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64 GESUNDHEIT & FITNESS<br />
© Klinikum Nürnberg, Rudi Ott<br />
und entfernt sie dann zügig. Oft klagen<br />
die Kinder dabei über Schmerzen<br />
auf der rechten Seite, also dort, wo<br />
der Blinddarm sitzt. „Der Schmerz<br />
tritt also nicht beim Drücken, sondern<br />
beim Loslassen ein“, weiß Dr. Busch.<br />
Dr. med. Anna-Lena<br />
Terzenbach Funktionsoberärztin<br />
Klinik für Neugeborene,<br />
Kinder uvnd<br />
Jugendliche<br />
Dr. med. Julian Busch<br />
Leitender Oberarzt<br />
Klinik für Kinderchirurgie<br />
und Kinderurologie<br />
Klinikum Nürnberg<br />
In Notfällen erreicht ihr<br />
die Kinderspezialisten<br />
des Kinderklinikums<br />
Nürnberg rund um die<br />
Uhr in der Kindernotfallambulanz,<br />
Telefon: 0911 398 -2290<br />
Ein Grund hierfür ist, dass ein entzündeter<br />
Blinddarm bei Erschütterung<br />
oft sehr empfindlich reagiert.<br />
Aus diesem Grund kann es auch<br />
sein, dass das Kind sein rechtes Bein<br />
nur noch unter Schmerzen anheben<br />
oder anwinkeln kann. So nehmen<br />
junge Patienten beim Laufen eine<br />
Schonhaltung ein oder verweigern<br />
das Hüpfen. Der Chirurg bittet die<br />
Kinder, sich auf den Rücken zu legen<br />
und gegen den Widerstand seiner<br />
Hand das rechte Bein anzuheben.<br />
Bei der sogenannten Appendektomie,<br />
also bei der chirurgischen Entfernung<br />
des entzündeten Wurmfortsatzes,<br />
operiert der Kinderchirurg bis<br />
auf wenige Ausnahmen minimalinvasiv.<br />
Wie durch ein Schlüsselloch führt<br />
Busch während der Operation durch<br />
kleinste Schnitte im Bauchnabel und<br />
zwei weitere im Unterbauch kleinste<br />
Instrumente ein. Vorteil dieser<br />
Schlüssellochchirurgie: Das Ge<strong>web</strong>e<br />
der Bauchdecke wird nur geringfügig<br />
verletzt, die Narben sind nur drei bis<br />
fünf Millimeter klein, die Patienten<br />
erholen sich schneller. Die Kinder<br />
können nach drei oder vier Tagen<br />
wieder nach Hause, da sich so der<br />
Krankenhausaufenthalt verkürzen<br />
lässt. Eine Blinddarmentzündung<br />
kann gefährlich werden.<br />
Wird zu spät behandelt, kann die<br />
Ge<strong>web</strong>ewand des Blinddarms undicht<br />
werden. In der Medizin spricht<br />
man von einer Perforation. Dabei öffnet<br />
sich das geschwollene Ge<strong>web</strong>e,<br />
Stuhl und Bakterien gelangen in den<br />
Bauchraum. Die Folge: eine lebensgefährliche<br />
Bauchfellentzündung.<br />
„Gefühlt ist die Zahl der schweren<br />
Blinddarmentzündungen während<br />
Corona gestiegen“, sagt Dr. Busch.<br />
Eine Ursache könnte die Angst vor<br />
der Ansteckung mit dem Coronavirus<br />
sein. Um dieses Risiko zu minimieren,<br />
hat das Klinikum Nürnberg<br />
umfassende Hygiene- und Schutzmaßnahmen<br />
eingeführt.<br />
DEUTSCHLANDWEIT<br />
ERKRANKEN<br />
JÄHRLICH<br />
MEHR ALS<br />
130.000<br />
MENSCHEN AN<br />
APPENDIZITIS.<br />
Deutschlandweit sind mehr als<br />
130.000 Menschen jährlich von Appendizitis<br />
betroffen. Jeder kann an einer<br />
Blinddarmentzündung erkranken,<br />
doch besonders Kinder und Jugendliche<br />
zwischen dem sechsten und zehnten<br />
Lebensjahr sind häufig betroffen.<br />
Die Ursachen sind sehr unterschiedlich.<br />
Manchmal verstopfen Kotsteine<br />
den Wurmfortsatz. Ist der Blinddarm<br />
abgeknickt, verursacht das einen Sekretstau,<br />
der die Entzündung auslöst.<br />
In seltenen Fällen sind Fremdkörper<br />
wie beispielsweise Obstkerne der Auslöser.<br />
Niemand kann sich vor einer<br />
Blinddarmentzündung schützen. Was<br />
hilft: sich ausgewogen und ballaststoffreich<br />
ernähren, viel Obst, Gemüse<br />
und Vollkornprodukte essen. Das regt<br />
den Darm an und unterstützt die Verdauung.<br />
Neben der Appendizitis gibt<br />
es viele weitere Ursachen für Bauchschmerzen<br />
– darunter auch chronische<br />
Erkrankungen. Nicht immer fällt die<br />
Diagnose leicht. Umso wichtiger ist<br />
es, den Beschwerden sorgfältig auf<br />
den Grund zu gehen, um den kleinen<br />
Patienten zu helfen. Im Klinikum<br />
Nürnberg arbeiten langjährig ausgebildete<br />
und erfahrene Spezialisten<br />
aus unterschiedlichen Fachbereichen<br />
von Pädiatrie bis Kinderchirurgie eng<br />
zusammen. So wird bei einem Verdacht<br />
auf eine chronisch-entzündliche<br />
Darmerkrankung in der Regel die<br />
Kinder-Gastroenterologie hinzugezogen,<br />
ebenso die Kinder-Radiologie mit<br />
ihren diagnostischen Hightech-Verfahren<br />
wie etwa der Magnetresonanztomographie<br />
(MRT).