medizin&technik 01.2021
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<strong>01.2021</strong><br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />
EVK 12,40 €<br />
Ingenieurwissen<br />
für die Medizin<strong>technik</strong><br />
TITELTHEMA<br />
5G in der Klinik<br />
Ausloten, was Mediziner brauchen<br />
und Ingenieure bieten können<br />
Seite 34<br />
Kennzeichnung<br />
Zwei weitere Normen gilt es beim<br />
Kennzeichnen zu beachten Seite 50<br />
Brexit und Medizinprodukte<br />
Abschied der Briten beeinflusst den<br />
Medtec-Markt in Europa Seite 52<br />
SPECIAL<br />
Digitalisierung: Vernetzte Medizin<br />
und KI, der man vertraut Seite 33
Unsere Maschine dreht<br />
Ihr Medizinteil.<br />
Abutment<br />
Ø 4,5 × 9,35 mm<br />
Implantat<br />
Ø 4,1 × 10,75 mm<br />
Zylinderkörper<br />
Ø 21,0 × 71,0 mm<br />
Pedikelschraube<br />
Ø 5,5 × 30,0 mm<br />
www.citizen.de // info@citizen.de<br />
2 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
5G, 6G, KI – beginnen wir<br />
das Jahr mit Digitalisierung<br />
Kurz vor Drucklegung dieser Ausgabe kamen die Meldungen:<br />
Auch 2021 läuft das erste Halbjahr nicht nach Plan. Die<br />
Nürnberger Medtec Live & Summit zum Beispiel finden zum geplanten<br />
Termin im April, aber in virtueller Form statt. Für die<br />
Stuttgarter T4M ist eine Präsenzveranstaltung nach Pfingsten<br />
angekündigt, etwa einen Monat später als gedacht. Pandemie-<br />
Prognosen für dieses Jahr? Weiterhin äußerst schwierig!<br />
Für die Digitalisierung bedeutet das in vielen Bereichen einen<br />
Schub. Auch im Gesundheitswesen wird daran gearbeitet. Lesen<br />
Sie ab Seite 34, wo die ersten 5G-Projekte in Kliniken in<br />
Deutschland starten. Dort fühlen Mediziner und Ingenieure der<br />
neuen Mobilfunk-Generation auf den Zahn. Was geht technisch?<br />
Was bringt das für die Versorgung? Und was heißt das für Medizingeräte?<br />
Junge Ärzte, oft Digital Natives, stehen dem Thema<br />
übrigens besonders offen gegenüber und haben Interesse, sich<br />
an der Entwicklung auch zu beteiligen (S. 14).<br />
Ein weiteres Ereignis, das den Jahresbeginn prägt, ist der nun<br />
vollzogene Brexit. Es fällt fast ein bisschen schwer, nach jahrelangen<br />
Verhandlungen von einer „Einigung“ zu sprechen. Aber<br />
zumindest gibt es eine Regelung, die auch für die Medizin<strong>technik</strong><br />
eine Reihe von Änderungen bringt. Lesen Sie mehr zu den<br />
Übergangsfristen und Deadlines ab Seite 52.<br />
Und noch bevor im April die nächste Ausgabe von medizin&<strong>technik</strong><br />
erscheint, gibt es vom 9. bis 11. März weitere Neuigkeiten:<br />
bei unseren ersten Webinar-Thementagen Medizin<strong>technik</strong> erwarten<br />
Sie spannende Vorträge zu MDR/UDI und den Möglichkeiten<br />
der Mikrobearbeitung. Das Programm ist bereits online<br />
verfügbar unter<br />
medizin-und-<strong>technik</strong>.industrie.de/<br />
webinar-themen-tage-medizin<strong>technik</strong>-2021/<br />
FAULHABER Applikationen<br />
In-vitro<br />
Veritas<br />
Mit FAULHABER Antriebssystemen<br />
für die Laborauto mation setzen<br />
Analyselabore in der In-vitro-<br />
Diagnostik neue Massstäbe für<br />
Prozess sicherheit und Effizienz bei<br />
der Proben verarbeitung.<br />
faulhaber.com/laborautomation<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
Mehr zur Digitalisierung im Krankenhaus und dazu, was 6G für die<br />
Medizin verspricht, lesen Sie im Online-Magazin unter<br />
medizin-und-<strong>technik</strong>.industrie.de/themen/digitalisierung/<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 3<br />
WE CREATE MOTION
■ Medizin im Dialog<br />
14<br />
34<br />
Junge Ärzte und Digitalisierung<br />
Der medizinische Nachwuchs ist offen für<br />
digitale Angebote im Gesundheitswesen.<br />
Warum sie sich künftig stärker in der Entwicklung<br />
neuer Lösungen engagieren<br />
wollen, erläutern Mira Faßbach und Max<br />
Tischler vom Bündnis Junge Ärzte .....14<br />
(Bild: Bündnis Junge Ärzte)<br />
Mira Faßbach und Max Tischler vom<br />
Bündnis Junge Ärzte sehen großen Potenzial<br />
für Digitalisierung in der Medizin<br />
■ Technik<br />
Entwicklung & Komponenten<br />
Mit 3D-Druck zu individuellen Systemen<br />
für die Tinnitus-Behandlung ..............16<br />
PVD-Beschichtung gibt chirurgischen<br />
Instrumenten Funktion und Farbe ......18<br />
Elektrische Bauteile<br />
Sicherheit im Analysegerät beginnt<br />
bei der Stromzuführung .....................20<br />
CAN-Boards mit Perspektiven übertragen<br />
Daten im Medizinprodukt ..................22<br />
Reinraum<strong>technik</strong><br />
Wartungsplanung hilft, Stillstandzeiten<br />
in der Produktion zu verringern .........24<br />
Fertigung<br />
Stechdrehen von Aluminium gelingt<br />
mit dem passenden Werkzeug ............26<br />
Spezieller Laser für dicke Rohre eignet<br />
sich auch für die Medizin<strong>technik</strong> ........28<br />
Automatisierung<br />
Roboterzelle inspiziert und verpackt<br />
36 000 Spritzen pro Stunde ................30<br />
Reagenzbehälter werden im Reinraum<br />
vollautomatisiert montiert .................32<br />
Special<br />
IT in der Medizin<br />
Übersicht ...........................................33<br />
Internationale Nomenklatur unterstützt<br />
nationale E-Health-Strategie ..............40<br />
Lösung für Datenaustausch zwischen<br />
Medizingerät und Klinik-Netz ............41<br />
Mit Mixed Reality Trennungs-OP<br />
Siamesischer Zwillinge planen ...........41<br />
Rahmenwerk für Künstliche Intelligenz:<br />
Neuer Standard für Entwickler ..........42<br />
52<br />
0G-Netz für das Internet of Medical<br />
Things (IOMT) nutzen .......................44<br />
E-Health-Anbieter: Austausch<br />
im neuen Verband SVDGV .................46<br />
(Bild: Thaut Images/stock.adobe.com)<br />
Auslandsmarkt: Für<br />
den Warenverkehr<br />
medizintechnischer<br />
Produkte bringt der<br />
Brexit weitreichende<br />
Veränderungen<br />
4 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
(Bild: Digilife/stock.adobe.com)<br />
Titelthema<br />
Vernetzung mit 5G:<br />
Erste Projekte in den<br />
Kliniken gestartet<br />
Das 5G-Netz ist Neuland für Mediziner<br />
und Geräte. In ersten Testprojekten wird<br />
aber bereits ausgelotet, was die Breitbandtechnologie<br />
dem Gesundheitswesen<br />
bieten kann. Medizinier definieren die<br />
Anforderungen ..................................34<br />
■ Fokus Forschung<br />
Geflochtene Nitinol-Stents<br />
Forscher optimieren Fertigung<br />
bewegungsflexibler Stents mit<br />
Verzweigungen ..................................48<br />
Neurofeedback für Prothesen<br />
Tastsensoren an der Sohle helfen,<br />
die Prothese als Teil des Körpers<br />
wahrzunehmen .................................49<br />
■ Recht<br />
Kennzeichnung und Dokumentation<br />
Neue Anforderungen in zwei Normen für<br />
alle Klassen von Medizinprodukten ....50<br />
■ Auslandsmärkte<br />
Brexit<br />
Keine Zölle, aber mehr Bürokratie<br />
für die Medizin<strong>technik</strong>branche ..........52<br />
Neue Produkt-Kennzeichnung<br />
Großbritannien setzt auf eigene<br />
Standards für Medizinprodukte .........54<br />
33<br />
Statements zum Brexit<br />
BVMed und IVAM zu Übergangsfristen<br />
und Handelsabkommen .....................55<br />
(Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com)<br />
Rubriken<br />
Editorial ............................................03<br />
Visionen ............................................06<br />
Nachrichten .......................................08<br />
Innovationen .....................................56<br />
Firmenscout ......................................56<br />
Impressum .........................................58<br />
Meilensteine ......................................59<br />
IT in der Medizin: Wie 5G, Digitalisierung<br />
und KI die Medizin<strong>technik</strong> verändern<br />
Zum Titelbild: Die Zeit ist reif: An einzelnen<br />
Anwendungen in der Medizin wird geprüft,<br />
was 5G im Gesundheits wesen leisten kann.<br />
Ideen sollten am besten im internationalen<br />
Verbund zwischen Forschern, Medizinern,<br />
Ingenieuren und Unternehmen entstehen<br />
(Bild: Digilife/stock.adobe.com)<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 5<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 5
VISIONEN<br />
FÜR EINEN GUTEN SCHNITT<br />
Skalpelle | Wenn es ein Instrument gibt, dass den Beruf des Chirurgen symbolisiert,<br />
dann ist es wohl das Skalpell. Bereits seit Tausenden von Jahren im Einsatz, bleibt<br />
es in der Chirurgie auch heute unentbehrlich. Und ob nun mit der Stahlklinge oder<br />
dem Laser geschnitten wird – einen guten Schnitt zu machen, benötigt Fingerspitzengefühl<br />
und Können.<br />
„Das Messer bitte“ – geht es um den ersten<br />
Schnitt in oder unter die Haut, ist das Skalpell<br />
das chirurgische Instrument der Wahl.<br />
Es mit der nötigen Kraft und gleichzeitig der<br />
erforderlichen Genauigkeit zu führen, erfordert<br />
Geschicklichkeit und viel Übung. Sein<br />
Schneideverhalten ändert sich meist abhängig<br />
vom Winkel, in dem es gehalten wird.<br />
Daher gibt es inzwischen für die unterschiedlichen<br />
Einsatzgebiete Skalpelle in den<br />
verschiedensten Größen, Formen und Materialien<br />
– von wenige Millimeter langen Klingen<br />
für zum Beispiel Haartransplantationen,<br />
bis hin zu über 12 Zentimeter langen<br />
oder extra verstärkten, zum Beispiel für den<br />
orthopädischen Einsatz. Es gibt Einweg- wie<br />
Mehrwegskalpelle, Skalpelle mit auswechselbarer<br />
oder feststehender Klinge.<br />
Aber auch ganz andere „Klingen“ stehen<br />
dem Arzt inzwischen zur Verfügung. Denn<br />
schneiden lässt sich nicht nur mit Stahl, Diamant,<br />
Titan, Keramik, Feuerstein und Obsidian,<br />
in klassischer oder abgewandelter Messerform,<br />
sondern auch mit Strom, Radiowellen,<br />
Wasser, Ultraschall, Laser- oder Plasmaenergie:<br />
So wird das Elektroskalpell (auch<br />
Hochfrequenz-Methode genannt) bei praktisch<br />
allen Routineoperationen eingesetzt.<br />
Denn mit ihm wird das Gewebe mittels<br />
hochfrequentem Wechselstrom durch Erwärmung<br />
„geschnitten“ – und dadurch<br />
gleichzeitig eine Blutungsstillung der betroffenen<br />
Gefäße erreicht. Man spricht hierbei<br />
von Elektrokaustik (vom griechischen<br />
Wort „kaustos“ für „verbrannt“). Den gleichen<br />
vorteilhaften Effekt, nur mit einer noch<br />
höheren Genauigkeit, erzielen auch Laserund<br />
Plasmaskalpelle, die, wie ihre Namen<br />
verraten, mit einem Laser- oder Plasmastrahl<br />
das Gewebe kauterisieren.<br />
Auch mit einem wenige Mikrometer dünnen<br />
Wasserstrahl lässt sich präzise schneiden.<br />
Sein Druck kann an die unterschiedlichen<br />
Gewebefestigkeiten angepasst werden.<br />
Dadurch kann man mit ihm erkranktes<br />
Gewebe aus dem Körper entfernen, ohne<br />
dabei das feine Geflecht von Blutgefäßen<br />
und Nervenbahnen zu verletzen – ähnlich<br />
wie man mit einem Gartenschlauch Erde<br />
wegspülen kann, ohne die Wurzeln der<br />
Pflanzen zu zerstören.<br />
Anke Biester<br />
Wissenschaftsjournalistin in Aichstetten<br />
D<br />
as Wort Skalpell leitet sich aus dem lateinischen Begriff „scalpellum“ her, einer Verkleinerungsform<br />
von „scalprum“, „Messer“. Solch „kleine Messer“ verwendeten bereits die<br />
Menschen der Steinzeit. Sie schlugen einen Feuerstein frisch zu einer Klinge, die schärfer war<br />
als Stahl und durch das Erhitzen beim Abschleifen sogar steril.<br />
Dafür sprechen steinzeitliche Funde von Schädelknochen. Die zu Lebzeiten des Patienten<br />
herausgeschnittenen Stellen (Trepanation) sind als Löcher erkennbar. Bei zwei Dritteln der<br />
gefundenen Schädel waren sie augenscheinlich gut verheilt.<br />
Feuerstein wird noch heute manchmal in der Schönheits chirurgie eingesetzt, da die Klingen<br />
nicht nur sehr scharf sind, sondern die unebene, schuppige Oberfläche des Steins zu einem<br />
guten Wundverschluss und geringerer Narbenbildung führt.<br />
(Bild: adragan/stock.adobe.com)<br />
6 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Im „Kodex Hammurapi“, einer babylonischen<br />
Sammlung von Rechtssprüchen aus dem<br />
18. Jahrhundert v. Chr., wurde die Vergütung<br />
eines Arztes unter anderem danach bemessen,<br />
wie kunstgerecht er das Skalpell anwendete.<br />
Gleichzeitig wird dort auch eine drastische<br />
Bestrafung angedroht – für den Fall, dass er<br />
das Skalpell fehlerhaft eingesetzt hatte.<br />
Außerhalb des Operationssaals kommen Skalpelle auch<br />
bei Architekten und Hobbybastlern zum Einsatz. Einfach<br />
herumtragen darf man sie jedoch nicht immer: Denn Skalpelle<br />
mit Klingen länger als 12 cm dürfen laut Waffengesetz (§ 42 a)<br />
nicht offen und damit „einsatzbereit“ im Auto liegen oder im<br />
Rucksack mitgeführt werden. Sie könnten dann als potenzielle<br />
Hieb- und Stoßwaffe eingestuft werden. Sind sie für den Transport<br />
in einem verschlossenen Behälter untergebracht, ist das<br />
Ganze kein Problem.<br />
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Wohlfahrtspflege). Bei Einwegskalpelle<br />
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TRBA250 wird die Klinge nach Benutzung entweder in<br />
den Griff zurück geschoben und verriegelt oder eine<br />
Schutzkappe über die Klinge geschoben.<br />
Einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde erhielt 1991<br />
Heinz A. Benkewitz aus Burg in Sachsen-Anhalt – für das kleinste<br />
Skalpell der Welt. Es ist nur 16 mm groß, die dazugehörige Pinzette<br />
misst 14 mm. Angefertigt hat der Instrumentenschleifer-Meister<br />
das Arztbesteck im Maßstab 1:10 bereits als junger Meister im Jahr<br />
1962. Medizinstudenten, die seine Werkstatt besuchten, sorgten<br />
erst 30 Jahre später dafür, dass die Miniaturen als Weltrekord ane<br />
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Skalpelle retten Leben – und manc<br />
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Polararzt Leonid Rogosow selbst mit ei<br />
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Anzeichen eines drohenden Blin<br />
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ziert. Bei der Operation assistierten ihm ein Meteorologe, der<br />
die klaffende Bauchöffnung mit Haken ausein anderzog, und ein<br />
Automechaniker , der den Spiegel hielt, mit dem Rogosow in<br />
seinen eigenen Bauchraum blicken konnte. Die Operation<br />
gelang und Rogosow wurde gesund.<br />
Doch es müssen nicht unbedingt tausende Kilometer sein, es<br />
reicht auch ein Verkehrsstau als unüberwindliche Barriere auf<br />
dem Weg zum rettenden Krankenhaus: Der Mediziner Dr. Ira<br />
Kahn blieb 1986 mit akuter Blinddarmentzündung im Verkehrsgewühl<br />
von Beirut stecken. Mitten im Hupkonzert operierte er<br />
sich selbst. Als der Stau sich auflöste, war er mit dem Eingriff<br />
bereits fertig und fuhr ins Krankenhaus.<br />
01/2021 medizin&<strong>technik</strong> 7
■ [ NACHRICHTEN ]<br />
Beatmungsgeräte<br />
sind weltweit gefragt<br />
Medtech-Branche | In der Corona-Pandemie ist der<br />
Handel mit Sauerstoff- und Beatmungsgeräten deutlich<br />
gestiegen. Doch nicht die ganze Branche profitiert.<br />
Die Verbreitung der Infektionskrankheit Covid-19, die vor allem<br />
die Lungen angreift, hat zu einer gesteigerten Nachfrage<br />
nach medizinischen Geräten im Bereich Beatmungs- und Sauerstofftherapie<br />
geführt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis),<br />
Wiesbaden, mitteilt, stieg in Deutschland die Produktion<br />
von Apparaten und Geräten für Sauerstoff- und Beatmungs -<br />
therapie in den ersten drei Quartalen 2020 im Vergleich zum<br />
Vorjahreszeitraum um ein Drittel (33,4 %) auf 426 Millionen<br />
Stück. Zudem erhöhte sich der Produktionswert im selben Zeitraum<br />
um rund 60 % auf 900,6 Mio. Euro.<br />
Auch im Außenhandel machte sich die gestiegene Nachfrage<br />
nach Beatmungsgeräten und ähnlichen medizinischen Apparaten<br />
bemerkbar. So stiegen die Importe von Geräten für die Sauerstoff-<br />
und Beatmungstherapie von Januar bis November 2020 im<br />
Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 46,0 % auf rund 567,9<br />
Mio. Euro. Die Exporte nahmen im gleichen Zeitraum um 88,0 %<br />
zu (979,7 Mio. Euro).<br />
Die meisten nach Deutschland eingeführten Geräte kamen im<br />
gleichen Zeitraum aus den USA (wertmäßiger Anteil am<br />
Gesamtimport : 21,7 %), gefolgt von der Volksrepublik China<br />
(Bild: vadim/stock.adobe.com)<br />
Zu den weltweit stark nachgefragten Geräten für Sauerstoff- und<br />
Beatmungstherapie gehören Geräte für die invasive und nicht-invasive<br />
Beatmung wie zum Beispiel Beatmungsapparate, Atemmasken<br />
oder Beatmungsbeutel<br />
(20,6 %) und Neuseeland (13,4 %). Deutschland exportierte<br />
von Januar bis November 7,1 % (wertmäßiger Anteil am Gesamtexport)<br />
der Geräte für Sauerstoff- und Beatmungstherapie<br />
in die Volksrepublik China, gefolgt von den Vereinigten Staaten<br />
(7,0 %) und dem Vereinigten Königreich (6,7 %).<br />
Wachstumsraten wie für die inländische Produktion und den Außenhandel<br />
mit Beatmungsgeräten lassen sich aber nicht für die<br />
gesamte Medtech-Branche beobachten: Insgesamt wurden in<br />
diesem Bereich in Deutschland in den ersten drei Quartalen<br />
2020 Waren im Wert von 13,1 Mrd. Euro produziert. Das entsprach<br />
einem Minus von 1,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Importe<br />
stiegen wertmäßig im Zeitraum Januar bis November 2020<br />
um 2,0 %. Die Exporte gingen im gleichen Zeitraum um 2,4 %<br />
zurück.<br />
Neues aus dem<br />
Online-Magazin<br />
Webinar-Themen-Tage Medizin<strong>technik</strong> 2021<br />
Drei Tage, drei Themen - Expertenwissen digital<br />
Was kommt in den nächsten Monaten in Sachen Medical Device<br />
Regulation auf Medizin<strong>technik</strong>hesteller zu? Wie lassen<br />
sich die Vorgaben zu UDI in der Kennzeichnung umsetzen?<br />
Und was tut sich im Bereich der Mikrofertigung?<br />
Auf den Webinar-Themen-Tagen Medizin<strong>technik</strong> 2021 von<br />
medizin&<strong>technik</strong> teilen Branchenexperten ihr Wissen mit interessierten<br />
Teilnehmern: Vom 9. bis 11. März findet täglich<br />
ein Webinar mit anschließender Frage- und Antwortrunde<br />
statt, in dem die Referenten einen Überblick über die aktuellen<br />
Entwicklungen zu MDR, UDI und Mikrobearbeitung geben.<br />
Informationen zum Programm und zur Anmeldung unter:<br />
https://medizin-und-<strong>technik</strong>.industrie.de/webinar-thementage-medizin<strong>technik</strong>-2021/<br />
Abonnieren Sie jetzt unseren Newsletter auf:<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />
Via Twitter: @med_redaktion<br />
Wechsel bei VDI TLS<br />
Prof. Peter Pickel übernimmt<br />
Vorsitz der VDI-Gesellschaft<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Pickel ist neuer Vorsitzender der<br />
VDI-Gesellschaft Technologies of Life Sciences (TLS).<br />
Er folgt damit auf Prof. Dr.-Ing. Marc Kraft, der die<br />
Funktion von 2015 bis 2020 ausübte und gemäß Satzung<br />
des VDI nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren<br />
durfte. Prof. Kraft hat in seiner Amtszeit nicht<br />
nur das Thema Medizin<strong>technik</strong> fest im VDI etabliert,<br />
sondern auch die fünf Fachbereiche der TLS unter<br />
dem gemeinsamen Dach zusammengeführt: Max-<br />
Eyth-Gesellschaft Agrar<strong>technik</strong>, Bionik, Biotechnologie,<br />
Biodiversität, GVO-Monitoring und Risikomanagement<br />
und Medizin<strong>technik</strong>. Prof. Pickel ist Manager<br />
External Relations des 2010 gegründeten John Deere<br />
European Technology Innovation Centers in Kaiserslautern.<br />
Davor war er Direktor des Instituts für Agrar<strong>technik</strong><br />
und Landeskultur sowie Dekan der Landwirtschaftlichen<br />
Fakultät an der Martin-Luther-Universität<br />
Halle-Wittenberg. Neben seiner beruflichen Tätigkeit<br />
engagiert sich Peter Pickel auch ehrenamtlich<br />
in Deutschland und in Europa, unter anderem im Vorsitz<br />
des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft<br />
Agrar<strong>technik</strong>.<br />
8 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Sonderregelung in der Corona-Pandemie<br />
EU-Kommission ermöglicht<br />
MDR-Fernaudits<br />
Die Europäische Kommission hat in einer<br />
Bekanntmachung mitgeteilt, dass während<br />
der Corona-Pandemie in Einzelfällen<br />
virtuelle MDR-Audits mit Benannten Stellen<br />
möglich sind. „Industrie und die Benannten<br />
Stellen befürworteten die Möglichkeit,<br />
befristete Sondermaßnahmen,<br />
einschließlich Fernaudits, im Zusammenhang<br />
mit Vor-Ort-Audits durch Benannte<br />
Stellen gemäß den Verordnungen über<br />
Medizinprodukte einzuführen”, schreibt<br />
die EU-Kommission. Berücksichtigt werde<br />
dabei, „die ständige Verfügbarkeit von<br />
sicheren und leistungsfähigen Medizinprodukten<br />
und In-vitro- Diagnostika sicherzustellen<br />
und dazu beizutragen, das<br />
Risiko von Engpässen bei diesen Produkten<br />
innerhalb der EU zu vermeiden.“ Jedoch<br />
leite sich daraus keine Regel ab, es<br />
werde vielmehr explizit auf den Ausnahmecharakter<br />
hingewiesen, heißt es.<br />
Initiative Medtech 2030<br />
BVMed-Positionspapier soll<br />
Medtech-Branche stärken<br />
Zur Bundestagswahl 2021 fordert der<br />
BVMed e.V. in einem 12-Punkte-Posi -<br />
tionspapier eine Gesamtstrategie für die<br />
Medizin<strong>technik</strong>-Branche. In seinem Papier<br />
bemängelt der Verband, dass Beitrag<br />
und Bedürfnisse der Medtech-Branche<br />
insbesondere von der Wirtschafts- und<br />
Forschungspolitik nur ausschnittsweise<br />
wahrgenommen werden. Mit der Initiative<br />
Medtech 2030 will der BVMed zudem<br />
eine stärkere Verzahnung von Gesundheits-,<br />
Wirtschafts- und Forschungspolitik<br />
erreichen. Ein Hauptaugenmerk des strategischen<br />
Prozesses müsse dabei konkret<br />
auf der Stärkung der mittelständischen<br />
Struktur der Medizinprodukte-Industrie<br />
liegen. Die Branche beschäftigt in<br />
Deutschland mehr als 235 000 Menschen<br />
und ist zu mehr als 90 % mittelständisch<br />
geprägt. „Forschung und Produktion müssen<br />
für mittelständische Medizin<strong>technik</strong>-<br />
(Bild: BVMed)<br />
Mit der Initiative Medtech 2030 will der<br />
BVMed die deutsche Medizin<strong>technik</strong>-<br />
Branche stärken<br />
Unternehmen am Standort Deutschland<br />
weiterhin möglich sein, gefördert und<br />
noch ausgebaut werden“, heißt es im Positionspapier.<br />
Zur Stärkung des Forschungsstandorts<br />
Deutschland schlägt<br />
der BVMed unter anderem den Aufbau einer<br />
Medizin<strong>technik</strong>-Innovationsagentur<br />
sowie den besseren Zugang zu Versorgungsdaten<br />
für die forschenden Medtech-<br />
Unternehmen vor. Als Schlüssel für ein<br />
positives Innovations- und Investitionsklima<br />
in Deutschland sieht der BVMed eine<br />
übergeordnete Digitalstrategie für die Gesundheitsversorgung.<br />
Medizin<strong>technik</strong><br />
braucht Zulieferer.<br />
Mit Begeisterung.<br />
Immer up to date:<br />
T4M-expo.de<br />
Fachmesse für Medizin<strong>technik</strong><br />
#T4Mexpo · Messe Stuttgart<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 9
■ [ NACHRICHTEN ]<br />
In Kürze<br />
Qualitätssicherung<br />
Die 34. Control – Internationale Fachmesse<br />
für Qualitätssicherung – kann<br />
auch in diesem Jahr nicht als Präsenzveranstaltung<br />
stattfinden. Nach Rücksprachen<br />
mit Ausstellern und dem<br />
Messebeirat hat der Messeveranstalter<br />
P. E. Schall GmbH & Co. KG das<br />
Branchenhighlight, das für den<br />
4. bis 7. Mai 2021 geplant war, abgesagt.<br />
Der Online-Marktplatz Control-<br />
Virtuell bleibt für die Leadgenerierung<br />
digital verfügbar.<br />
Automatisierung<br />
Die B&R Industrial Automation<br />
GmbH, Eggelsberg, erweitert mit Fredrik<br />
Holmberg ihr Business Development<br />
um einen Experten für den Bereich<br />
Medical Device Assembly. Holmberg<br />
soll das Geschäft des Automatisierungsspezialisten<br />
in dieser stark<br />
wachsenden Branche vorantreiben.<br />
Im Vordergrund stehen dabei Automatisierungslösungen<br />
für die Fertigung<br />
in kleinen Losgrößen.<br />
Reinraumfertigung<br />
Die überarbeitete VDI 2083 Blatt 9.1<br />
gibt Hinweise zur Reinheitstauglichkeit<br />
von Betriebsmitteln und raumlufttechnischen<br />
Komponenten – von<br />
der Planung bis zum Nachweis. Somit<br />
hilft sie bei der Erreichung einer spezifizierten<br />
Produktqualität. Die Richtlinie<br />
bietet eine standardisierte Vorgehensweise<br />
zur Qualifizierung von<br />
Betriebsmitteln und RLT-Komponenten<br />
für reinheitstechnische Bereiche.<br />
Die Richtlinie erschien im Januar als<br />
Weißdruck und ersetzt die Ausgabe<br />
von Dezember 2006.<br />
Hochleistungskeramik<br />
Die Plochinger Ceramtec-Gruppe hat<br />
den nächsten Schritt in der Transformation<br />
zu einem Medtech-Unternehmen<br />
getan und den Schweizer Spezialisten<br />
für keramische Zahnimplantate,<br />
Dentalpoint AG, Spreitenbach,<br />
erworben. Damit baut der Medizintechnologiekonzern<br />
nach eigenen<br />
Angaben sein Angebot als Zulieferer<br />
im Bereich Hochleistungskeramik<br />
weiter aus.<br />
Internationaler Kongress<br />
Medtec Summit gibt Impulse für eine zukunftsfähige<br />
und innovative Medizin<strong>technik</strong>-Branche<br />
Der internationale Medtec Summit in<br />
Nürnberg gilt als jährliches Highlight für<br />
die Medizin<strong>technik</strong>-Branche, auf welchem<br />
Besucher und Aussteller der Fachmesse<br />
Medtec Live mit namhaften Referenten<br />
aus Industrie, Wissenschaft und<br />
Klinik zusammenkommen. Der Kongress<br />
findet vom 20. bis 22. April 2021 statt und<br />
wird von der Bayern Innovativ GmbH,<br />
Nürnberg, im Auftrag des Bayerischen<br />
Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung<br />
und Energie veranstaltet.<br />
Mit einer breiten Auswahl an forschungsrelevanten<br />
und praxisnahen Vorträgen,<br />
Diskussionsrunden und interaktiven Vernetzungsmöglichkeiten<br />
greift der digitale<br />
Kongress Medtec Summit bekannte und<br />
neue Themenkomplexe auf und setzt damit<br />
Impulse für eine zukunftsfähige und<br />
innovative Branche. Ausgewählte Experten<br />
geben an drei Tagen in insgesamt<br />
neun Sessions Einblicke in die Leitthemen<br />
„Digitalization“, „Technology“ und „Market“:<br />
Mit strukturierten Daten, maschinellem<br />
Lernen und Biobanken Innovationen<br />
in Diagnostik und Therapie beschleunigen?<br />
Was dahinter steckt, verraten Redner<br />
der Session „Updates in Diagnostics<br />
and Innovative Therapeutics“. Im Rahmen<br />
der Session „Digitalization in Hospitals:<br />
Patient Centered?“ zeigen Referenten<br />
digitale Lösungen für einen Digitalisierungsschub<br />
in den Kliniken aus der<br />
Praxisperspektive auf. Unter dem Motto<br />
„Regulation: Don´t hesitate, innovate!“<br />
präsentieren Experten einen Rundumschlag<br />
zur MDR und beantworten dabei<br />
Fragen von der klinischen Prüfung bis hin<br />
zur Zertifizierung von AI-Produkten. Weitere<br />
Trends wie Clinical Robotics, Smart-<br />
Living, Industrie 4.0 und 3D-Druck werden<br />
auf dem Kongress ebenfalls genauer<br />
unter die Lupe genommen.<br />
Workshop Einschnitte - Einblicke<br />
Online-Veranstaltung bietet Live-Chat mit Ärzten<br />
Live-Übertragung der OP in der Klinischen<br />
Anatomie in Tübingen<br />
„Vier große Chirurgenhände und zwei<br />
kleine Nasenlöcher, das kann zum Problem<br />
werden“, fasst Prof. Dr. Bernhard<br />
Hirt die Situation während der Online-<br />
Demonstration einer minimal-invasiven<br />
Stirnhöhlen-OP zusammen. Schließlich<br />
müssen Endoskop, Kamera, Licht, Sauger<br />
und Bohrer vom chirurgischen Team bis<br />
an die Schädelbasis geführt werden, um<br />
dort, häufig stundenlange, filigrane Eingriffe<br />
durchzuführen. „Weniger Kabel“,<br />
war nur einer der Wünsche der Operateure,<br />
die während des Workshops „Einschnitte<br />
– Einblicke wie immer am anatomischen<br />
Präparat den Medical Need veranschaulichten.<br />
Die erste Ausgabe der<br />
Workshop-Reihe im Jahr 2021 fand Ende<br />
Januar pandemiebedingt als Online-Veranstaltung<br />
statt. Sie wurde live aus der<br />
Klinischen Anatomie in Tübingen ge -<br />
streamt. Moderiert von Dr. Klaus Eichenberg<br />
