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medizin&technik 01.2021

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<strong>01.2021</strong><br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />

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Ingenieurwissen<br />

für die Medizin<strong>technik</strong><br />

TITELTHEMA<br />

5G in der Klinik<br />

Ausloten, was Mediziner brauchen<br />

und Ingenieure bieten können<br />

Seite 34<br />

Kennzeichnung<br />

Zwei weitere Normen gilt es beim<br />

Kennzeichnen zu beachten Seite 50<br />

Brexit und Medizinprodukte<br />

Abschied der Briten beeinflusst den<br />

Medtec-Markt in Europa Seite 52<br />

SPECIAL<br />

Digitalisierung: Vernetzte Medizin<br />

und KI, der man vertraut Seite 33


Unsere Maschine dreht<br />

Ihr Medizinteil.<br />

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2 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


5G, 6G, KI – beginnen wir<br />

das Jahr mit Digitalisierung<br />

Kurz vor Drucklegung dieser Ausgabe kamen die Meldungen:<br />

Auch 2021 läuft das erste Halbjahr nicht nach Plan. Die<br />

Nürnberger Medtec Live & Summit zum Beispiel finden zum geplanten<br />

Termin im April, aber in virtueller Form statt. Für die<br />

Stuttgarter T4M ist eine Präsenzveranstaltung nach Pfingsten<br />

angekündigt, etwa einen Monat später als gedacht. Pandemie-<br />

Prognosen für dieses Jahr? Weiterhin äußerst schwierig!<br />

Für die Digitalisierung bedeutet das in vielen Bereichen einen<br />

Schub. Auch im Gesundheitswesen wird daran gearbeitet. Lesen<br />

Sie ab Seite 34, wo die ersten 5G-Projekte in Kliniken in<br />

Deutschland starten. Dort fühlen Mediziner und Ingenieure der<br />

neuen Mobilfunk-Generation auf den Zahn. Was geht technisch?<br />

Was bringt das für die Versorgung? Und was heißt das für Medizingeräte?<br />

Junge Ärzte, oft Digital Natives, stehen dem Thema<br />

übrigens besonders offen gegenüber und haben Interesse, sich<br />

an der Entwicklung auch zu beteiligen (S. 14).<br />

Ein weiteres Ereignis, das den Jahresbeginn prägt, ist der nun<br />

vollzogene Brexit. Es fällt fast ein bisschen schwer, nach jahrelangen<br />

Verhandlungen von einer „Einigung“ zu sprechen. Aber<br />

zumindest gibt es eine Regelung, die auch für die Medizin<strong>technik</strong><br />

eine Reihe von Änderungen bringt. Lesen Sie mehr zu den<br />

Übergangsfristen und Deadlines ab Seite 52.<br />

Und noch bevor im April die nächste Ausgabe von medizin&<strong>technik</strong><br />

erscheint, gibt es vom 9. bis 11. März weitere Neuigkeiten:<br />

bei unseren ersten Webinar-Thementagen Medizin<strong>technik</strong> erwarten<br />

Sie spannende Vorträge zu MDR/UDI und den Möglichkeiten<br />

der Mikrobearbeitung. Das Programm ist bereits online<br />

verfügbar unter<br />

medizin-und-<strong>technik</strong>.industrie.de/<br />

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Diagnostik neue Massstäbe für<br />

Prozess sicherheit und Effizienz bei<br />

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Dr. Birgit Oppermann<br />

Mehr zur Digitalisierung im Krankenhaus und dazu, was 6G für die<br />

Medizin verspricht, lesen Sie im Online-Magazin unter<br />

medizin-und-<strong>technik</strong>.industrie.de/themen/digitalisierung/<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 3<br />

WE CREATE MOTION


■ Medizin im Dialog<br />

14<br />

34<br />

Junge Ärzte und Digitalisierung<br />

Der medizinische Nachwuchs ist offen für<br />

digitale Angebote im Gesundheitswesen.<br />

Warum sie sich künftig stärker in der Entwicklung<br />

neuer Lösungen engagieren<br />

wollen, erläutern Mira Faßbach und Max<br />

Tischler vom Bündnis Junge Ärzte .....14<br />

(Bild: Bündnis Junge Ärzte)<br />

Mira Faßbach und Max Tischler vom<br />

Bündnis Junge Ärzte sehen großen Potenzial<br />

für Digitalisierung in der Medizin<br />

■ Technik<br />

Entwicklung & Komponenten<br />

Mit 3D-Druck zu individuellen Systemen<br />

für die Tinnitus-Behandlung ..............16<br />

PVD-Beschichtung gibt chirurgischen<br />

Instrumenten Funktion und Farbe ......18<br />

Elektrische Bauteile<br />

Sicherheit im Analysegerät beginnt<br />

bei der Stromzuführung .....................20<br />

CAN-Boards mit Perspektiven übertragen<br />

Daten im Medizinprodukt ..................22<br />

Reinraum<strong>technik</strong><br />

Wartungsplanung hilft, Stillstandzeiten<br />

in der Produktion zu verringern .........24<br />

Fertigung<br />

Stechdrehen von Aluminium gelingt<br />

mit dem passenden Werkzeug ............26<br />

Spezieller Laser für dicke Rohre eignet<br />

sich auch für die Medizin<strong>technik</strong> ........28<br />

Automatisierung<br />

Roboterzelle inspiziert und verpackt<br />

36 000 Spritzen pro Stunde ................30<br />

Reagenzbehälter werden im Reinraum<br />

vollautomatisiert montiert .................32<br />

Special<br />

IT in der Medizin<br />

Übersicht ...........................................33<br />

Internationale Nomenklatur unterstützt<br />

nationale E-Health-Strategie ..............40<br />

Lösung für Datenaustausch zwischen<br />

Medizingerät und Klinik-Netz ............41<br />

Mit Mixed Reality Trennungs-OP<br />

Siamesischer Zwillinge planen ...........41<br />

Rahmenwerk für Künstliche Intelligenz:<br />

Neuer Standard für Entwickler ..........42<br />

52<br />

0G-Netz für das Internet of Medical<br />

Things (IOMT) nutzen .......................44<br />

E-Health-Anbieter: Austausch<br />

im neuen Verband SVDGV .................46<br />

(Bild: Thaut Images/stock.adobe.com)<br />

Auslandsmarkt: Für<br />

den Warenverkehr<br />

medizintechnischer<br />

Produkte bringt der<br />

Brexit weitreichende<br />

Veränderungen<br />

4 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


(Bild: Digilife/stock.adobe.com)<br />

Titelthema<br />

Vernetzung mit 5G:<br />

Erste Projekte in den<br />

Kliniken gestartet<br />

Das 5G-Netz ist Neuland für Mediziner<br />

und Geräte. In ersten Testprojekten wird<br />

aber bereits ausgelotet, was die Breitbandtechnologie<br />

dem Gesundheitswesen<br />

bieten kann. Medizinier definieren die<br />

Anforderungen ..................................34<br />

■ Fokus Forschung<br />

Geflochtene Nitinol-Stents<br />

Forscher optimieren Fertigung<br />

bewegungsflexibler Stents mit<br />

Verzweigungen ..................................48<br />

Neurofeedback für Prothesen<br />

Tastsensoren an der Sohle helfen,<br />

die Prothese als Teil des Körpers<br />

wahrzunehmen .................................49<br />

■ Recht<br />

Kennzeichnung und Dokumentation<br />

Neue Anforderungen in zwei Normen für<br />

alle Klassen von Medizinprodukten ....50<br />

■ Auslandsmärkte<br />

Brexit<br />

Keine Zölle, aber mehr Bürokratie<br />

für die Medizin<strong>technik</strong>branche ..........52<br />

Neue Produkt-Kennzeichnung<br />

Großbritannien setzt auf eigene<br />

Standards für Medizinprodukte .........54<br />

33<br />

Statements zum Brexit<br />

BVMed und IVAM zu Übergangsfristen<br />

und Handelsabkommen .....................55<br />

(Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com)<br />

Rubriken<br />

Editorial ............................................03<br />

Visionen ............................................06<br />

Nachrichten .......................................08<br />

Innovationen .....................................56<br />

Firmenscout ......................................56<br />

Impressum .........................................58<br />

Meilensteine ......................................59<br />

IT in der Medizin: Wie 5G, Digitalisierung<br />

und KI die Medizin<strong>technik</strong> verändern<br />

Zum Titelbild: Die Zeit ist reif: An einzelnen<br />

Anwendungen in der Medizin wird geprüft,<br />

was 5G im Gesundheits wesen leisten kann.<br />

Ideen sollten am besten im internationalen<br />

Verbund zwischen Forschern, Medizinern,<br />

Ingenieuren und Unternehmen entstehen<br />

(Bild: Digilife/stock.adobe.com)<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 5<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 5


VISIONEN<br />

FÜR EINEN GUTEN SCHNITT<br />

Skalpelle | Wenn es ein Instrument gibt, dass den Beruf des Chirurgen symbolisiert,<br />

dann ist es wohl das Skalpell. Bereits seit Tausenden von Jahren im Einsatz, bleibt<br />

es in der Chirurgie auch heute unentbehrlich. Und ob nun mit der Stahlklinge oder<br />

dem Laser geschnitten wird – einen guten Schnitt zu machen, benötigt Fingerspitzengefühl<br />

und Können.<br />

„Das Messer bitte“ – geht es um den ersten<br />

Schnitt in oder unter die Haut, ist das Skalpell<br />

das chirurgische Instrument der Wahl.<br />

Es mit der nötigen Kraft und gleichzeitig der<br />

erforderlichen Genauigkeit zu führen, erfordert<br />

Geschicklichkeit und viel Übung. Sein<br />

Schneideverhalten ändert sich meist abhängig<br />

vom Winkel, in dem es gehalten wird.<br />

Daher gibt es inzwischen für die unterschiedlichen<br />

Einsatzgebiete Skalpelle in den<br />

verschiedensten Größen, Formen und Materialien<br />

– von wenige Millimeter langen Klingen<br />

für zum Beispiel Haartransplantationen,<br />

bis hin zu über 12 Zentimeter langen<br />

oder extra verstärkten, zum Beispiel für den<br />

orthopädischen Einsatz. Es gibt Einweg- wie<br />

Mehrwegskalpelle, Skalpelle mit auswechselbarer<br />

oder feststehender Klinge.<br />

Aber auch ganz andere „Klingen“ stehen<br />

dem Arzt inzwischen zur Verfügung. Denn<br />

schneiden lässt sich nicht nur mit Stahl, Diamant,<br />

Titan, Keramik, Feuerstein und Obsidian,<br />

in klassischer oder abgewandelter Messerform,<br />

sondern auch mit Strom, Radiowellen,<br />

Wasser, Ultraschall, Laser- oder Plasmaenergie:<br />

So wird das Elektroskalpell (auch<br />

Hochfrequenz-Methode genannt) bei praktisch<br />

allen Routineoperationen eingesetzt.<br />

Denn mit ihm wird das Gewebe mittels<br />

hochfrequentem Wechselstrom durch Erwärmung<br />

„geschnitten“ – und dadurch<br />

gleichzeitig eine Blutungsstillung der betroffenen<br />

Gefäße erreicht. Man spricht hierbei<br />

von Elektrokaustik (vom griechischen<br />

Wort „kaustos“ für „verbrannt“). Den gleichen<br />

vorteilhaften Effekt, nur mit einer noch<br />

höheren Genauigkeit, erzielen auch Laserund<br />

Plasmaskalpelle, die, wie ihre Namen<br />

verraten, mit einem Laser- oder Plasmastrahl<br />

das Gewebe kauterisieren.<br />

Auch mit einem wenige Mikrometer dünnen<br />

Wasserstrahl lässt sich präzise schneiden.<br />

Sein Druck kann an die unterschiedlichen<br />

Gewebefestigkeiten angepasst werden.<br />

Dadurch kann man mit ihm erkranktes<br />

Gewebe aus dem Körper entfernen, ohne<br />

dabei das feine Geflecht von Blutgefäßen<br />

und Nervenbahnen zu verletzen – ähnlich<br />

wie man mit einem Gartenschlauch Erde<br />

wegspülen kann, ohne die Wurzeln der<br />

Pflanzen zu zerstören.<br />

Anke Biester<br />

Wissenschaftsjournalistin in Aichstetten<br />

D<br />

as Wort Skalpell leitet sich aus dem lateinischen Begriff „scalpellum“ her, einer Verkleinerungsform<br />

von „scalprum“, „Messer“. Solch „kleine Messer“ verwendeten bereits die<br />

Menschen der Steinzeit. Sie schlugen einen Feuerstein frisch zu einer Klinge, die schärfer war<br />

als Stahl und durch das Erhitzen beim Abschleifen sogar steril.<br />

Dafür sprechen steinzeitliche Funde von Schädelknochen. Die zu Lebzeiten des Patienten<br />

herausgeschnittenen Stellen (Trepanation) sind als Löcher erkennbar. Bei zwei Dritteln der<br />

gefundenen Schädel waren sie augenscheinlich gut verheilt.<br />

Feuerstein wird noch heute manchmal in der Schönheits chirurgie eingesetzt, da die Klingen<br />

nicht nur sehr scharf sind, sondern die unebene, schuppige Oberfläche des Steins zu einem<br />

guten Wundverschluss und geringerer Narbenbildung führt.<br />

(Bild: adragan/stock.adobe.com)<br />

6 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Im „Kodex Hammurapi“, einer babylonischen<br />

Sammlung von Rechtssprüchen aus dem<br />

18. Jahrhundert v. Chr., wurde die Vergütung<br />

eines Arztes unter anderem danach bemessen,<br />

wie kunstgerecht er das Skalpell anwendete.<br />

Gleichzeitig wird dort auch eine drastische<br />

Bestrafung angedroht – für den Fall, dass er<br />

das Skalpell fehlerhaft eingesetzt hatte.<br />

Außerhalb des Operationssaals kommen Skalpelle auch<br />

bei Architekten und Hobbybastlern zum Einsatz. Einfach<br />

herumtragen darf man sie jedoch nicht immer: Denn Skalpelle<br />

mit Klingen länger als 12 cm dürfen laut Waffengesetz (§ 42 a)<br />

nicht offen und damit „einsatzbereit“ im Auto liegen oder im<br />

Rucksack mitgeführt werden. Sie könnten dann als potenzielle<br />

Hieb- und Stoßwaffe eingestuft werden. Sind sie für den Transport<br />

in einem verschlossenen Behälter untergebracht, ist das<br />

Ganze kein Problem.<br />

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Wohlfahrtspflege). Bei Einwegskalpelle<br />

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TRBA250 wird die Klinge nach Benutzung entweder in<br />

den Griff zurück geschoben und verriegelt oder eine<br />

Schutzkappe über die Klinge geschoben.<br />

Einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde erhielt 1991<br />

Heinz A. Benkewitz aus Burg in Sachsen-Anhalt – für das kleinste<br />

Skalpell der Welt. Es ist nur 16 mm groß, die dazugehörige Pinzette<br />

misst 14 mm. Angefertigt hat der Instrumentenschleifer-Meister<br />

das Arztbesteck im Maßstab 1:10 bereits als junger Meister im Jahr<br />

1962. Medizinstudenten, die seine Werkstatt besuchten, sorgten<br />

erst 30 Jahre später dafür, dass die Miniaturen als Weltrekord ane<br />

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Polararzt Leonid Rogosow selbst mit ei<br />

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ziert. Bei der Operation assistierten ihm ein Meteorologe, der<br />

die klaffende Bauchöffnung mit Haken ausein anderzog, und ein<br />

Automechaniker , der den Spiegel hielt, mit dem Rogosow in<br />

seinen eigenen Bauchraum blicken konnte. Die Operation<br />

gelang und Rogosow wurde gesund.<br />

Doch es müssen nicht unbedingt tausende Kilometer sein, es<br />

reicht auch ein Verkehrsstau als unüberwindliche Barriere auf<br />

dem Weg zum rettenden Krankenhaus: Der Mediziner Dr. Ira<br />

Kahn blieb 1986 mit akuter Blinddarmentzündung im Verkehrsgewühl<br />

von Beirut stecken. Mitten im Hupkonzert operierte er<br />

sich selbst. Als der Stau sich auflöste, war er mit dem Eingriff<br />

bereits fertig und fuhr ins Krankenhaus.<br />

01/2021 medizin&<strong>technik</strong> 7


■ [ NACHRICHTEN ]<br />

Beatmungsgeräte<br />

sind weltweit gefragt<br />

Medtech-Branche | In der Corona-Pandemie ist der<br />

Handel mit Sauerstoff- und Beatmungsgeräten deutlich<br />

gestiegen. Doch nicht die ganze Branche profitiert.<br />

Die Verbreitung der Infektionskrankheit Covid-19, die vor allem<br />

die Lungen angreift, hat zu einer gesteigerten Nachfrage<br />

nach medizinischen Geräten im Bereich Beatmungs- und Sauerstofftherapie<br />

geführt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis),<br />

Wiesbaden, mitteilt, stieg in Deutschland die Produktion<br />

von Apparaten und Geräten für Sauerstoff- und Beatmungs -<br />

therapie in den ersten drei Quartalen 2020 im Vergleich zum<br />

Vorjahreszeitraum um ein Drittel (33,4 %) auf 426 Millionen<br />

Stück. Zudem erhöhte sich der Produktionswert im selben Zeitraum<br />

um rund 60 % auf 900,6 Mio. Euro.<br />

Auch im Außenhandel machte sich die gestiegene Nachfrage<br />

nach Beatmungsgeräten und ähnlichen medizinischen Apparaten<br />

bemerkbar. So stiegen die Importe von Geräten für die Sauerstoff-<br />

und Beatmungstherapie von Januar bis November 2020 im<br />

Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 46,0 % auf rund 567,9<br />

Mio. Euro. Die Exporte nahmen im gleichen Zeitraum um 88,0 %<br />

zu (979,7 Mio. Euro).<br />

Die meisten nach Deutschland eingeführten Geräte kamen im<br />

gleichen Zeitraum aus den USA (wertmäßiger Anteil am<br />

Gesamtimport : 21,7 %), gefolgt von der Volksrepublik China<br />

(Bild: vadim/stock.adobe.com)<br />

Zu den weltweit stark nachgefragten Geräten für Sauerstoff- und<br />

Beatmungstherapie gehören Geräte für die invasive und nicht-invasive<br />

Beatmung wie zum Beispiel Beatmungsapparate, Atemmasken<br />

oder Beatmungsbeutel<br />

(20,6 %) und Neuseeland (13,4 %). Deutschland exportierte<br />

von Januar bis November 7,1 % (wertmäßiger Anteil am Gesamtexport)<br />

der Geräte für Sauerstoff- und Beatmungstherapie<br />

in die Volksrepublik China, gefolgt von den Vereinigten Staaten<br />

(7,0 %) und dem Vereinigten Königreich (6,7 %).<br />

Wachstumsraten wie für die inländische Produktion und den Außenhandel<br />

mit Beatmungsgeräten lassen sich aber nicht für die<br />

gesamte Medtech-Branche beobachten: Insgesamt wurden in<br />

diesem Bereich in Deutschland in den ersten drei Quartalen<br />

2020 Waren im Wert von 13,1 Mrd. Euro produziert. Das entsprach<br />

einem Minus von 1,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Importe<br />

stiegen wertmäßig im Zeitraum Januar bis November 2020<br />

um 2,0 %. Die Exporte gingen im gleichen Zeitraum um 2,4 %<br />

zurück.<br />

Neues aus dem<br />

Online-Magazin<br />

Webinar-Themen-Tage Medizin<strong>technik</strong> 2021<br />

Drei Tage, drei Themen - Expertenwissen digital<br />

Was kommt in den nächsten Monaten in Sachen Medical Device<br />

Regulation auf Medizin<strong>technik</strong>hesteller zu? Wie lassen<br />

sich die Vorgaben zu UDI in der Kennzeichnung umsetzen?<br />

Und was tut sich im Bereich der Mikrofertigung?<br />

Auf den Webinar-Themen-Tagen Medizin<strong>technik</strong> 2021 von<br />

medizin&<strong>technik</strong> teilen Branchenexperten ihr Wissen mit interessierten<br />

Teilnehmern: Vom 9. bis 11. März findet täglich<br />

ein Webinar mit anschließender Frage- und Antwortrunde<br />

statt, in dem die Referenten einen Überblick über die aktuellen<br />

Entwicklungen zu MDR, UDI und Mikrobearbeitung geben.<br />

Informationen zum Programm und zur Anmeldung unter:<br />

https://medizin-und-<strong>technik</strong>.industrie.de/webinar-thementage-medizin<strong>technik</strong>-2021/<br />

Abonnieren Sie jetzt unseren Newsletter auf:<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />

Via Twitter: @med_redaktion<br />

Wechsel bei VDI TLS<br />

Prof. Peter Pickel übernimmt<br />

Vorsitz der VDI-Gesellschaft<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Pickel ist neuer Vorsitzender der<br />

VDI-Gesellschaft Technologies of Life Sciences (TLS).<br />

Er folgt damit auf Prof. Dr.-Ing. Marc Kraft, der die<br />

Funktion von 2015 bis 2020 ausübte und gemäß Satzung<br />

des VDI nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren<br />

durfte. Prof. Kraft hat in seiner Amtszeit nicht<br />

nur das Thema Medizin<strong>technik</strong> fest im VDI etabliert,<br />

sondern auch die fünf Fachbereiche der TLS unter<br />

dem gemeinsamen Dach zusammengeführt: Max-<br />

Eyth-Gesellschaft Agrar<strong>technik</strong>, Bionik, Biotechnologie,<br />

Biodiversität, GVO-Monitoring und Risikomanagement<br />

und Medizin<strong>technik</strong>. Prof. Pickel ist Manager<br />

External Relations des 2010 gegründeten John Deere<br />

European Technology Innovation Centers in Kaiserslautern.<br />

Davor war er Direktor des Instituts für Agrar<strong>technik</strong><br />

und Landeskultur sowie Dekan der Landwirtschaftlichen<br />

Fakultät an der Martin-Luther-Universität<br />

Halle-Wittenberg. Neben seiner beruflichen Tätigkeit<br />

engagiert sich Peter Pickel auch ehrenamtlich<br />

in Deutschland und in Europa, unter anderem im Vorsitz<br />

des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft<br />

Agrar<strong>technik</strong>.<br />

8 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Sonderregelung in der Corona-Pandemie<br />

EU-Kommission ermöglicht<br />

MDR-Fernaudits<br />

Die Europäische Kommission hat in einer<br />

Bekanntmachung mitgeteilt, dass während<br />

der Corona-Pandemie in Einzelfällen<br />

virtuelle MDR-Audits mit Benannten Stellen<br />

möglich sind. „Industrie und die Benannten<br />

Stellen befürworteten die Möglichkeit,<br />

befristete Sondermaßnahmen,<br />

einschließlich Fernaudits, im Zusammenhang<br />

mit Vor-Ort-Audits durch Benannte<br />

Stellen gemäß den Verordnungen über<br />

Medizinprodukte einzuführen”, schreibt<br />

die EU-Kommission. Berücksichtigt werde<br />

dabei, „die ständige Verfügbarkeit von<br />

sicheren und leistungsfähigen Medizinprodukten<br />

und In-vitro- Diagnostika sicherzustellen<br />

und dazu beizutragen, das<br />

Risiko von Engpässen bei diesen Produkten<br />

innerhalb der EU zu vermeiden.“ Jedoch<br />

leite sich daraus keine Regel ab, es<br />

werde vielmehr explizit auf den Ausnahmecharakter<br />

hingewiesen, heißt es.<br />

Initiative Medtech 2030<br />

BVMed-Positionspapier soll<br />

Medtech-Branche stärken<br />

Zur Bundestagswahl 2021 fordert der<br />

BVMed e.V. in einem 12-Punkte-Posi -<br />

tionspapier eine Gesamtstrategie für die<br />

Medizin<strong>technik</strong>-Branche. In seinem Papier<br />

bemängelt der Verband, dass Beitrag<br />

und Bedürfnisse der Medtech-Branche<br />

insbesondere von der Wirtschafts- und<br />

Forschungspolitik nur ausschnittsweise<br />

wahrgenommen werden. Mit der Initiative<br />

Medtech 2030 will der BVMed zudem<br />

eine stärkere Verzahnung von Gesundheits-,<br />

Wirtschafts- und Forschungspolitik<br />

erreichen. Ein Hauptaugenmerk des strategischen<br />

Prozesses müsse dabei konkret<br />

auf der Stärkung der mittelständischen<br />

Struktur der Medizinprodukte-Industrie<br />

liegen. Die Branche beschäftigt in<br />

Deutschland mehr als 235 000 Menschen<br />

und ist zu mehr als 90 % mittelständisch<br />

geprägt. „Forschung und Produktion müssen<br />

für mittelständische Medizin<strong>technik</strong>-<br />

(Bild: BVMed)<br />

Mit der Initiative Medtech 2030 will der<br />

BVMed die deutsche Medizin<strong>technik</strong>-<br />

Branche stärken<br />

Unternehmen am Standort Deutschland<br />

weiterhin möglich sein, gefördert und<br />

noch ausgebaut werden“, heißt es im Positionspapier.<br />

Zur Stärkung des Forschungsstandorts<br />

Deutschland schlägt<br />

der BVMed unter anderem den Aufbau einer<br />

Medizin<strong>technik</strong>-Innovationsagentur<br />

sowie den besseren Zugang zu Versorgungsdaten<br />

für die forschenden Medtech-<br />

Unternehmen vor. Als Schlüssel für ein<br />

positives Innovations- und Investitionsklima<br />

in Deutschland sieht der BVMed eine<br />

übergeordnete Digitalstrategie für die Gesundheitsversorgung.<br />

Medizin<strong>technik</strong><br />

braucht Zulieferer.<br />

Mit Begeisterung.<br />

Immer up to date:<br />

T4M-expo.de<br />

Fachmesse für Medizin<strong>technik</strong><br />

#T4Mexpo · Messe Stuttgart<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 9


■ [ NACHRICHTEN ]<br />

In Kürze<br />

Qualitätssicherung<br />

Die 34. Control – Internationale Fachmesse<br />

für Qualitätssicherung – kann<br />

auch in diesem Jahr nicht als Präsenzveranstaltung<br />

stattfinden. Nach Rücksprachen<br />

mit Ausstellern und dem<br />

Messebeirat hat der Messeveranstalter<br />

P. E. Schall GmbH & Co. KG das<br />

Branchenhighlight, das für den<br />

4. bis 7. Mai 2021 geplant war, abgesagt.<br />

Der Online-Marktplatz Control-<br />

Virtuell bleibt für die Leadgenerierung<br />

digital verfügbar.<br />

Automatisierung<br />

Die B&R Industrial Automation<br />

GmbH, Eggelsberg, erweitert mit Fredrik<br />

Holmberg ihr Business Development<br />

um einen Experten für den Bereich<br />

Medical Device Assembly. Holmberg<br />

soll das Geschäft des Automatisierungsspezialisten<br />

in dieser stark<br />

wachsenden Branche vorantreiben.<br />

Im Vordergrund stehen dabei Automatisierungslösungen<br />

für die Fertigung<br />

in kleinen Losgrößen.<br />

Reinraumfertigung<br />

Die überarbeitete VDI 2083 Blatt 9.1<br />

gibt Hinweise zur Reinheitstauglichkeit<br />

von Betriebsmitteln und raumlufttechnischen<br />

Komponenten – von<br />

der Planung bis zum Nachweis. Somit<br />

hilft sie bei der Erreichung einer spezifizierten<br />

Produktqualität. Die Richtlinie<br />

bietet eine standardisierte Vorgehensweise<br />

zur Qualifizierung von<br />

Betriebsmitteln und RLT-Komponenten<br />

für reinheitstechnische Bereiche.<br />

Die Richtlinie erschien im Januar als<br />

Weißdruck und ersetzt die Ausgabe<br />

von Dezember 2006.<br />

Hochleistungskeramik<br />

Die Plochinger Ceramtec-Gruppe hat<br />

den nächsten Schritt in der Transformation<br />

zu einem Medtech-Unternehmen<br />

getan und den Schweizer Spezialisten<br />

für keramische Zahnimplantate,<br />

Dentalpoint AG, Spreitenbach,<br />

erworben. Damit baut der Medizintechnologiekonzern<br />

nach eigenen<br />

Angaben sein Angebot als Zulieferer<br />

im Bereich Hochleistungskeramik<br />

weiter aus.<br />

Internationaler Kongress<br />

Medtec Summit gibt Impulse für eine zukunftsfähige<br />

und innovative Medizin<strong>technik</strong>-Branche<br />

Der internationale Medtec Summit in<br />

Nürnberg gilt als jährliches Highlight für<br />

die Medizin<strong>technik</strong>-Branche, auf welchem<br />

Besucher und Aussteller der Fachmesse<br />

Medtec Live mit namhaften Referenten<br />

aus Industrie, Wissenschaft und<br />

Klinik zusammenkommen. Der Kongress<br />

findet vom 20. bis 22. April 2021 statt und<br />

wird von der Bayern Innovativ GmbH,<br />

Nürnberg, im Auftrag des Bayerischen<br />

Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung<br />

und Energie veranstaltet.<br />

Mit einer breiten Auswahl an forschungsrelevanten<br />

und praxisnahen Vorträgen,<br />

Diskussionsrunden und interaktiven Vernetzungsmöglichkeiten<br />

greift der digitale<br />

Kongress Medtec Summit bekannte und<br />

neue Themenkomplexe auf und setzt damit<br />

Impulse für eine zukunftsfähige und<br />

innovative Branche. Ausgewählte Experten<br />

geben an drei Tagen in insgesamt<br />

neun Sessions Einblicke in die Leitthemen<br />

„Digitalization“, „Technology“ und „Market“:<br />

Mit strukturierten Daten, maschinellem<br />

Lernen und Biobanken Innovationen<br />

in Diagnostik und Therapie beschleunigen?<br />

Was dahinter steckt, verraten Redner<br />

der Session „Updates in Diagnostics<br />

and Innovative Therapeutics“. Im Rahmen<br />

der Session „Digitalization in Hospitals:<br />

Patient Centered?“ zeigen Referenten<br />

digitale Lösungen für einen Digitalisierungsschub<br />

in den Kliniken aus der<br />

Praxisperspektive auf. Unter dem Motto<br />

„Regulation: Don´t hesitate, innovate!“<br />

präsentieren Experten einen Rundumschlag<br />

zur MDR und beantworten dabei<br />

Fragen von der klinischen Prüfung bis hin<br />

zur Zertifizierung von AI-Produkten. Weitere<br />

Trends wie Clinical Robotics, Smart-<br />

Living, Industrie 4.0 und 3D-Druck werden<br />

auf dem Kongress ebenfalls genauer<br />

unter die Lupe genommen.<br />

Workshop Einschnitte - Einblicke<br />

Online-Veranstaltung bietet Live-Chat mit Ärzten<br />

Live-Übertragung der OP in der Klinischen<br />

Anatomie in Tübingen<br />

„Vier große Chirurgenhände und zwei<br />

kleine Nasenlöcher, das kann zum Problem<br />

werden“, fasst Prof. Dr. Bernhard<br />

Hirt die Situation während der Online-<br />

Demonstration einer minimal-invasiven<br />

Stirnhöhlen-OP zusammen. Schließlich<br />

müssen Endoskop, Kamera, Licht, Sauger<br />

und Bohrer vom chirurgischen Team bis<br />

an die Schädelbasis geführt werden, um<br />

dort, häufig stundenlange, filigrane Eingriffe<br />

durchzuführen. „Weniger Kabel“,<br />

war nur einer der Wünsche der Operateure,<br />

die während des Workshops „Einschnitte<br />

– Einblicke wie immer am anatomischen<br />

Präparat den Medical Need veranschaulichten.<br />

Die erste Ausgabe der<br />

Workshop-Reihe im Jahr 2021 fand Ende<br />

Januar pandemiebedingt als Online-Veranstaltung<br />

statt. Sie wurde live aus der<br />

Klinischen Anatomie in Tübingen ge -<br />

streamt. Moderiert von Dr. Klaus Eichenberg<br />

und Anja Reutter von der Bioregio<br />

Stern Management GmbH sowie Prof. Dr.<br />

Bernhard Hirt, Ärztlicher Direktor des Instituts<br />

für Klinische Anatomie und Zellanalytik,<br />

wurden die täglichen Herausforderungen<br />

am OP-Tisch veranschaulicht.<br />

Im Mittelpunkt stand das Fachgebiet „Endoskopie<br />

und Robotik in Diagnostik und<br />

Chirurgie“. Die über 160 Teilnehmer, vorwiegend<br />

Entwickler aus der Medizin<strong>technik</strong>-Branche,<br />

konnten via Live-Chat mit<br />

den Ärzten über Ideen für Instrumente<br />

oder Methoden diskutieren. Der nächste<br />

Workshop „Einschnitte – Einblicke“ wird<br />

am 30. Juni stattfinden, wenn möglich<br />

wieder vor Ort im Institut für Klinische<br />

Anatomie und Zellanalytik in Tübingen.<br />

(Bild: Michael Latz/Bioregio Stern)<br />

10 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Additive Fertigung<br />

Messe Rapid.Tech 3D wird in<br />

den Frühsommer verschoben<br />

Die Rapid.Tech 3D 2021 wird auf den 22.<br />

und 23. Juni verschoben. Besucher sollen<br />

dann live vor Ort oder per Online-Stream<br />

teilnehmen können. Diese Entscheidung<br />

hat die Messe Erfurt in Abstimmung mit<br />

dem Fachbeirat getroffen. Bereits im vergangenen<br />

Jahr veranlasste die Entwicklung<br />

rund um das Coronavirus den Veranstalter<br />

dazu, die Durchführung der Messe<br />

auf das neue Jahr zu verschieben.<br />

Die Rapid.Tech 3D steht 2021 unter dem<br />

Leitmotto Nachhaltigkeit. Alle geplanten<br />

Foren und die Ausstellung werden dieses<br />

Thema in den Fokus nehmen. Als rein digitales<br />

Event wird die 3D Pioneers Challenge<br />

ausgetragen. Der internationale Designwettbewerb<br />

für additive Fertigungsverfahren<br />

fordert erneut Pioniere im<br />

3D-Druck auf, ihre zukunftsweisenden<br />

Produkte und Technologien vorzustellen.<br />

Dafür wird ein Preisgeld in Höhe von<br />

35 000 Euro ausgelobt.<br />

Virtual Medtec Live & Summit<br />

Nürnberger Messe lädt zum<br />

digitalen Netzwerken ein<br />

Auch in diesem Jahr wird die Nürnberger<br />

Fachmesse Medtec Live & Summit als rein<br />

virtuelle Ausgabe stattfinden. Zu den<br />

Highlights der 2nd Virtual Edition Medtec<br />

Live & Summit, die vom 20. bis 22. April<br />

stattfindet, zählen laut Veranstalter unter<br />

anderem das Matchmaking-System mit<br />

1:1 Videocalls, der Medtec Summit und<br />

die Präsentationen zahlreicher Aussteller<br />

und Experten. Der Start-up-Contest und<br />

ein neu geschaffener Talent Award für<br />

Nachwuchsforscher sollen zudem frische<br />

Ideen einbringen.<br />

Die zweite virtuelle Ausgabe der Medtec<br />

Live & Summit komme zum richtigen<br />

Zeitpunkt, denn der Gesprächsbedarf<br />

zwischen Medtech-Experten sei immens,<br />

erklärt die Nürnberg Messe GmbH. Das<br />

Inkrafttreten der MDR steht kurz bevor,<br />

digitale Gesundheitsanwendungen nehmen<br />

Fahrt auf, die Pandemie beschleunigt<br />

weiter die Digitalisierung und hat von der<br />

(Bild: Nürnberg Messe/Thomas Geiger)<br />

Die Fachmesse Medtec Live & Summit<br />

finden zum zweiten Mal rein digital statt<br />

Medtech- und Diagnostik-Branche gleichzeitig<br />

besondere Leistungen abverlangt.<br />

Austausch und Networking seien für Medtech-Unternehmen<br />

wichtiger denn je.<br />

Beim digitalen Messe-Event können Teilnehmer<br />

direkt auf Experten aus der gesamten<br />

Wertschöpfungskette der Medizin<strong>technik</strong><br />

zugreifen, chatten oder Videocalls<br />

vereinbaren. „Bei der Konzeption des<br />

Events profitieren wir von den Erfahrungen<br />

der ersten virtuellen Medtec Live und<br />

haben an vielen Stellen für eine noch bessere<br />

User-Experience gesorgt“, so Christopher<br />

Boss, Leiter Medtec Live bei der<br />

Nürnberg Messe. Aussteller können sich<br />

am virtuellen Event mit einem umfassenden<br />

Firmenprofil beteiligen.<br />

We make ideas flow.<br />

www.buerkert.de<br />

/ Medizin<strong>technik</strong> / Tropfen für Tropfen höchste Präzision.<br />

Gerade in der Medizin<strong>technik</strong> ist die zuverlässige und exakte Steuerung, Regelung und Dosierung<br />

von Fluiden und Gasen lebensnotwendig. Wir entwickeln und fertigen hierfür passgenaue Systeme<br />

und Komponenten – auch für spezifische Fluid<strong>technik</strong>-Anwendungen. Finden Sie heraus, wie Sie<br />

das Know-how unserer Experten bei Ihren individuellen Anwendungen unterstützt. Wir freuen uns<br />

auf Ihre Kontaktaufnahme!<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 11


