunden an Servicequalität<br />

in Bezug auf die Lieferkette zu<br />

übertreffen. Mit dem CDX-Kundenportal<br />

können wir jetzt einen Ausnahmefall sofort<br />

bearbeiten und innerhalb von Minuten und<br />

nicht Stunden mit unseren Kunden kommunizieren“,<br />

erklärte Parsan Chand, VP<br />

Global Supply Chain bei der Lenzing AG.<br />

(TK)<br />

THOMAS KOF<strong>LE</strong>R<br />

VP SA<strong>LE</strong>S EMEA<br />

C<strong>LE</strong>ARMETAL


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S52<br />

Individuell angepasste FTS<br />

247TailorSteel - Vollautomatisch aus dem Lager zur Maschine - Autonome<br />

Roboter transportieren Rohstoffe unmittelbar nach Eingang der Bestellung<br />

automatisch zur Weiterverarbeitung.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Unternehmens individuell zugeschnittene Bleche<br />

und Rohre bestellen: ein Service, der optimale<br />

Herstellungsprozesse erfordert. Diese in<br />

Gang zu setzen ist Schwerstarbeit. Denn die<br />

Basis für jedes Produkt sind 4,5 Quadratmeter<br />

große und mehrere Tonnen schwere Metallplatten,<br />

die sich nicht allein mit menschlicher<br />

Kraft stemmen lassen. Am deutschen Produktions-<br />

und Lagerstandort des Unternehmens in<br />

Oyten bei Bremen übernehmen diese Aufgabe<br />

daher drei FTS von Dematic. Rund 200 Aufträge<br />

arbeiten die Fahrzeuge täglich ab. „Für<br />

uns ist der Einsatz der autonomen Fahrzeuge<br />

von Dematic eine entscheidende Voraussetzung,<br />

um unseren Kunden schnell mit unseren<br />

qualitativ hochwertigen Produkten zu versorgen“,<br />

betont Björn Olle, Technischer Leiter der<br />

247TailorSteel GmbH.<br />

Unternehmen mit maßgeschneiderten<br />

Waren und Lösungen konkurrieren<br />

trotz individueller Herstellungsprozesse<br />

bei den Lieferzeiten mit<br />

Standardprodukten. Denn der Kunde hegt<br />

stets denselben Anspruch: Die Bestellung soll<br />

innerhalb kürzester Zeit eintreffen – unabhängig<br />

davon, wie lange die Herstellung dauert.<br />

Für solche Firmen ist es deshalb umso wichtiger,<br />

dass nach Auftragseingang direkt der<br />

Produktionsstart ausgelöst wird. Mit dieser Herausforderung<br />

ist auch der niederländische<br />

Spezialist für lasergeschnittene Bleche und<br />

Rohre, die 247TailorSteel GmbH, konfrontiert.<br />

Dem begegnet das Unternehmen mit einem<br />

hohen Automatisierungsgrad und setzt fahrerlose<br />

Transportsysteme (FTS) von Dematic<br />

ein. Die autonomen Roboter transportieren<br />

die Rohstoffe unmittelbar nach Eingang der<br />

Bestellung automatisch zur Weiterverarbeitung<br />

an die Laserschneidmaschinen.<br />

Bei 247TailorSteel ist der Name Programm:<br />

Denn 24 Stunden an sieben Tagen in der<br />

Woche können Kunden im Onlineshop des<br />

Individuell angepasste FTS<br />

Damit die FTS die besonders schweren Lasten<br />

im Lager von 247TailorSteel bewegen können,<br />

hat Dematic sie individuell angepasst.<br />

Der Intralogistikspezialist hat die Gabeln der<br />

Fahrzeuge so modifiziert, dass sie ein Gesamtgewicht<br />

von drei Tonnen tragen können.<br />

Hierfür sind die Paletten, auf denen die Rohstoffe<br />

gelagert werden, mit einem speziellen<br />

Tragrahmen ausgestattet. Dieser ist mit den<br />

adaptierten Gabeln kompatibel, sodass die<br />

FTS die Materialen problemlos befördern können.<br />

Hinzu kommt, dass die Fahrzeuge die beladenen<br />

Paletten aus verschiedenen Höhen<br />

entnehmen können. „Das ermöglicht es uns,<br />

unsere Rohstoffe auf mehreren Ebenen unterzubringen.<br />

Dadurch sparen wir enorm viel<br />

Platz im Lager“, freut sich Olle.<br />

Zuverlässige und dauerhaft verfügbare Automatisierungslösung<br />

Löst ein Kunde online eine Bestellung aus, indem<br />

er eine Zeichnung mit seinem Wunschprodukt<br />

hochlädt, transportieren die FTS die<br />

erforderlichen Metallplatten aus dem Lager<br />

direkt zu den Laserschneidmaschinen.


