LE-6-2020
LOGISTIK express Journal 6/2020
LOGISTIK express Journal 6/2020
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LOGISTIK express<br />
Heft 6/<strong>2020</strong><br />
Daily<br />
Business<br />
Ihre Fachzeitschrift für<br />
Industrie / Handel / Logistik<br />
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„Das Krisenjahr ist voller<br />
Herausforderungen. Sichern Sie<br />
sich Ihren Informationsvorsprung.“<br />
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LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong>|S2
INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />
INHALT 6/<strong>2020</strong><br />
03 Inhalt / Editorial<br />
04 Auf Trump folgt Harris, nicht Biden<br />
08 Kann nicht schon endlich Weihnachten sein, bitte?<br />
10 Der zweite Lockdown ist da<br />
12 Der harte Lockdown – ein Amazon-Förderungsprogramm<br />
14 Debatte um Werbeverbote für "ungesunde" Lebensmittel<br />
16 E-Commerce: Österreichs umsatzstärkste Shops<br />
20 Online Handel: 8 Punkte, die Sie 2021 bedenken sollten<br />
22 Des einen Leid, des anderen Freud: Corona als Digitalisierungs-Push<br />
24 Künstliche Intelligenz für den smarten Handel der Zukunft<br />
27 KNAPP unterstützt mit starken Innovationen in schwierigen Zeiten<br />
Logistik<br />
30 Interview mit Roland Seebacher, Geschäftsführer BITO Österreich<br />
der Welt<br />
36 Innovationsvorreiter in der Logistik - E-Commerce 3.0<br />
38 IDIH startet die 3. Logistikreise<br />
ganze<br />
40 SSI Schäfer: Nachhaltige Intralogistik für widerstandsfähige Unternehmen<br />
Die<br />
44 Delivery-Experte Seven Senders expandiert nach Österreich<br />
48 Corona und Logistik – kein Schiff wird kommen<br />
50 Lenzing erhöht die Kundenbindung<br />
52 Dematic: Individuell angepasste FTS<br />
54 AM-Automation: AutoStore hat unseren KVP deutlich vorangebracht<br />
56 Swisslog: Aqipa realisiert mit Swisslog und trotzt damit der Pandemie<br />
58 Indischer Logistikmarkt: Mangelnde Infrastruktur und Fragmentierung<br />
61 Binnenschiff Journal<br />
62 Mediadaten 2021<br />
Impressum: Medieninhaber: Markus Jaklitsch<br />
Redaktion: Angelika Gabor Peter Baumgartner, Dirk Ruppik , Peter Nestler<br />
Fotos: Getty Images istockphoto.com<br />
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Challenge<br />
Da sind wir nun – wieder im<br />
Lockdown. Ich bin wahrlich<br />
kein Freund davon, die Wirtschaft<br />
runterzufahren und<br />
Unternehmen zu alimentieren,<br />
statt schon den Sommer<br />
über die Infrastruktur zu<br />
organisieren, Personal zu reaktivieren,<br />
entsprechende<br />
Ausbildungen zu forcieren<br />
und einen monatlichen Corona<br />
Bonus auszuzahlen. Die<br />
Kosten dafür werden KMU<br />
und die Mittelschicht tragen,<br />
denn die Global Player<br />
zahlen aufgrund unseres<br />
Standortgesetzes sowieso<br />
keine oder nur geringfügig<br />
Steuern.<br />
Nicht abzusehen auch<br />
die Langzeitfolgen für Kinder<br />
und Jugendliche, die<br />
Lernstoff versäumen und<br />
besonders unter dem sozialen<br />
Kontaktverbot leiden.<br />
Corona beherrscht die<br />
Schlagzeilen – unterbrochen<br />
nur von den erschütternden<br />
Nachrichten des<br />
radikalislamistischen Terrors<br />
in Wien. Haben die Kritiker<br />
der Willkommenspolitik<br />
doch Recht? Egal ob rechts<br />
oder links, Extremismus ist immer<br />
falsch und Unschuldige<br />
kommen zum Handkuss. Wir<br />
leben in bewegten Zeiten,<br />
die Welt ist im Umbruch. Eines<br />
ist aber klar: wir machen<br />
weiter wie bisher – fachlich,<br />
sachlich, aktuell. Bleiben Sie<br />
gesund!<br />
Markus Jaklitsch<br />
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LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S4<br />
Auf Trump folgt Harris, nicht Biden<br />
Lange nicht mehr wurde solch ein Affentheater um eine US-Präsidentschaftswahl<br />
gemacht und ein Wahlausgang so frenetisch gefeiert wie in diesen Tagen – obwohl,<br />
was tief blicken lässt, der Jubel über den Machtwechsel in Washington weniger<br />
dem fatalen Gespann Biden/Harris gilt als der Abwahl seines Vorgängers.<br />
Diese scheint, allen juristischen Spiegelfechtereien zum Trotz, beschlossene Sache<br />
zu sein. GASTBEITRAG: DANIEL MATISSEK<br />
Lange nicht mehr wurde solch ein<br />
Affentheater um eine US-Präsidentschaftswahl<br />
gemacht und ein Wahlausgang<br />
so frenetisch gefeiert wie in diesen<br />
Tagen – obwohl, was tief blicken lässt, der<br />
Jubel über den Machtwechsel in Washington<br />
weniger dem fatalen Gespann Biden/Harris<br />
gilt als der Abwahl seines Vorgängers. Diese<br />
scheint, allen juristischen Spiegelfechtereien<br />
zum Trotz, beschlossene Sache zu sein: Beunruhigende<br />
Hinweise auf Wahlbetrug mag es<br />
geben – doch zum einen ist ein solcher dann<br />
ganz sicher nicht konzertiert-systematisch erfolgt,<br />
allenfalls spontan und punktuell an der<br />
Basis (wo vielen Anti-Trumpisten einfach jedes<br />
Mittel recht wäre, diesen Präsidenten loszuwerden);<br />
zum anderen dürfte sich ein „Voter-<br />
Fraud<strong>2020</strong>“ letztlich nicht wahlentscheidend<br />
ausgewirkt haben. Auch wenn diese Wahlen<br />
die US-Gerichte noch lange beschäftigen<br />
werden: Die Präsidentschaft dürfte Biden<br />
wohl nicht mehr zu nehmen sein.<br />
Nun ist der Jubel groß – so groß, dass bei den<br />
weltweiten Spontandemos nach Ausrufung<br />
des Biden’schen Wahlsiegs, die sogar die<br />
Siegesfeiern in den alliierten Hauptstädten<br />
im Mai 1945 in den Schatten stellten, weder<br />
Social Distancing noch Maskenzwang eine<br />
Rolle mehr spielten; ohne dass dies übrigens<br />
irgendeine der Witzfiguren störte, die sich<br />
ansonsten bei jeder Gelegenheit anmaßen,<br />
uns sicher durch die Pandemie zu geleiten<br />
und die ein entschlossenes Vorgehen gegen
öse Superspreader verlangen, wenn diese<br />
wieder einmal (wie am Samstag in Leipzig)<br />
für ihre Grundrechte demonstrieren. So<br />
schrieb etwa SPD-Chefin Saskia Esken ganz<br />
verzückt unter dem Eindruck der ekstatischen<br />
Wallstatt von zehntausenden ekstatischen<br />
„diversen“ Demonstranten und Jung-Linken<br />
in amerikanischen Großstädten nach dem<br />
Sieg von Biden/Harris: „Die Wahl von Joe<br />
Biden und Kamala Harris bewegt die Menschen…<br />
Sie tanzen auf den Straßen, zeigen<br />
ihre Freude und sie weinen vor Erleichterung!“<br />
Wie bitte, sie tanzen auf den Straßen? Moment…<br />
war da nicht irgendwas mit einem<br />
tödlichen Virus? Egal! Für die gerechte Sache<br />
macht Corona gewiss eine Ausnahme.<br />
Der Hass des linksökologischen globalistischen<br />
Establishments, vor allem aber der deutschen<br />
Öffentlichkeit auf Donald Trunp trug zuletzt<br />
derart pathologische, obsessive Züge, dass<br />
es kaum wundernahm, wenn die Lobpreisungen<br />
und Elogen auf das designierte neue Gespann<br />
im Weißen Haus von Linkspartei bis CSU,<br />
von Leitmedien bis Gewerkschaften so gut<br />
wie identisch klangen – inklusive der Nachtritte<br />
und Seitenhiebe auf Donald Trump. Der<br />
offizielle Antiamerikanismus hatte ein letztes<br />
Mal Hochkonjunktur, ehe er sich nun wieder,<br />
für die Dauer der demokratischen Präsidentschaft,<br />
für die nächsten Jahre vornehm zurückhalten<br />
muss.<br />
– und dafür von der Basis, bei allen Macken<br />
und Konventionsbrüchen, respektiert wurde.<br />
Diese Präsidentschaft war, bei allen Vorbehalten<br />
an Stil und Auftreten des Mannes, eine<br />
höchst erfolgreiche.<br />
Von alldem war in Deutschland, wo eine entemotionalisierte<br />
und auch nur halbwegs sachliche<br />
Debatte über Trump zu keinem Zeitpunkt<br />
möglich war und folglich auch nie stattfand,<br />
nichts zu hören. Nur aus der leidlich unvoreingenommenen<br />
angelsächsischen, teilweise<br />
auch noch der Schweizer Presse (dem neuen<br />
„Westfernsehen“) konnte man sich ein unvoreingenommenes<br />
Bild über Trumps politische<br />
Leistungen machen – jenseits aller Schmutzkampagnen<br />
vom frei erfundenen „Russiagate“<br />
bis hin zu Sexting-Vorwürfen.<br />
Die beeindruckenden wirtschaftspolitischen<br />
Erfolge, die Rückholung und Neuschaffung<br />
von Millionen Jobs; die Steuersenkungen;<br />
und eine höchst erfolgreiche Außenpolitik<br />
(die in der Pointe gipfelte, dass Trump – als<br />
erster US-Präsident seit Jimmy Carter – keinen<br />
Krieg vom Zaun brach): nichts davon wurde<br />
hier je rezipiert geschweige denn gewürdigt.<br />
Und genauso infantil, verkürzt und geifernd,<br />
wie hierzulande über Trump geschrieben und<br />
berichtet wurde, so glorifizierend-schönfärberisch<br />
und einseitig wurden seine b(e)iden<br />
Herausforderer über den grünen Klee gelobt.<br />
DANIEL MATISSEK<br />
JOURNALIST<br />
HALLO MEINUNG<br />
Was in all der Sektlaune ein wenig unterging:<br />
Nicht nur Joe Biden hatte mit 74 Millionen<br />
Stimmen die höchste Stimmenanzahl errungen,<br />
die je ein demokratischer Präsidentschaftskandidat<br />
auf sich vereinen konnte<br />
– sondern auch Donald Trump mit 70 Millionen<br />
Wählerstimmen ein historisches Ergebnis<br />
errungen und einen geradezu riesigen Mobilisierungsgrad<br />
erzielt: Über sieben Millionen<br />
Amerikaner mehr als 2016 gaben ihm die<br />
Stimme – und wäre Corona nicht gewesen,<br />
hätte er wohl mit einem Erdrutschsieg seine<br />
zweite Amtszeit errungen. Nein, die Ära Trump<br />
war kein Betriebsunfall der US-Geschichte;<br />
hier war kein Außenseiter oder populistischer<br />
Shooting-Star ohne solide Wählerbasis an die<br />
Macht gekommen – sondern ein knallharter<br />
Realpolitiker, der das hielt, was er versprach<br />
Diese Wahrnehmungsverzerrung wird sicer<br />
noch für manche Irritation sorgen – denn die<br />
wahren Auswirkungen dieser US-Wahlen haben<br />
die allerwenigsten derer begriffen, die<br />
jetzt klatschen und Freudentränen verdrücken:<br />
Tatsächlich nämlich handelt es sich bei<br />
Bidens Wahl um eine Machtergreifung der<br />
subversiv-kulturmarxistischen Linken durch<br />
die Hintertür, die damit nun auch die mächtigste<br />
Nation der Welt dominieren. Denn die<br />
eigentliche Strippenzieherin der neuen Administration<br />
wird nicht der präsenile Biden sein,<br />
sondern seine Vizepräsidentin.<br />
Mit Kamala Harris hält eine machthungrige<br />
Kryptokommunistin in Washington Einzug, bei<br />
der der 25. Verfassungszusatz erstmals seit Gerald<br />
Fords damaliger Nixon-Nachfolge wieder
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S6<br />
Relevanz entfalten könnte – weil Biden nämlich,<br />
bedauerlich doch wenig überraschend,<br />
die allerbesten Voraussetzungen mitbringt,<br />
als erster Präsident seit 75 Jahren im Amt den<br />
Löffel abzugeben. Und selbst wenn er sein<br />
„first term“ erfüllen sollte, so wäre er am Ende<br />
der Amtsperiode 82 Jahre alt – womit spätestens<br />
dann Harris als Nachfolgerin gesetzt sein<br />
dürfte. Bidens Alter wäre per se betrachtet<br />
gar kein Problem; es gab bedeutend ältere<br />
Staatsmänner. Doch dieser Kandidaten fiel<br />
bereits im Wahlkampf durch Gebrechlichkeit<br />
und offenkundige Anzeichen von Demenz<br />
und Umnachtung auf. Hier stellt sich die Frage<br />
der geistigen Zurechungsfähigkeit, anders als<br />
bei Donald Trump, womöglich bald sehr real.<br />
Für eine seit Black Lives Matter zunehmend<br />
militant auftretende, von einflussreichen<br />
NGO’s und milliardenschweren Strippenziehern<br />
gebutterte sozialistische Front, die von<br />
Antifa über „Antirassisten“ bis Klimaaktivisten<br />
reicht (und die für die Spaltung der USA<br />
mehr tat, als es Trump je vermocht hätte),<br />
war Biden der ideale Platzhalter; ein Tattergreis<br />
als Interimsfigur, der dem Trojanischen<br />
Pferd Harris den Weg ins Oval Office ebnet,<br />
die von Beginn an die eigentliche Hoffnungsund<br />
wohl auch Entscheidungsträgerin ist.<br />
Von ihr versprechen sich ihre Anhänger die<br />
„große Transformation“ hin zum tiefen Linksstaat<br />
auch in den USA, gegen die sich Trump<br />
immer gestellt hatte: Mehr Migration, mehr<br />
Regulation, mehr Zentral- und Regierungsgewalt,<br />
mehr Beschneidung nationaler Souveränität<br />
zugunsten obskurer supranationaler<br />
Einrichtungen, mehr Verpflichtungen vom<br />
Wiedereintritt in die WHO über den Internationalen<br />
Strafgerichtshof bis hin zum Pariser<br />
Klimaschutzabkommen.<br />
Dass die Machtopportunistin Harris in ihrer Zeit<br />
als Staatsanwältin in Kalifornien Menschen<br />
verfolgen und wegsperren ließ, weil diese<br />
einen Joint geraucht hatten, scheint ihr die<br />
verstrahlte anarcholiberale Fanbase ebensowenig<br />
nachzutragen, wie sie dem alten weißen<br />
Mann Joe Biden seine aus heutiger Sicht<br />
militaristischen und rassistischen Äußerungen<br />
früherer Jahre verzeihen. Hier macht die<br />
Cancel Culture dann gerne mal Pause. Vor<br />
allem Harris passte sich dem drehenden Wind<br />
schnell an und ergriff ihre Chance; mit Erfolg:<br />
Wer schwarz ist und sich am Kreuzzug gegen<br />
Trump beteiligt, gilt als ministrabel, ja präsidiabel.<br />
Neben Corona war die indisch-jamaikanischstämmige<br />
Harris denn auch eigentlicher<br />
Sargnagel Trumps. Sie wird das liefern,<br />
was von ihr erwartet wird: Unter ihr werden<br />
die USA schwächer, die Welt unsicherer und<br />
der Westen in seiner Prinzipienlosigkeit noch<br />
dekadenter werden. Mit ihr als Werkzeug bestimmen<br />
Agendasetter und Aktivisten fortan<br />
die Weltpolitik.<br />
Tatsächlich bedarf es keiner allzu lebendigen<br />
Phantasie sich auszumalen, dass ein neuer<br />
verhängnisvoller Iran-Atomdeal nicht lange<br />
auf sich warten lassen wird. Schon trumpfen<br />
die Mullahs an die Adresse der designierten<br />
neuen Regierung in Washington selbstbewusst<br />
auf. Das unter Trump exzellente Verhältnis<br />
wird Schaden nehmen. Und unter<br />
Biden/Harris werden sich Regionalmächte<br />
bemüßigt fühlen zu erneutem Säbelrasseln,<br />
zu noch mehr militärischen Alleingängen –<br />
wie schon einmal unter dem feigen Zauderer<br />
Barack Obama (als dessen Vize Biden bereits<br />
die hohe Schule der leeren Ankündigungen<br />
kennenlernen durfte), als niemand mehr die<br />
USA fürchtete; die „rote Linie“ in Syrien lässt<br />
grüßen. Geostrategisch wird die islamische<br />
Hemisphäre massiv an Boden gewinnen. Und<br />
die möglicherweise katastrophale Folge dieser<br />
Wahl: China wird mit aller Macht seinen<br />
weltweiten Einfluss ausdehnen, wenn ihm<br />
kein Trump mehr im Weg steht. Unter der Linken-Marionette<br />
Biden und ihrer eigentlichen<br />
Schläferin Harris werden die USA schnell an<br />
wirtschaftlicher Bedeutung verlieren.<br />
Parallel werden „GAFAM/FAANG“ bzw. „The<br />
Four“, die großen Westcoast-Social-Media-Riesen,<br />
ihre Macht hemmungsloser ausweiten<br />
und vertiefen, als es eine NSA je vermocht<br />
hätte – und die politisch erwünschte,<br />
totale Meinungskontrolle zuerst in den einst<br />
pluralistisch-freiheitlichen USA, dann im Rest<br />
der freien Welt vervollkommnen. Das Resultat<br />
wird am Ende die „Europäisierung“ der<br />
(Noch-)Supermacht USA im negativsten Sinne<br />
sein: Dirigistisch, etatistisch, sozialistisch. Und<br />
es soll am Ende ja keiner behaupten, er wäre<br />
nicht gewarnt gewesen. (DM)
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S8<br />
Kann nicht schon endlich<br />
Weihnachten sein, bitte?<br />
Das Jahr hat (meistens) 365 Tage. Aber im Gegensatz zu sonst zieht sich <strong>2020</strong> besonders<br />
in die Länge. Die Corona-Pandemie mit Lockdown, der qualvolle Brexit,<br />
das lange Warten auf das US-Wahlergebnis und ständige Vetos zur Verhinderung<br />
von EU-Beschlüssen… die Liste kann beliebig ergänzt werden. Geduld ist eine Tugend,<br />
aber meine ist langsam aufgebraucht. Also komm, Christkind, und beende<br />
das Drama. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
Das US-Wahlergebnis ist weltweit mit<br />
Hochspannung erwartet worden<br />
– mit Betonung auf WARTEN. Es ist<br />
wirklich unglaublich, wie lange es<br />
offenbar dauert, Stimmen auszuzählen. Aber<br />
das passt wohl zu den langen Warteschlangen<br />
vor den Wahllokalen, wo die Stimmabgabe<br />
oft Stunden dauert. In den Sozialen Medien<br />
wurde gewitzelt, dass insbesondere Nevada<br />
besser Hofer-Kassiererinnen engagiert hätte,<br />
dann wären die Stimmzettel in zwei Stunden<br />
ausgezählt gewesen. Doch irgendwann war<br />
auch diese Aufgabe erledigt und das Ergebnis<br />
stand fest: der nächste US-Präsident heißt<br />
Joe Biden und ist ein Demokrat. Im Gegensatz<br />
zu seinem nun bald abgelösten Vorgänger<br />
Donald Trump hat er nicht nur die meisten<br />
Wahlmänner, sondern auch die meisten<br />
Stimmen (aktuelles Ergebnis: 79083767 zu<br />
73.351.022).<br />
Als Reaktion darauf kam es zu einem kräftigen<br />
Plus an den Börsen. Ein deutliches Aufatmen<br />
der US-Handelspartner, die sich nun Hoffnungen<br />
auf neue Freihandelsabkommen,<br />
eine Reduktion der Strafzölle und einen generell<br />
gemäßigteren Umgangston machen,<br />
war die Folge. Aber auch Umweltschützer<br />
jubilieren, dass die USA – zweitgrößter<br />
CO2-Produzent der Welt – unter Joe Biden<br />
wieder dem Pariser Klimaabkommen beitreten<br />
werden, aus dem sich Trump zurückgezogen<br />
hatte. Denn auch wenn bei den Treffen<br />
der 195 Mitglieder mehr heiße Luft produziert<br />
als tatsächliche Fortschritte erzielt wird, so<br />
ist ein Bekenntnis zur Notwendigkeit des Klimaschutzes<br />
ein deutliches Signal. Doch des<br />
einen Freud, des anderen Leid: denn immerhin<br />
hat fast die Hälfte der Wahlberechtigten<br />
sich für eine zweite Amtszeit des POTUS mit<br />
der schicken Frisur ausgesprochen, und die<br />
Gräben zwischen Demokraten und Republikanern<br />
sind extrem tief, die Fronten verhärtet.<br />
Warum halten so viele Menschen ihm die<br />
Treue? Für die einen ist Donald Trump ein<br />
lauter, undiplomatischer, sexistischer Idiot mit<br />
dem Benehmen eines trotzigen Kleinkindes,<br />
das seine Wutausbrüche über Twitter kommuniziert.<br />
Die anderen profitierten von einem<br />
Wirtschaftsaufschwung, der niedrigsten je gemessenen<br />
Arbeitslosenrate und Steuerentlastungen.<br />
Es ging vielen im Land wirtschaftlich<br />
gerade so richtig gut – bis Corona kam.<br />
Unwort des Jahres?<br />
Bis zum 1. Dezember <strong>2020</strong> kann noch über<br />
das Unwort des Jahres <strong>2020</strong> abgestimmt werden,<br />
und natürlich befindet sich „Corona“<br />
unter den Vorschlägen. Völlig zu Recht, denn<br />
die Viruserkrankung hält nicht nur Österreich,<br />
sondern die ganze Welt im Würgegriff. Während<br />
sich Pharmakonzerne einen Wettlauf um<br />
wirksame Impfstoffe und damit ein riesiges
Geschäft liefern – hier bleibt nur zu hoffen,<br />
dass nicht aus monetären Gründen suboptimale<br />
Testergebnisse und Nebenwirkungen<br />
unter den Teppich gekehrt werden – greifen<br />
mehr und mehr Staaten zu harten Maßnahmen.<br />
Denn pünktlich zum Start der Grippesaison<br />
sind die Krankenhäuser teilweise schon<br />
voll. Dumm gelaufen… Auf Empfehlung des<br />
Rechnungshofes wurden in den letzten Jahren<br />
Akut- und Intensivbettenkapazitäten<br />
reduziert, um Kosten zu senken und bei der<br />
Akutbettendichte auf EU-Niveau zu kommen.<br />
Unser Glück: in Österreich regiert die Gemütlichkeit,<br />
weswegen die Kürzungen nur zögerlich<br />
umgesetzt wurden, unabhängig von<br />
der Urgenz durch den Rechnungshof. Wären<br />
alle Empfehlungen umgesetzt worden, dann<br />
wäre die gefürchtete Triage (der Arzt bewertet,<br />
wer vorrangig behandelt wird und entscheidet<br />
so ggf. über Leben und Tod – das<br />
wäre auch ein toller Kandidat für das Unwort<br />
des Jahres) bereits Realität.<br />
Liest man dann von überfüllten Einkaufszentren<br />
und dicht gedrängten Menschen im<br />
Shoppingwahn, nachdem manche Händler<br />
vor dem angekündigten Lockdown noch<br />
schnell Lockangebote und Abverkaufsaktionen<br />
gestartet haben, muss man zwangsläufig<br />
am Verstand unserer Mitmenschen zweifeln.<br />
Wie dumm kann man sein? Wie kann man seine<br />
Gesundheit und die seiner Lieben riskieren,<br />
nur um ein Paar Schuhe zum halben Preis zu<br />
ergattern? Das ist Egoismus par excellence<br />
und führt den zweiwöchigen Lockdown ad<br />
absurdum, denn das Ende der Ausgangssperre<br />
fällt dann mit dem Ende der Inkubationszeit<br />
dieser Wochenendshopper zusammen. Zählen<br />
Sie 1 und 1 zusammen…<br />
Unabhängig von den Krankenhäusern liegt<br />
ein Patient auf jeden Fall schon im Koma: die<br />
österreichische Wirtschaft. Woher kommt das<br />
ganze Geld für diese Rettungspakete? Geschlossene<br />
Branchen sollen entschädigt werden<br />
– und das sind im Lockdown verdammt<br />
viele. Im kommenden Frühjahr, wenn gestundeten<br />
Beiträge für Steuern und die Sozialversicherung<br />
fällig sind, erwartet uns eine Pleitewelle,<br />
wie es sie wohl noch nie gegeben hat.<br />
Die neuen Kurzarbeitsregelungen sind zwar<br />
für manche eine Hilfe, führen aber nur zu einer<br />
Verschiebung des teils Unvermeidlichen.<br />
Mehr Arbeitslose und weniger Beitragszahler<br />
im System, keine Mehrwertsteuereinnahmen<br />
bei geschlossenen Branchen und gleichzeitig<br />
enorme Hilfspakete. Im Lockdown werden<br />
Unternehmen, ja, ganze Wirtschaftszweige<br />
mit Anlauf gegen die Wand gefahren. Die<br />
Folgen daraus werden die nächsten Generationen<br />
bezahlen. Mit der Abschaffung der<br />
Hacklerregelung kann man schon erkennen,<br />
von wem sich der Finanzminister das Loch in<br />
seinem Börserl stopfen lassen will. Das Problem<br />
ist nur: wir können so schimpfen, wie wir<br />
wollen, was ist die Alternative? Ich möchte<br />
nicht in der Haut eines Entscheidungsträgers<br />
in der Regierung stecken, denn für irgendjemanden<br />
ist man immer der Buhmann. Und<br />
aktuell gilt wohl vor allem ein Motto: better<br />
safe than sorry.<br />
In circa einem Monat ist Weihnachten. Die<br />
stillste Zeit im Jahr… wie wahr! Keine Christkindlmärkte,<br />
keine ausgelassenen Firmenfeiern,<br />
ein Feiern im engsten Kreis, um niemanden<br />
zu gefährden. Wahrlich keine schönen<br />
Aussichten, die sich uns hier bieten. Doch<br />
dann denke ich daran, was Weihnachten<br />
bedeutet. Es ist ein Fest der Liebe und der<br />
Hoffnung, der geschmückte Baum ein Symbol<br />
für Licht und Leben. Also, liebes Christkind:<br />
ich wünsche mir, dass diese im wahrsten Sinne<br />
des Wortes dunklen Zeiten schnell vorbei<br />
gehen, dass uns ein Licht aufgeht und das<br />
kommende Jahr besser wird als dieses. Weil<br />
viel schlimmer geht nimmer. (RED)<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S10<br />
Der zweite Lockdown ist da<br />
Seit 2017 veröffentlicht Grosz regelmäßig auf YouTube und in anderen sozialen<br />
Medien Videos, in denen er aktuelle politische Entwicklungen kommentiert.<br />
GASTBEITRAG: GERALD GROSZ<br />
GERALD ROSZ<br />
KRITIKER<br />
Jahrelang wurde unser Gesundheitssystem<br />
„endoptimiert“, der etwas behübschende<br />
Fachausdruck für in Wahrheit<br />
zu Tode gespart. Reihenweise haben<br />
fertige Mediziner aus Österreich Reißaus genommen,<br />
Pflegepersonal wurde gerade einmal<br />
über der Armutsgrenze entlohnt, jedes<br />
Spital das nicht niet- und nagelfest war, geschlossen.<br />
Eine ganze Heerschaar von Politikern,<br />
übrigens parteiübergreifend, die die<br />
ach so teuren Intensivbetten kritisiert haben.<br />
Und ein Rechnungshof, der im Jahrestakt<br />
