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urbanLab Magazin 2021 - Transformation

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*<br />

IDS<br />

INST IT UT E FO R<br />

DESIG N ST R ATEG IES<br />

*<br />

MEHR IM EDITO R IAL<br />

GreenScenario – Kann klimafreundliche<br />

Städteplanung einfacher werden?<br />

JEREMY KARL ANTEROLA, RAMBOLL STUDIO DEISEITL<br />

Hört auf Wohnungen zu bauen!<br />

EIN INTERVIEW MIT VAN BO LE-MENTZEL<br />

Stadt Detmold – Ein Einblick in<br />

Bits und Beton<br />

SANDRA MÜLLER UND MARTIN KÖLCZER<br />

UND UNSE R E<br />

FO RSCHUNG SSCHWERPUNKTE<br />

Ausgabe 07 ISSN 2566-8919<br />

THE HUMAN HABITAT IN TIMES OF<br />

TRANSFORMATION<br />

<strong>2021</strong>


Die Wohnungswirtschaft Ostwestfalen-Lippe<br />

ist ein Zusammenschluss von<br />

Wohnungsbaugenossenschaften, kommunalen,<br />

kirchlichen und privaten Wohnungsunternehmen.<br />

Insgesamt arbeiten<br />

28 Unternehmen zusammen, um Ihnen sicheren<br />

und modernen Wohnraum zu fairen<br />

Preisen anbieten zu können.<br />

Die Unternehmen der Wohnungswirtschaft<br />

Ostwestfalen-Lippe sind dort zu Hause, wo<br />

auch Sie zu Hause sind.<br />

Mit Bauaufträgen in der Region von mehr<br />

als 100 Millionen € im Jahr sichert die Wohnungswirtschaft<br />

OWL Arbeitsplätze in der<br />

Region. Gleichzeitig stellen die Unternehmen<br />

sicher, zeitgemäßen und guten Wohnraum<br />

anbieten zu können für Menschen,<br />

die hier leben.<br />

www.wohnen-owl.de


Liebe Leser:innen,<br />

das letzte Jahr stand ganz im Zeichen der <strong>Transformation</strong>.<br />

Eine <strong>Transformation</strong> der Lebensentwürfe und<br />

Alltagsabläufe sowie eine Verschiebung der Prioritäten<br />

und Lebensmittelpunkte waren nur einige wenige<br />

Folgen der Corona-Pandemie. Durch die Extremwetterlagen<br />

wird gleichzeitig immer mehr Teilen der Bevölkerung<br />

deutlich vor Augen geführt, dass wir unsere<br />

gesamte Gesellschaft und die gebaute Umwelt transformieren<br />

und nachhaltiger gestalten müssen. Diese<br />

neue Prioritätensetzung ist durchgängig in Umfragen<br />

erkennbar und insbesondere auch an der europäischen<br />

Politik schon länger klar abzulesen. Der daraus<br />

resultierende Strukturwandel in Wirtschaft und Baukultur<br />

verbunden mit dem Willen zu einer nachhaltigeren<br />

und ressourcenschonenden gebauten Umwelt,<br />

stellt die Architektur- und Planungsdisziplinen vor<br />

eine besondere Herausforderung. Einmal getroffene<br />

Entscheidungen sind aufgrund der langen Haltbarkeit<br />

der gebauten Umwelt kaum reversibel, daher kommt<br />

der vorausschauenden und ganzheitlichen Planung<br />

sowie der Digitalisierung der Baubranche eine besondere<br />

Bedeutung zu. Umso wichtiger, dass wir die<br />

Hochschule und ihre Forschungseinrichtungen als<br />

öffentliche Plattform nutzen, auf der wir uns gemeinsam<br />

– regelmäßig – mit Vertreter:innen aus Wirtschaft,<br />

Politik und Gesellschaft über den aktuellen Stand der<br />

Wissenschaft und Technik austauschen.<br />

EDITORIAL<br />

Dear readers,<br />

last year was all about transformation. A transformation of<br />

lifestyles and daily routines as well as a shift in priorities and<br />

centres of life were just a few consequences of the Corona<br />

pandemic. At the same time, the extreme weather events<br />

are making it clear to more and more parts of the population<br />

that we need to transform our entire society and built environment<br />

and make them more sustainable. This new prioritisation<br />

can be seen consistently in polls and has also been<br />

particularly evident in European policy for some time now.<br />

The resulting structural change in the economy and building<br />

culture, combined with the desire for a more sustainable<br />

and resource-efficient built environment, presents architecture<br />

and planning with a special challenge. Once decisions<br />

have been made, they are hardly reversible due to the long<br />

durability of the built environment, which is why foresighted<br />

and holistic planning as well as the digitalisation of the construction<br />

industry are of particular importance. This makes it<br />

all the more important that we use the university and its research<br />

facilities as a public platform where we can exchange<br />

information on the current state of science and technology<br />

together - on a regular basis - with representatives from business,<br />

politics and society.<br />

Die an der TH OWL am Standort Detmold gewachsenen<br />

Forschungsinfrastrukturen zur gebauten Umwelt<br />

haben die sich verändernden Herausforderungen zum<br />

Anlass genommen sich neu auszurichten. Die bisherigen<br />

Forschungsschwerpunkte <strong>urbanLab</strong>, constructionLab,<br />

perceptionLab und nextPlace sind dieses Jahr<br />

in das IDS - Institut für Designstrategien überführt<br />

worden. Wir bündeln unsere Forschungsaktivitäten<br />

fortan inter- und transdisziplinär in den Forschungslinien<br />

Regenerative Design, Human Centred Design<br />

und Data Driven Design. Aus dieser Motivation heraus<br />

ist 2020 auch das neue Konferenzformat der Detmold<br />

Conference Week (DCW) entstanden. Das etablierte<br />

<strong>urbanLab</strong> <strong>Magazin</strong> befindet sich damit ebenfalls in<br />

<strong>Transformation</strong> zu etwas Neuem. Die Ausgabe 07, die<br />

Sie in den Händen halten oder gerade papierarm digital<br />

lesen, ist damit die Letzte ihrer Art und gleichzeitig<br />

die Erste mit den neuen gemeinsamen Schwerpunkten<br />

zur regenerativen und menschzentrierten Gestaltung<br />

der Umwelt und den Chancen der Digitalisierung.<br />

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Freude und<br />

Inspiration beim Lesen der folgenden Seiten. Wie immer<br />

gilt an dieser Stelle unser besonderer Dank allen<br />

Mitwirkenden aus den ganz unterschiedlichen Bereichen<br />

der gebauten Umwelt, ohne die eine so dichte<br />

und vielschichtige Ausgabe natürlich nicht möglich<br />

gewesen wäre.<br />

The research infrastructures on the built environment that<br />

have grown at the TH OWL in Detmold have taken the changing<br />

challenges as an opportunity to realign themselves.<br />

The previous research focuses <strong>urbanLab</strong>, constructionLab,<br />

perceptionLab and nextPlace were transferred to the IDS<br />

- Institute for Design Strategies this year. From now on,<br />

we will bundle our research activities in an inter- and transdisciplinary<br />

way in the research lines Regenerative Design,<br />

Human Centred Design and Data Driven Design. This motivation<br />

also gave rise to the new conference format of the<br />

Detmold Conference Week (DCW) in 2020. The established<br />

<strong>urbanLab</strong> magazine is thus also undergoing a transformation<br />

into something new. Issue 07, which you are holding in<br />

your hands or are currently reading digitally in paperless<br />

form, is thus the last of its kind and at the same time the first<br />

with the new joint focus on regenerative and human-centred<br />

design of the environment and the opportunities of<br />

digitalisation.<br />

In this spirit, we hope you enjoy and are inspired by the following<br />

pages. As always, we would like to take this opportunity<br />

to extend our special thanks to all contributors from the<br />

very different fields of the built environment, without whom<br />

such a dense and multi-layered issue would of course not<br />

have been possible.<br />

Marcel Cardinali<br />

Prof. Oliver Hall<br />

EDITORIAL<br />

3


CONTENT<br />

3 – EDITORIAL<br />

6 – CHECK IN<br />

46 – DOSSIER<br />

HUMAN CENTERED<br />

DESIGN<br />

8 – DOSSIER<br />

REGENERATIVE<br />

DESIGN<br />

12 – GRÜNE UND NACHHALTIGE<br />

STADT FÜR ALLE<br />

ULRICH BURMEISTER<br />

18 – REGIONALE<br />

UMWELTÖKONOMIE<br />

PROF. DR. OEC KLAUS SCHAFMEISTER<br />

22 – GREENSCENARIO (EN)<br />

JEREMY KARL ANTEROLA,<br />

RAMBOLL STUDIO DREISEITL<br />

50 – WIE DINGE RESONANZ-<br />

BEZIEHUNGEN STIFTEN<br />

MARTIN REPOHL<br />

56 – URBAN SOUNDSCAPES (EN)<br />

PROF. JIAN KANG<br />

60 – THE RELATIONSHIP<br />

BETWEEEN ARCHITECTURE AND<br />

NOISE POLLUTION (EN)<br />

ALVARO BALDERRAMA<br />

66 – PERSON-FOCUSED<br />

ANALYSIS OF ARCHITECTURAL<br />

DESIGN (EN)<br />

DR. JOSEP LORCA BOFI<br />

32 – APPLIED IDEAS<br />

Pflanzen statt Beton<br />

LAURA HOLZ, VERTIKO GMBH<br />

38 – APPLIED IDEAS<br />

Academy Museum of<br />

Motion (EN)<br />

ROMAN SCHIEBER + FLORIAN MEIER,<br />

KNIPPERS HELBIG<br />

4 CONTENT


106 – DOSSIER DATA<br />

DRIVEN DESIGN<br />

110 – KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />

ALS MITARBEITERIN DER<br />

PLANUNG<br />

DR. ING. MICHEAL VÖSSING + PROF. DR. AXEL<br />

HÄUSLER<br />

114 – FACADE 4.0 (EN)<br />

DANIEL ARZTMANN, TOMAS MENA LOZADA +<br />

JHOSANGELA RAMÍREZ<br />

72 – APPLIED IDEAS<br />

Herausforderung<br />

angenommen - Open Health<br />

HACKademy<br />

BEATRICE BARTH + ISABELLE DECHAMPS<br />

76 – INKLUSIVE HOCHSCHULE<br />

KRISTINA HERRMANN + PROF. ULRICH<br />

NETHER<br />

82 – STUDENT IDEAS<br />

Urban feminism<br />

experiment Bielefeld (EN)<br />

MICHELLE KUBITZKI<br />

86 – INKLUSIVES WARBURG<br />

PROF.'IN KATHRIN VOLK + JENNY<br />

OHLENSCHLAGER<br />

94 – HÖRT AUF WOHNUNGEN<br />

ZU BAUEN<br />

VAN BO LE-MENTZEL + KYRA ALBRECHT<br />

100 – STUDENT IDEAS<br />

Schule(n) machen<br />

PROF. JASPER JOCHIMSEN<br />

124 – APPLIED IDEAS<br />

Die Stadt der Zukunft<br />

ist auf Daten gebaut<br />

SANDRA MÜLLER + MARTIN KÖLZER,<br />

STADT DETMOLD<br />

130 – STUDENT IDEAS<br />

Synthetic & tangible<br />

agents (EN)<br />

AMANDA BARBOSE JARDIM +<br />

MAXIMILIAN MÜH<br />

136 – STUDENT IDEAS<br />

Interactive kinetic<br />

facade (EN)<br />

MARIA EERO<br />

142 – CHECK OUT<br />

146 – CONTRIBUTORS TO THIS ISSUE<br />

147 – EDITORIAL BOARD<br />

148 – IMPRINT<br />

CONTENT<br />

5


CHECK IN<br />

Wie kann es gelingen, die gebaute<br />

Umwelt zu regenerativen und resilienten<br />

Lebensräumen zu transformieren?<br />

Der Großteil der gesellschaftlichen<br />

Herausforderungen lässt sich auf<br />

die gebaute Umwelt zurückführen oder<br />

stark durch sie beeinflussen – vom Klimawandel,<br />

über die Energiewende und<br />

die Ressourcenknappheit bis hin zu<br />

Migration, gesellschaftlicher Teilhabe,<br />

Gesundheit und Wohlbefinden. Folglich<br />

ist die qualitative (Um-) Gestaltung des<br />

menschlichen Lebensraums (Human Habitat)<br />

zu einem zentralen und konkreten<br />

Handlungsfeld nationaler und internationaler<br />

Politik- und Forschungsagenden<br />

geworden (UN SDGs, Green Deal, u.a.).<br />

Dennoch lässt sich, Stand heute, eine<br />

gravierende Dissonanz zwischen technischen<br />

Einzelinnovationen, vielversprechenden<br />

theoretischen Erkenntnissen<br />

und deren Umsetzung in unseren Lebensräumen<br />

in der gebauten Umwelt<br />

feststellen. Inmitten unserer eigenen<br />

<strong>Transformation</strong> in Richtung eines gemeinsamen<br />

Instituts feierte letztes Jahr<br />

die Detmold Conference Week als neues<br />

gemeinsames Transferformat (digitale)<br />

Premiere, um genau das anhand unserer<br />

Forschungslinien zu diskutieren:<br />

How can we transform the built environment<br />

into regenerative and<br />

resilient living spaces? The majority<br />

of societal challenges can be traced<br />

back to the built environment or are<br />

strongly influenced by it - from climate<br />

change, the energy transition and<br />

resource scarcity to migration, social<br />

participation, health and well-being.<br />

Consequently, the qualitative (re)design<br />

of human habitat has become a<br />

central and concrete field of action for<br />

national and international policy and<br />

research agendas (UN SDGs, Green<br />

Deal, etc.). Nevertheless, as of today,<br />

a serious dissonance can be observed<br />

between individual technical innovations,<br />

promising theoretical findings<br />

and their implementation in our living<br />

spaces in the built environment. In<br />

the midst of our own transformation<br />

towards a joint institute, the Detmold<br />

Conference Week celebrated its (digital)<br />

premiere last year as a new joint<br />

transfer format to discuss precisely<br />

this on the basis of our research lines:<br />

REGENERATIVE DESIGN –<br />

AN DER SCHNITTSTELLE VON UMWELT UND DESIGN<br />

Die globale Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende erfordern<br />

eine drastische <strong>Transformation</strong> der gebauten Umwelt. Hinzu kommt die drängende<br />

Frage nach dem Umgang mit den Gebäuden des 20. Jahrhunderts, die ca. 80% des Bestands<br />

ausmachen und derzeit weder den Ansprüchen an Klimaschutz, Energieeffizienz<br />

oder Kreislaufwirtschaft gerecht werden.<br />

DOSSIER REGENERATIVE DESIGN –<br />

AT THE INTERSECTION OF ENVIRONMENT AND DESIGN<br />

The global challenges of climate change and the energy transition require a drastic transformation<br />

of the built environment. In addition, there is the pressing question of how to deal with<br />

the buildings of the 20th century, which make up about 80% of the existing building stock and<br />

currently do not meet the demands of climate protection, energy efficiency or circular economy.<br />

6 CHECK IN


HUMAN CENTERED DESIGN –<br />

AN DER SCHNITTSTELLE VON GESUNDHEIT UND DESIGN<br />

Möglichst hohe Lebensqualität unter Teilhabe aller ist wesentlicher Treiber für die Gesellschaft.<br />

Dabei ist das Wissen über Zusammenhänge zwischen den architektonischen<br />

und urbanen Systemen, in denen wir uns täglich bewegen und den Auswirkungen auf<br />

Verhalten und Lebensstil noch wenig entwickelt.<br />

HUMAN CENTERED DESIGN –<br />

AT THE INTERSECTION OF HEALTH AND DESIGN<br />

The highest possible quality of life with the participation of all is an essential driver for society. At<br />

the same time, knowledge about the connections between the architectural and urban systems<br />

in which we move every day and the effects on behaviour and lifestyle is still poorly developed.<br />

DATA DRIVEN DESIGN –<br />

AN DER SCHNITTSTELLE VON DIGITALISIERUNG UND DESIGN<br />

Die Potenziale digitaler Technologien verändern die gesamte Wertschöpfungskette im Stadt-,<br />

Bau- und Planungswesen. AR/VR, IoT und die unterschiedlichen Facetten der Künstlichen<br />

Intelligenz (KI) lassen effizientere Prozesse, mehr Teilhabe und ein größeres Verständnis der<br />

räumlichen Einflüsse auf den Menschen erwarten.<br />

DATA DRIVEN DESIGN –<br />

AT THE INTERSECTION OF DIGITALISATION AND DESIGN<br />

The potential of digital technologies is changing the entire value chain in urban,<br />

building and planning. AR/VR, IoT and the various facets of Artificial Intelligence<br />

(AI) lead us to expect more efficient processes, more participation and a greater<br />

understanding of spatial influences on people.<br />

Das Ziel dieses <strong>Magazin</strong>s ist es auch<br />

dieses Jahr, den begonnenen Wissensaustausch<br />

zwischen den Akteur:innen<br />

aus Praxis, Bildung, Forschung,<br />

Politik und Gesellschaft der<br />

Konferenz weiter zu verstetigen. Für<br />

diejenigen unter Ihnen, die nur wenig<br />

Zeit zum Lesen haben, bieten wir<br />

Ihnen verpackt, gekürzt und auf den<br />

Punkt gebracht, die wesentlichen Aussagen<br />

unserer Autor:innen zum Mitnehmen<br />

an – CHECK OUT, S. 142.<br />

The aim of this year's magazine is to<br />

continue the exchange of knowledge<br />

between the conference's stakeholders<br />

from practice, education, research,<br />

politics and society. For those<br />

of you who have little time to read,<br />

we offer you a condensed and to the<br />

point version of the main statements<br />

of our authors – CHECK OUT, p. 142.<br />

Marcel Cardinali<br />

CHECK IN<br />

7


REGENERATIVE<br />

DESIGN<br />

José Maria Sava on Unsplash<br />

Regenerative Design beeinflusst die Gestaltung unserer Umwelt auf verschiedensten<br />

Ebenen, von der großräumigen Landschaft über Stadtplanung bis hin zu<br />

Gebäuden und Materialien. Nutznießer:innen und Betroffene sind dabei immer<br />

die Menschen im Mittelpunkt der Betrachtungen.<br />

Regenerative design influences the design of our environment on a<br />

wide variety of levels, from large-scale landscapes and urban planning<br />

to buildings and materials. Beneficiary and affected person is<br />

always the human being in the center of the considerations.<br />

8 REGENERATIVE DESIGN


In der inhaltlichen Ausrichtung des IDS kommt der Forschungslinie Regenerative Design eine besondere<br />

Bedeutung zu. Bauliche Entwicklung bedeutet in der Regel Flächeninanspruchnahme und Ressourcenverbrauch.<br />

Der Bausektor ist dabei als Müllproduzent und Verursacher von Umweltproblemen in die Kritik geraten.<br />

Um die gebaute Umwelt zu regenerativen und resilienten Lebensräumen zu entwickeln ist das Ziel<br />

der Forschungslinie Regenerative Design, Strategien und Prozesse für die anstehende <strong>Transformation</strong> von<br />

Materialien und Gebäuden und damit schließlich von ganzen Nachbarschaften und Städten zu entwickeln.<br />

Die <strong>Transformation</strong> der Stadt soll dabei einen Veränderungsprozess hin zu einer ökonomisch nachhaltigeren<br />

sowie sozial gerechteren Form des Zusammenlebens innerhalb ökologischer Grenzen erfahren. Die globalen<br />

Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende sind heute mehr denn je entscheidende<br />

Einflussfaktoren insbesondere in Architektur und Städtebau und erfordern daher die drastische Anpassung<br />

der gebauten Umwelt. Damit stellt sich die Frage nach dem Umgang mit dem zukünftigen und heutigem Gebäudebestand<br />

der Städte, die gerade im Altbestand weder den Ansprüchen an Klimaschutz, Energieeffizienz<br />

noch an Kreislaufwirtschaft gerecht wird. Mit dem Ziel der doppelten Innenentwicklung rückt zudem die Wiederbegrünung<br />

der steinernen Stadt in den Focus, aber auch die gemeinschaftliche Aktivierung und Nutzung<br />

bestehender öffentlicher Räume.<br />

Auf diese Herausforderungen will der ganzheitliche Ansatz des Regenerative Design Antworten erforschen<br />

und im Sinne der Ressourceneffizienz auf den verschiedenen Ebenen Lösungen beschreiben. Der Begriff<br />

"regenerativ" beschreibt darin Prozesse, die ihre eigenen Energie- und Materialquellen wiederherstellen, erneuern<br />

oder revitalisieren, statt sie zu verbrauchen. Die regenerative Kreislaufwirtschaft befasst sich also<br />

nicht nur mit Recycling und Entsorgung von Rest- bzw. Schadstoffen, sondern es geht um das Design von<br />

Kreisläufen von Anfang an. In Architektur und Stadtplanung reagieren erst wenige Projekte intelligent auf<br />

ökologische, hydrologische, geologische und klimatische Aspekte. Diese Aspekte gaben den Anlass für die<br />

Beiträge in diesem Kapitel, die als Vorträge auf der Detmold Conference Week 2020 diskutiert wurden und<br />

hier nun dokumentiert sind.<br />

In the content orientation of the IDS, the research line Regenerative Design is of particular<br />

importance. Building development usually means land use and resource consumption. In this<br />

context, the building sector has come under criticism as a producer of waste and a cause of<br />

environmental problems. To develop the built environment into regenerative and resilient habitats<br />

the goal of the Regenerative Design research line is to explore strategies and processes<br />

for the upcoming transformation not only of materials and buildings, but also up to neighborhoods<br />

and cities. The transformation of the city should thereby experience a process of change<br />

towards a more economically sustainable as well as socially form of living together within ecological<br />

boundaries. Today more than ever, the global challenges of climate change and the energy<br />

transition are decisive influencing factors in architecture and urban planning and therefore<br />

require the drastic adaptation of the built environment. This raises the question of how to deal<br />

with the future and current buildings of the cities, which, especially in old buildings, does not<br />

meet the requirements of climate protection, energy efficiency or circular economy. With the<br />

goal of double inner development, the re-greening of the city also comes into focus, as does the<br />

community activation and use of existing public spaces.<br />

The holistic approach of Regenerative Design wants to explore answers to these challenges and<br />

describe solutions in terms of resource efficiency on the different levels. In it, the term "regenerative"<br />

describes processes that restore, renew, or revitalize their own sources of energy and<br />

materials instead of consuming them. Thus, the regenerative circular economy is not just about<br />

recycling and disposing of residual or pollutant materials; it is about designing cycles from the<br />

beginning. Only a few projects in architecture and urban planning respond intelligently to ecological,<br />

hydrological, geological and climatic aspects. These aspects gave impact to the contributions<br />

in this chapter, which were discussed as presentations at the Detmold Conference<br />

Week 2020 and are now documented here.<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

9


In dem Beitrag Grüne und nachhaltige Stadt für alle geht Ulrich Burmeister der<br />

Bedeutung Doppelter Innenentwicklung und Öffentlicher Räume für eine nachhaltige<br />

und sozial gerechte Stadtentwicklung nach. Die Gemeinwohlorientierte Agenda in der<br />

Stadtentwicklung wird dabei ebenso beleuchtet wie die gesamtgesellschaftliche sozial-ökologische<br />

<strong>Transformation</strong> der Stadt. Ein besonderer Focus wird dabei auf Öffentliche<br />

Räume gelegt, dies sind die Räume, über die alle Menschen Zugang zu öffentlichen<br />

Gütern haben. Das Grün in den Städten gehört immer mehr zu den harten Faktoren<br />

der Stadtentwicklung, weil Grüne Infrastrukturen, die klimatischen Ausgleichsfunktionen<br />

des Grüns und eine hohe Aufenthaltsqualität im Freiraum wertbildende Faktoren<br />

sind. Dadurch werden Grundstückspreise beeinflusst und öffentliche Räume sind Gegenstand<br />

planerischer Konflikte und Aushandlungsprozesse. Durch die aktuellen Beschränkungen<br />

öffentlicher Räume unter Pandemiebedingungen wird ihre Bedeutung<br />

und deren Entwicklungspotentiale hervorgehoben.<br />

In the contribution Green and Sustainable City for All, Ulrich Burmeister explores<br />

the importance of double internal development and public spaces for sustainable and<br />

socially just urban development. The common good agenda in urban development is<br />

examined as well as the overall socio-ecological transformation of the city. A special focus<br />

is put on public spaces, these are the spaces through which all people have access<br />

to public goods. Green space in cities is increasingly becoming one of the hard factors<br />

in urban development, because green infrastructures, the climatic balancing functions<br />

of green space and a high quality of stay in open space are value-creating factors. As<br />

a result, land prices are influenced and public spaces are subject to planning conflicts<br />

and negotiation processes. The current restrictions of public spaces under pandemic<br />

conditions emphasize their importance and their development potentials.<br />

In dem Beitrag Regionale Umweltökonomie betrachtet Dr. Klaus Schafmeister Natur, Umwelt und Wirtschaft<br />

unter räumlich- ökonomischer Perspektive. Dabei wird die aktuelle Diskussion um die CO2-Steuer und Umweltzertifikate<br />

aufgegriffen, und die Frage nach der aktuellen, wünschenswerten oder noch tolerierbaren Höhe der<br />