„Manuelles Eingreifen ist hier nicht notwendig.<br />

Auf diese Weise starten wir unverzüglich<br />

mit der Produktion“, erklärt Olle. Überschüssige<br />

Metallteile befördern die die Fahrzeuge im<br />

Anschluss wieder automatisch zurück in das<br />

Lager. Die fertigen Produkte gelangen hingegen<br />

zur Verpackungs- und Versandstation.<br />

Auch am niederländischen Hauptsitz in Varsseveld<br />

vertraut 247TailorSteel seit rund sieben<br />

Jahren auf die Automatisierungskompetenz<br />

von Dematic. Hier transportieren sieben FTS<br />

die Rohstoffe automatisch in den Produktionsbereich.<br />

Bevor die FTS von Dematic den Transport der<br />

Rohstoffe übernommen haben, waren dafür<br />

bemannte Gabelstapler zuständig. Das hatte<br />

den Nachteil, dass das Material für die Auftragsbearbeitung<br />

nur innerhalb der festgelegten<br />

Arbeitszeiten direkt an die Produktion<br />

weitergegeben werden konnte. Die FTS hingegen<br />

sind rund um die Uhr im Einsatz. Einen<br />

weiteren Vorteil sieht Olle in ihrer Zuverlässigkeit:<br />

„Die Fahrzeuge stellen die Paletten jedes<br />

Mal exakt an der festgelegten Stelle ab. Da<br />

gibt es keine Abweichungen.“ Das Personal<br />

setzt das Unternehmen jetzt an anderer Stelle<br />

im Produktionsprozess ein. Rund 480 Mitarbeiter<br />

sind derzeit für 247TailorSteel tätig.<br />

Millimetergenaue Navigation<br />

Manövriert werden die FTS mit der integrierten<br />

Dematic-Navigationssoftware. Dabei vermisst<br />

jedes Fahrzeug über einen On-Board-Lasersensor<br />

die fest angebrachten Reflektoren in<br />

der Halle von 247TailorSteel. Auf diese Weise<br />

ermittelt das System ständig die aktuelle<br />

Fahrzeugposition. Abweichungen der festgelegten<br />

Route werden zeitgleich verhindert.<br />

Dabei sind die Dematic-Fahrzeuge nicht auf<br />

eine Spur festgelegt, sondern können je nach<br />

Auftrag verschiedene Wege und Lagerplätze<br />

anfahren. Dafür ist das Lagerlayout in dem<br />

System gespeichert.<br />

Etwaige Aktualisierungen dieses Layouts erhält<br />

das FTS über die Dematic-Software Etricc,<br />

die für die gesamte Steuerung zuständig ist.<br />

Sie sorgt außerdem für einen optimierten<br />

Materialfluss, indem sie bestimmt, welches<br />

Fahrzeug welchen Auftrag übernimmt und<br />

dafür die schnellste Route errechnet. Über<br />

eine Schnittstelle ist die Dematic-Lösung außerdem<br />

an die hauseigene Software von<br />

247TailorSteel angebunden. „Eine Vorgabe<br />

in der Auftragsausschreibung war, dass wir<br />

unsere vorhandene IT auch weiterhin wie gewohnt<br />

nutzen können“, erklärt Olle. „Durch<br />

die Schnittstellenanbindung ist dies problemlos<br />

möglich.“ Die Software von 247TailorSteel<br />

nimmt nach wie vor die Aufträge entgegen<br />

und gibt sie automatisch an die Dematic-Lösung<br />

weiter. Daraufhin setzen sich die FTS automatisch<br />

in Bewegung.<br />

Reibungslose Inbetriebnahme<br />

Die Auftragsentscheidung für Dematic fiel einerseits<br />

aufgrund der positiven Erfahrungen<br />

aus der Vergangenheit. Andererseits überzeugte<br />

die hohe Kundenorientierung des Intralogistikspezialisten.<br />

„Dematic hat ihre FTS<br />

exakt auf unsere Anforderungen zugeschnitten“,<br />

sagt Olle. In der Projektphase habe<br />

man sich intensiv über die optimale Lösung<br />

ausgetauscht. Die Inbetriebnahme der Fahrzeuge<br />

und die Installation der Software liefen<br />

daraufhin reibungslos. „Seitdem arbeiten wir<br />

deutlich effizienter“, resümiert Olle. (RED)