■ [ NACHRICHTEN ]<br />

Recycling-Initiative<br />

für Medizinprodukte<br />

Neue Plattform | Mit der Medical Product Recycling<br />

Initiative (Meppri) wollen Fraunhofer IWKS und Ired Institut<br />

das Medizinprodukte-Recycling voranzutreiben.<br />

Bislang werden nur wenige Medizinprodukte im Sinne einer<br />

stofflichen Verwertung recycelt. Die bisherigen Verfahren<br />

basieren zumeist auf einer rein thermischen Behandlung in<br />

der Hausmüllverbrennung. Die metallischen Rückstände werden<br />

dabei nur in geringem Maße in Stahl und Buntmetalle sortiert.<br />

Das bedeutet, dass lediglich Medizinprodukte mit einem<br />

hohen Metallanteil partiell in den Wirtschaftskreislauf zurück–geführt<br />

werden können. Dabei gehen wertvolle Rohstoffe<br />

verloren.<br />

Die Fraunhofer-Einrichtung für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie<br />

IWKS, Alzenau, und das Ired Institut für Recycling,<br />

Ökologie und Design, Frankfurt/Main, bündeln ihr Knowhow in<br />

der Verwertung von medizinisch eingesetzten Produkten und<br />

starten die neue Kooperationsplattform Medical Product Recycling<br />

Initiative (Meppri). Ziel der Plattform ist es, alle beteiligten<br />

Stakeholder – vom Anwender wie beispielsweise Krankenhäusern<br />

über Entsorgungslogistiker und Recyclingunternehmen bis<br />

Viele medizinische Einwegprodukte finden (noch) nicht den Weg<br />

in die stoffliche Verwertung<br />

hin zu Entscheidern aus der Politik – für das Thema zu sensibilisieren.<br />

Die Plattform dient dabei als Grundlage für den Wissenstransfer<br />

und die Erhebung von belastbaren Daten. IRED und<br />

Fraunhofer IWKS haben unter anderem bereits ein Verfahren für<br />

ein hochwertiges Recycling von chirurgischen Einweginstrumenten<br />

entwickelt. Basierend auf diesem Knowhow werden mit<br />

der Plattform neue Ansätze geschaffen, um dies auf weitere Medizinprodukte<br />

wie Explantate, Endoskope und elektrophysiologische<br />

Geräte auszuweiten. Beide Institute bringen dafür nicht<br />

nur Erfahrung, Daten und Ausstattung ein, sie decken auch verschiedenste<br />

Aspekte des Recyclings ab: von der Analyse über die<br />

Sortierung bis hin zum verwertungsoptimierten Re-Design von<br />

Medizinprodukten.<br />

Eine Umfrage zur Datenerfassung bei Klinikbetrieben ist bereits<br />

angelaufen. Für weitere Informationen und bei Interesse an einer<br />

aktiven Mitwirkung beim Aufbau der Wertstoff-Plattform<br />

stehen die Initiatoren als Ansprechpartner zur Verfügung.<br />

(Bild: IRED Institut)<br />

Neuer Termin<br />

Messe T4M soll im Juni parallel zur Moulding Expo<br />

als Präsenzveranstaltung stattfinden<br />

Implantat-Fertigung<br />

Medartis investiert in<br />

Reinraum von Schilling<br />

Die Messe Stuttgart verlegt die T4M auf<br />

Anfang Juni<br />

(Bild: Messe Stuttgart)<br />

Die Messe Stuttgart verlegt die T4M –<br />

Technology for Medical Devices auf den 8.<br />

bis 10. Juni 2021. Durch die Verschiebung<br />

erhofft sich der Veranstalter mehr Planungssicherheit<br />

für die Durchführung einer<br />

Präsenzmesse. Insbesondere die<br />

Rücksprache mit den ideellen Trägern<br />

und Partnern, wie der VDMA Arbeitsgemeinschaft<br />

Medizin<strong>technik</strong>, dem Schweizer<br />

Fachverband Swiss Medtech sowie<br />

dem Tuttlinger Cluster Medical Mountains<br />

und das allgemeine Ausstellerfeedback<br />

machten deutlich, dass eine Präsenzmesse<br />

in der ersten Jahreshälfte von der<br />

Medtech-Branche nach wie vor gewünscht<br />

wird, teilt die Messe Stuttgart<br />

GmbH mit.<br />

Zur kontrollierten und sicheren Durchführung<br />

hat die Messe Stuttgart ein Konzept<br />

zum Gesundheitsschutz aller Aussteller,<br />

Besucher und Mitarbeiter erstellt.<br />

Der neue Messetermin soll der Medizin<strong>technik</strong>branche<br />

zudem spannende Synergien<br />

durch die parallel stattfindenden Eigenveranstaltungen<br />

Moulding Expo, Internationale<br />

Fachmesse Werkzeug-, Modell-<br />

und Formenbau und Cast Forge,<br />

Fachmesse für Guss- und Schmiedeteile<br />

mit Bearbeitung, versprechen. Aussteller<br />

und Besucher sollen von der Kombination<br />

aus Fachmesse, Foren, Workshops und<br />

Networking profitieren. Weiterhin plant<br />

das verantwortliche Projektteam, wie<br />

auch schon zum ursprünglichen Messetermin,<br />

das eigentliche Messegeschehen digital<br />

zu unterstützen.<br />

Die Medartis AG mit Hauptsitz in Basel ist<br />

auf hochpräzise Implantatsysteme für<br />

Knochenbrüche und Knochenfehlstellungen<br />

spezialisiert. Für die Gewährleistung<br />

der Sicherheitsstandards für Medizinprodukte<br />

hat das Unternemen in einen 600<br />

m2 großen Reinraum Cleanmedicell der<br />

Schilling Engineering GmbH, Wutöschingen,<br />

investiert. Die Titanimplantate werden<br />

künftig in zwei in den Reinraumwänden<br />

integrierten Waschanlagen gereinigt.<br />

Nach der Reinigung werden die Implantate<br />

einzeln verpackt und etikettiert, bevor<br />

sie den Reinraum verlassen. Der Reinraum<br />

verfügt über verschiedene Zonen<br />

der Reinraumklassen ISO 7 und ISO 8.<br />

Das Material wird über zwei Materialschleusen,<br />

eine davon mit Rolltoren ausgestattet,<br />

eingeschleust. Die Übergabe<br />

zwischen den Reinräumen erfolgt über<br />

zwei Waschanlagen und 1 m große Materialdurchreichen.<br />

Drei Personalschleusen<br />

sorgen für eine funktionale und sichere<br />

Einschleusung der Mitarbeiter in die unterschiedlichen<br />

Reinraumzonen.<br />

12 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Produktion von Dialysatoren<br />

Dialysesparte von FLG gehört künftig<br />

zur Zahoransky Gruppe<br />

Anlagen zur Dialysefilterherstellung<br />

Die Zahoransky AG aus Todtnau-Gschwend<br />

hat Anfang des<br />

Jahres die Dialysesparte der<br />

FLG Automation AG, Karben,<br />

übernommen. Damit baut das<br />

Unternehmen seine Position<br />

im Bereich Medizin<strong>technik</strong><br />

aus: Die Komplettanlagen zur<br />

Dialysefilterherstellung von<br />

FLG ergänzen künftig das<br />

Know-how und Portfolio der<br />

Zahoransky Gruppe im Geschäftsfeld<br />

Maschinen und<br />

Anlagen für medizintechnische<br />

Produkte sowie pharmazeutische<br />

Primärverpackungen.<br />

Die Übernahme der Dialysesparte<br />

des langjährigen<br />

Partners von Zahoransky wurde<br />

im Rahmen der Nachfolgeregelung<br />

für den Gründer der<br />

FLG, Lüdger Grünewald, möglich.<br />

Zur Gewährleistung eines<br />

reibungslosen Übergangs beantwortet<br />

Zahoransky bereits<br />

seit dem 1. Januar alle Anfragen<br />

von Kunden und Interessenten<br />

von FLG. Grünewald<br />

wird der Zahoransky Gruppe<br />

in den nächsten Jahren als Berater<br />

zur Verfügung stehen,<br />

teilt das Unternehmen mit.<br />

(Bild: Zahoransky)<br />

Robotische Rehabilitation<br />

Zusammenarbeit<br />

bei Exoskeletten<br />

Um die Entwicklung technologischer<br />

Lösungen für Rehabilitationsdienste<br />

zu beschleunigen,<br />

wollen die Schweizer Maxon<br />

Motor AG, Sachseln, und<br />

das Start-up Fourier Intelligence,<br />

Shanghai, China, künftig<br />

in einer globalen strategischen<br />

Partnerschaft enger zusammenarbeiten.<br />

Fourier hat<br />

sich auf Exoskelette und robotische<br />

Rehabilitation spezialisiert.<br />

Die beiden Unternehmen<br />

bündeln nun ihre Kompetenzen,<br />

um branchenführende<br />

Technologieprodukte und<br />

-plattformen für die Behandlung<br />

von Patienten zu entwickeln.<br />

Eine gemeinsame Absichtserklärung<br />

wurde bereits<br />

im Dezember unterzeichnet.<br />

Fourier verwendet bereits<br />

Elektromotoren von Maxon in<br />

seinem Exoskelett Exomotus<br />

X2. Zusätzlich wird Maxon<br />

Teil des Exoskeleton & Robotics<br />

Open Platform Systems<br />

(Exops), einer offenen Plattform<br />

für die Forschung und<br />

Entwicklung von Exoskelett-<br />

(Bild: Fourier Intelligence)<br />

Exoskelett Exomotus X2 von<br />

Fourier Intelligence<br />

und Robotiksystemen. Der Antriebsspezialist<br />

wird angehenden<br />

Ingenieuren und Ingenieurinnen,<br />

die Robotiklösungen<br />

für Rehabilitationsdienste<br />

entwickeln wollen, maßgeschneiderte<br />

Antriebsoptionen<br />

mit Motoren, Getrieben, Encodern<br />

und Steuerungen zur<br />

Verfügung stellen.<br />

„Die Partnerschaft mit Maxon<br />

wird es uns ermöglichen, das<br />

beste technologische Portfolio<br />

zur Verfügung zu stellen, auf<br />

dem wir die nächste Genera -<br />

tion von transformativen technologischen<br />

Produkten und<br />

Plattformen konzipieren, entwerfen<br />

und bauen können“,<br />

sagt Zen Koh, Mitgründer und<br />

stellvertretender CEO von<br />

Fourier Intelligence. Ziel sei<br />

es, die Patienten auf dem Weg<br />

zur Genesung bestmöglich zu<br />

unterstützen.<br />

Softwareentwicklung für Medizinprodukte<br />

Software ist Mannschaftssport<br />

Digital Therapeutics, vernetzte<br />

Systeme, intelligente Medizingeräte:<br />

Die Digitalisierung von<br />

Medizinprodukten schreitet voran,<br />

Softwareentwicklung wird<br />

zur zentralen Säule. Um im<br />

Technologie- und Normen-<br />

Dschungel zwischen MDR,<br />

IVDR und FDA stets den<br />

Durchblick zu wahren, sind Experten<br />

mit viel Erfahrung der<br />

Erfolgsgarant.<br />

Bei der infoteam Software<br />

Gruppe entwickeln wir seit fast<br />

40 Jahren Software, seit 20 Jahren<br />

sind wir verlässlicher Partner<br />

für unsere Kunden aus der<br />

Life-Science-Branche. Unsere interdisziplinären<br />

Teams realisieren<br />

gemeinsam mit Ihnen passgenaue<br />

Embedded-Systeme,<br />

Middleware-Lösungen und Anwendungssoftware.<br />

Genau Ihre<br />

Herausforderung? Dann sprechen<br />

Sie uns an, unser Team<br />

steht in den Startlöchern und<br />

freut sich auf Sie.<br />

infoteam Software Gruppe<br />

Alexander Brendel<br />

Director Life Science<br />

E-Mail: lifescience@infoteam.de<br />

Telefon: +49 9131 78 00–280<br />

www.infoteam.de<br />

01/2021 medizin&<strong>technik</strong> 13


■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />

JUNGE ÄRZTE SIND OFFEN FÜR<br />

DIGITALISIERUNG IN DER MEDIZIN<br />

Digital Natives im Arztkittel | Wie stehen Ärzte zu digitalen Angeboten für das Gesundheitswesen?<br />

Der medizinische Nachwuchs kennt und nutzt mobile Geräte und Services von Kindesbeinen an und<br />

möchte sich künftig stärker in der Entwicklung neuer Lösungen engagieren, wie Mira Faßbach und<br />

Max Tischler vom Bündnis Junge Ärzte erläutern.<br />

■ Bündnis Junge Ärzte vermittelt Experten dergelassene Ärzte angestellt oder in Tischler: Für Ärzte ist die Zeit immer<br />

■ Wo sehen Sie mit Blick auf die Digitalisierung<br />

Unterschiede zwischen den jungen<br />

und älteren Kollegen?<br />

Faßbach: Wir jüngeren Ärzte sind als Digital<br />

Natives mit digitalen Möglichkeiten<br />

aus dem Alltag vertraut. Wir sind<br />

gewohnt, schnell auf Daten zugreifen<br />

zu können oder uns auf digitalem Weg<br />

auszutauschen. Das möchten wir gern<br />

im beruflichen Umfeld stärker nutzen<br />

und sehen auch Ansatzpunkte dafür.<br />

Keiner von uns würde in die Bibliothek<br />

gehen, um ein Detail in einem Buch<br />

nachzulesen. In diesem Punkt haben<br />

wir vielen älteren Kollegen eine Erfahrung<br />

voraus. Wobei ich ausdrücklich<br />

nicht verallgemeinern oder älteren Kollegen<br />

die Fähigkeit absprechen möchte,<br />

mit digitalen Angeboten umzugehen.<br />

Tischler: Wir möchten erreichen, dass<br />

die Offenheit der jüngeren Mediziner<br />

gegenüber digitalen Lösungen stärker<br />

Mira Faßbach, Urologin, und Dermatologe<br />

sichtbar wird. In vielen Gremien, in denen<br />

darüber diskutiert wird, sind bisher<br />

Max Tischler vertreten als Sprecher das<br />

Bündnis Junge Ärzte<br />

■ Frau Faßbach, Herr Tischler, mit dem vor allem Ältere vertreten. Wobei wir<br />

Bündnis Junge Ärzte machen Sie sich<br />

stark für mehr Beteiligung von Medizinern<br />

an der Digitalisierung im Gesundheitswesen.<br />

Für wen sprechen Sie?<br />

Faßbach: Im Bündnis Junge Ärzte haben<br />

sich die Nachwuchsorganisationen von<br />

25 Berufsverbänden und Fachgesellschaften<br />

zusammengeschlossen. Darauf,<br />

dass wir der größte interdisziplinäre<br />

Zusammenschluss von jungen Medizinern<br />

Ärzte uns unabhängig vom Alter einig<br />

sind, dass Digitalisierung den persönlichen<br />

Austausch zwischen Arzt und Patient<br />

nicht ersetzen kann. Eine KI kann<br />

Daten analysieren, aber das empathische<br />

Verstehen wird sie nie haben. Ob<br />

ich eine auffällige Hautstelle sofort entferne,<br />

hängt auch vom Patienten ab –<br />

manchmal kann man abwarten und<br />

erst später eingreifen. Wenn beim Pa-<br />

IHR STICHWORT<br />

in Deutschland sind, sind wir ein tienten die Sorge vor einer Krebserkran-<br />

bisschen stolz.<br />

kung zu groß ist, sollte ich sofort handeln.<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Digitalisierung aus Medizinersicht<br />

Mehr medizinisches Wissen integrieren<br />

Ärzte wollen digitale Lösungen<br />

mit gestalten<br />

Tischler: Als junge Assistenz- und Fachärzte<br />

sehen wir die Kollegen, die jünger<br />

als 45 Jahre sind und deren Facharztprüfung<br />

nicht länger als fünf Jahre zurückliegt.<br />

Sie üben ihren Beruf als nie-<br />

Bei dieser Entscheidung kann mir<br />

kein technisches System helfen.<br />

■ Wo sehen Sie Nutzen, den die Digitalisierung<br />

bieten kann?<br />

der eigenen Praxis aus oder sind in<br />

Krankenhäusern und Kliniken tätig.<br />

knapp. Daher sind alle Lösungen will-<br />

(Bild: Bündnis Junge Ärzte)<br />

14 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


kommen, die mich schneller ans Ziel<br />

bringen. Das betrifft Verwaltungstätigkeiten<br />

ebenso wie die Beschaffung von<br />

Daten zum Patienten. Es gibt auch Fälle,<br />

in denen ich deren Erwartungen deutlich<br />

wahrnehme: Den Termin beim<br />

Facharzt am besten online zu vereinbaren<br />

ist das Erste. Dann soll die Zeit bis<br />

dahin genutzt werden, um sich selbst<br />

zu informieren, eine auffällige Hautstelle<br />

eventuell mit dem Smartphone<br />

zu erfassen, um Veränderungen zu dokumentieren.<br />

Es gibt je nach Fachrichtung<br />

sicher viele Möglichkeiten und<br />

Ideen, wie wir die Digitalisierung nutzen<br />

könnten. Bisher stehen wir mit allem<br />

eher noch am Anfang.<br />

Fragen Sie uns – wir tragen<br />

gern mit unserem Wissen<br />

zu digitalen Lösungen bei<br />

Über das Bündnis Junge Ärzte<br />

■ Was sollen digitale Lösungen können?<br />

Faßbach: Sie sollten durchdacht sein,<br />

durchgängig funktionieren und im alltäglichen<br />

Einsatz Nutzen bringen. Ein<br />

negatives Beispiel für fehlende Schnittstellen:<br />

Wenn ich alle Daten zu einem<br />

Patienten, der an Covid-19 erkrankt ist,<br />

digital vorliegen habe, diese aber ausdrucken<br />

muss, um sie per Fax ans Gesundheitsamt<br />

zu schicken, ist das Optimierungspotenzial<br />

offensichtlich. Interoperabilität<br />

und Usability müssen viel<br />

stärker berücksichtigt werden.<br />

Tischler: Es entsteht oft der Eindruck,<br />

dass beim Entwickeln nicht genau genug<br />

bei Praktikern nachgefragt wurde,<br />

was gebraucht wird und wie eine Lösung<br />

funktionieren sollte. Moderne<br />

Technik ist ein weiterer Punkt: Ich begrüße<br />

grundsätzlich die Entscheidung,<br />

eine elektronische Patientenakte jetzt<br />

einzuführen. Aber der Weg dahin hat so<br />

lange gedauert, dass die Lösung, die<br />

nun an den Start geht, technisch schon<br />

veraltet ist. Wir müssen uns also im<br />

Grunde sofort daranmachen, ein Konzept<br />

für die nächste Lösung zu entwickeln,<br />

damit diese vielleicht 2025 starten<br />

kann. Digitalisieren heißt also, immer<br />

up to date sein.<br />

■ Was ist aus Ihrer Sicht der dringendste<br />

Schritt auf dem Weg zur Digitalisierung?<br />

Tischler: Die Verfügbarkeit von Daten<br />

für die Ärzte zu verbessern. Solange das<br />

nicht klappt, nützen uns Medizingeräte,<br />

die Unmengen von Daten erfassen, im<br />

Grunde nichts. Aber wenn eine App den<br />

Blutdruck des Patienten zu Hause erfasst<br />

und übermittelt, kann ich mit den<br />

Ergebnissen mehr anfangen als mit einer<br />

Messung in der Praxis, die bekanntermaßen<br />

wegen der Aufregung oft zu<br />

hohe Werte liefert. Bis wir über eigenständig<br />

arbeitende Robotik oder künstliche<br />

Intelligenz reden, wird es meiner<br />

Meinung nach noch lange dauern. Erste<br />

Studien zu künstlicher Intelligenz, die<br />

in der Radiologie und der Dermatologie<br />

unterstützend eingesetzt wird, gibt es.<br />

Hier sehe ich den Nutzen und begrüße<br />

die Entwicklung. Bei kritischen Fragen<br />

sollte ich aber die Entscheidungswege<br />

der KI nachvollziehen können.<br />

Faßbach: In Routinedaten aus der Versorgung<br />

steckt ebenfalls viel Potenzial.<br />

Aus Vitalparametern, Einträgen im<br />

Tumorregister oder allgemein Labor -<br />

untersuchungen ließen sich mit KI sicher<br />

Erkenntnisse ziehen – bisher bleiben<br />

die Daten aber meist ungenutzt.<br />

Im Bündnis Junge Ärzte haben sich Vertreter<br />

der jungen Assistenzärzte und<br />

Fachärzte zusammengeschlossen. Sie<br />

wollen die Patientenversorgung nach<br />

modernen und ethischen Gesichtspunkten<br />

verbessern und die Berufsbedingungen<br />

für eine Medizin der Zukunft gestalten,<br />

inklusive Digitalisierung. Ende 2019<br />

seien knapp 19 % der 402 000 berufstä -<br />

tigen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland<br />

unter 35 Jahre alt gewesen und somit<br />

zu den „digital natives“ zu zählen,<br />

heißt es auf der Internetpräsenz des<br />

Bündnisses – was auf eine Offenheit gegenüber<br />

digitalen Lösungen im medizinischen<br />

Umfeld schließen lassen könnte.<br />

Im Jahr 2020 startete das Bündnis Junge<br />

Ärzte gemeinsam mit dem Fraunhofer<br />

ISST eine Umfrage zur Digitalisierungsbereitschaft<br />

von Medizinern, um ein repräsentatives<br />

und wissenschaftlich fundiertes<br />

Bild zu erhalten. Ergebnisse sollen<br />

ab Frühsommer 2021 bei Veranstal -<br />

tungen wie der DMEA oder dem Hauptstadtkongress<br />

sowie bei Tagungen medizinischer<br />

Fachgesellschaften vorgestellt<br />

werden.<br />

www.buendnisjungeaerzte.org<br />

■ Welche Rolle möchten Sie als Mediziner<br />

bei der Digitalisierung spielen?<br />

Tischler: Eine gute Lösung für den medizinischen<br />

Bereich wird sich in der Regel<br />

nur entwickeln lassen, wenn die Anwender<br />

einbezogen werden. Das können<br />

sowohl Patienten als auch Ärzte<br />

sein, manchmal sogar beide. Es gibt gerade<br />

unter den jungen Kollegen viele,<br />

die bereit sind, diesen Input zu liefern.<br />

Start-ups beispielsweise melden sich<br />

relativ oft, rufen einfach an und stellen<br />

Fragen. Die beantworte ich gern, ich<br />

will ja meinen Beitrag zu neuen Entwicklungen<br />

leisten. Wenn der Zeitaufwand<br />

steigt, kann es aber sinnvoll sein,<br />

einen Kooperations- oder Beratungsvertrag<br />

aufzusetzen. Mehr medizinisches<br />

Wissen zu nutzen, wäre auf jeden Fall<br />

sinnvoll. Wenden Sie sich also bei Bedarf<br />

gern an das Bündnis Junge Ärzte,<br />

wir versuchen, Ihnen einen Kontakt im<br />

jeweiligen Fachgebiet zu vermitteln.<br />

■ Wie digital wird die Medizin in fünf<br />

oder zehn Jahren sein?<br />

Faßbach: Im Moment ist die Ausstattung<br />

in Kliniken und Praxen noch sehr<br />

unterschiedlich, es gibt Leuchttürme,<br />

aber auch weitgehend analog arbeitende<br />

Standorte. Voraussetzung für eine<br />

Vernetzung wäre eine einheitlichere<br />

Struktur.<br />

Tischler: Wenn die Infrastruktur steht,<br />

können wir uns über die konkreten Entwicklungen<br />

ab 2030 unterhalten. Auch<br />

wir Ärzte werden dazulernen müssen,<br />

ähnlich wie Ingenieure, die sich mit<br />

neuen Technologien beschäftigen müssen.<br />

Aber ich sehe uns Ärzte auch als<br />

Türöffner, die auf dem Weg zu digitalen<br />

Lösungen vorangehen müssen.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 15


■ [ TECHNIK ]<br />

3D-Druck ermöglicht individuelle<br />

Systeme zur Tinnitus-Behandlung<br />

Produktentwicklung | Chronischer Tinnitus ist für Betroffene eine Qual. Der österreichische<br />

Tüftler Klaus Grübl hat mit Forgtin ein Medizinprodukt entwickelt und auf den<br />

Markt gebracht, das Patientinnen und Patienten Linderung und Heilung verschaffen<br />

kann. Unterstützung erhielt er dabei vom 3D-Druck-Spezialisten Protolabs.<br />

(Bild: Pansatori)<br />

Klaus Grübl mit seinem Produkt Forgtin zur Behandlung von chronischem Tinnitus.<br />

Hinter der äußeren Ohrmuschel liegt der obere Bügel an, der einen der Druckpunkte<br />

abdeckt<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Behandlung Chronischer Tinnitus<br />

■ Start-up-Gründung<br />

■ Entwicklung und Konstruktion<br />

■ Partner für 3D-Druck<br />

■ Zulassung als Medizinprodukt Klasse 1<br />

Pfeifen, Rauschen oder Zischen – für<br />

viele Leidtragende ist der chronische<br />

Tinnitus ein ständiger, quälender Begleiter<br />

in ihrem Alltag. Die Folgen können je<br />

nach genauem Krankheitsbild variieren,<br />

allerdings mündet die nicht therapierbare<br />

Krankheit oft in Schlafstörungen, Arbeitsunfähigkeit<br />

und Depressionen. Auch<br />

Klaus Grübl war lange Zeit von chronischem<br />

Tinnitus betroffen. In einem ruhigen<br />

Augenblick, in dem der Tinnitus<br />

durch die fehlende Umgebungslautstärke<br />

besonders stark in den Fokus des Betroffenen<br />

rücken kann, begann er damit, konstant<br />

und für mehrere Minuten Druck auf<br />

eine bestimmte Stelle am Ohr auszuüben.<br />

Nach geraumer Zeit wurde der Ton für ihn<br />

merklich leiser.<br />

Motiviert vom Zusammenhang zwischen<br />

dem ausgeübten Druck und der<br />

Besserung der Beschwerden, entwickelte<br />

der Unternehmer, der eigentlich aus dem<br />

Bereich der Erwachsenenbildung kommt,<br />

einen ersten Prototyp. Dieser war an seiner<br />

Brille befestigt und so konstriert, dass<br />

er an drei Punkten am Ohr Druck ausübte.<br />

Der Tinnitus verschwand schließlich völlig.<br />

Grübls Begründung für den Erfolg mit<br />

dieser Therapieform: Durch den Druck,<br />

der auf die verschiedenen Punkte am Ohr<br />

ausgeübt wird, wird im auditiven Kortex<br />

die entsprechende Region stimuliert, die<br />

auch für den chronischen Tinnitus verantwortlich<br />

ist. Die synaptischen Verknüpfungen,<br />

die das unangenehme Geräusch<br />

verursachen, werden weniger beansprucht,<br />

das Gehirn verlernt langsam die<br />

eigentliche Ursache für den Pfeifton.<br />

Klaus Grübl gründete schließlich die<br />

Pansatori GmbH in Braunau am Inn, die<br />

das neue Produkt Forgtin – kurz für Forget<br />

Tinnitus – weiterentwickeln, produzieren<br />

und vertreiben sollte. Bereits ein<br />

Jahr später war das System zur Markteinführung<br />

bereit: „In unserer ersten Studie<br />

mit 20 Patientinnen und Patienten verringerte<br />

sich bei den Teilnehmern der subjektiv<br />

wahrgenommene Tinnitus um 30<br />

bis 100 Prozent“, so Grübl stolz.<br />

Von der ersten Idee bis zum fertigen<br />

Produkt floss viel Ingenieurs- und Designkunst<br />

in Forgtin: Während die ersten<br />

Prototypen, die Grübl und sein Designer<br />

und Konstrukteur noch mittels heimischer<br />

3D-Drucker fertigten, aus Kunststoff<br />

und unflexibel waren, begann man<br />

bei Pansatori bald auch mit professionellen<br />

3D-Druckdienstleistern zusammenzuarbeiten.<br />

In diesem Rahmen wurde der<br />

Kontakt zum Fertigungsdienstleister Protolabs<br />

GmbH aus Feldkirchen hergestellt,<br />

einem Unternehmen, das auf die additive<br />

Fertigung und die Herstellung von Prototypen<br />

im Medizinbereich spezialisiert ist.<br />

Druckpunkte lindern die<br />

Tinnitus-Symptome<br />

„Für uns war bereits früh klar, dass kein<br />

Weg am 3D-Druck vorbeiführt. Forgtin<br />

besteht aus komplexen Geometrien und<br />

muss schlussendlich auch soweit individualisier-<br />

und anpassbar sein, dass auch<br />

jeder Betroffene das Gerät nutzen kann“,<br />

erklärt Grübl. Hinter der äußeren Ohrmuschel<br />

liegt der obere Bügel an, der Forgtin<br />

– ähnlich wie einem Brillenbügel – Halt<br />

verleiht und einen der Druckpunkte abdeckt.<br />

Über einen Splint ist der obere Bügel<br />

mit dem unteren verbunden, der hinter<br />

dem Ohrläppchen vorbei bis zum Tragus<br />

vor dem äußeren Gehörgang führt.<br />

Hier und hinter der Ohrmuschel finden<br />

sich auch die beiden zusätzlichen Druckpunkte,<br />

mit denen die Bekämpfung des<br />

16 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Der untere Bügel von Forgtin wird mit dem Laser aus Edelstahlblechen herausgeschnitten.<br />