Umweltbelastungen gestellt. Wie wird dabei eine <strong>Transformation</strong> zu einem menschlicheren Lebensraum erreicht?<br />

Welche Rolle spielen darüber hinaus Verbote, Grenzwerte, Appelle, Steuern, Zertifikate und andere Instrumente,<br />

die umweltökonomisch kontrovers diskutiert, implementiert und verändert werden?<br />

In the article Regional Environmental Economics, Dr. Klaus Schafmeister considers<br />

nature, environment and economy from a spatial economic perspective. In this context,<br />

the current discussion about the CO2 tax and environmental certificates is taken<br />

up, and the question of the current, desirable or still tolerable level of environmental<br />

pollution is posed. How is a transformation to a more humane living space achieved in<br />

the process? Furthermore, what is the role of bans, limits, appeals, taxes, certificates,<br />

and other instruments that are controversially discussed, implemented, and changed<br />

in environmental economics?<br />

10 REGENERATIVE DESIGN


In dem Beitrag von Jeremy Anterola wird das collaborative und software-basiertes Entscheidungstool Greenscenario<br />

vorgestellt. Integrierte digitale Planungsprozesse für Konzepte zur wassersensiblen und klimaangepassten<br />

Stadtentwicklung erlangen eine immer größere Bedeutung in Stadtplanung und Architektur. „GreenScenario“<br />

ist eine softwarebasierte Planungsleistung des Büros Ramboll Studio Dreiseitl, welche Kommunen und Projektentwickler:innen<br />

unterstützt, um informierte Entscheidungen zur klimaangepassten Planung anhand von datengesteuerten<br />

Ergebnissen zu treffen. GreenScenario wird angewendet um in iterativen Schritten Planungsvarianten<br />

zu simulieren, zu testen und zu optimieren.<br />

Jeremy Anterola's paper presents the collaborative and software-based decision tool<br />

Greenscenario. Integrated digital planning processes for concepts of water-sensitive<br />

and climate-adapted urban development are becoming increasingly important in<br />

urban planning and architecture. "GreenScenario is a software-based planning tool<br />

developed by Ramboll Studio Dreiseitl, which supports municipalities and project developers<br />

to make informed decisions on climate-adapted planning based on data-driven<br />

results. GreenScenario is used to simulate, test and optimize planning variants in<br />

iterative steps.<br />

Laura Hölz von der Vertiko GmbH schreibt in ihrem Beitrag Pflanzen statt Beton“über die Notwendigkeit, grüne<br />

Landschaft als wichtigen Bestandteil in Städte zu integrieren, was zu einer hohen Lebensqualität und einem besseren<br />

Stadtklima beiträgt. Im Hinblick auf die sich zukünftig verändernden klimatischen Bedingungen dienen grüne<br />

Fassaden als Multifunktionsdienstleister mit positiven Auswirkungen auf Städte, Nachbarschaften und Gebäude.<br />

Der Beitrag bietet interessante Einblicke in die Wirkweise begrünter Fassaden und diskutiert die Problematik der<br />

qualitativen Bewertung von Umfeldverbesserungen.<br />

Laura Hölz from Vertiko GmbH writes in her article Plants instead of concrete about<br />

the need to integrate green landscape as an important component in cities, which contributes<br />

to a high quality of life and a better urban climate. In view of the changing<br />

climatic conditions in the future, green facades serve as multifunctional service providers<br />

with positive effects on cities, neighborhoods and buildings. The paper offers interesting<br />

insights into the mode of action of green facades and discusses the problem<br />

of qualitative assessment of environmental improvements.<br />

Mit dem Academy Museum of Motion in Los Angeles stellen Roman Schieber und Florian Meyer von Knippers<br />

Helbig eine moderne Ikone in den USA vor. Hierbei bedienen die Autoren das Thema „regenerative Design“ durch<br />

eine ästhetisch gelungene Kombination von Renovation und Neubau und materialeffizienter Ingenieurskunst. Der<br />

Bericht gewährt einen tiefen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Gebäudes mit besonderem Augenmerk auf<br />

die Detailierung unter besonderen Anforderungen.<br />

With the Academy Museum of Motion in Los Angeles, Roman Schieber and Florian<br />

Meyer of Knippers Helbig present a modern icon in the USA. Here, the authors serve<br />

the theme of "regenerative design" through an aesthetically successful combination of<br />

renovation and new construction and material-efficient engineering. The report provides<br />

an in-depth look at the building's genesis, with particular attention to detailing<br />

under special requirements.<br />

Prof. Daniel Arztmann<br />

Prof. Oliver Hall<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

11


Wikimedia.org<br />

GRÜNE UND NACHHALTIGE<br />

STADT FÜR ALLE<br />

Die Bedeutung Doppelter Innenentwicklung und<br />

Öffentlicher Räume für eine nachhaltige und sozial<br />

gerechte Stadtentwicklung<br />

ULRICH BURMEISTER<br />

Die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftliche Prosperität galten lange Zeit als<br />

übergeordnete Ziele der Stadtentwicklung. Doch die erkennbaren Kosten und Dysfunktionalitäten<br />

eines überwiegend renditegetriebenen Wachstums führten zu einem Umdenken. Die Bewältigung<br />

wirtschaftlicher Strukturbrüche, wachsende soziale Ungleichheiten und vor allem die ungelösten<br />

Umweltprobleme und der ökologische Fußabdruck unserer Städte erfordern Strategien,<br />

die an den Zielen der Nachhaltigkeit und am Gemeinwohl orientiert sind. Auch zivilgesellschaftliche<br />

Initiativen und Wirtschaftsakteure verfolgen vermehrt eine am Gemeinwohl orientierte<br />

Agenda in der Stadtentwicklung.<br />

12 REGENERATIVE DESIGN


Die Ziele der ökologischen, ökonomischen<br />

und sozialen Nachhaltigkeit gehören<br />

zu den unbestrittenen Standards<br />

einer zeitgemäßen, am Leitbild der<br />

„Europäischen Stadt“ orientierten Stadtentwicklungspolitik.<br />

Wie die für Stadtentwicklung<br />

zuständige EU-Fachministerkonferenz<br />

schon im Jahr 2007 in der<br />

Leipzig-Charta festlegte, ist die Einbeziehung<br />

aller für eine integrierte Entwicklung<br />

der Städte relevanten Belange<br />

unverzichtbar. Die Weiterentwicklung<br />

der proklamierten Grundsätze einer<br />

nachhaltigen integrierten Stadtentwicklung<br />

mündete 2020 in der Leipzig-Charta<br />

2.0 (NSP 2020). In diesem Dokument<br />

wird noch expliziter auf die Prinzipien<br />

der Gemeinwohlorientierung sowie Beteiligung<br />

und Co-Creation (Aktivierung)<br />

eingegangen. Damit wird die Ausrichtung<br />

der Stadtpolitik auf öffentliche<br />

Räume und Infrastrukturen und die<br />

Teilhabe aller Gruppen zur zentralen<br />

Aufgabe kommunaler Selbstverwaltung<br />

und staatlicher Förderpolitik. Doch wie<br />

sieht es bei der praktischen Umsetzung<br />

aus? Ist der Veränderungsimpuls, die<br />

Notwendigkeit zur sozial-ökologischen<br />

<strong>Transformation</strong> der Städte in der Stadtpolitik<br />

angekommen? Ja, aber nicht<br />

überall und nicht umfassend genug.<br />

Der Flächenverbrauch als zentraler<br />

Parameter der Nachhaltigkeit in der<br />

Stadtentwicklung schreitet voran. Klimaschutz<br />

und Nachhaltigkeit scheitern<br />

beileibe nicht nur am Widerstand von<br />

Investoren und Wirtschaftsverbänden.<br />

Es sind auch die Zielkonflikte innerhalb<br />

der Nachhaltigkeitsstrategien selber<br />

und die Ressortegoismen in den Verwaltungen,<br />

die erfolgreiches und wirksames<br />

Handeln für die soziale-ökologische<br />

<strong>Transformation</strong> unserer Städte<br />

behindern. Überspitzt könnte man sagen,<br />

dass die unbestritten notwendige<br />

stärkere Beachtung der planetaren<br />

Grenzen in unserem Wirtschafts- und<br />

Zivilisationsmodell durch den Wunsch<br />

nach individueller Selbstverwirklichung<br />

und Nutzenmaximierung der Einzelnen<br />

konterkariert werden. Eine integrative<br />

Stadt- und Landschaftsplanung und<br />

interdisziplinäre und partizipative Umsetzung<br />

auf kommunaler Ebene sind<br />

„<br />

Ist der Veränderungsimpuls,<br />

die Notwendigkeit zur sozialökologischen<br />

<strong>Transformation</strong> der Städte in der<br />

Stadtpolitik angekommen?<br />

nach meiner Auffassung die zentralen<br />

Schlüssel für das Einschwenken auf einen<br />

nachhaltigen Entwicklungspfad.<br />

Im Folgenden sollen die Begriffe der<br />

Doppelten Innenentwicklung in den<br />

Konzeptionen der Grünen Stadt und<br />

der Öffentlichen Räume näher beleuchtet<br />

werden. Dies sind Schlüsselbegriffe,<br />

in denen sich die Auseinandersetzungen<br />

um eine nachhaltige und sozial gerechte<br />

urbane Entwicklung bündeln.<br />

KONZEPTIONEN DER GRÜNEN STADT<br />

UND DIE DOPPELTE<br />

INNENENTWICKLUNG<br />

Es mangelt nicht an Konzeptionen für<br />

eine Grüne Stadt, in denen die unterschiedlichen<br />

Dimensionen einer nachhaltigen<br />

Stadtentwicklung zusammengefasst<br />

wurden. Schon im Jahr 2006<br />

legte die Stadt Zürich ein „Grünbuch“<br />

vor, das alle Teilstrategien einer ganzheitlichen<br />

grünen Stadtentwicklung zusammenfasste.<br />

Im Jahr 2014 stellte das<br />

NRW- Städtebauministerium den vom<br />

Büro bgmr (Berlin) erarbeiteten Leitfaden<br />

„Urbanes Grün - Konzepte und<br />

Instrumente“ vor (vgl. MBWSV 2014).<br />

Die Bundesebene folgte im Jahr 2015<br />

mit dem „Grünbuch Stadtgrün“ und<br />

2017 mit dem „Weißbuch Stadtgrün“<br />

(vgl. BMI 2017). Erwähnt sei schließlich<br />

noch die wirtschaftsnahe Stiftung<br />

„Grüne Städte zum Leben“ , die in ihrer<br />

Arbeit die ökonomischen und ökologischen<br />

Vorteile und die Steigerung der<br />

Lebensqualität für die Stadtbewohner<br />

in den Fokus rückt (vgl. dgs o.J.).<br />

Diese kleine und zufällige Auswahl an<br />

Forschungsarbeiten und Konzepten<br />

im Auftrag von Kommunen, Ländern,<br />

Bund und Stiftungen wirft ein Schlaglicht<br />

auf den Bedeutungszuwachs,<br />

den die Grüne Stadt im Rahmen der<br />

Stadtentwicklungspolitik erfahren hat.<br />

Bemerkenswert ist nicht nur die schiere<br />

Zahl von Arbeiten zur grünen Stadt,<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

13


„<br />

Die Auflage eines eigenen Städtebauförderungsprogramms „Zukunft Stadtgrün“,<br />

das die Entwicklung und Sanierung grüner und blauer Infrastrukturen als<br />

Ausgangspunkt nimmt, ist ein deutliches Zeichen für eine veränderte Schwerpunktsetzung der<br />

Stadtentwicklung in Richtung Grün, Nachhaltigkeit und Klimaschutz.<br />

sondern die Tatsache, dass die Diskussion<br />

um urbanes Grün und damit auch<br />

die Landschaftsplanung als Planungsdisziplin<br />

in den letzten Jahren immer<br />

mehr aus dem engen Ghetto von Freiraumplanung,<br />

verstanden als Planung<br />

von Grünanlagen und Gartenschauen,<br />

heraustrat. Die Planung von grüner<br />

und blauer Infrastruktur in unseren<br />

Städten im Rahmen von integrierten<br />

Gesamtkonzepten ist auf Augenhöhe<br />

mit der Stadt- und Regionalplanung angekommen.<br />

Sie erhebt den Anspruch,<br />

die Stadt als Ganzes im Blick zu haben.<br />

Dies ist nicht nur dem veränderten<br />

Selbstverständnis der entsprechenden<br />

Disziplinen zu verdanken, sondern spiegelt<br />

ein gewachsenes gesellschaftliches<br />

Bewusstsein für die Bedeutung und<br />

gleichzeitig auch Gefährdung der natürlichen<br />

Ressourcen unserer Städte.<br />

Doch blieb es nicht bei Konzepten.<br />

Im Jahr 2017 startete das Bund-Länder-Programm<br />

der Städtebauförderung<br />

ein neues Teilprogramm mit dem Titel<br />

"Zukunft Stadtgrün". Diese Finanzhilfen<br />

werden für Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der urbanen grünen Infrastruktur<br />

im Rahmen von integrierten Stadtentwicklungskonzeptionen<br />

bereitgestellt.<br />

Solche Maßnahmen wurden auch früher<br />

schon im Rahmen der anderen Teilprogramme<br />

der Städtebauförderung wie<br />

der Sozialen Stadt und dem Stadtumbau<br />

Ost/West gefördert und durch Mittel<br />

der europäischen Regionalentwicklung<br />

(EFRE) und kommunale Eigenmittel<br />

ergänzt. Die Auflage eines eigenen Städtebauförderungsprogramms,<br />

das die<br />

Entwicklung und Sanierung grüner und<br />

blauer Infrastrukturen als Ausgangspunkt<br />

nimmt, ist ein deutliches Zeichen<br />

für eine veränderte Schwerpunktsetzung<br />

der Stadtentwicklung in Richtung<br />

Grün, Nachhaltigkeit und Klimaschutz.<br />

Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang<br />

auf die Vielzahl von Projektaufrufen,<br />

Wettbewerben und Förderstrategien<br />

für Einzelaspekte oder auch<br />

Gesamtstrategien einer nachhaltigen<br />

und klimagerechten Stadt. Beispielhaft<br />

kann hierfür das kürzlich lancierte Bundesprogramm<br />

zur Anpassung urbaner<br />

Räume an den Klimawandel stehen, in<br />

dem „konzeptionelle und investive Projekte<br />

mit hoher Wirksamkeit für Klimaschutz<br />

(CO2-Minderung) und Klimaanpassung<br />

mit hoher fachlicher Qualität,<br />

mit überdurchschnittlichem Investitionsvolumen<br />

oder mit hohem Innovationspotenzial<br />

gefördert werden sollen.“<br />

(BBSR <strong>2021</strong>). Damit scheint alles gut und<br />

der Weg der Städte und Gemeinden in<br />

eine nachhaltige und klimagerechte<br />

Entwicklungsrichtung gesichert. Doch<br />

so ist es mitnichten.<br />

Die Flächeninanspruchnahme durch<br />

Siedlungsentwicklung ist der zentrale<br />

Nachhaltigkeitsindikator und ein bisher<br />

ungelöstes Problem in der Stadtentwicklung;<br />

nicht nur in Metropolen und<br />

Großstädten, sondern gerade auch in<br />

klein- und mittelstädtisch geprägten<br />

eher ländlichen Räumen. Der Freiraumverlust<br />

konnte in den letzten 20 Jahren<br />

zwar von über 100 ha auf aktuell 52 ha<br />

täglich gesenkt werden. Ob und wie das<br />

Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie der<br />

Bundesregierung, bis 2030 die Flächeninanspruchname<br />

für Siedlungs- und<br />

Verkehrsflächen auf unter 30 ha täglich<br />

zu senken, erreicht werden kann, ist zur<br />

Zeit noch völlig offen. Und für eine Flächenkreislaufwirtschaft<br />

mit einem Netto-Neuverbrauch<br />

von Null im Jahr 2050<br />

fehlt vor Ort nicht nur der politischer<br />

Konsens, sondern bisher stehen keine<br />

praxistauglichen Verfahren und Strategien<br />

zur Erreichung dieses ambitionierten<br />

Ziels zur Verfügung (vgl. DESTATIS<br />

<strong>2021</strong>).<br />

In der Stadtentwicklung stoßen regelmäßig<br />

die unterschiedlichen Ansprüche<br />

an die Flächennutzung aufeinander.<br />

14 REGENERATIVE DESIGN


Dabei geht es einerseits um die Ausweitung<br />

der Siedlungs- und Verkehrsflächen,<br />

andererseits um unterschiedliche<br />

Vorstellungen über Art und Weise der<br />

baulichen Nutzung. Aber auch Konflikte<br />

im Bereich der Freiraumnutzung zwischen<br />

Naturschutz, Landwirtschaft und<br />

Freizeit innerhalb und außerhalb besiedelter<br />

Räume nehmen zu.<br />

Die Innenverdichtung ist zumindest<br />

in den Großstädten ein zunehmend<br />

propagiertes und genutztes Mittel, die<br />

mangelnde Flächenverfügbarkeit an<br />

der Peripherie zu kompensieren. Innen-<br />

vor Außenentwicklung ist hier in<br />

den letzten Jahren zum prägenden Leitbild<br />

geworden. Die (Wieder-)Nutzung<br />

von Brachflächen und die Konversion<br />

von ehemals industriell und militärisch<br />

genutzten Flächen spielen deshalb zu<br />

recht eine überragende Stellung in der<br />

aktuellen Stadtentwicklungsdiskussion.<br />

Die Neunutzung solcher Flächen bietet<br />

die Chance, dringend benötigte Baugrundstücke<br />

– insbesondere für den<br />

Wohnungsbau – relativ zügig und konfliktarm<br />

zu generieren.<br />

Wo Brachflächen nicht im ausreichenden<br />

Maß zur Verfügung stehen, treffen<br />

die gegensätzlichen Interessen häufig<br />

genug ungebremst aufeinander. Also<br />

beispielsweise bei der Verdichtung von<br />

bestehenden Wohngebieten, bei der<br />

Inanspruchnahme von Grünflächen,<br />

Erholungsräumen und klimatischen<br />

Ausgleichsräumen für bauliche Entwicklungen.<br />

Wenn in diesen komplexen<br />

Fällen ein für alle Seiten akzeptabler Interessenausgleich<br />

nicht gefunden wird,<br />

führt dies nicht selten zu Entwicklungsblockaden.<br />

Die Konflikte zwischen baulicher<br />

Nutzung, notwendigen Grün- und<br />

Ausgleichsflächen und Arten- und Naturschutz<br />

haben sich zunehmend vom<br />

Rand in die Kernbereiche unserer Städte<br />

verlagert.<br />

Die Doppelte Innenentwicklung ist der<br />

Versuch, diesen Zielkonflikt begrifflich<br />

zu fassen und von einer Entwicklungsblockade<br />

zu einem produktiven Miteinander<br />

zu kommen. Doppelte Innenentwicklung<br />

heißt, die Entwicklung der<br />

Städte in ihrem Bestand nicht nur im<br />

Sinne einer baulichen Verdichtung zu<br />

betreiben, sondern den Blick zugleich<br />

auch auf die Erhaltung, Weiterentwicklung<br />

und Qualifizierung des urbanen<br />

Grüns zu richten. Beides muss als Einheit<br />

konzeptionell zusammengeführt<br />

werden (vgl. DIfU 2017).<br />

Für die planenden Büros, Verwaltungseinheiten<br />

und die kommunalpolitischen<br />

Akteure gleicht dies häufig einem unlösbaren<br />

Spagat. Die Flächennutzungsplanung<br />

und verbindliche Bauleitplanung<br />

mit Festsetzungen in Bebauungsplänen<br />

werden ergänzt durch Konzepte zur<br />

Freiraumentwicklung, Biotopverbund<br />

und Klimaschutz und münden im besten<br />

Fall in integrierte Stadt(teil)Entwicklungskonzepte.<br />

Am Ende ist aber das<br />

politische Stehvermögen der kommunal-politischen<br />

Akteure und die Einsicht<br />

der Eigentümer und Investoren gefragt,<br />

diese gut gemeinten Regeln für eine<br />

nachhaltige Entwicklung auch durchzusetzen.<br />

Hilfreich wäre es, die städtebauliche und<br />

naturschutzfachliche Bewertung der<br />

Flächenpotenziale nicht nur einzelfallbezogen<br />

vorzunehmen, sondern gesamtstädtische<br />

Betrachtungen und<br />

standardisierte Verfahren einzusetzen.<br />

Dies würde auch Anwohnerinitiativen<br />

und Naturschutzverbände zwingen,<br />

sich stärker auf Gemeinwohlargumentationen<br />

einzulassen und gesamtgesellschaftliche<br />

Abwägungen in ihre<br />

Ulrich Burmeister (2)<br />

Schottervorgarten in Bielefeld - Konflikt zwischen<br />

baulicher Nutzung und Artenschutz<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

15


Projekt AltstadtRaum in Bielefeld - die<br />

Übernutzung von Straßenflächen durch<br />

parkende Autos soll zurückgedrängt werden<br />

jeweiligen Argumentationen einzubeziehen.<br />

Unterbleibt eine gesamtgesellschaftliche<br />

und ressortübergreifende<br />

Abwägung, sind Fehlentwicklungen und<br />

Blockaden vorprogrammiert.<br />

Ein Beispiel: Es kann durchaus – auch<br />

aus Sicht des Flächenverbrauchs und<br />

Artenschutzes – Sinn machen, eine<br />

Kleingartenanlage zu verlagern, um<br />

dadurch Flächen für notwendigen<br />

Wohnungsbau in einer innerstädtisch<br />

integrierten Lage zu ermöglichen und<br />

den Druck auf die bauliche Nutzung<br />

des Umlandes zu reduzieren. Möglich<br />

wird dies aber erst dann, wenn ein politischer<br />

und gesellschaftlicher Konsens<br />

formuliert und durchgesetzt wird, der<br />

sich auf die Priorität des ökologisch und<br />

sozial bestimmten Gemeinwohls orientiert<br />

und gleichzeitig den Einzelnen akzeptable<br />

Kompensationen und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

bietet.<br />

KAMPF UM DEN ÖFFENTLICHEN<br />

RAUM - ERGEBNIS OFFEN<br />

In keinem Bereich kollidieren Nutzungskonflikte<br />

so stark wie im öffentlichen<br />

Raum. Flächen in der Stadt sind ein prinzipiell<br />

knappes Gut und eine endliche<br />

Ressource. Gerade die sozialen Gruppen,<br />

die sich kein Eigenheim und keinen<br />

eigenen Garten leisten können, sind auf<br />

öffentliche Räume als Bewegungs- und<br />

Ausgleichsflächen angewiesen. Doch<br />

auch die Stadt braucht den öffentlichen<br />

Raum. Für alle zugängliche Flächen und<br />

eine hohe Qualität der öffentlichen Infrastrukturen<br />

sind Ausdruck des Allgemeinwohls.<br />

Ohne sie würden unsere<br />

Städte nicht funktionieren und wären<br />

unattraktiv. Öffentliche Räume (Straßen,<br />

Plätze, Parks, im weiteren Sinne<br />

aber auch Bildungseinrichtungen und<br />

Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge)<br />

sind das „Wohnzimmer<br />

für die Gesellschaft“, wie der Kunsthistoriker<br />

und Architekturkritiker Prof. Dr.<br />

Arnold Bartetzky in einer Publikation<br />

der Heinrich-Böll-Stiftung treffend ausführt<br />

(vgl. Bartetzky 2019).<br />

Um auf den Eingangsgedanken dieses<br />

Aufsatzes zurück zu kommen: die Zeit,<br />

in der die optimale Verteilung von Ressourcen<br />

durch rein marktorientierte<br />

Mechanismen sichergestellt und die<br />

Entwicklung unserer Städte überwiegend<br />

von den Renditeerwägungen privater<br />

Investoren abhängen sollte, sind<br />

- glücklicherweise - vorbei. Die schrankenlose<br />

Privatisierung von Grund und<br />

Boden und der Rückzug der öffentlichen<br />

Hand aus Bereichen der Daseinsvorsorge<br />

verschärfen - zum Beispiel bei<br />

der Wohnraumversorgung - die soziale<br />

Spaltung der Gesellschaft. Diese Politik<br />

nach dem Motto „Privat vor Staat“ wird<br />

zunehmend in Frage gestellt. Und die<br />

Kommunen geben in der Bodenpolitik,<br />

bei der nachhaltigen Flächennutzung<br />

oder in der Verkehrswende dem Gemeinwohl<br />

eine größere Rolle. Sie trauen<br />

sich wieder zu planen - so sie denn<br />

in den seit vielen Jahren zusammengeschrumpften<br />

Planungs- und Bauämtern<br />

über ausreichendes und qualifiziertes<br />

Personal verfügen.<br />

Gebraucht wird für diesen politischen<br />

Aufbruch in eine nachhaltige und sozial<br />

gerechte Stadt ein neuer Konsens für<br />

16 REGENERATIVE DESIGN


die Notwendigkeit von inklusiven öffentlichen<br />

Räumen und die verbesserte<br />

Steuerungsfähigkeit der Kommunen<br />

über deren Nutzung. Das Standardbeispiel<br />

für eine weder ökologisch noch<br />

sozial verträgliche Fehlentwicklung in<br />

unseren Städten ist immer noch die<br />

Übernutzung von Straßenflächen für<br />

parkende Autos.<br />

Das im Mittelalter bekannte Allmende-Problem<br />

aus der landwirtschaftlichen<br />

Nutzung hat sich im Automobilzeitalter<br />

in neuer Form in unseren<br />

Städten etabliert. Die Allmende, die<br />

gemeinsam nutzbaren Weideflächen<br />

der Dorfgemeinschaft, bedarf einer auf<br />

kollektiven Vereinbarungen beruhenden,<br />

sozial gerechten und ökologisch<br />

sinnvollen Nutzung. Wird sie durch exzessiven<br />

Gebrauch Einzelner übernutzt,<br />

werden damit alle geschädigt. Übertragen<br />

auf die Straßenflächen heißt dies,<br />

dass das weithin geduldete und gesellschaftlich<br />

akzeptierte dauerhafte Parken<br />

auf öffentlichen Verkehrsflächen<br />

eine Aneignung von Gemeingebrauchsflächen<br />

für ein Privatinteresse darstellt.<br />

Dabei besteht die besondere „Tragik“<br />

der Allmende, dass alle Instrumente für<br />

eine Steuerung bereit stehen. Es fehlt<br />

bisher nur an der Bereitschaft und dem<br />

Mut, die Interessen des Gemeinwohls<br />

gegen jahrzehntelang geförderte und<br />

geduldete Fehlnutzungen durchzusetzen.<br />

Mit den Diskussionen über die<br />

Notwendigkeit einer Verkehrswende<br />

beginnt ein Nachdenken, ob dies in Zukunft<br />

so bleiben kann.<br />

Letztlich geht es um eine gesamtgesellschaftliche<br />

sozial-ökologische <strong>Transformation</strong>.<br />

Die nachhaltige Entwicklung<br />

unserer Städte sind Seismographen für<br />

die Notwendigkeit und Gradmesser für<br />

das Gelingen oder Scheitern dieser großen<br />

Anstrengung, bei der der Zustand<br />

und die Nutzung Öffentlicher Räume<br />

im Mittelpunkt stehen. Im Öffentliche<br />

Raum werden Demokratie und Gesellschaft<br />

erlebt, gelernt und gelebt. Öffentliche<br />

Räume sind die Räume, über<br />

die alle Menschen Zugang zu öffentlichen<br />

Gütern haben. Darum müssen wir<br />

uns um öffentliche Räume kümmern<br />

(HBS 2019). -<br />

Literatur und Anmerkung:<br />

Bartetzky, Prof. Dr. Arnold (2019): Wohnzimmer für die Gesellschaft, Politische Bedeutung und<br />