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S54<br />

„AutoStore hat unseren KVP deutlich<br />

vorangebracht“<br />

Als Full Service Dienstleister übernimmt TCL Consulting das Fulfillment für eine Vielzahl<br />

namhafter Kunden aus dem B2C-E-Commerce. Mit einer vollautomatisierten<br />

AutoStore-Lösung hat das Unternehmen aus Umkirch (Baden-Württemberg)<br />

nun einen wichtigen Fortschritt in puncto optimierte Auftragsabwicklung erzielt.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Im Jahre 2007 gegründet, kümmert sich<br />

TCL Consulting vor allem um das Handling<br />

von Produkten aus der Welt der Mode.<br />

Taschen und Bekleidung zählen ebenso<br />

dazu wie unterschiedlichste Accessoires –<br />

den absoluten Schwerpunkt bilden jedoch<br />

Schuhe. Was die Endverbraucher beispielsweise<br />

in den Online-Shops des Händlers<br />

Schuhe Lüke ordern, wird aus den Lagerbeständen<br />

von TCL Consulting kommissioniert<br />

und schnellstmöglich ausgeliefert.<br />

Schuhkartons mit Einlagerungs-Tücken<br />

Zigtausend Schuhkartons in konventionellen<br />

Fachbodenregalen einzulagern und individuelle<br />

Bestellungen zu kommissionieren,<br />

stellte TCL Consulting während der Vergangenheit<br />

immer wieder vor große Herausforderungen.<br />

Der unternehmerische Erfolg<br />

auf der einen Seite, wuchs zugleich auch<br />

der Zeitaufwand für das manuelle Handling<br />

immer größerer Warenbestände. „Im Detail<br />

konnten wir dank KVP zwar immer wieder<br />

Optimierungen erzielen, aber der große Wurf<br />

ließ auf sich warten“, berichtet Dominic Peters,<br />

Head of Logistics von TCL Consulting.<br />

Mit dem vollautomatischen Kleinteilelager<br />

AutoStore stand zwar schon länger eine prinzipiell<br />

geeignete Lösung zur Verfügung; doch<br />

die in klassischen AutoStore-Systemen genutzten<br />

Standard-Lagerbehälter boten mit<br />

Außenhöhen von 220 bzw. 330 mm und Innenmaßen<br />

von je 403 x 603 mm ganz einfach<br />

zu wenig Raum, als dass deren Einsatz nennenswerte<br />

Fortschritte erbracht hätte. Denn:<br />

Schuhkartons werden grundsätzlich auf der<br />

schmalen Seite gelabelt – mithin macht deren<br />

Einlagerung in eine AutoStore-Anlage auch<br />

nur hochkant Sinn, damit die abgerufenen<br />

Artikel noch vor der Entnahme bequem gescannt<br />

werden können.<br />

Höhere Behälter, schnellere Roboter<br />

Der Wunsch nach höheren Standardbehältern<br />

war den norwegischen AutoStore-<br />

Erfindern durchaus geläufig. Allerdings<br />

erforderte deren Handling zunächst die Entwicklung<br />

einer neuen Roboter-Serie – die<br />

bisher eingesetzten Gefährte vom Typ R5<br />

RedLine waren auf die neuen Anforderungen<br />

nicht ausgelegt. Seit dem vergangenen<br />

Jahr stehen aber sowohl 425-mm-Behälter als<br />

auch leistungsstärkere Roboter bereit. Verglichen<br />

mit Robotern der Baureihe R5 RedLine,<br />

erreichen die neuen B1-BlackLine-Roboter mit<br />

4 m/s eine höhere Geschwindigkeit (R5: 3,1<br />

m/s) wie auch eine höhere Beschleunigung<br />

(1,4 m/s ggü. 0,8 m/s).<br />

TCL Consulting zögerte nicht und orderte als<br />

erster Anwender in Deutschland eine Auto-<br />

Store-Anlage mit B1-BlackLine-Robotern. In


einem neu errichteten Hallenkomplex installierte<br />

AM-Automation als führender nationaler<br />

AutoStore-Distributor ein Lagerungssystem,<br />

in dem bis zu 10.000 Behälter mit einer<br />

Außenhöhe von je 425 mm und Innenmaßen<br />

von je 406 x 403 x 603 mm (H/B/T) untergebracht<br />

werden können. Die Anlage umfasst<br />

auf einer Grundfläche von 24 x 17 m insgesamt<br />

14 Ebenen und erreicht damit eine<br />

Gesamthöhe von gut acht Metern. Auf der<br />

Oberseite der Anlage - dem sogenannten<br />

Grid - übernehmen acht Roboter der Serie B1<br />

BlackLine die vollautomatische Ein- und Auslagerung<br />

der Behälter.<br />

Reichlich „Luft nach oben“<br />

Anfang des Jahres ging die Anlage in Betrieb,<br />

und mit dem Ergebnis der Investition<br />

ist TCL Consulting rundum zufrieden. Mit<br />

den neuen Robotern und den höheren Behältern<br />

habe sich AutoStore in jeder Hinsicht<br />

bewährt, heißt es seitens der Unternehmensleitung,<br />

und auf so geringem Raum<br />

derart hohe Lagerkapazitäten zu schaffen,<br />

sei auf andere Weise kaum denkbar.<br />

Die Kommissionierung der einzelnen Artikel erfolgt<br />

im AutoStore-System von TCL Consulting<br />

über drei Arbeitsplätze, die als sogenannte<br />

Carousel Ports speziell für hohe Durchsatzleistungen<br />

ausgelegt sind und im Schnitt bis<br />

zu 300 Behälterandienungen pro Stunde ermöglichen.<br />

Zeitaufwändige Wege und das manuelle<br />

Einsammeln der Kartons aus Fachbodenregalen<br />

gehören nun für TCL-Consulting der<br />

Vergangenheit an. Und bei Bedarf bietet die<br />

AutoStore-Lösung auch noch reichlich „Luft<br />

nach oben“, indem zusätzliche Arbeitsplätze<br />

eingerichtet werden können oder<br />

eine weitere Automatisierung etwa über die<br />

direkte Einbindung von Fördertechnik möglich<br />

ist. „Wenn wir als Unternehmen weiter wachsen,<br />

wächst AutoStore problemlos mit“, resümiert<br />

Dominic Peters, „für die Auftragsabwicklung<br />

im E-Commerce ist das die ideale Lösung.“<br />

(RED)


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S56<br />

Aqipa realisiert mit Swisslog und<br />

trotzt damit der Pandemie<br />

Ein wegweisendes Projekt: Aqipa realisiert sein neues automatisches Lager zusammen<br />

mit Swisslog und trotzt damit der Pandemie.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Aqipa, Spezialist für Zubehör im Bereich<br />