und Anja Reutter von der Bioregio<br />
Stern Management GmbH sowie Prof. Dr.<br />
Bernhard Hirt, Ärztlicher Direktor des Instituts<br />
für Klinische Anatomie und Zellanalytik,<br />
wurden die täglichen Herausforderungen<br />
am OP-Tisch veranschaulicht.<br />
Im Mittelpunkt stand das Fachgebiet „Endoskopie<br />
und Robotik in Diagnostik und<br />
Chirurgie“. Die über 160 Teilnehmer, vorwiegend<br />
Entwickler aus der Medizin<strong>technik</strong>-Branche,<br />
konnten via Live-Chat mit<br />
den Ärzten über Ideen für Instrumente<br />
oder Methoden diskutieren. Der nächste<br />
Workshop „Einschnitte – Einblicke“ wird<br />
am 30. Juni stattfinden, wenn möglich<br />
wieder vor Ort im Institut für Klinische<br />
Anatomie und Zellanalytik in Tübingen.<br />
(Bild: Michael Latz/Bioregio Stern)<br />
10 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Additive Fertigung<br />
Messe Rapid.Tech 3D wird in<br />
den Frühsommer verschoben<br />
Die Rapid.Tech 3D 2021 wird auf den 22.<br />
und 23. Juni verschoben. Besucher sollen<br />
dann live vor Ort oder per Online-Stream<br />
teilnehmen können. Diese Entscheidung<br />
hat die Messe Erfurt in Abstimmung mit<br />
dem Fachbeirat getroffen. Bereits im vergangenen<br />
Jahr veranlasste die Entwicklung<br />
rund um das Coronavirus den Veranstalter<br />
dazu, die Durchführung der Messe<br />
auf das neue Jahr zu verschieben.<br />
Die Rapid.Tech 3D steht 2021 unter dem<br />
Leitmotto Nachhaltigkeit. Alle geplanten<br />
Foren und die Ausstellung werden dieses<br />
Thema in den Fokus nehmen. Als rein digitales<br />
Event wird die 3D Pioneers Challenge<br />
ausgetragen. Der internationale Designwettbewerb<br />
für additive Fertigungsverfahren<br />
fordert erneut Pioniere im<br />
3D-Druck auf, ihre zukunftsweisenden<br />
Produkte und Technologien vorzustellen.<br />
Dafür wird ein Preisgeld in Höhe von<br />
35 000 Euro ausgelobt.<br />
Virtual Medtec Live & Summit<br />
Nürnberger Messe lädt zum<br />
digitalen Netzwerken ein<br />
Auch in diesem Jahr wird die Nürnberger<br />
Fachmesse Medtec Live & Summit als rein<br />
virtuelle Ausgabe stattfinden. Zu den<br />
Highlights der 2nd Virtual Edition Medtec<br />
Live & Summit, die vom 20. bis 22. April<br />
stattfindet, zählen laut Veranstalter unter<br />
anderem das Matchmaking-System mit<br />
1:1 Videocalls, der Medtec Summit und<br />
die Präsentationen zahlreicher Aussteller<br />
und Experten. Der Start-up-Contest und<br />
ein neu geschaffener Talent Award für<br />
Nachwuchsforscher sollen zudem frische<br />
Ideen einbringen.<br />
Die zweite virtuelle Ausgabe der Medtec<br />
Live & Summit komme zum richtigen<br />
Zeitpunkt, denn der Gesprächsbedarf<br />
zwischen Medtech-Experten sei immens,<br />
erklärt die Nürnberg Messe GmbH. Das<br />
Inkrafttreten der MDR steht kurz bevor,<br />
digitale Gesundheitsanwendungen nehmen<br />
Fahrt auf, die Pandemie beschleunigt<br />
weiter die Digitalisierung und hat von der<br />
(Bild: Nürnberg Messe/Thomas Geiger)<br />
Die Fachmesse Medtec Live & Summit<br />
finden zum zweiten Mal rein digital statt<br />
Medtech- und Diagnostik-Branche gleichzeitig<br />
besondere Leistungen abverlangt.<br />
Austausch und Networking seien für Medtech-Unternehmen<br />
wichtiger denn je.<br />
Beim digitalen Messe-Event können Teilnehmer<br />
direkt auf Experten aus der gesamten<br />
Wertschöpfungskette der Medizin<strong>technik</strong><br />
zugreifen, chatten oder Videocalls<br />
vereinbaren. „Bei der Konzeption des<br />
Events profitieren wir von den Erfahrungen<br />
der ersten virtuellen Medtec Live und<br />
haben an vielen Stellen für eine noch bessere<br />
User-Experience gesorgt“, so Christopher<br />
Boss, Leiter Medtec Live bei der<br />
Nürnberg Messe. Aussteller können sich<br />
am virtuellen Event mit einem umfassenden<br />
Firmenprofil beteiligen.<br />
We make ideas flow.<br />
www.buerkert.de<br />
/ Medizin<strong>technik</strong> / Tropfen für Tropfen höchste Präzision.<br />
Gerade in der Medizin<strong>technik</strong> ist die zuverlässige und exakte Steuerung, Regelung und Dosierung<br />
von Fluiden und Gasen lebensnotwendig. Wir entwickeln und fertigen hierfür passgenaue Systeme<br />
und Komponenten – auch für spezifische Fluid<strong>technik</strong>-Anwendungen. Finden Sie heraus, wie Sie<br />
das Know-how unserer Experten bei Ihren individuellen Anwendungen unterstützt. Wir freuen uns<br />
auf Ihre Kontaktaufnahme!<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 11
■ [ NACHRICHTEN ]<br />
Recycling-Initiative<br />
für Medizinprodukte<br />
Neue Plattform | Mit der Medical Product Recycling<br />
Initiative (Meppri) wollen Fraunhofer IWKS und Ired Institut<br />
das Medizinprodukte-Recycling voranzutreiben.<br />
Bislang werden nur wenige Medizinprodukte im Sinne einer<br />
stofflichen Verwertung recycelt. Die bisherigen Verfahren<br />
basieren zumeist auf einer rein thermischen Behandlung in<br />
der Hausmüllverbrennung. Die metallischen Rückstände werden<br />
dabei nur in geringem Maße in Stahl und Buntmetalle sortiert.<br />
Das bedeutet, dass lediglich Medizinprodukte mit einem<br />
hohen Metallanteil partiell in den Wirtschaftskreislauf zurück–geführt<br />
werden können. Dabei gehen wertvolle Rohstoffe<br />
verloren.<br />
Die Fraunhofer-Einrichtung für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie<br />
IWKS, Alzenau, und das Ired Institut für Recycling,<br />
Ökologie und Design, Frankfurt/Main, bündeln ihr Knowhow in<br />
der Verwertung von medizinisch eingesetzten Produkten und<br />
starten die neue Kooperationsplattform Medical Product Recycling<br />
Initiative (Meppri). Ziel der Plattform ist es, alle beteiligten<br />
Stakeholder – vom Anwender wie beispielsweise Krankenhäusern<br />
über Entsorgungslogistiker und Recyclingunternehmen bis<br />
Viele medizinische Einwegprodukte finden (noch) nicht den Weg<br />
in die stoffliche Verwertung<br />
hin zu Entscheidern aus der Politik – für das Thema zu sensibilisieren.<br />
Die Plattform dient dabei als Grundlage für den Wissenstransfer<br />
und die Erhebung von belastbaren Daten. IRED und<br />
Fraunhofer IWKS haben unter anderem bereits ein Verfahren für<br />
ein hochwertiges Recycling von chirurgischen Einweginstrumenten<br />
entwickelt. Basierend auf diesem Knowhow werden mit<br />
der Plattform neue Ansätze geschaffen, um dies auf weitere Medizinprodukte<br />
wie Explantate, Endoskope und elektrophysiologische<br />
Geräte auszuweiten. Beide Institute bringen dafür nicht<br />
nur Erfahrung, Daten und Ausstattung ein, sie decken auch verschiedenste<br />
Aspekte des Recyclings ab: von der Analyse über die<br />
Sortierung bis hin zum verwertungsoptimierten Re-Design von<br />
Medizinprodukten.<br />
Eine Umfrage zur Datenerfassung bei Klinikbetrieben ist bereits<br />
angelaufen. Für weitere Informationen und bei Interesse an einer<br />
aktiven Mitwirkung beim Aufbau der Wertstoff-Plattform<br />
stehen die Initiatoren als Ansprechpartner zur Verfügung.<br />
(Bild: IRED Institut)<br />
Neuer Termin<br />
Messe T4M soll im Juni parallel zur Moulding Expo<br />
als Präsenzveranstaltung stattfinden<br />
Implantat-Fertigung<br />
Medartis investiert in<br />
Reinraum von Schilling<br />
Die Messe Stuttgart verlegt die T4M auf<br />
Anfang Juni<br />
(Bild: Messe Stuttgart)<br />
Die Messe Stuttgart verlegt die T4M –<br />
Technology for Medical Devices auf den 8.<br />
bis 10. Juni 2021. Durch die Verschiebung<br />
erhofft sich der Veranstalter mehr Planungssicherheit<br />
für die Durchführung einer<br />
Präsenzmesse. Insbesondere die<br />
Rücksprache mit den ideellen Trägern<br />
und Partnern, wie der VDMA Arbeitsgemeinschaft<br />
Medizin<strong>technik</strong>, dem Schweizer<br />
Fachverband Swiss Medtech sowie<br />
dem Tuttlinger Cluster Medical Mountains<br />
und das allgemeine Ausstellerfeedback<br />
machten deutlich, dass eine Präsenzmesse<br />
in der ersten Jahreshälfte von der<br />
Medtech-Branche nach wie vor gewünscht<br />
wird, teilt die Messe Stuttgart<br />
GmbH mit.<br />
Zur kontrollierten und sicheren Durchführung<br />
hat die Messe Stuttgart ein Konzept<br />
zum Gesundheitsschutz aller Aussteller,<br />
Besucher und Mitarbeiter erstellt.<br />
Der neue Messetermin soll der Medizin<strong>technik</strong>branche<br />
zudem spannende Synergien<br />
durch die parallel stattfindenden Eigenveranstaltungen<br />
Moulding Expo, Internationale<br />
Fachmesse Werkzeug-, Modell-<br />
und Formenbau und Cast Forge,<br />
Fachmesse für Guss- und Schmiedeteile<br />
mit Bearbeitung, versprechen. Aussteller<br />
und Besucher sollen von der Kombination<br />
aus Fachmesse, Foren, Workshops und<br />
Networking profitieren. Weiterhin plant<br />
das verantwortliche Projektteam, wie<br />
auch schon zum ursprünglichen Messetermin,<br />
das eigentliche Messegeschehen digital<br />
zu unterstützen.<br />
Die Medartis AG mit Hauptsitz in Basel ist<br />
auf hochpräzise Implantatsysteme für<br />
Knochenbrüche und Knochenfehlstellungen<br />
spezialisiert. Für die Gewährleistung<br />
der Sicherheitsstandards für Medizinprodukte<br />
hat das Unternemen in einen 600<br />
m2 großen Reinraum Cleanmedicell der<br />
Schilling Engineering GmbH, Wutöschingen,<br />
investiert. Die Titanimplantate werden<br />
künftig in zwei in den Reinraumwänden<br />
integrierten Waschanlagen gereinigt.<br />
Nach der Reinigung werden die Implantate<br />
einzeln verpackt und etikettiert, bevor<br />
sie den Reinraum verlassen. Der Reinraum<br />
verfügt über verschiedene Zonen<br />
der Reinraumklassen ISO 7 und ISO 8.<br />
Das Material wird über zwei Materialschleusen,<br />
eine davon mit Rolltoren ausgestattet,<br />
eingeschleust. Die Übergabe<br />
zwischen den Reinräumen erfolgt über<br />
zwei Waschanlagen und 1 m große Materialdurchreichen.<br />
Drei Personalschleusen<br />
sorgen für eine funktionale und sichere<br />
Einschleusung der Mitarbeiter in die unterschiedlichen<br />
Reinraumzonen.<br />
12 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Produktion von Dialysatoren<br />
Dialysesparte von FLG gehört künftig<br />
zur Zahoransky Gruppe<br />
Anlagen zur Dialysefilterherstellung<br />
Die Zahoransky AG aus Todtnau-Gschwend<br />
hat Anfang des<br />
Jahres die Dialysesparte der<br />
FLG Automation AG, Karben,<br />
übernommen. Damit baut das<br />
Unternehmen seine Position<br />
im Bereich Medizin<strong>technik</strong><br />
aus: Die Komplettanlagen zur<br />
Dialysefilterherstellung von<br />
FLG ergänzen künftig das<br />
Know-how und Portfolio der<br />
Zahoransky Gruppe im Geschäftsfeld<br />
Maschinen und<br />
Anlagen für medizintechnische<br />
Produkte sowie pharmazeutische<br />
Primärverpackungen.<br />
Die Übernahme der Dialysesparte<br />
des langjährigen<br />
Partners von Zahoransky wurde<br />
im Rahmen der Nachfolgeregelung<br />
für den Gründer der<br />
FLG, Lüdger Grünewald, möglich.<br />
Zur Gewährleistung eines<br />
reibungslosen Übergangs beantwortet<br />
Zahoransky bereits<br />
seit dem 1. Januar alle Anfragen<br />
von Kunden und Interessenten<br />
von FLG. Grünewald<br />
wird der Zahoransky Gruppe<br />
in den nächsten Jahren als Berater<br />
zur Verfügung stehen,<br />
teilt das Unternehmen mit.<br />
(Bild: Zahoransky)<br />
Robotische Rehabilitation<br />
Zusammenarbeit<br />
bei Exoskeletten<br />
Um die Entwicklung technologischer<br />
Lösungen für Rehabilitationsdienste<br />
zu beschleunigen,<br />
wollen die Schweizer Maxon<br />
Motor AG, Sachseln, und<br />
das Start-up Fourier Intelligence,<br />
Shanghai, China, künftig<br />
in einer globalen strategischen<br />
Partnerschaft enger zusammenarbeiten.<br />
Fourier hat<br />
sich auf Exoskelette und robotische<br />
Rehabilitation spezialisiert.<br />
Die beiden Unternehmen<br />
bündeln nun ihre Kompetenzen,<br />
um branchenführende<br />
Technologieprodukte und<br />
-plattformen für die Behandlung<br />
von Patienten zu entwickeln.<br />
Eine gemeinsame Absichtserklärung<br />
wurde bereits<br />
im Dezember unterzeichnet.<br />
Fourier verwendet bereits<br />
Elektromotoren von Maxon in<br />
seinem Exoskelett Exomotus<br />
X2. Zusätzlich wird Maxon<br />
Teil des Exoskeleton & Robotics<br />
Open Platform Systems<br />
(Exops), einer offenen Plattform<br />
für die Forschung und<br />
Entwicklung von Exoskelett-<br />
(Bild: Fourier Intelligence)<br />
Exoskelett Exomotus X2 von<br />
Fourier Intelligence<br />
und Robotiksystemen. Der Antriebsspezialist<br />
wird angehenden<br />
Ingenieuren und Ingenieurinnen,<br />
die Robotiklösungen<br />
für Rehabilitationsdienste<br />
entwickeln wollen, maßgeschneiderte<br />
Antriebsoptionen<br />
mit Motoren, Getrieben, Encodern<br />
und Steuerungen zur<br />
Verfügung stellen.<br />
„Die Partnerschaft mit Maxon<br />
wird es uns ermöglichen, das<br />
beste technologische Portfolio<br />
zur Verfügung zu stellen, auf<br />
dem wir die nächste Genera -<br />
tion von transformativen technologischen<br />
Produkten und<br />
Plattformen konzipieren, entwerfen<br />
und bauen können“,<br />
sagt Zen Koh, Mitgründer und<br />
stellvertretender CEO von<br />
Fourier Intelligence. Ziel sei<br />
es, die Patienten auf dem Weg<br />
zur Genesung bestmöglich zu<br />
unterstützen.<br />
Softwareentwicklung für Medizinprodukte<br />
Software ist Mannschaftssport<br />
Digital Therapeutics, vernetzte<br />
Systeme, intelligente Medizingeräte:<br />
Die Digitalisierung von<br />
Medizinprodukten schreitet voran,<br />
Softwareentwicklung wird<br />
zur zentralen Säule. Um im<br />
Technologie- und Normen-<br />
Dschungel zwischen MDR,<br />
IVDR und FDA stets den<br />
Durchblick zu wahren, sind Experten<br />
mit viel Erfahrung der<br />
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Bei der infoteam Software<br />
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40 Jahren Software, seit 20 Jahren<br />
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steht in den Startlöchern und<br />
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infoteam Software Gruppe<br />
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Director Life Science<br />
E-Mail: lifescience@infoteam.de<br />
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01/2021 medizin&<strong>technik</strong> 13
■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />
JUNGE ÄRZTE SIND OFFEN FÜR<br />
DIGITALISIERUNG IN DER MEDIZIN<br />
Digital Natives im Arztkittel | Wie stehen Ärzte zu digitalen Angeboten für das Gesundheitswesen?<br />
Der medizinische Nachwuchs kennt und nutzt mobile Geräte und Services von Kindesbeinen an und<br />
möchte sich künftig stärker in der Entwicklung neuer Lösungen engagieren, wie Mira Faßbach und<br />
Max Tischler vom Bündnis Junge Ärzte erläutern.<br />
■ Bündnis Junge Ärzte vermittelt Experten dergelassene Ärzte angestellt oder in Tischler: Für Ärzte ist die Zeit immer<br />
■ Wo sehen Sie mit Blick auf die Digitalisierung<br />
Unterschiede zwischen den jungen<br />
und älteren Kollegen?<br />
Faßbach: Wir jüngeren Ärzte sind als Digital<br />
Natives mit digitalen Möglichkeiten<br />
aus dem Alltag vertraut. Wir sind<br />
gewohnt, schnell auf Daten zugreifen<br />
zu können oder uns auf digitalem Weg<br />
auszutauschen. Das möchten wir gern<br />
im beruflichen Umfeld stärker nutzen<br />
und sehen auch Ansatzpunkte dafür.<br />
Keiner von uns würde in die Bibliothek<br />
gehen, um ein Detail in einem Buch<br />
nachzulesen. In diesem Punkt haben<br />
wir vielen älteren Kollegen eine Erfahrung<br />
voraus. Wobei ich ausdrücklich<br />
nicht verallgemeinern oder älteren Kollegen<br />
die Fähigkeit absprechen möchte,<br />
mit digitalen Angeboten umzugehen.<br />
Tischler: Wir möchten erreichen, dass<br />
die Offenheit der jüngeren Mediziner<br />
gegenüber digitalen Lösungen stärker<br />
Mira Faßbach, Urologin, und Dermatologe<br />
sichtbar wird. In vielen Gremien, in denen<br />
darüber diskutiert wird, sind bisher<br />
Max Tischler vertreten als Sprecher das<br />
Bündnis Junge Ärzte<br />
■ Frau Faßbach, Herr Tischler, mit dem vor allem Ältere vertreten. Wobei wir<br />
Bündnis Junge Ärzte machen Sie sich<br />
stark für mehr Beteiligung von Medizinern<br />
an der Digitalisierung im Gesundheitswesen.<br />
Für wen sprechen Sie?<br />
Faßbach: Im Bündnis Junge Ärzte haben<br />
sich die Nachwuchsorganisationen von<br />
25 Berufsverbänden und Fachgesellschaften<br />
zusammengeschlossen. Darauf,<br />
dass wir der größte interdisziplinäre<br />
Zusammenschluss von jungen Medizinern<br />
Ärzte uns unabhängig vom Alter einig<br />
sind, dass Digitalisierung den persönlichen<br />
Austausch zwischen Arzt und Patient<br />
nicht ersetzen kann. Eine KI kann<br />
Daten analysieren, aber das empathische<br />
Verstehen wird sie nie haben. Ob<br />
ich eine auffällige Hautstelle sofort entferne,<br />
hängt auch vom Patienten ab –<br />
manchmal kann man abwarten und<br />
erst später eingreifen. Wenn beim Pa-<br />
IHR STICHWORT<br />
in Deutschland sind, sind wir ein tienten die Sorge vor einer Krebserkran-<br />
bisschen stolz.<br />
kung zu groß ist, sollte ich sofort handeln.<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Digitalisierung aus Medizinersicht<br />
Mehr medizinisches Wissen integrieren<br />
Ärzte wollen digitale Lösungen<br />
mit gestalten<br />
Tischler: Als junge Assistenz- und Fachärzte<br />
sehen wir die Kollegen, die jünger<br />
als 45 Jahre sind und deren Facharztprüfung<br />
nicht länger als fünf Jahre zurückliegt.<br />
Sie üben ihren Beruf als nie-<br />
Bei dieser Entscheidung kann mir<br />
kein technisches System helfen.<br />
■ Wo sehen Sie Nutzen, den die Digitalisierung<br />
bieten kann?<br />
der eigenen Praxis aus oder sind in<br />
Krankenhäusern und Kliniken tätig.<br />
knapp. Daher sind alle Lösungen will-<br />
(Bild: Bündnis Junge Ärzte)<br />
14 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
kommen, die mich schneller ans Ziel<br />
bringen. Das betrifft Verwaltungstätigkeiten<br />
ebenso wie die Beschaffung von<br />
Daten zum Patienten. Es gibt auch Fälle,<br />
in denen ich deren Erwartungen deutlich<br />
wahrnehme: Den Termin beim<br />
Facharzt am besten online zu vereinbaren<br />
ist das Erste. Dann soll die Zeit bis<br />
dahin genutzt werden, um sich selbst<br />
zu informieren, eine auffällige Hautstelle<br />
eventuell mit dem Smartphone<br />
zu erfassen, um Veränderungen zu dokumentieren.<br />
Es gibt je nach Fachrichtung<br />
sicher viele Möglichkeiten und<br />
Ideen, wie wir die Digitalisierung nutzen<br />
könnten. Bisher stehen wir mit allem<br />
eher noch am Anfang.<br />
Fragen Sie uns – wir tragen<br />
gern mit unserem Wissen<br />
zu digitalen Lösungen bei<br />
Über das Bündnis Junge Ärzte<br />
■ Was sollen digitale Lösungen können?<br />
Faßbach: Sie sollten durchdacht sein,<br />
durchgängig funktionieren und im alltäglichen<br />
Einsatz Nutzen bringen. Ein<br />
negatives Beispiel für fehlende Schnittstellen:<br />
Wenn ich alle Daten zu einem<br />
Patienten, der an Covid-19 erkrankt ist,<br />
digital vorliegen habe, diese aber ausdrucken<br />
muss, um sie per Fax ans Gesundheitsamt<br />
zu schicken, ist das Optimierungspotenzial<br />
offensichtlich. Interoperabilität<br />
und Usability müssen viel<br />
stärker berücksichtigt werden.<br />
Tischler: Es entsteht oft der Eindruck,<br />
dass beim Entwickeln nicht genau genug<br />
bei Praktikern nachgefragt wurde,<br />
was gebraucht wird und wie eine Lösung<br />
funktionieren sollte. Moderne<br />
Technik ist ein weiterer Punkt: Ich begrüße<br />
grundsätzlich die Entscheidung,<br />
eine elektronische Patientenakte jetzt<br />
einzuführen. Aber der Weg dahin hat so<br />
lange gedauert, dass die Lösung, die<br />
nun an den Start geht, technisch schon<br />
veraltet ist. Wir müssen uns also im<br />
Grunde sofort daranmachen, ein Konzept<br />
für die nächste Lösung zu entwickeln,<br />
damit diese vielleicht 2025 starten<br />
kann. Digitalisieren heißt also, immer<br />
up to date sein.<br />
■ Was ist aus Ihrer Sicht der dringendste<br />
Schritt auf dem Weg zur Digitalisierung?<br />
Tischler: Die Verfügbarkeit von Daten<br />
für die Ärzte zu verbessern. Solange das<br />
nicht klappt, nützen uns Medizingeräte,<br />
die Unmengen von Daten erfassen, im<br />
Grunde nichts. Aber wenn eine App den<br />
Blutdruck des Patienten zu Hause erfasst<br />
und übermittelt, kann ich mit den<br />
Ergebnissen mehr anfangen als mit einer<br />
Messung in der Praxis, die bekanntermaßen<br />
wegen der Aufregung oft zu<br />
hohe Werte liefert. Bis wir über eigenständig<br />
arbeitende Robotik oder künstliche<br />
Intelligenz reden, wird es meiner<br />
Meinung nach noch lange dauern. Erste<br />
Studien zu künstlicher Intelligenz, die<br />
in der Radiologie und der Dermatologie<br />
unterstützend eingesetzt wird, gibt es.<br />
Hier sehe ich den Nutzen und begrüße<br />
die Entwicklung. Bei kritischen Fragen<br />
sollte ich aber die Entscheidungswege<br />
der KI nachvollziehen können.<br />
Faßbach: In Routinedaten aus der Versorgung<br />
steckt ebenfalls viel Potenzial.<br />
Aus Vitalparametern, Einträgen im<br />
Tumorregister oder allgemein Labor -<br />
untersuchungen ließen sich mit KI sicher<br />
Erkenntnisse ziehen – bisher bleiben<br />
die Daten aber meist ungenutzt.<br />
Im Bündnis Junge Ärzte haben sich Vertreter<br />
der jungen Assistenzärzte und<br />
Fachärzte zusammengeschlossen. Sie<br />
wollen die Patientenversorgung nach<br />
modernen und ethischen Gesichtspunkten<br />
verbessern und die Berufsbedingungen<br />
für eine Medizin der Zukunft gestalten,<br />
inklusive Digitalisierung. Ende 2019<br />
seien knapp 19 % der 402 000 berufstä -<br />
tigen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland<br />
unter 35 Jahre alt gewesen und somit<br />
zu den „digital natives“ zu zählen,<br />
heißt es auf der Internetpräsenz des<br />
Bündnisses – was auf eine Offenheit gegenüber<br />
digitalen Lösungen im medizinischen<br />
Umfeld schließen lassen könnte.<br />
Im Jahr 2020 startete das Bündnis Junge<br />
Ärzte gemeinsam mit dem Fraunhofer<br />
ISST eine Umfrage zur Digitalisierungsbereitschaft<br />
von Medizinern, um ein repräsentatives<br />
und wissenschaftlich fundiertes<br />
Bild zu erhalten. Ergebnisse sollen<br />
ab Frühsommer 2021 bei Veranstal -<br />
tungen wie der DMEA oder dem Hauptstadtkongress<br />
sowie bei Tagungen medizinischer<br />
Fachgesellschaften vorgestellt<br />
werden.<br />
www.buendnisjungeaerzte.org<br />
■ Welche Rolle möchten Sie als Mediziner<br />
bei der Digitalisierung spielen?<br />
Tischler: Eine gute Lösung für den medizinischen<br />
Bereich wird sich in der Regel<br />
nur entwickeln lassen, wenn die Anwender<br />
einbezogen werden. Das können<br />
sowohl Patienten als auch Ärzte<br />
sein, manchmal sogar beide. Es gibt gerade<br />
unter den jungen Kollegen viele,<br />
die bereit sind, diesen Input zu liefern.<br />
Start-ups beispielsweise melden sich<br />
relativ oft, rufen einfach an und stellen<br />
Fragen. Die beantworte ich gern, ich<br />
will ja meinen Beitrag zu neuen Entwicklungen<br />
leisten. Wenn der Zeitaufwand<br />
steigt, kann es aber sinnvoll sein,<br />
einen Kooperations- oder Beratungsvertrag<br />
aufzusetzen. Mehr medizinisches<br />
Wissen zu nutzen, wäre auf jeden Fall<br />
sinnvoll. Wenden Sie sich also bei Bedarf<br />
gern an das Bündnis Junge Ärzte,<br />
wir versuchen, Ihnen einen Kontakt im<br />
jeweiligen Fachgebiet zu vermitteln.<br />
■ Wie digital wird die Medizin in fünf<br />
oder zehn Jahren sein?<br />
Faßbach: Im Moment ist die Ausstattung<br />
in Kliniken und Praxen noch sehr<br />
unterschiedlich, es gibt Leuchttürme,<br />
aber auch weitgehend analog arbeitende<br />
Standorte. Voraussetzung für eine<br />
Vernetzung wäre eine einheitlichere<br />
Struktur.<br />
Tischler: Wenn die Infrastruktur steht,<br />
können wir uns über die konkreten Entwicklungen<br />
ab 2030 unterhalten. Auch<br />
wir Ärzte werden dazulernen müssen,<br />
ähnlich wie Ingenieure, die sich mit<br />
neuen Technologien beschäftigen müssen.<br />
Aber ich sehe uns Ärzte auch als<br />
Türöffner, die auf dem Weg zu digitalen<br />
Lösungen vorangehen müssen.<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 15
■ [ TECHNIK ]<br />
3D-Druck ermöglicht individuelle<br />
Systeme zur Tinnitus-Behandlung<br />
Produktentwicklung | Chronischer Tinnitus ist für Betroffene eine Qual. Der österreichische<br />
Tüftler Klaus Grübl hat mit Forgtin ein Medizinprodukt entwickelt und auf den<br />
Markt gebracht, das Patientinnen und Patienten Linderung und Heilung verschaffen<br />
kann. Unterstützung erhielt er dabei vom 3D-Druck-Spezialisten Protolabs.<br />
(Bild: Pansatori)<br />
Klaus Grübl mit seinem Produkt Forgtin zur Behandlung von chronischem Tinnitus.<br />
Hinter der äußeren Ohrmuschel liegt der obere Bügel an, der einen der Druckpunkte<br />
abdeckt<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Behandlung Chronischer Tinnitus<br />
■ Start-up-Gründung<br />
■ Entwicklung und Konstruktion<br />
■ Partner für 3D-Druck<br />
■ Zulassung als Medizinprodukt Klasse 1<br />
Pfeifen, Rauschen oder Zischen – für<br />
viele Leidtragende ist der chronische<br />
Tinnitus ein ständiger, quälender Begleiter<br />
in ihrem Alltag. Die Folgen können je<br />
nach genauem Krankheitsbild variieren,<br />
allerdings mündet die nicht therapierbare<br />
Krankheit oft in Schlafstörungen, Arbeitsunfähigkeit<br />
und Depressionen. Auch<br />
Klaus Grübl war lange Zeit von chronischem<br />
Tinnitus betroffen. In einem ruhigen<br />
Augenblick, in dem der Tinnitus<br />
durch die fehlende Umgebungslautstärke<br />
besonders stark in den Fokus des Betroffenen<br />
rücken kann, begann er damit, konstant<br />
und für mehrere Minuten Druck auf<br />
eine bestimmte Stelle am Ohr auszuüben.<br />
Nach geraumer Zeit wurde der Ton für ihn<br />
merklich leiser.<br />
Motiviert vom Zusammenhang zwischen<br />
dem ausgeübten Druck und der<br />
Besserung der Beschwerden, entwickelte<br />
der Unternehmer, der eigentlich aus dem<br />
Bereich der Erwachsenenbildung kommt,<br />
einen ersten Prototyp. Dieser war an seiner<br />
Brille befestigt und so konstriert, dass<br />
er an drei Punkten am Ohr Druck ausübte.<br />
Der Tinnitus verschwand schließlich völlig.<br />
Grübls Begründung für den Erfolg mit<br />
dieser Therapieform: Durch den Druck,<br />
der auf die verschiedenen Punkte am Ohr<br />
ausgeübt wird, wird im auditiven Kortex<br />
die entsprechende Region stimuliert, die<br />
auch für den chronischen Tinnitus verantwortlich<br />
ist. Die synaptischen Verknüpfungen,<br />
die das unangenehme Geräusch<br />
verursachen, werden weniger beansprucht,<br />
das Gehirn verlernt langsam die<br />
eigentliche Ursache für den Pfeifton.<br />
Klaus Grübl gründete schließlich die<br />
Pansatori GmbH in Braunau am Inn, die<br />
das neue Produkt Forgtin – kurz für Forget<br />
Tinnitus – weiterentwickeln, produzieren<br />
und vertreiben sollte. Bereits ein<br />
Jahr später war das System zur Markteinführung<br />
bereit: „In unserer ersten Studie<br />
mit 20 Patientinnen und Patienten verringerte<br />
sich bei den Teilnehmern der subjektiv<br />
wahrgenommene Tinnitus um 30<br />
bis 100 Prozent“, so Grübl stolz.<br />
Von der ersten Idee bis zum fertigen<br />
Produkt floss viel Ingenieurs- und Designkunst<br />
in Forgtin: Während die ersten<br />
Prototypen, die Grübl und sein Designer<br />
und Konstrukteur noch mittels heimischer<br />
3D-Drucker fertigten, aus Kunststoff<br />
und unflexibel waren, begann man<br />
bei Pansatori bald auch mit professionellen<br />
3D-Druckdienstleistern zusammenzuarbeiten.<br />
In diesem Rahmen wurde der<br />
Kontakt zum Fertigungsdienstleister Protolabs<br />
GmbH aus Feldkirchen hergestellt,<br />
einem Unternehmen, das auf die additive<br />
Fertigung und die Herstellung von Prototypen<br />
im Medizinbereich spezialisiert ist.<br />
Druckpunkte lindern die<br />
Tinnitus-Symptome<br />
„Für uns war bereits früh klar, dass kein<br />
Weg am 3D-Druck vorbeiführt. Forgtin<br />
besteht aus komplexen Geometrien und<br />
muss schlussendlich auch soweit individualisier-<br />
und anpassbar sein, dass auch<br />
jeder Betroffene das Gerät nutzen kann“,<br />
erklärt Grübl. Hinter der äußeren Ohrmuschel<br />
liegt der obere Bügel an, der Forgtin<br />
– ähnlich wie einem Brillenbügel – Halt<br />
verleiht und einen der Druckpunkte abdeckt.<br />
