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KOMPACK 06 20

Staatspreis smart packaging Pawel Nachhaltig

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KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />

Angewandte Forschung auf der Suche nach Lösungen:<br />

Verpackungen im Kreislauf halten<br />

Kunststoffe werden schon seit Längerem kritisch betrachtet. Man wünscht<br />

sich allgemein weniger davon – auf den Deponien, auf den Straßen und vor.<br />

allem im Meer. Die Chance etwas zu verändern, wittert man in der Etablierung<br />

einer innovativen Kreislaufwirtschaft. Eine große Herausforderung für<br />

die Verpackungsbranche und viele neue Forschungsfragen für das Österreichische<br />

Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI).<br />

Rund 85 % des unerwünschten<br />

Abfalls an Stränden<br />

bestehen aus Kunststoffen.<br />

Kein Wunder also, dass Kunststoffe<br />

in der öffentlichen Debatte stark<br />

kritisiert werden. Die schwerwiegendsten<br />

Kritikpunkte betreffen die<br />

Schäden, die unserer Umwelt durch<br />

die unsachgemäße Entsorgung diverser<br />

Verpackungsabfälle zugefügt<br />

werden. Egal ob „Plastiksackerl“,<br />

Trinkhalm oder neuerdings auch<br />

MNS-Masken, Einwegkunststoffe,<br />

vor allem aus der Nahrungsmittelund<br />

Getränkeindustrie, stellen beim<br />

Littering die größte Müllquelle dar.<br />

Die Tatsache, dass weltweit jährlich<br />

300 Mio. Tonnen Kunststoff<br />

produziert werden und diese Zahl<br />

in den nächsten Jahren weiter rapide<br />

wachsen wird, zeigt in Kombination<br />

mit der Abfallproblematik<br />

die Dringlichkeit nachhaltige<br />

Lösungen zu finden. Große Hoffnungen<br />

werden in die Etablierung<br />

einer Kreislaufwirtschaft gesetzt –<br />

hier sind aber noch viele Fragen offen.<br />

Als das größte Mitgliedsinstitut<br />

im Verband der ACR (Austrian<br />

Cooperative Research) hat das OFI<br />

viel Erfahrung mit angewandter<br />

Forschung und fungiert aktuell in<br />

mehreren Projekten als Bindeglied<br />

zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.<br />

Es gilt neue Ideen auf ihre<br />

Praxistauglichkeit zu prüfen.<br />

Was bisher geschah:<br />

Materialkombinationen für<br />

den optimalen Schutz<br />

Die primäre Aufgabe einer Lebensmittelverpackung<br />

ist seit jeher<br />

gleich, es geht darum die verpackte<br />

Ware bestmöglich zu schützen. In<br />

erster Linie soll das Produkt vor<br />

Außeneinwirkungen aller Art – Verunreinigungen,<br />

Beschädigungen,<br />

aber auch Licht – behütet werden,<br />

damit die Qualität der Ware über diverse<br />

Transport- und Distributionswege<br />

erhalten bleibt und das Nahrungsmittel<br />

sicher und genießbar<br />

bei der Endkonsumentin ankommt.<br />

Wie die ideale Verpackung aussieht,<br />

hängt von dem verpackten Gut ab:<br />

Fotos: © OFI<br />

unterschiedliche Produkte haben<br />

unterschiedliche Anforderungen.<br />

Verpackungslösungen<br />

weiterentwickeln<br />

Wie diese Anforderungen stetig<br />

besser erfüllt werden, und dabei<br />

gleichzeitig der Materialaufwand<br />

minimiert werden kann, damit<br />

kennt man sich am OFI aus. In diversen<br />

Projekten unterstützt das<br />

unabhängige Prüf- und Forschungsinstitut<br />

besonders KMU dabei ihre<br />

Verpackungslösungen weiterzuentwickeln<br />

und zu optimieren. In den<br />

letzten Jahren lag der Fokus darauf<br />

den Einsatz von Kunststoffen überall<br />

dort wo es möglich und sinnvoll<br />

ist, zu minimieren, zu ersetzen<br />