Gestaltungsprinzipien des städtischen Raums, boell.brief ÖFFENTLICHE RÄUME#3, https://www.boell.<br />

de/de/wohnzimmer-fuer-die-gesellschaft (letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

BBSR - Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (<strong>2021</strong>), https://www.bbsr.bund.<br />

de/BBSR/DE/forschung/aufrufe/aktuelle-meldungen/anpassung-urbaner-raeume-an-klimawandel.html<br />

(letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

BMI - Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat (2017): Weißbuch Stadtgrün,<br />

https://www.gruen-in-der-stadt.de/ (letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

DIfU - Deutsches Institut für Urbanistik (2017): Was ist eigentlich doppelte Innenentwicklung?,<br />

https://difu.de/nachrichten/was-ist-eigentlich-doppelte-innenentwicklung (letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

HBS - Heinrich Böll Stiftung (2019): Öffentliche Räume - Das Projekt, https://www.boell.de/de/<br />

spaces (letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

MBWSV - Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr (2014):<br />

Urbanes Grün – Konzepte und Instrumente Leitfaden für Planerinnen und Planer, http://www.bgmr.de/<br />

system/publications/files/000/000/019/original/NRW_Urbanes_Grün.pdf?1522936216 (letzter Zugriff:<br />

11.07.<strong>2021</strong>)<br />

NSP (2020): Nationale Stadtentwicklungspolitik - Neue Leipzig-Charta, https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/DE/Initiative/Leipzig-Charta/leipzig-charta_node.html<br />

(letzter Zugriff<br />

11.07.<strong>2021</strong>)<br />

DESTATIS - Statistisches Bundesamt (<strong>2021</strong>), vgl. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/<strong>2021</strong>/04/PD21_209_412.html<br />

(letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

DGS - Stiftung Die grüne Stadt (o.J.): Grüne Städte - Städte zum Leben, https://www.die-gruene-stadt.de/dgs-gruenestaedtestaedtezumleben.pdfx?forced=true<br />

(letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />

Foto Alaunplatz Dresden: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/0a/Alaunplatz_<br />

Dresden_2013.jpg/1600px-Alaunplatz_Dresden_2013.jpg upload 2013<br />

Ulrich Burmeister<br />

ist Sozialwissenschaftler und war bis Juni 2019<br />

Gruppenleiter in der Abteilung Stadtentwicklung<br />

und Denkmalpflege des Städtebauministeriums<br />

NRW. Ulrich Burmeister ist Mitglied im Landesvorstand<br />

der Heinrich-Böll-Stiftung NRW. Er arbeitet<br />

heute in verschiedenen baukulturellen Initiativen<br />

und ist Mitglied im Beirat für Stadtgestaltung der<br />

Stadt Bielefeld.<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

17


REGIONALE<br />

UMWELTÖKONOMIE<br />

Klaus Schafmeister<br />

Natur/Umwelt und Wirtschaft unter räumlicher Perspektive<br />

KLAUS SCHAFMEISTER<br />

Ja, zweifellos, zwischen Natur/Umwelt und Ökonomie/Wirtschaft gibt es Spannungen, da passt<br />

nicht alles zusammen. Und ja, das liegt grundsätzlich an der Sichtweise, denn wirtschaftliches<br />

Handeln beeinflusst die Umwelt und die Natur beschränkt oder schenkt der Wirtschaft ihre Mittel<br />

und Ressourcen. Welche Möglichkeiten gibt es diese Sichtweisen zu verbinden, sie in ein Denkmodell<br />

zu integrieren? Und welche Rolle spielen eigentlich spezielle Räume, Städte in diesem<br />

vermeintlichen Konflikt? Einen Ansatz bietet das umweltökonomische „Modell der optimalen<br />

Umweltbelastung“. Darauf basieren die aktuellen Diskussionen um die CO2-Steuer, um Umweltzertifikate,<br />

aber auch um die aktuelle, wünschenswerte oder noch tolerierbare Höhe der Umweltbelastungen.<br />

Aber was ist das für ein Modell? Welche Möglichkeiten, welche Grenzen bietet<br />

es? Und vor allem, ist es anwendbar auf konkrete Räume, Orte oder Projekte, ist es nutzbar<br />

für Stadtentwickler oder -planer?<br />

18 REGENERATIVE DESIGN


Das Modell der optimalen Umweltbelastung<br />

überträgt das ökonomische<br />

Denken auf die Umwelt und zeigt die<br />

Kostenverläufe sowohl der Umweltschäden<br />

als auch die der Vermeidung<br />

von Umweltbelastungen. Zu ersteren<br />

zählen natürlich primär die Emissionen<br />

und die daraus resultierenden Beeinträchtigungen<br />

sowohl von uns Menschen/Bürgern<br />

als auch natürlich von<br />

Organisationen/Unternehmen u.a., also<br />

die Wirkungen von individuell nicht<br />

selbst verursachten negativen externen<br />

Effekten in Form von Kosten(-steigerungen)<br />

oder auch von Gesundheitsschäden,<br />

die Verluste von Biodiversität,<br />

die Grundwasserbelastungen und so<br />

unheimlich viel mehr. Zu den Vermeidungskosten<br />

zählen auf der anderen<br />

Seite unsere Aufwendungen, um eine<br />

bessere Umweltqualität zu erreichen,<br />

wie beispielsweise Filteranlagen, Regenwasserauffangbecken,<br />

Parkanlagen<br />

oder die Entwicklung von Alternativen<br />

z.B. von fossilen Brennstoffen. Klar, bei<br />

zunehmenden Emissionen nehmen die<br />

Schäden zu und eine verstärkte Vermeidung<br />

führt zu geringeren Schäden.<br />

Insofern ergibt sich die Frage nach dem<br />

Optimum, wo ist das Niveau nicht der<br />

maximalen Umweltbelastung oder der<br />

maximalen Umweltqualität, sondern<br />

wo befinden sich beide in einem gesellschaftlich<br />

akzeptierten Gleichgewicht,<br />

in einem Optimum? Und daraus folgend<br />

selbstverständlich, wie lässt sich dieses<br />

erreichen, quantifizieren, im Zeitablauf<br />

auch beispielweise den Klimazielen<br />

anpassen? Welche (umweltpolitischen)<br />

Instrumente sind dafür bestmöglich<br />

geeignet, welche Maßnahmen kommen<br />

diesem Optimum ergebnisorientiert<br />

nahe und welche Voraussetzungen<br />

müssen dafür gegeben sein?<br />

Wir kennen die 2016 in Kraft getretenen<br />

UN-Nachhaltigkeitsziele für 2030, der<br />

EU-Green Deal 2020 der neuen EU-Kommission<br />

wurde gerade verabschiedet<br />

und wir haben die vielfachen nationalen<br />

und regionalen Klimaschutz-Strategien<br />

und Konzepte vor Augen. Sie alle dienen<br />

sämtlich der Sicherung der nachhaltigen<br />

Entwicklung der Welt in ökonomischer,<br />

„<br />

Wo ist das Niveau nicht der maximalen Umweltbelastung<br />

oder der maximalen Umweltqualität,<br />

sondern wo befinden sich beide in einem gesellschaftlich<br />

akzeptierten Gleichgewicht, in einem Optimum? Und daraus<br />

folgend, wie lässt sich dieses erreichen, quantifizieren, im<br />

Zeitablauf auch beispielweise den Klimazielen anpassen?<br />

sozialer und ökologischer Hinsicht. Mit<br />

ihnen sind oftmals die konkretere Zieldefinitionen,<br />

zahlreiche Fördertöpfe<br />

und vielfältige Maßnahmenbündel verbunden.<br />

Diese finden sich auch in den<br />

Städten, an konkreten Orten – Stadtradeln,<br />

Geschwindigkeitsreduzierungen,<br />

Solaranlagen, Recycling, E-Tankstellen,<br />

Energieeffizienzinvestitionen. Zum Teil<br />

reduzieren sie die Schäden, zum Teil<br />

vermeiden sie sie. Wir sind uns zwar oftmals<br />

der Kosten bewusst, aber vielfach<br />

nicht der daraus folgenden Wirkungen,<br />

des Beitrages zur Verbesserung der<br />

Umweltqualität oder der Reduzierung<br />

der Belastungen. Und wenn wir uns<br />

das zwar noch in der globalen Wirkungskette<br />

vorstellen können (erhöhter<br />

Meeresspiegel, Mikroplastik in der<br />

Ernährungskette u.s.w.), so sind uns die<br />

Dimensionen direkt vor Ort oft weniger<br />

bewusst (jede weggeworfene Zigarettenkippe<br />

verschmutzt 60 l. Grundwasser,<br />

welches entsprechend kostenintensiv<br />

gereinigt werden muss, um als<br />

Trinkwasser zur Verfügung zu stehen<br />

/ aber 3 Min. zu langes Parken kostet<br />

10€). Aufgrund dessen wäre eine konkrete<br />

Sicht auf die regionale, kommunale<br />

bzw. lokale optimale Umweltbelastung<br />

von außerordentlichem Interesse.<br />

Zu welchen positiven und negativen<br />

Wirkungen (und Kosten) führt eine innerstädtische<br />

Parkanlage? Wie müsste<br />

ein Campus entsprechend gebaut<br />

werden? Welche Einsparungen würden<br />

sich zu welchen Kosten durch eine kommunale<br />

Mobilitätswende mit welchem<br />

Ergebnis auf die Umweltbedingungen<br />

der Menschen innerhalb der konkreten<br />

Region erzielen? Dabei könnten nicht<br />

nur direkte finanzielle Wirkungen in die<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

19


„<br />

Welche Regionen nutzen die Umwelt stärker, welche schwächer, welche tragen<br />

welche Leistungen für die überregionale Umweltqualität bei oder wie verändert<br />

sich das regionale Niveau des Naturkapitals?<br />

Berechnung einfließen, sondern auch<br />

indirekte über eine höhere Gesundheit<br />

(niedrigere Krankheitskosten), höhere<br />

Kreativität (bessere Luft, mehr Bewegung,<br />

soziales Miteinander, Entschleunigung<br />

u.a.) oder ökologische (Erhalt<br />

der Biodiversität, Feinstaubbindung auf<br />

Blattoberflächen).<br />

In diesem räumlichen Aspekt ließen<br />

sich zudem regionale Interdependenzbzw.<br />

Austauscheffekte und die jeweils<br />

unterschiedliche Ausstattung mit Naturkapitalien<br />

integrieren. Welche Regionen<br />

nutzen die Umwelt stärker, welche<br />

schwächer, welche tragen welche Leistungen<br />

für die überregionale Umweltqualität<br />

bei oder wie verändert sich das<br />

regionale Niveau des Naturkapitals. Insofern<br />

wären – zumindest theoretisch<br />

– auch unterschiedliche Ausprägungen<br />

von umweltpolitischen Instrumenten je<br />

nach der regionalen optimalen Umweltbelastung<br />

denkbar.<br />

Die in 2018 veröffentlichte Synthese<br />

„Werte der Natur aufzeigen und in Entscheidungen<br />

integrieren“ seitens des<br />

internationalen TEBB-Prozesses zeigt<br />

entsprechende erste Schritte in dieses<br />

umfassendere Denken über die jeweilige<br />

Bewertung unseres Handelns und<br />

deren ganzheitlicheren Wirkungen auf.<br />

„Es geht vor allem auch darum, die Natur<br />

als Lebensgrundlage für die Menschen,<br />

für den Wohlstand, Lebensqualität<br />

und wirtschaftliche Entwicklung zu<br />

erhalten“ (TEEB, 2018, S.31). Dieses in<br />

einem regionalen, kommunalen oder<br />

lokalen Kontext zu erzielen, könnte die<br />

vielfältigen Effekte unseres Handelns<br />

offenbaren, transparent vermitteln und<br />

vor allem in die jeweiligen individuellen<br />

und institutionellen Entscheidungsgrundlagen<br />

integrieren. -<br />

Mit dem GreenScenario (Seite 22) liegt<br />

ein vielversprechendes Instrument vor,<br />

in das derartige Überlegungen integriert<br />

werden könnten. Damit würden auch<br />

die unmittelbaren Wirkungen unterschiedlicher<br />

(landschafts-)architektonischer<br />

und stadtentwicklungsbezogener<br />

Maßnahmen in einem ganzheitlicheren<br />

Sinn darstellbarer. Ein schönes, ein visionäres<br />

Bild, aber sicherlich auch eines,<br />

das noch vielfältige Forschungen, Erhebungen<br />

und Abstimmungen bedarf.<br />

Prof. Dr. oec. Klaus Schafmeister<br />

Fachhochschule des Mittelstands, Bielefeld<br />

Forschungsdirektor Stadt-Land & Mobilität<br />

Nach seiner Promotion an der Universität Hohenheim<br />

und Forschungsaufenthalten in den USA<br />

arbeitete Klaus Schafmeister am Lehrstuhl für<br />

Wirtschaftspolitik an der Universität Paderborn.<br />

Ab 2000 übte er verschiedene leitende Positionen<br />

in regionalen, Wirtschaftswissenschaften- und<br />

kulturfördernden Entwicklungsgesellschaften aus.<br />

Seit 2019 hat er eine Professur für Innovation &<br />

Raumentwicklung im Mittelstand an der FHM in<br />

Bielefeld inne. Seit Jahren hat er zudem einen<br />

Lehrauftrag an der TH OWL für Regionalwirtschaft &<br />

Stadtökonomie.<br />

20 REGENERATIVE DESIGN


Jetzt ist der Moment.<br />

Werde VCD-Mitglied und sorge mit uns<br />

für eine flexible, klimaverträgliche und<br />

bezahlbare Mobilität.<br />

vcd.org/verkehrsaktivistinnen<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

21<br />

Foto: gitti la mar


GREENSCENARIO<br />

Ramboll<br />

Studio Dreiseitl (5)<br />

A collaborative software-based decision-support tool and<br />

integrated planning process for climate-conscious and<br />

evidence-based design<br />

JEREMY KARL ANTEROLA, RAMBOLL STUDIO DREISEITL<br />

1 ABSTRACT<br />

Climate change is a complex problem with multiple solutions that vary depending<br />

on the strategy for mitigation, adaptation or, depending on the scale of application,<br />

both. Although numerous digital (software) solutions have emerged in recent years,<br />

a pragmatic and readily accessible method for evaluating the effects of nature-based<br />

solutions throughout the conceptual masterplanning process while enabling a<br />

faster, more iterative optimisation of design solutions to increase their climate adaptation<br />

potential have been limited to date, especially for professionals working in<br />

the field of architecture, design and urban planning.<br />

In response to this challenge, GreenScenario was developed as a software-based<br />

decision support tool to break down and transform the complexity of climate adaptation<br />

into an understandable and useful form of information, most especially<br />

for those involved in the decision-making process for masterplanning and city development<br />

(e.g. municipalities, property developers, relevant stakeholders).<br />

Key learnings from the application of GreenScenario in practice suggest that in<br />

order to increase acceptance of data-driven software methods as part of the design<br />

development process, decision-support tools must be able to deliver results<br />

rapidly, visually and in a practical, easy-to-understand manner. Humans have a limited<br />

ability to think and visualise long-term i.e. beyond 15 to 20 years; geospatial<br />

visualisations (e.g. images) of complex data enable humans to process complex<br />

information. Thus, solutions need to be contextually specific and integrated in locally<br />

22 REGENERATIVE DESIGN


GreenScenario asks the question ‘what happens when I…’ to compare – visually,<br />

quantitatively and for multiple solutions simultaneously – the consequences of<br />

decisions undertaken during the planning and design process<br />

established community planning processes (Schroth, Pond, Sheppard, 2015). A potential<br />

solution combining these observations and gaining acceptance as a method<br />

within climate change adaptation planning is the application of ‘Scenario Planning’<br />

as a decision-support process that combines a rigorous, scientific assessment within<br />

the framework of multiple scenario (solution) generation (Star et al, 2016). Computational<br />

design techniques as they relate to developing digital decision-support<br />

systems or platforms, while found to be practical and implementable at building<br />

and plot scales, were found to be particularly challenging to apply at urban, regional<br />

and city scales due to increased computational expense, difficulty in limiting inputs,<br />

and the increase in involved stakeholders involved in the planning process (Wilson<br />

et al, 2019).<br />

By describing the findings of multiple projects where the GreenScenario methodology<br />

has been applied within the context of European cities with a specific focus on its use by a<br />

property developer in Vienna, the results aid in identifying enablers and barriers for the<br />

use and acceptance of decision-support tools for climate change adaptation planning.<br />

2 CLIMATE ADAPTATION AND DECISION-SUPPORT TOOLS<br />

By 2050, the cost of ‘doing nothing’ to mitigate climate change effects in cities is<br />

estimated to incur costs in the EU alone in the range of 100-150 billion Euros per<br />

year every year, dependent on the climate scenario (COACCH, 2018). Mitigating the<br />

effects of climate change tend to occur at larger city-wide or country specific scales<br />

and primarily refer to methods that reduce greenhouse gas emissions whereas climate<br />

change adaptation refers to processes, tools or actions that increase resilience,<br />

reduce vulnerability or enhance adaptive capacity, and tend to occur at regional,<br />

local or site-specific scales (IPCC 2018). As Nay et al (2014) indicate: ‘Climate adaptation<br />

strategies must be implemented at the local level.’ Adaptation measures have<br />

become recently more and more associated with resilience measures (Carter et al.,<br />

2015). Research shows that mitigation and adaptation tracks can be combined to<br />

enable synergies (Landauer, Juhola, Klein, 2019).<br />

Nature-based solutions (NBS) can be defined as ’actions to protect, sustainably manage,<br />

and restore natural or modified ecosystems, that address societal challenges<br />

effectively and adaptively, simultaneously providing human well-being and biodiversity<br />

benefits’ (IUCN, 2019). At the end of the 20th century, NBS tools (e.g. green<br />

roofs or rain gardens) began to emerge as suitable measures to complement or<br />

replace technical solutions that reduced the reliance on grey infrastructure such<br />

as piping or concrete channels, particularly within the landscape architecture discipline<br />

(OECD, 2020). With increasing rates of urbanisation, the subsequent loss of<br />

biodiversity and the detrimental effect on ecosystem services, adapting cities to the<br />

effects of climate change, rather than simply mitigating climate change’s impact and<br />

even with the aforementioned tools of NBS, is a major challenge exacerbated by the<br />

relative uncertainty, complex data interpolation and extended timespans associated<br />

with climate science. As Wilson et al further note: ‘Issues as diverse as population<br />

growth, transportation, and climate change, all present significant challenges<br />

for 21st century cities, and require an approach to urban development that is data-driven,<br />

iterative, and most importantly, engages the broadest possible audience<br />

of stakeholders’ (Wilson et al, 2019).<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

23


One method to tackle the complexity of climate change is the use of decision-support<br />

tools (DST), which for urban planning would refer to analogue or digital methodologies<br />

or resources supporting and enabling decision-making within the planning<br />

process (Palutikof, Street and Gardiner, 2018). The three's research (Palutikof,<br />

Street and Gardiner, 2018) additionally found key success factors specific to climate<br />

adaptation to be DST that 1) provided convincing, innovative, illustrative delivery<br />

of data because 2) adaptation, in contrast to climate change mitigation, are local<br />

initiatives and implementation schemes, not necessarily broader policy-based or<br />

regionally applicable solutions, and 3) further they note that key barriers to the adoption<br />

of DST related to climate adaptation stem primarily from the complexity associated<br />

with climate change science’s technical jargon, regional lexicon variables<br />

and the resultant confusion. Where there was a lack of collaboration in the application<br />

and development of the system between developers, (potential) users and funders,<br />

success was limited; instead the three suggest that successful systems must<br />

be customised ‘in terms of content, style and presentation and should somehow be<br />

legitimised so that the user is confident in using it’ (Palutikof, Street and Gardiner,<br />

2018: 471).<br />

3 GREENSCENARIO: APPLICATION ON AN URBAN RETROFIT PROJECT<br />

IN VIENNA, AUSTRIA<br />

3.1 PROCESS<br />

GreenScenario as both a tool and associated planning methodology is the result<br />

of a multi-year process of testing and practice-based application of research and<br />

development led by Ramboll Studio Dreiseitl (Germany). It combines a software-based<br />

parametric decision-support tool and a cross-sectional evaluation framework<br />

based on an assessment matrix of three key thematic areas including factors related<br />

to water, open space and green, heat and microclimate, which are then underpinned<br />

by an economic evaluation module. The modules are assessed based on a standardised<br />

set of key performance indicators that enable an objective comparison<br />

of the effects of climate adaptation tools and how solutions perform by focusing<br />

on rapid feedback during design development rather than the evaluation of solutions<br />

post-facto, which tends to be the focus of the majority of expert tools available<br />

on the market today. Integrated as part of the parametric 3D modelling software<br />

package of Rhinoceros combined with the programming scripting of Grasshopper,<br />

GreenScenario combines data-driven, evidence-based design tools for climate adaptation<br />

onto a digital collaboration platform. Linking process and tool together is<br />

depicted visually in the three-step methodology shown below.<br />

Drawing upon the key findings of BMBF research projects tested and applied in practice, an iterative and<br />

design-centric 3-step planning process forms the backbone of GreenScenario’s decision-support platform<br />

24 REGENERATIVE DESIGN


„<br />

GreenScenario as both a tool and associated planning<br />

methodology is the result of a multi-year process of<br />

testing and practice-based application of research and development.<br />

A detailed description of the application of the GreenScenario methodology in Vienna<br />

follows. This case study provides a starting point for assessing DST application in<br />

practice, and will continue to be supplemented via experience of several additional<br />

real-world case studies to validate the applicability of the results as well as to accumulate<br />

evidence for enablers and barriers in DST acceptance.<br />

3.2 APPLICATION IN VIENNA: BACKGROUND, ANALYSIS AND PLANNING GOALS<br />

The 1.5 hectare site’s planning goal focused on redeveloping a paved parking lot into<br />

a new residential infill that would fulfil sustainable building standards while minimising<br />

environmental impact, adding value for local open space provision and compensate<br />

for any ecological damage (felled trees) that could occur. Existing contextual<br />

uses included residential apartment blocks (north, west); a sports field (south,<br />

owned by separate private property owner); and a mix combination of residential,<br />

commercial, office and cultural uses (east). The existing situation (baseline) – based<br />

on an analysis of the publicly accessible Vienna Geodata Catalogue as well as client-supplied<br />

datasets – was modelled in 3D and integrated into the GreenScenario<br />

system for assessment and evaluation. The following planning goals were determined<br />

at the outset of the project:<br />

• Maximise green space potential on site<br />

• Provide an additional co-benefit of increased and accessible public green space<br />