Consumer Electronics, optimiert<br />

seit 2019 seine Materialflüsse<br />

mit einem vollautomatischen<br />

und robotergestützten Kompaktlagersystem.<br />

Partner bei der Planung und Umsetzung war<br />

Swisslog. Der erfahrene Intralogistik-Spezialist<br />

aus der Schweiz hat weltweit schon mehr als<br />

200 AutoStore-Systeme installiert. Wie wichtig<br />

diese Installation für das Unternehmen ist,<br />

zeigt nicht zuletzt die Corona-Zeit.<br />

Leidenschaft für Kopfhörer, Lautsprecher und<br />

Heimkino-Systeme, Förderer der Kult-Marken<br />

Pioneer, Onkyo oder Pure: Die Aqipa GmbH<br />

aus Kundl, Tirol, versteht sich als „Brand Accelerator“<br />

im Consumer-Electronics-Bereich.<br />

Bekannt unter dem Namen „Aqipa Gear<br />

Guru“ unterstützt der vor 30 Jahren gegründete<br />

Spezialist für Elektronikzubehör die Einführung<br />

und das Wachstum von mehr als 20<br />

Lifestyle-Marken – als Distributor, Vermarkter,<br />

Online-Händler und Versorger am Point of<br />

Sale. Die familiengeführte Firma geht weltweit<br />

weitreichende Kooperationen mit Herstellern<br />

ein, sorgt dafür, dass deren Elektronikprodukte<br />

in den Fachhandel geliefert werden, organisiert<br />

den stationären Vertrieb und agiert als<br />

Retailer im E-Commerce.<br />

Effizienz wird durch Digitalisierung und Automatisierung<br />

erreicht<br />

Aqipa ist über die Zeit stetig gewachsen –<br />

und mit ihm die logistische Herausforderung.<br />

Mehr als 4,3 Millionen Produkte, über 216.000<br />

Pakete und im Schnitt 7.700 Paletten handhabt<br />

das Unternehmen pro Jahr. Trotz dieser<br />

Mengen möchte es eine Liefergenauigkeit<br />

von 99,9 Prozent bei höchst möglicher Effizienz<br />

erreichen. Gründer und Geschäftsführer<br />

Christian Trapl unterstreicht: „Das ist nur durch<br />

Digitalisierung, Automatisierung und eine gewisse<br />

kritische Größe möglich.“ Aus diesem<br />

Grund hat Aqipa vor zwei Jahren den Start-


schuss für eine wegweisende Logistikinvestition<br />

im Sinne einer Erweiterung und Modernisierung<br />

gegeben: Gesamtheitlich geplant<br />

und realisiert durch Swisslog, ist 2019, ein Jahr<br />

nach Planungsstart, ein hoch modernes, vollautomatisches<br />

AutoStore-Lager plus Peripherie<br />

entstanden – ein wegweisendes Projekt im<br />

Handel und E-Commerce in Österreich.<br />

Anforderungen an das neue Lager<br />

Das neue AutoStore-System, ist Teil einer Vergrößerung<br />

des Aqipa-Standorts Kundl und<br />

zugleich Ausdruck einer Zentralisierungsstrategie.<br />

Der Electronics-Distributor wollte logistische<br />

Prozesse an einem Ort komprimieren<br />

und damit wirtschaftlicher gestalten. Dazu<br />

wurden mehrere Außenlager in verschiedenen<br />

Ländern geschlossen und deren Kapazitäten<br />

am Hauptsitz des Unternehmens zusammengeführt.<br />

Wichtige Anforderungen an das neue Lager<br />

waren Flexibilität und Skalierbarkeit sowie<br />

verlässliche Verfügbarkeit und Funktionssicherheit.<br />

Im Fokus stand zudem eine Logistikverdichtung<br />

mit hohem Raumnutzungsgrad<br />

gepaart mit einer Leistungssteigerung bei der<br />

Ein- und Auslagerung wie auch bei der Kommissionierung.<br />

Laut Trapl spielten neben der<br />