Über einen Splint ist der obere Bügel<br />
mit dem unteren verbunden, der hinter<br />
dem Ohrläppchen vorbei bis zum Tragus<br />
vor dem äußeren Gehörgang führt.<br />
Hier und hinter der Ohrmuschel finden<br />
sich auch die beiden zusätzlichen Druckpunkte,<br />
mit denen die Bekämpfung des<br />
16 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Der untere Bügel von Forgtin wird mit dem Laser aus Edelstahlblechen herausgeschnitten.<br />
Vor der Endmontage werden mittels Spritzguss auf die Einzelteile noch die Silikonelemente<br />
per Spritzgussverfahren auf das Werkstück aufgegossen<br />
Tinnitus durch konstanten Druck erreicht<br />
wird. Silikonelemente, die für den Tragekomfort<br />
unerlässlich sind, runden das<br />
Produkt schließlich ab. „Direkt nachdem<br />
wir die Konstruktionsdaten auf der Webseite<br />
von Protolabs in die automatisierte<br />
Machbarkeitsanalyse hochgeladen hatten,<br />
bekamen wir schon erste Verbesserungsvorschläge“,<br />
resümiert Grübl. „Nach<br />
unserem ersten Gespräch wussten wir bereits,<br />
dass wir bei Protolabs gut aufgehoben<br />
waren, aber dieser Schritt hat die Serienproduktion<br />
endgültig eingeleitet.“<br />
(Bild: Pansatori)<br />
Mit additiver Fertigung<br />
zur Marktreife<br />
Zusammen mit Protolabs entschied sich<br />
Pansatori, dass der untere Bügel, der einfacher<br />
hergestellt werden kann, aus Edelstahlblechen<br />
mit Lasern herausgeschnitten<br />
werden sollte. Beim oberen Bügel<br />
setzte man aufgrund der komplexen Geometrie,<br />
die für die gewünschte Funktionalität<br />
nötig ist, auf die additive Fertigung.<br />
„Bereits nach wenigen Verbesserungsschleifen<br />
konnten wir den Designvorgang<br />
endgültig abschließen und uns um die<br />
notwendige Nachbearbeitung und die Silikonelemente<br />
kümmern“, so Grübl.<br />
Beim Material fiel die Wahl auf die Legierung<br />
Edelstahl 316L, die auch in anderen<br />
medizinischen Geräten Anwendung<br />
findet und mittels direktem Metall-<br />
Lasersintern in Form geschmolzen wird.<br />
Die Einzelteile werden durch Gleitschleifen<br />
nachbearbeitet, damit sie weniger rau<br />
und somit angenehmer zu tragen sind.<br />
Anschließend wird die Oberfläche der<br />
Metallstücke passiviert. Durch diese Veredelung<br />
wird ausgeschlossen, dass die Legierung<br />
Nickel abgibt, das bei manchen<br />
Menschen Allergien auslöst. Vor der Endmontage<br />
werden mittels Spritzguss auf<br />
die Einzelteile noch die Silikonelemente,<br />
die den Hautkontakt zusätzlich verbes-<br />
Tinnitus - eine erlernte Krankheit<br />
Tinnitus ist – ungeachtet der vielfältigen<br />
Ursachen, die zu den Phantomgeräuschen<br />
führen können – in der Regel eine<br />
erlernte Krankheit. Der subjektive Tinnitus,<br />
also die Ausprägung, bei der keine<br />
körperlichen Schallquellen zum Störgeräusch<br />
führen, ist eine Beschwerde, die<br />
in der Regel im auditorischen Kortex im<br />
Gehirn entsteht. Durch ein auslösendes<br />
Ereignis, beispielsweise ein Knalltrauma<br />
oder einen Hörsturz, können bis dahin<br />
gesunde synaptische Verknüpfungen<br />
sern, per Spritzgussverfahren auf das<br />
Werkstück aufgegossen.<br />
Ein Vorteil bei der Zusammenarbeit<br />
mit Protolabs ist für Klaus Grübl auch die<br />
Zertifizierung für die Herstellung von Medizinprodukten:<br />
Protolabs ist nach ISO<br />
13485:2016 zertifiziert und produziert<br />
auch chirurgische Implantate und diverse<br />
andere Produkte, die in der Medizin Anwendung<br />
finden. Dementsprechend<br />
konnte das Unternehmen bei der Weiterentwicklung<br />
von Forgtin auch wichtige<br />
Impulse und Hilfestellungen geben.<br />
Inzwischen ist Forgtin als Medizin -<br />
produkt der Klasse 1 offiziell zugelassen<br />
und hat die CE-Zertifizierung erhalten.<br />
Die Arbeit hört für den Tüftler Grübl an<br />
dieser Stelle aber noch lange nicht auf. Im<br />
Moment gestaltet er eine Version des<br />
Forgtin, die auch nachts getragen werden<br />
kann, ohne beim Schlafen zu stören. ■<br />
Christoph Erhardt<br />
Protolabs, Feldkirchen<br />
ihren eigentlichen Zweck verlieren und<br />
durch abnormale Aktivität zu Tinnitus<br />
führen. Das daraus entstehende neuronale<br />
Dauerfeuer verfestigt sich bei manchen<br />
Menschen – und der chronische<br />
Tinnitus wird zum selbst erlernten unbequemen<br />
Schatten. Bei Forgtin handelt es<br />
sich um einen Bügel, der bequem hinter<br />
dem Ohr getragen wird und durch die<br />
Stimulation von bestimmten Punkten<br />
am Ohr dazu führt, dass das Gehirn den<br />
Tinnitus „verlernt“.<br />
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01/2021 medizin&tec hn i k 17
■ [ TECHNIK ]<br />
(Bild: Oelikon Balzers)<br />
Die mit Silber dotierte Titannitrid-Schicht Balimed Argenta (TiN-Ag) bietet<br />
nachweislich einen antimikrobiellen Schutz bei chirurgischen Eingriffen<br />
Wie PVD-Beschichtungen<br />
medizinische Instrumente verbessern<br />
Oberflächen<strong>technik</strong> | Beschichtungen bieten viele Möglichkeiten, die Eigenschaften<br />
chirurgischer Instrumente oder Implantate zu verbessern. Alle Schichten aus der Balimed-Familie<br />
von Oerlikon Balzers sind dünn und hart, variieren aber in Farbe und<br />
Funktion, wie zum Beispiel der antimikrobiellen Wirksamkeit.<br />
Beschichtungen für chirurgische Instrumente<br />
sind heute mehr als ein dekoratives<br />
Element mit hochwertigem Finish:<br />
Sie verleihen vor allem funktionale<br />
Eigenschaften. Speziell für medizin- und<br />
zahntechnische Anwendungen hat der<br />
Liechtensteiner Beschichtungsspezialist<br />
Oerlikon Balzers die Schichten aus der<br />
Balimed-Familie entwickelt.<br />
Die technische Basis dieser Beschichtungen<br />
ist die physikalische Gasphasenabscheidung<br />
(Physical Vapour Deposi -<br />
tion, kurz: PVD). Das Verfahren ermöglicht<br />
es, sehr harte und dünne Schichten<br />
mit einer Dicke von 1 μm bis 4 μm auf<br />
Edelstahl, Titan, Keramik und anderen<br />
Materialien zu erzeugen. Da die Beschichtung<br />
mit engen Toleranzen aufgebracht<br />
wird, können die Komponenten nach dem<br />
Beschichten ohne Bearbeitung in Bezug<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Langlebige PVD-Beschichtungen<br />
Geringe Schichtdicke<br />
Anwendung auf Edelstahl<br />
Gold, Silber, Mattgrau, Rosa<br />
Antimikrobielle Eigenschaften<br />
auf Form, Passung und Abmessungen verwendet<br />
werden und sind sehr stabil. In<br />
vielen Fällen sind die Instrumente mit Beschichtung<br />
autoklavierbar und können<br />
mehrmals eingesetzt werden. Ein Beispiel<br />
dafür sind laparoskopische Instrumente.<br />
Titannitridschicht verringert<br />
Anhaftung von Blut<br />
Um die Verschleißfestigkeit zu verbessern,<br />
den Fressverschleiß von Gleitkomponenten<br />
zu reduzieren, die Schmierfähigkeit<br />
zu erhöhen und sogar scharfe Kanten<br />
an Scheren, Messern und Knochensägen<br />
widerstandsfähiger zu machen, werden<br />
zunehmend Schichten aus Titannitrid<br />
(TiN) verwendet. Die neue goldfarbene<br />
Titannitrid-Schicht Balimed A zum Beispiel<br />
ist eine Antihaft-Schicht, die dafür<br />
sorgt, dass Blut und Gewebe nicht an Knochensägen<br />
und -bohrern, Reibahlen oder<br />
Scheren und anderen chirurgischen Instrumenten<br />
haften bleiben. Die goldene<br />
Farbe hilft Chirurgen auch, das Opera -<br />
tionsbesteck besser zu identifizieren.<br />
Die kohlenstoffbasierten Schichten<br />
Balimed DLC und Balimed C wiederum<br />
sind Schichten mit formbarem Wolframcarbid-Kohlenstoff<br />
(WC/C). Sie sind matt<br />
schwarz oder matt dunkelgrau und damit<br />
blendfrei: Das erleichtert im hell ausgeleuchteten<br />
Operationssaal das Arbeiten.<br />
Die Diamond-Like-Carbon- oder kurz<br />
DLC-Beschichtung ist so hart, dass die<br />
Schärfe der Schneiden chirurgischer Instrumente<br />
länger erhalten bleibt. Dank<br />
sauberer Schnitte können Operationswunden<br />
schneller heilen, was die Genesungszeit<br />
der Patienten verkürzt.<br />
Durch den niedrigen Reibungskoeffizienten<br />
und die guten Gleiteigenschaften<br />
eignet sich die Beschichtung Balimed C,<br />
um die Reibung in Getrieben und Lagern,<br />
zum Beispiel in Zahnbohrern, zu reduzieren.<br />
Die Beschichtung erfordert nur eine<br />
geringe oder gar keine Schmierung. Bei<br />
medizintechnischen Geräten, die während<br />
des Einsatzes hohe Temperaturen erzeugen,<br />
verlängert Balimed CNI deren Lebensdauer,<br />
weil die Beschichtung das<br />
Scheuern beweglicher Teile, das zu Kaltschweißen<br />
führen kann, verhindert.<br />
Speziell für chirurgische Instrumente<br />
aus Edelstahl hat Oerlikon Balzers Balimed<br />
Altina entwickelt, eine Schicht aus<br />
Aluminium-Titannitrid (AlTiN). Das Verfahren<br />
kann auf Edelstahl angewandt<br />
werden, ohne dass es zu Einbußen bei den<br />
gewünschten funktionalen Eigenschaften<br />
kommt. Eingesetzt wird Balimed Altina<br />
für Wundspreizer, Zangen unterschiedlichster<br />
Art, Pinzetten und Küretten.<br />
Die silberdotierte Balimed-Argenta-Beschichtung<br />
beeinträchtigt das Wachstum<br />
von Bakterien und reduziert so postoperative<br />
Infektionen. Die hohe antimikrobielle<br />
18 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Wirkung auf Oberflächen chirurgischer<br />
Instrumente wurde in Keimreduktionstests<br />
bestätigt.<br />
Die jüngste PVD-Beschichtung aus<br />
dem Medizin<strong>technik</strong>-Portfolio ist Balimed<br />
Ticana. Sie wurde für Zahnabutments<br />
und Dentalinstrumente entwickelt. Das<br />
Funktionalisieren der Oberflächen von<br />
Zahn abutments mit biokompatiblen,<br />
hoch verschleißfesten Beschichtungen ist<br />
eine häufige Anforderung der modernen<br />
Zahn<strong>technik</strong>. Die sehr glatte, zahnfleischfarbene<br />
Beschichtung er möglicht ein stabiles<br />
Fixieren von Implantaten und eine<br />
lange Lebensdauer. Mit dem korrosionsbeständigen<br />
Balimed Ticana beschichtete<br />
Teile behielten in 25%igem Natriumchlorid<br />
(NaCl) auch nach 34 Tagen vollständig<br />
ihre Farbe. Die Schicht schützt also<br />
vor Einflüssen durch Mundhygieneartikel<br />
und Speichel. So beschichtete zahnmedizinische<br />
Instrumente bieten eine glatte,<br />
harte, chemisch stabile und autoklavierbare<br />
Oberfläche.<br />
■<br />
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Oerlikon Balzers,<br />
Balzers/Liechtenstein<br />
www.oerlikon.com/balzers/Balimed/<br />
(Bild: Oerlikon Balzers)<br />
Repositionszangen<br />
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Knochen stanzen<br />
mit verschleiß -<br />
beständigen<br />
Schneiden können<br />
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Balimed DLC beschichtet<br />
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Oerlikon Balzers bietet Beschichtungen<br />
für unterschiedliche Anwendungen.<br />
Die für medizinische Produkte<br />
entwickelten Balimed-Dünnfilm-Schichten<br />
sind verschleißfest,<br />
biokompatibel, antimikrobiell wirksam<br />
und chemisch inert. Die Anlagen<br />
für die Beschichtung werden in<br />
Liechtenstein, in Langenthal<br />
(Schweiz) und in Bergisch Gladbach<br />
(Deutschland) entwickelt und gefertigt<br />
und in über 110 Beschichtungszentren<br />
eingesetzt. Zusammen mit<br />
Oerlikon Metco und Oerlikon AM ist<br />
Oerlikon Balzers Teil der Surface Solutions<br />
Division des Schweizer Oerlikon-Konzerns.<br />
www.oerlikon.com/balzers<br />
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01/2021 medizin&tec hn i k 19<br />
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■ [ TECHNIK ]<br />
Sicherheit im Analysegerät beginnt<br />
bei der Stromzuführung<br />
Elektronik | In Zeiten von Covid-19 fallen viele Entscheidungen unter anderem unter Einbezug von<br />
Wissenschaftlern, die die vorliegenden Zahlen und Studien interpretieren und analysieren. Eine präzise<br />
Diagnostik ist für diese Daten ein wichtiger Ausgangspunkt. Den Stecker, der die Stromzufuhr für ein<br />
dafür eingesetztes Analysegerät von Hamilton Medical sicherstellt, liefert Schurter.<br />
Pipettiertechnologie von Hamilton:<br />
Präzises Handling vom Submikroliterbereich<br />
bis hin zu großen Voumina<br />
(Bild: Hamilton)<br />
Das im Microlab<br />
Star verbaute Modul<br />
verfügt über<br />
zwei von außen<br />
austauschbare<br />
Schmelzsicherungen<br />
sowie ein Filterelement<br />
zur Einhaltung<br />
der Elektromagnetischen<br />
Verträglichkeit<br />
(Bild: Schurter)<br />
Seit fast einem Jahr beherrscht ein<br />
Thema die Medien und unseren<br />
Alltag : Covid-19. Täglich werden Fallzahlen<br />
gemeldet, publiziert und interpretiert.<br />
Lockdown? Schulen öffnen? Maskentragpflicht?<br />
Politiker haben diese schwierigen,<br />
für manche existenziellen Entscheidungen<br />
zu treffen. Einen wichtigen Hinweis<br />
für der Entscheidungsfindung bilden<br />
die Fallzahlen der Neuinfizierten.<br />
Maßgeblich mitverantwortlich für die<br />
Korrektheit dieser Zahlen sind die Hersteller<br />
der Laborgeräte, welche die Proben<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Automatisiertes Analysesystem<br />
■ Pipettiertechnologie<br />
■ Power Entry Modul<br />
■ Gerätestecker mit Schutzfunktion<br />
■ Standard IEC/UL 60601<br />
der potenziell Infizierten aufbereiten und<br />
analysieren. Zu diesen Herstellern zählt<br />
Hamilton Medical mit seinem Analysegerät<br />
Microlab Star. Für die automatisierte<br />
Pipettiertechnologie liefert die Schurter<br />
AG aus Luzern Komponenten, wie beispielsweise<br />
das Power Entry Modul, kurz<br />
PEM.<br />
Stecker und Bedieneinheiten<br />
für Medizingeräte<br />
Den Schweizer Hersteller von Medizingeräten<br />
Hamilton Medical aus dem bündnerischen<br />
Bonaduz und Schurter verbindet<br />
eine langjährige Partnerschaft. Neben der<br />
Lieferung der Komponenten für die Microlab-Star-Serie,<br />
statten die Luzerner<br />
auch das modulare Beatmungsgerät Hamilton<br />
G5 mit kompletten Bedieneinheiten<br />
aus.<br />
Das Analysesystem Microlab Star beschreibt<br />
Hamilton als „automatisierte Liquid<br />
Handling-Plattform“. Ebenso wie das<br />
Beatmungsgerät G5 ist auch dieses System<br />
modular aufgebaut. So kann es während<br />
seiner gesamten Lebensdauer aufund<br />
umgerüstet werden, um sich neuen<br />
Arbeitsabläufen anzupassen. Die Pipettiertechnologie<br />
des Systems zeichnet sich<br />
durch eine hohe Genauigkeit, Präzision<br />
und Wiederholbarkeit vom Submikroliterbereich<br />
bis hin zu großen Volumina aus.<br />
Um die korrekte Funktionsweise des Microlab<br />
Star zu gewährleisten, sitzt bei diesem<br />
Gerät am Netzeingang mit dem PEM<br />
ein Kombielement von Schurter.<br />
Der Elektronik-Spezialist blickt auf eine<br />
langjährige Erfahrung bei der Entwicklung<br />
von PEMs zurück. Entsprechend<br />
breit ist seine Palette an angebotenen Modellen.<br />
Der Nutzen dieser vielseitig einsetzbaren<br />
Module zeigt sich an der Bandbreite<br />
an möglichen Ausstattungsvarianten<br />
nicht nur für die Medizin- und Pharma<strong>technik</strong>:<br />
Dazu gehören beispielsweise<br />
eine IEC-Geräteeinbausteckdose, eine Si-<br />
20 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Sichere Stecker für<br />
Medizingeräte<br />
Schurter stellt Produkte, Eingabesysteme<br />
und Sonderanfertigungen für<br />
medizinische Ausrüstungen her. Das<br />
Angebot für sichere Stromversorgungen<br />
und spezifische Benutzerschnittstellen<br />
deckt die Anforderungen<br />
dieses anspruchsvollen Marktes<br />
ab. Eingesetzt werden die Produkte<br />
in diagnostischen, therapeutischen<br />
und medizinischen Laborausrüstungen<br />
sowie in lebenserhaltenden<br />
Systemen und Patientenüberwachungsgeräten.<br />
Schutzklasse II, Erdleiterdrosseln<br />
und EMV-Filter mit<br />
kleinem Ableitstrom sorgen für den<br />
zuverlässigen Betrieb. Spezifikationen<br />
wie Schutz gegen das Eindringen<br />
von Flüssigkeiten und Schmutz,<br />
spritzwasserdichte Abdeckungen<br />
und Drucktaster, Tastaturen mit<br />
Zweistufen-Tastpunkt, kapazitative<br />
Tastatursysteme, gut ablesbare Betriebsanzeigen,<br />
antibakterielles Material<br />
und Netzkabelhalterungen<br />
tragen ebenfalls zur Sicherheit der<br />
Medizinprodukte bei, in denen die<br />
Komponenten von Schurter eingesetzt<br />
werden.<br />
www.schurter.com/de/Maerkte/<br />
Medizin<strong>technik</strong><br />
Die automatisierte Liquid-Handling-Plattform Microlab Star<br />
ist modular aufgebaut<br />
cherungsschublade mit Sicherung, EMV-<br />
Filter, beleuchteter oder unbeleuchteter<br />
Netzschalter und Geräteschutzschalter.<br />
Fast jede Schutzfunktion lässt sich in diesen<br />
kompakten Bausteinen unterbringen.<br />
Bei seiner Liquid-Handling-Plattform<br />
Microlab Star setzt Hamilton auf eine<br />
PEM-Version, die exakt auf die erhöhten<br />
Ansprüche und Standards der Medizin<strong>technik</strong><br />
(IEC/UL 60601) abgestimmt worden<br />
ist: Das verbaute Kombimodul besteht<br />
aus dem Geräteeinbaustecker 8843<br />
sowie einem LC-Filterelement zur Einhaltung<br />
der Elektromagnetischen Verträglichkeit.<br />
Zudem verfügt das PEM-Modul<br />
über eine in der Medizin<strong>technik</strong> vorgeschriebene<br />
doppelte Absicherung mit<br />
zwei von außen austauschbaren Schmelzsicherungen.<br />
Damit wird das System<br />
nicht durch Störsignale – die zumeist von<br />
hoch getakteten elektronischen Bausteinen<br />
ausgesendet werden – in seiner Funktion<br />
beeinträchtigt.<br />
■<br />
Daniel Suger<br />
Schurter, Luzern/Schweiz<br />
(Bild: Hamilton)<br />
Industrie<br />
Das<br />
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Führungskräfte in der Industrie<br />
Praxiswissen über alle Kanäle: Fachzeitschriften, Websites,<br />
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media.industrie.de
■ [ TECHNIK ]<br />
CAN-Boards mit Perspektiven<br />
für das Medizinprodukt<br />
Übertragen von Steuerungsdaten | In großen und komplexen Medizingeräten werden<br />
Daten über Bus-Lösungen übertragen. Moderne Bus-Systeme erfordern entsprechende<br />
Boards, die bei Bedarf sehr kompakt gebaut sein können. Wenn ein Zuwachs bei den zu<br />
übertragenden Datenmengen absehbar ist, sind ausbaufähige Varianten eine gute Wahl.<br />
Der PCI-Express-Bus (PCIe) hat den PCI-Bus in Rechnerumgebungen der Medizin<strong>technik</strong><br />
abgelöst. Um ihn in neuen Projekten zu nutzen, stehen ein- und mehrkanalige PCIe-<br />
Boards für CAN und CAN FD zur Verfügung<br />
Mit CAN-Boards der Serie CAN-<br />
PCIe/402 stehen Entwicklern und<br />
Herstellern von medizinischen Systemen<br />
Boards mit variierenden Leistungsmerkmalen<br />
zur Verfügung, die über bis zu vier<br />
CAN-Schnittstellen nach ISO 11898-2<br />
verfügen. Angeboten werden sie von der<br />
Esd Electronics GmbH in Hannover.<br />
Die Boards eignen sich für vielfältige<br />
Anwendungen, wie beispielsweise zur<br />
Motorensteuerung in Computertomo -<br />
graphen oder Pumpensteuerung in Dia -<br />
IHR STICHWORT<br />
■ PCIe-Boards für Medizinprodukte und<br />
die Laborautomatisierung<br />
■ Bis zu vier CAN-Interfaces<br />
■ Baugruppen mit CAN-FD-Controller für<br />
ausbaufähige Projekte<br />
(Bild: Esd Electronics)<br />
lysegeräten. Die Serie enthält Bords mit<br />
ein, zwei oder vier aktiven CAN-Interfaces<br />
3.3 V1 gemäß ISO11898-2 sowie mit oder<br />
ohne galvanische Trennung. Ihre Übertragungsraten<br />
bewegen sich zwischen 10<br />
kbit/s und 1 MBit/s.<br />
Alle CAN-Boards dieser Serie verwenden<br />
den IP-CAN-Controller Esd ACC (Esd<br />
Advanced CAN Controller), der im Altera<br />
FPGA implementiert ist. Sie erlauben damit<br />
zusätzliche Diagnosen sowie eine höhere<br />
Leistungsfähigkeit auch bei mehreren<br />
Kanälen. Die Single-Lane-PCIe-<br />
Schnittstelle ist gemäß der PCI-Express-<br />
Spezifikation R1.0a ausgelegt.<br />
Das Board CAN-PCIe/402-4/2Slot bietet<br />
vier CAN-Interfaces, verteilt auf zwei<br />
Einsteckplätze. Sie werden über vier<br />
DSub9-Steckverbinder in den Fronten angeschlossen.<br />
Nur einen Steckplatz benötigt<br />
dagegen die Version CAN-<br />
PCIe402-B4/1Slot. Hier stehen alle vier<br />
CAN-Schnittstellen über einen 37-poligen<br />
DSUB-Steckverbinder in der Front zur<br />
Verfügung.<br />
Werden nur ein oder zwei CAN-<br />
Schnittstellen benötigt, kann auch auf die<br />
CAN-PCIe/402-1 beziehungsweise CAN-<br />
PCIe/402-2 zurückgegriffen werden. Diese<br />
Variante gibt es auch als Low-profile-<br />
Version mit ein oder zwei CAN- Interfaces<br />
(CAN-PCIe/402-1-LP and -LP2). Für Anwendungen,<br />
in denen es noch kom pakter<br />
werden soll, kann ein CAN-Board mit<br />
PCIe-Mini oder M.2 die Lösung sein: Sie<br />
verfügen über zwei CAN-Schnittstellen<br />
oder auch CAN-USB/400 mit einer<br />
CAN-Schnitt stelle.<br />
Treiber sind für verschiedene<br />
Betriebssysteme verfügbar<br />
Um die CAN-Boards unter verschiedenen<br />
Betriebssystemen (BS) wie Windows, Linux<br />
oder den Echtzeit-BS QNX und<br />
VxWorks nutzen zu können, sind entsprechende<br />
Treiber mit einheitlicher API verfügbar.<br />
So bleibt die API auch bei einer<br />
Umstellung auf ein anderes Betriebssystem<br />
oder CAN-Board erhalten. Über vorhandene<br />
Protokoll-Bibliotheken lässt sich<br />
zudem das Higher-Layer Protokoll CAN-<br />
Open nutzen. Die Boards unterstützen die<br />
Programmierschnittstelle CAN-Layer 2<br />
(NTCAN-API). Bei allen Esd-Produkten<br />
erleichtern kostenlose Tools die Entwicklung,<br />
Inbetriebnahme und Fehlersuche<br />
auch in komplexen CAN-Netzen. Hierfür<br />
stehen fünf Programme bereit.<br />
In Projekten, in denen CAN aufgrund<br />
der geringen Übertragungsrate an Grenzen<br />
stößt, ist unter Umständen CAN FD<br />
(Flexible Data Rate) eine Alternative.<br />
Baugruppen mit CAN-FD-Controller können<br />
bis zu 10 Mbit/s und 64 Byte Nutzdaten<br />
übertragen. Da sie auch das klassische<br />
CAN-Protokoll bedienen können, lassen<br />
sie sich in CAN-Projekten einsetzen und<br />
zu einem späteren Zeitpunkt auf CAN FD<br />
umstellen. So wäre es beispielsweise<br />
22 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
denkbar, eine Labor-Automation mit<br />
CAN-FD-Komponenten aufzubauen, die<br />
zunächst mit dem klassischen CAN kommuniziert.<br />
Steigt das Daten aufkommen,<br />
kann das Projekt komplett auf CAN-FD<br />
umgestellt werden, ohne nennenswerte<br />
Änderung bei der Infrastruktur. Mit diesen<br />
Reserven lassen sich zukunftssichere<br />
Projekte realisieren, ohne gleich auf das<br />
teurere Industrial-Ethernet umstellen zu<br />
müssen.<br />
Für viele CAN-Anwendungen genügen<br />
Standard-Komponenten. Sollen aber Automatisierungsprojekte<br />
mit besonderen<br />
Anforderungen umgesetzt werden, bietet<br />
Esd Electronics seine Erfahrungen als<br />
Dienstleister an und unterstützt den Anwender<br />
bei der Entwicklung.<br />
■<br />
Dirk Flege, Renate Klebe-Klingemann<br />
Esd Electronics, Hannover<br />
www.esd.eu<br />
Über PCI-Express<br />
Die Feldbusse CAN und CAN-Open werden<br />
vor allem in bildgebenden Geräten<br />
eingesetzt. Interfaces mit entsprechenden<br />
Schnittstellen finden sich in den<br />
Steuerrechnern von Computertomo -<br />
graphen, digitalen Radiographie- und<br />
Mammographiesystemen oder Geräten<br />
der endoskopischen Chirurgie.<br />
Als kostengünstige Kommunikations -<br />
busse haben sie sich etabliert. Zum einen<br />
ermöglicht die standardisierte Kommunikation<br />
einen modularen Aufbau der<br />
komplexen Geräte. Zum anderen lassen<br />
sich die einzelnen Komponenten über<br />
das Bussystem zentral konfigurieren und<br />
überwachen.<br />
Die fortschreitende Ablösung des rechnerinternen<br />
PCI-Busses durch den seriellen<br />
PCI-Express-Bus erfordert aber CAN-<br />
Boards mit einer entsprechenden<br />
Schnittstelle. PCI-Express (PCIe) ist im<br />
Gegensatz zu PCI kein paralleler Bus, sondern<br />
eine serielle, voll duplexfähige<br />
Punkt-zu-Punkt-Verbindung und bietet<br />
eine höhere Datenübertragungsrate pro<br />
Pin. Er ist weder elektrisch noch mechanisch<br />
kompatibel zum PCI-Bus oder zur<br />
Grafik karten-Schnittstelle AGP. Um neuere<br />
Steuerrechner mit PCIe-Bus zu verwenden,<br />
müssen für die CAN-Kommunikation<br />
daher auch PCIe-Boards eingesetzt<br />
werden.<br />
Arbeitsgruppen der Nutzerorganisation<br />
CAN in Automation (CiA) haben CAN-Profile<br />
definiert, die eine herstellerunabhängige<br />
Nutzung ermöglichen. Sie stellen für<br />
Laborautomation und medizinische Geräte<br />
eine standardisierte Kommunikation<br />
sicher. Dazu gehören die Profile CiA<br />
312-4, 412-1, -2 und -6 sowie CiA 425-1<br />
und -2. Über die CAN-Profile werden die<br />
zu übertragenden Prozessdaten und Konfigurationsparameter<br />
mit den dazugehörigen<br />
Formaten festgelegt.<br />
WHEN SEEING CLEARLY<br />
MATTERS MOST<br />
INTRODUCING NEW LEXAN <br />
<br />
ANTI-FOG<br />
EXCELLENT<br />
OPTICAL<br />
CLARITY<br />
HIGH IMPACT<br />
STRENGTH<br />
EASE OF<br />
PROCESSING<br />
CHEMICAL<br />
RESISTANCE<br />
PRINTABLE<br />
For more information,<br />
please visit our website<br />
https://sfs.sabic.eu/antifog/<br />
or send us an e-mail<br />
<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 23
■ [ TECHNIK ]<br />
Planung hilft, Produktionsausfälle<br />
im Reinraum zu vermeiden<br />
Reinraum<strong>technik</strong> | Wartungen und (Re-)Qualifizierungen in der Reinraum<strong>technik</strong> beanspruchen<br />
nicht selten Tage oder gar Wochen. Das Steinbeis Transferzentrum STZ-<br />
Euro unterstützt Unternehmen bei der Planung und Durchführung der erforderlichen<br />
Prozesse, um unnötige Stillstandzeiten in der Produktion zu vermeiden.<br />
Ein Mitarbeiter des STZ Euro bei Requalifizierungsmessungen<br />
in einem Reinraum<br />
(Bild: STZ Euro Offenburg)<br />
Für die Herstellung von sterilen und<br />
„sauberen“ Produkten – nicht nur für<br />
medizin- und pharmatechnische Anwendungen<br />
– ist ein Reinraum unerlässlich.<br />
Um die Funktionsfähigkeit von Maschinen<br />
und Anlagen aufrecht zu erhalten,<br />
muss für entsprechende Wartungen Zeit<br />
eingeplant werden. Doch der Produk -<br />
tions- und Kostendruck in Unternehmen<br />
lässt lange Wartungsintervalle oder freie<br />
Zeiträume für behördlich geforderte Requalifizierungen<br />
nach EU-GMP-Leitfaden<br />
oder FDA Aseptic Guide in Reinräumen<br />
immer weniger zu. Das STZ Euro, Steinbeis<br />
Transferzentrum Energie-, Umweltund<br />
Reinraum<strong>technik</strong> in Offenburg, unterstützt<br />
die Unternehmen deshalb mit<br />
vorbereitender Planung und digitalen<br />
Technologien. So können fachkundige<br />
Qualifizierungsmessungen und zeitsparende<br />
Umsetzung kombiniert werden.<br />
Simulationen ermöglichen die<br />
genaue Planung der Wartungen<br />
Finden Nutzungsänderungen statt oder<br />
werden Maschinen und Anlagen angepasst,<br />
beeinflusst dies auch potenziell<br />
Luftströmungen und die Reinheit des<br />
Raumes. Solche Eingriffe in den Reinraum<br />
werden seitens des STZ Euro im Vorfeld<br />
über CFD-Simulationen berechnet.<br />
„Simulationen zeigen uns sehr klar, welche<br />
strömungsbedingten Einflüsse Änderungen<br />
nach sich ziehen“, erklärt Benjamin<br />
Pfändler, Leitung des STZ Euro. „Ohne<br />
den Reinraum zu betreten, können wir<br />
so schon im Voraus genau festlegen, welche<br />
Änderungen im Wartungsintervall<br />
durchzuführen sind. Das spart viel Zeit.<br />
Nicht nur durch die effiziente Durchführung,<br />
sondern auch, weil wir so im Vorfeld<br />
bereits Problemstellungen erkennen,<br />
die gegebenenfalls erst nach der Umsetzung<br />
aufgetreten wären.“<br />
Die Ergebnisse aus der Simulation fließen<br />
schließlich in eine vorbereitende Planung<br />
ein, auf die dann die Umbaumaßnahmen<br />
und eine abschließende Qualifizierung<br />
folgen. „Je besser Wartungen geplant<br />
werden können, umso zeitsparender<br />
und mit hoher Qualität lassen sich<br />
(Re-)Qualifizierungen durchführen“, sagt<br />
Pfändler. Das betrifft klar definierte<br />
Schritte zur Durchführung, verwendete<br />
Technologien und Personaleinsatz. „Wir<br />
führen Requalifizierungen bei Bedarf<br />
auch im Schicht-Betrieb durch, um den<br />
verfügbaren Zeitraum zuverlässig einzu-<br />
halten“, so STZ-Euro-Leiter. Wichtig seien<br />
hierbei eine gute Planung sowie ein sachund<br />
ortskundiges Team, um die Tätig -<br />
