13.04.2021 Aufrufe

urbanLab Magazin IMPULSE 08/2020 - Heimatwerker*innen

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>IMPULSE</strong><br />

NIEHEIM<br />

<strong>08</strong>.<strong>2020</strong><br />

<strong>Heimatwerker*innen</strong><br />

Beiträge aus der Lehre


VORWORT<br />

3<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wenn Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl am 16. Oktober 2019 offiziell das „Bildungs- und Integrationszentrum<br />

Lüttge Straße 14“ in Nieheim eröffnen wird, liegt hinter allen Beteiligten ein langer und spannender<br />

Weg. Tim Rieniets und Holger Pump-Uhlmann als Initiatoren der Idee waren es, die im Herbst 2015 den Stein ins<br />

Rollen gebracht haben. Und wenn jetzt fast genau vier Jahre später der letzte Stein gesetzt und der letzte Pinsel<br />

geschwungen wurde, war das Projekt alles - aber nie selbstverständlich.<br />

VORWORT<br />

Sowohl von seiner Entstehung als auch vom geplanten Ablauf her, war und ist dieses Projekt einzigartig. Ein Verbundprojekt<br />

von StadtBauKultur NRW, Technischer Hochschule OWL und Stadt Nieheim - das hat es in dieser Form<br />

noch nie gegeben und schon an dieser Stelle möchte ich allen Beteiligten dieser Institutionen meinen herzlichen<br />

Dank für ihr Vertrauen in dieses Projekt aussprechen.<br />

Um es gleich vorweg zu nehmen: dieses Projekt konnte nicht alle gesetzten Erwartungen erfüllen. Vielleicht waren<br />

auch die Erwartungen zu hoch oder aber die Umstände zu besonders. Entscheidend für den Projekterfolg ist<br />

aber, dass trotz vielfältiger Veränderungen in der Projektkonfiguration das Projektziel nie aus den Augen verloren<br />

wurde. Mit der Lüttge Straße 14 ist jetzt im Herzen des historischen Ortskern von Nieheim ein Begegnungszentrum<br />

entstanden, das auf vielfältige Weise integrativ gewirkt hat und das in Zukunft noch tun wird. Mehr als 50<br />

geflüchtete Menschen haben während der Projektkernzeit von Mitte 2016 bis Mai 2019 am und für das Projekt<br />

gearbeitet. Dabei wurden von ihnen mehr als 5000 Arbeitsstunden unentgeltlich geleistet. Mehr als 6000 Stunden<br />

entfielen auf das Engagement der Studierenden, Professoren und Betreuenden der Technischen Hochschule OWL,<br />

die sich nicht nur auf der Baustelle und in vielen Lehrveranstaltungen in das Projekt eingebracht haben, sondern<br />

auch durch Unterstützung in der Antragsphase, wissenschaftliche Begleitung und planerische Inputs zum Nutzungskonzept,<br />

Bauantrag und Berechnungen. Insbesondere der Textilworkshop trug zur Integration weiblicher<br />

Geflüchteter bei und bereitete dadurch die langfristige Nutzung als Kleiderstube vor.<br />

Das sind bemerkenswerte quantitative Kennzahlen, die aber auch mit einer hohen Qualität am Bau einhergegangen<br />

sind. Schließlich ging es nicht um eine simple Sanierung in die Jahre gekommener Bausubstanz, sondern um<br />

den Erhalt des baukulturellen Erbes der Ackerbürger-Stadt Nieheim. Damit war es auch das Initial für den Erhalt<br />

und den Umbau des Richterhauses, das als REGIONALE-Projekt zwei Jahre später an den Start gegangen ist.<br />

Die von dem Projektinitiatoren gewünschte Multipliziererung der Projektziele in die Stadtgesellschaft konnte in<br />

jeder Hinsicht erreicht werden. Jetzt gilt es, diesen neu gewonnenen Raum in der Bürgerschaft fest zu verankern<br />

und neben der Nutzung als Kleiderstube und Ort der Flüchtlingsberatung vielfältig zu nutzen. Dazu lade ich alle<br />

Nieheimer*innen herzlich ein, sich am Tag der Eröffnung und gerne bei jeder sich bietenden Gelegenheit selbst ein<br />

Bild von dem Raum und seinen Möglichkeiten zu verschaffen.<br />

Abschließend noch mal herzlichen Dank an alle - auch und insbesondere meinen Mitarbeiter*innen, die sich weit<br />

über das normale Maß hinaus in dieses Projekt eingebracht haben.<br />

Rainer Vidal<br />

Bürgermeister der Stadt Nieheim


INHALT<br />

4<br />

INHALT<br />

EINLEITUNG UND HINTERGRUND<br />

<strong>08</strong> - Schrumpfen war gestern, Zuwanderung ist heute<br />

Regionaler Salon Prof. Oliver Hall<br />

10 - Die Heimatwerker. Integration durch<br />

Gemeinsames Bauen<br />

Regionaler Salon Prof. Tim Rieniets, Dr. Christine Kämmerer<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

14 - Potenziale und Herausforderungen in Nieheim<br />

Stadtforschung Prof. Oliver Hall<br />

20 - Nieheim o.T.<br />

Projekt Landschaft Prof. Kathrin Volk, Bart Brands<br />

32 - Qualitative Forschung in Nieheim und andernorts -<br />

Schwerpunkt Integration von Geflüchteten<br />

Empirische Sozialforschung Prof. Dr. Reiner Staubach<br />

BEGINN DES BAUS<br />

42 - Bestandsanalyse und Nutzungskonzept<br />

Thesis Bauphysik Benjamin Jauch<br />

50 - Energetische Sanierung<br />

Thesis Bauphysik Martin Kornmayer<br />

52 - Bauantrag und Brandschutzkonzept<br />

Öffentliches Baurecht Prof. Oliver Hall, Dütting & Läsker Architekturbüro<br />

72 - Gebäudehülle eines Ackerbürgerhauses<br />

Bauen im Bestand Prof. Michel Melenhorst


WÄHREND DES BAUS<br />

80 - Nutzungskonzepte<br />

Masterworkshop Prof. Michel Melenhorst, Prof. Oliver Hall<br />

82 - Digital Crafting - Common Hut Projekt<br />

Masterprojekt Prof. Hans Sachs, Dipl.-Ing. David Ignatz Lemberski<br />

88 - ClipHut<br />

Masterprojekt Tomas Mena, Thomaz Vieira, Maria Wilkens<br />

5<br />

INHALT<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

94 - Modulare Möbel<br />

Thesis Möbelentwicklung Diandra Holzmüller<br />

96 - Textil als Kommunikation<br />

Projekt Entwurf Katrin Kollodzey, Ricarda Jacobi<br />

102 - Textil II<br />

Wahlpflichtfach Katrin Kollodzey, Ricarda Jacobi<br />

1<strong>08</strong> - Integration von Geflüchteten in Nieheim<br />

Wissenschaftliches Arbeiten Prof. Dr. Reiner Staubach<br />

ÜBERBLICK<br />

112 - Reallabor HeimatwerkerInnen* Haus<br />

Wahlpflichtfach Prof. Sandra Bruns, Eva Bartenbach<br />

126 - Beispielhafte Öffentlichkeitsarbeit<br />

Pressespiegel StadtBauKultur NRW<br />

128 - Von der Migration bis zur Kommunikation<br />

Differenzierte Sichtweise StadtBauKultur NRW Christoph Kremerskothen<br />

130 - Impressionen der Eröffnung<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

134 - Das urbane Potential globaler Migration<br />

Dissertation Thorsten Dettmer<br />

140 – Nieheim vs. Altena<br />

Gegenüberstellung beider Förderprojekte<br />

Verena von Ohlen, Laura Sportelli<br />

142 - Teilnahme beim Deutschen Landbaukulturpreis<br />

Heimatwerker.NRW Nieheim Prof. Oliver Hall, Martina Nering


EINLEITUNG UND<br />

HINTERGRUND


Prof. Dipl.-Ing. Oliver Hall<br />

8<br />

EINLEITUNG UND HINTERGRUND<br />

"Schrumpfen war gestern, Zuwanderung ist Heute!"<br />

Suche nach Lösungen im Ländlichen Raum – aus einem Vortrag<br />

am 18.01.2016 Regionaler Salon<br />

Die Menschen, die in Deutschland Schutz suchen,<br />

müssen sich, da mit einer kurzfristigen Rückkehr in<br />

ihre Heimat nicht zu rechnen ist, auf einen längeren<br />

Aufenthalt einrichten. Mit der bloßen Schaffung<br />

von Schlafplätzen oder Turnhallenunterbringung ist<br />

es daher nicht getan. Ziel sollte es sein, die zu uns<br />

Geflüchteten dauerhaft angemessen unterzubringen<br />

und für sie eine „Ersatzheimat“ zu schaffen. Architekten<br />

und Planer sollten sich daher verstärkt damit beschäftigen,<br />

wie sie diese schaffen können, insbesondere<br />

müssen sie sich die Frage stellen, ob dazu eher<br />

die Großstadt oder der ländliche Raum geeignet ist.<br />

Aktuell werden Flüchtlinge sowohl in Großstädten als<br />

auch im ländlichen Raum untergebracht. Die daraus<br />

entstehenden Problemen werden exemplarisch an<br />

den Beispielen Berlin und Rettenbach vorgestellt:<br />

Beispiel Großstadt und ländlicher Raum<br />

Im ehem. Berliner Flughangar Tempelhof sind bis zu<br />

5000 Menschen untergebracht. Dies bedeutet eine<br />

städtebaulich segregierte, architektonisch unwürdige<br />

und sozial diskriminierende Verwahrung von Flüchtlingen<br />

und Migranten in einer lagerartigen Unterkunft<br />

in der „Großstadt“. Hier treffen in hoher Dichte verschiedene<br />

Kulturen aufeinander, mit entsprechendem<br />

Stress und Aggressionen. Vorteilhaft ist allenfalls die<br />

gute Erreichbarkeit der Anlage mit öffentlichen Verkehrsmitteln,<br />

die Nähe zu Grün- und Spielflächen auf<br />

dem Tempelhofer Feld und das kreative Bürgerschaftliche<br />

Engagement in großer Zahl, das den Flüchtlingen<br />

zu Gute kommt. In dem Haus BAGIN „Beherbergung<br />

ausländischer Gäste in Not“ in Rettenbach leben 37 geflüchtete<br />

Menschen unter einem Dach zusammen. Die<br />

Ortschaft ist abgeschieden von ärztlicher Versorgung,<br />

von Einkaufsmöglichkeiten, von Kontakten zu Personen<br />

gleicher ethnischer Herkunft. Langeweile stellt<br />

sich ein im sog. „lost in paradise“. Die Betroffenen sagen<br />

„This place is good for holidays, but we are not on<br />

holidays!“ Was hier gut funktioniert, ist die Nachbarschaftshilfe<br />

in Form von Fahrservice, Sprachhilfen, Patenschaften<br />

und Begleitung bei Behördengängen. Im<br />

BAGIN ist eine Selbsthilfe Radwerkstatt entstanden.<br />

Wohnungsnot/hohen Mieten, ländliche Räume<br />

beklagen hohe Leerstandsquoten, vor allem in Ortskernen<br />

mit historischer Altstadtbebauung. Allein in<br />

NRW geht man von 300.000 leerstehenden Wohnungen<br />

aus, in ganz Deutschland sollen es 1,7 Mio. sein.<br />

Das bedeutet während Großstädte mit einer adäquaten<br />

Wohnraumversorgung zu kämpfen haben, besteht<br />

im ländlichen Raum die Chance, durch die Leerstände<br />

heimatbietenden Wohnraum bereitstellen zu können.<br />

(empirica 2015) Konzepte für die Zuwanderung auf<br />

dem Land müssen daher als Investition in die Zukunft<br />

betrachtet werden, die sich amortisiert. Flüchtlinge<br />

dürfen dabei nicht als „Lückenfüller“ für schrumpfende<br />

Gebiete benutzt werden, aber dort, wo noch funktionierende<br />

Strukturen bestehen, wird Zuwanderung<br />

zur „Rettung“ des Arbeitsmarktes, der Sozialsysteme<br />

und des durch Leerstände verfallenden Stadtbildes.<br />

Wer hätte das gedacht: Die derzeitige Zuwanderungswelle<br />

bietet eine Chance, ja sogar Riesenchance, die<br />

Schrumpfung der Kleinstädte zu stoppen und durch<br />

Leerstandsnutzung zu kompensieren. Die Vorteile einer<br />

kleinen Gemeinde überwiegen: Überschaubarkeit,<br />

bürgerschaftliches Engagement, Nachbarschaftshilfe.<br />

Das was vor Ort nicht geboten werden kann, kann<br />

über Mobilitätsangebote erreichbar gemacht werden.<br />

Letztlich wird die „Erreichbarkeit“ von Orten auf dem<br />

Land über den Erfolg von Integration entscheiden. Zur<br />

Lösungssuche im ländlichen Raum ist die Technische<br />

Hochschule OWL und das <strong>urbanLab</strong> daher an dem Projekt<br />

HEIMATWERKER.de in Nieheim beteiligt, in dem<br />

Flüchtlinge und Studierende gemeinsam ein historisches<br />

Ackerbürgerhaus sanieren, getreu dem Motto<br />

„Make Home not War!“.<br />

Chancen<br />

Zum Wohlfühlen oder gar als Heimat ist beides<br />

nicht geeignet, erst recht nicht bei einem längerfristigen<br />

Aufenthalt. Die auf dem Land Untergebrachten<br />

möchten so schnell wie möglich weg,<br />

die in der Großstadt hoffen auf Arbeit und bessere<br />

Wohnverhältnisse. Großstädte leiden unter<br />

Prof. Dipl.-Ing. Oliver Hall<br />

TH OWL - Lehrgebiet Stadtplanung & Städtebauliches Entwerfen<br />

Gesellschafter ASTOC Architects and Planners, Köln<br />

Mit der Gründung von ASTOC 1990 und der Professur für „Stadtplanung<br />

und Städtebauliches Entwerfen“ an der HS OWL seit 2003, ist die Arbeitsweise von<br />

Oliver Hall geprägt durch das Zusammenwirken von Berufspraxis, Forschung und Lehre.<br />

Er ist zudem Sprecher des Forschungsschwerpunktes „<strong>urbanLab</strong>“ und beschäftigt<br />

sich dort insbesondere mit der Klein- und Mittelstadtforschung im ländlichen Raum.


a project by<br />

ein Projekt von<br />

هذا المشروع برعاية<br />

یك پروژه توسط<br />

وطن بساز Heimatwerker<br />

بناة الوطن Homeworker<br />

Detmolder Schule für Architektur<br />

und Innenarchitektur


Prof. Dipl.-Ing. Tim Rieniets, Dr. Christine Kämmerer<br />

10<br />

EINLEITUNG UND HINTERGRUND<br />

Die Heimatwerker. Integration durch<br />

Gemeinsames Bauen<br />

Ein Kooperationsprojekt von StadtBauKultur NRW, der Technischen<br />

Hochschule Ostwestfalen-Lippe und der Stadt Nieheim<br />

Alle reden über die Integration von Flüchtlingen und<br />

darüber, wie man schnell neuen Wohnraum für sie<br />

schaffen kann. Meistens werden diese beiden Herausforderungen<br />

allerdings getrennt betrachtet,<br />

obwohl sie einander bedingen und nur durch eine<br />

gemeinsame Strategie erfolgreich und nachhaltig<br />

bewältigt werden können. Die aktuellen Diskussionen<br />

drehen sich vorrangig um die Schaffung von<br />

Wohnungsneubau in den Großstädten und Ballungsgebieten,<br />

deren Wohnungsmarkt ohnehin schon angespannt<br />

ist. Fast völlig außen vorgelassen werden<br />

hingegen Kommunen auf dem Land oder in den Peripherien,<br />

die aufgrund des demografischen Wandels<br />

unter rückläufigen Bevölkerungszahlen und hohen<br />

Leerstandsquoten leiden. Gerade für sie kann<br />

die Zuwanderung von Flüchtlingen aber eine Chance<br />

sein, neue Bewohner zu gewinnen und Leerstände zu<br />

beseitigen.<br />

Aber dazu bedarf es kluger Konzepte, denn so lange<br />

es keine Residenzpflicht gibt, zieht es die Flüchtlinge<br />

in die großen Städte und nicht in die ländlichen<br />

Gemeinden.<br />

Ein vielschichtiges Konzept<br />

Ein Konzept, das die vielschichtigen Aspekte der<br />

Integration berücksichtigt, hat die Landesinitiative<br />

StadtBauKultur NRW für die Stadt Nieheim vorgeschlagen<br />

und gemeinsam mit dieser und der Technischen<br />

Hochschule Ostwestfalen-Lippe entwickelt.<br />

In dem Projekt „Heimatwerker“ sollen Flüchtlinge<br />

gemeinsam mit ehrenamtlich engagierten Bürgern<br />

und mit Studierenden ein historisches Ackerbürgerhaus<br />

sanieren, das nur noch eingeschränkt<br />

marktfähig ist. Das rund 230 Quadratmeter große<br />

Abb. Organigramm (StadtBauKultur NRW)


Erdgeschoss des zentral in der Nieheimer Altstadt<br />

gelegenen Gebäudes soll nach dem Umbau allen<br />

offen stehen. Die Möglichkeiten reichen von<br />

Seminarräumen für Sprachkurse über eine Fahrradwerkstatt<br />

bis zum gemeinschaftlich betriebenen<br />

Café. Der große Hof kann als Spielplatz, Urban-Gardening-Fläche<br />

oder für andere Zwecke<br />

genutzt werden. In einer zweiten Projektphase sollen<br />

die Ober geschos se zu Wohnungen ausgebau t und bes -<br />

tenfalls an bleibewillige Flüchtlinge vermietet werden.<br />

Der gesamte Planungs- und Bauprozess ist als<br />

integrative Maßnahme gestaltet: Schon das Nutzungskonzept<br />

wird zusammen entwickelt, so dass<br />

die Interessen alter und neuer Einwohner berücksichtigt<br />

werden können.<br />

Potenziale und Synergien<br />

eine Woche lang intensiv gemeinsam zu arbeiten,<br />

Ideen für die Nutzung des Gebäudes zu entwickeln.<br />

Im Herbst soll dann mit der Umsetzung dieser Pläne<br />

begonnen werden, in die auch die Nieheimer Bürgerinnen<br />

und Bürger durch öffentliche Veranstaltungen<br />

oder durch aktive Mitwirkung eingebunden<br />

werden.<br />

Im Rahmen ihres <strong>urbanLab</strong> wird die Technische<br />

Hochschule Ostwestfalen-Lippe den Prozess wissenschaftlich<br />

erforschen. StadtBauKultur NRW begleitet<br />

und dokumentiert das Pilotprojekt, damit auch andere<br />

Kommunen, Initiativen oder Hauseigentümer<br />

von den Erfahrungen in Nieheim profitieren und das<br />

Konzept für ihren Ort adaptieren können.<br />

11<br />

EINLEITUNG UND HINTERGRUND<br />

Wichtiger Bestandteil des Projektes ist zudem die<br />

Qualifizierung von Flüchtlingen. Diese erfolgt zum<br />

einen durch die Beschäftigung von Flüchtlingen als<br />

Praktikanten oder Auszubildende in den beauftragten<br />

Handwerksbetrieben. Dadurch wird das Potenzial<br />

insbesondere der jungen Asylsuchenden genutzt,<br />

die eine sinnvolle Aufgabe und vor allem auch langfristig<br />

eine berufliche Perspektive erhalten.<br />

Zum anderen werden einfache handwerkliche Tätigkeiten,<br />

die auch durch ungelernte Kräfte geleistet<br />

werden können, von Flüchtlingen, Studierenden und<br />

Ehrenamtlichen selbst erbracht. Durch diese enge<br />

Einbeziehung in die Baumaßnahmen können nicht<br />

nur die Baukosten gering gehalten werden. Zudem<br />

stärkt das „Selberbauen“ die Identifikation mit dem<br />

Projekt und trägt durch die gemeinsamen Aktivitäten<br />

weiter zur Integration bei. Sprachliche und kulturelle<br />

Barrieren können abgebaut und ein gemeinschaftlicher<br />

Erfahrungsschatz geschaffen werden.<br />

Ein Ort, den man selbst mit viel Eigenleistung und<br />

Herzblut gestaltet hat, stärkt die Verbundenheit und<br />

kann zur neuen Heimat werden.<br />

Dipl.-Ing. Tim Rieniets<br />

Landesinitiative StadtBauKultur NRW<br />

Tim Rieniets ist Geschäftsführer von StadtBauKultur NRW. Ausgebildet als Architekt<br />

hat er sich in seinem beruflichen Werdegang der Erforschung, Vermittlung und Diskussion<br />

zeitgenössischer Fragen in Architektur und Städtebau gewidmet. In diesem<br />

Tätigkeitsfeld engagierte er sich als freiberuflicher Kurator und Publizist, sowie als<br />

Gastprofessor an der TU München und als Dozent an der ETH Zürich. Er war an Forschungs-<br />

und Ausstellungsprojekten im In- und Ausland beteiligt und ist Herausgeber<br />

mehrerer Fachbücher.<br />

Getragen wird das Projekt durch einen Zusammenschluss<br />

der Stadt Nieheim, der Technischen Hochschule<br />

Ostwestfalen-Lippe, StadtBauKultur NRW<br />

und weiteren Partnern. Die Immobilie wird von<br />

der privaten Eigentümergemeinschaft für die Dauer<br />

des Projekts zur Verfügung gestellt. Das Land<br />

Nordrhein-Westfalen fördert das Projekt mit rund<br />

300.000 Euro aus einem Städtebau-Sonderprogramm<br />

für die Integration von Flüchtlingen.<br />

Dr. Christine Kämmerer<br />

Landesinitiative StadtBauKultur NRW<br />

Bereits seit Beginn des Sommersemesters setzen<br />

sich Studierende vor Ort mit dem Gebäude und seiner<br />

Umgebung auseinander, um die anschließenden<br />

Planungs- und Baumaßnahmen vorzubereiten. Im<br />

Spätsommer treffen sich Studierende und Flüchtlinge<br />

dann im Haus zu einer „Heimatwerkstatt“, um<br />

Christine Kämmerer betreut als Projektmanagerin bei StadtBauKultur NRW die Themenfelder<br />

UmBauKultur und LebensRäume. Die Kunst- und Bauhistorikerin absolvierte<br />

neben ihrer Promotion den Studiengang Redevelopment an der RWTH Aachen.<br />

Als freie Redakteurin, Autorin und Kuratorin sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

in verschiedenen Institutionen in Nordrhein-Westfalen beschäftigte sie sich u. a. mit<br />

Umbauprozessen sowie Sport- und Grünflächenplanung.


KONZEPTIONELLE PHASE


Vectorworks Educational Version<br />

Kartenausdruck<br />

www.tim-online.nrw.de<br />

Vectorworks Educational Version<br />

Vectorworks Educational Version<br />

www.tim-online.nrw.de<br />

ca. 1 : 2000<br />

Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW - Keine amtliche Standardausgabe<br />

Für Geodaten anderer Quellen gelten die Nutzungs- und Lizenzbedingungen der jeweils zugrundeliegenden Dienste<br />

28.4.2016 14:21<br />

Vectorworks Educational Version<br />

Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW - Keine amtliche Standardausgabe<br />

Für Geodaten anderer Quellen gelten die Nutzungs- und Lizenzbedingungen der jeweils zugrundeliegenden Dienste<br />

28.4.2016 14:57


Prof. Dipl.-Ing. Oliver Hall, Verena von Ohlen<br />

Potenziale und Herausforderungen in Nieheim<br />

Stadtforschung<br />

Die Studierenden des Bachelorstudiengangs Stadtplanung haben sich im Modul<br />

Stadtforschung mit der Stadtstruktur Nieheims beschäftigt.<br />

Anlass<br />

Die ausgesuchte Kleinstadt Nieheim sieht sich seit einem<br />

längeren Zeitraum mit einem Bevölkerungsrückgang<br />

konfrontiert, der neben der demografischen Entwicklung<br />

auch durch Wanderungsverluste begründet<br />

ist. Belastbare Prognosen zeigen auf, dass sich diese<br />

Entwicklung auch in der Zukunft fortsetzen wird,<br />

wenn die Stadt nicht aktiv entgegensteuert.<br />

Im Zentrum der stadtplanerischen Bemühungen der<br />

letzten Jahre steht die Stabilisierung der historischen<br />

Ortskerne. Die Städte möchten daher Neubürger in<br />

ihrer Mitte begrüßen und sie in ihr vielfältiges gesellschaftliches<br />

Leben einbinden. Periphere Gebiete und<br />

Kleinstädte sind seit Jahren stärker vom demografischen<br />

Wandel betroffen als Mittelstädte, somit können<br />

die vielen (jungen) Flüchtlinge eine Chance für<br />

die peripheren Lagen und Kleinstädte darstellen. Einerseits<br />

um Menschen zu helfen und ihnen eine neue<br />

Lebensperspektive zu geben und andererseits sie als<br />

Neubürger zu gewinnen, um so auf die mit dem demografischen<br />

Wandel verbundenen Probleme angemessen<br />

und erfolgreich zu reagieren.<br />

Voraussetzung für die Ausschöpfung der Potentiale,<br />

die von den Flüchtlingen ausgehen, ist deren dauerhafte<br />

Eingliederung in die Aufnahmegesellschaft.<br />

Hierfür sind tragfähige, durchdachte und passgenaue<br />

Konzepte erforderlich, die die Teilhabechancen der<br />

Flüchtlinge fördern.<br />

Ein besonderer Gewinn für die Städte würde darin<br />

bestehen, leerstehende, stadtbildprägende Gebäude<br />

zu erhalten und im Zuge der Integration von Flüchtlingen<br />

mit neuen Nutzungen belegen zu können. Für ein<br />

solches Pilotprojekt, „Heimatwerker“, hat die Stadt<br />

Nieheim erst kürzlich in Kooperation mit der Hochschule<br />

OWL und der Landesinitiative StadtBauKultur<br />

NRW eine Förderung zugesagt bekommen, was u.a.<br />

Anlass für diese Übungsaufgabe ist.<br />

Die Flüchtlinge und die Attraktivität Nieheims ist Anlass<br />

der Übungsaufgabe. Welche Voraussetzungen<br />

müssen geschaffen werden, um Flüchtlinge dauerhaft<br />

als Dorfbewohner zu gewinnen?<br />

Das Leben im ländlichen Raum hat trotz der strukturellen<br />

Probleme und Veränderungsprozesse viele<br />

Vorzüge gegenüber der Stadt, beispielsweise<br />

aufgrund seiner engen Sozialstruktur und gesunden<br />

Lebensbedingungen für den Einzelnen und für die<br />

Erhaltungsfunktion der Daseinsvorsorge. Ländliche<br />

Kommunen müssen die Stärke der Attraktivitätsund<br />

Qualitätskriterien sichtbar werden lassen. Einige<br />

Kommunen haben das Potential das von den Flüchtlingen<br />

ausgeht bereits erkannt, wie Nieheim mit dem<br />

Projekt Heimatwerker. Doch ist Nieheim als Bleibe für<br />

die Flüchtlinge attraktiv? Wie viel ist von der „notwendigen“<br />

Infrastruktur vorhanden?<br />

Aufgabenstellung<br />

Die Aufgabe im Modul Stadtforschung diente dazu,<br />

die Stadtstruktur Nieheims zu analysieren. In der<br />

ersten Übung ging es zunächst um das Dechiffrieren<br />

und Verstehen der Nieheimer Stadtstrukturen<br />

und -angebote. Gearbeitet wurde mit intuitiver<br />

Wahrnehmung vor Ort, aber auch mit einer analytischen<br />

Beschreibung des städtischen Angebots in<br />

Form von Karten und Diagrammen, in denen durch<br />

bewusstes Weglassen von Details bzw. durch eine<br />

vereinfachte, interpretierende oder überzeichnende<br />

Darstellung die wesentlichen Strukturen sichtbar<br />

gemacht wurden. Der Fokus lag dabei auf der<br />

Beschaffenheit und den Angeboten der Stadt für<br />

die Einwohner und besonders für die Flüchtlinge.<br />

Im 2. Übungsteil ging es um ein Konzept zur Weiterentwicklung<br />

der Stadt Nieheim. Wie kann man mit<br />

den im 1. Übungsteil gefundenen Potentialen und<br />

Mängeln umgehen? Offensichtlich ist die Stadt bei<br />

den Einheimischen und den Flüchtlingen nicht als<br />

dauerhafte Bleibeperspektive angesehen, welches<br />

durch die Schrumpfung signalisiert wird.<br />

Aufgabe im zweiten Übungsteil war es, alle recherchierten<br />

Defizite mit einem Nutzungs-Programm zur<br />

Attraktivitätssteigerung als Bleibeperspektive für<br />

die Flüchtlinge zu entwickeln. Die Flüchtlinge sind<br />

zunächst noch temporäre und später erhoffte dauerhafte<br />

Einwohner der Altstadt. Es geht um die Darstellung<br />

und Bewertung dieses Szenarios und der<br />

möglichen Auswirkungen auf das Stadtbild. Hierbei<br />

spielt das Potential der Region als Ganzes, also auch<br />

die Landschaft drum herum und benachbarte Städte<br />

eine große Rolle.<br />

15<br />

KONZEPTIONELLE PHASE


Julia Grzybowska, Philipp von Kölln<br />

16 Siedlungsstruktur<br />

Platz für neue Möglichkeiten<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

städtischer<br />

Haushalt<br />

Rückbau schlechter<br />

Bausubstanz<br />

Nieheimer<br />

Zugezogne<br />

Dagebliebene<br />

Identifikation &<br />

Zusammenhalt<br />

weniger<br />

Leerstand<br />

Raum für<br />

Grünflächen<br />

gesunde<br />

Wirtschaft<br />

Tourismus<br />

lebenswerte<br />

Stadt<br />

N<br />

Siedlungsstruktur o.M.<br />

Nutzungsstruktur<br />

Die Siedlungsstruktur der Nieheimer Altstadt zeichnet<br />

sich durch einen mittelalterlichen Stadtgrundriss<br />

aus. Die Gebäude sind zumeist giebelständig angeordnet.<br />

Zudem finden sich einige Solitärbauten im<br />

Amt Nieheim, bei denen es sich um repräsentative<br />

Gebäude wie das Richterhaus, das Rathaus, oder die<br />

Kirchen handelt.<br />

Eine baulich attraktive Nieheimer Innenstadt ist für<br />

das Konzept von entscheidender Bedeutung, um attraktiver<br />

für aktuelle Bewohner, sowie in und ausländische<br />

Zuwanderer – insbesondere Geflüchtete – zu<br />

werden.<br />

Als wichtigstes siedlungsstrukturelles Potenzial der<br />

Innenstadt Nieheims ist die mittelalterliche Stadtgestalt<br />

zu nennen. Es ist also von entscheidender<br />

Bedeutung, diese Struktur zu erhalten, ohne jedoch<br />

moderne Anforderungen an innerstädtische Bereiche,<br />

wie ausreichend Frei- und Grünräume, zu vernachlässigen.<br />

Innerhalb der Innenstadt gibt es mehrere leer stehende<br />

Gebäude, deren Bausubstanz einen Erhalt sehr aufwändig<br />

oder gar unmöglich macht. Durch den Rückbau<br />

dieser Gebäude würden nicht nur der Stadtgestalt abträgliche<br />

Gebäude entfernt, sondern auch Platz für innerstädtische<br />

Grünräume geschaffen werden. Andere<br />

Bauwerke gilt es zu sanieren und einer dauerhaften<br />

Nutzung zuzuführen. Beide Maßnahmen dienen dazu,<br />

die Attraktivität im Innenstadtbereich durch die Eliminierung<br />

unschöner Bausubstanz zu fördern.<br />

Wichtig ist es, für beide Maßnahmen einen finanziellen<br />

Unterbau zu schaffen.<br />

Die Errichtung von Neubauten ist zunächst nicht<br />

vorgesehen, da die entstehenden Baulücken nicht<br />

stadtbildverändernd oder -schädigend sind, sondern<br />

vielmehr einen wichtigen Beitrag zur zukünftigen<br />

Freiraumgestaltung der Stadt leisten.<br />

Bei der Sanierung von Gebäuden sollte darüber<br />

nachgedacht werden, Geflüchtete mit einzubinden.<br />

Dies fördert zum einen die Identifikation und zum<br />

anderen die Integration in Nieheim. Es gilt ebenso<br />

zu hinterfragen, ob bauliche Elemente ausländischer<br />

Architektur en in Sanierungsarbeiten mit einfließen<br />

zu lassen. Ein solcher Ansatz könnte die Identifikation<br />

fördern und wäre besonders stadtbildprägend.<br />

Insgesamt bleibt durch diese Maßnahmen der mittelalterliche<br />

Charakter der Stadt erhalten, während<br />

gleichzeitig dessen Attraktivität gesteigert wird. Der<br />

dadurch zu erhoffende Beitrag zur Reduzierung der<br />

Abwanderung bei gleichzeitiger Zuwanderung trägt<br />

dazu bei, ein zukünftiges Verfallen von Bausubstanz<br />

zu verhindern und somit zu einer dauerhaft attraktiven<br />

Bausubstanz beizutragen. Die Verbesserung der<br />

Bausubstanz und der Siedlungsstruktur kann also<br />

dazu beitragen, Nieheim dauerhaft als lebenswerten<br />

Wohnstandort für alle Bevölkerungsgruppen zu etablieren<br />

und erhalten und weitere Menschen für das<br />

Wohnen in Nieheim zu begeistern.


Nutzungsstruktur<br />

Neunutzung von Leerständen<br />

städtischer<br />

Haushalt<br />

Nieheimer<br />

Zugezogne<br />

Dagebliebene<br />

Identifikation &<br />

Zusammenhalt<br />

Gebäudesanierungen<br />

kein Leerstand<br />

leben | wohnen | arbeiten<br />

gesunde<br />

Wirtschaft<br />

Tourismus<br />

lebenswerte<br />

Stadt<br />

17<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Moderne Bausubstanz<br />

N<br />

Nutzungsstruktur<br />

N<br />

Nutzungsstruktur o.M.<br />

Im ersten Teil wurde aufgezeigt, dass die Innenstadt<br />

Nieheims eine abwechslungsreiche Nutzungsstruktur<br />

aufweist. Diese ist weitgehend gewachsen und<br />

entspricht den Anforderungen der Stadt. Die Herausforderung<br />

besteht darin, für leer stehende Gebäude<br />

Nutzungen sicherzustellen, die dazu beitragen Nieheim<br />

langfristig zu einem attraktiven Wohn- und Arbeitsort<br />

für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen<br />

zu machen.<br />

Bestmöglich sollten neue Nutzungen ergänzt werden,<br />

vor allem um die Bildung, die Integration und<br />

das Miteinander der alteingesessenen und neuen<br />

Nieheimer zu fördern. Darüber hinaus soll die Arbeitsplatzsituation<br />

in Nieheim selbst durch neue<br />

wirtschaftliche Nutzungen ausgebaut werden.<br />

Kleinere Handwerksbetriebe, aber vor allem Einzelhändler<br />

und Dienstleistungsbetriebe sollten angezogen<br />

werden. Bei Misch- und Gewerbenutzungen<br />

ist darauf zu achten, dass es sich um emissionsarmes<br />

Gewerbe handelt und somit die Umgebung<br />

nicht negativ beeinflusst. Dazu gehören Schneider,<br />

Uhrmacher, Metzger, Bäcker, aber auch einzelhandelsorientierte<br />

Betriebe. Zudem ist es ein<br />

langfristiges Ziel, die Nahrungsmittelversorgung,<br />

die derzeit zum Teil noch durch einen Supermarkt<br />

im Nieheimer Gewerbegebiet gewährleistet wird,<br />

durch Einzelhändler auf der Marktstraße in der Nieheimer<br />

Innenstadt zu realisieren. Durch den Kaufkraftmagneten<br />

Nahrungsmittel, soll der innerstädtische<br />

Einzelhandel gefördert werden.<br />

Wohnnutzung<br />

Wohnunterkunft für Geflüchtete<br />

Mischnutzung<br />

Sondernutzung<br />

Gewerbe<br />

Leerstand<br />

neue Nutzungen<br />

Durch eine Kooperation mit dem Westfalen Culinarium<br />

könnten in leerstehenden Gebäuden Ladenlokale<br />

etabliert wenden, die Speisen aus dem In- und<br />

Ausland anbieten und zugleich durch die Kooperation<br />

dazu ermutigt werden, den kulturellen Hintergrund<br />

zu erläutern.<br />

Im Zuge dessen wäre es sinnvoll, eine zukünftige<br />

kulturelle Diversität Nieheims ebenfalls in den Vordergrund<br />

zu rücken und diese mit der Nieheimer<br />

Geschichte in Beziehung zu setzen. Insbesondere<br />

der jährliche Käsemarkt könnte dafür als Sprungbrett<br />

dienen.<br />

Durch die in diesem Kapitel dargestellten Maßnahmen<br />

könnte man in Zukunft neue Leerstände<br />

und damit stadtbildschädigende Entwicklungen<br />

weitgehend verhindern.


18 Soziale Infrastruktur<br />

Engagement ausbauen<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Bildungs- und Integrationsangebote<br />

Identifikation<br />

&<br />

Zusammenhalt<br />

Begegnungszentrum<br />

Werkstatt für<br />

Bürgerbus und<br />

Carsharing<br />

städtischer<br />

Haushalt<br />

soziale<br />

Angebote<br />

Nieheimer<br />

Zugezogne<br />

Dagebliebene<br />

gesunde<br />

Wirtschaft<br />

Tourismus<br />

lebenswerte<br />

Stadt<br />

weniger<br />

Leerstand<br />

N<br />

soziale Infrastrunktur o.M.<br />

Soziale Infrastruktur<br />

Bebauung<br />

öffentliche Einrichtungen<br />

Ackerbürgerhaus<br />

Bildungseinrichtung<br />

kulturelle Einrichtung<br />

Änderung<br />

Arzt / Apotheke<br />

Wie oben dargelegt, ist – nicht zuletzt aufgrund des<br />

vorbildlichen bürgerschaftlichen Engagements der<br />

Nieheimer – eine ausgeprägte soziale Infrastruktur<br />

in Nieheim vorhanden. Im Kontext des Gesamtkonzeptes<br />

muss diese jedoch auch den zukünftigen Bedürfnissen<br />

angepasst werden.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt der Daseinsvorsorge soll<br />

im Richterhaus etabliert werden. Hier findet man<br />

ausreichend Platz um eine ambulante und stationäre<br />

Altenpflege zu ermöglichen. Dies ist erforderlich,<br />

da trotz einer Zuwanderung Nieheim in den nächsten<br />

Jahrzehnten durch einen großen Anteil älteren<br />

Bevölkerung gekennzeichnet sein wird. Im Richterhaus<br />

soll ein Begegnungsort zwischen jungen und<br />

alten Menschen geschaffen werden.<br />

Für Bildungs- und Integrationsangebote bieten sich<br />

die östlich der Pfarrkirche St. Nikolaus gelegeneren<br />

Leerständen an der Schäfer- und Marienstraße an.<br />

Diese Einrichtungen würden insbesondere dazu beitragen<br />

den Spracherwerb und somit auch die Integration<br />

von Zuwanderern aus dem nichtdeutschen<br />

Sprachraum zu fördern. Andersherum könnte es<br />

auch deutschsprachigen Bewohnern Nieheims die<br />

Möglichkeit bieten, andere Sprachen zu erlernen.<br />

Zudem könnten alle Bewohner von zusätzlichen<br />

Qualifikations- und Bildungsangeboten profitieren.<br />

Die Sportangebote könnten durch die erhöhte Anzahl<br />

an Teilnehmern ausgebaut werden, wodurch<br />

das aktive Leben insgesamt gesteigert wird.<br />

Zudem sollte berücksichtigt werden, dass viele Geflüchtete<br />

muslimischen Glaubensrichtungen angehören,<br />

sodass für ein Gefühl des Dazugehörens für<br />

diese Menschen die Schaffung einer oder mehrerer<br />

Moscheen sinnvoll erscheint.<br />

Zusammenfassend kann man also festhalten, dass<br />

die soziale Infrastruktur in Nieheim ausgebaut werden<br />

muss. Dieser Infrastrukturausbau kommt dann<br />

sowohl Zuwanderern als auch alteingesessenen Nieheimern<br />

zu Gute. Dennoch ist die Etablierung von<br />

Sprachschulen ein entscheidender Schritt.


Mängel<br />

Missstände umkehren<br />

Die vorangegangenen Konzepterläuterungen machen<br />

deutlich, dass es möglich ist, auf eine Vielzahl<br />

von Mängeln positiv einzuwirken. Dies betrifft, insbesondere<br />

aus städtebaulicher Sicht, die Leerstände.<br />

19<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Gezielter Rückbau ermöglicht eine Optimierung der<br />

Siedungsstruktur, indem leerstehende Gebäude reduziert<br />

und neue Freiflächen geschaffen werden. Die<br />

Reduktion ungenutzter Häuser trägt dazu bei, Unorte<br />

zu beseitigen und positiv auf das Stadtbild einzuwirken.<br />

Leerstehende Gebäude, deren Bausubstanz eine Sanierung<br />

ermöglichen, werden großteilig saniert und<br />

wieder aktiv genutzt, sodass ein Verfall und somit<br />

negative Auswirkungen auf ihre Umgebung verhindert<br />

werden.<br />

N<br />

Mängel o.M.<br />

Durch ein städtebauliches Gesamtprojekt, können<br />

Unorte zu einem Raum entwickeln werden, der<br />

durch seine Aufenthaltsqualität dazu beiträgt, dass<br />

die Menschen sich gerne in der Nieheimer Innenstadt<br />

aufhalten. Ein neues Straßenraumkonzept<br />

führt ebenso wie die Sanierung der Häuser an den<br />

Straßenrändern und das Grün am Straßenrand dazu,<br />

dass der öffentliche Raum insgesamt lebenswerter<br />

wird und die vorhandene Unorte, die derzeit vor allem<br />

in der Nähe der Leerstände zu finden, sind sich<br />

positiv verändern.<br />

Eine bessere Anbindung der Nieheimer Innenstadt<br />

mit anderen Ortsteilen fördert die Vernetzung, welche<br />

derzeit noch Mängel aufweist. Dieser Mangel<br />

macht Nieheim für viele Zielgruppen zu einem unattraktiven<br />

Wohn- und Arbeitsort. Ehrenamtlich ist<br />

diese wichtige Aufgabe nicht zu leisten.<br />

Für eine lebendige und attraktive Stadt ist es<br />

entscheidend, dass die Innenstadt nicht nur als<br />

Wohnquartier dient. Insbesondere Einzelhandel<br />

und kulturelle Angebote sorgen dafür, dass<br />

sich in einem Viertel nicht nur die dort lebende<br />

Bevölkerung aufhält, sondern eine Anziehungskraft<br />

auf umliegende Räume ausgeübt wird.<br />

Insbesondere das Westfalen Culinarium ist dafür<br />

prädestiniert, eben diese beiden Aspekte – Kultur<br />

und Einzelhandel – miteinander zu verbinden.<br />

Um ein derartiges Einzelhandels- und Kulturkonzept<br />

aufzustellen, bedarf es jedoch dem<br />

aktiven Mitwirken aller Beteiligten. Wenn die Aktivierung<br />

aller jedoch gelingt, kann in Nieheim<br />

ein Mangel in ein für alle vorbildliches Konzept<br />

gewandelt werden.<br />

Neben den oben angesprochenen Punkten ist im Hinblick<br />

auf die zukünftig gegebenen Anforderungen die<br />

soziale Infrastruktur ebenfalls zum Teil mangelhaft.<br />

Allerdings muss man sich bewusst machen, dass bereits<br />

jetzt ein großes ehrenamtliches Engagement in<br />

Nieheim vorhanden ist, vor allem was das Mitwirken<br />

in sozialen Einrichtungen und anderen Vereinen betrifft.<br />

Es gilt, weitere Bürger für ehrenamtliche Arbeiten<br />

zu aktivieren.<br />

Zusammenfassend lässt sich folgendes festhalten:<br />

Die Behebung der Mängel wirkt sich sowohl auf<br />

alteingesessene Nieheimer, als auch Zugewanderte<br />

positiv aus. Insbesondere die Aufwertung des<br />

Stadtbildes und die Verbesserung der Infrastrukturen<br />

würde es Zugezogenen aus anderen Ländern<br />

erleichtern, in Nieheim Fuß zu fassen. Werden die<br />

Mängel wie oben beschrieben behoben, als indem<br />

man das bereits vorhandene Ehrenamt als Sprungbrett<br />

für weitere soziale Aktivitäten in Vereinen und<br />

städtischen Institutionen nutzt, wäre es möglich die<br />

Integration Neuzugezogener zu erleichtern und alteingesessene<br />

Nieheimer in Nieheim zu halten.