Vor der Endmontage werden mittels Spritzguss auf die Einzelteile noch die Silikonelemente<br />

per Spritzgussverfahren auf das Werkstück aufgegossen<br />

Tinnitus durch konstanten Druck erreicht<br />

wird. Silikonelemente, die für den Tragekomfort<br />

unerlässlich sind, runden das<br />

Produkt schließlich ab. „Direkt nachdem<br />

wir die Konstruktionsdaten auf der Webseite<br />

von Protolabs in die automatisierte<br />

Machbarkeitsanalyse hochgeladen hatten,<br />

bekamen wir schon erste Verbesserungsvorschläge“,<br />

resümiert Grübl. „Nach<br />

unserem ersten Gespräch wussten wir bereits,<br />

dass wir bei Protolabs gut aufgehoben<br />

waren, aber dieser Schritt hat die Serienproduktion<br />

endgültig eingeleitet.“<br />

(Bild: Pansatori)<br />

Mit additiver Fertigung<br />

zur Marktreife<br />

Zusammen mit Protolabs entschied sich<br />

Pansatori, dass der untere Bügel, der einfacher<br />

hergestellt werden kann, aus Edelstahlblechen<br />

mit Lasern herausgeschnitten<br />

werden sollte. Beim oberen Bügel<br />

setzte man aufgrund der komplexen Geometrie,<br />

die für die gewünschte Funktionalität<br />

nötig ist, auf die additive Fertigung.<br />

„Bereits nach wenigen Verbesserungsschleifen<br />

konnten wir den Designvorgang<br />

endgültig abschließen und uns um die<br />

notwendige Nachbearbeitung und die Silikonelemente<br />

kümmern“, so Grübl.<br />

Beim Material fiel die Wahl auf die Legierung<br />

Edelstahl 316L, die auch in anderen<br />

medizinischen Geräten Anwendung<br />

findet und mittels direktem Metall-<br />

Lasersintern in Form geschmolzen wird.<br />

Die Einzelteile werden durch Gleitschleifen<br />

nachbearbeitet, damit sie weniger rau<br />

und somit angenehmer zu tragen sind.<br />

Anschließend wird die Oberfläche der<br />

Metallstücke passiviert. Durch diese Veredelung<br />

wird ausgeschlossen, dass die Legierung<br />

Nickel abgibt, das bei manchen<br />

Menschen Allergien auslöst. Vor der Endmontage<br />

werden mittels Spritzguss auf<br />

die Einzelteile noch die Silikonelemente,<br />

die den Hautkontakt zusätzlich verbes-<br />

Tinnitus - eine erlernte Krankheit<br />

Tinnitus ist – ungeachtet der vielfältigen<br />

Ursachen, die zu den Phantomgeräuschen<br />

führen können – in der Regel eine<br />

erlernte Krankheit. Der subjektive Tinnitus,<br />

also die Ausprägung, bei der keine<br />

körperlichen Schallquellen zum Störgeräusch<br />

führen, ist eine Beschwerde, die<br />

in der Regel im auditorischen Kortex im<br />

Gehirn entsteht. Durch ein auslösendes<br />

Ereignis, beispielsweise ein Knalltrauma<br />

oder einen Hörsturz, können bis dahin<br />

gesunde synaptische Verknüpfungen<br />

sern, per Spritzgussverfahren auf das<br />

Werkstück aufgegossen.<br />

Ein Vorteil bei der Zusammenarbeit<br />

mit Protolabs ist für Klaus Grübl auch die<br />

Zertifizierung für die Herstellung von Medizinprodukten:<br />

Protolabs ist nach ISO<br />

13485:2016 zertifiziert und produziert<br />

auch chirurgische Implantate und diverse<br />

andere Produkte, die in der Medizin Anwendung<br />

finden. Dementsprechend<br />

konnte das Unternehmen bei der Weiterentwicklung<br />

von Forgtin auch wichtige<br />

Impulse und Hilfestellungen geben.<br />

Inzwischen ist Forgtin als Medizin -<br />

produkt der Klasse 1 offiziell zugelassen<br />

und hat die CE-Zertifizierung erhalten.<br />

Die Arbeit hört für den Tüftler Grübl an<br />

dieser Stelle aber noch lange nicht auf. Im<br />

Moment gestaltet er eine Version des<br />

Forgtin, die auch nachts getragen werden<br />

kann, ohne beim Schlafen zu stören. ■<br />

Christoph Erhardt<br />

Protolabs, Feldkirchen<br />

ihren eigentlichen Zweck verlieren und<br />

durch abnormale Aktivität zu Tinnitus<br />

führen. Das daraus entstehende neuronale<br />

Dauerfeuer verfestigt sich bei manchen<br />

Menschen – und der chronische<br />

Tinnitus wird zum selbst erlernten unbequemen<br />

Schatten. Bei Forgtin handelt es<br />

sich um einen Bügel, der bequem hinter<br />

dem Ohr getragen wird und durch die<br />

Stimulation von bestimmten Punkten<br />

am Ohr dazu führt, dass das Gehirn den<br />

Tinnitus „verlernt“.<br />

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01/2021 medizin&tec hn i k 17


■ [ TECHNIK ]<br />

(Bild: Oelikon Balzers)<br />

Die mit Silber dotierte Titannitrid-Schicht Balimed Argenta (TiN-Ag) bietet<br />

nachweislich einen antimikrobiellen Schutz bei chirurgischen Eingriffen<br />

Wie PVD-Beschichtungen<br />

medizinische Instrumente verbessern<br />

Oberflächen<strong>technik</strong> | Beschichtungen bieten viele Möglichkeiten, die Eigenschaften<br />

chirurgischer Instrumente oder Implantate zu verbessern. Alle Schichten aus der Balimed-Familie<br />

von Oerlikon Balzers sind dünn und hart, variieren aber in Farbe und<br />

Funktion, wie zum Beispiel der antimikrobiellen Wirksamkeit.<br />

Beschichtungen für chirurgische Instrumente<br />

sind heute mehr als ein dekoratives<br />

Element mit hochwertigem Finish:<br />

Sie verleihen vor allem funktionale<br />

Eigenschaften. Speziell für medizin- und<br />

zahntechnische Anwendungen hat der<br />

Liechtensteiner Beschichtungsspezialist<br />

Oerlikon Balzers die Schichten aus der<br />

Balimed-Familie entwickelt.<br />

Die technische Basis dieser Beschichtungen<br />

ist die physikalische Gasphasenabscheidung<br />

(Physical Vapour Deposi -<br />

tion, kurz: PVD). Das Verfahren ermöglicht<br />

es, sehr harte und dünne Schichten<br />

mit einer Dicke von 1 μm bis 4 μm auf<br />

Edelstahl, Titan, Keramik und anderen<br />

Materialien zu erzeugen. Da die Beschichtung<br />

mit engen Toleranzen aufgebracht<br />

wird, können die Komponenten nach dem<br />

Beschichten ohne Bearbeitung in Bezug<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Langlebige PVD-Beschichtungen<br />

Geringe Schichtdicke<br />

Anwendung auf Edelstahl<br />

Gold, Silber, Mattgrau, Rosa<br />

Antimikrobielle Eigenschaften<br />

auf Form, Passung und Abmessungen verwendet<br />

werden und sind sehr stabil. In<br />

vielen Fällen sind die Instrumente mit Beschichtung<br />

autoklavierbar und können<br />

mehrmals eingesetzt werden. Ein Beispiel<br />

dafür sind laparoskopische Instrumente.<br />

Titannitridschicht verringert<br />

Anhaftung von Blut<br />

Um die Verschleißfestigkeit zu verbessern,<br />

den Fressverschleiß von Gleitkomponenten<br />

zu reduzieren, die Schmierfähigkeit<br />

zu erhöhen und sogar scharfe Kanten<br />

an Scheren, Messern und Knochensägen<br />

widerstandsfähiger zu machen, werden<br />

zunehmend Schichten aus Titannitrid<br />

(TiN) verwendet. Die neue goldfarbene<br />

Titannitrid-Schicht Balimed A zum Beispiel<br />

ist eine Antihaft-Schicht, die dafür<br />

sorgt, dass Blut und Gewebe nicht an Knochensägen<br />

und -bohrern, Reibahlen oder<br />

Scheren und anderen chirurgischen Instrumenten<br />

haften bleiben. Die goldene<br />

Farbe hilft Chirurgen auch, das Opera -<br />

tionsbesteck besser zu identifizieren.<br />

Die kohlenstoffbasierten Schichten<br />

Balimed DLC und Balimed C wiederum<br />

sind Schichten mit formbarem Wolframcarbid-Kohlenstoff<br />

(WC/C). Sie sind matt<br />

schwarz oder matt dunkelgrau und damit<br />

blendfrei: Das erleichtert im hell ausgeleuchteten<br />

Operationssaal das Arbeiten.<br />

Die Diamond-Like-Carbon- oder kurz<br />

DLC-Beschichtung ist so hart, dass die<br />

Schärfe der Schneiden chirurgischer Instrumente<br />

länger erhalten bleibt. Dank<br />

sauberer Schnitte können Operationswunden<br />

schneller heilen, was die Genesungszeit<br />

der Patienten verkürzt.<br />

Durch den niedrigen Reibungskoeffizienten<br />

und die guten Gleiteigenschaften<br />

eignet sich die Beschichtung Balimed C,<br />

um die Reibung in Getrieben und Lagern,<br />

zum Beispiel in Zahnbohrern, zu reduzieren.<br />

Die Beschichtung erfordert nur eine<br />

geringe oder gar keine Schmierung. Bei<br />

medizintechnischen Geräten, die während<br />

des Einsatzes hohe Temperaturen erzeugen,<br />

verlängert Balimed CNI deren Lebensdauer,<br />

weil die Beschichtung das<br />

Scheuern beweglicher Teile, das zu Kaltschweißen<br />

führen kann, verhindert.<br />

Speziell für chirurgische Instrumente<br />

aus Edelstahl hat Oerlikon Balzers Balimed<br />

Altina entwickelt, eine Schicht aus<br />

Aluminium-Titannitrid (AlTiN). Das Verfahren<br />

kann auf Edelstahl angewandt<br />

werden, ohne dass es zu Einbußen bei den<br />

gewünschten funktionalen Eigenschaften<br />

kommt. Eingesetzt wird Balimed Altina<br />

für Wundspreizer, Zangen unterschiedlichster<br />

Art, Pinzetten und Küretten.<br />

Die silberdotierte Balimed-Argenta-Beschichtung<br />

beeinträchtigt das Wachstum<br />

von Bakterien und reduziert so postoperative<br />

Infektionen. Die hohe antimikrobielle<br />

18 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Wirkung auf Oberflächen chirurgischer<br />

Instrumente wurde in Keimreduktionstests<br />

bestätigt.<br />

Die jüngste PVD-Beschichtung aus<br />

dem Medizin<strong>technik</strong>-Portfolio ist Balimed<br />

Ticana. Sie wurde für Zahnabutments<br />

und Dentalinstrumente entwickelt. Das<br />

Funktionalisieren der Oberflächen von<br />

Zahn abutments mit biokompatiblen,<br />

hoch verschleißfesten Beschichtungen ist<br />

eine häufige Anforderung der modernen<br />

Zahn<strong>technik</strong>. Die sehr glatte, zahnfleischfarbene<br />

Beschichtung er möglicht ein stabiles<br />

Fixieren von Implantaten und eine<br />

lange Lebensdauer. Mit dem korrosionsbeständigen<br />

Balimed Ticana beschichtete<br />

Teile behielten in 25%igem Natriumchlorid<br />

(NaCl) auch nach 34 Tagen vollständig<br />

ihre Farbe. Die Schicht schützt also<br />

vor Einflüssen durch Mundhygieneartikel<br />

und Speichel. So beschichtete zahnmedizinische<br />

Instrumente bieten eine glatte,<br />

harte, chemisch stabile und autoklavierbare<br />

Oberfläche.<br />

■<br />

Konrad Saal<br />

Oerlikon Balzers,<br />

Balzers/Liechtenstein<br />

www.oerlikon.com/balzers/Balimed/<br />

(Bild: Oerlikon Balzers)<br />

Repositionszangen<br />

und<br />

Knochen stanzen<br />

mit verschleiß -<br />

beständigen<br />

Schneiden können<br />

blendfrei mit<br />

Balimed DLC beschichtet<br />

werden<br />

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15.-19. März<br />

Über den Anbieter<br />

Oerlikon Balzers bietet Beschichtungen<br />

für unterschiedliche Anwendungen.<br />

Die für medizinische Produkte<br />

entwickelten Balimed-Dünnfilm-Schichten<br />

sind verschleißfest,<br />

biokompatibel, antimikrobiell wirksam<br />

und chemisch inert. Die Anlagen<br />

für die Beschichtung werden in<br />

Liechtenstein, in Langenthal<br />

(Schweiz) und in Bergisch Gladbach<br />

(Deutschland) entwickelt und gefertigt<br />

und in über 110 Beschichtungszentren<br />

eingesetzt. Zusammen mit<br />

Oerlikon Metco und Oerlikon AM ist<br />

Oerlikon Balzers Teil der Surface Solutions<br />

Division des Schweizer Oerlikon-Konzerns.<br />

www.oerlikon.com/balzers<br />

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■ [ TECHNIK ]<br />

Sicherheit im Analysegerät beginnt<br />

bei der Stromzuführung<br />

Elektronik | In Zeiten von Covid-19 fallen viele Entscheidungen unter anderem unter Einbezug von<br />

Wissenschaftlern, die die vorliegenden Zahlen und Studien interpretieren und analysieren. Eine präzise<br />

Diagnostik ist für diese Daten ein wichtiger Ausgangspunkt. Den Stecker, der die Stromzufuhr für ein<br />

dafür eingesetztes Analysegerät von Hamilton Medical sicherstellt, liefert Schurter.<br />

Pipettiertechnologie von Hamilton:<br />

Präzises Handling vom Submikroliterbereich<br />

bis hin zu großen Voumina<br />

(Bild: Hamilton)<br />

Das im Microlab<br />

Star verbaute Modul<br />

verfügt über<br />

zwei von außen<br />

austauschbare<br />

Schmelzsicherungen<br />

sowie ein Filterelement<br />

zur Einhaltung<br />

der Elektromagnetischen<br />

Verträglichkeit<br />

(Bild: Schurter)<br />

Seit fast einem Jahr beherrscht ein<br />

Thema die Medien und unseren<br />

Alltag : Covid-19. Täglich werden Fallzahlen<br />

gemeldet, publiziert und interpretiert.<br />

Lockdown? Schulen öffnen? Maskentragpflicht?<br />

Politiker haben diese schwierigen,<br />

für manche existenziellen Entscheidungen<br />

zu treffen. Einen wichtigen Hinweis<br />

für der Entscheidungsfindung bilden<br />

die Fallzahlen der Neuinfizierten.<br />

Maßgeblich mitverantwortlich für die<br />

Korrektheit dieser Zahlen sind die Hersteller<br />

der Laborgeräte, welche die Proben<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Automatisiertes Analysesystem<br />

■ Pipettiertechnologie<br />

■ Power Entry Modul<br />

■ Gerätestecker mit Schutzfunktion<br />

■ Standard IEC/UL 60601<br />

der potenziell Infizierten aufbereiten und<br />

analysieren. Zu diesen Herstellern zählt<br />

Hamilton Medical mit seinem Analysegerät<br />

Microlab Star. Für die automatisierte<br />

Pipettiertechnologie liefert die Schurter<br />

AG aus Luzern Komponenten, wie beispielsweise<br />

das Power Entry Modul, kurz<br />

PEM.<br />

Stecker und Bedieneinheiten<br />

für Medizingeräte<br />

Den Schweizer Hersteller von Medizingeräten<br />

Hamilton Medical aus dem bündnerischen<br />

Bonaduz und Schurter verbindet<br />

eine langjährige Partnerschaft. Neben der<br />

Lieferung der Komponenten für die Microlab-Star-Serie,<br />

statten die Luzerner<br />

auch das modulare Beatmungsgerät Hamilton<br />

G5 mit kompletten Bedieneinheiten<br />

aus.<br />

Das Analysesystem Microlab Star beschreibt<br />

Hamilton als „automatisierte Liquid<br />

Handling-Plattform“. Ebenso wie das<br />

Beatmungsgerät G5 ist auch dieses System<br />

modular aufgebaut. So kann es während<br />

seiner gesamten Lebensdauer aufund<br />

umgerüstet werden, um sich neuen<br />

Arbeitsabläufen anzupassen. Die Pipettiertechnologie<br />

des Systems zeichnet sich<br />

durch eine hohe Genauigkeit, Präzision<br />

und Wiederholbarkeit vom Submikroliterbereich<br />

bis hin zu großen Volumina aus.<br />

Um die korrekte Funktionsweise des Microlab<br />

Star zu gewährleisten, sitzt bei diesem<br />

Gerät am Netzeingang mit dem PEM<br />

ein Kombielement von Schurter.<br />

Der Elektronik-Spezialist blickt auf eine<br />

langjährige Erfahrung bei der Entwicklung<br />

von PEMs zurück. Entsprechend<br />

breit ist seine Palette an angebotenen Modellen.<br />

Der Nutzen dieser vielseitig einsetzbaren<br />

Module zeigt sich an der Bandbreite<br />

an möglichen Ausstattungsvarianten<br />

nicht nur für die Medizin- und Pharma<strong>technik</strong>:<br />

Dazu gehören beispielsweise<br />

eine IEC-Geräteeinbausteckdose, eine Si-<br />

20 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Sichere Stecker für<br />

Medizingeräte<br />

Schurter stellt Produkte, Eingabesysteme<br />

und Sonderanfertigungen für<br />

medizinische Ausrüstungen her. Das<br />

Angebot für sichere Stromversorgungen<br />

und spezifische Benutzerschnittstellen<br />

deckt die Anforderungen<br />

dieses anspruchsvollen Marktes<br />

ab. Eingesetzt werden die Produkte<br />

in diagnostischen, therapeutischen<br />

und medizinischen Laborausrüstungen<br />

sowie in lebenserhaltenden<br />

Systemen und Patientenüberwachungsgeräten.<br />

Schutzklasse II, Erdleiterdrosseln<br />

und EMV-Filter mit<br />

kleinem Ableitstrom sorgen für den<br />

zuverlässigen Betrieb. Spezifikationen<br />

wie Schutz gegen das Eindringen<br />

von Flüssigkeiten und Schmutz,<br />

spritzwasserdichte Abdeckungen<br />

und Drucktaster, Tastaturen mit<br />

Zweistufen-Tastpunkt, kapazitative<br />

Tastatursysteme, gut ablesbare Betriebsanzeigen,<br />

antibakterielles Material<br />

und Netzkabelhalterungen<br />

tragen ebenfalls zur Sicherheit der<br />

Medizinprodukte bei, in denen die<br />

Komponenten von Schurter eingesetzt<br />

werden.<br />

www.schurter.com/de/Maerkte/<br />

Medizin<strong>technik</strong><br />

Die automatisierte Liquid-Handling-Plattform Microlab Star<br />

ist modular aufgebaut<br />

cherungsschublade mit Sicherung, EMV-<br />

Filter, beleuchteter oder unbeleuchteter<br />

Netzschalter und Geräteschutzschalter.<br />

Fast jede Schutzfunktion lässt sich in diesen<br />

kompakten Bausteinen unterbringen.<br />

Bei seiner Liquid-Handling-Plattform<br />

Microlab Star setzt Hamilton auf eine<br />

PEM-Version, die exakt auf die erhöhten<br />

Ansprüche und Standards der Medizin<strong>technik</strong><br />

(IEC/UL 60601) abgestimmt worden<br />

ist: Das verbaute Kombimodul besteht<br />

aus dem Geräteeinbaustecker 8843<br />

sowie einem LC-Filterelement zur Einhaltung<br />

der Elektromagnetischen Verträglichkeit.<br />

Zudem verfügt das PEM-Modul<br />

über eine in der Medizin<strong>technik</strong> vorgeschriebene<br />

doppelte Absicherung mit<br />

zwei von außen austauschbaren Schmelzsicherungen.<br />

Damit wird das System<br />

nicht durch Störsignale – die zumeist von<br />

hoch getakteten elektronischen Bausteinen<br />

ausgesendet werden – in seiner Funktion<br />

beeinträchtigt.<br />

■<br />

Daniel Suger<br />

Schurter, Luzern/Schweiz<br />

(Bild: Hamilton)<br />

Industrie<br />

Das<br />

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der Industrie<br />

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Führungskräfte in der Industrie<br />

Praxiswissen über alle Kanäle: Fachzeitschriften, Websites,<br />

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Die passenden Medien für Sie<br />

und Ihre Branche:<br />

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media.industrie.de


■ [ TECHNIK ]<br />

CAN-Boards mit Perspektiven<br />

für das Medizinprodukt<br />

Übertragen von Steuerungsdaten | In großen und komplexen Medizingeräten werden<br />

Daten über Bus-Lösungen übertragen. Moderne Bus-Systeme erfordern entsprechende<br />

Boards, die bei Bedarf sehr kompakt gebaut sein können. Wenn ein Zuwachs bei den zu<br />

übertragenden Datenmengen absehbar ist, sind ausbaufähige Varianten eine gute Wahl.<br />

Der PCI-Express-Bus (PCIe) hat den PCI-Bus in Rechnerumgebungen der Medizin<strong>technik</strong><br />

abgelöst. Um ihn in neuen Projekten zu nutzen, stehen ein- und mehrkanalige PCIe-<br />

Boards für CAN und CAN FD zur Verfügung<br />

Mit CAN-Boards der Serie CAN-<br />

PCIe/402 stehen Entwicklern und<br />

Herstellern von medizinischen Systemen<br />

Boards mit variierenden Leistungsmerkmalen<br />

zur Verfügung, die über bis zu vier<br />

CAN-Schnittstellen nach ISO 11898-2<br />

verfügen. Angeboten werden sie von der<br />

Esd Electronics GmbH in Hannover.<br />

Die Boards eignen sich für vielfältige<br />

Anwendungen, wie beispielsweise zur<br />

Motorensteuerung in Computertomo -<br />

graphen oder Pumpensteuerung in Dia -<br />

IHR STICHWORT<br />

■ PCIe-Boards für Medizinprodukte und<br />

die Laborautomatisierung<br />

■ Bis zu vier CAN-Interfaces<br />

■ Baugruppen mit CAN-FD-Controller für<br />

ausbaufähige Projekte<br />

(Bild: Esd Electronics)<br />

lysegeräten. Die Serie enthält Bords mit<br />

ein, zwei oder vier aktiven CAN-Interfaces<br />

3.3 V1 gemäß ISO11898-2 sowie mit oder<br />

ohne galvanische Trennung. Ihre Übertragungsraten<br />

bewegen sich zwischen 10<br />

kbit/s und 1 MBit/s.<br />

Alle CAN-Boards dieser Serie verwenden<br />

den IP-CAN-Controller Esd ACC (Esd<br />

Advanced CAN Controller), der im Altera<br />

FPGA implementiert ist. Sie erlauben damit<br />

zusätzliche Diagnosen sowie eine höhere<br />

Leistungsfähigkeit auch bei mehreren<br />

Kanälen. Die Single-Lane-PCIe-<br />

Schnittstelle ist gemäß der PCI-Express-<br />

Spezifikation R1.0a ausgelegt.<br />

Das Board CAN-PCIe/402-4/2Slot bietet<br />

vier CAN-Interfaces, verteilt auf zwei<br />

Einsteckplätze. Sie werden über vier<br />

DSub9-Steckverbinder in den Fronten angeschlossen.<br />

Nur einen Steckplatz benötigt<br />

dagegen die Version CAN-<br />

PCIe402-B4/1Slot. Hier stehen alle vier<br />

CAN-Schnittstellen über einen 37-poligen<br />

DSUB-Steckverbinder in der Front zur<br />

Verfügung.<br />

Werden nur ein oder zwei CAN-<br />

Schnittstellen benötigt, kann auch auf die<br />

CAN-PCIe/402-1 beziehungsweise CAN-<br />

PCIe/402-2 zurückgegriffen werden. Diese<br />

Variante gibt es auch als Low-profile-<br />

Version mit ein oder zwei CAN- Interfaces<br />

(CAN-PCIe/402-1-LP and -LP2). Für Anwendungen,<br />

in denen es noch kom pakter<br />

werden soll, kann ein CAN-Board mit<br />

PCIe-Mini oder M.2 die Lösung sein: Sie<br />

verfügen über zwei CAN-Schnittstellen<br />

oder auch CAN-USB/400 mit einer<br />

CAN-Schnitt stelle.<br />

Treiber sind für verschiedene<br />

Betriebssysteme verfügbar<br />

Um die CAN-Boards unter verschiedenen<br />

Betriebssystemen (BS) wie Windows, Linux<br />

oder den Echtzeit-BS QNX und<br />

VxWorks nutzen zu können, sind entsprechende<br />

Treiber mit einheitlicher API verfügbar.<br />

So bleibt die API auch bei einer<br />

Umstellung auf ein anderes Betriebssystem<br />

oder CAN-Board erhalten. Über vorhandene<br />

Protokoll-Bibliotheken lässt sich<br />

zudem das Higher-Layer Protokoll CAN-<br />

Open nutzen. Die Boards unterstützen die<br />

Programmierschnittstelle CAN-Layer 2<br />

(NTCAN-API). Bei allen Esd-Produkten<br />

erleichtern kostenlose Tools die Entwicklung,<br />

Inbetriebnahme und Fehlersuche<br />

auch in komplexen CAN-Netzen. Hierfür<br />

stehen fünf Programme bereit.<br />

In Projekten, in denen CAN aufgrund<br />

der geringen Übertragungsrate an Grenzen<br />

stößt, ist unter Umständen CAN FD<br />

(Flexible Data Rate) eine Alternative.<br />

Baugruppen mit CAN-FD-Controller können<br />

bis zu 10 Mbit/s und 64 Byte Nutzdaten<br />

übertragen. Da sie auch das klassische<br />

CAN-Protokoll bedienen können, lassen<br />

sie sich in CAN-Projekten einsetzen und<br />

zu einem späteren Zeitpunkt auf CAN FD<br />

umstellen. So wäre es beispielsweise<br />

22 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


denkbar, eine Labor-Automation mit<br />

CAN-FD-Komponenten aufzubauen, die<br />

zunächst mit dem klassischen CAN kommuniziert.<br />

Steigt das Daten aufkommen,<br />

kann das Projekt komplett auf CAN-FD<br />

umgestellt werden, ohne nennenswerte<br />

Änderung bei der Infrastruktur. Mit diesen<br />

Reserven lassen sich zukunftssichere<br />

Projekte realisieren, ohne gleich auf das<br />

teurere Industrial-Ethernet umstellen zu<br />

müssen.<br />

Für viele CAN-Anwendungen genügen<br />

Standard-Komponenten. Sollen aber Automatisierungsprojekte<br />

mit besonderen<br />

Anforderungen umgesetzt werden, bietet<br />

Esd Electronics seine Erfahrungen als<br />

Dienstleister an und unterstützt den Anwender<br />

bei der Entwicklung.<br />

■<br />

Dirk Flege, Renate Klebe-Klingemann<br />

Esd Electronics, Hannover<br />

www.esd.eu<br />

Über PCI-Express<br />

Die Feldbusse CAN und CAN-Open werden<br />

vor allem in bildgebenden Geräten<br />

eingesetzt. Interfaces mit entsprechenden<br />

Schnittstellen finden sich in den<br />

Steuerrechnern von Computertomo -<br />

graphen, digitalen Radiographie- und<br />

Mammographiesystemen oder Geräten<br />

der endoskopischen Chirurgie.<br />

Als kostengünstige Kommunikations -<br />

busse haben sie sich etabliert. Zum einen<br />

ermöglicht die standardisierte Kommunikation<br />

einen modularen Aufbau der<br />

komplexen Geräte. Zum anderen lassen<br />

sich die einzelnen Komponenten über<br />

das Bussystem zentral konfigurieren und<br />

überwachen.<br />

Die fortschreitende Ablösung des rechnerinternen<br />

PCI-Busses durch den seriellen<br />

PCI-Express-Bus erfordert aber CAN-<br />

Boards mit einer entsprechenden<br />

Schnittstelle. PCI-Express (PCIe) ist im<br />

Gegensatz zu PCI kein paralleler Bus, sondern<br />

eine serielle, voll duplexfähige<br />

Punkt-zu-Punkt-Verbindung und bietet<br />

eine höhere Datenübertragungsrate pro<br />

Pin. Er ist weder elektrisch noch mechanisch<br />

kompatibel zum PCI-Bus oder zur<br />

Grafik karten-Schnittstelle AGP. Um neuere<br />

Steuerrechner mit PCIe-Bus zu verwenden,<br />

müssen für die CAN-Kommunikation<br />

daher auch PCIe-Boards eingesetzt<br />

werden.<br />

Arbeitsgruppen der Nutzerorganisation<br />

CAN in Automation (CiA) haben CAN-Profile<br />

definiert, die eine herstellerunabhängige<br />

Nutzung ermöglichen. Sie stellen für<br />

Laborautomation und medizinische Geräte<br />

eine standardisierte Kommunikation<br />

sicher. Dazu gehören die Profile CiA<br />

312-4, 412-1, -2 und -6 sowie CiA 425-1<br />

und -2. Über die CAN-Profile werden die<br />

zu übertragenden Prozessdaten und Konfigurationsparameter<br />

mit den dazugehörigen<br />

Formaten festgelegt.<br />

WHEN SEEING CLEARLY<br />

MATTERS MOST<br />

INTRODUCING NEW LEXAN <br />

<br />

ANTI-FOG<br />

EXCELLENT<br />

OPTICAL<br />

CLARITY<br />

HIGH IMPACT<br />

STRENGTH<br />

EASE OF<br />

PROCESSING<br />

CHEMICAL<br />

RESISTANCE<br />

PRINTABLE<br />

For more information,<br />

please visit our website<br />

https://sfs.sabic.eu/antifog/<br />

or send us an e-mail<br />

<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 23


■ [ TECHNIK ]<br />

Planung hilft, Produktionsausfälle<br />

im Reinraum zu vermeiden<br />

Reinraum<strong>technik</strong> | Wartungen und (Re-)Qualifizierungen in der Reinraum<strong>technik</strong> beanspruchen<br />

nicht selten Tage oder gar Wochen. Das Steinbeis Transferzentrum STZ-<br />

Euro unterstützt Unternehmen bei der Planung und Durchführung der erforderlichen<br />