die Schließung von Spitälern empfohlen hat.<br />
Heute ist das Land einmal mehr im totalen<br />
Lockdown, nach Wochen des halbtotalen<br />
Lockdowns, die Wach- und Schließgesellschaft<br />
schlägt wieder zu. Nachdem<br />
man erfolgreich die Gastronomie, die Kunst<br />
und Kultur umgebracht hat, ist nun der Rest<br />
dran. By the way: Waren die Wirtshäuser und<br />
die Kulturbetriebe doch nicht die Virenburner?<br />
Sei‘s drum, um wissenschaftliche Redlichkeit<br />
ist ohnedies keiner mehr bemüht.<br />
Der totale Lockdown als teuerstes Selbsteingeständnis<br />
für die eigene Untätigkeit in der<br />
Gesundheitspolitik. Die Folge ist der endgültige<br />
Tod unserer Realwirtschaft, unseres Handels.<br />
Die Folge ist der fortgesetzte Verlust von<br />
Arbeitsplätzen und in Bälde eine neue Armut,<br />
die meine Generation im 21. Jahrhundert für<br />
unvorstellbar gehalten hat. Als „alternativlos“<br />
wird der Wahnsinn dargestellt. Den Politikern<br />
zur Seite stehen reihenweise Ärzte, die den<br />
Lockdown abnicken, wie sie jede Spitalsschließung<br />
der vergangenen Jahre abgenickt<br />
haben. Denn für ein kleines Beratungshonorar<br />
wird der hippokratische Eid auch auf<br />
eine eurofressende Eidechse geschworen.<br />
Seit neun Monaten wird die Welt von Corona<br />
in Bann gehalten. Als Ouvertüre galt<br />
die Weltkriegsrhetorik des Kanzlers: Jeder<br />
wird wen kennen, der an Corona verstorben<br />
ist. Das ging trotz aller Hoffnung der<br />
Politik, ihre Maßnahmen nur irgendwie zu<br />
rechtfertigen, nicht in Erfüllung. Nun erkennen<br />
wir, Corona ist ein Virus wie viele andere<br />
auch, mit einem Unterschied: Er trifft auf<br />
eine nicht immunisierte Bevölkerung. Und ja,<br />
dieser Virus wird für Risikogruppen wie Kranke<br />
und Alte brandgefährlich. Also wie das<br />
berühmte Feuer auf das trockene Stroh,<br />
welch Überraschung, es brennt lichterloh.<br />
Neun Monate, keine Pläne zum Schutz der<br />
Risikogruppen wurden entwickelt. Neun Monate<br />
hasta manana gefeiert und wenn‘s akut<br />
wird, ist der gute alte Lockdown zur Stelle.<br />
Und statt das Spitalssystem in neun Monaten<br />
hochzufahren, also auch die Privat- und<br />
Ordenskliniken, die Kuranstalten, die Sonderkrankenanstalten,<br />
die Reha-Einrichtungen mit<br />
ihrem hochqualifizierten Personal miteinzubeziehen,<br />
wartet man einfach, bis die Intensivkapazität<br />
der öffentlichen Spitäler an ihre<br />
Grenzen stoßen und hat so einen willkommenen<br />
Anlass, das Land wieder einzukerkern,<br />
den Not- und Kriegszustand auszurufen, die<br />
Grundrechte einzuschränken, die Gesellschaft<br />
zu spalten, die Wirtschaft zu vernichten.<br />
Die Pensionisten, deren Pension scheinbar immer<br />
sicher ist. Die etwas Bequemeren, denen<br />
vom Staat vier Wochen Netflix auf der Couch<br />
verordnet wird. Nur an das Morgen, oder das<br />
Übermorgen wird nicht gedacht, wie auch,<br />
wenn die Chips die letzten Gehirnzellen lähmen.<br />
Dass es eben bald kein Budget für hohe<br />
Pensionen mehr geben wird, dass es für die<br />
Bequemen keinen Arbeitsplatz mehr geben<br />
wird, auf den sie zurückkehren und mit der<br />
Mindestsicherung das Netflix-Abo halt auch<br />
nicht mehr leistbar sein wird. Aber es gibt<br />
auch Gewinner: China und den Internethandel.<br />
Die reiben sich die Hände, deren Gewinne<br />
sind unüberschaubar. Heute ist Österreich<br />
wieder in dem Lockdown, der Rest Europas<br />
wird dem Musterschüler willfährig folgen. Und<br />
andernorts klingeln die Kassen. Einen schönen<br />
Tag noch, und nicht vergessen: Das Symbol<br />
dieser Politik ist nicht umsonst das Klopapier!<br />
(GG)
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S12<br />
Der harte Lockdown – ein Amazon-<br />
Förderungsprogramm<br />
Seit 17. November befindet sich Österreich im zweiten harten Lockdown. Die von<br />
der Schließung betroffenen Non-Food Händler kritisieren die Ungleichbehandlung<br />
in puncto Umsatzersatz und erwägen Klagen beim Verfassungsgerichtshof.<br />
BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />
Lockdowns zu ersetzen. Alle anderen direkt<br />
betroffenen Branchen wie die Gastronomie,<br />
der Tourismus und sogar das Glücksspiel<br />
werden hingegen mit 80 Prozent entschädigt.<br />
Genau das erwartet sich auch der Handel – in<br />
einer Phase, in der er wichtige Mehrumsätze<br />
hin zum Weihnachtsgeschäft erzielen müsste.<br />
Händler erwägen wegen Umsatzersatz Klagen<br />
beim Verfassungsgerichtshof<br />
RAINER WILL,<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
HANDELSVERBAND<br />
Die Bundesregierung hat am 14.<br />
November neue Maßnahmen zur<br />
Eindämmung des Coronavirus bekanntgegeben.<br />
In der Covid-19-<br />
Notmaßnahmenverordnung ist u.a. eine<br />
Sperre des gesamten heimischen Non-Food<br />
Handels von 17. November bis 6. Dezember<br />
vorgesehen. Ausgenommen sind lediglich<br />
Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Drogerien<br />
und Trafiken sowie Banken und Post-<br />
Filialen. Überall, wo es möglich ist, soll zudem<br />
auf Homeoffice umgestellt werden.<br />
Die Gesundheit der Bevölkerung steht für<br />
den österreichischen Handel an höchster<br />
Stelle. Da die Covid-Infektionszahlen zuletzt<br />
besorgniserregend angestiegen sind, hat<br />
die Branche vollstes Verständnis für die verschärften<br />
Maßnahmen zur Eindämmung der<br />
Pandemie. Kein Verständnis hat der Handel<br />
jedoch für die Ankündigung, den krisengebeutelten<br />
Händlern nur zwischen 20 und 60<br />
Prozent der Umsatzverluste während des<br />
Zwischen den betroffenen Branchen sollte<br />
kein Unterschied gemacht werden, immerhin<br />
wurde versprochen, dass niemand in dieser<br />
Krise zurückgelassen wird. Gerade jetzt, wo<br />
das Weihnachtsgeschäft richtig anläuft und<br />
die doppelten Gehälter (Weihnachtsgeld)<br />
sowie hohe Mieten anstehen, brauchen<br />
die Betriebe rasche Unterstützung, um die<br />
490.000 Arbeitsplätze im Non-Food Handel<br />
abzusichern. Das Gegenteil scheint nun der<br />
Fall, nachdem zwar harte Maßnahmen verhängt<br />
werden, jedoch keine Sicherheit bei<br />
der Höhe der Hilfen besteht. Aufgrund unterschiedlicher<br />
Voraussetzungen (Gewinnspannen,<br />
verderbliche Güter, Wiederverkauf,<br />
Nachholeffekte) wird der Handel differenziert<br />
betrachtet: Ausgehend von einer 40 Prozent<br />
Basis soll es Aufstufungen bis zu 60 Prozent für<br />
Bereiche mit verderblicher und stark saisonal<br />
bedingter Ware sowie Abstufungen bis 20 Prozent<br />
für jene Bereiche geben, wo die Waren<br />
kaum Wertminderungen unterliegen.<br />
Der Handelsverband fordert stattdessen im<br />
Sinne der Fairness einen einheitlichen Umsatzersatz<br />
von 80 Prozent, also in gleicher<br />
Höhe wie für die bereits von Schließungen betroffenen<br />
Branchen. Eine ungleiche Behandlung<br />
wäre sachlich nicht gerechtfertigt. Einige<br />
Handelsunternehmen haben dem Handelsverband<br />
bereits angekündigt, Klagen beim<br />
Verfassungsgerichtshof zu erwägen.
Volles Spektrum des EU Beihilfenrahmens<br />
endlich ausschöpfen<br />
Schon seit Beginn des "Corona Lockdown<br />
light" Anfang November leidet der heimische<br />
Handel massiv, die Branche musste einen Umsatzverlust<br />
von fast 750 Millionen Euro verkraften.<br />
Die erneute Schließung des gesamten<br />
Non-Food Handels bis 6. Dezember kommt<br />
für die angeschlagenen Betriebe zur Unzeit,<br />
sie fällt voll in die Sondereinkaufstage (Black<br />
Friday, Cyber Monday) sowie in das angelaufene<br />
Weihnachtsgeschäft.<br />
Wir befinden uns im neunten Monat der Krise.<br />
Zeitgleich mit dem zweiten harten Lockdown<br />
bräuchte es jetzt Zug um Zug die Entschädigungen<br />
auf den Konten der Händler. Das<br />
volle Spektrum der EU-Hilfen muss endlich ausgeschöpft<br />
werden. Hier ist das Finanzministerium<br />
gefordert, das Mittel des Verlustausgleichs<br />
in Kombination mit den Fixkostenzuschüssen<br />
zu beantragen. Viele europäische Länder<br />
haben dies längst gemacht und ihre Unternehmen<br />
damit rasch geholfen.<br />
Non-Food Handel: 900 Mio. Euro Umsatzentfall<br />
pro Lockdown-Woche<br />
Für die gesamte Branche ist der harte Lockdown<br />
das Worst Case Szenario. November<br />
und Dezember sind die beiden umsatzstärksten,<br />
wichtigsten Monate des Geschäftsjahres.<br />
Pro Lockdown-Woche rechnet der Handelsverband<br />
im Non-Food Handel mit einem<br />
Umsatzausfall von bis zu 900 Millionen Euro.<br />
Profitieren werden in erster Linie jene internationalen<br />
Onlinehändler aus Drittstaaten,<br />
die kaum Steuern zahlen und wenig zum Gemeinwohl<br />
beitragen. Der Lockdown gleicht<br />
für die Handelsbranche einem Amazon-<br />
Förderungsprogramm. (GK)<br />
GERALD KÜHBERGER<br />
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LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S14<br />
RAINER WILL<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
HANDELSVERBAND<br />
FOTO: KATHARINA SCHIFFL<br />
Debatte um Werbeverbote für<br />
"ungesunde" Lebensmittel<br />
Das Gesundheitsministerium sorgt mit einem überzogenen Vorstoß in Richtung<br />
Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel für Aufregung in der Werbe- und<br />
Medienbranche. Auch Handel und Markenartikelhersteller lehnen die Initiative,<br />
die über die ohnehin strengen EU-Vorgaben weit hinausgeht, entschieden ab.<br />
BEITRAG: RAINER WILL<br />
Ein Gesetzesentwurf des Gesundheitsministeriums<br />
sorgt derzeit für<br />
Aufregung in der heimischen Werbewirtschaft<br />
und im Handel: Der Entwurf<br />
für die Umsetzung der seit 2012 geltenden EU-<br />
Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste<br />
(EU-AVMD-RL) in nationales Recht sieht u.a.<br />
weitreichende Einschränkungen für die Bewerbung<br />
von bestimmen "ungesunden" Lebensmitteln<br />
in und um Kindersendungen auf.<br />
Sollte der Vorschlag tatsächlich wie geplant<br />
umgesetzt werden, wären die negativen<br />
wirtschaftlichen Auswirkungen für die österreichischen<br />
Nahrungsmittelproduzenten<br />
ebenso wie für den Lebensmittelhandel und<br />
die Werbewirtschaft massiv. Hersteller und<br />
Händler würden bei ihren Marketingaktivitäten<br />
eingeschränkt, die Medien wiederum<br />
müssten starke Rückgänge bei den Werbespendings<br />
in Kauf nehmen.<br />
In der EU-Richtlinie ist u.a. vorgesehen, dass<br />
die Mitgliedstaaten die Förderung der Selbstregulierung<br />
mithilfe von Verhaltenskodizes<br />
- in Bezug auf unangebrachte audiovisuelle<br />
Werbung in/rund um Kindersendungen für<br />
ungesunde Lebensmittel & Getränke (die z.B.<br />
viel Fett, Transfettsäuren, Salz, Natrium oder<br />
Zucker enthalten) - unterstützen müssen.
"Österreichisches Nährwertprofil" geplant<br />
Besonders brisant: Das Gesundheitsministerium<br />
hat der Nationalen Ernährungskommission<br />
(NEK) bereits den Auftrag erteilt, ein "Österreichisches<br />
Nährwertprofil" zu erstellen. Dabei<br />
ist weder die Ausarbeitung eines derartigen<br />
Profils noch die Berücksichtigung in den Verhaltenskodizes<br />
in der zugrundliegenden EU-<br />
Richtlinie zwingend vorgeschrieben. Ein klarer<br />
Fall von angedachtem, überzogenem Gold<br />
Plating (= die überschießende Umsetzung<br />
von EU Vorgaben durch Mitgliedstaaten).<br />
Hinzu kommt: Das Österreichische Nährwertprofil<br />
soll deutlich über die Bestimmungen der<br />
EU-AVMD-RL hinausgehen und im Ergebnis<br />
sogar absolute Werbeverbote für eine Reihe<br />
von Lebensmittelkategorien vorsehen, etwa<br />
für Süßwaren, Desserts, bestimmte Getränke,<br />
Speiseeis, Fischstäbchen, Wurst, pikante<br />
Snacks, etc. Die absoluten Werbeverbote<br />
sind dabei so formuliert, dass sie unabhängig<br />
davon gelten sollen, ob es einen Bezug zu<br />
Kindersendungen gibt oder nicht. Neben der<br />
klassischen TV-Werbung könnten somit auch<br />
Radiospots oder sogar Flugblätter erfasst sein,<br />
da die Werbeverbote medienunabhängig<br />
formuliert sind. In der EU-AVMD-RL ist hingegen<br />
klar nur von "unangebrachter audiovisueller<br />
kommerzieller Kommunikation, die<br />
Kindersendungen begleitet oder darin enthalten<br />
ist" und bestimmte "nicht empfohlene<br />
Lebensmittel und Getränke" betrifft, die Rede.<br />
Der Schutz von Kindern vor irreführender Werbung<br />
ist auch dem österreichischen Handel<br />
ein zentrales Anliegen. Die geplanten Einschränkungen<br />
des Gesundheitsministeriums<br />
gehen jedoch weit darüber hinaus. Überdies<br />
gibt es in der heimischen Werbewirtschaft bereits<br />
seit Jahren ein gut funktionierendes Kontrollsystem.<br />
Daher lehnt der Handelsverband<br />
ebenso wie der Markenartikelverband diese<br />
Form von Gold Plating auf Kosten der heimischen<br />
Lebensmittelhersteller und -händler entschieden<br />
ab. Ein derart überzogenes, unausgegorenes<br />
Konzept sollte nicht im nationalen<br />
Alleingang realisiert werden, wenn ohnehin<br />
eine EU-weite Ausarbeitung bevorsteht.<br />
Der Handelsverband fordert daher, dass die<br />
Bezugnahme auf Nährwertprofile im Begutachtungsentwurf<br />
entfallen muss. Ebenso<br />
darf das Österreichische Nährwertprofil von<br />
der NEK nicht beschlossen werden. Die Ausweitung<br />
der Werbebeschränkungen von audiovisuellen<br />
Medien auf andere Kanäle (z.B.<br />
Printwerbung) und außerhalb von Kindersendungen<br />
sollte jedenfalls entfallen. (RW)<br />
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LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S16<br />
E-Commerce: Österreichs<br />
umsatzstärkste Shops<br />
KMU-Händler hoffen auf Trend zum regionalen Einkauf. Studie von EHI und Statista<br />
in Kooperation mit dem Handelsverband erfasst die umsatzstärksten Webshops<br />
des Landes. BEITRAG: REDAKTION<br />
Die Marktkonzentration ist weiterhin hoch, die<br />
Top 10 machen mit 49,7 Prozent in diesem<br />
Jahr knapp die Hälfte des Gesamtumsatzes<br />
aus. Bei den vorderen Plätzen gab es gegenüber<br />
den Vorjahreserhebungen keine Änderungen.<br />
Nach wie vor wird das Ranking von<br />
amazon.de** (834,3 Mio. Euro), zalando.at<br />
(346,8 Mio. Euro) und universal.at (111,9 Mio.<br />
Euro) angeführt.<br />
Im Unterschied zum deutschen Markt schafft<br />
es neben den Generalisten, Bekleidungs- und<br />
Unterhaltungselektronikanbietern auch ein<br />
Unternehmen mit dem Hauptproduktsegment<br />
Drogerie und Gesundheit unter die Top<br />
10: shop-apotheke.at konnte seinen Platz im<br />
Ranking von vormals sechs nun auf Platz vier<br />
verbessern. Die Shops auf den Plätzen 11 bis<br />
100 liegen bei 37,4 Prozent des Gesamtumsatzes<br />
und den kleinsten Anteil haben auch in<br />
diesem Jahr wieder die Shops auf den Plätzen<br />
101 bis 250 mit 12,9 Prozent.<br />
Die Player auf den zehn vordersten<br />
Plätzen des Rankings verbuchen<br />
fast die Hälfte des Gesamtumsatzes<br />
der Top-250-Onlineshops“,<br />
so Nina Langer, Autorin und Projektleiterin<br />
E-Commerce über ein Ergebnis der aktuellen<br />
Studie „E-Commerce-Markt Österreich <strong>2020</strong>“<br />
von EHI und Statista, die die 250 umsatzstärksten<br />
B2C Onlineshops für physische Güter in<br />
Österreich analysiert.<br />
Top 10 marktbestimmend<br />
Mit einem Umsatzplus von 13,5 Prozent<br />
gegenüber 2018 wächst der E-Commerce<br />
Markt in Österreich von einem Gesamtumsatz<br />
der Top-250-Onlineshops von<br />
3,17 Mrd. Euro auf 3,60 Mrd. Euro in 2019.<br />
Inlandspotenzial<br />
Die Studie erscheint bereits im zehnten Jahr.<br />
In diesem Zeitraum hat sich das Marktvolumen<br />
mehr als verdoppelt. 2010 lagen die<br />
Umsätze bei 1,64 Mrd. Euro. Insgesamt zeigen<br />
die Daten der letzten zehn Jahre ein<br />
erhebliches Wachstum der Top Player und<br />
damit verbunden eine starke Zunahme der<br />
Marktkonzentration am E-Commerce-Markt.<br />
Hon. Prof.(FH) Dr. Anton Salesny vom Institut<br />
für Handel und Marketing an der Wirtschaftsuniversität<br />
Wien und Kooperationspartner<br />
der Studie kommentiert das Potenzial: „Ein<br />
Großteil der österreichischen Internetausgaben<br />
fließt nach wie vor in den internationalen<br />
Online-Handel. Auch Versuche, durch Einrichtung<br />
österreichischer und regionaler Plattformen<br />
diese Abflüsse in das Ausland wesentlich<br />
zu reduzieren, zeigten in den letzten Jahren<br />
noch nicht den gewünschten Erfolg.“
Beliebte Touchpoints<br />
Immer mehr Handelsunternehmen<br />
im E-Commerce nutzen neben dem<br />
Onlineshop weitere Vertriebskanäle.<br />
Die Verbreitung der stationären<br />
Ladengeschäfte im deutschsprachigen<br />
Raum als zusätzlicher Vertriebskanal<br />
zum Onlineshop bleibt annähernd<br />
konstant (<strong>2020</strong>: 69,2 Prozent,<br />
2019: 68,0 Prozent). Bei den digitalen<br />
Touchpoints stellen sich die Handelsunternehmen<br />
breiter auf als im Vorjahr.<br />
Insbesondere im Corona-Jahr <strong>2020</strong><br />
waren zeitweise digitale Touchpoints<br />
die ersten Anlaufstellen für Shopper.<br />
mehr als 11 Prozent erreichen", ist Rainer<br />
Will überzeugt. Viele heimische Händler<br />
haben das Potenzial in den letzten Monaten<br />
erkannt und in ihren Webshop<br />
investiert – eine gute Entscheidung. Darüber<br />
hinaus verzeichnen die österreichischen<br />
Onlinehändler seit Beginn der<br />
Corona-Pandemie ein deutlich gestiegenes<br />
Interesse der Konsumenten am<br />
regionalen Einkauf.<br />
Amazon an der Spitze<br />
"Die Top 250 Onlineshops Österreichs<br />
erwirtschaften mittlerweile 3,6 Milliarden<br />
Euro. Die Umsätze sind im<br />
vergangenen Jahr erneut um fast<br />
14 Prozent angestiegen. Diese anhaltende<br />
Dynamik führt zu einer<br />
immer stärkeren Marktkonzentration,<br />
immer weniger große Onlinehändler<br />
teilen sich einen immer<br />
größeren Anteil der Online-Torte.<br />
Spitzenreiter Amazon allein kommt<br />
mit 878 Millionen Euro auf ein Viertel",<br />
fasst Handelsverband-Geschäftsführer<br />
Rainer Will die wichtigsten<br />
Ergebnisse der Studie zusammen.<br />
Dass neben dem Onlineshop Marktplätze<br />
wie Ebay und Amazon als zusätzliche<br />
Vertriebskanäle vermehrt genutzt<br />
werden, zeigt insbesondere der Anstieg<br />
bei Amazon von 30,4 Prozent im Vorjahr<br />
auf 35,2 Prozent in diesem Jahr. Bei Ebay<br />
war der Anstieg etwas moderater: Von<br />
27,2 Prozent der Top-250-Onlineshops<br />
2019 ist der Anteil <strong>2020</strong> auf 29,6 Prozent<br />
gestiegen. Spannend bleibt auch die<br />
Entwicklung bei Instagram und wie sich<br />
das Thema Social Commerce und die<br />
Möglichkeiten des Check-Out direkt<br />
auf der sozialen Plattform durchsetzen<br />
werden. Die Studie konnte zeigen, dass<br />
noch mehr Shops als im Vorjahr ein Profil<br />
auf Instagram haben: Der Anteil stieg<br />
von 68,0 Prozent auf 74,0 Prozent.<br />
Covid befeuert Wachstum des Onlinehandels<br />
- eine Chance für heimische<br />
Webshops<br />
"Die Studie zeigt, dass der österreichische<br />
Handel einen strukturellen Veränderungsprozess<br />
durchläuft, der von<br />
einer exponentiellen technologischen<br />
Entwicklung angetrieben wird. Die Covid-Krise<br />
wirkt als Urknall der Digitalisierung<br />
und als Turboboost für den E-Commerce.<br />
Am Ende des Jahres wird unser<br />
Land erstmals einen Online-Anteil am<br />
gesamten Einzelhandelsumsatz von
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S18<br />
Das Umsatzvolumen über den Amazon<br />
Marktplatz ist hier noch gar nicht einbezogen.<br />
Es dürfte sich mittlerweile auf mindestens 900<br />
Mio. Euro belaufen und verstärkt die Dominanz<br />
des wertvollsten Unternehmens der Welt<br />
auch am österreichischen Markt.<br />
Handelsverband unterstützt heimische Konsumenten<br />
mit kaufsregional.at beim Einkauf<br />
"Heuer ist im E-Commerce das erste Mal seit<br />
mehr als einem Jahrzehnt der Kaufkraftabfluss<br />
ins Ausland von 57 auf 54 Prozent zurückgegangen.<br />
Faktoren wie Nachhaltigkeit,<br />
Qualität und lokale Produktion rücken wieder<br />
stärker in den Vordergrund. Das ist eine große<br />
Chance für die mehr als 13.500 Austro-Webshops,<br />
mit österreichischer Qualität zu überzeugen.<br />
Heimische Konsumenten können auf<br />
kaufsregional.at aus mehr als 5.000 regionalen<br />
Onlinehändlern wählen", erklärt Will.<br />
*Anmerkungen und Methodik<br />
Die Angaben der Studie beruhen auf einer<br />
Händler-Befragung (EHI) und Statista-Hochrechnungen<br />
auf Basis einer Regressionsanalyse<br />
sowie Unternehmensangaben aus Geschäftsberichten,<br />
Pressemitteilungen sowie<br />
Unternehmenswebsites und ergänzt um<br />
Sekundärdaten. Schwerpunkt der Untersuchung<br />
waren B2C-Onlineshops mit Ausnahme<br />
von Marktplätzen. Berücksichtigt<br />
wurde der Umsatz mit physischen Gütern.<br />
Der Umsatz mit digitalen Gütern wie Apps<br />
und Streaming-Diensten von Shops, z.B.<br />
Apple iTunes und Spotify, wurde nicht berücksichtigt.<br />
Durch die permanente Anpassung<br />
der Umsatzmodellierung kommt es teilweise<br />
zu Veränderungen bei den Umsatzzahlen der<br />
modellierten Shops. Betreibt ein Unternehmen<br />
mehrere Onlineshops, so wurde jeder<br />
Shop separat betrachtet.<br />
Definition E-Commerce-Umsatz: Nettoumsatz<br />
des jeweiligen Onlineshops in Österreich im<br />
Jahr 2019, bereinigt von Retouren, exkl. Umsatzsteuer<br />
und nur aus der reinen Geschäftstätigkeit<br />
des Onlineshops (ohne sonstige betriebliche<br />
Erträge des Unternehmens).<br />
Amazon Umsatzermittlung: Der Gesamtumsatz<br />
für Deutschland beträgt laut Geschäftsbericht<br />
19,9 Mrd. Euro. Dieser inkludiert jedoch Serviceund<br />
Subscription-Umsätze (Provisionen für<br />
Angebote Dritter auf dem Marktplatz, Prime-<br />
Mitgliedschaften, audible.de etc.) sowie alle<br />
Käufe auf Amazon in Deutschland, die außerhalb<br />
Deutschlands getätigt wurden. Nach<br />
Abzug der Service-Umsätze sowie der Umsätze<br />
weiterer Amazon-Angebote ergibt sich der<br />
Produktumsatz für amazon.de, für den der<br />
Umsatzanteil für österreichische Endkonsumenten<br />
ermittelt wurde. (RED)<br />
Das EHI Retail Institute ist ein Forschungsund<br />
Beratungsinstitut für den Handel und<br />
seine Partner mit rund 80 Mitarbeitern.<br />
Sein internationales Netzwerk umfasst<br />
rund 800 Mitgliedsunternehmen aus Handel,<br />
Konsum- und Investitionsgüterindustrie<br />
sowie Dienstleister. Das EHI erhebt<br />
wichtige Kennzahlen für den stationären<br />
und den Onlinehandel, ermittelt Trends<br />
und erarbeitet Lösungen. Das Unternehmen<br />
wurde 1951 gegründet.<br />
Die GS1 Germany ist eine Tochtergesellschaft<br />
des EHI und des Markenverbandes<br />
und koordiniert die Vergabe der Global<br />
Trading Item Number (GTIN, ehem. EAN)<br />
in Deutschland. In Kooperation mit dem<br />
EHI veranstaltet die Messe Düsseldorf die<br />
EuroShop, die weltweit führende Investitionsgütermesse<br />
für den Handel, die Euro-<br />
CIS, wo neueste Produkte, Lösungen und<br />
Trends der IT- und Sicherheitstechnik vorgestellt<br />
werden sowie die C-star für den<br />
asiatischen Handel in Shanghai.<br />
Statista.com ist eines der weltweit führenden<br />
Statistik-Portale mit Sitz in Hamburg,<br />
New York, London, Paris, Singapur und<br />
Tokyo. Das Portal hat jeden Monat 12<br />
Millionen Seitenbesucher und verzeichnet<br />
mittlerweile 2.000.000 registrierte Nutzer.<br />
Über 900 Mitarbeiter arbeiten an der<br />
Plattform, darunter Datenbankexperten,<br />
Redakteure und Statistiker.