(in the form of a playground)<br />

• Limit the effects of the urban heat island effect by reducing pavement and<br />

hardscape materials<br />

• Integrate blue-green infrastructure elements into the development to minimise<br />

the impact of stormwater<br />

• Develop a concept that would maximise and optimise tree placement<br />

3.3 SUMMARY OF THE EVALUATION BETWEEN EXISTING AND PLANNING<br />

SCENARIO<br />

When assessing the Baseline against the Planning Scenario which was created<br />

in collaboration with the private property developer, the GreenScenario analysis<br />

shows that the proposed concept, due to the increase in blue-green infrastructure<br />

including green roofs, swales and green facades, and the reduction of paved surfaces<br />

particularly along trafficked areas improved almost all assessed KPIs for Water,<br />

Open Space and Green, Heat and Microclimate. The three primary reasons for these<br />

results include:<br />

1. The increased proportion and diversity of green spaces including the implementation<br />

of green areas not only at ground level but also on roofs (e.g. usable<br />

green such as lawns or urban gardening).<br />

2. The provision of decentralised stormwater management tools.<br />

3. The reduction of the sealed surface or the unsealing of sealed surfaces.<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

25


BASELINE (EXISTING)<br />

SCENARIO (CONCEPT)<br />

AXONOMETRIC VIEW BASELINE<br />

AXONOMETRIC VIEW SCENARIO<br />

PLAN BASELINE<br />

SOLAR IRRADIATION BASELINE<br />

PLAN SCENARIO<br />

SOLAR IRRADIATION SCENARIO<br />

SUN HOURS BASELINE<br />

SUN HOURS SCENARIO<br />

THERMAL COMFORT BASELINE<br />

THERMAL COMFORT SCENARIO<br />

ASSESSMENT BASELINE<br />

WIND COMFORT BASELINE<br />

ASSESSMENT SCENARIO<br />

WIND COMFORT SCENARIO<br />

Performance KPIs for Baseline and Planning Scenario<br />

3.4 MODULE WATER<br />

Overall, the Planning Scenario performed significantly better than the Baseline.<br />

The stormwater service level increases by 79% as the initial baseline conducted all<br />

stormwater into the municipal system. The 30cm depth swales provide a detention<br />

volume of 146 cubic meters, reducing the peak run-off coefficient by 0.1 (from 0.8<br />

to 0.7) due to the increase in green space overall. The natural water balance subseqeuntly<br />

also improves as the run-off potential is decreased, infiltration icnreased,<br />

and evaporation as well enhanced. The potential for stormwater quality improvement,<br />

or treatment of TSS, nutrients and heavy metals, increases as well with the<br />

addition primarily of ground-level stormwater BMPs (best management practices).<br />

With the addition of underground storage, potable water that could be saved calculated<br />

over a period of a year based upon rainfall data given for Vienna is 437 cubic<br />

meters. This water could be used for irrigation, toilet flushing or other uses, to be<br />

determined at a future date.<br />

26 REGENERATIVE DESIGN


„<br />

Can data-driven tools provide a new method of approaching planning<br />

climate first with tools such as nature-based solutions or blue-green<br />

infrastructure aligned with conventional infrastructure to improve our cities today?<br />

3.5 MODULE OPEN SPACE AND GREEN<br />

By purposefully selecting tools related to increasing green infrastructure, biodiversity<br />

(based on a spatial assessment known as the Biodiversity Area Factor utilised<br />

by the German building council DGNB) increased almost 2x compared to the existing<br />

condition. A 15% increase in Open Space Provision (subdivided into pure green<br />

spaces, green roofs as well as trees) as well as an improvement of the Green Factor<br />

from 0.65 to 1.05 (target range: 0.9, based on the rigorous methodology applied for<br />

the Helsinki Green Factor) was also realised. Two areas within the Planning scenario<br />

that performed less optimal than the Baseline were parameters related to CO2<br />

Uptake (temporary carbon sequestration via primarily trees and green spaces) and<br />

Air Pollutant Removal (via green infrastructure such as trees). The removal of existing<br />

trees has a significant impact on these parameters. In order to optimise the<br />

solution, two additional options were pursued.<br />

• Option 1: adding trees on the new residential building as part of the intensive<br />

green roof.<br />

• Option 2: additionally planting new trees within the planning boundary at<br />

ground level.<br />

Cross comparison of three<br />

options versus the baseline<br />

SELECTED AS BASIS<br />

HIGHEST PERFORMANCE<br />

Stormwater Service<br />

Level<br />

BASELINE (EXISTING)<br />

PREFERRED SCENARIO<br />

OPT. 1: ADD 5 TREES ON ROOF<br />

OPT. 2: ADD 13 TREES ON ROOF + SITE AT<br />

GROUND LEVEL<br />

Natural Water<br />

Balance<br />

Stormwater Quality<br />

Improvement<br />

Potable Water<br />

Savings<br />

Biodiversity (Factor)<br />

Green Factor Score<br />

Open Space<br />

Provision<br />

CO2 Uptake<br />

Air Pollutants<br />

Removal<br />

LEGEND<br />

BASELINE<br />

PREFERRED SCENARIO<br />

SCENARIO 1<br />

SCENARIO 2<br />

INDICATION OF HIGHEST PERFORMANCE FOR KPI<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

Project: ARGENTINIERSTRAßE 30A - Vienna - 304000318-AU_2020<br />

27<br />

44


When examining the results of the three options compared against the baseline, it<br />

was clear that the most optimal scenario (termed Option 2 above) performed best<br />

and had the potential to harness the most ecological quality in comparison to all<br />

other options. However, the Selected Scenario remained the Preferred Planning<br />

Scenario due to requirements beyond the climate analysis performed. Based on<br />

a follow-up interview with the private property developer, these factors included<br />

requirements related to permitting regulations, property ownership and conflicts<br />

due to spatial limitations. The private property developer lastly indicated that, while<br />

the primary solution would remain the Preferred Planning Scenario, dependent on<br />

the requirements expressed by the city agencies responsible for planning approval,<br />

Options 1 and 2 remained viable options that would be detailed in the upcoming<br />

detailed design stages.<br />

3.6 MODULE MICROCLIMATE AND HEAT<br />

By reducing the quantity of sealed surfaces and replacing them with permeable<br />

pavement (e.g. porous pavements, grass gravel, etc.) and a variety of green areas<br />

(e.g. lawn, meadows, planted areas for recreation) instead of leaving the parking<br />

lot in its given condition, there is an overall improvement to the microclimate parameters<br />

analysed. Firstly, a Solar Irradiation analysis resulted, due to the placement<br />

of the new building and the placement of trees, in a 29% reduction of solar<br />

irradiation when measured at ground level (824.79 Wh/m2/day per annum versus<br />

588.14 Wh/m2/da per annum). The existing condition receives more Sun Hours<br />

(7.03 hours per day averaged over a year) compared to the proposed condition<br />

(4.43 hours per day averaged over a year); however, this also results in increased<br />

temperatures due to both a higher solar irradiation and sun hour amount. A Wind<br />

Comfort analysis showed that there was only a minimal area of the site that had<br />

the potential to be impacted by reduced wind comfort levels, defined typically as<br />

above 5 meters per second (1.6% of the year above 5 m/s in the planning scenario,<br />

3.01 % in the existing baseline condition). While the percentile difference via<br />

the analysis was minimal, the visual comparison showed that, with the addition of<br />

tree volume and the building mass, wind comfort could be optimised beyond the<br />

already optimal state (e.g. the site does not suffer from wind comfort issue problems<br />

generally). With the reduction or shift of paved surfaces to semi-paved or<br />

vegetated areas, the average Albedo Factor increases by 0.1 / square meters; the<br />

increased reflectance reduces heat retainment especially during the summer. The<br />

Thermal Comfort indicator, based on the UTCI system simulating the average thermal<br />

comfort of a site over a period of a year based on a 9-26° C comfort range,<br />

indicates an improvement of 1.5% (48.7% of all days in the Planning scenario are<br />

considered to be within the optimal comfort range, 47.2% in the existing Baseline).<br />

3.7 MODULE ECONOMICS<br />

For this project, only a preliminary Investment Cost indicator was analysed. For<br />

the investment cost analysis, a cost range between approx. 393,300 (min.) € up to<br />

740,800 € (max.) can be expected, equivalent to approx. 26-49 € per square meter<br />

for the ca. 1.5 ha planning area. Prime contributors to the variability in costs are a result<br />

of the selection of green roofs and green facades/walls as the result of selecting<br />

these blue-gree elements account for approx. 69% (min.) to approx. 73% (max.) of<br />

the total costs. By selecting a green roof with higher retention capacity or increased<br />

soil depth, or the type of green façade (e.g. soil or system based) will have resultant<br />

higher investment cost applications. In future design stages, an assessment of the<br />

Maintenance Costs and Potential Savings can be considered to understand operational<br />

costs or savings.<br />

28 REGENERATIVE DESIGN


GreenScenario’s integration within the process<br />

enables a pragmatic link between data-driven<br />

results and solution optimisation by guiding<br />

decision-making<br />

4 CONCLUSIONS<br />

The authors aimed to answer the following research question: would the use of<br />

the GreenScenario methodology address the fallacies of previously implemented<br />

decision-support tools – specifically as they relate to 1) integration within known<br />

planning process, 2) the involvement level of stakeholders and 3) the applied methodology<br />

in consideration of other methods or software tools – limit barriers and<br />

increase acceptance of DST within urban planning? Learnings from Vienna:<br />

Firstly, a key enabler for the case study in Vienna was transparency – whether<br />

in the planning process, how calculations or simulations were performed for the<br />

various key performance indicators assessed, the credibility of applied data sources<br />

or the accuracy of the 3D base model compared to actual site conditions.<br />

When stakeholders overcame the barrier associated with a digital tool guiding<br />

the planning process, the second key enabler identified was the visualisation<br />

aspect – both in the speed as well as the graphic depiction of effects and simulations.<br />

By being able to rapidly compare four potential planning options, one was<br />

selected for further optimisation as part of a co-creation conceptual design process.<br />

Lastly, based on a follow-up interview with the private developer, the role of<br />

communication was deemed to be one of the most important enabler for DST. Following<br />

the visual representation of climate data – clear, understandable, appealing<br />

– the private developer could use the arguments for which options performed best,<br />

stimulated discussions about opportunities and challenges of each of the proposed<br />

solutions, and enabled a targeted optimisation of the selected design option based<br />

upon direct feedback from stakeholders. Especially due to the complexity associated<br />

with climate science and its more recent application in the urban planning and<br />

design profession, the multi-layered feedback mechanisms embedded in the tool<br />

– including geospatial visualisations sourced directly from the 3D model combined<br />

with quantitative metrics and integrated microclimatic simulations – simplified communication<br />

and processing the results. The effects and consequences of planning<br />

with climate adaptation tools versus conventional planning approaches could be<br />

more clearly understood between multiple topics simultaneously.<br />

Did the application of the GreenScenario methodology as a decision-support mechanism<br />

– combining both a working process and software tool for aiding in how to<br />

plan with climate adaptive design measures – address the fallacies and limitations of<br />

previously applied decision-support tools? Can data-driven tools provide a new method<br />

of approaching planning climate first with tools such as nature-based solutions<br />

or blue-green infrastructure aligned with conventional infrastructure to improve<br />

our cities today?<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

29


THE RESULTS OF THE STUDY SHOW A POSITIVE START BUT REQUIRE FURTHER<br />

VALIDATION THROUGH AN ACCUMULATION OF CASE STUDIES<br />

GreenScenario’s methodology has been applied on small scale plots up to 100-hectare<br />

new build developments in seven countries, most recently for evaluating the<br />

climate adaptive potential of competition design solutions in city of Ingolstadt in<br />

Germany. GreenScenario continues to be utilised in various contexts but most<br />

especially for early phase concept design evaluation, for revealing optimisation potential<br />

and for using a dialogue basis together with multiple stakeholder groups.<br />

Three key examples include its application in Berlin, for a 2-hectare mixed-use urban<br />

retrofit site, the climate analysis showed the impact of transforming the site<br />

from an approximately 95% paved area into a highly green, porose site (>60%<br />

softscape) on its outdoor thermal comfort levels, stormwater management potential<br />

and biodiversity increase. Secondly, GreenScenario was utilised in Ingolstadt to<br />

assess which of eleven design entries had the highest climate adaptation potential.<br />

The approximately 8-hectare site looked specifically to finding pragmatic solutions<br />

that could be implemented and act as a prototype for other typical developments.<br />

In Cologne, GreenScenario is being utilised as part of a larger planning process as<br />

a dialogue tool to communicate how and where sponge city techniques can be potentially<br />

implemented within two project areas set in the dense, existing context<br />

of the urban centre where infrastructural and regulatory requirements necessitate<br />

an integrated, collaborative workshop process to develop pragmatic, buildable and<br />

maintainable solutions.<br />

In Ingolstadt, the methodology was utilized as one of four key parameters for<br />

assessing eleven competition entries and their climate adaptative performance<br />

as compared to the baseline existing situation<br />

30 REGENERATIVE DESIGN


How we ethically utilise the results generated from computational design will be of<br />

key consideration for the future. The computational process may direct design<br />

choices, or it may only discourage certain bold/bad choices. Regardless of the<br />

effect, the intent of the active use in computational modelling means increased<br />

awareness of climate adaptation performance in practice. What is certain<br />

is that the computational process enhances the understanding of design choices<br />

(Negendahl, 2019). We see data-driven decision-making combined with integrated<br />

planning processes key to enabling the acceptance of climate adaptation approaches<br />

for the future development of our cities. -<br />

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Schroth, O., Pond., E., Sheppard, S. (2015): Evaluating presentation formats of local climate change in community<br />

planning with regard to process and outcomes. In: Landscape and Urban Planning 142, pp. 147-158. Accessed on January 29,<br />

<strong>2021</strong>. Available at: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0169204615000651#bib0010<br />

Star, J. et al (2016): Supporting adaptation decisions through scenario planning: enabling the effective use of multiple<br />

methods. In: Climate Risk Management, Volume 13, pp. 88-94. Accessed on February 14, <strong>2021</strong>. Available at: https://www.<br />

sciencedirect.com/science/article/pii/S2212096316300262<br />

Wilson, L. et al (2019): How to generate a thousand master plans: a framework for computational urban design. In: SIM<br />

AUD 2019.<br />

Jeremy Karl Anterola, M.Sc. Landscape<br />

Architecture, MBA<br />

Jeremy’s over 12 years of experience as a landscape<br />

architect with an MBA in international management<br />

is specialized in implementing visions for urban<br />

green infrastructure and climate adaptation concepts<br />

both domestically in Europe as well as internationally.<br />

As a LEED AP and DGNB auditor, Jeremy<br />

additionally leads the R&D team with multi-year<br />

German-based research projects such as RISA,<br />

KURAS and netWORKS 4 (Resilient Blue-Green<br />

Infrastructure), and together with Mariusz Hermansdorfer<br />

led the co-creation of a software-based<br />

parametric design and analysis tool for climate<br />

adaptation called ‘GreenScenario’. With Green-<br />

Scenario Jeremy looks to challenge current methods<br />

for evidence-based, early stage decision-making<br />

and masterplanning.<br />

REGENERATIVE DESIGN<br />

31


BuGG Gunter Mann und Vertiko GmbH<br />

Vertiko-Living-Wall-System in Bad Laasphe<br />

LAURA HÖLZ, VERTIKO GMBH<br />

Pflanzen statt Beton<br />

Die globale Urbanisierung schreitet stetig voran und laut einer aktuellen<br />

Statistik der UNO werden bereits im Jahr 2050 mehr als zwei Drittel der<br />

Weltbevölkerung in Städten leben. In den hoch urbanisierten Räumen<br />

verändert sich auch das Verständnis von Landschaft. Landschaft kann<br />

nicht mehr nur als unberührter Naturraum vor den Toren der Städte<br />

verstanden werden, sondern muss ein wichtiger Bestandteil mitten in<br />

der Stadt sein, der zu einer hohen Lebensqualität und einem besseren<br />

Stadtklima beiträgt.<br />

Mit den zukünftigen klimatischen Veränderungen stehen Städte vor neuen<br />

Herausforderungen: Beton und Asphalt verwandeln sich im Sommer<br />

zu Hitzespeichern und die zunehmend heftigeren Regenfälle bringen Abwassersysteme<br />

an ihre Grenzen. Intelligente Stadtkonzepte und smarte<br />

Designs vereinen die Potenziale von Natur und Technik. Grüne Fassaden<br />

helfen als sogenannte Multifunktionsdienstleister dabei, beispielsweise<br />

die Temperatur in der Stadt zu regulieren, die Luftqualität zu verbessern,<br />

Schallschutz bei und mindern den Lärm. Nebenbei helfen sie auch die<br />

Auswirkungen auf die Gebäudehülle und den Innenraum zu optimieren.<br />

32 APPLIED IDEAS


Abb. 1: Negative Effekte des Stadtklimas<br />

(Darstellung: Nicole Pfoser, Stadtklima-Effekte zusammengestellt<br />

nach Franke 1977, S. 22 sowie Sukopp/Wittig 1998, S. 125 bis 153)<br />

Besonders betroffen vom städtischen<br />

Wärmeinseleffekt sind die Innenstadtgebiete<br />

aufgrund ihres hohen Versiegelungsgrads.<br />

Ihnen fehlt meist auch<br />

die Verbindung zu Frisch- und Kaltluftschneisen.<br />

Die bebauten Flächen<br />

wirken wie ein Wärmespeicher. Tagsüber<br />

heizen sich die Stein- und Betonflächen<br />

der Gebäude, Plätze und Straßen<br />

stark auf, und nachts geben sie<br />

diese aufgestaute Wärme wieder an die<br />

Umgebung ab. Zusätzlich verhindert die<br />

Bebauung die Luftzirkulation und damit<br />

das Einströmen kühlerer Luft aus dem<br />

Umland. Stadtluft ist daher trockener<br />

und wärmer als Landluft. Die relative<br />

Luftfeuchtigkeit in der Stadt liegt im<br />

Sommer etwa acht Prozent unter der<br />

auf dem Land (Stadtklimatologie und<br />

Grün, die-gruene-stadt.de). Der Erhalt<br />

von Frisch- und Kaltluftschneisen im<br />

Rahmen städtischer Grünsysteme ist<br />

daher ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung<br />

des Stadtklimas und damit auch<br />

zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels.<br />

Weitere Schritte sind Entsiegelungs-<br />

und Begrünungsmaßnahmen,<br />

wo immer es möglich ist. Nur so kann<br />

durch Verdunstung und Verschattung<br />

der städtischen Überhitzung entgegengewirkt<br />

werden. Auch die Luft- und Aufenthaltsqualität<br />

können durch Begrünungsmaßnahmen<br />

verbessert werden.<br />

Wichtig ist die Auswahl der passenden<br />

Begrünung für den konkreten Ort um<br />

z.B. ungewollte Schadstoffansamlungen<br />

in engen, stark befahrenen Straßenräumen<br />

oder Luftstaueffekte in engen<br />

Hinterhöfen zu vermeiden. Gerade<br />

in verdichteten, von Verkehr geprägten<br />

Innenstadtquartieren hat die Fassadenbegrünung<br />

entscheidende Vorteile,<br />

da die Luftschneisen, welche entscheidend<br />

für die Luftzirkulation sind, im Gegensatz<br />

zur Bepflanzung mit Bäumen,<br />

erhalten bleiben (siehe Abb. 6).<br />

Begrünte Fassaden und Dächer sind<br />

in doppelter Hinsicht nützlich für das<br />

Mikroklima einer Stadt: Einerseits verhindern<br />

sie durch ihre Begrünung das<br />

Aufheizen und damit die Reflexion der<br />

Wärmestrahlung von Stein- oder Betonfassaden<br />

sowie Dächern und andererseits<br />

unterstützt die Bepflanzung die Abkühlung<br />

des aufgeheizten Stadtklimas.<br />

APPLIED IDEAS<br />

33


Abb. 2: Motivation<br />

Gebäudeoptimierung/Umfeldverbesserung (Darstellung: Nicole Pfoser)<br />

GEBÄUDEOPTIMIERUNG<br />

Während Fassadenbegrünung lange<br />

Zeit eher unter ökologischen und gestalterischen<br />

Aspekten gesehen wurde,<br />

sind im Zuge des Klimawandels und des<br />

gestiegenen Bedarfs an Gebäudeklimatisierung<br />

die Möglichkeiten der Gebäudeoptimierung<br />

durch Fassadenbegrünung<br />

in den Fokus gerückt.<br />

Die Reduktion von Wärmeverlusten<br />

und Auskühlungseffekten spielt vor allem<br />

bei ungedämmten Altbauten eine<br />

Rolle, währenddessen bei gedämmten<br />

Neubauten eher die Verschattung und<br />

adiabate Gebäudekühlung zur Reduktion<br />

des Kühlbedarfs im Vordergrund<br />

steht. Die Kombination aus Verdunstungskälte<br />

sowie Absorption und Reflektion<br />

(40 % bis 80 %) der Sonneneinstrahlung<br />

sorgt im Sommer für eine<br />

Reduktion der Wärmelasten und damit<br />

des Kühlbedarfs im Gebäude. Diese<br />

Effekte können als Vorkonditionierung<br />

auch in Kombination mit natürlicher<br />

oder kontrollierter Belüftung eingesetzt<br />

werden. Die Kühlwirkung einer<br />

Fassaden- oder Dachbegrünung kann<br />

auch zur Leistungssteigerung von Photovoltaik-Anlagen<br />

genutzt werden, da<br />

die Betriebstemperatur der PV-Module<br />

durch die Begrünung gesenkt wird- zum<br />

einen aufgrund des Kühlungseffekts<br />

der Evapotranspiration, zum anderen<br />

aufgrund einer erhöhten Albedo (z.B.<br />

Rückstrahlvermögen) im Vergleich zum<br />

Schwarzdach. Die kühleren Panele erzielen<br />

so einen höheren Wirkungsgrad<br />

und die Effizienz der Energieerzeugung<br />

steigt (FBB 2006, Lamnatou & Chemisana<br />

2015). Bestimmte Typen wandgebundener<br />

Fassadenbegrünung können<br />

auch zur Grauwassernutzung bzw. -reinigung<br />

herangezogen werden. Durch<br />

Kohlenstoffspeicherung (ober- und unterirdische<br />

Pflanzenteile), Sauerstoffproduktion,<br />

Reduktion des Heiz- und<br />

Kühlbedarfs im Gebäude, Filterung von<br />

Feinstäuben und Bauteilschutz (Verlängerung<br />

der Lebensdauer von Fassaden)<br />

leistet die Begrünung in der Summe<br />

einen wirksamen Beitrag zur Verbesserung<br />

der Ökobilanz eines Gebäudes.<br />

34 APPLIED IDEAS


Abb. 3: Maßnahmen zur Gebäudeoptimierung<br />

Darstellung der Wirkungen sowie Einsparungen durch<br />

Fassadenbegrünung (Darstellung: Nicole Pfoser)<br />

Abb. 4: 1-3 Einfluss der Fassadenbegrünung auf das Mikroklima<br />

Verbesserung des Mikroklimas durch Fassadenbegrünung (Darstellung: Nicole Pfoser)<br />

Abb. 5: 1-3 Einfluss der Fassadenbegrünungauf das Mikroklima<br />

Erhöhte Lebensdauer der Fassade durch reduzierte Sonneneinstrahlung/<br />

UV-Belastung und Schlagregenschutz der Außenwand (Darstellung: Nicole Pfoser)<br />

APPLIED IDEAS<br />

35


Abb. 6: Schadstoff-Filter, Lärmschutz<br />

(Darstellung nach Preiss: BfN ExpertInnenworkshop Vilm,<br />

Programm Fassadenbegrünung in Wien, 18.-1911.2013)<br />

Abb. 7: Maßnahmen zur Umfeldverbesserung im städtischen Kontext<br />

Darstellung der Wirkungen sowie Einsparungen/Zugewinn durch Fassadenbegrünung (Darstellung: Nicole Pfoser)<br />

