Wir Steirer - Sonderausgabe - Jänner 2021
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SONDERAUSGABE<br />
Seite<br />
11<br />
<strong>Wir</strong>kung der<br />
Russland-Sanktionen:<br />
Fix ist bisher nur der Schaden für die heimische (Land-)<strong>Wir</strong>tschaft<br />
Wenn das Ziel von Sanktionen das<br />
Erzwingen einer Verhaltensänderung<br />
des von den Maßnahmen betroffenen<br />
Landes ist, gibt es hinsichtlich der<br />
<strong>Wir</strong>ksamkeit der im Jahr 2014 erstmalig<br />
auf EU-Ebene beschlossenen <strong>Wir</strong>tschaftssanktionen<br />
gegen Russland ein<br />
klares Fazit. Die Unwirksamkeit dieses<br />
außenpolitischen Vorgehens musste im<br />
Dezember 2017 sogar die schwarz-rote<br />
Landesregierung in einer Stellungnahme<br />
zu einem Antrag der FPÖ auf Aufhebung<br />
der Sanktionen eingestehen. Nichtsdestotrotz<br />
wurden die <strong>Wir</strong>tschaftseinschränkungen<br />
immer wieder aufs Neue verlängert,<br />
zuletzt geschah dies seitens der Europäischen<br />
Union im Juni 2020.<br />
Es ist natürlich legitim, dieses Vorgehen<br />
der EU aufgrund der Handlungen Russlands<br />
gut zu heißen, genauso wie es<br />
zulässig ist, die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen<br />
in Zweifel zu ziehen. Tatsache<br />
bleibt so oder so, dass die <strong>Wir</strong>tschaftssanktionen<br />
gegen Russland laut Experten<br />
Österreich alleine bis zum Jahr 2017 mehr<br />
als eine Milliarde Euro gekostet und den<br />
Verlust tausender Arbeitsplätze nach sich<br />
gezogen haben. Besonders hart hat es<br />
dabei die heimische Landwirtschaft getroffen.<br />
So musste ÖVP-Landesrat Johann<br />
Seitinger bereits im September 2015 im<br />
Zuge der Beantwortung einer FPÖ-Anfrage<br />
ausführen, dass es durch die Russland-<br />
Sanktionen zu Einkommensverlusten in<br />
der Höhe von 50 Millionen Euro pro Jahr<br />
in den Bereichen Obst, Fleisch und Milch<br />
komme. Dabei sollte nicht außer Acht<br />
gelassen werden, dass nach Aufhebung<br />
der Handelseinschränkungen mit Russland<br />
die dortigen Märkte für die steirische<br />
Landwirtschaft nicht mehr dieselben sein<br />
werden wie vor den Sanktionen. Schließlich<br />
haben sich die Russen – gezwungenermaßen<br />
– neue Zulieferer aus anderen<br />
Ländern gesucht beziehungsweise ist<br />
man teils auch auf Selbstversorgung umgestiegen.<br />
Es bleibt somit zu befürchten,<br />
dass selbst nach einer Normalisierung<br />
der außenpolitischen Beziehungen mit<br />
Russland die dortigen Märkte für österreichische<br />
Bauern verschlossen bleiben<br />
werden.<br />
Hervorgehoben werden muss an dieser<br />
Stelle auch das einseitige Handeln<br />
der Europäischen Union bei Konflikten<br />
außerhalb der EU-Grenzen. So war man<br />
bei der Umsetzung der Sanktionen gegen<br />
Russland aus Anlass der Besetzung der<br />
Krim sehr schnell und sehr konsequent.<br />
Gegenüber der Türkei scheut man sich<br />
hingegen trotz unfassbarer Provokationen<br />
seit Jahrzehnten sogar davor, die<br />
Beitrittsverhandlungen endlich komplett<br />
abzubrechen – von der Verhängung<br />
echter <strong>Wir</strong>tschaftssanktionen gar nicht zu<br />
sprechen.<br />
Unterm Strich bleibt bei den Russland-<br />
Sanktionen der fahle Beigeschmack, dass<br />
es sich um von anderen Interessen getragene<br />
Maßnahmen der EU handelt, die in<br />
Wahrheit weniger mit der Besetzung der<br />
Krim und dem Konflikt in der Ostukraine<br />
zu tun haben. Ausbaden müssen es die<br />
heimischen Landwirte, die eigentlich nur<br />
eines wollen: Möglichst viele Menschen in<br />
den Genuss ihrer hochwertigen Produkte<br />
kommen zu lassen.