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Die Litaneien von Wolfgang Amadeus Mozart und die Salzburger Tradition

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Karina Zybina<br />

wurde dem Sakrament in der Kathedrale bestimmt: im Zentrum der Kirche,<br />

auf dem Thron am Hochaltar, in einer Monstranz. 70<br />

Darüber hinaus wird <strong>die</strong> Beleuchtung des Gebäudes geregelt: Es galt<br />

„keine Kirche mehr, wie es an einigen Orten bisher üblich war, geflissentlich<br />

zu verfinstern“, sondern „dagegen aber, wann <strong>und</strong> wo es nothwendig<br />

wird, früh vor Anbruch des Tages <strong>und</strong> Abends bey eingehender<br />

Dämmerung, der innere Umfang des Gotteshauses besonders unter<br />

den Bögen, auf den Chören, in den Oratorien, Sakristayen u.a. zu Beseitigung<br />

aller sich etwa begebenden Unanständigkeiten hinlänglich zu<br />

beleuchten“. 71 Im Dom wurde sogar ein ,Spiel‘ mit dem Licht üblich.<br />

Ein Kleriker des Stiftes Kremsmünster, der 1745–1747 an der <strong>Salzburger</strong><br />

Universität stu<strong>die</strong>rte <strong>und</strong> 1746 einem Palmsonntagsgottes<strong>die</strong>nst in<br />

der Hauptkirche der Stadt beiwohnte, Heinrich Pichler, betont in seinem<br />

Diarium (unterstrichen <strong>von</strong> der Verfasserin):<br />

St<strong>und</strong>gebet im Dom. Alda kunte man den Aufbuz des Hoch=altars bew<strong>und</strong>ern,<br />

indeme man nichts als lauter geschlagenes Silber, das ist das Antipendium, Tabernakel<br />

<strong>und</strong> sehr viel Statuen, alles <strong>von</strong> Silber, ansichtig wird <strong>und</strong> seyn umb disen<br />

Altar herumb – ich will wenig sagen – bis 1000 Liechter, lauter Wachskärzen<br />

in der schensten Ordnung. Das Venerabile aber ist <strong>von</strong> burem Gold so reich mit<br />

den feinsten Steinen besetzt, daß man fast kein Gold sehen kan. 72<br />

Vielleicht sollte eine solche Illumination zu einer ganz besonderen, geheimnisvollen<br />

bzw. mysteriösen Atmosphäre beitragen 73 , <strong>die</strong>, zusammen<br />

70 Dazu wurden eine sogenannte „schöne“, goldene, 1697 verfertigte, aber auch zwei silbergoldene<br />

Monstranzen – eine aus dem Jahr 1596 <strong>und</strong> eine aus dem Jahr 1680 – benützt,<br />

<strong>die</strong> <strong>von</strong> Wallpach besprochen werden; siehe Wallpach, <strong>Die</strong> Verehrung des allerheiligsten Altarssakraments,<br />

S. 8f.<br />

71 Ordinariatsvorschrift, S. 2.<br />

72 Franz Martin, Vom <strong>Salzburger</strong> Fürstenhof um <strong>die</strong> Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, in: Mitteilungen<br />

der Gesellschaft für <strong>Salzburger</strong> Landesk<strong>und</strong>e 77 (1937), S. 18f.<br />

73 Vgl. <strong>die</strong> Darstellung bei Manfred Hermann Schmid in ders. unter Mitarbeit <strong>von</strong> Petrus<br />

Eder, <strong>Mozart</strong> in Salzburg: ein Ort für sein Talent, Salzburg u.a.: Pustet 2006, S. 73; siehe<br />

auch <strong>die</strong> Beschreibung des Zeremoniellen in Eva Neumayr / Lars E. Laubhold / Ernst<br />

Hintermaier, Musik am Dom zu Salzburg. Repertoire <strong>und</strong> liturgisch geb<strong>und</strong>ene Praxis zwischen<br />

hochbarocker Repräsentation <strong>und</strong> <strong>Mozart</strong>-Kult, Wien: Hollitzer Verlag 2018 (Schriftenreihe<br />

des Archivs der Erzdiözese Salzburg 18), S. 135f.

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