eigenen Rentabilität auch gestiegene Ansprüche<br />

der Kunden eine Rolle: „Der Konsument<br />

erwartet heute, dass im Internet bestellte<br />

Waren in weniger als 48 Stunden geliefert<br />

und jederzeit retourniert werden können.“<br />

Lageraufbau: Viergeschossiges System<br />

Das Kompaktlager in Kundl besteht aus direkt<br />

angrenzenden Bereichen über vier Etagen:<br />

Im Erdgeschoss sind der Warennachschub<br />

und Versand sowie die Retourenabwicklung<br />

untergebracht, mit zehn Arbeitsplätzen,<br />

Behälterfördertechnik, Vertikalförderern,<br />

Kartonaufrichtern, Etikettierern sowie einer<br />

Wicklerstation inklusive Waage. Auf einer<br />

Mezzanine-Ebene im ersten Obergeschoss<br />

befindet sich die Versorgung und Entsorgung<br />

kommissionierter Pakete, ebenfalls mit horizontaler<br />

und vertikaler Fördertechnik sowie<br />

mit Kartonverschließern und Etikettierern. Im<br />

zweiten und dritten Obergeschoss schließlich<br />

steht der eigentliche AutoStore-Kubus<br />

inklusive Kommissionierarbeitsplätzen und einer<br />

benachbarten Fläche zur Bereitstellung<br />

von Leerkartons.<br />

Schnelle Wechsel und kurze Wartezeiten<br />

Das System fasst 33.000 Behälter und wird<br />

von 31 AutoStore-Robotern bedient. Fünf Arbeitsplätze<br />

sind an den Kubus angeschlossen:<br />

Karussell-Ports mit je drei Behälterpositionen<br />

auf rotierenden Armen – eine in Entnahmestellung,<br />

eine für einen abgearbeiteten Behälter<br />

zum Abtransport durch die Roboter<br />

und eine für einen neuen Behälter in Wartestellung<br />

vor dem Entnahmeplatz. Diese Konstruktion<br />

erlaubt schnelle Wechsel und somit<br />

kurze Wartezeiten bei der Kommissionierung.<br />

Um einen sicheren Brandschutz zu gewährleisten<br />

und die empfindliche Lagerware zu<br />

schonen, ist das AutoStore-System bei Aqipa<br />

mit Hilfe von Stickstoff inertisiert. Bei der Steuerung<br />

sämtlicher Prozesse und Funktionen wie<br />

Lagerplatzverwaltung, Warenbewegungen,<br />

der Planung und Überwachung oder Inventur,<br />

kommt die Software SAP EWM (Extended<br />

Warehouse Management) zum Einsatz – spezifiziert<br />

und implementiert von Swisslog als<br />

langjährigem SAP-Partner.<br />

Wettbewerbsfähigkeit sichergestellt<br />

Hauptziel der neuen Logistikstruktur bei Aqipa<br />

war ein anpassungsfähiges Konzept, das die<br />

Wettbewerbsfähigkeit und Wachstumsstrategie<br />

des Unternehmens über einen längeren<br />

Zeithorizont sicherstellt. Zusätzlich wurde<br />

ausdrücklich eine zügigere Abwicklung von<br />

Endkundenbestellungen beziehungsweise<br />

Kleinaufträgen insbesondere im E-Commerce<br />

sowie von Retouren angestrebt. Wie schnell<br />

sich diese Investition vor allem im zweiten Fall<br />

lohnte, wie wertvoll und notwendig sie war,<br />

zeichnete sich bereits im Frühjahr dieses Jahres<br />

ab: Die Corona-Pandemie sorgte für einen<br />

anhaltenden Peak im Online-Geschäft des<br />

„Gear Gurus“. Christian Trapl beschreibt: „Natürlich<br />

hat auch uns die Krise stark getroffen.“<br />

Doch er ergänzt: „Vieles wurde in den letzten<br />

Monaten in unserer Branche beschleunigt.“<br />

Der Geschäftsführer ist froh, rechtzeitig in den<br />

