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medizin&technik 01.2021

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VISIONEN<br />

FÜR EINEN GUTEN SCHNITT<br />

Skalpelle | Wenn es ein Instrument gibt, dass den Beruf des Chirurgen symbolisiert,<br />

dann ist es wohl das Skalpell. Bereits seit Tausenden von Jahren im Einsatz, bleibt<br />

es in der Chirurgie auch heute unentbehrlich. Und ob nun mit der Stahlklinge oder<br />

dem Laser geschnitten wird – einen guten Schnitt zu machen, benötigt Fingerspitzengefühl<br />

und Können.<br />

„Das Messer bitte“ – geht es um den ersten<br />

Schnitt in oder unter die Haut, ist das Skalpell<br />

das chirurgische Instrument der Wahl.<br />

Es mit der nötigen Kraft und gleichzeitig der<br />

erforderlichen Genauigkeit zu führen, erfordert<br />

Geschicklichkeit und viel Übung. Sein<br />

Schneideverhalten ändert sich meist abhängig<br />

vom Winkel, in dem es gehalten wird.<br />

Daher gibt es inzwischen für die unterschiedlichen<br />

Einsatzgebiete Skalpelle in den<br />

verschiedensten Größen, Formen und Materialien<br />

– von wenige Millimeter langen Klingen<br />

für zum Beispiel Haartransplantationen,<br />

bis hin zu über 12 Zentimeter langen<br />

oder extra verstärkten, zum Beispiel für den<br />

orthopädischen Einsatz. Es gibt Einweg- wie<br />

Mehrwegskalpelle, Skalpelle mit auswechselbarer<br />

oder feststehender Klinge.<br />

Aber auch ganz andere „Klingen“ stehen<br />

dem Arzt inzwischen zur Verfügung. Denn<br />

schneiden lässt sich nicht nur mit Stahl, Diamant,<br />

Titan, Keramik, Feuerstein und Obsidian,<br />

in klassischer oder abgewandelter Messerform,<br />

sondern auch mit Strom, Radiowellen,<br />

Wasser, Ultraschall, Laser- oder Plasmaenergie:<br />

So wird das Elektroskalpell (auch<br />

Hochfrequenz-Methode genannt) bei praktisch<br />

allen Routineoperationen eingesetzt.<br />

Denn mit ihm wird das Gewebe mittels<br />

hochfrequentem Wechselstrom durch Erwärmung<br />

„geschnitten“ – und dadurch<br />

gleichzeitig eine Blutungsstillung der betroffenen<br />

Gefäße erreicht. Man spricht hierbei<br />

von Elektrokaustik (vom griechischen<br />

Wort „kaustos“ für „verbrannt“). Den gleichen<br />

vorteilhaften Effekt, nur mit einer noch<br />

höheren Genauigkeit, erzielen auch Laserund<br />

Plasmaskalpelle, die, wie ihre Namen<br />

verraten, mit einem Laser- oder Plasmastrahl<br />

das Gewebe kauterisieren.<br />

Auch mit einem wenige Mikrometer dünnen<br />

Wasserstrahl lässt sich präzise schneiden.<br />

Sein Druck kann an die unterschiedlichen<br />

Gewebefestigkeiten angepasst werden.<br />

Dadurch kann man mit ihm erkranktes<br />

Gewebe aus dem Körper entfernen, ohne<br />

dabei das feine Geflecht von Blutgefäßen<br />

und Nervenbahnen zu verletzen – ähnlich<br />

wie man mit einem Gartenschlauch Erde<br />

wegspülen kann, ohne die Wurzeln der<br />

Pflanzen zu zerstören.<br />

Anke Biester<br />

Wissenschaftsjournalistin in Aichstetten<br />

D<br />

as Wort Skalpell leitet sich aus dem lateinischen Begriff „scalpellum“ her, einer Verkleinerungsform<br />

von „scalprum“, „Messer“. Solch „kleine Messer“ verwendeten bereits die<br />

Menschen der Steinzeit. Sie schlugen einen Feuerstein frisch zu einer Klinge, die schärfer war<br />

als Stahl und durch das Erhitzen beim Abschleifen sogar steril.<br />

Dafür sprechen steinzeitliche Funde von Schädelknochen. Die zu Lebzeiten des Patienten<br />

herausgeschnittenen Stellen (Trepanation) sind als Löcher erkennbar. Bei zwei Dritteln der<br />

gefundenen Schädel waren sie augenscheinlich gut verheilt.<br />

Feuerstein wird noch heute manchmal in der Schönheits chirurgie eingesetzt, da die Klingen<br />

nicht nur sehr scharf sind, sondern die unebene, schuppige Oberfläche des Steins zu einem<br />

guten Wundverschluss und geringerer Narbenbildung führt.<br />

(Bild: adragan/stock.adobe.com)<br />

6 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021

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