medizin&technik 01.2021
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■ [ TECHNIK ]<br />
Mit passendem Werkzeug<br />
das Alu-Stechdrehen im Griff<br />
Werkzeuge | Beim Stechdrehen von Aluminium gab es bei einem Medizin<strong>technik</strong>-<br />
Zulieferer Spanprobleme und Aufbauschneidenbildung. Mittels spezieller Werkzeuge<br />
jedoch ließen sich Kühlrippen für eine Pumpe problemlos herstellen – und für den Bau<br />
von Geräten einsetzen, mit denen Patienten mit schwerem Lungenversagen während<br />
der Corona-Pandemie behandelt werden können.<br />
Für die Pumpe in einem Medizingerät sollten<br />
Kühlrippen aus Aluminium gestochen<br />
werden — eine Herausforderung, die mit<br />
geeignetem Werkzeug und Know-how prozesssicher<br />
zu bewältigen war<br />
Experten nach internen Tests eine<br />
prozess sichere Stechstrategie für die<br />
langspanende Legierung.<br />
(Bild: Horn/Sauermann)<br />
Bei Patienten mit schwerem Lungenversagen<br />
– das zum Beispiel bei einer<br />
Covid-19-Erkrankung auftreten kann –<br />
wird der Körper nicht mehr ausreichend<br />
mit Sauerstoff versorgt. In diesem Fall setzen<br />
Intensivmediziner die so genannte extrakorporale<br />
Membranoxygenierung,<br />
kurz ECMO, ein. Technisch gleicht das<br />
Gerät einer Herz-Lungen-Maschine aus<br />
dem OP: Es übernimmt die Sauerstoffanreicherung<br />
des Blutes. Dazu wird bei-<br />
IHR STICHWORT<br />
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Langspanende Aluminiumlegierung<br />
Bauteile für Medizingeräte<br />
Aufbauschneidenbildung<br />
Werkzeugauswahl<br />
Geeignete Prozessparameter definieren<br />
spielsweise aus der Halsschlagader das<br />
Blut entnommen, durch die Maschine geführt<br />
und über ein großes Blutgefäß an<br />
der Leiste zurück in den Körper gepumpt.<br />
Die zugehörige Pumpe ist neben dem<br />
Membran-Oxygenator selbst, der für die<br />
Sauerstoffanreicherung sorgt, eine der<br />
zentralen Baugruppen der lebenserhaltenen<br />
Maschine.<br />
Bauteile für die Pumpen liefert auch<br />
die Dipl.-Ing. Brecht GmbH aus Wannweil<br />
bei Reutlingen. Beim Stechdrehen von<br />
Kühlrippen für so eine Pumpe mit Wärmetauscher<br />
aus Aluminium beobachteten<br />
die Fachleute jedoch Spanprobleme und<br />
Aufbauschneidenbildung. Da die Geräte<br />
für die Intensivmedizin während der Corona-Pandemie<br />
stark nachgefragt wurden,<br />
war schnelle Abhilfe gefordert. Mit<br />
diesem Thema wandten sich die Wannweiler<br />
an den Werkzeughersteller Paul<br />
Horn GmbH in Tübingen. Innerhalb weniger<br />
Tage entwickelten die Werkzeug-<br />
Lange Späne – Probleme mit<br />
der Aluminiumlegierung<br />
Das Problem beim Stechen der Kühlrippen<br />
beschreibt Brecht-Geschäftsführer<br />
Gordian Hellstern: „Der eingesetzte Werkstoff<br />
ist eine Aluminiumlegierung mit einem<br />
geringen Siliziumanteil, welche aufgrund<br />
der langen Späne und der sich bildenden<br />
Aufbauschneiden nur schwierig<br />
zu bearbeiten ist.“ Neben den langen Spänen<br />
hatten die Wannweiler auch mit hohen<br />
Vibrationen zu kämpfen und mussten<br />
die Vorschübe deutlich zurückstellen.<br />
„Der Zerspanprozess war nicht prozess -<br />
sicher und musste ständig unter Beobachtung<br />
bleiben“, sagt Hellstern.<br />
In dieser zeitlich heiklen Situation<br />
nutzte Hellstern den persönlichen Kontakt<br />
zu Horn-Entwicklungsleiter Dr. Matthias<br />
Luik. Noch am Tag ihres Gesprächs<br />
erhielten die Tübinger Testmaterial für<br />
Zerspanversuche. „Wir konnten in unserem<br />
Testzentrum am nächsten Morgen<br />
mit den Versuchen beginnen“, erzählt<br />
Luik.<br />
Der Fokus lag auf der Abstimmung der<br />
Schnittparameter, den Schneiden- und<br />
Spanformgeometrien sowie bei der zielgerichteten<br />
Kühlung der Scherzone. Die<br />
Fertigungstoleranzen des Bauteils bewegen<br />
sich im Hundertstel-Millimeter-Bereich<br />
– und für ein Sichtteil, das in einem<br />
Medizinprodukt eingesetzt werden soll,<br />
26 medizin&<strong>technik</strong> 01/2021