10.04.21 Lindauer Bürgerzeitung
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14 10. April 20201 · BZ Ausgabe KW 14/21<br />
GESUND LEBEN<br />
Damit aus Heuschnupfen nicht Asthma wird<br />
Waldburg-Zeil Kliniken Frühzeitige Diagnose und Behandlung kann chronische Folgekrankheiten verhindern<br />
Es ist wieder soweit: Vielen<br />
läuft die Nase, die Augen tränen,<br />
der Hals kratzt. Nein,<br />
nicht Corona, eine ganz „altmodische“<br />
Allergie kann dafür<br />
die Ursache sein. Aber: „Heuschnupfen<br />
darf man nicht auf<br />
die leichte Schulter nehmen.<br />
Durch eine fundierte, frühzeitige<br />
Behandlung kann man<br />
Heuschnupfen behandeln, andere<br />
Allergien und letztlich<br />
chronisches Asthma verhindern“,<br />
unterstreicht Prof. Dr.<br />
Josef Rosenecker, Chefarzt der<br />
Kliniken für Pädiatrische Pneumologie<br />
und Allergologie am<br />
Lungenzentrum Süd-West.<br />
Winzige Blütenpollen von Haselnuss,<br />
Erle oder Birke und vielen<br />
anderen Pflanzen lösen die<br />
ganze Vegetationszeit über – oft<br />
von Februar bis in den September<br />
– Heuschnupfen aus. Leider<br />
hält das Immunsystem mancher<br />
Menschen - zwölf Millionen<br />
sind es deutschlandweit -<br />
Blütenstaub irrtümlicherweise<br />
für eine Gefahr. Es reagiert heftig<br />
und bildet sogenannte Antikörper,<br />
die Allergiker als Heuschnupfen<br />
quälen.<br />
Elf Prozent der Kinder und<br />
Jugendlichen in Deutschland<br />
erhielten schon einmal eine<br />
ärztliche Heuschnupfendiagnose.<br />
Aktuell sind 16 Prozent<br />
der Kinder und Jugendlichen<br />
von Heuschnupfen, Asthma<br />
und/oder Neurodermitis betroffen.<br />
Dies entspricht mehr<br />
als 2,1 Millionen Heranwachsenden<br />
in Deutschland (KIGGS-<br />
Studie 2018). Die Folge: Sie fühlen<br />
sich schlapp, nicht leistungsfähig,<br />
können sich in der<br />
Wann sollten Patienten ins<br />
Lungenzentrum der Fachkliniken<br />
Wangen kommen?<br />
Das Lungenzentrum Süd-West vereint die Kliniken für Pneumologie, Thoraxchirurgie, Intensivmedizin/Anästhesie sowie Pädiadrische Pneumologie<br />
und Allergologie der Fachkliniken Wangen und bildet damit ein interdisziplinäres Zentrum für Lungenerkrankungen. Kinder,<br />
Jugendliche und Erwachsene werden hier z.B. bei Allergien und Asthma ambulant und stationär behandelt. In der Regel überweist der Kinder-,<br />
Haus- oder Facharzt Patienten ins Lungenzentrum.<br />
BZ-Fotos: WZK<br />
Schule schlecht konzentrieren,<br />
sind in ihrer Teilhabe am<br />
sozialen Leben beeinträchtigt<br />
oder werden im schlimmsten<br />
Fall verhaltensauffällig.<br />
Beunruhigend: Mehr als jedes<br />
dritte Kind, das unter Heuschnupfen<br />
leidet, entwickelt<br />
später allergisches Asthma mit<br />
Husten und Atemnot-Anfällen.<br />
„Wir Fachärzte sprechen da von<br />
‚Etagenwechsel‘“, erläutert Prof.<br />
Dr. Josef Rosenecker, Chefarzt<br />
der Kliniken für Pädiatrische<br />
Pneumologie und Allergologie<br />
am Lungenzentrum Süd-West.<br />
Die Allergie rutscht tiefer in die<br />
Bronchien. Deshalb empfiehlt<br />
der erfahrene Kinderpneumologe<br />
und -allergologe, möglichst<br />