HJS MEDIA WORLD<br />
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Die<br />
ganze<br />
Welt der<br />
Logistik
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S20<br />
Online Handel: 8 Punkte, die Sie<br />
2021 bedenken sollten<br />
Ohne faire, einfache Besteuerung, sowie der Verwirklichung der EU-Zollunion wird<br />
der Binnenmarkt nicht funktionieren. BEITRAG: WALTER TREZEK<br />
das Einzelgewicht, Wert, Ursprungsland und<br />
die harmonisierte Zollkennziffer (zumindest<br />
6-stellig).<br />
2. Digitales Waren- und Bestandsmanagement<br />
in Echtzeit<br />
Voraussetzung für den online Handel ist eine<br />
digitale Bestandsführung in Echtzeit, die es erst<br />
ermöglicht Handelsware auf verschiedenen<br />
Plattformen, Marktplatzen und Webauftritten<br />
anbieten und damit auch verkaufen zu können.<br />
Dazu werden die Vorgaben der EU – insbesondere<br />
die digitalen Vorgaben aus dem<br />
EU-Zolldatenmodel, aber auch zunehmend<br />
auch das EU-Transportdatenmodel – herangezogen.<br />
WALTER TREZEK<br />
VICE-CHAIR<br />
ELOGISTICS-WORKING<br />
GROUP ECOMMERCE<br />
EUROPE<br />
CHAIRMAN OF THE UPU<br />
CONSULTATIVE<br />
COMMITTEE (CC)<br />
UND EXPERTE DES<br />
LOGISTIC-NATIVES E.V.<br />
Nicht nur die Pandemie führt zu<br />
einer Digitalisierung des Handels.<br />
2021 ändern sich wesentliche<br />
Rahmenbedingungen im<br />
grenzüberschreitenden online Handel. Eine<br />
digitale Voranmeldung jeder einzelnen Warensendungen<br />
wird Pflicht. Das One-Stop-<br />
Shop System ermöglicht die Nutzung einer<br />
Fiskalvertretung in der EU für die ganze EU.<br />
1. 01. Jänner 2021: Warensendungen müssen<br />
im grenzüberschreitenden POST-Versand<br />
digital vorangemeldet werden<br />
Die Postgesellschaften verlangen ab dem<br />
01. Jänner <strong>2020</strong> weltweit, für Sendungen<br />
die Waren (mit oder ohne Wert) beinhalten<br />
die digitale Vorabmeldung jeder einzelnen<br />
Sendung. Anzugeben ist der Name und die<br />
Adresse des Versenders, des Empfängers,<br />
dessen Telefonnummer oder Emailadresse<br />
(wo verfügbar), die Anzahl der Waren in<br />
der Sendung, das Gesamtgewicht, Art der<br />
Transaktion (Handelsware, Geschenk, etc.),<br />
Postgebühren, sowie für jede Ware in der<br />
Sendung eine Beschreibung, deren Anzahl,<br />
3. 15. März 2021: Ausfuhr- und Einfuhr-<br />
Sammelerklärungen im Flugfrachtverkehr<br />
Das neue "Import-Control-System 2" wird mit<br />
dem 15 März 2021 umgesetzt. Damit sind für<br />
aus der EU abgehende und in die EU kommende<br />
Warensendungen im Flugfrachtverkehr<br />
entsprechende digitale Vorausmeldungen<br />
zu den Warensendungen durch<br />
die Kurier-, Express- und Paketdienstleister abzugeben.<br />
4. 01. April 2021: Import-One-Stop-Shop MwSt.<br />
Identifikationsnummernvergabe beginnt<br />
Für all jene online Händler, die Warensendungen<br />
aus Drittstaaten in die EU einführen,<br />
besteht ab dem 01. April 2021 die Möglichkeit<br />
eine Import-One-Stop-Shop ID Nummer in einem<br />
Staat der EU anzumelden. Mit dieser IOSS<br />
No sind in der Folge Warensendungen mit<br />
geringem Wert von der Einfuhrumsatzsteuer in<br />
die gesamt EU befreit, die fällige MwSt jenes<br />
EU-Mitgliedsstaates (inkl. Norwegen) in dem<br />
die Waren verbraucht werden, müssen von<br />
dem IOSS Repräsentanten am 16 des Folgemonats<br />
an die Finanzbehörde des EU Staates<br />
in dem die IOSS angemeldet wurde für alle EU<br />
Waren überwiesen werden.
5. 01. Juli 2021: EU MwSt. Paket wird umgesetzt<br />
Mit dem 01. Juli 2021 gelten neue Regelungen<br />
in der EU aber auch für den Import von Warensendungen<br />
in die EU. Die Einfuhrumsatzsteuerfreigrenze<br />
(s.g. "de-minimis Regel") von<br />
EUR 22 wird gestrichen. Alle Warensendungen<br />
werden steuerpflichtig. Für die Mehrwertsteuer<br />
ist das System des Bestimmungslandes zu<br />
verwenden. Alle Warensendungen von einen<br />
EU-Drittstaatenverkäufer oder dessen Mittler,<br />
müssen vor deren Freigabe zum freien Verkehr<br />
digital vorab bei den Zollbehörden angemeldet<br />
werden. Für Sendungen mit geringem<br />
Wert (< 150 EUR Warenwert) kann dazu eine<br />
reduzierter Datensatz verwendet werden.<br />
Sollte bei der digitalen Vorabmeldung eine<br />
IOSS MwSt. ID angegeben worden sein, dann<br />
ist die Warensendung mit geringem Wert (nur<br />
für diese kann eine IOSS MwSt. Nr. verwendet<br />
werden) von der Einfuhrumsatzsteuer befreit,<br />
die MwSt. des Bestimmungslandes wird über<br />
die Fiskalrepräsentanz im EU-Mitgliedsstaat<br />
der Identifikation (dort wo die IOSS MwSt. ID<br />
Nr. angemeldet worden ist) abgeführt.<br />
Wir diese Einfuhrregelung nicht in Anspruch<br />
genommen, steht eine zweite Vereinfachung<br />
für die Einfuhr zur Verfügung. Die Einfuhrumsatzsteuer<br />
wird dann durch den Zollanmelder<br />
(z.B.: Post, Kurier-, Express-, Paketunternehmen<br />
oder Zollagent) vom Endkunden erhoben<br />
und monatlich an die Zollbehörde entrichtet.<br />
6. Retourenabwicklung: One-Stop-Shop<br />
ermöglicht verbesserte Retourenabwicklung<br />
Die im Onlinehandel häufigen Retouren können<br />
besser digital verwaltet und abgerechnet<br />
werden, da des OSS System den Händlern<br />
entsprechende Meldungen auch zeitlich versetzt<br />
ermöglicht. Damit fallen, heute noch<br />
langwierige Prozesse weg, die Transparenz<br />
wird erhöht, und Kosten gespart. Zudem sind<br />
bereits bei der digitalen Vorabmeldung alle<br />
Parameter vorgesehen, die eine eventuelle<br />
Teil-Retoure abwickeln lassen.<br />
7. Trennung von Zustellung und<br />
Zahlungsflüssen<br />
Bereits in der Aufbereitung, der für die digitalen<br />
Vorabmeldungen (Zollanmeldung,<br />
ICS2 Sammelerklärungen, MwSt.-meldungen)<br />
kommt es zu einer Trennung zwischen der Zustellung<br />
der Warensendungen und der Abgaben.<br />
Damit ist es auch folgerichtig gewesen<br />
die Disposition wer die einzelnen Prozesse für<br />
den Onlinehandel zu trennen und demnach<br />
auch, je nach gewähltem Geschäftsmodel<br />
unterschiedlichen Akteuren zu überlassen.<br />
8. Weitere Digitalisierung bereits im<br />
EU-Aktionsplan bis 2025 vorgesehen<br />
IOSS ist heute noch optional, sollte aber bis<br />
2025 für Warensendungen von einen EU-<br />
Drittstaatenverkäufer oder dessen Mittler<br />
verpflichtend werden. (WT)<br />
Haben Sie detaillierte Fragen zu der aktuellen Thematik oder haben<br />
Sie Interesse mehr über die Branche zu erfahren? Möchten<br />
Sie sich aktiv im logistic-natives e.V., dem internationalen<br />
Netzwerk für Logistik & Infrastruktur des modernen Handels,<br />
einbringen? Geschäftsführer Florian Seikel steht Ihnen sehr<br />
gerne zur Verfügung. E-Mail: florian.seikel@logistic-natives.com,<br />
+49(0)162-2561001; www.logistic-natives.com
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S22<br />
Des einen Leid, des anderen Freud:<br />
Corona als Digitalisierungs-Push<br />
Mit der Verkündung des zweiten harten Lockdowns Mitte November bis voraussichtlich<br />
6. Dezember <strong>2020</strong> wurden gleichzeitig weitere Unternehmer in<br />
den Ruin getrieben. Der Onlinehandel hingegen freut sich kurz vor Weihnachten<br />
über noch stärkere Zuwächse. Einer der Gewinner: die UNITO-Gruppe<br />
mit ihren bekannten Shops OTTO, Universal, Quelle, LASCANA und mehr.<br />
REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
HARALD GUTSCHI<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
UNITO GRUPPE<br />
Schon beim e-Commerce Logistik<br />
Tag im September zeigte sich Mag.<br />
Harald Gutschi, Sprecher der Geschäftsführung<br />
der UNITO-Gruppe,<br />
sehr zufrieden über die Umsatzentwicklung.<br />
Denn nach einem kurzen Einbruch der Bestellungen<br />
zu Beginn der Pandemie sind die<br />
Umsätze schier explodiert: „Zuerst waren<br />
es Kühlschränke, Schreibtische und Laptops<br />
sowie Jogginghosen, danach waren<br />
Swimmingpools und Fahrräder ausverkauft.<br />
Während des Lockdowns hatten wir teilweise<br />
kurzfristig Wachstumsraten von<br />
100 Prozent im Vergleich zu 2019.“<br />
Insgesamt erwirtschaftete die Gruppe im<br />
Zeitraum vom 1. März bis 31. August <strong>2020</strong><br />
einen Gesamtumsatz von 201,5 Millionen<br />
Euro, ein Plus von 12,8 Prozent. Noch deutlicher<br />
der Zugewinn im reinen Warengeschäft:<br />
18 Prozent mehr Umsatz – im Vergleich<br />
zu einem Marktwachstum von 7<br />
Prozent laut „E-Commerce-Studie Österreich<br />
<strong>2020</strong>“der KMU Forschung Austria.<br />
Sieht man sich die Segmente genauer an,<br />
muss sich das Umsatzwachstum von 41 Prozent<br />
bei den „Stay at home“-Artikeln (Haushaltswaren,<br />
Möbel, Heimtextilien) nur jenem<br />
von 54 Prozent im Baumarkt-Segment geschlagen<br />
geben. Denn wer zu Hause bleiben<br />
muss, möchte es zumindest schön und<br />
bequem haben. Die Gruppe erntet nun<br />
die Früchte davon, sich schon in den letzten<br />
Jahren vom Kataloghändler zum Onlinespezialisten<br />
gewandelt zu haben. „Etwa<br />
alle 100 Jahre gibt es so Einmal-Effekte wie<br />
eben jetzt diese Pandemie, die zu einem<br />
Umbruch, einer Beschleunigung der gesellschaftlichen<br />
Entwicklung führt. Dieser „digitale<br />
Arschtritt“ hat uns in der Entwicklung um<br />
etwa fünf Jahre nach vorne katapultiert. Die<br />
Verlagerung in den Onlinehandel wäre unweigerlich<br />
gekommen, aber schrittweise. Die<br />
jetzige Änderung ist aus meiner Sicht irreversibel.“<br />
Schließlich würden die Kunden zunehmend<br />
die Bequemlichkeit und zeitliche Unabhängigkeit<br />
des eCommerce zu schätzen<br />
wissen – und zwar alte, wie auch neue.<br />
Die Zuwächse hat das Unternehmen nämlich<br />
nicht nur treuen Stammkunden zu verdanken,<br />
sondern auch beinahe 400.000<br />
Neukunden, die während des Lockdowns<br />
erstmals bei einem der UNITO-Onlineshops<br />
bestellt haben. „Besonders erfreulich für<br />
uns ist, dass es sich um hochwertige neue<br />
Kunden mit gutem Nachfolgeverhalten<br />
handelt, es bleibt also nicht bei Einmalbestellungen“,<br />
zeigt sich Gutschi begeistert.<br />
Gleichzeitig ist die Retourenquote stark gesunken,<br />
liegt je nach Produktgruppe zwischen<br />
7 und 10 Prozent unter dem Vorjahresniveau.<br />
Gründe hierfür sind neben Struktureffekten<br />
(weniger Textilien) bessere Produktbeschreibungen<br />
und vor allem eine selektivere<br />
Bestellung durch die Kunden. Es zeigt sich,<br />
dass viele Menschen durch diese erzwungene<br />
Pause im stationären Handel auf den<br />
Geschmack gekommen sind und etwaige<br />
Berührungsängste verloren haben. „Zu Beginn<br />
der Krise spürten wie die Dankbarkeit der<br />
Kunden für die Versorgungsfunktion während<br />
des Lockdowns, doch sehr schnell kristallisierte<br />
sich dann ein sehr hohes Anspruchsdenken<br />
heraus. Lieferzeiten von mehreren Wochen<br />
sind inakzeptabel“, so Gutschi.
Logistik als Lebensader<br />
Der beste Onlineshop ist nur so gut wie seine<br />
Logistik, denn schließlich müssen die Waren<br />
auch zum Kunden gebracht werden – und<br />
das möglichst schnell und unkompliziert. Die<br />
Zuverlässigkeit und damit der Erfolg eines<br />
Unternehmens sind untrennbar mit der Zustellung<br />
verknüpft. In Österreich setzt UNITO<br />
auf die Post und Gebrüder Weiss als Partner<br />
bei der Zustellung. Die Logistikstandorte sind<br />
dezentral organisierte 24h-Läger. Bei den Zustellungsvarianten<br />
fordert Gutschi mehr Mut<br />
und Kreativität: „Der Kunde möchte seinen<br />
Laptop so schnell wie möglich. Also warum<br />
verlange ich nicht 15 Euro extra für Same-<br />
Day-Delivery, statt nur gratis Abholung zu bieten?<br />
Das Abendessen wird ja auch für zwei<br />
Euro extra geliefert. Der Warenrohertrag ist in<br />
den letzten Jahren stetig gesunken, da kommen<br />
neue Erlösströme genau recht.“ Wichtig<br />
sei die Zufriedenheit der Kunden, denn dann<br />
würden sie auch öfter kaufen.<br />
Aufschwung durch US-Wahlergebnis<br />
Die USA sind nach Deutschland der zweitgrößte<br />
Exportmarkt für Österreichs Unternehmen,<br />
unzählige Arbeitsplätze hängen direkt oder<br />
indirekt von einem uneingeschränkten Handel<br />
mit den USA ab. Handelskonflikte wirken<br />
sich negativ auf die Unternehmen und die<br />
Beschäftigten und somit natürlich auch unmittelbar<br />
auf deren Kaufkraft aus. „Die Welt<br />
atmet auf“, fasst Gutschi das Wahlergebnis<br />
treffend zusammen. Der unmittelbare Aufschwung<br />
an den Börsen war ein deutliches<br />
Signal. „Es ist wichtig, dass der amerikanische<br />
Präsident als Führer der freien Welt zu seinem<br />
Wort steht und verlässlich ist. Biden wird den<br />
Freihandel forcieren und es wird wieder ein<br />
kultivierterer, zivilisierterer Umgangston herrschen<br />
– wenngleich auch er ein durchaus<br />
harter Verhandlungspartner sein kann“, meint<br />
Gutschi und fügt an: „hätte Trump die Coronakrise<br />
besser gemanagt, hätte er vermutlich<br />
wieder gewonnen.“ Doch im Coronajahr<br />
<strong>2020</strong> ist eben alles anders.<br />
Aktuell blickt Handelsexperte optimistisch in<br />
die Zukunft: „Ich erwarte für 2021 eine spektakuläre<br />
Wiederauferstehung der Wirtschaft.<br />
Nach diesem gewollten Runterfahren werden<br />
die marktwirksamen Kräfte wieder greifen.<br />
Jammern ist keine unternehmerische Tätigkeit,<br />
das kommende Jahr wird super.“ (AG)<br />
Die UNITO-Gruppe ist eine Tochter der<br />
Baur-Gruppe und Teil der Otto Group.<br />
Marken: Universal, OTTO, Quelle, Lascana,<br />
OKO (Österreich) Ackermann, Quelle, Lascana<br />
(Schweiz) sowie Quelle (Deutschland).<br />
51.800 Mitarbeiter weltweit mit über 100<br />
Unternehmen.<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S24<br />
Künstliche Intelligenz für den smarten<br />
Handel der Zukunft<br />
Ob Sprachassistenten auf dem Smartphone, Routenvorschläge in der Navigations-App<br />
oder Kaufempfehlungen im Online Shop: Künstliche Intelligenz ist längst<br />
omnipräsent in allen Lebensbereichen. Algorithmen wissen auf die Minute genau,<br />
wann wir mit dem Auto in Wien ankommen – und zwar noch bevor wir in<br />
München losgefahren sind. Sie lotsen uns täglich an Staus vorbei und sagen uns,<br />
wann wir eine Pause machen sollten. Gastbeitrag: Andreas Reuter<br />
ANDREAS REUTER<br />
CEO<br />
SSI SCHÄFER SHOP<br />
GMBH<br />
Ob Sprachassistenten auf dem<br />
Smartphone, Routenvorschläge<br />
in der Navigations-App oder<br />
Kaufempfehlungen im Online<br />
Shop: Künstliche Intelligenz ist längst omnipräsent<br />
in allen Lebensbereichen. Algorithmen<br />
wissen auf die Minute genau, wann wir<br />
mit dem Auto in Wien ankommen – und zwar<br />
noch bevor wir in München losgefahren sind.<br />
Sie lotsen uns täglich an Staus vorbei und<br />
sagen uns, wann wir eine Pause machen<br />
sollten.<br />
Für den Handel sind KI-basierte Systeme<br />
bereits heute zu einer riesigen Chance geworden,<br />
vor allem in Hinblick auf die Big<br />
Player, die jede neue Technologie konsequent<br />
nutzen, um ihren Vorsprung weiter<br />
auszubauen. Textrobotic hilft dabei, komplexe<br />
Webshops mit minimalem Personalaufwand<br />
aktuell zu halten. Automatische<br />
Produktempfehlungen machen das Einkaufserlebnis<br />
für Kunden komfortabler und –<br />
ganz wichtig – erhöhen die Kundenbindung,<br />
während KI-gestützte Logistik die Lieferwege<br />
optimiert. Das ist eine Win-Win-Win-Situation:<br />
Gut für den Händler, gut für den Kunden<br />
und auch noch gut für die Umwelt. Natürlich<br />
sind die Initialisierungskosten nicht zu<br />
unterschätzen. Es braucht Zeit, Daten,<br />
Know-How und vor allem konkrete Fragestellungen,<br />
welches Problem gelöst<br />
werden soll, um Künstliche Intelligenz<br />
wirklich nutzbringend einzusetzen. Aber<br />
die wirtschaftlichen Perspektiven dieser<br />
Technologie – heute und noch mehr in den<br />
kommenden Jahren – rechtfertigen diese<br />
Investition in jedem Fall. Trotzdem herrscht<br />
in Medien, Politik, Öffentlichkeit und auch an<br />
vielen Stellen im Handel immer noch ein diffuses<br />
Unbehagen beim Stichwort Künstliche<br />
Intelligenz. Im Fokus stehen dabei oft Datenschutz-Bedenken.<br />
Ich bin der Meinung, mit Künstlicher<br />
Intelligenz signifikante Optimierungen<br />
im gesamten Verkaufsprozess zu erreichen,<br />
Zeit, Ressourcen und Emissionen einzusparen,<br />
ohne dass Persönlichkeits- und Datenschutzrechte<br />
des Einzelnen verletzt werden. Der einzige<br />
Weg, unsere Wirtschaft und Gesellschaft<br />
vor möglichen Gefahren des Missbrauchs<br />
dieser Technologie zu schützen, ist, sie besser<br />
zu beherrschen und klüger anzuwenden.<br />
Dafür müssen Unternehmer der Technologie<br />
gleichermaßen mit Offenheit und Akzeptanz<br />
begegnen. Das ist auch insofern wichtig, da<br />
es für Handelsunternehmen künftig erfolgsentscheidend<br />
sein wird, sich aktiv mit Künstlicher<br />
Intelligenz auseinanderzusetzen, um<br />
langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
Bei all den Bedenken darf man eines nicht<br />
vergessen: Künstliche Intelligenz im Handel<br />
kommt schlussendlich vor allem dem Kunden<br />
zugute. Er profitiert von einer zielgenaueren<br />
Ansprache, weniger Werbung, die ihn nicht<br />
betrifft, von schnellerer Bestellabwicklung<br />
und kürzeren Lieferzeiten. Und am Ende des<br />
Tages gibt es auch Einsparungen durch den<br />
Einsatz intelligenter Systeme.<br />
Seit 45 Jahren ist Schäfer Shop einer der führenden<br />
Komplettausstatter für Gewerbe- und<br />
Privatkunden im Bereich Büro-, Lager- und Betriebseinrichtungen.<br />
Nachhaltiges Wachstum,<br />
wertebasierte Zusammenarbeit und starke<br />
Kundenbindung machen das mittelständische<br />
Familienunternehmen so erfolgreich. (RED)
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S26<br />
Der Digital Butler regelt den Zugang zur Apotheke über einen digitalen Screen<br />
und schafft so Sicherheit für Kunden und Mitarbeiter.<br />
KNAPP unterstützt mit starken<br />
Innovationen in schwierigen Zeiten<br />
COVID-19 verändert unser Leben nachhaltig – auch für die Logistik gibt<br />
es große Herausforderungen. Es wird immer wichtiger, die Schutzmaßnahmen<br />
so effizient wie möglich in den Alltag zu integrieren. Dabei unterstützt<br />
KNAPP seine Kunden mit individuellen Lösungen und neuen Produkten zum<br />
Schutz vor dem Corona-Virus. Auch die Möglichkeit, remote zu unterstützen<br />
wird durch den Einsatz neuer Technologien sehr stark ausgeweitet...<br />
BEITRAG: PI/REDAKTION<br />
Produkte und Lösungen unterstützen<br />
in unterschiedlichen Bereichen dabei,<br />
Kunden und Mitarbeiter bestmöglich<br />
zu schützen, zum Beispiel:<br />
• Zugangssysteme für Apotheken:<br />
Digital Butler von Apostore<br />
• Kontaktlos einkaufen:<br />
Project Retail CX<br />
• Sicherheit in Distribution, Produktion:<br />
Desinfektion mit UV-C-Licht<br />
• Experten weltweit glasklar vernetzt:<br />
ivii.global.assist<br />
• Navi für effizienten Anlagenbetrieb:<br />
redPILOT Operational Excellence<br />
Solution<br />
• Intelligenter Helfer im Lager 24/7:<br />
Pick-it-Easy Robot<br />
Digital Butler schafft Sicherheit der Apotheke<br />
Apotheken erleben in diesen Zeiten neue<br />
Herausforderungen. Kunden und Mitarbeiter<br />
sollen so gut wie möglich vor einer Ansteckung<br />
mit dem Corona-Virus geschützt werden.<br />
Nur ein kontrollierter Zugang zum Shop bedeutet<br />
Sicherheit für Kunden und Team.