Maximal zwei<br />

Vollgeschosse<br />

Verschiedene<br />

Dachformen<br />

möglich<br />

Verschiedene<br />

Nutzungen<br />

möglich<br />

und anfassen“ für die Touristen attraktiv zu machen,<br />

führen wie in der zweiten Perspektive zu erkennen,<br />

zwischen den Weiden und Felder Fußwege entlang, die<br />

von Streuobstbäumen begleitet werden. Diese sollen<br />

zur Herstellung des Kontakts zwischen Mensch und Tier<br />

dienen, in dem die Tiere damit gefüttert werden könne.<br />

Insgesamt soll durch dieses Konzept das Interesse<br />

an eine ökologische Landwirtschaft, artgerechter Tierhof<br />

Demeter Bauernhof<br />

Perspektive 2: Fußweg zwischen den Weiden und Feldern, beg<br />

Menschen und Tieren.<br />

Nach dem Rückbau von<br />

Gebäuden werden<br />

neben der Renaturieesteht<br />

die Möglichkeit des<br />

aus. Hierbei Futter ergeben sich zahlreiche<br />

chekeiten, die die in NIEHEIMneo<br />

griffen werden. So ist zum Beispiel<br />

emeinschaftliche Nutzung der<br />

Freifläche, Dünger ein Aufteilen der Grundunter<br />

umliegenden Nachbargrundn<br />

oder eine Renaturierung denkbar.<br />

n der Prozess der Schrumpfung vermt<br />

werden, auf mögliche Herausungen<br />

eingegangen werden, sowie<br />

deregulierte Nutzungsmöglichkeis<br />

diesen positive Tourismus Aspekte Streuobst gezogen<br />

iten<br />

n.<br />

Nahrungsmittel<br />

rde Obst Gemüse Getreide<br />

Spinat<br />

Kräuter<br />

Karotten<br />

Zuckerrüben<br />

Mais<br />

Hafer<br />

Alley A l e<br />

Gerste<br />

Biogasrundweg<br />

Perspekt<br />

Nach Beendigung der<br />

Zwischennutzung<br />

können Gebäude<br />

zurückgebaut werden.<br />

Hierbei entstehen<br />

flexibel nutzbare Freiflächen,<br />

die ebenso dem<br />

Prinzip der Deregulation<br />

folgen.<br />

Regionale Produkte<br />

Am Brodberg<br />

markt Hofladen Foodsharing<br />

gsbereich hanr<br />

Zeit konventi-<br />

Bauernhöfe in<br />

Ziel ist es, die<br />

or allem in den<br />

rn Eversen und<br />

verbessern und<br />

nbieten zu kön-<br />

Bio-Produkten<br />

ischen Anbau<br />

gute Möglich-<br />

Entwicklung zu<br />

eren Ertrag und<br />

a ein Hauptaslfältiger<br />

Anbau<br />

sbild und wird<br />

sreicher gestalkerflächen<br />

und<br />

on Hecken und<br />

n neue Biotope<br />

Durch das Vielie<br />

die Tierhalirtschaftlichen<br />

dass neue Kooperationen zwischen<br />

den beiden Dörfern entstehen kann. Alle Komponente<br />

des Futters müssen Biozertifiziert sein, sodass die<br />

Bauern zur Versorgung der Tiere Futter zusätzlich von<br />

den restlichen ökologischen Landwirten bekommen<br />

könnten, während diese im Gegenzug Düngermittel<br />

von den Bauernhöfen erhalten. Im Lageplan ist ein Ausschnitt<br />

zwischen Eversen und Entrup zu erkennen, welcher<br />

die mögliche Veränderung der Landschaft zeigt. Es<br />

sind große Flächen für die Tierhaltung vorhanden, sowie<br />

für den Gemüse und Getreide Anbau. Die extensive<br />

Blumenwiese welche überwiegend mit Klatschmohn<br />

bepflanzt werden, was man in der ersten Perspektive<br />

erkennen kann, soll als Wegeleitung des Radweges dienen,<br />

wie die dunkelroten Solarlampen und Holzbänke.<br />

Um den Bereich unter dem Aspekt „Natur zum erleben<br />

Deregulation<br />

Versch<br />

ten de<br />

Perspektive 1: Kunstradweg entlang der Weiden und Felder, d<br />

Maximal zwei<br />

Vollgeschosse<br />

Verschiedene<br />

Dachformen<br />

möglich<br />

Verschiedene<br />

Nutzungen<br />

möglich<br />

Verschiedene Möglichkeiten<br />

der Zwischennutzung<br />

als Alternative<br />

zum Leerstand. Kombination<br />

von Deregulation<br />

und großem Angebot<br />

an verfügbaren Häusern<br />

steigert Attraktivität.<br />

Perspektiv<br />

Sozia


Prof. Dipl.-Ing. Kathrin Volk, Bart Brands<br />

Nieheim o.T.<br />

Die Studierenden des Bachelor Stadtplanung haben sich im Projekt Landschaft<br />

mit neuen innovativen Lösungsansätzen für eine nachhaltige, freiraumbasierte<br />

Stadt- und Dorfentwicklung beschäftigt. Am Beispiel der schrumpfenden Stadt<br />

Nieheim sollten neben räumlichen Entwicklungen auch Prozesse und Aktivitäten<br />

im Raum mitgedacht werden. Dabei spielten auch Begriffe wie Dörflichkeit,<br />

Privatheit und Gemeinschaft eine Rolle.<br />

Aufgabe<br />

21<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Die Landschaftsarchitektur positioniert sich in einem<br />

weiten Feld zwischen Kunst und Wissenschaft, somit<br />

stellt das Entwerfen eine hochkomplexe Aufgabe dar.<br />

Neben ästhetischen Aspekten zählen auch geschichtliche,<br />

soziale, ökologische, kulturelle, ökonomische,<br />

gesundheitliche, politische und zeitliche Faktoren zu<br />

den Gesichtspunkten, welche in einem Entwurfsprozess<br />

stets neu gewichtet und zu einer Strategie synthetisiert<br />

werden müssen. In diesem sehr intensiven<br />

Abgleichungsprozess, welcher sich nicht linear vollzieht,<br />

gibt es nicht die eine richtige Lösung, sondern<br />

eine Vielzahl von Möglichkeiten, die unterschiedliche<br />

Lösungsansätze hervorbringen. Ein gelungener<br />

Entwurf geht aus der erfolgreichen Abwägung und<br />

Synthetisierung einer Vielzahl von Faktoren hervor,<br />

dessen Resultat eine qualitative Verbesserung des<br />

Vorhandenen darstellt.<br />

Thema des Projektes<br />

"Nieheim ist eine der Städte im Kreis Höxter mit den<br />

geringsten Bevölkerungszahlen, es leben dort ca.<br />

6.700 Einwohner auf etwa 80 qkm, davon ca. 3.000<br />

Personen im Kernort, der den Siedlungsschwerpunkt<br />

darstellt. Daneben existieren neun weitere, kleine<br />

Ortschaften. Der Kernort weist neben dem historisch<br />

geprägten Stadtzentrum Wohngebiete, ein Gewerbegebiet,<br />

sowie ausgedehnte, teilweise öffentliche<br />

Grünbereiche auf.", so wird die Stadt Nieheim im Integrierten<br />

Handlungskonzept aus 2011 beschrieben.<br />

Und an anderer Stelle heißt es "In der Stadt Nieheim<br />

wird für den gleichen Prognosezeitraum (von 20 Jahren)<br />

sogar mit einem (Bevölkerungs-) Rückgang von<br />

20 % gerechnet." Keine guten Aussichten, aber eine<br />

Herausforderung für Stadtplaner, Landschaftsarchitekten<br />

und Utopisten, die im besten Falle beides sind.<br />

Die Stadt Nieheim mit ihrem pittoresken Erscheinungsbild,<br />

der räumlichen Lage inmitten von Landschaft,<br />

der Problematik der Schrumpfung, kann Beispiel<br />

werden für die Entwicklung neuer Lebensstile<br />

und Lebenskulturen. Wachstum als Paradigma ist<br />

bekannt, funktioniert aber in ländlichen Raum immer<br />

weniger.<br />

Wie aber ändert sich unser Denken als Stadtplaner,<br />

wenn nicht Wachstum, sondern Stabilität zum Paradigma<br />

werden. Oder, noch weiter gedacht: wenn<br />

Schrumpfung nicht als Makel, sondern als Gewinn von<br />

neuen Möglichkeiten, Freiheiten verstanden wird? Wie<br />

entwerfen und denken wir Stadt und Landschaft,<br />

wenn wir von vertrauten Handlungsmustern abweichen<br />

und neue erfinden müssen? Wenn die Idee der<br />

Gleichheit als Prinzip in allen Lebensräumen der Bundesrepublik<br />

sich nicht aufrecht erhalten lässt und Unterschiede<br />

zum Qualtiätsmerkmal werden können?<br />

Nieheim hat als städtebauliche Tatsache Modellcharakter,<br />

der im Rahmen des Projektes Landschaft gedacht<br />

werden soll.<br />

Die Anforderungen und Chancen sind vielfältig:<br />

• Da sind die eingesessenen Bürger, für die Nieheim<br />

Heimat und Lebens und Arbeitsort ist.<br />

• Da sind junge Menschen, die Nieheim verlassen,<br />

weil sie keine Zukunft dort sehen.<br />

• Da sind Flüchtlinge, die neu ankommen und für die<br />

Nieheim ein Ort ist, an dem sie mehr oder weniger<br />

freiwillig sind, Heimat ist es nicht.<br />

• Da ist der beeeindruckende Landschaftsraum,<br />

der Potentiale bietet für die Entwicklung neuer<br />

Post-Wachstums-Ökonomien und Lebensstile, die<br />

landschaftsbasiert und fortwärtsgewandt sind.<br />

• Was fehlt, sind Ideen, Konzepte, Utopien für<br />

die Zukunft Nieheims, die nicht aus der Sicht<br />

der klassischen Wachstumsstrategien entstehen.<br />

Stattdessen gilt es, neue Fragen zu stellen,<br />

mutig und ehrlich über eine Zukunft Nieheims<br />

nachzudenken.<br />

Nieheim bietet alle Potenziale für eine innovative,<br />

experimentelle Auseinandersetzung mit der Frage<br />

wie Landschaft, Freiraum, öffentlicher Raum ein innovatives<br />

zusammenhängendes Raumgefüge bilden<br />

können, das zu vielfältigen Nutzungen einlädt. In Nieheim<br />

sollte untersucht werden, wie Landschaftsraum<br />

Einfluss nehmen kann, auf städtisches und/ oder<br />

ländliches Leben.


Jörn Bollhöfer, Verena von Ohlen, Thorsten Walper<br />

22<br />

Wandel am W.E.G.<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Perspektive Gemeinschaftsgarten<br />

Konzept<br />

Der Masterplan „Wandel am Weg“ soll einen Denkund<br />

Möglichkeitsraum abbilden, in dem neues Handeln<br />

angeregt wird. Bei der Erarbeitung des Masterplanes<br />

ist darauf zu achten, dass die Chancen einer<br />

schrumpfenden Region, wie es bei Nieheim der Fall<br />

ist, gesehen werden und die vorhandenen Ressourcen<br />

der Stadt bei der Planung aufgegriffen werden.<br />

Besonders machen Nieheim folgende Aspekte: Das<br />

großzügige Angebot an Freiflächen in einer attraktiven<br />

Landschaft und die Bewohner, die sich engagieren<br />

und sich mit der Stadt identifizieren. Die Chancen<br />

liegen auch in den historisch gefestigten Gebäuden,<br />

die nun teilweise leer stehen. Bei Abriss und Neubau<br />

können positive Impulse entstehen, die auch infrastrukturelle<br />

Ressourcen aufgreifen. Insgesamt sind<br />

gerade die still liegenden Ressourcen zugänglich zu<br />

machen und miteinander zu verknüpfen, um eine Dynamik<br />

zu entfachen.<br />

Wie aus der Analyse hervorgeht, wird die Bevölkerung<br />

älter und in Zukunft schlechter versorgt sein,<br />

weshalb die Einführung von Gemeinschaftsgütern<br />

den nötigen Wandel zu einer stabilisierten Gesellschaft<br />

leisten kann. Dazu zählen also neue Formen<br />

der Lebensmittelversorgung, der Aufbau eines Netzwerkes<br />

für die Pflege, Anreize für gemeinschaftliches<br />

Wohnen und Gärtnern sowie ein Mobilitätskonzept.<br />

Ebenso soll die Einführung einer regionalen Währung<br />

die angestrebten Projekte stimulieren.<br />

Da eine wesentliche Gefahr schrumpfender Städte<br />

die gesellschaftliche Ausgrenzung ist, bei der vor allem<br />

alte Leute zurückbleiben, die sich nicht mehr am<br />

aktiven Leben in Nieheim beteiligen können, ist eine<br />

Stärkung der Gemeinschaft unumgänglich. Um einer<br />

Homogenität der Gesellschaft entgegenzuwirken<br />

müssen neue Voraussetzungen für eine Vielfalt unterschiedlicher<br />

Lebensstile geschaffen werden.


Neue Landschaftstypen<br />

Bachlandschaften<br />

Solidarische Landwirtschaft<br />

Waldgarten<br />

Neue Formen<br />

der Tierzucht<br />

Repräsentation<br />

der Gemeinschaft<br />

Verknüpfung<br />

23<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Nieheim Route<br />

neue<br />

Freiraumqualitäten<br />

Masterplan o.M.<br />

vertiefende<br />

Betrachtung<br />

vertiefende<br />

Betrachtung<br />

Lebensmittellager<br />

im<br />

alten Kornspeicher<br />

Bürgerbüro<br />

im<br />

Richterhaus<br />

Vertiefung Innenstadt o.M.<br />

Wohnen und Garten am Wallring<br />

Experimentelle Gärten<br />

Experimentelles Bauen<br />

Autofreie historische Altstadt<br />

Konzept Experimentelle Gärten o.M.


24<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Experimentelle Freiräume<br />

Verschiedene Lebensstile tragen zur Nieheimer Identität bei<br />

Die Stimulation erfolgt aber konkret auch mithilfe<br />

freiräumlicher und baulicher Experimente, sodass<br />

Investitionen in diesem Bereich gefördert werden:<br />

Zonal auf die Ortsteile und den Stadtkern begrenzte<br />

Regeln schaffen Impulse für gemeinschaftliche Garten-<br />

und Wohnkonzepte. Es geht dabei darum, Bewohner<br />

für die Gemeinschaftsprojekte zu mobilisieren,<br />

indem man Vorteile der Projekte aufzeigt und mit<br />

finanzieller Unterstützung erzeugt.<br />

Gezielt sollen Menschen, Vereine und Initiativen angesprochen<br />

werden, die ein Interesse haben, neue<br />

Formen des Zusammenlebens in Gärten und Wohngebäuden<br />

auszuprobieren. Dabei sollen auch temporäre<br />

Maßnahmen zugelassen werden, die eine<br />

Rückführung auf die vorherige Nutzung ermöglichen.<br />

Eine dauerhafte Umnutzung erfolgt nicht erzwungenermaßen,<br />

sondern in Zusammenarbeit mit den<br />

Menschen vor Ort.<br />

Konzept Experimentelles Bauen o.M.<br />

Konzept Lebensmittel<br />

Das Modell, das Nieheim damit repräsentiert, soll<br />

auch nach außen getragen werden. Einen Beitrag<br />

leisten dafür die unterschiedlichen Landschaftsformen,<br />

die im Zusammenhang mit dem Aufbau der<br />

solidarischen Landwirtschaft und einer nachhaltigen<br />

Tierzucht entstehen. Die Nieheimer Bachlandschaft<br />

eignet sich nicht nur für die Verknüpfung der Ortsteile<br />

untereinander, sondern zeigt auch alle charakteristischen<br />

Natur- und Kulturräume. Hier entsteht eine<br />

Radroute, die der Erholung dient und über die neuen<br />

Nieheimer Projekte informiert. Es soll erkennbar<br />

werden, dass Nieheim nicht nur vielseitige Ansichten<br />

bietet, sondern auch gemeinschaftsfördernd tätig ist.<br />

Perspektive Kornspeicher als Lebensmittellager


25<br />

KONZEPTIONELLE PHASE


Jan Belger, Thies Lübsen, Nikolaj Frank<br />

26<br />

Powerbank Nieheim<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Perspektive Floating Houses<br />

Konzept<br />

Das allgemeine Ziel des vorliegenden Masterplans,<br />

bezogen auf die Bevölkerungsanzahl ist die Stagnation.<br />

Durch die Maßnahmen des Masterplan werden<br />

Arbeitsplätze geschaffen, jedoch nicht so viele, dass<br />

es für eine Steigerung der Bevölkerungsanzahl ausreicht.<br />

Dieser positive Impuls sollte auf die Besonderheit<br />

Nieheims eingehen und dieses Potential nutzen,<br />

um die Probleme der Region zu lösen. Die Besonderheit<br />

und somit auch das Potential Nieheims sind landwirtschaftliche<br />

Flächen, welche im Masterplan eine<br />

wichtige Rolle spielen. Der Masterplan sieht eine Teilumnutzung<br />

der landwirtschaftlichen Flächen vor, um<br />

das Potential dieser Flächen voll zu entfalten, damit<br />

wirtschaftlichen Gewinn zu erzielen, die Bekanntheit<br />

und Attraktivität der Region zu steigern und somit<br />

aus der Abwärtsspirale zu gelangen. Das Modell funktioniert<br />

jedoch nur wenn die Effektivität und Funktionalität<br />

der Energielandschaften an erster Stelle steht<br />

und Design, bzw. Gestaltung sekundär ist.<br />

ist, liegt es ebenfalls von Interesse, Energie und Tourismus<br />

zu kombinieren. Daher wird eine Energiekurroute<br />

vorgesehen, die die Veränderungen Besuchern<br />

und Einwohnern nahe bringt.<br />

Investments<br />

2.Ausschüttung Restbetrag<br />

1.Reinvestierung<br />

Einspeisung<br />

Einnahmen<br />

Schema Reinvestition<br />

Es ist vorgesehen, mehrere kleinere Energielandschaften<br />

zu errichten, welche sich jedoch in der<br />

Makro-Ebene zu drei großen Bereichen zusammenfassen<br />

lassen. Diese Energielandschaften bestehen<br />

aus Energie aus Biomasse, Windenergie und Solarenergie.<br />

Überschüssige Energie aus den Energielandschaften<br />

wird primär in den Stauseen gespeichert,<br />

um die Region bei einem hohen Bedarf mit Energie zu<br />

versorgen und in das öffentliche Hochspannungsnetz<br />

eingespeist, um aus überschüssiger Energie Geld<br />

zu erzielen, welches wiederum reinvestiert werden<br />

kann, um Nieheim zu helfen. Da Nieheim ein Kurort<br />

A ley A l e<br />

Biogasrundweg<br />

Am Brodberg<br />

Vertiefung Biogasanlagen o.M.


Vectorworks Educational Version<br />

Eversen<br />

Einwohner: 448<br />

Sommersell<br />

Einwohner: 653<br />

27<br />

Himmighausen<br />

Einwohner: 471<br />

Merlsheim<br />

Einwohner: 327<br />

Oeyenhausen<br />

Einwohner: 500<br />

Bereich 1<br />

Entrup<br />

Einwohner: 346<br />

Nieheim<br />

Einwohner: 2869<br />

Holzhausen<br />

Einwohner: 377<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Schönenberg<br />

Einwohner: 56<br />

Vectorworks Educational Version<br />

Erwitzen<br />

Einwohner: 138<br />

Potentielle Flächen für..<br />

..Biogasanlagen<br />

landwirtschaftliche Fläche<br />

Kurroute<br />

..Windkraftanlagen<br />

Waldflächen<br />

Lieferwege der Landwirte<br />

..Photovoltaikanlagen<br />

Naturschutzgebiet<br />

Gebietsgrenze<br />

..Speicherstauseen<br />

Landwirtschaftsbetriebe<br />

Schallschutzgebiete<br />

Vectorworks Educational Version<br />

Vectorworks Educational Version<br />

Landwirtschaft Deichanlage Speicher<br />

Pumpkraftwerk<br />

Retentionsflächen<br />

Masterplan o.M.<br />

1:20000<br />

Vertiefung Wasserspeicher o.M.


Daniela Vogt, Tabea A. Paulsen, Jan Philipp Steffen<br />

28<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Karriere im ländlichen Raum - neue Chancen<br />

für Nieheim<br />

Freies Internet<br />

Siedlungsflächen<br />

Mobile Praxis<br />

Straßen<br />

Schule<br />

Wanderwege<br />

Kindergarten<br />

Kinderbetreuung<br />

durch Senioren<br />

ÖPNV<br />

Hofladen<br />

Open Air Kino<br />

Point of Interest<br />

Wald<br />

Gewässer<br />

Landwirtschaft<br />

Home-Office|9-to-5 Job|<br />

Global Worklife<br />

Mögliche Forschungsstandorte<br />

Tourismus<br />

Grenze von Nieheim<br />

Maßstab M 1:20.000<br />

Masterplan o.M.<br />

SOMMERSELL<br />

EVERSEN<br />

ENTRUP<br />

HIMMIGHAUSEN<br />

OEYNHAUSEN<br />

NIEHEIM<br />

MERLSHEIM<br />

HOLZHAUSEN<br />

SCHÖNENBERG<br />

ERWITZEN<br />

Besonderheiten der Dörfer o.M.<br />

Vertiefung o.M.<br />

Konzept<br />

In dem strategischen Masterplan wird ein Blick auf<br />

die Gesamtstadt Nieheim geworfen, damit für die<br />

zukünftige Stadtentwicklung im Ganzen Optionen<br />

und Perspektiven aufgezeigt werden können, die die<br />

räumlichen Entwicklung der Stadt unterstützen.<br />

Ausgelegt ist der Masterplan in der Regel für einen<br />

Zeitraum von zehn bis 20 Jahren, so dass erste Erfolge<br />

in diesem Zeitabschnitt sichtbar werden sollten. Es<br />

wird bei den Stärken der Stadt angesetzt. Die eigene<br />

Analyse hat ergeben, dass die landwirtschaftlichen<br />

Nutzflächen ein hohes Potenzial ausweisen, so dass<br />

die Idee der Selbstversorgung aufgenommen wurde.<br />

Innerhalb dieses Kernthemas sollte erreicht<br />

werden, dass Nieheim eine Besonderheit erhält,<br />

mit der sich die Stadt von umliegenden Kommunen<br />

abheben kann. Doch Nieheim hat nicht nur im Bereich<br />

der Landwirtschaft eine Stärke, sondern auch<br />

in der ÖPNV-Anbindung, der Versorgung der Dörfer,<br />

Karrieren und Familie und Freizeit kombiniert mit<br />

ländlichem Leben.


29<br />

Entwicklungsphasen<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Vertiefung Innenstadt o.M.<br />

Als Inspiration für die Neuerungen dienen die Bedürfnisse<br />

der Bürger, da der Masterplan nur seine volle<br />

Wirkung entfalten kann, wenn er von den Menschen<br />

angenommen wird. Damit das Hauptziel erreicht werden<br />

kann, stehen im Masterplan für die Entwicklung<br />

Nieheims vor allem diversifizierte Karriereoptionen<br />

für den ländlichen Raum im Fokus, die eine Vereinbarkeit<br />

unterschiedlicher Berufsgruppen mit einem<br />

ländlichen Lebensstil ermöglichen sollen. Dabei ist zu<br />

beachten, allen berücksichtigten Karrieretypen und<br />

ihren Erfordernissen gerecht zu werden, ohne dass<br />

andere Menschen und deren Karrieremöglichkeiten<br />

eingeschränkt werden. Aus diesem Grund sind in<br />

dem Masterplan verschiedene Räume aufgezeigt, in<br />

denen die jeweiligen Karrieren stattfinden können.<br />

Das Konzept basiert sowohl auf schon vorhandenen<br />

Karrierefeldern, wie der Landwirtschaft, die beibehalten<br />

wird, sowie auf innovativen, wie Global Worklife<br />

und Forschung, die kombiniert werden.<br />

Stadt Nieheim, die sich in unterschiedlichen Bereichen<br />

widerspiegeln. Zum Beispiel stellt es, parallel zur<br />

Landwirtschaft, eine zusätzliche Einkommensquelle<br />

für die ortsansässigen Landwirte dar, da sie entweder<br />

über touristische Angebote oder Vermietung von Unterkünften<br />

auf ihren Flächen eine Ergänzung zu ihrem<br />

regulären Einkommen erwirtschaften können.<br />

Landwirtschaft<br />

Forschung<br />

Tourismus<br />

Home Office<br />

Global Worklife<br />

normaler Betrieb<br />

Organisation<br />

Bedingungen an<br />

einen Luftkurort<br />

erfüllen<br />

freies Wlan<br />

evtl.<br />

Neuparzellierung<br />

Attraktivität<br />

der Wanderwege<br />

Leerstand<br />

reaktivieren<br />

Konversion<br />

Projekte<br />

Einführung der<br />

Kinderbetreuung<br />

Organisation des<br />

Kinderhotels<br />

Organisation des<br />

Co-working-Space<br />

Die Möglichkeit, durch Anpassungen des bestehenden<br />

Baurechts eine Flächenumnutzung durchzuführen,<br />

verursacht zahlreiche positive Effekte für die<br />

9 - to - 5 Job<br />

Organisation eines<br />

Bürgervereins<br />

Etablierung der<br />

Bürgerbusse<br />

Kinderbetreuung<br />

durch Senioren<br />

Zeit<br />

Zeitliche Karriereentwicklung


Jeroen Erhardt, Malte Reimann, Lennart Schminnes<br />

30<br />

Mein Nieheim - Nieheim den Nieheimern<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Bildung Kultur Landwirtschaft Energie<br />

Lokale Ökonomie<br />

Konzept<br />

Umbau<br />

Sanierung<br />

ÖPNV<br />

Der Masterplan soll einen gesunden Schrumpfungsprozess<br />

für die Stadt Nieheim ermöglichen, der Verwahrlosung<br />

einzelner Dörfer verhindert und somit<br />

ein attraktives Stadtbild erhält. Die Kernstadt soll<br />

stabilisiert und aufgewertet werden, der Leerstand<br />

unter anderem durch den Umzug der Dorfbewohner<br />

gefüllt werden und die Dörfer unterlaufen einem<br />

Rückbauprozess.<br />

Windpark<br />

Kulturroute<br />

Gemeindegenzen<br />

Knopfhöfe<br />

ÖPNV Shuttle<br />

Masterplan<br />

Im neuen Bildungskonzept steht zunächst die Verwurzelung<br />

der jungen Leute mit der Region im Vordergrund,<br />

um ein stärkeres Heimatgefühl zu erzeugen,<br />

damit die Abwanderung langsam abnimmt.<br />

Schüler übernehmen<br />

Hofaufgaben als Schulfach<br />

Neue Schulfächer:<br />

• Ackerbau/Grünland<br />

• Ökolandbau<br />

• Tierproduktion<br />

• Tiergesundheit<br />

• Ländliche Entwicklung<br />

Museen<br />

Museumsroute<br />

• Regionale Produkte<br />

• Kunsthandwerk<br />

• Landschaft<br />

Gym<br />

Real<br />

Haupt<br />

Forschun<br />

g/Wisse<br />

nschaft<br />

Verwaltu<br />

ng/Facha<br />

rbeit<br />

Hofarbeit<br />

/Technik<br />

Belieferung der<br />

Schulkantine<br />

regionale Produkte:<br />

• Schinken<br />

• Käse<br />

• Bier/Schnaps<br />

• Wolle<br />

• Huhn<br />

• Gemüse<br />

neues Bildungskonzept<br />

Kulturkonzept<br />

Nudeln<br />

Molke als Futter<br />

Ei<br />

diente früher<br />

als Grundlage<br />

Abfallprodukt<br />

Treber als<br />

Futter<br />

Grundlage<br />

Molke zum<br />

Verzehr<br />

Renaturierung<br />

Dorffolgelandschaft<br />

Landwirtschaft<br />

Mehl für<br />

Produktion<br />

Gerste als<br />

wichtiger<br />

Bestandteil<br />

Grundlage<br />

Bier und<br />

Schnaps zum<br />

Verfeinern<br />

Milch<br />

Energie<br />

Mist als Dünger<br />

Landwirtschaftskonzept<br />

Umbaukonzept


31<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Gewässer Sonderfläche Schutz Rückbau Gebäude Straße/Weg Acker/Wiese Wald Abstandsgrün<br />

Lageplan Holzhausen M 1:5000<br />

Das Energiefinanzierungskonzept soll die Wirtschaftlichkeit<br />

der Region fördern und Anreize für die Bewohner<br />

geben, sich mit den Erneuerbaren Energien<br />

auseinander zu setzen. Das Konzept läuft über verschiedenen<br />

Methoden, die die Finanzierung des Konzeptes<br />

sichern sollen. Zudem hat die Stadt Nieheim<br />

über die folgenden Jahre bzw. Jahrzehnte eine sichere<br />

Einnahmequelle, mit der weitere Projekte gefördert<br />

werden können.<br />

Nieheim besitzt für eine Stadt mit leicht über 6000<br />

Einwohnern viele regionale Museen, die alle in der<br />

Kernstadt in unmittelbarer Nähe zueinander zu finden<br />

sind. Die Idee hinter dem Kulturkonzept ist es,<br />

die Besucher der Museen noch näher an das Leben<br />

auf dem Land zu bringen und ihnen nicht nur landwirtschaftliche<br />

Praktiken aus der Vergangenheit zu<br />

zeigen, sondern auch aktuelle. Um dies zu erreichen,<br />

sollen die Museen eine Kooperationen mit verschiedenen<br />

Bauernhöfen im Umkreis Nieheims eingehen.<br />

Nieheims lokale Wirtschaft soll gestärkt werden.<br />

Hierbei muss Wert auf Regionalität und lokale Verbundenheit<br />

gelegt werden. Um diese Solidarität, dieses<br />

Regionalitätsbewusstsein, wieder zu schärfen soll<br />

es in Zukunft die „NieheimCard“ geben, mit der Nieheimer<br />

vergünstigt regional einkaufen können.<br />

Energielandschaft<br />

Lageplan Kirchenvorplatz o.M.<br />

Perspektive Marktstraße


Prof. Dr. Reiner Staubach<br />

32<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Qualitative Forschung in Nieheim und andernorts<br />

Bericht aus einem laufenden Lehrforschungsprojekt<br />

Seit dem Sommersemester 2016 wird durch das Lehrgebiet<br />

„Planungsbezogene Soziologie, Planungstheorie<br />

und -methodik“ ein Lehrforschungsprojekt zur<br />

„Integration von Zugewanderten in Städten und Gemeinden“<br />

betrieben, ohne dies allerdings offensiv als<br />

solches zu propagieren (vgl. Kühl 2009, S. 112). Es greift<br />

ein, nicht erst seit den Bildern über den im September<br />

2015 tot an den Strand bei Bodrum gespülten zwei<br />

Jahre alten Jungen Alan Kurdi, hochaktuelles gesellschaftliches<br />

Thema auf und stellt zugleich eine direkte<br />

inhaltliche Verknüpfung zwischen mehreren Lehr-Modulen<br />

her. Die Umsetzung erfolgte zunächst vor allem<br />

in „Empirische Sozialforschung“ und „Stadtsoziologie“<br />

und nach der Novellierung der Studienordnung im<br />

Rahmen der Module „Wissenschaftliches Arbeiten“<br />

und „Gesellschaft“. Daran beteiligt sind zumeist Studierende<br />

des zweiten und des vierten Semesters.<br />

Die Studierenden erhielten die Aufgabe, an Hand einer<br />

von ihnen selbst ausgewählten Gemeinde lokale Erfahrungen<br />

bei der Integration von Geflüchteten bzw.<br />

Zugewanderten zu dokumentieren sowie Hinweise<br />

auf Gelingensbedingungen zu identifizieren. Da es sich<br />

bei der Thematik der Integration von Geflüchteten für<br />

viele kleinere und mittlere Gemeinden im ländlichen<br />

Raum um eine (zumindest in der Dimension) in weiten<br />

Bereichen neue Herausforderung handelte, wurde<br />

den Studierenden als Forschungsstrategie ein induktiv-schrittweiser,<br />

punktuell sogar zirkulär angelegter<br />

Untersuchungsansatz empfohlen. Im Gegensatz zu<br />

der klassisch-linearen Untersuchungsstrategie mit<br />

dem Ziel der Überprüfung zu Beginn aufgestellter Hypothesen<br />

geht es bei der „Grounded Theory“ (Glaser/<br />

Strauss 1967) zunächst darum, generelle Grundannahmen<br />

herauszudestillieren um dann auf der Basis<br />

des fallbezogenen empirischen Materials zur weiteren<br />

Ausdifferenzierung und illustrativen Aufhellung des<br />

Kontextwissens im Themenfeld (u.a. Generierung weiterer<br />

Fragen für zukünftige Studien) beizutragen (Witt<br />

2001).<br />

Bei einem Lehrforschungsprojekt geht es um ein „forschendes<br />

Lernen“, das den Studierenden ein hohes<br />

Maß an Eigenständigkeit und Initiative abverlangt. Dabei<br />

kommt es vor allem zu einem praxisnahen Lernen,<br />

während die Grenzen des Wissenstransfers von der<br />

Hochschule zur Praxis punktuell überschritten werden<br />

können. In diesem Fall dient die Beobachtung der<br />

gelebten Praxis der Integration vor Ort primär als instruktives<br />

Feld zur Anreicherung von theoriebasierten<br />

Seminarinhalten. Der Theorie-Praxis-Anspruch dieses<br />

Lehrforschungsprojektes reicht damit nicht soweit wie<br />

etwa in der bereits klassischen Forschungsstrategie<br />

der „Aktionsforschung“ oder auch bei sog. „Reallaboren“<br />

im Zusammenhang mit Ansätzen „transdisziplinärer“<br />

bzw. „transformativer Forschung“, bei denen es<br />

letztlich sogar zu Formen der Einmischung und Intervention<br />

in lokale Prozesse kommen kann (vgl. Moser<br />

1997, Schneidewind 2014). Ein beeindruckendes Referenzbeispiel<br />

liefert hier das Projekt „Heimatwerker“ in<br />

Nieheim.<br />

Aufgabenstellung und methodische<br />

Vorgaben für die empirische Feldarbeit<br />

Untersuchungsdesign<br />

Vorgegeben wurde ein Methoden-Mix von qualitativen<br />

Instrumenten der empirischen Sozialforschung. In einer<br />

ersten wesentlich internetgestützten Erhebungsphase<br />

ging es um das Recherchieren und Sichten<br />

thematisch relevanter Veröffentlichungen („Kontext-


wissen“), das Zusammenstellen gemeindebezogener<br />

Daten (etwa durch Zugriff auf das Kommunalprofil bei<br />

IT-NRW oder die Ratsinformationssysteme der Städte<br />

und Kreise) sowie die sekundäranalytische Auswertung<br />

lokaler Statusberichte, Dokumente und Zeitungsartikel.<br />

Auf dieser Grundlage sollten die kontextuellen Bedingungen<br />

und spezifischen Herausforderungen bei<br />

der Aufgabe der Integration von Geflüchteten in der<br />

jeweiligen Gemeinde skizziert und analysiert werden.<br />

Um eine wirklichkeitsfremde Außenperspektive zu vermeiden,<br />

schloss sich als zweite Phase die eigene empirische<br />

Feldforschung an. Nach einer Begehung und<br />

Ortserkundung mit Fotodokumentation sowie ersten<br />

informellen Kontakten sollten leitfadengestützte<br />

qualitative Interviews („face-to-face“) als Einzel- oder<br />

Gruppengespräche im Sinne einer „verstehenden“ empirischen<br />

Methode durchgeführt werden (vgl. Gläser/<br />

Laudel 2010, 4f.).<br />

Triangulation<br />

Die nach der ersten Analysephase zu erstellende<br />

SWOT-Analyse zu den „Stärken“, „Schwächen“, „Chancen“<br />

und „Risiken“ bei der wohnörtlichen Integration<br />

von Geflüchteten in der untersuchten Gemeinde trägt<br />

dem in der integrierten Quartiersentwicklung inzwischen<br />

verbreiteten Paradigmenwechsel von der bloßen<br />

Problem- und Defizitorientierung hin zu einer Ressourcenorientierung<br />

Rechnung. Die Adressat*innen<br />

von Interventionen werden hier in ihrem jeweiligen<br />

sozialräumlichen Setting nicht primär als mit Leistungen<br />

zu versorgende Klient*innen betrachtet, sondern<br />

insbesondere als Träger*innen von Ressourcen und<br />

Begabungen, die es im Sinne von Potenzialen zu mobilisieren<br />

oder als identifizierte Stärken noch weiter<br />

auszubauen gilt.<br />

33<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Expert*innengespräche<br />

Interviewt werden sollten Expert*innen mit unterschiedlicher<br />

Nähe bzw. Distanz zum jeweils untersuchten<br />

Handlungsfeld: Geflüchtete bzw. Zugewanderte,<br />

Nachbar*innen, Schlüsselpersonen (z.B.<br />

Kioskbetreiber*innen), professionelle institutionelle<br />

Stakeholder (z.B. Sozialberater*innen, Quartiersmanager*innen).<br />

Es ging also nicht nur um die Wahrnehmungen<br />

und Interpretationen von Funktionseliten aus<br />

Verwaltung, Politik und professionellen Helfer*innen,<br />

sondern nicht zuletzt auch um jene von Laien (u.a.<br />

Freiwillige, Betroffene) mit Insiderwissen aus erster<br />

Hand. Auf der Basis von mindestens drei qualitativen<br />

Interviews sollte eine Perspektiven-Triangulation erfolgen,<br />

um im Sinne eines „Cross-checking“ verschiedene<br />

Beobachtungsstandpunkte herauszuarbeiten und vergleichend<br />

zu erörtern. In der prozessorientierten und<br />

prozessoffenen Untersuchungsstrategie konnten zugleich<br />

vorangegangene Recherche- und Analyseergebnisse<br />

(u.a. Interviews) nachfolgend diskret hinterfragt,<br />

intersubjektiv gedeutet und rückgekoppelt werden.<br />

Viele Studierende zeigten sich interessiert, die Anstrengungen<br />

zur Integration von Geflüchteten in ihrem<br />

eigenen Heimatort zu untersuchen. Handlungsleitend<br />

waren dabei nicht nur Motivation und Neugier<br />

sondern es wurden vor allem auch forschungspragmatische<br />

Überlegungen angestellt. Neben der ressourcensparsamen<br />

Kopplung der Recherchearbeit<br />

mit einem gleichzeitigen Heimatbesuch, versprachen<br />

sich die Studierenden vor allem Vorteile bei der Identifizierung<br />

und Akquise von Interviewpartner*innen.<br />

So schwärmten viele zunächst in ihre Heimatorte aus<br />

– und zwar nicht nur in der Region OWL sondern gerade<br />

auch in entferntere Gemeinden. Dort suchten sie<br />

etwa mit Hilfe von Verwandten oder Freunden, die sich<br />

bei der Entstehung einer Willkommenskultur vor Ort<br />

bereits engagierten, den Zugang zu relevanten lokalen<br />

Stakeholdern. Insgesamt ist festzustellen, dass das Interesse<br />

und die Offenheit für diese Semesteraufgabe<br />

bei den Studierenden jeweils beeindruckend groß waren.<br />

Tatsächlich bildet sich die gestiegene Diversität in<br />

unserer Einwanderungsgesellschaft immer mehr auch<br />

in den Reihen der Studierenden an der TH OWL ab, so<br />

dass es stellenweise auch zu einer Beschäftigung mit<br />

der eigenen Migrationsgeschichte kam.<br />

Die Herausforderungen der globalen<br />

Migrationsdynamik<br />

Seit Ende der 1950er Jahre sind in der Regel mehr Menschen<br />

nach Deutschland ein- als ausgewandert. Der<br />

Blick in die Statistik zeigt aber auch, dass die Wanderungssalden<br />

sehr stark fluktuieren. Verschiedentlich<br />

war die Wanderungsbilanz sogar negativ, zuletzt im Jahr<br />

2007. Allerdings hat die Abwanderung bzw. Remigrati-


34<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Wanderungssalden in Deutschland - (https://www.demografie-portal.de/SharedDocs/Informieren/DE/ZahlenFakten/Wanderung_Deutschland_Ausland.html | 30.09.2019)<br />

on aus Deutschland niemals jene Aufmerksamkeit erhalten,<br />

die der Zuwanderung zuteilgeworden ist, auch<br />

wenn diese in der Dimension zum Teil erhebliche Ausmaße<br />

angenommen hat (vgl. Alscher/Kreienbrink 2014).<br />

Nach 2007 setzte vor allem in Folge der EU-Erweiterungen<br />

eine verstärkte Migration aus den von der<br />

Finanz- und Schuldenkrise besonders betroffenen<br />

Länder im Süden Europas ein. Zudem erfolgte nun<br />

ein vermehrter Zuzug aus den EU-2-Erweiterungsländern<br />

Bulgarien und Rumänien. Letzterer bezog sich<br />

zunächst allerdings vornehmlich auf großstädtische<br />

Ankunftsorte. Gerade in Bezug auf die EU-Binnenmigration<br />

ist zudem ein hohes Maß an Pendelmigration<br />

zu beobachten. Trotz der erheblichen medialen<br />

Aufmerksamkeit für die Fluchtmigration kommt<br />

der weit überwiegende Teil der Zuwanderung nach<br />

Deutschland aus EU-Ländern.<br />

Die nach Deutschland Zugewanderten stammten<br />

zu keinem Zeitpunkt aus homogenen Gruppen.<br />

Insofern ist festzustellen, dass „die Herkunft (…) nur<br />

eine Dimension unter vielen im multidimensionalen<br />

Gefüge sozialer Praxis in der deutschen Einwanderungsgesellschaft“<br />

markiert (Geiling 2012, S. 13). Dennoch<br />

konnte bei den Arbeitsmigrant*innen der 60er<br />

und 70er Jahre in gewissem Maße noch von (sozialer)<br />

„Unterschichtung“ gesprochen werden. Bei den heutigen<br />

Migrationsdynamiken im Zuge der Globalisierung<br />

kann davon allerdings kaum die Rede sein. In der Tat<br />

sind es im Kontext der Fluchtmigration vor allem die<br />

ressourcenstärkeren Individuen und Gruppen, die aus<br />

den unterschiedlichsten Gründen die Gefahren der<br />

Flucht auf sich nehmen. Sie weisen bei verschiedenen<br />

regionalen Herkunftsgruppen nicht selten sogar ein<br />

durchschnittlich höheres Bildungsniveau auf als in der<br />

Aufnahmegesellschaft anzutreffen.<br />

Trotz der gegebenen Vielfalt kann es durch die asylrechtlichen<br />

Verteilungs- und Unterbringungsstrukturen<br />

in den aufnehmenden Gemeinden zeitweise zu einer<br />

Homogenisierung nach Herkunft, Familienstatus, Geschlecht<br />

oder Alter kommen. Bei größeren Unterkünften<br />

in der Phase der Orientierung und Klärung der Bleibeperspektive<br />

werden hier Vorteile gesehen, Konflikten<br />

entlang nationaler oder ethnisch-kultureller Identitäten<br />

entgegenzuwirken und die oftmals traumatischen<br />

Fluchterfahrungen durch Unterstützung aus der eigenen<br />

Community besser bewältigen zu können. Dies<br />

verweist auf die Notwendigkeit, in den untersuchten<br />

Gemeinden nicht nur die lokalspezifischen Quantitäten<br />

in den Blick zu nehmen, sondern auch die sich verteilungsbedingt<br />

ergebende konkrete Zusammensetzung<br />

der Zugewanderten (Geschlecht, Altersgruppen, Familienstatus<br />

etc.). Die über 20 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund<br />

machen inzwischen etwa ein Viertel<br />

der bundesdeutschen Bevölkerung aus.<br />

Wegen der sehr unterschiedlichen räumlichen<br />

Verteilung von Zugewanderten ist die migrationsbedingte<br />

Diversität allerdings in städtischen<br />

Regionen alltäglicher als in ländlichen Gebieten.<br />

Etwa 50 Prozent von ihnen leben in Großstädten und<br />

hier oftmals in bestimmten „Ankunftsstadtteilen“<br />

(vgl. Saunders 2011). Die Vielfalt ist zudem in Westdeutschland<br />

deutlich stärker ausgeprägt als in den<br />

ostdeutschen Bundesländern (ohne Berlin) (Cars-


tensen-Egwuom 2018). Anders stellt sich dies bei<br />

Spätaussiedler*innen dar, deren Verteilung deutlich<br />

stärker durch die Lage von Aufnahmezentren und<br />

Unterkünften, Quotensysteme und temporäre Wohnsitzverpflichtungen<br />

bestimmt ist. Wie aktuell auch die<br />

Geflüchteten sind diese Gruppen deutlich dezentraler<br />

verteilt (Kühn 2018, S. 13).<br />

Bedeutung der lokalen Ebene<br />

Zusammenhalt, Integration und Teilhabe werden wesentlich<br />

auf der lokalen Ebene hergestellt (vgl. Gesemann<br />

u.a. 2019, S. 12).<br />

Gemeinde, Stadtteil und Quartier markieren<br />

damit bedeutsame integrationspolitische Handlungsebenen.<br />

Hier können Geflüchtete mit verschiedenen<br />

Teilen der Aufnahmegesellschaft in<br />

Kontakt kommen.<br />

Der lokale Sozialraum wird dabei zu einem „Kommunikations-<br />

und Interaktionsraum“ (Filsinger 2009, S. 27).<br />

Dies kann Formen eines friedlichen Nebeneinanders,<br />

eines (aktiven) Miteinanders aber auch eines Gegeneinanders<br />

und der Abweisung umfassen. Im besten<br />

Fall sammeln Geflüchtete hier erste Erfahrungen der<br />

Wertschätzung und Anerkennung. Diese Funktion<br />

und Bedeutung bei der Erstintegration sollten sich die<br />

Kommunen bewusst machen (vgl. Schiefer 2017, S. 8).<br />

Wandels. Sie bestehen vielmehr auch darin, durch<br />

proaktives und präventives Handeln zukünftig sonst<br />

anfallende Kosten der Nicht-Integration bzw. mangelnder<br />

Integration möglichst niedrig zu halten (vgl. Gesemann<br />

u.a. 2012, S. 38).<br />

Querschnittsauswertung der<br />

Fallstudien<br />

Von den Studierenden wurden im Rahmen des Lehrforschungsprojektes<br />

56 unterschiedliche Gemeinden<br />

in Deutschland untersucht. 12 Gemeinden liegen außerhalb<br />

von NRW, überwiegend in Niedersachsen oder<br />

Hessen. Mit 29 Gemeinden befindet sich mehr als die<br />

Untersuchte Gemeinden - ("Wortwolke")<br />

35<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Trotz des in Artikel 28 des Grundgesetzes verankerten<br />

