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38 TITELTHEMA<br />

Fridays for ... what?<br />

UND<br />

DANN<br />

UMSO<br />

LAUTER<br />

der Hoffnungslosigkeit.<br />

Aber „je<br />

mehr Individuen<br />

sich zusammentun,<br />

desto mehr<br />

sind es insgesamt“,<br />

und diese<br />

vielen können<br />

sehr wohl etwas<br />

ändern. Wenn<br />

die Politik nur ein<br />

bisschen helfen<br />

würde. Natürlich<br />

müsse die „sich<br />

dem Problem<br />

stellen, dass alle<br />

Interessen ausgeglichen<br />

betrachtet<br />

werden und auch<br />

wirtschaftlich ein<br />

Win-win rauskommt“,<br />

sagt Nicola<br />

Glück. Aber<br />

sie müsse sich<br />

eben auch ein<br />

Stück weit vorwärtsbewegen,<br />

mutig sein. „Das<br />

Klimacamp ist ein<br />

Brennglas für ein<br />

globales Thema“,<br />

die zwölf Forderungen „natürlich lokalpolitisch,<br />

denn das hier ist unser Lebensraum,<br />

und große Städte sind große Emittenten“,<br />

also: Dreckschleudern.<br />

Knapp 60 Personen umfasst der Schichtplan<br />

im Camp, Zwei-Stunden-Schichten und die<br />

Nacht, damit das Lager 24 Stunden besetzt<br />

ist. Alle anderen kommen, gehen, machen<br />

mit, bringen was, Kuchen und heiße Suppe<br />

beispielsweise, ein „toller Partizipationseffekt“,<br />

sagt Nicola Glück, und wie zum Beweis<br />

fragt eine ältere Dame im Vorbeigehen,<br />

„ob der Kuchen denn geschmeckt hat“ und<br />

sie „lieber mal was Warmes bringen“ soll. Sie<br />

© privat<br />

Freitag für Freitag sowie<br />

bei zahlreichen anderen<br />

Demonstrationen standen<br />

die Aktivisten und<br />

Aktivistinnen von „Fridays<br />

for Future“ für ihre Ziele<br />

ein – immer friedlich,<br />

meistens laut, oft störend.<br />

Seit nunmehr einem Jahr<br />

ist die Bewegung dieser<br />

ihrer stärksten Waffe,<br />

der öffentlichen Präsenz,<br />

beraubt. Wie sich das<br />

anfühlt, erzählt Matilda<br />

Tomlin (16), Schülerin der<br />

11. Klasse des Musischen<br />

Gymnasiums Schwabach<br />

und Aktivistin der FFF-<br />

Ortsgruppe Nürnberg.<br />

„Der März 2020 war<br />

krass: Wir hatten eine<br />

große Demo geplant,<br />

die wir dann absagen<br />

mussten. Wir haben<br />

sie zwar nach online<br />

verlegt, aber das war<br />

nicht das Gleiche und<br />

sehr frustrierend. Seitdem<br />

haben wir uns<br />

durchgeschlagen und<br />

uns Alternativen im<br />

Rahmen der Möglichkeiten<br />

überlegt. Ende<br />

September gab es eine<br />

Laufdemo mit 2000,<br />

Mitte November dann<br />

eine Fahrraddemo mit<br />

500 Teilnehmern – was<br />

toll war, denn zum<br />

einen haben wir uns eine Route über den Frankenschnellweg<br />

erkämpft, gegen dessen Ausbau wir<br />

ja demonstrieren, zum anderen gibt uns die Fahrraddemo<br />

eine neue gute Präsenzmöglichkeit, die<br />

wir durch die Abstandsregeln und Masken auf den<br />

normalen Demos nicht mehr haben konnten. Aktuell<br />

geht natürlich fast nichts, es sind nur Kundgebungen<br />

erlaubt – an einem Ort für eine Stunde. Wir haben<br />

viele Aktionen online gemacht, auch Meilensteine<br />

vor dem Nürnberger Rathaus platziert, aber das ist<br />

nicht das Gleiche, übt nicht diesen Druck aus durch<br />

Präsenz in der Öffentlichkeit. Einzig das Klimacamp<br />

ist immer da und stört im besten Fall auch immer.<br />

Klar, wir sind unserer stärksten Waffe derzeit beraubt,<br />

aber deswegen noch lange nicht untätig. Wir<br />

haben die Zeit des Lockdowns genutzt, um zu reflektieren,<br />

zu diskutieren und Strategien aufzustellen für<br />

die Zeit, in der wir zeigen können, dass wir noch da<br />

sind. Wir sammeln unsere Kräfte, bis wir wieder raus<br />

dürfen – und sind dann umso lauter.“<br />

sehen sich als Lobbyist*innen fürs Klima und<br />

sind dafür da, „die Menschen auf den Moment<br />

vorzubereiten, wenn die Politik etwas<br />

entscheiden sollte.“ Denn Veränderung von<br />

heute auf morgen, das mag niemand gern.<br />

Für politische Entscheidungen braucht es<br />

Akzeptanz. Und es entscheidet sich vielleicht<br />

leichter, wenn man weiß: Die Leute, die wollen<br />

das auch so.<br />

Deswegen machen die das. Mit dem Januar<br />

war übrigens der Winter nicht vorbei. Noch<br />

lange nicht. Doch Kälte und Schnee gehen.<br />

DAS CAMP BLEIBT.<br />

BIS IHR HANDELT.<br />

klimacamp-nuernberg.de<br />

Text Katharina Wasmeier

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