Prozesse, um unnötige Stillstandzeiten in der Produktion zu vermeiden.<br />

Ein Mitarbeiter des STZ Euro bei Requalifizierungsmessungen<br />

in einem Reinraum<br />

(Bild: STZ Euro Offenburg)<br />

Für die Herstellung von sterilen und<br />

„sauberen“ Produkten – nicht nur für<br />

medizin- und pharmatechnische Anwendungen<br />

– ist ein Reinraum unerlässlich.<br />

Um die Funktionsfähigkeit von Maschinen<br />

und Anlagen aufrecht zu erhalten,<br />

muss für entsprechende Wartungen Zeit<br />

eingeplant werden. Doch der Produk -<br />

tions- und Kostendruck in Unternehmen<br />

lässt lange Wartungsintervalle oder freie<br />

Zeiträume für behördlich geforderte Requalifizierungen<br />

nach EU-GMP-Leitfaden<br />

oder FDA Aseptic Guide in Reinräumen<br />

immer weniger zu. Das STZ Euro, Steinbeis<br />

Transferzentrum Energie-, Umweltund<br />

Reinraum<strong>technik</strong> in Offenburg, unterstützt<br />

die Unternehmen deshalb mit<br />

vorbereitender Planung und digitalen<br />

Technologien. So können fachkundige<br />

Qualifizierungsmessungen und zeitsparende<br />

Umsetzung kombiniert werden.<br />

Simulationen ermöglichen die<br />

genaue Planung der Wartungen<br />

Finden Nutzungsänderungen statt oder<br />

werden Maschinen und Anlagen angepasst,<br />

beeinflusst dies auch potenziell<br />

Luftströmungen und die Reinheit des<br />

Raumes. Solche Eingriffe in den Reinraum<br />

werden seitens des STZ Euro im Vorfeld<br />

über CFD-Simulationen berechnet.<br />

„Simulationen zeigen uns sehr klar, welche<br />

strömungsbedingten Einflüsse Änderungen<br />

nach sich ziehen“, erklärt Benjamin<br />

Pfändler, Leitung des STZ Euro. „Ohne<br />

den Reinraum zu betreten, können wir<br />

so schon im Voraus genau festlegen, welche<br />

Änderungen im Wartungsintervall<br />

durchzuführen sind. Das spart viel Zeit.<br />

Nicht nur durch die effiziente Durchführung,<br />

sondern auch, weil wir so im Vorfeld<br />

bereits Problemstellungen erkennen,<br />

die gegebenenfalls erst nach der Umsetzung<br />

aufgetreten wären.“<br />

Die Ergebnisse aus der Simulation fließen<br />

schließlich in eine vorbereitende Planung<br />

ein, auf die dann die Umbaumaßnahmen<br />

und eine abschließende Qualifizierung<br />

folgen. „Je besser Wartungen geplant<br />

werden können, umso zeitsparender<br />

und mit hoher Qualität lassen sich<br />

(Re-)Qualifizierungen durchführen“, sagt<br />

Pfändler. Das betrifft klar definierte<br />

Schritte zur Durchführung, verwendete<br />

Technologien und Personaleinsatz. „Wir<br />

führen Requalifizierungen bei Bedarf<br />

auch im Schicht-Betrieb durch, um den<br />

verfügbaren Zeitraum zuverlässig einzu-<br />

halten“, so STZ-Euro-Leiter. Wichtig seien<br />

hierbei eine gute Planung sowie ein sachund<br />

ortskundiges Team, um die Tätig -<br />

keiten vor Ort ohne große Abstimmungszeiten<br />

zu erledigen. So konnten zum Beispiel<br />

auch in Zeiten der Corona-Pandemie<br />

der direkte Kontakt auf ein Minimum reduziert<br />

und trotzdem die vorgegebenen,<br />

engen Zeitfenster eingehalten werden,<br />

um beispielsweise die routinemäßigen<br />

Requalifizierungsmessungen in der Sterilproduktion<br />

eines Pharmaunternehmens<br />

problemlos durchzuführen.<br />

Abgesehen von der organisatorischen<br />

Leistung berät das STZ Euro auch fachlich:<br />

Die Reinraum<strong>technik</strong> unterliegt beständigen<br />

Veränderungen bei Normen<br />

und Richtlinien, wie auch der momentan<br />

in der Aktualisierung befindliche Annex 1<br />

des EU-GMP-Leitfadens zeigt. Das Wissen<br />

um diese Änderungen kann den Unternehmen<br />

wiederum viel Zeit sparen, denn<br />

Anpassungen lassen sich beispielsweise<br />

schrittweise während einer generellen<br />

Wartung umsetzen, bevor die Norm in<br />

Kraft tritt. „Kombiniert man die Technologien<br />

und das Wissen, können Wartungsintervalle<br />

zeitoptimiert umgesetzt werden“,<br />

so Pfändler.<br />

(su) ■<br />

Weitere Informationen<br />

Das STZ Euro wurde 1987 als Transferzentrum<br />

der Steinbeis-Stiftung<br />

gegründet und verfügt damit über<br />

mehr als 30 Jahre Expertise in der<br />

Lüftungs- und Klima<strong>technik</strong>. Im Bereich<br />

Reinraum<strong>technik</strong> unterstützt<br />

das STZ Euro Unternehmen bei der<br />

Fehlerbehebung und Optimierung<br />

vorhandener Systeme und steht bei<br />

der Erstellung neuer, funktionaler<br />

Reinräume beratend zur Seite.<br />

https://stz-euro.de<br />

24 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


[ ADVERTORIAL ]<br />

MEDIZINISCHE INNOVATIONEN<br />

DURCH AGILE PRODUKT -<br />

ENTWICKLUNG BESCHLEUNIGEN<br />

Innovativ und flexibel: | Medizin<strong>technik</strong>unternehmen sollten heute mehr denn je die Vorteile von<br />

digitalen Produktentwicklungsprozessen nutzen. 3DEXPERIENCE WORKS von Dassault Systèmes<br />

unterstützt dabei.<br />

Digitale Entwurfs- und Produktionsprozesse bieten die Chance,<br />

Innovationen sowie die Markteinführung neuer Produkte zu<br />

verkürzen.<br />

Unternehmen in der Medizin<strong>technik</strong> wollen heute mehr<br />

denn je Innovationen entwickeln, die Patienten und Ärzte<br />

sofort unterstützen. Um dabei erfolgreich zu sein, müssen diese<br />

eine Reihe von Herausforderungen meistern. Es gilt Kosten,<br />

Qualität und Zeit der Produktentwicklung bis zur Markt ein -<br />

führung ständig im Auge zu behalten.<br />

Wettbewerbsvorteile sichern<br />

In der Medizin<strong>technik</strong>branche gilt es mehr denn je, durch schnelle<br />

und verlässliche Entwicklung Produkte für die Behandlung<br />

von Patienten zur Verfügung zu stellen. Der steigende inte -<br />

nationale Wettbewerbsdruck sowie zunehmend individuelle<br />

Patienten bedürfnisse erfordern heute auch von kleinen und<br />

mittel ständischen Unternehmen (KMU) die Einführung digitaler<br />

Geschäftsmodelle. Um Innovationen voranzutreiben und zeitnah<br />

neue Produkte auf den Markt zu bringen ist es wichtig, dass<br />

Unternehmen ihre oftmals vorherrschenden Silostrukturen auflösen<br />

und vorhandenes Wissen bündeln.<br />

Dies erreichen sie am besten durch kollaborative und schlanke<br />

Produktentwicklungsprozesse und die umfassende Integration<br />

ihrer Daten. Das 3DEXPERIENCE WORKS Portfolio von Dassault<br />

Systèmes macht dies möglich. Es kombiniert die Benutzerfreundlichkeit<br />

von SOLIDWORKS mit erstklassigen Anwendungen,<br />

die direkt mit der cloudbasierten 3DEXPERIENCE Plattform<br />

verbunden sind. Das ganze Portfolio ist nahtlos integriert und<br />

ermöglicht Medizin<strong>technik</strong>unternehmen ihre gesamte Organisation<br />

in einer kollaborativen Produktentwicklungsumgebung<br />

zusammenbringen.<br />

Bild: SOLIDWORKS, Dassault Systèmes<br />

Dies umfasst alle Abteilungen und Projektdaten von der Konstruktion<br />

über die Fertigung bis hin zu Marketing und Kundenservice.<br />

Durch die Kombination mit der 3DEXPERIENCE Plattform<br />

entsteht zudem ein echtes Product- to- Market- Öko system:<br />

Medizin <strong>technik</strong> unter nehmen können damit ihre globalen Fer -<br />

tigungs netz werke ideal aufeinander abstimmen und Wett -<br />

bewerbsvorteile sichern.<br />

Entwicklungsprozesse optimieren und beschleunigen<br />

Gerade in der Entwicklung stehen die Unternehmen vor der<br />

Heraus forderung, bestehende Prozesse stetig zu verbessern, um<br />

ihre Effizienz, Leistung und Qualität zu steigern. Digitale Entwurfs-<br />

und Produktionsprozesse bieten hier die Chance, sowohl<br />

Innovationen als auch die Markteinführung neuer Produkte zu<br />

verkürzen. Das 3DEXPERIENCE WORKS Angebot umfasst bewährte<br />

Anwendungen in den Bereichen Design, Simulation,<br />

Ferti gung sowie Daten- und Lebenszyklus-Management.<br />

Dies ermöglicht es, Mitarbeiter, Soft ware- Tools und In for ma -<br />

tionen optimal miteinander zu verbinden. Stakeholder innerhalb<br />

eines Unternehmens können damit die benötigten Projektdaten<br />

gemeinsam nutzen, nahtlos zusammenarbeiten und den<br />

Produktentwicklungszyklus nachhaltig verbessern – und beschleunigen.<br />

■<br />

Dassault Systemes Deutschland<br />

Weitere Informationen zum Einsatz von SOLIDWORKS<br />

in der Medizin<strong>technik</strong> erhalten Sie unter:<br />

www.solidworks.de/medizin<strong>technik</strong><br />

01/2021 medizin&tec hn i k 25


■ [ TECHNIK ]<br />

Mit passendem Werkzeug<br />

das Alu-Stechdrehen im Griff<br />

Werkzeuge | Beim Stechdrehen von Aluminium gab es bei einem Medizin<strong>technik</strong>-<br />

Zulieferer Spanprobleme und Aufbauschneidenbildung. Mittels spezieller Werkzeuge<br />

jedoch ließen sich Kühlrippen für eine Pumpe problemlos herstellen – und für den Bau<br />

von Geräten einsetzen, mit denen Patienten mit schwerem Lungenversagen während<br />

der Corona-Pandemie behandelt werden können.<br />

Für die Pumpe in einem Medizingerät sollten<br />

Kühlrippen aus Aluminium gestochen<br />

werden — eine Herausforderung, die mit<br />

geeignetem Werkzeug und Know-how prozesssicher<br />

zu bewältigen war<br />

Experten nach internen Tests eine<br />

prozess sichere Stechstrategie für die<br />

langspanende Legierung.<br />

(Bild: Horn/Sauermann)<br />

Bei Patienten mit schwerem Lungenversagen<br />

– das zum Beispiel bei einer<br />

Covid-19-Erkrankung auftreten kann –<br />

wird der Körper nicht mehr ausreichend<br />

mit Sauerstoff versorgt. In diesem Fall setzen<br />

Intensivmediziner die so genannte extrakorporale<br />

Membranoxygenierung,<br />

kurz ECMO, ein. Technisch gleicht das<br />

Gerät einer Herz-Lungen-Maschine aus<br />

dem OP: Es übernimmt die Sauerstoffanreicherung<br />

des Blutes. Dazu wird bei-<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Langspanende Aluminiumlegierung<br />

Bauteile für Medizingeräte<br />

Aufbauschneidenbildung<br />

Werkzeugauswahl<br />

Geeignete Prozessparameter definieren<br />

spielsweise aus der Halsschlagader das<br />

Blut entnommen, durch die Maschine geführt<br />

und über ein großes Blutgefäß an<br />

der Leiste zurück in den Körper gepumpt.<br />

Die zugehörige Pumpe ist neben dem<br />

Membran-Oxygenator selbst, der für die<br />

Sauerstoffanreicherung sorgt, eine der<br />

zentralen Baugruppen der lebenserhaltenen<br />

Maschine.<br />

Bauteile für die Pumpen liefert auch<br />

die Dipl.-Ing. Brecht GmbH aus Wannweil<br />

bei Reutlingen. Beim Stechdrehen von<br />

Kühlrippen für so eine Pumpe mit Wärmetauscher<br />

aus Aluminium beobachteten<br />

die Fachleute jedoch Spanprobleme und<br />

Aufbauschneidenbildung. Da die Geräte<br />

für die Intensivmedizin während der Corona-Pandemie<br />

stark nachgefragt wurden,<br />

war schnelle Abhilfe gefordert. Mit<br />

diesem Thema wandten sich die Wannweiler<br />

an den Werkzeughersteller Paul<br />

Horn GmbH in Tübingen. Innerhalb weniger<br />

Tage entwickelten die Werkzeug-<br />

Lange Späne – Probleme mit<br />

der Aluminiumlegierung<br />

Das Problem beim Stechen der Kühlrippen<br />

beschreibt Brecht-Geschäftsführer<br />

Gordian Hellstern: „Der eingesetzte Werkstoff<br />

ist eine Aluminiumlegierung mit einem<br />

geringen Siliziumanteil, welche aufgrund<br />

der langen Späne und der sich bildenden<br />

Aufbauschneiden nur schwierig<br />

zu bearbeiten ist.“ Neben den langen Spänen<br />

hatten die Wannweiler auch mit hohen<br />

Vibrationen zu kämpfen und mussten<br />

die Vorschübe deutlich zurückstellen.<br />

„Der Zerspanprozess war nicht prozess -<br />

sicher und musste ständig unter Beobachtung<br />

bleiben“, sagt Hellstern.<br />

In dieser zeitlich heiklen Situation<br />

nutzte Hellstern den persönlichen Kontakt<br />

zu Horn-Entwicklungsleiter Dr. Matthias<br />

Luik. Noch am Tag ihres Gesprächs<br />

erhielten die Tübinger Testmaterial für<br />

Zerspanversuche. „Wir konnten in unserem<br />

Testzentrum am nächsten Morgen<br />

mit den Versuchen beginnen“, erzählt<br />

Luik.<br />

Der Fokus lag auf der Abstimmung der<br />

Schnittparameter, den Schneiden- und<br />

Spanformgeometrien sowie bei der zielgerichteten<br />

Kühlung der Scherzone. Die<br />

Fertigungstoleranzen des Bauteils bewegen<br />

sich im Hundertstel-Millimeter-Bereich<br />

– und für ein Sichtteil, das in einem<br />

Medizinprodukt eingesetzt werden soll,<br />

26 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Durch die polierte<br />

Spanformgeometrie<br />

WA konnten Probleme<br />

mit langen Spänen<br />

und Aufbauschneiden<br />

gelöst<br />

werden<br />

(Bild: Horn/Sauermann)<br />

sind auch die Anforderungen an die Oberflächengüte<br />

sehr hoch . „Durch lange Späne<br />

und Aufbauschneiden konnten wir bisher<br />

die geforderten Rauheiten nicht prozesssicher<br />

einhalten“, so Hellstern.<br />

Die Horn-Ingenieure setzten auf das<br />

Stechsystem S224 mit den Spanform -<br />

geometrien FY und WA. Grundhalter mit<br />

einer Spannkassette und innerer Kühl -<br />

mittelversorgung durch den Spannfinger<br />

nehmen die Schneidplatten auf. „Eigentlich<br />

setzen wir die FY-Geometrie bei<br />

nichtrostenden und langspanenden Stahl-<br />

Werkstoffen ein. Sie leistet jedoch auch<br />

bei Aluminiumlegierungen gute Dienste“,<br />

sagt Luik.<br />

Mit dieser Geometrie werden die Kühlrippen<br />

und der breite Einstich geschruppt.<br />

Die Form der Geometrie bewirkt<br />

einen kontrollierten Bruch der Späne,<br />

und der Kühlmitteldruck verhindert<br />

das Aufschmelzen der Späne auf der<br />

Spanfläche. „Aufgrund der langspanenden<br />

Legierung haben wir nicht auf PKD-<br />

Werkzeuge gesetzt, da dort wegen der relativ<br />

dünnen PKD-Schicht keine tiefen<br />

Spanformgeometrien realisierbar sind“,<br />

fügt Luik noch hinzu.<br />

Die spezielle Aluminium-Stechgeo -<br />

metrie WA sorgt beim Schlichten der Einstiche<br />

für die hohe Oberflächengüte des<br />

Bauteils. Die polierte Spanformgeometrie<br />

wirkt gegen Aufbauschneidenbildung, erzeugt<br />

kleine Spiralspäne und ermöglicht<br />

dadurch eine gute Spankontrolle und hohe<br />

Prozesssicherheit. Die angepasste<br />

Spanverjüngung verhindert beim Stechen<br />

Beschädigungen an den Flanken und erzeugt<br />

somit eine hohe Oberflächengüte.<br />

Für optimale Zerspanungsbedingungen<br />

empfehlen sich Klemmhalter mit Innenkühlung,<br />

insbesondere über den Spannfinger.<br />

Die Innenkühlung wirkt dadurch<br />

direkt in der Schnittzone und trägt zur erhöhten<br />

Prozesssicherheit bei.<br />

Der Stechprozess konnte nach den<br />

Horn-internen Tests durch die Anwendungs<strong>technik</strong><br />

der Dipl.-Ing. Brecht GmbH<br />

schnell in der Fertigung in Wannweil implementiert<br />

werden.<br />

■<br />

Nico Sauermann<br />

Paul Horn, Tübingen<br />

www.phorn.de<br />

Über den Fertiger<br />

Mit einem Team von knapp 30 Mitarbeitern<br />

bietet die Dipl.-Ing. Brecht<br />

GmbH Dienstleistungen wie CNC-<br />

Fräsen, -Drehen, Wasserstrahlschneiden<br />

und die additive Fertigung<br />

von anspruchsvollen und komplexen<br />

Bauteilen an. Auftraggeber<br />

kommen unter anderem aus der<br />

Medizin<strong>technik</strong>, der Labor<strong>technik</strong><br />

sowie der Luft- und Raumfahrt -<br />

<strong>technik</strong>. Gefertigt werden Bauteile<br />

aus Metall, Kunststoff und Hoch -<br />

leistungskunststoffen.<br />

www.brechtgmbh.com<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 27


■ [ TECHNIK ]<br />

Leistungsstarker Laser fürs Spezielle<br />

ist flexibel genug für den Alltag<br />

Laser-Rohrschneidsystem | Um relativ dicke Rohre mit dicken Wänden sehr präzise<br />

schneiden zu können, hat ein britischer Anbieter eigens in eine neue Laserschneidanlage<br />

investiert. Sie kann das Besondere, erfüllt aber auch Vorgaben zur Protokollierung,<br />

wie sie in der Medizin<strong>technik</strong> oder Luft- und Raumfahrt gefordert sind.<br />

Mit der Laserschneidanlange<br />

Star-Cut Tube lassen sich viele<br />

Schnitte an dickeren und dünneren<br />

Rohren ausführen. Das<br />

kleinste der hier gezeigten, von<br />

Micrometric bearbeiteten Rohre<br />

hat einen Durchmesser von<br />

0,6 mm und weist ein lasergeschnittenes<br />

Loch in einer Seite<br />

auf<br />

(Bild: Micrometric)<br />

Wenn es darum geht, Metallrohre<br />

mit sehr hoher Präzision zu schneiden,<br />

zu bohren und zu markieren, sind die<br />

Spezialisten der britischen Micrometric<br />

Ltd. aus Lincoln in ihrem Element. Dabei<br />

darf es auch gern um Materialien gehen,<br />

die aus dem Gängigen heraus fallen: Molybdän,<br />

Wolfram, Platin, hochfeste Nickellegierungen,<br />

all das haben die Briten<br />

schon verarbeitet, und auch 3D-Formteile<br />

wurden bei ihnen in Auftrag gegeben. Micrometrics<br />

Managing Direc tor Neil Main<br />

erläutert: „Wir haben uns von Anfang an<br />

auf schwierige Aufgabenstellungen spezialisiert.“<br />

Damit will sich sein Unternehmen<br />

von anderen Anbietern absetzen, die<br />

zwar Laser nutzen, aber oft nur Flachbettschneider<br />

verwenden, um Stahlbleche zu<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Laserbearbeitung<br />

Anlage für UKP- oder Faserlaser<br />

Schneiden größerer Rohre<br />

Flexible Anlage<br />

Rückverfolgbarkeit<br />

bearbeiten. „Unser breites Spektrum an<br />

Fertigungsverfahren erreichen wir nur<br />

durch Investitionen in einen vielseitigen<br />

Maschinenpark, der sowohl Laser- als<br />

auch herkömmliche Bearbeitungsprozesse<br />

ohne Lasereinsatz ermöglicht.“<br />

Projekt mit Herausforderung<br />

beim Bohren und Schneiden<br />

Doch auch für Experten, die auf das Besondere<br />

eingerichtet sind, kommen gelegentlich<br />

Projekte hinzu, die neue Anforderungen<br />

stellen: So wünschte ein Auftraggeber<br />

eine ungewöhnliche Kom bi -<br />

nation von Anforderungen, die das<br />

Schneiden und Bohren eines großen<br />

Stahlrohrs mit 21 mm Durchmesser be -<br />

inhalteten. Die Wandstärke von 1 mm war<br />

für Laserwerkzeuge mit geringerer Leistung<br />

bereits eine Herausforderung, hinzu<br />

kamen enge Toleranzen.<br />

Um auch so eine Vorgabe umsetzen zu<br />

können, kam für Main 2019 der Gedanke<br />

an eine Investition in eine neue Anlage ins<br />

Spiel, und der Geschäftsführer entschied<br />

sich für ein Star-Cut Tube-System des Anlagenherstellers<br />

Coherent Munich GmbH<br />

& Co. KG aus Gilching. Es bot die Kombi-<br />

nation aus Leistung und Präzision, die erforderlich<br />

war, um das Projekt zu übernehmen.<br />

Star-Cut Tube ist ein 3- oder 4-achsiges,<br />

CNC-gesteuertes, vollautomatisches<br />

Lasersystem. Optimiert wurde es für die<br />

Herstellung von hochpräzisen, röhrenförmigen<br />

und flachen Komponenten. Einsetzen<br />

lässt es sich zum Beispiel für die Herstellung<br />

medizinischer Instrumente oder<br />

von Bauteilen für die Luft- und Raumfahrt.<br />

Die Anlage kann mit einem Faser -<br />

laser oder einem Ultrakurzpulslaser<br />

(UKP) ausgestattet werden, abhängig von<br />

den Anforderungen an die Schneidgeschwindigkeit<br />

und die Minimierung der<br />

Wärmeeinflusszone.<br />

„Wir haben die Star-Cut-Tube-Anlage<br />

für den speziellen Auftrag erworben“,<br />

sagt Micrometric-Geschäftsführer Main.<br />

Natürlich sei es daher zunächst darum gegangen,<br />

dass die Anlage die erforderliche<br />

Leistung für genau dieses Projekt erbringen<br />

würde. „Aber es war klar, dass sie<br />

über diesen ersten Auftrag hinaus in der<br />

Produktion Anwendung finden musste,<br />

um einen Return-of-Investment zu generieren.“<br />

Voraussetzung dafür: Die Anlage<br />

28 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


sollte in der Arbeitsumgebung in Lincoln<br />

zuverlässig und möglichst wartungsarm<br />

laufen und mit einer hohen Lebensdauer<br />

einen kostengünstigen Betrieb sicherstellen.<br />

Zu diesen Aspekten habe man sich bei<br />

anderen Nutzern umgehört, die die Anlage<br />

als „sehr gut konstruiert und gebaut“<br />

beschrieben. Laut Main hat sie den Ruf,<br />

„besonders zuverlässig“ zu sein.<br />

(Bild: Micrometric)<br />

Der seitliche<br />

Zugang des Star-<br />

Cut Tube ermöglicht<br />

bei Micrometric<br />

auch die einfache<br />

Bearbeitung langer<br />

Rohre<br />

Nach den Erfahrungen des Geschäftsführers<br />

vereinfacht die benutzerfreundliche<br />

Mensch-Maschine-Schnittstelle das<br />

Einrichten von Aufträgen. Sie bietet Micrometric<br />

abgesicherte Benutzerzugriffsebenen<br />

sowie Diagnose- und Datenprotokollierung<br />

für validierte Prozesse, wie sie<br />

in der Luft- und Raumfahrt und bei medizinischen<br />

Produkten gefordert sind.<br />

Die Voraussetzungen waren also gegeben,<br />

um spezielle Aufträge zu bearbeiten.<br />

Aber es kam zunächst anders: „Leider änderte<br />

unser Auftraggeber sein Design und<br />

platzierte keinen weiteren Auftrag für die<br />

Komponenten, für die wir die Star-Cut Tube<br />

gekauft haben“, berichtet Main. Umso<br />

mehr aber habe sich die Vielseitigkeit der<br />

Maschine ausgezahlt. Ihre Fähigkeit, dünnere<br />

Rohre zu bearbeiten und sowohl<br />

Rohre als auch Flachmaterial mit höherer<br />

Präzision zu schneiden, hat die Palette<br />

der Aufträge, die Micrometric übernehmen<br />

kann, erweitert. „Deshalb“, sagt<br />

Main, „setzen wir die Star-Cut-Tube-Anlage<br />

mittlerweile bei verschiedenen neuen<br />

Fertigungsprozessen intensiv ein.“ Falls<br />

man ihn frage: Er würde die Maschine<br />

„vorbehaltlos weiterempfehlen“. ■<br />

Simone Werner<br />

Coherent Munich, Gilching<br />

https://de.coherent.com/<br />

UHREN- UND SCHMUCKINDUSTRIE MICROTECHNOLOGIEN MEDTECH<br />

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01/2021 medizin&tec hn i k 29


■ [ TECHNIK ]<br />

Beim Handling der mit Spritzen bestückten Trays sind die reinraumtauglichen<br />

Stäubli Roboter mit speziellen Greifern ausgerüstet, die<br />

eigens für diese Aufgabe entwickelt wurden<br />

(Bild: Stäubli Robotics)<br />

Eine kompakte Zelle: Auf 9 m² kooperieren drei Roboter<br />

bei der Inspektion und Palettierung von Trays mit je 100<br />

Spritzen<br />

(Bild: Stäubli)<br />

Roboterzelle inspiziert und<br />

verpackt 36 000 Spritzen pro Stunde<br />

Hygienisches Spritzenhandling | Eine kompakte Roboterzelle hat der irische Systemintegrator<br />

Ward Automation für ein Unternehmen der Pharmaindustrie entwickelt. Für die End-of-Line-<br />

Prüfung sowie das Etikettieren und Palettieren handhaben drei Roboter Unmengen von Spritzen:<br />

Pro Sekunde durchlaufen zehn Produkte den Prozess.<br />

Wie kann man zuverlässig und wirtschaftlich<br />

36000 Spritzen pro<br />

Stunde mit 100-prozentiger Genauigkeit<br />

prüfen und palettieren? Diese Frage stellte<br />

ein weltweit tätiger Pharmahersteller<br />

den Automatisierungsexperten der Ward<br />

Automation Ltd. in Sligo/Irland.<br />

Ursprünglich wurde der Prozess manuell<br />

durchgeführt – nun sollte der Arbeitsaufwand<br />

bei der Inspektion von Spritzen,<br />

Etiketten und Siegeln reduziert und<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Flexibilität trotz Automatisierung<br />

■ Kompakt gebaute Anlage<br />

■ 100-%-Kontrolle<br />

■ Verschiedene Trays einsetzbar<br />

■ Rückverfolgbarkeit/21 CFR Part 11<br />

gleichzeitig die Qualität gesteigert werden.<br />

Die Kenndaten der Spezifikation: Die<br />

Spritzen erreichen die Inspektionsstation<br />

in Trays mit 100 Einheiten, und pro Minute<br />

muss der Inhalt von sechs Trays inspiziert,<br />

etikettiert und palettiert werden.<br />

Dabei gelten die Anforderungen der Medizinproduktefertigung<br />

(21 CFR Part 11).<br />

John Walshe, bei Ward Automation zuständig<br />

für das Business Development, erläutert:<br />

„Ganz wichtig war das 100-prozentige<br />

Ausschließen des Risikos beschädigter<br />

oder fehlender Spritzen und fehlender<br />

Anti-Manipulationssiegel.“ Außerdem<br />

musste die Roboterzelle aus Gründen<br />

der Produktionssicherheit und Rückverfolgbarkeit<br />

in das Scada-System des<br />

Unternehmens integriert werden. Eine<br />

besondere Herausforderung: Alle Prozessschritte<br />

müssen auf engstem Raum<br />

ausgeführt werden.<br />

Auf der Basis dieser Vorgaben konstruierten<br />

die Fachleute aus Sligo eine Zelle<br />

mit drei Stäubli-Robotern, die nach folgendem<br />

Prinzip zusammenarbeiten: Zunächst<br />

entnimmt ein Stäubli-Roboter<br />

TX2-60 ein Tray mit 100 Spritzen und<br />

führt es einem Bildverarbeitungssystem<br />

zu. Zwei Vision-Systeme überprüfen den<br />

Inhalt des Trays auf fehlerhafte Spritzen,<br />

fehlende PRTC-Kappen und die korrekte<br />

Anzahl an Spritzen im Tray.<br />

Kontrolle der Spritzen im Tray<br />

erfolgt automatisiert<br />

Trays mit fehlerhaften Spritzen werden zu<br />

einem „N.i.O“-Platz gefördert. Dort zeigt<br />

das Bediensystem an, welche Spritze aus<br />

dem Tray zu entnehmen ist, und die Bildverarbeitung<br />

prüft, ob tatsächlich die<br />

richtige – das heißt: die fehlerhafte –<br />

Spritze entnommen wurde. Danach wird<br />

das Tray freigegeben, so dass der Bediener<br />

es auffüllen und wieder der Zelle zuführen<br />

kann.<br />

Trays, bei denen es keinen Grund zur<br />

Beanstandung gibt, erreichen als nächstes<br />

eine Etikettenstation, wo Innen- und Außenetiketten<br />

ausgedruckt und direkt kontrolliert<br />

werden. Fehlerhafte Etiketten<br />

werden automatisch aussortiert und neu<br />

gedruckt. „Gute“ Etiketten werden innen<br />

30 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


und außen auf das Tray aufgeklebt. Das<br />

Aufkleben des inneren Etiketts übernimmt<br />

der erste TX2-60. Am Ende dieses<br />

Prozesses werden die Etiketten auf Vorhandensein<br />

und Position geprüft.<br />

Im nächsten Schritt werden die Trays<br />

versiegelt, bevor sie für den Versand palettiert<br />

werden. Für diese Aufgabe hat<br />

Ward Automation eine innovative Deckelvereinzelungsstation<br />

entwickelt. Sie stellt<br />

dem zweiten Roboter – ebenfalls ein Stäubli<br />

TX2-60 – einen einzelnen Deckel bereit.<br />

Ein Vision-System verifiziert die Position<br />

des Deckels, der Roboter greift ihn<br />

und legt ihn auf dem Tray ab.<br />

Spezifischer Applikationskopf<br />

für Siegel und Etikett<br />

Ein kundenspezifischer Applikationskopf<br />

bringt ein manipulationssicheres Siegel<br />

auf den Deckel auf und faltet das Etikett<br />

als Verschluss um die Deckelkante. Das<br />

Tray wird um 180° gedreht und mit einem<br />

zweiten Etikett versehen. Anschließend<br />

hebt der Roboter das Tray an und stellt es<br />

auf einem Pufferband ab.<br />

Zum Schluss stapelt ein größerer Roboter<br />

vom Typ Stäubli RX160L jeweils 200<br />

fertige Trays auf einer Palette. John Walshe:<br />

„Dieser Roboter bietet uns die erforderliche<br />

Reichweite und benötigt zugleich<br />

wenig Aufstellfläche.“<br />

Ein Drei-Zonen-Sicherheitssystem mit<br />

virtuellen Zellen und Puffer zwischen den<br />

Zellen ermöglicht es, den großen Roboter<br />

für einen Palettenwechsel sicher anzuhalten,<br />

während die beiden kleinen Roboter<br />

weiter Trays inspizieren und etikettieren.<br />

Das steigert die Produktivität und Verfügbarkeit<br />

der Roboterzelle.<br />

Dem Wunsch des Anwenders entsprechend<br />

wurde das System flexibel gestaltet:<br />

Der modulare Aufbau der Roboterzelle<br />

und das moderne Steuerungssystem<br />

tragen zur Flexibilität bei. So kann die<br />

Zelle innerhalb kurzer Zeit mit neuen Parametern<br />

konfiguriert werden. Vorkonfiguriert<br />

sind unter anderem eine Zwei-Paletten-Option<br />

und der Entfall des Inspektionsprozesses.<br />

Weitere Druckoptionen<br />

wie Laser- oder Tintenstrahldruck sind<br />

ebenfalls verfügbar. Auch bei den Trays<br />

sind zwei Typen einsetzbar: 3“- und<br />

4“-Trays mit jeweils 100 oder 160 Spritzen<br />

pro Wanne können verwendet werden.<br />

Dabei beansprucht die Anlage eine<br />

Grundfläche von 3 m x 3 m.<br />

Bei der Auswahl geeigneter Roboter<br />

spielte das hygienische Design eine große<br />

Rolle. Die Stäubli-Roboter sind in einer<br />

Version verfügbar, die für „Humid Environment“<br />

geeignet ist Diese „HE“-Version<br />

kann sowohl in Reinräumen installiert<br />

werden als auch in Produktionszonen, in<br />

denen täglich oder schichtweise umfangreiche<br />

Reinigungsprozesse stattfinden.<br />

Im hier beschriebenen Fall kommen hoch<br />

wirksame und entsprechend aggressive<br />

Reinigungsmittel zum Einsatz.<br />

Ward Automation verfügt über umfassende<br />

Erfahrung mit solchen Anforderungen.<br />

John Walshe: „Wir haben schon vor<br />

etwa zehn Jahren Stäubli-Roboter in einer<br />

ähnlichen Umgebung und für ganz ähn -<br />

liche Reinigungsbedingungen eingesetzt<br />

– und es hat bislang keine Probleme gegeben.“<br />

Die Zelle ist entsprechend den Medizin<strong>technik</strong>-Anforderungen<br />

gemäß 21<br />

CFR Part 11 zugelassen. Sie dokumentiert<br />

den Inspektions- und Verpackungsprozess<br />

jedes einzelnen Trays mit individueller<br />

Kennzeichnung – Stichwort Rückverfolgbarkeit<br />

– und allen GMP-kritischen<br />

Daten.<br />

Auf Reichweite, Traglast und – ganz<br />

wichtig – hohe Präzision bei hohen Geschwindigkeiten<br />

kam es bei der Auswahl<br />

der Roboter ebenfalls an: Schließlich<br />

muss jede einzelne Roboteraufgabe in weniger<br />

als 10 s erledigt sein.<br />

Jetzt läuft die Anlage, und der Anwender<br />

ist laut John Walshe sehr zufrieden<br />

und hat bei 100 % Automation zusätzliche<br />

Flexibilität gewonnen.<br />

■<br />

Ralf Högel<br />

Fachjournalist in Stadtbergen<br />

Über den Roboterhersteller Stäubli:<br />

www.staubli.com<br />

Über<br />

Ward Automation<br />

Das auf maßgeschneiderte Automatisierungslösungen<br />

für die Medizinprodukte-<br />

und Pharmaindustrie spezialisierte<br />

Unternehmen wurde<br />

1995 gegründet. Zum Portfolio gehören<br />

Maschinen und Anlagen zum<br />

Produzieren, Abfüllen, Testen, Inspizieren<br />

und Verpacken von medizinischen<br />

Geräten und Pharmaprodukten.<br />

wardautomation.ie<br />

PRODUKTENTWICKLUNG<br />

2K-SPRITZGUSS<br />

WERKZEUGBAU<br />

SILIKON-SPRITZGUSS<br />

MIKRO-SPRITZGUSS<br />

REINRAUMFERTIGUNG<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 31


■ [ TECHNIK ]<br />

Reagenzbehälter werden im Reinraum<br />

vollautomatisiert montiert<br />

Montageprozess | Mit der Kombination der Technologien Spritzguss- und Extrusionsblasfertigung sowie<br />

vollautomatisierten Montageanlagen fertigt Wirthwein Medical Komponenten für die Diagnostik- und<br />