keiten vor Ort ohne große Abstimmungszeiten<br />
zu erledigen. So konnten zum Beispiel<br />
auch in Zeiten der Corona-Pandemie<br />
der direkte Kontakt auf ein Minimum reduziert<br />
und trotzdem die vorgegebenen,<br />
engen Zeitfenster eingehalten werden,<br />
um beispielsweise die routinemäßigen<br />
Requalifizierungsmessungen in der Sterilproduktion<br />
eines Pharmaunternehmens<br />
problemlos durchzuführen.<br />
Abgesehen von der organisatorischen<br />
Leistung berät das STZ Euro auch fachlich:<br />
Die Reinraum<strong>technik</strong> unterliegt beständigen<br />
Veränderungen bei Normen<br />
und Richtlinien, wie auch der momentan<br />
in der Aktualisierung befindliche Annex 1<br />
des EU-GMP-Leitfadens zeigt. Das Wissen<br />
um diese Änderungen kann den Unternehmen<br />
wiederum viel Zeit sparen, denn<br />
Anpassungen lassen sich beispielsweise<br />
schrittweise während einer generellen<br />
Wartung umsetzen, bevor die Norm in<br />
Kraft tritt. „Kombiniert man die Technologien<br />
und das Wissen, können Wartungsintervalle<br />
zeitoptimiert umgesetzt werden“,<br />
so Pfändler.<br />
(su) ■<br />
Weitere Informationen<br />
Das STZ Euro wurde 1987 als Transferzentrum<br />
der Steinbeis-Stiftung<br />
gegründet und verfügt damit über<br />
mehr als 30 Jahre Expertise in der<br />
Lüftungs- und Klima<strong>technik</strong>. Im Bereich<br />
Reinraum<strong>technik</strong> unterstützt<br />
das STZ Euro Unternehmen bei der<br />
Fehlerbehebung und Optimierung<br />
vorhandener Systeme und steht bei<br />
der Erstellung neuer, funktionaler<br />
Reinräume beratend zur Seite.<br />
https://stz-euro.de<br />
24 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
[ ADVERTORIAL ]<br />
MEDIZINISCHE INNOVATIONEN<br />
DURCH AGILE PRODUKT -<br />
ENTWICKLUNG BESCHLEUNIGEN<br />
Innovativ und flexibel: | Medizin<strong>technik</strong>unternehmen sollten heute mehr denn je die Vorteile von<br />
digitalen Produktentwicklungsprozessen nutzen. 3DEXPERIENCE WORKS von Dassault Systèmes<br />
unterstützt dabei.<br />
Digitale Entwurfs- und Produktionsprozesse bieten die Chance,<br />
Innovationen sowie die Markteinführung neuer Produkte zu<br />
verkürzen.<br />
Unternehmen in der Medizin<strong>technik</strong> wollen heute mehr<br />
denn je Innovationen entwickeln, die Patienten und Ärzte<br />
sofort unterstützen. Um dabei erfolgreich zu sein, müssen diese<br />
eine Reihe von Herausforderungen meistern. Es gilt Kosten,<br />
Qualität und Zeit der Produktentwicklung bis zur Markt ein -<br />
führung ständig im Auge zu behalten.<br />
Wettbewerbsvorteile sichern<br />
In der Medizin<strong>technik</strong>branche gilt es mehr denn je, durch schnelle<br />
und verlässliche Entwicklung Produkte für die Behandlung<br />
von Patienten zur Verfügung zu stellen. Der steigende inte -<br />
nationale Wettbewerbsdruck sowie zunehmend individuelle<br />
Patienten bedürfnisse erfordern heute auch von kleinen und<br />
mittel ständischen Unternehmen (KMU) die Einführung digitaler<br />
Geschäftsmodelle. Um Innovationen voranzutreiben und zeitnah<br />
neue Produkte auf den Markt zu bringen ist es wichtig, dass<br />
Unternehmen ihre oftmals vorherrschenden Silostrukturen auflösen<br />
und vorhandenes Wissen bündeln.<br />
Dies erreichen sie am besten durch kollaborative und schlanke<br />
Produktentwicklungsprozesse und die umfassende Integration<br />
ihrer Daten. Das 3DEXPERIENCE WORKS Portfolio von Dassault<br />
Systèmes macht dies möglich. Es kombiniert die Benutzerfreundlichkeit<br />
von SOLIDWORKS mit erstklassigen Anwendungen,<br />
die direkt mit der cloudbasierten 3DEXPERIENCE Plattform<br />
verbunden sind. Das ganze Portfolio ist nahtlos integriert und<br />
ermöglicht Medizin<strong>technik</strong>unternehmen ihre gesamte Organisation<br />
in einer kollaborativen Produktentwicklungsumgebung<br />
zusammenbringen.<br />
Bild: SOLIDWORKS, Dassault Systèmes<br />
Dies umfasst alle Abteilungen und Projektdaten von der Konstruktion<br />
über die Fertigung bis hin zu Marketing und Kundenservice.<br />
Durch die Kombination mit der 3DEXPERIENCE Plattform<br />
entsteht zudem ein echtes Product- to- Market- Öko system:<br />
Medizin <strong>technik</strong> unter nehmen können damit ihre globalen Fer -<br />
tigungs netz werke ideal aufeinander abstimmen und Wett -<br />
bewerbsvorteile sichern.<br />
Entwicklungsprozesse optimieren und beschleunigen<br />
Gerade in der Entwicklung stehen die Unternehmen vor der<br />
Heraus forderung, bestehende Prozesse stetig zu verbessern, um<br />
ihre Effizienz, Leistung und Qualität zu steigern. Digitale Entwurfs-<br />
und Produktionsprozesse bieten hier die Chance, sowohl<br />
Innovationen als auch die Markteinführung neuer Produkte zu<br />
verkürzen. Das 3DEXPERIENCE WORKS Angebot umfasst bewährte<br />
Anwendungen in den Bereichen Design, Simulation,<br />
Ferti gung sowie Daten- und Lebenszyklus-Management.<br />
Dies ermöglicht es, Mitarbeiter, Soft ware- Tools und In for ma -<br />
tionen optimal miteinander zu verbinden. Stakeholder innerhalb<br />
eines Unternehmens können damit die benötigten Projektdaten<br />
gemeinsam nutzen, nahtlos zusammenarbeiten und den<br />
Produktentwicklungszyklus nachhaltig verbessern – und beschleunigen.<br />
■<br />
Dassault Systemes Deutschland<br />
Weitere Informationen zum Einsatz von SOLIDWORKS<br />
in der Medizin<strong>technik</strong> erhalten Sie unter:<br />
www.solidworks.de/medizin<strong>technik</strong><br />
01/2021 medizin&tec hn i k 25
■ [ TECHNIK ]<br />
Mit passendem Werkzeug<br />
das Alu-Stechdrehen im Griff<br />
Werkzeuge | Beim Stechdrehen von Aluminium gab es bei einem Medizin<strong>technik</strong>-<br />
Zulieferer Spanprobleme und Aufbauschneidenbildung. Mittels spezieller Werkzeuge<br />
jedoch ließen sich Kühlrippen für eine Pumpe problemlos herstellen – und für den Bau<br />
von Geräten einsetzen, mit denen Patienten mit schwerem Lungenversagen während<br />
der Corona-Pandemie behandelt werden können.<br />
Für die Pumpe in einem Medizingerät sollten<br />
Kühlrippen aus Aluminium gestochen<br />
werden — eine Herausforderung, die mit<br />
geeignetem Werkzeug und Know-how prozesssicher<br />
zu bewältigen war<br />
Experten nach internen Tests eine<br />
prozess sichere Stechstrategie für die<br />
langspanende Legierung.<br />
(Bild: Horn/Sauermann)<br />
Bei Patienten mit schwerem Lungenversagen<br />
– das zum Beispiel bei einer<br />
Covid-19-Erkrankung auftreten kann –<br />
wird der Körper nicht mehr ausreichend<br />
mit Sauerstoff versorgt. In diesem Fall setzen<br />
Intensivmediziner die so genannte extrakorporale<br />
Membranoxygenierung,<br />
kurz ECMO, ein. Technisch gleicht das<br />
Gerät einer Herz-Lungen-Maschine aus<br />
dem OP: Es übernimmt die Sauerstoffanreicherung<br />
des Blutes. Dazu wird bei-<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Langspanende Aluminiumlegierung<br />
Bauteile für Medizingeräte<br />
Aufbauschneidenbildung<br />
Werkzeugauswahl<br />
Geeignete Prozessparameter definieren<br />
spielsweise aus der Halsschlagader das<br />
Blut entnommen, durch die Maschine geführt<br />
und über ein großes Blutgefäß an<br />
der Leiste zurück in den Körper gepumpt.<br />
Die zugehörige Pumpe ist neben dem<br />
Membran-Oxygenator selbst, der für die<br />
Sauerstoffanreicherung sorgt, eine der<br />
zentralen Baugruppen der lebenserhaltenen<br />
Maschine.<br />
Bauteile für die Pumpen liefert auch<br />
die Dipl.-Ing. Brecht GmbH aus Wannweil<br />
bei Reutlingen. Beim Stechdrehen von<br />
Kühlrippen für so eine Pumpe mit Wärmetauscher<br />
aus Aluminium beobachteten<br />
die Fachleute jedoch Spanprobleme und<br />
Aufbauschneidenbildung. Da die Geräte<br />
für die Intensivmedizin während der Corona-Pandemie<br />
stark nachgefragt wurden,<br />
war schnelle Abhilfe gefordert. Mit<br />
diesem Thema wandten sich die Wannweiler<br />
an den Werkzeughersteller Paul<br />
Horn GmbH in Tübingen. Innerhalb weniger<br />
Tage entwickelten die Werkzeug-<br />
Lange Späne – Probleme mit<br />
der Aluminiumlegierung<br />
Das Problem beim Stechen der Kühlrippen<br />
beschreibt Brecht-Geschäftsführer<br />
Gordian Hellstern: „Der eingesetzte Werkstoff<br />
ist eine Aluminiumlegierung mit einem<br />
geringen Siliziumanteil, welche aufgrund<br />
der langen Späne und der sich bildenden<br />
Aufbauschneiden nur schwierig<br />
zu bearbeiten ist.“ Neben den langen Spänen<br />
hatten die Wannweiler auch mit hohen<br />
Vibrationen zu kämpfen und mussten<br />
die Vorschübe deutlich zurückstellen.<br />
„Der Zerspanprozess war nicht prozess -<br />
sicher und musste ständig unter Beobachtung<br />
bleiben“, sagt Hellstern.<br />
In dieser zeitlich heiklen Situation<br />
nutzte Hellstern den persönlichen Kontakt<br />
zu Horn-Entwicklungsleiter Dr. Matthias<br />
Luik. Noch am Tag ihres Gesprächs<br />
erhielten die Tübinger Testmaterial für<br />
Zerspanversuche. „Wir konnten in unserem<br />
Testzentrum am nächsten Morgen<br />
mit den Versuchen beginnen“, erzählt<br />
Luik.<br />
Der Fokus lag auf der Abstimmung der<br />
Schnittparameter, den Schneiden- und<br />
Spanformgeometrien sowie bei der zielgerichteten<br />
Kühlung der Scherzone. Die<br />
Fertigungstoleranzen des Bauteils bewegen<br />
sich im Hundertstel-Millimeter-Bereich<br />
– und für ein Sichtteil, das in einem<br />
Medizinprodukt eingesetzt werden soll,<br />
26 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Durch die polierte<br />
Spanformgeometrie<br />
WA konnten Probleme<br />
mit langen Spänen<br />
und Aufbauschneiden<br />
gelöst<br />
werden<br />
(Bild: Horn/Sauermann)<br />
sind auch die Anforderungen an die Oberflächengüte<br />
sehr hoch . „Durch lange Späne<br />
und Aufbauschneiden konnten wir bisher<br />
die geforderten Rauheiten nicht prozesssicher<br />
einhalten“, so Hellstern.<br />
Die Horn-Ingenieure setzten auf das<br />
Stechsystem S224 mit den Spanform -<br />
geometrien FY und WA. Grundhalter mit<br />
einer Spannkassette und innerer Kühl -<br />
mittelversorgung durch den Spannfinger<br />
nehmen die Schneidplatten auf. „Eigentlich<br />
setzen wir die FY-Geometrie bei<br />
nichtrostenden und langspanenden Stahl-<br />
Werkstoffen ein. Sie leistet jedoch auch<br />
bei Aluminiumlegierungen gute Dienste“,<br />
sagt Luik.<br />
Mit dieser Geometrie werden die Kühlrippen<br />
und der breite Einstich geschruppt.<br />
Die Form der Geometrie bewirkt<br />
einen kontrollierten Bruch der Späne,<br />
und der Kühlmitteldruck verhindert<br />
das Aufschmelzen der Späne auf der<br />
Spanfläche. „Aufgrund der langspanenden<br />
Legierung haben wir nicht auf PKD-<br />
Werkzeuge gesetzt, da dort wegen der relativ<br />
dünnen PKD-Schicht keine tiefen<br />
Spanformgeometrien realisierbar sind“,<br />
fügt Luik noch hinzu.<br />
Die spezielle Aluminium-Stechgeo -<br />
metrie WA sorgt beim Schlichten der Einstiche<br />
für die hohe Oberflächengüte des<br />
Bauteils. Die polierte Spanformgeometrie<br />
wirkt gegen Aufbauschneidenbildung, erzeugt<br />
kleine Spiralspäne und ermöglicht<br />
dadurch eine gute Spankontrolle und hohe<br />
Prozesssicherheit. Die angepasste<br />
Spanverjüngung verhindert beim Stechen<br />
Beschädigungen an den Flanken und erzeugt<br />
somit eine hohe Oberflächengüte.<br />
Für optimale Zerspanungsbedingungen<br />
empfehlen sich Klemmhalter mit Innenkühlung,<br />
insbesondere über den Spannfinger.<br />
Die Innenkühlung wirkt dadurch<br />
direkt in der Schnittzone und trägt zur erhöhten<br />
Prozesssicherheit bei.<br />
Der Stechprozess konnte nach den<br />
Horn-internen Tests durch die Anwendungs<strong>technik</strong><br />
der Dipl.-Ing. Brecht GmbH<br />
schnell in der Fertigung in Wannweil implementiert<br />
werden.<br />
■<br />
Nico Sauermann<br />
Paul Horn, Tübingen<br />
www.phorn.de<br />
Über den Fertiger<br />
Mit einem Team von knapp 30 Mitarbeitern<br />
bietet die Dipl.-Ing. Brecht<br />
GmbH Dienstleistungen wie CNC-<br />
Fräsen, -Drehen, Wasserstrahlschneiden<br />
und die additive Fertigung<br />
von anspruchsvollen und komplexen<br />
Bauteilen an. Auftraggeber<br />
kommen unter anderem aus der<br />
Medizin<strong>technik</strong>, der Labor<strong>technik</strong><br />
sowie der Luft- und Raumfahrt -<br />
<strong>technik</strong>. Gefertigt werden Bauteile<br />
aus Metall, Kunststoff und Hoch -<br />
leistungskunststoffen.<br />
www.brechtgmbh.com<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 27
■ [ TECHNIK ]<br />
Leistungsstarker Laser fürs Spezielle<br />
ist flexibel genug für den Alltag<br />
Laser-Rohrschneidsystem | Um relativ dicke Rohre mit dicken Wänden sehr präzise<br />
schneiden zu können, hat ein britischer Anbieter eigens in eine neue Laserschneidanlage<br />
investiert. Sie kann das Besondere, erfüllt aber auch Vorgaben zur Protokollierung,<br />
wie sie in der Medizin<strong>technik</strong> oder Luft- und Raumfahrt gefordert sind.<br />
Mit der Laserschneidanlange<br />
Star-Cut Tube lassen sich viele<br />
Schnitte an dickeren und dünneren<br />
Rohren ausführen. Das<br />
kleinste der hier gezeigten, von<br />
Micrometric bearbeiteten Rohre<br />
hat einen Durchmesser von<br />
0,6 mm und weist ein lasergeschnittenes<br />
Loch in einer Seite<br />
auf<br />
(Bild: Micrometric)<br />
Wenn es darum geht, Metallrohre<br />
mit sehr hoher Präzision zu schneiden,<br />
zu bohren und zu markieren, sind die<br />
Spezialisten der britischen Micrometric<br />
Ltd. aus Lincoln in ihrem Element. Dabei<br />
darf es auch gern um Materialien gehen,<br />
die aus dem Gängigen heraus fallen: Molybdän,<br />
Wolfram, Platin, hochfeste Nickellegierungen,<br />
all das haben die Briten<br />
schon verarbeitet, und auch 3D-Formteile<br />
wurden bei ihnen in Auftrag gegeben. Micrometrics<br />
Managing Direc tor Neil Main<br />
erläutert: „Wir haben uns von Anfang an<br />
auf schwierige Aufgabenstellungen spezialisiert.“<br />
Damit will sich sein Unternehmen<br />
von anderen Anbietern absetzen, die<br />
zwar Laser nutzen, aber oft nur Flachbettschneider<br />
verwenden, um Stahlbleche zu<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Laserbearbeitung<br />
Anlage für UKP- oder Faserlaser<br />
Schneiden größerer Rohre<br />
Flexible Anlage<br />
Rückverfolgbarkeit<br />
bearbeiten. „Unser breites Spektrum an<br />
Fertigungsverfahren erreichen wir nur<br />
durch Investitionen in einen vielseitigen<br />
Maschinenpark, der sowohl Laser- als<br />
auch herkömmliche Bearbeitungsprozesse<br />
ohne Lasereinsatz ermöglicht.“<br />
Projekt mit Herausforderung<br />
beim Bohren und Schneiden<br />
Doch auch für Experten, die auf das Besondere<br />
eingerichtet sind, kommen gelegentlich<br />
Projekte hinzu, die neue Anforderungen<br />
stellen: So wünschte ein Auftraggeber<br />
eine ungewöhnliche Kom bi -<br />
nation von Anforderungen, die das<br />
Schneiden und Bohren eines großen<br />
Stahlrohrs mit 21 mm Durchmesser be -<br />
inhalteten. Die Wandstärke von 1 mm war<br />
für Laserwerkzeuge mit geringerer Leistung<br />
bereits eine Herausforderung, hinzu<br />
kamen enge Toleranzen.<br />
Um auch so eine Vorgabe umsetzen zu<br />
können, kam für Main 2019 der Gedanke<br />
an eine Investition in eine neue Anlage ins<br />
Spiel, und der Geschäftsführer entschied<br />
sich für ein Star-Cut Tube-System des Anlagenherstellers<br />
Coherent Munich GmbH<br />
& Co. KG aus Gilching. Es bot die Kombi-<br />
nation aus Leistung und Präzision, die erforderlich<br />
war, um das Projekt zu übernehmen.<br />
Star-Cut Tube ist ein 3- oder 4-achsiges,<br />
CNC-gesteuertes, vollautomatisches<br />
Lasersystem. Optimiert wurde es für die<br />
Herstellung von hochpräzisen, röhrenförmigen<br />
und flachen Komponenten. Einsetzen<br />
lässt es sich zum Beispiel für die Herstellung<br />
medizinischer Instrumente oder<br />
von Bauteilen für die Luft- und Raumfahrt.<br />
Die Anlage kann mit einem Faser -<br />
laser oder einem Ultrakurzpulslaser<br />
(UKP) ausgestattet werden, abhängig von<br />
den Anforderungen an die Schneidgeschwindigkeit<br />
und die Minimierung der<br />
Wärmeeinflusszone.<br />
„Wir haben die Star-Cut-Tube-Anlage<br />
für den speziellen Auftrag erworben“,<br />
sagt Micrometric-Geschäftsführer Main.<br />
Natürlich sei es daher zunächst darum gegangen,<br />
dass die Anlage die erforderliche<br />
Leistung für genau dieses Projekt erbringen<br />
würde. „Aber es war klar, dass sie<br />
über diesen ersten Auftrag hinaus in der<br />
Produktion Anwendung finden musste,<br />
um einen Return-of-Investment zu generieren.“<br />
Voraussetzung dafür: Die Anlage<br />
28 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
sollte in der Arbeitsumgebung in Lincoln<br />
zuverlässig und möglichst wartungsarm<br />
laufen und mit einer hohen Lebensdauer<br />
einen kostengünstigen Betrieb sicherstellen.<br />
Zu diesen Aspekten habe man sich bei<br />
anderen Nutzern umgehört, die die Anlage<br />
als „sehr gut konstruiert und gebaut“<br />
beschrieben. Laut Main hat sie den Ruf,<br />
„besonders zuverlässig“ zu sein.<br />
(Bild: Micrometric)<br />
Der seitliche<br />
Zugang des Star-<br />
Cut Tube ermöglicht<br />
bei Micrometric<br />
auch die einfache<br />
Bearbeitung langer<br />
Rohre<br />
Nach den Erfahrungen des Geschäftsführers<br />
vereinfacht die benutzerfreundliche<br />
Mensch-Maschine-Schnittstelle das<br />
Einrichten von Aufträgen. Sie bietet Micrometric<br />
abgesicherte Benutzerzugriffsebenen<br />
sowie Diagnose- und Datenprotokollierung<br />
für validierte Prozesse, wie sie<br />
in der Luft- und Raumfahrt und bei medizinischen<br />
Produkten gefordert sind.<br />
Die Voraussetzungen waren also gegeben,<br />
um spezielle Aufträge zu bearbeiten.<br />
Aber es kam zunächst anders: „Leider änderte<br />
unser Auftraggeber sein Design und<br />
platzierte keinen weiteren Auftrag für die<br />
Komponenten, für die wir die Star-Cut Tube<br />
gekauft haben“, berichtet Main. Umso<br />
mehr aber habe sich die Vielseitigkeit der<br />
Maschine ausgezahlt. Ihre Fähigkeit, dünnere<br />
Rohre zu bearbeiten und sowohl<br />
Rohre als auch Flachmaterial mit höherer<br />
Präzision zu schneiden, hat die Palette<br />
der Aufträge, die Micrometric übernehmen<br />
kann, erweitert. „Deshalb“, sagt<br />
Main, „setzen wir die Star-Cut-Tube-Anlage<br />
mittlerweile bei verschiedenen neuen<br />
Fertigungsprozessen intensiv ein.“ Falls<br />
man ihn frage: Er würde die Maschine<br />
„vorbehaltlos weiterempfehlen“. ■<br />
Simone Werner<br />
Coherent Munich, Gilching<br />
https://de.coherent.com/<br />
UHREN- UND SCHMUCKINDUSTRIE MICROTECHNOLOGIEN MEDTECH<br />
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01/2021 medizin&tec hn i k 29
■ [ TECHNIK ]<br />
Beim Handling der mit Spritzen bestückten Trays sind die reinraumtauglichen<br />
Stäubli Roboter mit speziellen Greifern ausgerüstet, die<br />
eigens für diese Aufgabe entwickelt wurden<br />
(Bild: Stäubli Robotics)<br />
Eine kompakte Zelle: Auf 9 m² kooperieren drei Roboter<br />
bei der Inspektion und Palettierung von Trays mit je 100<br />
Spritzen<br />
(Bild: Stäubli)<br />
Roboterzelle inspiziert und<br />
verpackt 36 000 Spritzen pro Stunde<br />
Hygienisches Spritzenhandling | Eine kompakte Roboterzelle hat der irische Systemintegrator<br />
Ward Automation für ein Unternehmen der Pharmaindustrie entwickelt. Für die End-of-Line-<br />
Prüfung sowie das Etikettieren und Palettieren handhaben drei Roboter Unmengen von Spritzen:<br />
Pro Sekunde durchlaufen zehn Produkte den Prozess.<br />
Wie kann man zuverlässig und wirtschaftlich<br />
36000 Spritzen pro<br />
Stunde mit 100-prozentiger Genauigkeit<br />
prüfen und palettieren? Diese Frage stellte<br />
ein weltweit tätiger Pharmahersteller<br />
den Automatisierungsexperten der Ward<br />
Automation Ltd. in Sligo/Irland.<br />
Ursprünglich wurde der Prozess manuell<br />
durchgeführt – nun sollte der Arbeitsaufwand<br />
bei der Inspektion von Spritzen,<br />
Etiketten und Siegeln reduziert und<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Flexibilität trotz Automatisierung<br />
■ Kompakt gebaute Anlage<br />
■ 100-%-Kontrolle<br />
■ Verschiedene Trays einsetzbar<br />
■ Rückverfolgbarkeit/21 CFR Part 11<br />
gleichzeitig die Qualität gesteigert werden.<br />
Die Kenndaten der Spezifikation: Die<br />
Spritzen erreichen die Inspektionsstation<br />
in Trays mit 100 Einheiten, und pro Minute<br />
muss der Inhalt von sechs Trays inspiziert,<br />
etikettiert und palettiert werden.<br />
Dabei gelten die Anforderungen der Medizinproduktefertigung<br />
(21 CFR Part 11).<br />
John Walshe, bei Ward Automation zuständig<br />
für das Business Development, erläutert:<br />
„Ganz wichtig war das 100-prozentige<br />
Ausschließen des Risikos beschädigter<br />
oder fehlender Spritzen und fehlender<br />
Anti-Manipulationssiegel.“ Außerdem<br />
musste die Roboterzelle aus Gründen<br />
der Produktionssicherheit und Rückverfolgbarkeit<br />
in das Scada-System des<br />
Unternehmens integriert werden. Eine<br />
besondere Herausforderung: Alle Prozessschritte<br />
müssen auf engstem Raum<br />
ausgeführt werden.<br />
Auf der Basis dieser Vorgaben konstruierten<br />
die Fachleute aus Sligo eine Zelle<br />
mit drei Stäubli-Robotern, die nach folgendem<br />
Prinzip zusammenarbeiten: Zunächst<br />
entnimmt ein Stäubli-Roboter<br />
TX2-60 ein Tray mit 100 Spritzen und<br />
führt es einem Bildverarbeitungssystem<br />
zu. Zwei Vision-Systeme überprüfen den<br />
Inhalt des Trays auf fehlerhafte Spritzen,<br />
fehlende PRTC-Kappen und die korrekte<br />
Anzahl an Spritzen im Tray.<br />
Kontrolle der Spritzen im Tray<br />
erfolgt automatisiert<br />
Trays mit fehlerhaften Spritzen werden zu<br />
einem „N.i.O“-Platz gefördert. Dort zeigt<br />
das Bediensystem an, welche Spritze aus<br />
dem Tray zu entnehmen ist, und die Bildverarbeitung<br />
prüft, ob tatsächlich die<br />
richtige – das heißt: die fehlerhafte –<br />
Spritze entnommen wurde. Danach wird<br />
das Tray freigegeben, so dass der Bediener<br />
es auffüllen und wieder der Zelle zuführen<br />
kann.<br />
Trays, bei denen es keinen Grund zur<br />
Beanstandung gibt, erreichen als nächstes<br />
eine Etikettenstation, wo Innen- und Außenetiketten<br />
ausgedruckt und direkt kontrolliert<br />
werden. Fehlerhafte Etiketten<br />
werden automatisch aussortiert und neu<br />
gedruckt. „Gute“ Etiketten werden innen<br />
30 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
und außen auf das Tray aufgeklebt. Das<br />
Aufkleben des inneren Etiketts übernimmt<br />
der erste TX2-60. Am Ende dieses<br />
Prozesses werden die Etiketten auf Vorhandensein<br />
und Position geprüft.<br />
Im nächsten Schritt werden die Trays<br />
versiegelt, bevor sie für den Versand palettiert<br />
werden. Für diese Aufgabe hat<br />
Ward Automation eine innovative Deckelvereinzelungsstation<br />
entwickelt. Sie stellt<br />
dem zweiten Roboter – ebenfalls ein Stäubli<br />
TX2-60 – einen einzelnen Deckel bereit.<br />
Ein Vision-System verifiziert die Position<br />
des Deckels, der Roboter greift ihn<br />
und legt ihn auf dem Tray ab.<br />
Spezifischer Applikationskopf<br />
für Siegel und Etikett<br />
Ein kundenspezifischer Applikationskopf<br />
bringt ein manipulationssicheres Siegel<br />
auf den Deckel auf und faltet das Etikett<br />
als Verschluss um die Deckelkante. Das<br />
Tray wird um 180° gedreht und mit einem<br />
zweiten Etikett versehen. Anschließend<br />
hebt der Roboter das Tray an und stellt es<br />
auf einem Pufferband ab.<br />
Zum Schluss stapelt ein größerer Roboter<br />
vom Typ Stäubli RX160L jeweils 200<br />
fertige Trays auf einer Palette. John Walshe:<br />
„Dieser Roboter bietet uns die erforderliche<br />
Reichweite und benötigt zugleich<br />
wenig Aufstellfläche.“<br />
Ein Drei-Zonen-Sicherheitssystem mit<br />
virtuellen Zellen und Puffer zwischen den<br />
Zellen ermöglicht es, den großen Roboter<br />
für einen Palettenwechsel sicher anzuhalten,<br />
während die beiden kleinen Roboter<br />
weiter Trays inspizieren und etikettieren.<br />
Das steigert die Produktivität und Verfügbarkeit<br />
der Roboterzelle.<br />
Dem Wunsch des Anwenders entsprechend<br />
wurde das System flexibel gestaltet:<br />
Der modulare Aufbau der Roboterzelle<br />
und das moderne Steuerungssystem<br />
tragen zur Flexibilität bei. So kann die<br />
Zelle innerhalb kurzer Zeit mit neuen Parametern<br />
konfiguriert werden. Vorkonfiguriert<br />
sind unter anderem eine Zwei-Paletten-Option<br />
und der Entfall des Inspektionsprozesses.<br />
Weitere Druckoptionen<br />
wie Laser- oder Tintenstrahldruck sind<br />
ebenfalls verfügbar. Auch bei den Trays<br />
sind zwei Typen einsetzbar: 3“- und<br />
4“-Trays mit jeweils 100 oder 160 Spritzen<br />
pro Wanne können verwendet werden.<br />
Dabei beansprucht die Anlage eine<br />
Grundfläche von 3 m x 3 m.<br />
Bei der Auswahl geeigneter Roboter<br />
spielte das hygienische Design eine große<br />
Rolle. Die Stäubli-Roboter sind in einer<br />
Version verfügbar, die für „Humid Environment“<br />
geeignet ist Diese „HE“-Version<br />
kann sowohl in Reinräumen installiert<br />
werden als auch in Produktionszonen, in<br />
denen täglich oder schichtweise umfangreiche<br />
Reinigungsprozesse stattfinden.<br />
Im hier beschriebenen Fall kommen hoch<br />
wirksame und entsprechend aggressive<br />
Reinigungsmittel zum Einsatz.<br />
Ward Automation verfügt über umfassende<br />
Erfahrung mit solchen Anforderungen.<br />
John Walshe: „Wir haben schon vor<br />
etwa zehn Jahren Stäubli-Roboter in einer<br />
ähnlichen Umgebung und für ganz ähn -<br />
liche Reinigungsbedingungen eingesetzt<br />
– und es hat bislang keine Probleme gegeben.“<br />
Die Zelle ist entsprechend den Medizin<strong>technik</strong>-Anforderungen<br />
gemäß 21<br />
CFR Part 11 zugelassen. Sie dokumentiert<br />
den Inspektions- und Verpackungsprozess<br />
jedes einzelnen Trays mit individueller<br />
Kennzeichnung – Stichwort Rückverfolgbarkeit<br />
– und allen GMP-kritischen<br />
Daten.<br />
Auf Reichweite, Traglast und – ganz<br />
wichtig – hohe Präzision bei hohen Geschwindigkeiten<br />
kam es bei der Auswahl<br />
der Roboter ebenfalls an: Schließlich<br />
muss jede einzelne Roboteraufgabe in weniger<br />
als 10 s erledigt sein.<br />
Jetzt läuft die Anlage, und der Anwender<br />
ist laut John Walshe sehr zufrieden<br />
und hat bei 100 % Automation zusätzliche<br />
Flexibilität gewonnen.<br />
■<br />
Ralf Högel<br />
Fachjournalist in Stadtbergen<br />
Über den Roboterhersteller Stäubli:<br />
www.staubli.com<br />
Über<br />
Ward Automation<br />
Das auf maßgeschneiderte Automatisierungslösungen<br />
für die Medizinprodukte-<br />
und Pharmaindustrie spezialisierte<br />
Unternehmen wurde<br />
1995 gegründet. Zum Portfolio gehören<br />
Maschinen und Anlagen zum<br />
Produzieren, Abfüllen, Testen, Inspizieren<br />
und Verpacken von medizinischen<br />
Geräten und Pharmaprodukten.<br />
wardautomation.ie<br />
PRODUKTENTWICKLUNG<br />
2K-SPRITZGUSS<br />
WERKZEUGBAU<br />
SILIKON-SPRITZGUSS<br />
MIKRO-SPRITZGUSS<br />
REINRAUMFERTIGUNG<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 31
■ [ TECHNIK ]<br />
Reagenzbehälter werden im Reinraum<br />
vollautomatisiert montiert<br />
Montageprozess | Mit der Kombination der Technologien Spritzguss- und Extrusionsblasfertigung sowie<br />
vollautomatisierten Montageanlagen fertigt Wirthwein Medical Komponenten für die Diagnostik- und<br />
Medizin<strong>technik</strong>branche. Für einen Anwender entwickelte das Unternehmen einen Prozess, der eine<br />
komplette Produktserie aus acht verschiedenen Komponenten auf einer Anlage konfektioniert.<br />
Die vollautomatisierte Baugruppenmontage<br />
der Reagenzbehälter für die Diagnostik<br />
findet im Reinraum statt<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Fertigung von Reagenzbehältern<br />
Vollautomatisierter Montageprozess<br />
im Reinraum<br />
Entwicklung eines Anlagenkonzepts<br />
Digitalisierung<br />
(Bild: Wirthwein Medical)<br />
Die Wirthwein Medical GmbH & Co.<br />
KG ist mit rund 300 Mitarbeitern am<br />
Standort in Mühltal bei Darmstadt Experte<br />
für die Montage mit automatisierten<br />
Fertigungsanlagen. Von der konventionellen,<br />
über die teil- bis hin zur vollautomatisierten<br />
Montage reicht das Angebot. Die<br />
Projektierung und Entwicklung automatisierter<br />
Fertigungsanlagen runden das Repertoire<br />