Primats der kommunalen Selbstverwaltung fungieren<br />

die Kommunen in weiten Bereichen im Rahmen<br />

ihrer Pflichtaufgaben als unterste staatliche Ebene<br />

und werden damit zu einem Ausführungsorgan staatlicher<br />

Politiken. Die verschiedenen „Meilensteine“ der<br />

staatlichen Integrationspolitik – von der „Unabhängigen<br />

Kommission Zuwanderung“ (2001), über das Zuwanderungsgesetz<br />

(2005) bis hin zum Integrationsgesetz<br />

(2016), – die der Tatsache Rechnung tragen, dass<br />

Deutschland zu einer Einwanderungsgesellschaft geworden<br />

ist, definieren über gesetzliche Rahmenvorgaben<br />

und Förderprogramme den für die Kommunen gegebenen<br />

Handlungsspielraum. Chancen liegen für die<br />

Kommunen nicht nur in den positiven Wirkungen bei<br />

der Bewältigung der Dynamiken des demografischen<br />

Lokale Handlungsfelder<br />

Hälfte in Ostwestfalen-Lippe. Die Größenordnungen<br />

bewegen sich zwischen Schieder-Schwalenberg (ca.<br />

8.500 EW/2018) und Hamburg (ca. 1,85 Mio. EW/2018).<br />

Vom Zeitfenster her lagen die Berichte der Studierenden<br />

zwischen 2016 und 2019. In diesem Zeitraum ist<br />

die anfänglich zu verzeichnende fluchtbedingte Migrationsdynamik<br />

deutlich zurückgegangen. So lag die Zahl<br />

der Erstanträge auf Asyl bis September 2019 mit knapp<br />

100.000 erstmals wieder unter dem Niveau von 2013,<br />

während die EU-Binnenmigration insbesondere aus<br />

den EU-2-Erweiterungsländern deutlich darüber liegt.<br />

Damit haben sich schrittweise auch die Herausforderungen<br />

in den Kommunen verschoben.<br />

Wohlgemerkt: Es handelt sich bei Berichten der Studierenden<br />

keinesfalls um evaluative Ansätze im Sinne von<br />

Wirkungsforschung. In der Summe der 56 Gemeinde-Berichte<br />

finden sich allerdings durchaus plausible<br />

Hinweise auf verschiedene Erfolgs- und Störfaktoren.<br />

Die studentischen Arbeiten liefern hier vor allem Anschauungsmaterial<br />

gerade in den Handlungsfeldern<br />

„wohnörtliche Unterbringung“ sowie „bürgerschaftliches<br />

Engagement und Willkommenskultur“. Die Ergebnisdarstellung<br />

der Querschnittsanalyse der Fallstudien<br />

erfolgt hier in zusammenfassender und anonymisierter<br />

Form. Es kann kaum überraschen, dass sich dabei<br />

zahlreiche empirische Befunde aus bereits vorliegenden<br />

Studien zum Stand der Integration von Zugewanderten<br />

bzw. von Geflüchteten in unterschiedlichen Gebietskulissen<br />

bestätigen (vgl. Gesemann u.a. 2019; Gesemann/Roth<br />

2017; Dymarz 2016, Schader-Stiftung 2014)


36<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Querschnittsaufgabe und<br />

„Chef*innensache“<br />

In vielen der hier untersuchten Gemeinden ist die Zuständigkeit<br />

für die Integration von Geflüchteten bzw.<br />

Zugewanderten als Querschnittsaufgabe direkt bei<br />

der jeweiligen politisch-administrativen Spitze der<br />

Kommune angesiedelt. Für kleinere und mittlere Gemeinden<br />

gilt dies um so mehr.<br />

Die öffentliche Haltung und Positionierung der<br />

Stadtspitze hat ganz offensichtlich eine große<br />

Bedeutung für die Entstehung und Verstetigung<br />

einer Willkommenskultur.<br />

Ihr kommt vor allem eine Symbolwirkung zu, die die<br />

Herstellung von Brückenschlägen zwischen Teilen der<br />

Aufnahmegesellschaft und der Zugewanderten offenbar<br />

entscheidend befördern kann.<br />

Aus mehreren Gemeinden ist zu hören, dass sich die<br />

Kommunen bei der Bewältigung der Herausforderungen<br />

zur Integration von Geflüchteten sowie auch anderer<br />

Zuwanderergruppen von den übergeordneten<br />

staatlichen Ebenen im Stich gelassen sehen. Zumal<br />

diese Entwicklung in großen Teilen oftmals gerade den<br />

supralokalen Weichenstellungen geschuldet sind. Insbesondere<br />

wird beklagt, dass die Kommunen meist<br />

auf einem erheblichen Teil der entstandenen Aufwendungen<br />

sitzen bleiben und damit im Widerspruch zum<br />

sog. „Konnexitätsprinzip“ die Kommunen von Bund<br />

und Land zwar neue Aufgaben zugeteilt bekommen,<br />

dies aber nicht mit einem angemessenen Mittelfluss<br />

verbunden ist.<br />

Ressourcen und Interventionsmöglichkeiten auf der<br />

kommunalen Ebene sind zwar durchaus begrenzt. Die<br />

Entwicklungen in den untersuchten Gemeinden zeigen<br />

aber, dass nicht wenige Kommunen die hier erkennbaren<br />

Handlungsspielräume in unterschiedlichem<br />

Ausmaß offensiv nutzen und dies sehr wohl einen Unterschied<br />

für die Geflüchteten machen kann (vgl. auch<br />

Gesemann u.a. 2019, S. 12).<br />

Wohnörtliche Unterbringung<br />

In zahlreichen Gemeinden konnten Anstrengungen zur<br />

wohnörtlichen Integration beobachtet werden, die bisher<br />

weder in dieser Form noch in dieser Dimension von<br />

den Kommunen bei der Wohnungsversorgung sonstiger<br />

prekärer Bedarfsgruppen unternommen worden<br />

sind. Während in der Vergangenheit zwar immer wieder<br />

Mischungskonzepte zur Vermeidung segregativer<br />

Tendenzen propagiert wurden, wird hier deutlich, dass<br />

dies trotz der sichtbaren Widernisse auf den lokalen<br />

Wohnungsmärkten in der Unterbringungsstrategie der<br />

meisten Kommunen auch praktisch angegangen wird.<br />

Wie nachhaltig diese Bemühungen angesichts der real<br />

existierenden Selektivitäten auf den Wohnungs- und<br />

Immobilienmärkten tatsächlich sein werden, bleibt<br />

abzuwarten.<br />

Zwar fanden sich gerade zu Beginn der gestiegenen<br />

Fluchtmigration nahezu überall noch die für<br />

eine Notversorgung typischen und für die erste Aufnahmephase<br />

rechtlich obligatorischen zentralen Gemeinschaftseinrichtungen<br />

bzw. Massenunterkünfte.<br />

Zugleich wurden aber konkrete Schritte zur kleinteiligen<br />

Versorgung von Geflüchteten eingeleitet und<br />

auch unternommen wie vor allem die Anmietung von<br />

Normalwohnraum bei Wohnungsgesellschaften oder<br />

Privateigentümern, der Ankauf von einzelnen Häusern<br />

oder auch der Neubau von Wohnungen mit innovativen<br />

Formaten (z.B. Modulbauweise). Davon profitieren<br />

angesichts des Nachfrageüberhangs vor allem Geflüchtete<br />

mit Familien, während alleinstehende Männer<br />

oftmals mit Gemeinschaftsunterkünften vorliebnehmen<br />

müssen.<br />

Hier kommt ein Handlungsprinzip zum Tragen,<br />

das zukünftig auch bei anderen prekären Versorgungsgruppen<br />

auf dem Wohnungsmarkt zugrunde<br />

gelegt werden sollte, nämlich "Housing First".<br />

Die in den Gemeinde-Berichten zitierten Interviewpartner*innen<br />

verweisen durchweg auf die große<br />

Bedeutung der Unterbringung von Zugewanderten in<br />

Normalwohnraum als Ort der Privatheit und individuellen<br />

Selbstvergewisserung.<br />

Entscheidend sind hier aber nicht nur Größe und Art<br />

der Unterkunft, sondern vor allem der konkrete Standort<br />

und die Lage im jeweiligen Stadtgebiet. Immer<br />

wieder finden sich hier Hinweise auf eine Ansiedlung<br />

in der Peripherie oder in schlechteren Lagen (Industriegebiet,<br />

Gewerbegebiet etc.). Ob sich hier tatsächlich<br />

Chancen auf Teilhabe und Interaktion mit der aufnehmenden<br />

Gesellschaft auftun, hängt nicht zuletzt von<br />

der Anbindung und Erreichbarkeit der Standorte sowie<br />

den individuellen Mobilitätsmöglichkeiten der Geflüchteten<br />

ab (vgl. IFS / IRS 2017, S. 70f.).<br />

Bürgerschaftliches Engagement und<br />

Willkommenskultur<br />

Beeindruckt hat vielfach aber das vor Ort vorgefundene<br />

bürgerschaftliche Engagement von Teilen der Aufnahmegesellschaft.<br />

Rückblickend scheinen sich dabei<br />

verschiedene Phasen aufzutun. Die in zahlreichen Gemeinden<br />

sichtbar werdende nahezu ostentative Willkommenskultur<br />

beflügelte die Engagementbereitschaft<br />

im Sinne einer Anfangseuphorie. Dann kamen erste<br />

Frusterfahrungen auf, etwa weil sich die kommunalen<br />

Dienststellen erst mühsam über Zuständigkeitsgrenzen<br />

hinweg verständigen mussten und noch keine<br />

konkreten Tätigkeitsfelder anbieten konnten. Auch<br />

Wohlfahrtsverbände mussten meist neue Strukturen<br />

aufbauen oder bemühten sich, bei vorhandenen<br />

Strukturen für die neuen Formen von (z.T. eher temporärem<br />

und unverbindlichem) freiwilligen Engagement<br />

kompatible Andockmöglichkeiten zu schaffen.<br />

Einzelne Bürger*innen wollten hier schließlich nicht<br />

länger warten, nahmen das Heft selbst in die Hand,


machten direkte Angebote für Geflüchtete (Sprachkurse,<br />

Hausaufgabenhilfe, Wohnraum etc.) und riefen andere<br />

zum Mitmachen auf.<br />

Abgesehen davon, dass bürgerschaftliches Engagement<br />

immer auch mit einem gewissen<br />

Eigennutz verbunden ist, finden sich in den<br />

Gemeinde-Berichten der Studierenden mehrfach<br />

Hinweise auf Win-Win-Situationen.<br />

Sprich die Aufnahmegesellschaft oder zumindest Teile<br />

von ihr profitieren nicht nur von der Zuwanderung<br />

im Sinne einer kulturellen Vielfalt und Bereicherung<br />

sondern auch ganz praktisch in Form von neuen Infrastrukturen<br />

(Beratungsstellen, Mobilitätsmöglichkeiten<br />

etc.) oder auch der Aufrechterhaltung von Angeboten,<br />

die auf Grund des demografischen Wandels gefährdet<br />

sind oder schon aufgegeben werden sollten (Sportvereine,<br />

Schulen, Nahversorger, Arzt etc.). Dies wird aber<br />

eher selten offensiv herausgearbeitet.<br />

Ein in diesem Zusammenhang in weiten Bereichen<br />

neues Phänomen ist, dass Migrant*innen der zweiten<br />

oder dritten Generation (häufig auch aus den Reihen<br />

der traditionellen Arbeitsmigrant*innen) gerade in den<br />

Großstädten die Entwicklung dieser Willkommenskultur<br />

stark mitgeprägt haben und sich als selbstbewusster<br />

(gewissermaßen „postmigrantischer“) Partner und<br />

lokaler Stakeholder einbringen (vgl. auch Haman u.a.<br />

2017, S. 115). Sie können mit ihrem selbstbewussten<br />

Handeln durchaus wichtige Rollenvorbilder für die<br />

Neuzugewanderten darstellen.<br />

Bürgerschaftliches Engagement kann insbesondere<br />

dann an seine Grenzen stoßen, wenn es als bloßer<br />

Lückenbüßer fungiert für den Abbau professionell<br />

vorzuhaltender staatlich-öffentlicher Standards der<br />

Daseinsvorsorge. Zudem kann es überfordert sein<br />

und sich allein gelassen fühlen, wo eigentlich professionelle<br />

Hilfe Not tut wie etwa bei der Unterstützung zur<br />

Bewältigung traumatischer Erfahrungen von Geflüchteten<br />

oder auch notwendigen kultursensiblen Pflegeleistungen.<br />

Die empirischen Befunde in den untersuchten Gemeinden<br />

verweisen nicht zuletzt darauf, dass die<br />

Wahrnehmungen und Einschätzungen der Erfolge<br />

und Wirkungen der lokalen Integrationsbemühungen<br />

abhängig sind von der jeweiligen Verortung und Beobachtungsperspektive<br />

der Interviewpartner*innen. Wie<br />

sich in der gegenüberstellenden Betrachtung und Erörterung<br />

auf der Basis von Triangulation zeigt, können<br />

diese im Einzelfall deutlich auseinandergehen.<br />

Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die vor Ort von<br />

Seiten der ansässigen Nachbar*innen gezeigten Ängste<br />

und Abwehrreaktionen bei der räumlichen Verteilung<br />

und Ansiedlung von Geflüchteten. Insbesondere benachbarte<br />

Eigentümer*innen haben in verschiedenen<br />

Gemeinden die Ansiedlung von Unterkünften oder<br />

Wohnprojekten kritisch kommentiert und zu verhindern<br />

versucht. Zum Teil gelang es den Kommunen<br />

mit Hilfe engagierter Bürger*innen aber auch, durch<br />

Informations- und Dialogveranstaltungen und das<br />

Organisieren von Kontakt und Austausch mit den Geflüchteten<br />

eine bessere Akzeptanz in der aufnehmenden<br />

Nachbarschaft sicherzustellen. Die sich vor Ort<br />

engagierenden Freiwilligen sind zwar selbst im Einzelfall<br />

nicht vor Enttäuschungen gefeit. Können aber auch<br />

positive Erfahrungen gegenüber einer eher vorurteilsbeladenen<br />

und stereotypisierenden Stimmungsmache<br />

ins Feld führen (vgl. Hamann u.a. 2017).<br />

37<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

Von der „Willkommenskultur“ zur „Anerkennungskultur“ (n. Schader Stiftung 2014, S. 101)


38<br />

KONZEPTIONELLE PHASE<br />

In diesem Zusammenhang wird immer wieder auf die<br />

Bedeutung von Orten der Begegnung hingewiesen.<br />

Jenseits notwendiger zielgruppenbezogener gemeinschaftlicher<br />

Treffs werden vor allem inklusive Angebote<br />

für die gruppenübergreifende Kommunikation<br />

zwischen den unterschiedlichen Geflüchteten selbst<br />

als auch mit den unterschiedlichen Teilen der Aufnahmegesellschaft<br />

als sinnvoll erachtet (z.B. interkulturelle<br />

Begegnungszentren oder -cafés). Durch die Sichtbarkeit<br />

der Geflüchteten sowie die Begegnung und<br />

Interaktion mit ihnen, können – ganz im Sinne der empirisch<br />

inzwischen in beeindruckender Weise belegten<br />

Kontakthypothese – auch Offenheit, Verständnis und<br />

Respekt gegenüber Vielfalt wachsen (vgl. Asbrock et al.<br />

2012, 204 ff.).<br />

Zwar ist die in vielen Gemeinden entstandene<br />

Willkommenskultur zu begrüßen. Noch fehlt es<br />

aber an der schrittweisen Etablierung einer „Anerkennungskultur“<br />

im Sinne eines Rechts auf<br />

Teilhabe.<br />

Dies wäre der nächste notwendige aber noch ausstehende<br />

Qualitätssprung (vgl. Schader-Stiftung 2014, S.<br />

100f.; vgl. Hamann u.a. 2017, S. 114). Wie in den Fallstudien<br />

mehrfach deutlich wurde, stellen sich die Herausforderung<br />

der Integration in den Gemeinden nicht nur<br />

in Bezug auf die Geflüchteten selbst sondern in „doppelter“<br />

oder gar „dreifacher“ Richtung (vgl. auch Kühn<br />

2018, S. 16). Dies gilt zum einen für die von Prekarisierung<br />

bereits betroffenen Teile der einheimischen Aufnahmegesellschaft<br />

bzw. jene, die sich auf Grund der<br />

vermeintlichen oder auch objektiven Konkurrenz um<br />

Ressourcen von Desintegration bedroht und durch die<br />

Politik vernachlässigt sehen. Zum anderen gilt für dies<br />

für die schon früher angekommenen Zugewanderten,<br />

die sich nun möglicherweise in ihrem eigenen Status<br />

gefährdet sehen und deshalb mit Zurückweisung und<br />

„Platzanweisergehabe“ auf Geflüchtete reagieren.<br />

Schlussbemerkung<br />

Weltweit waren Ende 2018 über 70 Millionen Menschen<br />

auf der Flucht – mehr als je zuvor seit Beginn<br />

der globalen statistischen Erfassung im Jahre 1951<br />

(Hanewinkel 2019). Doch nur ein Bruchteil von ihnen<br />

findet bislang den Weg nach Europa. Immerhin 15 der<br />

56 von den Studierenden untersuchten Gemeinden<br />

gehören zu jenen 101 meist größeren Städten in dem<br />

bundesweiten Bündnis der Seebrücke, das sich für einen<br />

„sicheren Hafen für Geflüchtete“ einsetzt<br />

(www.seebruecke.org).<br />

Jenseits der Fluchtmigration belegen die vhw-Migrantenmilieu-Surveys<br />

zu den Einstellungen und Lebenswelten<br />

Zugewanderter und ihrer Nachfahren nachdrücklich,<br />

dass die jeweiligen Lebenswelten (soziale<br />

Lage, Familienstatus, Bildungsnähe etc.) letztlich andere<br />

Faktoren wie ethnische Herkunft oder die religiöse<br />

Zugehörigkeit überlagern. Insbesondere verweisen<br />

sie darauf, dass sich die empirisch vorgefundenen<br />

Migranten-Milieus ähnlich strukturieren wie jene der<br />

Aufnahmegesellschaft nämlich entlang der sozialen<br />

Lage und dem Grad der Modernität der Lebensstilorientierung.<br />

Sie zeigen also die im Rahmen des generellen<br />

sozialen Wandels fortschreitende typische Tendenz<br />

der Individualisierung und Pluralisierung (vhw<br />

2018, S. 52). Polarisierende und vereinfachende Positionierungen<br />

im Sinne eines „Wir“ und „Ihr“ entsprechen<br />

damit weder den Realitäten der aufnehmenden<br />

Gesellschaft noch der Vielfalt der Zugewanderten.<br />

Prof. Dr. rer. pol. Reiner Staubach<br />

Stadtplaner AKNW, Lehrgebiet Planungsbezogene Soziologie,<br />

Planungstheorie und -methodik, Mitglied <strong>urbanLab</strong><br />

studierte Raumplanung und Pädagogik an der Universität Dortmund und lehrt seit<br />

1997 an der Hochschule OWL, sowie seit 2007 zusätzlich im Master Städtebau NRW.<br />

Er engagiert sich seit 1982 als Gründungs- und Vorstandsmitglied des Planerladen e.V.<br />

in der Dortmunder Nordstadt.


Alscher, Stefan / Kreienbrink, Axel (Hrsg.): Abwanderung von Türkeistämmigen – Wer verlässt Deutschland und warum? (BAMF<br />

- Beiträge zu Migration und Integration, Band 6), Nürnberg 2014; https://www.academia.edu/7316951/Abwanderung_von_Türkeistämmigen._Wer_verlässt_Deutschland_und_warum_Emigration_of_persons_of_Turkish_descent_who_is_leaving_Germany_and_why_?auto=download<br />

| 15.09.2019<br />

Asbrock, Frank/ Kauff, Mathias/ Issmer, Christian/ Christ, Oliver/ Pettigrew, Thomas F.; Wagner, Ulrich (2012):<br />

Kontakt hilft – auch wenn die Politik es nicht immer leichtmacht. In: Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg.): Deutsche Zustände (Folge 10), Frankfurt<br />

a.M. 2012, S. 199 – 219<br />

Carstensen-Egwuom, Inken; Stadt und Migration – eine Einführung (Bundeszentrale für Politische Bildung), 09.07.2018; http://www.<br />

bpb.de/politik/innenpolitik/stadt-und-gesellschaft/216877/zuwanderung-in-die-staedte?p=all | 01.09.2019<br />

Dymarz, Maike/ Hanhörster, Heike/ Hans, Nils/Wallraff, Mona/, Zimmer-Hegmann, Ralf: Gelingende Integration im<br />

Quartier (Gutachten, ILS), Dortmund; http://www.mbwsv.nrw.de/presse/pressemitteilungen/Archiv_2016/2016_10_27_Gutachten_Integration_von_Fluechtlingen/Abschlussbericht-ILS_Gelingende-Integration_25102016.pdf<br />

| 03.11.2016<br />

Filsinger, Dieter (20<strong>08</strong>): Bedingungen erfolgreicher Integration – Integrationsmonitoring und Evaluation. In: Friedrich-Ebert Stiftung<br />

(Hrsg.): WISO Diskurs. Bonn: http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05767.pdf | 12.01.2009<br />

Geiling, Heiko: Spätaussiedler und türkeistämmige im sozialen Raum, in: vhw (Hrsg.): FWS Heft 1 / Januar – Februar, Berlin 2012<br />

Gesemann, F.; Roth, R.; Aumüller, J. (2012): Stand der kommunalen Integrationspolitik in Deutschland. Berlin<br />

Gesemann, Frank / Roth, Roland (2017): Erfolgsfaktoren der kommunalen Integration von Geflüchteten (Hrsg. Forum Berlin Friedrich-Ebert-Stiftung),<br />

Berlin: http://library.fes.de/pdf-files/dialog/13372.pdf | 04.07.2017<br />

Gesemann, Frank / Schwarze, Kristin / Seidel, Alexander (2019): Städte leben Vielfalt – Fallstudien zum sozialen Zusammenhalt<br />

(Bertelsmann-Stiftung, Hrsg.) Gütersloh<br />

Glaser, Barney G./ Strauss, Anselm L. (1967): The discovery of grounded theory – Strategies for Qualitative Research, New Brunswick<br />

(US)/ London (UK)<br />

Gläser, Jochen/ Laudel, Grit: Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse. Wiesbaden 2010 (4. überarb. Auflage)<br />

Hamann, Ulrike/ Karakayali, Serhat/ Höfler, Leif Jannis/ Lambert, Laura/ Meyer, Leoni: Pionierinnen der Willkommenskultur.<br />

Strukturen und Motive des Engagements für Geflüchtete, in: Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung<br />

(BIM): Forschungsbericht „Solidarität im Wandel“, Berlin (2017), S. 103 - 119<br />

Hanewinkel, Vera (2019): Migrationspolitik – Juni 2019 / <strong>08</strong>.07.2019<br />

IFS - Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik / IRS - Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung<br />

e.V. (2017): Integration von Flüchtlingen in den regulären Wohnungsmarkt (BBSR-Online-Publikation Nr. 21/2017), Bonn; http://www.<br />

bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BBSROnline/2017/bbsr-online-21-2017-dl.pdf?__blob=publicationFile&v=3 | 26.010.2017<br />

Kühn, Boris (2018): Kommunale Integrationspolitik – Eine Handreichung für die kommunale Praxis (Hrsg. Friedrich-Ebert-Stiftung),<br />

Bonn<br />

Moser, Heinz (1997): Instrumentenkoffer für den Praxisforscher, Freiburg i.Br.<br />

Schneidewind, Uwe (2014): Urbane Reallabore – Ein Blick in die aktuelle Forschungswerkstatt (pnd|online III|2014), Aachen, S. 1 - 7;<br />

http://www.planung-neu-denken.de/images/stories/pnd/dokumente/3_2014/schneidewind.pdf | 22.07.2018<br />

Saunders, Doug (2011): Arrival City, München<br />

Schader-Stiftung (Hrsg.): Interkulturelle Öffnung und Willkommenskultur in strukturschwachen ländlichen Regionen – Ein Handbuch<br />

für Kommunen, Darmstadt 2014; http://www.dstgb.de/dstgb/Homepage/Schwerpunkte/Asyl%20und%20Flüchtlinge/Integration/<br />

Publikation%20Interkulturelle%20Öffnung%20und%20Willkommenskultur%20in%20strukturschwachen%20ländlichen%20Regionen%20<br />

(PDF,%204%20MB)/Publikation_Interkulturelle%20Öffnung_Handbuch%20Kommunen.pdf | <strong>08</strong>.12.2015<br />

Schiefer, David: Wie gelingt Integration? Asylsuchende über ihre Lebenslagen und Teilhabeperspektiven (Forschungsbereich beim<br />

Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration; Hrsg.), Berlin 2017; https://www.svr-migration.de/wp-content/<br />

uploads/2017/11/SVR-FB_Wie_gelingt_Integration.pdf | 24.11.2017<br />

vhw (Hrsg.; 2018): Migranten, Meinungen, Milieus – vhw-Migrantenmilieu-Survey 2018, Berlin<br />

Witt, Harald (2001): Forschungsstrategien bei quantitativer und qualitativer Sozialforschung, in: Forum Qualitative Sozialforschung<br />

(FQS) - Online-Journal Vol. 2/ No. 1 Art. 8 – Februar 2001; http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/969/2114 |<br />

30.09.2019<br />

39<br />

KONZEPTIONELLE PHASE


BEGINN DES BAUS


Thesis Bauphysik Bestandspläne<br />

Grundrisse<br />

42<br />

BEGINN DES BAUS


Thesis Bauphysik Bestandspläne<br />

Ansichten<br />

43<br />

BEGINN DES BAUS


Thesis Bauphysik Bestandspläne<br />

Schnitte und Sparren<br />

44<br />

BEGINN DES BAUS


Thesis Bauphysik Bestandspläne<br />

Details<br />

45<br />

Übergang Holzbalkendecke-Kappendecke<br />

Übergang Steindecke-Kappendecke<br />

BEGINN DES BAUS<br />

Fußboden Stall<br />

Fußboden Diele<br />

Stalldecke<br />

Kappendecke Keller<br />

Geschossdecke Diele<br />

Traufe Altbau


M. Eng. Benjamin Jauch<br />

46 Umbau eines historischen Ackerbürgerhauses in Nieheim<br />

zur Schaffung eines Integrationszentrums für<br />

Flüchtlinge<br />

Masterthesis Bauingenieurwesen<br />

BEGINN DES BAUS<br />

Die Masterarbeit wurde mit dem Ziel verfasst, im Zuge des Integrationsprojektes<br />

unter dem Aspekt einer gesamtheitlichen Betrachtungsweise ein mögliches<br />

Nutzungsänderungskonzept auszuarbeiten. So wurden nicht nur die Möglichkeiten<br />

von Flüchtlingsunterkünften erarbeitet, sondern auch mit den Parametern<br />

eines bestehenden Altbaus ein Konzept entwickelt, welches den Flüchtlingen<br />

ermöglicht, im selben Gebäude zu leben und zu arbeiten sowie Räume zur Fortbildung,<br />

Begegnung und Freizeitgestaltung bereitzustellen.<br />

Abb.1: Erdgeschoss - Entwurf<br />

Alles wurde unter Beachtung der geltenden Bauvorschriften<br />

geplant und mit den Anforderungen an den<br />

Schallschutz, Brandschutz und der Standsicherheit<br />

abgestimmt. Die Anforderungen an den Wärme- und<br />

Feuchteschutz wurden in einer Parallelarbeit von<br />

Herrn Martin Kornmayer auf der Grundlage dieses<br />

Entwurfes ausgearbeitet (siehe Seite 50). Zum damaligen<br />

Zeitpunkt befand sich das Projekt in der Vorbereitung,<br />

weshalb die oben genannten Randparameter<br />

noch nicht konkretisiert werden konnten, um einen<br />

Entwurf auszuarbeiten, der auch umgesetzt wird.<br />

Somit musste ein Nutzungskonzept nach eigenem<br />

Ermessen (innerhalb der geltenden Bauvorschriften)<br />

erstellt werden.


47<br />

BEGINN DES BAUS<br />

Abb.2: Obergeschoss - Entwurf<br />

Die Bestandspläne (siehe S. 42 f.) wurden auf der<br />

Grundlage der zwei Ortstermine zum Aufmessen im<br />

Frühling 2016 erstellt. Parallel zu dem Aufmaß wurde<br />

eine umfangreiche Fotodokumentation aller einsehbaren<br />

Bereiche angefertigt. Während des Aufmaßes<br />

war das Gebäude noch bewohnt und möbliert,<br />

weshalb nicht alle Bereiche zugänglich waren. Maße<br />

und Konstruktionen (wie z.B. Deckenaufbauten oder<br />

Anschlüsse), die vor Ort nicht aufgemessen werden<br />

konnten, wurden anhand der Fotografien und der<br />

Einsicht von Fachliteratur rekonstruiert.<br />

Im Wesentlichen besteht das Gebäude aus zwei Teilen:<br />

Den vorderen Teil bildet das historische (und<br />

zwischenzeitlich umgebaute) Ackerbürgerhaus in<br />

Fachwerkbauweise mit der zentralen Diele und den<br />

seitlich angeordneten Nutzräumen sowie einem Zwischengeschoss.<br />

Dieses ist infolge seiner geringen<br />

Höhe lediglich als Nebennutzfläche geeignet. In den<br />

späten 1950-er Jahren wurde auf der rückwärtigen<br />

Seite ein zweigeschossiger Anbau errichtet, der als<br />

Stall genutzt wurde. Der Stall besteht aus zwei Vollgeschossen<br />

in Massivbauweise und einem abgestrebten<br />

Satteldach. Die Geschossdecken bestehen aus Stahlbetonrippen<br />

mit Hohlziegeln. Die Dachkonstruktion<br />

des Haupthauses besteht aus einer Mischkonstruktion<br />

als Kehlbalkendach mit Pfettenabstützung und<br />

schrägen Stützen. Die Sparren wiesen unterschiedliche<br />

Querschnitte auf und auch andere Holzbauteile<br />

waren nicht einheitlich ausgeführt. Einige Sparren<br />

waren nicht am Fußpunkt angeschlossen, es wurden<br />

zudem Schäden festgestellt. Durch die Einlagerung<br />

von Heu konnte der Zustand der unteren Balkenlage<br />

sowie die meisten Fußpunkte nicht erfasst und beurteilt<br />

werden. Der hintere Anbau hat sich nicht bloß äußerlich<br />

vom Haupthaus abgehoben – auch im Inneren<br />

gab es in jedem Geschoss Niveauunterschiede.<br />

Neben der Landesbauordnung muss der Entwurf<br />

auch im Hinblick auf die Erhaltungs- und Gestaltungssatzung<br />

der Stadt Nieheim konform sein.<br />

Mit dem ausgearbeiteten Nutzungskonzept unter Betrachtung<br />

einer Dachneukonstruktion soll die Möglichkeit<br />

aufgezeigt werden, alle zur Verfügung stehenden<br />

Geschosse für Aufenthaltszwecke nutzbar zu<br />

machen, ohne die geltende Gestaltungs- und Erhaltungssatzung<br />

zu verletzen. Somit lässt sich das Gebäude<br />

bei Bedarf auch später noch individuell umnutzen.


48<br />

BEGINN DES BAUS<br />

Abb.3: Dachgeschoss - Entwurf<br />

Die Dachkonstruktion des Altbaus wird abgetragen<br />

und durch ein Pfettendach mit gleicher Dachneigung<br />

ersetzt. Die Außenwände werden nicht erhöht. Mit<br />

der Platzierung der Fußpfette auf der ursprünglichen<br />

Traufebene und dem Erhalt der Dachneigung bleiben<br />

Trauf- und Firsthöhe und somit die bestehenden<br />

Außenabmessungen erhalten. Das Dach des Stallgebäudes<br />

bleibt erhalten. Alle neuen Wände sind als<br />

Trockenbaukonstruktion geplant. Die Pfettenstützen<br />

lassen sich in den Trennwänden platzieren. Dadurch<br />

lässt sich das Potential zur Raumgestaltung besser<br />

nutzen.<br />

Infolge dieser Konstruktion können die Deckenbalken<br />

zum DG auf das Höhenniveau des Anbaus gebracht<br />

werden. Auf diese Weise gibt es keine Höhenunterschiede<br />

im DG. Gleichzeitig wird das Zwischengeschoss<br />

neben der Diele als Aufenthaltsraum nutzbar<br />

Die alte Dachbalkenlage in der Diele bleibt erhalten.<br />

Zum einen bleibt die Authentizität der Diele erhalten<br />

und zum anderen ist diese Balkenlage das<br />

Verbindungsstück der beiden Seitenschiffe und<br />

somit wichtig für die Gebäudequeraussteifung.<br />

Durch den Erhalt der Balkenlage ist die Aufständerung<br />

der Innenwände zur unteren neuen Kehlbalkenlage<br />

zum DG nicht sichtbar.<br />

Die Aufteilung des neuen Grundrisses, insbesondere<br />

im Obergeschoss und Dachgeschoss, ergibt sich aus<br />

dem vorhandenen Tragwerk und den Brandschutzanforderungen.<br />

Die Anordnung der Trockenbauwände<br />

ist so geplant, dass bestehende und noch erforderliche<br />

Stützen in den Zwischenräumen der Wände<br />

gestellt werden und sich nicht offen im Raum befinden.<br />

Die Fassade bleibt erhalten. Die Fenster werden<br />

durch einheitliche Elemente ersetzt. Der Stall wird mit<br />

einem Wärmedämmverbundsystem versehen.<br />

Die Faschen an der Straßenfassade werden auch<br />

an den anderen Fassaden übernommen, wodurch<br />

der Stall mit dem Altbau eine Einheit bildet.<br />

Die Dämmung des Altbaus wird als biegesteife Innenwandschale<br />

geplant. Auch wenn nicht erforderlich,<br />

ist für eine spätere Nachrüstung eine Solaranlage in<br />

den Lastannahmen bedacht worden. Im Erdgeschoss<br />

sowie im Zwischengeschoss befinden sich die der<br />

Allgemeinheit zugänglichen Räume. Das Ober- und<br />

Dachgeschoss ist ausschließlich für Wohnungen verschiedener<br />

Größe vorbehalten. Verbunden sind die<br />

Geschosse mit einem zentralen Treppenaufgang.<br />

Die Erneuerung der Dachkonstruktion ermöglicht<br />

den Ausbau des Zwischengeschosses zu einem vollwertig<br />

nutzbaren Geschoss. Gleichzeitig lässt sich das<br />

DG ausbauen, ohne dass vorhandene Pfettenstützen<br />

und Kehlbalkenstützen die Grundrissgestaltung<br />

beeinträchtigen. Mit den gewählten Trockenbaukonstruktionen<br />

für Fußbodenaufbauten und Deckenabhängungen<br />

lassen sich die bestehenden Decken<br />

soweit ertüchtigen, dass sie den Anforderungen an<br />

den Schallschutz entsprechen. Die Aufbauten sind so


49<br />

BEGINN DES BAUS<br />

Abb.4: Schnitt - Entwurf Altbau<br />

gewählt, dass die tragenden Konstruktionen in statischer<br />

Hinsicht nicht ertüchtigt werden müssen.<br />

Hierbei gab es häufig Konflikte zwischen den<br />

Anforderungen. So musste z.B. die Geschossdecke<br />

im Stall mit einer Abhängung und einem schwimmenden<br />

Aufbau versehen werden. Diese mussten so<br />

leicht wie möglich gewählt werden, um das zulässige<br />

Gesamtgewicht der Decke nicht zu überschreiten. An<br />

anderer Stelle mussten die Aufbauten möglichst flach<br />

gewählt werden, um ausreichend Raumhöhe zu erhalten.<br />

Mit den Trockenbaukonstruktionen sind auch<br />

die Anforderungen an den Brandschutz der LBO erfüllt.<br />

Im Brandfall bleibt das betroffene Bauteil länger<br />

geschützt, als wenn es direkt dem Feuer ausgesetzt<br />

wäre. Ebenso erfüllen die gewählten Trockenbauwände<br />

die Anforderung an den Schall- und Brandschutz.<br />

klare Trennung zwischen öffentlich zugänglichem<br />

Raum (Begegnungszentrum) und den Wohnungen.<br />

Privatsphäre ist somit gewährleistet. Im Gegensatz zu<br />

Einzelzimmern sind die Bewohner in der Lage, einen<br />

eigenständigen Haushalt zu führen. Insgesamt<br />

werden alle Nutzungserwägungen berücksichtigt,<br />

wie zum Beispiel das Cafè, Seminarräume, Fahrradwerkstatt<br />

(in der Garage), Computerraum, Bibliothek,<br />

Begegnungs- und Freizeitgestaltung.<br />

Das Nutzungskonzept ist darauf ausgelegt, dass lediglich<br />

die LBO und keine Sonderbauvorschrift zu<br />

berücksichtigen ist. Der Grundriss ermöglicht eine


nierung eines historischen Ackerbürgerhauses<br />

Martin K<br />

ebnisdarstellung zur Masterarbeit 14.<br />

M. Eng. Martin Kornmayer<br />

Ziel der Masterarbeit<br />

50<br />

Energetische Sanierung eines historischen Ackerbürgerhauses<br />

unter Berücksichtigung der thermisch-hy-<br />

Zuge der Masterarbeit ist ein Ackerbürgerhaus im unmittelbaren Stadtzentrum der<br />

m energetisch<br />

grischen<br />

und feuchtetechnisch<br />

Verhältnisse<br />

untersucht<br />

der Bausubstanz<br />

worden. Da das Gebäude mit Hilfe de<br />

wohner saniert Masterthesis werden Bauingenieurwesen<br />

soll, ist seitens des Bearbeiters Wert auf eine praxisnahe U<br />

Sanierungsarbeiten bei gleichzeitig möglicher Kosteneffizienz vorgenommen wo<br />

tschaftliche<br />

Im<br />

Betrachtung<br />

Zuge der Masterarbeit<br />

bzw. Amortisierungen<br />

ist ein Ackerbürgerhaus<br />

waren<br />

im<br />

jedoch<br />

unmittelbaren<br />

nicht Bestandteil<br />

Stadtzent-<br />

der Arb<br />

BEGINN DES BAUS<br />

rum der Stadt Nieheim energetisch und feuchtetechnisch untersucht worden.<br />

s betrachtete Gebäude ist in der vorliegenden Lebenszeit um einige Anbauten erweite<br />

eine Gebäudeaufnahme zur Darstellung des Ist-Zustands erschwert haben.<br />

. 1: Darstellung der Gebäudeerweiterung<br />

Aufbau der Berechnungen<br />

Abb. 1: Darstellung der Gebäudeerweiterung<br />

Da das Gebäude mit Hilfe der späteren Bewohner saniert<br />

werden soll, ist seitens des Bearbeiters Wert auf<br />

eine praxisnahe Umsetzung der Sanierungsarbeiten<br />

bei gleichzeitig möglicher Kosteneffizienz vorgenommen<br />

worden. Eine wirtschaftliche Betrachtung bzw.<br />

Amortisierungen waren jedoch nicht Bestandteil der<br />

Arbeit.<br />

Aufbau der Berechnungen<br />

die energetischen Berechnungen ist das Gebäude in zwei Abschnitte unterteilt word<br />

fasst der erste Abschnitt das Erd- und Obergeschoss des eigentlichen Ackerbürger<br />

sive des zurückliegenden Anbaus. Die energetische Bewertung erfolgte hier durch B<br />

Bestandsgebäude gemäß der gültigen Energieeinsparverordnung (EnEV).<br />

Für die energetischen Berechnungen ist das Gebäude<br />

in zwei Abschnitte unterteilt worden. Hierbei umfasst<br />

der erste Abschnitt das Erd- und Obergeschoss des<br />

eigentlichen Ackerbürgerhauses inklusive des zurückliegenden<br />

Anbaus. Die energetische Bewertung<br />

erfolgte hier durch Berechnung als Bestandsgebäude<br />

gemäß der gültigen Energieeinsparverordnung<br />

(EnEV).<br />

r zweite Abschnitt beinhaltet die energetische Betrachtung des Dachgeschosses. In d<br />