bzw. zu vermeiden. Ein kompletter<br />

Verzicht auf Kunststoff – ohne<br />

die Schutzfunktion zu verringern<br />

– gelingt selten. Heute befinden<br />

sich vielfach Lebensmittelverpackungen,<br />

die aus einer Kombination<br />

unterschiedlicher Materialien<br />

bestehen, in den Regalen.<br />

Blick in das OFI-Labor<br />

Was jetzt gefordert wird:<br />

Kreislauffähigkeit<br />

Was sich in den letzten Jahren als<br />

sichere, materialeffiziente Verpackungslösung<br />

erwiesen hat, ist nur<br />

selten auch rezyklierbar. Kombinationen<br />

aus Kunststoff(en), Papier<br />

und Aluminium – in den vielfältigsten<br />

Ausführungen – sind in den<br />

meisten Fällen nicht kreislauffähig.<br />

Die einzelnen Materialien bzw.<br />

Lagen können mit technischen Lösungen<br />

bisher kaum voneinander<br />

getrennt werden, und dementsprechend<br />

nicht bei gleichbleibender<br />

Qualität wiederverwertet werden.<br />

Hier liegen heute die großen Herausforderungen.<br />

Kreislaufwirtschaftspaket<br />

Angetrieben unter anderem durch<br />

das Kreislaufwirtschaftspaket der<br />

EU, das hohe Anforderungen an<br />

die Mitgliedsstaaten bezüglich der<br />

Recyclingquoten stellt, steht auch<br />

Österreich, ein aus abfallwirtschaftlicher<br />

Sicht fortschrittliches Land,<br />

vor einer Mammutaufgabe. Gemäß<br />

der europäischen Kreislaufwirtschaftsstrategie<br />

sollen alle Kunststoffverpackungen,<br />

die bis <strong>20</strong>30 in<br />

Verkehr gebracht werden, wiederverwendbar<br />

sein und mehr als die<br />

Hälfte der in Europa produzierten<br />

Kunststoffabfälle recycelt werden.<br />

Sicherheit im<br />

Kreislauf: Packloop<br />

Auf diese großen Herausforderungen<br />

reagiert das branchenübergreifende<br />

Kooperationsprojekt<br />

„Packloop“. Unter Leitung des Lebensmittelclusters<br />

OÖ arbeiten das<br />

OFI, die FH Campus Wien sowie<br />

Dr. Michael Washüttl<br />

der Lebensmittelcluster NÖ in direkter<br />

Zusammenarbeit mit den<br />

beteiligten Unternehmen an zukunftsorientierten<br />

Lösungen. Ziel<br />

ist es, maßgeschneiderte kreislauftaugliche<br />

Verpackungen zu identifizieren,<br />

die hinsichtlich ihrer Recyclingfähigkeit<br />

und ihres Life Cycle<br />

Assessments (LCA) optimale Verpackungslösungen<br />

darstellen.<br />

Produktschutz<br />

steht im Vordergrund<br />

Dabei gilt: Bei jeder Modifikation,<br />

Optimierung oder Neuentwicklung<br />

steht der Produktschutz<br />

im Vordergrund und darf durch die<br />

Adaptierung der Verpackung nicht<br />

negativ beeinflusst werden. Anhand<br />

konkreter Beispiele wird also<br />

untersucht wie die hohen Anforderungen<br />

des Lebensmittelrechts<br />

erfüllt und gleichzeitig der Einsatz<br />

von Rezyklat gelingen kann. Hier<br />

ist vor allem das OFI mit seiner lebensmittelrechtlichen<br />

Expertise gefragt,<br />

den gesetzeskonformen Einsatz<br />

von Rezyklat als Primär- oder<br />

Sekundärpackmittel zu beurteilen<br />

und so Möglichkeiten und Grenzen<br />

herauszuarbeiten. Neben lebensmittelrechtlichen<br />

Aspekten, gilt es<br />

in diesem Kontext auch wirtschaftliche<br />

Gesichtspunkte nicht aus den<br />

Augen zu verlieren. So wird ebenfalls<br />

betrachtet ob es durch eine<br />

Umstellung auf recyclingfähige<br />

Produkte zu höherem Materialoder<br />

Kostenaufwand kommt.<br />

Neue Teststrategie<br />

notwendig: PolyCycle<br />

Wenn es um die Frage geht, ob<br />

recycelte Kunststoffe (wieder)<br />

in direktem Lebensmittelkontakt<br />

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