medizin&technik 01.2021
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sind Hilferufknöpfe, wie sie in spanischen<br />
Krankenhäusern eingesetzt werden. Anders<br />
als herkömmliche Krankenhaus-Paging-Systeme<br />
müssen diese SOS-Knöpfe<br />
nicht über drahtgebundene Netzwerke<br />
bereitgestellt werden.<br />
0G plus KI helfen, rechtzeitig<br />
einen Hilferuf abzusetzen<br />
Ebenfalls darüber laufen an das IoT angebundene<br />
Bewegungsmelder, die Stürze<br />
erkennen. Innovative Start-ups wie Vitalbase<br />
aus dem französischen Canéjan nutzen<br />
diese Technologie bereits in Kombination<br />
mit KI-Algorithmen. Das beschleunigt<br />
den Prozess eines Hilferufs bei Personen,<br />
die sich sozial isolieren müssen oder<br />
in Quarantäne befinden, wie es in der<br />
Pandemie häufig gefordert ist. Das Produkt<br />
Senioradom wurde beispielsweise so<br />
konzipiert, dass es automatisch alle potenziellen<br />
Verhaltens anomalien eines<br />
Sturzes, eines Ohnmachtsgefühls oder einer<br />
sich verschlechternden psychischen<br />
Verfassung wie Alzheimer erkennt.<br />
Um solche Lösungen und weitere Digitalisierungsmaßnahmen<br />
praktikabel zu<br />
machen, sollte nicht nur die Installa tion<br />
der Geräte, die über das 0G-Netz kommunizieren,<br />
sondern auch das Daten -<br />
management relativ einfach sein. Das Zusammenführen<br />
von IoT-Daten-Feeds mit<br />
den persönlichen Daten eines Patienten<br />
kann in zentralisierten Systemen auf Anwendungsebene<br />
erfolgen. Dadurch kann<br />
das Übertragen persönlich identifizier -<br />
barer Informationen (PII) über IoT-Feeds<br />
vermieden werden.<br />
Die genannten Anwendungen sind die<br />
ersten, mit denen Akteure aus dem Gesundheitsweisen<br />
bei der weltweiten Einführung<br />
des 0G-Netzes Erfahrungen gemacht<br />
haben. Weitere sollen folgen und<br />
stehen zum Teil kurz vor dem Rollout.<br />
Gerätehersteller, die das 0G-Netz und<br />
die 0G-Cloud als Schnittstelle zur IoT-<br />
Welt nutzen wollen, müssen ihre Geräte<br />
für 0G befähigen. Im Detail heißt das: Die<br />
Applikationscloud muss entwickelt werden.<br />
Für den Anwender aber zählt letztlich<br />
die Gesamtlösung. Diese entsteht aus<br />
dem Zusammenspiel zwischen dem Ge -<br />
rätehersteller, der von der Wartung über<br />
die MDR-Dokumentation bis hin zu neuen<br />
Kurz vorgestellt: 0G-Netz<br />
Geschäftsmodellen das IoMT (Internet of<br />
Medical Things) nutzen will, und den Systemintegratoren,<br />
die beispielsweise Logistikapplikationen<br />
für Krankenhäuser entwickeln<br />
und bei der MDR-Inventarisierung<br />
helfen.<br />
IoT-Technologien allein können das<br />
Gesundheitswesen jedoch nicht revolutionieren.<br />
Um sie nutzbringend für eine kontaktlose<br />
Behandlung einsetzen zu können,<br />
muss der gesamte Prozess betrachtet<br />
und gegebenenfalls optimiert werden.<br />
Zum Beispiel könnten medizinische Roboter<br />
mit IoT-Verbindung Proben von Abstrichen<br />
entnehmen, um sie einem Test zuzuführen.<br />
Dabei ist die Frage, wie diese<br />
dann in das Testlabor gelangen. Solange<br />
ein Mensch das möglicherweise biologisch<br />