für die spezifischen Anforderungen<br />
ab. Auf insgesamt 26 vollautomatischen<br />
Montageanlagen werden Kunststoffkomponenten<br />
im Reinraum zu Baugruppen<br />
zusammengefügt und bei Bedarf<br />
individuell konfektioniert und verpackt.<br />
Im Rahmen eines Auftrags entwickelte<br />
der Automatisierungsspezialist einen<br />
Montageprozess, der eine komplette Produktserie<br />
aus verschiedenen Komponenten<br />
auf nur einer Anlage konfektioniert.<br />
Auf der neuen Anlage werden nun Reagenzbehälter,<br />
bestehend aus Flaschen<br />
und Standböden, für die Diagnostik montiert.<br />
Durch die Produktintegration auf eine<br />
Fertigungsstraße entfallen zusätzliche<br />
Rüstzeiten.<br />
In vier Montageschritten<br />
entsteht der Reagenzbehälter<br />
„Eine neue Montageanlage zu planen und<br />
die Arbeitsschritte optimal zu bauen, ist<br />
eine sehr spannende Herausforderung“,<br />
sagt Tobias Heldmann, Automatisierungs<strong>technik</strong>er<br />
bei Wirthwein Medical. Etwa<br />
zwölf Monate nahm die gesamte Planung<br />
der neuen Anlage in Anspruch. Beim Blick<br />
durch die Glaswand in den Reinraum ist<br />
heute lediglich eine hochmoderne und<br />
saubere Montageanlage zu sehen. Knowhow<br />
und Technik spielen sich hinter den<br />
Kulissen ab: Die Produktserie der Reagenzbehälter<br />
besteht aus acht verschiedenen<br />
Teilkomponenten und wird in vier<br />
Montageschritten gefertigt.<br />
Insgesamt werden fünf Produktmerkmale<br />
durch eine einhundertprozentige In-<br />
Prozess-Kontrolle mit einer Auflösung im<br />
Bereich von 0,002 mm und insgesamt 35<br />
Präzisionsmesseinheiten geprüft. Zusätz-<br />
lich wird eine 100-%-Dichtheitsprüfung<br />
durchgeführt. Somit werden nicht nur<br />
über 250 Millionen Messwerte pro Jahr<br />
von jeder Kunststoffkomponente GMPkonform<br />
dokumentiert und archiviert,<br />
sondern auch eine automatisierte Auswertung<br />
der Daten in Form von Statistiken<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Die Auswertung der kompletten Ergebnisse<br />
der OEE (Overall Equipment Effectiveness),<br />
Statistiken sowie Fertigungszeiten<br />
erfolgt in Echtzeit und kann direkt an<br />
der Maschine oder über jedes Mobile Device<br />
verfolgt werden. „Die Kunst ist es,<br />
nicht Millionen von Messwerten zu erzeugen,<br />
sondern diese statistisch sinnvoll<br />
auszuwerten und daraus die richtigen<br />
Schlüsse zu ziehen. Wir haben dieses Ziel<br />
mit der Montageanlage erreicht“, erklärt<br />
Christoph Merhold, Ingenieur und ausgebildeter<br />
Six Sigma Greenbelt, der bei<br />
Wirthwein Medical für das Projekt verantwortlich<br />
war.<br />
Ein weiterer Schritt im Bereich der Digitalisierung<br />
bei Wirthwein Medical ist,<br />
dass wichtige Kennzahlen und Ereignisse<br />
direkt auf dem Dashboard der Maschine<br />
visualisiert werden und jederzeit zugänglich<br />
sind. Alle Mitarbeiter, vom Produk -<br />
tionsleiter bis zum Anlagenführer, werden<br />
so in den kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />
(KVP) einbezogen und können<br />
ihren Input geben, um die Prozesseffizienz<br />
zu steigern. Zusätzlich ist das komplette<br />
System validiert nach GAMP 5<br />
(Good Automated Manufacturing Prac -<br />
tice).<br />
(su) ■<br />
www.wirthwein-medical.com<br />
32 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Special<br />
IT in der Medizin<br />
(Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com)<br />
5G im Krankenhaus: Projekte starten<br />
Rahmen für Entwicklung von KI | SVDGV – Verband für E-Health-Anbieter | 0G-Netz für kleine Datenpakete<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 33
TITELTHEMA<br />
5G in der Klinik: Neuland<br />
für Mediziner und Geräte<br />
Testphase für 5G-Campusnetze | Im Jahr 2020 sind Projekte an den Start gegangen, die<br />
ausloten, was die 5G-Technologie dem Gesundheitswesen bieten kann. Noch gibt es<br />
keine 5G-Adapter für Medizinprodukte. EMV-Grenzwerte gilt es erst zu definieren. Kliniken<br />
brauchen eine andere IT-Infrastruktur, aber Mediziner sehen Potenzial. Ein Überblick.<br />
34 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
5G: Alles auf Anfang<br />
Nur gemeinsam werden Mediziner<br />
und Ingenieure die Potenziale<br />
von 5G für die Medizin erschließen.<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
(Bild: Digilife/stock.adobe.com)<br />
Das Pflaster mit Anbindung ans<br />
5G-Netz – ist das die Perspektive fürs<br />
digitalisierte Gesundheitswesen? Was ist<br />
im medizinischen Umfeld auf längere<br />
Sicht sinnvoll und machbar? Ein Ort, an<br />
dem das getestet werden soll, ist der Medizincampus<br />
des Universitätsklinikums<br />
Düsseldorf. Im Rahmen des Projektes Giga<br />
for Health ist geplant, dort in Kooperation<br />
mit Vodafone ein „maßgeschneidertes“<br />
5G-Campusnetz zu installieren – und<br />
die Mediziner haben hohe Erwartungen<br />
an das, was ein Breitband-Anschluss ermöglichen<br />
soll: monitoring patches zum<br />
Beispiel, die Pflaster mit Netzanbindung,<br />
sollen in der Notaufnahme und auf Sta -<br />
tion Vitaldaten von Patienten sammeln<br />
und an eine Überwachungsstation senden.<br />
Bei auffälligen Werten können Ärzte<br />
dann besonders schnell eingreifen. Auch<br />
bei der computer-assistierten Tumor-Chirurgie<br />
soll Datenübertragung in Echtzeit<br />
helfen. Als „Mixed Reality“ können zum<br />
Beispiel 3D-Strukturen des Gehirns sowie<br />
deren wesentlichen funktionelle Bereiche<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Neue 5G-Campusnetze in Kliniken<br />
Mediziner definieren die Anforderungen<br />
EMV: Sinnvolle Grenzwerte für<br />
Medizingeräte definieren<br />
Testumgebungen für Medtech-Industrie<br />
Die Zeit ist reif: An einzelnen<br />
Anwendungen in der Medizin wird<br />
geprüft, was 5G im Gesundheits -<br />
wesen leisten kann. Ideen sollten<br />
am besten im internationalen<br />
Verbund zwischen Forschern,<br />
Medizinern, Ingenieuren und Unternehmen<br />
entstehen<br />
vom Computer virtuell in den Raum projiziert<br />
werden, damit sich Operateure besser<br />
orientieren können. Gerade im Gesundheitssektor<br />
gebe es für die 5G-Technologie<br />
„enormes Potenzial“, sagt der<br />
nordrhein-westfälische Wirtschafts- und<br />
Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart.<br />
Mobilfunk im Krankenhaus<br />
aus Perspektive der EMV<br />
Für Medizinproduktehersteller besonders<br />
interessant ist ein Bereich im Projekt Giga<br />
for Health, den die Wissenschaftler des<br />
Instituts für Hochfrequenz<strong>technik</strong> (IHF)<br />
der RWTH Aachen angehen wollen. Dort<br />
soll untersucht werden, wie störfest Medizingeräte<br />
sind: sowohl im Umfeld von<br />
5G-Kleinzellen – orts festen Sendeanlagen<br />
mit geringer Sendeleistung und kleinem<br />
Versorgungsbereich – als auch in der Nähe<br />
von Endgeräten.<br />
Bisher gibt es keine Studien dazu, wie<br />
eine 5G-Versorgung im Gebäude Medizingeräte<br />
beeinflusst. Punktuell habe sich<br />
aber gezeigt, dass die medizinischen Geräte<br />
gegenüber anderen Mobilfunkgenerationen<br />
sogar recht robust seien, sagt<br />
Prof. Dirk Heberling, Leiter des IHF und<br />
einer der Mitstreiter im Projekt Giga for<br />
Health. „Wenn Sie bisher ein Krankenhaus<br />
betreten, sehen Sie überall Hinweise,<br />
dass das Einschalten von mobilen Geräten<br />
nicht gestattet ist – einfach um jedes<br />
Risiko auszuschließen, dass ein mitgebrachtes<br />
Smartphone die Geräte im Krankenhaus<br />
beeinflussen könnte.“<br />
Bei den geplanten Arbeiten mit dem<br />
5G-Campusnetz soll sich zeigen, wie viel<br />
Vorsicht mit mobilen Geräten in der Klinik<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 35
TITELTHEMA<br />
tatsächlich erforderlich ist. Regeln für<br />
das allgemein und „überall“ verfügbare<br />
5G-Netz gibt es dazu schon: Dem nach<br />
müssen Basisstationen oder Kleinzellen<br />
so betrieben werden, dass die in der<br />
26. Bundesimmissionsschutzverordnung<br />
(BImSchV) festgelegten Grenzwerte für<br />
den Menschen in allen öffentlich zugänglichen<br />
Bereichen nicht überschritten werden.<br />
In Krankenhäusern befinden sich allerdings<br />
nicht nur Menschen, sondern<br />
auch Medizingeräte im Einflussbereich<br />
des Netzes. Gemäß der in Deutschland<br />
geltenden DIN-Norm brauchen diese nur<br />
eine relativ geringe Störfestigkeit auf -<br />
zuweisen. Viele Untersuchungsräume<br />
oder OPs sind sogar abgeschirmt, damit<br />
keine möglicherweise störende Strahlung<br />
hereinkommt. „Wenn ich genau dort<br />
Ärzte mit Virtual-Reality-Lösungen unterstützen<br />
will, muss untersucht werden, ob<br />
eine 5G-Kleinzelle im Raum selbst möglich<br />
ist, ohne dass davon eine Gefahr für<br />
die Patientensicherheit ausgeht“, sagt<br />
Heberling. Medizingeräte müssen heute<br />
Störfestigkeitsprüfungen gegenüber<br />
hochfrequenten elektromagnetischen<br />
Feldern durchlaufen, um auf den Markt<br />
gebracht zu werden. Diese Prüfpegel sind<br />
aber relativ gering gewählt. Vielleicht zu<br />
gering? „Wenn wir 5G-Technologie dort<br />
nutzen wollen, müssen wir vorher genau<br />
wissen, unter welchen Umständen Störungen<br />
auftreten könnten.“<br />
Für das Projekt Giga for Health soll das<br />
anhand einer Reihe von Medizinpro -<br />
dukten untersucht werden. Welche das<br />
sind, werden Klinikmitarbeiter vorschlagen:<br />
zum Beispiel Geräte, bei denen die<br />
Störung durch das 5G-Netz für Patienten<br />
gefährlich werden könnte – wie Be -<br />
atmungsgeräte. „Ein weiterer Schwerpunkt<br />
werden Geräte sein, die in einem<br />
Krankenhaus in großer Zahl eingesetzt<br />
werden.“<br />
Bei modernen Medizingeräten rechnet<br />
der Aachener Wissenschaftler nicht mit<br />
EMV-Problemen. Dennoch empfiehlt Heberling<br />
mit Blick auf die Zukunft, ein gewisses<br />
Augenmerk auf die Abschirmung<br />
der Produkte zu legen – viel mehr noch<br />
aber auf die Chancen, die 5G und Folgestandards<br />
wie 6G für neue Funktionen<br />
bieten.<br />
Infos zu E-Health<br />
Aus der Politik gibt es viel Rückenwind<br />
für die verschiedensten An -<br />
sätze zur Digitalisierung. Alle Akti -<br />
vitäten, die das Bundesministerium<br />
für Gesundheit BMG angeht, sind<br />
zusammengefasst auf der Seite zur<br />
E- Health-Initiative. Dazu zählen<br />
unter anderem das Patientendaten-<br />
Schutz-Gesetz (PDSG), das am 20.<br />
Oktober 2020 in Kraft getreten ist,<br />
sowie das Digitale-Versorgung-<br />
Gesetz (DVG).<br />
www.bundesgesundheitsministeri<br />
um.de/e-health-initiative.html<br />
Was genau könnte aber die Vernetzung<br />
der Geräte im Krankenhaus bringen? Dieser<br />
Frage wollen Forscher und Mediziner<br />
mit den aktuellen 5G-Projekten wie dem<br />
in Düsseldorf beantworten. „Wir müssen<br />
das Thema 5G international und disruptiv<br />
denken“, sagt beispielsweise Prof. Ulrike<br />
Attenberger, Direktorin der Klinik für Dia -<br />
gnostische und Interventionelle Radiologie<br />
am Universitätsklinikum in Bonn<br />
Damit Medizingeräte nicht<br />
gestört werden, sollen Smart -<br />
phones bisher beim Betreten<br />
eines Krankenhauses ausgeschaltet<br />
werden. Forscher untersuchen<br />
im Projekt Giga for<br />
Health, wie Medizingeräte reagieren,<br />
wenn eine 5G-Kleinzelle<br />
in der Nähe betrieben wird<br />
(Bild: sudok1/stock.adobe.com)<br />
36 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
)<br />
(UKB). Dort entsteht seit Herbst 2020<br />
ebenfalls ein 5G-Campusnetz, das in den<br />
nächsten Jahren zum Secure UKB Medical<br />
Campus ausgebaut werden soll. Technologiepartner<br />
ist hier die Telekom.<br />
Ein 5G Netz bietet laut Attenberger für<br />
die Behandlung der Patienten in Zukunft<br />
viele Möglichkeiten. „Ein lokales Campusnetz<br />
ist nur der Anfang“, sagt die Medizinerin.<br />
Der Einsatz mobiler Geräte sowie<br />
die Optionen für sichere Heimarbeitsplätze<br />
mit schnellem Datentransfer würden<br />
sich deutlich erweitern. Mit Blick auf die<br />
zukünftigen Entwicklungen im Gesundheitswesen<br />
müsse man über 5G hinaus<br />
langfristige Ziele setzen: die Gesundheitseinrichtungen<br />
über Landes- und Staatsgrenzen<br />
hinaus zu vernetzen oder zum<br />
Beispiel einen europäischen Datenpool<br />
einzurichten, in dem Gesundheitsdaten<br />
zusammenfließen und für Forschung und<br />
Medizin zur Verfügung stehen – entsprechende<br />
Maßnahmen zum Datenschutz<br />
vorausgesetzt. „Wir werden im Gesundheitssystem<br />
in Zukunft immer mehr Daten<br />
zur Verfügung stellen müssen und dafür<br />
sichere, leistungsfähige und schnelle<br />
Netzwerke brauchen.“<br />
Große Perspektiven mit 5G,<br />
Anfang in kleineren Schritten<br />
Das Projekt in Bonn geht aber zunächst<br />
mit kleineren Aufgaben an den Start. „Wir<br />
beginnen in drei Bereichen“, erläutert Attenberger.<br />
Dabei geht es zum Beispiel um<br />
die Möglichkeit, Daten aus der bildgebenden<br />
Dia gnostik nicht nur in der Klinik auszuwerten,<br />
sondern auch von einem Heim -<br />
arbeitsplatz aus. „Wir haben das in kleinerem<br />
Rahmen schon getestet.“ Der Oberarzt<br />
im Hintergrunddienst könne zum<br />
Beispiel von zu Hause aus auf die Bilder<br />
zugreifen. „Das ist zwar heute schon möglich,<br />
funktioniert aber gerade in Regionen<br />
mit einer eingeschränkten DSL-Bandbreite<br />
nicht mit ausreichender Performance.“<br />
Durch die 5G-Mobilfunkfrequenzen werde<br />
auch in solchen Gebieten ein sicherer<br />
und schnellerer Datenzugriff vom Heimarbeitsplatz<br />
möglich, sagt Attenberger.<br />
Als weiteres Einsatzfeld nennt sie mobile<br />
Geräte, die unter anderem die Behandlung<br />
von Notfallpatienten verbessern<br />
können. „Dem Team in der Notaufnahme<br />
hilft es bei der Vorbereitung, wenn<br />
Vitaldaten eines Patienten schon aus dem<br />
(Bild: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/A. Winkler)<br />
Fortschritt im Krankenhaus<br />
Ende Oktober 2020 ist das Krankenhauszukunftsgesetz<br />
(KHZG) in Kraft getreten.<br />
Mit dem Gesetz wird das durch die Regierungskoalition<br />
im Juni 2020 beschlossene<br />
„Zukunftsprogramm Krankenhäuser“<br />
umgesetzt. Vom Bund werden 3 Mrd.<br />
Euro Fördermittel bereitgestellt, damit<br />
Krankenhäuser in moderne Notfallkapazitäten,<br />
die Digitalisierung und ihre IT-<br />
Sicherheit investieren können. Die Länder<br />
und/oder die Krankenhausträger sollen<br />
weitere Investitionsmittel in Höhe von<br />
1,3 Mrd. Euro aufbringen, sodass sich das<br />
Gesamtfördervolumen auf bis zu 4,3 Mrd<br />
Euro beläuft.<br />
Die vier Technologieverbände Bvitg,<br />
BVMed, Spectaris und ZVEI haben ihre<br />
Mitgliedsunternehmen bereits über die<br />
Förderrichtlinie zum Krankenhauszukunftsfonds,<br />
einem Kernelement des<br />
Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG),<br />
informiert. Anlässlich einer Infoveranstaltung<br />
mit Experten des Bundesgesundheitsministeriums<br />
(BMG) und des<br />
Bundesamtes für Soziale Sicherung (BAS)<br />
appellierten die Verbände im Dezember<br />
an alle Beteiligten, diese „große Chance<br />
für einen Digitalisierungsschub in den<br />
Krankenhäusern“ zu nutzen.<br />
Gefördert werden, wie es auf den Internetseiten<br />
des BMG heißt, Investitionen in<br />
moderne Notfallkapazitäten und eine<br />
Prof. Ulrike Attenberger begleitet<br />
am Universitätsklinikum in<br />
Bonn (UKB) das Projekt Secure<br />
UKB Medical Campus. Sie sagt,<br />
Mediziner müssen die Anforderungen<br />
an 5G definieren und<br />
betont: „Wir müssen das Thema<br />
5G international und disruptiv<br />
denken“<br />
bessere digitale Infrastruktur (beispielsweise<br />
Patientenportale, elektronische<br />
Dokumenta tion von Pflege- und Behandlungsleistungen,<br />
digitales Medikationsmanagement,<br />
Maßnahmen zur IT-Sicherheit<br />
sowie sektorenübergreifende telemedizinische<br />
Netzwerkstrukturen). Auch<br />
erforderliche personelle Maßnahmen<br />
können durch den Krankenhauszukunftsfonds<br />
finanziert werden. Der Stand der<br />
Digitalisierung der Krankenhäuser soll<br />
zum 30. Juni 2021 und 30. Juni 2023 evaluiert<br />
werden.<br />
Über das Krankenhauszukunftsgesetz:<br />
http://hier.pro/8PYVc<br />
Für Investitionen in eine bessere digitale<br />
Infrastruktur bietet das Krankenhauszukunftsgesetz<br />
Fördermöglichkeiten<br />
(Bild: metmorworks/stock.adobe.com)<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 37
TITELTHEMA<br />
(Bild: Fraunhofer IPA)<br />
Laut Prof. Jan Stallkamp, Leiter der Fraunhofer-Gruppe<br />
PAMB, ist die 5G-Technologie alleinzwar<br />
kein Kandidat für eine Revolution<br />
im Gesundheitswesen – aber ein wichtiger<br />
Baustein für die Digitalisierung<br />
Online<br />
weiterlesen<br />
Über die Schwierigkeiten, eine Klinik<br />
im laufenden Betrieb auf 5G umzustellen,<br />
berichtet Prof. Jan Stallkamp<br />
im Online-Magazin. Ebenfalls dort:<br />
Ein Ausblick auf die Leistungsfähigkeit<br />
der Folgetechnologie 6G.<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/<br />
onlineweiterlesen<br />
Rettungswagen oder -hubschrauber zur<br />
Verfügung stehen.“ Als drittes Gebiet soll<br />
die Robotik in Bonn über 5G angebunden<br />
werden. Potenzielle künftige Einsatzgebiete<br />
könnten hier Pflege- und OP-Roboter<br />
sein. Angesichts des wachsenden Anteils<br />
älterer Menschen an der Bevölkerung<br />
werde man auf „digitale Hände“ angewiesen<br />
sein. Auch Operationen aus der Ferne<br />
könnten dann zum Alltag gehören. „Bislang<br />
haben wir allerdings das 5G-Campusnetz<br />
noch nicht im Umfeld von Operationssälen<br />
implementiert“, sagt Prof. Attenberger.<br />
Die größten Vorteile von 5G liegen ihrer<br />
Meinung nach in der Vernetzung mobiler<br />
Geräte in größerem Maßstab sowie<br />
der schnellen und sicheren Datenübertragung.<br />
„Wir Mediziner müssen die Anforderungen<br />
definieren und sagen, wie wir<br />
die Medizin der Zukunft sehen.“ Bisher<br />
gibt es noch keine technische Lösung, um<br />
Medizingeräte mit 5G-Adaptern anzubinden.<br />
„Aber die Medizin<strong>technik</strong>-Industrie<br />
ist höchst innovativ: Wir haben heute<br />
schon Anwendungen, die wir uns vor<br />
zehn Jahren nicht mal hätten vorstellen<br />
können. Ich gehe daher davon aus, dass<br />
eine 5G-Netz-Anbindung in Zukunft verfügbar<br />
sein wird.“<br />
5G-Testumgebung: Mannheim<br />
hat Platz für Medizin<strong>technik</strong>er<br />
Genau an diesem Punkt arbeiten Forscher<br />
in Baden-Württemberg. 5G-Stand-alone-<br />
Netze wurden hier ebenfalls 2020 an fünf<br />
Standorten aufgebaut und stehen kleinen<br />
und mittleren Unternehmen für Tests zur<br />
Verfügung. Koordiniert wird das Projekt<br />
5G4KMU vom Stuttgarter Fraunhofer-Institut<br />
für Produktions<strong>technik</strong> und Automatisierung<br />
IPA. Angesprochen sind verschiedene<br />
Industriebranchen, darunter<br />
ausdrücklich die Medizin<strong>technik</strong>.<br />
„Wir stehen mit diesem Thema noch<br />
ganz am Anfang“, sagt Professor Jan Stallkamp,<br />
der die Mannheimer IPA-Projektgruppe<br />
für Automatisierung in der Medizin<br />
und Biotechnologie, kurz PAMB, leitet.<br />
Deren 5G-Testumgebung umfasst<br />
auch einen Interventionsraum, in dem<br />
sich unterschiedliche Ideen für Medizingeräte<br />
und Gesundheitsanwendungen<br />
ausprobieren lassen. Da es noch keine<br />
Adapterbausteine gibt, werden zunächst<br />
Mobiltelefone und danach externe Modems<br />
mit Medizingeräten gekoppelt. „Wir<br />
bieten Unternehmen an, Dinge mit uns<br />
und bei uns auszuprobieren“, sagt Stallkamp.<br />
„Aber noch wartet die Industrie<br />
eher auf unsere Vorschläge und die Ergebnisse<br />
aus den ersten Versuchen.“ Zurückhaltung<br />
seitens der Hersteller war auch<br />
bei der redaktionellen Frage nach einer<br />
Einschätzung zu 5G deutlich zu spüren.<br />
Für den Ingenieur Stallkamp ist 5G ein<br />
Baustein auf dem Weg zu digitalisierten<br />
Krankenhäusern. Allerdings sieht er für<br />
die Technologie nur dann eine Chance,<br />
wenn es in etwa zeitgleich eine ganze Reihe<br />
von Anwendungen gibt, die einer Klinik<br />
Vorteile versprechen. „Die 5G-Vernetzung<br />
bringt ja erst etwas, wenn auch die<br />
Peripherie vernetzt ist und entsprechend<br />
Funktionalitäten anbietet.“ Der finanzielle<br />
und technische Aufwand, ein Netzwerk<br />
in einer Klinik zu installieren, sei riesig –<br />
„dafür muss es starke Argumente und eine<br />
gute Strategie geben“, betont der Ingenieur.<br />
Eine einzige erfolgreiche Anwendung<br />
wäre längst nicht Grund genug. Die<br />
Herausforderung für die Medizin<strong>technik</strong>-<br />
Entwickler: Geräte, die durch Vernetzung<br />
Vorteile bieten, müssen so leicht und einfach<br />
einsetzbar sein wie die Vorgänger ohne<br />
5G-Adapter.<br />
Trotz aller Herausforderungen ist 5G<br />
für das Digitale Krankenhaus laut Stallkamp<br />
ein wichtiges Zukunftsthema für<br />
die Medizin. „Künstliche Intelligenz wird<br />
hier wahrscheinlich größere Veränderungen<br />
hervorrufen als der Baustein 5G. Die<br />
Kombination aus beiden allerdings hat<br />
immenses Potenzial, die Prozesse in der<br />
Gesundheitsversorgung zu beschleunigen<br />
und zu verbessern.“ Darüber hinaus<br />
tauchten am Horizont die ersten Anzeichen<br />
des Nachfolgers 6G auf. Dieser könne<br />
mit den bisher bekannten Spezifikationen<br />
endgültig eine unbeschränkte Vernetzung<br />
im Krankenhaus bieten und der Digitalisierung<br />
zum Durchbruch verhelfen.<br />
Doch zunächst gibt es mit der Anpassung<br />
der IT-Infrastruktur in Krankenhäusern<br />
und Kliniken eine Riesenaufgabe zu<br />
bewältigen. Wie dringlich das ist und welche<br />
Investitionen es erfordern wird, zeigt<br />
das Krankenhauszukunftsgesetz vom<br />
Herbst 2020. Darin sind über 3 Mrd. Euro<br />
eingeplant, mit denen die Einrichtungen<br />
unter anderem bei der digitalen Ausstattung<br />
vorankommen sollen.<br />
Mit den neuen 5G-Campusnetzen ist<br />
aber ein Anfang gemacht. So sieht es auch<br />
Prof. Dr. Dr. Frank Schneider, Ärztlicher<br />
Direktor und Vorstandsvorsitzender des<br />
Universitätsklinikums Düsseldorf und<br />
Konsortialführer des Verbundprojektes:<br />
„Mit der Förderung der Giga-for-Health-<br />
Projekte können wir digitalen Techniken<br />
im Krankenhaus einen wichtigen Schub<br />
geben.“<br />
■<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
Weitere Informationen<br />
Über das Projekt Giga for Health:<br />
http://hier.pro/5kBT7<br />
Uniklinik Bonn, Prof. Attenberger:<br />
http://hier.pro/mvJpb<br />
PAMB, Testumgebung 5G4KMU:<br />
https://pamb.ipa.fraunhofer.de/<br />
38 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Polished<br />
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und geringer Verschleiß ermöglichen ein stabiles Fixieren des Implantats und<br />
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01/2021 medizin&tec hn i k 39
■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />
Medizinische Daten<br />
nutzbar machen<br />
Nomenklatur | Seit 2020 ist die international standardisierte<br />
Gesundheitsterminologie für medizinische<br />
Sachverhalte , Sonmed CT, in Deutschland verfügbar.<br />
Sie unterstützt die nationale E-Health-Strategie.<br />
Eine einheitliche „Sprache“ für Gesundheitsdaten soll die<br />
Interoperabilität in der deutschen Medizin verbessern<br />
Die medizinische Terminologie Snomed CT verwandelt medizinische<br />
Sachverhalte und Fachbegriffe, für die es weltweit<br />
unterschiedliche Bezeichnungen und Maßstäbe gibt, in<br />
sprachunabhängig unmissverständliche und international eindeutige<br />
Zahlencodes, also in eine „einheitliche Sprache“. Diese<br />
kann von Computern gelesen und verarbeitet werden und<br />
schafft so die Voraussetzung für den elektronischen Austausch<br />
von Gesundheitsdaten. Dies ist ein wichtiger Baustein für die Digitalisierungsinitiative<br />
der Bundesregierung.<br />
Seit dem 1. Januar ist Deutschland mit dem Bundesinstitut für<br />
Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als „National Release<br />
Center“ Mitglied von Snomed International. BfArM-Präsident<br />
Prof. Dr. Karl Broich sagt: „Mit Snomed CT bringen wir die<br />
Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland weiter<br />
voran.“ Als international standardisierte Gesundheitsterminologie<br />
sei Snomed CT eine wichtige Voraussetzung, um medizinische<br />
Daten auch aus verschiedenen Quellen verlässlich für die<br />
Forschung auswertbar zu machen. „Damit beschleunigen wir innovative<br />
Entwicklungen und können neuartige Therapieoptionen<br />
künftig schneller für die Patientinnen und Patienten verfügbar<br />
machen.“ Für die Nutzung von Snomed CT ist eine Lizenz erforderlich.<br />
Alle im deutschen Gesundheitswesen beteiligten Institutionen<br />
und Fachkreise wie beispielsweise Softwarehersteller,<br />
Kliniken, Labore, Forschungsorganisationen, die Snomed CT<br />
in ihren Anwendungen nutzen möchten, können beim BfArM eine<br />
kostenfreie Lizenz beantragen.<br />
Nicht für alle Nutzer in Deutschland ist Snomed CT neu: Die vom<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte<br />
Medizininformatik-Initiative (MII), an der alle Standorte<br />
der deutschen Hochschulmedizin und viele weitere Partner aus<br />
Forschung und Gesundheitswirtschaft beteiligt sind, hat bereits<br />
2020 die internationale Terminologie Snomed CT in Deutschland<br />
eingeführt und deren Nutzung in ihrem Netzwerk ausgerollt.<br />
Gemäß Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) wurde diese<br />
erfolgreiche Pilotierung nunmehr vorzeitig in die nationale<br />
E-Health-Strategie überführt.<br />
www.bfarm.de/snomed<br />
(Bild: bakhtiarzein/stock.adobe.com)<br />
Health IT<br />
Neuer Termin für Präsenzmesse: DMEA 2021 wurde<br />
von April auf Juni verschoben<br />
KI und medizinische Software<br />
Online-Veranstaltung<br />
informiert über Zulassung<br />
Der Bundesverband Gesundheits-IT<br />
(BVITG) und die Messe Berlin haben die<br />
DMEA – Connecting Digital Health von<br />
April auf Juni 2021 verschoben: Vom 8.<br />
bis 10. Juni ist eine Präsenzveranstaltung<br />
auf dem Berliner Messegelände geplant.<br />
Um den Ausstellern, Partnern und Besuchern<br />
Planungssicherheit zu bieten, entschieden<br />
sich die Veranstalter bereits im<br />
Dezember für eine Verschiebung in den<br />
Frühsommer. Vernetzung und Kontaktpflege<br />
werden dann vor Ort mit umfangreichen<br />
Hygienemaßnahmen möglich<br />
sein, die die Sicherheit von Ausstellern<br />
und Fachbesuchern gewährleisten sollen,<br />
teilt der BVITG mit. Einzelne Netzwerk-<br />
Mit der Terminverschiebung auf Juni 2021<br />
erhoffen sich Veranstalter und Organisator<br />
der DMEA die Durchführung einer Präsenzmesse<br />
mit digitalen Elementen<br />
Formate können zudem im Freien stattfinden.<br />
Die Präsenzveranstaltung wird<br />
durch digitale Elemente ergänzt, wie beispielsweise<br />
digitale Messerundgänge.<br />
Auf der DMEA treffen Entscheider aus<br />
sämtlichen Bereichen der Gesundheitsversorgung<br />
aufeinander – von IT-Fachleuten<br />
über Ärztinnen und Ärzte, Führungskräfte<br />
aus Krankenhaus und Pflege, bis<br />
hin zu Expertinnen und Experten aus Politik,<br />
Wissenschaft und Forschung.<br />
(Bild: Messe Berlin)<br />
Der Healthcare-Sektor boomt. In der medizinischen<br />
Versorgung gibt es viele Anwendungsfälle<br />
für neue Technologien, etwa<br />
für künstliche Intelligenz, medizinische<br />
Software, High-Tech-Implantate,<br />
3D-Druck und vieles mehr. Doch was passiert,<br />
wenn Technik und Software auf Regulierung<br />
und Zulassung treffen? Der<br />
VDE Verband der Elektro<strong>technik</strong> Elektronik<br />
Informations<strong>technik</strong> e.V., Frankfurt,<br />
gibt in einer Online-Veranstaltung am 23.<br />
März Antworten auf die brennendsten<br />
Fragen rund um das Thema Zulassung<br />
von Medizinprodukten: Wie bringe ich<br />
mein Produkt auf den europäischen<br />
Markt? Welche Schritte sind in welcher<br />
Reihenfolge erforderlich? Und wo finde<br />
ich Unterstützung?<br />
Das VDE-Event richtet sich an Start-Ups<br />
und branchenneue Unternehmen, die ihre<br />
Produktidee auf den Gesundheitsmarkt<br />
bringen wollen.<br />
40 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
GEWINDEWIRBELN MIT SCHWANOG<br />
Digitale Medizin<br />