Das betrachtete Gebäude ist in der vorliegenden Lebenszeit<br />

Vorschlag um einige über Anbauten die erweitert Anhebung worden, die der Zwischendecke zum Dachgeschoss (s.<br />

durch den<br />

eine Gebäudeaufnahme zur Darstellung des Ist-Zustands<br />

erschwert haben.<br />

Der zweite Abschnitt beinhaltet die energetische<br />

t von Herrn Benjamin Jauch) sowie dem Neubau der Dachkonstruktion im Bereich<br />

gerhauses, eine energetische Berechnung als Betrachtung Neubau des Dachgeschosses. (Erweiterung In diesem des Fall Bestands<br />

ist<br />

genommen worden. Im Bereich des zurückliegenden Anbaus sind im Dachgeschos<br />

mmarbeiten in der ansonsten sehr gut erhaltenen Dachkonstruktion vorzunehmen.


durch den Vorschlag über die Anhebung der Zwischendecke<br />

zum Dachgeschoss (s. Masterarbeit von<br />

Herrn Benjamin Jauch) sowie dem Neubau der Dachkonstruktion<br />

im Bereich des Ackerbürgerhauses, eine<br />

energetische Berechnung als Neubau (Erweiterung<br />

des Bestandsgebäudes) vorgenommen worden. Im<br />

Bereich des zurückliegenden Anbaus sind im Dachgeschoss<br />

lediglich Dämmarbeiten in der ansonsten sehr<br />

gut erhaltenen Dachkonstruktion vorzunehmen.<br />

Da infolge der vorliegenden Ortssatzung das äußere<br />

Erscheinungsbild, bestehend aus Mauerwerksund<br />

Fachwerkfassade, nicht verunstaltet werden<br />

soll, werden im Bereich des Ackerbürgerhauses Innendämmsysteme<br />

vorgesehen. Der zurückliegende<br />

Ziegelanbau erhält dahingegen ein Wärmedämmverbundsystem,<br />

um zusätzliche Wärmebrücken und<br />

Raumverluste infolge von erforderlichen Innendämmungen<br />

zu vermeiden. Der optische Einfluss für das<br />

Stadtbild ist hierdurch nur im geringen Maß ersichtlich.<br />

Das Dachgeschoss erhält eine klassische Zwischensparrendämmung<br />

nach heutigem Standard.<br />

Berechnungen<br />

Neben der klassischen EnEV-Berechnung für die beiden<br />

Gebäudeteile (Abschnitte) sind ferner eine Wärmebrückenberechnung<br />

sowie eine hygrothermische<br />

Feuchtesimulation durchgeführt worden.<br />

Es sind insgesamt 115 Wärmebrücken aufgezeigt worden<br />

von denen 91 in die energetische Berechnung mit<br />

eingeflossen sind.<br />

Ergebnisse<br />

Die Anforderungen des Mindestwärmeschutzes gemäß<br />

der DIN 41<strong>08</strong>-2 konnten vollständig und die Vorgaben<br />

der EnEV in großen Teilen eingehalten werden.<br />

Hierzu gehört außerdem der Einbau einer effizienten<br />

Heizungsanlagentechnik, die gleichzeitig den Herausforderungen<br />

der Beheizung eines Fachwerkhauses<br />

mit unterschiedlichen Dämmstandards gerecht wird.<br />

Durch die einzelne Betrachtung vieler Wärmebrücken<br />

konnten der Materialeinsatz der Dämmstoffe bei Innen-<br />

und Außendämmung größtmöglich gemindert<br />

werden. Hierdurch ergibt sich im Bereich der Innendämmung<br />

zusätzlich eine Maximierung der Nutzfläche.<br />

Mit dem Einbau von Innendämmungen ist im Besonderen<br />

auf einen möglichen Feuchteausfall in der Konstruktion<br />

(den es zu verhindern gilt) zu achten. Alle<br />

durchgeführten hygrothermischen Simulationsberechnungen<br />

zeigen über eine betrachtete Periode von<br />

fünf Jahren einen sogenannten „eingeschwungenen<br />

Zustand“ auf. Die im Winter anfallende Feuchte kann<br />

in den Sommermonaten somit wieder austrocknen.<br />

Dabei ist insbesondere durch den Holzanteil (Fachwerk)<br />

in der Fassade, Wert auf ein diffusionsoffenes<br />

Innendämmsystem gelegt worden, dass die Austrocknung<br />

zu beiden Wandoberflächen ermöglicht.<br />

Nach Umsetzung der Maßnahmen ist das<br />

betrachtete Fachwerkgebäude mit einem<br />

Neubaustandard vergleichbar.<br />

51<br />

BEGINN DES BAUS<br />

Zusätzlich ist eine hygrothermische Feuchtesimulationen<br />

im Bereich der Fachwerkwände vorgenommen<br />

worden, an denen eine Innendämmung vorgesehen<br />

wird. Ziel ist es hier die Dauerhaftigkeit der innengedämmten<br />

Konstruktionen gewährleisten zu können.<br />

Abb. 3.1: Momentaner End- und Primärenergiebedarf Istzustand<br />

Abb. 3.2: End- und Primärenergiebedarf Sanierung<br />

Erd- und Obergeschoss (Gebäudeabschnitt 1)<br />

Abb. 2: Wärmebrücke einer Gebäudeecke mit Außenmaßbezug<br />

Abb. 3.3: End- und Primärenergiebedarf<br />

Gebäudeerweiterung (Gebäudeabschnitt 2, Dachgeschoss)


Dütting & Läsker Architekturbüro, Prof. Dipl.-Ing. Oliver Hall<br />

52<br />

BEGINN DES BAUS<br />

Öffentliches Baurecht - Bauantrag und<br />

Brandschutzkonzept<br />

Umbau Lüttge Straße 14


53<br />

BEGINN DES BAUS


54<br />

BEGINN DES BAUS


55<br />

BEGINN DES BAUS


56<br />

BEGINN DES BAUS


57<br />

BEGINN DES BAUS


58<br />

BEGINN DES BAUS


59<br />

BEGINN DES BAUS


60<br />

BEGINN DES BAUS


61<br />

BEGINN DES BAUS


62<br />

BEGINN DES BAUS


63<br />

BEGINN DES BAUS


64<br />

BEGINN DES BAUS


65<br />

BEGINN DES BAUS


66<br />

BEGINN DES BAUS


67<br />

BEGINN DES BAUS


68<br />

BEGINN DES BAUS


69<br />

BEGINN DES BAUS


70<br />

BEGINN DES BAUS


71<br />

BEGINN DES BAUS


Prof. Michel Melenhorst<br />

Bauen im Bestand - Von der Gebäudehülle zum<br />

Entwurf<br />

Im Wintersemester 2016 beschäftigten sich die Studierenden des Bachelorstudiengangs<br />

Architektur mit dem Entwurf eines Gemeinschaftshauses. Im September<br />

wurde zur Vorbereitung ein Workshop zum Ackerbürgerhaus in Nieheim<br />

veranstaltet. Dabei sollte die Gebäudehülle zu Eingang, Dach, Fenster und Fassade<br />

analysiert werden und Interventionsvorschläge entwickelt werden.<br />

73<br />

BEGINN DES BAUS<br />

Christoph Meyer, Marvin Düsterhus, Moritz Pohlücke<br />

Wie aus der Analyse hervorgeht, ist das Ackerbürgerhaus<br />

geprägt von Umbauten. Um die Tradition des<br />

Fachwerkhauses jedoch nicht in Vergessenheit geraten<br />

zu lassen, bleibt in Variante 1 die östliche Wand erhalten.<br />

Alle weiteren Wände und Dachflächen orientieren<br />

sich an dem, für das Fachwerkhaus typischen, aber<br />

dennoch modernem Material Lehm. Die charakteristische<br />

Diele wird durch eine Teilung und Versetzung<br />

des östlichen Gebäudeteiles um etwa 4m verbreitert<br />

und durch die Glasfassade zusätzlich hervorgehoben.<br />

Ebenso wie die erste, befasst sich auch die zweite Variante<br />

mit der Zweiteilung des Gebäudes. Diese erfolgt<br />

außermittig und verursacht eine Verschiebung des<br />

östlichen Gebäudeteils um ca. 1,50m. Die entstehende<br />

Fuge wird durch eine Glasfassade gefüllt, welche sowohl<br />

Belichtungsmöglichkeit für die verbreiterte Diele,<br />

als auch den Zugang zum Gebäudeinneren ermöglicht.<br />

Durch Entfernung sämtlicher Nebenbaukörper<br />

entsteht eine großzügige Grünfläche. Die, für Nieheim<br />

charakteristischen, Ziegel sollen die Fassade bilden.<br />

Ideen zur Neugestaltung der Hülle<br />

Entwurf Variante 1<br />

Entwurf Variante 2


Hanna Bruns, Sophie Homrighausen<br />

74<br />

BEGINN DES BAUS<br />

Ziel der Bearbeitung ist es, das Gebäude in Nieheim<br />

durch Fenster zu öffnen und durch die Fassadengestaltung<br />

eine neue Hülle mit energetischen, ästhetischen<br />

und bautechnischen Aspekten zu entwickeln.<br />

Hierfür wurde sich mit den Bestandsmaterialen, wie<br />

Fachwerk und Backsein befasst und diese in drei neuen<br />

Konzepten integriert und berücksichtigt.<br />

Im ersten Konzept werden die Fenster im Norden über<br />

zwei Etagen vergrößert. Dort wurde sich an den filigranen<br />

Bestandsfenstern orientiert. Anhand der Fassadenansicht<br />

wird der Kontrast zwischen den schwarzen<br />

Stahlfenstern und dem roten Backstein deutlich,<br />

außerdem bieten sie so mehr Tageslicht im Raum.<br />

Das zweite Konzept schlägt vor, die Fensteröffnungen<br />

im Gebäude auf wenige Fenster zu reduzieren. So entstehen<br />

kaum Wärmebrücken an den Glasflächen. Die<br />

holzbeplankte Fassade steht somit im Vordergrund.<br />

Eine große Fensterfläche befindet sich im Anbau. Hinter<br />

dem großen Holztor an der Nord- und Ostseite<br />

liegt eine innenliegende Terrasse. Von innen erreicht<br />

man diese durch zwei Schiebetüren. Sind die Holztore<br />

geöffnet hat man direkten Zugang zum Garten. Der<br />

Haupteingang befindet sich an der Lüttgestraße und<br />

liegt hinter dem Durchbruch. So entsteht ein Außenraum<br />

im Innenraum.<br />

Ansicht Nord o.M.<br />

Ansicht Ost o.M.<br />

Perspektive Konzept 1<br />

Zwei große Terrassentüren schaffen den direkten<br />

Zugang in den Garten. Der Glaseinsatz zwischen den<br />

beiden Häusern begrenzt das Hauptgebäude und den<br />

Anbau. Er dient als Verbindungsstück. Das Gebäude<br />

bekommt eine Transparenz, morgens und abends<br />

scheint die Sonne dort hinein. Die Bestandsfassaden<br />

werden einzeln betrachtet.<br />

Erdgeschoss geschlossen o.M.<br />

Erdgeschoss geöffnet o.M.<br />

Perspektive Konzept 2<br />

Ansicht Süd o.M.<br />

Das dritte Konzept ist die Idee eines Raum-in-Raum<br />

Entwurfs. Dieser Raum steht im Dachgeschoss. Seine<br />

Hülle ist energetisch gedämmt und wird somit zum<br />

Außenraum. Dort entsteht ein Atelier. In dem Dach<br />

von dem Raum im Raum befindet sich ein langes Fensterband,<br />

sowie an der Vorder- und Hinterseite auch.<br />

Längsschnitt Ost o.M.<br />

An der Südseite der Lüttgestraße entsteht ein großes<br />

Fenster, welches über zwei Etagen verläuft. Dieses<br />

ersetzt das Dielentor. Dadurch entsteht eine große<br />

natürliche Lichtquelle, wodurch die Bestandsfenster<br />

abgelöst werden. Auf der Nordseite spiegelt sich das<br />

Fenster der Südseite.


Lea-Marie Anton, Julia Dreisewerd, Sarah Borgstedt<br />

Im ersten Konzeptvorschlag wird eine Erhöhung des<br />

Daches um 1,5 m vorgesehen, um die Dachneigung zu<br />

senken und ein Gründach zu ermöglichen. Dadurch<br />

erhält der Dachboden eine Doppelgeschossigkeit.<br />

Eine Zwischendecke kann eingezogen werden, um<br />

den Zugang zu Einschnitten, die im Dach vorgenommen<br />

werden, zu sichern. Diese Einschnitte können als<br />

Terrasse genutzt werden.<br />

Das Fachwerk wird großteilig freigelegt und neue<br />

Fenster im Ständerwerk eingesetzt. Der hintere Anbau<br />

wird der vorderen Dachhöhe angeglichen und ebenfalls<br />

mit Ständerwerk versehen. Die Garage bleibt als<br />

Barriere zwischen Garten und Straße bestehen. Somit<br />

ist das Gebäude für private Nutzung geeignet.<br />

Das Hochsetzen des vorderen Daches im zweiten<br />

Konzept auf die Firsthöhe des hinteren Teils mit einem<br />

umlaufenden Bandfenster bewirkt eine optische<br />

Verbindung der beiden Hausteile. Das Fachwerk der<br />

Frontfassade wird freigelegt. Ein Einschnitt in die<br />

Dachfläche führt zu einer begehbaren Freifläche im<br />

Dachgeschoss. Gleichzeitig dient das Bandfenster als<br />

Brüstung des Balkons. Der Abriss des ehemaligen<br />

Balkons und der Garagen führt zu einer neuen Grünfläche,<br />

die als Garten und Außenbereich für ein Café<br />

genutzt werden kann.<br />

Perspektive Konzept 1<br />

Perspektive Konzept 2<br />

75<br />

BEGINN DES BAUS<br />

Lageplan Konzept 2 o.M.<br />

Lageplan Konzept 3 o.M.<br />

An einigen Stellen werden in den Gefachbereichen<br />

Fenster durch neue, schlichte ersetzt.<br />

Das dritte Konzept sieht eine Dacherneuerung durch<br />

Entfernen des Krüppelwalms vor. Ein Anbau in der<br />

Dachfläche führt zu einer auskragenden Freifläche im<br />

Dachgeschoss.<br />

Herleitung Konzept 3<br />

Durch den Abriss des hinteren Anbaus und Balkons<br />

ergibt sich eine Freifläche, die mehr Platz für den Außenbereich<br />

und dem dazugehörigen Café schafft. Das<br />

Ständerwerk kann als Abtrennung und Sichtschutz<br />

für den Außenbereich genutzt werden.<br />

Perspektive Konzept 3<br />

Das Fachwerk wird am Giebel und an der Längsseite<br />

des Hauses freigelegt. Zwischen den Gefachbereichen<br />

werden Fenster und Blindfenster eingesetzt.<br />

Durch den auskragenden Anbau ergibt sich ein neuer<br />

repräsentativer Haupteingang mit Unterdachung.<br />

Der Eingang an der Straßenseite wird entfernt und<br />

durch große Fenster ersetzt.


Moritz Horstmann, Stefan Jättkowski, Dennis Hesse<br />

76<br />

BEGINN DES BAUS<br />

Im ersten Entwurf zur Umgestaltung des Ackerbürgehauses<br />

wird die Pfannendeckung aufgenommen und<br />

durch neue Pfannen ersetzt, die Dachflächenfenster<br />

werden entfernt, die vorhandenen Dachüberstände<br />

aber erhalten. Die übrigen Fenster werden ausgetauscht,<br />

um eine einheitliche Wirkung mit braunen<br />

Holzfenstern und Rundbögen analog zum Eingang anzulegen.<br />

Der vorhandene Außenglattputz soll restauriert<br />

werden und in Anlehung an den Bestand einen<br />

Naturfarbton erhalten. Der Bereich des Fachwerks<br />

wird ebenfalls restauriert und durch einen neuen Anstrich<br />

neu inszeniert.<br />

Der zweite Entwurfsvorschlag sieht eine neue Pfannendeckung<br />

im Landhausstil vor. Ebenso neue moderne<br />

Holzfenster ohne Rundbögen. Die Fenster an<br />

Anpassung Gebäudehülle Vorschlag 1<br />

Anpassung Gebäudehülle Vorschlag 2<br />

der Frontseite werden zu vertikalen Lichtbändern zusammengefasst.<br />

Die Fester im Dachgeschoss werden<br />

zu einem großzügigen verglasten Giebel zusammengefasst<br />

und eine Dachgaube ergänzt. Ziel ist vor allem<br />

ein erhöhter Lichteinfall, auch in der Diele.<br />

Maximilian Pytlik, Michael Niemann, Gabriela Gondim, Paula Teles<br />

Vogelperspektive Südost<br />

Vogelperspektive Nordwest<br />

Der Dachboden wird offen<br />

und großzügiger gehalten,<br />

die Dacheinschnitte<br />

sorgen für einen lichtdurchfluteten<br />

Raum, eine<br />

großzügige Treppe mit einer<br />

Laufbreite von 2,20 m<br />

erschließt diesen Teil des<br />

Gebäudes. Der Glassarkophag<br />

verläuft genau über<br />

der Treppe.<br />

Grundriss Dachboden o.M.<br />

Die Dachaußenhaut wird<br />

komplett mit Mineralwolle<br />

gedämmt.<br />

Innenraumperspektive


Petra Kleist, Inga Jesußek, Janine Richter<br />

77<br />

Der erste Entwurf knüpft an der Südseite oberhalb<br />

der Wand an den ursprünglichen Fachwerkzustand<br />

an. Das übrige Mauerwerk wird freigelegt und der Eingang<br />

zurückgesetzt, um übergreifend alle Geschosse<br />

einzuschließen und in einer Kuppelform zu enden. Die<br />

Fenster stehen dabei bezüglich Größe und Materialität<br />

in Dialog zur Ostseite.<br />

Entwürfe zur Neugestaltung der Gebäudehülle<br />

BEGINN DES BAUS<br />

Der zweite Vorschlag sieht den Abriss des Heizraumanbaus<br />

vor. Die neuen Sprossenfenster schmeicheln dem<br />

Fachwerkstil und eine Glasfuge füllt den Versprung der<br />

beiden Dachflächen aus.<br />

Im dritten Entwurf steht die Verbindung aller Gebäudeteile<br />

im Vordergrund, die Fassade wird aus Holzlamellen<br />

gebildet, während im Innern das Fachwerk bestehen<br />

bleibt.<br />

Fassade Ackerbürgerhaus<br />

Johanna Schmidt, Louis Wanders, Katharina Rügge<br />

Vorschlag 2 - Substraktiver Raum<br />

Vorschlag 1 - Additiver Raum<br />

Als Bebauungsvorschlag wurde ein additiver Raum<br />

entworfen, der die momentan sehr dominante Dachfläche<br />

entschärfen soll. Der neue Raum entspringt<br />

aus dem bestehenden Dach und greift Konstruktionen<br />

aus dem bestehenden Fachwerk auf. Durch den<br />

großen Teil des Daches, der dabei entfällt, wird das<br />

nachträgliche Dämmen konstruktiv günstiger. Im Innenraum<br />

würde die Diele enorm an Höhe gewinnen,<br />

und die interessante Dachkonstruktion den Raum<br />

durchschneiden und von unten sichtbar sein. Falls<br />

das Haus hinsichtlich mehr Nutzfläche ausgebaut<br />

werden soll, kann der Raum auch auf eine neue Geschossdecke<br />

gebaut werden.<br />

Ostansicht o.M.<br />

Im zweiten Vorschlag wird subtraktiv gearbeitet. Aus<br />

dem bestehenden Fachwerk werden Flächen ausgeschnitten<br />

und verglast, ohne sich dabei an das Balkenraster<br />

zu halten. Dadurch wird teilweise die Konstruktion<br />

sichtbar. Die Fenster könnten in verschiedenen<br />

Ebenen angebracht werden oder aber durch Rahmen<br />

davor gesetzt werden.


WÄHREND DES BAUS


Prof. Dipl.-Ing. Oliver Hall, Prof. Michel Melenhorst<br />

80<br />

WÄHREND DES BAUS<br />

Nutzungskonzepte<br />

Masterworkshop<br />

Die Studierenden des Master of Integrated Architectural Design (MIAD)<br />

besuchten im Rahmen einer Workshopwoche im Herbst 2016 das Heimatwerkerprojekt<br />

in Nieheim und erarbeiteten gemeinschaftlich mit den<br />

Geflüchteten vor Ort neue Nutzungskonzepte für das nun umgebaute Haus.<br />

Geflüchtete und Studierende im Arbeitsprozess<br />

Der Workshop, unter der Leitung von Prof. Oliver Hall<br />

und Prof. Michel Melenhorst, fand direkt vor Ort im<br />

Bauprojekt statt und bot den Teilnehmern unmittelbare<br />

Einblicke in die Räumlichkeiten. Zunächst berichteten<br />

sich die Studierenden und Geflüchteten über<br />

ihre Lebens- und Wohnsituation und beschäftigten<br />

sich mit folgenden Fragen:<br />

Wie wohnst du, wie lebst du in deiner Heimat?<br />

Was benötigst du an dem Ort, wohin du geflohen<br />

bist?<br />

Dabei entstanden vielfältige Texte und Zeichnungen.<br />

Im Anschluss wurden Ideen für die potenzielle zukünftige<br />

Nutzung des Ackerbürgerhauses in Nieheim<br />

gesammelt und graphisch in Skizzen und Modellen<br />

festgehalten. Die jeweiligen Nutzungsideen bauten<br />

Studierende und Geflüchtete dann in einzelnen<br />

Räumen als Modell im Maßstab 1:1 nach um sie als<br />

vorweggenommene Realität zu visualisieren. Dafür<br />

wurde Wellpappe der Firma prima Welle in Größe von<br />

zwei Volleyballfeldern zur Verfügung gestellt, aus der<br />

im Laufe des Workshops Möbel, Silhouettenfiguren,<br />

Maschinen oder Bodenbeläge simuliert wurden.


Lernwerkstatt für Holzverarbeitung<br />

So entstanden durch die gemeinsame Ideenentwicklung<br />

unter anderem:<br />

• Eine Lernwerkstatt für Holzverarbeitung<br />

• Eine Töpferwerkstatt<br />

• Eine Fahrradwerkstatt<br />

• Ein Fitnessstudio<br />

• Eine Bibliothek<br />

• ein Mädchenzimmer<br />

• und eine Gemeinschaftsküche<br />

Die entwickelten Ideen fanden in der tatsächlichen<br />

Projektumsetzung Bedeutung als Inspiration für potenzielle<br />

Nutzer.<br />

81<br />

WÄHREND DES BAUS<br />

Fahrradwerkstatt<br />

Mädchenzimmer<br />

Bibliothek<br />

Gemeinschaftsküche<br />

Geflüchtete und Studierende


Prof. Hans Sachs, Dipl.-Ing. David Ignatz Lemberski, Jan Christoph Kahre Heidemann<br />

Digital Crafting<br />

Master of Integrated Architectural Design - P5<br />

Digitale Medien, ihre Werkzeuge und Methoden haben in den letzten Jahren<br />

nicht nur die Art und Weise, wie Architekten und Designer arbeiten, stark beeinflusst.<br />

Es hat auch die Designsprache, das Erscheinungsbild und die Wahrnehmung<br />

von Architektur erheblich verändert. Der Computer ist das umfassendste<br />

und dynamischste Medium, das dem Architekten für die Entwicklung und Realisierung<br />

von Raumkonzepten zur Verfügung stand. Um dieses Potenzial wirklich<br />

zu nutzen, bedarf es der Fähigkeit, den Computer als interaktives Instrument zu<br />

verstehen und seine künstliche Intelligenz als kreative Erweiterung der Möglichkeiten<br />

zu nutzen.<br />

83<br />

WÄHREND DES BAUS<br />

Anlass<br />

Digitale Werkzeuge und Methoden dominieren große<br />

Teile der Design-, Entwicklungs-, Simulations- und<br />

Kommunikationsprozesse im Architekturdesign.<br />

In fortgeschrittenen Studios werden Architekturprojekte<br />

bereits überwiegend mit 3D-Modellen entwickelt.<br />

Ziel ist es, einen reibungslosen Arbeitsablauf zwischen<br />

Architekten, Projektentwicklern, Ingenieuren<br />

und Bauherren durch eine zeitnahe, gleichzeitige Projektentwicklungsumgebung<br />

zu gewährleisten. In diesem<br />

Zusammenhang können viele sinnvolle Prozesse<br />

durch integrierte und automatisierte Simulationstechniken<br />

in eine frühe Phase des Projekts verlagert<br />

werden, was im besten Fall zu einem transparenteren<br />

Projektentwicklungs- und Designprozess führt.<br />

In der Vortrags- und Seminarreihe "Digital Crafting"<br />

des Lehrgebietes CAAD geht es vor allem um Dynamik,<br />

Veränderlichkeit und Anpassungsfähigkeit im Architekturdesign<br />

mit den Schwerpunkten in Entwicklung,<br />

Präsentation und Umsetzung.<br />

Aufgabenstellung<br />

In diesem Kontext entwickelten die Studenten<br />

1:1-Installationen an der Schnittstelle zwischen<br />

digitalen Werkzeugen und Methoden und Integration<br />

von Materialeigenschaften in einem digital<br />

gesteuerten Entwicklungs- und Konstruktionsprozess.<br />

Auf Basis von 3 Teilaufgaben, wurden die<br />

Studenten von den Kernthemen der rechnergestützten<br />

Architektur unter der Verwendung verschiedener<br />

digitaler Techniken, in folgende Bereiche geleitet:<br />

1. 3D-Modellierung / Digital Prototyping<br />

2. Visualisierung / Animation<br />

3. Generative Konstruktion und Fertigung<br />

Ziel war die integrative Nutzung digitaler Werkzeuge<br />

für Gestaltung, Präsentation, Planung und Umsetzung<br />

von Architektur und Prototypen. Im Mittelpunkt<br />

steht die Vermischung von digitalem und analogem<br />

Material und deren gezielter Einsatz, ebenso die umfassende<br />

Reflexion der verwendeten Techniken und<br />

Methoden durch die Studenten selbst.<br />

Projektziel war der Entwurf einer "Common Hut", einer<br />

minimalistischen produktiven Wohneinheit, basierend<br />

auf einem parametrischen Entwurfs- und Konstruktionssystem,<br />

die bis in die letzten Entwicklungsschritte<br />

noch Anpassung ermöglicht. Dabei sollten die aus<br />

dem Handwerk inspirierten Holzverbindungen in die<br />

digital gesteuerten Modellierungsprozesse integriert<br />

werden.<br />

Das Konzept der "common hut" ist als Grundlage für<br />

Sozialwohnraum oder Unterkünfte für Geflüchtete<br />

vorgesehen. Denn die Nachfrage nach erschwinglichem,<br />

flexiblem und teilbarem städtischen Wohnraum<br />

wächst. Durch ihre flexible Anpassbarkeit soll die Hut zur<br />

städtischen Nachverdichtung als Solitär-, Erweiterungsoder<br />

mobiler Bau dienen.<br />

Das Projekt behandelte die gesamten Entwicklungsphasen<br />

vom Steckkonzept über die Konstruktion und<br />

deren Dokumentation, die digitalen Fertigungsmethoden<br />

bis zur finalen Produktion und dem 1:1 Aufbau für<br />

die Geflüchteten in der Stadt Nieheim.<br />

Im Folgenden werden die Arbeitsergebnisse und Ideen,<br />

die im Verlauf der Aufgaben des Projektes entstanden<br />

sind kurz vorgestellt und visuelle Einblicke gegeben.


84<br />

WÄHREND DES BAUS<br />

Glasstec Workshop<br />

Vom 20. bis 23. September richtete das European Facade<br />

Network (efn) in Kooperation mit der Detmolder<br />

Schule für Architektur und Innenarchitektur und der TU<br />

Del den Workshop "Form Finding Fabrication" und das<br />

Symposium "Digital Methods" auf der glasstec-Messe<br />

2016 in Düsseldorf aus.<br />

Der Workshop und das Symposium stellten das Semester-Kickoff<br />

für Detmolds neue Master-Studierende dar<br />

und wurden von Prof. Hans Sachs und Dipl.-Ing. David<br />

Lemberski geleitet. Mehr als 80 Studierende im Fachbereich<br />

Architektur (Master of Integrated Architectural<br />

Design - MIAD) und Innenarchitektur (Master Innenarchitektur<br />

- Raumkunst - MIAR) entwickelten eine große<br />

Vielfalt an digitalen und physischen Mauer- und Dachstrukturprototypen<br />

in einem interdisziplinären und interaktiven<br />

Entwurfs- und Modellbauprozess.<br />

Der Fokus dieses experimentellen Workshops lag auf<br />

der Verbindung von analogem und digitalem Modellieren<br />

und Fertigungstechniken mit Hilfe von 3D-Druckern,<br />

zwei CNC-laser cuttern, einer CNC Drahtbiegemaschine<br />

und Schneidplottern. Innerhalb dieser<br />

interdisziplinären Organisation knüpften die internationalen<br />

und heimischen Studierenden gute Kontakte in<br />

einer frühen Phase ihres Studiums und lernten direkt<br />

innovative Modell- und Prototypentechniken in ihren<br />

Entwurfsprozess zu integrieren.<br />

Der Workshop und das Symposium wurden durch<br />

die ALCOA Foundation mit dem Projekt "efnMOBILE.<br />

Efficient Envelopes", durch die glasstec Messe und<br />

interne Mittel der Technischen Hochschule OWL unterstützt.<br />

Erste Aufgabe: FORM FINDING FABRICATION<br />

Im „Form Finding Fabrication“ workshop, lernten die<br />

Studierenden handwerkliches Experimentieren, digitales<br />

Modellieren und Fertigen miteinander zu kombinieren.<br />

Die dabei entwickelten Faltstrukturen aus Papier und<br />

Prototypen wurden dann in fiktiven Räumen präsentiert.<br />

In diesem Prozess vermischten die Studierenden<br />

ebenfalls analoge und digitale Zeichentechniken<br />

z.B. durch die Integration und Verarbeitung von<br />

Handskizzen in Photoshop oder anders herum. Ziel<br />

der Aufgabe war es, diese Techniken in einer künstlerische<br />

Präsentation von architektonischem Raum<br />

anzuwenden.<br />

Beim integrierten Symposium "Digital Methods" präsentierten<br />

dann 8 Experten verschiedener Universitäten<br />

und Unternehmen ihre Strategien, Konzepte<br />

und Methoden für Entwurfs- und Entwicklungsprozesse<br />

in einem digitalen Kontext. Das Symposium legte<br />

seinen Fokus auf zukünftigen Strategien, Techniken<br />

und Arbeitsmethoden, die aus der Anwendung und<br />

Verbindung verschiedenartiger neuer digitaler Werkzeuge<br />

entstehen.<br />

Alle Redner legten ihren Fokus auf digitale Techniken<br />

und Arbeitsmethoden, während sie aber aus ganz<br />

verschiedenen Disziplinen, wie Architektur, Stadtplanung<br />

oder Industrie 4.0, heraus, darauf eingingen.<br />

Dadurch wurde eine große Vielfalt möglicher Anwendungsfelder<br />

digitaler Werkzeuge, nicht nur in der Architektur,<br />

sondern auch in der Überschneidung mit<br />

anderen produktverwandten Disziplinen aufgezeigt.<br />

"Transformation" - Jennifer Nagel


85<br />

WÄHREND DES BAUS<br />

"Transformation" - Jemeela Eranpurwala<br />

Zweite Aufgabe (MIAR) - GENERATIVE SKIN<br />

Inspiriert durch die Experimente der Künstler- und<br />

Architektengruppe Haus Rucker & Co., z.B. der "Mind<br />

Expander" (1967) genauso wie von heutigen Arbeiten<br />

moderner Modedesigner, wie Anuk Wipprecht, Francis<br />

Bitonti and Iris van Herpen, sollten die Studierenden<br />

eine zweite, ergänzende menschliche "Haut" oder<br />

einen Kleidungsähnlichen "Umschlag" entwickeln.<br />

Das Konzept und ein erster Prototyp sollten auf der<br />

Basis der zahlreichen Möglichkeiten des Modellierens<br />

und computergestützter Produktions- und Fertigungsmethoden<br />

entstehen. Gleichzeitig sollte das<br />

Design dynamische und interaktive Elemente enthalten<br />

oder verschiedene, auch technische oder multimediale<br />

Funktionen.<br />

Das Hauptziel war der Entwurf eines Prototypen für<br />

einen zusätzlichen, dynamischen, möglicherweise<br />

interaktiven Umschlag für den Körper unter Verwendung<br />

digitaler Modell-, Prototypen- und Produktionstechniken.<br />

"One and a half skin" - Eva Gronemeier and Theresa Hütte<br />

"Generative Skin" - Luisa Hagenhoff and Diandra Holzmüller


86<br />

WÄHREND DES BAUS<br />

"Femme" - Corinna Lüddecke, Birte Mahnken and Sarah Walter<br />

Zweite Aufgabe (MIAD) - LIQUID SPACE<br />

Das "Burning Man Festival" bietet eine enorme Menge<br />

an Inspiration um interaktive Installationen, Architektur,<br />

Objekte oder Fahrzeuge zu entwerfen. Anders<br />

als die meisten Museen, wo Arbeiten meistens bloß<br />

ausgestellt und nicht zu berühren sind, kreirt "Burning<br />

Man" einen riesigen interaktiven Spielplatz.<br />

Im Projekt "Liquid Space" entwickelten die Studierenden<br />

ein umfassendes Konzept und einen Prototypen<br />

einer interaktiven, kinetischen, mobilen oder adaptiven<br />

Installation. Das experimentelle Projekt basierte<br />

auf der Entdeckung (frei zugänglicher) digitaler Werkzeuge,<br />

Software oder neuen Materialien mit dem Ziel<br />

einen funktionalen Prototypen eines dynamischen<br />

und einzigartigen Kunstobjektes zu entwerfen und<br />

entwickeln.<br />

"Kairós" - Thomaz Vieira and Supak Kosolsirisukkul<br />

"N-A-G-A" - Azita Mazaheri and Tomás Mena


87<br />

WÄHREND DES BAUS<br />

"Desert Eyes" - Pooya Kamranjam and Yonnie Kweon<br />

"A Well of Desires" - Urvashi Tuli, Radwa Abouelseoud and Tavishi Rana<br />

Dritte Aufgabe (MIAD) - COMMON HUT<br />

In dieser chaotischen Welt sind Millionen Menschen<br />

und ihre Familien gezwungen ihre Heimat zu verlassen<br />

und sich selbst in einem unbekannten Umfeld<br />

zurecht zu finden, nicht in der Lage die Sprache zu<br />

sprechen und sich in die lokale Gemeinschaft zu integrieren.<br />

Es ist unser Ziel dieser vertriebenen Bevölkerung zu<br />

helfen, sich mit ihrer Umgebung zu verbinden und<br />

mittels Design und Architektur eine Plattform zu<br />

schaffen, wo die ganze Gesellschaft zusammenkommen<br />

kann.<br />

In echter computergestützter Entwurfsweise, hat sich<br />

das ClipHut Projekt darauf konzentiert einen parametrischen<br />

Rahmen zu schaffen, der den Entwurfsprozess<br />

vereinfacht, sodass die Endnutzer in der Lage<br />

sind, sich aktiv am Design und der Funktion ihrer eigenen<br />

ClipHut zu beteiligen.<br />

Die Vision ist, dass sich Benutzer in mobilen Apps ihre<br />

ClipHut entwerfen können und die App einen G-Code<br />

generiert, der dann zur digitalen Fertigung gesendet<br />

werden kann.<br />

Die adaptiven Fähigkeiten der ClipHut machen sie<br />

zu einem Objekt, das das Potenzial hat öffentliche<br />

Räume und Stadtentwicklung neu zu definieren. Nutzeranpassung<br />

bedeutet, dass die ClipHut an nahezu<br />

jedem Ort existieren kann, vom Park bis zu Dächern<br />

von Gebäuden. Das erlaubt ihr sich durch ganze Bezirke<br />

zu verteilen.


Thomaz Vieira, Pavel Furtsev, Mona Makebrandt<br />

88<br />

ClipHut StartUp<br />

WÄHREND DES BAUS<br />

Im Jahr 2018 gewann das ClipHut-Projekt im Wettbewerb mit Experten aus aller<br />

Welt einen internationalen Wettbewerb (Open Source Wood Initiative), der von<br />

einem Global Player der Holzindutrie (MetsäWood) organisiert wurde und die<br />

Entwicklung eines Start-Ups ermöglicht.<br />

Visualisierung: ClipHut<br />

Das Projekt<br />

„Denken Sie global und handeln Sie lokal.“<br />

Kann Technologie zur Lösung eines der ältesten Probleme<br />

der Menschheit beitragen?<br />

Das Team hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Konstruktionssystem<br />

zu entwickeln, das den Wohnungsbau<br />

revolutionieren soll. Das System ist anpassungsfähig,<br />

modular und umweltfreundlich. Es ist einfacher<br />

und schneller als herkömmliche Techniken und wirtschaftlich<br />

in allen Phasen: Design, Konstruktion und<br />

Herstellung.<br />

Der Produktivitätsgewinn wird durch Automatisierung<br />

und Computeralgorithmen hinter dem System<br />

erzielt. Unter Berücksichtigung von Material, Ort und<br />

endgültiger Konstruktion werden alle Teile, Zeichnungen<br />

und Dateien, die für die lokale Fertigung und<br />

Konstruktion erforderlich sind, erstellt. Das Hauptanliegen<br />

liegt darin, die digitale Fabrikation weiterzuentwickeln,<br />

sodass es auf die obdachlosen Bevölkerungsgruppen<br />

reagiert und so die künftigen Bedürfnisse<br />

der Gesellschaft erfüllt.<br />

ClipHut<br />

Aus dieser Überlegung entstand ClipHut. Eine Hütte,<br />

welche flexibel und stabil zugleich ist sowie einfach<br />

montiert und demontiert werden kann, um es an einer<br />

anderen Stelle wiederaufbauen zu können. Da sie<br />

individuell anpassbar ist, kann ClipHut in fast jeder<br />

Umgebung stehen. Lediglich lokale Vorschriften und<br />

Gesetze beschränken die Größe, sodass in vielen Fällen<br />

auf einen aufwendigen Bauantrag verzichtet werden<br />

kann.


Das parametrische Verfahren<br />

Mithilfe des parametrischen Verfahrens wird der Entwurfsprozess<br />

deutlich vereinfacht. Sobald man die<br />

Form und Größe der Hütte verändern möchte, muss<br />

nicht direkt alles neu gezeichnet werden. Ein Algorithmus,<br />

der vom Team programmiert wurde, zerlegt die<br />

Struktur des ClipHut in einzelne Elemente, nummeriert<br />

alle Teile und legt gleichzeitig eine Fräsdatei an, bei<br />

der durch automatisierte Anordnung darauf geachtet<br />

wird, so wenig Holz wie möglich zu verschwenden.<br />

Ziel des Ganzen ist, den Benutzern mittels einer App<br />

die Möglichkeit zu geben individuelle Häuser zu entwerfen<br />

und im Anschluss Produktionsdateien, lokale<br />

Herstellerinformationen, Kosten sowie Aufbauanleitungen<br />

zugesendet zu bekommen.<br />

Die Funktion<br />

Die Kernstruktur des ClipHut‘s besteht aus gefrästen<br />

Holz-Elementen. Für das erste ClipHut wurden<br />

OSB-Platten verwendet. Der Clip ist mittlerweile soweit<br />

optimiert, dass man nicht mehr auf nur einen<br />

einzigen Holzwerkstoff angewiesen ist. Die Clips werden<br />

zu einer Art Fachwerk zusammengesteckt.<br />

Die Konstruktion ist so konzipiert, dass es auch<br />

nichtspezialisierten Personen möglich ist, das System<br />

zu montieren. Die Beschaffenheit der Clips sorgt dafür,<br />

dass hohe Lasten aufgenommen werden können<br />

und dass das System starken Windkräften standhält.<br />

Hier gilt genau wie beim Holz, dass auch bei der Fassade<br />

unterschiedliche Materialien eingesetzt werden können.<br />

Zurzeit wird an Fassadenclipsen gearbeitet, die<br />

ein Anbringen von Alucobond-Platten ermöglichen.<br />

89<br />

WÄHREND DES BAUS<br />

Foto: ClipHut<br />

Aussicht<br />

Auf Schrauben und andere typische Befestigungsmittel<br />

wird komplett verzichtet; das Wort wird gar zu einem<br />

Fremdwort für Thomaz Vieira, Pavel Furtsev und<br />

Mona Makebrandt, die das Projekt nun unabhängig<br />

von Lehrveranstaltungen mit der Unterstützung der<br />

Technischen Hochschule OWL zu einem start-up Unternehmen<br />

weiterentwickeln. Das ist eine große und<br />

vor allem neue und aufregende Herausforderung für<br />

das Team. Denn der Kern des Projekts besteht darin,<br />

die digitale Fabrikation in einem globalen Netzwerk<br />

zu erforschen. Das gesamte Potenzial von Technologie<br />

im Zusammenhang mit sozialen Problemen soll<br />

erkundet und ein globales Netzwerk von FabLabs geschaffen<br />

werden, um schnell und lokal reagieren zu<br />

können.<br />

Grafiken: ClipHut<br />

„Erstellen, Verwalten und Teilen komplexer Daten<br />

über eine benutzerfreundliche Schnittstelle, um eine<br />

lebensfähige Unterkunft zu schaffen, die minimale<br />

Wohneinheiten bietet, die in jeder Art von Bedingungen<br />

gebaut und gleichzeitig personalisiert werden<br />

können - das ist unsere Philosophie“.<br />

www.cliphut.org


Thomaz Viera, Tomas Mena, Maria Helena Wilkens, Onurcan Kurt, Alvaro Balderrama, Spencer Culhane, Angelina Aziz, Gesana Biti, Supak<br />

Kosolsirisukkul, Yonnie Kweon, Azita Mazaheri, Yi Ju<br />

90<br />

WÄHREND DES BAUS<br />

ClipHut Projekt Nieheim<br />

ClipHut und die Heimatwerker in Nieheim arbeiten zusammen, um bezahlbares<br />

Wohnen zu ermöglichen. Studierende des Masterstuediengangs MID,<br />

entwickelten ein Holzbausystem für minimales Wohnen.<br />

Foto: ClipHut<br />

Heimatwerker Koorperation<br />

Heimatwerker ist ein Kooperationsprojekt zwischen<br />

der Stadt Nieheim, der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe<br />

und der StadtBauKultur NRW. Es<br />

richtet sich an die Geflüchteten, die eine neue häusliche<br />

und berufliche Perspektive im Baugewerbe suchen.<br />

Parallel zur Renovierung des historischen Ackerbürgerhauses,<br />

wurden die Studierenden des MID-Masterprogramms<br />

an der TH OWL, unter der Leitung von<br />

Prof. Hans Sachs, Prof. Jens-Uwe Schulz und Jan C.<br />

Kahre Heidemann, eingeladen, neue Holzbautechniken<br />

zu erproben.<br />

In einer Bottom-up-Methode war es das Ziel, zuerst<br />

eine Holzverbinung zu entwerfen und darausfolgend<br />

ein parametrisches Bausystem zu entwickeln, um gemeindefreundliches,<br />

minimales Wohnen anzubieten.<br />

Kontext<br />

In den letzten Jahren wurden neue Technologien im<br />

Bauwesen eingesetzt, die die Grenzen verschieben<br />

und eine neue Ästhetik für die Architektur schaffen.<br />

Allerdings haben nur wenige Initiativen das Potenzial<br />

dieser Technologien für die dringende Wohnungssituation<br />

untersucht. Ein bewusster und sensibler Ansatz<br />

für aktuelle und zukünftige Themen in unserer<br />

schnell wachsenden Gesellschaft kann Architektur<br />

und neue Technologien zusammenbringen.<br />

"Flüchtlingslager waren ursprünglich als kurzfristige<br />

Lösung für eine Notsituation konzipiert, aber der<br />

durchschnittliche Aufenthalt beträgt heute 17 Jahre".<br />

"Wenn die Flüchtlingslager drei Generationen dauern,<br />

müssen wir akzeptieren, dass sie nirgendwo hingehen",<br />

sagt die ehemalige Hochkommissarin, Killian<br />

Kleinschmidt, die Flüchtlingslager als die "Städte von<br />

Morgen" bezeichnet.