Medizin<strong>technik</strong>branche. Für einen Anwender entwickelte das Unternehmen einen Prozess, der eine<br />

komplette Produktserie aus acht verschiedenen Komponenten auf einer Anlage konfektioniert.<br />

Die vollautomatisierte Baugruppenmontage<br />

der Reagenzbehälter für die Diagnostik<br />

findet im Reinraum statt<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Fertigung von Reagenzbehältern<br />

Vollautomatisierter Montageprozess<br />

im Reinraum<br />

Entwicklung eines Anlagenkonzepts<br />

Digitalisierung<br />

(Bild: Wirthwein Medical)<br />

Die Wirthwein Medical GmbH & Co.<br />

KG ist mit rund 300 Mitarbeitern am<br />

Standort in Mühltal bei Darmstadt Experte<br />

für die Montage mit automatisierten<br />

Fertigungsanlagen. Von der konventionellen,<br />

über die teil- bis hin zur vollautomatisierten<br />

Montage reicht das Angebot. Die<br />

Projektierung und Entwicklung automatisierter<br />

Fertigungsanlagen runden das Repertoire<br />

für die spezifischen Anforderungen<br />

ab. Auf insgesamt 26 vollautomatischen<br />

Montageanlagen werden Kunststoffkomponenten<br />

im Reinraum zu Baugruppen<br />

zusammengefügt und bei Bedarf<br />

individuell konfektioniert und verpackt.<br />

Im Rahmen eines Auftrags entwickelte<br />

der Automatisierungsspezialist einen<br />

Montageprozess, der eine komplette Produktserie<br />

aus verschiedenen Komponenten<br />

auf nur einer Anlage konfektioniert.<br />

Auf der neuen Anlage werden nun Reagenzbehälter,<br />

bestehend aus Flaschen<br />

und Standböden, für die Diagnostik montiert.<br />

Durch die Produktintegration auf eine<br />

Fertigungsstraße entfallen zusätzliche<br />

Rüstzeiten.<br />

In vier Montageschritten<br />

entsteht der Reagenzbehälter<br />

„Eine neue Montageanlage zu planen und<br />

die Arbeitsschritte optimal zu bauen, ist<br />

eine sehr spannende Herausforderung“,<br />

sagt Tobias Heldmann, Automatisierungs<strong>technik</strong>er<br />

bei Wirthwein Medical. Etwa<br />

zwölf Monate nahm die gesamte Planung<br />

der neuen Anlage in Anspruch. Beim Blick<br />

durch die Glaswand in den Reinraum ist<br />

heute lediglich eine hochmoderne und<br />

saubere Montageanlage zu sehen. Knowhow<br />

und Technik spielen sich hinter den<br />

Kulissen ab: Die Produktserie der Reagenzbehälter<br />

besteht aus acht verschiedenen<br />

Teilkomponenten und wird in vier<br />

Montageschritten gefertigt.<br />

Insgesamt werden fünf Produktmerkmale<br />

durch eine einhundertprozentige In-<br />

Prozess-Kontrolle mit einer Auflösung im<br />

Bereich von 0,002 mm und insgesamt 35<br />

Präzisionsmesseinheiten geprüft. Zusätz-<br />

lich wird eine 100-%-Dichtheitsprüfung<br />

durchgeführt. Somit werden nicht nur<br />

über 250 Millionen Messwerte pro Jahr<br />

von jeder Kunststoffkomponente GMPkonform<br />

dokumentiert und archiviert,<br />

sondern auch eine automatisierte Auswertung<br />

der Daten in Form von Statistiken<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Die Auswertung der kompletten Ergebnisse<br />

der OEE (Overall Equipment Effectiveness),<br />

Statistiken sowie Fertigungszeiten<br />

erfolgt in Echtzeit und kann direkt an<br />

der Maschine oder über jedes Mobile Device<br />

verfolgt werden. „Die Kunst ist es,<br />

nicht Millionen von Messwerten zu erzeugen,<br />

sondern diese statistisch sinnvoll<br />

auszuwerten und daraus die richtigen<br />

Schlüsse zu ziehen. Wir haben dieses Ziel<br />

mit der Montageanlage erreicht“, erklärt<br />

Christoph Merhold, Ingenieur und ausgebildeter<br />

Six Sigma Greenbelt, der bei<br />

Wirthwein Medical für das Projekt verantwortlich<br />

war.<br />

Ein weiterer Schritt im Bereich der Digitalisierung<br />

bei Wirthwein Medical ist,<br />

dass wichtige Kennzahlen und Ereignisse<br />

direkt auf dem Dashboard der Maschine<br />

visualisiert werden und jederzeit zugänglich<br />

sind. Alle Mitarbeiter, vom Produk -<br />

tionsleiter bis zum Anlagenführer, werden<br />

so in den kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />

(KVP) einbezogen und können<br />

ihren Input geben, um die Prozesseffizienz<br />

zu steigern. Zusätzlich ist das komplette<br />

System validiert nach GAMP 5<br />

(Good Automated Manufacturing Prac -<br />

tice).<br />

(su) ■<br />

www.wirthwein-medical.com<br />

32 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Special<br />

IT in der Medizin<br />

(Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com)<br />

5G im Krankenhaus: Projekte starten<br />

Rahmen für Entwicklung von KI | SVDGV – Verband für E-Health-Anbieter | 0G-Netz für kleine Datenpakete<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 33


TITELTHEMA<br />

5G in der Klinik: Neuland<br />

für Mediziner und Geräte<br />

Testphase für 5G-Campusnetze | Im Jahr 2020 sind Projekte an den Start gegangen, die<br />

ausloten, was die 5G-Technologie dem Gesundheitswesen bieten kann. Noch gibt es<br />

keine 5G-Adapter für Medizinprodukte. EMV-Grenzwerte gilt es erst zu definieren. Kliniken<br />

brauchen eine andere IT-Infrastruktur, aber Mediziner sehen Potenzial. Ein Überblick.<br />

34 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


5G: Alles auf Anfang<br />

Nur gemeinsam werden Mediziner<br />

und Ingenieure die Potenziale<br />

von 5G für die Medizin erschließen.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

(Bild: Digilife/stock.adobe.com)<br />

Das Pflaster mit Anbindung ans<br />

5G-Netz – ist das die Perspektive fürs<br />

digitalisierte Gesundheitswesen? Was ist<br />

im medizinischen Umfeld auf längere<br />

Sicht sinnvoll und machbar? Ein Ort, an<br />

dem das getestet werden soll, ist der Medizincampus<br />

des Universitätsklinikums<br />

Düsseldorf. Im Rahmen des Projektes Giga<br />

for Health ist geplant, dort in Kooperation<br />

mit Vodafone ein „maßgeschneidertes“<br />

5G-Campusnetz zu installieren – und<br />

die Mediziner haben hohe Erwartungen<br />

an das, was ein Breitband-Anschluss ermöglichen<br />

soll: monitoring patches zum<br />

Beispiel, die Pflaster mit Netzanbindung,<br />

sollen in der Notaufnahme und auf Sta -<br />

tion Vitaldaten von Patienten sammeln<br />

und an eine Überwachungsstation senden.<br />

Bei auffälligen Werten können Ärzte<br />

dann besonders schnell eingreifen. Auch<br />

bei der computer-assistierten Tumor-Chirurgie<br />

soll Datenübertragung in Echtzeit<br />

helfen. Als „Mixed Reality“ können zum<br />

Beispiel 3D-Strukturen des Gehirns sowie<br />

deren wesentlichen funktionelle Bereiche<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Neue 5G-Campusnetze in Kliniken<br />

Mediziner definieren die Anforderungen<br />

EMV: Sinnvolle Grenzwerte für<br />

Medizingeräte definieren<br />

Testumgebungen für Medtech-Industrie<br />

Die Zeit ist reif: An einzelnen<br />

Anwendungen in der Medizin wird<br />

geprüft, was 5G im Gesundheits -<br />

wesen leisten kann. Ideen sollten<br />

am besten im internationalen<br />

Verbund zwischen Forschern,<br />

Medizinern, Ingenieuren und Unternehmen<br />

entstehen<br />

vom Computer virtuell in den Raum projiziert<br />

werden, damit sich Operateure besser<br />

orientieren können. Gerade im Gesundheitssektor<br />

gebe es für die 5G-Technologie<br />

„enormes Potenzial“, sagt der<br />

nordrhein-westfälische Wirtschafts- und<br />

Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart.<br />

Mobilfunk im Krankenhaus<br />

aus Perspektive der EMV<br />

Für Medizinproduktehersteller besonders<br />

interessant ist ein Bereich im Projekt Giga<br />

for Health, den die Wissenschaftler des<br />

Instituts für Hochfrequenz<strong>technik</strong> (IHF)<br />

der RWTH Aachen angehen wollen. Dort<br />

soll untersucht werden, wie störfest Medizingeräte<br />

sind: sowohl im Umfeld von<br />

5G-Kleinzellen – orts festen Sendeanlagen<br />

mit geringer Sendeleistung und kleinem<br />

Versorgungsbereich – als auch in der Nähe<br />

von Endgeräten.<br />

Bisher gibt es keine Studien dazu, wie<br />

eine 5G-Versorgung im Gebäude Medizingeräte<br />

beeinflusst. Punktuell habe sich<br />

aber gezeigt, dass die medizinischen Geräte<br />

gegenüber anderen Mobilfunkgenerationen<br />

sogar recht robust seien, sagt<br />

Prof. Dirk Heberling, Leiter des IHF und<br />

einer der Mitstreiter im Projekt Giga for<br />

Health. „Wenn Sie bisher ein Krankenhaus<br />

betreten, sehen Sie überall Hinweise,<br />

dass das Einschalten von mobilen Geräten<br />

nicht gestattet ist – einfach um jedes<br />

Risiko auszuschließen, dass ein mitgebrachtes<br />

Smartphone die Geräte im Krankenhaus<br />

beeinflussen könnte.“<br />

Bei den geplanten Arbeiten mit dem<br />

5G-Campusnetz soll sich zeigen, wie viel<br />

Vorsicht mit mobilen Geräten in der Klinik<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 35


TITELTHEMA<br />

tatsächlich erforderlich ist. Regeln für<br />

das allgemein und „überall“ verfügbare<br />

5G-Netz gibt es dazu schon: Dem nach<br />

müssen Basisstationen oder Kleinzellen<br />

so betrieben werden, dass die in der<br />

26. Bundesimmissionsschutzverordnung<br />

(BImSchV) festgelegten Grenzwerte für<br />

den Menschen in allen öffentlich zugänglichen<br />

Bereichen nicht überschritten werden.<br />

In Krankenhäusern befinden sich allerdings<br />

nicht nur Menschen, sondern<br />

auch Medizingeräte im Einflussbereich<br />

des Netzes. Gemäß der in Deutschland<br />

geltenden DIN-Norm brauchen diese nur<br />

eine relativ geringe Störfestigkeit auf -<br />

zuweisen. Viele Untersuchungsräume<br />

oder OPs sind sogar abgeschirmt, damit<br />

keine möglicherweise störende Strahlung<br />

hereinkommt. „Wenn ich genau dort<br />

Ärzte mit Virtual-Reality-Lösungen unterstützen<br />

will, muss untersucht werden, ob<br />

eine 5G-Kleinzelle im Raum selbst möglich<br />

ist, ohne dass davon eine Gefahr für<br />

die Patientensicherheit ausgeht“, sagt<br />

Heberling. Medizingeräte müssen heute<br />

Störfestigkeitsprüfungen gegenüber<br />

hochfrequenten elektromagnetischen<br />

Feldern durchlaufen, um auf den Markt<br />

gebracht zu werden. Diese Prüfpegel sind<br />

aber relativ gering gewählt. Vielleicht zu<br />

gering? „Wenn wir 5G-Technologie dort<br />

nutzen wollen, müssen wir vorher genau<br />

wissen, unter welchen Umständen Störungen<br />

auftreten könnten.“<br />

Für das Projekt Giga for Health soll das<br />

anhand einer Reihe von Medizinpro -<br />

dukten untersucht werden. Welche das<br />

sind, werden Klinikmitarbeiter vorschlagen:<br />

zum Beispiel Geräte, bei denen die<br />

Störung durch das 5G-Netz für Patienten<br />

gefährlich werden könnte – wie Be -<br />

atmungsgeräte. „Ein weiterer Schwerpunkt<br />

werden Geräte sein, die in einem<br />

Krankenhaus in großer Zahl eingesetzt<br />

werden.“<br />

Bei modernen Medizingeräten rechnet<br />

der Aachener Wissenschaftler nicht mit<br />

EMV-Problemen. Dennoch empfiehlt Heberling<br />

mit Blick auf die Zukunft, ein gewisses<br />

Augenmerk auf die Abschirmung<br />

der Produkte zu legen – viel mehr noch<br />

aber auf die Chancen, die 5G und Folgestandards<br />

wie 6G für neue Funktionen<br />

bieten.<br />

Infos zu E-Health<br />

Aus der Politik gibt es viel Rückenwind<br />

für die verschiedensten An -<br />

sätze zur Digitalisierung. Alle Akti -<br />

vitäten, die das Bundesministerium<br />

für Gesundheit BMG angeht, sind<br />

zusammengefasst auf der Seite zur<br />

E- Health-Initiative. Dazu zählen<br />

unter anderem das Patientendaten-<br />

Schutz-Gesetz (PDSG), das am 20.<br />

Oktober 2020 in Kraft getreten ist,<br />

sowie das Digitale-Versorgung-<br />

Gesetz (DVG).<br />

www.bundesgesundheitsministeri<br />

um.de/e-health-initiative.html<br />

Was genau könnte aber die Vernetzung<br />

der Geräte im Krankenhaus bringen? Dieser<br />

Frage wollen Forscher und Mediziner<br />

mit den aktuellen 5G-Projekten wie dem<br />

in Düsseldorf beantworten. „Wir müssen<br />

das Thema 5G international und disruptiv<br />

denken“, sagt beispielsweise Prof. Ulrike<br />

Attenberger, Direktorin der Klinik für Dia -<br />

gnostische und Interventionelle Radiologie<br />

am Universitätsklinikum in Bonn<br />

Damit Medizingeräte nicht<br />

gestört werden, sollen Smart -<br />

phones bisher beim Betreten<br />

eines Krankenhauses ausgeschaltet<br />

werden. Forscher untersuchen<br />

im Projekt Giga for<br />

Health, wie Medizingeräte reagieren,<br />

wenn eine 5G-Kleinzelle<br />

in der Nähe betrieben wird<br />

(Bild: sudok1/stock.adobe.com)<br />

36 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


)<br />

(UKB). Dort entsteht seit Herbst 2020<br />

ebenfalls ein 5G-Campusnetz, das in den<br />

nächsten Jahren zum Secure UKB Medical<br />

Campus ausgebaut werden soll. Technologiepartner<br />

ist hier die Telekom.<br />

Ein 5G Netz bietet laut Attenberger für<br />

die Behandlung der Patienten in Zukunft<br />

viele Möglichkeiten. „Ein lokales Campusnetz<br />

ist nur der Anfang“, sagt die Medizinerin.<br />

Der Einsatz mobiler Geräte sowie<br />

die Optionen für sichere Heimarbeitsplätze<br />

mit schnellem Datentransfer würden<br />

sich deutlich erweitern. Mit Blick auf die<br />

zukünftigen Entwicklungen im Gesundheitswesen<br />

müsse man über 5G hinaus<br />

langfristige Ziele setzen: die Gesundheitseinrichtungen<br />

über Landes- und Staatsgrenzen<br />

hinaus zu vernetzen oder zum<br />

Beispiel einen europäischen Datenpool<br />

einzurichten, in dem Gesundheitsdaten<br />

zusammenfließen und für Forschung und<br />

Medizin zur Verfügung stehen – entsprechende<br />

Maßnahmen zum Datenschutz<br />

vorausgesetzt. „Wir werden im Gesundheitssystem<br />

in Zukunft immer mehr Daten<br />

zur Verfügung stellen müssen und dafür<br />

sichere, leistungsfähige und schnelle<br />

Netzwerke brauchen.“<br />

Große Perspektiven mit 5G,<br />

Anfang in kleineren Schritten<br />

Das Projekt in Bonn geht aber zunächst<br />

mit kleineren Aufgaben an den Start. „Wir<br />

beginnen in drei Bereichen“, erläutert Attenberger.<br />

Dabei geht es zum Beispiel um<br />

die Möglichkeit, Daten aus der bildgebenden<br />

Dia gnostik nicht nur in der Klinik auszuwerten,<br />

sondern auch von einem Heim -<br />

arbeitsplatz aus. „Wir haben das in kleinerem<br />

Rahmen schon getestet.“ Der Oberarzt<br />

im Hintergrunddienst könne zum<br />

Beispiel von zu Hause aus auf die Bilder<br />

zugreifen. „Das ist zwar heute schon möglich,<br />

funktioniert aber gerade in Regionen<br />

mit einer eingeschränkten DSL-Bandbreite<br />

nicht mit ausreichender Performance.“<br />

Durch die 5G-Mobilfunkfrequenzen werde<br />

auch in solchen Gebieten ein sicherer<br />

und schnellerer Datenzugriff vom Heimarbeitsplatz<br />

möglich, sagt Attenberger.<br />

Als weiteres Einsatzfeld nennt sie mobile<br />

Geräte, die unter anderem die Behandlung<br />

von Notfallpatienten verbessern<br />

können. „Dem Team in der Notaufnahme<br />

hilft es bei der Vorbereitung, wenn<br />

Vitaldaten eines Patienten schon aus dem<br />

(Bild: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/A. Winkler)<br />

Fortschritt im Krankenhaus<br />

Ende Oktober 2020 ist das Krankenhauszukunftsgesetz<br />

(KHZG) in Kraft getreten.<br />

Mit dem Gesetz wird das durch die Regierungskoalition<br />

im Juni 2020 beschlossene<br />

„Zukunftsprogramm Krankenhäuser“<br />

umgesetzt. Vom Bund werden 3 Mrd.<br />

Euro Fördermittel bereitgestellt, damit<br />

Krankenhäuser in moderne Notfallkapazitäten,<br />

die Digitalisierung und ihre IT-<br />

Sicherheit investieren können. Die Länder<br />

und/oder die Krankenhausträger sollen<br />

weitere Investitionsmittel in Höhe von<br />

1,3 Mrd. Euro aufbringen, sodass sich das<br />

Gesamtfördervolumen auf bis zu 4,3 Mrd<br />

Euro beläuft.<br />

Die vier Technologieverbände Bvitg,<br />

BVMed, Spectaris und ZVEI haben ihre<br />

Mitgliedsunternehmen bereits über die<br />

Förderrichtlinie zum Krankenhauszukunftsfonds,<br />

einem Kernelement des<br />

Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG),<br />

informiert. Anlässlich einer Infoveranstaltung<br />

mit Experten des Bundesgesundheitsministeriums<br />

(BMG) und des<br />

Bundesamtes für Soziale Sicherung (BAS)<br />

appellierten die Verbände im Dezember<br />

an alle Beteiligten, diese „große Chance<br />

für einen Digitalisierungsschub in den<br />

Krankenhäusern“ zu nutzen.<br />

Gefördert werden, wie es auf den Internetseiten<br />

des BMG heißt, Investitionen in<br />

moderne Notfallkapazitäten und eine<br />

Prof. Ulrike Attenberger begleitet<br />

am Universitätsklinikum in<br />

Bonn (UKB) das Projekt Secure<br />

UKB Medical Campus. Sie sagt,<br />

Mediziner müssen die Anforderungen<br />

an 5G definieren und<br />

betont: „Wir müssen das Thema<br />

5G international und disruptiv<br />

denken“<br />

bessere digitale Infrastruktur (beispielsweise<br />

Patientenportale, elektronische<br />

Dokumenta tion von Pflege- und Behandlungsleistungen,<br />

digitales Medikationsmanagement,<br />

Maßnahmen zur IT-Sicherheit<br />

sowie sektorenübergreifende telemedizinische<br />

Netzwerkstrukturen). Auch<br />

erforderliche personelle Maßnahmen<br />

können durch den Krankenhauszukunftsfonds<br />

finanziert werden. Der Stand der<br />

Digitalisierung der Krankenhäuser soll<br />

zum 30. Juni 2021 und 30. Juni 2023 evaluiert<br />

werden.<br />

Über das Krankenhauszukunftsgesetz:<br />

http://hier.pro/8PYVc<br />

Für Investitionen in eine bessere digitale<br />

Infrastruktur bietet das Krankenhauszukunftsgesetz<br />

Fördermöglichkeiten<br />

(Bild: metmorworks/stock.adobe.com)<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 37


TITELTHEMA<br />

(Bild: Fraunhofer IPA)<br />

Laut Prof. Jan Stallkamp, Leiter der Fraunhofer-Gruppe<br />

PAMB, ist die 5G-Technologie alleinzwar<br />

kein Kandidat für eine Revolution<br />

im Gesundheitswesen – aber ein wichtiger<br />

Baustein für die Digitalisierung<br />

Online<br />

weiterlesen<br />

Über die Schwierigkeiten, eine Klinik<br />

im laufenden Betrieb auf 5G umzustellen,<br />

berichtet Prof. Jan Stallkamp<br />

im Online-Magazin. Ebenfalls dort:<br />

Ein Ausblick auf die Leistungsfähigkeit<br />

der Folgetechnologie 6G.<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/<br />

onlineweiterlesen<br />

Rettungswagen oder -hubschrauber zur<br />

Verfügung stehen.“ Als drittes Gebiet soll<br />

die Robotik in Bonn über 5G angebunden<br />

werden. Potenzielle künftige Einsatzgebiete<br />

könnten hier Pflege- und OP-Roboter<br />

sein. Angesichts des wachsenden Anteils<br />

älterer Menschen an der Bevölkerung<br />

werde man auf „digitale Hände“ angewiesen<br />

sein. Auch Operationen aus der Ferne<br />

könnten dann zum Alltag gehören. „Bislang<br />

haben wir allerdings das 5G-Campusnetz<br />

noch nicht im Umfeld von Operationssälen<br />

implementiert“, sagt Prof. Attenberger.<br />

Die größten Vorteile von 5G liegen ihrer<br />

Meinung nach in der Vernetzung mobiler<br />

Geräte in größerem Maßstab sowie<br />

der schnellen und sicheren Datenübertragung.<br />

„Wir Mediziner müssen die Anforderungen<br />

definieren und sagen, wie wir<br />

die Medizin der Zukunft sehen.“ Bisher<br />

gibt es noch keine technische Lösung, um<br />

Medizingeräte mit 5G-Adaptern anzubinden.<br />

„Aber die Medizin<strong>technik</strong>-Industrie<br />

ist höchst innovativ: Wir haben heute<br />

schon Anwendungen, die wir uns vor<br />

zehn Jahren nicht mal hätten vorstellen<br />

können. Ich gehe daher davon aus, dass<br />

eine 5G-Netz-Anbindung in Zukunft verfügbar<br />

sein wird.“<br />

5G-Testumgebung: Mannheim<br />

hat Platz für Medizin<strong>technik</strong>er<br />

Genau an diesem Punkt arbeiten Forscher<br />

in Baden-Württemberg. 5G-Stand-alone-<br />

Netze wurden hier ebenfalls 2020 an fünf<br />

Standorten aufgebaut und stehen kleinen<br />

und mittleren Unternehmen für Tests zur<br />

Verfügung. Koordiniert wird das Projekt<br />

5G4KMU vom Stuttgarter Fraunhofer-Institut<br />

für Produktions<strong>technik</strong> und Automatisierung<br />

IPA. Angesprochen sind verschiedene<br />

Industriebranchen, darunter<br />

ausdrücklich die Medizin<strong>technik</strong>.<br />

„Wir stehen mit diesem Thema noch<br />

ganz am Anfang“, sagt Professor Jan Stallkamp,<br />

der die Mannheimer IPA-Projektgruppe<br />

für Automatisierung in der Medizin<br />

und Biotechnologie, kurz PAMB, leitet.<br />

Deren 5G-Testumgebung umfasst<br />

auch einen Interventionsraum, in dem<br />

sich unterschiedliche Ideen für Medizingeräte<br />

und Gesundheitsanwendungen<br />

ausprobieren lassen. Da es noch keine<br />

Adapterbausteine gibt, werden zunächst<br />

Mobiltelefone und danach externe Modems<br />

mit Medizingeräten gekoppelt. „Wir<br />

bieten Unternehmen an, Dinge mit uns<br />

und bei uns auszuprobieren“, sagt Stallkamp.<br />

„Aber noch wartet die Industrie<br />

eher auf unsere Vorschläge und die Ergebnisse<br />

aus den ersten Versuchen.“ Zurückhaltung<br />

seitens der Hersteller war auch<br />

bei der redaktionellen Frage nach einer<br />

Einschätzung zu 5G deutlich zu spüren.<br />

Für den Ingenieur Stallkamp ist 5G ein<br />

Baustein auf dem Weg zu digitalisierten<br />

Krankenhäusern. Allerdings sieht er für<br />

die Technologie nur dann eine Chance,<br />

wenn es in etwa zeitgleich eine ganze Reihe<br />

von Anwendungen gibt, die einer Klinik<br />

Vorteile versprechen. „Die 5G-Vernetzung<br />

bringt ja erst etwas, wenn auch die<br />

Peripherie vernetzt ist und entsprechend<br />

Funktionalitäten anbietet.“ Der finanzielle<br />

und technische Aufwand, ein Netzwerk<br />

in einer Klinik zu installieren, sei riesig –<br />

„dafür muss es starke Argumente und eine<br />

gute Strategie geben“, betont der Ingenieur.<br />

Eine einzige erfolgreiche Anwendung<br />

wäre längst nicht Grund genug. Die<br />

Herausforderung für die Medizin<strong>technik</strong>-<br />

Entwickler: Geräte, die durch Vernetzung<br />

Vorteile bieten, müssen so leicht und einfach<br />

einsetzbar sein wie die Vorgänger ohne<br />

5G-Adapter.<br />

Trotz aller Herausforderungen ist 5G<br />

für das Digitale Krankenhaus laut Stallkamp<br />

ein wichtiges Zukunftsthema für<br />

die Medizin. „Künstliche Intelligenz wird<br />

hier wahrscheinlich größere Veränderungen<br />

hervorrufen als der Baustein 5G. Die<br />

Kombination aus beiden allerdings hat<br />

immenses Potenzial, die Prozesse in der<br />

Gesundheitsversorgung zu beschleunigen<br />

und zu verbessern.“ Darüber hinaus<br />

tauchten am Horizont die ersten Anzeichen<br />

des Nachfolgers 6G auf. Dieser könne<br />

mit den bisher bekannten Spezifikationen<br />

endgültig eine unbeschränkte Vernetzung<br />

im Krankenhaus bieten und der Digitalisierung<br />

zum Durchbruch verhelfen.<br />

Doch zunächst gibt es mit der Anpassung<br />

der IT-Infrastruktur in Krankenhäusern<br />

und Kliniken eine Riesenaufgabe zu<br />

bewältigen. Wie dringlich das ist und welche<br />

Investitionen es erfordern wird, zeigt<br />

das Krankenhauszukunftsgesetz vom<br />

Herbst 2020. Darin sind über 3 Mrd. Euro<br />

eingeplant, mit denen die Einrichtungen<br />

unter anderem bei der digitalen Ausstattung<br />

vorankommen sollen.<br />

Mit den neuen 5G-Campusnetzen ist<br />

aber ein Anfang gemacht. So sieht es auch<br />

Prof. Dr. Dr. Frank Schneider, Ärztlicher<br />

Direktor und Vorstandsvorsitzender des<br />

Universitätsklinikums Düsseldorf und<br />

Konsortialführer des Verbundprojektes:<br />

„Mit der Förderung der Giga-for-Health-<br />

Projekte können wir digitalen Techniken<br />

im Krankenhaus einen wichtigen Schub<br />

geben.“<br />

■<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

Weitere Informationen<br />

Über das Projekt Giga for Health:<br />

http://hier.pro/5kBT7<br />

Uniklinik Bonn, Prof. Attenberger:<br />

http://hier.pro/mvJpb<br />

PAMB, Testumgebung 5G4KMU:<br />

https://pamb.ipa.fraunhofer.de/<br />

38 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Polished<br />

Brushed<br />

BALIMED TICANA<br />

Die roséfarbene PVD-Beschichtung –<br />

speziell entwickelt für Abutments und<br />

zahnmedizinische Instrumente<br />

BALIMED TICANA ist eine innovative Beschichtung von Oerlikon Balzers. Sie<br />

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ästhetisch, und bietet zudem auch funktionelle Eigenschaften. Minimaler Abrieb<br />

und geringer Verschleiß ermöglichen ein stabiles Fixieren des Implantats und<br />

sorgen damit für eine lange Lebensdauer und eine optimale Zahnversorgung.<br />

www.oerlikon.com/balzers/ticana<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 39


■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />

Medizinische Daten<br />

nutzbar machen<br />

Nomenklatur | Seit 2020 ist die international standardisierte<br />

Gesundheitsterminologie für medizinische<br />

Sachverhalte , Sonmed CT, in Deutschland verfügbar.<br />

Sie unterstützt die nationale E-Health-Strategie.<br />

Eine einheitliche „Sprache“ für Gesundheitsdaten soll die<br />

Interoperabilität in der deutschen Medizin verbessern<br />

Die medizinische Terminologie Snomed CT verwandelt medizinische<br />

Sachverhalte und Fachbegriffe, für die es weltweit<br />

unterschiedliche Bezeichnungen und Maßstäbe gibt, in<br />

sprachunabhängig unmissverständliche und international eindeutige<br />

Zahlencodes, also in eine „einheitliche Sprache“. Diese<br />

kann von Computern gelesen und verarbeitet werden und<br />

schafft so die Voraussetzung für den elektronischen Austausch<br />

von Gesundheitsdaten. Dies ist ein wichtiger Baustein für die Digitalisierungsinitiative<br />

der Bundesregierung.<br />

Seit dem 1. Januar ist Deutschland mit dem Bundesinstitut für<br />

Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als „National Release<br />

Center“ Mitglied von Snomed International. BfArM-Präsident<br />

Prof. Dr. Karl Broich sagt: „Mit Snomed CT bringen wir die<br />

Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland weiter<br />

voran.“ Als international standardisierte Gesundheitsterminologie<br />

sei Snomed CT eine wichtige Voraussetzung, um medizinische<br />

Daten auch aus verschiedenen Quellen verlässlich für die<br />

Forschung auswertbar zu machen. „Damit beschleunigen wir innovative<br />

Entwicklungen und können neuartige Therapieoptionen<br />

künftig schneller für die Patientinnen und Patienten verfügbar<br />

machen.“ Für die Nutzung von Snomed CT ist eine Lizenz erforderlich.<br />

Alle im deutschen Gesundheitswesen beteiligten Institutionen<br />

und Fachkreise wie beispielsweise Softwarehersteller,<br />

Kliniken, Labore, Forschungsorganisationen, die Snomed CT<br />

in ihren Anwendungen nutzen möchten, können beim BfArM eine<br />

kostenfreie Lizenz beantragen.<br />

Nicht für alle Nutzer in Deutschland ist Snomed CT neu: Die vom<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte<br />