UMFELDVERBESSERUNG<br />

Im Gegensatz zum Beitrag der Fassadenbegrünung<br />

zur Gebäudeoptimierung<br />

lassen sich deren positive Auswirkungen<br />

auf das städtische Umfeld nicht<br />

immer exakt beziffern, da hier eine Vielzahl<br />

von Randeffekten eine Rolle spielen.<br />

Neben Regenwasserrückhalt, -verdunstung<br />

und der bereits erwähnten<br />

Verdunstungskühlung trägt die Bauwerksbegrünung<br />

vor allem zur Bindung<br />

von Luftschadstoffen und zur Lärmreduktion<br />

bei. Gerade in engen Straßen,<br />

wo Bäume durch ihr geschlossenes<br />

Kronendach und ihre windbremsende<br />

Wirkung zu einer Anreicherung von<br />

Schadstoffen beitragen, sind Fassadenbegrünungen<br />

sinnvoller. Je nach System<br />

und Pflanzenauswahl können sie den<br />

Feinstaub- und Stickoxidgehalt deutlich<br />

reduzieren. So können z.B. ca. 6 g<br />

Feinstaub pro m² Blattfläche und Jahr<br />

gebunden werden (Gutachten Fassadenbegrünung<br />

2.3 S.14 TU Darmstadt).<br />

Staub und Feinstäube „verklumpen“<br />

auf den Blättern zu „nicht lungengängigen“<br />

Partikeln. Diese werden dann<br />

im weiteren Jahresverlauf beim Blattfall<br />

mit dem Laub abgeführt (Köhler<br />

FBB-Symposium Fassadenbegrünung<br />

2011). Allerdings hat auch die Schadstofftoleranz<br />

von Pflanzen ihre Grenzen.<br />

Im Vergleich zu den lärmreflektierenden<br />

„steinernen“ Fassaden kann<br />

eine Fassadenbegrünung durch die<br />

Schallabsorption der Pflanzenmasse<br />

und ggf. des Substrats den Lärmpegel<br />

im Straßenraum dämpfen. Die besten<br />

Ergebnisse werden mit Vlies-Substrat-Systemen<br />

erreicht, wie z.B. das Living-<br />

Wall-System von Vertiko. Eine Lärmreduzierung<br />

von ca. 6 dB(A) kann als<br />

belastbarer Wert angenommen werden.<br />

36 APPLIED IDEAS


skygardens, leistungsphotographie.ch, Vertiko GmbH<br />

Literatur und Anmerkung:<br />

Vertiko-Living-Wall-System in Berlin<br />

www.climate-service-center.de, Gebäudebegrünung und Klimawandel: https://www.climate-service-center.de/<br />

imperia/md/content/csc/report30.pdf<br />

www.die-gruene-stadt.de: Stadtklimatologie und Grün, Anregungen zur Anpassung an den Klimawandel:<br />

https://www.die-gruene-stadt.de/stadtklimatologie.pdfx<br />

www.umwelt.nrw.de, Gutachten Fassadenbegrünung:<br />

https://www.umwelt.nrw.de/fileadmin/redaktion/PDFs/klima/gutachten_fassadenbegruenung.pdf<br />

www.vertiko.de, Größte Living Wall Deutschlands: https://www.vertiko.de/project/badlaasphe/ und https://www.<br />

vertiko.de/project/iga-berlin/<br />

www.zukunftsinstitut.de, Urbanisierung: Die Stadt von morgen: https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/urbanisierung-die-stadt-von-morgen/<br />

Das Messergebnis nach DIN EN ISO<br />

110140 / 717-1 bescheinigt dem System<br />

Vertiko ein bewertetes Schalldämm-Maß<br />

von RW = 22 dB. Bewertung<br />

gemäß VDI 3744: hochabsorbierend<br />

(Gutachten Graner + Partner 2020).<br />

Auch als Lebensraum diverser Tierarten<br />

sind Fassadenbegrünungen ein<br />

wichtiger Baustein für die urbane Biodiversität.<br />

Gesundes Grün in der Stadt fördert<br />

und schützt die Tierwelt und bietet ihr<br />

umfangreiche Nischen zum Überleben.<br />

All diese Faktoren machen zusammen<br />

mit möglichen Blüh- und sonstigen<br />

Farbaspekten in den jahreszeitlichen<br />

Veränderungen das Potenzial von Fassadenbegrünungen<br />

zur Verbesserung<br />

der Aufenthaltsqualität in den Stadtquartieren<br />

aus. -<br />

Laura Hölz<br />

ist seit 2019 für das Unternehmen Vertiko GmbH<br />

aus Buchenbach in den Bereichen Ausführung und<br />

Marketing tätig.<br />

APPLIED IDEAS<br />

37


Patrick Price<br />

The Completed glass dome<br />

in December 2019<br />

ROMAN SCHIEBER AND FLORIAN MEIER, KNIPPERS HELBIG<br />

Academy Museum of Motion, LA: Design &<br />

engineering of the iconic spherical shell<br />

The Academy Museum of Motion Pictures will celebrate the artistry and<br />

technology of film, becoming the world’s first museum and event space<br />

devoted to the motion picture. Totaling 290,000 square feet (ca. 27.000<br />

m²), the project consists of a six-story tall renovated building, formerly<br />

known as May Co. department store, and a dome-shaped new building<br />

housing a 1,000-seat theater. Above the theater, the so-called Dolby terrace<br />

covered under a spectacular, 150 ft (ca. 45m) wide spanning steel<br />

and glass dome and architectural centerpiece of the building, will be used<br />

for events and special exhibitions. Both buildings are linked by several –<br />

partially suspended – bridges.<br />

Together with design architect Renzo Piano Building Workshop (RPBW)<br />

and executive architect Gensler, Knippers Helbig (KH) developed the<br />

structure and glazing system of spherical glazed gridshell structure through<br />

all design phases. The dome structure is a steel grid shell with cable<br />

bracing and flat, shingled glass panels on a secondary layer. KH also designed<br />

concepts for the four bridges between the dome and the adjacent<br />

building throughout DD phase.<br />

38 APPLIED IDEAS


CONCEPTS AND GEOMETRIC<br />

PRINCIPLES<br />

The glass dome was developed in close<br />

collaboration with design architect<br />

RPBW of Genoa, Italy. The canopy primarily<br />

needed to provide weather protection<br />

for the terrace and was initially<br />

designed as a closed glass sphere.<br />

It was later on transformed to a half<br />

sphere with generous openings towards<br />

the south and north, allowing<br />

for an undisturbed view at the nearby<br />

Hollywood Hills.<br />

When KH was awarded the contract to<br />

take over and carry out the design of<br />

the dome throughout all phases, the<br />

goal was to lighten up the visual appearance<br />

of the main structure. KH<br />

suggested to move from the previously<br />

designed spatial frame to a highly optimized,<br />

single layer grid shell. From the<br />

first sketches to the finalized structure,<br />

KH was able to realize a 4” (100 mm)<br />

diameter round HSS section for the<br />

main arches of the dome, which led to<br />

the seemingly weightless design of the<br />

dome.<br />

Besides the main structure, many other<br />

elements needed to be coordinated<br />

such as a layer of glazing for weather<br />

protection, connection brackets for<br />

shading elements at the inside of the<br />

dome, sprinkler pipes and electronic<br />

conduits, heavy anchors to support future<br />

exhibition items and maintenance<br />

stairs, catwalks and tie-off anchors.<br />

The overall geometry of the glass dome<br />

follows an exact 150 ft. diameter sphere.<br />

The terrace is about 76 feet above<br />

ground, the glass dome’s apex is about<br />

120 feet high. The openings at the south<br />

are about 11 feet high, in the north<br />

about 22 feet. The bottom half of the<br />

sphere is cut off; however, it still overlaps<br />

partially with the supporting reinforced<br />

concrete structure of the Geffen<br />

theatre, which creates the bottom half<br />

of the sphere. At the area of the overlap,<br />

the steel/glass dome leaves a gap<br />

to the exposed precast panels, and several<br />

pins are employed to stabilize and<br />

provide support to the EW-arches. The<br />

screen-box and projector-box of the<br />

cinema are visible from the outside, as<br />

they protrude the sphere.<br />

Structural Members The primary<br />

structure of the steel grid shell itself<br />

consists of 4” (100mm) diameter round<br />

HSS arches in east-west direction. The<br />

arches are oriented parallel to each<br />

other in plan and spaced at 4 feet OC. In<br />

north-south direction, the radially oriented<br />

arches (NS-arches) are made of<br />

custom solid rectangular sections and<br />

are intersecting with the east-west arches<br />

perpendicular at every node. The<br />

resulting quadrilateral grid structure is<br />

furthermore braced (“cross bracing”) to<br />

provide in-plane stiffness. The 10 mm<br />

diameter twin cables are running diagonally<br />

over the entire dome and are<br />

clamped at every node of the grid.<br />

Top view (left), northsouth<br />

section (right)<br />

East-west section<br />

of the dome<br />

Knippers Helbig (4)<br />

APPLIED IDEAS<br />

39


Glazing Secondary T-shaped profiles<br />

are running approx. 10” above the primary<br />

east-west structure and serve as<br />

a support for the glazing panels. The<br />

secondary structure is supported on<br />

upstands that occur at each intersection<br />

between the EW-arches and the<br />

NS-arches. The upstands are radial to<br />

the sphere and serve as support for the<br />

cable clamps. This structural build-up<br />

is illustrated in the figures below. The<br />

glazing consists of flat, laminated glass<br />

made of two 12mm glass panes. All panels<br />

vary in size due to the changing dimension<br />

of the quadrilateral grid. The<br />

signature shingled appearance of the<br />

glazing is created by stepping the top<br />

side of the T section. The glass panels<br />

overlap each other slightly at every step.<br />

Explosion diagram study of the<br />

structural and glazing build up<br />

GLOBAL STRUCTURAL BEHAVIOUR<br />

Oriented strictly in east-west direction,<br />

the round HSS arches are the main load<br />

carrying elements. They transfer the<br />

loads of the dome all the way to the embed<br />

connections to the concrete dome.<br />

The north-south oriented transvers<br />

members are connecting the individual<br />

arches together. While the outside<br />

diameter of the continuous east-west<br />

arches remains the same, the wall thickness<br />

was adjusted towards the north<br />

and south opening to account for higher<br />

internal forces. The north-south struts<br />

are all sized equally throughout the<br />

structure according to the governing<br />

load combination.<br />

The key component for the structural<br />

integrity of the shell are the twin cables<br />

which run diagonally across the dome<br />

and avoid any in-plane rhombic distortion<br />

of the dome. The structural design<br />

was developed, analyzed and optimized<br />

in an iterative manner using various cable<br />

pretension values to make sure the<br />

structure is perfectly tuned. One of the<br />

challenges of the pretension is to have<br />

sufficient pretension in all cables after<br />

completing all phases of construction,<br />

since the initial tensioning of the cables<br />

if performed while the structure is still<br />

on scaffolding.<br />

Although the project is based in California,<br />

seismic acceleration was less of<br />

a concern thanks to the base isolated<br />

construction of the entire dome sphere.<br />

The structural design of a lightweight<br />

steel grid shell is usually most sensitive<br />

to wind effects. Therefore, the shell was<br />

tested in a wind laboratory and the results<br />

were used for the structural analysis.<br />

In terms of dead load, an analysis of<br />

the individual masses showed that the<br />

glass weight is significantly higher than<br />

the weight of the steel structure. This<br />

is mostly due to the thick glass panes.<br />

The glass panes had to be designed<br />

strong enough to support maintenance<br />

personnel.<br />

When analyzing the design using 3rd<br />

order theory in the structural analysis<br />

software SOFiSTiK, the engineers at<br />

Knippers Helbig found that the shell was<br />

globally behaving very stiff, but the large<br />

openings towards the north and the<br />

south of the shell however created the<br />

largest deflections and stresses. When<br />

introducing a diagonal bracing system,<br />

named internally after the Russian engineer<br />

Vladimir Shukhov (1853-1939),<br />

at both openings, the deflections and<br />

stresses could be sufficiently controlled.<br />

40 APPLIED IDEAS


The installed detail on site<br />

In-depth analysis of the<br />

DETAILING<br />

Dome Support When connecting to<br />

the reinforced concrete dome, the construction<br />

tolerances and long-term deflections<br />

of the concrete sphere had to<br />

be compensated. The concrete dome<br />

was designed by a different engineering<br />

team and was executed by another<br />

contractor. Therefore, KH and Gartner,<br />

the glass dome specialty contractor,<br />

developed a connection detail with generous<br />

adjustability in all axes. On site,<br />

an as-built survey showed that the reinforced<br />

concrete dome had moved much<br />

further than initially expected by the<br />

base building engineer. Therefore, engineers<br />

at KH and Josef Gartner adjusted<br />

the glass dome’s global position to<br />

follow the movement of the reinforced<br />

concrete dome.<br />

In terms of forces, the embed detail<br />

had to be robust enough to transfer<br />

the compression and tension forces of<br />

the support strut. Since the geometrical<br />

layout of the dome created many different<br />

angles due to the strict east-west<br />

orientation of the struts, some of the<br />

embeds towards the north and south<br />

of the dome, where the spherical geometry<br />

created sharp angles, substantial<br />

shear forces had to be anchored to the<br />

dome as well by means of a solid shear<br />

studs. Also, the diagonal support compression<br />

struts and the lateral bracing<br />

rods created such tangential forces.<br />

Steel Besides the connection to the<br />

dome, little tolerance adjustment needed<br />

to be considered for the remaining<br />

structure. The typical connections of<br />

the continuous arches to the connecting<br />

struts are precisely fabricated and<br />

therefore are supposed to fit perfectly<br />

on site. The two bolts connecting the<br />

struts to the arch transfer primarily axial<br />

forces and out-of-plane bending moments,<br />

as the diagonal cross bracing is<br />

preventing any rhombic distortion and<br />

therefore minimizes in-plane rotation<br />

and bending of the strut connection.<br />

When connecting to the arch, the two<br />

fin plates hug the round HSS and act<br />

as a stiffener. Not only forces from the<br />

two struts are introduced to the round<br />

HSS, but also considerable forces from<br />

the upstand that not only supports the<br />

T shaped substructure of the glazing,<br />

but also functions as the anchor for the<br />

cross bracing cables via cable clamps.<br />

The upstand is designed to have certain<br />

degrees of freedom, therefore limiting<br />

the forces that are transferred from<br />

the glazing substructure to the primary<br />

structure (the intention was that the<br />

secondary structure is not contributing<br />

to the global structural system), and it<br />

also has an adjustability (up and down)<br />

in order to precisely located the glazing<br />

support in out-of-plane direction.<br />

ANSYS<br />

typical connection of the<br />

east-west arches with the<br />

north-south struts, and<br />

the welded connection of<br />

the upstand to the eastwest<br />

arches (bottom)<br />

APPLIED IDEAS<br />

41


Typical Glazing<br />

detail in 3D<br />

Glazing The architectural target was to<br />

design a transparent and light weight<br />

glazing system on top of the structural<br />

steel layer. The shingled planar glass<br />

panes are supported by curved 60mm<br />

wide steel T-profiles in east-west direction;<br />

means the glass is basically 2-side<br />

supported. The vertical pins between<br />

the structural steel layer and glass framing<br />

are designed to accommodate<br />

tolerances perpendicular to the glass<br />

surface with an internal thread. In plane<br />

of the glass the glazing system was<br />

designed for zero-tolerances. This was<br />

achieved by prefabricating the steel<br />

shell and glazing system in ladder frames<br />

and checking the geometry with<br />

templates during fabrication and installation.<br />

The glazing system was designed with<br />

a frame bite of 15mm what required careful<br />

investigation and limitation of all<br />

kind of structural movements, especially<br />

rhombic distortion effects. The glass<br />

makeup consists of two 12mm low iron<br />

glass lites with a Saflex DG41 interlayer.<br />

Only one of both glass panes was<br />

dead-load-supported, what means that<br />

the outer glass lite was only supported<br />

through the interlayer. All laminated<br />

glass panes are stepped at the lower<br />

edge to allow for a hidden dead-load<br />

support.<br />

Due to the architectural desire of a<br />

highly transparent glazing, solar control<br />

coatings had to be avoided. In order to<br />

achieve a high comfort (temperatures)<br />

on the terrace under the glazing, roller<br />

shades as well as operable vents were<br />

integrated into the system.<br />

Maintenance Structures The requirement<br />

for maintenance of the glazing,<br />

such as window washing, asked for a<br />

special solution in order to allow workers<br />

for access the entire dome surface.<br />

Whereas most of the inside surface of<br />

the dome can be easily cleaned using<br />

conventional maintenance platforms<br />

and man-lifts, the portion of the interior<br />

dome overlapping with the concrete<br />

dome on the east and west side and the<br />

entire external surface of the glazing<br />

required alternative approaches. The<br />

solution, which was developed in close<br />

coordination with the design team and<br />

maintenance consultants, was an interior<br />

catwalk, running between glazing<br />

and precast concrete of the dome, and<br />

an exterior a maintenance stair, leading<br />

to the apex of the dome. The stair became<br />

one of the main design features of<br />

the dome. Workers can tie off from the<br />

stair’s uppermost platform with designated<br />

man rated anchors. With help of<br />

the additional features, the workers are<br />

able to reach every corner of the glass<br />

surface.<br />

TESTING<br />

Glazing The frame bite of 14mm and the<br />

dead load support system of the glass<br />

panes in general had to be confirmed<br />

with some racking tests. The structural<br />

analysis predicted a worst-case distortion<br />

of 27.1 mm in North-South direction<br />

and 8.4 mm in East-West direction.<br />

A mockup consisting of 4 glass panes<br />

with actual details mounted on a flexible<br />

subframe was build and distorted<br />

Knippers Helbig (7)<br />

42 APPLIED IDEAS


in 2 directions with hydraulic jacks. The<br />

distortion was increased in 5mm steps<br />

up to 70mm in both directions. As a result<br />

no failure of any kind was found<br />

up to the max. distortion which was<br />

~2.5 times greater than predicted in the<br />

structural analysis.<br />

As the glass panes are basically only<br />

supported on two sides and glass had<br />

to be designed as accessible for maintenance<br />

and cleaning, design criteria similar<br />

than outlined in ASTM E 2751 have<br />

been chosen. The glass analysis showed<br />

that some load cases were close<br />

to the limits; so another small mockup<br />

has been build simulating a worst case<br />

maintenance load case.<br />

One representative glass pane with<br />

a makeup of 2*12mm HS glass and a<br />

1.52mm DG41 interlayer was installed<br />

with actual project details on a sub frame;<br />

temperature was increased to 50°C<br />

and kept on that level for the entire test.<br />

Loads were applied at the most critical<br />

location on a surface area of 4 in²; loading<br />

was increased from 50lbs to 300lbs<br />

and kept for 10 minutes. When no failure<br />

of any kind was discovered, the test<br />

has been repeated a) with a broken upper<br />

glass bane and b) with a broken upper<br />

and a broken lower glass pane. As<br />

a result the cracks in the glass basically<br />

had no visible impact on the performance<br />

of the glass; no major deflection<br />

etc. have been discovered.<br />

When all tests have been passed the<br />

loading was further increased to 825<br />

lbs – when the weights tumbled over<br />

and massively damaged the glass. However<br />

it was found that no weights fell<br />

through the glass and no harmful glass<br />

parts fell out of the laminate.<br />

Cable Clamps The diagonal twin cables<br />

of the dome structure are clamped each<br />

time they pass a node of the primary<br />

dome structure. The individual segments<br />

of the cables will receive uniform<br />

pre-tension during installation, but as<br />

soon as the scaffolding is released, and<br />

especially in wind scenarios, parts of<br />

the dome geometry are deforming in a<br />

rhombic shape, explained in the section<br />

above. The diagonal twin cables, which<br />

counteract this rhombic distortion, will<br />

receive increased axial tension forces at<br />

areas of the dome where the structure<br />

deforms most. This creates changing<br />

cable forces from one segment to the<br />

other. The differential value of tensile<br />

force is carried by the cable clamp. The<br />

clamps are therefore an essential member<br />

of the structural system.<br />

APPLIED IDEAS<br />

43


Structure was disassembled<br />

into smaller segments,<br />

so-called ‘ladders’ for<br />

shipping and installation<br />

on site<br />

Shop inspection of fabrication<br />

and coating of upstand<br />

detail (right)<br />

Drawing of a cable clamp<br />

and tested clamp assembly<br />

with visible traces of the<br />

cable wires<br />

Cable clamps work through the mechanical<br />

principle of friction. The pressure<br />

on the cable clamp is created by<br />

two pre-tensioned M12 bolts. The bolt<br />

pretension and the friction coefficient<br />

are the main factors to achieve high<br />

performance clamps. Since the friction<br />

value can’t be exactly determined by<br />

theoretical analysis, tests are obligatory<br />

to confirm the friction value in every<br />

specific case of application. The friction<br />

coefficient in the cable clamps can be<br />

improved by considering certain rules<br />

in design and fabrication of clamps.<br />

Furthermore, design considerations<br />

must be considered to maintain the<br />

structural integrity of the cable when<br />

applying pressure. A notch on both sides<br />

of the clamp allows the cable to be<br />

guided during assembly and when in<br />

service. The notched steel is the most<br />

important part and needs special attention<br />

as the pressure should be applied<br />

on the cable in a distributed manner.<br />

This avoids that the cable structure is<br />

damaged due to high local pressures.<br />

The diameter of the notched steel must<br />

be determined as precise as 0.1mm.<br />

Also, the start and end of the notched<br />

steel have a so-called ‘trumpet’, a clothoidical<br />

widening of the notch-diameter<br />

to allow a smooth transition<br />

from clamped (and therefore reduced<br />

cable diameter) to the non-clamped<br />

zone of the cable. The clamps are high<br />

strength steel pieces which are formed<br />

by a drop-forging process. After being<br />

manufactured, the clamps receive a<br />

zinc coating at the notched portion of<br />

the steel and the typical coating for the<br />

remaining surfaces. The zinc gives a<br />

rough surface on the one hand, and on<br />

the other hand the cable wires are protected<br />

by the comparably soft zinc layer<br />

and will leave visible traces in the zinc<br />

coating when prestressed.<br />

When tested, the cable is anchored on<br />

both ends of the testing apparatus and<br />

remains in position. The clamp is attached<br />

to the twin cables, and once pretensioned,<br />

will be pulled by a hydraulic<br />

cylinder. The test is performed in a<br />

force-controlled procedure, the force is<br />

applied in iterations, including waiting<br />

times, until an abrupt slippage of the<br />

cable clamp can be monitored.<br />

FABRICATION AND INSTALLATION<br />

Primary Structure Permasteelisa<br />

North America / Josef Gartner (JG) was<br />

the specialty façade contractor for the<br />

project. The design by Renzo Piano Building<br />

Workshop and Knippers Helbig<br />

was further optimized and adjusted in<br />

coordination with JG. Through intense<br />

coordination, the team was able to<br />

avoid an increase of the initially estimated<br />

cost with only little variations, at the<br />

same time maintain the architectural<br />

intent and improve the technical concept<br />

of the structure.<br />

One of the main goals during manufacturing<br />

was to maintain the tight tolerance<br />

requirements of the global structure.<br />

The structure was assembled in<br />

the shop on a template representing a<br />

portion of the dome. This assured that<br />

the assembled pieces create exactly the<br />

final geometry when assembled on site.<br />

The pieces were manufactured using<br />

several technologies, mostly by conven-<br />

44 APPLIED IDEAS


tional welding of flat steel plates, partially<br />

by CNC-milling, some of the pieces<br />

were fabricated using drop-forging,<br />

such as the cable clamp or the cable<br />

end fitting detail.<br />

On site, the steel pieces arrived in<br />

so-called ladder frames, which means<br />

that 2 parallel arch segments were already<br />

pre-assembled, including the<br />

connecting north-south struts, and the<br />

secondary steel structure. This simplified<br />

shipping, handling and installation.<br />

After placing the primary structure (and<br />

attached secondary framing) on a scaffolding,<br />

the individual segments were<br />

joined using an internal pre-tensioned<br />

connection in the arches, and the typical<br />

bolted connection for the northsouth<br />

struts. The remaining element of<br />

the structural system, the diagonal twin<br />

cables, were installed and fully pre-tensioned.<br />

After interconnecting the ladder<br />

frames and connecting the structure to<br />

the installed embed connections, and<br />

final inspection of the cable pretension,<br />

the supporting posts of the scaffolding<br />

were carefully removed, so that the<br />

structure spans free.<br />

Glazing<br />

The shingled glazing was installed in a<br />

specific order, carefully balancing the<br />

additional weight and avoid non-uniform<br />

loading. The self-weight of the<br />

glass panes adds the most weight to the<br />

structure and is much heavier than the<br />

supporting steel structure itself. -<br />

Annotation:<br />

This article was first published in the<br />

IGS <strong>Magazin</strong>e (Intelligent Glas<br />

Solutions) Spring <strong>2021</strong> Issue.<br />

Roman Schieber<br />

Associate Director, Knippers Helbig<br />

Florian Meier<br />

Associate Director, Knippers Helbig<br />

joined Knippers Helbig in 2007; since 2016 he has been a member of the board<br />

of directors. As both an Architect and Certified Facades Engineer, Roman leads<br />

the KH facades team in New York City and Stuttgart. His association to structural<br />

engineering, environmental design and deep knowledge of the latest fabrication<br />

techniques allow him to transfer structural efficiency and thermal performance<br />

into façade design. The center aspiration of this work is to create a balanced link<br />

between architectural motivated and performance-driven design. At the beginning<br />

of the century Roman worked on a number of outstanding and internationally published<br />

projects in Asia, such as the Massimiliano Fuksas – designed ~1mile long<br />

free formed terminal of the Bao’an International Airport in Shenzhen or the 0.7 mile<br />

long main axis for the World Expo 2010 in Shanghai. In the second decade of this<br />

century projects in the United States came to the fore. Roman’s portfolio includes<br />

projects like the Academy Museum of Motion Pictures in Los Angeles – designed by<br />

Renzo Piano Building Workshop; the Museum of Fine Arts in Houston – designed<br />

by Steven Holl Architects, or Harvard University’s Science and Engineering Complex<br />

in Boston – designed by Behnisch Architects.<br />

is a structural engineer and was trained at the TU Munich with a focus on architectural<br />

geometry, computational formfinding methods and structural optimization at<br />

the renowned chair of structural analysis, Prof. Bletzinger, where he was a research<br />

assistant. During his studies, Florian received a scholarship at the Oskar von Miller<br />

Forum, Munich, which is an interdisciplinary and internationally oriented excellence<br />

initiative for students in the field of construction.Florian has experience in<br />

a variety of materials and innovative fabrication technologies. Among other projects,<br />

his portfolio includes the granite stone vault of the Sean Collier Memorial in<br />