Dabei unterstützt der Digital Butler: Das innovative<br />
Einlass-System regelt mit klaren Signalen,<br />
die kultur- und sprachübergreifend verständlich<br />
sind, den Zutritt zu Apotheken oder<br />
Geschäften. Um die empfundene Wartezeit<br />
der Kunden zu verkürzen, können individuelle<br />
Inhalte und zusätzliche Informationen am<br />
Bildschirm angezeigt werden. Die Mitarbeiter<br />
regulieren dies sicher und stressfrei von jedem<br />
Arbeitsplatz oder mobilem Gerät aus. Der<br />
Digital Butler ist schnell aufgebaut und einfach<br />
zu bedienen. „Mit unserem Digital Butler<br />
bieten wir für Apotheken und Handel für<br />
den ersten Kundenkontakt jetzt die passende<br />
Lösung an. Wir entwickeln unsere Produkte<br />
ständig weiter. In Kürze wird die Möglichkeit<br />
zu sensorgesteuerten Einlasskontrolle bestehen“,<br />
so Christopher Thielen, Geschäftsführer<br />
Apostore GmbH. Zusätzlich sorgt das innovative<br />
System für eine angenehme, sichere Atmosphäre<br />
in jedem Verkaufsladen. Lesen Sie<br />
mehr zum Digital Butler von Apostore:<br />
https://bit.ly/3lL6RMy<br />
Project Retail CX by KNAPP ermöglicht<br />
kontaktloses Einkaufen<br />
Schnell und sicher einkaufen – das ermöglicht<br />
Project Retail CX. Dabei handelt es sich um<br />
ein sogenanntes automatisiertes In-Store-System:<br />
Wie der Name schon verrät, macht diese<br />
Technologie das Einkaufen im Laden einfacher,<br />
spannender und in Zeiten von COVID-19<br />
auch sicherer. Dabei verbindet Project Retail<br />
CX die Vorteile des klassischen Geschäfts mit<br />
jenen des Online-Shops. Kunden können rund<br />
um die Uhr an Bestellterminals Waren auswählen<br />
und bargeldlos bezahlen.<br />
Dieses Konzept findet beispielsweise in der<br />
Südsteiermark (Österreich) beim Spezialitätenladen<br />
Kreisler Anwendung. Rund 6.400<br />
regionale Produkte lagern hier gekühlt in einem<br />
rund 20 Meter langen automatisierten<br />
Regal: Sobald ein Kunde eine Bestellung auf<br />
einem der vier Terminals bestellt und bezahlt,<br />
beginnt der Roboter zu arbeiten. Der Roboter<br />
holt die gewünschten Waren aus dem Regal<br />
und übergibt sie an den Kunden. „Unser Projekt<br />
hält die Wertschöpfung in der Region, garantiert<br />
kurze Versorgungswege und stellt die<br />
Spezialitäten unserer lokalen Lebensmittelwirtschaft<br />
in eine zeitgemäße, umweltfreundliche<br />
Auslage“, freut sich Andreas Höcher, Geschäftsführer<br />
Kreisler. https://bit.ly/2Kneb35<br />
Bequemes und sicheres Einkaufen mit Project Retail CX by KNAPP.<br />
UV-C-Desinfektion – Arbeitsflächen und Behälter<br />
schnell und sicher entkeimen<br />
Regelmäßige Desinfektion ist heute wichtiger<br />
denn je. Um Mitarbeiter zu schützen und den<br />
Betrieb in Distributions- und Produktionsbetrieben<br />
zu sichern, ist es notwendig, Oberflächen<br />
und Nutzgegenstände regelmäßig von möglichen<br />
Krankheitserregern zu befreien. Besonders<br />
schnell und effektiv passiert dies mithilfe<br />
von zertifizierter UV-C-Licht-Technologie.<br />
Diese kann zum Beispiel genutzt werden, um<br />
Arbeitsbereiche und Werkzeuge zu reinigen.<br />
UV-C-Licht eignet sicher aber auch für die Entkeimung<br />
von Behältern und Kartons.<br />
Wie funktioniert UV-C-Licht eigentlich?<br />
UV-C-Licht ist Teil des natürlichen Sonnenlichts<br />
und deaktiviert innerhalb von wenigen<br />
Minuten – ohne jegliche Chemie – Bakterien,<br />
Viren, Hefen, Pilz- und Schimmelsporen. Ein<br />
besonderer Vorteil ist, dass keine Resistenzen<br />
von Keimen gebildet werden: UV-C-Licht ist<br />
also immer effektiv. „Gerade im industriellen<br />
Umfeld – zum Beispiel in Verteilzentren oder<br />
Produktionsbetrieben – eignet sich die UV-C-<br />
Technologie ideal zur raschen Entkeimung.<br />
UV-C-Technologie ist schon lange in anderen<br />
Bereichen bewährt und erprobt, zum Beispiel<br />
bei der Aufbereitung von Wasser. Wir nutzen<br />
in unseren Lösungen besonders hochwertige<br />
Strahler, die eine 2,5-mal höhere Leistung gegenüber<br />
herkömmlichen UV-C-Strahlern erbringen.<br />
So gelingt eine punktgenaue und effektive<br />
Entkeimung“, erklärt Thomas Johaim,<br />
Produktmanager, KNAPP AG.
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S28<br />
Schonende Desinfektion von Arbeitsbereichen, Werkzeugen und<br />
Behältern durch UV-C-Technologie<br />
Remote-Support in glasklarer Bild- und Tonqualität<br />
mit ivii.global assist<br />
Die webbasierte Softwarelösung ivii.global<br />
assist verbindet Menschen weltweit via Bild<br />
und Ton. Da durch COVID-19 aktuell das Reisen<br />
stark eingeschränkt ist, bietet ivii.global.<br />
assist eine einfache und effektive Lösung für<br />
den Remote-Support. Dabei wird Bild und Ton<br />
in beide Richtungen 1:1 übertragen und die<br />
Personen können einander sehen und hören.<br />
Sogar das Arbeiten handsfree ist möglich –<br />
dies ist vor allem bei Wartungsarbeitens sehr<br />
praktisch. Dazu trägt der Mitarbeiter vor Ort<br />
eine Brille – sogenannte Smart Glasses – so<br />
können im Gesichtsfeld verschiedene Informationen<br />
eingeblendet werden. Grundsätzlich<br />
funktioniert die Software auch unabhängig<br />
vom eingesetzten Endgerät (Android, IoS,<br />
Tablet, etc).<br />
Die Einsatzmöglichkeiten von ivii.global.assist<br />
sind sehr vielseitig und ermöglicht das kontaktlose<br />
Interagieren im industriellen Umfeld, zum<br />
Beispiel bei Remote Support, Wartungsarbeiten,<br />
Inspektionen oder geführten Inbetriebnahmen.<br />
Nach Abschluss der Arbeiten steht<br />
eine lückenlose Dokumentation durch Text,<br />
Bilder und Sprache zur Verfügung. In der Zeit<br />
der Einschränkungen durch COVID-19 bringt<br />
diese Anwendung viele Vorteile. Experten<br />
müssen nicht zwingend vor Ort sein und können<br />
trotzdem aus der Ferne Inbetriebnahmen<br />
oder zertifizierte Trainings abhalten.<br />
www.ivii.eu<br />
Wie ein Navi für den Anlagenbetrieb: redPI-<br />
LOT Operational Excellence Solution<br />
Die Software-Lösung redPILOT Operational<br />
Excellence Solution hilft Logistikbetreibern<br />
dabei, Ihre Logistiksysteme zu jeder Betriebsstunde<br />
optimal betreiben zu können. Dabei ist<br />
das nachhaltige Ressourcen-Management,<br />
vor allem die Einsatzplanung der Mitarbeiter,<br />
ein wesentlicher Faktor. Durch Maßnahmen<br />
wie die Aufteilung von betriebskritischen<br />
Prozessen in mehreren Schichten, angepasste<br />
Pausenregelungen und Arbeitsplatzbelegungen<br />
sichert die Software die Kontinuität des<br />
Geschäfts. Alle Planungen lassen sich einfach<br />
ändern. Über eine Betriebssimulation kann<br />
das Management schnell verschiedene Szenarien<br />
aufgrund der jeweiligen Leistungs- und<br />
Kostenauswirkung bewerten. Auch Servicefenster<br />
für Desinfektionen am Arbeitsplatz<br />
werden bei der Planung berücksichtigt.<br />
Infektionsrisiko verwalten und Transparenz in<br />
der Ressourcenplanung schaffen<br />
Um eine Infektion und deren Ausbreitung zu<br />
verhindern, wird mit Hilfe von Zertifikaten die<br />
aktuelle Situation bewertet und beim entsprechenden<br />
Infektionsfall das Contact Tracing<br />
über die letzten Schichten zurück verfolgt, um<br />
so mögliche Infektionsketten zu identifizieren.<br />
Berichte und Statistiken über kritische Kennzahlen<br />
im Zusammenhang mit Infektionen<br />
bieten Transparenz und helfen, fundierte Entscheidungen<br />
zu treffen.<br />
Flexible Einsatzplanung mit Team-App von<br />
redPILOT<br />
Mit der speziellen redPILOT teamAPP ist eine<br />
erhöhte Flexibilität im Management von Mitarbeitern<br />
gewährleistet. Auch Aushilfskräfte<br />
und Leiharbeiter können einfach über die teamAPP<br />
eingebunden und verwaltet werden.<br />
Diese nahtlose Verzahnung vom Planungsprozess<br />
mit den Wünschen der Mitarbeiter<br />
schafft einen großartigen Mehrwert als attraktiver<br />
Arbeitgeber. Eine ganzheitliche Betriebsplanung,<br />
minimierter Planungsaufwand und<br />
das Erkennen von Überkapazitäten senken<br />
die Kosten.<br />
www.redpilot.at
Der Kommissionierroboter Pick-it-Easy Robot unterstützt bei der Auftragsbearbeitung im<br />
Lager. Dies entlastet die Mitarbeiter und erhöht auch die Sicherheit.<br />
Pick-it-Easy Robot: Ein intelligenter Roboter<br />
als starker Helfer in Logistik-Prozessen<br />
Die industrietaugliche Roboterlösung Pickit-Easy<br />
Robot eignet sich ideal für die automatische<br />
Auftragszusammenstellung, zum<br />
Beispiel in Distributionszentren von Onlinehändlern.<br />
Der Roboter kann unterschiedliche<br />
Waren zuverlässig greifen. Auch solche,<br />
die zum Beispiel in Folie verpackt sind oder<br />
spiegelnde Oberflächen haben – sogar sehr<br />
teure Artikel wie Parfüms greift der Roboter<br />
gezielt und legt sie sanft ab.<br />
Gerade in Zeiten, in denen Social Distancing<br />
gefordert ist, bringt eine automatische Kommissionierlösung<br />
wie Pick-it-Easy Robot Vorteile:<br />
Der Roboter ist täglich 24 Stunden einsatzbereit<br />
– so kann er zum Beispiel Mitarbeiter<br />
in den Nachtschichten entlasten. Gleichzeitig<br />
kann die Auslieferleistung gesteigert werden,<br />
denn Branchen wie die Lebensmittel- oder<br />
Pharmaindustrie erleben durch COVID-19 aktuelle<br />
erhöhte Auftragslast. Dank künstlicher<br />
Intelligenz lernt der Roboter neue Waren selbstständig<br />
zu bearbeiten – diese Eigenschaften<br />
sind essenziell, denn sie schaffen Sicherheit<br />
und Planbarkeit. Dazu kommt, dass durch<br />
den Einsatz des Roboters weniger Personen<br />
zusammenarbeiten und so das Einhalten von<br />
Abständen leichter fällt. (RED)<br />
Über die KNAPP AG<br />
KNAPP ist ein internationales Technologieunternehmen<br />
mit Sitz in Österreich. Die<br />
Kernkompetenzen sind intralogistische Komplettlösungen,<br />
automatische Lagersysteme<br />
und Logistiksoftware. Weltweit vertrauen<br />
zahlreiche Kunden aus den Branchen Healthcare,<br />
Fashion, Retail, Food Retail und Industry<br />
auf die Erfahrung und Innovationskraft der<br />
KNAPP-Gruppe. KNAPP investiert jedes Jahr<br />
rund 50 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung<br />
und hat mit innovativen Lösungen<br />
die Intralogistik nachhaltig geprägt. Im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr 2019/20 erzielte das<br />
Unternehmen mit 5.000 Mitarbeitern einen<br />
Umsatz von 1,08 Milliarden Euro.<br />
www.knapp.com
P.b.b. | Verlagsort 1130 Wien | GZ: 9Z038253M | Einzelpreis 5 €<br />
NR.06 / <strong>2020</strong><br />
www.blogistic.net<br />
TRANSFORMATION+ZUKUNF<br />
„Wir dürfen das Thema nicht<br />
allein aus der wirtschaftlichen<br />
Sicht betrachten.“<br />
Roland Seebacher, Geschäftsführer von BITO in Österreich, sieht die Corona-Krise nur teilweise<br />
als Ausschlag gebend für die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung in Österreich. Vielmehr<br />
sind die Transformationsprozesse für ihn maßgeblich, welche die vierte industrielle Revolution<br />
(Industrie 4.0) ausgelöst hat.
BUSINE$+FINANZEN<br />
R. Seebacher<br />
„Wir dürfen das Thema nicht allein<br />
aus der wirtschaftlichen Sicht betrachten“<br />
Roland Seebacher, Geschäftsführer von BITO in Österreich, sieht die Corona-Krise nur teilweise als Ausschlag<br />
gebend für die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung in Österreich. Vielmehr sind die Transformationsprozesse<br />
für ihn maßgeblich, welche die vierte industrielle Revolution (Industrie 4.0) ausgelöst hat.<br />
B+L: Herr Seebacher. Wie geht es Ihnen, wie geht es BITO Austria?<br />
R. Seebacher: Uns geht es den Umständen entsprechend gut. Wir hatten<br />
ein sensationelles Jahr 2019 hingelegt mit einem Rekordumsatz seit Bestehen<br />
des Unternehmens hier in Österreich. Wir sind dann gut ins Jahr<br />
<strong>2020</strong> gestartet mit Vorbestellungen, welche einen weiteren Rekord signalisierten.<br />
Und dann kam der Lockdown, der sich äußerlich in Absagen<br />
von Messen, Meetings usw. äußerte. Im Innenverhältnis hat sich im Wesentlichen<br />
die Kommunikation umgestellt.<br />
B+L: Wie haben Sie darauf reagiert?<br />
R. Seebacher: Wir haben uns sehr rasch auf die neue Situation eingestellt<br />
und einen großen Teil unseres Workflows in die Homeoffices verlegt. Das<br />
konnten wir deshalb so schnell, weil wir hier Modelle schon vor Corona<br />
aufgesetzt haben, die wir dann während der Krise realisierten.<br />
in Österreich, die wir freilich nutzen und die uns gut durch den Lockdown<br />
brachten.<br />
B+L: Mussten Sie Kurzarbeit anmelden?<br />
R. Seebacher: Ja, das haben wir gemacht, weil unsere Kunden etliche Projekte,<br />
die bereits in der Umsetzung waren, aus Sicherheitsgründen auf<br />
Standby schalteten. In der Zeit des Lockdowns war das Büro jedoch permanent<br />
von mir und einem Mitarbeiter besetzt, um eine Kontinuität der<br />
Kommunikation sicher zu stellen. Je länger der Lockdown aber dauerte<br />
und unsere Kunden sich auf die neue Situation eingestellt haben, umso<br />
mehr nahmen wir die Kurzarbeit zurück. Heute ist der Zustand längst<br />
wieder auf Normalniveau. Heute gehören jedoch die digitalen Medien zu<br />
unserem Alltag, d.h. die Mitarbeiter sind beispielsweise einen Teil ihrer<br />
Arbeitszeit im Homeoffice.<br />
B+L: Die Lockdowns sind vorbei. Ist man bei BITO wieder zurück zum Alltag<br />
vor der Krise zurückgekehrt?<br />
R. Seebacher: Nein, denn wir konnten vor allem viele Erfahrungen mit den<br />
Vorzügen der Digitalisierung sammeln, wie zum Beispiel Video-Conferencing,<br />
Homeoffice usw. Da reagieren wir auch auf die Bedürfnisse unserer<br />
Kunden.<br />
B+L: Können Sie hier konkret werden?<br />
R. Seebacher: Nehmen Sie beispielsweise die Vertragsanbahnung und Projektabwicklung.<br />
Was früher faktisch undenkbar war, dass man das via<br />
Video-Conferencing abwickelt, wird heute von unseren Kunden gefordert.<br />
Bis zur Corona-Krise war es normal, dass man Kunden immer wieder besuchte<br />
und Einzelheiten absprach. Aus Sicherheitsgründen und wohl auch<br />
aus Flexibilitätsgründen wird die Besuchskultur heute auf das Notwendigste<br />
reduziert. Nur noch Abschlüsse werden persönlich gemacht, und<br />
dann auch nicht jeder. Wir überdenken zudem unsere Messeauftritte,<br />
welche ja ein wesentlicher teil unserer Kommunikation darstellte. Die Corona-Krise<br />
hat uns nahezu dazu gezwungen, Alternativen zur Messe aufzuspüren.<br />
Und die gibt es. Wir nutzten digitale Tools schon vor der Krise,<br />
jetzt sind sie aber integraler Bestandteil unserer Kommunikation und verändern<br />
unsere Organisation und unseren Workflow.<br />
B+L: Gibt es dabei eine konzernweite Strategie?<br />
R. Seebacher: In Hinblick auf die Nutzung digitaler Medien nicht, denn die<br />
Konzern-Mutter von BITO steht schon allein wegen ihrer Größe vor anderen<br />
Herausforderungen bei der Bewältigung der Krise als wir. Wir sind<br />
zwar für Österreich und Südost-Europa zuständig, haben aber unsere<br />
Struktur rein auf das Projektmanagement und den Vertrieb aufgebaut.<br />
Daher genießen wir hier Freiräume als eher familiär strukturierte Einheit<br />
BUSINE$+LOGISIC<br />
13<br />
infrastruktur drehscheibe<br />
niederösterreich.<br />
Die rasche Anbindung zum<br />
Vienna International Airport, die<br />
Nähe zur Bahn und den Donauhäfen<br />
Ennsdorf und Krems<br />
zeichnen Ihren zukünftigen<br />
Unternehmensstandort aus.<br />
ideale Betriebsstandorte<br />
Mittel- und Osteuropa vor der Türe.<br />
Donau<br />
Ennsdorf<br />
A 1<br />
Linz<br />
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Krems<br />
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Wien Bratislava<br />
A 4<br />
S1<br />
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BUSINE$+FINANZEN<br />
R. Seebacher: Wir blicken jedenfalls optimistisch in die Zukunft.<br />
B+L: Ihr Fazit aus COVID-19?<br />
R. Seebacher: Die Befürchtung, Homeoffice verringere vielleicht die Motivation<br />
zur Arbeit, wurde durch die Corona-Krise widerlegt. Das Arbeitspensum<br />
ist mindestens gleich, die Erreichbarkeit hat sich sogar erhöht.<br />
Andererseits hat sich das Bewusstsein für den Arbeitsplatz im Büro positiv<br />
verändert. Die Mitarbeiter schätzen den persönlichen Kontakt zu<br />
Arbeitskollegen noch positiver ein als vorher und nehmen das bewusster<br />
wahr als vorher. Und last but not least nutzen wir das Homeoffice heute<br />
als Möglichkeit der Arbeitszeit-Flexibilisierung. Wir haben uns gemeinsam<br />
ausgemacht, dass jeder Mitarbeiter alternierend mehrere Tage im Monat<br />
im Homeoffice verbringen kann. Die Erfahrungen sind von meiner Seite<br />
aus also sehr positiv. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Mitarbeitern<br />
für ihr Engagement bedanken. COVID-19 hat aus meiner Sicht<br />
daher in sehr kurzer Zeit zur Veränderung ganzer Unternehmenskulturen<br />
geführt und völlig neue Chancen eröffnet, die jetzt ergriffen werden.<br />
B+L: Wenn ich Sie richtig verstehe, hat die Corona-Krise den Transformationsprozess<br />
der Wirtschaft in Richtung Digitalisierung und Industrie 4.0<br />
beschleunigt. Denn, wie Sie bereits erwähnten, haben Sie ja schon lange<br />
vor der Krise Konzepte entwickelt, welche die digitalen Möglichkeiten<br />
ausnützen und so auch ihre Organisation unmittelbar verändern. Ist das<br />
so?<br />
R. Seebacher: Ja, das ist aus meiner Sicht so. Dieser Transformationsprozess<br />
wurde durch die Krise erheblich beschleunigt und eröffnet uns tatsächlich<br />
auch ungeahnte Chancen. Diese Chancen nutzen jetzt viele unserer<br />
Kunden, indem sie in Lösungen investieren, die sie zukunftsfit im Sinne<br />
der Digitalisierung und Industrie 4.0 machen.<br />
B+L: Geben die Märkte ein homogenes Bild für Sie ab?<br />
R. Seebacher: Das ist von Branche zu Branche verschieden. So ist beispielsweise<br />
bei Unternehmen der Automobil-Zuliefererindustrie wirklich<br />
Feuer am Dach. Dort wissen die Verantwortlichen nicht, wie es weiter gehen<br />
soll. Sie verlieren gerade wegen der Unplanbarkeit ihre Perspektiven.<br />
Umgekehrt gibt es Unternehmen beispielsweise aus der Baumittel-Erzeugung,<br />
welche den Bauhandel oder die Bauwirtschaft beliefern oder auch<br />
der Lebensmittelindustrie, die einen nie dagewesenen Boom erleben. Ohne<br />
das pauschalieren zu wollen, erleben wir jedoch, dass Unternehmen,<br />
welche sich schon vor Corona mit den Themen Industrie 4.0 und digitale<br />
Transformation sowie den darin enthaltenen Marktveränderungen befasst<br />
haben, jetzt kaum Probleme haben, wieder Fuß zu fassen. Manche sind<br />
sogar Gewinner der Krise. Die Verantwortlichen in diesen Unternehmen<br />
haben schon zwei bis fünf Jahre voraus gedacht, ihr bestehendes Geschäftsmodell<br />
überdacht und vielleicht sogar neue Konzepte entwickelt.<br />
Diese können sie jetzt in der Krise rasch umsetzen. Dadurch haben sie<br />
einen Wettbewerbsvorteil. Das ist nahezu das klassische „Glück des Tüchtigen“.<br />
B+L: Reicht das allein aus?<br />
R. Seebacher: Nein, natürlich nicht. Eine starke Eigenkapitalquote und Zukunfts-Perspektiven<br />
gehören natürlich auch dazu. Das Eigenkapital brauchen<br />
Sie, Herr Schlobach, um durch solche Krisen zu kommen und Sie benötigen<br />
Zukunfts-Perspektiven hinsichtlich ihres Business. Ohne eines<br />
von beidem bekommen Sie natürlich Probleme, solche Krisen zu durchtauchen.<br />
Deswegen halte ich die Maßnahmen der gegenwärtigen Bundesregierung<br />
hinsichtlich Finanzierungs-Gewährleistung von Überbrückungs-<br />
FOTO: RS MEDIA WORLD/ARCHIV<br />
6/<strong>2020</strong><br />
14 BUSINE$+LOGISIC
BUSINE$+FINANZEN<br />
krediten, Steuerstundungen und Kurzarbeit für grundsätzlich richtig, wir<br />
werden aber im kommenden Jahr erleben, dass es für viele dennoch nicht<br />
ausgereicht hat, durch die Krise zu kommen.<br />
B+L: Kommen wir zu den Investitionen Ihrer Kunden. Nähern Sie sich dem<br />
Vorkrisenniveau oder wo befinden sich die Märkte?<br />
R. Seebacher: Wir hatten während der weltweiten Lockdowns natürlich<br />
Umsatzeinbrüche, vor allem weil laufende Installationen gestoppt wurden<br />
und somit nicht Bilanzwirksam werden konnten. Ich habe die Zahlen nicht<br />
exakt im Kopf, aber wir dürften so<br />
bei 30-40 Prozent liegen. Jetzt,<br />
nachdem die Lockerungen erfolgt<br />
sind, bewegen wir uns wieder in<br />
Richtung Vorkrisenniveau. Wir sehen<br />
also genau die erhoffe V-Entwicklung<br />
bei uns. Wenn ich mir jedoch<br />
unsere Auftragseingänge von<br />
heute und für 2021 ansehe, dann<br />
„ DIE CORONA-KRISE HAT UNS NAHEZU<br />
DAZU GEZWUNGEN, ALTERNATIVEN ZUR<br />
MESSE AUFZUSPÜREN. UND DIE GIBT<br />
ES.<br />
“<br />
bewegen wir uns zum Jahresende auf rund zehn Prozent weniger als im<br />
Rekordjahr 2019 und für 2021 werden wir, wenn es so weiter geht, das<br />
vergangene Rekordjahr wieder erreichen. Hier helfen Maßnahmen wie die<br />
Investitionsprämie der Bundesregierung natürlich auch weiter.<br />
Roland Seebacher, Geschäftsführer BITO Austria<br />
B+L: Kann man das planen oder steckt darin auch viel Unsicherheit.<br />
R. Seebacher: Die Planung für 2021 hängt natürlich auch ab von den Rahmenbedingungen,<br />
welche uns die Corona-Krise vorgibt. Darum ist sie herausfordernder<br />
als sonst und auch emotionsbehafteter. Die Krise verunsichert<br />
die Wirtschaft generell. Die Verunsicherung wird natürlich auch<br />
durch Berichte über große Konkurse, Werksschließungen, Massenreduktion<br />
der Arbeitskräfte usw. verstärkt. Dabei wird hier oftmals übersehen,<br />
dass sich diese Effekte bereits lange vor der Krise ankündigten. Corona<br />
hat also gar nichts damit zu tun. Das Problem dabei ist jedoch, dass diese<br />
Effekte zu den anderen hinzukommen, die durch die Lockdowns und die<br />
Corona-Krise entstanden sind.<br />
B+L: Kommen wir zu den Megatrends Industrie 4.0 und dem Transformationsprozess,<br />
in dem sich die europäische bzw. österreichische Wirtschaft<br />
befindet. Wie schätzen Sie die Zukunft Österreichs in diesem Zusammenhang<br />
derzeit ein?<br />
R. Seebacher: Wir dürfen das Thema<br />
nicht allein aus der wirtschaftlichen<br />
Sicht betrachten, sondern<br />
auch aus der sozialen. Nehmen wir<br />
die vorhin angesprochenen Baumärkte,<br />
die derzeit wirklich boomen.<br />
Das hängt aus meiner Sicht<br />
auch damit zusammen, weil sich die<br />
Arbeitswelt generell verändert. Die Menschen haben mehr Zeit für solche<br />
wertschöpfenden Dinge und sie nehmen sie sich auch. Das ermöglichen<br />
Industrie 4.0 und die digitale Transformation. Das deutet wiederum auf<br />
eine verstärkte Regionalisierung der Wirtschaft hin.<br />
B+L: Lösen Unternehmen, die für den regionalen Markt produzieren und<br />
auch kürzere Supply Chains aufweisen, Globalplayer ab?<br />
R. Seebacher: Nein, das würde ich nicht so sagen. Aber die Corona-Krise<br />
hat schonungslos die Anfälligkeit von globalen Supply Chain-Netzwerken<br />
gezeigt wie etwa in der Automobil- oder der Pharma-Industrie. Hier werden<br />
sich die Globalplayer etwas überlegen müssen und tun das auch. Das<br />
DIESER MANN IST KEIN BUT<strong>LE</strong>R.<br />
Aber er tut alles für bestes Service.<br />
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und ZustellerInnen, denen die Empfänger vertrauen.
