medizin&technik 01.2021
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(Bild: BVMed)<br />
Dr. Marc-Pierre Möll<br />
ist Geschäftsführer<br />
des Bundesverbandes<br />
Medizintechnologie<br />
e. V. in Berlin<br />
sowie Geschäftsführer<br />
von Medinform,<br />
dem Informations-<br />
und Seminarservice<br />
des BVMed<br />
Gute Chancen für ein gegenseitiges<br />
Abkommen für Medizinprodukte<br />
„Wichtig für unsere Unternehmen ist es, dass es bis Juni<br />
2023 eine Übergangsfrist für CE-gekennzeichnete Produkte<br />
nach MDD/AIMDD und MDR gibt. Zur Ausgestaltung der<br />
nationalen Regelungen, beispielsweise zur künftigen Registrierung<br />
von Medizinprodukten in Großbritannien, gibt es<br />
noch zahlreiche offene Fragen.<br />
Der BVMed setzt sich weiter für ein Gegenseitiges Anerkennungs-Abkommen<br />
(MRA) für Medizinprodukte zwischen<br />
der EU und Großbritannien ein. Wir sehen gute<br />
Chancen zur Verhandlung eines MRAs speziell für Medizinprodukte,<br />
weil man in diesem Bereich bereits mit den Anforderungen<br />
an die CE-Kennzeichnung einen gemeinsamen Startpunkt hat und anders<br />
als mit anderen Zulassungssystemen keine Kompromisse verhandeln muss.<br />
Denn es ist für beide Seiten prioritär, doppelte Konformitätsbewertungsverfahren<br />
zu verhindern.<br />
Ebenso wichtig ist es, den Zugang zu klinischen Daten im Rahmen eines Abkommens<br />
sicherzustellen. So hat Großbritannien aktuell die transparentesten „Real<br />
Life“-Versorgungsdaten, aus denen Daten als Grundlage für „Health Technology Assessments“<br />
(Technologiebewertungen, HTA) herangezogen werden können.“<br />
(Bild: iVAM)<br />
Dr. Thomas R.<br />
Dietrich leitet als<br />
CEO den IVAM Fachverband<br />
für Mikro<strong>technik</strong><br />
e.V. mit Sitz<br />
in Dortmund<br />
Irland wird die Rolle Großbritanniens<br />
als Innovator in der EU übernehmen<br />
„Das Vereinigte Königreich ist nun offiziell aus der Europäischen<br />
Union ausgetreten. Dies wird negative Auswirkungen<br />
auf alle Bereiche der industriellen Produktion und Lieferketten,<br />
aber auch in öffentlichen Bereichen wie dem Gesundheitswesen<br />
haben. Als IVAM Fachverband für Mikro<strong>technik</strong><br />
begrüßen wir ausdrücklich, dass es wenigstens ein Handelsund<br />
Kooperationsabkommen zwischen Großbritannien und<br />
der EU gibt, sodass die für beide Märkte wichtige Zusammenarbeit weiterhin organisiert<br />
werden kann. Trotzdem wird es weitgehende Änderungen in der Zusammenarbeit<br />
geben: Durch die Einschränkungen der Reisefreiheit und freien Arbeitsplatzwahl,<br />
wird der Personalmangel im britischen Gesundheitssystem weiter verschärft. Die Entwicklung<br />
von Pharmazeutika und Medizin<strong>technik</strong>-Produkten wird erschwert durch nun<br />
getrennte Zulassungsverfahren. Und der Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern,<br />
ein Motor für den Fortschritt, wird nur noch eingeschränkt möglich sein.<br />
Großbritannien hatte sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Zentrum für Innovationen<br />
gerade im Bereich Biotechnologie und Medizin<strong>technik</strong> entwickelt. Innerhalb<br />
der EU wird dieser Rang nun voraussichtlich von Irland übernommen werden. Viele Unternehmen<br />
aus dem Vereinigten Königreich haben deshalb bereits Niederlassungen in<br />
Irland gegründet. Trotzdem ist Großbritannien aber weiterhin ein wichtiger Nachbar in<br />
Europa. Wir als IVAM wollen weiter mit den dortigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
zusammenarbeiten und werden alles für uns mögliche tun, um britische<br />
Partner in der EU und umgekehrt zu unterstützen.“<br />
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