Medizininformatik-Initiative (MII), an der alle Standorte<br />

der deutschen Hochschulmedizin und viele weitere Partner aus<br />

Forschung und Gesundheitswirtschaft beteiligt sind, hat bereits<br />

2020 die internationale Terminologie Snomed CT in Deutschland<br />

eingeführt und deren Nutzung in ihrem Netzwerk ausgerollt.<br />

Gemäß Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) wurde diese<br />

erfolgreiche Pilotierung nunmehr vorzeitig in die nationale<br />

E-Health-Strategie überführt.<br />

www.bfarm.de/snomed<br />

(Bild: bakhtiarzein/stock.adobe.com)<br />

Health IT<br />

Neuer Termin für Präsenzmesse: DMEA 2021 wurde<br />

von April auf Juni verschoben<br />

KI und medizinische Software<br />

Online-Veranstaltung<br />

informiert über Zulassung<br />

Der Bundesverband Gesundheits-IT<br />

(BVITG) und die Messe Berlin haben die<br />

DMEA – Connecting Digital Health von<br />

April auf Juni 2021 verschoben: Vom 8.<br />

bis 10. Juni ist eine Präsenzveranstaltung<br />

auf dem Berliner Messegelände geplant.<br />

Um den Ausstellern, Partnern und Besuchern<br />

Planungssicherheit zu bieten, entschieden<br />

sich die Veranstalter bereits im<br />

Dezember für eine Verschiebung in den<br />

Frühsommer. Vernetzung und Kontaktpflege<br />

werden dann vor Ort mit umfangreichen<br />

Hygienemaßnahmen möglich<br />

sein, die die Sicherheit von Ausstellern<br />

und Fachbesuchern gewährleisten sollen,<br />

teilt der BVITG mit. Einzelne Netzwerk-<br />

Mit der Terminverschiebung auf Juni 2021<br />

erhoffen sich Veranstalter und Organisator<br />

der DMEA die Durchführung einer Präsenzmesse<br />

mit digitalen Elementen<br />

Formate können zudem im Freien stattfinden.<br />

Die Präsenzveranstaltung wird<br />

durch digitale Elemente ergänzt, wie beispielsweise<br />

digitale Messerundgänge.<br />

Auf der DMEA treffen Entscheider aus<br />

sämtlichen Bereichen der Gesundheitsversorgung<br />

aufeinander – von IT-Fachleuten<br />

über Ärztinnen und Ärzte, Führungskräfte<br />

aus Krankenhaus und Pflege, bis<br />

hin zu Expertinnen und Experten aus Politik,<br />

Wissenschaft und Forschung.<br />

(Bild: Messe Berlin)<br />

Der Healthcare-Sektor boomt. In der medizinischen<br />

Versorgung gibt es viele Anwendungsfälle<br />

für neue Technologien, etwa<br />

für künstliche Intelligenz, medizinische<br />

Software, High-Tech-Implantate,<br />

3D-Druck und vieles mehr. Doch was passiert,<br />

wenn Technik und Software auf Regulierung<br />

und Zulassung treffen? Der<br />

VDE Verband der Elektro<strong>technik</strong> Elektronik<br />

Informations<strong>technik</strong> e.V., Frankfurt,<br />

gibt in einer Online-Veranstaltung am 23.<br />

März Antworten auf die brennendsten<br />

Fragen rund um das Thema Zulassung<br />

von Medizinprodukten: Wie bringe ich<br />

mein Produkt auf den europäischen<br />

Markt? Welche Schritte sind in welcher<br />

Reihenfolge erforderlich? Und wo finde<br />

ich Unterstützung?<br />

Das VDE-Event richtet sich an Start-Ups<br />

und branchenneue Unternehmen, die ihre<br />

Produktidee auf den Gesundheitsmarkt<br />

bringen wollen.<br />

40 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


GEWINDEWIRBELN MIT SCHWANOG<br />

Digitale Medizin<br />

Kommunikation zwischen Medizingeräten und<br />

klinikweitem Informationssystem verbessern<br />

Die Charité – Universitätsmedizin<br />

Berlin hat mit Unterstützung<br />

der Drägerwerk AG &<br />

Co. KGaA, Lübeck, die Kommunikation<br />

zwischen Medizingeräten<br />

und dem zentralen<br />

Informationssystem der Klinik<br />

deutlich verbessert. Die auf<br />

dem SDC-Standard basierende<br />

Lösung wurde in einem Klinikbereich<br />

für die Intensivversorgung<br />

von Corona-Patienten<br />

implementiert. Grundlage des<br />

optimierten Datenaustauschs<br />

in der Charité ist der Interoperabilitätsstandard<br />

ISO/<br />

IEEE-11073-SDC: Dadurch<br />

können Medizingeräte herstellerübergreifend<br />

Daten wie<br />

Analyse-Ergebnisse oder Befunde<br />

untereinander und mit<br />

klinikweiten Informationssystemen<br />

austauschen. Der Aufwand<br />

für zusätzlich zu programmierende<br />

Schnittstellen<br />

oder herstellerspezifische<br />

Codes entfällt. Die vor kurzem<br />

eingeführten Intensivbeatmungsgeräte<br />

der V-Familie<br />

von Dräger können nun ohne<br />

Umwege an die HL7-Kommunikation<br />

der Klinik angeschlossen<br />

werden.<br />

(Bild: Drägerwerk)<br />

SDC (Service-Oriented Device<br />

Connectivity) sorgt für direkten<br />

Datenaustausch zwischen Medizingeräten<br />

und Klinik-PDMS<br />

an der Charité<br />

vma-werbeagentur.de<br />

VR-Technologie<br />

Neurochirurgen planen Trennungs-OP<br />

Siamesischer Zwillinge mit Mixed Reality<br />

Ende Oktober 2020 konnte ein<br />

30-köpfiges Team des UC Davis<br />

Medical Center in Sacramento,<br />

USA, die erfolgreiche<br />

Trennungs-OP eins Siamesischen<br />

Zwillingspaares vermelden.<br />

Die beiden damals acht<br />

Monate alten Mädchen waren<br />

am Kopf zusammengewachsen.<br />

Das Chirurgenteam bereitete<br />

sich mit aktuellsten Technologien<br />

auf die OP vor. Dazu<br />

gehörte auch der Einsatz der<br />

Mixed-Reality-Brille von Magic-Leap<br />

aus Florida. In Kombination<br />

mit dem Mixed Reality<br />

Viewer der Brainlab AG,<br />

München, erkundeten sie<br />

auch das komplexe Netzwerk<br />

von Blutgefäßen im Inneren<br />

des Schädels der Zwillinge.<br />

Bereits im Vorfeld konnten sie<br />

auf Basis der Brainlab-Software<br />

Mixed Reality Viewer virtuelle<br />

Modelle im realen Umfeld<br />

eines OP untersuchen und<br />

manipulieren. Auch in<br />

Deutschland gibt es erste Kliniken,<br />

die den Mixed Reality<br />

Viewer in Kombination mit der<br />

MR-Brille bei der OP-Vorbereitung,<br />

der Patientenaufklärung<br />

und zur Ausbildung nutzen.<br />

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Produktivität für Präzisionsteile braucht<br />

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(Bild: Brainlab)<br />

Die Kombination von Mixed<br />

Reality Viewer und MR-Brille<br />

war ein wichtiger Baustein bei<br />

der aufwendigen OP-Planung<br />

01/2021 medizin&<strong>technik</strong> 41<br />

www.schwanog.com


■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />

NEUER STANDARD: SO LÄSST SICH<br />

KI STRUKTURIERT ENTWICKELN<br />

Rahmenwerk für Künstliche Intelligenz | Um zu nachweislich vertrauenswürdigen Systemen<br />

mit künstlicher Intelligenz zu kommen, müssen Entwickler strukturierter arbeiten.<br />

Was der neue Standard VDE-AR-E 2842-61 dazu beiträgt, erläutert Dr. Henrik Putzer,<br />

der bei Fortiss das Kompetenzfeld Trustworthy Autonomous Systems leitet.<br />

■ Unternehmen für Projekte willkommen kann. An dieser Stelle setzen wir mit hängt es speziell von der genutzten KI-<br />

■ Künstliche Intelligenz soll Daten analysieren,<br />

die für das Gehirn zu komplex<br />

sind. Was kann ein Standard bewirken?<br />

Künstliche Intelligenz ist ein Thema mit<br />

sehr vielen Unbekannten. Die Forschung<br />

hat bisher keine umfassenden<br />

Erkenntnisse dazu, wie zum Beispiel ein<br />

Neuronales Netz im Einzelnen zu seinen<br />

erlernten Verhalten und inneren<br />

Wissen kommt. Von daher sind wir<br />

nicht soweit, dass wir mit einem Standard<br />

jedwede Art künstlicher Intelligenz<br />

vor allen Fehlern bewahren könnten.<br />

Aber wir können mit einem Standard<br />

die Entwicklung solcher Systeme<br />

in strukturierte Bahnen lenken. Wichtig<br />

ist, dass dabei alle relevanten Aspekte<br />

und Risiken betrachtet werden. Damit<br />

kommen wir einen großen Schritt voran,<br />

denn bisher wird künstliche Intelligenz<br />

oft sehr kreativ ohne solche Vorgaben<br />

Dr. Henrik Putzer leitet das Kompetenzfeld<br />

entwickelt. KI ist aber nichts Magi-<br />

Trustworthy Autonomous Systems bei der<br />

sches, sondern ein technisches System,<br />

Fortiss GmbH, dem Landesforschungs -<br />

■ Herr Dr. Putzer, in der Anwendungs- für das die Entwickler den Rahmen abstecken<br />

können und müssen. Da sehe<br />

institut des Freistaats Bayern für softwareintensive<br />

Systeme. Darüber hinaus ist er regel VDE-AR-E 2842-61 geht es um<br />

Geschäftsführer des Beratungsunternehmens<br />

vertrauenswürdige autonom/kognitive ich Parallelen zu den Anfängen der Soft-<br />

Cogitron GmbH. Beim DKE ist Putzer Systeme. Was verstehen Sie darunter? wareentwicklung. Inzwischen haben<br />

im Vorsitz der Arbeitsgruppe 801.0.8, welche<br />

die VDE-AR-E 2842-61 erarbeitet<br />

Ein autonom/kognitives System besteht<br />

aus vielen Komponenten. Es gibt ware zu entwickeln ist. Für KI werden<br />

wir genaue Vorgaben, wie ‚gute‘ Soft-<br />

darin eine Reihe etablierter technischer<br />

Bestandteile, aber auch eine künstliche<br />

wir auch dahin kommen. Der Standard<br />

ist ein Anfang.<br />

Intelligenz, die in ganz unterschiedlicher<br />

Form vertreten sein kann. Um die<br />

bekannten technischen Komponenten<br />

wie auch Hardware und Software zu<br />

■ Welche Risiken gibt es denn, wenn<br />

eine KI in einem System mitwirkt?<br />

Zunächst muss man sich bei der Begrifflichkeit<br />

IHR STICHWORT<br />

klarmachen, dass KI und<br />

entwerfen, gibt es bestehende Normen<br />

und Vorgaben. Für eine künstliche Intelligenz<br />

Neuronale Netze (NN) oft fälschlicherweise<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Künstliche Intelligenz in Systemen<br />

Beispiel Bildauswertung in der Medizin<br />

Entwickler muss Rahmen abstecken<br />

Standard hilft bei Entwicklung der KI<br />

hingegen ist der nachweislich<br />

korrekte Entwurf noch schwierig, obwohl<br />

sie die Vertrauenswürdigkeit des<br />

gesamten Systems und damit eben<br />

auch seine Risiken stark beeinflussen<br />

synonym verwendet wird. KI ist<br />

ein Oberbegriff, der den Bereich des<br />

maschinellen Lernens einschließt. Darin<br />

wiederum ist die KI-Technologie der<br />

Neuronalen Netze enthalten. Dabei<br />

dem neuen Standard an.<br />

Technologie ab, welche Risiken entste-<br />

(Bild: Fortiss)<br />

42 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Testdatensätze zeigen:<br />

Schon ein Pixel kann<br />

das Ergebnis beeinflussen<br />

hen. Nehmen wir als Beispiel die Bildauswertung<br />

in der Diagnostik. Wenn<br />

ein Neuronales Netz bestimmte Formen<br />

von Krebs erkennen soll, wird es<br />

mit relevanten Datensätzen trainiert. Es<br />

soll vielleicht erkennen, ob es in einer<br />

Aufnahme gar keine Indizien für einen<br />

Krebs gibt oder ob sich ein gutartiger<br />

von einem bösartigen Tumor unterscheiden<br />

lässt. Nun können die Unterschiede<br />

zwischen Krebsformen minimal<br />

sein. Um das abzudecken, muss ich<br />

auch seltene Formen in das Training des<br />

Neuronalen Netzes einbeziehen – und<br />

zwar anteilig in gleichem Maß wie die<br />

häufigen Ausprägungen. Tue ich das<br />

nicht, leite ich das NN im Lernprozess in<br />

die Irre. Ob das Training erfolgreich war,<br />

ist dann an Testdatensätzen zu erkennen,<br />

in denen die seltenen Formen in<br />

geringer Anzahl vorkommen. Erkennt<br />

das System dann zuverlässig die häufigen<br />

Formen? Wann macht es Fehler?<br />

■ Was passiert dann bei Fehlern?<br />

Analysiert man die Bilddaten, aus denen<br />

das Neuronale Netz die ‚falschen‘<br />

Schlüsse gezogen hat, muss man anhand<br />

der Muster prüfen, was genau zu<br />

dem Missgriff geführt hat. Teilweise<br />

geht es dabei um die Schattierung<br />

eines einzelnen Pixels an einer wich -<br />

tigen Stelle. Das muss der Entwickler<br />

wissen und belegen, dass er solche<br />

Überlegungen angestellt hat. Sonst helfen<br />

Ergebnisse eines Neuronalen Neztes<br />

später nichts.<br />

■ Welche konkrete Hilfestellung gibt die<br />

Anwendungsregel dem Entwickler?<br />

Lassen Sie mich das Ziel des Standards<br />

vereinfacht formulieren: Erkläre, warum<br />

Du glaubst, dass das, was mit dem<br />

System und der KI implementiert wurde,<br />

sicher ist. Man muss den Zweck benennen<br />

und mit Evidenzen belegen, wie<br />

das System funktioniert. Das fordert<br />

zum Beispiel auch die FDA im Zusammenhang<br />

mit einer KI. Für ein Medizin -<br />

produkt wird diese Information in der<br />

Sicherheitsakte hinterlegt. Um die Anforderung<br />

zu erfüllen, muss man zum<br />

Beispiel die Architektur des Neuronalen<br />

Netzes herleiten und Datensätze für<br />

das Training und die Validierung beschreiben.<br />

Wir haben in der Anwendungsregel<br />

für jede Phase der Entwicklung<br />

zusammengestellt, welche Methoden<br />

und Maßnahmen in Frage kommen.<br />

Daraus wählt der Entwickler für<br />

sein Projekt die relevanten Aspekte aus<br />

und begründet, warum er sich im jeweiligen<br />

Fall für die eine oder andere<br />

Alternative entscheidet. Das betrifft alle<br />

Elemente im System, also nicht nur<br />

die KI, aber eben auch diese.<br />

■ Eine KI kann sich durch Training<br />

weiterentwickeln. Welche Sicherheiten<br />

bietet da eine Entwicklung gemäß den<br />

Vorgaben des Standards?<br />

Für eine KI oder ein Neuronales Netz,<br />

die im trainierten Zustand eingesetzt<br />

werden und sich nicht weiterentwickeln,<br />

gelten andere Vorgaben als für<br />

ein System, das im Einsatz lernen darf<br />

und sich damit verändern wird. Daher<br />

sind die beiden Fälle als unterschiedliche<br />

Typen von Produkten zu sehen. Für<br />

beide Fälle gibt es Lösungsansätze, um<br />

zu vertrauenswürdigen Ergebnissen zu<br />

kommen. Im Fall der lernenden KI kann<br />

das zum Beispiel ein regelmäßiger<br />

Check mit einem Testdatensatz sein,<br />

dessen Ergebnisse von einem Menschen<br />

bewertet werden. Mit den richtigen<br />

Verfahren kann eine solche Re-Qualifizierung<br />

auch online geschehen. Oder<br />

es wird ausgeschlossen, dass exotische<br />

Datensätze im Alltag als Basis für eine<br />

Weiterentwicklung des KI-Verhaltens<br />

verwendet werden können. Diesen Rahmen<br />

muss der Entwickler abstecken.<br />

■ Treffen Entwickler beim Anwenden<br />

der Regel auf vertraute Mechanismen?<br />

Grundsätzlich ja. Ein autonom/kognitives<br />

System enthält Bestandteile, für die<br />

es Normen gibt. Da kann eine Ausfall -<br />

rate eine Rolle spielen, menschliche<br />

Fehler, systematische Fehler, zufällige<br />

Fehler, die Alterung von Bauteilen. Das<br />

alles ist bekannt. Wichtig zu wissen ist,<br />

dass durch künstliche Intelligenz eine<br />

neue Art von Fehlern auftauchen kann:<br />

so genannte „unsicherheitsbezogene“<br />

Fehler, die uncertainty-related faults.<br />

Diese entstehen beipielsweise bei Neuronalen<br />

Netzen durch die Unsicherheit,<br />

wie das NN die Daten komprimiert,<br />

welche Features es sich heraussucht<br />

und wie es diese zu Ergebnissen aggregiert.<br />

Dieses Detail ist zurzeit nicht einmal<br />

mathematisch-wissenschaftlich<br />

klar darstellbar.<br />

■ Was bedeutet das Vorliegen der Anwendungsregel<br />

für Anbieter, die jetzt<br />

schon Produkte mit KI auf den Markt<br />

gebracht haben oder neue entwickeln?<br />

Der Standard bietet die Möglichkeit, zu<br />

überprüfen, ob alle Aspekte berücksichtig<br />

wurden, und eventuell das System<br />

zu optimieren – auch nachträglich.<br />

Rechtlich verbindlich ist die Anwendung<br />

des Standards derzeit nicht. Aber<br />

ich denke, er bietet Entwicklern Sicherheit<br />

und ist für Unternehmen aus finanziellen<br />

Überlegungen sinnvoll. Ein<br />

System mit KI soll hinreichend sicher in<br />

der Anwendung sein, denn das ist die<br />

Voraussetzung für eine Zulassung.<br />

■ Welche anderen Ansätze gibt es, um<br />

eine KI zu bewerten?<br />

Zu diesem Thema läuft derzeit viel. Im<br />

Dezember 2020 wurde die Deutsche<br />

Normungsroadmap KI vorgelegt. Sie<br />

enthält eine Liste aller Aktivitäten in<br />

Deutschland. Auch die FDA arbeitet am<br />

Thema. Sie berücksichtigt weniger Aspekte<br />

als unser Standard, wird dafür im<br />

Bereich Medizin aber an manchen Stellen<br />

detaillierter. International sind<br />

ebenfalls Standards in Vorbereitung,<br />

zum Beispiel im ISO/IEC JTC 1/SC 42.<br />

■ Was empfehlen Sie Unternehmen, die<br />

KI nutzen oder künftig einsetzen wollen?<br />

Sowohl Fortiss als auch Cogitron sind<br />

sehr offen für die Zusammenarbeit mit<br />

Unternehmen in weiteren Forschungsund<br />

Industrieprojekten. Dabei wollen<br />

wir den Standard verbessern und ihn<br />

möglichst einfach auch für KMU einsetzbar<br />

machen. Daher freuen wir uns<br />

über neue Partner. Auf lange Sicht können<br />

die Überlegungen, die im Standard<br />

zusammengefasst sind, auch die Basis<br />

für Prüfvorgaben werden, mit denen<br />

VDE/DKE, der TÜV oder die FDA testet,<br />

ob ein System mit KI vertrauenswürdig<br />

ist. Von daher lohnt es sich, die Anwendungsregel<br />

schon jetzt im Blick zu haben.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

Whitepaper zum neuen Standard:<br />

http://hier.pro/RxzAg<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 43


■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />

0G-NETZ UND DAS IOMT<br />

Internet of Medical Things (IOMT) | Es muss nicht immer 5G sein. Auch das 0G-Netz<br />

ermöglicht das Weiterleiten von Daten. Damit wird nicht nur eine medizinische Behandlung<br />

ohne physischen Kontakt zwischen Arzt und Patient möglich, was in der Pandemiesituation<br />

interessant ist. Für das Internet of Medical Things bietet 0G ebenfalls Vorteile.<br />

Für die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist das 0G-Netz eine zusätzliche Möglichkeit –<br />

allerdings ausschließlich für Anwendungen, die kein Breitband brauchen<br />

(Bild: metamorworks/stock.adobe.com)<br />

Von der elektronischen Patientenakte<br />

bis zum Roboter, der Spritzen setzen<br />

kann – kontaktlose Technologien eröffnen<br />

dem Gesundheitswesen neue Möglichkeiten.<br />

Vieles wird bereits umgesetzt<br />

oder steht kurz vor der Einführung. In<br />

Halle beispielsweise gibt es aktuell ein Pilotprojekt,<br />

bei dem Senioren Blutdruck,<br />

Temperatur und Puls selbst messen und<br />

die Werte digital an einen Arzt übermitteln.<br />

Beim Erreichen von Grenzwerten<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

0G-Netz<br />

Vergleich mit 4G und 5G<br />

Anwendungsbeispiele und<br />

-möglichkeiten im Gesundheitswesen<br />

IOMT<br />

werden automatisch Alarme ausgelöst –<br />

so konnte bereits ein Schlaganfall verhindert<br />

werden.<br />

Der Einsatz solch kontaktloser Lösungen<br />

hat für Gesundheitsorganisationen<br />

Potenzial. Für die Umsetzung können Mobilfunknetze<br />

genutzt werden, aber je nach<br />

den jeweiligen Anforderungen kommen<br />

auch 0G-Netze in Frage.<br />

0G-Netz: sehr gut geeignet<br />

für kleine Informationspakete<br />

Ein 0G-Netz bietet Vorteile: Es ist für die<br />

häufige Übermittlung von kleinen Informationspaketen<br />

optimiert. Ein Beispiel<br />

wäre es, das Öffnen und Schließen einer<br />

Tür eines bestimmten Zimmers zu erfassen,<br />

in dem infektiöse Patienten behandelt<br />

werden – dafür bräuchten nur sehr<br />

kleine Nachrichten an einen Em pfänger<br />

gesendet zu werden. Genau dafür ist das<br />

0G-Netz geeignet, und es er möglicht auch<br />

das Senden aus Keller- oder anderen Räumen<br />

hinter stabilen Mauern.<br />

Verfügbar ist das Netz an vielen Stellen,<br />

zum Beispiel auch in Deutschland.<br />

Wo es eventuell fehlt, können Anwender<br />

es über ihre eigenen Basisstationen oder<br />

Signalrepeater installieren. Ein weiterer<br />

Aspekt: Da ein 0G-Netz über eine hohe<br />

Übertragungsreichweite verfügt und wenig<br />

Strom verbraucht, kommt es auch als<br />

Backup- oder Failover-Kommunikationssystem<br />

in Frage, wo ansonsten ein WLAN-<br />

Überwachungssystem verwendet wird.<br />

Abgesehen davon sind die über das<br />

0G-Netz übertragenen Daten typischerweise<br />

nur innerhalb einer spezifischen<br />

Anwendung nützlich und können in einem<br />

proprietären, also herstellerspezifischen<br />

Format gehalten werden. Dies<br />

macht sie für Hacker nutzlos.<br />

Ein Beispiel für den Einsatz von<br />

0G-Netzwerktechnologie in der Medizin<br />

44 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


sind Hilferufknöpfe, wie sie in spanischen<br />

Krankenhäusern eingesetzt werden. Anders<br />

als herkömmliche Krankenhaus-Paging-Systeme<br />

müssen diese SOS-Knöpfe<br />

nicht über drahtgebundene Netzwerke<br />

bereitgestellt werden.<br />

0G plus KI helfen, rechtzeitig<br />

einen Hilferuf abzusetzen<br />

Ebenfalls darüber laufen an das IoT angebundene<br />

Bewegungsmelder, die Stürze<br />

erkennen. Innovative Start-ups wie Vitalbase<br />

aus dem französischen Canéjan nutzen<br />

diese Technologie bereits in Kombination<br />

mit KI-Algorithmen. Das beschleunigt<br />

den Prozess eines Hilferufs bei Personen,<br />

die sich sozial isolieren müssen oder<br />

in Quarantäne befinden, wie es in der<br />

Pandemie häufig gefordert ist. Das Produkt<br />

Senioradom wurde beispielsweise so<br />

konzipiert, dass es automatisch alle potenziellen<br />

Verhaltens anomalien eines<br />

Sturzes, eines Ohnmachtsgefühls oder einer<br />

sich verschlechternden psychischen<br />

Verfassung wie Alzheimer erkennt.<br />

Um solche Lösungen und weitere Digitalisierungsmaßnahmen<br />

praktikabel zu<br />

machen, sollte nicht nur die Installa tion<br />

der Geräte, die über das 0G-Netz kommunizieren,<br />

sondern auch das Daten -<br />

management relativ einfach sein. Das Zusammenführen<br />

von IoT-Daten-Feeds mit<br />

den persönlichen Daten eines Patienten<br />

kann in zentralisierten Systemen auf Anwendungsebene<br />

erfolgen. Dadurch kann<br />

das Übertragen persönlich identifizier -<br />

barer Informationen (PII) über IoT-Feeds<br />

vermieden werden.<br />

Die genannten Anwendungen sind die<br />

ersten, mit denen Akteure aus dem Gesundheitsweisen<br />

bei der weltweiten Einführung<br />

des 0G-Netzes Erfahrungen gemacht<br />

haben. Weitere sollen folgen und<br />

stehen zum Teil kurz vor dem Rollout.<br />

Gerätehersteller, die das 0G-Netz und<br />

die 0G-Cloud als Schnittstelle zur IoT-<br />

Welt nutzen wollen, müssen ihre Geräte<br />

für 0G befähigen. Im Detail heißt das: Die<br />

Applikationscloud muss entwickelt werden.<br />

Für den Anwender aber zählt letztlich<br />

die Gesamtlösung. Diese entsteht aus<br />

dem Zusammenspiel zwischen dem Ge -<br />

rätehersteller, der von der Wartung über<br />

die MDR-Dokumentation bis hin zu neuen<br />

Kurz vorgestellt: 0G-Netz<br />

Geschäftsmodellen das IoMT (Internet of<br />

Medical Things) nutzen will, und den Systemintegratoren,<br />

die beispielsweise Logistikapplikationen<br />

für Krankenhäuser entwickeln<br />

und bei der MDR-Inventarisierung<br />

helfen.<br />

IoT-Technologien allein können das<br />

Gesundheitswesen jedoch nicht revolutionieren.<br />

Um sie nutzbringend für eine kontaktlose<br />

Behandlung einsetzen zu können,<br />

muss der gesamte Prozess betrachtet<br />

und gegebenenfalls optimiert werden.<br />

Zum Beispiel könnten medizinische Roboter<br />

mit IoT-Verbindung Proben von Abstrichen<br />

entnehmen, um sie einem Test zuzuführen.<br />

Dabei ist die Frage, wie diese<br />

dann in das Testlabor gelangen. Solange<br />

ein Mensch das möglicherweise biologisch<br />

gefährliche Material sammeln muss,<br />

wäre nur ein Schritt kontaktlos ausgeführt,<br />

eine Infektion aber immer noch<br />

nicht sicher ausgeschlossen.<br />

Technisch gesehen ist aber alles bereit:<br />

Die grundlegende Netzwerkinfrastruktur<br />

für 0G-Netze ist verfügbar und schnell<br />

einsatzbereit. Die meisten Erfahrungen<br />

mit 0G gibt es bisher aus Logistik -<br />

applikationen und in der Überwachung<br />

von Geräten aller Art. Dabei geht es um<br />

Zustandsüberwachung, Diebstahlschutz<br />

oder auch das Sammeln von Daten für<br />

Ein 0G-Netz ist ein so genanntes Low<br />

Power Wide Area Network, ein LPWAN.<br />

Die Lösung, die die französische Sigfox<br />

S.A. anbietet, ist öffentlich auf lizenzfreien<br />

Frequenzbändern verfügbar und kann<br />

für kurze Meldungen von vernetzten Dingen<br />

genutzt werden – ein Breitband-Mobilfunknetz<br />

(4G, 5G) ist also nicht erforderlich.<br />

Solch kleine Statusnachrichten<br />

und Alarmmeldungen von 12 Byte lassen<br />

sich über ein 0G-Netz übertragen, ohne<br />

dass der Nutzer sich selbst ein Netzwerk<br />

aufbauen und darum kümmern muss.<br />

Ein Gerät kann pro Tag bis zu 140 solcher<br />

Meldungen absetzen. Obwohl der Energieverbrauch<br />

für die Nachrichtenübertragung<br />

gering ist, lassen sich mit einem<br />

0G-Netz Daten selbst durch Mauern<br />

übermitteln. Ein Gerät schickt seine Meldung<br />

ohne vorherigen Handshake mit<br />

der Basisstation ab, um bei der Datenübertragung<br />

Zeit und Energie zu sparen.<br />

Ein 0G-Netz ist insgesamt kein Wettbewerber<br />

für 5G oder andere Breitband-<br />

Technologien. Es bietet aber komplementäre<br />

Alternativen für einfache Anwendungen.<br />

In Deutschland deckt das<br />

0G-Netz bereits knapp 90 % der Fläche<br />

ab. Investitionen in die Infrastruktur sind<br />

daher für den Anwender in den meisten<br />

Fällen nicht erforderlich.<br />

Netzbetreiber in Deutschland ist seit Ende<br />

2020 das Schweizer Unternehmen<br />

Heliot. Zur Finanzierung dieser Operator-<br />

Tätigkeit ist der Cube Infrastructure Fund<br />

II bei Heliot eingestiegen. Dieser europäische<br />

Investmentfonds hat sich auf Investitionen<br />

in die Infrastruktur spezialisiert.<br />

Wartungszwecke. Die Kombination aus<br />

Geolokalisierung, Motion-Detektion, eindeutiger<br />

Device-ID, geringem Energieverbrauch<br />

und geringen Übertragungskosten<br />

via 0G-Netz sind eine gute Grundlage für<br />

Digitalisierungsprojekte.<br />

Es wird erwartet, dass das Internet der<br />

medizinischen Dinge IoMT innerhalb des<br />

nächsten Jahrzehnts auf ein Marktvolumen<br />

von weltweit 455 Mrd. Euro anwächst.<br />

Die Planungen, um das Gesundheitswesen<br />

auch mit 0G in das kontakt -<br />

lose Zeitalter zu führen, können also beginnen.<br />

■<br />

Ajay Rane<br />

Sigfox, Labège, Frankreich<br />

www.sigfox.com<br />

Mehr dazu online<br />

Über die Digitalisierung im Gesundheitswesen<br />

sowie Anforderungen und<br />

Möglichkeiten, die sich damit für Medizinprodukte<br />

ergeben, berichten wir<br />

regelmäßig auf unsere Themenseite:<br />

https://medizin-und-<strong>technik</strong>.<br />

industrie.de/themen/digitalisierung/<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 45


■ [ SPECIAL IT IN DER MEDIZIN ]<br />

E-HEALTH-ANBIETER: AUSTAUSCH<br />

IM NEUEN VERBAND SVDGV<br />

SVDGV für E-Health-Anbieter | Der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung<br />

(SVDGV) vertritt E-Health-Anbieter – seien das Start-ups oder etablierte Medizin<strong>technik</strong>-<br />

Unternehmen wie beispielsweise Ypsomed oder Coloplast. SVDGV-Geschäftsführerin<br />

Dr. Anne Sophie Geier erläutert, wie die digitale Zukunft zu erreichen ist und wie Verbandsmitglieder<br />

vom Austausch untereinander profitieren.<br />

in der Vielfalt bekannter machen und<br />

sehen uns als gemeinsame Stimme innovativer<br />

E-Health-Anbieter.<br />

■ Wer zählt zu den E-Health-Anbietern?<br />

Wir fassen das sehr weit und meinen<br />

mit E-Health oder auch Digital Health<br />

alle digitalen Lösungen für das Gesundheitswesen.<br />

Die Anbieter können sowohl<br />

Start-ups sein, die auf digitale<br />

Produkte spezialisiert sind, als auch<br />

etablierte Unternehmen aus der Medizin<strong>technik</strong>,<br />

die ihr Portfolio mit digitalen<br />

Angeboten ergänzen. Das Spektrum<br />

ist breit, was den Austausch untereinander<br />

sehr spannend macht.<br />

(Bild: SVDGV)<br />

Dr. Anne Sophie Geier hat im Oktober 2020<br />

die Geschäftsführung des Spitzenverbandes<br />

Digitale Gesundheitsversorgung in Berlin<br />

übernommen<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Neuer Verband für E-Health<br />