Bei der Analyse des aktuellen Modells von Notunterkünften<br />

werden wir im Wesentlichen zwei Arten von<br />

Unterkünften finden: Zelte oder Container. Die erste<br />

bietet keine gute Lebensqualität, und die zweite ist<br />

teuer für den Transport, hat eine komplexe Logistik<br />

und erlaubt keine Anpassungen.<br />

Das System<br />

Unter Berücksichtigung dieser Probleme entwickelten<br />

wir eine einfache Lösung, die es ermöglicht, eine<br />

ganze Struktur ohne Werkzeuge, Maschinen oder<br />

Baukenntnisse zu montieren und zu demontieren.<br />

ClipHut ist ein Holzbausystem, dass das Potenzial hat,<br />

sich an unterschiedliche Bedürfnisse anzupassen. Es<br />

ist ideal für Resilience Spaces oder Situationen mit<br />

ständigem Bedarfswandel und zudem auch benutzerfreundlich,<br />

so dass auch nicht fachspezifische<br />

Personen an der Planung und Konstruktion beteiligt<br />

werden können.<br />

91<br />

WÄHREND DES BAUS<br />

Nieheim Projekt<br />

Nach vielen Treffen, um die Integration von Geflüchteten<br />

in die lokale Gemeinschaft zu erleichtern, haben<br />

wir eine "Common Hut" entworfen.<br />

Diese Hütte soll ein flexibler Ort für sein, um mit den<br />

Bewohnern durch Aktivitäten, Veranstaltungen und<br />

Dienstleistungen zu kommunizieren.<br />

Fotos und Grafiken: ClipHut


NEUE <strong>IMPULSE</strong>


Diandra Holzmüller<br />

94<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Modulare Möbel<br />

Für ein Flüchtlings- und Integrationsprogramm in Nieheim<br />

Im Rahmen dieser Bachelorthesis im Themenbereich Möbelentwicklung wurde<br />

ein modulares Möbelkonzept für Veranstaltungen verschiedener Art im<br />

Nieheimer Pilotprojekt entwickelt.<br />

Perspektive<br />

Zielsetzung<br />

Nach einer intensiven Bedarfsanalyse sollten robuste<br />

multifunktionale Möbelelemente entworfen werden,<br />

die sowohl günstig in der Herstellung sind als auch eine<br />

flexible und platzsparende Aufbewahrung ermöglichen<br />

und für den Einsatz während der Bauphase geeignet sind.<br />

Der Themenbereich umfasste Ausstellungs- und<br />

Informationsebenen, Stellflächen für technische Geräte<br />

(Beamer, Lautsprecher, ...), Rednerpult, Arbeitsflächen,<br />

Thekenmöbel und flexible Sitzelemente.<br />

Mit Hilfe dieses Mobiliars sollten, in der Projektphase<br />

anstehende, Veranstaltungen, wie Präsentationen für<br />

interessierte Bürger, Meetings und Besprechungen<br />

und Workshops sowie gemeinsames Arbeiten von<br />

Studierenden und Geflüchteten ermöglicht werden.<br />

Gleichzeitig kann dieses modulare Möbelkonzept auch<br />

nach Projektende für die gemeinschaftliche Nutzung des<br />

Ackerbürgerhauses und in anderen Zusammenhängen<br />

weiter flexibel eingesetzt werden.<br />

Platzsparende Aufbewahrung


95<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Grundmöbel für die modulare Anwendung<br />

Konzept<br />

Das Möbelkonzept basiert auf drei Grundelementen,<br />

die im weiteren Gebrauch für die vielfältige modulare<br />

Anwendung geeignet sind. Durch ein Stecksystem sind sie<br />

einfach in der Handhabung und können aus handlichen<br />

Einzelteilen zusammengesetzt werden.<br />

Die Schnittstelle, also der Berührungspunkt zwischen den<br />

Möbelbeinen ist dabei symbolisch an das Pilotprojekt in<br />

Nieheim angelehnt. Auch hier entstehen Schnittstellen<br />

zwischen den Geflüchteten und den Bewohnern<br />

Nieheims.<br />

Aus den drei Grundmöbeln ist es über die Stecktechnik also<br />

möglich alle benötigten Möbelstücke zusammenzusetzen<br />

und in ihrer Anwendung stetig zu variieren.<br />

Modulare Anwendung<br />

Präsentation Prototypen<br />

Stecksystem zur einfachen Handhabung


Ricarda Jacobi, Katrin Kollodzey<br />

Textil als Kommunikation zwischen Kulturen<br />

97<br />

"Heimatwerker.Textil" entstand aus dem Wunsch heraus einen eigenen Bereich<br />

speziell für die geflüchteten Frauen und Mädchen in Nieheim einzurichten.<br />

Hierfür entwickelten Studentinnen der Detmolder Schule für Architektur und<br />

Innenarchitektur Entwürfe zu besonderen Orten für die neu angekommenen<br />

Nieheimerinnen. Das Projekt wurde im Rahmen von zwei Semesterprojekten realisiert.<br />

Im ersten Semester richtete sich der Fokus der Semesterarbeit auf das<br />

Mädchenzimmer, einem eigenen Zimmer für Frauen und Mädchen. Im darauf<br />

folgenden Semester erweiterten sich die Ideen zu umfänglicheren Konzepten für<br />

das gesamte Haus. Die Integration einer textilen Werkstatt soll zukünftig zum<br />

Austausch und gemeinsamen Schaffen einladen.<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Aufgabenstellung<br />

Die entstandenen Entwürfe stellen, neben der besonderen<br />

Auseinandersetzung mit Unterschieden und<br />

Schnittmengen der textilen Kulturen, die Bedürfnisse<br />

der geflüchteten Frauen in den Vordergrund.<br />

Die Abgeschiedenheit des Raumes zu den anderen<br />

Orten des Nieheimer Ackerbürgerhauses erlaubt es<br />

den Frauen zu beten, ihre Kinder zu stillen oder in<br />

den Austausch mit Neu- und Altnieheimerinnen zu<br />

treten. Im Entwurfsprozess kristallisierte sich heraus,<br />

dass trotz der notwendigen Rückzugsmöglichkeiten<br />

eine Verbindung zum Geschehen im restlichen Haus<br />

hergestellt werden sollte. Das Mädchenzimmer kann<br />

auf diese Weise ein unterstützendes Element für die<br />

Gemeinschaft bilden, die im Nieheimer Ackerbürgerhaus<br />

durch das Heimatwerker Projekt entsteht.<br />

Während der Workshops, in denen die Studentinnen<br />

und Neu- und Alt-nieheimerinnen gemeinsam mit<br />

Textilien handwerklich arbeiteten, wurde deutlich,<br />

dass ein großes Bedürfnis nach einem Begegnungsort<br />

besteht, welcher Raum für Kommunikation bildet.<br />

Wenn im ersten Teil des Projektes, „Heimatwerker.<br />

Textil“ der Rückzug und die Identifikation der Frauen<br />

mit einem eigenem Ort im Fokus stand, fokussierte<br />

der zweiten Teil vielmehr einen Kommunikationsort<br />

zu schaffen, mit der Möglichkeit zum handwerklichen<br />

Arbeiten und den darüber angeregten Austausch–<br />

die textile Handarbeit als Gesprächsgrundlage, als<br />

Vermittler zwischen den Frauen, zwischen Generationen<br />

und zwischen Neu- und Alt-Nieheimerinnen. Ziel<br />

war die Gestaltung einer textilen Lernwerkstatt und<br />

die inhaltliche wie räumliche Entwicklung eines regelmäßig<br />

stattfindenden Angebots als Austauschmöglichkeit<br />

für die Frauen Nieheims.<br />

In beiden Semestern verlief die Projektarbeit in aufeinander<br />

aufbauenden Phasen. Die Studentinnen<br />

setzten sich zu Beginn mit den Besonderheiten verschiedener<br />

textiler Kulturen und dem Thema Flucht<br />

auseinander.<br />

Im Rahmen dessen wurden traditionelle textile Techniken<br />

recherchiert und erprobt.<br />

Durch die gemeinsame Arbeit mit den Frauen vor Ort<br />

in den Workshops, welche von den Studentinnen geplant,<br />

organisiert und durchgeführt wurden, entwickelten<br />

die Seminarteilnehmerinnen sehr persönliche<br />

und sensible Konzepte zur Gestaltung des Mädchenzimmers,<br />

sowie einer textilen Werkstatt. Konzepte für<br />

Farbigkeit, Materialität und Oberflächen gliedern die<br />

Räume und schaffen besondere Orte – private Orte<br />

des Rückzugs, sowie sich öffnende Orte, die sich in<br />

die Gemeinschaft des Hauses einfügen.<br />

Die Studentinnen schafften räumliche Möglichkeiten<br />

der Aneignung durch sowohl Raumkonzepte, als auch<br />

durch differenzierte Ideen zu einzelnen, sich in den<br />

Raum fügenden Möbeln. Insbesondere im Mädchenzimmer,<br />

entstanden so Anregungen zu einem weiblichen,<br />

atmosphärischen Ort.


Klara Schönberg<br />

98<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Aufbewahrungssystem<br />

Klare Strukturen mit vielen Möglichkeiten<br />

In dem partizipativem Projekt „Heimatwerker.Textil<br />

als Kommunikation zwischen Kulturen“ wurde ein<br />

flexibles Aufbewahrungssystem entwickelt, welches<br />

sich an die individuellen Anforderungen der Nutzer<br />

anpassen lässt.<br />

Die Idee für das Aufbewahrungssystem reifte beim<br />

Beisammensein und Kommunizieren in den Workshops<br />

mit Neu– und Altnieheimern. In den Workshops<br />

wurde sich gemeinsam mit den Vorstellungen<br />

über die Zimmergestaltung auseinandergesetzt. Die<br />

Kommunikation fand verbal aber auch über Gesten<br />

und Mimik statt. Auch das Beobachten war ein wichtiger<br />

Faktor im Entwurfsprozess.<br />

Ein Aufbewahrungssystem soll den Frauen und Kindern<br />

ein eigenständiges Arbeiten, Nähen und Werken<br />

sowie Spielen und Lernen ermöglichen. Bastel- und<br />

Nähutensilien, sowie Spielzeug und Lernmaterialien<br />

finden gleichermaßen ihren Platz. Ein leichter Zugang<br />

wird durch klare Strukturen und eindeutige Zuordnungen<br />

ermöglicht. Unterstützend hierbei sind Symbole<br />

und Oberflächenstrukturen. Flexible Elemente,<br />

wie beispielsweise die veränderbare Anordnung von<br />

Einzelteilen, dienen der Erweiterung oder Anpassung<br />

an die Nutzung.<br />

Partizipativer Prozess<br />

Holzstäbe bilden eine Aufhängung für Taschen aus<br />

Stoff, die die Frauen selber nähen können. Die Idee<br />

ist, dass jede Frau mindestens eine Tasche an das<br />

Regal hängen kann, in der sie ihre Materialien aufbewahrt.<br />

Die Taschen sollen individuell nach eigenen<br />

Vorstellungen gestaltet werden.<br />

Durch den gemeinsamen Entwurfs- und Gestaltungs-prozess<br />

hatten die Studierenden die Chance<br />

den Frauen zu zeigen, dass sie aktive Gestalterinnen<br />

eines kreativen Prozesses sind.<br />

Aufbewahrungssystem für Nähutensilien<br />

Aufbewahrungssystem für Spiel- und Bastelsachen


Tosca Albrecht<br />

Netze knüpfen. Handarbeit. Kulturen verbinden.<br />

Gestaltung des Mädchenzimmers<br />

Die gemeinsame Handarbeit legte den Grundstein<br />

für die Zusammenarbeit mit den geflüchteten Frauen<br />

und so wurde es auch Grundlage für ein räumliches<br />

Gesamtkonzept: Handarbeit als etwas Verwobenes,<br />

Einzigartiges und Unregelmäßiges! Ein imaginäres<br />

handgeknüpftes Netz strukturiert den Raum. So<br />

entstehen freie Flächen zwischen den Fäden, die sich<br />

in dem Konzept zu Podesten, Sitzmöglichkeiten und<br />

unterschiedlichen Raumsituationen entwickeln.<br />

99<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Einblick in den Raum als 3D Ansicht<br />

Raumbeschreibung<br />

Es gibt eine Kinderspielecke, die auch Verstaumöglichkeiten<br />

durch ein bodennahes Podest bietet.<br />

Die Kinder können durch die eingebaute Kindertür<br />

im Kreis rennen und ihren eigenen Eingang nutzen.<br />

Das Netz gibt die Struktur für den Grundriss vor.<br />

Eine Trennwand zur "Erwachsenentür" bildet die<br />

Grundlage für ein Spielzelt, welches sich die Kinder<br />

aufbauen können. Auf der rechten Seite befindet<br />

sich eine Sitzbank, die sich zur Stillecke auf dem<br />

Boden wandelt, sich durch die ganzen Raumseite<br />

zieht und Verstaumöglichkeiten bietet. Am Fenster<br />

befindet sich ein Tisch, der auch gleichzeitig als Bank<br />

genutzt werden kann.<br />

Die Farbgestaltung wurde bewusst neutral<br />

gehalten, damit es sich den Projekten der anderen<br />

Studierenden gestalterisch anpassen kann und so<br />

zu einem Gesamtkonzept wird.<br />

"Ich bin sehr dankbar für die wundervollen<br />

Zusammenarbeit und die tollen Begegnungen mit<br />

den Frauen und Kindern."<br />

Nutzungsszenarien<br />

"Frauengespräche" Essenssituation Arbeitssituation


e i m a t w e r k e r T e x t il II<br />

i n t e x t il e s Gesa A t Trispel e li e r & Celina f ü r gBettmer<br />

e fl ü c h t e t e F r a u e n<br />

i n O r t d e r V e r d i c h t u n g<br />

100<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

e r d i c h t u n g b e d e u t e t d a s B ü n d e l n u n d A u s b a u e n p e r s ö n li c h e r<br />

h i g k e i t e n , b e d e u t e t V e r s t ä r k u n g u n d B e s t ä r k u n g .<br />

Angelehnt an die Verdichtung im textilen Prozess...<br />

n g e l e h n t a n d i e V e r d i c h t u n g i m t e x t il e n P r o z e s s . . .<br />

Im Fokus steht das Gemeinschaftliche und der Anspruch<br />

das Atelier gestärkter zu verlassen als man es<br />

... ist ein Atelier entstanden, welches Frauen die Mög-<br />

e r e geben n t s t a nsoll d eihre n , Kompetenzen w e l c h e s F rzu a ustärken e n d i e und M ö g li betreten c h k e i t hat.<br />

i s t e i n A t elichkeit<br />

e b e n s o ll I hsich r e im K oRahmen m p e t egemeinschaftlichen n z e n z u s t ü t z eArbeitens n u n d weiterzubilden.<br />

i m R a h m e n<br />

e m e i n s c h a f t li c h e n L e r n e n s u n d A r b e i t e n s s i c h w e i t e r z u b il d e n u m<br />

i n e b e s s e r e P e r s p e k t i v e a u f d e m d e u t s c h e n A r b e i t s m a r k t z u<br />

r l a n g e n .<br />

Ein textiles Atelier für geflüchtete Frauen<br />

Ein Ort der Verdichtung<br />

B a u m w o ll e G a r n G e w e b e<br />

l e i c h z e i t i g i s t e i n O r t d e s Z u s a m m e n k o m m e n s e n t s t a n d e n , d e r<br />

i n l ä d t s i c h a u f e i n e n T e e m i t d e r b e s t e n F r e u n d i n z u t r e f f e n o d e r<br />

e m e i n s a m a n t e x t il e n P r o j e k t e n z u a r b e i t e n .<br />

i n z u k o m m t e i n e m u l t i f u n k t i o n a l e N u t z u n g s m ö g li c h k e i t d e s<br />

a u m e s , e t w a f ü r M e e t i n g s o d e r K i n o a b e n d e . I m F o k u s s t e h t d a s<br />

e m e i n s c h a f t l i c h e u n d d e r A n s p r u c h d a s A t e li e r g e s t ä r k t e r<br />

e r d i c h t e t e r ) z u v e r l a s s e n a l s m a n e s b e t r e t e n h a t .<br />

Gleichzeitig wurde ein Ort des Zusammenkommens<br />

geschaffen, der einlädt, sich auf einen Tee mit der<br />

besten Freundin zu treffen, oder gemeinsam an textilen<br />

Projekten zu arbeiten.<br />

Hinzu kommt eine multifunktionale Nutzungsmöglichkeit<br />

des Raumes, etwa für Meetings oder Kinoabende.<br />

Grundriss<br />

Perspektive<br />

Vectorworks Educational Version<br />

Perspektive


Theresa Hellings<br />

Schuhe ausziehen<br />

Von den Gesten eines Raumes<br />

Bevor man sich mit dem „Schuhe ausziehen“<br />

beschäftigt, stellt sich wohl als erstes die Frage:<br />

Weshalb ziehen wir eigentlich Schuhe an?<br />

Schuhe berühren weite Felder. So können sie als<br />

Schutzfunktion dienen, ebenso wie als Modefunktion<br />

oder als Hinweis auf den gesellschaftlichen Status.<br />

Sie können eine politische Richtung äußern oder<br />

auch von der Kultur beeinflusst sein.<br />

Das Schuhe eine wichtige Rolle für uns Menschen<br />

spielen, zeigen auch die zahlreichen Sprichwörter,<br />

die rund um den Schuh entstanden sind. „Wo<br />

drückt der Schuh?“, „Auf eigenen Füßen stehen“,<br />

„Jemandem die Schuld in die Schuhe schieben“ - der<br />

Schuh ist mehr als nur Schutz für unsere Füße.<br />

Manchmal ist es aber besser seine Schuhe<br />

auszuziehen! Wenn man sich seine Schuhe auszieht,<br />

kann man sich besser begegnen. Man kann sich<br />

zusammensetzen und dabei den Schutz genauso<br />

fallen lassen, wie den gesellschaftlichen Status.<br />

Sich vertrauen, auf einer Ebene begegnen und<br />

austauschen. Vielleicht versteht man danach den<br />

Schuh des anderen auch besser.<br />

Sich die Schuhe auszuziehen beinhaltet auch ein<br />

ganz bestimmtes Gefühl. Es ist befreiend, meistens<br />

ist es verbunden mit dem Gefühl des Feierabends:<br />

nach Hause kommen, entspannen, vertrauen, man<br />

spürt den Boden unter sich, man kommt an. Ist man<br />

zu Besuch und befreit seine Füße, ist das auch ein<br />

Zeichen, dass man beabsichtigt länger zu bleiben.<br />

Neben dem Gefühl hat das Schuhe ausziehen auch<br />

Einfluss auf unsere Handlungen. Man bewegt sich<br />

anders, man sitzt anders - zum Bespiel auf dem<br />

Boden oder mit einem hochgezogenen Bein auf dem<br />

Stuhl.<br />

Der Ausgangspunkt meines Entwurfs ist die<br />

Feststellung, dass der Raum am besten ohne<br />

Schuhe betreten werden soll, um eine Behaglichkeit<br />

zu schaffen, wie man sie von Zuhause kennt. Wie<br />

gibt man aber den Hinweis, dass man seine Schuhe<br />

ausziehen soll, ohne ein Schild aufzuhängen<br />

„Betreten mit Schuhen verboten!“?<br />

Meine Aufgabe war es also die richtigen Bedingungen<br />

zu bieten um Bedürfnisse, die beim Ausziehen der<br />

Schuhe aufkommen, zu beantworten. Die Schwelle<br />

zum Raum wurde mit einem Schaffell versehen. Ein<br />

Schaffell ist etwas gemütliches, weiches, feines, das<br />

man nicht mit Straßenschuhen betritt und außerdem<br />

gerne an seinen Füßen spüren möchte. Ein erster<br />

Hinweis also, dass man seine Schuhe ausziehen<br />

sollte.<br />

Ich habe im Rahmen meines Entwurfs das<br />

Bedürfnis zum Schuhe ausziehen unterstrichen,<br />

eine Sitzgelegenheiten hierfür entworfen und eine<br />

Möglichkeit zum Verstauen der Schuhe geschaffen.<br />

101<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Modell<br />

Skizzen<br />

Modell


Die Workshops<br />

103<br />

Einen besonders wichtigen Teil zu den Entwürfen und Konzepten der Studentinnen<br />

bildeten die Workshops, die im ersten Semester sorgfältig und umfänglich<br />

erarbeitet und im zweiten Semester aus den Erfahrungen der ersten Workshops<br />

verfeinert und auf die neuen Bedürfnisse zu geschneidert wurden.<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Anlass<br />

Die Aktivitäten, die die Studentinnen im Rahmen<br />

von gemeinsamen Handarbeitsworkshops mit den<br />

Frauen aus Nieheim entwickelten, verfolgten das<br />

Ziel die Wünsche, Anforderungen und Bedürfnisse<br />

der Nieheimer Frauen an ihren Begegnungsort<br />

herauszufiltern.<br />

Neben atmosphärischen Fragestellungen spielten im<br />

Fortgang des Projektes auch die Anforderungen an eine<br />

geeignete Ausstattung der Räume eine wichtige Rolle.<br />

Hierfür wurden sinnvolle Aufbewahrungsmöbel und<br />

-objekte für großen Maschinen, kleine Scheren, Nadeln<br />

und Garnspulen entwickelt. Die Studierenden setzten<br />

sich hierfür mit der Thematik des ergonomischen,<br />

handwerklichen Schaffens auseinander. Zudem<br />

setzen sie einen Fokus auf die Integration von Orten<br />

für Kinder.<br />

Das Binden von Wollkugeln, Sticken, Nähen und das<br />

Bedrucken von Stoffen, die zu einem Patchwork<br />

genäht wurden, das Färben von Stoffen mit natürlichen<br />

Färbemitteln wie Birkenblättern - Die Handarbeiten<br />

während der Workshops bildeten wichtige<br />

Anknüpfungspunkte und Austauschmöglichkeiten,<br />

die durch die sprachlichen Unterschiede zwischen<br />

Studentinnen und geflüchteten Frauen, als auch<br />

zwischen den Frauen vor Ort, erschwert war.<br />

Die gemeinsame textile Arbeit eröffnete eine<br />

ungezwungene und angeregte Kommunikation<br />

zwischen Studierenden und den Frauen aus Nieheim<br />

und nutzte die geschaffenen Beziehungen um im<br />

partizipativen Prozess Moodboards, Farbkonzepte<br />

und Ideen zur Gestaltung der Räume zu entwickeln.<br />

Diese wurden gemeinsam umgesetzt: Muster wurden<br />

gestickt, Patchworkdecken genäht und Möbelideen<br />

entwickelt.<br />

Die Workshops teilten sich in die zwei<br />

Studierendenprojekte auf und wurden durch<br />

Ausstellungen ergänzt. Folgende Tabelle gibt einen<br />

Eindruck zum Ablauf.<br />

Darstellung des Workshops von Theresa Hellings<br />

Titel<br />

Kurzbeschreibung<br />

1. Textiles Arbeiten 1 Erstes Kennenlernen bei einfachen textilen<br />

Handarbeitstätigkeiten.<br />

2. Textiles Arbeiten 2 Fortführung der Arbeiten. Erstellung von<br />

gemeinsamen Moodboards.<br />

3. Textiles Arbeiten 3 Fortführung der Arbeiten und Entwicklung<br />

erster Ideen für das Mädchenzimmer.<br />

4. Ausstellung & Prüfung Präsentation der Ergebnisse und öffentliche<br />

Ausstellung im Rathaus Nieheim<br />

5. Textiles Arbeiten 4 Kennenlernen der 2. Studierendengruppe.<br />

Weben, Recyclen & Stempeln<br />

6. Textiles Arbeiten 5 Fortsetzung der Arbeiten und Batiken mit<br />

natürlichen Färbemittel.<br />

7. Ausstellung & Prüfung Präsentation der Ergebnisse und öffentliche<br />

Ausstellung im Rathaus Nieheim<br />

8. Ausstellung Präsentation der Projektideen am Tag der<br />

offenen Tür in Detmold<br />

9. Nieheimer Käsemarkt Präsentation und Ausstellung der Arbeiten.


Klara Schönberg<br />

104<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

"Kommt vorbei und macht mit"<br />

Einladungen gestalten<br />

“Kommt vorbei und macht mit!“ Unter diesem Motto<br />

luden die Studierenden der Detmolder Schule für Architektur<br />

und Innenarchitektur zur Auftakt-veranstaltung<br />

für die gemeinsame Gestaltung des Mädchenzimmers<br />

in der Begegnungsstätte in Nieheim ein.<br />

Der erste Schritt für das Zustandekommen der<br />

ge-planten Auftaktveranstaltung war, das Interesse<br />

der Frauen in Nieheim zu wecken. Der Zugang<br />

für geflüchtete Menschen zu einem partizipativen<br />

Projekt ​ist nicht immer leicht. Daher war<br />

eine hohe Sensibilität sowie Respekt und Toleranz<br />

gegenüber anderen Kulturen und Religionen für<br />

die Studierenden ein wichtiger Bestandteil ihrer<br />

Arbeit, um eine Vertrauensebene zu schaffen.<br />

Ihre Wertschätzung zeigten die Studierenden mit<br />

der Vorbereitung besondere Einladungskarten.<br />

Dadurch wurde jede Einladungskarte zu einem Unikat.<br />

Um die Sprachbarrieren zu überwinden, wurde<br />

der Text in vier verschiedene Sprachen übersetzt.<br />

Wichtig war den Studierenden zudem, dass die<br />

Karten nicht postalisch, sondern persönlich überbracht<br />

wurden. Durch die persönliche Überbringung<br />

der liebevoll gestalteten Einladungskarten wurden<br />

erste Kontakte auf sensible Art und Weise geknüpft,<br />

womit die erste Hürde überwunden wurde.<br />

Zu jedem Workshop wurde mit einer neu gestalteten<br />

Einladung eingeladen. Außerdem wurde über<br />

soziale Netzwerke und einer Anzeige in der Nieheimer<br />

Zeitung auf die Workshops aufmerksam gemacht.<br />

Auf diese Weise wurden Neu – und Altnieheimer<br />

erreicht und miteinander bekannt gemacht.<br />

Die Einladungen aus handgeschöpftem Papier wurden<br />

in liebevoller Handarbeit mit Wimpeln bestickt.<br />

Einladungen


Melanie Kuhlmann<br />

Heimatwerker Hocker<br />

Gemeinsam bauen, gestalten und restaurieren<br />

"Bauen ist Bildung. Bauen bietet Arbeit.<br />

Bauen schafft vertrauen."<br />

Fördern, Fordern, Freisetzen!<br />

105<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Im Rahmen des Heimatwerker-Projektes sollen Räume<br />

entstehen, in welchen Neu- und Altnieheimer/innen<br />

zusammenkommen, sich austauschen und selbst<br />

tätig werden können. Dieses Projekt zeigt eine Idee,<br />

in welcher die Migranten in einer Lernwerkstatt neue<br />

Tätigkeiten erlernen und zugleich Kontakt zu den Einheimischen<br />

und den Ort Nieheim aufbauen.<br />

Der Grundriss strukturiert sich in verschiedene Bereiche<br />

fürs handwerkliche Arbeiten, wie eine Schneiderei,<br />

Kleiderkammer, Tischlerei und Färberei. In jedem<br />

Raum sollen nicht nur ein neues Produkt geschaffen<br />

werden, sondern auch die Möglichkeiten gegeben<br />

sein die Arbeiten zu präsentieren und in den Raum<br />

zu integrieren. Die Idee dahinter ist die Förderung der<br />

Identifikation und Aneignung des Ortes.<br />

Mit der Gestaltung eines recycelten Hockers,<br />

welcher mehrere handwerkliche Bearbeitungsschritte<br />

durchläuft, kann eine erste zusammenhängende<br />

Lerneinheit gebildet werden.<br />

Darüber hinaus kann der Hocker zum Markenzeichen<br />

der Heimatwerker-Projektes werden. Der Hocker<br />

verwendet recycelte Stuhlbeine und verbindet diese<br />

mit einem neu gestalteten, selbst gefärbten Polster.<br />

Die Ahornholzumrahmung des Polsters bekommt<br />

eine Gravur mit dem Schriftlogo der Heimatwerker.<br />

Die individuellen Batikstoffe verkleiden des weiteren<br />

die Beine und bilden so ein weiteres Wiedererkennungsmerkmal.<br />

Der Hocker kann so als Lernobjekt<br />

des Workshops dienen, als Raumgestaltunsgelement<br />

und darüber hinausgehend als finanzieller Support,<br />

durch den Weiterverkauf.<br />

Schneiderei<br />

Schneiderei<br />

Workshopraum<br />

Lager<br />

Teeküche Workshopraum<br />

Lager<br />

Teeküche<br />

Flur<br />

Flur<br />

Kleiderkammer<br />

Kleiderkammer<br />

Färberei<br />

Färberei<br />

Mädchenzimmer<br />

Mädchenzimmer<br />

Stofflager<br />

Stofflager<br />

Fahrradwerkstatt<br />

Bad<br />

Gemeinschaftsraum<br />

Fahrradwerkstatt<br />

Bad<br />

Gemeinschaftsraum<br />

offener Gemeinschaftsraum<br />

Tischlerei/Polsterei<br />

Bad<br />

offener Gemeinschaftsraum<br />

Büro<br />

Tischlerei/Polsterei<br />

Bad<br />

Bad<br />

Bad<br />

Büro<br />

Collage


Tosca Albrecht & Klara-Luise Rühe<br />

106<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Ausstellungen und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Käsemarkt in Nieheim<br />

Play Me, I'm Yours!<br />

13 frei bespielbare Klaviere wurden in München<br />

aufgestellt und jeder darf auf den indiviudell gestalteten<br />

Straßenklavieren klimpern. Bei Play Me, I'm Yours geht<br />

es darum, sich einfach hinzusetzen und in die Tasten<br />

zu hauen. Allein, vor Publikum, als Laie oder Profi. Die<br />

Idee dieser Aktion stammt vom britischen Künstler<br />

Luke Jerram. Die Pianos regen zur Interaktion an und<br />

fördern Gemeinschaftlichkeit. Klara- Luise Rühe und<br />

Tosca Albrecht haben den Wettbewerb vom Isarlust e.V.<br />

gewonnen und durften eins der 13 Klaviere mit Humor,<br />

Geschick und Liebe fürs Detail gestalten.<br />

Inspiriert wurde diese Gestaltung von der kreativgestalterischen<br />

Zusammenarbeit mit den geflüchteten<br />

Frauen und Mädchen in Nieheim und ihrer Freude am<br />

Erschaffen von Dingen, die das Leben bunter machen.<br />

Multifarbene Fäden überkreuzen sich und finden am<br />

Ende zusammen. Dies soll den Austausch und Einklang<br />

symbolisieren, ganz als Metapher für das Projekt, in<br />

dessen Rahmen “Pull to Play“ umgesetzt wurde.<br />

Die Umsetzung erfolgte an den Tagen des Käsemarkts,<br />

zu dem die Studentinnen, zusammen mit den Frauen<br />

in Nieheim, das Klavier bemalten und die Bommeln<br />

bastelten. Die Umsetzung war ein voller Erfolg. Das Klavier<br />

hatte über einen Monat in München einen großen Auftritt<br />

und fand im Anschluss beim "Haus am Schuttberg", eine<br />

Kinderinitiative und Abenteuerspielplatz in München, ein<br />

neues Zuhause.<br />

Der Entwurf "Pull to Play“ ist ein interaktiver, spielerischer<br />

Gestaltungsentwurf mit vielfarbigen Kordeln und Woll-<br />

Bommeln. Die Lust am Spielen, Musizieren, blubbert hoch,<br />

wird plastisch, und das Klavier soll auf diese Weise zum<br />

Entdecken anregen. So wird der Deckel der Klaviertastatur<br />

nicht mit Händen hochgehoben, sondern durch Zug am<br />

Kordel-Bommel-Bündel durch eine Umleitung über den<br />

Rücken des Klaviers aufgeklappt. Das Anschlagen von<br />

Tasten führt zum Tanzen der Woll-Bommel. Musik wird in<br />

sichtbare Bewegung umgesetzt.


Umsetzung und Einbindung Caritas<br />

Ausblick und Resümee<br />

Damit Integration wirklich erfolgreich ist, darf sie<br />

kein Selbstzweck sein, sondern sollte auch echten<br />

Mehrwert für alle Beteiligten schaffen. Dann hat sie<br />

auch die Chance, ohne externe Betreuung weiter zu<br />

funktionieren. Nach dieser Überzeugung entstand<br />

der Gedanke zur Textilen Werkstatt. Und zwar ganz<br />

natürlich. Mit einem Problem.<br />

Wir wollten für das Projekt Heimatwerker nicht<br />

einfach einen Ort für Geflüchtete erschaffen, sondern<br />

mit ihnen – in diesem speziellen Fall mit Frauen und<br />

Mädchen. Doch wie gestaltet man ein Konzept mit<br />

Menschen ohne gemeinsame Sprache? Wir haben das<br />

„Problem“ Kulturunterschied zur Lösung gemacht.<br />

Zunächst haben wir Textil-Workshops veranstaltet<br />

und mit den Frauen einfach mal etwas gemeinsam<br />

gemacht. Bei der gemeinsamen Handarbeit entstand<br />

von ganz alleine eine eigene, konstruktive Art der<br />

Kommunikation.<br />

Ohne die Caritas wäre all das nicht möglich gewesen.<br />

Die Zweigstelle Nieheim stellte uns nicht nur das<br />

Material für die Arbeiten, sondern beteiligte sich<br />

auch mit großer Unterstützung bei dem Projekt.<br />

Aus den konzeptionellen Workshops entstand so<br />

eine umfassende Zusammenarbeit für ein höheres,<br />

langfristiges Ziel mit dem ersten Ergebnis, dass die<br />

Caritas mit ihrer Kleiderkammer in das Gebäude der<br />

Heimatwerker einzieht.<br />

So wurde aus dem Förderer ein Partner und aus<br />

einer partizipativen Idee ein festes Konzept mit<br />

Potenzial für dauerhaften Erfolg.<br />

107<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Die Menschen konnten sich mit oder ohne Worte<br />

über das austauschen, was sie taten. Und da die<br />

handwerklichen Fähigkeiten der zugezogenen Frauen<br />

die unseren überstieg, fühlte sich das Arbeiten<br />

auch mehr wie ein Austausch an, anstatt wie ein<br />

einseitiges Geben und Nehmen. Dabei entstand<br />

der gemeinsame Plan, die Textile Werkstatt zu einer<br />

dauerhaften Einrichtung zu machen.


Philipp von Kölln, Julia Maria Grzybowska, Prof. Dr. Reiner Staubach<br />

1<strong>08</strong><br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Integration von Geflüchteten in Nieheim<br />

Eine Studie über die Jahre 2016 und 2017<br />

Ziel dieser studentischen Arbeit war es, zu untersuchen, wie die Integration<br />

von Flüchtlingen in ländlichen Räumen erreicht werden kann. Dieses Ziel sollte<br />

durch eine Fallstudie des Integrationsprojekts Heimatwerker, der Stadt Nieheim,<br />

untersucht werden. Durch eine vergleichende Analyse von Daten aus 2016<br />

und 2017 wird die Frage beantwortet, wie sich die Integration in der Stadt Nieheim<br />

in der Zwischenzeit verändert hat. Es galt die These zu verifizieren, dass<br />

sich die Integrationsarbeit durch das Projekt verbessert.<br />

© StadtBauKultur NRW, Fotograf: Sebastian Becker<br />

In der vorliegenden Studie wurde die Integration von<br />

Flüchtlingen im Rahmen einer SWOT-Analyse betrachtet,<br />

die sich sowohl auf quantitative als auch auf qualitative<br />

Interviews aus den Jahren 2016 und 2017 stützt.<br />

Diese Einzelergebnisse werden durch eine Triangulation<br />

auf ihre Validität hin erörtert. Die Ergebnisse liefern einen<br />

Einblick in die Integrationsbestrebungen Nieheims<br />

zu dieser Zeit.<br />

Es lässt sich eine insgesamt positive Tendenz und<br />

eine differenzierte Einschätzung der Flüchtlingshilfe<br />

erkennen.<br />

Darüber hinaus zeigt sich eine verbesserte Integration<br />

der Geflüchteten in die Gemeinschaft, die sogar teilweise<br />

bis in das Privatleben der Nieheimer reicht. Ebenso<br />

lässt sich wahrnehmen, dass die Sprachfähigkeit und<br />

Kommunikationsbereitschaft in diesem Zeitraum deutlich<br />

verbessert wurden. Insgesamt zeigen die Ergebnisse<br />

eine signifikante Fortschrittsentwicklung innerhalb<br />

des letzten Jahres bei der Bewältigung der Flüchtlingssituation<br />

in Nieheim.<br />

Anlass<br />

Spätestens seit Angela Merkels Ausspruch „Wir schaffen<br />

das!“ am 31. August 2015 ist die zunehmende Anzahl an<br />

asylsuchenden Flüchtlinge in den Fokus der Öffentlichkeit<br />

gerückt1 . Im Jahr 2015 stellten 476.676 Personen<br />

in Deutschland einen Asylantrag, im Jahr 2016 waren es


745.5452. Diese Zahlen und Merkels Ausspruch zeigen,<br />

dass viele Städte und Gemeinden, die die Flüchtlinge<br />

aufnehmen vor der Herausforderung stehen diese zu<br />

versorgen und in ihre Gemeinschaft zu integrieren. Als<br />

Gemeinschaftsprojekt von StadtBauKultur NRW, der<br />

Stadt Nieheim und der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe<br />

startete 2016 das Projekt Heimatwerker,<br />

um dieser Herausforderung mit einem innovativen<br />

Ansatz zu begegnen. Die vorliegende Arbeit geht der<br />

Frage nach inwieweit es gelungen ist die Integrationsleistungen<br />

der Stadt Nieheim, beziehungsweise ihrer<br />

Bewohner weiterzuentwickeln.<br />

Methodik<br />

Die Beantwortung dieser These kann nur mit Hilfe des<br />

Kontextwissens um den Ort und seine spezifischen Begabungen<br />

und Herausforderungen gelingen. In einem<br />

ersten Schritt erfolgte deshalb eine SWOT-Analyse, die<br />

sich auf Gespräche, Sekundärquellen und Ortsbegehungen<br />

stützt. Darauf aufbauend wurde ein Fragebogen<br />

entwickelt, der quantitative Daten zur Integration<br />

speziell von jungen Familien erfragt. Die Erhebung der<br />

Daten erfolgte in den Jahren 2016 (n=31 ) und 2017<br />

(n=30). Zusätzlich wurde ein Leitfaden für qualitative<br />

Experteninterviews entwickelt, der sich ausschließlich<br />

an Schlüsselpersonen richtet. Auch hier erfolgt die Erhebung<br />

in den Jahren 2016 (n=3) und 2017 (n=3). Die jeweiligen<br />

Teilergebnisse eines Jahres werden einzeln evaluiert<br />

und im Anschluss miteinander verglichen. Durch<br />

die Triangulation der verschiedenen Methoden ergeben<br />

sich schließlich Hinweise auf die Entwicklungstendenzen<br />

in diesem Handlungsfeld.<br />

SWOT-Analyse<br />

© StadtBauKultur NRW, Fotograf: Sebastian Becker<br />

Nieheim ist eine Kleinstadt des Kreises Höxter in Ostwestfalen-Lippe.<br />

Die baukulturelle Qualität einer solchen<br />

Kleinstadt mit zahlreichen Altbauten stellt ein<br />

erlebbares Kulturgut dar und kann selbst als Integrationswerkzeug<br />

verstanden werden. Zusätzlich bietet die<br />

Museumsmeile das Potential Kultur und Gepflogenheiten<br />

der neuen Heimat kennenzulernen. Für die Versorgung<br />

des täglichen Bedarfs befinden sich ausreichende<br />

Einrichtungen in erreichbarer Nähe. Bildungseinrichtungen<br />

befinden sich ebenfalls vor Ort. Die Integrationsbemühungen<br />

können hingegen durch die periphere<br />

Lage Nieheims erschwert werden. Auch der schlecht<br />

ausgebaute öffentliche Nahverkehr der auf die geringe<br />

Bevölkerungsdichte zurückgeht kann potentiell die Integration<br />

erschweren. Mit den Geflüchteten erhält Nieheim<br />

die Chance weitere Nutzer für private und öffentliche<br />

Angebote in die Stadt zu integrieren. Strategisch<br />

bietet sich die Chance die Nachbarschaftshilfe weiter<br />

zu stärken und zeitgleich für die Integration einzusetzen.<br />

Die Leerstände in der Stadt bieten das Potenzial<br />

von Geflüchteten wieder belebt und bewohnt zu<br />

werden.<br />

Das beste Beispiel für diese Chance ist der Umbau des<br />

Ackerbürgerhauses in dem Projekt Heimatwerker. Risiken<br />

für die zukünftige Entwicklung bestehen in der<br />

Notwendigkeit viele dieser Angebote gleichzeitig zu aktivieren.<br />

Gelingt dies nicht, so kann Frust und weiterer<br />

Leerstand entstehen, da sowohl Kunden als auch Angebote<br />

abwandern. Grundsätzlich kann es dazu gerade in<br />

einer kleinen Stadt wie Nieheim zu einem ungewollten<br />

Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen auf engem<br />

Raum kommen, dass sofern nicht moderiert oder gesteuert<br />

auch negative Eindrücke erzeugen kann, die<br />

schnell zu einer generellen Ablehnung der Aufnahmegesellschaft<br />

führen können. Insgesamt wird deutlich,<br />

dass Nieheim einige Potentiale und Chancen für eine<br />

gelingende Integration aufweist. Gleichzeitig zeigt sich<br />

aber auch die Notwendigkeit diese Prozesse zu steuern<br />

und aktiv zu gestalten, um die vorgenannten Potentiale<br />

zu nutzen und die Risiken im Integrationsprozess zu<br />

minimieren.<br />

Die Befragung junger Familien zur<br />

Flüchtlingssituation<br />

Die erste Befragung aus dem Jahr 2016 zeigt ein insgesamt<br />

positives Bild von Geflüchteten und der Hilfsbereitschaft<br />

der Nieheimer. Die Versorgung der Geflüchteten<br />

wurde dennoch als nicht ausreichend wahrgenommen.<br />

Die Befragten sehen Erwachsene Geflüchtete nicht so<br />

gut integriert wie die Kinder. Als Verbesserungsmöglichkeiten<br />

wird insbesondere ein Ausbau der Infrastruktur<br />

genannt, einschließlich besserer Freizeitmöglichkeiten,<br />

Wohnsituationen und Bildungsangebote.<br />

Unverändert blieben in der Befragung 2017 die Art und<br />

Weise des Aufeinandertreffens.<br />

Ein Großteil der Befragten begegnet den Geflüchteten<br />

täglich auf der Straße.<br />

Gleichbleibende 7% treffen Geflüchtete an der Arbeitsstelle.<br />

Immerhin 2 von 30 Befragten gaben 2017 an sich<br />

auch privat mit Geflüchteten zu treffen. 2016 hat dies<br />

niemand angegeben. Größere Veränderungen zeigen<br />

sich in dem gestiegenen Bedürfnis nach besserer<br />

Sprachförderung und besseren Bildungs- und Ausbildungsangeboten<br />

für Jugendliche und Erwachsene.<br />

Hier zeigt sich eine große und nochmals gesteigerte<br />

Unzufriedenheit. Auch therapeutische Angebote empfinden<br />

die Befragten weiterhin lückenhaft (60%, +10%).<br />

109<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong>


110<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Genauso verhält es sich mit den Freizeitangeboten. Nur<br />

noch 20% sind damit zufrieden (-7%). Für die Schulbildung<br />

und Kinderbetreuungen zeigt sich ein positiver<br />

Trend. Zwei Drittel der Befragten empfinden die Betreuungssituation<br />

als gut (+17%).<br />

Die Antworten zur Integration in der Nachbarschaft polarisieren<br />

zunehmend in beide Richtungen. Gaben 2016<br />

noch 12% der Befragten an, dass die Geflüchteten gut<br />

in die Nachbarschaft integriert seien, so waren es 2017<br />

sogar 17%. Gleichzeitig stieg aber auch der Anteil derjenigen<br />

die das Gegenteil wahrnehmen. 2017 gaben 20% der<br />

Befragten an, die Geflüchteten seien nicht gut integriert<br />

(+9%). Insgesamt lässt sich in vielen Teilen eine Tendenz<br />

zur Polarisierung der Meinungen feststellen. Die Zahl der<br />

Befragten, die sich keine Meinung zum Sachverhalt zutrauen<br />

sank in allen Themen.<br />

Die Experteninterviews<br />

Die meisten Aussagen der Interviewpartner überschneiden<br />

sich im besonderen Maße. So verhielt sich<br />

ein Großteil der Nieheimer besonders zurückhaltend,<br />

während einige wenige stark engagiert sind.<br />

Alle Interviewpartner empfinden das gewachsene<br />

Kulturverständnis als großen Profit für die<br />

städtische Gesellschaft, bedauern jedoch die<br />

fehlende Durchdringung zu allen Bewohnern.<br />

Als integrationshemmend wird die unzureichende Infrastruktur<br />

wahrgenommen, welche die Mobilität der<br />

Nieheimer sowie der Geflüchteten stark eingrenzt.<br />

Grundsätzlich empfinden die Teilnehmer der Befragung<br />

die Integration in vielen Punkten als besonders<br />

gelungen. Gerade Kinder und Jugendliche seien besonders<br />

interessiert an der Kontaktaufnahme mit den Geflüchteten,<br />

die ohne Vorurteile stattfindet und besonders<br />

positiv wahrgenommen wird.<br />

Erörterung und Bewertung der Befunde<br />

(Triangulation)<br />

Die zusammenführende Betrachtung der Befunde offenbart<br />

die Ursachen für die Befragungsergebnisse an<br />

verschiedenen Stellen und bestätigt somit deren Plausibilität.<br />

So zeigt die Bewertung der Befunde, dass die<br />

Sprachförderung die von den ehrenamtlichen Helfern<br />

geleistet wird durchaus ausreichend ist, allerdings laut<br />

der Experten in die Verantwortung der Stadt fällt. Dieses<br />

bürgerschaftliche Engagement zeigt dennoch die<br />

Stärke der Stadt, die in den Befunden zum Ausdruck<br />

kommt.<br />

Gleichzeitig wird durch die Befragung in 2017 auch deutlich,<br />

dass die Bereitschaft der dauerhaften freiwilligen<br />

Hilfe zurückgeht und ein Risiko für die weitere Integrationsarbeit<br />

darstellt. Die Ergebnisse der städtebaulichen<br />

Analyse zu Leerständen, Freizeitmöglichkeiten und dem<br />

öffentlichen Nahverkehr unterstreichen das Risiko eines<br />

negativen Gesamtbilds der Stadt und bestätigen sich<br />

auch innerhalb der Befragungen. Ein weiteres Potenzial<br />

bietet laut der Analyse, die Einbindung der Lebensstile<br />

der Geflüchteten in die Kultur der Nieheimer. Hier bekräftigen<br />

Auswertungen der quantitativen und qualitativen<br />

Befragungen einen potenziellen Erfolgsweg.<br />

So bewerten die Befragten die Integration der Geflüchteten<br />

nach einem Jahr insgesamt positiver.<br />

Neuankömmlinge seien bereits teilweise in die Nachbarschaft<br />

und die Freizeitgestaltung eingebunden worden.<br />

Besonders die Einbindung von Kleinkindern und<br />

Jugendlichen gestalte sich zunehmend positiv.<br />

Fazit<br />

Die Integrationsbereitschaft und -leistung Nieheims<br />

zeigt insgesamt einen positiven Trend. Dazu gehört<br />

auch, dass die Anzahl der Menschen ohne Meinung zur<br />

Flüchtlingssituation zurückgeht. Der Kontakt zwischen<br />

den Gruppen nimmt zu und führt zu klareren Meinungsbildern,<br />

die zwar mehrheitlich positiv belegt sind,<br />

aber durchaus auch eine größere Zahl an Ablehnungshaltungen<br />

generieren.<br />

Diese Tendenz zur differenzierten Meinungsbildung<br />

zeigt sich nicht nur gegenüber den Geflüchteten selbst,<br />

sondern auch gegenüber den jeweiligen Institutionen,<br />

die ob ehrenamtlich oder bezahlt für die Integration<br />

zuständig sind und verbesserungsfähige Abläufe und<br />

Zuständigkeiten offenbaren.<br />

Insgesamt hat die Stadt Nieheim in dem Zeitraum<br />

zwischen 2016 und 2017 eine erfolgreiche<br />

Integrationsarbeit geleistet, die sich besonders<br />

an dem gesteigerten und intensivierten Zusammenleben<br />

zeigt.<br />

Die höhere Kontaktdichte und Unvoreingenommenheit<br />

der Kinder in Schulen und Betreuungseinrichtungen<br />

zahlt sich bereits nach einem Jahr messbar aus. Darüber<br />

hinaus lässt sich feststellen, dass die Sprachfähigkeit<br />

und Kommunikationsbereitschaft der Geflüchteten<br />

insgesamt deutlich entwickelt wurde. Zusammenfassend<br />

zeigen die Studienergebnisse insgesamt eine positive<br />

Entwicklung, die durch kontinuierliche Integrationsarbeit<br />

weiter verstetigt werden kann.