Cambridge (Höweler + Yoon Architecture), a canopy robotically manufactured using<br />

carbon-fiber reinforced polymers (Achim Menges), and the 150 ft. spanning steel<br />

and glass dome of the Academy Museum of Motion Pictures in Los Angeles (Renzo<br />

Piano Building Workshop). Florian is a member of the International Association<br />

for Shell and Spatial Structures (IASS), where he recently presented. His work has<br />

been published in magazines and conference papers, such as DETAIL structure,<br />

Bautechnik, Deutsche Bauzeitung (DBZ), IASS, Advances in Architectural Geometry<br />

(AAG). At Cooper Union, Florian is currently co-teaching ARCH132 Structures II.<br />

APPLIED IDEAS<br />

45


HUMAN CENTERED<br />

DESIGN<br />

Shane Rounce, Unsplash<br />

Human Centered Design verbindet methodisch Forschung und Gestaltung mit<br />

Blick auf nachhaltiges Wohlergehen. Dabei werden explizit alle Akteure und Betroffenen<br />

in ganzheitlicher Sicht in die Prozesse aktiv eingebunden.<br />

Human Centred Design methodically combines research and design<br />

with a view to sustainable well-being. This explicitly involves all actors<br />

and those affected in the processes from a holistic perspective.<br />

46 HUMAN CENTERED DESIGN


Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und<br />

Stadtplanung eint die Aufgabe, Räume entwerfend zu gestalten<br />

und diese dann planend und organisierend in Bauwerken<br />

und öffentlichen Räumen zu konkretisieren. Die Ergebnisse<br />

verändern unsere Umwelt und stellen stets Beziehungen her,<br />

zwischen Menschen und den Objekten sowie zwischen Menschen<br />

untereinander. Diese Beziehungen machen unsere Erfahrung<br />

aus, prägen uns und unsere Lebensweise, indem sie<br />

Raum eröffnen oder verschließen. Human Centered Design<br />

nimmt diese Herausforderung auf mit der Eingangsfrage, auf<br />

welche Weise wir zu freien und bedachten Entscheidungen<br />

kommen über die Art und Weise, wie wir leben wollen, als Individuen<br />

und in Gemeinschaft: Indem es dann methodisch<br />

und faktisch „die Menschen in den Mittelpunkt“ stellt und sie<br />

in ihrer Vielfalt tatsächlich einbezieht in einer forschungsbasierten<br />

Vorgehensweise, werden tiefliegende Bedürfnisse<br />

sichtbar, weitgreifende Lösungsansätze entwickelt, diese prototypisch<br />

greifbar gemacht und dadurch überprüfbar, bevor<br />

sie in eine Umsetzung kommen.<br />

An der Detmolder Schule für Architektur, Innenarchitektur<br />

und Stadtplanung ist Human Centered Design seit mehr als<br />

zehn Jahren Schwerpunkt in allen Ebenen von Forschung<br />

und Lehre. Die Forschungslinie des IDS (Institut für Designstrategien)<br />

knüpft daran an: ausgehend von einer intensiven<br />

methodisch-analytischen Untersuchung von Wechselwirkungen<br />

zwischen Menschen, Objekten und Räumen in den<br />

Maßstäben vom Stuhl bis zur Stadt werden Beziehungen<br />

erkannt, sichtbar gemacht und in Handlungswissen für Entscheidungsträger<br />

und Planungsdisziplinen transferiert. Im<br />

Mindset des HCD ist <strong>Transformation</strong> zum Wohle der Menschen<br />

einbeschrieben ganz in dem Sinne, wie Viktor Papanek<br />

in seinem einflussreichen Werk „Design for the Real World –<br />

Human Ecology and Social Change“ gefordert hat: „the only<br />

important thing about design is how it relates to people“. Diese<br />

Beziehung ist aber weder in Raum- noch in Produktgestaltung<br />

auch fünfzig Jahre später zufriedenstellend, Design und<br />

Architektur stellen sich nach wie vor eher „Erfüllungsgehilfen<br />

des Konsums“ dar, als zuerst orientiert an nachhaltig sozialen,<br />

ökologischen und ökonomischen Parametern. Die Werkzeuge<br />

des Human Centered Design und seiner Geschwister Social<br />

Design, Design for All/ Universal/Inclusive Design begreifen<br />

die Rolle der Designer:in nicht mehr allein als Autor:in, sondern<br />

nutzen das Wissen des Designs, um Prozesse in Bewegung<br />

zu setzen und zu moderieren, in denen alle Beteiligten<br />

teilhaben und befähigt werden, selbst zu gestalten – womit<br />

Architektur und Design beitragen können zu einer inklusiven,<br />

Architecture, interior design, landscape architecture<br />

and urban planning are united by the task of designing<br />

spaces and then concretising them in planning and organising<br />

buildings and public space. The results change<br />

our environment and always establish relationships,<br />

between people and the objects as well as between<br />

people themselves. These relationships make up our<br />

experience, shape us and our way of life by opening up<br />

or closing off space. Human Centered Design takes<br />

up this challenge with the initial question of how we<br />

come to free and considered decisions about the way<br />

we want to live, as individuals and in the community:<br />

By then methodically and factually "putting people at<br />

the centre" and including them in their diversity in a<br />

research-based approach, deep-seated needs become<br />

visible, far-reaching approaches to solutions are<br />

developed, these are made prototypically tangible and<br />

thus verifiable before they come into implementation.<br />

At the Detmold School of Architecture, Interior Design<br />

and Urban Planning, Human Centered Design has been<br />

the focus of all levels of research and teaching for more<br />

than ten years. The research line of the IDS (Institute<br />

for Design Strategies) ties in with this: starting from an<br />

intensive methodical-analytical investigation of interactions<br />

between people, objects and spaces at scales<br />

ranging from chairs to cities, relationships are recognised,<br />

made visible and transferred into knowledge for<br />

action for decision-makers and planning disciplines. In<br />

the mindset of HCD, transformation for the benefit of<br />

people is inscribed in the sense Viktor Papanek demanded<br />

in his influential work "Design for the Real World<br />

- Human Ecology and Social Change": "the only important<br />

thing about design is how it relates to people". However,<br />

even fifty years later, this relationship is still not<br />

satisfactory in either spatial or product design. Design<br />

and architecture still tend to be "vicarious agents of<br />

consumption" rather than first oriented towards sustainable<br />

social, ecological and economic parameters.<br />

The tools of Human Centered Design and its siblings<br />

Social Design, Design for All/ Universal/Inclusive Design<br />

no longer understand the role of the designer solely<br />

as an author: in, but use the knowledge of design<br />

to set processes in motion and to moderate them, in<br />

which all those involved participate and are empowered<br />

to design themselves - with which architecture<br />

and design can contribute to an inclusive, diverse and<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

47


diversen und nachhaltig lebenden Gesellschaft der Chancengleichheit<br />

unter wirklicher Einbeziehung „der anderen<br />

90 Prozent“, nicht nur in Projektion auf ferne Weltgegenden<br />

– so wird beispielsweise in Ostwestfalen- Lippe Stand 2020<br />

jede vierte Wohnung ausschließlich von über 65- jährigen<br />

bewohnt, 18% der Einwohner:innen sind unter 18, über 50%<br />

Frauen, jede:r vierte hat Migrationshintergrund, jede:r zehnte<br />

hat eine Schwerbehinderung von mindestens fünfzig Prozent<br />

und jede:r sechste Haushalt ist von Armut bedroht. Diese Realität<br />

findet bislang nur vereinzelt Antworten und Lösungsansätze<br />

in Architektur und Design. Human Centered Design im<br />

IDS forscht vor diesem Hintergrund sowohl in konkret lokalem<br />

Kontext wie auch in übergreifend, sucht und formuliert<br />

Ansätze, Konzepte und Lösungen für Räume und Objekte, um<br />

notwendige Veränderungsprozesse in bezeichnetem Sinne<br />

zu befördern und zu unterstützen. Dabei werden die Forschungslinien<br />

des Regenerative Design und des Data Driven<br />

Design explizit einbezogen, so dass die Untersuchungen mit<br />

der Zielsetzung eines nachhaltigen Wohlergehens weitergehend<br />

geschärft werden in Bezug auf den Erhalt aller Lebensgrundlagen<br />

des Planeten sowie auf die wachsenden Räume<br />

und Möglichkeiten des Digitalen hin.<br />

Die Beiträge, die sich aus Vorträgen und Diskussionen der<br />

Detmold Conference Weeks 2020 entwickelt haben, knüpfen<br />

daran an - Menschen im Kontext zur gebauten Umwelt stehen<br />

im Fokus der Fragestellungen in unterschiedlichen Perspektiven<br />

aus Lehre, Forschung und Praxis. Die darin lesbaren<br />

neuen Denkweisen und Methoden regen zu einer <strong>Transformation</strong><br />

unseres Denkens und Handels für eine nachhaltige<br />

Zukunft an.<br />

sustainable society of equal opportunities with the real<br />

inclusion of "the other 90 percent", not only in projection<br />

onto distant parts of the world - for example, in East<br />

Westphalia-Lippe every fourth home will be inhabited<br />

exclusively by people over 65 years of age by 2020, 18%<br />

of the inhabitants: 18% of the inhabitants are under<br />

18, more than 50% are women, every fourth person<br />

has a migration background, every tenth person has<br />

a severe disability of at least fifty percent and every<br />

sixth household is threatened by poverty. So far, this<br />

reality has only found isolated answers and solutions<br />

in architecture and design. Against this backdrop, Human<br />

Centered Design at IDS conducts research both<br />

in a concrete local context as well as across the board,<br />

seeking and formulating approaches, concepts and solutions<br />

for spaces and objects to promote and support<br />

necessary processes of change in the aforementioned<br />

sense. In doing so, the research lines of Regenerative<br />

Design and Data Driven Design are explicitly included,<br />

so that the investigations with the objective of sustainable<br />

well-being are further sharpened about the preservation<br />

of all the planet's livelihoods as well as to the<br />

growing spaces and possibilities of the digital.<br />

The contributions that have developed from lectures<br />

and discussions at the Detmold Conference Weeks<br />

2020 tie in with this - people in the context of the built<br />

environment are the focus of the questions in different<br />

perspectives from teaching, research and practice. The<br />

new ways of thinking and methods that can be read in<br />

them encourage a transformation of our thinking and<br />

action for a sustainable future.<br />

Perception Human Habitat Die Wahrnehmung des menschlichen Lebensraumes basiert auf der Korrelation<br />

zwischen Mensch, Raum und Objekt. In diesem Themenschwerpunkt werden die Wahrnehmung und<br />

die Beziehungen zur Umwelt forschend und aus unterschiedlichen Perspektiven und Maßstäben betrachtet.<br />

Der Beitrag von Martin Rephol setzt den Schwerpunkt auf die materielle, objekthafte Resonanzbeziehungen<br />

und ihre Qualitäten. Die akustische Wahrnehmung unserer urbanen Umwelt wird in den folgenden drei<br />

Beiträgen thematisiert. Klanglandschaften im öffentlichen Raum und deren Gestaltungsmethoden der vier<br />

Schlüsselkomponenten Klänge, Raum, Mensch und Umwelt wird von Jian Kang in seinem Beitrag dargestellt.<br />

Alvaro Balderrama thematisiert Klang und deren Beziehungen und Auswirkungen auf die Gesundheit im<br />

städtischen Raum. Josep Llorca-Bofí stellt eine Forschungsstudie mittels einer neuen Methode Architektur,<br />

Akustik und den Nutzer stärker miteinander zu verbinden.<br />

48 HUMAN CENTERED DESIGN


Perception Human Habitat The perception of human habitat is based on the correlation between human,<br />

space and object. In this thematic focus, perception and relations to the environment are examined in<br />

an exploratory manner and from different perspectives and scales. The contribution by Martin Rephol focuses<br />

on the material, object-like resonance relationships and their qualities. The acoustic perception of our<br />

urban environment is addressed in the following three contributions. Soundscapes in public space and their<br />

design methods of the four key components sound, space, people and environment are presented by Jian<br />

Kang in his contribution. Alvaro Balderrama addresses sound and its relationships and effects on health in<br />

urban space. Josep Llorca-Bofí presents a research study using a new method to link architecture, acoustics<br />

and the user more closely.<br />

Diversity Human Habitat Der menschliche Lebensraum ist divers. Wir sind divers. Wie kann Design eine<br />

diverse, inklusive Gesellschaft und deren Lebensraum verbessern und eine Sensibilisierung dieser hochaktuellen<br />

Thematik hervorrufen? Dieses Themenfeld zeigt auf, wie Design Barrieren abbauen kann und neue<br />

Lösungsansätze in Forschung, Lehre und Praxis angegangen werden. Beatrice Barth und Isabelle Dechamps<br />

stellen das interdisziplinäre Projekt und neue Bildungsformat Open Health HACKademy vor. In einem Beitrag<br />

über Design, Vielfalt und Chancengleichheit an der TH OWL berichten Kristina Herrmann und Ulrich<br />

Nether aus einem Forschungs-und Lehrprojekt. Feminismus im urbanen Raum ist das Thema der Bachelorthesis<br />

von Michelle Kubitzki. Und Jenny Ohlenschläger befasst sich mit wissensbasiertem Entwerfen in<br />

der Stadtplanung für eine inklusive Stadtentwicklung.<br />

Diversity Human Habitat The human habitat is diverse. We are diverse. How can design improve a<br />

diverse, inclusive society and its habitat and raise awareness of this highly topical issue? This thematic field<br />

shows how design can break down barriers and how new approaches to solutions can be tackled in research,<br />

teaching and practice. Beatrice Barth and Isabelle Dechamps present the interdisciplinary project and<br />

new educational format Open Health HACKademy. In the contribution to design diversity and equal opportunities<br />

at the TH OWL, Kristina Herrmann and Ulrich Nether report on a research and teaching project.<br />

Feminism in urban space is the topic of Michelle Kubitzki's Bachelor's thesis. And Jenny Ohlenschläger deals<br />

with knowledge-based design in urban planning for inclusive urban development.<br />

Concepts Human Habitat Konzepte für eine nachhaltige Gesellschaft in Bildung oder auch im privaten<br />

Wohnen sind Fokus dieses Themenfelds. Wie wollen und können wir wohnen und welche neuen Konzepte<br />

gibt es für zukunftsweisende Lernumgebungen? Van Bo Le-Menzel stellt sich den Fragen von Kyra Albrecht<br />

über Tiny Houses, Nachhaltigkeit und Gesellschaft. Jasper Jochimsen fokussiert mit seinen Studierenden<br />

eine neue Generation von Schulentwürfen in Berlin-Neukölln. Gezeigt werden in diesem Beitrag innovative<br />

Entwürfe von zukünftigen Lehrkonzepten.<br />

Concepts Human Habitat Concepts for a sustainable society in education or private housing are the focus<br />

of this thematic field. How do we want to and can we live and what new concepts are there for future-oriented<br />

learning environments? Van Bo Le-Menzel answers Kyra Albrecht's questions about Tiny Houses, sustainability<br />

and society. Jasper Jochimsen and his students focus on a new generation of school designs in<br />

Berlin-Neukölln. This contribution shows innovative designs for future teaching concepts.<br />

Kristina Herrmann<br />

Prof. Ulrich Nether<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

49


WIE DINGE<br />

RESONANZBEZIEHUNGEN<br />

STIFTEN<br />

Martin Repohl (2)<br />

Oder: Mit dem Begriff der Beziehungsqualität die<br />

materielle Welt neu denken<br />

MARTIN REPOHL<br />

Dinge haben Anteil an Beziehung. Doch wie ihre Beschaffenheit und Materialität die Möglichkeit<br />

und Dynamik von Beziehung beeinflusst, bleibt oft unbemerkt und unhinterfragt. Dabei<br />

liegt hier ein wesentlicher Schlüssel für das Verständnis gegenwärtiger <strong>Transformation</strong>en. Denn<br />

wenn sich die materielle Lebenswelt des Menschen verändert, dann verändert sich auch die<br />

Möglichkeit dafür, wie Menschen sich zur Welt verhalten können und wie sich Beziehungen gestalten.<br />

Unter dem Stichwort materielle Beziehungsqualität rücken diese Fragen ins Zentrum<br />

der Aufmerksamkeit.<br />

50 HUMAN CENTERED DESIGN


1. TRANSFORMATION<br />

THEMENÜBERGREIFEND DENKEN<br />

Vor über einhundert Jahren entwickelt<br />

der Philosoph und Mitbegründer der<br />

Soziologie Georg Simmel einen Gedanken,<br />

welcher für unser Verständnis der<br />

materiellen Welt als menschlicher Lebensraum<br />

noch immer von Bedeutung<br />

ist. So schreibt er in Der Begriff und die<br />

Tragödie der Kultur: „Ebenso steht es mit<br />

unserem praktisch-technischen Verhältnis<br />

zu den Dingen. Gewiss gestalten<br />

wir sie nur nach unseren Zwecken; allein<br />

sie sind diesen doch nicht absolut<br />

nachgiebig, sondern haben Inhalte und<br />

eine eigene Logik, durch deren Macht es<br />

zweifelhaft wird, ob unser Verfahren mit<br />

ihnen, durch einseitiges Interesse, Not<br />

oder Abwehr hervorgerufen, irgendwie<br />

in die Eigenrichtung unserer zentralen<br />

Entwicklung mündet“ (Simmel 2000:<br />

211). Simmel verdeutlicht hier, dass sich<br />

der Mensch eine Lebenswelt schafft,<br />

indem er die Dinge nach seinen Zwecken<br />

und Zielsetzungen gestaltet und<br />

einrichtet, hinterfragt aber zugleich, ob<br />

das, was die so geschaffenen Dinge machen,<br />

überhaupt mit diesen Zwecken<br />

deckungsgleich ist. Hier wird eine Eigendynamik<br />

der dinglichen, materiellen<br />

Welt angedeutet, die nicht auf die in sie<br />

eingeflossene menschliche Zwecksetzung<br />

und auch nicht auf gesellschaftlich<br />

geteilte Beziehungsmuster reduziert<br />

werden kann.<br />

Was diesen Gedanken für heutige Problemkomplexe<br />

so spannend macht, ist<br />

die Art und Weise, wie Beziehung hier<br />

gedacht wird. Denn Simmel geht nicht<br />

von einem einseitigen Beziehungsverhältnis<br />

aus, in dem die Dinge lediglich<br />

passive Verfügungsmasse für die<br />

menschliche Zwecksetzung sind, sondern<br />

er verdeutlicht, dass auch Dingbeziehungen<br />

als wechselseitiges und<br />

dynamisches Beziehungsgeschehen<br />

gedacht werden müssen, da die Dinge<br />

ein ebenfalls aktives Gegenüber zum<br />

menschlichen Handeln bilden. Was zunächst<br />

sehr theoretisch klingen mag,<br />

wird umso anschaulicher, bezieht man<br />

diesen Gedanken auf aktuelle Trends<br />

in der Entwicklung unserer materiellen<br />

Welt. Beispiele, wie die dezentrale Produktion<br />

von Pilzmöbeln aus Küchenabfällen,<br />

die Herstellung von smarten und<br />

responsiven Materialien, kompostierbare<br />

Biopolymere, aber auch Repariercafés,<br />

Upcycling und Kreislaufdenken<br />

verdeutlichen, dass sich die materielle<br />

Lebenswelt in einer grundlegenden<br />

<strong>Transformation</strong> befindet. Hier wird eine<br />

materielle Eigendynamik nicht nur wirksam,<br />

sondern auch in einer Weise genutzt,<br />

die nicht auf Beherrschung, sondern<br />

auf ein koproduktives Interagieren<br />

ausgerichtet ist. Zugleich steht dies aber<br />

auch im krassen Kontrast zur gegenwärtigen<br />

Verarmung an Beziehungsmöglichkeiten,<br />

von denen der Verlust<br />

an tradiertem Wissen – beispielsweise<br />

im Handwerk – die weitere Monotonisierung<br />

der Lebenswelt durch immer<br />

mehr digitale Oberflächen und die globale<br />

Mikroplastikflut in Folge der Plastifizierung<br />

unseres modernen Lebens<br />

nur einige Beispiele sind.<br />

Was sich hier nur kursorisch andeuten<br />

lässt, ist ein vielfältiges Gemenge an<br />

Dingen, Stoffen, Materialien, Abfällen<br />

und Resten, Praktiken und Eigendynamiken,<br />

das durch Beziehungen beeinflusst<br />

wird und seinerseits die Möglichkeit<br />

für Beziehung selbst strukturiert.<br />

<strong>Transformation</strong> der materiellen Welt<br />

heißt heute also mehr als bloßes Verfügen<br />

und Einrichten, sondern meint auch<br />

ein Sich-Arrangieren<br />

„<br />

mit dem, was bereits<br />

da ist und seinen Anforderungen.<br />

Um das, was hier im Entstehen begriffen<br />

ist, besser verstehen zu können,<br />

<strong>Transformation</strong> der materiellen<br />

Welt heißt heute also mehr als<br />

bloßes Verfügen und Einrichten, sondern meint<br />

auch ein Sich-Arrangieren mit dem, was bereits<br />

da ist und seinen Anforderungen.<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

51


„<br />

Resonanzbeziehungen zwischen Menschen und Dingen zeichnen sich<br />

durch eine wechselseitig transformative Dynamik aus, beispielsweise<br />

zwischen „Schreiner und Holz“, „Bäcker und Teig“ sowie „Pflanze und Gärtner“.<br />

