SB_19242NLP
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
2019<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Herstellung und Applikation<br />
thermoplastumhüllter<br />
Lotpartikel für die löttechnische<br />
Fertigung mit<br />
pulverförmigen Hartloten
Herstellung und Applikation<br />
thermoplastumhüllter<br />
Lotpartikel für die<br />
löttechnischeFertigung mit<br />
pulverförmigen Hartloten<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 19.242 N<br />
DVS-Nr.: 07.086<br />
Leibniz Universität Hannover,<br />
Institut für Werkstoffkunde (IW)<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 19.242 N / DVS-Nr.: 07.086 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />
verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF im<br />
Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des<br />
Deutschen Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2019 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 424<br />
Bestell-Nr.: 170533<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-423-4<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung ............................................................................................................ 1<br />
1.1 Problemstellung ............................................................................................... 1<br />
1.2 Zielsetzung ...................................................................................................... 2<br />
2 Durchgeführte Arbeiten ....................................................................................... 4<br />
2.1 Werkstoffe ....................................................................................................... 4<br />
2.2 Thermoplastauswahl ....................................................................................... 5<br />
2.2.1 Analyse des Zersetzungsverhaltens unter Lötprozessbedingungen ..... 6<br />
2.2.2 Adhäsion ............................................................................................... 7<br />
2.3 Mischen ........................................................................................................... 7<br />
2.3.1 Aufbau des Mischers ............................................................................. 7<br />
2.3.2 Durchführung der Mischversuche.......................................................... 8<br />
2.4 Partikelvereinzelung ........................................................................................ 8<br />
2.4.1 Kugelmühle ........................................................................................... 9<br />
2.4.2 Kugelwalze ............................................................................................ 9<br />
2.5 Versuchsbegleitende Partikelanalysen .......................................................... 10<br />
2.6 Einbrennen .................................................................................................... 11<br />
2.7 Haftfestigkeit .................................................................................................. 12<br />
2.8 Elektrostatische Beschichtungsanlage .......................................................... 13<br />
2.9 Pulverflammspritzen ...................................................................................... 14<br />
2.10 Lötversuche ................................................................................................... 15<br />
3 Ergebnisse ........................................................................................................ 18<br />
3.1 Thermoplastauswahl ..................................................................................... 18<br />
3.2 Mischen ......................................................................................................... 20<br />
3.2.1 Vereinzeln mittels Kugelmühle ............................................................ 22<br />
3.2.2 Vereinzeln mittels Kugelwalze ............................................................. 23<br />
3.3 Einbrennen und Haftfestigkeit ....................................................................... 25<br />
