Die Litaneien von Wolfgang Amadeus Mozart und die Salzburger Tradition
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
32<br />
Karina Zybina<br />
wurde dem Sakrament in der Kathedrale bestimmt: im Zentrum der Kirche,<br />
auf dem Thron am Hochaltar, in einer Monstranz. 70<br />
Darüber hinaus wird <strong>die</strong> Beleuchtung des Gebäudes geregelt: Es galt<br />
„keine Kirche mehr, wie es an einigen Orten bisher üblich war, geflissentlich<br />
zu verfinstern“, sondern „dagegen aber, wann <strong>und</strong> wo es nothwendig<br />
wird, früh vor Anbruch des Tages <strong>und</strong> Abends bey eingehender<br />
Dämmerung, der innere Umfang des Gotteshauses besonders unter<br />
den Bögen, auf den Chören, in den Oratorien, Sakristayen u.a. zu Beseitigung<br />
aller sich etwa begebenden Unanständigkeiten hinlänglich zu<br />
beleuchten“. 71 Im Dom wurde sogar ein ,Spiel‘ mit dem Licht üblich.<br />
Ein Kleriker des Stiftes Kremsmünster, der 1745–1747 an der <strong>Salzburger</strong><br />
Universität stu<strong>die</strong>rte <strong>und</strong> 1746 einem Palmsonntagsgottes<strong>die</strong>nst in<br />
der Hauptkirche der Stadt beiwohnte, Heinrich Pichler, betont in seinem<br />
Diarium (unterstrichen <strong>von</strong> der Verfasserin):<br />
St<strong>und</strong>gebet im Dom. Alda kunte man den Aufbuz des Hoch=altars bew<strong>und</strong>ern,<br />
indeme man nichts als lauter geschlagenes Silber, das ist das Antipendium, Tabernakel<br />
<strong>und</strong> sehr viel Statuen, alles <strong>von</strong> Silber, ansichtig wird <strong>und</strong> seyn umb disen<br />
Altar herumb – ich will wenig sagen – bis 1000 Liechter, lauter Wachskärzen<br />
in der schensten Ordnung. Das Venerabile aber ist <strong>von</strong> burem Gold so reich mit<br />
den feinsten Steinen besetzt, daß man fast kein Gold sehen kan. 72<br />
Vielleicht sollte eine solche Illumination zu einer ganz besonderen, geheimnisvollen<br />
bzw. mysteriösen Atmosphäre beitragen 73 , <strong>die</strong>, zusammen<br />
70 Dazu wurden eine sogenannte „schöne“, goldene, 1697 verfertigte, aber auch zwei silbergoldene<br />
Monstranzen – eine aus dem Jahr 1596 <strong>und</strong> eine aus dem Jahr 1680 – benützt,<br />
<strong>die</strong> <strong>von</strong> Wallpach besprochen werden; siehe Wallpach, <strong>Die</strong> Verehrung des allerheiligsten Altarssakraments,<br />
S. 8f.<br />
71 Ordinariatsvorschrift, S. 2.<br />
72 Franz Martin, Vom <strong>Salzburger</strong> Fürstenhof um <strong>die</strong> Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, in: Mitteilungen<br />
der Gesellschaft für <strong>Salzburger</strong> Landesk<strong>und</strong>e 77 (1937), S. 18f.<br />
73 Vgl. <strong>die</strong> Darstellung bei Manfred Hermann Schmid in ders. unter Mitarbeit <strong>von</strong> Petrus<br />
Eder, <strong>Mozart</strong> in Salzburg: ein Ort für sein Talent, Salzburg u.a.: Pustet 2006, S. 73; siehe<br />
auch <strong>die</strong> Beschreibung des Zeremoniellen in Eva Neumayr / Lars E. Laubhold / Ernst<br />
Hintermaier, Musik am Dom zu Salzburg. Repertoire <strong>und</strong> liturgisch geb<strong>und</strong>ene Praxis zwischen<br />
hochbarocker Repräsentation <strong>und</strong> <strong>Mozart</strong>-Kult, Wien: Hollitzer Verlag 2018 (Schriftenreihe<br />
des Archivs der Erzdiözese Salzburg 18), S. 135f.