Hartmut Rosa<br />

ist daher eine Perspektive notwendig,<br />

die diese vielfältigen Beziehungsdynamiken<br />

themenübergreifend daraufhin<br />

befragen kann, ob Beziehungen gelingen<br />

oder ob sie misslingen. Es ist ein<br />

Ansatz erforderlich, welcher die Beziehungsqualität<br />

der materiellen Welt<br />

selbst fokussieren kann – und welcher<br />

von mir in meinem Promotionsprojekt<br />

entwickelt wird und in diesem Beitrag<br />

vorgestellt werden soll.<br />

2. WELTBEZIEHUNGEN ZWISCHEN<br />

RESONANZ UND ENTFREMDUNG<br />

Eine theoretische Perspektive, die die<br />

Frage nach der Beziehungsqualität<br />

der materiellen Welt ermöglicht – aber<br />

selbst nicht stellt – ist die von dem Soziologien<br />

Hartmut Rosa entwickelte<br />

Soziologie der Weltbeziehung (Rosa<br />

2016). Auch hier handelt es sich um einen<br />

relationalen Ansatz, doch anders<br />

als beispielweise in der Akteur-Netzwerk-Theorie<br />

nach Bruno Latour, bleibt<br />

Rosa nicht bei dem Postulat stehen,<br />

dass Beziehungen von wesentlichem,<br />

soziologischen Interesse sind, sondern<br />

fragt nach der Qualität von Beziehung<br />

und stellt diese in das Zentrum einer<br />

kritischen Gesellschaftstheorie. Grundlegend<br />

ist hierbei der Begriff der Weltbeziehung:<br />

Gemeint ist damit, dass<br />

das was das Subjekt ausmacht und das<br />

was als Welt vorgefunden ist, immer<br />

schon Produkte von Beziehungen sind.<br />

Das heißt, hier wird die Konstitution<br />

des Subjektes mit der Beschaffenheit<br />

von Weltausschnitten verknüpft, die<br />

miteinander durch Beziehungen verschiedener<br />

Qualität verbunden sind.<br />

Rosa bietet nun mit seinem Ansatz eine<br />

Unterscheidung verschiedener Beziehungsqualitäten<br />

an, der weitreichendes<br />

analytisches Potenzial zukommt. So bilden<br />

die Begriffe Entfremdung und Resonanz<br />

ein Spektrum, mit dem es möglich<br />

ist, Beziehungsformen auf ihre Qualität<br />

hin zu befragen und zwischen diesen<br />

Polen zu verorten. Während es sich bei<br />

dem Begriff der Entfremdung um einen<br />

seit Marx etablierten Begriff handelt,<br />

welcher hier vor allem zur Bezeichnung<br />

misslingender Beziehungen gebraucht<br />

wird, in der sich Subjekt und Welt indifferent,<br />

unverbunden oder sogar<br />

feindlich gegenüberstehen (Repulsion),<br />

bezeichnet Resonanz eine Beziehungsform,<br />

in der Subjekt und Welt auf gelingende<br />

Weise miteinander verbunden<br />

sind und hier eine wechselseitige, transformative<br />

und dominanzfreie Dynamik<br />

entsteht, die von gegenseitiger Attraktion<br />

getragen wird (ebd.: 298, 316). Rosa<br />

gelingt es damit, der kritischen Analyse<br />

von Beziehungen eine positive Richtung<br />

zu weisen und sie nicht mehr nur<br />

auf die Analyse defizitärer Muster zu<br />

beschränken, sondern öffnet mit dem<br />

Begriff der Resonanz einen Horizont für<br />

die Bestimmung positiver, d.h. nichtentfremdeter<br />

Beziehungsformen.<br />

Neben der sozialen und kulturellen<br />

Sphäre bildet Materialität eine weitere<br />

zentrale Achse für Weltbeziehungen.<br />

Denn In-der-Welt-Sein bedeutet immer<br />

auch unweigerlich „Mit-den-Dingenzutun-haben“<br />

(Taylor/Dreyfus 2016:<br />

174), es lassen sich also keine Formen<br />

von Weltbeziehungen denken, in denen<br />

Dinge keine Rolle spielen. Resonanzbeziehungen<br />

zwischen Menschen und<br />

Dingen zeichnen sich hier durch eine<br />

wechselseitig transformative Dynamik<br />

aus, beispielsweise zwischen „Schreiner<br />

und Holz“, „Bäcker und Teig“ sowie<br />

„Pflanze und Gärtner“ (Rosa 2016:<br />

394ff). Hingegen charakterisieren sich<br />

Entfremdungsbeziehungen durch Erstarrung,<br />

„Uniformität“, „Oberflächlichkeit“,<br />

„Austauschbarkeit“ (Rosa 2016:<br />

152, 381ff, 392) – Dinge also, die keine<br />

Responsivität aufweisen. Rosa ermöglicht<br />

mit der Soziologie der Weltbeziehung<br />

eine Analyse der Dinge, die an der<br />

52 HUMAN CENTERED DESIGN


Den Dingen ganz zugewandt:<br />

Kreatives Chaos in einem Repariercafé<br />

Qualität von Dingbeziehungen interessiert<br />

ist, lässt aber konzeptionell offen,<br />

wie die Dinge denn konkret Anteil an<br />

der Dynamik von Beziehungen haben.<br />

Mein Promotionsprojekt möchte genau<br />

diese konzeptionelle Lücke schließen,<br />

in dem eine phänomenologische Perspektive<br />

eingenommen wird, die genau<br />

darauf schaut, wie die Materialität der<br />

Dinge selbst an Beziehung beteiligt ist.<br />

Es geht also darum, verschiedene dingliche<br />

Eigenschaften, wie beispielsweise<br />

Eigendynamik, Stabilität, Veränderbarkeit,<br />

sinnliche Qualitäten, Vielseitigkeit/<br />

Offenheit, Ambiguität usw., mit verschiedenen<br />

Interaktionsmöglichkeiten<br />

zu assoziieren und so zu zeigen, dass<br />

Dingbeziehungen nicht subjektiv beliebig<br />

sind, sondern dass die Beschaffenheit<br />

der Dinge die Möglichkeit dafür<br />

beeinflusst, ob eher eine Beziehung<br />

der Resonanz oder der Entfremdung<br />

entsteht. Indem so entitätenübergreifend<br />

nach der Beziehungsqualität der<br />

materiellen Welt gefragt wird, gelingt<br />

es, die oben erwähnten Aspekte, wie<br />

ökologische <strong>Transformation</strong>, Umweltverschmutzung,<br />

Digitalisierung aber<br />

auch Themen aus Design und Gestaltung<br />

in einer Perspektive zu vereinen<br />

und so ein kritisches Bewusstsein dafür<br />

zu schaffen, was es eigentlich heißt, in<br />

einer materiellen Welt zu sein, die auf<br />

eine bestimmte – resonante oder entfremdete<br />

– Art beschaffen ist. Also: Wie<br />

beeinflussen die Dinge die Möglichkeit<br />

für gelingende Beziehungen?<br />

3. MATERIALITÄT ALS STRUKTUR VON<br />

LEBENSWELT<br />

Trägt man diese Frage nun an die gegenwärtige<br />

<strong>Transformation</strong> der materiellen<br />

Welt heran, dann öffnet sich ein komplexes<br />

und ambivalentes Spannungsfeld.<br />

Denn die gebaute Umwelt und<br />

die Unmenge der Dinge sind mehr als<br />

menschlicher Lebensraum, sie sind Le-<br />

„<br />

Wie beeinflussen die Dinge die Möglichkeit<br />

für gelingende Beziehungen?<br />

benswelt in einem tieferen Sinne, da sie<br />

ein Universum von Selbstverständlichkeiten<br />

bilden – wie es der Philosoph Edmund<br />

Husserl definiert. Das heißt, den<br />

Dingen der Lebenswelt kommt vor allem<br />

eine verlässliche Funktionalität zu,<br />

die Weltbeziehung stabilisiert, in dem<br />

sie Handlungen verlässlich machen und<br />

so ein immer neues Befragen-müssen<br />

verhindern. Dadurch werden Weltbeziehungen<br />

verlässlich und kalkulierbar,<br />

Handlungsabläufe stabilisiert, Routinen<br />

möglich und ontologische Unsicherheit<br />

beseitigt, denn die dingliche Welt<br />

hält (scheinbar) genau das, was sie verspricht<br />

– was noch heute die Kernaussage<br />

vieler Werbebotschaften ist. Der<br />

Philosoph Hans Blumenberg erläutert<br />

dies im Anschluss an Husserl anhand<br />

einer Türklingel: Das Klingeln liegt hier<br />

im Knopfdruck als „gewünschte[r] Effekt<br />

[…] apparativ fertig bereit“, um so<br />

„das mühelos verfügbare zu suggerieren“<br />

(Blumenberg 2010: 210). In dem<br />

die Dinge hier also nur das tun, was<br />

von ihnen erwartet wird und auch nur<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

53


„<br />

<strong>Transformation</strong> heißt vor allem<br />

Restrukturierung von Beziehungsmöglichkeiten<br />

im Hinblick auf mehr oder weniger<br />

Resonanz, mehr oder weniger Entfremdung – und<br />

muss darauf gesellschaftskritisch befragt werden.<br />

auf diese Funktionalität hin gestaltet<br />

sind, wird eine Verfügbarkeit generiert,<br />

die die Möglichkeit von Beziehung stabilisiert,<br />

aber auch beschränkt. Denn<br />

die Klingel kann auch nur klingeln, ihr<br />

Design ist rein zweckorientiert – mehr<br />

nicht. Blumenbergs Beobachtung lassen<br />

sich auf eine Vielzahl der lebensweltlichen<br />

Dinge übertragen: Durch<br />

ihre Zweckorientierung erfüllen sie<br />

Erwartungen, sie sind stabil und ihre<br />

materielle Qualität ist daran angepasst,<br />

was aber auch heißt, dass diese Dinge<br />

indifferent gegenüber unterschiedliche<br />

Kontaktformen und Umwelteinflüssen<br />

sind, sie tragen nur selten Spuren und<br />

sie verfügen über keine Eigendynamik,<br />

die transformativ das Beziehungsgeschehen<br />

bereichert. Die überwiegende<br />

Anzahl der Dinge bildet so einen<br />

beschränkten Beziehungshorizont, da<br />

durch ihre Beschaffenheit Resonanz im<br />

Sinne von wechselseitiger Berührung,<br />

Anverwandlung und Selbstwirksamkeit<br />

ausschließen.<br />

Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele.<br />

So kann die Bearbeitung von Holz<br />

eine überaus resonanzsensible Tätigkeit<br />

sein, sofern der Eigendynamik des<br />

Holzes Raum zur Entfaltung gegeben<br />

wird. In dem das Holz so die Möglichkeit<br />

erhält gewissermaßen sein Wesen<br />

in die Dynamik der Beziehung einzubringen,<br />

entsteht eine sinnlich vielfältige<br />

Beziehung, deren Produkte nicht<br />

durch menschliche Zwecksetzung, sondern<br />

durch wechselseitige Responsivität<br />

entstehen. Sie sind materialisierte<br />

Resonanz. Dieses und viele weitere<br />

Beispiele verdeutlichen – von der Pilzmöbelproduktion,<br />

über Upcycling und<br />

Reparieren, bis hin zu smarten Materialien<br />

–, dass Materialität selbst weltbeziehungsfähig<br />

ist, durch die dem Stoff<br />

innewohnende Eigendynamik und sinnliche<br />

Qualität. Materielle Eigendynamik<br />

ist jedoch keineswegs auf Beispiele<br />

nachhaltiger Entwicklung beschränkt,<br />

sie wohnt auch dem vermeintlich so<br />

zweckgerichteten Plastik inne. Denn<br />

ist es einmal aus den lebensweltlichen<br />

Funktionszusammenhängen entlassen,<br />

entfaltet es eine Eigendynamik, die im<br />

Mikroplastik und seiner Dissipation bis<br />

in die entlegensten Bereiche der Natur<br />

einen sichtbaren und problematischen<br />

Ausdruck findet. Denn auch der Müll,<br />

das was am Ende übrigbleibt, strukturiert<br />

Beziehungen in dem Sinne, dass<br />

bestimmte Umgangsformen erforderlich<br />

sind, um die lebensweltlichen<br />

Erfahrungszusammenhänge eben vor<br />

dieser problematischen und toxischen<br />

Eigendynamik zu schützen.<br />

Materialität lässt sich damit als eine Disposition<br />

für Beziehung beschreiben,<br />

die anhand verschiedener Qualitäten<br />

und Eigenschaften die Möglichkeit für<br />

Beziehungen beeinflusst. Beziehungsqualitäten<br />

lassen sich dabei nicht isoliert<br />

betrachten, sie sind ambivalent<br />

und komplex und können nur danach<br />

beurteilt werden, inwiefern sie die Möglichkeit<br />

für Resonanz mit den Dingen<br />

und der Welt befördern oder hemmen.<br />

Die Dinge sind damit mehr als bloßer<br />

Lebensraum des Menschen, sie sind<br />

Lebenswelt, da sie Beziehungsmöglichkeiten<br />

strukturieren, in dem sich Bereiche<br />

der Resonanz und der Entfremdung<br />

durchdringen und beeinflussen. Phänomene<br />

wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit<br />

und Umweltzerstörung können<br />

daher nicht isoliert betrachten werden,<br />

sondern müssen einheitlich auf ihre<br />

Produktion von Beziehungsqualität in<br />

der menschlichen Lebenswelt befragt<br />

werden. <strong>Transformation</strong> der materiellen<br />

Lebenswelt meint daher mehr also<br />

die vielen kleinen <strong>Transformation</strong>en in<br />

einzelnen Lebensbereichen: <strong>Transformation</strong><br />

heißt vor allem Restrukturierung<br />

von Beziehungsmöglichkeiten im<br />

Hinblick auf mehr oder weniger Resonanz,<br />

mehr oder weniger Entfremdung<br />

– und muss darauf gesellschaftskritisch<br />

befragt werden.<br />

54 HUMAN CENTERED DESIGN


4. IST NACHHALTIGKEIT RESONANT?<br />

Der Begriff der materiellen Beziehungsqualität<br />

ist mehr als die Bezeichnung<br />

einer weiteren Eigenschaft, die an die<br />

Dinge herangetragen werden soll. Sie<br />

ist ein Phänomen, an dem die materiellen<br />

Qualitäten der Dinge und unsere<br />

Beziehungen zu ihnen in einem neuen<br />

Licht erscheinen. Dieser Begriff ist daher<br />

auf einer Metaebene angesiedelt,<br />

mit der Phänomene, Prozesse und Qualitäten<br />

anders gedacht werden sollen.<br />

Illustrieren lässt sich dies am Beispiel<br />

der Nachhaltigkeit. Auch dieser Begriff<br />

ist komplex und ambivalent, seine Konnotationen<br />

reichen von anhaltender<br />

Wirksamkeit bis hin zu schonendem<br />

Umgang. Aus weltbeziehungstheoretischer<br />

Perspektive erscheint Nachhaltigkeit<br />

somit als mehr, denn als bloße<br />

Stoffstrombilanzierung: Nachhaltigkeit<br />

kann sowohl Gegenstand einer Beziehung<br />

sein (schonender Umgang), als<br />

auch eine Eigenschaft der Beziehung<br />

selbst sein (anhaltende Wirksamkeit).<br />

Ist also auch Nachhaltigkeit resonant?<br />

Und: Wie kann Resonanz selbst nachhaltig<br />

sein? Unterscheidet man hier<br />

zwischen nachhaltig als normative<br />

Zuschreibung und als Eigenschaft der<br />

Dinge, dann lässt sich auch hier fragen,<br />

inwiefern Nachhaltigkeit mit materieller<br />

Beziehungsqualität korrespondiert,<br />

denn Nachhaltigkeit impliziert nicht<br />

automatisch mehr Resonanz, sondern<br />

kann auch Entfremdung steigern – man<br />

denke hier beispielsweise nur an die<br />

ökologische Problematik von Bioplastik.<br />

Aber: Materielle Beziehungsqualität<br />

kann Nachhaltigkeit selbst erfahrbar<br />

machen, wenn sie selbst nachhaltig ist.<br />

Das heißt, wenn Beziehungsqualität auf<br />

Dauer gestellt wird, kann eine nachhaltige<br />

Materialität selbst zu einer Disposition<br />

für Resonanzbeziehungen werden.<br />

Beziehungstheoretisch hieße das,<br />

dass Nachhaltigkeit dann nachhaltig ist,<br />

wenn durch sie Resonanz selbst spürbar<br />

und wirksam wird. Für die Gestaltung<br />

der materiellen Lebenswelt folgt<br />

daraus, dass ihre <strong>Transformation</strong> nur<br />

„<br />

dann eine nachhaltige sein kann, wenn<br />

die Möglichkeit für Resonanz selbst<br />

nachhaltig verankert wird. -<br />

Nachhaltigkeit kann sowohl<br />

Gegenstand einer Beziehung<br />

sein, als auch eine Eigenschaft der Beziehung<br />

selbst sein.<br />

Literatur und Anmerkung:<br />

Blumenberg, Hans (2010): Theorie der Lebenswelt. Berlin:<br />

Suhrkamp.<br />

Rosa, Hartmut (2016): Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung.<br />

Berlin: Suhrkamp.<br />

Simmel, Georg (2000): Der Begriff und die Tragödie der Kultur. In:<br />

Rammstedt, Otthein (Hrsg.): Georg Simmel. Aufsätze und Abhandlungen<br />

1909-1918. Band 1. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 194-223.<br />

Taylor, Charles/Dreyfus, Hubert L. (2016): Die Wiedergewinnung<br />

des Realismus. Frankfurt am Main: Suhrkamp.<br />

Martin Repohl, M.A.<br />

Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und<br />

Gesellschaftstheorie in Jena und Leipzig. Doktorand<br />

am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt und<br />

arbeitet dort seit 2019 bei Prof. Dr. Hartmut Rosa an<br />

dem Projekt „Die Beziehungsqualität der materiellen<br />

Welt“. Weitere Arbeitsschwerpunkte: Gesellschaftstheorie,<br />

die Philosophie Hans Blumenbergs, Katastrophensoziologie<br />

und Environmental Humanities.<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

55


URBAN SOUNDSCAPES<br />

Jian Kang (2)<br />

A SOUNDSCAPE DESIGN FRAMEWORK FOR URBAN<br />

OPEN PUBLIC SPACES<br />

JIAN KANG<br />

While noise is often the most complained about environmental problem, with a social cost of<br />

0.2-2% of GDP in Europe, conventional engineering approaches of merely reducing noise level<br />

often does not deliver an improved quality of life (Kang, 2007). The soundscape strategy, by<br />

integrating wanted sounds as ‘resources’ and by considering sound environment as perceived<br />

rather than just physical properties, in context, with an interdisciplinary approach, is a growing<br />

field for addressing this gap (ISO, 2014), for health promotion/restoration, cultural preservation,<br />

social integration, cost-effective development, and ecological sound source diversity (Kang and<br />

Schulte-Fortkamp, 2016).<br />

Urban open public spaces are important components of a city. The European Environmental<br />

Noise Directive (EU, 2002) introduced a new strand of work relating to ‘quiet areas’, which is also<br />

important for policies affecting urban open public spaces. It is important to put soundscape into<br />

the intentional planning and design process comparable to landscape, integrating the theories<br />

of soundscape.<br />

In this article, a framework on key factors for soundscape planning and design in urban open public<br />

spaces is discussed, and correspondingly, the potentials of planning and designing key components<br />

for soundscape, namely sounds, space, people and environment (Kang, 2007), are explored.<br />

56 HUMAN CENTERED DESIGN


FRAMEWORK<br />

Based on a literature review and our<br />

previous studies, a framework for describing<br />

the soundscape of urban open<br />

public spaces has been proposed, as<br />

illustrated in Figure 1. Four key components<br />

are included: (1) sources - characteristics<br />

of each sound source; (2)<br />

space - acoustic effects of the space; (3)<br />

people – social/demographic aspect of<br />

the users as well as their activities and<br />

behaviours; and (4) environment - other<br />

aspects of the physical conditions. It is<br />

noted that since at different locations<br />

of an urban open public space the<br />

soundscape could be rather different,<br />

the description should consider a number<br />

of typical receivers/zones.<br />

SOUND<br />

Preferred sounds can be divided into<br />

sounds from human activities, defined<br />

here as ‘active sounds’, and sounds from<br />

the landscape elements, for functional<br />

and aesthetical purposes, defined here<br />

as ‘passive sounds’. As a typical active<br />

sound, live music is always very popular.<br />

People are not only interested in<br />

the music itself, but are also attracted<br />

by the activities of the players. A typical<br />

passive sound, water, in the form of<br />

fountains, springs or cascades, is often<br />

used as a landscape element in open<br />

public spaces, and has been proved to<br />

have endless effects in colouring the<br />

soundscape. Figure 2 shows the diversity<br />

in spectrum of water features in a<br />

typical urban square (Kang, 2012).<br />

There is a great potential of planning<br />

and designing various sounds, considering<br />

the parameters listed in Figure<br />

1. It would be important to consider<br />

soundmarks, reflecting traditional and<br />

cultural characteristics, given that in<br />

perceiving the sound elements in a<br />

given soundscape, the first noticed<br />

sounds do not have to be the loudest<br />

(Yang and Kang, 2005). Moreover, spectrum<br />

analysis is vital, both for individual<br />

sounds and for the overall acoustic<br />

environment.<br />

Furthermore, the design of soundscape<br />

in an urban open space should be considered<br />

as a dynamic process.<br />

An urban open public space can be designed<br />

to encourage activities which<br />

generate active soundmarks. Green<br />

spaces, hard spaces, as well as thoroughfares<br />

should be well arranged in a<br />

square. A green space may enhance the<br />

natural appealing of a square, attract<br />

wild animals’ activities such as bird<br />

singing, and improve the microclimate<br />

conditions and sound level distribution.<br />

Hard spaces are useful for generating<br />

many activities, especially for young<br />

people, such as dancing and skateboarding.<br />

Some patterns of design are more<br />

suitable for certain activities, for example,<br />

defined edges, such as by walls,<br />

colonnades, or shrub plantings, often<br />

encourage activities to take place.<br />

Fig. 1: A framework for soundscape design in<br />

urban open public spaces (Kang, 2006).<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

57


Fig. 2: The water feartures and their spectrum<br />

at the Sheaf Square, Sheffield, UK.<br />

SPACE<br />

In urban open public spaces, architectural<br />

changes and urban design options<br />

could affect the sound field significantly.<br />

A study in a typical urban square<br />

(Kang, 2005) shows that if a relatively<br />

far field is considered, the sound pressure<br />

level (SPL) is typically 6-9dB lower<br />

when the square side is doubled;<br />

8dB lower when the square height is<br />

decreased from 50m to 6m (diffuse<br />

boundaries); 5dB (diffuse boundaries)<br />

or 2dB (geometrical boundaries) lower<br />

if the length/width ratio is increased<br />

from 1 to 4, and 10-12dB lower if the<br />

boundary absorption coefficient is increased<br />

from 0.1 to 0.9. Whilst these<br />

results show the effectiveness of controlling<br />

the geometry and boundary<br />

conditions for soundscape planning<br />

and design, other landscape elements<br />

may be effective too, such as vegetation,<br />

urban furniture and barriers.<br />

Reverberation is also an important index<br />

for the soundscape in urban open<br />

public spaces. On the one hand, with a<br />

constant SPL, soundscape evaluation<br />

may vary with different reverberations.<br />

On the other hand, a suitable reverberation<br />

time (RT), say 1-2s, can make<br />

street-music more enjoyable.<br />

PEOPLE<br />

Considerable research has been carried<br />

out in terms of the effects on the<br />

soundscape evaluation (Yu and Kang,<br />

2008) by various (1) social and demographic<br />

factors, including age, gender,<br />

education, profession, residential status<br />

(i.e. local and non-local), cultural<br />

background, and acoustic environment<br />

at home and at working place; (2) activities<br />

including moving types such as walking,<br />

playing with children, and sport;<br />

and non-moving types such as sitting,<br />

standing, reading, and watching; and (3)<br />

behaviours such as wearing earphones<br />

and sunglasses. The results have clearly<br />

58 HUMAN CENTERED DESIGN


demonstrated the importance and potential<br />

in considering the characteristics<br />

of the users. For example, it has been<br />

shown that with increasing age, people<br />

tend to prefer bird songs, a typical natural<br />

sound. In other words, if an urban<br />

open public space is mainly designed<br />

for older people, more natural sounds<br />

like bird songs should be introduced<br />

(Yang and Kang, 2005).<br />

ENVIRONMENT<br />

The interaction between acoustic and<br />

other physical environments is an essential<br />

consideration in soundscape<br />

planning and design in urban open pub-<br />

References:<br />

lic spaces. For example, if a place is very<br />

hot or very cold, the acoustic comfort<br />

could become less critical in the overall<br />

comfort evaluation. Of various physical<br />

conditions the aural-visual interactions<br />

have been intensively studied (Ren and<br />

Kang, 2015; YU et al, 2017), and the interactions<br />

between smell and sound<br />

evaluation (Ba and Kang, 2019), and between<br />

thermal and acoustic comfort (Jin<br />

„<br />

et al, 2020), have also been examined. -<br />

It is important to put soundscape<br />

into the intentional planning and<br />

design process comparable to landscape, integrating<br />

the theories of soundscape.<br />

Ba, M. and Kang, J. (2019) Effect of a fragrant tree on the perception of<br />

traffic noise. Building and Environment, 156, 147-155.<br />

EU, 2002, Directive (2002/49/EC) of the European Parliament and of the Council<br />

– Relating to the Assessment and Management of Environmental Noise.<br />

ISO (International Organization for Standardization). 2014. ISO<br />

12913-1:2014 Acoustics — Soundscape — Part 1: Definition and conceptual<br />

framework. Geneva.<br />

Jin, Y., Jin, H. and Kang, J. (2020) Combined effects of the thermal-acoustic<br />

environment on subjective evaluations in urban squares. Building<br />

and Environment, 168, 106517.<br />

Kang, J. (2005) Numerical modelling of the sound fields in urban squares.<br />

Journal of the Acoustical Society of America, 117, 3695-3706.<br />

Kang, J. (2007) A systematic approach towards intentionally planning and<br />

designing soundscape in urban open public spaces. Proceedings of the 35th<br />

International Congress on Noise Control Engineering (Inter-noise 2007),<br />

Istanbul, Turkey, in07_238.<br />

Kang, J. (2007) Urban Sound Environment. Taylor & Francis incorporating<br />

Spon, London.<br />

Kang, J. (2012) On the diversity of urban waterscape. Proceedings of the<br />

Acoustics 2012: Joint meeting of the French Acoustical Society and UK Institute of<br />

Acoustics, Nantes, France.<br />

Kang, J. and Schulte-Fortkamp, B. (ed.) (2016) Soundscape and the<br />

Built Environment. Taylor & Francis incorporating Spon, London.<br />

Ren, X. and Kang J. (2015) Interactions between landscape elements<br />

and tranquillity evaluation based on eye tracking experiments. Journal of the<br />

Acoustical Society of America, 138, 3019-3022.<br />

Yang, W. and Kang, J. (2005) Soundscape and sound preferences in urban<br />

squares: A case study in Sheffield. Journal of Urban Design, 10, 69-88.<br />

Yu, L. and Kang, J. (2008) Effects of social, demographic and behavioral<br />

factors on sound level evaluation in urban open spaces. Journal of the Acoustical<br />

Society of America, 123, 772-783.<br />

Yu, T., Behm, H., Bill, R. and Kang, J. (2017) Audio-visual perception of<br />

new wind parks. Landscape and Urban Planning, 165, 1-10.<br />

Professor Jian Kang<br />

PhD, holds Chair in Acoustics at the Bartlett Faculty<br />

of Built Environment, University College London, UK.<br />

He is Fellow of Royal Academy of Engineering, and<br />

he chairs the Technical Committee for Noise of the<br />

European Acoustics Association, and EU COST Action<br />

on Soundscape of European Cities and Landscapes,<br />

and he is also is President-Elected of the International<br />

Institute of Acoustics and Vibration (IIAV).<br />

He has worked in environmental and architectural<br />

acoustics for 30+ years, with 80+ research projects,<br />

800+ publications, 90+ engineering/consultancy<br />

projects, and 20+ patents. He holds a prestigious<br />

Advanced ERC Grant Award, currently working internationally<br />

on developing Soundscape Indices.<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

59


THE RELATIONSHIP<br />

BETWEEN ARCHITECTURE<br />

AND NOISE POLLUTION<br />

Alvaro Balderrama (3)<br />

ALVARO BALDERRAMA<br />

Urban expansion and densification bring opportunities and challenges, and transforming cities<br />

into vibrant, sustainable and resilient living places has become a key global priority (European<br />

Commission, <strong>2021</strong>). This is reflected internationally through the “2030 Agenda for Sustainable<br />