111<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

© StadtBauKultur NRW, Fotograf: Sebastian Becker<br />

Bundesministerium des Inneren (2017): 280.000 Asylsuchende im Jahr 2016. Deutlicher Rückgang des Zugangs von Asylsuchenden. 745.545<br />

Asylanträge. Internet: http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2017/01/asylantraege-2016.html. Abgerufen am 11.07.2017.<br />

Bürgerstiftung Nieheim (2015): Förderung bürgerschaftlichen Engagements. Nieheim. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2015) Asylgeschäftsbericht<br />

2016. Nürnberg.<br />

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2016) Asylgeschäftsbericht 2017. Nürnberg<br />

Deutsche Agrarforschungsallianz (2016): Integration von Flüchtlingen in ländlichen Räumen. Braunschweig.<br />

Fischer, T. (20<strong>08</strong>): Alt sein im Ländlichen Raum – eine raumwissenschaftliche Analyse. In: Ländlicher Raum. Online-Fachzeitschrift des Bundesministeriums<br />

für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. Jahrgang 20<strong>08</strong>. Bonn.<br />

Heißler, J. (2016): Ein Jahr "Wir schaffen das". Merkels drei große kleine Worte. Internet: https://www.tagesschau.de/inland/merkel-wir-schaffendas-101.html.<br />

Abgerufen am 11.07.2017.<br />

Kreis Höxter (2017):Höxter Aktuell. Internet: https://www.kreis-hoexter.de/index.html. Abgerufen am 11.07.2017.<br />

Junker, R. (2011): Integriertes Handlungskonzept für die Stadt Nieheim. Endbericht. Dortmund.<br />

Junker, R. und S. Otto (2015): Nieheim: Image- und Marketingkonzept. Dortmund.<br />

Kruse, S. et al (2011): Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Stadt Nieheim. Dortmund.<br />

Nieheim Stadt im Herzen und Profil (2016): http://www.nieheim.de/fluechtlingsarbeit.html#c5178. Abgerufen am 11.07.2017.<br />

Stadt Nieheim (2016): Flüchtlingssituation in Nieheim. Internet: http://www.nieheim.de/fluechtlingsarbeit.html#c5178. Abgerufen am 11.07.2017.<br />

Töpper, V. (2017): Deutschland vernachlässigt Flüchtsingskinder. In: Spiegel Online. Internet: http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/fluechtlinge-in-deutschland-kinder-haben-es-laut-unicef-studie-schwer-a-1139711.html.<br />

Abgerufen am 11.07.2017.<br />

WA (2017): Heimwerken als Integration: Flüchtlinge sanieren Bauernhaus. Internet: https://www.wa.de/nordrhein-westfalen/heimwerken-integration-fluechtlinge-sanieren-bauernhaus-8192703.html.<br />

Abgerufen am 03.07.2017.<br />

WDR (2016): Besonderes Bauprojekt in Nieheim. Internet: http://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/heimatwerker-ackerbuergerhaus-nieheim-100.html.<br />

Abgerufen am 05.07.2017.


Prof. Sandra Bruns, Eva Bartenbach<br />

Reallabor HeimatwerkerInnen* Haus<br />

113<br />

Im Rahmen des Wahlpflichtfachs "Reallabor HeimatwerkerInnen* Haus" wurden<br />

die Fäden in Nieheim im Sommersemester <strong>2020</strong> wieder aufgenommen. Nachdem<br />

die Sanierung des Heimatwerker-Hauses in weiten Teilen abgeschlossen<br />

wurde, steht nun ein neu geschaffener Ort der Begegnung für Alt- und Neu-NieheimerInnen*,<br />

aber auch andere Menschen aus der Region zur Nutzung bereit.<br />

Für die Studierenden der Detmolder Schule bietet dieses Haus das Potenzial<br />

eines Reallabors. Im Rahmen des Seminars sind Entwürfe sowohl für Innen- als<br />

auch Außenbereich entstanden, Ideen für künftige Workshops im Haus entwickelt<br />

worden und auch der Kontakt zu Geflüchteten aus der Region wurde wieder<br />

aufgenommen.<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Der dritte Ort auf neuer Ebene<br />

Basierend auf der fachbereichsübergreifenden Zusammenarbeit<br />

der Studiengänge Innenarchitektur<br />

und Landschaftsarchitektur sollten in diesem Semester<br />

die Menschen vor Ort in Workshops partizipativ<br />

eingebunden werden. Immer mit dem Ziel soziale<br />

Integration von Geflüchteten zu ermöglichen. Doch<br />

aufgrund der Covid19-Pandemie musste die Zusammenarbeit<br />

von neun Studierenden, vier Tutoren<br />

und drei Dozenten in diesem Sommersemester auf<br />

rein digitaler Ebene umgesetzt werden. Es war eine<br />

neue Herausforderung für die Lehre und eine neue<br />

Frage für alle Beteiligten, wie die Begegnungsstätte<br />

in Nieheim in diesen Zeiten bespielt werden kann.<br />

Beim wöchentlichen Online-Meeting wurden dazu<br />

die Ideenansätze in der interdisziplinären Gruppe<br />

ausgetauscht und ausgefeilt. Parallel zur Entwurfsentwicklung<br />

bestand für einzelne Studierende die<br />

Möglichkeit einer Ortsbegehung und der Besuch des<br />

Nieheimer Sackmuseums. Stadtheimatpfleger Ulrich<br />

Pieper stellte den Studierenden Jute- und Leinenstoffe<br />

zur Verfügung, um mit den Frauen zukünftige Textilworkshops<br />

durchführen zu können.<br />

Trotz der räumlichen Distanz war es eine Bereicherung<br />

in der Zusammenarbeit das Netzwerk für das<br />

Reallabor zu erweitern. In den Arbeitsgruppen Außenraum,<br />

Social Design, Ausstellungsdesign und<br />

Grafik wurden Lösungsansätze für Ausstattungsobjekte,<br />

aber auch künftige Workshops entwickelt.<br />

Abschließend wurden diese Ideen in einer Online-Präsentation<br />

von den Studierenden vorgestellt.<br />

Digitales Café<br />

Mit der Frage nach einem Begegnungsort in digitalen<br />

Zeiten kristallisierte sich im Verlauf der Zusammenarbeit<br />

die Idee eines digitalen Cafés heraus. Ziel war<br />

es, einen Kommunikationsraum zu schaffen, um die<br />

Vernetzung zwischen allen Interessenten interaktiv<br />

aufzubauen.<br />

Ein Ort an dem sich – wie sonst im Heimatwerker-Haus<br />

– Alt- und Neu-Nieheimer, Studierende und<br />

Geflüchtete aus der Region OWL begegnen können.<br />

Dafür wurden von der Grafik-Gruppe Einladungen<br />

gestaltet und vor Ort in Nieheim platziert und verteilt,<br />

um Nieheimer mit Fluchthintergrund einzuladen.<br />

Außerdem wurden Geflüchtete aus der Region<br />

gezielt auf digitalem Wege eingeladen. Dafür waren<br />

die Kontakte des Tutors Mohamad Almustafa sehr<br />

hilfreich. Neben den Geflüchteten und den Hochschulangehörigen<br />

nahmen auch der Nieheimer Bürgermeister<br />

Rainer Vidal und die Landschaftsarchitektin<br />

Christine Hall-Walleser am digitalen Café teil.<br />

Über eine Video-Kommunikationsplattform konnten<br />

alle Teilnehmer über einen Link dem digitalen Raum<br />

beitreten. Nach einer Begrüßung und einem kleinen<br />

Überblick über die bisherigen Aktivitäten rund um<br />

das Heimatwerker-Haus wurde die Atmosphäre unter<br />

den Teilnehmern mit einem kleinen Kennenlernspiel<br />

aufgelockert. Dank der interaktiven Plattform<br />

"Padlet" gelang eine bildhafte Vertiefung des kulturellen<br />

Austauschs. Spannend war dabei vor allem,<br />

wie schnell durch die digitale Vernetzung kulturelle<br />

Hürden abgebaut werden konnten. Daraus konnten<br />

einige Studierende Rückschlüsse für die eigenen Entwürfe<br />

ziehen. Jedoch scheint der persönliche Kontakt<br />

zu den Geflüchteten immer noch erstrebenswerter<br />

und nachhaltiger. So hoffen wir, die im Seminar entstandenen<br />

Ideen für künftige Workshops in Zukunft<br />

wieder vor Ort in Nieheim umsetzen zu können.<br />

Letztlich gibt es zwischen allem Verbindungen –<br />

Menschen, Ideen, Objekte, etc... Die Qualität der<br />

Verbindungen ist der Schlüssel zur Qualität an<br />

sich. - Charles Eames


Miriam Warnke und Bilal Cicek<br />

114<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Grafik<br />

Logoentwurf, Plakatgestaltung und Einladungen<br />

Die im Linoldruck-Verfahren hergestellte Einladungskarte für künftige Events<br />

Mit dem neuen Namen "HeimatwerkerInnen*", welcher<br />

der heutigen Genderpolitik Rechnung trägt, enstand<br />

auch der Bedarf nach einem neuen Logo. Auch deshalb,<br />

weil das Symbol des Hammers des alten Logos dem aktuellen<br />

Stand des Prozesses nicht mehr gerecht wurde.<br />

Nachdem die Sanierungsarbeiten am Haus vorerst abgeschlossen<br />

sind, steht nun die Nutzung des entstandenen<br />

Begegnungsortes im Vordergrund. So wird das Heimatwerker-Haus<br />

selbst zum Symbol. Der Ort, welcher<br />

Heimat bietet und Gemeinschaft fördert, wird durch<br />

ein Haus mit offenen Türen versinnbildlicht.<br />

In einem nächsten Schritt wurde das Logo im Linoldruck-Verfahren<br />

umgesetzt. So erhält es in der gestempelten<br />

Variante seinen handgemachten Charakter und<br />

schlägt so wiederum eine Brücke zum Thema Handwerk.<br />

Das Linoldruckverfahren bietet sich nicht nur an,<br />

um persönliche Einladungen für künftige Veranstaltungen<br />

im Haus zu gestalten, sondern kann selbst Inhalt<br />

eines künftigen Workshops sein.<br />

Neben dem Logo wurden außerdem analoge sowie<br />

digitale Einladungsflyer für das Digitale Café gestaltet.<br />

Da eine persönliche Einladung aus gegebenem Anlass<br />

nicht erfolgen konnte, wurden Geflüchtete aus der Region<br />

auf digitalem Wege eingeladen. Dafür wurden sowohl<br />

für Smartphone als auch E-Mail Einladungsgrafiken<br />

entwickelt. Eine besondere Bedeutung kam dabei<br />

der Viersprachigkeit der Medien zu. Um möglichst viele<br />

Menschen mit Fluchthintergrund ansprechen zu können,<br />

sind alle wichtigen Informationen auf Arabisch,<br />

Persisch, Englisch und Deutsch abgedruckt.<br />

Künftig soll ein Instagram-Profil über aktuelle Aktivitäten<br />

rund um das Heimatwerker-Haus informieren. Dafür<br />

wurde ebenfalls ein Mockup von der Grafik-Gruppe<br />

erstellt.<br />

Um für Alt- und Neu-Nieheimer sichtbar zu machen,<br />

dass die Planungen rund um das Heimatwerker-Haus<br />

weiterhin Fortbestand haben, wurde ein Plakat entworfen,<br />

welches im Fenster des Hauses auf die aktuellen<br />

Aktivitäten hinweist.<br />

Entwicklung des Logos aus der Fassade des Ackerbürgerhauses


115<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Viersprachiges Plakat<br />

Mockup des Instagram-Profils<br />

Das neue Logo


Sahra Belke<br />

116<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Social Design<br />

Gemeinsam Hocker bauen<br />

Zwei Varianten des Hockers aus Buche; 3D-Modell<br />

Das "Taburett" mit Jutestoff<br />

Konzept zum Workshop<br />

In dem Workshop „Taburett“ geht es darum,<br />

einen für zukünftige Workshops geeigneten Hocker<br />

in Zusammenarbeit mit Studierenden, Alt- und<br />

Neu-Neunieheimer_innen, zu bauen.<br />

Wichtig war mir bei der Entwicklung, dass der Hocker<br />

in das Heimatwerkerhaus und das Projekt, welches<br />

dahinter steht, passt. Daher habe ich eine<br />

Strebenbauweise integriert, welche durch das<br />

Fachwerk im Haus Bezug zu dem Ort nimmt.<br />

Zudem lernt man im Zuge des Zusammenbauens<br />

traditionelle Holzverbindungen wie Schlitz<br />

und Zapfen oder die Überblattung kennen. Da der<br />

Hocker für folgende Workshops gedacht ist,<br />

erhält dieser einen zusätzlichen Einhang aus<br />

Jutestoff, um darin benötigte Materialien platznah<br />

zu verstauen und eine freie Arbeitsfläche<br />

zu haben. Als Verzierung der Einhänge wird der<br />

Stoff mit traditionellen Sticktechniken und Mustern<br />

aus z.B. Syrien/Afghanistan/Eritrea verziert.<br />

Gerade in diese Ländern ist das Verzieren von<br />

Stoffen mit Stickmustern eine alte Tradition und<br />

wird bis heute noch oft gesehen. Es gibt zwei<br />

mögliche Varianten des Hockers, einmal mit<br />

Einhang, welcher auf beiden Seiten durch Druckknöpfe<br />

befestigt werden kann und einen Ein-<br />

hang, welcher an einer Seite herabhängt und eine<br />

integrierte Tasche hat, in der die Sachen verstaut<br />

werden können.<br />

Kombination der Hocker


117<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Bauanleitung; Stecksystem<br />

Sitzgruppe vor den Fenstern


Greta Popova<br />

118<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Social Design<br />

Gestalten von Altglas<br />

Perspektive mit Prototypen aus Altglas<br />

Heimisches "Altglas" von Morgen<br />

Konzept zum Workshop<br />

In Form eines DIY-Workshops mit Geflüchteten<br />

und Einheimischen soll die Integration gefördert<br />

werden. Im Erfahrungsaustausch werden zusammen<br />

individuelle Leuchten gestaltet, um die<br />

Räume im HeimatwerkInnen*Haus auszustatten.<br />

Es werden Altglas-Flaschen recycelt und als Leuchten<br />

mit verschiedenen Farben und Mustern neu gestaltet.<br />

Dadurch können die Migranten ihre Muster mit einbringen<br />

und somit in den Räumen mit den individuellen<br />

Leuchten eine heimische Atmosphäre schaffen.<br />

Zur Befestigung dient eine Aluminum-Rollenscheibe,<br />

welche leicht mit einer Halterung an einem Haken<br />

zu befestigen ist. Auf diese Weise erhalten wir<br />

eine stabile Konstruktion und die Leuchte lässt sich<br />

in der Höhe manuell einstellen. Zur Gestaltung des<br />

Glases kann entweder Glasfarbe verwendet werden<br />

oder ein Dremel. Zur Gestaltung der Formen gibt es<br />

mehrere Möglichkeiten: Die Teilnehmer können Vorlagen<br />

nutzen oder aus ihrem Heimatland welche ausdrucken<br />

oder im Workshop selber zeichnen. Eine<br />

Technik, um Formen schnell zu gestalten ist "Arabesque"<br />

– ein westliches Wort für die islamische Kunst<br />

"zakhrafa". Basierend auf geometrischen Mustern,<br />

die in der Strucktur erweitert werden oder<br />

mit organischen Mustern verziert werden können.<br />

Zur Sammlung der Altglas-Flaschen und<br />

Korkendeckel wird eine regionale Spendensammlung<br />

aufgerufen.<br />

Grundriss, mögliche Platzierung der Lampen


119<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Bemaltes Altglas mit Glasfarben<br />

Gefrästes Altglas mit einem Dremel


Mareen Borchardt<br />

120<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Ausstellungssystem<br />

Entwurf und Prototypbau<br />

40<br />

Die Stehende Die Lehnende Die Hängende<br />

1,20<br />

Vectorworks Educational Version<br />

40<br />

90<br />

40<br />

70<br />

85<br />

2,20<br />

80<br />

55<br />

30<br />

Klammermodul<br />

Regalmodul<br />

Kleiderstangenmodul<br />

Vectorworks Educational Version<br />

Produktfamilie Ausstellungswand<br />

Multifunktionales Ausstellungssystem<br />

Um die Ausstattung des HeimatwerkerInnen* Hauses<br />

zu erweitern, wurde über ein Ausstellungssystem nachgedacht,<br />

welches für die verschiedenen Nutzungen<br />

und Veranstaltungen im Haus nützlich sein könnte. Für<br />

eine multifunktionale Nutzung wurde eine Produktfamilie<br />

an Ausstellungswänden entworfen und geplant.<br />

Genutzt werden können diese im Dielenbereich des<br />

Hauses, aber auch auf dem noch wenig beachteten<br />

Dachboden, welcher eine besondere Atmosphäre für<br />

Ausstellungsrundgänge bietet. Bei der Produktfamilie<br />

handelt es sich um eine frei stehende Wand „Die Stehende“,<br />

eine Wand, die angelehnt genutzt werden kann,<br />

„Die Lehnende“ und eine, die an die Wand oder von<br />

der Brücke gehängt werden kann: „Die Hängende“. Die<br />

Wände sind mit Einhängeleisten bestückt, welche dann<br />

mit den jeweiligen Modulen für verschiedene Zwecke<br />

genutzt werden können. Ein Kleiderstangenmodul bietet<br />

beispielsweise der Caritas die Möglichkeit Kleidungsstücke<br />

zu präsentieren. Am Klammermodul können Plakate<br />

für Events oder Prüfungsplakate befestigt werden.<br />

Das Regalmodul nimmt alles auf, was stehend präsentiert<br />

werden muss. Wichtige Faktoren bei der Gestaltung<br />

waren ein leichter Aufbau und somit auch Transport<br />

der Wände, aber auch der Wiedererkennungswert.<br />

Der Farbton des neuen HeimatwerkerInnen* Logos findet<br />

sich an einigen Stellen der Wände wieder.<br />

Im Zusammenhang der Modulbeschreibung des Reallabors<br />

wurde "Die Lehnende" Ausstellungswand als Prototyp<br />

gebaut und vor Ort getestet. Am Fester lehnend<br />

diente diese als Schaufensterfläche mit Plakaten. Es<br />

wurde auf unsere Arbeit in diesem Semester und auf<br />

das Digitale Café aufmerksam gemacht.<br />

Die Stehende neben der Eingangstür


121<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Ausstellungswand im Außenbereich währens eines Festes<br />

Prototyp auf dem Dachboden


Mohamad Almustafa, Zahra Zarei Baygi, David Moloci<br />

VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION<br />

122<br />

Außenraum<br />

Begegnung und Austausch<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

alte Weide - Bestand<br />

Wintergarten -<br />

geplant<br />

Lager<br />

Stall/ Kleiderstube<br />

Garage/ Werkstatt<br />

Außenbühne - geplant<br />

WC<br />

Flechthecken -<br />

geplant<br />

WC<br />

Küche<br />

Walnussbaum -<br />

Spende Baumschule Bruns<br />

gemeinsame Pflanzaktion<br />

Lehmofen -<br />

geplant<br />

Stube/<br />

Beratungsstelle<br />

Diele/ Saal<br />

Parken<br />

Flechthecken -<br />

geplant<br />

mobile Hochbeete<br />

Lageplan o.M.<br />

Lehmofen, Wintergarten und<br />

Baumpflanzung<br />

Der Außenbereich wird in zwei Zonen geteilt, die sich<br />

durch ihre Eigenschaften gegenseitig ergänzen und<br />

eine große Spannbreite von Aktivitäten anbieten.<br />

Der vordere Bereich, der direkt an der Lüttgestraße<br />

liegt, eignet sich besonders gut für Aktivitäten, die<br />

Kreativität und Partizipation fördern. Als Nutzer werden<br />

hier große Gruppen, Markt- und Stadtbesucher,<br />

Passanten, Spielgruppen (Kinder und Erwachsene)<br />

und allgemein die Öffentlichkeit angesprochen. Die<br />

Atmosphäre wirkt offen, spontan und einladend. Der<br />

Lehmofen spielt hierbei eine bedeutende Rolle, da<br />

dieser sich als Begegnungs- und Austauschpunkt zwischen<br />

den Einheimischen und den Geflüchteten versteht.<br />

Während gemeinsamen Koch- und Backabenden<br />

werden hier gegenseitig Rezepte ausgetauscht<br />

und Konservierungsmethoden (wie z. B. einlegen, räuchern,<br />

etc.) übermittelt. So werden alte, traditionelle<br />

Rezepte aus Nieheim vor der Vergessenheit gerettet,<br />

während neue Rezepte aus den Herkunftsländern<br />

der Flüchtlinge ein bisschen Heimatgefühl mit sich<br />

bringen und gleichzeitig die lokale Küche bereichern.<br />

Hierbei ist es wichtig, dass der Lehmofen möglichst<br />

multifunktional gebaut wird. Abgesehen von dem<br />

klassischen Gewölbe, das zum backen und räuchern<br />

dient, befindet sich daneben noch eine Stahlplatte,<br />

worauf man kochen und grillen kann. Das Feuer wird<br />

VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION<br />

hierbei möglichst effizient genutzt: die Hitze zum Kochen<br />

und Backen, das schöne Licht- und Schattenspiel<br />

als atmosphärisches Element, der Rauch zum<br />

Konservieren von Lebensmitteln oder die Asche als<br />

Gartendünger: alles wird geschätzt und verwertet!<br />

Der hintere Bereich, der sich zwischen dem Ackerbürgerhaus<br />

und der Garage befindet, ist dagegen besonders<br />

gut für Aktivitäten geeignet, die Ruhe und Konzentration<br />

benötigen. Mögliche Nutzer sind hier vor<br />

allem kleine Gruppen, deren Mitglieder sich schon<br />

kennen (z.B. Schulklassen, Senioren, Jugendliche,<br />

Freunde und Kollegen, etc.).<br />

Lehmofen


123<br />

NEUE <strong>IMPULSE</strong><br />

Wintergarten<br />

Die Atmosphäre wirkt heimlich-introvertiert. Der<br />

Wintergarten ist ein wichtiger Teil des Bereichs, da<br />

dieser die Möglichkeit zum Rückzug und Vertiefung<br />

anbietet. Als einzig geschlossener Raum des Außenbereiches<br />

stellt dieser einen Gegenpol zum offenen,<br />

„öffentlichen“ Bereich des Vorderhofes. Durch die Erschließung<br />

des vorstehenden Daches entsteht hierbei<br />

ein Raum, der ebenso multifunktional benutzt<br />

werden kann: sei es als grünes Klassenzimmer, als<br />

Meditations- oder Lektüre-Raum oder als Wintergarten<br />

für exotische Pflanzen, die den deutschen Winter<br />

nicht überleben würden – das reiche natürliche Licht<br />

vor Ort ermöglicht vielseitige Aktivitäten in einem<br />

vertrauten Kontext. Die Erschließung besteht aus<br />

alten, recyclten Fenstern, die nicht nur eine umweltfreundliche,<br />

sondern auch eine kostengünstige Alternative<br />

darstellen. Diese werden von der Umzugsfirma<br />

MY-Umzüge gespendet. Darüber hinaus werden ein<br />

Walnuss- und ein Apfelbaum der Baumschule Bruns<br />

in dem hinteren bzw. vorderen Bereich gepflanzt, die<br />

nicht nur für Schatten und Früchte sorgen, sondern<br />

auch eine symbolische Geste des Ankommens und<br />

der Integration darstellen.<br />

Schnitte Lehmofen


ÜBERBLICK


Kath. öffentliche Bücherei Nie-<br />

Urlaubspläne, nur zwölf Prozent<br />

wollen sicher nicht verreisen.<br />

Und als Reiseziel gefragt<br />

ist auch die heimische Region.<br />

Diese Stimmung war auf den<br />

Tourismus-Messen zu spüren, die<br />

von den Mitarbeiterinnen des Kulturlandes<br />

Kreis Höxter besucht<br />

wurden. »Egal ob in Münster, Düsseldorf,<br />

Bremen oder Utrecht – der<br />

Andrang war groß und die Nachfrage<br />

riesig«, so Katja Krajewski,<br />

Tourismusreferentin bei der GfW.<br />

Hoch im Kurs standen Informationen<br />

zu den Rad- und Wanderwegen<br />

in der Region – ganz nach<br />

dem Motto: bloß nicht zu eintönig,<br />

aber bitte auch nicht zu anstrengend.<br />

Denn der Kunde von heute<br />

vermischt gerne verschiedene<br />

Urlaubsarten. Guten Absatz fanden<br />

aber auch die Informationen<br />

zu den historischen Stadtkernen –<br />

wie Warburg und Höxter sowie die<br />

Wellness- 126 und Gesundheitsangebote<br />

in Bad Driburg. Auch der Käsemarkt<br />

in Nieheim, der dieses Jahr<br />

zum zehnten Mal stattfindet, stieß<br />

auf großes Interesse.<br />

»Mit den Auftritten haben wir<br />

die unterschiedlichsten Ziele verfolgt«,<br />

so Katja Krajewski. »Während<br />

es in Stuttgart vor allem darum<br />

ging, Neukunden zu gewinnen<br />

und die Bekanntheit der Region zu<br />

steigern, standen auf der ›Reise<br />

und Camping‹ in Essen zum Beispiel<br />

die Stammkundenpflege sowie<br />

die Präsentation unserer aktuellen<br />

Produkte im Mittelpunkt.«<br />

Auch die Touristiker der Städte<br />

Bad Driburg, Nieheim und Warburg,<br />

die personell unterstützen,<br />

zogen ein positives Resümee von<br />

den Messeauftritten.<br />

Die nächste Veranstaltung, die<br />

vom Kulturland Kreis Höxter besucht<br />

wird, ist der NRW-Tag in<br />

Düsseldorf, der vom 26. bis 28. August<br />

veranstaltet wird.<br />

ÜBERBLICK<br />

Steinheimer. Dazu gehöre jedes Alter<br />

– vom Kleinkind, über die Jugend,<br />

Erwachsenen bis zur älteren<br />

Generation. Hinzugekommen ist<br />

die intensive Integration von<br />

Flüchtlingen. Ehrenamtliches Wirken<br />

wird dabei vielfältig gefördert.<br />

NRW-Bauminister Michael Groschek<br />

stellte bei einer Visite fest,<br />

dass Steinheim als kleine Kommune<br />

Pionierarbeit leiste und Brücken<br />

zu den Menschen schlage.<br />

Für älter werdende Menschen<br />

StadtBauKultur werde mit der modernen Pflege-<br />

NRW<br />

Starke Frau: Helene Schweitzer (1879 – 1957) gab dem Zentrum in<br />

Steinheim den Namen. Sie war Lehrerin, Krankenpflegerin und eine der<br />

ersten Frauen, die an einer Universität Vorlesungen besuchte. Elisabeth<br />

Klennert (50) setzt das soziale Engagement fort und sucht nach neuen<br />

Formen des Miteinanders. Sie leitet die Steinheimer Einrichtung und das<br />

Albert-Schweitzer-Zentrum in Vörden.<br />

Fotos: Harald Iding<br />

einrichtung und dem Nachbarschaftszentrum<br />

das Recht auf Heiwestfälische<br />

Gesundheitsministe-<br />

Hausgemeinschaften bleibe den amt, er wahrnimmt. Er bringt sich brechen und den Menschen Mut<br />

sagte zum Beispiel die nordrheinnären<br />

Pflege aus. In den familiären Aufgaben, zum Beispiel im Ehren-<br />

bleibt isoliert. Das müssen wir aufmat<br />

statt Heimunterbringung realisiert.<br />

Steinheim sei in diesen Fra-<br />

Quartiersversorgung ist zukunftsbedarf<br />

Raum für gemeinsame Akti-<br />

Das ist wichtig. Wir müssen als ein tolles Beispiel für so ein Miteirin<br />

Barbara Steffens (Grüne): »Die Menschen mit Demenz und Pflege-<br />

in der Gesellschaft und für sie ein. machen.« Dorfwerkstätten seien<br />

gen ein Vorbild für andere Städte, weisend!« Das Modell »Wohnen im vitäten. Im Nachbarschaftszentrum,<br />

das für alle offen ist, gibt es gungen für eine intensive Begegschwellige<br />

Hilfe sei der Ansatz.<br />

Verantwortliche die Rahmenbedinnander,<br />

das Früchte trägt. Nieder-<br />

so Groschek (SPD). Das Interesse Alter in Steinheim«, das vom<br />

aus Düsseldorf, wenn es um Steinheimer<br />

Lösungen geht, ist an vie-<br />

der Stadt gemeinsam entwickelt tungen von Bürgern für Bürger – mit fünf Geschwistern aufgewachrum<br />

gelebt und das bauen wir wei-<br />

Evangelischen Johanneswerk und inzwischen fast täglich Veranstalnung<br />

schaffen«, so Klennert, die »Das wird im Nachbarschaftszent-<br />

Beispielhafte<br />

len Stellen spürbar. einer Fachtagung<br />

im Schweitzer-Zentrum einen modernen Ansatz der stationute<br />

dabei ist Hausleiterin Elisafamilie<br />

gut kennt. »Gegenseitige »Wir müssen mutig nach vorn ge-<br />

worden ist, zeichne sich durch<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

von jung bis alt. Von der ersten Misen<br />

ist und das Leben einer Großter<br />

aus.« Klennert ist überzeugt:<br />

beth Klennert, die auch das Albert- Rücksichtnahme ist das A und O. hen und uns gegenseitig stärken!«<br />

Schweitzer-Zentrum in Vörden leitet<br />

und vor zehn Jahren mit entwi-<br />

anderen Lebensbereichen bewah-<br />

Das ist ein Wert, den man auch in<br />

ckelt hat. Die 50-Jährige trägt heute<br />

Verantwortung für 150 Mitzunehmen.<br />

Jeder Mensch hat Stärren<br />

muss. Es gilt wirklich alle mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter. ken. Man muss ihm nur die Chance<br />

Auszug aus dem Pressespiegel Sie ist stellvertretende Bürgermeisterin<br />

(CDU) ihrer Heimatstadt Und so wird aus der Quartiers-<br />

geben, des sie einsetzen Projekts<br />

zu können.«<br />

und hat sich inzwischen auch noch arbeit ein Motivationsschub für<br />

zur »Quartiers- und Netzwerk-Managerin«<br />

in einer Zusatzausbilren.<br />

Klennert findet: »Menschen<br />

Bürger. Jede könne davon profitiedung<br />

qualifizieren können. »Jeder müssen selbstbestimmt ihren Weg<br />

Mensch ist gefragt, ein Netz zu gehen dürfen und eine echte Wahlfreiheit<br />

haben. Dazu gehören The-<br />

spinnen und sich einzubringen.<br />

Von dem großen Netz kann er aber men wie bezahlbarer Wohnraum<br />

bei Bedarf auch aufgefangen werden.<br />

Der Bürger vor Ort weiß doch feindungen und Ausgrenzung sei-<br />

und Arbeitsplatzsicherung.« An-<br />

am besten, was er braucht und en dagegen kontraproduktiv. Allerdings:<br />

»Vom Sofa aus kann man Steffens zeigte sich vom Schweit-<br />

Quelle: Social Media, Auswahl (Clippings)<br />

Gesundheitsministerin Barbara<br />

NRW-Bauminister Michael Groschek wird von Elisabeth Klennert begrüßt.<br />

Er lobte bei seinem Besuch in 2014 die Steinheimer Initiativen. – egal, welchen Beruf oder welche anderen nicht begegnen – man zer-Zentrum beeindruckt. Erscheinungszeitraum: 05.04. -<br />

was zu ändern ist. Jeder ist wichtig<br />

erschienen: 25.03.2016<br />

22.09.2016<br />

Ackerbürgerhaus wird Begegnungsstätte<br />

NRW-Ministerium unterstützt geplante Integrationseinrichtung in Nieheim mit fast 300 000 Euro<br />

Von Harald Iding<br />

Euro für die Realisierung zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Integration<br />

Nieheim/Düsseldorf<br />

(WB). Die Freude in genauen Maßnahmen im Detail<br />

»Nach den Osterferien wollen<br />

wir mit allen Beteiligten vor Ort die<br />

als Komödie<br />

Nieheim ist groß: Die kleine vorstellen, die zu dieser Begegnungsstätte<br />

gehören werden«, be-<br />

Steinheim (WB). Ein Wiedersehen<br />

mit der Familie Öztürk gibt es den nur 100 Städten und Getonte<br />

der Bürgermeister. Integra-<br />

Kommune in OWL gehört zu<br />

am Freitag, 8. April, in der Aula<br />

tion sei aber keine Einbahnstraße.<br />

der Realschule Steinheim. Dort meinden des Landes, die für »Wir wollen bewusst das Miteinander<br />

fördern«, so Vidal.<br />

wird die erfolgreiche Integrations- das »Städtebau-Sonderprogramm<br />

zur Integration von Wie diese Zeitung von Helfern<br />

Komödienreihe über die türkische<br />

Familie mit dem Theaterstück »Öztürks<br />

III – Die Traumhochzeit«<br />

für die Begegnung von Menschen<br />

erfahren hat, soll das Erdgeschoss<br />

Flüchtlingen« ausgewählt<br />

Quelle: Neue<br />

fortgesetzt. Hierzu lädt das Kommunale<br />

Integrationszentrum<br />

worden Westfälische sind. Bürgermeister (Online)<br />

umgebaut und modern gestaltet<br />

Erscheinungsdatum:<br />

des Rainer Vidal bestätigte<br />

16.04.2016<br />

auf werden. Das alte Ackerbürgerhaus<br />

Kreises Höxter ein. Bereits die ersten<br />

beiden Teile »Stefanie integ-<br />

und liegt gleich neben dem Westfa-<br />

WESTFALEN-BLATT-Nachfrage,<br />

dass ein altes Ackerbürger-<br />

befindet sich in der Lüttgestraße<br />

riert die Öztürks« und »Almanya<br />

len-Culinarium. Es ist ein größerer<br />

ich liebe dich«, die in Brakel und haus zur Begegnungsstätte Vorplatz vorhanden und das Haus<br />

Steinheim aufgeführt wurden, waren<br />

ein voller Erfolg.<br />

Mit dem Umbau des Erdgeschos-<br />

ausgebaut werden soll.<br />

von allen Seiten gut zu erreichen.<br />

In der Fortsetzung der beliebten Insgesamt sind es in Nordrhein- ses könnte schon bald begonnen<br />

Reihe geht es nun um die Hochzeitspläne<br />

des türkischstämmigen dert werden – die Gesamtinvesti-<br />

in privaten Händen (Erbengemein-<br />

Westfalen 127 Projekte, die geför-<br />

werden. Das Haus bleibt weiterhin<br />

Hakans und seiner deutschen tionen haben ein Volumen von schaft). Der Erwerb durch die<br />

Freundin Nina. Die Vorführung beginnt<br />

um 19.30 Uhr. Vor der Aula Land kommen 72 Millionen Euro. nicht geplant.<br />

knapp 100 Millionen Euro, vom Stadt Nieheim als Kommune sei<br />

Nieheimer Schwestern stellen Haus für Flüchtlinge zur Verfügung | Nieheim - Neue Westfälische<br />

11.04.16 11:56<br />

der Realschule bietet um 18.30 »Unsere Stadt wird fast 300 000 »Mich beeindruckt besonders<br />

Uhr der Türkisch-Islamische-Kulturverein<br />

Steinheim internationale Nieheim wird im Kreis Höxter nur ment, das aus vielen Anträgen<br />

Euro erhalten«, so Vidal. Neben das große ehrenamtliche Engage-<br />

Köstlichkeiten und Getränke an. noch Borgentreich (»Errichtung deutlich wird. Ich freue mich daher,<br />

dass wir mit unserem Sonder-<br />

1902 über dem Türbogen) in der Kernstadt wird zu ration von Flüchtlingen. Foto: Harald Iding<br />

Dieses alte Ackerbürgerhaus (es trägt die Jahreszahl einer Begegnungsstätte umgebaut. Ziel ist die Integ-<br />

Karten sind im Vorverkauf im Bürgerbüro<br />

der Stadt Steinheim in der 84 000 Euro) aus diesem spezielprogramm<br />

die vielen engagierten<br />

eines Multifunktionsplatzes«,<br />

Marktstraße 2, beim TSC Steinheim<br />

oder im Servicebüro der Der genaue Zuschussbetrag für und stärken können«, betonte dazu nutzen, bestehende Begeg-<br />

oder zu erweitern. Diese Projekte im Ministerium von 184 Kommulen<br />

Topf gefördert.<br />

Bürger wirkungsvoll unterstützen Chancen des Sonderprogramms leistet haben, zu modernisieren wesen. Nach Bekanntgabe seien<br />

Kreisverwaltung in der Moltkestraße<br />

12 in Höxter erhältlich – und an Hinzu kommt noch ein Eigenanteil chael Groschek. »Ebenso erfreut die bisher schon einen hervorra-<br />

Gute.« Das Interesse an diesem rund einer halben Milliarde Euro<br />

Erwinsdate Nieheim liegt NW-Tippspiel bei 298 648 Tickets Euro. NW-Themenwelten Stadtentwicklungsminister Minungsstätten<br />

und Einrichtungen, Lesezeichen kommen Abo-Angebote letztlich allen ePaper Bürgern Kontakt zu nen Förderanträge in Höhe von<br />

der Abendkasse.<br />

der Stadt. Am Ende sollen 430 000 bin ich darüber, dass viele die genden Beitrag zur Integration ge-<br />

Sonderprogramm sei sehr groß ge-<br />

eingegangen.<br />

lle: Westfalen-Blatt (Print)<br />

heinungsdatum: 20.04.2016<br />

erschienen: 11.<strong>08</strong>.2017<br />

erschienen: 06.04.2016<br />

LOKALES STEINHEIM / NIEHEIM<br />

Quelle: WDR Lokalzeit (TV)<br />

erschienen: 20.04.2016<br />

WESTFALEN-BLATT Nr. 92 Mittwoch, 20. April 2016<br />

HOME LOKAL KREIS HÖXTER NIEHEIM NIEHEIMER SCHWESTERN STELLEN HAUS FÜR FLÜCHTLINGE ZUR VERFÜGUNG<br />

Erscheinungsdatum: 20.04.2017<br />

Spende für<br />

Frauenhaus<br />

Gelungener Aktionstag<br />

7<br />

110<br />

Kreis Höxter/Nieheim (nf).<br />

Den Erlös des diesjährigen Internationalen<br />

Frauentages in Nieheim<br />

in Höhe von 500 Euro haben<br />

jetzt die Initiatorinnen dem Frauenhaus<br />

im Kreis Höxter übergeben.<br />

Helga Niemöller, die als Vertreterin<br />

des Frauenhauses am<br />

Frauentag teilnahm, erinnerte sich<br />

gerne an die angenehme Atmosphäre<br />

der Veranstaltung in der<br />

Schnelle Küche<br />

musealen Umgebung.<br />

»Die Besucherinnen hatten viele<br />

mit der VHS<br />

Fragen zur Einrichtung oder wollten<br />

wissen, wie Frauen dort wohnen<br />

und leben.« Auch die aktuelle<br />

SIND BEGEISTERT: DIE SCHWESTERN LUCIA WALTER (L.) UND ELISABETH KLENNERT STELLEN IHR ELTERNHAUS FÜR ZEHN JAHRE EINEM FLÜCHTLINGSPROJEKT ZUR VERFÜGUNG. | © BURKHARD<br />