Möglichkeiten der Digitalisierung<br />

bekannter machen<br />

Austausch zwischen jungen<br />

und etablierten Unternehmen<br />

■ Frau Dr. Geier, welche Ziele verfolgt<br />

der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung?<br />

Uns geht es darum, die Versorgung mit<br />

qualitativ hochwertigen digitalen Gesundheitsleistungen<br />

in Deutschland zu<br />

unterstützen. Solche Leistungen können<br />

den Patienten den Umgang mit gesundheitlichen<br />

Fragen erleichtern. Für<br />

die Mitarbeiter im Gesundheitswesen<br />

werden digitale Lösungen den Verwaltungsaufwand<br />

senken. Die Einsatzmöglichkeiten<br />

sind sehr breit: Sie umfassen<br />

das, was unter Schlagworte wie E -<br />

Health, Digitale Pflege oder Prävention<br />

fällt. Ein Beispiel für neue Ansätze sind<br />

die neuen digitalen Gesundheitsanwendungen,<br />

über die wir in den vergangenen<br />

Monaten viel gesprochen haben.<br />

Wir sind aber nicht auf dieses Thema<br />

beschränkt. Was alles geht, wollen wir<br />

■ Wie groß ist das Potenzial für die<br />

digitale Gesundheitsversorgung?<br />

Das Thema wird in den kommenden<br />

Jahren für ausnahmslos alle im Gesundheitswesen<br />

wichtig. Die Politik hat<br />

die Weichen schon gestellt, damit die<br />

Entwicklung dynamischer voranschreiten<br />

kann. Auf die Diga werden weitere<br />

Angebote folgen, was in nächster Zeit<br />

die digitale Pflege betreffen wird und<br />

im Folgenden auch die Telemedizin.<br />

■ Ist Deutschland oder auch Europa in<br />

dieser Frage gut aufgestellt?<br />

Die jetzige Regierung mit Gesundheitsminister<br />

Jens Spahn hat diesen Trend<br />

erkannt und ist aktiv geworden. Die<br />

Entwicklung muss natürlich nach der<br />

nächsten Bundestagswahl fortgesetzt<br />

werden. Wir sollten diese Punkte aber<br />

auch gemeinsam in Europa voranbringen,<br />

aus eigener Kraft und nach den<br />

Datenschutzregeln, die die europäischen<br />

Länder sich selbst gegeben haben.<br />

Andernfalls könnten sich Angebote<br />

aus anderen Ländern, die nach den dortigen<br />

Regeln funktionieren, etablieren.<br />

46 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Über den SVDGV<br />

Der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung<br />

SVDGV wurde im Dezember<br />

2019 von einer Gruppe junger<br />

Unternehmen gegründet, die sich im Bereich<br />

E-Health engagieren. Anfang 2021<br />

waren bereits gut 100 Mitglieder im<br />

SVDGV organisiert. Ihr gemeinsames<br />

Ziel: die Interessen der Branche im Gesundheitssystem<br />

gegenüber Politik, Akteuren<br />

der Selbstverwaltung und weiteren<br />

Institutionen zu vertreten.<br />

Daniel Nathrath, Gründer und Geschäftsführer<br />

der auf die Entwicklung künst -<br />

licher Intelligenz spezialisierten Ada<br />

Für eine europäische Zusammenarbeit<br />

werden wir gemeinsame Standards, gemeinsame<br />

Regularien und eine einheitliche<br />

Auslegung dieser Regeln brauchen,<br />

damit die Hersteller wissen, worauf<br />

sie sich einstellen müssen.<br />

■ Wie grenzen Sie Ihre Aktivitäten<br />

von denen der anderen Verbände aus<br />

der Medizin<strong>technik</strong> ab?<br />

Im Gesundheitswesen<br />

kommt kein Akteur an der<br />

Digitalisierung vorbei<br />

Wir sind auf digitale Gesundheitsanwendungen<br />

spezialisiert und sehen unsere<br />

Kompetenzen in diesem Bereich.<br />

Die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden<br />

bietet sich aber an, und wir haben<br />

schon gemeinsam Infoveranstaltungen<br />

zum Thema Diga organisiert.<br />

■ Was empfehlen Sie Unternehmen, um<br />

mit E-Health Fuß zu fassen?<br />

Wer eine Idee für ein Produkt in der<br />

digitalen Gesundheitsversorgung hat,<br />

muss von der Definition der Zweckbestimmung<br />

bis zur Erstattung die geltenden<br />

Regelkreise analysieren. Bei<br />

Datenschutz und Datensicherheit sind<br />

hohe Anforderungen zu erfüllen, was<br />

komplexe Prozesse erfordert. Im Gespräch<br />

mit den Mitgliedsunternehmen<br />

hat sich schon gezeigt, dass es sich lohnen<br />

kann, hier Expertenwissen hinzuzuziehen<br />

oder sich mit anderen Anbietern<br />

auszutauschen.<br />

Health GmbH in Berlin, ist Präsident des<br />

SVDGV. Als Vorständin ist Diana Heinrichs<br />

im Verband tätig. Sie ist CEO der<br />

2017 in Berlin gegründeten Lindera<br />

GmbH, die Data-Science-Lösungen für<br />

die Pflege und Gesundheitswirtschaft<br />

entwickelt.<br />

Die Geschäftsführung beim SVDGV hat<br />

die Pharmazeutin Dr. Anne Sophie Geier<br />

im Herbst 2020 übernommen. Bis dahin<br />

hatte sie beim GKV-Spitzenverband das<br />

Sachgebiet „Frühe Nutzenbewertung<br />

von Arzneimitteln“ geleitet .<br />

www.digitalversorgt.de<br />

■ In welchen Bereichen werden digitale<br />

Lösungen die größte Rolle spielen?<br />

Ich denke, dass man keine einzelnen<br />

Bereiche hervorheben kann oder sollte.<br />

Letztlich werden die Vorteile der Digitalisierung<br />

vor allem dann zum Tragen<br />

kommen, wenn es eine Vernetzung<br />

gibt. Das wiederum heißt, dass einfach<br />

zu nutzende digitale Angebote in der<br />

Klinik, im privaten Umfeld, in der Arztpraxis<br />

wie auch in der Pflege etabliert<br />

sein müssen. Das kann bedeuten, dass<br />

wir in zehn Jahren andere Strukturen<br />

haben werden als heute.<br />

■ Wie sähe eine gelungene Digitalisierung<br />

im Gesundheitswesen aus?<br />

Die Pandemie-Situa tion hat uns einen<br />

Eindruck davon vermittelt, wo und wie<br />

Digitalisierung Vorteile bringt: Manche<br />

Dinge kann ich zum Beispiel von zu<br />

Hause aus erledigen. Abgesehen davon<br />

lassen sich viele Prozesse beschleunigen.<br />

Und wenn alle Gesundheitsdaten<br />

eines Patienten in einer elektronischen<br />

Patientenakte vorliegen, hat der Arzt<br />

auch im Notfall eine gute Grundlage,<br />

um eine Therapieentscheidung zu treffen.<br />

Mit digitalen Angeboten könnten<br />

wir auch nachteilige Verhaltensweisen<br />

beeinflussen, damit die Heilung beschleunigen<br />

oder durch präventive<br />

Maßnahmen Erkrankungen vermeiden.<br />

Das Potenzial ist groß und bietet viele<br />

Einsatzmöglichkeiten für zertifizierte<br />

Tools.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

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01/2021 medizin&tec hn i k 47


■ [ FOKUS FORSCHUNG ]<br />

Verzweigte Stents –<br />

neu geflochten<br />

Nitinol-Stents | Verzweigt, ohne Löcher im Zwickel und<br />

flexibler als Stents, die mit dem Präzisionslaser hergestellt<br />

werden: Diese Eigenschaften sollen auf neuartige<br />

Weise geflochtene Stents aufweisen.<br />

Anzeigendaten einfach<br />

und sicher übermitteln.<br />

PDF<br />

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www.konradin-ad.de<br />

<br />

<br />

Geflochtene Stents mit Verzweigungen: Am Institut für Materialwissenschaften<br />

(IFM) optimieren Forscher die Fertigung<br />

Um durch Flechten zu bewegungsflexiblen<br />

Gefäßprothesen<br />

zu kommen, arbeiten<br />

Forscher vom Institut für<br />

Materialwissenschaften (IFM)<br />

der Hochschule Hof in zwei<br />

Projekten. Im Projekt Geves<br />

entstehen geflochtene, verzweigte<br />

Strukturen. Ein knospendes<br />

Implantierverfahren<br />

für Stentstrukturen wird im<br />

Projekt Kiss entwickelt. Beide<br />

knüpfen an die Erfindung geflochtener<br />

Stents und eines<br />

entsprechenden Implanta -<br />

tions ver fah rens an, für die das<br />

Institut bereits Schutzrechte<br />

hat. Für die Stents lässt sich<br />

ein automatisiert geflochtener<br />

Übergangsbereich herstellen,<br />

der frei von Löchern ist. Dieser<br />

so genannte lochfreie Zwickel<br />

wird durch zusätzliches Kreuzen<br />

und Verdrehen von Fäden<br />

erreicht. „Um die Struktur<br />

noch weiter zu verbessern,<br />

wird derzeit der Einsatz einer<br />

größeren Anzahl an Fadensystemen<br />

im Übergangsbereich<br />

der Verzweigung erforscht“,<br />

erläutert Prof. Dr. Frank Ficker,<br />

Leiter des Instituts für<br />

Materialwissenschaften. Damit<br />

soll die Dichte erhöht und<br />

ein verbesserter Lochschluss<br />

erreicht werden. Ein Ziel der<br />

aktuellen Projektarbeit ist es,<br />

geschlossene Zwickel mit<br />

mehr als einer Verzweigung zu<br />

produzieren. Mehrfach verzweigte<br />

Stents werden bisher<br />

in aufwendigen Prozessen aus<br />

mehreren einzelnen Stents zusammengesetzt.<br />

Für die Implantation eines verzweigten<br />

Stents entstand im<br />

Projekt Kiss ein Verfahren, bei<br />

dem sich der Nitinol-Stent an<br />

seinem Bestimmungsort wie<br />

eine Blumenknospe entfaltet.<br />

Die geflochtenen Strukturen<br />

sind nach Angaben der Forscher<br />

flexibler als mit dem Laser<br />

hergestellte Stents sein.<br />

Bisher wurde das Verfahren in<br />

sehr großem Maßstab bestätigt.<br />

Nun sollen kleine Stents<br />

für koronare Gefäßgabelungen<br />

geflochten werden.<br />

(Bild: IFM Hochschule Hof)<br />

48 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Prothese fühlt sich<br />

leichter an<br />

Neurofeedback | Sensorische Signale von Prothesen an<br />

das Nervensystem beinamputierter Menschen helfen<br />

nicht nur, die Prothese als Teil des Körpers wahrzunehmen.<br />

Sie fühlt sich auch leichter an.<br />

Die Prothesen<strong>technik</strong> macht viele Fortschritte. Dennoch<br />

empfinden beinamputierte Personen ihre Prothese oft als<br />

zu schwer – obwohl sie in der Regel nur die Hälfte des natürlichen<br />

Beins wiegt. Forscher unter der Leitung von Stanisa Raspopovic,<br />

Professor am Departement Gesundheitswissenschaften<br />

und Technologie der ETHZ, konnten nun zeigen, dass eine Verbindung<br />

der Prothesen mit dem Nervensystem hilft, das Prothesengewicht<br />

als geringer wahrzunehmen. Der Akzeptanz der Prothesen<br />

ist das zuträglich.<br />

Gemeinsam mit einem internationalen Konsortium hat Raspopovic<br />

in den vergangenen Jahren Prothesen entwickelt, die dem<br />

Nervensystem des Trägers Feedback geben. Dafür werden in den<br />

Oberschenkel Elektroden implantiert und mit den Beinnerven<br />

verbunden. Informationen von Tastsensoren unter der Fußsohle<br />

Tastsensoren an der Sohle tragen dazu bei, dass der Träger seine<br />

Prothese als weniger schwer empfindet<br />

sowie von Winkelsensoren im elektronischen Prothesen-Kniegelenk<br />

werden dazu in Stromimpulse umgewandelt und den Nerven<br />

übermittelt.<br />

„Wir stellten das verlorene sensorische Feedback künstlich wieder<br />

her“, erzählt Raspopovic. „Dem Gehirn wird so vorgegaukelt,<br />

dass die Beinprothese dem eigenen Bein ähnlich ist.“ Daten einer<br />

Studie dazu zeigen, dass sich Träger solcher Neurofeedback-Prothesen<br />

sicherer und mit weniger Kraftanstrengung fortbewegen<br />

können.<br />

Nun wurde gezeigt, dass das Neurofeedback auch das empfundene<br />

Gewicht der Prothese reduziert. Freiwillige Studienteilnehmer<br />

absolvierten Gangübungen mit eingeschaltetem oder ausgeschaltetem<br />

Neurofeedback. Dabei zeigte sich, dass das Neurofeedback<br />

das empfundene Prothesengewicht um 23 % oder<br />

knapp 500 g reduziert. Dass sich das Neurofeedback positiv auf<br />

das Gehirn auswirkt, bestätigten die Wissenschaftler auch mit einer<br />

motorisch-kognitiven Aufgabe, bei der der Proband beim Gehen<br />

Wörter mit fünf Buchstaben rückwärts buchstabieren sollte.<br />

(Bild: ETH Zürich)<br />

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01/2021 medizin&tec hn i k 49


■ [ RECHT ]<br />

Kennzeichnung und Dokumentation:<br />

Neue Anforderungen in zwei Normen<br />

Entwürfe für Normen mit großen Auswirkungen | Die ISO15223-1:2021* und ISO20417:2021* nehmen<br />

Einfluss darauf, wie die Kennzeichnung von Medizinprodukten und ihren Verpackungen auszusehen hat<br />

und welche Informationen der Hersteller zum Produkt bereitstellt. Das betrifft alle Klassen von Medizinprodukten,<br />

die Technische Dokumentation und das jeweilige Konformitätsbewertungsverfahren.<br />

Das Symbol mit den Buchstaben MD für Medical Device<br />

muss künftig jedes Medizinprodukt tragen. So sieht es<br />

der finale Entwurf der ISO/DIS 15223-1:2020-04 vor<br />

(Bild: Dario Lo Presti/stock.adobe.com, für das Symbol: ISO)<br />

Wer eine Konformitätserklärung für<br />

Medizinprodukte abgibt, muss ab<br />

2021 zwei Normen im Blick haben: In der<br />

ISO 20417 geht es um Anleitungen und<br />

Gebrauchsanweisungen und in der ISO<br />

15223-1 um die bei der Kennzeichnung<br />

von Medizinprodukten und ihren Verpackungen<br />

zu verwendenden Symbole. Beide<br />

Normen, die derzeit als Entwurf vorliegen,<br />

werden mit ihrer Veröffentlichung<br />

den „Stand der Technik“ für Kennzeichnungen<br />

und Gebrauchsanweisungen neu<br />

definieren. Die ISO 20417 wird die als<br />

MDD 93/42 harmonisierte Norm EN<br />

1041 ersetzen. Die ISO 15223-1:2021* ist<br />

Nachfolger der gleichnamigen Ausgabe<br />

von 2017.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Kennzeichnung von Medizinprodukten<br />

Neue Symbole<br />

Informationen zu Medizinprodukten<br />

MD-Symbol auf jedem Produkt<br />

UKCA-Symbol für den britischen Markt<br />

Die Informationen, die ein Hersteller<br />

seinem Produkt mitgibt, sind in allen internationalen<br />

Regularien Bestandteil der<br />

grundlegenden Sicherheits- und Leistungsanforderungen<br />

(Essential Principles).<br />

Daher muss der Hersteller die Konformität<br />

der gelieferten Medizinprodukte-Informationen<br />

mit den Normen zeitnah<br />

feststellen. Für die EU ist das maßgeblich<br />

in Anhang I, Ziffer 23 der EU-<br />

MDR 2017/45 dargelegt. Informationen<br />

zu möglichen Übergangsfristen lagen bei<br />

Redaktionsschluss Ende Januar 2021<br />

noch nicht vor.<br />

Was in der ISO 20417:2021* beschrieben<br />

ist, bezieht sich nicht auf kaufmännische<br />

Dokumente wie Lieferscheine, Rechnungen<br />

oder Zollerklärungen, aber auf<br />

die auf dem Produkt angebrachten oder<br />

dem Produkt beiliegenden Inhalte. Es<br />

geht also um<br />

• Inhalte zum Produkt in digitaler Form<br />

(CD-Rom, USB-Stick, Infos im Web),<br />

• die Kennzeichnung des Produktes,<br />

• die Angaben auf der Primär-, Sekundär-,<br />

Steril- und Transportverpackung,<br />

• die Gebrauchsanweisung,<br />

• die Patienteninformation,<br />

• weitere Inhalte wie zu Montage, Wartung,<br />

Transport oder Lagerung.<br />

Schon ein Blick auf die normativen Verweise<br />

im Kapitel 2 des Final Draft zeigt<br />

die bevorstehenden Auswirkungen auf<br />

die Medizinproduktehersteller. Betrachtet<br />

werden müssen demnach<br />

• das Qualitätsmanagementsystem (ISO<br />

13485:2016),<br />

• das Risikomanagementsystem (ISO<br />

14971:2019),<br />

• die Gebrauchstauglichkeitsbetrachtung<br />

(ISO62366-1:2015 + AMD1:2019),<br />

• die Symbole und Informationen (ISO<br />

15223-1:2021*) sowie<br />

• die grafischen Symbole und Farben<br />

(ISO7000:2008 und ISO 7010:2019).<br />

Betroffen sind auch Risikound<br />

Qualitätsmanagement<br />

All diese Aspekte hängen miteinander zusammen,<br />

denn die mit einem Medizinprodukt<br />

gelieferten Informationen sind das<br />

Ergebnis eines umfassenden Risikomanagements<br />

(EU-MDR Art. 10-2), das wiederum<br />

in das Qualitätsmanagementsystem<br />

(EU-MDR Art. 10-9) und in die grundlegenden<br />

Sicherheits- und Leistungsanforderungen<br />

eingebunden ist.<br />

Nachweise, dass diese Aspekte betrachtet<br />

wurden, fordert Anhang I der EU-<br />

MDR, insbesondere Ziffer 23 (Kennzeichnung<br />

und Gebrauchsanweisung). Nur mit<br />

diesen Nachweisen ist die Technische Dokumentation<br />

(EU-MDR Art. 10-4) nach<br />

EU-MDR Anhang II vollständig. Das wiederum<br />

ist die Basis für die Konformitätsbewertung<br />

nach EU-MDR Art. 52.<br />

Es gibt auch Themen in der ISO 20417,<br />

die größtenteils mit der EU-MDR Anhang<br />

I konform gehen. Das sind<br />

• allgemeine Anforderungen an Sprache,<br />

Maßeinheiten, Symbole, Anschrift,<br />

50 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


(Bild: ISO)<br />

Die Rolle eines Akteurs im Markt wird künftig<br />

durch neue Symbole dargestellt: Ländercode<br />

des Herstellers nach ISO3166-1 (oben<br />

links), Hersteller (oben rechts), Distributor<br />

(unten links) und Importeur (unten rechts)<br />

(Bild: Department for Business,<br />

Energy & Industrial Strategy, GB)<br />

Produkte für den britischen Markt, die konform<br />

mit britischen Regularien sind, tragen<br />

das Symbol für das United Kingdom Conformity<br />

Assessment<br />

• Angaben zur Identifizierung des<br />

Medizinprodukts, also Handels name,<br />

Bestellnummer, UDI und andere,<br />

• Anforderungen an die Verpackung, die<br />

für professionelle Anwender oder Laien<br />

geeignet sein muss oder für den Einsatz<br />

unter besonderen Bedingungen,<br />

• Etikett und Kennzeichnung, die unter<br />

anderem identifizierbar, lesbar und<br />

dauerhaft haltbar sein müssen,<br />

• Anforderungen an Begleitpapiere wie<br />

Gebrauchsanweisung, Technische Daten<br />

oder HTA und andere sowie<br />

• Informationen zum Importeur und<br />

dem oder den Vertriebspartnern.<br />

Übernimmt eine Institution für dasselbe<br />

Medizinprodukt mehrere Rollen im<br />

Markt (die jeweils mit einem Symbol dargestellt<br />

werden), reicht es, deren Adresse<br />

einmalig anzugeben. Die Symbole selbst<br />

sind entweder vom Hersteller auf der Verpackung<br />

bereitzustellen oder vom Importeur<br />

oder Händler. Im letztgenannten Fall<br />

muss der Hersteller sicherstellen, dass bei<br />

einer nachträglichen Kennzeichnung keine<br />

anderen Informationen überdeckt werden.<br />

Hierzu kann eine vertragliche Vereinbarung<br />

erforderlich sein. Importeure<br />

und Händler haben gemäß den Artikeln<br />

13 und 14 der EU-MDR diesbezüglich<br />

Prüfpflichten auferlegt bekommen.<br />

Erfreulicherweise enthält der Normentwurf<br />

im Anhang ZD eine Gegenüberstellung<br />

der Anforderungen aus der Norm<br />

mit den Forderungen der neuen Medizin -<br />

produkte verordnung EU-MDR 2017/745.<br />

Das dürfte die Analyse bei der internen<br />

Risiko- und Konformitäts-Bewertung für<br />

den Hersteller vereinfachen.<br />

Die ebenfalls im Entwurf vorliegende<br />

neue ISO15223-1:2021*, die die zu verwendenden<br />

Symbole betrifft, enthält wesentliche<br />

Änderungen zum Vorgänger von<br />

2017. Beschreibungen einiger bestehender<br />

Symbole sowie Definitionen wurden<br />

revidiert. Das betrifft unter anderem die<br />

Begriffe „Label“ und „Labelling“. Im vorliegenden<br />

Entwurf ISO/DIS 15223-<br />

1:2020-04 sind aber auch etwa zwei Dutzend<br />

neue Symbole aufgeführt.<br />

Im finalen Entwurf sticht vor allem ein<br />

Zeichen heraus: Während die meisten<br />

Symbole potenziell anwendbar sind, ist<br />

das Zeichen aus den Buchstaben MD für<br />

Medical Device künftig auf jedem Medizinprodukt<br />

und/oder seiner Verpackung<br />

anzubringen, damit es als Medizinprodukt<br />

erkennbar ist. Ausnahmen gibt es<br />

nur für Produkte, die nach eingehender<br />

Risikobetrachtung nicht gekennzeichnet<br />

werden können oder bei denen die Kennzeichnung<br />

Risiken verursacht oder erhöht.<br />

Details sind in Kapitel 4.2 der ISO/<br />

DIS 20417 beschrieben. Von der Risikobewertung<br />

und der Gebrauchstauglichkeitsanalyse<br />

des Herstellers hängt auch ab, ob<br />

das neu definierte UDI-Zeichen angebracht<br />

wird. Die in der neuen ISO15223-1<br />

genannten Symbole sind größtenteils in<br />

der ISO 7000 „Grafische Symbole auf Einrichtungen“<br />

enthalten und können samt<br />

Beschreibung auf der Online Browsing<br />

Platform (OBP) der ISO gefunden werden.<br />

Die Veröffentlichung der Normen<br />

ISO15223-1 und der ISO20417 wird für<br />

das erste Quartal 2021 erwartet. Die Umsetzung<br />

wird ohne vorherige EU-Harmonisierung<br />

obligatorisch sein. Wenn Hersteller<br />

ihre Kennzeichnungsvorgaben<br />

überarbeiten, sollte eine mögliche Kennzeichnung<br />

für den Zugang zum britischen<br />

Markt gleich mit betrachtet werden. Mit<br />

dem Brexit muss auf Produkten, deren<br />

Konformität mit den britischen Regularien<br />

festgestellt wurde, das Zeichen aus<br />

den Buchstaben UKCA für United Kingdom<br />

Conformity Assessment angebracht<br />

sein.<br />

■<br />

Arjan Stok<br />

Stoq Managementservice, Birkenfeld<br />

Grafische Symbole plus Beschreibungen:<br />

www.iso.org/obp/ui#iso:pub:PUB400001:en<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 51


■ [ AUSLANDSMÄRKTE ]<br />

Das Vereinigte Königreich hat die EU verlassen. Nach der Übergangszeit gelten nun neue Vorschriften und Regelungen<br />

(Bild: Thaut Images/stock.adobe.com<br />

Keine Zölle, aber mehr Bürokratie<br />

für Medizinprodukte<br />

Brexit | Seit dem 1. Januar 2021 ist das Vereinigte Königreich nicht mehr Teil des EU-<br />

Binnenmarktes und der EU-Zollunion. Damit wandelt sich das Verhältnis der EU zum<br />

Vereinigten Königreich grundlegend. Auch für den Warenverkehr medizintechnischer<br />

Produkte bringt der Brexit weitreichende Veränderungen.<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Medizin<strong>technik</strong>markt und Brexit<br />

■ Handels- und Partnerabkommen<br />

■ Regulierungsbehörde MHRA<br />

■ Kennzeichnung und Übergangsfristen<br />

■ Sonderstatus für Nordirland<br />

Am 31. Dezember 2020 endete nach<br />

langwierigen Verhandlungen die<br />

Übergangszeit nach dem Brexit. Das Vereinigte<br />

Königreich und die Europäische<br />

Union einigten sich auf ein Partnerschaftsabkommen,<br />

das künftig das gesellschaftliche<br />

wie auch wirtschaftliche Miteinander<br />

regeln soll. Und den Briten die<br />

gewünschte Selbstständigkeit bringt.<br />

Knapp 1250 Seiten umfasst das Abkommen<br />

und „beruht im Kern auf einem<br />

Freihandelsabkommen, das weder Zölle<br />

noch Quoten vorsieht und damit bedeutende<br />

Handelshemmnisse abwendet“,<br />

heißt es in einem Statement des Bundesgesundheitsministeriums<br />

über das künftige<br />

Verhältnis zwischen der EU und Großbritannien.<br />

Und es sichert die ununterbrochene<br />

Versorgung der Bevölkerung<br />

mit Arzneimitteln, Impfstoffen und Medizinprodukten.<br />

Das neue Abkommen sieht<br />

unter anderem Regelungen vor, um die<br />

technischen Handelshemmnisse in Bezug<br />

auf Standardisierungs- und Konformitätsbewertungsverfahren<br />

inklusive Medizinprodukte<br />

zu vermeiden.<br />

Dennoch hat der Brexit weitreichende<br />

Auswirkungen auf die europäischen Medizin<strong>technik</strong>hersteller,<br />

die ihre Produkte<br />

im Vereinigten Königreich vertreiben<br />

möchten. Sie müssen künftig alle Medizinprodukte<br />

bei der Zulassungs- und Aufsichtsbehörde<br />

für Arzneimittel und Medizinprodukte,<br />

der Medicines and Health -<br />

care products Regulatory Agency<br />

(MHRA), registrieren lassen. Dazu gehören<br />

Medizinprodukte der Risikoklasse 1,<br />

IVDs sowie Sonderanfertigungen. Für alle<br />

anderen Medizinprodukte, die in Großbritannien<br />

verkauft werden, gibt es von<br />

der Risikoklasse abhängige Übergangsfristen<br />

für die MHRA-Registrierung.<br />

Zudem dürfen britische Benannte Stellen<br />

seit dem 31. Dezember 2020 keine CE-<br />

Zertifikate mehr ausstellen. Für Medizinprodukte<br />

der Klassen IIa, IIb und III sind<br />

diese Zertifikate jedoch Voraussetzung<br />

für den Zugang zum europäischen Markt.<br />

Umgekehrt ist die CE-Kennzeichnung für<br />

Medizinprodukte im Vereinigten König-<br />

reich nur noch bis zum 30. Juni 2023 gültig.<br />

„Danach ist die neue UKCA-Kennzeichnung<br />

Pflicht, die bereits ab dem 1.<br />

Januar 2021 eingeführt wurde“, erklärt<br />

Stefanie Eich, Zollexpertin bei der German<br />

Trade and Invest (Gtai) GmbH in<br />

Bonn. Einen Sonderstatus nimmt Nord -<br />

irland ein: Hier gilt weiterhin die EU-Medizinprodukteregulierung<br />

nach MDR und<br />

IVDR – und auch die Verwendung der CE-<br />

Kennzeichnung bleibt verpflichtend.<br />

UKCA ersetzt künftig<br />

CE-Kennzeichnung<br />

Das neue UKCA-Zeichen für Großbritannien<br />

basiert aktuell noch auf denselben<br />

technischen Anforderungen wie die CE-<br />

Kennzeichnung gemäß UK MDR 2002.<br />

Änderungen, die mit den neuen EU-Verordnungen<br />

MDR und IVDR ab Mai in<br />

Kraft treten, werden aber nicht mehr in<br />

britisches Recht übernommen. „Bis zum<br />

Ablauf der Übergangsfrist kann die UK-<br />

CA-Kennzeichnung freiwillig verwendet<br />

werden“, so Eich.<br />

Ist eine Zertifizierung durch eine externe<br />

Prüfstelle vorgeschrieben, kann diese<br />

nur von einer Benannten Stelle mit Sitz im<br />

Vereinigten Königreich ausgestellt werden.<br />

Eich: „Die bisherigen Benannten<br />

52 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


Registrierung in Großbritannien<br />

Ab Januar 2021 besteht für alle Medizinprodukte eine Registrierungspflicht bei der zuständigen<br />

Behörde MHRA. Die Fristen zur Registrierung sind vom konkreten Produkt abhängig.<br />

Frist für die Registrierung<br />

1. Mai 2021<br />

1. September 2021<br />

1. Januar 2022<br />

Für die MHRA-Registrierung von Medizinprodukten in UK gelten künftig neue Fristen<br />

Stellen (UK Notified Bodies) unter der<br />

EU-Regulierung werden automatisch zu<br />

so genannten UK Approved Bodies.“<br />

Für die europäischen Hersteller von<br />

Medizinprodukten bringen die neuen Regelungen<br />

durch den Brexit einen höheren<br />

administrativen Aufwand und Kosten.<br />

„Doch der britische Medizin<strong>technik</strong>markt<br />

bleibt weiter attraktiv“, sagt Marc Lehnfeld,<br />

der für die Gtai in London arbeitet:<br />

Als drittgrößter Absatzmarkt Europas und<br />

sechstgrößter der Welt werde er auch in<br />

den nächsten Jahren wachsen. Für 2020<br />

schätzen Analysten das Volumen auf rund<br />

Das Wichtigste in Kürze<br />

■ Seit dem 1. Januar 2021 ist die „Medicines<br />

and Healthcare products Regulatory<br />

Agency” (MHRA) die in Großbritannien<br />

zuständige Behörde für Medizinprodukte.<br />

■ Vom 1. Januar 2021 an müssen alle<br />

Medizinprodukte und In-vitro-Dia -<br />

gnostika bei der MHRA registriert werden.<br />

Für die unterschiedlichen Produktklassen<br />

gelten Übergangsvorschriften<br />

von 4 bis 12 Monaten.<br />

■ Das neue UKCA (UK Conformity Assessed)-Mark<br />

ist die neue Produkt-Kennzeichnung<br />

für Produkte, die in Großbritannien<br />

in den Verkehr gebracht<br />

werden. Sie gilt auch für Medizinprodukte<br />

und deckt die meisten Produkte<br />

Betroffene Produkte<br />

· Medizinprodukte der Klasse III<br />

· Aktive implantierbare Medizinprodukte<br />

· Implantierbare Medizinprodukte der Klasse IIb<br />

· Produkte der IVD Liste A<br />

· Nicht-implantierbare Produkte der Klasse IIb<br />

· Medizinprodukte der Klasse IIa<br />

· Produkte der IVD Liste B<br />

· Selbsttest IVD<br />

· Medizinprodukte der Klasse I<br />

· IVD<br />

11,2 Mrd. Euro. Durch Importe werden<br />

rund drei Viertel des britischen Medizin<strong>technik</strong>bedarfs<br />

gedeckt. Über ein Drittel<br />

davon stammt aus den beiden Hauptlieferländern<br />

Niederlande und Deutschland.<br />

Doch der Handel mit Gütern und<br />

Dienstleistungen über den Kanal wird für<br />

die Unternehmen auf beiden Seiten<br />

schwieriger und teurer, auch wenn in Zukunft<br />

weder Zölle noch Quoten oder mengenmäßige<br />

Beschränkungen für den Warenimport<br />

ins Vereinigte Königreich anfallen.<br />

Trotz des Abkommens belasten Bürokratie<br />

und Grenzkontrollen den Han-<br />

ab, für die bisher eine CE-Kennzeichnung<br />

erforderlich war.<br />

■ Die CE-Kennzeichnung wird für einen<br />

Übergangszeitraum noch bis zum<br />

30. Juni 2023 anerkannt.<br />

■ Von EU-Benannten Stellen ausgestellte<br />

Zertifikate werden noch bis zum<br />

30. Juni 2023 anerkannt.<br />

■ Hersteller, die ihren Sitz außerhalb<br />

Großbritanniens haben und Produkte<br />

in Großbritannien in den Markt bringen<br />

wollen, benötigen eine Registrierung<br />

bei der MHRA und eine „verantwortliche<br />

Person“ („UK responsible<br />

person“).<br />

■ Für Nordirland gelten Sonderregeln.<br />

(Quelle: Gtai)<br />

del, denn Unternehmen aus dem Vereinigten<br />

Königreich müssen ihre Waren vor<br />

der Überfahrt in die EU beim Zoll anmelden<br />

und umgekehrt.<br />

Darin sieht Jörg Mayer, Geschäftsführer<br />

beim Industrieverband Spectaris, verspieltes<br />

Potenzial: „Um Handelshemmnisse<br />

für die stark exportabhängigen Unternehmen<br />

aus Hightech-Branchen wie der<br />

Optik, Photonik, Analysen- und Medizin<strong>technik</strong><br />

abzufedern, braucht es möglichst<br />

bürokratiearme Zollverfahren auf beiden<br />

Seiten der Grenze.“ Gerade für den Mittelstand<br />

seien neue Prozesse mit hohem<br />

Ressourcenaufwand oftmals ein Markteintrittshindernis.<br />

„Das beschlossene<br />

Freihandelsabkommen unterstützt zwar<br />

den gegenseitigen, harmonisierten Marktzugang.<br />

Dass jedoch keine Einigung über<br />

ein umfassendes Abkommen zu den künftigen<br />

Handelsbeziehungen erzielt werde<br />

konnte, bedeutet, dass die regulatorischen<br />

Kosten künftig stärker ins Gewicht<br />

fallen werden“, so Mayer. Das wiederum<br />

führe zu Planungsunsicherheit, weniger<br />

Wettbewerb und letztlich zu steigenden<br />

Preisen für den Endverbraucher. ■<br />

Susanne Schwab<br />

susanne.schwab@konradin.de<br />

Weitere Informationen<br />

Zum Brexit-Abkommen:<br />

https://ec.europa.eu/info/relationsunited-kingdom/eu-uk-trade-andcooperation-agreement_de<br />

Leitfaden zur Regulierung von Medizinprodukten<br />

in Großbritannien:<br />

www.gov.uk/guidance/regulatingmedical-devices-in-the-uk<br />

Zur Registrierungsbehörde MHRA:<br />

www.gov.uk/government/organisa<br />

tions/<br />

Zur Gtai:<br />

www.gtai.de<br />

Protokoll zu Irland und Nordirland:<br />

https://ec.europa.eu/info/relationsunited-kingdom/eu-uk-withdrawalagreement/protocol-ireland-andnorthern-ireland_de<br />

Zoll und Brexit:<br />

https://www.zoll.de/DE/Fachthe<br />

men/Zoelle/Brexit/brexit_node.html<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 53