BUSINE$+FINANZEN<br />
B+L: Wie positioniert sich BITO Austria vor diesem Hintergrund?<br />
R. Seebacher: Ich sehe hier zwei Aspekte. Der eine Aspekt bezieht sich<br />
auf unsere Produktpalette. Wir sind einer der wenigen Anbieter in diesem<br />
Marktsegment, die ihre Produkte zu 95 Prozent in Deutschland bzw. im<br />
deutschsprachigen Raum fertigt. Wir haben also schon immer auf die regionale<br />
Produktion gesetzt. Wir sind also ein regionaler Anbieter, der auch<br />
seine halbfertigen Produkte von regionalen Anbietern bezieht. Das hat<br />
einerseits den Grund, dass wir auf Qualität setzen und in diesem Zusammenhang<br />
auf die Qualitätssicherung. Kurze Supply Chains ermöglichen<br />
die rasche Qualitätskontrolle. Um wettbewerbsfähig zu sein, ist die Herstellung<br />
unserer Leistungen automatisiert.<br />
B+L: Was ist der andere Aspekt?<br />
R. Seebacher: Der zweite Aspekt ist, dass durch die Transformation der<br />
Wirtschaft der Bedarf an Beratung massiv wächst. Reichte noch vor einem<br />
Jahrzehnt die reine Ingenieursleistung zur Realisierung etwa eines Hochregallagers<br />
aus, müssen Sie heute systemisch denken und ihre Lösungen<br />
in unternehmensübergreifende Supply Chain-Netzwerke integrieren. Hinzu<br />
kommt die Skalierbarkeit der angebotenen Leistungen sowohl nach<br />
oben als auch nach unten. Wir betrachten daher Logistik-Projekte nicht<br />
mehr allein von der Produktebene aus, sondern denken sie schlüsselfertig.<br />
Darum sind wir bei der Umsetzung von Projekten so weit wie möglich<br />
für unsere Kunden dauerpräsent.<br />
B+L: Betrifft das Sie allein als Lieferant oder betrifft das auch Ihre Kunden<br />
selbst?<br />
R. Seebacher: Das betrifft auch unsere Kunden, denn für sie haben sich<br />
die Geschäftsfelder vielfach erweitert. Sie entwickeln sich selbst als Glied<br />
eines großen Ganzen. Hinzu kommt das Thema E-Commerce, dass mittlerweile<br />
allgegenwärtig ist und ganz neue Geschäftsmodelle ermöglicht. In<br />
diesem sich ständig wandelnden Umfeld versuchen wir, der Sparring-Partner<br />
unserer Kunden zu sein und gemeinsam mit ihm entsprechend zukunftsfähige,<br />
flexible und skalierbare Lösungen zu entwickeln.<br />
R. Seebacher: Der Transformationsprozess wurde durch die Krise erheblich beschleunigt und eröffnet uns<br />
tatsächlich auch ungeahnte Chancen.<br />
hat aber natürlich auch das Bewusstsein der Menschen für regionale Produkte<br />
verändert. Viele überlegen sich heute beispielsweise, ob sie nicht<br />
lieber einen Schrank aus heimischer Produktion mit hiesigen Hölzern oder<br />
einen Pressspan-Schrank mit Platten aus Palmgehölzen kaufen. Der<br />
Schrank aus heimischer Produktion ist zwar teurer, hält aber um vieles<br />
länger. Das Bewußtsein für die Ressourcen schonende Produktion mit<br />
kürzeren Lieferketten ist aus meiner Sicht auf jeden Fall gewachsen. Oder<br />
nehmen Sie Kosmetik-Produkte, deren Zutaten aus der ganzen Welt zusammengetragen<br />
werden. Diese Produkte werden mitunter umweltzerstörend<br />
und auch nicht sozial vertretbar gewonnen und können durch<br />
regionale Ersatzstoffe ersetzt werden. Die Corona-Krise hat hier auch dem<br />
Ökologisierungsgedanken einen Schub versetzt. Wie lange dieser allerdings<br />
anhält, kann natürlich niemand sagen und hängt von den Verbrauchern<br />
selbst ab.<br />
B+L: Welchen Effekt hat das für Sie?<br />
R. Seebacher: Das Commodity-Geschäft wird immer weniger und die Lösungen<br />
immer komplexer. Sie beinhalten einfache Regale, Regalbediengeräte,<br />
Fahrerlose Transportsysteme etc., die durch entsprechende WMS,<br />
LVS usw. gesteuert werden und selbst Teil ganzer Netzwerke sind. Die<br />
Welt hat sich für uns sehr gewandelt und der Wandel wird durch Corona<br />
beschleunigt…<br />
B+L: Macht das BITO Austria allein?<br />
R. Seebacher: Nein, denn wir arbeiten mit Partnern wie etwa Linde Fördertechnik<br />
und anderen Anbietern zusammen. Das ist bekannt. Solche<br />
Kooperationen sind State of the Art. Für den Kunden ist dabei nur wesentlich,<br />
dass er alles aus einer Hand und das Beste aus den unterschiedlichen<br />
Welten bekommt.<br />
B+L: Wir sprachen vorhin von Perspektiven. Wo liegen die Perspektiven<br />
für BITO Austria im kommenden Jahr?<br />
R. Seebacher: Bleiben wir noch kurz im Jahr <strong>2020</strong>. Trotz Corona-Krise liefern<br />
wir ein respektables Ergebnis. Das sehen wir bereits heute. Wir werden<br />
natürlich das Top-Jahr 2019 nicht erreichen, aber die Ergebnisse passen.<br />
BITO Österreich ist kerngesund, sowohl physisch hinsichtlich seiner<br />
Mitarbeiter als auch in Hinblick auf die Bilanzen. Für 2021 sind wir sehr<br />
positiv gestimmt. Wir haben sehr viele Anfragen und Projekte für das<br />
kommende Jahr an Land ziehen können. Wenn es so weiter geht, werden<br />
wir das Jahr 2019 erreichen können. Voraussetzung ist allerdings, dass<br />
es zu keinen weiteren Lockdowns mehr kommt. Wir blicken jedenfalls optimistisch<br />
in die Zukunft.<br />
B+L: Vielen Dank für das tolle Gespräch.<br />
X bito.com<br />
6/<strong>2020</strong><br />
16 BUSINE$+LOGISIC
logistic.net<br />
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Wertschöpfungskette.
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S36<br />
Innovationsvorreiter in der Logistik<br />
Die Stranzinger Gruppe kann auf 30 Jahre Erfahrung in den Bereichen Logistics,<br />
Packaging, Transport, Storage, Fulfillment und Mobility zurückblicken. Der<br />
Leitsatz – „LOGISTIK NEU GEDACHT!“ steckt in jeder einzelnen Kundenlösung.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
E-Commerce 3.0 – Die Welt des E-Commerce!<br />
Mit der Initiative E-Commerce 3.0 wurde in<br />
Kooperation mit Global.Web.Shop die Lösung<br />
für mitteleuropäische KMU´s geschaffen, ihren<br />
Absatz auf den globalen Markt auszubreiten.<br />
Dabei wird auf regionale Wertschöpfung<br />
und Unabhängigkeit gesetzt. Klein- und Mittelbetriebe<br />
werden bei der Marktplatzierung,<br />
dem Logistikkonzept sowie bei allen weiteren<br />
Rahmenbedingungen unterstützt. Für jedes<br />
Produkt werden die passenden Marktplätze<br />
in den geeigneten Ländern erarbeitet. Unter<br />
rund 15.000 verschiedenen Online-Marktplätzen<br />
weltweit wird eine selektive Auswahl getroffen.<br />
Mit dem Ziel ein gesundes Wachstum<br />
zu generieren und regionale Arbeitsplätze zu<br />
sichern. Die Abwicklung aus einer Hand von<br />
Supply Chain Management, Marketing und<br />
Vertrieb gewährleistet einen erfolgreichen<br />
E-Commerce Auftritt unabhängig von der<br />
Unternehmensgröße.<br />
GESCHÄFTSFÜHRER /<br />
STRANZINGER GRUPPE<br />
A<strong>LE</strong>XANDER STELZER /<br />
DOMINIK STRANZINGE<br />
Die weiter anhaltende Nachfrage<br />
an individuellen Lösungen<br />
im Online-Handel bestätigt die<br />
konsequente Weiterentwicklung<br />
der Stranzinger Gruppe. Digitalisierung und<br />
Ökologisierung sind in der heutigen Zeit maßgebliche<br />
Innovationstreiber, welche unsere<br />
Lebens- und Verhaltensweisen nachhaltig<br />
ändern. Diese Entwicklungen und Veränderungen<br />
gestalten wir mit unseren Kunden,<br />
Partnern und Mitarbeitern aktiv mit.<br />
Mit dem Leistungsbereich Fulfillment bietet<br />
die Stranzinger Gruppe individuelle Logistiklösungen<br />
für die Welt im E-Commerce. Regional<br />
oder global werden alle notwendigen Schritte<br />
nach der Produktion von A (ab Rampe) bis<br />
Z (wie Zustellung) übernommen, bis das reale<br />
Paket dem Kunden übergeben wird. Als Logistikexperte<br />
werden auch Zusatzleistungen,<br />
Retourenabwicklung, Veredelungen und vieles<br />
mehr angeboten.<br />
Mag. Alexander Stelzer LL.M. LL.M., Managing<br />
Director, Stranzinger Gruppe: Die Stranzinger<br />
Gruppe legt ganz klar ihren Fokus auf Innovation,<br />
Digitalisierung, Ökonomie und Ökologie.<br />
Wir sind der Outsourcing Partner für alle Unternehmen<br />
mit Logistikbedarf. Vorrauschauend<br />
agieren und die Zukunft selbst gestalten,<br />
sichert uns einen wesentlichen Wettbewerbsvorsprung.<br />
Mit unserem Dienstleistungsangebot<br />
stellen wir uns den Herausforderungen<br />
in der Logistikbranche und generieren neue<br />
Denkmuster.<br />
Dominik Stranzinger, Managing Director,<br />
Stranzinger Gruppe: Der exponentiell steigende<br />
Onlinehandel, verbunden mit ständig<br />
wechselnden Wirtschaftslagen führte<br />
die Stranzinger Gruppe vor 3 Jahren zu dem<br />
Thema Fulfillment. Gemeinsam mit unserem<br />
Partner Global.Web.Shop gelang es uns die<br />
Initiative „E-Commerce 3.0“ zu starten, um<br />
KMU´s eine Alternative zum stationären Geschäft<br />
zu bieten. Wir sind stolz auf unsere<br />
Partnerschaften mit der FH OÖ, Fraunhofer
Austria und dem Handelsverband Österreich<br />
als Unterstützer und Projektbegleiter, die einen<br />
wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung<br />
leisten.<br />
SCORE – „Scouting the Future of Retail“<br />
Um weiterhin die Trends und Entwicklungen<br />
im Kontext des Handels der Zukunft zu erkennen,<br />
erweitert die Stranzinger Gruppe ihr<br />
Partnernetzwerk mit der FH Oberösterreich<br />
durch die „SCORE“ Mitgliedschaft. Wir sind<br />
dadurch aktives Mitglied im Netzwerk „logistikum.RETAIL“.<br />
„SCORE“ ist eine Initiative des<br />
Netzwerkes „logistikum.RETAIL“ und verfolgt<br />
als Zusammenschluss von Wirtschaft und Wissenschaft<br />
das Ziel, Trends und Entwicklungen<br />
im Kontext des Handels der Zukunft zu erkennen.<br />
Eine Trend-Analyse dient als Ausgangsbasis<br />
für eine unternehmensinterne Use-Case-Definition.<br />
Die Mission ist, Unsicherheiten zu<br />
reduzieren und zielgerichtet den Handel der<br />
Zukunft und seine Implikationen greifbarer<br />
und transparenter zu machen.<br />
Prof. Dr. Oliver Schauer, Professor für Verkehrslogistik<br />
& Mobilität, FH Steyr: „Der Handel<br />
und die Disziplin Logistik sind aktuell zunehmend<br />
gefordert, sich neuen Herausforderungen<br />
zu stellen: Digitale Transformation,<br />
geänderte Customer Journey sowie neue<br />
Technologien fordern ein teils radikales Umund<br />
Neudenken. Neue Beziehungen zwischen<br />
Handel, Kunden und Dienstleister entstehen.<br />
Durch SCORE, mit seinem aktiven Corporate<br />
Foresight und Trendmonitoring Ansatz, sind die<br />
Unternehmenspartner gerüstet, um auf aktuelle<br />
Entwicklungen proaktiv zu reagieren.“<br />
„PhysICAL“ – Physical Internet through Cooperative<br />
Austrian Logistics<br />
Das Leitprojekt „PhysICAL“ mit Fraunhofer<br />
Austria als Konsortialführer und insgesamt 17<br />
Projektpartnern verfolgt ein Ziel: „Gemeinsam<br />
gegen den Klimawandel!“ Forschung und<br />
Entwicklung in den Bereichen kooperative<br />
Logistik und Physical Internet können einige<br />
Herausforderungen im Gütertransport minimieren.<br />
Dies bringt nicht nur der Transportwirtschaft<br />
einen ökonomischen Vorteil, sondern<br />
auch der Gesellschaft einen sozioökonomischen<br />
Nutzen.<br />
In den nächsten 4 Jahren arbeiten die Projektpartner<br />
aus Transportwirtschaft und Logistik<br />
an Verkehrsverlagerung und Emissionsminderung<br />
und können auf diese Weise den Energieverbrauch<br />
um mindestens 30% reduzieren.<br />
Die Stranzinger Gruppe ist in „PhysICAL“ mit<br />
dem eigenen Use Case „Supply Chain 3.0“<br />
vertreten, der eine der wesentlichen Säulen<br />
des Forschungsprojektes darstellt. Lagerung,<br />
Transporte und IT-Lösungen für produzierende<br />
KMU´s sollen gemeinsam abgewickelt und<br />
der E-Commerce dadurch höchst effizient<br />
gestaltet werden. Damit verspricht man sich<br />
eine Effizienzsteigerung in der gesamten Logistikkette<br />
um bis zu 30%.<br />
Dr. Sandra Stein, Forschungskoordinatorin,<br />
Fraunhofer Austria Research GmbH: Die Fallstudie<br />
mit der Stranzinger Gruppe ist besonders<br />
spannend, denn hier geht es ganz konkret<br />
darum, Kunden für kooperative Logistik<br />
zu gewinnen und diese kooperative Logistik<br />
auch durchzuführen. Wir sind gespannt, welchen<br />
Herausforderungen wir uns dabei stellen<br />
werden und welche Chancen wir mit den<br />
Kunden gemeinsam identifizieren können!<br />
Ing. Mag. Rainer Will, Geschäftsführer, Handelsverband<br />
Österreich: Wir finden in jedem<br />
Supermarkt Bananen und Avocados, das<br />
ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Kaum<br />
jemand denkt darüber nach, wie weit sie<br />
gereist sind. Ohne moderne Logistik gäbe<br />
es keine Globalisierung. Mittlerweile ist Österreich<br />
der Logistikstandort für Zentral-,<br />
Südost- und Osteuropa mit mehr als 11.000<br />
Unternehmen und 160.000 Beschäftigten.<br />
Heute gelten Kollaboration und Supply Chain<br />
Management zurecht als best practice und<br />
bestimmen die Wettbewerbsfähigkeit vieler<br />
Händler.<br />
Der E-Commerce-Boom hat die logistischen<br />
Abläufe enorm komplex und anspruchsvoll<br />
gemacht. Jeder einzelne Verbraucher hat<br />
eigene Vorlieben. Dasselbe gilt auch für die<br />
Trends zu Social Delivery, der Zustellung per<br />
Drohne und der Entwicklung der Einkaufsstraße<br />
zum Distributionszentrum. Das ist eine komplett<br />
neue Version der traditionellen Logistik<br />
und hierfür braucht es kompetente Dienstleister<br />
wie die Stranzinger Gruppe. (RED)<br />
DR. SANDRA STEIN<br />
FRAUNHOFER AUSTRIA<br />
FH-PROF. MAG. DR.<br />
OLIVER SCHAUER MBA<br />
ING. MAG. RAINER WILL<br />
HANDELSVERBAND
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S38<br />
IDIH startet die 3. Logistikreise<br />
Logistik ist systemrelevant - gerade in Zeiten der aktuellen Corona-Krise wird<br />
dieses nur allzu deutlich. Insbesondere die Logistik im eCommerce und Omni-<br />
Channel-Handel gewinnt immer stärker an Bedeutung – die Branche wächst<br />
unaufhaltsam. BEITRAG: REDAKTION<br />
Besichtigung der Logistikzentren von Avato/<br />
Fressnapf, MISTER SPEX, dem MultiChannel-Händler<br />
für Brillen und des Multifunktionsgebäudes<br />
von eCOM Logistik mit über<br />
130.000 m2 auf 7 Ebenen auf dem Programm.<br />
BERND KRATZ, EMA<br />
PARTNER IDIH<br />
Diese Situation führt zwangsläufig<br />
dazu, dass logistische Abwicklungen<br />
überdacht, angepasst oder<br />
komplett neu konzipiert werden<br />
müssen. Daher startet das IDIH bereits im Februar<br />
2021 die nächste „Logistikreise für den<br />
eCommerce- und OmniChannel-Handel“.<br />
Das Institut des Interaktiven Handels unterstützt<br />
seit 10 Jahren mit diversen Aktivitäten<br />
Unternehmen und Führungskräfte der Branche.<br />
Besonderen Anklang fanden die Reisen,<br />
die speziell auf die Anforderungen des<br />
eCommerce- und OmniChannel an die Logistik<br />
ausgerichtet sind.<br />
Die dritte Logistikreise findet vom 23. bis 25.<br />
Februar 2021 statt und startet dieses Mal in<br />
Leipzig, führt über Berlin und endet schließlich<br />
in Magdeburg. Insgesamt 8 Stationen<br />
aus dem eCommerce, OmniChannel und<br />
Logistikumfeld werden in den 3 Tagen besucht.<br />
Ob B2B oder B2C, manuelles Fulfillment<br />
oder Automatisierung und Robotik - alles ist<br />
dabei. Abgerundet wird die Tour durch Fachvorträge<br />
im Bus während der einzelnen Etappen<br />
zwischen den Besichtigungsstandorten.<br />
Fokussiert wird darüber hinaus auch wieder<br />
auf den abendlichen Erfahrungsaustausch.<br />
Neben der Besichtigung des BMW-Werks in<br />
Leipzig mit der Produktion des Elekt¬ro-fahrzeugs<br />
i3 und dem Besuch der Robotertechnologie<br />
bei MakroSolutions stehen auch die<br />
Einen anderen logistischen Aspekt wird die<br />
diffizile Versandabwicklung der Online-Apotheke<br />
Aponeo darstellen. Ein weiteres Highlight<br />
wird ein abendlicher Empfang in der<br />
russischen Botschaft in Berlin Unter den Linden<br />
sein. Hier haben die Teilnehmer der Reise die<br />
Gelegenheit, sich mit Vertretern der Botschaft,<br />
des russischen Handels- und Wirtschaftsbüros<br />
sowie der russischen Post auszutauschen.<br />
Neben Informationen und Vorträgen zu<br />
eCommerce und Logistik in Russland sowie<br />
der Gestaltung des Cross-Border-Onlinehandels<br />
wird an diesem Abend auch das internationale<br />
Networking nicht zu kurz kommen.<br />
Am letzten Tag wird diese Reise mit der Besichtigung<br />
der Zentrallogistik der OTTO-Group, betrieben<br />
von Hermes Fulfilment in Haldensleben<br />
enden. Auch diese dritte IDIH-Logistikreise soll<br />
wieder einen hohen Grad an Informationen<br />
und Erkenntnissen aus diversen logistischen<br />
Abläufen im Live-Betrieb und einen intensiven<br />
Erfahrungsaustausch sicherstellen.<br />
Die Anzahl der Reiseteilnehmer ist daher limitiert<br />
auf 28 Personen. Die Möglichkeit der<br />
Reisebuchung ist ab sofort offen unter https://<br />
idih.de/events/ - first come, first serve.<br />
Gesundheitsschutz und Sicherheit haben<br />
während dieser Reise ganz besondere Priorität.<br />
Daher hat das IDIH einen professionellen<br />
Kongress- und Veranstaltungsservice als Reiseveranstalter<br />
beauftragt, der die zu diesem<br />
Zeitpunkt geltenden Regeln und Erlasse zum<br />
Umgang mit SARS-CoV-2 sicherstellt. Selbstverständlich<br />
gelten während der gesamten<br />
Fahrt und auch in den besuchten Unternehmen<br />
die obligatorischen Hygiene- und Abstandsregeln.<br />
(RED)
LOGISTIK EXPRESS<br />
B2B FIRMENSUCHE<br />
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LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S40<br />
Nachhaltige Intralogistik für widerstandsfähige<br />
Unternehmen<br />
Steffen Bersch, CEO der SSI Schäfer Gruppe, erläutert die steigende Bedeutung<br />
einer nachhaltigen Logistikorganisation. Als Intralogistik-Experte unterstützt<br />
SSI Schäfer Unternehmen, ihre wirtschaftlichen und nachhaltigen Ziele zu<br />
verfolgen und ihre Logistikstruktur effizient und widerstandsfähig zu gestalten.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
Gesellschaft. Intralogistik ermöglicht es Unternehmen,<br />
in unterschiedlichen Wirtschaftszweigen,<br />
sowohl lokal als auch in einem globalen<br />
Umfeld, zu agieren. Eine funktionierende und<br />
nachhaltige Lieferkette ist dabei einer der Erfolgsfaktoren<br />
für die meisten Unternehmen.<br />
Denn Ressourcen sind endlich und müssen<br />
vernünftig eingesetzt werden.<br />
Digitale Transformation, Klimawandel, Corona-Pandemie<br />
- warum sollten Unternehmen<br />
in diesen dynamischen Zeiten in das Thema<br />
Nachhaltigkeit investieren?<br />
Die Corona-Krise mit den Lockdowns und den<br />
vielen Beschränkungen steht in scharfem Kontrast<br />
zu dem "Höher, schneller, weiter", das unseren<br />
Alltag bisher prägte. Im Laufe der Jahre<br />
lag der Schwerpunkt oft auf der Steigerung<br />
der Rentabilität. Inzwischen wird Nachhaltigkeit<br />
mehr und mehr zu einem Schlüsselfaktor<br />
für den künftigen Geschäftserfolg. Nachhaltig<br />
ausgerichtete Unternehmen erweisen sich<br />
oft als widerstandsfähiger und können Herausforderungen<br />
wie die Corona-Pandemie<br />
besser bewältigen.<br />
Im August ist SSI Schäfer der Initiative der „50<br />
Sustainability and Climate Leaders“ beigetreten.<br />
Möchten Sie aufmerksam machen auf<br />
den sich ändernden Fokus in den Unternehmen?<br />
STEFFEN BERSCH, CEO<br />
Herr Bersch, wie relevant ist das Thema Nachhaltigkeit<br />
in der Logistik?<br />
Die Logistik ist das Rückgrat fast jeden Sektors<br />
und die entsprechenden Leistungen und<br />
Lösungen unverzichtbar für eine moderne<br />
Die Initiative, der wir beigetreten sind, orientiert<br />
sich an den Nachhaltigkeitszielen der<br />
Vereinten Nationen. Wir als Unternehmen SSI<br />
Schäfer fühlen uns diesen Zielen verpflichtet.<br />
Als international führender Anbieter von Lager-<br />
und Logistiksystemen beschäftigen wir<br />
uns schon lange mit nachhaltigen Lösungen.