Nieheim (WB). Oft soll es<br />

BATTRAN<br />

schnell gehen, aber man möchte<br />

Flüchtlingssituation war ein Thema,<br />

mit dem gerade ältere Besu-<br />

nicht immer zu fertigen Gerichten<br />

NIEHEIM<br />

greifen. Be einem Kochkursus der<br />

cherinnen ihre eigenen Erfahrungen<br />

aus der Kriegsgeneration ver-<br />

VHS erfahren Teilnehmer, wie mit<br />

wenigen Hilfsmitteln auch in kurzer<br />

Zeit ausgewogen und lecker ge-<br />

AUTOR<br />

Die Spende wurde überhaupt<br />

Nieheimer Schwestern<br />

knüpften.<br />

kocht werden kann – ohne auf Fertigprodukte<br />

zurück zu greifen. Der<br />

ein Euro Eintritt zur Veranstaltung<br />

Burkhard Battran<br />

stellen Haus für<br />

erst möglich, weil in diesem Jahr<br />

Kursus unter der Leitung von Petra<br />

in Nieheim erhoben wurde, der<br />

Dörner-Schäl findet am Montag, 2. Aktualisiert am Flüchtlinge zur<br />

von vorneherein zweckbestimmt<br />

06.04.2016, 11:22 Uhr<br />

Mai, von 19 bis 22 Uhr statt und<br />

für das Frauenhaus gewesen ist.<br />

geht über zwei Termine. Die VHS<br />

Verfügung<br />

Das gespendete Geld werde nun<br />

nimmt Anmeldungen unter Telefon<br />

eingesetzt, um Frauen, die Hilfe in<br />

0 52 53/88 1700 entgegen.<br />

einem Frauenhaus suchen, von<br />

In OWL einzigartiges Projekt: Mithilfe von Flüchtlingen<br />

Kosten zu entlasten.<br />

wird das Gebäude so umgebaut, wie diese es<br />

Nina Nolte vom Nieheimer Tourismusamt<br />

zog ein zufriedenes Fazit<br />

vom Frauentag: »Viele der Aus-<br />

Tageskalender<br />

möchten<br />

Eine erschienen: Geldspende in 20.04.2016<br />

Höhe von 500 Euro ist als Erlös des Aktionstages geben worden (von links): Jekatarina Knyasewa, Regina Linhoff, Helga stellerinnen haben sich bereits für<br />

Steinheim<br />

jetzt von den Initiatorinnen an das Frauenhaus des Kreises Höxter über-<br />

Niemöller, Anja Schmidt und Nina Nolte. Foto: Heinz Wilfert die nächste Veranstaltung bei uns<br />

Nieheim. Es ist ein Vorhaben, das Schule machen könnte. „Wir<br />

angemeldet.«<br />

sind von der Projektidee so begeistert gewesen, dass wir Rat und Hilfe<br />

altes Elternhaus gerne zur Verfügung gestellt haben", sagt<br />

»Vielleicht Eigentümerin Lucia Walter (42, in Nieheim lebende unsere Optikerin). letzte Chance«<br />

Drogen- und Suchtberatung,Katholisches<br />

Jugendheim, Grandweg<br />

7, 16 bis 17.30 Uhr Kontakt unter<br />

Telefon 05272/371460.<br />

»Lüttge Straße<br />

Mit<br />

14«:<br />

fünf Geschwistern,<br />

Bürgermeister<br />

Eltern und Großeltern<br />

hofft auf<br />

ist sie in<br />

positive<br />

dem<br />

Effekte für Stadtentwicklung – viele Nieheimer sind skeptisch<br />

historischen Ackerbürgerhaus aus der Mitte des 19.<br />

Rathaus/Bürgerbüro<br />

Von Dennis Pape Jahrhunderts aufgewachsen. Seit dem Tod des Vaters<br />

dert das Bauvorhaben mit 298 830 Verwaltung auch in der Zusammenarbeit<br />

mit den Projektpart-<br />

Bürgerbüro Steinheim, 7.30 bis<br />

Johannes Rieks vor vier Jahren gibt es kein tragfähiges<br />

Euro über das Sonderprogramm<br />

12.30 Uhr geöffnet.<br />

Nieheim (WB). Nutzungskonzept In Zusammenarbeit<br />

mit der Landesini-<br />

»Wer baut, der bleibt« des Bauministeriums.<br />

Der Eigenanteil der zen sich im Sommersemester mit<br />

nern. Mehrere Fachbereiche set-<br />

mehr für das an der Lüttge Straße 14 im<br />

Büchereien<br />

zentralen Ortskern gelegene historische Ackerbürgerhaus.<br />

Stadt beträgt 127 910 Euro. der Entwicklung der Nieheimer Innenstadt<br />

auseinander. Auch der<br />

tiative Stadtbaukultur NRW<br />

Kritik aus der Bürgerschaft ernteten<br />

die Verantwortlichen auch Wettbewerb zur Wiederbebauung<br />

Stadtbücherei Steinheim, 15 bis und der Hochschule OWL will<br />

19 Uhr Hinter der Mauer. die Stadt Nieheim das Erdgeschoss<br />

eines Ackerbürgerhau-<br />

Erbengemeinschaft in zehn Seite Jahren 1 von 5 arbeit im Projekt »Lüttge Straße<br />

dafür, dass viel Geld in ein Haus in des Ratskrugs-Grundstückes wäre<br />

Privatbesitz investiert wird und die laut Vidal ohne die Zusammen-<br />

Vereine und Verbände http://www.nw.de/lokal/kreis_hoexter/nieheim/nieheim/20756432_Schwestern-verschenken-ein-Haus.html<br />

ses in der Lüttge Straße zu<br />

ein zumindest zum Teil saniertes 14« nicht zustande gekommen.<br />

Ev. Kirchengemeinde Steinheim, einer integrativen Einrichtung<br />

Haus habe. Es sei jedoch nicht sicher,<br />

ob sich die Investition auch<br />

17 Uhr Cafe international.<br />

umbauen (wir berichteten). Bei<br />

Kleiderökumene Steinheim, 15<br />

für die Nieheimer Allgemeinheit Kommentar<br />

bis 17 Uhr Bahnhofstraße 6. einer Bürgerinformation am<br />

lohne. Vidal erläuterte, dass die für<br />

MGV Liederkranz Steinheim, 20 Montagabend haben viele Nieheimer<br />

auch Bedenken und<br />

Nutzung auch ein Vorteil sei – soll-<br />

ein Jahrzehnt zweckgebundene Das Prinzip<br />

Uhr Chorprobe im Vereinslokal<br />

»Hotel am Markt«.<br />

te das Gebäude später nicht mehr<br />

Sorgen geäußert.<br />

Hoffnung<br />

Zur ersten Bürgerinformation in der Deele des Käsemuseums sind 45 interessierte<br />

Nieheimer erschienen. Foto: Dennis Pape Folgekosten entstehen. Zudem Ein Begriff 14 hatte bei der Bürger-<br />

gebraucht werden, würden keine<br />

Politik<br />

Dass sich CDU und SPD einig<br />

könne die Zweckbindung angesichts<br />

einer Ausnahmeregelung nung«. Die Stadt investiert nach<br />

information Hochkonjunktur: »Hoff-<br />

Stadt Steinheim, 18.30 Uhr Sitzung<br />

des Schulausschusses der keit – am Montagabend in der Dee-<br />

der Landesinitiative zwei Partner jektes erarbeitet werden.<br />

bereits eher gekündigt werden. Ratsbeschluss eine Menge Steuer-<br />

sind, ist keine Selbstverständlich-<br />

wir haben mit der Hochschule und schließlich erst im Laufe des Pro-<br />

Stadt Steinheim im Gymnasium, le des Käsemuseums demonstrierten<br />

Thomas Menne von der Union bewegen können und wollen«, er-<br />

Jahr 2015 vornehmlich um die Straße, die Sorgen äußerten, dass dass die integrativen Angebote gut<br />

an der Angel, die in Nieheim etwas »Von Seiten der Stadt ging es im Anwohnern der Steinheimer gelder und kann nur darauf »hoffen«,<br />

Raum 115.<br />

und Dr. Matthias Kros von den Sozialdemokraten<br />

vor 45 interessier-<br />

Einige Nieheimer kritisierten, mehr war angesichts der Kapazitä-<br />

Konflikten kommen könnte, ent-<br />

zwar Fördergelder, aber noch lange<br />

gänzte Menne.<br />

Unterbringung der Flüchtlinge – es zu Ruhestörungen oder anderen angenommen werden. Dafür gibt es<br />

Nieheim<br />

ten und zum Teil dem Projekt dass der Ratsbeschluss in nichtöffentlicher<br />

Sitzung gefasst worden drucks nicht möglich. Jetzt, wo zu-<br />

müssen gemeinschaftliche Spielreprojekt.<br />

Nicht wenige Nieheimer<br />

ten und des großen Handlungsgegnete<br />

der Bürgermeister: »Wir keine Garantie – es ist halt ein Pilot-<br />

gegenüber sehr kritisch eingestellten<br />

Nieheimer jedoch bewusst Einigkeit.<br />

»Der Rat hat es sich nicht wieder nicht rechtzeitig mit ins wollen und müssen auch wir – wie zweifelten auch, dass man mit dem ße 14« deshalb mit Sorgen ent-<br />

ist – man habe die Bürger »mal nächst etwas Ruhe eingekehrt ist, geln finden.« Einige Nieheimer be-<br />

blicken dem Vorhaben »Lüttge Stra-<br />

Rat und Hilfe<br />

einfach gemacht, aber letztlich Boot« geholt. Bürgermeister Rainer<br />

Vidal meinte jedoch, dass man – die Integration in den Vorder-<br />

bei dem Flüchtlinge bekanntlich jektpartner tun gut daran, diese Be-<br />

es viele Ehrenamtliche bereits tun Umbau des Ackerbürgerhauses, gegen. Verwaltung, Politik und Pro-<br />

Selbsthilfegruppe Sucht, 19.30 mehrheitlich für das Projekt gestimmt.<br />

Entscheidend waren zwei die Akzeptanz der Bürger brauche grund rücken«, sagte Bürgermeis-<br />

schon beteiligt sein sollen, langfrisdenken<br />

ernst zu nehmen. Was alle<br />

bis 21 Uhr Treffen im Albert-<br />

Schweitzer-Haus, Berliner Straße Knackpunkte: 1. Die Flüchtlingsproblematik<br />

kann auch als große der Stadtbaukultur NRW, fügte an: anderem durch den Umbau des und in der Käsestadt halten könne. die Stadt trotz Landflucht und de-<br />

und Tim Rienits, Geschäftsführer ter Rainer Vidal. Das solle unter tig diese Neubürger integrieren Nieheimer eint, ist die »Hoffnung«,<br />

16 in Vörden.<br />

Tourismusbüro Nieheim, 9.30 bis Chance gesehen werden. 2. Der »Alle sind eingeladen, sich an den Ackerbürgerhauses geschehen, Auch vor 20 Jahren habe man nur mografischem Wandel lebendig zu<br />

12.30 Uhr in den Räumlichkeiten Ortskern muss belebt und lebhaft Planungen in Zusammenarbeit mit das von einer Erbengemeinschaft wenige Asylbewerber halten können.<br />

Vidal: »Ich möchte aber, dass ohne Mut und Engagement gelin-<br />

halten. Das aber kann jedoch nicht<br />

des Westfalen-Culinariums, Telefon<br />

05274/8304.<br />

»Wir wollen kein zweites Haus teressierten Flüchtlingen zu beteistellt<br />

wird. Die Stadt bekomme das sie hier bleiben – denn das ist vielgen.<br />

Denn wer will sich schon allein<br />

gehalten werden«, erläuterte Kros. Studenten der Hochschule und in-<br />

für zehn Jahre zur Verfügung ge-<br />

Hartmann. Dennoch sollten wir ligen.« Wie das Erdgeschoss bis Haus nicht »geschenkt«, betonte leicht unsere einzige Chance.« auf das Prinzip Hoffnung verlassen?<br />

Büchereien<br />

unternehmerisch denken – denn 2018 mit Leben gefüllt wird, soll der Bürgermeister. Das Land för-<br />

Eine Chance sehen Politik und<br />

Dennis Pape<br />

erschienen: 20.04.2017<br />

51


erschienen: 27.05.2016<br />

127<br />

ÜBERBLICK<br />

Quelle: Westfalenblatt (Online)<br />

Erscheinungsdatum: 28.09.2016<br />

erschienen: 28.09.2016 erschienen: 12.<strong>08</strong>.2017<br />

Quelle: Bund Deutscher Baumeister, Architekten + Ingenieure e. V.<br />

Erscheinungsdatum: 01.01.2018<br />

erschienen: 01.01.2018 erschienen: 04.06.2018<br />

21<br />

37<br />

92


Christoph Kremerskothen<br />

128<br />

ÜBERBLICK<br />

Von der Migration bis zur Kommunikation<br />

Heimatwerker Nieheim – gemeinsam bauen mit Geflüchteten<br />

Das Projekt „Heimatwerker Nieheim“ hat die Integration<br />

und Qualifizierung von Geflüchteten im Bauprozess<br />

zum Ziel. Für alle beteiligten Akteure war<br />

es eine komplett neue Aufgabe und auch Herausforderung.<br />

StadtBauKultur NRW hat das Konzept,<br />

das die vielschichtigen Aspekte der Integration berücksichtigt,<br />

2015 der Stadt Nieheim vorgeschlagen<br />

und gemeinsam mit dieser und der Technischen<br />

Hochschule Ostwestfalen-Lippe entwickelt. In dem<br />

Projekt „Heimatwerker“ sanieren Flüchtlinge mit<br />

ehrenamtlich engagierten Bürgern und mit Studierenden<br />

ein historisches Ackerbürgerhaus, um es<br />

gemeinsam zu nutzen.<br />

Der anfängliche Projekt-Slogan Wer baut, der bleibt!<br />

fasst das Konzept in vier Kernaussagen zusammen:<br />

1. Integration im Planungs- und Bauprozess<br />

2. Bauliche Instandsetzung von Problemimmobilien<br />

und Leerständen<br />

3. Behebung des Fachkräftemangels im Baugewerbe<br />

durch Geflüchtete<br />

4. Entgegenwirken der Landflucht durch<br />

Identifikation mit der neuen Heimat<br />

Von Beginn an bestand die Idee, die Themen Zuwanderung<br />

und Integration positiv zu besetzen<br />

und dem Projekt gelebte Integrationskraft zuzuschreiben.<br />

Das bedeutet nicht, Herausforderungen und Konflikte<br />

zu verschweigen, die sowohl vor Projektbeginn<br />

absehbar waren, als auch im Laufe des Projektes<br />

entstanden.<br />

So konnte sich auch das Projekt Heimatwerker<br />

nicht der zunehmenden Polarisierung der deutschen<br />

Öffentlichkeit und der schwindenden Willkommenskultur<br />

entziehen. Spätestens mit der<br />

Kölner Silvesternacht 2015/ 2016 erfuhren viele Integrationsbestrebungen<br />

einen Dämpfer. Die schon<br />

vorhandenen extremen und extremistischen Stimmen<br />

bekamen Zulauf durch eine große Zahl von<br />

verunsicherten und verängstigten Bürgerinnen<br />

und Bürgern. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer<br />

mussten sich für ihr Engagement rechtfertigen.<br />

Integrationsprojekte, die auf eine bürgerschaftliche<br />

Unterstützung angewiesen sind, standen vor<br />

zusätzlichen Herausforderungen, nicht zuletzt in<br />

der Kommunikation.<br />

© StadtBauKultur NRW, Fotograf: Sebastian Becker


Im Projekt Heimatwerker fokussierte StadtBau-<br />

Kultur NRW sich auf die Organisation und die öffentliche<br />

Kommunikation des Projektes.<br />

Als landesweit agierende Baukultur-Initiative verfügt<br />

StadtBauKultur NRW über die Möglichkeiten,<br />

Projekte in der breiten Öffentlichkeit und in<br />

der Fachöffentlichkeit darzustellen und in Form<br />

von Veranstaltungen und Publikationen zu vermitteln.<br />

Von diesen Voraussetzungen getragen<br />

und unterstützt von den zahlreichen Aktivitäten<br />

der Projektpartner, insbesondere der Präsentation<br />

der Heimatwerker Nieheim auf Fachveranstaltungen,<br />

wuchs die öffentliche Wahrnehmung<br />

des Projektes. Viele Presseberichte sowie Radiound<br />

TV-Beiträge belegen dies, siehe Seite 74-75.<br />

Darüber hinaus waren es überwiegend Fachveranstaltungen,<br />

in deren Rahmen sich Heimatwerker<br />

Nieheim präsentieren konnten:<br />

15. Internationale Architekturausstellung 2016 – La<br />

Biennale di Venezia: Ausstellung „Making Heimat.<br />

Germany, Arrival Country“ im deutschen Pavillon<br />

(Aufnahme in den Flüchtlingsbauten-Atlas und Ausstellungskatalog)<br />

8. Körber Demografie-Symposium der Körber Stiftung<br />

in Hamburg (Vorstellung als eines von zehn nationalen<br />

Best-Practice-Beispielen)<br />

Kommunalpolitische Tagung attac, AG Kommunen<br />

zum Thema „Eine andere Kommune ist möglich!“ in<br />

Dortmund (Vorstellung des Projektes)<br />

<strong>urbanLab</strong>, Veranstaltungsreihe: Regionaler Salon<br />

„Schrumpfen wir noch oder wachsen wir schon?“ der<br />

Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld (Diskussion<br />

zu Thema Integration)<br />

© StadtBauKultur NRW, Fotograf: Sebastian Becker<br />

In der gut dreijährigen Projektlaufzeit gab es neben<br />

der Berichterstattung der Lokalpresse im Kreis Höxter<br />

auch ein verstärktes Interesse der Fachpresse.<br />

Der baukulturelle Aspekt des Projektes, die Revitalisierung<br />

von Leerstand in ländlichen Räumen, die Sanierung<br />

eines historischen Baubestandes im historischen<br />

Ortskern und nicht zuletzt die Bedeutung des<br />

gemeinsamen Bauens sind aufgegriffen worden. Im<br />

Rahmen der Konferenz „Mehr [als] Wohnraum! Bauen<br />

als Beitrag zur Integration sozial Benachteiligter“ Mitte<br />

2016 in Oberhausen widmete sich StadtBauKultur<br />

NRW dem Thema umfangreich. Gemeinsam mit dem<br />

Partner Kultur im Turm e. V. präsentierte StadtBau-<br />

Kultur NRW beispielhafte Projekte für gemeinschaftliches<br />

Bauen und Wohnen sowie für integrative Quartiersentwicklung.<br />

Das Umsetzungsprojekt wurde von Beginn an durch<br />

die eigene Website www.heimatwerker.nrw begleitet,<br />

die eine Dokumentation des Projekts in Texten sowie<br />

atmosphärischen Fotos und Videos zeigt.<br />

129<br />

ÜBERBLICK<br />

Heimat-Tour 2017, Besuch der Heimatwerker Nieheim<br />

durch die Ministerin Ina Scharrenbach, Ministerin für<br />

Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen (Vorstellung des Projektes)<br />

Christoph Kremerskothen<br />

Landesinitiative StadtBauKultur NRW<br />

© StadtBauKultur NRW, Fotograf: Sebastian Becker<br />

Christoph Kremerskothen ist seit 2012 Mitarbeiter bei StadtBauKultur NRW. Auf<br />

eine langjährige Tätigkeit für Großbanken folgte 2009 ein Studium des Journalismus<br />

und Public Relation an der Westfälischen Hochschule. Nach Tätigkeiten<br />

am M:AI – Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW ist er heute für die<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von StadtBauKultur NRW verantwortlich. Seit<br />

2015 leitet er die Kommunikation des Projektes Heimatwerker Nieheim.


Fotograf: Serkan Akin<br />

130<br />

Impressionen der Eröffnung<br />

ÜBERBLICK<br />

Am 16.10.2019 konnte das sanierte und mit Leben gefüllte Ackerbürgerhaus<br />

offiziell eröffnet werden. Die erfolgreichen Veränderungen im und am Gebäude<br />

konnten nun zum Abschluss gebracht und von zahlreichen Interessierten<br />

erkundet werden.


131<br />

ÜBERBLICK<br />

© StadtBauKultur NRW, Fotograf: Serkan Akin


ZUSAMMENFASSUNG


Thorsten Dettmer<br />

134<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Mehr Innovation, weniger Integration<br />

Das urbane Potential globaler Migration<br />

Abstract<br />

Mit globaler Migration kommen internationale Erfahrung<br />

und Impulse in urbane Räume, die es zu aktivieren<br />

gilt und nicht zu unterdrücken. Planung spielt<br />

hierfür die Schlüsselrolle. Durch verantwortungsvolle<br />

Investitionen in dieses soziale Kapital könnten sich<br />

Städte und in Folge die Gesellschaft von innen heraus<br />

besser anpassen an eine sich verändernde Welt. Im<br />

Zuge urbaner Internationalität ist auch das deutsche<br />

Selbstverständnis reformbedürftig. Es stellt sich weniger<br />

die Frage nach der richtigen Integration von<br />

Zuwanderern, sondern nach einer gesellschaftlichen<br />

Innovation mit Zuwanderern.<br />

In der Theorie<br />

Wie Dreijährige im Sandkasten ihre Spielzeuge verteidigen<br />

die reichen Länder ihren Wohlstand, Sicherheit<br />

und Grundrechte gegenüber den ärmeren. Internationale<br />

Verflechtungen reicher Industrienationen haben<br />

globale Auswirkungen auf schwächere Nationen<br />

(Harvey, 2007; 2013; Sassen, 2001; 2006; Brenner,<br />

2011; Purcell, 2003; 2009).<br />

Anstelle eines wahrlich globalen Systems, welches<br />

die Schwächeren stärken würde, wächst die Ungleichheit<br />

im globalen Kapitalismus. Weder im Sandkasten<br />

noch in einer schrumpfenden Welt (Harvey,<br />

2007) bleibt solch Ungleichheit unbemerkt. Medien,<br />

soziale Netzwerke und Mobilität haben ihren Beitrag<br />

zu einer zugänglicheren Welt geleistet. Globale Ungerechtigkeit<br />

wird hinterfragt, und Bewegungsmöglichkeiten<br />

bieten sich. Dass globale Ungleichheit Migration<br />

auslöst, schürt in der reichen Welt Verlustängste.<br />

Die alte Polarität der „Push and Pull“-Faktoren verschwimmt;<br />

Menschen flüchten nicht nur, sondern<br />

haben auch Ziele. Das ist nur rational – wir würden<br />

ebenso handeln. Etwas fällt dabei auf: Wo früher eine<br />

allgemeine Migration von Ursprungs- zu Ankunftsländern<br />

stattfand, zeichnet sich heute eine Migration<br />

aus einer steigenden Anzahl von Ursprungsländern<br />

in eine schrumpfende Zahl von Ankunftsstädten ab<br />

(Czaika & de Haas, 2014; Saunders, 2018).<br />

Globale Migration ist somit ein urbanes Thema<br />

geworden.<br />

Die mit Abstand größte Gruppe globaler Migranten<br />

stellen qualifizierte junge Arbeiter aus Entwicklungsländern<br />

(Czaika & de Haas, 2014) – ein Weltmarkt, aus<br />

dem sich Deutschland bislang erfolgreich herausgehalten<br />

hat.Ein kurzer Blick in den Spiegel rückt die<br />

deutsche Sicht auf Migranten ins rechte Licht. Das<br />

deutsche Volk definiert sich in der Verfassung per Ius<br />

Sanguinis: Deutsches Blut. Schauen wir weit genug<br />

zurück, entflechten sich die Wurzeln des deutschen<br />

Stammbaumes in dutzende Völker, die durch das<br />

Machtvakuum des verfallenden Römischen Reiches<br />

streiften. Mitteleuropa blieb auch die nächsten Tausend<br />

Jahre ein Flickenteppich territorialer Ansprüche<br />

sich bekämpfender Gruppen, aber von „deutschem“<br />

Blut weiterhin keine Spur. Die germanischen Völker<br />

und diversen Königreiche, Länder und Fürstentümer<br />

sahen sich kaum als Einheit, bestenfalls im gemeinsamen<br />

Interesse, die Römer oder andere Mächte<br />

zurückzudrängen (Rosenstock, 1970; Liebesschuetz,<br />

2015). Was sie verband, waren Krieg und Leid. So<br />

kam Eugen Rosenstock bei seiner Suche nach den<br />

deutschen Ursprüngen zur nüchternen Feststellung:<br />

„Kriegsgemeinschaft hat das deutsche Volk geschaffen“<br />

(Rosenstock, 1970: 101). Luthers Bibelübersetzung<br />

war Geburtshilfe für die deutsche Sprache und<br />

die deutsche Aufklärung gründete eine Kulturnation<br />

der Dichter und Denker lange bevor unter Bismarck<br />

eine Staatsnation gebildet wurde. Die verschiedenen<br />

Fragmente bildeten ein Amalgam. „Deutschsein“<br />

musste erlernt werden und war seit jeher die Vereinheitlichung<br />

von Unterschieden (Münch, 2001).<br />

Binnen einer Generation zerbarsten dann die Konstrukte<br />

des deutschen Kaiserreiches, der Weimarer<br />

Republik und Nazideutschlands mit ihren jeweils verheerenden<br />

Folgen. Während sich die Alliierten noch<br />

gar nicht so sicher waren, ob diese Deutschen jemals<br />

wieder ein Land haben sollten, gelang den akademischen<br />

Urvätern unserer BRD (Eucken, Röpke und<br />

Rüstow) ihr ordoliberaler Geniestreich: Nicht unbedingt<br />

einen Nationalstaat sollten die Deutschen haben,<br />

sondern in erster Linie einen freien Wirtschaftsraum,<br />

in dem sie ihr Land aufbauen und sich selbst<br />

versorgen könnten (Foucault & Senellart, 20<strong>08</strong>, Bonefeld,<br />

2012).<br />

Diese Marktwirtschaft brauchte selbstverständlich<br />

Regeln und Schutz, gewährleistet durch ein staatliches<br />

Rahmenkonstrukt. Über die Aufrechterhaltung<br />

des Wirtschaftsraumes durch indirektes Agieren und<br />

Kontrollieren hinaus war eine wesentliche Aufgabe<br />

dieses Staates die Verwirtschaftlichung der Gesellschaft.<br />

Nicht umsonst wurde Müller-Armacks Begriff<br />

„soziale Marktwirtschaft“ von Hayek als irreführend<br />

kritisiert, da er die Idee von sozialer Gerechtigkeit<br />

als Gegenteil einer freien Marktwirtschaft impliziert<br />

(Hayek, 1979).


Eine zu befürchtende Systemkritik durch das Proletariat<br />

wurde umgangen, indem aus der bisherigen Arbeiterklasse<br />

„kleinen Kapitalisten“ gemacht wurden,<br />

die ihre Arbeitskraft zu Markte tragen, um eventuell<br />

auch einmal Aktien oder ein Haus besitzen zu können<br />

(Röpke, 1950). Der soziale Zusammenhalt dieser auf<br />

Konkurrenz basierenden Gesellschaft sollte allein<br />

„von unten“ entstehen durch Familie, Freundeskreis<br />

und Kollegen. Für alles andere, etwa eine nationale<br />

Idee war das Misstrauen der Beteiligten, von den Alliierten<br />

über die Urväter bis hin zum Volk selbst, zu<br />

groß. Ich will hier gar nicht weiter auf die Entstehung<br />

des modernen Deutschlands eingehen, außer festzustellen,<br />

dass die Deutschen eine schwere Geburt<br />

hatten (siehe hierzu auch Lorch, 2017; Zweynert,<br />

2013; Biebricher, 2011; Bonefeld, 2012; Somma, 2013;<br />

Kurthen, 1995; Oliver, 1960; Hall & Soskice, 2001;<br />

Foucault & Senellart, 20<strong>08</strong>).<br />

Die deutsche Identität, wenn es sie nun gibt, ist<br />

historisch stark gefärbt durch Krieg und Leid, gesellschaftlich<br />

durch homogenisierende Bildung<br />

und Kultur und in moderner Zeit durch wirtschaftliche<br />

und gesellschaftliche Konkurrenz.<br />

Dies ist einerseits als Basis für eine weltoffene Einwanderungsgesellschaft<br />

etwas dürftig. Es erklärt<br />

aber, warum die Deutschen sich damit so schwertun,<br />

mussten sie sich schließlich auch selbst stets zusammenraffen.<br />

Andererseits ist die Aufnahme Anderer<br />

und kulturelles (Er)Lernen ebenso Teil der deutschen<br />

Gesellschaft. Es ist eine Frage der Einstellung, in welche<br />

Richtung sich die Gesellschaft entwickelt. Ein Immigrationsland<br />

war die BRD schon immer, eingestanden<br />

hat sie es sich jedoch nie und tut sich weiterhin<br />

schwer damit.<br />

Einwanderungswellen gab es einige, von den Kriegsvertriebenen<br />

über die Gastarbeiter, zu den Geflüchteten<br />

aus dem Ostblock, dem Balkan, anderen<br />

Krisenherden und schließlich aus Syrien. Man teilte<br />

notgedrungen den Sandkasten (weil so in der Verfassung<br />

verankert), nicht aber das kleinkapitalistische<br />

Spielzeug. Migranten durften zugucken, aber nicht<br />

mitspielen – sie würden ja sowieso nicht bleiben<br />

(Kurthen, 1995; Schuster, 2003; Senellart & Foucault,<br />

20<strong>08</strong>). Zuwanderer wurden als wirtschaftliche Bürde<br />

betrachtet, als soziales Problem und vermutlich<br />

auch als Bedrohung für eine schwächelnde deutsche<br />

Identität. Man war misstrauisch gegenüber fremden<br />

Gebräuchen und Religionen und behandelte Migranten<br />

jahrzehntelang mit ignoranter Überlegenheit. Inzwischen<br />

haben 25% der Bevölkerung und fast 40%<br />

der Kinder einen „Migrationshintergrund“ (destatis,<br />

2017), oder sagen wir lieber „internationale Erfahrung“<br />

(El-Mafaalani, 2018), etwas womit die Deutschen<br />

historisch gesehen nicht gerade brillieren.<br />

Die sogenannte „Flüchtlingskrise“ hat unter<br />

Deutschen eine Integrationsdebatte losgetreten,<br />

wie es keine vorherige Einwanderungswelle geschafft<br />

hat.<br />

Es gibt nun zwei Möglichkeiten, mit Zuwanderung<br />

umzugehen. Zum einen können Migranten möglichst<br />

schnell eingedeutscht werden – Assimilation.<br />

Dieser Weg des Deutschwerdens ist den Deutschen<br />

schließlich historisch vertraut: Anpassen,<br />

Klappe halten, hinten anstellen (siehe auch Esser,<br />

2009). Dieser Weg ist aber ein gesellschaftlicher<br />

Holzweg. Er bringt keine neuen Erfahrungen oder<br />

Erkenntnisse und auch die gesellschaftliche Entwicklung<br />

nicht voran. Auch im internationalen<br />

Vergleich bietet er Deutschland keinerlei Vorteile,<br />

sondern ist ein Rückzug in eine nationale Ebene,<br />

die global zunehmend an Bedeutung verliert (Sassen,<br />

2001; Brenner, 2011; Robertson, 1994; 1995).<br />

Zum anderen kann sich Deutschland gesellschaftlich<br />

öffnen: schauen wir doch erstmal, was die<br />

Zuwanderer so mitbringen an Lebenserfahrung<br />

aus der großen weiten Welt. Es ist bestimmt etwas<br />

dabei, das die deutsche Welt erweitert und<br />

einen Mehrwert bildet. Der bessere Weg führt<br />

über eine ergebnisoffene Selbstfindung zur Revision<br />

des deutschen Selbstverständnisses: nicht<br />

inert, nicht hybrid, sondern genuin (Kuppinger,<br />

2014). Mit einer solchen Diskussion könnte sich<br />

Deutschland auch international besser positionieren,<br />

denn nicht nur Deutschland ändert sich,<br />

sondern Migration und diverse Gesellschaften<br />

sind ein globales Thema. Eine offene und diverse<br />

Gesellschaft hat bessere Zukunftsaussichten in<br />

einer globalisierenden Welt als Nationalnostalgie,<br />

Schließung und Schuldzuweisungen (Gaitanides,<br />

2011; 2012).<br />

Aladin el Mafaalani (2018) beschreibt sehr eindrücklich,<br />

wieviel sich in jüngster Zeit verbessert<br />

hat Hinsichtlich der Emanzipation von Minderheiten<br />

und dass das konstruktive Austragen von<br />

Konflikten kein Zeichen des sozialen Scheiterns,<br />

sondern des Gelingens einer Gesellschaft ist, die<br />

sich öffnet und an sich wächst. Er weist aber auch<br />

darauf hin, dass mit steigenden Ansprüchen die<br />

Diskussion auch schwieriger wird. In einer Gesellschaft<br />

mit derart hohem internationalen Anteil ist<br />

es schlicht anmaßend von Integration im Sinne von<br />

Assimilation zu sprechen. Die deutsche Gesellschaft<br />

steckt in einem identitären Veränderungsstau.<br />

Wenn dies nicht offen thematisiert wird, bremst sich<br />

Deutschland wirtschaftlich, sozial und politisch<br />

selber aus und desintegriert zu einer hinterwäldlerischen<br />

Angstnation à la Sarrazin, welche die<br />

Schuld ihres Versagens immer auf die Anderen<br />

schiebt.<br />

135<br />

ZUSAMMENFASSUNG


In einer urbanisierten Welt werden die Weichen<br />

136<br />

für die Zukunft in den Städten gestellt. Gesellschaftliche<br />

Veränderungen gerade in der „freien“<br />

Welt nehmen hier ihren Start. So auch in Deutschland.<br />

Vor diesem Hintergrund stehen viele deutsche<br />

Städte vor enormen gesellschaftlichen und<br />

städtebaulichen Herausforderungen, die Hand in<br />

Hand gehen. Nicht selten werden diese missinterpretiert,<br />

denn schuld an benachteiligten Stadtteilen<br />

sind nicht die Geflüchteten von 2015/16 oder<br />

andere Zuwanderer, sondern über 50 Jahre versäumte<br />

Investitionen in das soziale Kapital der<br />

Städte. Die neoliberale Hinwendung vieler Städte<br />

zur Akkumulation globalen Finanzkapitals beinhaltete<br />

automatisch die Abwendung von Investitionen<br />

in urbanes Sozialkapital (Harvey, 2007).<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Dort wo der Strukturwandel am heftigsten traf,<br />

hat die Ummünzung von Arbeitern in Kleinkapitalisten<br />

durch die freien Marktmechanismen versagt.<br />

Mangels sozialem Invest konnte hier auch<br />

kein finanzielles Kapital produziert werden.<br />

Keynesiansche Sonderprogramme wie etwa die<br />

„Soziale Stadt“ oder „Investitionspakt soziale<br />

Integration im Quartier“ versuchen hier zu unterstützen,<br />

sind aber oft räumlich und zeitlich<br />

zu begrenzt, um tatsächliche strukturelle Änderungen<br />

zu bewirken. So stellt sich die Frage,<br />

ob und wie man mit begrenzten Mitteln und oft<br />

durch informelle Planung und zivilem Engagement<br />

lokale Potentiale im Stadtteil durch die<br />

Aktivierung und Emanzipierung von Migranten<br />

und Flüchtlingen wecken kann, um gesellschaftliche<br />

Strukturen „von unten“ aufzubrechen.<br />

In der Praxis<br />

Die Basis der Feldarbeit bildet ein Mailing an alle<br />

deutschen Städte über 30.000 Einwohner mit<br />

der freundlichen Bitte, an einer Online-Umfrage<br />

teilzunehmen, sofern sie ein Projekt haben, dass<br />

Stadtentwicklung mit der Integration von Migranten/Flüchtlingen<br />

verbindet. Von knapp 400 Mailings<br />

wurden etwa 40% mit 1<strong>08</strong> negativen, aber<br />

auch 35 positiven Rückmeldungen beantwortet,<br />

zu welchen auch der Online-Fragebogen ausgefüllt<br />

wurde. Dreizehn der Projekte habe ich<br />

im Frühjahr 2019 besucht und mit persönlichen<br />

Experteninterviews vertiefend untersucht. Die<br />

Ergebnisse haben wiederum neue Perspektiven<br />

geliefert, welche weiteres Literaturstudium erfordern.<br />

Insofern ist alles weitere noch spekulativ.<br />

Hier dennoch ein kurzer Zwischenstand:<br />

Die meisten Absagen lieferten keine weiteren inhaltlichen<br />

Erkenntnisse, obwohl sich viele an der<br />

Thematik interessiert zeigten. Allerdings ließen<br />

auch einige der Rückmeldungen auf ein Unverständnis<br />

zum Zusammenhang von Migration und<br />

Planung schließen. Weiterhin stand für viele Städte<br />

die funktionale Not der Unterbringung und<br />

Erstversorgung im Vordergrund. Manche Städte<br />

hakten damit dann auch das Thema planerisch<br />

ab: Es wäre dann „schnell in den Bereich Soziales<br />

übergegangen.“ Oder es wurde daraus „die übliche<br />

Integrationsarbeit…“.<br />

Man kann ableiten, dass viele Städte keine Ressourcen<br />

für eine genauere Betrachtung haben<br />

oder sich der Zusammenhang zwischen Planung<br />

und Immigranten bestenfalls fragmentarisch erschließt.<br />

Das hat neben Ressourcenmangel aber auch mit<br />

Strukturen zu tun, in der Verwaltung und im Kopf.<br />

Verwaltungen arbeiten preußisch funktional und<br />

linear. Querdenken, Engagement und Verantwortung<br />

über die eigene Zuständigkeit hinaus zu<br />

übernehmen zählen selten zu den Einstellungsvoraussetzungen.<br />

Doch „bösartige Probleme“ (Rittel<br />

& Webber, 1973) lassen sich nicht konventionell<br />

lösen. Sie nehmen wenig Rücksicht auf lineare<br />

Verwaltungsstrukturen und bedürfen stattdessen<br />

einer übergreifenden Herangehensweise, die in<br />

öffentlichen Strukturen neu und selten ist. Noch<br />

seltener ist es, dass aus den Ansätzen auch tatsächlich<br />

Projekte entstehen. Aber es gibt sie.<br />

Die rückgemeldeten Projekte weisen eine große<br />

Bandbreite auf. Manche fallen in den Bereich<br />

Planung, andere in den Bereich Soziales, aber die<br />

meisten entspringen tatsächlich ressortübergreifenden<br />

Ansätzen. Es ist alles vertreten, von großstädtischen<br />

integrierten Stadtentwicklungskonzepten<br />

über Quartiersprojekte privater Stiftungen<br />

bis hin zum gemeinschaftlichen Umbau eines<br />

Ackerbürgerhauses mit und für die Nutzung von<br />

Flüchtlingen (siehe hierzu auch Beitrag Prof. Oliver<br />

Hall). Diese Vielfalt erschwert zwar die Auswertung,<br />

ist aber bereits ein Ergebnis:<br />

Die Arbeit mit Migranten passt in keine Schublade.<br />

Sie findet überall statt, im Großen wie im<br />

Kleinen, im Öffentlichen wie im Privaten.<br />

Die Rückmeldungen lassen bestimmte Schlüsselfaktoren<br />

erkennen, die ich hier nur als vorläufige<br />

Stichpunkte aufführen kann. Diese und andere Aspekte<br />

aus meiner Feldarbeit werde ich in meiner<br />

Dissertation natürlich vertieft diskutieren.<br />

Die Untersuchung bestätigt einen klaren Zusammenhang<br />

zwischen ethnischer Vielfalt und schlechterem<br />

städtischem Umfeld:<br />

Je mehr Zuwanderer, auch inzwischen „einheimi-


sche“ Zuwanderer, desto schlechter sind die urbanen<br />

Lebensbedingungen.<br />

Aber zugezogene Migranten sind, wie oben bereits<br />

dargestellt, nicht die Ursache benachteiligter<br />

Stadtteile, sondern ihre Opfer, die mangels<br />

finanzieller Freiheiten sich nichts anderes leisten<br />

können. Diese Ankunftsstadteile wird es immer<br />

geben aber sie dürfen nicht in einen strukturellen<br />

Benachteiligungsstrudel geraten. Sie sollten eine<br />

Schleusenfunktion zur gleichberechtigten Aufnahme<br />

in die Gesellschaft bieten. Dies bedarf neben<br />

einer durchmischten Bevölkerung einer angemessenen<br />

Investition in soziales Kapital, Bildung und<br />

Existenzgründung, ohne dadurch Gentrifizierung<br />

auszulösen. Die notwendigen Netzwerke ethnischer<br />

Gruppen sind keine feindliche Mobilisierung,<br />

sondern als Orientierungshilfe Schlüssel<br />

der Vergesellschaftung. Vielfalt schwächt nicht die<br />

urbane Gesellschaft, sondern stärkt sie und gibt<br />

Impulse, sich in einer verändernden Welt besser<br />

zu behaupten.<br />

Vertrauen ist die grundlegende Herausforderung<br />

für die Aktivierung sozialen Kapitals, sowohl bei<br />

Zugezogenen als auch bei Einheimischen.<br />

Viele, die vor langer Zeit zugezogen sind, fühlen<br />

sich nicht angesprochen, wenn es um Stadtteilentwicklung<br />

geht. Man erreicht vielleicht wenige<br />

Sprecher, aber nicht die Menschen dahinter – ein<br />

deutliches Zeichen von Segregation. Jahrzehnte<br />

benachteiligt und sich selbst überlassen, fehlt<br />

die Identifikation mit der Aufnahmegesellschaft<br />

und die Bereitschaft für Engagement. Neuzugereiste<br />

haben schlicht dringlichere Prioritäten wie<br />

Asylverfahren, Sprachkurse, Arbeitssuche, Familienlogistik,<br />

etc., um sich gedanklich auf langfristige<br />

Planungsprojekte einzustellen. Das Vertrauen<br />

in staatliche Machtstrukturen ist meist gering,<br />

schließlich waren diese oft genug Fluchtursache.<br />

Verwaltungen brauchen mehr „Bodenhaftung“ im<br />

Quartier, um Bedarfe zu erkennen. Quartiersmanager,<br />

Botschafter und andere lokale Mittler zwischen<br />

Bedarfen und Möglichkeiten sind hierfür<br />

gut geeignet.<br />

Integration suggeriert Assimilation, aber das Gegenteil<br />

erscheint nötig: Emanzipation.<br />

Zugezogene sind im Schnitt motivierter als Einheimische<br />

und wollen mit den ihnen gegebenen<br />

Möglichkeiten etwas erreichen. Die aktuelle Debatte<br />

betrachtet Integration als Mittel zur möglichst<br />

schnellen Verdeutschung internationaler Vielfalt.<br />

Nicht ausreichend im Fokus stehen die Anerkennung<br />

und Emanzipation von Immigranten und Geflüchteten<br />

als integrale Bestandteile der städtischen Gesellschaft.<br />

Ebenso bedarf es nicht nur einer kulturellen<br />

Öffnung der Behörden, sondern der deutschen<br />

Gesellschaft hin zur Vielfalt. Der Schwerpunkt einer<br />

gesellschaftlichen Identität kann sich bei einer Bevölkerung<br />

mit 25% Migrationshintergrund und 40%<br />

bei Kindern unmöglich um „Verdeutschung“ drehen.<br />

Es ist Zeit, sich zusammenzusetzen und eine gemeinsame<br />

Identitätsdebatte zu beginnen, die zu<br />

einer Innovation des gesellschaftlichen Selbstverständnisses<br />

führt.<br />

Hier sind nicht nur staatliche Institutionen gefragt,<br />

sondern die Köpfe und Herzen aller Deutschen.<br />

Das ist weder einfach noch schnell zu erreichen.<br />

Die Kunst ist es, auf eine neue Situation nicht<br />

mit Rückzug, Feindseligkeit oder Arroganz zu reagieren,<br />

sondern mit Interesse und Forschergeist<br />

(El-Mafaalani, 2018: 91).<br />

Die Zeit präskriptiver Planung ist vorbei.<br />

Der Technokrat, der aus seinem administrativen<br />

Elfenbeinturm heraus weiß, was gut und richtig für<br />

den Stadtteil ist, ist ein Auslaufmodell. Öffentliche<br />

Bekanntmachungen haben nichts mit Partizipation<br />

zu tun (siehe hierzu Arnsteins Leiter der Partizipation,<br />

1969). Städtebauliche Wettbewerbe sind ein<br />

Ansatz, aber das Plenum meist elitär besetzt, ohne<br />

ausreichende Stimme aus dem Stadtteil. Governance<br />

und deliberative Demokratie, ob durch kommunale<br />

oder private Stiftungen Institutionen initiiert<br />

zeigen experimentelle Ansätze, die es auszubauen<br />

gilt. Versagt der Neoliberalismus aufgrund seiner<br />

Struktur und finanzkapitalistischen Ausrichtung in<br />

der Planung (siehe Gunder, 2010), oder schafft er<br />

dadurch auch einen Freiraum, der es ermöglicht<br />

kooperative Planungsarbeit „von unten“ zu bilden,<br />

mit welcher das soziale Kapital der Stadt informell<br />

zurückerobert werden kann (siehe Lefebvre, 2013;<br />

Harvey, 2013; Sandercock, 1998; 2003)?<br />

In diesem Zusammenhang gilt es die Crux der Bürokratie<br />

zu lösen. Die Herausforderungen einer<br />

zunehmend vielfältigen Gesellschaft sind komplex<br />

und können nicht in funktionalen Fachbereichen<br />

abgearbeitet werden, die optimale Lösungen produzieren.<br />

Um das Vertrauen in die Verwaltung nicht<br />

zu verlieren, muss sich die Verwaltung öffnen. Der<br />

Schlüssel zur Bewältigung liegt nicht nur in ressortübergreifendem<br />

Denken und Handeln, sondern<br />

auch in der Fusion öffentlicher und privater Initiativen.<br />

Städtische Gesellschaften, unabhängige<br />

Stabstellen in der Verwaltung und öffentlich-private<br />

Partnerschaften ermöglichen übergreifendes<br />

Denken und schnelleres Handeln. Hierfür sollten<br />

neue Lösungsansätze gefunden werden, welche<br />

die Vorteile beider Strukturen nutzen.<br />

137<br />

ZUSAMMENFASSUNG


138<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Je stärker die Wirtschaftskraft einer Stadt ist,<br />