Der Weg in die Fachkliniken<br />
führt immer über den<br />
behandelnden Arzt vor Ort.<br />
Wenn jemand stationär in die<br />
Fachkliniken kommen soll,<br />
stellt der Arzt eine Überweisung<br />
aus.<br />
Andere Krankenhäuser<br />
können Patienten in die Fachkliniken<br />
verlegen.<br />
Auch ambulante Untersuchungen<br />
sind möglich:<br />
Gesetzlich Versicherte müssen<br />
dafür vorher zu einem Kinderarzt,<br />
Hausarzt oder Facharzt<br />
gehen, der die ambulante<br />
Untersuchung in den Fachkliniken<br />
verordnet.<br />
Privat Versicherte melden sich<br />
direkt in der Ambulanz der<br />
Fachkliniken an.<br />
Prof. Dr. med.<br />
Josef Rosenecker,<br />
Chefarzt<br />
der Kliniken für<br />
Pädiatrische<br />
Pneumologie<br />
und Allergologie<br />
am Lungenzentrum<br />
Süd-West<br />
schnell mit einer Hypo-Sensibilisierung<br />
zu beginnen. „Wir besprechen<br />
das mit den Eltern<br />
ambulant vor Ort und behandeln<br />
die Kinder und Jugendlichen<br />
dann zum Beispiel stationär<br />
an unserem Lungenzentrum.<br />
Übrigens gibt es diese Hypo-Sensibilisierung<br />
in der Klinik für<br />
Pneumologie auch für Erwachsene.<br />
Die weitere Therapie übernimmt<br />
der Facharzt vor Ort.<br />
Das ist die einzige Behandlungsmethode,<br />
die wirklich lange<br />
Erfolg zeigt“, unterstreicht Prof.<br />
Dr. Rosenecker. „Heuschnupfen<br />
darf man nicht auf die leichte<br />
Schulter nehmen. Durch eine<br />
fundierte, frühzeitige Behandlung<br />
kann man Heuschnupfen<br />
behandeln, andere Allergien<br />
und letztlich chronisches Asthma<br />
verhindern“, so der Experte.<br />
Oft wird eine einsetzende<br />
Atemnot durch Asthma bei den<br />
Schülern im Sportunterricht<br />
(„Schnaufen“) übersehen und<br />
als schlechte Kondition abgetan<br />
oder die Atemnot eher mit einem<br />
Infekt in Verbindung gebracht.<br />
„Dabei vergeht viel zu<br />
viel wertvolle Zeit, bevor so eine<br />
Erkrankung richtig diagnostiziert<br />
wird“, ist die Beobachtung<br />
des Kinderarztes. Dabei hätte<br />
eines von drei Kindern mit Asthma<br />
die Chance, dass die Krankheit<br />
bis zum Erwachsenenalter<br />
verschwindet<br />
- aber nur<br />
mit einer soliden<br />
Behandlung.<br />
„Wir am<br />
Lungenzentrum<br />
der Fachkliniken<br />
Wangen<br />
können eine<br />
Bronchitis<br />
sehr leicht von<br />
Asthma unterscheiden“,<br />
betont<br />
Prof. Dr.<br />
Rosenecker.<br />
„Und wir sind<br />
schon bei kleinen<br />
Kindern auf die dafür notwendige<br />
Diagnostik spezialisiert.“<br />
Denn eine Lungenfunktionsprüfung<br />
richtig durchzuführen,<br />
das macht Kindergartenkindern<br />
zum Beispiel selten Spaß. Viele<br />
Eltern kommen erst nach Wangen,<br />
wenn es anderswo mit der<br />
Diagnostik gar nicht geklappt<br />
hat. „Aber Kinder sind keine<br />
kleinen Erwachsenen und unsere<br />
Laborspezialisten wissen<br />
genau, wie sie mit kleineren<br />
und größeren Patienten umgehen<br />
müssen“, sagt Prof. Dr.<br />
Rosenecker. Außerdem können<br />
die erfahrenen Lungenfachärzte<br />
in Wangen die Ergebnisse auch<br />
differenzierter beurteilen.<br />
Besonders hilfreich: In den<br />
