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Schweiz

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Gut Ding will Weile<br />

haben: Die Käselaibe<br />

lagern mindestens<br />

75 Tage auf Brettern<br />

aus Fichtenholz.<br />

B e l l e l ay<br />

Mönchsköpfe<br />

KÄSEROSEN AUS DEM JURA<br />

N<br />

icht als Scheiben, nicht als Stücke und<br />

auch nicht geschmolzen: Der Tête de<br />

Moine wird für den Verzehr in eine eigenwillige<br />

Form gebracht. Hauchdünn wird er<br />

geschabt und ähnelt so einer zarten Rose.<br />

Die Suche nach Antworten auf die Fragen,<br />

weshalb der Tête de Moine hauchdünn gehobelt<br />

gegessen wird und wie der Käse zu<br />

seinem Namen kam, führt zurück ins<br />

Mittelalter und in das 1136 erbaute Kloster<br />

Bellelay. Der Legende nach sollen die<br />

Mönche, die den Käse herstellten, hin und<br />

wieder nachts in die Küche geschlichen<br />

sein, um ein Stückchen davon zu stibitzen.<br />

Damit niemand das heimliche Käseessen<br />

bemerkte, sollen sie mit dem Messer jeweils<br />

bloss eine dünne Schicht abgeschabt haben.<br />

Und der Name, der übersetzt «Mönchskopf»<br />

bedeutet? Die Bewohner des Klosters sollen<br />

damals ihre Steuern mit Käse beglichen<br />

haben. Dabei galt: pro Mönchskopf ein<br />

Käse. Eine weitere Geschichte hingegen besagt,<br />

dass sich die Franzosen über die Frisur<br />

der Mönche lustig machten und diese mit<br />

der runden Form des Käses verglichen.<br />

Mönche leben im Kloster Bellelay schon<br />

lange keine mehr und auch Käse wird hier<br />

nicht mehr produziert. Denn das ehemalige<br />

Klostergebäude dient bereits seit 1898 als<br />

psychiatrische Klinik und die Abtei wird<br />

heute für Kunstausstellungen und Konzerte<br />

genutzt. Dass die Geschichte des Tête de<br />

Moine nicht zu Ende ging, als die Mönche<br />

während der Französischen Revolution aus<br />

dem Kloster vertrieben wurden, ist vermutlich<br />

den umliegenden Höfen zu verdanken,<br />

welche die Herstellung des Halbhartkäses<br />

übernahmen.<br />

Damit sich ein Käselaib mit der Bezeichnung<br />

Tête de Moine AOP schmücken<br />

darf, müssen während des gesamten Herstellungsprozesses<br />

strenge Richtlinien eingehalten<br />

werden. Das fängt bereits bei der<br />

Fütterung der Kühe an: Von Frühling bis<br />

Herbst grasen die Tiere auf den ausladenden<br />

Juraweiden. Dank der mageren,<br />

kalkhaltigen Böden wächst hier eine grosse<br />

Vielfalt an aromatischen Gräsern und<br />

Kräutern. Im Winter gibt es diese in Form<br />

von Heu.<br />

In der Käserei kommt dann ausschliesslich<br />

Rohmilch in den Kupferkessel. Diese wird<br />

langsam erwärmt und gerinnt nach der Zugabe<br />

von Lab und Milchsäurebakterien.<br />

Nach dem Abfüllen in die Formen und<br />

einem ausgiebigen Salzbad geht der Käse<br />

zur Reifung in den Keller. Bei 90 Prozent<br />

Luftfeuchtigkeit und 13 Grad Celsius ruhen<br />

die Laibe mindestens 75 Tage auf Fichtenbrettern.<br />

Dazwischen werden sie regelmässig<br />

mit Salzlake eingerieben. Bevor die<br />

Käselaibe schliesslich verpackt und in die<br />

ganze Welt verschickt werden, steht eine<br />

letzte Qualitätskontrolle an. Geprüft wird<br />

dabei unter anderem die Schabbarkeit –<br />

schliesslich sollen am Schluss schöne Rosetten<br />

gelingen, die der Hingucker auf<br />

jeder Käseplatte sind und förmlich auf der<br />

Zunge zergehen. c<br />

Wo der Tête de<br />

Moine AOP<br />

herkommt<br />

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