Burgblatt_2021_02_01-44_Druck_red
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ESSEN & GESUNDHEIT<br />
Die Verpackung verrät's: Zuckerfallen müssen nicht süß sein<br />
Bonn/Hamburg - Wer auf sein Gewicht<br />
und seine Gesundheit achtet, langt bei Süßigkeiten<br />
oder Desserts meist nur zurückhaltend<br />
zu. Klar, solche Speisen enthalten<br />
meist viel Zucker, das weiß jeder. Doch es<br />
gibt noch viel mehr Zuckerfallen, die man<br />
kaum auf dem Schirm haben dürfte. Experten<br />
erklären, wie man sie erkennt und<br />
weshalb es empfehlenswert ist, seinen Zuckerkonsum<br />
zu begrenzen.<br />
W a rum k a nn ich nicht so<br />
viel Zucker essen, wie ich will?<br />
Zucker sei ein sogenannter leerer Energieträger,<br />
betont Silke Restemeyer von<br />
der Deutschen Gesellschaft für Ernährung<br />
(DGE). Das bedeutet: Zucker enthält keine<br />
Vitamine und Mineralstoffe und liefert<br />
gleichzeitig unnötige Kalorien. Die Expertin<br />
betont: Zwar braucht das Gehirn Glukose,<br />
also Traubenzucker, aber diese kann<br />
der Körper selbst aus anderen Lebensmitteln<br />
herstellen. Wir sind also nicht auf<br />
Zucker in Form von Haushaltszucker angewiesen.<br />
Mehr noch: Übermäßiger und<br />
häufiger Zuckerkonsum steht im Zusammenhang<br />
mit unterschiedlichen Erkrankungen<br />
wie Typ-2-Diabetes und kardiovaskulären<br />
Problemen. Auch für die Zähne ist<br />
Zucker nicht gesund - zu viel davon erhöht<br />
das Kariesrisiko.<br />
Wie viel Zucker darf es sein?<br />
Die DGE empfiehlt, höchstens zehn Prozent<br />
der täglichen Gesamtenergiezufuhr<br />
durch freie Zucker zu sich zu nehmen.<br />
Wenn man von einem Energiebedarf von<br />
2000 Kilokalorien (kcal) ausgeht, sind es<br />
maximal etwa 50 Gramm Zucker pro Tag.<br />
Zu den freien Zuckern zählen Ein- und<br />
Zweifachzucker, die Lebensmitteln zugesetzt<br />
werden, Honig, Sirup, Agavendicksaft<br />
und in Fruchtsäften und -konzentraten<br />
natürlich vorkommende Zucker.<br />
W ie erk ennt m a n den Z uck ergeha lt<br />
eines Lebensmittels?<br />
Das ist manchmal gar nicht so einfach.<br />
Doch es gibt mehrere Möglichkeiten. Eine<br />
ist die Zutatenliste, auf der alle Inhaltsstoffe<br />
in nach Menge absteigender Reihenfolge<br />
aufgelistet sind. Findet sich unter den<br />
ersten drei Inhaltsstoffen Zucker, handelt<br />
es sich um ein sehr zuckerhaltiges Produkt,<br />
erklärt Britta Gerckens von der Verbraucherzentrale<br />
Hamburg.<br />
Das Problem: Hersteller bezeichnen den<br />
Zucker nicht immer als Zucker. Es gibt<br />
etwa 70 verschiedene Bezeichnungen für<br />
Zucker, so Gerckens. Darunter fallen beispielsweise<br />
Sirup-Arten wie Glukosesirup<br />
oder Fruktosesirup, Maltodextrin sowie<br />
Voll- oder Magermilchpulver. Eine weitere<br />
Möglichkeit, den Zuckergehalt zu erkennen,<br />
ist die Nährwerttabelle. Dort ist<br />
aufgeführt, wieviel Kohlenhydrate pro 100<br />
Gramm enthalten sind und wie viel davon<br />
Zucker ist.<br />
Cornakes knnen echte uckerfallen sein wie ein<br />
Blick auf die utatenliste dieses Produkts beispielhaft<br />
zeigt: ucker steht mengenmäig an zweiter<br />
Stelle. Foto: Catherine Waibeldpa-mag -<br />
Was sind typische Zuckerfallen?<br />
Dass wir zu viel Zucker zu uns nehmen,<br />
liegt meist nicht an dem Zucker aus der Zuckerdose,<br />
den wir etwa beim Kochen verwenden,<br />
so Restemeyer. Und es liegt nicht<br />
nur an Süßwaren oder süßen Getränken.<br />
Zucker versteckt sich auch in Herzhaftem<br />
wie Ketchup oder Grillsoßen, in Dressings<br />
und in Fertiggerichten wie Pizza. Fertigjoghurt,<br />
Fertigmüsli und Frühstücksflocken<br />
sind oft Zuckerbomben. Saft und Nektar<br />
sind mit neun bis zwölf Gramm Zucker pro<br />
100 Milliliter eine unterschätzte Zuckerquelle.<br />
Zum Vergleich: Cola hat elf Gramm<br />
Zucker pro 100 Milliliter.<br />
Wie umgeht man diese Zuckerfallen?<br />
Am besten klappt das, indem man möglichst<br />
unverarbeitete Produkte einkauft<br />
und selber kocht, empfiehlt DGE-Expertin<br />
Restemeyer. Sie rät, die Zuckermenge in<br />
Rezepten von vorneherein zu <strong>red</strong>uzieren<br />
und lieber nachzusüßen. Viele Gerichte<br />
lassen sich auch mit Vanille oder Zimt verfeinern<br />
statt nur mit Zucker. Anstelle von<br />
purem Saft trinkt man besser Saftschorlen<br />
aus ein Teil Saft und drei Teilen Wasser.<br />
Zum Durstlöschen sei ohnehin Wasser<br />
am besten geeignet, so Restemeyer. Statt<br />
eines fertigen Fruchtjoghurts kauft man<br />
besser Naturjoghurt. Den kann man mit<br />
ganzen oder pürierten Früchten mischen.<br />
Statt eines Fertigmüslis sei es ratsam, sich<br />
sein Müsli selber zu machen: Dazu kann<br />
man Haferflocken oder andere Getreideflocken<br />
kaufen und mit Trockenfrüchten,<br />
Nüssen, Kernen oder frischem Obst mis<br />
chen.<br />
Grundsätzlich rät Verbraucherschützerin<br />
Gerckens, als Konsument kritisch zu sein<br />
- gerade bei ausgelobten Hinweisen wie<br />
ungesüßt oder ohne Zuckerzusatz.<br />
Sie betont: Da sollte man lieber zweimal<br />
gucken und die Angaben hinten auf der<br />
Verpackung lesen.<br />
Copyright: dpa<br />
Wer sein Müsli selber mischt, wei, was drin ist, und<br />
kann ucker einsparen. Foto: Christin Klosedpa-mag<br />
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