3.4 Elektrostatisches Beschichten ....................................................................... 27<br />
3.5 Pulverflammspritzen thermoplastumhüllter Lotpulver .................................... 29<br />
3.6 Lötversuche ................................................................................................... 31<br />
4 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen .................................................... 35<br />
5 Ausblick ............................................................................................................ 42<br />
I
Inhaltsverzeichnis<br />
6 Zusammenstellung aller Arbeiten, die im Zusammenhang mit dem Vorhaben<br />
veröffentlich wurden oder in Kürze veröffentlicht werden sollen........................ 43<br />
7 Ergebnistransfer in die Wirtschaft ..................................................................... 44<br />
8 Einschätzung zur Realisierbarkeit des vorgeschlagenen und aktualisierten<br />
Transferkonzepts .............................................................................................. 46<br />
9 Darstellung des wissenschaftlich-technischen und wirtschaftlichen Nutzens der<br />
erzielten Ergebnisse insbesondere für KMU sowie ihres innovativen Beitrages<br />
und ihrer industriellen Anwendungsmöglichkeiten ............................................ 47<br />
10 Literaturverzeichnis ........................................................................................... 48<br />
II
Einleitung<br />
1 Einleitung<br />
1.1 Problemstellung<br />
Pulverförmige Lote werden meist über die Applikation von lösungsmittelhaltigen<br />
Lotpasten resp. Lotsuspensionen mittels Dispenser, Siebdruck oder Sprühtechnik<br />
aufgebracht. Des Weiteren sind für spezielle Anwendungen der Einsatz von flexiblen<br />
Lot-Tapes aus kunststoffgebundenen Lotpulvern bekannt [1]. Darüber hinaus wird in<br />
der Literatur verschiedentlich über die Verwendung von Thermoplasten als Bindemittel<br />
für Lotpulver berichtet [2-5]. Auch am Institut für Werkstoffkunde wurden in der<br />
Vergangenheit Verfahren entwickelt, die eine lösungsmittelfreie Verarbeitung und<br />
Applikation von Lotpulvern durch Verwendung thermoplastischer Kunststoffe als Binder<br />
ermöglichen [6-8]. Zum Einsatz kamen hierbei mit Lotpulver gemischte Polyolefine<br />
(Polyethylen oder Polypropylen), die mittels der für die verwendeten Thermoplaste<br />
typischen Fertigungsverfahren (Sintern, Extrudieren, Kunststoffspritzgießen etc.) zu<br />
Lotformteilen verarbeitet oder als Beschichtung auf zu lötende Bauteilflächen<br />
aufgetragen werden können. Eine wesentliche Bedingung für die Eignung dieser<br />
Lotapplikationsform ist die rückstandsfreie thermolytische Zersetzung der verwendeten<br />
Thermoplaste im Lötprozess, welcher bei Nickelloten entweder unter Schutzgas<br />
(Stickstoff, Argon oder Wasserstoff) oder im Hochvakuum erfolgt. Ein diesbezüglich<br />
ebenfalls günstiges thermolytisches Verhalten unter Lötprozessbedingungen ist auch<br />
von heteroatomaren Thermoplasten aus den Gruppen der aliphatischen, sauerstoffhaltigen<br />
Polyvinylverbindungen und Polyestern, die vornehmlich kurzkettige und damit<br />
volatile Zersetzungsprodukte liefern, bekannt [9-13].<br />
Bei den bisherigen in der Literatur beschriebenen Anwendungen von thermoplastisch<br />
gebundenen Lotpulvern mussten verfahrensbedingt bislang immer Binderanteile von<br />
mindestens 6 % Masseanteil eingestellt werden, um die Mischung beispielsweise zu<br />
einer haftfesten Beschichtung sintern oder hieraus Lotformteile z. B. spritzgießen zu<br />
können [8]. Für eine ausreichende Haftfestigkeit zwischen einzelnen Lotpartikeln<br />
und/oder zwischen Lotpartikeln und zu belotender Oberfläche ist es aber grundsätzlich<br />
ausreichend, wenn sich der Binder tatsächlich nur zwischen den unmittelbaren<br />
Kontaktpunkten befindet, sodass prinzipiell noch eine deutliche Reduktion des<br />
Thermoplast-Anteils möglich sein sollte. Um dies zu erreichen, ist es zielführend, den<br />