Wir wollen vor allem den Wandel zu einer<br />
nachhaltigen und wirtschaftlichen Intralogistik<br />
fördern und Diskussionen in den Unternehmen<br />
anregen. Die “50 Sustainability and<br />
Climate Leaders“ bieten eine gute Plattform,<br />
um unser Anliegen darzustellen und weiterzuentwickeln.<br />
Wie sieht nachhaltige Logistik von SSI Schäfer<br />
aus bzw. welche Systeme und Bereiche betrifft<br />
es?<br />
Als einer der weltweit führenden Anbieter von<br />
Intralogistiklösungen sind wir ein idealer Partner<br />
für Unternehmen, die wirtschaftlich tragfähige<br />
und zukunftsorientierte, nachhaltige<br />
Ziele verfolgen. Wir verfügen über ein breites<br />
Portfolio an innovativen Produkten und Lösungen,<br />
die wir für die spezifischen Bedürfnisse<br />
jedes einzelnen Kunden kombinieren.<br />
Dazu zählen vor allem: Energieeffizienz sowie<br />
das umweltfreundliche Betreiben von Lagerund<br />
Logistikprozessen, ökologische Bauweisen,<br />
kurze Lieferketten, vorausschauende<br />
Wartung und Fernwartung, gesunde Arbeitsbedingungen<br />
und eine sauberere Umwelt sowie<br />
weniger Abfall und die Reduzierung des<br />
CO2-Fußabdrucks.<br />
Können Sie Beispiele aus Ihrem Kundenkreis<br />
nennen?<br />
Im Rahmen unserer Beteiligung an der Initiative<br />
der „50 Sustainability and Climate Leaders“<br />
heben wir drei aktuelle Kundenprojekte<br />
besonders hervor, da sie die Facetten einer<br />
nachhaltigen Logistik beispielhaft aufzeigen:<br />
1. Nachhaltige Innovation zur Schaffung einer<br />
skalierbaren Lösung für ein neues, lokales<br />
Lebensmittelsystem mit Infarm (Europa)<br />
2. Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel<br />
und unvorhersehbare Ereignisse wie<br />
die COVID-19-Pandemie mit ORCA Cold<br />
Chain Solutions (Asien)<br />
3. Ein digitales Distributionszentrum mit energieeffizienter<br />
Hardware und einer intelligenten<br />
Softwarelösung für die vorausschauende<br />
Wartung mit Pepperl+Fuchs (Nordamerika)
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S42<br />
Entsprechend der UNO-Prognose, dass bis<br />
2030 80% der Bevölkerung in Städten leben<br />
werden, wird, zusammen mit dem erwarteten<br />
Bevölkerungswachstum, die Nachfrage nach<br />
der Lebensmittelproduktion unsere wertvollsten<br />
Ressourcen übersteigen. Infarm und SSI<br />
Schäfer arbeiteten zusammen, um den Schritt<br />
von der traditionellen Landwirtschaft zur automatisierten<br />
"vertikalen" Landwirtschaft zu<br />
ermöglichen. Vertical Farms haben eine entscheidende<br />
Bedeutung erlangt, um Städte<br />
und Siedlungsgebiete integrativ, sicher, widerstandsfähig<br />
und nachhaltig zu gestalten.<br />
Im Vergleich zu traditionellem Ackerbau ist<br />
die innovative Lösung bis zu 400 Mal effizienter<br />
(d.h. auf 25 m² können Landwirte das<br />
Äquivalent von fast 2 Hektar Ackerland produzieren),<br />
sie benötigt 95% weniger Wasser,<br />
75% weniger Dünger und kommt ganz ohne<br />
chemische Pestizide aus.<br />
Aber auch Lebensmittelsicherheit sowie hohe<br />
Leistungserbringung ist ein weiterer Bereich,<br />
in dem SSI Schäfer einen Unterschied macht.<br />
Sehen Sie sich zum Beispiel die energieeffiziente,<br />
aber hochautomatisierte Logistiklösung<br />
an, die für Orca Cold Chain Solutions auf<br />
den Philippinen eingeführt wurde. Sie steht<br />
vor den Herausforderungen der Lebensmittelindustrie,<br />
dass bis zu 37% der weltweit hergestellten<br />
Lebensmittel aufgrund schlechter<br />
Verpackung, schlechter Lagerung und<br />
schlechter Handhabung verloren gehen.<br />
Zudem konnten die Partner mit der Lösung<br />
die Stromkosten um fast 35% senken und<br />
menschliche Eingriffe minimieren. So kann die<br />
Integrität aller Waren gewährleistet und die<br />
Verantwortlichkeit sowie 100%ige Rückverfolgbarkeit<br />
der Waren erhöht werden (d.h.<br />
mit der Automatisierungslösung von SSI Schäfer<br />
können bis zu 4.800 Paletten an einem einzigen<br />
Tag bewegt werden).<br />
Mit einem innovativen Ansatz und Technologieeinsatz<br />
realisierte SSI Schäfer für Pepperl-Fuchs<br />
ein zuverlässiges und zukunftssicheres<br />
Distributionszentrum mit ca. 28.000<br />
Lagerplätzen. Ausgestattet mit energieeffizienter<br />
Hardware und mit dem Ziel, den Platzbedarf<br />
zu reduzieren, nutzt die automatisierte<br />
Lösung die Leistungsfähigkeit der Pepperl+-<br />
Fuchs-Sensorik in Verbindung mit der SSI Schäfer<br />
Logistiksoftware für eine innovative und<br />
maßgeschneiderte Lösung zur vorausschauenden<br />
Instandhaltung.<br />
Welche Visionen haben Sie für SSI Schäfer?<br />
Wir befinden uns inmitten einer langen Reise.<br />
Das Ziel ist es, einen aktiven Austausch<br />
mit Kunden, Partnern und interessierten Unternehmen<br />
zu initiieren, um gemeinsam die<br />
Entwicklung nachhaltiger Lösungen in der Logistikbranche<br />
voranzutreiben. Wir brauchen<br />
eine wirtschaftlich effiziente wie nachhaltige<br />
Logistikorganisation, um den Energieverbrauch,<br />
die CO2-Emissionen und die Kosten<br />
zu senken und gleichzeitig kurze Lieferketten<br />
und gesunde Arbeitsbedingungen zu fördern<br />
Welche Empfehlung geben Sie Unternehmen,<br />
die aktuell über eine Optimierung ihrer Prozesse<br />
nachdenken?<br />
Ganz klar, wir empfehlen uns als Partner. Wir<br />
haben bei allen Unternehmen, egal welche<br />
Branche und Größe, den Anspruch, die optimale<br />
Logistikstruktur zu erarbeiten und das<br />
Unternehmen dadurch nicht nur effizient und<br />
nachhaltig aufzustellen, sondern auch einen<br />
Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Dabei<br />
schöpfen wir aus einem sehr breiten Programm<br />
an innovativen Systemen und Technologien,<br />
sind weltweit präsent und profitieren<br />
von unserer jahrzehntelangen Erfahrung<br />
aus den unterschiedlichen Branchen. (RED)
HJS MEDIA WORLD<br />
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Die<br />
ganze<br />
Welt der<br />
Logistik
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S44<br />
Delivery-Experte Seven Senders<br />
expandiert nach Österreich<br />
SEVEN SENDERS ist die Delivery-Plattform für den Paketversand. Das Unternehmen<br />
verbindet Versender mit seinem Carrier-Netzwerk aus über 100<br />
Paketzustellern in Europa und ermöglicht exzellenten, lokalen Versand als Wettbewerbsvorteil.<br />
Thomas Hagemann und Günter Birnstingl von Seven Senders<br />
geben Auskunft. REDAKTION: PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />
PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />
HERAUSGEBER<br />
UMWELT JOURNAL<br />
Peter Nestler: Seven Senders ist in Österreich<br />
ein relativ neuer Marktteilnehmer in der Verteillogistik.<br />
Was können Sie einbringen, was<br />
nicht ohnehin schon da ist?<br />
Thomas Hagemann: Was ich an dieser Stelle<br />
immer zurückfrage ist: Was ist denn schon da?<br />
Wir haben in Europa – und auch in Österreich<br />
– die Situation, dass wir zwei bis drei sehr gute<br />
Dienstleister haben, um Pakete zuzustellen.<br />
Das ist in Deutschland zum Beispiel die DHL<br />
und Hermes und das sind in Österreich die<br />
Österreichische Post und DPD. Das ist der<br />
lokale Blick auf das Geschäft und unter diesem<br />
Gesichtspunkt haben wir Seven Senders<br />
gegründet. Wir haben in den vergangenen<br />
sechs Jahren Millionen Pakete von europäischen<br />
Ländern über Ländergrenzen hinweg<br />
nach Österreich gebracht und sind mittlerweile<br />
unter den Top Ten der Paketlieferanten<br />
der Österreichischen Post. Was wir mit dem<br />
Markteintritt in Österreich gemacht haben,<br />
ist, dass wir das umdrehen. Wir bieten den<br />
Händlern in Österreich an, deren Export zu<br />
machen. Das ist etwas, was mit den lokalen<br />
Dienstleistern nicht unbedingt erreicht werden<br />
kann, weil die in den Zielländern für den<br />
Export nicht das Netzwerk haben wie wir.<br />
Nestler: Welcher Part des Liefergeschäftes ist<br />
bei Seven Senders in Österreich größer – Incoming<br />
oder Outgoing?<br />
Hagemann: Aus österreichischer Sicht ist das<br />
Volumen der Lieferungen aus dem Ausland<br />
nach Österreich deutlich höher. Wir haben ja<br />
gerade erst mit dem Exportgeschäft gestartet<br />
– in Österreich mit Günter Birnstingl. Wir haben<br />
aber bereits die ersten größeren Kunden<br />
in Österreich wie Blue Tomato.<br />
Nestler: Wie läuft das Exportgeschäft bei Seven<br />
Senders in Österreich ab? Wickelt ihr das<br />
zur Gänze selber ab oder wird das mit Partnern<br />
abgewickelt, je nach Volumen oder<br />
nach anderen Kriterien?<br />
Hagemann: Es ist ein klassisches B2B-Geschäft,<br />
üblich zu dem, was man aus Partnerschaften<br />
im Vertrieb kennt. Das heißt, es gibt Warenverträge<br />
über meistens mindestens ein Jahr.<br />
Man legt sich zudem fest, wohin man versenden<br />
möchte und man wählt gemeinsam die<br />
Versanddienstleister aus, die dann beim Empfänger,<br />
auf der letzten Meile, vor der Haustüre<br />
der Kunden stehen sollen. Und natürlich ist es<br />
unser Ziel, in jedem Land zu helfen, je nach<br />
Menge, Aufkommen und Art der Pakete. Zur<br />
Grundaussage: Wir möchten den gesamten<br />
europäischen Versand übernehmen – macht<br />
das überhaupt Sinn? Nein, weil es immer eine<br />
kritische Menge braucht, die pro Zielland erforderlich<br />
ist.<br />
Nestler: Wie sieht das aus in den Verhandlungen<br />
mit ihren Kunden? Irgendwo muss man ja<br />
in einem Zielland beginnen und sich festlegen.<br />
Hagemann: Es werden die gewünschten Zielländer<br />
einzeln verhandelt und wir entscheiden<br />
das selber pro Länderrelation, wem wir<br />
das Geschäft dann geben. Wir kämpfen<br />
dann selber pro Land um jede Länderrelation<br />
und manche gewinnen wir und manche verlieren<br />
wir. Das ist das ganz normale Business.<br />
Nestler: Gibt es da Länder, die sie tendenziell<br />
leichter gewinnen aufgrund ihres Netzwerkes?<br />
Hagemann: Ja, ganz sicher. Wenn wir unsere<br />
Stärken anschauen, dann liegen diese in den<br />
12 bis 13 Top-Konsumländern in Europa. Das
sind in der Regel auch eher die ökonomisch<br />
starken Volkswirtschaften, respektive die großen<br />
Länder. Also die DACH-Länder, Italien,<br />
Spanien, Frankreich, Polen, Tschechien, Skandinavien<br />
und UK.<br />
Nestler: Und über welches Geschäft sind sie<br />
am glücklisten bei Seven Senders aufgrund<br />
der Marge?<br />
Hagemann: Über Margen sprechen wir natürlich<br />
nicht so offen. Aber man kann sagen:<br />
Es ist dann immer attraktiv für beide Seiten,<br />
wenn man Komplexität lösen kann. Wir sind<br />
stolz darauf, dass wir kein klassischer Makler<br />
sind. Also wir kaufen keine Paketmarke ein<br />
für 3 Euro und verkaufen die im Internet für<br />
3,02 Euro weiter. Sondern wir bauen gesamte<br />
Lieferketten auf, die wir auch betreuen, versichern<br />
und abwickeln mit unserem Transportmanagement-Team<br />
und unseren Lkw-Partnern.<br />
Viel Komplexität lösen – das kann im<br />
Zollbereich sein. Zum Beispiel bereiten wir jetzt<br />
einige Kunden auf den Brexit vor, oder das<br />
Zielland Schweiz. Das kann aber auch sein,<br />
dass wir für Kunden Multi-Carrier-Lösungen<br />
aufbauen. Zum Beispiel möchten in Frankreich<br />
rund 30 Prozent der Kunden gerne an<br />
eine Packstation gelieferte haben, was La<br />
Poste in dem Zusammenhang nicht anbietet.<br />
Da geht es dann darum, dass wir den Stream<br />
auf verschiedene Carrier aufteilen. Darüber<br />
Komplexität zu lösen, bringt sicher den größten<br />
Mehrwert für unsere Kunden.<br />
Nestler: Mit welchen Partnern arbeiten sie zusammen,<br />
wenn man sich die Lieferketten so<br />
ansieht?<br />
Hagemann: Wir unterscheiden grundsätzlich<br />
zwischen Hauptlauf und letzte Meile. Viele<br />
nennen es den Vorlauf, für uns ist der weite<br />
Weg mit dem Lkw der Hauptlauf. Da arbeiten<br />
wir mit Speditionen und haben dazu in den<br />
vergangenen Jahren einige wenige Partnerschaften<br />
geschlossen. Wir sind da aber<br />
komplett transparent und wissen, dass sich<br />
der Markt in dem Bereich sehr stark bewegt.<br />
Denn der Markt muss ja selbst opportunistisch<br />
funktionieren, je nach ökonomischer Lage.<br />
Und damit sind wir da immer frei in der Wahl<br />
und arbeiten von Gebrüder Weiss über Wackler<br />
über DHL Freight etc. mit allen Marktpartnern<br />
zusammen, auch mit digitalen Speditionen<br />
wie Insta Freight. Auf der letzten Meile<br />
arbeiten wir dann mit fixen Partnerschaften,<br />
aber stets mit Hinblick auf das Verhältnis Kunde-Dienstleister.<br />
Aber das sind natürlich langfristig<br />
gewachsene Geschäftsbeziehungen,<br />
denn gerade die letzte Meile ist schon ein<br />
sehr statisches Unterfangen in Europa.<br />
Nestler: Wer sind auf der letzten Meile die<br />
Partner in Österreich?<br />
Günter Birnstingl: In der Hauptsache Die Österreichische<br />
Post und DPD, aber wir reden<br />
zum Beispiel auch mit Liefery.<br />
Nestler: Wie sieht es aus mit euren Versicherungspartnern,<br />
wurden die länderübergreifend<br />
ausgewählt? Oder gibt es da einen Globalpartner?<br />
Hagemann: Wir haben einen Globalpartner<br />
für die gesamte europäische Lieferkette endto-end.<br />
In den vergangenen Jahren wird auf<br />
der letzten Meile sehr e-commerce-orientiert<br />
versendet. Die Handhabung bei den Versicherungen<br />
ist aber in den einzelnen Ländern<br />
sehr unterschiedlich. Da wird gedanklich<br />
noch stark auf das Thema Sonderziehungsrechte<br />
eingegangen und es wird gesagt: 8<br />
Euro pro Kilo oder ein Euro pro Kilo. Am Ende<br />
muss man aus Konsumentensicht sagen: Das<br />
kommt schon fast einer Verweigerung der<br />
Versicherung gleich. Wir haben das mit einem<br />
Produkt gelöst, das wir gemeinsam mit<br />
einem großen Rückversicherer bzw. einer<br />
Versicherung im Transportbereich lösen, und<br />
zwar über alle Grenzen hinweg.<br />
Nestler: Gesetzt den Fall, sie sind bei einem<br />
neuen potenziellen Kunden in Österreich, den<br />
sie mit ins Boot holen wollen. Mit welchen Argumenten<br />
überzeugen sie den?<br />
THOMAS HAGEMANN<br />
GRÜNDER<br />
GEESCHÄFTSFÜHRER<br />
SEVEN SENDERS<br />
GÜNTER BIRNSTINGL<br />
MANAGING DIRECTOR<br />
AUSTRIA<br />
SEVEN SENDERS
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S46<br />
Hagemann: Es geht um das Thema Flexibilität<br />
und gleichzeitig um Komplexität. Wir verstehen<br />
uns einerseits als Logistikunternehmen,<br />
andererseits aber auch sehr stark als Technologieprovider.<br />
Wenn sich jemand dem<br />
europäischen Markt als Onlineshop nähert,<br />
dann liegen da schon einmal die unterschiedlichsten<br />
Komplexitäten im Shop selber<br />
vor und mit der Steuer. Wenn man dann<br />
auch noch mit 15 verschiedenen Last-Mile-Carriern<br />
kooperieren muss, dann beginnt<br />
man Valium in der IT-Abteilung zu verteilen,<br />
wenn es darum geht, die unterschiedlichsten<br />
Label-Anforderungen zu platzieren.<br />
Dem Händler geht es darum, das Einkaufserlebnis<br />
seiner Kunden zu einem Konsumenten-Event<br />
zu gestalten. Wir sind hier stark<br />
eingebunden, indem wir zum Beispiel track<br />
und trace erledigen, was heute bereits Standard<br />
sein sollte. Andererseits sind wir in der<br />
Lage, die unterschiedlichsten Themen, wie<br />
etwa Buchhaltung, E-Mail-Aviso, Kaufabwicklung<br />
etc. anzubieten. Unser Angebot<br />
geht weit über die Frage wie hoch ist der<br />
Transportpreis und wer ist mein Carrier hinaus.<br />
Es geht sehr stark in die Technologiewelt hinein.<br />
Das entspricht natürlich dem Zahn der<br />
Zeit. Für uns gilt wiederum, dass wir das nicht<br />
selber programmieren müssen, sondern als<br />
third party zukaufen können. So können wir<br />
sehr schnell neue Märkte erschließen. Der<br />
Kunde kann einzelne Leistungen aus unserem<br />
Produktportfolio herauskaufen, aber es ist nie<br />
ein Zwang dahinter. Er ist also frei in seiner<br />
Carrierwahl und er ist frei darin, welche Zusatzleistungen<br />
er braucht.<br />
Nestler: Kommt es auch vor, dass Kunden<br />
nach Gesprächen mit ihnen den Carrier für<br />
die letzte Meile geändert haben?<br />
Hagemann: Durchaus! Die letzte Meile ist bei<br />
uns genau das, wofür wir stehen. Man kann<br />
die immer ändern. Die Stärke von Seven Senders<br />
hat man besonders mit Corona gut gesehen.<br />
In Frankreich ist die Post nach Ausbruch<br />
der Pandemie dort völlig eingebrochen. Es<br />
wurde über Tage und teilweise über Wochen<br />
hinweg allen E-Commerce-Händlern nur ein<br />
bis maximal zwei Anliefertage gegeben. Da<br />
gab es natürlich bei uns einen Ansturm von<br />
Anfragen zu einem Carrierswitch. Viele Onlinehändler<br />
hatten sich ja nicht mit Alternativen<br />
abgesichert, was einen Fallback-Carrier<br />
angeht. Da sind viele unserer Kunden zu GLS<br />
geswitcht, weil die ihr Netzwerk zu dieser Zeit<br />
besser in Griff hatten.<br />
Nestler: Wie hat sich ihr Geschäft beim ersten<br />
Aufflackern der Coronakrise entwickelt?<br />
Hagemann: Nach einem ersten Einknicken<br />
hat es sicher eine merkliche Zunahme der<br />
Volumina aus dem Onlinehandel gegeben.<br />
Die Menschen haben zu der Zeit einfach das<br />
gekauft, was sie zu dem Zeitpunkt brauchten<br />
oder haben wollten: Wir haben zum Beispiel<br />
Lkw-weise Brotbackmaschinen nach Italien<br />
geliefert. Es hat aber auch sehr viele Händler<br />
gegeben, denen es nicht so gut ging – etwa<br />
im Bereich Mode und Accessoires. Da haben<br />
sich die Konsumenten ganz einfach gesagt:<br />
Wenn ich nicht weiß, ob ich überhaupt auf<br />
Sommerurlaub fahren kann, warum soll ich<br />
mir ein neues Outfit dafür kaufen. Rückschauend<br />
betrachtet hat der Onlinehandel insgesamt<br />
klar von der Coronakrise profitiert. Man<br />
rechnet mit einem Sockel-Uplift in zweistelliger<br />
Prozenthöhe. Das heißt, wir gehen davon aus,<br />
dass der E-Commerce damit auf ein neues<br />
Plateau gehoben wurde und von dort aus<br />
weiterwachsen wird. Es wurden in dieser Zeit<br />
sicher auch neue Kunden gewonnen, die davor<br />
noch nicht online gekauft haben. Es gab<br />
also quasi einen Zeitsprung für den Onlinehandel.<br />
Nestler: Wie wird sich das Geschäftsjahr <strong>2020</strong><br />
vorausblickend entwickeln?<br />
Hagemann: Das laufende Geschäftsjahr wird<br />
am Ende sehr positiv ausfallen. Wir haben<br />
von Mehrverkäufen profitiert. Wir hatten aber<br />
auch Herausforderungen in einzelnen Geschäftsbeziehungen,<br />
was die Kontaktaufnahme<br />
betrifft. Es war sicher nicht das grandiose<br />
Jahr für den B2B-Geschäftsvertrieb. Auch wir<br />
mussten uns auf remote umstellen, so gesehen<br />
war es ein herausforderndes Jahr. Aber<br />
unterm Strich sind wir sehr zufrieden.<br />
Nestler: Herr Birnstingl, was sind die Pläne für<br />
Österreich?<br />
Birnstingl: Wir wollen beweisen, dass Österreich<br />
durchaus eine europäische Chance
hat, dass die österreichischen Händler sich<br />
der Themen Webshop und Internationalisierung<br />
angenommen haben. In Österreich<br />
haben die Händler immer schon in die Nachbarländer<br />
geblickt. Da ist sicher eine gewisse<br />
Offenheit gegeben, die sich nun verstärkt hat.<br />
Nestler: Bereuen sie den Markteinstieg in diesen<br />
schwierigen Zeiten?<br />
Birnstingl: Es gibt jetzt eine Aufbruchstimmung,<br />
die Themen Digitalisierung, neue Märkte,<br />
Wachstum etc. spielen eine Rolle. Von daher<br />
bin ich davon überzeugt, dass es der richtige<br />
Zeitpunkt für uns ist.<br />
Nestler: Gibt es ein Logistikprodukt, für das Seven<br />
Senders typisch ist oder dass es nur bei<br />
euch gibt?<br />
Hagemann: Meines Wissens sind wir einzigartig.<br />
Und zwar in der Art, wie wir die Supply<br />
Chain lösen. Seven Senders kann nicht bestehen<br />
mit dem Mehrheitsbesitz einer Postgesellschaft,<br />
denn wir stehen für grenzenlose Freiheit.<br />
Das heißt, man soll auf der letzten Meile<br />
jeden Carrier wählen können, den man will.<br />
Markus Jaklitsch: Seven Senders ist Venture<br />
Capital finanziert. Wie sieht es mit den Finanzen<br />
aus. Trifft man sich da und beschließt, wir<br />
schießen wieder ein paar Millionen zu?<br />
Jaklitsch: Sie haben Zalando als Kunden. Wie<br />
läuft das Geschäft?<br />
Hagemann: Zalando ist nicht unser Kunde,<br />
sondern unser Partner. Zalando ist eine Plattform<br />
und die Partner von Zalando sind unsere<br />
Kunden. Ein Händler, der über Zalando verkauft<br />
und der nicht die Logistik machen kann<br />
oder will, das sind unsere Kunden. Zalando<br />
pusht die Händler in gewisse Lieferkanäle.<br />
Das heißt, wenn ich als Händler in Hamburg<br />
über zalando.at verkaufen will, muss ich auf<br />
der letzten Meile auch einen bestimmten<br />
Carrier nehmen. Und genau da helfen wir<br />
den Händlern. Wir sind also das Logistik enabling<br />
für Händler, die auf Zalando verkaufen.<br />
Jaklitsch: Bestehen Überlegungen mit Amazon<br />
in Kontakt zu treten?<br />
Hagemann: Wir sehen Amazon als potenziellen<br />
neuen Wettbewerber auf der<br />
letzten Meile. Wir gehen sehr stark davon<br />
aus, dass Amazon zukünftig in unserem<br />
Letzte-Meile-Portfolio auftauchen wird<br />
als ganz normaler Dienstleister neben den<br />
Postdiensten. In UK ist das schon passiert.<br />
Jaklitsch: Wollt ihr auch stärker in den B2B-Bereich<br />
gehen?<br />
MARKUS JAKLITSCH<br />
HERAUSGEBER<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Hagemann: So hemdsärmelig würde ich das<br />
nicht formulieren. Natürlich gibt es die regelmäßigen<br />
Board Meetings, in denen man die<br />
Lage bespricht. Unsere Finanzpartner sind bekannt,<br />
es gab im Juni 2019 die letzte Finanzierungsrunde<br />
und wir sind derzeit finanziell gut<br />
aufgestellt. Diese Mittel werden sicher auch<br />
2021 noch reichen und dann schauen wir<br />
weiter. In einem gewissen Maße sind wir auch<br />
glücklich darüber finanziell unabhängig von<br />
den Kapitalmärkten zu sein. Wenn man sich<br />
anschaut, wofür Onlinehändler Fremdkapital<br />
brauchen, dann sind das Marketingkosten<br />
und Working Capital. Das haben wir beides<br />
nicht.<br />
Wir sind in der Lage selbständig zu überleben.<br />
Wir sind so gepolt, dass wir nicht das Rennen<br />
um die größte Finanzierungsrunde bestreiten<br />
wollen. Am Ende gibt es aber immer einen<br />
trade-off zwischen sehr starkem Wachstum<br />
und darin kein Kapital aufzunehmen.<br />
Hagemann: Da stellt sich mir die Frage: Was ist<br />
B2B? Ich mache für mich gedanklich immer<br />
eine Matrix auf: Es gibt das schöne E-Commerce<br />
Standardpaket, das eine sehr schnelle<br />
und zuverlässige Laufzeit haben muss. Und<br />
auf dem anderen Ende der Skala gibt es ein<br />
time definite express B2B-Paket, das hochsensitiv<br />
ist – zum Beispiel Ersatzteilschrauben für<br />
einen Windpark im Norden von Schottland,<br />
die am nächsten Tag zwischen 10 und 10:30<br />
Uhr an dem Ort sein müssen. Und dazwischen<br />
gibt es natürlich ganz viel. Die Antwort lautet<br />
für uns: Wir schauen uns B2B an, aber nicht in<br />
den nächsten 12 bis 18 Monaten das time definite<br />
express B2B-Paket. B2B-Pakete aus dem<br />
E-Commerce oder vielleicht sogar aus der<br />
Industrie gerne, aber ehrlicherweise mit einer<br />
relativ humanen Laufzeitanforderung, dafür<br />
aber mit einer hohen Liefertreue. Das können<br />
wir uns schon vorstellen.<br />
Nestler/Jaklitsch: Danke für das Interview!
