TOPFIT Dezember 2020
Bescheid wissen - gesund bleiben Ihr Magazin für Gesundheit, Fitness und Wellness
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Diagnose & Therapie
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Facettensyndrom der Halswirbelsäule
Schonende Verödung zur
Schmerzbeseitigung
Nicht nur der untere Teil der Wirbelsäule,
sondern auch die Halswirbelsäule
kann von einem Facettensyndrom
betroffen sein. Gelingt es mit
konservativen Methoden nicht, die
damit einhergehenden Schmerzen
zufriedenstellend zu lindern, kann
ein minimal-invasives Verfahren der
Schmerztherapie helfen, bei der die
schmerzleitenden Nerven endoskopisch
kontrolliert verödet werden.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Als Facettengelenke werden die kleinen
Wirbelgelenke bezeichnet, die die Bewegungsrichtungen
der Wirbelsäule steuern. Wie
bei allen Gelenken, so kann auch der Knorpel,
der die Facettengelenke überzieht, degenerativ
verändert sein. Mit der Zeit gesellen sich oft
eine mechanische Reizung oder entzündliche
Vorgänge dazu, was wiederum die umgebenden
Nervenfasern dazu veranlasst, Schmerzsignale
an das Gehirn zu senden – der Betroffene
spürt dies als wiederkehrende oder anhaltende
Schmerzen. »Handelt es sich um ein zervikales
Facettensyndrom, sind dumpfe, nicht genau lokalisierbare
Schmerzen im oberen Rücken und
Nacken typisch, die oft in Schulter und Arme
ausstrahlen«, erklärt der Münchner Orthopäde
vom MVZ im Helios Dr. Felix Söller.
Bei der Behandlung eines Facettensyndroms
stehen zunächst konservative Maßnahmen im
Vordergrund. Infrage kommt neben einer medikamentösen
Schmerztherapie, physikalischen
und physiotherapeutischen Verfahren gegebenenfalls
auch eine Infiltrationstherapie, bei der
den Wirbelgelenken gezielt lokal betäubende,
entzündungshemmende Substanzen zugeführt
werden. Reicht auch diese Behandlung nicht aus,
um dem Patienten seine Schmerzen zu nehmen,
hat sich die minimal-invasive, endoskopisch gesteuerte
Denervierung der Schmerzfasern bewährt,
wodurch eine nachhaltige Besserung der
Beschwerden erreicht werden kann.
Das Interview zum Thema
Wie eine endoskopische Denervierung zur Behandlung
eines zervikalen Facettensyndroms
abläuft, darüber sprach TOPFIT mit dem
Münchner Orthopäden Dr. Felix Söller vom
MVZ im Helios.
Herr Dr. Söller, was lässt sich mit einer
endoskopischen Denervierung genau
erreichen?
Dr. Söller: Bei einem zervikalen Facettensyndrom
ist das wichtigste Behandlungsziel, den
Patienten von seinen Schmerzen zu befreien.
Dazu muss man wissen, dass es vor allem die
schmerzleitenden Nervenfasern der Facettengelenke
sind, die durch die lokalen Reizerscheinungen
erregt werden und ihre Informationen
an das Gehirn weiterleiten. Werden
diese Nerven ausgeschaltet, wird der Übertragungsweg
gestoppt – und die Schmerzwahrnehmung
wird verhindert. Dieses Verfahren
nennt sich Denervierung. Wird sie auf minimal-invasivem
Weg unter Sichtkontrolle und
mithilfe von modernen endoskopischen Instrumenten
durchgeführt, hat dies den großen
Vorteil, dass bei dem Eingriff keine Muskeln,
Knochen oder Bänder geschädigt werden.
Ebenso bleiben Funktion und Beweglichkeit
der Facettengelenke vollständig erhalten.
Damit ist die endoskopische Denervierung
eine sichere, risikoarme Therapieform, die für
den Patienten kaum belastend ist.
Wie läuft das Verfahren ab?
Dr. Söller: Zunächst wird über einen kleinen
Hautschnitt ein Endoskop an die Facettengelenke
im Halswirbelsäulenbereich eingeführt.
Zur Person
Mithilfe einer Radiofrequenzsonde werden
dann gezielt die Nervenfasern verödet, die
für die Schmerzmeldung an das Gehirn verantwortlich
sind. Gleichzeitig erfolgt eine
Spülung der entzündeten Gelenke. Während
des gesamten Eingriffs liefert uns eine Minikamera
am Endoskop gestochen scharfe Live-
Bilder direkt vom Ort der Schmerzentstehung.
Auf diese Weise ist es möglich, auf kleinstem
Raum millimetergenau zu arbeiten und gleichzeitig
das umliegende Gewebe zu schonen.
Wie belastend ist die Methode für den
Patienten?
Dr. Söller: Für die endoskopische Denervierung
sprechen zum einen die Vorteile eines
minimal-invasiven Eingriffs: Ein kleiner Schnitt,
wodurch die Gewebeverletzung gering bleibt,
eine kurze Rekonvaleszenz, die es dem Patienten
schon bald wieder erlaubt, seinen
gewohnten Tätigkeiten nachzugehen, und ein
geringes Komplikationsrisiko zeichnen den
Eingriff als ein patientenschonendes Verfahren
aus. Auch die Erfolgsrate ist hoch – für
eine dauerhafte Beschwerdefreiheit ist es
allerdings wichtig, dass eventuell bestehende
Begleiterkrankungen ebenfalls konsequent
behandelt werden.
Dr. med. Felix Söller ist Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie,
Sportmedizin und Akupunktur und praktiziert zusammen mit seinen
Kollegen Dr. med. Heribert Konvalin, Dr. med. Werner Zirngibl und Dr.
med. Steffen Zenta im MVZ im Helios. Zu seinen Behandlungsschwerpunkten
gehört neben invasiven bzw. minimal-invasiven Wirbelsäuleninterventionen
auch die operative Behandlung von Handerkrankungen
und -verletzungen.
Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de
Foto oben: © seoterra / 123rf.com
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