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MLL Ausgabe 5 Jan 2021

Interaktives Leser*innen - Magazin. Bei uns schreiben Leser*innen Geschichte (Neu: The Story of My Life - Herzgeschichten aus dem Leben gegriffen)

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Die Unterkunft von Paolo<br />

an die Männer bringen. Auch<br />

hier der Gestank von Urin, die<br />

Kälte und das nackte Elend. Und<br />

dennoch haben diese Menschen<br />

alle etwas gemeinsam. Etwas, das<br />

wir uns erst noch zu eigen machen<br />

müssen. Sie sind dankbar,<br />

bescheiden, teilen ihre Habseligkeiten<br />

und sie sind respektvoll<br />

anderen gegenüber!<br />

Doch auch hier ist Gemeinschaft<br />

aufgrund von Corona nicht erwünscht!<br />

Und so finden wir auch Paolo<br />

allein unter einer Eisenbahnbrücke<br />

gegenüber des Parkhauses.<br />

Als wir uns nähern, sehen wir aus<br />

einiger Entfernung bereits einige<br />

Kerzen flackern, zu dieser ach<br />

so besinnlichen Zeit. Es macht<br />

mich traurig und so schießen mir<br />

unzählige Gedanken durch den<br />

Kopf, wie man diesen Menschen<br />

vielleicht wirklich helfen könnte.<br />

Allerdings bin ich mir natürlich<br />

auch der Realität bewusst, an der<br />

selbst Weihnachten nichts ändert<br />

und die danach höchstens noch<br />

schlimmer aussieht. Dann, wenn<br />

ach so weite Weihnachtsherzen<br />

wieder eine Art Gefäßverengung<br />

erleiden und die Menschen ihre<br />

Scheuklappen wieder aufsetzen.<br />

Paolo hat es sich „gemütlich gemacht“.<br />

Ein kleiner Klapptisch, ein<br />

Campingstuhl sowie andere Habseligkeiten,<br />

darunter ein kleiner<br />

Handkarren. Mehr besitzt Paolo<br />

nicht. Er hat sich hingehauen<br />

und wir bemerken ihn zunächst<br />

nicht, eingerollt und hinter einem<br />

Brückenpfeiler versteckt. Zwei<br />

Damen im Auto nähern sich langsam<br />

und bedächtig, halten an. Es<br />

stellt sich heraus, dass auch sie<br />

Weihnachten unterwegs sind, um<br />

etwas Gutes zu tun. Doch erst als<br />

sie wegfahren, bemerkt Paolo uns<br />

und begrüßt Kay und mich ganz<br />

herzlich. Eine kurze Unterhaltung,<br />

die obligatorische Übergabe der<br />

Weihnachtstüte, und es geht<br />

weiter zum Ausgangspunkt einer<br />

außergewöhnlichen Entdeckungsreise,<br />

die schon jetzt tiefe Spuren<br />

in mir hinterlassen hat.<br />

Auf seinem kleinen Tisch brannten<br />

Teelichter. Wäre man sich der<br />

ernsten Situation nicht bewusst,<br />

könnte man sagen, er hat es sich<br />

hier gemütlich gemacht.<br />

Ich nenne es Ironie des Schicksals<br />

zu Heilig Abend<br />

Es geht zu Nils und Rocky. Zwei<br />

Kumpel, die sich gern an der<br />

Trinkhalle aufhalten, hinter der<br />

ich mein Auto geparkt und mich<br />

mit Kay getroffen hatte. Beide sitzen<br />

zusammen und sind erfreut,<br />

als sie Kay erblicken. Sie sind auch<br />

sofort sehr freundlich zu mir und<br />

wir stellen uns einander vor. Nils<br />

und Rocky sind dicke Kumpel,<br />

wobei der jüngere Nils redseliger<br />

und lebhafter wirkt. Gemessen an<br />

den Umständen, eigentlich schon<br />

richtig glücklich, was ich weniger<br />

verstehen kann. Ich erfahre, dass<br />

sein Kumpel Rocky vor kurzer<br />

Zeit ebenfalls bestohlen wurde.<br />

Obwohl sein alter Drahtesel<br />

wieder auftauchte, waren seine<br />

Sachen, die sich auf seinem Rad<br />

befanden, wie zum Beispiel ein<br />

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