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S48<br />
Corona und Logistik – kein Schiff<br />
wird kommen<br />
Wer stets in den Spuren anderer geht, kann niemals überholen!<br />
REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />
DR. JOACHIM KUHN<br />
Quelle va-Q-tec<br />
Die alles beherrschende Frage<br />
dieser Tage ist, wann kommt der<br />
Impfstoff? Die ganze Welt schaut<br />
gespannt auf die Pharmaindustrie.<br />
Es scheint, dass an ihr unserer aller Leben<br />
hängt. Tatsächlich wird es an der Logistik<br />
liegen, wer das Leben spendende Serum,<br />
wann und in welcher Menge bekommen kann.<br />
Die Logistik wird hier in dieser globalen Situation<br />
ihr Meisterstück abliefern müssen. Es geht<br />
nicht mehr und nicht weniger um das perfekte<br />
Zusammenspiel von Produktion, Lagerung<br />
und Transport. Eine beispiellose, gewaltige<br />
Herausforderung für eine Branche, deren Bedeutung<br />
in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
noch immer Nachholbedarf hat. Ähnlich einem<br />
Uhrwerk, werden zur Stunde null alle Akteure<br />
in die gleiche Richtung ziehen müssen<br />
– zum Kunden. Die Akteure sind sich der Herausforderung<br />
bewusst und bereiten sich seit<br />
Monaten vor. In den USA ist diese Logistikaufgabe<br />
sogar so wichtig, dass sie unter militärische<br />
Führung gestellt wurde.<br />
Die Binnenschifffahrt wird bei dieser Megaaufgabe<br />
und bei diesem Milliarden Geschäft<br />
keine Rolle spielen. Die Innovationskraft in<br />
dieser Branche reicht noch nicht aus, um<br />
in der Logistik dort eine Rolle zu spielen, wo<br />
Schnelligkeit und Präzision gefragt ist. Dabei<br />
hätte die Binnenschifffahrt allen Grund, sich<br />
rasch aus eingefahrenen Spuren zu verabschieden.<br />
Die Kohle, das Lieblingsprodukt<br />
der Binnenschifffahrt wird es bald nicht mehr<br />
geben. Und andere wichtige Produkte kommen<br />
dank umsichtiger „Verkehrspolitik“ gar<br />
nicht in die Nähe der nassen Infrastruktur.<br />
Dass auch ein Binnenschiff und die Wasserstraße<br />
das Potential hat, in allen Logistikbereichen<br />
eine führende Rolle zu spielen,<br />
ist unbestritten. Aber vielleicht nicht in diesem<br />
Jahrhundert. Die aktuellen logistischen<br />
Herausforderungen werden morgen Experten<br />
wie DHL oder Lufthansa erledigen.<br />
Im Vorfeld haben bereits innovative Unternehmen<br />
wie va-Q-tec ihre Arbeit erledigt, damit<br />
die Pharmaindustrie ihre Produkte kanalisieren<br />
kann. Va-Q-tec, das 2001 als Startup<br />
des Bayerischen Zentrums für Angewandte<br />
Energieforschung (ZAE) und der Julius-Maximilians-Universität<br />
Würzburg gegründete Unternehmen,<br />
bietet Hochleistungs-Produkte<br />
und -Lösungen im Bereich der thermischen<br />
Super-Isolation und Thermo-Logistik an.<br />
Die bahnbrechende Technologie des Unternehmens<br />
dämmt bis zu zehn Mal effizienter<br />
als herkömmliche Materialien. So können va-<br />
Q-tec’s Container Temperaturen über 5 bis 10<br />
Tage ohne externe Energieversorgung lang<br />
halten. Der weltweite Technologieführer verfügt<br />
damit über ein Alleinstellungsmerkmal,<br />
das durch etwa 180 internationale Schutzrechte<br />
und -Anmeldungen abgesichert ist.<br />
Bemerkenswert ist, wie die Firma zusätzlich zu<br />
den Produkt- und Technologieinnovationen<br />
auch ihr Geschäftsmodell permanent weiterentwickelt:<br />
Das Unternehmen vollzog seit
Glasfläschchen als Verpackung für einen potenziellen COVID-19 Impfstoff. Quelle SCHOTT<br />
seiner Gründung erfolgreich die Transformation<br />
von einem Produkt- zu einem Systemanbieter<br />
und weiter zu einem gefragten<br />
Dienstleister in der Thermologistik. Es verfügt in<br />
einem globalen Partnernetzwerk über etwa<br />
2.500 Mietcontainer und über 20.000 Mietboxen<br />
– die weltweit größte Flotte ihrer Art.<br />
In den nächsten Wochen und Monaten wird<br />
die bestehende Flotte um mehrere hundert<br />
Container für den Serum Transport aufgestockt<br />
– weiteres Wachstum ist in Planung. Die<br />
Binnenschifffahrt ist da nicht dabei, obwohl<br />
schon vor Jahren entwickelte Schnellschiffe<br />
für Spezialcontainer im Konzert mitspielen<br />
könnten. So bleibt zu hoffen, dass die kostbare<br />
Fracht in den innovativen Containern am<br />
LKW, auf dem Weg zum Flughafen nicht im<br />
Stau stecken bleibt.<br />
Ein weiterer Player bei der Vorarbeit in dieser<br />
aktuellen logistischen Herausforderung ist<br />
der international führende Technologiekonzern<br />
SCHOTT. Der Glashersteller ist auf den<br />
Gebieten Spezialglas, Glaskeramik und verwandten<br />
Hightech-Materialien tätig. Mit der<br />
Erfahrung von über 130 Jahren ist das Unternehmen<br />
ein innovativer Partner für viele Branchen,<br />
zum Beispiel Hausgeräteindustrie, Elektronik,<br />
Optik, Life Sciences, Automobil- und<br />
Luftfahrtindustrie und eben auch für die Pharmaindustrie.<br />
SCHOTT ist weltweit präsent mit<br />
Produktions- und Vertriebsstandorten in 34<br />
Ländern. Im Geschäftsjahr 2018/2019 erzielte<br />
der Konzern mit über 16.200 Mitarbeitern<br />
einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro. Die<br />
SCHOTT AG hat ihren Hauptsitz in Mainz und<br />
ist zu 100 Prozent im Besitz der Carl-Zeiss-Stiftung.<br />
Diese ist eine der ältesten privaten und<br />
größten wissenschaftsfördernden Stiftungen<br />
in Deutschland.<br />
2019 investierte SCHOTT 1 Milliarde US-Dollar<br />
in sein Geschäft mit pharmazeutischen Verpackungen,<br />
um die Kapazität um mehr als 50<br />
Prozent zu erweitern. Am Höhepunkt der Pandemie<br />
im Jahre <strong>2020</strong> produzierte und lieferte<br />
SCHOTT bereits 11 Milliarden Pharmaverpackungen<br />
und schloss eine Lieferabkommen<br />
für rund 2 Milliarden COVID-19 Pharmafläschchen<br />
ab. Auch hier geht es darum, die richtigen<br />
Partner für die enorme Logistikleistung zu<br />
vereinen.<br />
In dieser kritischen globalen Gesundheitskrise<br />
spielen Logistikdienstleistungen im weltweiten<br />
Netzwerk eine entscheidende Rolle. Es<br />
ist bedauerlich, dass die Binnenschifffahrt als<br />
sicherstes Transportmittel, darauf noch keine<br />
Antwort gefunden hat. (RED)<br />
PETER BAUMGARTNER<br />
JOURNALIST<br />
BINNENSCHIFFFAHRT<br />
LOGISTIK EXPRESS
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S50<br />
Lenzing erhöht die Kundenbindung<br />
Mit der CDX-Plattform von ClearMetal konnte Lenzing nicht nur seinen Kundenservice<br />
verbessern und die Kundenzufriedenheit steigern, sondern auch seine<br />
Kosten optimieren. BEITRAG: Thomas Kofler<br />
FOTO: CHRISTIAN <strong>LE</strong>OPOLD<br />
DR. STEFAN DOBOCZKY, MBA<br />
Die Lenzing Gruppe ist ein international<br />
agierendes Unternehmen<br />
mit Hauptsitz in Lenzing/Österreich<br />
und Niederlassungen weltweit.<br />
Sie zählt zu den Branchenführern in der<br />
Herstellung von Zellulosefasern auf Holzbasis<br />
für Textil- und Hygiene-Wertschöpfungsketten.<br />
Lenzings Faserprodukte finden sich<br />
in Kleidungsstücken bekannter Marken wie<br />
Gap, Jockey, Levi's, Lululemon, Pottery Barn,<br />
Zara, und anderen wieder. Wenn es darum<br />
geht den Erfolg ihrer Kunden, die ökologische<br />
Nachhaltigkeit und die täglichen Bedürfnisse<br />
der Menschen zu gewährleisten, sind<br />
die Lösungen von Lenzing ebenso innovativ<br />
wie effektiv. Als Produzent von Zellstoff<br />
und Fasern steht Lenzing am Anfang der<br />
Wertschöpfungskette zur Produktion von Textilien<br />
und Vliesprodukten. Diese ist lang: Zwischen<br />
der Herstellung von Zellstoff und der<br />
von Fasern und der luxuriösen, seidenweichen<br />
Bluse oder dem atmungsaktiven Top für das<br />
Fitnessstudio liegen zahlreiche Zwischenstufen<br />
und Unternehmen, die oft sehr wenig miteinander<br />
zu tun haben. Lenzings Geschäftsmodell<br />
geht jedoch über das eines Lieferanten<br />
von Fasern hinaus. Das Unternehmen versteht<br />
sich als engagierter und verlässlicher Partner<br />
von Spinnereien, Webereien, Strickereien,<br />
Färbereien, Konfektionären, Fashionbrands<br />
und dem Handel, der seinen Kunden über die<br />
gesamte Wertschöpfungskette hinweg hilft,<br />
erfolgreicher und profitabler zu sein.<br />
Herausforderungen<br />
Der Konzern erzielt einen Jahresumsatz von<br />
rund 2 Mrd. EUR und liefert rund 1 Mio. Tonnen<br />
Rohmaterial pro Jahr aus. Bevor sich<br />
Lenzing für die CDX-Plattform von ClearMetal<br />
entschied, setzte das Unternehmen ver-
schiedene, standortbasierte IT-Lösungen im<br />
Supply-Chain-Management ein. Durch die<br />
grosse Autonomie der einzelnen Produktionsund<br />
Verkaufsstandorte sowie die mangelnde<br />
Transparenz entlang der Lieferkette war es<br />
schwierig, Kunden schnell und agil zu beliefern.<br />
Es fehlten regelmässige Aktualisierungen<br />
der Liefer- und Versanddaten. Dadurch war<br />
die Kommunikation mit den Kunden häufig<br />
suboptimal. Um die Kundenbeziehungen<br />
zu verbessern und den Umsatz zu steigern,<br />
strebte Lenzing daher nach einer einheitlichen<br />
Lösung, die mehr Transparenz und Effizienz<br />
entlang der Supply Chain versprach.<br />
ClearMetals Lösung<br />
Im dritten Quartal 2018 wählte Lenzing<br />
ClearMetal als strategischen Partner aus.<br />
Die Lösung von ClearMetal bietet Lenzings<br />
Kunden eine “Continuous Delivery Experience”<br />
(CDX). Die Plattformlösung gestützt auf<br />
„Künstliche Intelligenz“(KI) und „Maschinelles<br />
Lernen“ (ML) erleichtert die Arbeit des Supply-<br />
Chain-Managements und verbessert massiv<br />
die Transparenz einzelner Lieferketten respektive<br />
ganzer Ökosysteme.<br />
Die CDX-Plattform bietet Lenzing eine<br />
verbesserte Sendungsverfolgung sowie<br />
zuverlässige Prognosen für Produktanlieferungen<br />
auf Basis einer grossen Band-<br />
CDX Plattform - ROI Highlights<br />
• Reduzierung von zusätzlichen Gebühren,<br />
wie Container Standgeld, um 15%<br />
• Reduzierung des Zeitaufwandes bei<br />
manueller Problemlösung innerhalb der<br />
Lieferkette um 70%<br />
• Einfaches Reederei- / 3PL-Leistungmanagement,<br />
gestützt auf faktenbasierte<br />
Daten und Resultate<br />
breite von Informationsquellen und Erfahrungswerten,<br />
die ClearMetal mit einer<br />
Vielzahl Kunden gesammelt hat. Über die<br />
Plattform kann Lenzing Transportketten flexibel<br />
abbilden und steuern sowie Prozesse<br />
kontinuierlich weiter optimieren.<br />
Über die Self-Service-Option des Portals<br />
haben auch Lenzings Kunden einen sofortigen<br />
Zugriff auf Sendungsstati. Dadurch<br />
erhalten sie eine Amazon-ähnliche Kundendienstleistung:<br />
24/7 Zugriff auf exakte<br />
Sendungsinformationen sowie schnelle,<br />
punktgenaue Lieferungen. Sie sparen Zeit<br />
und Geld durch akkurate Informationen<br />
und Ergebnisse und können proaktiv reagieren,<br />
falls Probleme auftreten. Mit der<br />
CDX-Plattform von ClearMetal ist Lenzing<br />
heute in der Lage, schnelle und intelligente<br />
Entscheidungen auf der Grundlage<br />
von Echtzeitdaten (statt statischen Daten)<br />
zu treffen. Das Unternehmen konnte die<br />
Einführung neuer Produkte beschleunigen<br />
und die Logistikkosten senken. Zudem ist<br />
es in der Lage, Lagerbestände für nachgeschaltete<br />
Wertschöpfungspartner effizienter<br />
zu managen. Darüber hinaus hat<br />
die Kundenbindung seit der Nutzung des<br />
ClearMetal-Tools erheblich zugenommen<br />
und die Prozesseffizienz ist gestiegen.<br />
Fazit: „Wir waren beeindruckt von<br />
ClearMetals permanenten Innovationsdrang.<br />
ClearMetal hat uns genau das<br />
gegeben, was wir brauchten: Akkurate<br />
Informationen an einem zentralen Ort<br />
und die Möglichkeit, die Bedürfnisse und<br />
Erwartungen unserer Kunden an Servicequalität<br />
in Bezug auf die Lieferkette zu<br />
übertreffen. Mit dem CDX-Kundenportal<br />
können wir jetzt einen Ausnahmefall sofort<br />
bearbeiten und innerhalb von Minuten und<br />
nicht Stunden mit unseren Kunden kommunizieren“,<br />
erklärte Parsan Chand, VP<br />
Global Supply Chain bei der Lenzing AG.<br />
(TK)<br />
THOMAS KOF<strong>LE</strong>R<br />
VP SA<strong>LE</strong>S EMEA<br />
C<strong>LE</strong>ARMETAL
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S52<br />
Individuell angepasste FTS<br />
247TailorSteel - Vollautomatisch aus dem Lager zur Maschine - Autonome<br />
Roboter transportieren Rohstoffe unmittelbar nach Eingang der Bestellung<br />
automatisch zur Weiterverarbeitung.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
Unternehmens individuell zugeschnittene Bleche<br />
und Rohre bestellen: ein Service, der optimale<br />
Herstellungsprozesse erfordert. Diese in<br />
Gang zu setzen ist Schwerstarbeit. Denn die<br />
Basis für jedes Produkt sind 4,5 Quadratmeter<br />
große und mehrere Tonnen schwere Metallplatten,<br />
die sich nicht allein mit menschlicher<br />
Kraft stemmen lassen. Am deutschen Produktions-<br />
und Lagerstandort des Unternehmens in<br />
Oyten bei Bremen übernehmen diese Aufgabe<br />
daher drei FTS von Dematic. Rund 200 Aufträge<br />
arbeiten die Fahrzeuge täglich ab. „Für<br />
uns ist der Einsatz der autonomen Fahrzeuge<br />
von Dematic eine entscheidende Voraussetzung,<br />
um unseren Kunden schnell mit unseren<br />
qualitativ hochwertigen Produkten zu versorgen“,<br />
betont Björn Olle, Technischer Leiter der<br />
247TailorSteel GmbH.<br />
Unternehmen mit maßgeschneiderten<br />
Waren und Lösungen konkurrieren<br />
trotz individueller Herstellungsprozesse<br />
bei den Lieferzeiten mit<br />
Standardprodukten. Denn der Kunde hegt<br />
stets denselben Anspruch: Die Bestellung soll<br />
innerhalb kürzester Zeit eintreffen – unabhängig<br />
davon, wie lange die Herstellung dauert.<br />
Für solche Firmen ist es deshalb umso wichtiger,<br />
dass nach Auftragseingang direkt der<br />
Produktionsstart ausgelöst wird. Mit dieser Herausforderung<br />
ist auch der niederländische<br />
Spezialist für lasergeschnittene Bleche und<br />
Rohre, die 247TailorSteel GmbH, konfrontiert.<br />
Dem begegnet das Unternehmen mit einem<br />
hohen Automatisierungsgrad und setzt fahrerlose<br />
Transportsysteme (FTS) von Dematic<br />
ein. Die autonomen Roboter transportieren<br />
die Rohstoffe unmittelbar nach Eingang der<br />
Bestellung automatisch zur Weiterverarbeitung<br />
an die Laserschneidmaschinen.<br />
Bei 247TailorSteel ist der Name Programm:<br />
Denn 24 Stunden an sieben Tagen in der<br />
Woche können Kunden im Onlineshop des<br />
Individuell angepasste FTS<br />
Damit die FTS die besonders schweren Lasten<br />
im Lager von 247TailorSteel bewegen können,<br />
hat Dematic sie individuell angepasst.<br />
Der Intralogistikspezialist hat die Gabeln der<br />
Fahrzeuge so modifiziert, dass sie ein Gesamtgewicht<br />
von drei Tonnen tragen können.<br />
Hierfür sind die Paletten, auf denen die Rohstoffe<br />
gelagert werden, mit einem speziellen<br />
Tragrahmen ausgestattet. Dieser ist mit den<br />
adaptierten Gabeln kompatibel, sodass die<br />
FTS die Materialen problemlos befördern können.<br />
Hinzu kommt, dass die Fahrzeuge die beladenen<br />
Paletten aus verschiedenen Höhen<br />
entnehmen können. „Das ermöglicht es uns,<br />
unsere Rohstoffe auf mehreren Ebenen unterzubringen.<br />
Dadurch sparen wir enorm viel<br />
Platz im Lager“, freut sich Olle.<br />
Zuverlässige und dauerhaft verfügbare Automatisierungslösung<br />
Löst ein Kunde online eine Bestellung aus, indem<br />
er eine Zeichnung mit seinem Wunschprodukt<br />
hochlädt, transportieren die FTS die<br />
erforderlichen Metallplatten aus dem Lager<br />
direkt zu den Laserschneidmaschinen.