E-Commerce investiert zu haben. Zu dessen<br />

Abwicklung leistet das neue AutoStore-System<br />

nun einen maßgeblichen Beitrag. (RED)


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S58<br />

Indischer Logistikmarkt: Mangelnde<br />

Infrastruktur und Fragmentierung<br />

Der Logistikmarkt in Indien ist mit rund 1000 meist sehr kleinen Unternehmen stark<br />

fragmentiert. Zudem ist die Infrastruktur ungenügend. Allerdings drängen nun<br />

zunehmend auch Logistik-Startups in den Markt, um mit Big Data Probleme zu<br />

lösen. REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />

Indien ist sowohl für Deutschland als auch<br />

für Österreich ein wichtiger Handelspartner.<br />

Die BRD führt laut Gtai beispielsweise<br />

chemische Erzeugnisse, Textilien, Maschinen,<br />

Nahrungsmittel sowie Elektrotechnik und<br />

Metallwaren aus Indien ein. In die indische<br />

Republik werden in erster Linie Maschinen,<br />

chemische Erzeugnisse, Fahrzeuge und Elektrotechnik<br />

exportiert. In 2019 belegte der Staat<br />

in Südasien Platz 27 von 239 Handelspartnern<br />

bei den deutschen Einfuhren und Platz 23 bei<br />

den deutschen Ausfuhren. Gemäß der österreichischen<br />

Wirtschaftskammer (WKO) stieg<br />

das Exportvolumen Österreichs nach Indien in<br />

den ersten drei Quartalen 2019 auf 685,2 Millionen<br />

Euro (+2,8 Prozent). Indien liegt im Ranking<br />

auf Platz 26 der wichtigsten Exportländer<br />

Österreichs. Insbesondere im Bereich Automobilbau<br />

spielt die Republik ganz vorne mit.<br />

Laut dem Informationsdienst des Instituts der<br />

deutschen Wirtschaft (iwd) lag das Land bei<br />

der Automobilproduktion in 2018 weltweit auf<br />

Platz 4 (5,2 Millionen Einheiten) hinter Japan<br />

(Platz 3, 9,7 Millionen Einheiten), USA (Platz<br />

2, 11,3 Millionen Einheiten) und China (Platz<br />

1 27,8 Millionen Einheiten). Allerdings ist das<br />

Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in<br />

den letzten Jahren beständig gesunken: +7<br />

Prozent (2017), +6,1 Prozent (2018) und +4,2<br />

Prozent (2019). Gründe dafür sind die relativ<br />

hohe Inflation, eine eher restriktive Geldpolitik,<br />

hohe Standortkosten, verzögerte Investitionsgenehmigungen<br />

und eine mangelnde<br />

Infrastruktur. Beim aktuellen Logistics Performance<br />

Index der Weltbank belegte Indien<br />

2018 Rang 44 und verschlechterte sich damit<br />

gegenüber 2016 um neun Plätze. Analysten<br />

identifizierten die mangelhafte Verkehrs-


infrastruktur und den unausgeglichenen<br />

Modal Split zwischen den Verkehrsträgern im<br />

Gütertransport als die größten Problemfelder.<br />

Mangelnde Infrastruktur<br />

Wer sich in Indien geschäftlich betätigen will,<br />

muss sich auf eine unzureichende Infrastruktur<br />

und einen stark fragmentierten Logistikmarkt<br />

mit hohen Logistikkosten gefasst machen. In<br />

der Republik wird die Mehrzahl der Waren auf<br />

der Straße (59 Prozent) transportiert. Danach<br />

folgen die Beförderung auf dem Schienen-<br />

(34 Prozent), Wasser- (6 Prozent) und Luftweg<br />

(1 Prozent).<br />

Seit Juli 2015 existiert das Straßen- und Schnellstraßen-Entwicklungsprogramm<br />