gefährliche Material sammeln muss,<br />
wäre nur ein Schritt kontaktlos ausgeführt,<br />
eine Infektion aber immer noch<br />
nicht sicher ausgeschlossen.<br />
Technisch gesehen ist aber alles bereit:<br />
Die grundlegende Netzwerkinfrastruktur<br />
für 0G-Netze ist verfügbar und schnell<br />
einsatzbereit. Die meisten Erfahrungen<br />
mit 0G gibt es bisher aus Logistik -<br />
applikationen und in der Überwachung<br />
von Geräten aller Art. Dabei geht es um<br />
Zustandsüberwachung, Diebstahlschutz<br />
oder auch das Sammeln von Daten für<br />
Ein 0G-Netz ist ein so genanntes Low<br />
Power Wide Area Network, ein LPWAN.<br />
Die Lösung, die die französische Sigfox<br />
S.A. anbietet, ist öffentlich auf lizenzfreien<br />
Frequenzbändern verfügbar und kann<br />
für kurze Meldungen von vernetzten Dingen<br />
genutzt werden – ein Breitband-Mobilfunknetz<br />
(4G, 5G) ist also nicht erforderlich.<br />
Solch kleine Statusnachrichten<br />
und Alarmmeldungen von 12 Byte lassen<br />
sich über ein 0G-Netz übertragen, ohne<br />
dass der Nutzer sich selbst ein Netzwerk<br />
aufbauen und darum kümmern muss.<br />
Ein Gerät kann pro Tag bis zu 140 solcher<br />
Meldungen absetzen. Obwohl der Energieverbrauch<br />
für die Nachrichtenübertragung<br />
gering ist, lassen sich mit einem<br />
0G-Netz Daten selbst durch Mauern<br />
übermitteln. Ein Gerät schickt seine Meldung<br />
ohne vorherigen Handshake mit<br />
der Basisstation ab, um bei der Datenübertragung<br />
Zeit und Energie zu sparen.<br />
Ein 0G-Netz ist insgesamt kein Wettbewerber<br />
für 5G oder andere Breitband-<br />
Technologien. Es bietet aber komplementäre<br />
Alternativen für einfache Anwendungen.<br />
In Deutschland deckt das<br />
0G-Netz bereits knapp 90 % der Fläche<br />
ab. Investitionen in die Infrastruktur sind<br />
daher für den Anwender in den meisten<br />
Fällen nicht erforderlich.<br />
Netzbetreiber in Deutschland ist seit Ende<br />
2020 das Schweizer Unternehmen<br />
Heliot. Zur Finanzierung dieser Operator-<br />
Tätigkeit ist der Cube Infrastructure Fund<br />
II bei Heliot eingestiegen. Dieser europäische<br />
Investmentfonds hat sich auf Investitionen<br />
in die Infrastruktur spezialisiert.<br />
Wartungszwecke. Die Kombination aus<br />
Geolokalisierung, Motion-Detektion, eindeutiger<br />
Device-ID, geringem Energieverbrauch<br />
und geringen Übertragungskosten<br />
via 0G-Netz sind eine gute Grundlage für<br />
Digitalisierungsprojekte.<br />
Es wird erwartet, dass das Internet der<br />
medizinischen Dinge IoMT innerhalb des<br />
nächsten Jahrzehnts auf ein Marktvolumen<br />
von weltweit 455 Mrd. Euro anwächst.<br />
Die Planungen, um das Gesundheitswesen<br />
auch mit 0G in das kontakt -<br />
lose Zeitalter zu führen, können also beginnen.<br />
■<br />
Ajay Rane<br />
Sigfox, Labège, Frankreich<br />
www.sigfox.com<br />
Mehr dazu online<br />
Über die Digitalisierung im Gesundheitswesen<br />
sowie Anforderungen und<br />
Möglichkeiten, die sich damit für Medizinprodukte<br />
ergeben, berichten wir<br />
regelmäßig auf unsere Themenseite:<br />
https://medizin-und-<strong>technik</strong>.<br />
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