„Manuelles Eingreifen ist hier nicht notwendig.<br />
Auf diese Weise starten wir unverzüglich<br />
mit der Produktion“, erklärt Olle. Überschüssige<br />
Metallteile befördern die die Fahrzeuge im<br />
Anschluss wieder automatisch zurück in das<br />
Lager. Die fertigen Produkte gelangen hingegen<br />
zur Verpackungs- und Versandstation.<br />
Auch am niederländischen Hauptsitz in Varsseveld<br />
vertraut 247TailorSteel seit rund sieben<br />
Jahren auf die Automatisierungskompetenz<br />
von Dematic. Hier transportieren sieben FTS<br />
die Rohstoffe automatisch in den Produktionsbereich.<br />
Bevor die FTS von Dematic den Transport der<br />
Rohstoffe übernommen haben, waren dafür<br />
bemannte Gabelstapler zuständig. Das hatte<br />
den Nachteil, dass das Material für die Auftragsbearbeitung<br />
nur innerhalb der festgelegten<br />
Arbeitszeiten direkt an die Produktion<br />
weitergegeben werden konnte. Die FTS hingegen<br />
sind rund um die Uhr im Einsatz. Einen<br />
weiteren Vorteil sieht Olle in ihrer Zuverlässigkeit:<br />
„Die Fahrzeuge stellen die Paletten jedes<br />
Mal exakt an der festgelegten Stelle ab. Da<br />
gibt es keine Abweichungen.“ Das Personal<br />
setzt das Unternehmen jetzt an anderer Stelle<br />
im Produktionsprozess ein. Rund 480 Mitarbeiter<br />
sind derzeit für 247TailorSteel tätig.<br />
Millimetergenaue Navigation<br />
Manövriert werden die FTS mit der integrierten<br />
Dematic-Navigationssoftware. Dabei vermisst<br />
jedes Fahrzeug über einen On-Board-Lasersensor<br />
die fest angebrachten Reflektoren in<br />
der Halle von 247TailorSteel. Auf diese Weise<br />
ermittelt das System ständig die aktuelle<br />
Fahrzeugposition. Abweichungen der festgelegten<br />
Route werden zeitgleich verhindert.<br />
Dabei sind die Dematic-Fahrzeuge nicht auf<br />
eine Spur festgelegt, sondern können je nach<br />
Auftrag verschiedene Wege und Lagerplätze<br />
anfahren. Dafür ist das Lagerlayout in dem<br />
System gespeichert.<br />
Etwaige Aktualisierungen dieses Layouts erhält<br />
das FTS über die Dematic-Software Etricc,<br />
die für die gesamte Steuerung zuständig ist.<br />
Sie sorgt außerdem für einen optimierten<br />
Materialfluss, indem sie bestimmt, welches<br />
Fahrzeug welchen Auftrag übernimmt und<br />
dafür die schnellste Route errechnet. Über<br />
eine Schnittstelle ist die Dematic-Lösung außerdem<br />
an die hauseigene Software von<br />
247TailorSteel angebunden. „Eine Vorgabe<br />
in der Auftragsausschreibung war, dass wir<br />
unsere vorhandene IT auch weiterhin wie gewohnt<br />
nutzen können“, erklärt Olle. „Durch<br />
die Schnittstellenanbindung ist dies problemlos<br />
möglich.“ Die Software von 247TailorSteel<br />
nimmt nach wie vor die Aufträge entgegen<br />
und gibt sie automatisch an die Dematic-Lösung<br />
weiter. Daraufhin setzen sich die FTS automatisch<br />
in Bewegung.<br />
Reibungslose Inbetriebnahme<br />
Die Auftragsentscheidung für Dematic fiel einerseits<br />
aufgrund der positiven Erfahrungen<br />
aus der Vergangenheit. Andererseits überzeugte<br />
die hohe Kundenorientierung des Intralogistikspezialisten.<br />
„Dematic hat ihre FTS<br />
exakt auf unsere Anforderungen zugeschnitten“,<br />
sagt Olle. In der Projektphase habe<br />
man sich intensiv über die optimale Lösung<br />
ausgetauscht. Die Inbetriebnahme der Fahrzeuge<br />
und die Installation der Software liefen<br />
daraufhin reibungslos. „Seitdem arbeiten wir<br />
deutlich effizienter“, resümiert Olle. (RED)
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S54<br />
„AutoStore hat unseren KVP deutlich<br />
vorangebracht“<br />
Als Full Service Dienstleister übernimmt TCL Consulting das Fulfillment für eine Vielzahl<br />
namhafter Kunden aus dem B2C-E-Commerce. Mit einer vollautomatisierten<br />
AutoStore-Lösung hat das Unternehmen aus Umkirch (Baden-Württemberg)<br />
nun einen wichtigen Fortschritt in puncto optimierte Auftragsabwicklung erzielt.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
Im Jahre 2007 gegründet, kümmert sich<br />
TCL Consulting vor allem um das Handling<br />
von Produkten aus der Welt der Mode.<br />
Taschen und Bekleidung zählen ebenso<br />
dazu wie unterschiedlichste Accessoires –<br />
den absoluten Schwerpunkt bilden jedoch<br />
Schuhe. Was die Endverbraucher beispielsweise<br />
in den Online-Shops des Händlers<br />
Schuhe Lüke ordern, wird aus den Lagerbeständen<br />
von TCL Consulting kommissioniert<br />
und schnellstmöglich ausgeliefert.<br />
Schuhkartons mit Einlagerungs-Tücken<br />
Zigtausend Schuhkartons in konventionellen<br />
Fachbodenregalen einzulagern und individuelle<br />
Bestellungen zu kommissionieren,<br />
stellte TCL Consulting während der Vergangenheit<br />
immer wieder vor große Herausforderungen.<br />
Der unternehmerische Erfolg<br />
auf der einen Seite, wuchs zugleich auch<br />
der Zeitaufwand für das manuelle Handling<br />
immer größerer Warenbestände. „Im Detail<br />
konnten wir dank KVP zwar immer wieder<br />
Optimierungen erzielen, aber der große Wurf<br />
ließ auf sich warten“, berichtet Dominic Peters,<br />
Head of Logistics von TCL Consulting.<br />
Mit dem vollautomatischen Kleinteilelager<br />
AutoStore stand zwar schon länger eine prinzipiell<br />
geeignete Lösung zur Verfügung; doch<br />
die in klassischen AutoStore-Systemen genutzten<br />
Standard-Lagerbehälter boten mit<br />
Außenhöhen von 220 bzw. 330 mm und Innenmaßen<br />
von je 403 x 603 mm ganz einfach<br />
zu wenig Raum, als dass deren Einsatz nennenswerte<br />
Fortschritte erbracht hätte. Denn:<br />
Schuhkartons werden grundsätzlich auf der<br />
schmalen Seite gelabelt – mithin macht deren<br />
Einlagerung in eine AutoStore-Anlage auch<br />
nur hochkant Sinn, damit die abgerufenen<br />
Artikel noch vor der Entnahme bequem gescannt<br />
werden können.<br />
Höhere Behälter, schnellere Roboter<br />
Der Wunsch nach höheren Standardbehältern<br />
war den norwegischen AutoStore-<br />
Erfindern durchaus geläufig. Allerdings<br />
erforderte deren Handling zunächst die Entwicklung<br />
einer neuen Roboter-Serie – die<br />
bisher eingesetzten Gefährte vom Typ R5<br />
RedLine waren auf die neuen Anforderungen<br />
nicht ausgelegt. Seit dem vergangenen<br />
Jahr stehen aber sowohl 425-mm-Behälter als<br />
auch leistungsstärkere Roboter bereit. Verglichen<br />
mit Robotern der Baureihe R5 RedLine,<br />
erreichen die neuen B1-BlackLine-Roboter mit<br />
4 m/s eine höhere Geschwindigkeit (R5: 3,1<br />
m/s) wie auch eine höhere Beschleunigung<br />
(1,4 m/s ggü. 0,8 m/s).<br />
TCL Consulting zögerte nicht und orderte als<br />
erster Anwender in Deutschland eine Auto-<br />
Store-Anlage mit B1-BlackLine-Robotern. In
einem neu errichteten Hallenkomplex installierte<br />
AM-Automation als führender nationaler<br />
AutoStore-Distributor ein Lagerungssystem,<br />
in dem bis zu 10.000 Behälter mit einer<br />
Außenhöhe von je 425 mm und Innenmaßen<br />
von je 406 x 403 x 603 mm (H/B/T) untergebracht<br />
werden können. Die Anlage umfasst<br />
auf einer Grundfläche von 24 x 17 m insgesamt<br />
14 Ebenen und erreicht damit eine<br />
Gesamthöhe von gut acht Metern. Auf der<br />
Oberseite der Anlage - dem sogenannten<br />
Grid - übernehmen acht Roboter der Serie B1<br />
BlackLine die vollautomatische Ein- und Auslagerung<br />
der Behälter.<br />
Reichlich „Luft nach oben“<br />
Anfang des Jahres ging die Anlage in Betrieb,<br />
und mit dem Ergebnis der Investition<br />
ist TCL Consulting rundum zufrieden. Mit<br />
den neuen Robotern und den höheren Behältern<br />
habe sich AutoStore in jeder Hinsicht<br />
bewährt, heißt es seitens der Unternehmensleitung,<br />
und auf so geringem Raum<br />
derart hohe Lagerkapazitäten zu schaffen,<br />
sei auf andere Weise kaum denkbar.<br />
Die Kommissionierung der einzelnen Artikel erfolgt<br />
im AutoStore-System von TCL Consulting<br />
über drei Arbeitsplätze, die als sogenannte<br />
Carousel Ports speziell für hohe Durchsatzleistungen<br />
ausgelegt sind und im Schnitt bis<br />
zu 300 Behälterandienungen pro Stunde ermöglichen.<br />
Zeitaufwändige Wege und das manuelle<br />
Einsammeln der Kartons aus Fachbodenregalen<br />
gehören nun für TCL-Consulting der<br />
Vergangenheit an. Und bei Bedarf bietet die<br />
AutoStore-Lösung auch noch reichlich „Luft<br />
nach oben“, indem zusätzliche Arbeitsplätze<br />
eingerichtet werden können oder<br />
eine weitere Automatisierung etwa über die<br />
direkte Einbindung von Fördertechnik möglich<br />
ist. „Wenn wir als Unternehmen weiter wachsen,<br />
wächst AutoStore problemlos mit“, resümiert<br />
Dominic Peters, „für die Auftragsabwicklung<br />
im E-Commerce ist das die ideale Lösung.“<br />
(RED)
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S56<br />
Aqipa realisiert mit Swisslog und<br />
trotzt damit der Pandemie<br />
Ein wegweisendes Projekt: Aqipa realisiert sein neues automatisches Lager zusammen<br />
mit Swisslog und trotzt damit der Pandemie.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
Aqipa, Spezialist für Zubehör im Bereich<br />
Consumer Electronics, optimiert<br />
seit 2019 seine Materialflüsse<br />
mit einem vollautomatischen<br />
und robotergestützten Kompaktlagersystem.<br />
Partner bei der Planung und Umsetzung war<br />
Swisslog. Der erfahrene Intralogistik-Spezialist<br />
aus der Schweiz hat weltweit schon mehr als<br />
200 AutoStore-Systeme installiert. Wie wichtig<br />
diese Installation für das Unternehmen ist,<br />
zeigt nicht zuletzt die Corona-Zeit.<br />
Leidenschaft für Kopfhörer, Lautsprecher und<br />
Heimkino-Systeme, Förderer der Kult-Marken<br />
Pioneer, Onkyo oder Pure: Die Aqipa GmbH<br />
aus Kundl, Tirol, versteht sich als „Brand Accelerator“<br />
im Consumer-Electronics-Bereich.<br />
Bekannt unter dem Namen „Aqipa Gear<br />
Guru“ unterstützt der vor 30 Jahren gegründete<br />
Spezialist für Elektronikzubehör die Einführung<br />
und das Wachstum von mehr als 20<br />
Lifestyle-Marken – als Distributor, Vermarkter,<br />
Online-Händler und Versorger am Point of<br />
Sale. Die familiengeführte Firma geht weltweit<br />
weitreichende Kooperationen mit Herstellern<br />
ein, sorgt dafür, dass deren Elektronikprodukte<br />
in den Fachhandel geliefert werden, organisiert<br />
den stationären Vertrieb und agiert als<br />
Retailer im E-Commerce.<br />
Effizienz wird durch Digitalisierung und Automatisierung<br />
erreicht<br />
Aqipa ist über die Zeit stetig gewachsen –<br />
und mit ihm die logistische Herausforderung.<br />
Mehr als 4,3 Millionen Produkte, über 216.000<br />
Pakete und im Schnitt 7.700 Paletten handhabt<br />
das Unternehmen pro Jahr. Trotz dieser<br />
Mengen möchte es eine Liefergenauigkeit<br />
von 99,9 Prozent bei höchst möglicher Effizienz<br />
erreichen. Gründer und Geschäftsführer<br />
Christian Trapl unterstreicht: „Das ist nur durch<br />
Digitalisierung, Automatisierung und eine gewisse<br />
kritische Größe möglich.“ Aus diesem<br />
Grund hat Aqipa vor zwei Jahren den Start-
schuss für eine wegweisende Logistikinvestition<br />
im Sinne einer Erweiterung und Modernisierung<br />
gegeben: Gesamtheitlich geplant<br />
und realisiert durch Swisslog, ist 2019, ein Jahr<br />
nach Planungsstart, ein hoch modernes, vollautomatisches<br />
AutoStore-Lager plus Peripherie<br />
entstanden – ein wegweisendes Projekt im<br />
Handel und E-Commerce in Österreich.<br />
Anforderungen an das neue Lager<br />
Das neue AutoStore-System, ist Teil einer Vergrößerung<br />
des Aqipa-Standorts Kundl und<br />
zugleich Ausdruck einer Zentralisierungsstrategie.<br />
Der Electronics-Distributor wollte logistische<br />
Prozesse an einem Ort komprimieren<br />
und damit wirtschaftlicher gestalten. Dazu<br />
wurden mehrere Außenlager in verschiedenen<br />
Ländern geschlossen und deren Kapazitäten<br />
am Hauptsitz des Unternehmens zusammengeführt.<br />
Wichtige Anforderungen an das neue Lager<br />
waren Flexibilität und Skalierbarkeit sowie<br />
verlässliche Verfügbarkeit und Funktionssicherheit.<br />
Im Fokus stand zudem eine Logistikverdichtung<br />
mit hohem Raumnutzungsgrad<br />
gepaart mit einer Leistungssteigerung bei der<br />
Ein- und Auslagerung wie auch bei der Kommissionierung.<br />
Laut Trapl spielten neben der<br />
eigenen Rentabilität auch gestiegene Ansprüche<br />
der Kunden eine Rolle: „Der Konsument<br />
erwartet heute, dass im Internet bestellte<br />
Waren in weniger als 48 Stunden geliefert<br />
und jederzeit retourniert werden können.“<br />
Lageraufbau: Viergeschossiges System<br />
Das Kompaktlager in Kundl besteht aus direkt<br />
angrenzenden Bereichen über vier Etagen:<br />
Im Erdgeschoss sind der Warennachschub<br />
und Versand sowie die Retourenabwicklung<br />
untergebracht, mit zehn Arbeitsplätzen,<br />
Behälterfördertechnik, Vertikalförderern,<br />
Kartonaufrichtern, Etikettierern sowie einer<br />
Wicklerstation inklusive Waage. Auf einer<br />
Mezzanine-Ebene im ersten Obergeschoss<br />
befindet sich die Versorgung und Entsorgung<br />
kommissionierter Pakete, ebenfalls mit horizontaler<br />
und vertikaler Fördertechnik sowie<br />
mit Kartonverschließern und Etikettierern. Im<br />
zweiten und dritten Obergeschoss schließlich<br />
steht der eigentliche AutoStore-Kubus<br />
inklusive Kommissionierarbeitsplätzen und einer<br />
benachbarten Fläche zur Bereitstellung<br />
von Leerkartons.<br />
Schnelle Wechsel und kurze Wartezeiten<br />
Das System fasst 33.000 Behälter und wird<br />
von 31 AutoStore-Robotern bedient. Fünf Arbeitsplätze<br />
sind an den Kubus angeschlossen:<br />
Karussell-Ports mit je drei Behälterpositionen<br />
auf rotierenden Armen – eine in Entnahmestellung,<br />
eine für einen abgearbeiteten Behälter<br />
zum Abtransport durch die Roboter<br />
und eine für einen neuen Behälter in Wartestellung<br />
vor dem Entnahmeplatz. Diese Konstruktion<br />
erlaubt schnelle Wechsel und somit<br />
kurze Wartezeiten bei der Kommissionierung.<br />
Um einen sicheren Brandschutz zu gewährleisten<br />
und die empfindliche Lagerware zu<br />
schonen, ist das AutoStore-System bei Aqipa<br />
mit Hilfe von Stickstoff inertisiert. Bei der Steuerung<br />
sämtlicher Prozesse und Funktionen wie<br />
Lagerplatzverwaltung, Warenbewegungen,<br />
der Planung und Überwachung oder Inventur,<br />
kommt die Software SAP EWM (Extended<br />
Warehouse Management) zum Einsatz – spezifiziert<br />
und implementiert von Swisslog als<br />
langjährigem SAP-Partner.<br />
Wettbewerbsfähigkeit sichergestellt<br />
Hauptziel der neuen Logistikstruktur bei Aqipa<br />
war ein anpassungsfähiges Konzept, das die<br />
Wettbewerbsfähigkeit und Wachstumsstrategie<br />
des Unternehmens über einen längeren<br />
Zeithorizont sicherstellt. Zusätzlich wurde<br />
ausdrücklich eine zügigere Abwicklung von<br />
Endkundenbestellungen beziehungsweise<br />
Kleinaufträgen insbesondere im E-Commerce<br />
sowie von Retouren angestrebt. Wie schnell<br />
sich diese Investition vor allem im zweiten Fall<br />
lohnte, wie wertvoll und notwendig sie war,<br />
zeichnete sich bereits im Frühjahr dieses Jahres<br />
ab: Die Corona-Pandemie sorgte für einen<br />
anhaltenden Peak im Online-Geschäft des<br />
„Gear Gurus“. Christian Trapl beschreibt: „Natürlich<br />
hat auch uns die Krise stark getroffen.“<br />
Doch er ergänzt: „Vieles wurde in den letzten<br />
Monaten in unserer Branche beschleunigt.“<br />
Der Geschäftsführer ist froh, rechtzeitig in den<br />
E-Commerce investiert zu haben. Zu dessen<br />
Abwicklung leistet das neue AutoStore-System<br />
nun einen maßgeblichen Beitrag. (RED)
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S58<br />
Indischer Logistikmarkt: Mangelnde<br />
Infrastruktur und Fragmentierung<br />
Der Logistikmarkt in Indien ist mit rund 1000 meist sehr kleinen Unternehmen stark<br />
fragmentiert. Zudem ist die Infrastruktur ungenügend. Allerdings drängen nun<br />
zunehmend auch Logistik-Startups in den Markt, um mit Big Data Probleme zu<br />
lösen. REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />
Indien ist sowohl für Deutschland als auch<br />
für Österreich ein wichtiger Handelspartner.<br />
Die BRD führt laut Gtai beispielsweise<br />
chemische Erzeugnisse, Textilien, Maschinen,<br />
Nahrungsmittel sowie Elektrotechnik und<br />
Metallwaren aus Indien ein. In die indische<br />
Republik werden in erster Linie Maschinen,<br />
chemische Erzeugnisse, Fahrzeuge und Elektrotechnik<br />
exportiert. In 2019 belegte der Staat<br />
in Südasien Platz 27 von 239 Handelspartnern<br />
bei den deutschen Einfuhren und Platz 23 bei<br />
den deutschen Ausfuhren. Gemäß der österreichischen<br />
Wirtschaftskammer (WKO) stieg<br />
das Exportvolumen Österreichs nach Indien in<br />
den ersten drei Quartalen 2019 auf 685,2 Millionen<br />
Euro (+2,8 Prozent). Indien liegt im Ranking<br />
auf Platz 26 der wichtigsten Exportländer<br />
Österreichs. Insbesondere im Bereich Automobilbau<br />
spielt die Republik ganz vorne mit.<br />
Laut dem Informationsdienst des Instituts der<br />
deutschen Wirtschaft (iwd) lag das Land bei<br />
der Automobilproduktion in 2018 weltweit auf<br />
Platz 4 (5,2 Millionen Einheiten) hinter Japan<br />
(Platz 3, 9,7 Millionen Einheiten), USA (Platz<br />
2, 11,3 Millionen Einheiten) und China (Platz<br />
1 27,8 Millionen Einheiten). Allerdings ist das<br />
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in<br />
den letzten Jahren beständig gesunken: +7<br />
Prozent (2017), +6,1 Prozent (2018) und +4,2<br />
Prozent (2019). Gründe dafür sind die relativ<br />
hohe Inflation, eine eher restriktive Geldpolitik,<br />
hohe Standortkosten, verzögerte Investitionsgenehmigungen<br />
und eine mangelnde<br />
Infrastruktur. Beim aktuellen Logistics Performance<br />
Index der Weltbank belegte Indien<br />
2018 Rang 44 und verschlechterte sich damit<br />
gegenüber 2016 um neun Plätze. Analysten<br />
identifizierten die mangelhafte Verkehrs-
infrastruktur und den unausgeglichenen<br />
Modal Split zwischen den Verkehrsträgern im<br />
Gütertransport als die größten Problemfelder.<br />
Mangelnde Infrastruktur<br />
Wer sich in Indien geschäftlich betätigen will,<br />
muss sich auf eine unzureichende Infrastruktur<br />
und einen stark fragmentierten Logistikmarkt<br />
mit hohen Logistikkosten gefasst machen. In<br />
der Republik wird die Mehrzahl der Waren auf<br />
der Straße (59 Prozent) transportiert. Danach<br />
folgen die Beförderung auf dem Schienen-<br />
(34 Prozent), Wasser- (6 Prozent) und Luftweg<br />
(1 Prozent).<br />
Seit Juli 2015 existiert das Straßen- und Schnellstraßen-Entwicklungsprogramm<br />
Bharatmala,<br />
das alle bisherigen Programme wie das National<br />
Highways Development Project (NHDP)<br />
und die speziellen Güterverkehrskorridore<br />
(Dedicated Freight Corridors) zusammenfasst<br />
und erweitert. Es wird die Entwicklung anderer<br />
Programme wie des Hafenentwicklungsprogramms<br />
Sagarmala, der Industriekorridore,<br />
des regionalen Flughafenentwicklungsprogramms<br />
UDAN-RCS sowie die Digitalisierung<br />
Indiens (Digital India) und die lokale Produktion<br />
(Make in India) begünstigen. Konkret<br />
sollen im Rahmen des Programm 83,677 km<br />
Schnellstraßen gebaut, die Anzahl der Korridore<br />
von bisher sechs auf 50 (sechs Schnellstraßenkorridore,<br />
44 Wirtschaftskorridore)<br />
ausgeweitet und der Frachttransport auf<br />
Schnellstraßen erhöht werden. In der ersten<br />
Phase sollen Schnellstraßen mit einer Länge<br />
von 34800 km gebaut werden. 9000 km davon<br />
werden sich in Wirtschaftskorridoren befinden.<br />
Die Fertigstellung von Phase 1 verzögert<br />
sich laut Regierung durch die Corona-Pandmie<br />
voraussichtlich um vier Jahre bis 2025/26.<br />
Der Anteil der Güter, die auf dem Schienenweg<br />
transportiert werden, soll in den nächsten<br />
Jahren gemäß des indischen Eisenbahnministeriums<br />
von 34 Prozent auf 50 Prozent<br />
steigen. Den entscheidenden Beitrag dazu<br />
werden sechs spezielle Schienenfrachtkorridore<br />
leisten. Zwei Korridore befinden sich bereits<br />
im Bau und sollen trotz der Pandemie bis<br />
Ende Dezember 2021 fertiggestellt werden.<br />
Der Westliche Spezielle Schienenfrachtkorridor<br />
verläuft von Dadri in Uttar Pradesh zum<br />
Jawaharlal Nehru Port in Mumbai (1468 km).<br />
Der Östliche Spezielle Schienenfrachtkorridor<br />
erstreckt sich von Punjab nach Dankuni<br />
in Westbengalen (1760 km). Im Januar 2018<br />
wurden vier weitere Korridore genehmigt:<br />
Ost-West Spezielle Schienenfrachtkorridor<br />
von Kalkutta nach Mumbai (2000 km), Nord-<br />
Süd Spezielle Schienenfrachtkorridor von<br />
Delhi nach Chennai (2173 km), Ostküsten<br />
Spezielle Schienenfrachtkorridor von Kharag-<br />
DIRK RUPPIK<br />
JOURNALIST<br />
LOGISTIK EXPRESS
LOGISTIK express 6/<strong>2020</strong> | S60<br />
Stark fragmentierter Logistikmarkt<br />
Laut der indischen The Economic Times liegt<br />
der Wert der Transportbranche im Lande bei<br />
160 Millionen US-Dollar (137 Millionen Euro)<br />
und soll in den nächsten Jahren auf 215 Millionen<br />
US-Dollar (185 Millionen Euro) ansteigen.<br />
Rund 20 Millionen Menschen finden in diesem<br />
Bereich Arbeit. Allerdings ist die Branche noch<br />
sehr unorganisiert und stark fragmentiert. Nur<br />
zehn Prozent aller Fuhrunternehmen besitzen<br />
mehr als 25 Lkw. Die meisten Firmen sind sehr<br />
klein und benötigen zur Abwicklung größerer<br />
Aufträge die Hilfe von Drittparteien. Der Grund<br />
für die hohen Logistikkosten in Indien<br />
liegen vor allem in den fehlenden Größeneffekten,<br />
der schlechten Transport-, Lagerhausund<br />
IT-Infrastruktur, fehlender Fachkräfte und<br />
kraftstoffineffiziente Fahrzeugen. Sie sollen bis<br />
von bisher 14 Prozent des BIP auf zehn Prozent<br />
sinken.<br />
pur nach Vijayawada (1100 km) und der<br />
Süd-West Schienenfrachtkorridor von Chennai<br />
nach Goa (890 km). Laut des Betreibers<br />
Dedicated Freight Corridor Corporation of<br />
India sollen die Frachtraten auf den neuen<br />
Güterzugstrecken um bis zu 45 Prozent unter<br />
den momentanen liegen und damit mit den<br />
Lkw-Frachtraten konkurrieren können.<br />
Das Sagarmala-Projekt soll die Entwicklung<br />
der Wasserwege und Häfen, Wirtschaftszonen<br />
an Küsten und die multimodalen Verbindungen<br />
auch mit Logistikparks vorantreiben.<br />
Ihm Rahmen von Sagarmala werden auch<br />
sechs Mega-Häfen gebaut: Vizhinjam International<br />
Seaport (Kerala), Colachel Seaport<br />
(Tamil Nadu), Vadhavan Port (Maharashtra),<br />
Tadadi Port (Karnataka), Machilipatnam<br />
Port (Andhra Pradesh) und Sagar Island Port<br />
(Westbengalen). Insgesamt sind 577 Projekte<br />
mit einem Investment von 120 Milliarden US-<br />
Dollar (105 Milliarden Euro) von 2015 bis 2035<br />
vorgesehen. Die Logistikkosten in Indien liegen<br />
mit 14 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt<br />
sehr hoch (USA 9 bis 10 Prozent, Deutschland<br />
8,6 Prozent). Verschiedene Studien der indischen<br />
Regierung zeigen, dass die Nutzung der<br />
Küstenschifffahrt und Inlandswasserwegen<br />
um bis zu 60 bis 80 Prozent billiger als Straßenund<br />
Schienentransport ist.<br />
Einige Verbesserungen sind überwiegend<br />
auf den Eintritt internationaler Logistiker in<br />
den Verbrauschsgütermarkt und auf neue<br />
E-Commerce-Unternehmen zurückzuführen.<br />
Zudem hat die Regierung unter Premier Narendra<br />
Modri in 2017 eine neues System für die<br />
Besteuerung von Waren und Dienstleistungen<br />
erlassen, durch die die Warenbewegung<br />
zwischen den 28 Bundesstaaten durch die Beseitigung<br />
von Grenzsteuern günstiger wurden.<br />
Der Logistikmarkt besteht aus rund 1000 Firmen<br />
von kleinen bis mittleren lokalen Playern<br />
über große internationale Unternehmen wie<br />
DHL (Joint Venture mit dem indischen Expressdienstleister<br />
Blue Dart), die Staatsbetriebe Indian<br />
Railways und Shipping Corporation of India,<br />
der Expressdienst der indischen Post und<br />
Startups für E-Commerce-Lieferungen.<br />
Deutsche Firmen mit indischer Präsenz sind<br />
unter anderem DB Schenker und Dachser.<br />
Unternehmen wie DHL und das indische<br />
Startup Rivigo werden zunehmend Kapazität,<br />
Technologie und Big Data-Anwendungen in<br />
den Markt bringen und damit die Qualität<br />
des Logistik-Serviceangebots in den Fokus<br />
der Branche bringen. Diese Entwicklung und<br />
die zunehmende Entstehung von Fracht-<br />
Plattformen wie FreightBazaar wird auch<br />
zu verbessertem Tracking & Tracing sowie<br />
einer besseren Auffindbarkeit von Frachtkapazitäten<br />
führen. Allerdings wird der gewaltige<br />
wirtschaftliche Schaden durch die<br />
Corona-Pandemie die Entwicklung und das<br />
Wachstum der indischen Logistikbranche<br />
sicherlich verzögern. (DR)
Qualität und Unabhängigkeit im<br />
Journalismus ist wichtiger denn je<br />
Geschätzte Leserinnen und Leser. Das Binnenschiff<br />
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und praxisorientiert über viele Themen aus<br />
der Binnenschifffahrt. Neben Fachthemen,<br />
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öffentliche Wissen über die Binnenschifffahrt<br />
zu verbessern. Im zweiten Jahr unserer<br />
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