Bharatmala,<br />

das alle bisherigen Programme wie das National<br />

Highways Development Project (NHDP)<br />

und die speziellen Güterverkehrskorridore<br />

(Dedicated Freight Corridors) zusammenfasst<br />

und erweitert. Es wird die Entwicklung anderer<br />

Programme wie des Hafenentwicklungsprogramms<br />

Sagarmala, der Industriekorridore,<br />

des regionalen Flughafenentwicklungsprogramms<br />

UDAN-RCS sowie die Digitalisierung<br />

Indiens (Digital India) und die lokale Produktion<br />

(Make in India) begünstigen. Konkret<br />

sollen im Rahmen des Programm 83,677 km<br />

Schnellstraßen gebaut, die Anzahl der Korridore<br />

von bisher sechs auf 50 (sechs Schnellstraßenkorridore,<br />

44 Wirtschaftskorridore)<br />

ausgeweitet und der Frachttransport auf<br />

Schnellstraßen erhöht werden. In der ersten<br />

Phase sollen Schnellstraßen mit einer Länge<br />

von 34800 km gebaut werden. 9000 km davon<br />

werden sich in Wirtschaftskorridoren befinden.<br />

Die Fertigstellung von Phase 1 verzögert<br />

sich laut Regierung durch die Corona-Pandmie<br />

voraussichtlich um vier Jahre bis 2025/26.<br />

Der Anteil der Güter, die auf dem Schienenweg<br />

transportiert werden, soll in den nächsten<br />

Jahren gemäß des indischen Eisenbahnministeriums<br />

von 34 Prozent auf 50 Prozent<br />

steigen. Den entscheidenden Beitrag dazu<br />

werden sechs spezielle Schienenfrachtkorridore<br />

leisten. Zwei Korridore befinden sich bereits<br />

im Bau und sollen trotz der Pandemie bis<br />

Ende Dezember 2021 fertiggestellt werden.<br />

Der Westliche Spezielle Schienenfrachtkorridor<br />

verläuft von Dadri in Uttar Pradesh zum<br />

Jawaharlal Nehru Port in Mumbai (1468 km).<br />

Der Östliche Spezielle Schienenfrachtkorridor<br />

erstreckt sich von Punjab nach Dankuni<br />

in Westbengalen (1760 km). Im Januar 2018<br />

wurden vier weitere Korridore genehmigt:<br />

Ost-West Spezielle Schienenfrachtkorridor<br />

von Kalkutta nach Mumbai (2000 km), Nord-<br />

Süd Spezielle Schienenfrachtkorridor von<br />

Delhi nach Chennai (2173 km), Ostküsten<br />

Spezielle Schienenfrachtkorridor von Kharag-<br />

DIRK RUPPIK<br />

JOURNALIST<br />

LOGISTIK EXPRESS


LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S60<br />

Stark fragmentierter Logistikmarkt<br />

Laut der indischen The Economic Times liegt<br />

der Wert der Transportbranche im Lande bei<br />

160 Millionen US-Dollar (137 Millionen Euro)<br />

und soll in den nächsten Jahren auf 215 Millionen<br />

US-Dollar (185 Millionen Euro) ansteigen.<br />

Rund 20 Millionen Menschen finden in diesem<br />

Bereich Arbeit. Allerdings ist die Branche noch<br />

sehr unorganisiert und stark fragmentiert. Nur<br />

zehn Prozent aller Fuhrunternehmen besitzen<br />

mehr als 25 Lkw. Die meisten Firmen sind sehr<br />

klein und benötigen zur Abwicklung größerer<br />

Aufträge die Hilfe von Drittparteien. Der Grund<br />

für die hohen Logistikkosten in Indien<br />

liegen vor allem in den fehlenden Größeneffekten,<br />

der schlechten Transport-, Lagerhausund<br />

IT-Infrastruktur, fehlender Fachkräfte und<br />

kraftstoffineffiziente Fahrzeugen. Sie sollen bis<br />

von bisher 14 Prozent des BIP auf zehn Prozent<br />

sinken.<br />

pur nach Vijayawada (1100 km) und der<br />

Süd-West Schienenfrachtkorridor von Chennai<br />

nach Goa (890 km). Laut des Betreibers<br />

Dedicated Freight Corridor Corporation of<br />

India sollen die Frachtraten auf den neuen<br />

Güterzugstrecken um bis zu 45 Prozent unter<br />

den momentanen liegen und damit mit den<br />

Lkw-Frachtraten konkurrieren können.<br />

Das Sagarmala-Projekt soll die Entwicklung<br />

der Wasserwege und Häfen, Wirtschaftszonen<br />

an Küsten und die multimodalen Verbindungen<br />

auch mit Logistikparks vorantreiben.<br />

Ihm Rahmen von Sagarmala werden auch<br />

sechs Mega-Häfen gebaut: Vizhinjam International<br />

Seaport (Kerala), Colachel Seaport<br />