Binder bereits auf die Partikel selbst aufzubringen, was bedeutet, jedes einzelne<br />
Lotpartikel mit einer dünnen thermoplastischen Umhüllung zu überziehen. Bei<br />
thermischer Behandlung der umhüllten Partikel, wird der aufschmelzende Thermoplast<br />
eine Verklebung der Partikel sowohl untereinander als auch zur kontaktierten<br />
Bauteiloberfläche zur Folge haben. Kunststoffumhüllte Lotpartikel bieten überdies die<br />
Möglichkeit, diese mittels eines elektrostatischen Spritzverfahrens auf<br />
Bauteiloberflächen applizieren zu können.<br />
1
Einleitung<br />
1.2 Zielsetzung<br />
Ein bereits in Vorversuchen zu diesem Projekt nachgewiesener Weg, auf prozesstechnisch<br />
einfache Weise Lotpulverpartikel mit einem Thermoplast zu umhüllen, stellt<br />
folgende Fertigungsroute dar:<br />
• Mischen und Kneten von Lotpulver-Thermoplast-Mischungen oberhalb der<br />
Schmelztemperatur des verwendeten Thermoplasts<br />
• Zerkleinern und Mahlen des erkalteten Agglomerats bis zur vollständigen<br />
Vereinzelung der Partikel<br />
• Aussieben des Produkts auf die gewünschte Partikelgrößenverteilung<br />
Um die vorgeschlagene Technik der Lotpartikelumhüllung mit Thermoplasten zur<br />
Anwendungsreife zu bringen und das Potenzial zur löttechnischen Verarbeitbarkeit<br />
dieser Lotpulver zu ergründen, wurden im Rahmen dieses Projektes folgende<br />
Fragestellungen untersucht:<br />
1. Welche Thermoplaste sind aufgrund ihrer thermophysikalischen, rheologischen<br />
und plastischen Eigenschaften, ihrer Haftung zu Metalloberflächen und ihrer<br />
thermischen Beständigkeit für die thermisch-mechanischen Verarbeitungsprozesse<br />
grundsätzlich geeignet? Eignen sich diese Thermoplaste dann auch<br />
als Binder in einem Lötprozess?<br />
2. Wie sind die Prozessparameter in der zu untersuchenden Fertigungsroute zu<br />
wählen, um gleichmäßige, reproduzierbare Partikelumhüllungen zu erzeugen<br />
und welche Abhängigkeiten bestehen hierbei im Hinblick auf die Partikelgröße<br />
und -größenverteilung?<br />
3. Welche Anforderungen an die umhüllten Pulver (Fraktionierung, Thermoplastanteil<br />
etc.) bestehen, um diese mittels elektrostatischen Pulverbeschichtens und<br />
ggf. anschließender Wärmebehandlung haftfest auf zu belotende Oberflächen<br />
zu applizieren?<br />
4. Bestehen veränderte Anforderungen bei der löttechnischen Verarbeitung der<br />
applizierten Lotpulver in Vakuum- und Schutzgaslötprozessen bezogen auf eine<br />
vergleichbare, konventionelle Lotpulver-Applikation (Aufsprühen von Lotpulver-<br />
Suspensionen)? Gibt es qualitative Unterschiede im Lötergebnis zwischen den<br />
beiden Applikationsformen?<br />
2
3<br />
Einleitung
Durchgeführte Arbeiten<br />
2 Durchgeführte Arbeiten<br />
2.1 Werkstoffe<br />
Für die Untersuchungen wurden die CrNi-Stähle 1.4301 und 1.4404 sowie der<br />
ferritische Chromstahl 1.4016 ausgewählt. Die Austenite werden bereits im großen<br />
Umfang in Lötbauteilen eingesetzt, bei denen eine gute Korrosionsbeständigkeit<br />
gegenüber wässrigen Medien und Verzunderungsbeständigkeit bei nicht allzu hohen<br />
Temperaturen (< 300 °C) ausreicht. Der gewählte Ferrit 1.4016 hingegen ist ein<br />
bevorzugter Werkstoff für Anwendungen, die einen kostengünstigen, korrosionsbeständigen<br />
Werkstoff erfordern, an denen die Anforderungen bezüglich Umformbarkeit<br />
niedriger als bei den CrNi-Stählen sind, aber ggf. höhere Festigkeiten<br />
gewünscht werden. Zum Fügen wird dieser Werkstoff bislang vornehmlich geschweißt,<br />
nicht zuletzt, weil noch wenig Praxiserfahrung mit gelöteten Bauteilen aus ferritischen<br />
Chromstählen bestehen und der Lötprozess selbst anspruchsvoller als bei den<br />
austenitischen CrNi-Stählen ist.<br />
Tabelle 1 zeigt die chemische Zusammensetzung der verwendeten Stähle.<br />
Tabelle 1: Stahlwerkstoffe<br />
Werkstoffbezeichnung<br />
1.4301<br />
1.4404<br />
1.4016<br />
Legierungselemente<br />
Angaben in % Masseanteil<br />
Cr Ni sonstige<br />
17,0-<br />
19,5<br />
16,5-<br />
18,5<br />
15,5-<br />
17,5<br />
Eigenschaften<br />
8,0-9,5 Si