■ [ AUSLANDSMÄRKTE ]<br />

GROßBRITANNIEN SETZT EIGENE<br />

STANDARDS FÜR MEDIZINTECHNIK<br />

Neue Produkt-Kennzeichnung | Durch den Austritt Großbritanniens aus der EU hat<br />

sich aus regulatorischer Sicht einiges geändert. Was Hersteller künftig beachten<br />

müssen , wenn sie ihre Medizinprodukte im britischen Markt vertreiben wollen, erklärt<br />

Corinna Mutter, Expertin für Regulatory Affairs im Industrieverband Spectaris.<br />

Corinna Mutter leitet den Fachbereich<br />

Regulatory Affairs und EU-Angelegenheiten<br />

beim Spectaris<br />

Produkte, welches die CE-Kennzeichnung<br />

ersetzen soll.<br />

■ Frau Mutter, wie beeinflusst der EU-<br />

Austritt den europäischen Warenverkehr<br />

von Medizinprodukten?<br />

Weil das Freihandelsabkommen sehr<br />

kurzfristig unterzeichnet wurde, blieb<br />

wenig Zeit, um sich auf die neuen Anmeldeverfahren<br />

und Prozesse einzustellen.<br />

Das beeinträchtigt den Warenverkehr.<br />

Unsere Mitglieder melden uns,<br />

dass sich Transport- und Logistikunternehmen<br />

wegen des hohen Aufwands<br />

aus dem Großbritannien-Geschäft zurückziehen.<br />

Dadurch verringern und<br />

verteuern sich die Frachtkapazitäten.<br />

Weitere Informationen<br />

Spectaris verfügt über ein breites<br />

Netzwerk und Kontakte in die zuständigen<br />

Stellen in Großbritannien.<br />

Auf der Website gibt eine Brexit-<br />

Sonderseite einen Überblick über<br />

die neuen Leitlinien und die Auswirkungen<br />

des EU-Austritts auf Warenverkehr<br />

, Zoll- und Exportkontrolle.<br />

www.spectaris.de/verband/<br />

aussenwirtschaft/brexit/<br />

(Bild: Spectaris)<br />

Hinzu kommt, dass vielen britischen<br />

Unternehmen die Erfahrung im Drittlandsgeschäft<br />

fehlt und sie sich mit den<br />

neuen Zoll- und Warenursprungsregelungen<br />

noch nicht genügend auskennen.<br />

Das verzögert die Prozessabläufe.<br />

■ Was ändert sich für die Medtech-<br />

Hersteller aus regulatorischer Sicht?<br />

Wir haben jetzt zwar mit Großbritannien<br />

ein Freihandelsabkommen ohne<br />

Zölle und Quoten, aber leider wurde<br />

keine Einigung über die gegenseitige<br />

Anerkennung der Konformitätsbewertung<br />

erzielt. Deshalb hat Großbritannien<br />

nun eigene Regelungen sowie eigene<br />

Konformitätsbewertungsstellen<br />

und -verfahren für Medizinprodukte.<br />

■ Welche Bedeutung hat das neue<br />

UK-Conformity-Assessment-Verfahren<br />

für die Medtech-Branche?<br />

Großbritannien ist aus der EU ausgetreten,<br />

weil es die Hoheit über die eigene<br />

Rechtsetzung wiederhaben wollte. Deshalb<br />

war klar, dass es dort ein eigenes<br />

regulatorisches Regime für Medizinprodukte<br />

geben würde – und das wurde<br />

entsprechend umgesetzt: Seit Januar<br />

müssen sich Unternehmen bei der zuständigen<br />

Behörde MHRA registrieren.<br />

Auch die Produkte müssen registriert<br />

werden, wobei es für die verschiedenen<br />

Produktklassen Übergangsvorschriften<br />

zwischen vier und zwölf Monaten gibt.<br />

Hersteller außerhalb des Vereinigten<br />

Königreichs benötigen zudem eine „UK-<br />

Responsible Person“ mit Sitz in UK, um<br />

Medizinprodukte dort in Verkehr bringen<br />

zu können. Zudem gibt es seit dem<br />

1. Januar das neue UKCA-Zeichen für<br />

■ Was müssen Hersteller bei der neuen<br />

Kennzeichnungspflicht beachten?<br />

Wichtig ist zunächst, dass es für die<br />

Kennzeichnungspflicht mit dem neuen<br />

UKCA-Zeichen eine Übergangsfrist bis<br />

30. Juni 2023 gibt. In dieser Zeit wird in<br />

Großbritannien weiterhin das CE-Kennzeichen<br />

anerkannt. Umgekehrt erkennt<br />

die EU das UKCA-Zeichen aber nicht an.<br />

Für die Einfuhr von<br />

Medizinprodukten gelten<br />

künftig britische Standards<br />

Hersteller müssen sich zudem mit dem<br />

britischen Recht beschäftigen und künftige<br />

britische Standards einhalten, die<br />

sich vermutlich an den internationalen<br />

und europäischen Standards ausrichten<br />

werden. Für das UKCA-Zeichen gelten<br />

bestimmte Verfahren und Richtlinien.<br />

■ Besteht die Gefahr, dass Produkte<br />

kleinerer Hersteller aus Europa nicht<br />

mehr nach Großbritannien gelangen, da<br />

der Aufwand der Registrierung und der<br />

Kennzeichnungspflicht zu groß ist?<br />

Die Gefahr besteht definitiv, wenn man<br />

bedenkt, was die Hersteller alles beachten<br />

müssen, um ein Produkt in Verkehr<br />

zu bringen. Sicherlich werden sich Unternehmen,<br />

die kleinere Produktchargen<br />

oder ein Nischenprodukt haben, die<br />

Frage stellen, ob sie den Aufwand für<br />

ein spezifisches Marktsegment wie<br />

Großbritannien leisten können, wenn<br />

sie kosteneffizient arbeiten wollen.<br />

Susanne Schwab<br />

susanne.schwab@konradin.de<br />

54 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


(Bild: BVMed)<br />

Dr. Marc-Pierre Möll<br />

ist Geschäftsführer<br />

des Bundesverbandes<br />

Medizintechnologie<br />

e. V. in Berlin<br />

sowie Geschäftsführer<br />

von Medinform,<br />

dem Informations-<br />

und Seminarservice<br />

des BVMed<br />

Gute Chancen für ein gegenseitiges<br />

Abkommen für Medizinprodukte<br />

„Wichtig für unsere Unternehmen ist es, dass es bis Juni<br />

2023 eine Übergangsfrist für CE-gekennzeichnete Produkte<br />

nach MDD/AIMDD und MDR gibt. Zur Ausgestaltung der<br />

nationalen Regelungen, beispielsweise zur künftigen Registrierung<br />

von Medizinprodukten in Großbritannien, gibt es<br />

noch zahlreiche offene Fragen.<br />

Der BVMed setzt sich weiter für ein Gegenseitiges Anerkennungs-Abkommen<br />

(MRA) für Medizinprodukte zwischen<br />

der EU und Großbritannien ein. Wir sehen gute<br />

Chancen zur Verhandlung eines MRAs speziell für Medizinprodukte,<br />

weil man in diesem Bereich bereits mit den Anforderungen<br />

an die CE-Kennzeichnung einen gemeinsamen Startpunkt hat und anders<br />

als mit anderen Zulassungssystemen keine Kompromisse verhandeln muss.<br />

Denn es ist für beide Seiten prioritär, doppelte Konformitätsbewertungsverfahren<br />

zu verhindern.<br />

Ebenso wichtig ist es, den Zugang zu klinischen Daten im Rahmen eines Abkommens<br />

sicherzustellen. So hat Großbritannien aktuell die transparentesten „Real<br />

Life“-Versorgungsdaten, aus denen Daten als Grundlage für „Health Technology Assessments“<br />

(Technologiebewertungen, HTA) herangezogen werden können.“<br />

(Bild: iVAM)<br />

Dr. Thomas R.<br />

Dietrich leitet als<br />

CEO den IVAM Fachverband<br />

für Mikro<strong>technik</strong><br />

e.V. mit Sitz<br />

in Dortmund<br />

Irland wird die Rolle Großbritanniens<br />

als Innovator in der EU übernehmen<br />

„Das Vereinigte Königreich ist nun offiziell aus der Europäischen<br />

Union ausgetreten. Dies wird negative Auswirkungen<br />

auf alle Bereiche der industriellen Produktion und Lieferketten,<br />

aber auch in öffentlichen Bereichen wie dem Gesundheitswesen<br />

haben. Als IVAM Fachverband für Mikro<strong>technik</strong><br />

begrüßen wir ausdrücklich, dass es wenigstens ein Handelsund<br />

Kooperationsabkommen zwischen Großbritannien und<br />

der EU gibt, sodass die für beide Märkte wichtige Zusammenarbeit weiterhin organisiert<br />

werden kann. Trotzdem wird es weitgehende Änderungen in der Zusammenarbeit<br />

geben: Durch die Einschränkungen der Reisefreiheit und freien Arbeitsplatzwahl,<br />

wird der Personalmangel im britischen Gesundheitssystem weiter verschärft. Die Entwicklung<br />

von Pharmazeutika und Medizin<strong>technik</strong>-Produkten wird erschwert durch nun<br />

getrennte Zulassungsverfahren. Und der Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern,<br />

ein Motor für den Fortschritt, wird nur noch eingeschränkt möglich sein.<br />

Großbritannien hatte sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Zentrum für Innovationen<br />

gerade im Bereich Biotechnologie und Medizin<strong>technik</strong> entwickelt. Innerhalb<br />

der EU wird dieser Rang nun voraussichtlich von Irland übernommen werden. Viele Unternehmen<br />

aus dem Vereinigten Königreich haben deshalb bereits Niederlassungen in<br />

Irland gegründet. Trotzdem ist Großbritannien aber weiterhin ein wichtiger Nachbar in<br />

Europa. Wir als IVAM wollen weiter mit den dortigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />

zusammenarbeiten und werden alles für uns mögliche tun, um britische<br />

Partner in der EU und umgekehrt zu unterstützen.“<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 55


■ [ INNOVATIONEN ]<br />

Automatisiert mit<br />

dem Laser markieren<br />

Automatisierung | Die Lasermarkierung von Medizinprodukten<br />

lässt sich als Prozess automatisieren. Das<br />

senkt die Personalkosten pro Stück deutlich und steigert<br />

die Effizienz.<br />

Die Medical Device Regulation kommt und mit ihr die<br />

Pflicht, bestimmte Medizinprodukte gemäß der Vorgaben<br />

zu markieren. Für die Hersteller heißt das, Fertigungsprozesse<br />

durch einen weiteren Schritt zu ergänzen, zum Beispiel durch<br />

die Lasermarkierung. Mit Automatisierungslösungen, wie sie<br />

Zeltwanger Laser Robotic Applications aus Dußlingen anbietet,<br />

lässt sich die Markierung nach eigenen Angaben besonders effizient<br />

und flexibel umsetzen.<br />

Für die Automatisierung bereits bestehender Lasermarkieranlagen<br />

und Handarbeitsplätze hat Zeltwanger die Anlagenplattform<br />

X-Load Cobot entwickelt. Diese kann mit einer Vielzahl an Lasermarkieranlagen<br />

von unterschiedlichen Herstellern kombiniert<br />

werden. Die Standardausführung besteht aus einer Andocksta -<br />

tion, einem kollaborierenden Roboter und einem Traywagen, in<br />

dem die Bauteile lagern. Eine Ergänzung auf bis zu drei Tray -<br />

wagen ist möglich, wobei der Footprint der Plattform kompakt<br />

bleibt. Da in der Anlage ein kollaborierender Roboter tätig ist,<br />

hat der Werker jederzeit Zugang zur Lasermarkieranlage, die<br />

auch unverändert manuell bedient werden kann.<br />

Für hochkomplexe Laserbeschriftungsprozesse, die schnell und<br />

vollständig automatisiert ablaufen sollen, bietet sich die One-<br />

(Bild: Zeltwanger)<br />

Sowohl für bestehende Anlagen zum Lasermarkieren als auch<br />

für neue Prozesse gibt es passende Automatisierungslösungen<br />

Box-Lösung X-Cell Med von Zeltwanger an. Hier sind Roboter,<br />

Zuführung und Markierlaser innerhalb einer Zelle integriert. Der<br />

Roboter bewegt die Bauteile unter dem Beschriftungslaser. Das<br />

ermöglicht es, auch Drehteile oder Komponenten mit komplexen<br />

Geometrien wie Endoskope zu markieren. Ein Umspannen ist<br />

dafür nicht erforderlich. Die intelligente Bedienoberfläche lässt<br />

sich ohne Programmierkenntnisse nutzen, und ein neues Bauteil<br />

kann innerhalb weniger Minuten eingerichtet werden. Das modulare<br />

Konzept der X-Cell ermöglicht die Anwendung als reine<br />

Stand-alone-Lösung oder als Teil einer Produktionslinie.<br />

Sowohl X-Load Cobot als auch X-Cell Med sind speziell für die<br />

Anforderungen in der Medizin<strong>technik</strong> entwickelt worden. Automation<br />

und die integrierte Produktdatenbank schließen Fehler<br />

von Werkern aus. Darüber hinaus können durch eine Auftragsverwaltung<br />

bereits kleine Losgrößen automatisiert beschriftet<br />

werden. Zeltwanger berät Auftraggeber zu kundenspezifischen<br />

Entwicklungen und bietet auch Montage- und Prüfanlagen auf<br />

Basis standardisierter Prozesse und Architekturen an.<br />

Zeltwanger Laser Roboter Applications, Dußlingen<br />

www.zeltwanger.de<br />

Firmenscout (Redaktion/Anzeige)<br />

B&R Industrial<br />

Automation ......................... 10<br />

Bayern Innovativ<br />

Ges. f. Innovation ........ 10, 55<br />

Bioregio Stern ..................... 10<br />

Brainlab ................................ 41<br />

Brecht ................................... 26<br />

Bundesamt für Soziale<br />

Sicherung (BAS)..................<br />

37<br />

Bundesinstitut für<br />

Arzneimittel und Medizinprodukte<br />

(BfArM)...............<br />

40<br />

Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung<br />

(BMBF) .................................. 40<br />

Bundesministerium für Gesundheit<br />

(BMG)..................<br />

36<br />

Bündnis Junge Ärzte ......... 14<br />

Bürkert Werke .....................11<br />

Bvitg ............................... 37, 40<br />

BVMed ........................... 37, 55<br />

Ceramtec .............................. 10<br />

Charité<br />

Universitätsmedizin .......... 41<br />

Chr. Mayr Antriebs<strong>technik</strong> ..17<br />

Citizen Machinery Europe ..2<br />

Cogitron ............................... 42<br />

Coherent Munich ............... 28<br />

Dassault Systemes<br />

Deutschland .......................25<br />

Dentalpoint ......................... 10<br />

DKE Deutsche Kommission<br />

Elektro<strong>technik</strong> Elektronik<br />

Informations<strong>technik</strong> ........ 42<br />

Dr. Fritz Faulhaber ..........3,57<br />

Drägerwerk ......................... 41<br />

Esd Electronics .................... 22<br />

ETHZ ...................................... 49<br />

Europäische Kommission ... 9<br />

EXSAL c/o Palexpo SA ........29<br />

FLG Automation ................. 13<br />

Fortiss ................................... 42<br />

Forum Institut für<br />

Management ......................51<br />

Fourier Intelligence ........... 13<br />

Fraunhofer IPA .................... 34<br />

Fraunhofer IWKS ................ 12<br />

Fraunhofer PAMB ............... 34<br />

German Trade and<br />

Invest (Gtai).........................<br />

52<br />

GROB-WERKE ..............19, 58<br />

Hamilton Medical .............. 20<br />

Hartmetall Werkzeugfabrik<br />

Paul Horn ...................... 26, 60<br />

Infoteam Software ...........13<br />

Institut für Hochfrequenz<strong>technik</strong><br />

(IHF), Aachen ....... 34<br />

Institut für Klinische<br />

Anatomie und<br />

Zellanalytik .......................... 10<br />

Institut für Material -<br />

wissenschaften (IFM) ....... 48<br />

Ired Institut ......................... 12<br />

IVAM ...................................... 55<br />

John Deere ............................. 8<br />

Kratzer .................................27<br />

Landesmesse Stuttgart ......9<br />

Magic-Leap .......................... 41<br />

Maxon Motor ...................... 13<br />

Medartis ............................... 12<br />

Medicines and Healthcare<br />

products Regulatory<br />

Agency (MHRA) .................. 52<br />

Medizininformatik-<br />

Initiative (MII) ..................... 40<br />

Messe Berlin ........................ 40<br />

Messe Erfurt ........................ 11<br />

Messe Stuttgart ................. 12<br />

MHRA .................................... 54<br />

Micrometric ......................... 28<br />

Nürnberg Messe ................ 11<br />

Oerlikon Balzers ................. 18<br />

Oerlikon Surface Solutions<br />

AG Pfäffikon ........................39<br />

OFS ........................................47<br />

P. E. Schall ............................. 10<br />

Pansatori .............................. 16<br />

Pfeiffer Vacuum .................57<br />

Protolabs .............................. 16<br />

Psilkon ..................................31<br />

RCT Reichelt<br />

Chemie<strong>technik</strong> ...........49, 57<br />

SABIC Innovative Plastics .23<br />

Schilling Engineering ........ 12<br />

SCHURTER ...........................48<br />

Schurter ................................ 20<br />

Schwanog Siegfried<br />

Güntert ................................41<br />

Schweizer ............................57<br />

Sigfox .................................... 44<br />

Spectaris ................. 37, 52, 54<br />

Spitzenverband Digitale<br />

Gesundheitsversorgung<br />

SVDGV .................................. 47<br />

Statistisches Bundesamt<br />

(Destatis) ................................ 8<br />

Stäubli .................................. 30<br />

Stoq Managementservice<br />

...................................... 50<br />

STZ Euro Steinbeis<br />

Transferzentrum ................ 24<br />

Susumu ................................ 58<br />

Telekom ................................ 34<br />

UC Davis Medical<br />

Center ................................... 41<br />

Universität Halle-Wittenberg<br />

.......................................... 8<br />

Universitätsklinikum<br />

Bonn ...................................... 34<br />

Universitätsklinikum<br />

Düsseldorf ........................... 34<br />

VDE ........................................ 40<br />

VDI -TLS ................................... 8<br />

Vitalbase .............................. 44<br />

Vodafone .............................. 34<br />

Ward Automation .............. 30<br />

WEBER Instrumente ............5<br />

Wirthwein Medical ........... 32<br />

Zahoransky .......................... 13<br />

Zeltwanger .......................... 56<br />

ZORN Maschinenbau ........49<br />

ZVEI ....................................... 37<br />

56 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


medizin&<strong>technik</strong> präsentiert Ihnen Partner für die Medizin<strong>technik</strong>.<br />

Antriebs<strong>technik</strong> Automatisierung Bildverarbeitung<br />

Design Elektrische Bauteile<br />

Entwicklung und Komponenten Fertigung<br />

IT für die Medizin<strong>technik</strong> Kunststoff <strong>technik</strong><br />

Laser <strong>technik</strong> Mikrosystem<strong>technik</strong>/Nanotechnologie<br />

Montage/Handhabung Oberflächen <strong>technik</strong><br />

Qualitäts sicherung Reinraum <strong>technik</strong> Schläuche<br />

Sensorik Sterilisation Verbindungs<strong>technik</strong><br />

Verpackungs <strong>technik</strong> Werk stoffe<br />

Werkzeug-/Formen bau Werkzeug maschinen<br />

Hier finden Sie leistungsstarke Lieferanten, Dienstleister und<br />

kompetente lösungsorientierte Partner für Medizin<strong>technik</strong>!<br />

Weitere Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und<br />

Leistungsspektrum finden Sie im Firmenverzeichnis auf medizinund-<strong>technik</strong>.de.<br />

Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-<br />

Firmenprofile.<br />

Bookmark!<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/firmenverzeichnis<br />

ANTRIEBSTECHNIK<br />

FEDERN<br />

KOMPONENTEN + SYSTEME<br />

Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co. KG<br />

www.faulhaber.com/de<br />

Antriebslösungen an der Grenze des technisch Machbaren<br />

mit einzigartiger Zuverlässigkeit und Präzision –<br />

dafür steht FAULHABER. Der Antriebsspezialist ist eines<br />

der innovativsten Unternehmen Deutschlands und bietet<br />

das weltweit umfangreichste Portfolio an Miniaturund<br />

Mikroantriebstechnologien. Vom leistungsstarken<br />

DC-Motor mit 200 mNm Dauerdrehmoment bis zum<br />

filigranen Mikroantrieb mit 1,9 mm Außendurchmesser<br />

umfasst das FAULHABER Standardportfolio mehr als 25<br />

Mio. Möglichkeiten, ein optimales Antriebssystem für<br />

eine Anwendung zusammenzustellen. Dieser Technologiebaukasten<br />

ist zugleich die Basis für Modifikationen,<br />

um auf besondere Kundenwünsche hinsichtlich Sonderausführungen<br />

eingehen zu können.<br />

Schweizer GmbH & Co. KG<br />

www.schweizer-federn.de<br />

Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen bietet<br />

bereits seit 1986 technische Federn in allen Variationen.<br />

Am Rande der schwäbischen Alb fertigen ca. 120 Mitarbeiter<br />

hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile<br />

aus allen gängigen Federmaterialien in Klein- und Großserien.<br />

Das umfangreiche Produktportfolio der Schweizer<br />

GmbH & Co. KG umfasst:<br />

• Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />

• Draht- und Stanzbiegeteile<br />

• Mikrofedern und Laserschneidteile<br />

RCT® Reichelt Chemie<strong>technik</strong> GmbH + Co.<br />

www.rct-online.de<br />

Reichelt Chemie<strong>technik</strong> steht für das Prinzip<br />

„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />

mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />

und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />

Das Angebot von Reichelt Chemie<strong>technik</strong> umfasst<br />

ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauch<strong>technik</strong>,<br />

Verbindungselemente, Durchfluss<strong>technik</strong>,<br />

Labor<strong>technik</strong>, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />

Filtration und Antriebs<strong>technik</strong> stammen.<br />

Reichelt Chemie<strong>technik</strong> GmbH + Co.<br />

Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />

Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />

VAKUUMTECHNIK + VAKUUMPUMPEN<br />

Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und Leistungsspektrum<br />

finden Sie im Firmenverzeichnis auf medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />

Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />

Bookmark!<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/firmenverzeichnis<br />

Pfeiffer Vacuum GmbH<br />

www.pfeiffer-vacuum.com<br />

Pfeiffer Vacuum steht weltweit für innovative und<br />

individuelle Vakuumlösungen, für technologische<br />

Perfektion, kompetente Beratung, zuverlässigen<br />

Service und ist der einzige Anbieter von Vakuum<strong>technik</strong><br />

mit einem kompletten Produktportfolio:<br />

Ein komplettes Programm an hybrid- und magnetgelagerten<br />

Turbopumpen, Vorvakuumpumpen, Lecksuchern,<br />

Mess- und Analysegeräten, Bauteilen sowie<br />

Vakuumkammern und -systemen. Produkte und<br />

Lösungen von Pfeiffer Vacuum finden Anwendung in<br />

den Märkten Analytik, Industrie, Forschung & Entwicklung,<br />

Beschichtung und Halbleiter.<br />

01/2021 medizin&tec hn i k 57


ISSN 1863–7604<br />

■ [ INNOVATIONEN ]<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag<br />

Robert Kohlhammer GmbH<br />

Anschrift: Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />

Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

REDAKTION<br />

Chefredakteurin:<br />

Redaktion:<br />

Ständige freie<br />

Mitarbeit:<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Layout:<br />

ANZEIGEN<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Dr. Birgit Oppermann (op),<br />

Phone +49 711 7594–459<br />

Susanne Schwab (su),<br />

Phone +49 711 7594–444<br />

Bettina Gonser (bg),<br />

Sabine Koll (sk)<br />

Daniela Engel,<br />

Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax +49 711 7594–1452<br />

E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Ana Turina,<br />

Phone +49 711 7594–273<br />

Joachim Linckh,<br />

Phone +49 711 7594–565,<br />

Fax +49 711 7594–1565<br />

Auftragsmanagement: Matthias Rath,<br />

Phone +49 711 7594–323,<br />

Fax +49 711 7594–1323<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 15 vom 1.10.2020<br />

ABONNEMENTS<br />

Leserservice:<br />

medizin&<strong>technik</strong>,<br />

Phone +49 711 7252–209,<br />

E-Mail: konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: 6 x jährlich<br />

Bezugspreis:<br />

Inland jährlich 74,10 € inkl. Versandkosten und MwSt;<br />

Ausland: 80,10 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 12,40 €<br />

(inkl. MwSt zzgl. Versand).<br />

Für Schüler, Studenten und Auszubildende gegen Nachweis:<br />

Inland 41,70 € inkl. Versand u. MwSt., Ausland 47,70 € inkl. Versand.<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit:<br />

Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des<br />

ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten<br />

Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum<br />

Quartalsende. Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen<br />

oder höherer Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />

Großbritannien/Irland:<br />

Jens Smith Partnership<br />

The Court, Long Sutton<br />

GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA<br />

Phone 01256 862589<br />

Fax 01256 862182<br />

E-Mail: jsp@trademedia.info<br />

Japan:<br />

USA:<br />

Mediahouse Inc.<br />

D.A. Fox Advertising Sales<br />

Kudankita 2-Chome Building Inc. Detlef Fox<br />

2–3–6, Kudankita 5 Penn Plaza, 19th Floor<br />

Chiyoda-ku, Tokyo 102 New York, NY 10001<br />

Phone 03 3234–2161 Phone +1 212 8963881<br />

Fax 03 3234–1140 Fax +1 212 6293988<br />

E-Mail: detleffox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle in medizin&<strong>technik</strong> erscheinenden<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch<br />

Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich welcher Art,<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2021 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Neue Maschinengröße der bewährten G-Serie<br />

Universalmaschine G150 für die automatisierte und<br />

digitalisierte Produktion von Medizinprodukten<br />

(Bild: Grob-Werke)<br />

Von der Einzelfertigung bis zur Serie können<br />

mit dem Maschinenkonzept der<br />

Grob-Werke GmbH & Co. KG aus Mindelheim<br />

Werkstücke aus höchst anspruchsvollen<br />

Materialien wie Titan oder Kobalt-<br />

Chrom-Legierungen 5-achs-simultan bearbeitet<br />

sowie kosteneffizient automatisiert<br />

und digitalisiert werden. Erfolgsrezept<br />

der neu entwickelten Maschine G150<br />

ist ihre horizontale Achsanordnung.<br />

Eine hohe Zerspanungsleistung wird gewährleistet<br />

durch die ausgewogene Stabilität<br />

sowie beste Zugänglichkeit, wodurch<br />

auch der Einsatz kurzer Werkzeuge möglich<br />

ist, so der Anbieter. Die hohe Raumgenauigkeit<br />

sorgt darüber hinaus für eine<br />

sehr gute Oberflächengüte sowie hohe<br />

Form- und Lagetoleranzen bei komplexen<br />

Bauteilen. Die besondere Kinematik ermöglicht<br />

den massiv reduzierten Einfluss<br />

von Spänen durch Überkopfbearbeitung<br />

und gewährleistet beispielsweise die Bearbeitung<br />

von Osteosyntheseplatten in einer<br />

Aufspannung. Durch ihre Kombination<br />

aus werkstatttauglicher Ergonomie<br />

und Automatisierbarkeit, eignet sich die<br />

Universalmaschine für den Job-Shop-Bereich<br />

genauso gut wie für die Serienproduktion.<br />

Mit den modular entwickelten<br />

Web Applikationen von Grob-Net4Industry<br />

kann die Produktion transparent dokumentiert<br />

und der manuelle Aufwand<br />

enorm reduziert werden.<br />

Grob-Werke, Mindelheim<br />

www.grobgroup.com<br />

Dünnfilmwiderstände<br />

Metallische Dünnschichtwiderstands-Serie sorgt für<br />

maximale Genauigkeit und hohe Langzeitstabilität<br />

Die metallischen Dünnfilmwiderstände<br />

der metrischen RG0603-Serie (0201<br />

inch) des japanischen Herstellers Susumu<br />

zeichnen sich durch Exaktheit aus. Sie<br />

sind mit Werten von 100 Ω bis 40 kΩ erhältlich.<br />

Ihre Toleranz liegt zwischen<br />

±0,1 % (Code B) und ±0,5 % (Code D).<br />

Bei 85 °C sind sie mit bis zu 63 mW belastbar.<br />

Bei einer Betriebstemperatur zwischen<br />

25 °C bis 125 °C beträgt ihr Temperaturkoeffizient<br />

lediglich ±25 ppm/°C.<br />

Der Dünnschichtaufbau macht diese Widerstände<br />

extrem rauscharm. Dank einer<br />

anorganischen Passivierung sind sie korrosionsbeständig<br />

und resistent gegenüber<br />

atmosphärischen Schwefelverbindungen.<br />

Eine schleichende Veränderung der Widerstandswerte<br />

durch Silbermigration<br />

und Bildung von Silbersulfid ist nahezu<br />

ausgeschlossen. Bei entsprechenden Tests<br />

zur Langzeitstabilität war ihre Drift nach<br />

10000 Stunden geringer als ±0,1 %, teilt<br />

der Anbieter mit. Die RG-Widerstände<br />

(Bild: Susumu)<br />

eignen sich für den Einsatz in medizintechnischen<br />

Geräten. Sie sind blei- und<br />

halogenfrei sowie RoHS-konform. Für die<br />

SMD-Montage im Reflow-Verfahren konzipiert,<br />

können sie mindestens 30 s lang<br />

einer Löttemperatur von 235 °C ausgesetzt<br />

werden.<br />

Susumu Deutschland, Eschborn<br />

www.susumu.de<br />

58 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021


MEILEN<br />

STEINE<br />

Kühle Kugel<br />

Manchmal trifft sich das Mystische mit<br />

dem Nützlichen: Wenn der Körper fiebert,<br />

wäre ein Wadenwickel sicher eine<br />

gute Idee. Aber um 1500 gab es noch<br />

eine andere Therapie, die den physikalischen<br />

Effekt des nassen Stoffes übertreffen<br />

sollte. Einer glasklaren Kugel<br />

aus Bergkristall schrieben die Menschen<br />

über das Kühlen hinaus eine heilende<br />

Wirkung zu: Bergkristall, eine<br />

Varietät des Minerals Quarz, sollte<br />

zum Beispiel bei Magenbeschwerden<br />

helfen. Diese Idee geht auf die Antike<br />

zurück. Nicht nur Pflanzen hätten<br />

demnach eine heilende Wirkung, sondern<br />

auch Minerale. Im Mittelalter<br />

wurde dieser Ansatz unter anderem<br />

bei Hildegard von Bingen und in der<br />

Klostermedizin immer wieder verfolgt<br />

– weshalb die Kühlkugel aus Bergkristall<br />

auch in der Ausstellung „Medicus –<br />

1500<br />

Die Kraft der Steine<br />

Damit die heilende<br />

Kristallkugel keinen<br />

Schaden nahm, gab<br />

es eigens ein Futteral<br />

(Bild: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum;<br />

Foto: Carolin Breckle )<br />

die Macht des Wissens“ im Historischen<br />

Museum der Pfalz in Speyer bis<br />

Sommer 2021 zu sehen ist – sobald der<br />

Besuch coronabedingt wieder möglich<br />

ist. Bis dahin sind Videos unter „Medicus<br />

Digital“ verfügbar.<br />

museum.speyer.de/aktuell/medicus<br />

Industrie<br />

fachjobs24.de – hier finden Arbeitgeber<br />

qualifizierte Fachund<br />

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Preis zzgl. MwSt<br />

Zum Schluss<br />

Cyborg im Homeoffice | Wir werden immer digitaler. Dadurch gewinnt<br />

das Konzept menschlicher Augmentation – also die Neuerschaffung<br />

oder Steigerung körperlicher und geistiger Fähigkeiten – an Bedeutung.<br />

Das zeigen Beispiele wie Gehirn-Computer-Schnittstellen in der<br />

Medizin oder Exoskelette im OP. Aber wie sieht es aus mit Chip-<br />

Implantaten im Gehirn zur Selbstoptimierung? Könnte ich dann<br />

morgens perfekt gestylt und Pilates-gestärkt im Homeoffice sitzen<br />

und – per Kontaktlinse direkt vernetzt mit Redaktionssystem und<br />

Internet – in Nullkommanichts meine Beiträge schreiben? Die nächste<br />

Heftabgabe wäre dann ein Klacks. Immerhin: Laut einer<br />

Kaspersky-Studie würden 90 Prozent der Befragten ihren<br />

Körper technologisch optimieren lassen, dauerhaft<br />

oder vorübergehend. Ganz oben auf ihrer Wunschliste:<br />

körperliche Gesundheit, mehr Kraft, besseres<br />

Sehvermögen und ein attraktiverer Körper. Gut, das<br />

kommt jetzt nicht überraschend. Aber eins wird dabei<br />

auch klar: Im Geiste hat dieser Teil der Menschheit<br />

die Pandemie schon überwunden, denn fürs Homeoffice<br />

allein wär die ganze Mühe doch fast zu schade.<br />

Einzigartiges Netzwerk zielgruppenspezifischer<br />

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Susanne Schwab<br />

Redakteurin<br />

medizin&<strong>technik</strong><br />

Arbeitswelt<br />

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Wissen<br />

34<br />

Online-Partner<br />

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60 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021

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