(Tamil Nadu), Vadhavan Port (Maharashtra),<br />

Tadadi Port (Karnataka), Machilipatnam<br />

Port (Andhra Pradesh) und Sagar Island Port<br />

(Westbengalen). Insgesamt sind 577 Projekte<br />

mit einem Investment von 120 Milliarden US-<br />

Dollar (105 Milliarden Euro) von 2015 bis 2035<br />

vorgesehen. Die Logistikkosten in Indien liegen<br />

mit 14 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt<br />

sehr hoch (USA 9 bis 10 Prozent, Deutschland<br />

8,6 Prozent). Verschiedene Studien der indischen<br />

Regierung zeigen, dass die Nutzung der<br />

Küstenschifffahrt und Inlandswasserwegen<br />

um bis zu 60 bis 80 Prozent billiger als Straßenund<br />

Schienentransport ist.<br />

Einige Verbesserungen sind überwiegend<br />

auf den Eintritt internationaler Logistiker in<br />

den Verbrauschsgütermarkt und auf neue<br />

E-Commerce-Unternehmen zurückzuführen.<br />

Zudem hat die Regierung unter Premier Narendra<br />

Modri in 2017 eine neues System für die<br />

Besteuerung von Waren und Dienstleistungen<br />

erlassen, durch die die Warenbewegung<br />

zwischen den 28 Bundesstaaten durch die Beseitigung<br />

von Grenzsteuern günstiger wurden.<br />

Der Logistikmarkt besteht aus rund 1000 Firmen<br />

von kleinen bis mittleren lokalen Playern<br />

über große internationale Unternehmen wie<br />

DHL (Joint Venture mit dem indischen Expressdienstleister<br />

Blue Dart), die Staatsbetriebe Indian<br />

Railways und Shipping Corporation of India,<br />

der Expressdienst der indischen Post und<br />

Startups für E-Commerce-Lieferungen.<br />

Deutsche Firmen mit indischer Präsenz sind<br />

unter anderem DB Schenker und Dachser.<br />

Unternehmen wie DHL und das indische<br />

Startup Rivigo werden zunehmend Kapazität,<br />

Technologie und Big Data-Anwendungen in<br />

den Markt bringen und damit die Qualität<br />

des Logistik-Serviceangebots in den Fokus<br />

der Branche bringen. Diese Entwicklung und<br />

die zunehmende Entstehung von Fracht-<br />

Plattformen wie FreightBazaar wird auch<br />

zu verbessertem Tracking & Tracing sowie<br />

einer besseren Auffindbarkeit von Frachtkapazitäten<br />

führen. Allerdings wird der gewaltige<br />

wirtschaftliche Schaden durch die<br />

Corona-Pandemie die Entwicklung und das<br />

Wachstum der indischen Logistikbranche<br />

sicherlich verzögern. (DR)


Qualität und Unabhängigkeit im<br />

Journalismus ist wichtiger denn je<br />

Geschätzte Leserinnen und Leser. Das Binnenschiff<br />

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und praxisorientiert über viele Themen aus<br />

der Binnenschifffahrt. Neben Fachthemen,<br />

nehmen auch Querschnittsthemen wie<br />

Logistik, Umwelt und Wassertourismus einen<br />

großen Raum ein. Umfassend, unabhängig<br />

und stets sorgfältig recherchiert, berichtet<br />

das Binnenschiff Journal mit dem Ziel, das<br />

öffentliche Wissen über die Binnenschifffahrt<br />

zu verbessern. Im zweiten Jahr unserer<br />

Herausgabe, gehen wir noch einmal<br />

in die Offensive. Wir berichten noch intensiver<br />

und scheuen uns nicht davor, auch<br />

allfällige Fehlentwicklungen aufzuzeigen.<br />

Um dies leisten zu können, sind wir auf die<br />

Unterstützung unserer Leser und Leserinnen<br />

angewiesen. Denn guter Journalismus ist<br />

aufwändig und nicht kostenlos zu haben.<br />

Unsere Idee war und ist, dass die Arbeit<br />

der Redaktion – anders als bei Medien die<br />

durch Werbung oder PR finanziert sind und<br />

zusätzlich Geld von den Lesern verlangen<br />

– frei zugänglich bleibt. Wer die Ausgaben<br />

gerne haptisch haben möchte, kann sich<br />

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die Redaktion. Unsere Artikel sollen so viel<br />

wie möglich gelesen und geteilt werden.<br />

Das Binnenschiff Journal lebt also nur von<br />

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LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong>|S62


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