SB_19242NLP
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Einleitung<br />
1 Einleitung<br />
1.1 Problemstellung<br />
Pulverförmige Lote werden meist über die Applikation von lösungsmittelhaltigen<br />
Lotpasten resp. Lotsuspensionen mittels Dispenser, Siebdruck oder Sprühtechnik<br />
aufgebracht. Des Weiteren sind für spezielle Anwendungen der Einsatz von flexiblen<br />
Lot-Tapes aus kunststoffgebundenen Lotpulvern bekannt [1]. Darüber hinaus wird in<br />
der Literatur verschiedentlich über die Verwendung von Thermoplasten als Bindemittel<br />
für Lotpulver berichtet [2-5]. Auch am Institut für Werkstoffkunde wurden in der<br />
Vergangenheit Verfahren entwickelt, die eine lösungsmittelfreie Verarbeitung und<br />
Applikation von Lotpulvern durch Verwendung thermoplastischer Kunststoffe als Binder<br />
ermöglichen [6-8]. Zum Einsatz kamen hierbei mit Lotpulver gemischte Polyolefine<br />
(Polyethylen oder Polypropylen), die mittels der für die verwendeten Thermoplaste<br />
typischen Fertigungsverfahren (Sintern, Extrudieren, Kunststoffspritzgießen etc.) zu<br />
Lotformteilen verarbeitet oder als Beschichtung auf zu lötende Bauteilflächen<br />
aufgetragen werden können. Eine wesentliche Bedingung für die Eignung dieser<br />
Lotapplikationsform ist die rückstandsfreie thermolytische Zersetzung der verwendeten<br />
Thermoplaste im Lötprozess, welcher bei Nickelloten entweder unter Schutzgas<br />
(Stickstoff, Argon oder Wasserstoff) oder im Hochvakuum erfolgt. Ein diesbezüglich<br />
ebenfalls günstiges thermolytisches Verhalten unter Lötprozessbedingungen ist auch<br />
von heteroatomaren Thermoplasten aus den Gruppen der aliphatischen, sauerstoffhaltigen<br />
Polyvinylverbindungen und Polyestern, die vornehmlich kurzkettige und damit<br />
volatile Zersetzungsprodukte liefern, bekannt [9-13].<br />
Bei den bisherigen in der Literatur beschriebenen Anwendungen von thermoplastisch<br />
gebundenen Lotpulvern mussten verfahrensbedingt bislang immer Binderanteile von<br />
mindestens 6 % Masseanteil eingestellt werden, um die Mischung beispielsweise zu<br />
einer haftfesten Beschichtung sintern oder hieraus Lotformteile z. B. spritzgießen zu<br />
können [8]. Für eine ausreichende Haftfestigkeit zwischen einzelnen Lotpartikeln<br />
und/oder zwischen Lotpartikeln und zu belotender Oberfläche ist es aber grundsätzlich<br />
ausreichend, wenn sich der Binder tatsächlich nur zwischen den unmittelbaren<br />
Kontaktpunkten befindet, sodass prinzipiell noch eine deutliche Reduktion des<br />
Thermoplast-Anteils möglich sein sollte. Um dies zu erreichen, ist es zielführend, den<br />
Binder bereits auf die Partikel selbst aufzubringen, was bedeutet, jedes einzelne<br />
Lotpartikel mit einer dünnen thermoplastischen Umhüllung zu überziehen. Bei<br />
thermischer Behandlung der umhüllten Partikel, wird der aufschmelzende Thermoplast<br />
eine Verklebung der Partikel sowohl untereinander als auch zur kontaktierten<br />
Bauteiloberfläche zur Folge haben. Kunststoffumhüllte Lotpartikel bieten überdies die<br />
Möglichkeit, diese mittels eines elektrostatischen Spritzverfahrens auf<br />
Bauteiloberflächen applizieren zu können.<br />
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