Kommunikation zwischen Medizingeräten und<br />
klinikweitem Informationssystem verbessern<br />
Die Charité – Universitätsmedizin<br />
Berlin hat mit Unterstützung<br />
der Drägerwerk AG &<br />
Co. KGaA, Lübeck, die Kommunikation<br />
zwischen Medizingeräten<br />
und dem zentralen<br />
Informationssystem der Klinik<br />
deutlich verbessert. Die auf<br />
dem SDC-Standard basierende<br />
Lösung wurde in einem Klinikbereich<br />
für die Intensivversorgung<br />
von Corona-Patienten<br />
implementiert. Grundlage des<br />
optimierten Datenaustauschs<br />
in der Charité ist der Interoperabilitätsstandard<br />
ISO/<br />
IEEE-11073-SDC: Dadurch<br />
können Medizingeräte herstellerübergreifend<br />
Daten wie<br />
Analyse-Ergebnisse oder Befunde<br />
untereinander und mit<br />
klinikweiten Informationssystemen<br />
austauschen. Der Aufwand<br />
für zusätzlich zu programmierende<br />
Schnittstellen<br />
oder herstellerspezifische<br />
Codes entfällt. Die vor kurzem<br />
eingeführten Intensivbeatmungsgeräte<br />
der V-Familie<br />
von Dräger können nun ohne<br />
Umwege an die HL7-Kommunikation<br />
der Klinik angeschlossen<br />
werden.<br />
(Bild: Drägerwerk)<br />
SDC (Service-Oriented Device<br />
Connectivity) sorgt für direkten<br />
Datenaustausch zwischen Medizingeräten<br />
und Klinik-PDMS<br />
an der Charité<br />
vma-werbeagentur.de<br />
VR-Technologie<br />
Neurochirurgen planen Trennungs-OP<br />
Siamesischer Zwillinge mit Mixed Reality<br />
Ende Oktober 2020 konnte ein<br />
30-köpfiges Team des UC Davis<br />
Medical Center in Sacramento,<br />
USA, die erfolgreiche<br />
Trennungs-OP eins Siamesischen<br />
Zwillingspaares vermelden.<br />
Die beiden damals acht<br />
Monate alten Mädchen waren<br />
am Kopf zusammengewachsen.<br />
Das Chirurgenteam bereitete<br />
sich mit aktuellsten Technologien<br />
auf die OP vor. Dazu<br />
gehörte auch der Einsatz der<br />
Mixed-Reality-Brille von Magic-Leap<br />
aus Florida. In Kombination<br />
mit dem Mixed Reality<br />
Viewer der Brainlab AG,<br />
München, erkundeten sie<br />
auch das komplexe Netzwerk<br />
von Blutgefäßen im Inneren<br />
des Schädels der Zwillinge.<br />
Bereits im Vorfeld konnten sie<br />
auf Basis der Brainlab-Software<br />
Mixed Reality Viewer virtuelle<br />
Modelle im realen Umfeld<br />
eines OP untersuchen und<br />
manipulieren. Auch in<br />
Deutschland gibt es erste Kliniken,<br />
die den Mixed Reality<br />
Viewer in Kombination mit der<br />
MR-Brille bei der OP-Vorbereitung,<br />
der Patientenaufklärung<br />
und zur Ausbildung nutzen.<br />
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(Bild: Brainlab)<br />
Die Kombination von Mixed<br />
Reality Viewer und MR-Brille<br />
war ein wichtiger Baustein bei<br />
der aufwendigen OP-Planung<br />
01/2021 medizin&<strong>technik</strong> 41<br />
www.schwanog.com
■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />
NEUER STANDARD: SO LÄSST SICH<br />
KI STRUKTURIERT ENTWICKELN<br />
Rahmenwerk für Künstliche Intelligenz | Um zu nachweislich vertrauenswürdigen Systemen<br />
mit künstlicher Intelligenz zu kommen, müssen Entwickler strukturierter arbeiten.<br />
Was der neue Standard VDE-AR-E 2842-61 dazu beiträgt, erläutert Dr. Henrik Putzer,<br />
der bei Fortiss das Kompetenzfeld Trustworthy Autonomous Systems leitet.<br />
■ Unternehmen für Projekte willkommen kann. An dieser Stelle setzen wir mit hängt es speziell von der genutzten KI-<br />
■ Künstliche Intelligenz soll Daten analysieren,<br />
die für das Gehirn zu komplex<br />
sind. Was kann ein Standard bewirken?<br />
Künstliche Intelligenz ist ein Thema mit<br />
sehr vielen Unbekannten. Die Forschung<br />
hat bisher keine umfassenden<br />
Erkenntnisse dazu, wie zum Beispiel ein<br />
Neuronales Netz im Einzelnen zu seinen<br />
erlernten Verhalten und inneren<br />
Wissen kommt. Von daher sind wir<br />
nicht soweit, dass wir mit einem Standard<br />
jedwede Art künstlicher Intelligenz<br />
vor allen Fehlern bewahren könnten.<br />
Aber wir können mit einem Standard<br />
die Entwicklung solcher Systeme<br />
in strukturierte Bahnen lenken. Wichtig<br />
ist, dass dabei alle relevanten Aspekte<br />
und Risiken betrachtet werden. Damit<br />
kommen wir einen großen Schritt voran,<br />
denn bisher wird künstliche Intelligenz<br />
oft sehr kreativ ohne solche Vorgaben<br />
Dr. Henrik Putzer leitet das Kompetenzfeld<br />
entwickelt. KI ist aber nichts Magi-<br />
Trustworthy Autonomous Systems bei der<br />
sches, sondern ein technisches System,<br />
Fortiss GmbH, dem Landesforschungs -<br />
■ Herr Dr. Putzer, in der Anwendungs- für das die Entwickler den Rahmen abstecken<br />
können und müssen. Da sehe<br />
institut des Freistaats Bayern für softwareintensive<br />
Systeme. Darüber hinaus ist er regel VDE-AR-E 2842-61 geht es um<br />
Geschäftsführer des Beratungsunternehmens<br />
vertrauenswürdige autonom/kognitive ich Parallelen zu den Anfängen der Soft-<br />
Cogitron GmbH. Beim DKE ist Putzer Systeme. Was verstehen Sie darunter? wareentwicklung. Inzwischen haben<br />
im Vorsitz der Arbeitsgruppe 801.0.8, welche<br />
die VDE-AR-E 2842-61 erarbeitet<br />
Ein autonom/kognitives System besteht<br />
aus vielen Komponenten. Es gibt ware zu entwickeln ist. Für KI werden<br />
wir genaue Vorgaben, wie ‚gute‘ Soft-<br />
darin eine Reihe etablierter technischer<br />
Bestandteile, aber auch eine künstliche<br />
wir auch dahin kommen. Der Standard<br />
ist ein Anfang.<br />
Intelligenz, die in ganz unterschiedlicher<br />
Form vertreten sein kann. Um die<br />
bekannten technischen Komponenten<br />
wie auch Hardware und Software zu<br />
■ Welche Risiken gibt es denn, wenn<br />
eine KI in einem System mitwirkt?<br />
Zunächst muss man sich bei der Begrifflichkeit<br />
IHR STICHWORT<br />
klarmachen, dass KI und<br />
entwerfen, gibt es bestehende Normen<br />
und Vorgaben. Für eine künstliche Intelligenz<br />
Neuronale Netze (NN) oft fälschlicherweise<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Künstliche Intelligenz in Systemen<br />
Beispiel Bildauswertung in der Medizin<br />
Entwickler muss Rahmen abstecken<br />
Standard hilft bei Entwicklung der KI<br />
hingegen ist der nachweislich<br />
korrekte Entwurf noch schwierig, obwohl<br />
sie die Vertrauenswürdigkeit des<br />
gesamten Systems und damit eben<br />
auch seine Risiken stark beeinflussen<br />
synonym verwendet wird. KI ist<br />
ein Oberbegriff, der den Bereich des<br />
maschinellen Lernens einschließt. Darin<br />
wiederum ist die KI-Technologie der<br />
Neuronalen Netze enthalten. Dabei<br />
dem neuen Standard an.<br />
Technologie ab, welche Risiken entste-<br />
(Bild: Fortiss)<br />
42 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Testdatensätze zeigen:<br />
Schon ein Pixel kann<br />
das Ergebnis beeinflussen<br />
hen. Nehmen wir als Beispiel die Bildauswertung<br />
in der Diagnostik. Wenn<br />
ein Neuronales Netz bestimmte Formen<br />
von Krebs erkennen soll, wird es<br />
mit relevanten Datensätzen trainiert. Es<br />
soll vielleicht erkennen, ob es in einer<br />
Aufnahme gar keine Indizien für einen<br />
Krebs gibt oder ob sich ein gutartiger<br />
von einem bösartigen Tumor unterscheiden<br />
lässt. Nun können die Unterschiede<br />
zwischen Krebsformen minimal<br />
sein. Um das abzudecken, muss ich<br />
auch seltene Formen in das Training des<br />
Neuronalen Netzes einbeziehen – und<br />
zwar anteilig in gleichem Maß wie die<br />
häufigen Ausprägungen. Tue ich das<br />
nicht, leite ich das NN im Lernprozess in<br />
die Irre. Ob das Training erfolgreich war,<br />
ist dann an Testdatensätzen zu erkennen,<br />
in denen die seltenen Formen in<br />
geringer Anzahl vorkommen. Erkennt<br />
das System dann zuverlässig die häufigen<br />
Formen? Wann macht es Fehler?<br />
■ Was passiert dann bei Fehlern?<br />
Analysiert man die Bilddaten, aus denen<br />
das Neuronale Netz die ‚falschen‘<br />
Schlüsse gezogen hat, muss man anhand<br />
der Muster prüfen, was genau zu<br />
dem Missgriff geführt hat. Teilweise<br />
geht es dabei um die Schattierung<br />
eines einzelnen Pixels an einer wich -<br />
tigen Stelle. Das muss der Entwickler<br />
wissen und belegen, dass er solche<br />
Überlegungen angestellt hat. Sonst helfen<br />
Ergebnisse eines Neuronalen Neztes<br />
später nichts.<br />
■ Welche konkrete Hilfestellung gibt die<br />
Anwendungsregel dem Entwickler?<br />
Lassen Sie mich das Ziel des Standards<br />
vereinfacht formulieren: Erkläre, warum<br />
Du glaubst, dass das, was mit dem<br />
System und der KI implementiert wurde,<br />
sicher ist. Man muss den Zweck benennen<br />
und mit Evidenzen belegen, wie<br />
das System funktioniert. Das fordert<br />
zum Beispiel auch die FDA im Zusammenhang<br />
mit einer KI. Für ein Medizin -<br />
produkt wird diese Information in der<br />
Sicherheitsakte hinterlegt. Um die Anforderung<br />
zu erfüllen, muss man zum<br />
Beispiel die Architektur des Neuronalen<br />
Netzes herleiten und Datensätze für<br />
das Training und die Validierung beschreiben.<br />
Wir haben in der Anwendungsregel<br />
für jede Phase der Entwicklung<br />
zusammengestellt, welche Methoden<br />
und Maßnahmen in Frage kommen.<br />
Daraus wählt der Entwickler für<br />
sein Projekt die relevanten Aspekte aus<br />
und begründet, warum er sich im jeweiligen<br />
Fall für die eine oder andere<br />
Alternative entscheidet. Das betrifft alle<br />
Elemente im System, also nicht nur<br />
die KI, aber eben auch diese.<br />
■ Eine KI kann sich durch Training<br />
weiterentwickeln. Welche Sicherheiten<br />
bietet da eine Entwicklung gemäß den<br />
Vorgaben des Standards?<br />
Für eine KI oder ein Neuronales Netz,<br />
die im trainierten Zustand eingesetzt<br />
werden und sich nicht weiterentwickeln,<br />
gelten andere Vorgaben als für<br />
ein System, das im Einsatz lernen darf<br />
und sich damit verändern wird. Daher<br />
sind die beiden Fälle als unterschiedliche<br />
Typen von Produkten zu sehen. Für<br />
beide Fälle gibt es Lösungsansätze, um<br />
zu vertrauenswürdigen Ergebnissen zu<br />
kommen. Im Fall der lernenden KI kann<br />
das zum Beispiel ein regelmäßiger<br />
Check mit einem Testdatensatz sein,<br />
dessen Ergebnisse von einem Menschen<br />
bewertet werden. Mit den richtigen<br />
Verfahren kann eine solche Re-Qualifizierung<br />
auch online geschehen. Oder<br />
es wird ausgeschlossen, dass exotische<br />
Datensätze im Alltag als Basis für eine<br />
Weiterentwicklung des KI-Verhaltens<br />
verwendet werden können. Diesen Rahmen<br />
muss der Entwickler abstecken.<br />
■ Treffen Entwickler beim Anwenden<br />
der Regel auf vertraute Mechanismen?<br />
Grundsätzlich ja. Ein autonom/kognitives<br />
System enthält Bestandteile, für die<br />
es Normen gibt. Da kann eine Ausfall -<br />
rate eine Rolle spielen, menschliche<br />
Fehler, systematische Fehler, zufällige<br />
Fehler, die Alterung von Bauteilen. Das<br />
alles ist bekannt. Wichtig zu wissen ist,<br />
dass durch künstliche Intelligenz eine<br />
neue Art von Fehlern auftauchen kann:<br />
so genannte „unsicherheitsbezogene“<br />
Fehler, die uncertainty-related faults.<br />
Diese entstehen beipielsweise bei Neuronalen<br />
Netzen durch die Unsicherheit,<br />
wie das NN die Daten komprimiert,<br />
welche Features es sich heraussucht<br />
und wie es diese zu Ergebnissen aggregiert.<br />
Dieses Detail ist zurzeit nicht einmal<br />
mathematisch-wissenschaftlich<br />
klar darstellbar.<br />
■ Was bedeutet das Vorliegen der Anwendungsregel<br />
für Anbieter, die jetzt<br />
schon Produkte mit KI auf den Markt<br />
gebracht haben oder neue entwickeln?<br />
Der Standard bietet die Möglichkeit, zu<br />
überprüfen, ob alle Aspekte berücksichtig<br />
wurden, und eventuell das System<br />
zu optimieren – auch nachträglich.<br />
Rechtlich verbindlich ist die Anwendung<br />
des Standards derzeit nicht. Aber<br />
ich denke, er bietet Entwicklern Sicherheit<br />
und ist für Unternehmen aus finanziellen<br />
Überlegungen sinnvoll. Ein<br />
System mit KI soll hinreichend sicher in<br />
der Anwendung sein, denn das ist die<br />
Voraussetzung für eine Zulassung.<br />
■ Welche anderen Ansätze gibt es, um<br />
eine KI zu bewerten?<br />
Zu diesem Thema läuft derzeit viel. Im<br />
Dezember 2020 wurde die Deutsche<br />
Normungsroadmap KI vorgelegt. Sie<br />
enthält eine Liste aller Aktivitäten in<br />
Deutschland. Auch die FDA arbeitet am<br />
Thema. Sie berücksichtigt weniger Aspekte<br />
als unser Standard, wird dafür im<br />
Bereich Medizin aber an manchen Stellen<br />
detaillierter. International sind<br />
ebenfalls Standards in Vorbereitung,<br />
zum Beispiel im ISO/IEC JTC 1/SC 42.<br />
■ Was empfehlen Sie Unternehmen, die<br />
KI nutzen oder künftig einsetzen wollen?<br />
Sowohl Fortiss als auch Cogitron sind<br />
sehr offen für die Zusammenarbeit mit<br />
Unternehmen in weiteren Forschungsund<br />
Industrieprojekten. Dabei wollen<br />
wir den Standard verbessern und ihn<br />
möglichst einfach auch für KMU einsetzbar<br />
machen. Daher freuen wir uns<br />
über neue Partner. Auf lange Sicht können<br />
die Überlegungen, die im Standard<br />
zusammengefasst sind, auch die Basis<br />
für Prüfvorgaben werden, mit denen<br />
VDE/DKE, der TÜV oder die FDA testet,<br />
ob ein System mit KI vertrauenswürdig<br />
ist. Von daher lohnt es sich, die Anwendungsregel<br />
schon jetzt im Blick zu haben.<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
Whitepaper zum neuen Standard:<br />
http://hier.pro/RxzAg<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 43
■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />
0G-NETZ UND DAS IOMT<br />
Internet of Medical Things (IOMT) | Es muss nicht immer 5G sein. Auch das 0G-Netz<br />
ermöglicht das Weiterleiten von Daten. Damit wird nicht nur eine medizinische Behandlung<br />
ohne physischen Kontakt zwischen Arzt und Patient möglich, was in der Pandemiesituation<br />
interessant ist. Für das Internet of Medical Things bietet 0G ebenfalls Vorteile.<br />
Für die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist das 0G-Netz eine zusätzliche Möglichkeit –<br />
allerdings ausschließlich für Anwendungen, die kein Breitband brauchen<br />
(Bild: metamorworks/stock.adobe.com)<br />
Von der elektronischen Patientenakte<br />
bis zum Roboter, der Spritzen setzen<br />
kann – kontaktlose Technologien eröffnen<br />
dem Gesundheitswesen neue Möglichkeiten.<br />
Vieles wird bereits umgesetzt<br />
oder steht kurz vor der Einführung. In<br />
Halle beispielsweise gibt es aktuell ein Pilotprojekt,<br />
bei dem Senioren Blutdruck,<br />
Temperatur und Puls selbst messen und<br />
die Werte digital an einen Arzt übermitteln.<br />
Beim Erreichen von Grenzwerten<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
0G-Netz<br />
Vergleich mit 4G und 5G<br />
Anwendungsbeispiele und<br />
-möglichkeiten im Gesundheitswesen<br />
IOMT<br />
werden automatisch Alarme ausgelöst –<br />
so konnte bereits ein Schlaganfall verhindert<br />
werden.<br />
Der Einsatz solch kontaktloser Lösungen<br />
hat für Gesundheitsorganisationen<br />
Potenzial. Für die Umsetzung können Mobilfunknetze<br />
genutzt werden, aber je nach<br />
den jeweiligen Anforderungen kommen<br />
auch 0G-Netze in Frage.<br />
0G-Netz: sehr gut geeignet<br />
für kleine Informationspakete<br />
Ein 0G-Netz bietet Vorteile: Es ist für die<br />
häufige Übermittlung von kleinen Informationspaketen<br />
optimiert. Ein Beispiel<br />
wäre es, das Öffnen und Schließen einer<br />
Tür eines bestimmten Zimmers zu erfassen,<br />
in dem infektiöse Patienten behandelt<br />
werden – dafür bräuchten nur sehr<br />
kleine Nachrichten an einen Em pfänger<br />
gesendet zu werden. Genau dafür ist das<br />
0G-Netz geeignet, und es er möglicht auch<br />
das Senden aus Keller- oder anderen Räumen<br />
hinter stabilen Mauern.<br />
Verfügbar ist das Netz an vielen Stellen,<br />
zum Beispiel auch in Deutschland.<br />
Wo es eventuell fehlt, können Anwender<br />
es über ihre eigenen Basisstationen oder<br />
Signalrepeater installieren. Ein weiterer<br />
Aspekt: Da ein 0G-Netz über eine hohe<br />
Übertragungsreichweite verfügt und wenig<br />
Strom verbraucht, kommt es auch als<br />
Backup- oder Failover-Kommunikationssystem<br />
in Frage, wo ansonsten ein WLAN-<br />
Überwachungssystem verwendet wird.<br />
Abgesehen davon sind die über das<br />
0G-Netz übertragenen Daten typischerweise<br />
nur innerhalb einer spezifischen<br />
Anwendung nützlich und können in einem<br />
proprietären, also herstellerspezifischen<br />
Format gehalten werden. Dies<br />
macht sie für Hacker nutzlos.<br />
Ein Beispiel für den Einsatz von<br />
0G-Netzwerktechnologie in der Medizin<br />
44 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
sind Hilferufknöpfe, wie sie in spanischen<br />
Krankenhäusern eingesetzt werden. Anders<br />
als herkömmliche Krankenhaus-Paging-Systeme<br />
müssen diese SOS-Knöpfe<br />
nicht über drahtgebundene Netzwerke<br />
bereitgestellt werden.<br />
0G plus KI helfen, rechtzeitig<br />
einen Hilferuf abzusetzen<br />
Ebenfalls darüber laufen an das IoT angebundene<br />
Bewegungsmelder, die Stürze<br />
erkennen. Innovative Start-ups wie Vitalbase<br />
aus dem französischen Canéjan nutzen<br />
diese Technologie bereits in Kombination<br />
mit KI-Algorithmen. Das beschleunigt<br />
den Prozess eines Hilferufs bei Personen,<br />
die sich sozial isolieren müssen oder<br />
in Quarantäne befinden, wie es in der<br />
Pandemie häufig gefordert ist. Das Produkt<br />
Senioradom wurde beispielsweise so<br />
konzipiert, dass es automatisch alle potenziellen<br />
Verhaltens anomalien eines<br />
Sturzes, eines Ohnmachtsgefühls oder einer<br />
sich verschlechternden psychischen<br />
Verfassung wie Alzheimer erkennt.<br />
Um solche Lösungen und weitere Digitalisierungsmaßnahmen<br />
praktikabel zu<br />
machen, sollte nicht nur die Installa tion<br />
der Geräte, die über das 0G-Netz kommunizieren,<br />
sondern auch das Daten -<br />
management relativ einfach sein. Das Zusammenführen<br />
von IoT-Daten-Feeds mit<br />
den persönlichen Daten eines Patienten<br />
kann in zentralisierten Systemen auf Anwendungsebene<br />
erfolgen. Dadurch kann<br />
das Übertragen persönlich identifizier -<br />
barer Informationen (PII) über IoT-Feeds<br />
vermieden werden.<br />
Die genannten Anwendungen sind die<br />
ersten, mit denen Akteure aus dem Gesundheitsweisen<br />
bei der weltweiten Einführung<br />
des 0G-Netzes Erfahrungen gemacht<br />
haben. Weitere sollen folgen und<br />
stehen zum Teil kurz vor dem Rollout.<br />
Gerätehersteller, die das 0G-Netz und<br />
die 0G-Cloud als Schnittstelle zur IoT-<br />
Welt nutzen wollen, müssen ihre Geräte<br />
für 0G befähigen. Im Detail heißt das: Die<br />
Applikationscloud muss entwickelt werden.<br />
Für den Anwender aber zählt letztlich<br />
die Gesamtlösung. Diese entsteht aus<br />
dem Zusammenspiel zwischen dem Ge -<br />
rätehersteller, der von der Wartung über<br />
die MDR-Dokumentation bis hin zu neuen<br />
Kurz vorgestellt: 0G-Netz<br />
Geschäftsmodellen das IoMT (Internet of<br />
Medical Things) nutzen will, und den Systemintegratoren,<br />
die beispielsweise Logistikapplikationen<br />
für Krankenhäuser entwickeln<br />
und bei der MDR-Inventarisierung<br />
helfen.<br />
IoT-Technologien allein können das<br />
Gesundheitswesen jedoch nicht revolutionieren.<br />
Um sie nutzbringend für eine kontaktlose<br />
Behandlung einsetzen zu können,<br />
muss der gesamte Prozess betrachtet<br />
und gegebenenfalls optimiert werden.<br />
Zum Beispiel könnten medizinische Roboter<br />
mit IoT-Verbindung Proben von Abstrichen<br />
entnehmen, um sie einem Test zuzuführen.<br />
Dabei ist die Frage, wie diese<br />
dann in das Testlabor gelangen. Solange<br />
ein Mensch das möglicherweise biologisch<br />
gefährliche Material sammeln muss,<br />
wäre nur ein Schritt kontaktlos ausgeführt,<br />
eine Infektion aber immer noch<br />
nicht sicher ausgeschlossen.<br />
Technisch gesehen ist aber alles bereit:<br />
Die grundlegende Netzwerkinfrastruktur<br />
für 0G-Netze ist verfügbar und schnell<br />
einsatzbereit. Die meisten Erfahrungen<br />
mit 0G gibt es bisher aus Logistik -<br />
applikationen und in der Überwachung<br />
von Geräten aller Art. Dabei geht es um<br />
Zustandsüberwachung, Diebstahlschutz<br />
oder auch das Sammeln von Daten für<br />
Ein 0G-Netz ist ein so genanntes Low<br />
Power Wide Area Network, ein LPWAN.<br />
Die Lösung, die die französische Sigfox<br />
S.A. anbietet, ist öffentlich auf lizenzfreien<br />
Frequenzbändern verfügbar und kann<br />
für kurze Meldungen von vernetzten Dingen<br />
genutzt werden – ein Breitband-Mobilfunknetz<br />
(4G, 5G) ist also nicht erforderlich.<br />
Solch kleine Statusnachrichten<br />
und Alarmmeldungen von 12 Byte lassen<br />
sich über ein 0G-Netz übertragen, ohne<br />
dass der Nutzer sich selbst ein Netzwerk<br />
aufbauen und darum kümmern muss.<br />
Ein Gerät kann pro Tag bis zu 140 solcher<br />
Meldungen absetzen. Obwohl der Energieverbrauch<br />
für die Nachrichtenübertragung<br />
gering ist, lassen sich mit einem<br />
0G-Netz Daten selbst durch Mauern<br />
übermitteln. Ein Gerät schickt seine Meldung<br />
ohne vorherigen Handshake mit<br />
der Basisstation ab, um bei der Datenübertragung<br />
Zeit und Energie zu sparen.<br />
Ein 0G-Netz ist insgesamt kein Wettbewerber<br />
für 5G oder andere Breitband-<br />
Technologien. Es bietet aber komplementäre<br />
Alternativen für einfache Anwendungen.<br />
In Deutschland deckt das<br />
0G-Netz bereits knapp 90 % der Fläche<br />
ab. Investitionen in die Infrastruktur sind<br />
daher für den Anwender in den meisten<br />
Fällen nicht erforderlich.<br />
Netzbetreiber in Deutschland ist seit Ende<br />
2020 das Schweizer Unternehmen<br />
Heliot. Zur Finanzierung dieser Operator-<br />
Tätigkeit ist der Cube Infrastructure Fund<br />
II bei Heliot eingestiegen. Dieser europäische<br />
Investmentfonds hat sich auf Investitionen<br />
in die Infrastruktur spezialisiert.<br />
Wartungszwecke. Die Kombination aus<br />
Geolokalisierung, Motion-Detektion, eindeutiger<br />
Device-ID, geringem Energieverbrauch<br />
und geringen Übertragungskosten<br />
via 0G-Netz sind eine gute Grundlage für<br />
Digitalisierungsprojekte.<br />
Es wird erwartet, dass das Internet der<br />
medizinischen Dinge IoMT innerhalb des<br />
nächsten Jahrzehnts auf ein Marktvolumen<br />
von weltweit 455 Mrd. Euro anwächst.<br />
Die Planungen, um das Gesundheitswesen<br />
auch mit 0G in das kontakt -<br />
lose Zeitalter zu führen, können also beginnen.<br />
■<br />
Ajay Rane<br />
Sigfox, Labège, Frankreich<br />
www.sigfox.com<br />
Mehr dazu online<br />
Über die Digitalisierung im Gesundheitswesen<br />
sowie Anforderungen und<br />
Möglichkeiten, die sich damit für Medizinprodukte<br />
ergeben, berichten wir<br />
regelmäßig auf unsere Themenseite:<br />
https://medizin-und-<strong>technik</strong>.<br />
industrie.de/themen/digitalisierung/<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 45
■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />
E-HEALTH-ANBIETER: AUSTAUSCH<br />
IM NEUEN VERBAND SVDGV<br />
SVDGV für E-Health-Anbieter | Der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung<br />
(SVDGV) vertritt E-Health-Anbieter – seien das Start-ups oder etablierte Medizin<strong>technik</strong>-<br />
Unternehmen wie beispielsweise Ypsomed oder Coloplast. SVDGV-Geschäftsführerin<br />
Dr. Anne Sophie Geier erläutert, wie die digitale Zukunft zu erreichen ist und wie Verbandsmitglieder<br />
vom Austausch untereinander profitieren.<br />
in der Vielfalt bekannter machen und<br />
sehen uns als gemeinsame Stimme innovativer<br />
E-Health-Anbieter.<br />
■ Wer zählt zu den E-Health-Anbietern?<br />
Wir fassen das sehr weit und meinen<br />
mit E-Health oder auch Digital Health<br />
alle digitalen Lösungen für das Gesundheitswesen.<br />
Die Anbieter können sowohl<br />
Start-ups sein, die auf digitale<br />
Produkte spezialisiert sind, als auch<br />
etablierte Unternehmen aus der Medizin<strong>technik</strong>,<br />
die ihr Portfolio mit digitalen<br />
Angeboten ergänzen. Das Spektrum<br />
ist breit, was den Austausch untereinander<br />
sehr spannend macht.<br />
(Bild: SVDGV)<br />
Dr. Anne Sophie Geier hat im Oktober 2020<br />
die Geschäftsführung des Spitzenverbandes<br />
Digitale Gesundheitsversorgung in Berlin<br />
übernommen<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Neuer Verband für E-Health<br />
Möglichkeiten der Digitalisierung<br />
bekannter machen<br />
Austausch zwischen jungen<br />
und etablierten Unternehmen<br />
■ Frau Dr. Geier, welche Ziele verfolgt<br />
der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung?<br />
Uns geht es darum, die Versorgung mit<br />
qualitativ hochwertigen digitalen Gesundheitsleistungen<br />
in Deutschland zu<br />
unterstützen. Solche Leistungen können<br />
den Patienten den Umgang mit gesundheitlichen<br />
Fragen erleichtern. Für<br />
die Mitarbeiter im Gesundheitswesen<br />
werden digitale Lösungen den Verwaltungsaufwand<br />
senken. Die Einsatzmöglichkeiten<br />
sind sehr breit: Sie umfassen<br />
das, was unter Schlagworte wie E -<br />
Health, Digitale Pflege oder Prävention<br />
fällt. Ein Beispiel für neue Ansätze sind<br />
die neuen digitalen Gesundheitsanwendungen,<br />
über die wir in den vergangenen<br />
Monaten viel gesprochen haben.<br />
Wir sind aber nicht auf dieses Thema<br />
beschränkt. Was alles geht, wollen wir<br />
■ Wie groß ist das Potenzial für die<br />
digitale Gesundheitsversorgung?<br />
Das Thema wird in den kommenden<br />
Jahren für ausnahmslos alle im Gesundheitswesen<br />
wichtig. Die Politik hat<br />
die Weichen schon gestellt, damit die<br />
Entwicklung dynamischer voranschreiten<br />
kann. Auf die Diga werden weitere<br />
Angebote folgen, was in nächster Zeit<br />
die digitale Pflege betreffen wird und<br />
im Folgenden auch die Telemedizin.<br />
■ Ist Deutschland oder auch Europa in<br />
dieser Frage gut aufgestellt?<br />
Die jetzige Regierung mit Gesundheitsminister<br />
Jens Spahn hat diesen Trend<br />
erkannt und ist aktiv geworden. Die<br />
Entwicklung muss natürlich nach der<br />
nächsten Bundestagswahl fortgesetzt<br />
werden. Wir sollten diese Punkte aber<br />
auch gemeinsam in Europa voranbringen,<br />
aus eigener Kraft und nach den<br />
Datenschutzregeln, die die europäischen<br />
Länder sich selbst gegeben haben.<br />
Andernfalls könnten sich Angebote<br />
aus anderen Ländern, die nach den dortigen<br />
Regeln funktionieren, etablieren.<br />
46 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Über den SVDGV<br />
Der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung<br />
SVDGV wurde im Dezember<br />
2019 von einer Gruppe junger<br />
Unternehmen gegründet, die sich im Bereich<br />
E-Health engagieren. Anfang 2021<br />
waren bereits gut 100 Mitglieder im<br />
SVDGV organisiert. Ihr gemeinsames<br />
Ziel: die Interessen der Branche im Gesundheitssystem<br />
gegenüber Politik, Akteuren<br />
der Selbstverwaltung und weiteren<br />
Institutionen zu vertreten.<br />
Daniel Nathrath, Gründer und Geschäftsführer<br />
der auf die Entwicklung künst -<br />
licher Intelligenz spezialisierten Ada<br />
Für eine europäische Zusammenarbeit<br />
werden wir gemeinsame Standards, gemeinsame<br />
Regularien und eine einheitliche<br />
Auslegung dieser Regeln brauchen,<br />
damit die Hersteller wissen, worauf<br />
sie sich einstellen müssen.<br />
■ Wie grenzen Sie Ihre Aktivitäten<br />
von denen der anderen Verbände aus<br />
der Medizin<strong>technik</strong> ab?<br />
Im Gesundheitswesen<br />
kommt kein Akteur an der<br />
Digitalisierung vorbei<br />
Wir sind auf digitale Gesundheitsanwendungen<br />
spezialisiert und sehen unsere<br />
Kompetenzen in diesem Bereich.<br />
Die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden<br />
bietet sich aber an, und wir haben<br />
schon gemeinsam Infoveranstaltungen<br />
zum Thema Diga organisiert.<br />
■ Was empfehlen Sie Unternehmen, um<br />
mit E-Health Fuß zu fassen?<br />
Wer eine Idee für ein Produkt in der<br />
digitalen Gesundheitsversorgung hat,<br />
muss von der Definition der Zweckbestimmung<br />
bis zur Erstattung die geltenden<br />
Regelkreise analysieren. Bei<br />
Datenschutz und Datensicherheit sind<br />
hohe Anforderungen zu erfüllen, was<br />
