DAS HÄMMERN im Hirn Fast 12 Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden an Migräne. Lesen Sie, was Sie gegen den pulsierenden Kopfschmerz unternehmen können. 8
Typisch für Migräne sind pochende, pulsierende, starke Schmerzen auf nur einer Seite des Kopfes. Sie unterscheidet sich damit vom Spannungskopfweh, das sich drückend, dumpf oder beengend anfühlt, beidseitig oder sogar im ganzen Kopf auftritt und von leichter oder mittlerer Intensität ist. Wer Migräne hat, leidet nicht nur an schlimmen Kopfschmerzen – Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die das Leben sehr stark beeinträchtigen kann. Während es die meisten «nur» ein- bis zweimal im Monat trifft, kämpfen über 250'000 Personen – 85 Prozent davon Frauen – in der Schweiz mit einer chronischen Migräne. Das ist nicht nur für die Betroffenen schlimm, sondern die Attacken haben auch Auswirkungen auf ihr Umfeld. 90 Prozent der Migräne-Geplagten können während einer «Attacke» nicht normal funktionieren oder arbeiten. Der Schmerz ist einfach zu stark. Dazu kommen weitere Symptome wie Übelkeit oder Lichtempfindlichkeit (siehe Box Seite 11). Nicht selten bleibt ihnen nichts anderes übrig, als in einem dunklen Zimmer zu liegen, bis die Qual vorüber ist – was bis zu drei Tage dauern kann. Manchmal ist es sogar so schlimm, dass der Gang zur Notaufnahme nötig wird, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen. So gesehen wirkt sich Migräne auch auf die Wirtschaft aus – auf deren Kosten Jahr für Jahr etwa zwei Millionen Arbeitstage verloren gehen. Überaktive Nervenzellen Neun von zehn Migränikern haben eine familiäre Vorgeschichte, die Gene spielen also bei dieser Krankheit eine wichtige Rolle. Am häufigsten tritt das Leiden im Alter von 25 bis 55 Jahren auf, aber bereits Kinder können betroffen sein. Doch wie entsteht das Hämmern im Hirn überhaupt? Neuesten Vermutungen zufolge entwickelt sich Migräne aufgrund einer Störung des Gleichgewichts von Schmerzzentren beziehungsweise einer Überaktivität von Nervenzellen im Hirnstamm. Dass dreimal mehr Frauen als Männer an Migräne leiden, ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass schwere und häufigere Attacken nicht selten die Folge von Hormonschwankungen während des Zyklus (Eisprung, Menstruation) sind. Zu den wichtigsten Auslösern – sogenannten Triggern – gehört auch körperlicher oder seelischer Stress. Weitere mögliche Trigger: wechselnder Schlaf-wach-Rhythmus, Unregelmässigkeiten im Tagesablauf (z. B. Unterzuckerung, Hungerzustand), bestimmte Nahrungsmittel (z. B. Alkohol oder Molkereiprodukte), Wetter- und Höhenveränderungen, äussere Reize (z. B. Flackerlicht, Licht, Lärm, Gerüche), starke Emotionen (Freude, Trauer, Angst, Schreck), Medikamente (gegen Herzkrankheiten, Potenzmittel) oder verqualmte Räume. Mittel gegen die Qual Nur ein kleiner Teil der Menschen mit Migräne sucht einen Arzt oder Spezialisten auf. Wenn eine Migräne das erste Mal auftritt, ist ein Arztbesuch empfehlenswert. Für schwere Fälle gibt es spezielle Medikamente, sogenannte Triptane. Aber Achtung: Triptane sollte man an nicht mehr als zehn Tagen pro Monat und maximal an drei Tagen in Folge einnehmen, da sonst ein medikamenten- 9