desto weniger Probleme hat sie mit Zuwanderung.<br />

Das ist keine Überraschung, aber dennoch eine<br />

wichtige Erkenntnis: Wirtschaft braucht Zuwanderung,<br />

Zuwanderer brauchen Arbeitsplätze. Bildung<br />

und Ausbildung bringen beide zusammen und<br />

schaffen Chancen zur strukturellen Vergesellschaftung.<br />

Allerdings kann man mit Investitionen in die<br />

Schaffung sozialen Kapitals keine Renditen berechnen.<br />

Diese entstehen indirekt und sind schwer<br />

messbar. Das widerstrebt kapitalistischem Denken<br />

und kann daher kaum in den Bereich der privaten<br />

Marktwirtschaft fallen. Staatliche Förderprogramme<br />

sind daher Dreh- und Angelpunkt eines jeden<br />

Projektes. Die bereitgestellten Mittel von Bund und<br />

Ländern spiegeln nicht die gesellschaftliche oder<br />

politische Bedeutung des Themas wider. So veranschlagt<br />

etwa der Bundeshaushalt 2019 weniger für<br />

das Programm „Soziale Stadt“ als für Lärmschutzmaßnahmen<br />

an Bundesstraßen.<br />

Die Organisation von Projekten ist eine Herausforderung.<br />

Vor dem Hintergrund knapper finanzieller Mittel<br />

sind Projekte im Wesentlichen auf Ehrenamtliche<br />

angewiesen. Ehrenamtliches Engagement ist extrem<br />

wichtig, jedoch eben leider weder professionell<br />

noch Vollzeit oder kontinuierlich verfügbar.<br />

Migranten und Geflohene haben in der Regel am<br />

Projekt mitgearbeitet oder Einfluss genommen.<br />

Aufgrund anderweitiger Herausforderungen und<br />

Verpflichtungen konnten sie ihre Arbeitskraft allerdings<br />

nicht wie gewünscht bzw. erhofft einbringen.<br />

Als entscheidende Erfolgsfaktoren für die<br />

teilnehmenden Projekte wurden daher mehrfach<br />

Manager (Kümmerer) vor Ort für Professionalität<br />

und Kontinuität in der Mitarbeit genannt.<br />

Erfahrungsaustausch ist wichtig.<br />

aus der Ökologie, die Transformationsprozesse in<br />

Ökosystemen beschreibt. In vitalen Ökosystemen<br />

entstehen selbstregulierende adaptive Zyklen in<br />

verschiedenen Sphären, von Mikro über Meso bis<br />

zur Makrosphäre. Jeder Zyklus ist in sich selbstständig<br />

und lernfähig, aber eingebettet in größere<br />

und kleinere Abhängigkeiten (Gunderson & Holling,<br />

2001). Es gibt durchaus Analogien zum Thema:<br />

Die Ungleichheiten des globalen Systems resultieren<br />

in Migration. Diese globale Migration führt in<br />

gesättigte urbane Systeme.<br />

In relativ kurzen Zeiträumen können auf lokaler<br />

Ebene durch Impulse von Migranten kreative Umstrukturierungen<br />

entstehen, welche das urbane<br />

Leben anreichern.<br />

Diese Phase ist entscheidend, nicht nur für die Zukunft<br />

des urbanen Systems, und bedarf der sozialer<br />

Investitionen, um das soziale Potential zu aktivieren<br />

und zu lenken. So entstehen Synergien von<br />

Erfahrung und Entwicklung, welche die lokale Ebene<br />

neu strukturieren. Reichere sozialkapitalstarke<br />

Stadtteile bilden eine höhere urbane Resilienz der<br />

gesamten Stadt. In Summe können lokale Veränderungen<br />

das nationale System beeinflussen, welches<br />

sich dadurch ebenfalls von unten nach oben justiert<br />

und sich in einer verändernden Welt besser positionieren<br />

kann. Es entsteht ein adaptiver Zyklus, der<br />

globale Impulse lokal entwickelt, um sich national<br />

gestärkt global zu positionieren. Aus meiner Sicht<br />

sind daher Segregation und Assimilation nicht nur<br />

menschenunwürdig, sondern gesellschaftlich (und<br />

wirtschaftlich) eine vertane Chance. Verantwortliche<br />

Investitionen in emanzipierendes Sozialkapital<br />

führt zu gesellschaftlichem Gewinn. Deshalb plädiere<br />

ich für mehr Innovation und weniger Integration.<br />

Sämtliche Projekte haben Pilotcharakter mit extrem<br />

steilen Lernkurven. Leider stehen sie in so gut<br />

wie keinem Austausch untereinander – aus Fehlern<br />

der Einen lernen nicht die Anderen und auch Synergien<br />

bleiben aus. Eine gemeinsame Plattform<br />

mit entsprechendem Netzwerk könnte die Wirkung<br />

dieser und weiterer Projekte deutlich steigern. Es<br />

könnten sich vernetzte Berater herausbilden, die<br />

neue Projekte erfolgreich begleiten, um aus experimentellen<br />

Pilotprojekten Leuchtturmprojekte zu<br />

machen.<br />

Ein Ausblick<br />

Während meiner Forschung habe ich festgestellt,<br />

dass die Verbindung von Migration und Planung<br />

einen sphärenübergreifenden Kreislauf bildet, der<br />

über lokale Veränderungen weit hinausgeht. Dieser<br />

Gedanke ist angelehnt an eine Betrachtung<br />

Thorsten Dettmer<br />

Thorsten Dettmer ist Architekt (TU Lund in Schweden) und ist nach ein paar Jahren<br />

in einem großen Architekturbüro 2003 zur Bauaufsicht Frankfurt gewechselt, wo er<br />

als Abteilungsleiter die „Flüchtlingskrise“ miterlebte. Diese fiel zusammen mit seinem<br />

Wunsch nach Veränderung und bewegte ihn zu einem Doktorandenstudium im Bereich<br />

Migration und Stadtentwicklung an der University of Auckland in Neuseeland.


Arnstein, S. R. (1969) A Ladder of Citizen Participation. Journal of the American Institute of Planners 35(4): 216-224<br />

Biebricher, T. (2011) The Biopolitics of Ordoliberalism. Foucault Studies 12: 171-191<br />

Bonefeld, W. (2012) Freedom and the Strong State: On German Ordoliberalism. New Political Economy 17(5): 633-656<br />

Brenner, N. (2011) Global cities, glocal states: global city formation and state territorial restructuring in contemporary Europe.<br />

Review of International Political Economy 5(1): 1-37<br />

Czaika, M. & de Haas, H. (2014) The Globalization of Migration: Has the World Become More Migratory? International<br />

Migration Review 48(2): 283-323<br />

Destatis (2017) https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Migration-Integration/Tabellen/<br />

migrationshintergrund-alter.html;jsessionid=89A56003601C3D47E95B7441DA3FA776.internet711, accessed 21/06/2019<br />

El-Mafaalani, A. (2018) Das Integrationsparadox – Warum gelungene Integration zu mehr Konflikten führt. Köln, Kiepenheuer<br />

& Witsch<br />

Foucault, M. & Senellart, M. (20<strong>08</strong>) The birth of biopolitics: lectures at the Collège de France, 1978-79. Basingstoke, Palgrave<br />

Macmillan.<br />

Gaitanides, S. (2011) Gegen den populistischen Trend: Potenziale der Zuwanderung erkennen und fördern auf dem Wege zu<br />

einer ressourcenorientierten und partizipativen Sozialen Arbeit in der Einwanderungsgesellschaft. Theorie und Praxis der Sozialen<br />

Arbeit (TUP) 3: 192-199<br />

Gaitanides, S. (2012) Vortrag auf der Tagung „Integration fördern – mehr Partizipation wagen“ der Arbeitsgemeinschaft<br />

Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge in Niedersachsen (amfn) am 24.11.2012, Hannover<br />

Gunder, M. (2010) Planning as the ideology of (neoliberal) space. Planning Theory 9(4): 298-314<br />

Gunderson, L. H. and Holling, C. S. (2001) Panarchy - Understanding Transformations in Human and Natural Systems.<br />

Washington DC, Island Press<br />

Hall, P. A., & Soskice, D. W. (2001). Varieties of capitalism: the institutional foundations of comparative advantage. Oxford,<br />

Oxford University Press<br />

Harvey, D. (2007) A Brief History of Neoliberalism. Oxford, Oxford University Press<br />

Harvey, D. (2013) Rebel cities: from the right to the city to the urban revolution. London, Verso<br />

Hayek, F. A. (1979) Wissenschaft und Sozialismus. Aufsätze zur Sozialismuskritik. Tübingen, Mohr Siebeck<br />

Hirst, P. & Thompson, G. (2009) Globalization in Question. Cambridge, Polity Press<br />

Kuppinger, P. (2014) A Neighborhood Shopping Street and the Making of Urban Cultures and Economies in Germany. City &<br />

Community 13(2): 140-157<br />

Kurthen, H. (1995) Germany at the Crossroads: National Identity and the Challenges of Immigration. The International Migration Review<br />

29(4): 914-938<br />

Liebeschuetz, J. (2015) East and West in Late Antiquity – Invasion, Settlement, Ethnogenesis and Conflicts of Religion. Leiden, Brill<br />

Lorch, A (2017) Die Gesellschaftstheorie der Sozialen Marktwirtschaft - Eine kritische Reflexion der normativen Grundlagen des Ordoliberalismus.<br />

Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik 18(1): 38-57<br />

Oliver, H. M. (1960) German Neoliberalism. The Quarterly Journal of Economics. 74(1): 117-149<br />

Purcell M. (2009) Resisting Neoliberalization: Communicative Planning or Counter-Hegemonic Movements. Planning Theory 8(2):<br />

140–165<br />

Purcell, M. (2003) Citizenship and the Right to the Global City: Reimagining the Capitalist World Order. International Journal of Urban<br />

and Regional Research 27(3): 564-590<br />

Rittel, H. W. J. and Webber, M. (1973) Planning Problems are Wicked Problems. Policy Sciences (4): 155-169<br />

Robertson, R. (1994) Globalisation or Glocalisation? Journal of International Communication 1, 33–52.<br />

Robertson, R. (1995) Glocalization: time-space and homogeneity-heterogeneity. In: Featherstone, M., Lash, S. & Robertson, R. (eds.)<br />

Global Modernities. Sage, London.<br />

Röpke, W. (1950) Maß und Mitte. Zuerich, E. Rentsch<br />

Rosenstock, E. (1970) Der Volksname Deutsch. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft<br />

Sandercock, L. (1998) Towards Cosmopolis: Planning for Multicultural Cities. New York, Wiley & Sons<br />

Sandercock, L. (2003) Cosmopolis II: Mongrel Cities of the 21st Century. London, Continuum<br />

Sassen, S. (2001) The Global City. Princeton, Princeton University Press<br />

Sassen, S. (2006) Territory - Authority – Rights: From Medieval to Global Assemblages. Princeton, Princeton University Press<br />

Saunders, D. (2013) Arrival City: Die neue Völkerwanderung. München, Pantheon Verlag<br />

Schuster, L. (2003) The Use and Abuse of Political Asylum in Britain and Germany. London, Frank Cass Publishers<br />

Somma, A. (2013) Private Law as Biopolitics: Ordoliberalism, Social Market Economy, and the Public Dimension of Contract. Law and<br />

Contemporary Problems 76(2): 105-116<br />

Zweynert, J. (2013) How German is German neo-liberalism? The Review of Austrian Economics 26(2): 109–125<br />

139<br />

ZUSAMMENFASSUNG


Laura Sportelli, Verena von Ohlen<br />

140<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Nieheim vs. Altena - Evaluation<br />

Am 20. November fand im Rathaus Nieheim ein Evaluationsworkshop zu den<br />

Projekten „Heimatwerker“ in Nieheim und „Freiheit26“ in Altena statt. Hier kamen<br />

zu zahlreichen Themen hilfreiche Ergebnisse und Erfahrungen zusammen,<br />

die rückblickend Erfolge und Fehler der Projektprozesse darstellen und für zukünftige<br />

Projekte eine Hilfestellung sein können.<br />

Förderdimensionen<br />

Das Projekt "Heimatwerker" als auch das Projekt<br />

"Freiheit26" wurden durch das Landesprogramm<br />

„Hilfen im Städtebau für Kommunen zur Integration<br />

von Geflüchteten“ finanziert. Die Fördersumme des<br />

Projektes „Freiheit26“ betrug 488.000€. Im Antrag<br />

wurde mit mehr Arbeitsstunden der Geflüchteten kalkuliert<br />

als real geleistet wurden, daher überstieg das<br />

Projekt das geplante Budget. Das zusätzlich benötigte<br />

Geld für die Fertigstellung wird nun von der Stadt aufgefangen.<br />

Die Fördersumme beim Nieheimer Projekt<br />

wird dagegen voraussichtlich nicht überschritten.<br />

Insgesamt werden die Förderrichtlinien allerdings als<br />

unflexibel wahrgenommen und der Förderzeitraum<br />

zu kurzfristig und zu spät eingestuft, um viele Geflüchtete<br />

in den Arbeitsmarkt zu integrieren.<br />

Einbindung von Handwerksbetrieben<br />

In der Ausschreibung für die beteiligten Handwerksbetriebe<br />

in Altena wurde verankert, dass die Geflüchteten<br />

bei den Arbeiten mitwirken sollen. Die Betriebe<br />

haben dauerhaft mit einem Geflüchteten kalkuliert<br />

und konnten die geleisteten Stunden aus der Rechnung<br />

ausklammern. Die Arbeitsleistungen der Geflüchteten<br />

waren Zuarbeiten und der Aspekt der Qualifizierung<br />

war dadurch stark beschränkt. Der Fokus bei den<br />

Geflüchteten lag vorwiegend auf dem Erlernen der<br />

Sprache und dem Ausbau sozialer Kontakte.<br />

In Nieheim wurde ein Grundkurs Holz für 20 Geflüchtete<br />

an zehn Terminen angeboten, der gut angenommen<br />

wurde. Eine Fortsetzung konnte aufgrund fehlender<br />

Helfer*innen nicht angeboten werden.<br />

Beteiligung, Anreize und Mehrwert für<br />

die Geflüchteten<br />

0,80€ und ein monatliches Nahverkehrsticket bezahlt.<br />

Die Menschen kamen mit sehr unterschiedlichen<br />

Motivationen, Zielen und Prioritäten. Daher wurden<br />

oft Sprachkurse und andere Maßnahmen dem<br />

Projekt vorgezogen, da vor allem der Spracherwerb<br />

für viele das wichtigste Ziel nach der Ankunft in<br />

Deutschland ist. In Nieheim wurde versucht die Tage<br />

der Sprachkurse mit den Baustellentagen abzugleichen,<br />

um beides zu ermöglichen. Die Koordinierung<br />

war im Verlauf des Projekt nicht immer gegeben.<br />

Darüber hinaus besitzt nicht jede*r das Ziel in Zukunft<br />

eine handwerkliche Ausbildung zu absolvieren bzw.<br />

handwerklich zu arbeiten. Daher könnte eine Abfrage<br />

der Vorstellungen und Wunschperspektiven bei<br />

den Geflüchteten eine Aufteilung ermöglichen. Zum<br />

einen könnten die Flüchtlinge rein ehrenamtlich mitarbeiten<br />

und andere, die ihre Perspektive durchaus<br />

in dem entsprechenden Gewerbe (Bausektor) sehen,<br />

nutzen die Möglichkeit in Form einer Fortbildung.<br />

Eine Herausforderung am Hausprojekt in Nieheim<br />

war außerdem die hohe Fluktuation der Geflüchteten.<br />

Geflüchtete, die durch das Projekt viel lernten und<br />

eine Ausbildung beginnen konnten, fielen als Helfer<br />

für das Projekt weg, jedoch ist diese Entwicklung für<br />

die Geflüchteten natürlich positiv zu bewerten. Fortzug<br />

und Abschiebungen haben den Helfermangel zusätzlich<br />

beeinflusst.<br />

Anreize für Frauen sind durch die spezifisch adressierte<br />

Einladung von weiblichen Studierenden zu einem<br />

Textilworkshop erfolgt. Die gezielte Ansprache<br />

von weiblichen Geflüchteten wurde erst im Laufe des<br />

Projektes ergänzt. Wichtige Erkenntnis bezüglich des<br />

Mehrwertes für die Teilnehmer ist die wünschenswerte<br />

Verknüpfung des Projektes mit einer offiziellen<br />

berufsqualifizierenden Maßnahme durch einen Bildungsträger.Die<br />

"Muskelhypothek" der Geflüchteten<br />

belief sich insgesamt auf über 5.000 Stunden.<br />

Die Teilnahme von Geflüchteten bei den Projekten<br />

war aus weiteren Gründen relativ gering. Das ursprüngliche<br />

Ziel, den Geflüchteten eine offizielle Berufsqualifizierung<br />

in Aussicht zu stellen konnte nicht<br />

erreicht werden, da keine Beschäftigung in einem<br />

Betrieb oder einer Bildungseinrichtung vorlag. In Nieheim<br />

konnte im Verlauf des Projektes eine Aufwandsentschädigung<br />

von 1,50€ bezahlt werden. Hingegen<br />

in Altena wurde eine Aufwandsentschädigung von<br />

Einbezug der Zivilgesellschaft<br />

In Altena sollten ursprünglich Ehrenamtliche die bauliche<br />

Betreuung des Projektes übernehmen. Das ist<br />

nicht gelungen, da die vielen engagierten Personen<br />

bereits mit sozialen Hilfeleistungen ausgelastet sind<br />

und sich die Motivation meistens eher auf Einzelfälle<br />

bezieht als auf körperliche Arbeit. Ehrenamtliche<br />

Helfer werden vor allem bei der Nutzung des Hauses


elevant, da es bereits bei vielen bestehenden Projekten,<br />

Gruppen und Kursen beliebt ist. Um ein Konkurrenzdenken<br />

zwischen existierenden starken Strukturen<br />

und dem Projekt zu verhindern, wird in Altena auf<br />

den Aufbau eines Vereins verzichtet.<br />

Auch in Nieheim hat die Einbindung des Ehrenamts<br />

in den Umbau, trotz großen Engagements in der Bevölkerung<br />

nicht in erhofftem Maße funktioniert. Neue<br />

Ehrenamtliche Helfer*innen konnten hier durch die<br />

Kooperation mit der Hochschule gewonnen werden.<br />

Eine wichtige übergreifende Erkenntnis ist, falls wichtige<br />

bauliche oder soziale Aufgaben nicht von Ehrenamtlichen<br />

übernommen werden, müssten Hauptamtliche<br />

mit entsprechenden fachlichen Hintergründen<br />

im Projekt eingestellt werden, die die Geflüchteten<br />

konkret beraten können.<br />

Berichterstattung in der Presse<br />

Die Berichterstattung ist ein wichtiger Faktor um Akzeptanz<br />

für das Projekt in der Stadtgesellschaft zu<br />

fördern. Eine frühe Einbindung ist hier förderlich.<br />

In Altena gab es einen klaren Unterschied zwischen<br />

(über-)regionaler und Lokalpresse, da die überregionalen<br />

Beiträge vor allem durch Preise und allgemeine<br />

Berichte über die Integrationsarbeit in Altena<br />

geprägt waren und daher entsprechend positiver<br />

ausfielen als die persönlich geprägte Berichterstattung<br />

der Lokalreporter.<br />

In Nieheim ist die Lokal- sowie Fachpresse vor allem<br />

an der Zusammenarbeit von Geflüchteten und Studierenden<br />

sowie am Potenzial des Zuzugs für den<br />

ländlichen Raum interessiert. Die Reaktionen waren,<br />

außer in den sozialen Medien, insgesamt positiv. Aufmerksamkeit<br />

erhielt Nieheim auch durch das Projekt<br />

„making heimat“ auf der internationalen Architekturausstellung<br />

in Venedig.<br />

Wahrnehmung durch die Stadtgesellschaft<br />

Im Verlaufe des Projektes wurde deutlich, dass die<br />

Projektarbeit und vor allem der Einsatz von Fördergeldern<br />

zur Errichtung von Infrastrukturen für Geflüchtete<br />

ein brisantes Thema ist. In Altena sowie in<br />

Nieheim überwogen zu Anfang Skepsis, Vorurteile<br />

und Kritik vor allem aus der direkten Nachbarschaft.<br />

Das Bild hat sich in Nieheim mittlerweile zu Unterstützung<br />

und Interesse gewandelt, doch das Engagement<br />

durch Nieheimer*innen ist immer noch gering.<br />

Die Einladung an die Nachbarschaft auf die Baustelle<br />

oder zu einer Informationsveranstaltung zu Projektbeginn<br />

zu kommen hat sich positiv auf die Wahrnehmung<br />

der Bürger*innen ausgewirkt. Die Einsehbarkeit<br />

des Projektes trägt positiv zur Kommunikation<br />

nach außen bei und weckt besonders bei Gästen der<br />

Stadt Interesse.<br />

In Altena besteht insgesamt wenig Interesse am Projekt.<br />

Mittlerweile wird vor allem hinterfragt, warum<br />

das Haus angeblich kaum genutzt werde. Dabei gibt<br />

es derzeit viele Nutzungsanfragen von Vereinen und<br />

Gruppen. Um Vorurteile einzudämmen sollten Stadtgesellschaft<br />

und Presse von Beginn an umfassend über<br />

das Projekt informiert und daran beteiligt werden.<br />

Rolle der Technischen Hochschule OWL<br />

Die Studierenden haben zum Teil körperliche Arbeiten<br />

übernommen und waren eine Unterstützung und<br />

eine Art „geistige Hypothek“ neben der Muskelhypothek.<br />

Von Seiten der Studierenden wurden die<br />

Themen „baukulturelle Bedeutung von Leerstand in<br />

ländlichen Räumen“, „Fluchtzuwanderung als Chance<br />

für Wachstum und Arbeitsmarktentwicklung“, Bestandsanalysen,<br />

Innenraumgestaltung, Evaluation<br />

aber auch Entwürfe und Konzepte in verschiedenen<br />

Phasen des Projektes durch Seminare und Wahlpflichtfächer<br />

behandelt.<br />

Engere Beziehungen zwischen Studierenden und Geflüchteten<br />

sind auf Grund der weiten Distanzen und<br />

fehlender Kontinuität nicht entstanden, im Gegensatz<br />

zu Freundschaften zwischen den Geflüchteten.<br />

Alles in allem summieren sich die "Muskel- und geistige<br />

Hypothek" auf über 6.500 Stunden.<br />

Etablierung langfristiger Nutzungsstrukturen<br />

Die Nutzung der Gebäude nach Fertigstellung der<br />

Baumaßnahmen ist ein wichtiges Thema, das frühzeitig<br />

mitgedacht werden sollte. Auch der weitere<br />

Betrieb und die Verwaltung ist noch unklar. Bis das<br />

Haus in Nieheim nach 10 Jahren wieder ins Eigentum<br />

der Erbengemeinschaft übergeht, gibt es Überlegungen<br />

aus dem Verein heraus einen Hausmeister mit<br />

der Verwaltung zu betrauen. In Altena wurden auch<br />

städtische Nutzungen, wie das Touristeninformationsbüro<br />

und eine Sprechstunde des Integrationsbüros<br />

im Haus untergebracht.<br />

Die Funktion als Begegnungsort unterschiedlicher<br />

Bevölkerungsgruppen ist in Altena noch nicht gegeben.<br />

Es gestaltet sich schwierig Formate für Alt-Bürger<br />

und Neu-Bürger gleichermaßen zu finden und der<br />

Mangel an freiwilligen Verantwortlichen erschwert<br />

den Betrieb als offenen Raum. Aufgrund der starken<br />

Vereinskultur in Nieheim kann hier eine sinnvolle Nutzung<br />

voraussichtlich gut organisiert werden.<br />

Die Studierenden der Hochschule OWL haben sich mit<br />

der Frage der zukünftigen Nutzung in Nieheim nach<br />

Fertigstellung beschäftigt. Vor allem die Werkstatt<br />

erregt viel Interesse, daher ist eine Nutzung als Textilwerkstatt<br />

und Kleiderkammer denkbar und vor allem<br />

Angebote für Frauen und Mädchen nicht unwahrscheinlich.<br />

Die erfolgte Evaluation beider Pilotprojekte bietet die<br />

Möglichkeit Erfahrungen an zukünftige Projekte ähnlicher<br />

Art zu kommunizieren und auch konkrete Hinweise<br />

bezüglich der handwerklichen Umsetzung und<br />

Möglichkeiten zur Weiternutzung der vorhandenen<br />

Geräte zusammenzustellen.<br />

141<br />

ZUSAMMENFASSUNG


Vectorworks Educational Version<br />

Vectorworks Educational Version<br />

Prof. Oliver Hall, Martina Nering<br />

142<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Teilnahme beim Deutschen Landbaukulturpreis<br />

Heimatwerker.NRW Nieheim<br />

Das Modellprojekt Heimatwerker.NRW wurde von der Stadt Nieheim und den<br />

Projektpartnern im Jahr <strong>2020</strong> als Beitrag zum Deutschen Landbaukulturpreis<br />

eingereicht. Das Ergebnis der Jurysitzung stand zum Zeitpunkt dieses Artikels<br />

noch aus. Die Einreichung umfasst einen Bericht über den Projektverlauf von<br />

Anlass und Zielsetzung bis zur Fertigstellung.<br />

Luftbild Nieheim<br />

Quelle: https://www.hso-nrw.de/Bilder/Bilderpool/denkmal_des_Monats/Gross/denkmal_des_Monats-pi-x-el-237096722.jpg<br />

Anlass und Zielsetzung<br />

Nieheim ist eine kleine Stadt in Ostwestfalen. Ihre<br />

gerade mal rund 6000 Köpfe zählende Bürgerschaft<br />

lebt in einer reizvollen, weitgehend unberührten<br />

Hügellandschaft zwischen Weser und Eggegebirge.<br />

Abwanderung, Leerstand und zerfallende Fachwerkgebäude<br />

sind keine unbekannten Phänomene im<br />

hübschen, noch immer mittelalterlich strukturierten<br />

Ortszentrum. Hier und in vielen weiteren pittoresken<br />

Altstädten landauf landab gibt es immer mehr<br />

dieser leerstehenden Häuser, die das Stadtbild trüben.<br />

Das hier vorgestellte Gebäude ist eines jener<br />

Ortsbild prägenden Ackerbürgerhäuser, die nur<br />

noch schwierig zu nutzen sind, da kaum noch Äcker<br />

bestellende Bürger in den Städten leben, diese aber<br />

als Einfamilienhaus viel zu groß sind und demzufolge<br />

ungenutzt leer stehen.<br />

Als 2015 mit dem Flüchtlingsstrom die Kommunen<br />

Unterbringungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten<br />

für Migranten suchten entstand die Idee zu dem Modellprojekt<br />

Heimatwerker.NRW: Das leerstehende<br />

Ackerbürgerhaus im historischen Ortskern wurde<br />

mit vereinten Kräften von Geflüchteten, Studierenden<br />

der Technischen Hochschule OWL und Anwohnern<br />

saniert. Während des Umbaus der Immobilie<br />

erwarben die Projektteilnehmer*innen auf der Baustelle<br />

und in begleitenden Kursen handwerkliche<br />

Kenntnisse, die z.B. für die Qualifizierung im Bau-


143<br />

Ansicht Süden M 1:100<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Heimatwerker.NRW ist somit ein Pilotprojekt zur Integration<br />

von Flüchtlingen auf dem Land, aber auch<br />

zur Bekämpfung des teilweise stadtbildprägenden<br />

Leerstands in historischen Ortskernen. Das betrifft<br />

v.a. die sog. Ackerbürgerhäuser, die ehemals multifunktional<br />

genutzt wurden zum Wohnen, zur Unterbringung<br />

von Vieh und Lagern von Heu. Dieser<br />

Archetyp findet sich tausendfach in deutschen Kleinstädten,<br />

meist aber als Leerstand. Das Pilotprojekt<br />

zeigt, dass mit der Gemeinbedarfsnutzung nicht nur<br />

das Gebäude sinnvoll revitalisiert wird, sondern als<br />

öffentlicher „dritter“ Ort auch eine Vitalisierung des<br />

historischen Stadtkerns der ehemaligen Ackerbürgerstadt<br />

einhergeht.<br />

Historischer Ortskern Nieheim / Heimatwerker (rot)<br />

gewerbe nützlich sind. Bei der Umsetzung wurden<br />

sie fachkundig durch Architekten und Bauleiter mit<br />

sozialer Kompetenz angeleitet.<br />

Nach Fertigstellung des Umbaus wird das offene<br />

Haus nun von allen Bewohner*innen der Stadt Nieheim<br />

weiterhin für handwerkliche und kreative Tätigkeiten<br />

sowie für andere gemeinschaftliche Zwecke<br />

genutzt. Es entstand ein Begegnungsort der<br />

Kulturen, im Erdgeschoss ein Raum für Sprachkurse,<br />

eine Gemeinschaftsküche, im rückwärtigen ehemaligen<br />

Stall eine Caritas Kleiderstube mit Textilwerkstatt,<br />

im niedrigen Zwischengeschoss eine Bibliothek,<br />

ein Mädchenzimmer und Lagerräume, in den<br />

Garagen eine Lehr- und Fahrradwerkstatt, der Hof<br />

und Garten werden für Veranstaltungen, zum Werken<br />

und zur Selbstversorgung genutzt. Der Betrieb<br />

wird durch die Caritas Kleiderstube, die AWO Beratungsstelle,<br />

und demnächst die VHS sichergestellt.<br />

Die Hochschule nutzt das Haus für regelmäßige interkulturelle<br />

Veranstaltungen und Seminare.<br />

Das Projekt ist ein integratives Real-Labor: gemeinsam<br />

mit Studierenden und Anwohnern entwickelten<br />

und bauten die Geflüchteten einen Ort, der später<br />

einmal ihre Heimat werden könnte, deshalb der Projektname<br />

„Heimatwerker“.<br />

Der Materialeinsatz war geprägt von Sparsamkeit,<br />

Nachhaltigkeit, einfacher Handhabung für Laien,<br />

aber auch von baubiologischen Produkten, wie<br />

Lehmputz und Holz. Notwendige Ertüchtigungen<br />

des Fachwerks werden offen gezeigt, wie die aussteifende<br />

Stahlkonstruktion mit Brücke in der Diele.<br />

Fertigstellung<br />

Projektpartner der „Heimatwerker Nieheim“ sind<br />

die Stadt Nieheim, die Technische Hochschule OWL<br />

mit ihrem Forschungsschwerpunkt <strong>urbanLab</strong> und<br />

Konzeptmerkmale<br />

Fotos © Copyright 2017 - StadtBauKultur NRW e.V.<br />

Fotograf: Sebastian Becker


VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION<br />

144<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

die Landesinitiative StadtBauKultur NRW (heute<br />

Baukultur Nordrhein-Westfalen), sowie Dr. Holger<br />

Pump Uhlmann und die bauleitenden Architekten<br />

Friedhelm Dütting und Roman Läsker.<br />

Das Konzept wurde in einer Projektwoche im Jahr<br />

2016 partizipativ entwickelt, an der rund 50 Personen<br />

mitwirkten, Geflüchtete, Studierende, Schüler,<br />

ehrenamtlich aktive Nieheimer. Die Technische<br />

Hochschule OWL nahm mit insgesamt 9 Lehrgebieten<br />

an den Planungs- und Sanierungsarbeiten teil,<br />

koordiniert vom Forschungsschwerpunkt <strong>urbanLab</strong>.<br />

Beteiligt waren Studierende der Architektur, Innenarchitektur,<br />

Stadtplanung und Bauingenieurwesen,<br />

die als „Heimatwerker“ Ideen einbrachten, Pläne<br />

zeichneten, Praxiserfahrung sammelten und an den<br />

Forschungsarbeiten mitwirkten.<br />

Wichtigster Bestandteil des Projektes war die Qualifizierung<br />

von Geflüchteten, die in interkulturellen<br />

Workshops mit Studierenden und Nachbarn bereits<br />

an der Planung mitwirkten und danach als Baustellenhilfen<br />

tätig waren. Für die Durchführung der<br />

Bauarbeiten wurden zwei mit der Sanierung von<br />

Garten<br />

Stall/<br />

Kleiderstube<br />

Garage/Werkstatt<br />

WC<br />

WC<br />

Hof/ Veranstaltungen<br />

Küche<br />

Stube/<br />

Beratungsbüro<br />

Diele/ Saal<br />

Parken<br />

Lüttgestraße<br />

Grundriss Erdgeschoss o.M.


historischen Bauwerken und in der Anleitung von<br />

handwerklichem Nachwuchs erfahrene Architekten<br />

beauftragt, unterstützt von einem Bauleiter, der als<br />

Handwerksmeister mit Fachkenntnissen und durch<br />

seinen eigenen Migrationshintergrund mit den Kulturen<br />

der beteiligten Geflüchteten vertraut war und<br />

somit den sozialen Herausforderungen auf der Baustelle<br />

begegnen konnte.<br />

145<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Fotos © Copyright 2017 - StadtBauKultur NRW e.V.<br />

Fotograf: Sebastian Becker<br />

Schnitt C-C M 1:100<br />

Ansicht Osten M 1:100<br />

Dütting & Läsker Architekturbüro/ Detmold


146<br />

ZUSAMMENFASSUNG


147<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Fotos © Copyright 2017 - StadtBauKultur NRW e.V. , Fotograf: Sebastian Becker


148<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Mit Eröffnung am 16.10.2019 durch die Regierungspräsidentin<br />

Marianne Thomann-Stahl wurden die<br />

Bauarbeiten fertiggestellt. Das Pilotprojekt der Gemeinbedarfsnutzung<br />

hat eine Gesamtlaufzeit von 10<br />

Jahren und soll bei Erfolg auch auf andere Kommunen<br />

übertragen werden.<br />

Es ist weniger der fertige Bau, sondern vielmehr der<br />

Weg des gemeinschaftlich angelegten Handelns das<br />

eigentliche Ziel des Projekts gewesen. Neben der<br />

Stadtbildpflege mit einem wieder strahlenden und<br />

belebten Haus liefert das Prozesshafte mit den zahlreichen<br />

Beteiligten die eigentlich wichtigen Erkenntnisse.<br />

Fotos © Copyright 2017 - StadtBauKultur NRW e.V. ,Fotograf: Sebastian Becker<br />

Weitere Informationen auf https://heimatwerker.nrw


149<br />

ZUSAMMENFASSUNG


IMPRESSUM<br />

150<br />

IMPRESSUM<br />

FORSCHUNGSPROJEKTE<br />

KONFERENZEN & FORTBILDUNGEN<br />

MACHBARKEITSSTUDIEN<br />

MAGAZIN & VERÖFFENTLICHUNGEN<br />

REALLABORE<br />

WETTBEWERBE<br />

Besuchen Sie unsere Website:<br />

www.th-owl.de/urbanlab<br />

Beteiligte Lehrgebiete<br />

Herausgeberin<br />

Stadtplanung & städtebauliches Entwerfen<br />

Prof. Dipl.-Ing. Oliver Hall<br />

Verena von Ohlen , Sandra Marin, Laura Sportelli<br />

Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe<br />

Forschungsschwerpunkt <strong>urbanLab</strong><br />

Emilienstraße 45, D-32756 Detmold<br />

Landschaftsarchitektur & Entwerfen<br />

Prof.'in Dipl.-Ing.'in Kathrin Volk<br />

CAAD | Computer Aided Architectural Design<br />

Prof. Dipl.-Ing. Hans Sachs<br />

<strong>urbanLab</strong>@th-owl.de - www.th-owl.de/urbanlab<br />

Verantwortlich (<strong>Magazin</strong>)<br />

Prof. Dipl.-Ing. Oliver Hall<br />

Johanna Julia Dorf (Projektleitung Wissenstransfer)<br />

Planungsbezogene Soziologie, Planungstheorie<br />

und -Methodik<br />

Prof. Dr. rer. pol. Reiner Staubach<br />

Bauphysik<br />

Prof.'in Dr. Dipl.-Ing'in Susanne Schwickert<br />

Studentische Redaktion, Layout & Grafik<br />

Verena von Ohlen, Sandra Marin, Laura Sportelli<br />

Abbildungen<br />

Die Abbildungen sind, soweit nicht anders gekennzeichnet,<br />

Eigentum der jeweiligen Verfasser. Cover: Linda Bögelein<br />

Kontextuelles Entwerfen<br />

Prof. ir. Michel Melenhorst<br />

Möbelentwicklung<br />

Prof.'in Iris Baum<br />

Entwerfen von Räumen und Einrichtungen,<br />

Schwerpunkt Wohnen<br />

Prof.'in Dipl.-Ing.'in Sandra Bruns<br />

Detmolder Campus Agentur<br />

M.A. Ricarda Jacobi, M.A. Eva Bartenbach<br />

Hinweis<br />

Einige Artikel in diesem <strong>Magazin</strong> verwenden das generische<br />

Maskulin und verzichten auf eine gendergerechte<br />

Schreibweise. Wir möchten betonen, dass mit Begriffen im<br />

generischen Maskulin gleichermaßen männliche, weibliche<br />

und diverse Personen gemeint sind.<br />

Projektpartner


180907_<strong>Magazin</strong>04 Coverumschlag.indd 1 07.09.18 15:38<br />

26.03.18 11:27<br />

MEHR VON UNS:<br />

Kein <strong>Magazin</strong><br />

X mehr verpassen.<br />

FACHZEITSCHRIFT FÜR STADT- & REGIONALPLANUNG<br />

Ausgabe 03 | März 2018<br />

MAGAZIN<br />

FACHZEITSCHRIFT FÜR STADT- & REGIONALPLANUNG<br />

Ausgabe 04 | September 2018<br />

MAGAZIN<br />

Was ist<br />

Heimat?<br />

Ministerin<br />

Ina Scharrenbach<br />

MHKBG NRW<br />

Heimat<br />

gestalten<br />

Ministerin<br />

Neue »Heimat«?<br />

Prof. Dr. Klaus Selle<br />

Ina Scharrenbach<br />

MHKBG NRW<br />

Das Dorf<br />

von Morgen<br />

Gerhard Matzig<br />

Süddeutsche Zeitung<br />

Gemeinsinn,<br />

Verantwortung,<br />

Heimat<br />

Dr. Gregor Gysi<br />

Web:<br />

3 MAGAZIN Regionale Netzwerke<br />

Das Neue<br />

UrbanLand<br />

REGIONALE 2022<br />

Interview mit der<br />

OWL GmbH und<br />

Urban Catalyst<br />

Print:<br />

Web:<br />

REGIONALE NETZWERKE<br />

Das <strong>urbanLab</strong> ist ein Forschungsschwerpunkt der Fachbereiche<br />

WACHSTUM.<br />

1 (Detmolder Schule für Architektur<br />

KOOPERATION.<br />

und Innenarchitektur), 3<br />

TRANSFORMATION.<br />

(Bauingenieurwesen) und 9 (Landschaftsarchitektur und Umweltplanung)<br />

der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. in der Region - Dokumentation des internationalen<br />

Neue Wohnraumangebote<br />

NRW.BANK Studierendenwettbewerbs und des dazugehörigen NRW.Symposiums 2017<br />

4 MAGAZIN Heimat planen<br />

HEIMAT PLANEN<br />

IDENTIFIKATION. PARTIZIPATION. INTEGRATION<br />

Dokumentation der 13. Bielefelder Stadtentwicklungstage und des 11. Regionalen Salons<br />

FACHZEITSCHRIFT FÜR STADT- & REGIONALPLANUNG<br />

AUSGABE 05 | SEPTEMBER 2019<br />

MAGAZIN<br />

STADT & LAND. Kein Platz mehr?<br />

Barbara Ettinger-Brinckmann<br />

STRUKTUREN & AKTEURE. Wege zum<br />

bezahlbaren Bauen und Wohnen<br />

Eva Stelzner<br />

ZUKUNFTSVISION. Stadt Land Quartier<br />

Erkenntnisse aus dem Wettbewerb<br />

Prof. Oliver Hall, Marcel Cardinali<br />

STADT LAND QUARTIER<br />

ZWISCHEN REALITÄT UND ZUKUNFTSVISION<br />

Mit Dokumentation des Studierendenwettbewerbs Stadt Land Quartier in Kooperation mit der<br />

Wohnungswirtschaft Ostwestfalen-Lippe und des 14. Bielefelder Kongress für Stadtentwicklung<br />

Erfolgreiche metropolenferne<br />

Regionen<br />

PROF. DR. CARL-HANS HAUPTMEYER<br />

Das Comeback der Provinz<br />

DR. DANIEL DETTLING<br />

Wie Höxter die<br />

Landesgartenschau 2023 plant<br />

CLAUDIA KOCH<br />

MEHR ALS PROVINZ<br />

Besondere Stadtentwicklung in<br />

Klein- und Mittelstädten<br />

Ausgabe 06 ISSN 2566-8900<br />

<strong>2020</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!