komplexe Prozesse erfordert. Im Gespräch<br />
mit den Mitgliedsunternehmen<br />
hat sich schon gezeigt, dass es sich lohnen<br />
kann, hier Expertenwissen hinzuzuziehen<br />
oder sich mit anderen Anbietern<br />
auszutauschen.<br />
Health GmbH in Berlin, ist Präsident des<br />
SVDGV. Als Vorständin ist Diana Heinrichs<br />
im Verband tätig. Sie ist CEO der<br />
2017 in Berlin gegründeten Lindera<br />
GmbH, die Data-Science-Lösungen für<br />
die Pflege und Gesundheitswirtschaft<br />
entwickelt.<br />
Die Geschäftsführung beim SVDGV hat<br />
die Pharmazeutin Dr. Anne Sophie Geier<br />
im Herbst 2020 übernommen. Bis dahin<br />
hatte sie beim GKV-Spitzenverband das<br />
Sachgebiet „Frühe Nutzenbewertung<br />
von Arzneimitteln“ geleitet .<br />
www.digitalversorgt.de<br />
■ In welchen Bereichen werden digitale<br />
Lösungen die größte Rolle spielen?<br />
Ich denke, dass man keine einzelnen<br />
Bereiche hervorheben kann oder sollte.<br />
Letztlich werden die Vorteile der Digitalisierung<br />
vor allem dann zum Tragen<br />
kommen, wenn es eine Vernetzung<br />
gibt. Das wiederum heißt, dass einfach<br />
zu nutzende digitale Angebote in der<br />
Klinik, im privaten Umfeld, in der Arztpraxis<br />
wie auch in der Pflege etabliert<br />
sein müssen. Das kann bedeuten, dass<br />
wir in zehn Jahren andere Strukturen<br />
haben werden als heute.<br />
■ Wie sähe eine gelungene Digitalisierung<br />
im Gesundheitswesen aus?<br />
Die Pandemie-Situa tion hat uns einen<br />
Eindruck davon vermittelt, wo und wie<br />
Digitalisierung Vorteile bringt: Manche<br />
Dinge kann ich zum Beispiel von zu<br />
Hause aus erledigen. Abgesehen davon<br />
lassen sich viele Prozesse beschleunigen.<br />
Und wenn alle Gesundheitsdaten<br />
eines Patienten in einer elektronischen<br />
Patientenakte vorliegen, hat der Arzt<br />
auch im Notfall eine gute Grundlage,<br />
um eine Therapieentscheidung zu treffen.<br />
Mit digitalen Angeboten könnten<br />
wir auch nachteilige Verhaltensweisen<br />
beeinflussen, damit die Heilung beschleunigen<br />
oder durch präventive<br />
Maßnahmen Erkrankungen vermeiden.<br />
Das Potenzial ist groß und bietet viele<br />
Einsatzmöglichkeiten für zertifizierte<br />
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Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
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01/2021 medizin&tec hn i k 47
■ [ FOKUS FORSCHUNG ]<br />
Verzweigte Stents –<br />
neu geflochten<br />
Nitinol-Stents | Verzweigt, ohne Löcher im Zwickel und<br />
flexibler als Stents, die mit dem Präzisionslaser hergestellt<br />
werden: Diese Eigenschaften sollen auf neuartige<br />
Weise geflochtene Stents aufweisen.<br />
Anzeigendaten einfach<br />
und sicher übermitteln.<br />
PDF<br />
<br />
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<br />
<br />
Geflochtene Stents mit Verzweigungen: Am Institut für Materialwissenschaften<br />
(IFM) optimieren Forscher die Fertigung<br />
Um durch Flechten zu bewegungsflexiblen<br />
Gefäßprothesen<br />
zu kommen, arbeiten<br />
Forscher vom Institut für<br />
Materialwissenschaften (IFM)<br />
der Hochschule Hof in zwei<br />
Projekten. Im Projekt Geves<br />
entstehen geflochtene, verzweigte<br />
Strukturen. Ein knospendes<br />
Implantierverfahren<br />
für Stentstrukturen wird im<br />
Projekt Kiss entwickelt. Beide<br />
knüpfen an die Erfindung geflochtener<br />
Stents und eines<br />
entsprechenden Implanta -<br />
tions ver fah rens an, für die das<br />
Institut bereits Schutzrechte<br />
hat. Für die Stents lässt sich<br />
ein automatisiert geflochtener<br />
Übergangsbereich herstellen,<br />
der frei von Löchern ist. Dieser<br />
so genannte lochfreie Zwickel<br />
wird durch zusätzliches Kreuzen<br />
und Verdrehen von Fäden<br />
erreicht. „Um die Struktur<br />
noch weiter zu verbessern,<br />
wird derzeit der Einsatz einer<br />
größeren Anzahl an Fadensystemen<br />
im Übergangsbereich<br />
der Verzweigung erforscht“,<br />
erläutert Prof. Dr. Frank Ficker,<br />
Leiter des Instituts für<br />
Materialwissenschaften. Damit<br />
soll die Dichte erhöht und<br />
ein verbesserter Lochschluss<br />
erreicht werden. Ein Ziel der<br />
aktuellen Projektarbeit ist es,<br />
geschlossene Zwickel mit<br />
mehr als einer Verzweigung zu<br />
produzieren. Mehrfach verzweigte<br />
Stents werden bisher<br />
in aufwendigen Prozessen aus<br />
mehreren einzelnen Stents zusammengesetzt.<br />
Für die Implantation eines verzweigten<br />
Stents entstand im<br />
Projekt Kiss ein Verfahren, bei<br />
dem sich der Nitinol-Stent an<br />
seinem Bestimmungsort wie<br />
eine Blumenknospe entfaltet.<br />
Die geflochtenen Strukturen<br />
sind nach Angaben der Forscher<br />
flexibler als mit dem Laser<br />
hergestellte Stents sein.<br />
Bisher wurde das Verfahren in<br />
sehr großem Maßstab bestätigt.<br />
Nun sollen kleine Stents<br />
für koronare Gefäßgabelungen<br />
geflochten werden.<br />
(Bild: IFM Hochschule Hof)<br />
48 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Prothese fühlt sich<br />
leichter an<br />
Neurofeedback | Sensorische Signale von Prothesen an<br />
das Nervensystem beinamputierter Menschen helfen<br />
nicht nur, die Prothese als Teil des Körpers wahrzunehmen.<br />
Sie fühlt sich auch leichter an.<br />
Die Prothesen<strong>technik</strong> macht viele Fortschritte. Dennoch<br />
empfinden beinamputierte Personen ihre Prothese oft als<br />
zu schwer – obwohl sie in der Regel nur die Hälfte des natürlichen<br />
Beins wiegt. Forscher unter der Leitung von Stanisa Raspopovic,<br />
Professor am Departement Gesundheitswissenschaften<br />
und Technologie der ETHZ, konnten nun zeigen, dass eine Verbindung<br />
der Prothesen mit dem Nervensystem hilft, das Prothesengewicht<br />
als geringer wahrzunehmen. Der Akzeptanz der Prothesen<br />
ist das zuträglich.<br />
Gemeinsam mit einem internationalen Konsortium hat Raspopovic<br />
in den vergangenen Jahren Prothesen entwickelt, die dem<br />
Nervensystem des Trägers Feedback geben. Dafür werden in den<br />
Oberschenkel Elektroden implantiert und mit den Beinnerven<br />
verbunden. Informationen von Tastsensoren unter der Fußsohle<br />
Tastsensoren an der Sohle tragen dazu bei, dass der Träger seine<br />
Prothese als weniger schwer empfindet<br />
sowie von Winkelsensoren im elektronischen Prothesen-Kniegelenk<br />
werden dazu in Stromimpulse umgewandelt und den Nerven<br />
übermittelt.<br />
„Wir stellten das verlorene sensorische Feedback künstlich wieder<br />
her“, erzählt Raspopovic. „Dem Gehirn wird so vorgegaukelt,<br />
dass die Beinprothese dem eigenen Bein ähnlich ist.“ Daten einer<br />
Studie dazu zeigen, dass sich Träger solcher Neurofeedback-Prothesen<br />
sicherer und mit weniger Kraftanstrengung fortbewegen<br />
können.<br />
Nun wurde gezeigt, dass das Neurofeedback auch das empfundene<br />
Gewicht der Prothese reduziert. Freiwillige Studienteilnehmer<br />
absolvierten Gangübungen mit eingeschaltetem oder ausgeschaltetem<br />
Neurofeedback. Dabei zeigte sich, dass das Neurofeedback<br />
das empfundene Prothesengewicht um 23 % oder<br />
knapp 500 g reduziert. Dass sich das Neurofeedback positiv auf<br />
das Gehirn auswirkt, bestätigten die Wissenschaftler auch mit einer<br />
motorisch-kognitiven Aufgabe, bei der der Proband beim Gehen<br />
Wörter mit fünf Buchstaben rückwärts buchstabieren sollte.<br />
(Bild: ETH Zürich)<br />
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01/2021 medizin&tec hn i k 49
■ [ RECHT ]<br />
Kennzeichnung und Dokumentation:<br />
Neue Anforderungen in zwei Normen<br />
Entwürfe für Normen mit großen Auswirkungen | Die ISO15223-1:2021* und ISO20417:2021* nehmen<br />
Einfluss darauf, wie die Kennzeichnung von Medizinprodukten und ihren Verpackungen auszusehen hat<br />
und welche Informationen der Hersteller zum Produkt bereitstellt. Das betrifft alle Klassen von Medizinprodukten,<br />
die Technische Dokumentation und das jeweilige Konformitätsbewertungsverfahren.<br />
Das Symbol mit den Buchstaben MD für Medical Device<br />
muss künftig jedes Medizinprodukt tragen. So sieht es<br />
der finale Entwurf der ISO/DIS 15223-1:2020-04 vor<br />
(Bild: Dario Lo Presti/stock.adobe.com, für das Symbol: ISO)<br />
Wer eine Konformitätserklärung für<br />
Medizinprodukte abgibt, muss ab<br />
2021 zwei Normen im Blick haben: In der<br />
ISO 20417 geht es um Anleitungen und<br />
Gebrauchsanweisungen und in der ISO<br />
15223-1 um die bei der Kennzeichnung<br />
von Medizinprodukten und ihren Verpackungen<br />
zu verwendenden Symbole. Beide<br />
Normen, die derzeit als Entwurf vorliegen,<br />
werden mit ihrer Veröffentlichung<br />
den „Stand der Technik“ für Kennzeichnungen<br />
und Gebrauchsanweisungen neu<br />
definieren. Die ISO 20417 wird die als<br />
MDD 93/42 harmonisierte Norm EN<br />
1041 ersetzen. Die ISO 15223-1:2021* ist<br />
Nachfolger der gleichnamigen Ausgabe<br />
von 2017.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Kennzeichnung von Medizinprodukten<br />
Neue Symbole<br />
Informationen zu Medizinprodukten<br />
MD-Symbol auf jedem Produkt<br />
UKCA-Symbol für den britischen Markt<br />
Die Informationen, die ein Hersteller<br />
seinem Produkt mitgibt, sind in allen internationalen<br />
Regularien Bestandteil der<br />
grundlegenden Sicherheits- und Leistungsanforderungen<br />
(Essential Principles).<br />
Daher muss der Hersteller die Konformität<br />
der gelieferten Medizinprodukte-Informationen<br />
mit den Normen zeitnah<br />
feststellen. Für die EU ist das maßgeblich<br />
in Anhang I, Ziffer 23 der EU-<br />
MDR 2017/45 dargelegt. Informationen<br />
zu möglichen Übergangsfristen lagen bei<br />
Redaktionsschluss Ende Januar 2021<br />
noch nicht vor.<br />
Was in der ISO 20417:2021* beschrieben<br />
ist, bezieht sich nicht auf kaufmännische<br />
Dokumente wie Lieferscheine, Rechnungen<br />
oder Zollerklärungen, aber auf<br />
die auf dem Produkt angebrachten oder<br />
dem Produkt beiliegenden Inhalte. Es<br />
geht also um<br />
• Inhalte zum Produkt in digitaler Form<br />
(CD-Rom, USB-Stick, Infos im Web),<br />
• die Kennzeichnung des Produktes,<br />
• die Angaben auf der Primär-, Sekundär-,<br />
Steril- und Transportverpackung,<br />
• die Gebrauchsanweisung,<br />
• die Patienteninformation,<br />
• weitere Inhalte wie zu Montage, Wartung,<br />
Transport oder Lagerung.<br />
Schon ein Blick auf die normativen Verweise<br />
im Kapitel 2 des Final Draft zeigt<br />
die bevorstehenden Auswirkungen auf<br />
die Medizinproduktehersteller. Betrachtet<br />
werden müssen demnach<br />
• das Qualitätsmanagementsystem (ISO<br />
13485:2016),<br />
• das Risikomanagementsystem (ISO<br />
14971:2019),<br />
• die Gebrauchstauglichkeitsbetrachtung<br />
(ISO62366-1:2015 + AMD1:2019),<br />
• die Symbole und Informationen (ISO<br />
15223-1:2021*) sowie<br />
• die grafischen Symbole und Farben<br />
(ISO7000:2008 und ISO 7010:2019).<br />
Betroffen sind auch Risikound<br />
Qualitätsmanagement<br />
All diese Aspekte hängen miteinander zusammen,<br />
denn die mit einem Medizinprodukt<br />
gelieferten Informationen sind das<br />
Ergebnis eines umfassenden Risikomanagements<br />
(EU-MDR Art. 10-2), das wiederum<br />
in das Qualitätsmanagementsystem<br />
(EU-MDR Art. 10-9) und in die grundlegenden<br />
Sicherheits- und Leistungsanforderungen<br />
eingebunden ist.<br />
Nachweise, dass diese Aspekte betrachtet<br />
wurden, fordert Anhang I der EU-<br />
MDR, insbesondere Ziffer 23 (Kennzeichnung<br />
und Gebrauchsanweisung). Nur mit<br />
diesen Nachweisen ist die Technische Dokumentation<br />
(EU-MDR Art. 10-4) nach<br />
EU-MDR Anhang II vollständig. Das wiederum<br />
ist die Basis für die Konformitätsbewertung<br />
nach EU-MDR Art. 52.<br />
Es gibt auch Themen in der ISO 20417,<br />
die größtenteils mit der EU-MDR Anhang<br />
I konform gehen. Das sind<br />
• allgemeine Anforderungen an Sprache,<br />
Maßeinheiten, Symbole, Anschrift,<br />
50 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
(Bild: ISO)<br />
Die Rolle eines Akteurs im Markt wird künftig<br />
durch neue Symbole dargestellt: Ländercode<br />
des Herstellers nach ISO3166-1 (oben<br />
links), Hersteller (oben rechts), Distributor<br />
(unten links) und Importeur (unten rechts)<br />
(Bild: Department for Business,<br />
Energy & Industrial Strategy, GB)<br />
Produkte für den britischen Markt, die konform<br />
mit britischen Regularien sind, tragen<br />
das Symbol für das United Kingdom Conformity<br />
Assessment<br />
• Angaben zur Identifizierung des<br />
Medizinprodukts, also Handels name,<br />
Bestellnummer, UDI und andere,<br />
• Anforderungen an die Verpackung, die<br />
für professionelle Anwender oder Laien<br />
geeignet sein muss oder für den Einsatz<br />
unter besonderen Bedingungen,<br />
• Etikett und Kennzeichnung, die unter<br />
anderem identifizierbar, lesbar und<br />
dauerhaft haltbar sein müssen,<br />
• Anforderungen an Begleitpapiere wie<br />
Gebrauchsanweisung, Technische Daten<br />
oder HTA und andere sowie<br />
• Informationen zum Importeur und<br />
dem oder den Vertriebspartnern.<br />
Übernimmt eine Institution für dasselbe<br />
Medizinprodukt mehrere Rollen im<br />
Markt (die jeweils mit einem Symbol dargestellt<br />
werden), reicht es, deren Adresse<br />
einmalig anzugeben. Die Symbole selbst<br />
sind entweder vom Hersteller auf der Verpackung<br />
bereitzustellen oder vom Importeur<br />
oder Händler. Im letztgenannten Fall<br />
muss der Hersteller sicherstellen, dass bei<br />
einer nachträglichen Kennzeichnung keine<br />
anderen Informationen überdeckt werden.<br />
Hierzu kann eine vertragliche Vereinbarung<br />
erforderlich sein. Importeure<br />
und Händler haben gemäß den Artikeln<br />
13 und 14 der EU-MDR diesbezüglich<br />
Prüfpflichten auferlegt bekommen.<br />
Erfreulicherweise enthält der Normentwurf<br />
im Anhang ZD eine Gegenüberstellung<br />
der Anforderungen aus der Norm<br />
mit den Forderungen der neuen Medizin -<br />
produkte verordnung EU-MDR 2017/745.<br />
Das dürfte die Analyse bei der internen<br />
Risiko- und Konformitäts-Bewertung für<br />
den Hersteller vereinfachen.<br />
Die ebenfalls im Entwurf vorliegende<br />
neue ISO15223-1:2021*, die die zu verwendenden<br />
Symbole betrifft, enthält wesentliche<br />
Änderungen zum Vorgänger von<br />
2017. Beschreibungen einiger bestehender<br />
Symbole sowie Definitionen wurden<br />
revidiert. Das betrifft unter anderem die<br />
Begriffe „Label“ und „Labelling“. Im vorliegenden<br />
Entwurf ISO/DIS 15223-<br />
1:2020-04 sind aber auch etwa zwei Dutzend<br />
neue Symbole aufgeführt.<br />
Im finalen Entwurf sticht vor allem ein<br />
Zeichen heraus: Während die meisten<br />
Symbole potenziell anwendbar sind, ist<br />
das Zeichen aus den Buchstaben MD für<br />
Medical Device künftig auf jedem Medizinprodukt<br />
und/oder seiner Verpackung<br />
anzubringen, damit es als Medizinprodukt<br />
erkennbar ist. Ausnahmen gibt es<br />
nur für Produkte, die nach eingehender<br />
Risikobetrachtung nicht gekennzeichnet<br />
werden können oder bei denen die Kennzeichnung<br />
Risiken verursacht oder erhöht.<br />
Details sind in Kapitel 4.2 der ISO/<br />
DIS 20417 beschrieben. Von der Risikobewertung<br />
und der Gebrauchstauglichkeitsanalyse<br />
des Herstellers hängt auch ab, ob<br />
das neu definierte UDI-Zeichen angebracht<br />
wird. Die in der neuen ISO15223-1<br />
genannten Symbole sind größtenteils in<br />
der ISO 7000 „Grafische Symbole auf Einrichtungen“<br />
enthalten und können samt<br />
Beschreibung auf der Online Browsing<br />
Platform (OBP) der ISO gefunden werden.<br />
Die Veröffentlichung der Normen<br />
ISO15223-1 und der ISO20417 wird für<br />
das erste Quartal 2021 erwartet. Die Umsetzung<br />
wird ohne vorherige EU-Harmonisierung<br />
obligatorisch sein. Wenn Hersteller<br />
ihre Kennzeichnungsvorgaben<br />
überarbeiten, sollte eine mögliche Kennzeichnung<br />
für den Zugang zum britischen<br />
Markt gleich mit betrachtet werden. Mit<br />
dem Brexit muss auf Produkten, deren<br />
Konformität mit den britischen Regularien<br />
festgestellt wurde, das Zeichen aus<br />
den Buchstaben UKCA für United Kingdom<br />
Conformity Assessment angebracht<br />
sein.<br />
■<br />
Arjan Stok<br />
Stoq Managementservice, Birkenfeld<br />
Grafische Symbole plus Beschreibungen:<br />
www.iso.org/obp/ui#iso:pub:PUB400001:en<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 51
■ [ AUSLANDSMÄRKTE ]<br />
Das Vereinigte Königreich hat die EU verlassen. Nach der Übergangszeit gelten nun neue Vorschriften und Regelungen<br />
(Bild: Thaut Images/stock.adobe.com<br />
Keine Zölle, aber mehr Bürokratie<br />
für Medizinprodukte<br />
Brexit | Seit dem 1. Januar 2021 ist das Vereinigte Königreich nicht mehr Teil des EU-<br />
Binnenmarktes und der EU-Zollunion. Damit wandelt sich das Verhältnis der EU zum<br />
Vereinigten Königreich grundlegend. Auch für den Warenverkehr medizintechnischer<br />
Produkte bringt der Brexit weitreichende Veränderungen.<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Medizin<strong>technik</strong>markt und Brexit<br />
■ Handels- und Partnerabkommen<br />
■ Regulierungsbehörde MHRA<br />
■ Kennzeichnung und Übergangsfristen<br />
■ Sonderstatus für Nordirland<br />
Am 31. Dezember 2020 endete nach<br />
langwierigen Verhandlungen die<br />
Übergangszeit nach dem Brexit. Das Vereinigte<br />
Königreich und die Europäische<br />
Union einigten sich auf ein Partnerschaftsabkommen,<br />
das künftig das gesellschaftliche<br />
wie auch wirtschaftliche Miteinander<br />
regeln soll. Und den Briten die<br />
gewünschte Selbstständigkeit bringt.<br />
Knapp 1250 Seiten umfasst das Abkommen<br />
und „beruht im Kern auf einem<br />
Freihandelsabkommen, das weder Zölle<br />
noch Quoten vorsieht und damit bedeutende<br />
Handelshemmnisse abwendet“,<br />
heißt es in einem Statement des Bundesgesundheitsministeriums<br />
über das künftige<br />
Verhältnis zwischen der EU und Großbritannien.<br />
Und es sichert die ununterbrochene<br />
Versorgung der Bevölkerung<br />
mit Arzneimitteln, Impfstoffen und Medizinprodukten.<br />
Das neue Abkommen sieht<br />
unter anderem Regelungen vor, um die<br />
technischen Handelshemmnisse in Bezug<br />
auf Standardisierungs- und Konformitätsbewertungsverfahren<br />
inklusive Medizinprodukte<br />
zu vermeiden.<br />
Dennoch hat der Brexit weitreichende<br />
Auswirkungen auf die europäischen Medizin<strong>technik</strong>hersteller,<br />
die ihre Produkte<br />
im Vereinigten Königreich vertreiben<br />
möchten. Sie müssen künftig alle Medizinprodukte<br />
bei der Zulassungs- und Aufsichtsbehörde<br />
für Arzneimittel und Medizinprodukte,<br />
der Medicines and Health -<br />
care products Regulatory Agency<br />
(MHRA), registrieren lassen. Dazu gehören<br />
Medizinprodukte der Risikoklasse 1,<br />
IVDs sowie Sonderanfertigungen. Für alle<br />
anderen Medizinprodukte, die in Großbritannien<br />
verkauft werden, gibt es von<br />
der Risikoklasse abhängige Übergangsfristen<br />
für die MHRA-Registrierung.<br />
Zudem dürfen britische Benannte Stellen<br />
seit dem 31. Dezember 2020 keine CE-<br />
Zertifikate mehr ausstellen. Für Medizinprodukte<br />
der Klassen IIa, IIb und III sind<br />
diese Zertifikate jedoch Voraussetzung<br />
für den Zugang zum europäischen Markt.<br />
Umgekehrt ist die CE-Kennzeichnung für<br />
Medizinprodukte im Vereinigten König-<br />
reich nur noch bis zum 30. Juni 2023 gültig.<br />
„Danach ist die neue UKCA-Kennzeichnung<br />
Pflicht, die bereits ab dem 1.<br />
Januar 2021 eingeführt wurde“, erklärt<br />
Stefanie Eich, Zollexpertin bei der German<br />
Trade and Invest (Gtai) GmbH in<br />
Bonn. Einen Sonderstatus nimmt Nord -<br />
irland ein: Hier gilt weiterhin die EU-Medizinprodukteregulierung<br />
nach MDR und<br />
IVDR – und auch die Verwendung der CE-<br />
Kennzeichnung bleibt verpflichtend.<br />
UKCA ersetzt künftig<br />
CE-Kennzeichnung<br />
Das neue UKCA-Zeichen für Großbritannien<br />
basiert aktuell noch auf denselben<br />
technischen Anforderungen wie die CE-<br />
Kennzeichnung gemäß UK MDR 2002.<br />
Änderungen, die mit den neuen EU-Verordnungen<br />
MDR und IVDR ab Mai in<br />
Kraft treten, werden aber nicht mehr in<br />
britisches Recht übernommen. „Bis zum<br />
Ablauf der Übergangsfrist kann die UK-<br />
CA-Kennzeichnung freiwillig verwendet<br />
werden“, so Eich.<br />
Ist eine Zertifizierung durch eine externe<br />
Prüfstelle vorgeschrieben, kann diese<br />
nur von einer Benannten Stelle mit Sitz im<br />
Vereinigten Königreich ausgestellt werden.<br />
Eich: „Die bisherigen Benannten<br />
52 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
Registrierung in Großbritannien<br />
Ab Januar 2021 besteht für alle Medizinprodukte eine Registrierungspflicht bei der zuständigen<br />
Behörde MHRA. Die Fristen zur Registrierung sind vom konkreten Produkt abhängig.<br />
Frist für die Registrierung<br />
1. Mai 2021<br />
1. September 2021<br />
1. Januar 2022<br />
Für die MHRA-Registrierung von Medizinprodukten in UK gelten künftig neue Fristen<br />
Stellen (UK Notified Bodies) unter der<br />
EU-Regulierung werden automatisch zu<br />
so genannten UK Approved Bodies.“<br />
Für die europäischen Hersteller von<br />
Medizinprodukten bringen die neuen Regelungen<br />
durch den Brexit einen höheren<br />
administrativen Aufwand und Kosten.<br />
„Doch der britische Medizin<strong>technik</strong>markt<br />
bleibt weiter attraktiv“, sagt Marc Lehnfeld,<br />
der für die Gtai in London arbeitet:<br />
Als drittgrößter Absatzmarkt Europas und<br />
sechstgrößter der Welt werde er auch in<br />
den nächsten Jahren wachsen. Für 2020<br />
schätzen Analysten das Volumen auf rund<br />
Das Wichtigste in Kürze<br />
■ Seit dem 1. Januar 2021 ist die „Medicines<br />
and Healthcare products Regulatory<br />
Agency” (MHRA) die in Großbritannien<br />
zuständige Behörde für Medizinprodukte.<br />
■ Vom 1. Januar 2021 an müssen alle<br />
Medizinprodukte und In-vitro-Dia -<br />
gnostika bei der MHRA registriert werden.<br />
Für die unterschiedlichen Produktklassen<br />
gelten Übergangsvorschriften<br />
von 4 bis 12 Monaten.<br />
■ Das neue UKCA (UK Conformity Assessed)-Mark<br />
ist die neue Produkt-Kennzeichnung<br />
für Produkte, die in Großbritannien<br />
in den Verkehr gebracht<br />
werden. Sie gilt auch für Medizinprodukte<br />
und deckt die meisten Produkte<br />
Betroffene Produkte<br />
· Medizinprodukte der Klasse III<br />
· Aktive implantierbare Medizinprodukte<br />
· Implantierbare Medizinprodukte der Klasse IIb<br />
· Produkte der IVD Liste A<br />
· Nicht-implantierbare Produkte der Klasse IIb<br />
· Medizinprodukte der Klasse IIa<br />
· Produkte der IVD Liste B<br />
· Selbsttest IVD<br />
· Medizinprodukte der Klasse I<br />
· IVD<br />
11,2 Mrd. Euro. Durch Importe werden<br />
rund drei Viertel des britischen Medizin<strong>technik</strong>bedarfs<br />
gedeckt. Über ein Drittel<br />
davon stammt aus den beiden Hauptlieferländern<br />
Niederlande und Deutschland.<br />
Doch der Handel mit Gütern und<br />
Dienstleistungen über den Kanal wird für<br />
die Unternehmen auf beiden Seiten<br />
schwieriger und teurer, auch wenn in Zukunft<br />
weder Zölle noch Quoten oder mengenmäßige<br />
Beschränkungen für den Warenimport<br />
ins Vereinigte Königreich anfallen.<br />
Trotz des Abkommens belasten Bürokratie<br />
und Grenzkontrollen den Han-<br />
ab, für die bisher eine CE-Kennzeichnung<br />
erforderlich war.<br />
■ Die CE-Kennzeichnung wird für einen<br />
Übergangszeitraum noch bis zum<br />
30. Juni 2023 anerkannt.<br />
■ Von EU-Benannten Stellen ausgestellte<br />
Zertifikate werden noch bis zum<br />
30. Juni 2023 anerkannt.<br />
■ Hersteller, die ihren Sitz außerhalb<br />
Großbritanniens haben und Produkte<br />
in Großbritannien in den Markt bringen<br />
wollen, benötigen eine Registrierung<br />
bei der MHRA und eine „verantwortliche<br />
Person“ („UK responsible<br />
person“).<br />
■ Für Nordirland gelten Sonderregeln.<br />
(Quelle: Gtai)<br />
del, denn Unternehmen aus dem Vereinigten<br />
Königreich müssen ihre Waren vor<br />
der Überfahrt in die EU beim Zoll anmelden<br />
und umgekehrt.<br />
Darin sieht Jörg Mayer, Geschäftsführer<br />
beim Industrieverband Spectaris, verspieltes<br />
Potenzial: „Um Handelshemmnisse<br />
für die stark exportabhängigen Unternehmen<br />
aus Hightech-Branchen wie der<br />
Optik, Photonik, Analysen- und Medizin<strong>technik</strong><br />
abzufedern, braucht es möglichst<br />
bürokratiearme Zollverfahren auf beiden<br />
Seiten der Grenze.“ Gerade für den Mittelstand<br />
seien neue Prozesse mit hohem<br />
Ressourcenaufwand oftmals ein Markteintrittshindernis.<br />
„Das beschlossene<br />
Freihandelsabkommen unterstützt zwar<br />
den gegenseitigen, harmonisierten Marktzugang.<br />
Dass jedoch keine Einigung über<br />
ein umfassendes Abkommen zu den künftigen<br />
Handelsbeziehungen erzielt werde<br />
konnte, bedeutet, dass die regulatorischen<br />
Kosten künftig stärker ins Gewicht<br />
fallen werden“, so Mayer. Das wiederum<br />
führe zu Planungsunsicherheit, weniger<br />
Wettbewerb und letztlich zu steigenden<br />
Preisen für den Endverbraucher. ■<br />
Susanne Schwab<br />
susanne.schwab@konradin.de<br />
Weitere Informationen<br />
Zum Brexit-Abkommen:<br />
https://ec.europa.eu/info/relationsunited-kingdom/eu-uk-trade-andcooperation-agreement_de<br />
Leitfaden zur Regulierung von Medizinprodukten<br />
in Großbritannien:<br />
www.gov.uk/guidance/regulatingmedical-devices-in-the-uk<br />
Zur Registrierungsbehörde MHRA:<br />
www.gov.uk/government/organisa<br />
tions/<br />
Zur Gtai:<br />
www.gtai.de<br />
Protokoll zu Irland und Nordirland:<br />
https://ec.europa.eu/info/relationsunited-kingdom/eu-uk-withdrawalagreement/protocol-ireland-andnorthern-ireland_de<br />
Zoll und Brexit:<br />
https://www.zoll.de/DE/Fachthe<br />
men/Zoelle/Brexit/brexit_node.html<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 53
■ [ AUSLANDSMÄRKTE ]<br />
GROßBRITANNIEN SETZT EIGENE<br />
STANDARDS FÜR MEDIZINTECHNIK<br />
Neue Produkt-Kennzeichnung | Durch den Austritt Großbritanniens aus der EU hat<br />
sich aus regulatorischer Sicht einiges geändert. Was Hersteller künftig beachten<br />
müssen , wenn sie ihre Medizinprodukte im britischen Markt vertreiben wollen, erklärt<br />
Corinna Mutter, Expertin für Regulatory Affairs im Industrieverband Spectaris.<br />
Corinna Mutter leitet den Fachbereich<br />
Regulatory Affairs und EU-Angelegenheiten<br />
beim Spectaris<br />
Produkte, welches die CE-Kennzeichnung<br />
ersetzen soll.<br />
■ Frau Mutter, wie beeinflusst der EU-<br />
Austritt den europäischen Warenverkehr<br />
von Medizinprodukten?<br />
Weil das Freihandelsabkommen sehr<br />
kurzfristig unterzeichnet wurde, blieb<br />
wenig Zeit, um sich auf die neuen Anmeldeverfahren<br />
und Prozesse einzustellen.<br />
Das beeinträchtigt den Warenverkehr.<br />
Unsere Mitglieder melden uns,<br />
dass sich Transport- und Logistikunternehmen<br />
wegen des hohen Aufwands<br />
aus dem Großbritannien-Geschäft zurückziehen.<br />
Dadurch verringern und<br />
verteuern sich die Frachtkapazitäten.<br />
Weitere Informationen<br />
Spectaris verfügt über ein breites<br />
Netzwerk und Kontakte in die zuständigen<br />
Stellen in Großbritannien.<br />
Auf der Website gibt eine Brexit-<br />
Sonderseite einen Überblick über<br />
die neuen Leitlinien und die Auswirkungen<br />
des EU-Austritts auf Warenverkehr<br />
, Zoll- und Exportkontrolle.<br />
www.spectaris.de/verband/<br />
aussenwirtschaft/brexit/<br />
(Bild: Spectaris)<br />
Hinzu kommt, dass vielen britischen<br />
Unternehmen die Erfahrung im Drittlandsgeschäft<br />
fehlt und sie sich mit den<br />
neuen Zoll- und Warenursprungsregelungen<br />
noch nicht genügend auskennen.<br />
Das verzögert die Prozessabläufe.<br />
■ Was ändert sich für die Medtech-<br />
Hersteller aus regulatorischer Sicht?<br />
Wir haben jetzt zwar mit Großbritannien<br />
ein Freihandelsabkommen ohne<br />
Zölle und Quoten, aber leider wurde<br />
keine Einigung über die gegenseitige<br />
Anerkennung der Konformitätsbewertung<br />
erzielt. Deshalb hat Großbritannien<br />
nun eigene Regelungen sowie eigene<br />
Konformitätsbewertungsstellen<br />
und -verfahren für Medizinprodukte.<br />
■ Welche Bedeutung hat das neue<br />
UK-Conformity-Assessment-Verfahren<br />