Fachkliniken Wangen gibt es<br />
sowohl ambulante Facharzttermine<br />
als auch eine spezielle Station<br />
für aufwendigere Untersuchungen.<br />
Kinder und Jugendliche<br />
mit Atemwegserkrankungen<br />
können darüber hinaus<br />
hierher zur Reha kommen. „Bei<br />
Asthma muss man nicht ans<br />
Meer fahren“, schmunzelt Prof.<br />
Dr. Rosenecker. „Es kommt auf<br />
die Erfahrung, die richtige Schulung<br />
und eine gründliche Diagnostik<br />
an.“ Dann lasse sich die<br />
Medikation so einstellen, dass<br />
sie die kleineren und größeren<br />
Patienten nicht zu sehr belastet.<br />
BZ<br />
Chefarzt Prof. Dr. med.<br />
Josef Rosenecker<br />
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin,<br />
Zusatzbezeichnung<br />
Kinderpneumologie<br />
Fachkliniken Wangen,<br />
Lungenzentrum Süd-West<br />
Am Vogelherd 14<br />
88239 Wangen<br />
Telefon: 0 75 22/7 97 16 24<br />
E-Mail: josef.rosenecker@<br />
wz-kliniken.de<br />
Adolf-Windorfer-Preis wird an Prof. Josef Rosenecker verliehen<br />
Eine Gentherapie für die Behandlung<br />
der Mukoviszidose zu entwickeln,<br />
ist eines der großen<br />
Ziele der Arbeitsgruppe um<br />
Prof. Josef Rosenecker. Er ist<br />
nicht nur Chefarzt an den Fachkliniken<br />
Wangen, sondern forscht<br />
auch am Universitätsklinikum<br />
München. Die von den Wissenschaftlern<br />
entwickelte Genfähre,<br />
mit der der stabile Einbau eines<br />
CFTR-Gens in Lungenzellen von<br />
CF-Mäusen gelungen ist, könnte<br />
sie diesem Ziel einen Schritt<br />
näher bringen. Für die umfassende<br />
Forschungsarbeit, an der<br />
auch Forscher der Medizinischen<br />
Hochschule Hannover beteiligt<br />
waren, zeichnet der Mukoviszidose<br />
e.V. Rosenecker mit dem<br />
diesjährigen Adolf-Windorfer-<br />
Preis aus.<br />
Mukoviszidose ist trotz aller Fortschritte<br />
in Forschung und Therapie<br />
noch immer eine unheilbare<br />
Erkrankung, deren ursächlicher<br />
Defekt auf dem CFTR-Gen nur<br />
durch eine Gentherapie geheilt<br />
werden könnte. Jedes Jahr kommen<br />
etwa 150 bis 200 Kinder<br />
mit diesem Gendefekt zur Welt.<br />
Ein zähflüssiges Sekret behindert<br />
die Erkrankten nicht nur<br />
beim Atmen, sondern schädigt<br />
dauerhaft zum Beispiel Lunge<br />
und Bauchspeicheldrüse. Die<br />
Arbeitsgruppe um Rosenecker<br />
hat möglicherweise einen wichtigen<br />
Grundstein für eine solche<br />
Therapie gelegt. Ausgangspunkt<br />
der Wissenschaftler ist eine Art<br />
Baukastensystem, aus dem sie<br />
verschiedene natürliche und nanotechnologische<br />
Komponenten<br />
zu einer Genfähre zusammengesetzt<br />
haben, die genetisches Material<br />
effizient verpackt und an<br />
den Wirkungsort transportiert.<br />
Die schwere Erkrankung gehört<br />
auch an den Fachkliniken Wangen<br />
zu den Spezialgebieten des<br />
Kinderpneumologen und -allergologen.<br />
Seit letztem Jahr leitet<br />
Prof. Rosenecker die Klinik für<br />
Pädiatrische Pneumologie und<br />
Allergologie der Fachkliniken<br />
Wangen. Schwerpunkte der Kinderklinik<br />
sind sämtliche Infektionen<br />
der Atemwege und der Lunge<br />
(siehe Beitrag oben). BZ