für die Medtech-Branche?<br />
Großbritannien ist aus der EU ausgetreten,<br />
weil es die Hoheit über die eigene<br />
Rechtsetzung wiederhaben wollte. Deshalb<br />
war klar, dass es dort ein eigenes<br />
regulatorisches Regime für Medizinprodukte<br />
geben würde – und das wurde<br />
entsprechend umgesetzt: Seit Januar<br />
müssen sich Unternehmen bei der zuständigen<br />
Behörde MHRA registrieren.<br />
Auch die Produkte müssen registriert<br />
werden, wobei es für die verschiedenen<br />
Produktklassen Übergangsvorschriften<br />
zwischen vier und zwölf Monaten gibt.<br />
Hersteller außerhalb des Vereinigten<br />
Königreichs benötigen zudem eine „UK-<br />
Responsible Person“ mit Sitz in UK, um<br />
Medizinprodukte dort in Verkehr bringen<br />
zu können. Zudem gibt es seit dem<br />
1. Januar das neue UKCA-Zeichen für<br />
■ Was müssen Hersteller bei der neuen<br />
Kennzeichnungspflicht beachten?<br />
Wichtig ist zunächst, dass es für die<br />
Kennzeichnungspflicht mit dem neuen<br />
UKCA-Zeichen eine Übergangsfrist bis<br />
30. Juni 2023 gibt. In dieser Zeit wird in<br />
Großbritannien weiterhin das CE-Kennzeichen<br />
anerkannt. Umgekehrt erkennt<br />
die EU das UKCA-Zeichen aber nicht an.<br />
Für die Einfuhr von<br />
Medizinprodukten gelten<br />
künftig britische Standards<br />
Hersteller müssen sich zudem mit dem<br />
britischen Recht beschäftigen und künftige<br />
britische Standards einhalten, die<br />
sich vermutlich an den internationalen<br />
und europäischen Standards ausrichten<br />
werden. Für das UKCA-Zeichen gelten<br />
bestimmte Verfahren und Richtlinien.<br />
■ Besteht die Gefahr, dass Produkte<br />
kleinerer Hersteller aus Europa nicht<br />
mehr nach Großbritannien gelangen, da<br />
der Aufwand der Registrierung und der<br />
Kennzeichnungspflicht zu groß ist?<br />
Die Gefahr besteht definitiv, wenn man<br />
bedenkt, was die Hersteller alles beachten<br />
müssen, um ein Produkt in Verkehr<br />
zu bringen. Sicherlich werden sich Unternehmen,<br />
die kleinere Produktchargen<br />
oder ein Nischenprodukt haben, die<br />
Frage stellen, ob sie den Aufwand für<br />
ein spezifisches Marktsegment wie<br />
Großbritannien leisten können, wenn<br />
sie kosteneffizient arbeiten wollen.<br />
Susanne Schwab<br />
susanne.schwab@konradin.de<br />
54 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
(Bild: BVMed)<br />
Dr. Marc-Pierre Möll<br />
ist Geschäftsführer<br />
des Bundesverbandes<br />
Medizintechnologie<br />
e. V. in Berlin<br />
sowie Geschäftsführer<br />
von Medinform,<br />
dem Informations-<br />
und Seminarservice<br />
des BVMed<br />
Gute Chancen für ein gegenseitiges<br />
Abkommen für Medizinprodukte<br />
„Wichtig für unsere Unternehmen ist es, dass es bis Juni<br />
2023 eine Übergangsfrist für CE-gekennzeichnete Produkte<br />
nach MDD/AIMDD und MDR gibt. Zur Ausgestaltung der<br />
nationalen Regelungen, beispielsweise zur künftigen Registrierung<br />
von Medizinprodukten in Großbritannien, gibt es<br />
noch zahlreiche offene Fragen.<br />
Der BVMed setzt sich weiter für ein Gegenseitiges Anerkennungs-Abkommen<br />
(MRA) für Medizinprodukte zwischen<br />
der EU und Großbritannien ein. Wir sehen gute<br />
Chancen zur Verhandlung eines MRAs speziell für Medizinprodukte,<br />
weil man in diesem Bereich bereits mit den Anforderungen<br />
an die CE-Kennzeichnung einen gemeinsamen Startpunkt hat und anders<br />
als mit anderen Zulassungssystemen keine Kompromisse verhandeln muss.<br />
Denn es ist für beide Seiten prioritär, doppelte Konformitätsbewertungsverfahren<br />
zu verhindern.<br />
Ebenso wichtig ist es, den Zugang zu klinischen Daten im Rahmen eines Abkommens<br />
sicherzustellen. So hat Großbritannien aktuell die transparentesten „Real<br />
Life“-Versorgungsdaten, aus denen Daten als Grundlage für „Health Technology Assessments“<br />
(Technologiebewertungen, HTA) herangezogen werden können.“<br />
(Bild: iVAM)<br />
Dr. Thomas R.<br />
Dietrich leitet als<br />
CEO den IVAM Fachverband<br />
für Mikro<strong>technik</strong><br />
e.V. mit Sitz<br />
in Dortmund<br />
Irland wird die Rolle Großbritanniens<br />
als Innovator in der EU übernehmen<br />
„Das Vereinigte Königreich ist nun offiziell aus der Europäischen<br />
Union ausgetreten. Dies wird negative Auswirkungen<br />
auf alle Bereiche der industriellen Produktion und Lieferketten,<br />
aber auch in öffentlichen Bereichen wie dem Gesundheitswesen<br />
haben. Als IVAM Fachverband für Mikro<strong>technik</strong><br />
begrüßen wir ausdrücklich, dass es wenigstens ein Handelsund<br />
Kooperationsabkommen zwischen Großbritannien und<br />
der EU gibt, sodass die für beide Märkte wichtige Zusammenarbeit weiterhin organisiert<br />
werden kann. Trotzdem wird es weitgehende Änderungen in der Zusammenarbeit<br />
geben: Durch die Einschränkungen der Reisefreiheit und freien Arbeitsplatzwahl,<br />
wird der Personalmangel im britischen Gesundheitssystem weiter verschärft. Die Entwicklung<br />
von Pharmazeutika und Medizin<strong>technik</strong>-Produkten wird erschwert durch nun<br />
getrennte Zulassungsverfahren. Und der Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern,<br />
ein Motor für den Fortschritt, wird nur noch eingeschränkt möglich sein.<br />
Großbritannien hatte sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Zentrum für Innovationen<br />
gerade im Bereich Biotechnologie und Medizin<strong>technik</strong> entwickelt. Innerhalb<br />
der EU wird dieser Rang nun voraussichtlich von Irland übernommen werden. Viele Unternehmen<br />
aus dem Vereinigten Königreich haben deshalb bereits Niederlassungen in<br />
Irland gegründet. Trotzdem ist Großbritannien aber weiterhin ein wichtiger Nachbar in<br />
Europa. Wir als IVAM wollen weiter mit den dortigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
zusammenarbeiten und werden alles für uns mögliche tun, um britische<br />
Partner in der EU und umgekehrt zu unterstützen.“<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 55
■ [ INNOVATIONEN ]<br />
Automatisiert mit<br />
dem Laser markieren<br />
Automatisierung | Die Lasermarkierung von Medizinprodukten<br />
lässt sich als Prozess automatisieren. Das<br />
senkt die Personalkosten pro Stück deutlich und steigert<br />
die Effizienz.<br />
Die Medical Device Regulation kommt und mit ihr die<br />
Pflicht, bestimmte Medizinprodukte gemäß der Vorgaben<br />
zu markieren. Für die Hersteller heißt das, Fertigungsprozesse<br />
durch einen weiteren Schritt zu ergänzen, zum Beispiel durch<br />
die Lasermarkierung. Mit Automatisierungslösungen, wie sie<br />
Zeltwanger Laser Robotic Applications aus Dußlingen anbietet,<br />
lässt sich die Markierung nach eigenen Angaben besonders effizient<br />
und flexibel umsetzen.<br />
Für die Automatisierung bereits bestehender Lasermarkieranlagen<br />
und Handarbeitsplätze hat Zeltwanger die Anlagenplattform<br />
X-Load Cobot entwickelt. Diese kann mit einer Vielzahl an Lasermarkieranlagen<br />
von unterschiedlichen Herstellern kombiniert<br />
werden. Die Standardausführung besteht aus einer Andocksta -<br />
tion, einem kollaborierenden Roboter und einem Traywagen, in<br />
dem die Bauteile lagern. Eine Ergänzung auf bis zu drei Tray -<br />
wagen ist möglich, wobei der Footprint der Plattform kompakt<br />
bleibt. Da in der Anlage ein kollaborierender Roboter tätig ist,<br />
hat der Werker jederzeit Zugang zur Lasermarkieranlage, die<br />
auch unverändert manuell bedient werden kann.<br />
Für hochkomplexe Laserbeschriftungsprozesse, die schnell und<br />
vollständig automatisiert ablaufen sollen, bietet sich die One-<br />
(Bild: Zeltwanger)<br />
Sowohl für bestehende Anlagen zum Lasermarkieren als auch<br />
für neue Prozesse gibt es passende Automatisierungslösungen<br />
Box-Lösung X-Cell Med von Zeltwanger an. Hier sind Roboter,<br />
Zuführung und Markierlaser innerhalb einer Zelle integriert. Der<br />
Roboter bewegt die Bauteile unter dem Beschriftungslaser. Das<br />
ermöglicht es, auch Drehteile oder Komponenten mit komplexen<br />
Geometrien wie Endoskope zu markieren. Ein Umspannen ist<br />
dafür nicht erforderlich. Die intelligente Bedienoberfläche lässt<br />
sich ohne Programmierkenntnisse nutzen, und ein neues Bauteil<br />
kann innerhalb weniger Minuten eingerichtet werden. Das modulare<br />
Konzept der X-Cell ermöglicht die Anwendung als reine<br />
Stand-alone-Lösung oder als Teil einer Produktionslinie.<br />
Sowohl X-Load Cobot als auch X-Cell Med sind speziell für die<br />
Anforderungen in der Medizin<strong>technik</strong> entwickelt worden. Automation<br />
und die integrierte Produktdatenbank schließen Fehler<br />
von Werkern aus. Darüber hinaus können durch eine Auftragsverwaltung<br />
bereits kleine Losgrößen automatisiert beschriftet<br />
werden. Zeltwanger berät Auftraggeber zu kundenspezifischen<br />
Entwicklungen und bietet auch Montage- und Prüfanlagen auf<br />
Basis standardisierter Prozesse und Architekturen an.<br />
Zeltwanger Laser Roboter Applications, Dußlingen<br />
www.zeltwanger.de<br />
Firmenscout (Redaktion/Anzeige)<br />
B&R Industrial<br />
Automation ......................... 10<br />
Bayern Innovativ<br />
Ges. f. Innovation ........ 10, 55<br />
Bioregio Stern ..................... 10<br />
Brainlab ................................ 41<br />
Brecht ................................... 26<br />
Bundesamt für Soziale<br />
Sicherung (BAS)..................<br />
37<br />
Bundesinstitut für<br />
Arzneimittel und Medizinprodukte<br />
(BfArM)...............<br />
40<br />
Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung<br />
(BMBF) .................................. 40<br />
Bundesministerium für Gesundheit<br />
(BMG)..................<br />
36<br />
Bündnis Junge Ärzte ......... 14<br />
Bürkert Werke .....................11<br />
Bvitg ............................... 37, 40<br />
BVMed ........................... 37, 55<br />
Ceramtec .............................. 10<br />
Charité<br />
Universitätsmedizin .......... 41<br />
Chr. Mayr Antriebs<strong>technik</strong> ..17<br />
Citizen Machinery Europe ..2<br />
Cogitron ............................... 42<br />
Coherent Munich ............... 28<br />
Dassault Systemes<br />
Deutschland .......................25<br />
Dentalpoint ......................... 10<br />
DKE Deutsche Kommission<br />
Elektro<strong>technik</strong> Elektronik<br />
Informations<strong>technik</strong> ........ 42<br />
Dr. Fritz Faulhaber ..........3,57<br />
Drägerwerk ......................... 41<br />
Esd Electronics .................... 22<br />
ETHZ ...................................... 49<br />
Europäische Kommission ... 9<br />
EXSAL c/o Palexpo SA ........29<br />
FLG Automation ................. 13<br />
Fortiss ................................... 42<br />
Forum Institut für<br />
Management ......................51<br />
Fourier Intelligence ........... 13<br />
Fraunhofer IPA .................... 34<br />
Fraunhofer IWKS ................ 12<br />
Fraunhofer PAMB ............... 34<br />
German Trade and<br />
Invest (Gtai).........................<br />
52<br />
GROB-WERKE ..............19, 58<br />
Hamilton Medical .............. 20<br />
Hartmetall Werkzeugfabrik<br />
Paul Horn ...................... 26, 60<br />
Infoteam Software ...........13<br />
Institut für Hochfrequenz<strong>technik</strong><br />
(IHF), Aachen ....... 34<br />
Institut für Klinische<br />
Anatomie und<br />
Zellanalytik .......................... 10<br />
Institut für Material -<br />
wissenschaften (IFM) ....... 48<br />
Ired Institut ......................... 12<br />
IVAM ...................................... 55<br />
John Deere ............................. 8<br />
Kratzer .................................27<br />
Landesmesse Stuttgart ......9<br />
Magic-Leap .......................... 41<br />
Maxon Motor ...................... 13<br />
Medartis ............................... 12<br />
Medicines and Healthcare<br />
products Regulatory<br />
Agency (MHRA) .................. 52<br />
Medizininformatik-<br />
Initiative (MII) ..................... 40<br />
Messe Berlin ........................ 40<br />
Messe Erfurt ........................ 11<br />
Messe Stuttgart ................. 12<br />
MHRA .................................... 54<br />
Micrometric ......................... 28<br />
Nürnberg Messe ................ 11<br />
Oerlikon Balzers ................. 18<br />
Oerlikon Surface Solutions<br />
AG Pfäffikon ........................39<br />
OFS ........................................47<br />
P. E. Schall ............................. 10<br />
Pansatori .............................. 16<br />
Pfeiffer Vacuum .................57<br />
Protolabs .............................. 16<br />
Psilkon ..................................31<br />
RCT Reichelt<br />
Chemie<strong>technik</strong> ...........49, 57<br />
SABIC Innovative Plastics .23<br />
Schilling Engineering ........ 12<br />
SCHURTER ...........................48<br />
Schurter ................................ 20<br />
Schwanog Siegfried<br />
Güntert ................................41<br />
Schweizer ............................57<br />
Sigfox .................................... 44<br />
Spectaris ................. 37, 52, 54<br />
Spitzenverband Digitale<br />
Gesundheitsversorgung<br />
SVDGV .................................. 47<br />
Statistisches Bundesamt<br />
(Destatis) ................................ 8<br />
Stäubli .................................. 30<br />
Stoq Managementservice<br />
...................................... 50<br />
STZ Euro Steinbeis<br />
Transferzentrum ................ 24<br />
Susumu ................................ 58<br />
Telekom ................................ 34<br />
UC Davis Medical<br />
Center ................................... 41<br />
Universität Halle-Wittenberg<br />
.......................................... 8<br />
Universitätsklinikum<br />
Bonn ...................................... 34<br />
Universitätsklinikum<br />
Düsseldorf ........................... 34<br />
VDE ........................................ 40<br />
VDI -TLS ................................... 8<br />
Vitalbase .............................. 44<br />
Vodafone .............................. 34<br />
Ward Automation .............. 30<br />
WEBER Instrumente ............5<br />
Wirthwein Medical ........... 32<br />
Zahoransky .......................... 13<br />
Zeltwanger .......................... 56<br />
ZORN Maschinenbau ........49<br />
ZVEI ....................................... 37<br />
56 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
medizin&<strong>technik</strong> präsentiert Ihnen Partner für die Medizin<strong>technik</strong>.<br />
Antriebs<strong>technik</strong> Automatisierung Bildverarbeitung<br />
Design Elektrische Bauteile<br />
Entwicklung und Komponenten Fertigung<br />
IT für die Medizin<strong>technik</strong> Kunststoff <strong>technik</strong><br />
Laser <strong>technik</strong> Mikrosystem<strong>technik</strong>/Nanotechnologie<br />
Montage/Handhabung Oberflächen <strong>technik</strong><br />
Qualitäts sicherung Reinraum <strong>technik</strong> Schläuche<br />
Sensorik Sterilisation Verbindungs<strong>technik</strong><br />
Verpackungs <strong>technik</strong> Werk stoffe<br />
Werkzeug-/Formen bau Werkzeug maschinen<br />
Hier finden Sie leistungsstarke Lieferanten, Dienstleister und<br />
kompetente lösungsorientierte Partner für Medizin<strong>technik</strong>!<br />
Weitere Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und<br />
Leistungsspektrum finden Sie im Firmenverzeichnis auf medizinund-<strong>technik</strong>.de.<br />
Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-<br />
Firmenprofile.<br />
Bookmark!<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/firmenverzeichnis<br />
ANTRIEBSTECHNIK<br />
FEDERN<br />
KOMPONENTEN + SYSTEME<br />
Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co. KG<br />
www.faulhaber.com/de<br />
Antriebslösungen an der Grenze des technisch Machbaren<br />
mit einzigartiger Zuverlässigkeit und Präzision –<br />
dafür steht FAULHABER. Der Antriebsspezialist ist eines<br />
der innovativsten Unternehmen Deutschlands und bietet<br />
das weltweit umfangreichste Portfolio an Miniaturund<br />
Mikroantriebstechnologien. Vom leistungsstarken<br />
DC-Motor mit 200 mNm Dauerdrehmoment bis zum<br />
filigranen Mikroantrieb mit 1,9 mm Außendurchmesser<br />
umfasst das FAULHABER Standardportfolio mehr als 25<br />
Mio. Möglichkeiten, ein optimales Antriebssystem für<br />
eine Anwendung zusammenzustellen. Dieser Technologiebaukasten<br />
ist zugleich die Basis für Modifikationen,<br />
um auf besondere Kundenwünsche hinsichtlich Sonderausführungen<br />
eingehen zu können.<br />
Schweizer GmbH & Co. KG<br />
www.schweizer-federn.de<br />
Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen bietet<br />
bereits seit 1986 technische Federn in allen Variationen.<br />
Am Rande der schwäbischen Alb fertigen ca. 120 Mitarbeiter<br />
hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile<br />
aus allen gängigen Federmaterialien in Klein- und Großserien.<br />
Das umfangreiche Produktportfolio der Schweizer<br />
GmbH & Co. KG umfasst:<br />
• Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />
• Draht- und Stanzbiegeteile<br />
• Mikrofedern und Laserschneidteile<br />
RCT® Reichelt Chemie<strong>technik</strong> GmbH + Co.<br />
www.rct-online.de<br />
Reichelt Chemie<strong>technik</strong> steht für das Prinzip<br />
„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />
mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />
und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />
Das Angebot von Reichelt Chemie<strong>technik</strong> umfasst<br />
ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauch<strong>technik</strong>,<br />
Verbindungselemente, Durchfluss<strong>technik</strong>,<br />
Labor<strong>technik</strong>, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />
Filtration und Antriebs<strong>technik</strong> stammen.<br />
Reichelt Chemie<strong>technik</strong> GmbH + Co.<br />
Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />
Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />
VAKUUMTECHNIK + VAKUUMPUMPEN<br />
Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und Leistungsspektrum<br />
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Bookmark!<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/firmenverzeichnis<br />
Pfeiffer Vacuum GmbH<br />
www.pfeiffer-vacuum.com<br />
Pfeiffer Vacuum steht weltweit für innovative und<br />
individuelle Vakuumlösungen, für technologische<br />
Perfektion, kompetente Beratung, zuverlässigen<br />
Service und ist der einzige Anbieter von Vakuum<strong>technik</strong><br />
mit einem kompletten Produktportfolio:<br />
Ein komplettes Programm an hybrid- und magnetgelagerten<br />
Turbopumpen, Vorvakuumpumpen, Lecksuchern,<br />
Mess- und Analysegeräten, Bauteilen sowie<br />
Vakuumkammern und -systemen. Produkte und<br />
Lösungen von Pfeiffer Vacuum finden Anwendung in<br />
den Märkten Analytik, Industrie, Forschung & Entwicklung,<br />
Beschichtung und Halbleiter.<br />
01/2021 medizin&tec hn i k 57
ISSN 1863–7604<br />
■ [ INNOVATIONEN ]<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag<br />
Robert Kohlhammer GmbH<br />
Anschrift: Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />
Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteurin:<br />
Redaktion:<br />
Ständige freie<br />
Mitarbeit:<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Layout:<br />
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Dr. Birgit Oppermann (op),<br />
Phone +49 711 7594–459<br />
Susanne Schwab (su),<br />
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Bettina Gonser (bg),<br />
Sabine Koll (sk)<br />
Daniela Engel,<br />
Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax +49 711 7594–1452<br />
E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Ana Turina,<br />
Phone +49 711 7594–273<br />
Joachim Linckh,<br />
Phone +49 711 7594–565,<br />
Fax +49 711 7594–1565<br />
Auftragsmanagement: Matthias Rath,<br />
Phone +49 711 7594–323,<br />
Fax +49 711 7594–1323<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 15 vom 1.10.2020<br />
ABONNEMENTS<br />
Leserservice:<br />
medizin&<strong>technik</strong>,<br />
Phone +49 711 7252–209,<br />
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Bezugspreis:<br />
Inland jährlich 74,10 € inkl. Versandkosten und MwSt;<br />
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(inkl. MwSt zzgl. Versand).<br />
Für Schüler, Studenten und Auszubildende gegen Nachweis:<br />
Inland 41,70 € inkl. Versand u. MwSt., Ausland 47,70 € inkl. Versand.<br />
Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit:<br />
Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des<br />
ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten<br />
Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum<br />
Quartalsende. Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen<br />
oder höherer Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />
Großbritannien/Irland:<br />
Jens Smith Partnership<br />
The Court, Long Sutton<br />
GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA<br />
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Fax 01256 862182<br />
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Japan:<br />
USA:<br />
Mediahouse Inc.<br />
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Kudankita 2-Chome Building Inc. Detlef Fox<br />
2–3–6, Kudankita 5 Penn Plaza, 19th Floor<br />
Chiyoda-ku, Tokyo 102 New York, NY 10001<br />
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Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle in medizin&<strong>technik</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch<br />
Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich welcher Art,<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2021 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
Neue Maschinengröße der bewährten G-Serie<br />
Universalmaschine G150 für die automatisierte und<br />
digitalisierte Produktion von Medizinprodukten<br />
(Bild: Grob-Werke)<br />
Von der Einzelfertigung bis zur Serie können<br />
mit dem Maschinenkonzept der<br />
Grob-Werke GmbH & Co. KG aus Mindelheim<br />
Werkstücke aus höchst anspruchsvollen<br />
Materialien wie Titan oder Kobalt-<br />
Chrom-Legierungen 5-achs-simultan bearbeitet<br />
sowie kosteneffizient automatisiert<br />
und digitalisiert werden. Erfolgsrezept<br />
der neu entwickelten Maschine G150<br />
ist ihre horizontale Achsanordnung.<br />
Eine hohe Zerspanungsleistung wird gewährleistet<br />
durch die ausgewogene Stabilität<br />
sowie beste Zugänglichkeit, wodurch<br />
auch der Einsatz kurzer Werkzeuge möglich<br />
ist, so der Anbieter. Die hohe Raumgenauigkeit<br />
sorgt darüber hinaus für eine<br />
sehr gute Oberflächengüte sowie hohe<br />
Form- und Lagetoleranzen bei komplexen<br />
Bauteilen. Die besondere Kinematik ermöglicht<br />
den massiv reduzierten Einfluss<br />
von Spänen durch Überkopfbearbeitung<br />
und gewährleistet beispielsweise die Bearbeitung<br />
von Osteosyntheseplatten in einer<br />
Aufspannung. Durch ihre Kombination<br />
aus werkstatttauglicher Ergonomie<br />
und Automatisierbarkeit, eignet sich die<br />
Universalmaschine für den Job-Shop-Bereich<br />
genauso gut wie für die Serienproduktion.<br />
Mit den modular entwickelten<br />
Web Applikationen von Grob-Net4Industry<br />
kann die Produktion transparent dokumentiert<br />
und der manuelle Aufwand<br />
enorm reduziert werden.<br />
Grob-Werke, Mindelheim<br />
www.grobgroup.com<br />
Dünnfilmwiderstände<br />
Metallische Dünnschichtwiderstands-Serie sorgt für<br />
maximale Genauigkeit und hohe Langzeitstabilität<br />
Die metallischen Dünnfilmwiderstände<br />
der metrischen RG0603-Serie (0201<br />
inch) des japanischen Herstellers Susumu<br />
zeichnen sich durch Exaktheit aus. Sie<br />
sind mit Werten von 100 Ω bis 40 kΩ erhältlich.<br />
Ihre Toleranz liegt zwischen<br />
±0,1 % (Code B) und ±0,5 % (Code D).<br />
Bei 85 °C sind sie mit bis zu 63 mW belastbar.<br />
Bei einer Betriebstemperatur zwischen<br />
25 °C bis 125 °C beträgt ihr Temperaturkoeffizient<br />
lediglich ±25 ppm/°C.<br />
Der Dünnschichtaufbau macht diese Widerstände<br />
extrem rauscharm. Dank einer<br />
anorganischen Passivierung sind sie korrosionsbeständig<br />
und resistent gegenüber<br />
atmosphärischen Schwefelverbindungen.<br />
Eine schleichende Veränderung der Widerstandswerte<br />
durch Silbermigration<br />
und Bildung von Silbersulfid ist nahezu<br />
ausgeschlossen. Bei entsprechenden Tests<br />
zur Langzeitstabilität war ihre Drift nach<br />
10000 Stunden geringer als ±0,1 %, teilt<br />
der Anbieter mit. Die RG-Widerstände<br />
(Bild: Susumu)<br />
eignen sich für den Einsatz in medizintechnischen<br />
Geräten. Sie sind blei- und<br />
halogenfrei sowie RoHS-konform. Für die<br />
SMD-Montage im Reflow-Verfahren konzipiert,<br />
können sie mindestens 30 s lang<br />
einer Löttemperatur von 235 °C ausgesetzt<br />
werden.<br />
Susumu Deutschland, Eschborn<br />
www.susumu.de<br />
58 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021
MEILEN<br />
STEINE<br />
Kühle Kugel<br />
Manchmal trifft sich das Mystische mit<br />
dem Nützlichen: Wenn der Körper fiebert,<br />
wäre ein Wadenwickel sicher eine<br />
gute Idee. Aber um 1500 gab es noch<br />
eine andere Therapie, die den physikalischen<br />
Effekt des nassen Stoffes übertreffen<br />
sollte. Einer glasklaren Kugel<br />
aus Bergkristall schrieben die Menschen<br />
über das Kühlen hinaus eine heilende<br />
Wirkung zu: Bergkristall, eine<br />
Varietät des Minerals Quarz, sollte<br />
zum Beispiel bei Magenbeschwerden<br />
helfen. Diese Idee geht auf die Antike<br />
zurück. Nicht nur Pflanzen hätten<br />
demnach eine heilende Wirkung, sondern<br />
auch Minerale. Im Mittelalter<br />
wurde dieser Ansatz unter anderem<br />
bei Hildegard von Bingen und in der<br />
Klostermedizin immer wieder verfolgt<br />
– weshalb die Kühlkugel aus Bergkristall<br />
auch in der Ausstellung „Medicus –<br />
1500<br />
Die Kraft der Steine<br />
Damit die heilende<br />
Kristallkugel keinen<br />
Schaden nahm, gab<br />
es eigens ein Futteral<br />
(Bild: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum;<br />
Foto: Carolin Breckle )<br />
die Macht des Wissens“ im Historischen<br />
Museum der Pfalz in Speyer bis<br />
Sommer 2021 zu sehen ist – sobald der<br />
Besuch coronabedingt wieder möglich<br />
ist. Bis dahin sind Videos unter „Medicus<br />
Digital“ verfügbar.<br />
museum.speyer.de/aktuell/medicus<br />
Industrie<br />
fachjobs24.de – hier finden Arbeitgeber<br />
qualifizierte Fachund<br />
Führungskräfte<br />
und engagierten Nachwuchs<br />
EINFACH,<br />
SCHNELL UND<br />
FÜR NUR<br />
199€<br />
Preis zzgl. MwSt<br />
Zum Schluss<br />
Cyborg im Homeoffice | Wir werden immer digitaler. Dadurch gewinnt<br />
das Konzept menschlicher Augmentation – also die Neuerschaffung<br />
oder Steigerung körperlicher und geistiger Fähigkeiten – an Bedeutung.<br />
Das zeigen Beispiele wie Gehirn-Computer-Schnittstellen in der<br />
Medizin oder Exoskelette im OP. Aber wie sieht es aus mit Chip-<br />
Implantaten im Gehirn zur Selbstoptimierung? Könnte ich dann<br />
morgens perfekt gestylt und Pilates-gestärkt im Homeoffice sitzen<br />
und – per Kontaktlinse direkt vernetzt mit Redaktionssystem und<br />
Internet – in Nullkommanichts meine Beiträge schreiben? Die nächste<br />
Heftabgabe wäre dann ein Klacks. Immerhin: Laut einer<br />
Kaspersky-Studie würden 90 Prozent der Befragten ihren<br />
Körper technologisch optimieren lassen, dauerhaft<br />
oder vorübergehend. Ganz oben auf ihrer Wunschliste:<br />
körperliche Gesundheit, mehr Kraft, besseres<br />
Sehvermögen und ein attraktiverer Körper. Gut, das<br />
kommt jetzt nicht überraschend. Aber eins wird dabei<br />
auch klar: Im Geiste hat dieser Teil der Menschheit<br />
die Pandemie schon überwunden, denn fürs Homeoffice<br />
allein wär die ganze Mühe doch fast zu schade.<br />
Einzigartiges Netzwerk zielgruppenspezifischer<br />
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Redakteurin<br />
medizin&<strong>technik</strong><br />
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01/2021 medizin&tec hn i k 59<br />
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60 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021