Development” (United Nations , 2015), which is part of a global call to rethink and redesign urban<br />

environments through innovative solutions that address multiple issues including noise pollution,<br />

considered a major environmental threat with substantial negative impact on public health<br />

and the economy. The way that people perceive and engage in their acoustic environment can<br />

play a significant role in the advancement towards the Sustainable Development Goals, especially<br />

in Goal 3 - “ensure healthy lives and promote well-being”, and Goal 11 - “make cities inclusive,<br />

safe, resilient and sustainable”.<br />

While the relationship between architecture and noise pollution is still an ongoing discussion<br />

internationally, the progress of sustainable construction in the past decades shows the potential<br />

alignment of building practices with sustainable strategies that can lead to benefits for society,<br />

the environment and the economy. This article addresses some concepts that might be relevant<br />

at the time of discussing the role of architecture in relation to urban noise, giving special attention<br />

to the design of facades since these components of the building envelope tend to be in direct<br />

contact with sound sources in urban environments.<br />

60 HUMAN CENTERED DESIGN


„<br />

Buildings that aim to receive a certification of sustainable<br />

construction might have to meet requirements of indoor<br />

environmental quality including acoustics.<br />

SOUND AND PUBLIC HEALTH<br />

Sound plays a key role in the way that<br />

people understand and engage in their<br />

environment, influencing their development,<br />

behaviour and communication.<br />

Whether listening to music, hearing<br />

traffic noise on a highway, or sleeping in<br />

bed at night, sound is always present,<br />

considering that even in a “very quiet”<br />

moment, human bodies are sound<br />

sources themselves (i.e. vocal sounds,<br />

heartbeats, breathing, digestion, etc.).<br />

The sounds that we subjectively, and<br />

sometimes collectively, identify as “unwanted”<br />

are considered noise. Noise<br />

could be unpleasant because of its<br />

quantity - a sound might be so loud that<br />

it is annoying or even painful regardless<br />

of its content, and/or because of its<br />

quality - a sound could be annoying without<br />

being loud. Also, there are sounds<br />

that are not received through the ears,<br />

as they might be out of our range of hearing,<br />

but they are certainly perceived<br />

in the form of vibrations.<br />

The acoustic environment is composed<br />

of the interaction between sounds and<br />

physical boundaries like landscape and<br />

infrastructure, to be received and interpreted<br />

individually from person to person.<br />

According to Pijanowski et al, (2011)<br />

sounds can be originated by geophysical<br />

sources such as the movement of<br />

water or wind, biological sources such<br />

as birds singing, crickets chirping or<br />

people speaking, and anthropological<br />

sources produced by humans such as<br />

the sounds of loud speakers, musical instruments,<br />

machines that produce road<br />

or air traffic noise, industrial noise, or<br />

any other sound originated by human<br />

technology.<br />

According to the World Health Organization,<br />

noise pollution is the second<br />

most harmful environmental stressor<br />

in Europe, behind air pollution, (WHO,<br />

2018), being accountable for about 20<br />

million reported adults suffering annoyance,<br />

8 million people suffering<br />

sleep disturbances, over 900,000 cases<br />

of hypertension and at least 10,000<br />

cases of premature death in Europe each<br />

year (European Environment Agency,<br />

2014), burdening health care systems,<br />

insurance companies, and the real estate<br />

market among other economies.<br />

URBAN NOISE AND BUILDING<br />

ENVELOPES<br />

Populated cities with dense urban environments<br />

are characteristically associated<br />

with noise pollution due to<br />

the greater amount of vehicles as well<br />

as industrial and leisure activities producing<br />

sounds that propagate through<br />

dense urban infrastructure. Building<br />

envelopes are the physical boundaries<br />

that separate exterior unconditioned<br />

space from indoor space, and facades,<br />

as part of the building envelope, fulfill<br />

different functions such as controlling<br />

the transfer of air, water, heat, light, and<br />

sound.<br />

Many people spend most of their time<br />

indoors, where traditionally, some level<br />

of acoustic treatment is considered<br />

when designing spaces like class rooms,<br />

hospitals, offices or auditoriums. This<br />

has a clear correlation to practices in the<br />

construction industry such as the use of<br />

acoustic panels on walls and ceilings to<br />

control the sound in rooms, or the use<br />

of acoustic insulation in windows and<br />

facades. Furthermore, buildings that<br />

aim to receive a certification of sustainable<br />

construction might have to meet<br />

requirements of indoor environmental<br />

quality including acoustics.<br />

Regarding the acoustics outside of<br />

buildings, facades occupy a significant<br />

amount of the vertical surfaces in the<br />

urban fabric being in direct contact<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

61


Fig. 1:<br />

a) water managed on site,<br />

b) water expelled away from the building<br />

Fig. 2:<br />

a) sound absorbed by facade materials,<br />

b) sound reflected between buildings<br />

with urban noise. Regulations in the<br />

construction industry addressing the<br />

relevance of facade design for outdoor<br />

sound, in contrast to indoor sound, are<br />

very low or non-existent in most countries.<br />

The gap between urban noise and<br />

what is currently considered sustainable<br />

construction can be exemplified with<br />

the case of Chicago. It became the seventh<br />

city in the world to receive “LEED<br />

for Cities - Platinum Certification” by<br />

the U.S. Green Building Council in 2018<br />

(LEED, 2018), regardless of being one of<br />

the loudest cities in the United States<br />

(National Park Service, 2020). Citizens of<br />

Chicago are exposed to noise levels that<br />

exceed the recommendations by the<br />

Environmental Protection Agency compromising<br />

their health and well-being,<br />

despite of living in a city that received<br />

the highest level of certification available<br />

from a sustainability label.<br />

But how can construction codes or sustainability<br />

labels address an environmental<br />

factor such as noise, when it is<br />

not originated by buildings? To put it in<br />

perspective, a comparison with a more<br />

tangible example such as rain water,<br />

which is also not originated by buildings,<br />

is presented below.<br />

The green building certification LEED<br />

v4.1 encourages projects to comply<br />

with a minimum level of rain water<br />

management to avoid that the water<br />

falling on a site affects its neighbours<br />

and the neighbourhood. Furthermore,<br />

the certification label rewards projects<br />

that “retain on site water runoff of regional<br />

or local rainfall events. The water<br />

volume must be retained (i.e. infiltrated,<br />

evapotranspirated, or collected<br />

and reused) using low-impact development/green<br />

infrastructure practices”<br />

(LEED, 2019).<br />

Figure 1 shows two conceptual scenarios:<br />

a) rain water falling over a building<br />

being conducted and managed on<br />

site reducing the water volume on the<br />

street, contrary to b) rain water being<br />

expelled away from the building, projected<br />

towards the neighbours and the<br />

street increasing, the risk of flooding.<br />

Regarding the influence of buildings on<br />

urban noise, field measurements by<br />

Techen and Krimm (2014) reveal that<br />

single sound-reflective façades can potentially<br />

increase sound pressure levels<br />

on the street by 3 to 8 decibels. On the<br />

other hand, sound-absorptive facades<br />

cladded with porous materials or vegetation,<br />

have the potential of decreasing<br />

noise levels by up to 10 decibels (Arup,<br />

2016). Re-direction and/or absorption<br />

of soundwaves through facade geometry<br />

and materials can lead to improvements<br />

of sound pressure levels,<br />

reverberation time and other indicators<br />

as measured in scale models (Krimm,<br />

2018) or predicted with computational<br />

simulation tools (Calleri et al, 2018),<br />

(Balderrama et al, 2020).<br />

Figure 2 shows two simplified conceptual<br />

scenarios: a) soundwaves from<br />

traffic noise impacting a building being<br />

partially absorbed by facade materials,<br />

contrary to b) soundwaves impacting<br />

62 HUMAN CENTERED DESIGN


a façade and being reflected back towards<br />

the street surrounded by more<br />

sound-reflecting facades, worsening<br />

noise pollution and decreasing quality<br />

in the acoustic environment.<br />

„<br />

The requirements posed on<br />

facade constructions have<br />

increased steadily over the past decades.<br />

SOUNDSCAPES AND SUSTAINABILITY<br />

In response to the opportunities and<br />

challenges presented by the expansion<br />

of cities around the world, sustainable<br />

construction strategies incorporate a<br />

long-term view for assessing potential<br />

effects and best practices for the social,<br />

environmental and economic capital, aiming<br />

to ensure that buildings and communities<br />

create value for all stakeholders<br />

(U.S. Green Building Council, 2009).<br />

In addition, the scope of sustainability<br />

evolves in correlation to the progress of<br />

interdisciplinary scientific and technological<br />

developments of their time. Advancements<br />

in architectural design and<br />

engineering allow buildings to perform<br />

different complex functions besides the<br />

basic provision of shelter. However, research<br />

indicates beyond controversy<br />

that aside from other possible positive<br />

outcomes of current sustainable policy<br />

and practice, buildings certified as<br />

“sustainable” under today’s standards<br />

could be contributing to the burden<br />

of noise pollution by not taking the issue<br />

into account in the design process.<br />

As described by Krimm et al (2017), the<br />

impact of urbanization and the influence<br />

of facades on the urban soundscape<br />

were neither considered seriously<br />

in architectural design parameters nor<br />

translated into architectural language<br />

for the design of facades. According to<br />

Aletta and Xiao (2019), one of the main<br />

current challenges in soundscape research<br />

is to bridge the “academia-practice<br />

gap”. More research is needed towards<br />

alternative approaches for the characterization,<br />

management, and design of<br />

urban acoustic environments that support<br />

(and not only allow) restoration,<br />

health, and better quality of life (Aletta<br />

and Kang, 2019).<br />

International standards are moving<br />

towards an approach to urban sound,<br />

which goes beyond noise level control.<br />

The ISO 12913-1 standard (ISO, 2014),<br />

makes a distinction between the<br />

physical phenomenon (acoustic environment)<br />

and the perceptual construct<br />

(soundscape), clarifying that the<br />

soundscape exists through human<br />

perception of the acoustic environment.<br />

It is therefore recognized that conventional<br />

noise control strategies that focus<br />

on noise levels, are not necessarily<br />

enough to define the quality of a complex<br />

acoustic environment.<br />

The relevance of the subjective perception<br />

of the acoustic environment rather<br />

than only noise levels can be exemplified<br />

by studies during the lockdown of<br />

2020 in London (Kang et al, 2020). It was<br />

observed that the decrease of activities<br />

in the city lead to uneven sound level<br />

reduction across urban spaces without<br />

necessarily improving people’s satisfaction<br />

of the acoustic environment,<br />

showing that significant sound level<br />

reductions do not universally result in<br />

improvements to the soundscape.<br />

The soundscape community is undergoing<br />

a period of increased methodological<br />

standardization in order to<br />

better coordinate and communicate<br />

the findings of the field. (Mitchell et al,<br />

2020). Innovative strategies are being<br />

developed with the goal of moving from<br />

noise control to soundscape creation.<br />

Such is the case of the “Soundscape Indices”,<br />

which aim to adequately reflect<br />

levels of human comfort and integrate<br />

them with decibel-based metrics into<br />

existing regulations (Kang et al, 2019).<br />

The requirements posed on facade constructions<br />

have increased steadily over<br />

the past decades. An increasing number<br />

of codes and directives were created<br />

to deal with environmental pollution,<br />

product and user safety (Klein,<br />

2013). Nevertheless, noise pollution is<br />

not a priority implemented in current<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

63


construction regulations. An updated<br />

approach of sustainable architectural<br />

acoustics that takes urban sounds<br />

as design elements to enrich urban<br />

soundscapes and control noise pollution<br />

could become useful in order to<br />

reach healthier environments and facilitate<br />

the path for environmental policy<br />

such as the UN Sustainable Development<br />

Goals for 2030.<br />

To quote R. Murray Schafer (1977), one<br />

of the pioneers of soundscape research:<br />

“It devolves on us now to invent<br />

a subject which we might call acoustic<br />

design, an interdiscipline in which musicians,<br />

acousticians, psychologists, sociologists<br />

and others would study the<br />

world soundscape together in order to<br />

make intelligent recommendations for<br />

its improvement (…) Cross-cultural evidence<br />

from around the world must be<br />

carefully assembled and interpreted.<br />

New methods of educating the public<br />

to the importance of environmental<br />

sound must be devised”. -<br />

References:<br />

Aletta F. and Kang J. (2019) Promoting Healthy and Supportive Acoustic<br />

Environments: Going beyond the Quietness.<br />

Aletta, F. and Xiao, J. (2018) What are the Current Priorities and Challenges<br />

for (Urban) Soundscape Research?<br />

Arup (2016) Cities Alive: Green Building Envelope.<br />

Balderrama, A., Arztmann, D. and Schulz, J. U. (2020) Influence of<br />

Façade Materials on the Acoustic Environment. Facade Tectonics World Congress<br />

2020, Facade Tectonics Institute.<br />

Calleri, C., Shtrepi, L., Armando, A. and Astolfi, A. (2018) Evaluation of<br />

the influence of building façade design on the acoustic characteristics and auditory<br />

perception of urban spaces.<br />

European Commission (<strong>2021</strong>) Evaluating the Impact of Nature-based<br />

Solutions: A Handbook for Practitioners<br />

European Environment Agency (2014) Noise in Europe.<br />

International Organization for Standardization (2014) ISO 12913-<br />

1:2014 – Acoustics – Soundscape – Part 1: Definition And Conceptual Framework<br />

Kang, J., Aletta, F., Oberman, T., Erfanian, M., Kachlicka, M.,<br />

Lionello, M. and Mitchell, A.. (2019) Towards Soundscape Indices. 23rd<br />

International Congress on Acoustics<br />

Kang, J., Aletta, F., Oberman, T., Mitchell, A. and Tong, H. (2020)<br />

Acoustic environments and Soundscapes in London during the Spring 2020<br />

Lockdown.<br />

Klein, T. (2013) Integral Façade Construction - Towards a new product architecture<br />

for curtain walls. Architecture and the Built Environment #03<br />

Krimm, J. (2018) Acoustically Effective Façades. Architecture and the Built<br />

Environment #16<br />

Krimm, J., Techen, H. and Knaack, U. (2017) Updated Urban Facade<br />

Design for Quieter Outdoor Spaces. Journal of Facade Design & Engineering /<br />

Volume 5 / 2017<br />

LEED (2018) Press Release: Mayor Emanuel Announces Chicago Achieved LEED<br />

for Cities Platinum Certification.<br />

LEED (2019) LEED BD+C: New Constructionv4.1 - LEED v4.1 - Sustainable Sites,<br />

Rainwater Management.<br />

Mitchell, A., Oberman, T., Aletta, F., Erfanian, M., Kachlicka, M.,<br />

Lionello, M. and Kang J. (2020) The Soundscape Indices (SSID) Protocol:<br />

A Method for Urban Soundscape Surveys—Questionnaires with Acoustical and<br />

Contextual Information.<br />

National Park Service (2020) U.S Department of Interior – Noise map<br />

Alvaro Balderrama<br />

M.Eng., LEED<br />

Alvaro Balderrama is a PhD candidate at TU Delft<br />

and a research associate at the ConstructionLab<br />

at the Detmold School of Architecture and Interior<br />

Architecture of TH-OWL. His research is focused on the<br />

development of sustainable strategies and products<br />

for building envelopes. He holds a Diploma in Architecture,<br />

a Master of Engineering in Computational Design,<br />

and a membership to the United States Green Building<br />

Council as a LEED Green Associate.<br />

of existing conditions, https://www.nps.gov/subjects/sound/soundmap.htm<br />

[Retrieved April 2020]<br />

Pijanowski, B. C., Villanueva-Rivera, L. J., Dumyahn, S., Farina,<br />

A., Krause, BL., Napoletano, B. M., Gage, S. and Pieretti, N. (2011)<br />

Soundscape Ecology: The science of sound in the landscape<br />

Schafer, R. M. (1977) The Soundscape. Our Sonic Environment and the Tuning<br />

of the World.<br />

Techen, H. and Krimm, J. (2014) Akustische Fassaden, Fortschritte der<br />

Akustik - DAGA 2014, Deutsche Gesellschaft fur Akustik e.V.<br />

United Nations (2015) The 2030 Agenda for Sustainable Development.<br />

U.S. Green Building Council (2009) Green Building and LEED Core Concepts<br />

Guide – Second Edition<br />

World Health Organization (2018) Environmental Noise Guidelines for the<br />

European Region.<br />

64 HUMAN CENTERED DESIGN


Wir zeigen,<br />

wie gebaut wird<br />

und womit!<br />

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Foto: Kristin Nierodzik


PAAD<br />

PERSON-FOCUSED ANALYSIS<br />

OF ARCHITECTURAL DESIGN<br />

Josep Llorca-Bofí (6)<br />

Architects need technical and humanistic approaches to<br />

be better understood and design architecture. This is why<br />

PAAD is born.<br />

JOSEP LLORCA-BOFÍ<br />

The main task of PAAD is the study of the architectural design, with a focus on people’s perceptions,<br />

especially in situational contexts where sound matters. PAAD’s vision is person-focused,<br />

since architectural design covers different personal needs ranging from the basic safety needs,<br />

well-being and comfort, communication, to the religious experiences. Moreover, it is person-focused<br />

as long as it bridges the scientist´s and architect’s knowledge through personal vocabularies.<br />

The visionary approach is to offer new knowledge about architect’s designs implications<br />

on people’s perception, by passing over the specific languages of other research areas, such as<br />

acoustics. It is the hope of PAAD that this knowledge will help the architects in their daily design<br />

practice and, in a long term period, improve people’s life in our cities.<br />

The PAAD research group is led by the Junior Principal Investigator Dr. Josep Llorca-Bofí and<br />

hosted by Prof. Dr. Michael Vorländer, from the Institute for Hearing Technology and Acoustics,<br />

at RWTH Aachen University. In 2020, PAAD was awarded one of the RWTH Junior Principal Investigator<br />

fellowships and is funded for a period of four years starting on January <strong>2021</strong>. The group<br />

is constituted by the leader and Jonas Heck, PhD student.<br />

66 HUMAN CENTERED DESIGN


Fig. 1: In the architectural design process, multidisciplinary approaches are taken into<br />

account: the structural solution of the vaults, the perceptual aspects of the concert halls,<br />

or the urban connectivity to the city. Jorn Utzon, Sydney Opera House. (Own illustration)<br />

WHAT IS THE MATTER?<br />

Up to the date, there is no a defined way<br />

to bridge (a) the perception of the architectural<br />

space by users and (b) the spatial<br />

properties of the architect’s design.<br />

In other words, the architect still misses<br />

– in most of the cases – the feedback of<br />

the user of buildings in order to modify<br />

his/her design. This normally leads to<br />

problems such as unsatisfying experiences<br />

for users, budget increase with<br />

rehabilitations and adaptations of the<br />

building, or waste of efforts for the architect.<br />

The final goal of this [PAAD initiative]<br />

research proposal is to elaborate a<br />

method which categorizes the architectural<br />

design based on: (a) the vocabulary<br />

describing the spatial perception from<br />

both architects and users and, (b) a set<br />

of already existing metrics describing<br />

the properties of the space -in terms<br />

of geometry, visuals, acoustics, etc.<br />

The built environment is exposed to the<br />

judgement of everybody: from those<br />

who already used the building, or those<br />

who never stepped on the building<br />

floor, those who only saw a previsualization<br />

of what is going to be built, or from<br />

those who only see its plans and drawings.<br />

The built environment ranges from<br />

the city to the domestic space. Therefore,<br />

the community of judgers is composed<br />

of, primarily, the building designers<br />

on one hand, and the building users on<br />

the other; in both modalities of inhabitants<br />

and visiting; judging already existing<br />

buildings or still in plan. Then, the<br />

collection of judgers altogether emits<br />

an evaluation of architecture which impacts<br />

on several aspects of the building<br />

environment. The formal judgement of<br />

architectural designs is gaining popularity<br />

in specific situations. Particularly,<br />

Fig. 2: The education curriculum of architecture students also shows the multiplicity of disciplines<br />

involved. As an example, this is my own curriculum: a collage of multidisciplinary appraches. Time runs<br />

in the horizontal axis, while involved institutions are listed in the vertical axis. (Own illustration)<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

67


Fig. 3: The PAAD proposal is to bridge scientific and architecture<br />

knowledge through people’s perceptions, passing over the languages<br />

of other research areas, such acoustics. (Own illustration)<br />

citizen’s participation processes for urban<br />

planning are becoming common<br />

in the recent years and in big cities, like<br />

Barcelona, Amsterdam, Milan or bigger<br />

areas like Oregon (US) or the UK. In those<br />

cases, the opinion of the users and<br />

inhabitants of future buildings have a<br />

certain impact on the final design. It is<br />

reasonable to develop a categorization<br />

method which evaluates the opinions<br />

of citizens on the spatial proposals. This<br />

categorization would reveal the community<br />

wishes and help into its translation<br />

into architectural terms. Public<br />

competitions constitute another field of<br />

application of this categorization. There,<br />

the jury composed by specialists and<br />

institutions in front of several architectural<br />

proposals would benefit from a set<br />

of predictors which guarantee a certain<br />

degree of satisfaction, sense of safety,<br />

speech intelligibility, etc.<br />

WHAT DO WE PROPOSE?<br />

The techniques used for descriptive<br />

sensory evaluation were already used<br />

for food evaluation, tactile properties,<br />

or medical disorders. Our hypothesis<br />

is that the elaboration of a vocabulary<br />

of architectural perception is possible<br />

through the elicitation of judgements<br />

from experts and non-experts. The<br />

participants of the first TEST A – which<br />

will be architects and users – will be<br />

asked to personally judge several architectural<br />

spaces, defining the terms<br />

by relational operators (more than, not<br />

equal to, etc.), by logical operators (and,<br />

or, etc.) and opposite values (very big,<br />

very small). In a next TEST B, the same<br />

subjects will rank different architectural<br />

environments based on the full collection<br />

of terms. The results of that test will<br />

provide a vocabulary weighted by the<br />

personal profiles of the assessors. Up to<br />

this first stage of the project, the vocabulary<br />

and the judgements are ready to<br />

be correlated with the architectural design<br />

properties. This will lead to the second<br />

stage of the project analysing the<br />

space with objective metrics –connectivity<br />

indexes, visibility graphs, Space<br />

Syntax analysis, acoustic Room Impulse<br />

Response properties, clarity and intelligibility<br />

indexes of speech and music,<br />

3D navigation, etc.- The parameters<br />

correlating with the rated vocabulary<br />

will be defined as predictors and, thus,<br />

categorizing the architectural design.<br />

This could be used as helping tools for<br />

architects in future stages of the study.<br />

HOW DO WE DO THIS?<br />

We use Image-based photogrammetry<br />

for 3D modelling of outdoor and indoor<br />

architectural scenarios. With this<br />

technique we develop our research in<br />

automated 3D modelling with applications<br />

in acoustic and visual simulations.<br />

From point clouds generated by photographic<br />

data, to texturized meshes<br />

useful for immersive applications. The<br />

technique is used for both outdoor and<br />

indoor scenarios.<br />

• Point cloud generation and management<br />

provides powerful data for<br />

3D capturing.<br />

• The final model relies on triangulation<br />

and texturization of meshes.<br />

68 HUMAN CENTERED DESIGN


Fig. 4: PAAD methology correlating personal judjements and objective metrics,<br />

to provide guides to the architects focused on the people. (Own illustration)<br />

Fig. 5: Photogrammetry technique used for inddor and outdoor scenarios.<br />

Berlin Kohzerthaus, Kleiner Saal, photograph, texturized model, 3D mesh.<br />

Duisburg Theatre. Plaça Sant Iu, Barcelona. (Own illustration)<br />

We also use object-based 3D modelling<br />

of architecture. This provides a modular<br />

and parametric model in order to control<br />

different variables in the research<br />

scenarios.<br />

The modelling process depends on the<br />

final application on research. For this,<br />

we use different CAD software and different<br />

workflows which focus in the final<br />

output.<br />

• Special attention is payed to the<br />

model scale and level of detail.<br />

• Computer efficiency is one of the<br />

main benefits of this technique.<br />

• The modular nature of these models<br />

provide variability in the material<br />

properties such as absorbent coefficients<br />

or lighting reflections.<br />

• Every scenario implies a different<br />

size of environment.<br />

• Capturing the scene requires a detailed<br />

plan and calibration of the<br />

input data.<br />

• Building point clouds and the final<br />

3D objects meshes needs careful<br />

attention to the final running platform.<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

69


„<br />

Fig. 5: Object-based models allow for the control over all parameters for each mesh.<br />

This provides a flexible tool for reproducibility under test conditions. (Own illustration)<br />

The architect still misses – in most of the cases – the feedback<br />

of the user of buildings in order to modify his/her design.<br />

We finally Real-Time render the environments<br />

using the Unreal Engine for visualization<br />

and the RAVEN room acoustics<br />

simulation engine for auralization.<br />

In the case of photogrammetric captured<br />

environments, light transfers are<br />

extracted directly from the visual data,<br />

since they contain real illumination. The<br />

acoustic cues can be recorded or simulated<br />

from an acoustic model.<br />

• Colors and shadows are printed in<br />

the textures.<br />

• This technique is specially suitable<br />

for complex geometries, normally<br />

present in historic and monumental<br />

architecture.<br />

• Acoustic models can be derived<br />

from the geometries and textures.<br />

For object based models, lighting is calculated<br />

and rendered on the platform,<br />

in order to achieve the immersive experience.<br />

• Both backed light or real time renderings<br />

can be rendered with object-based<br />

models<br />

• Acoustic models are extracted<br />

and simplified from the visual models<br />

taking care of reflection and<br />

diffraction.<br />

• Lighting and texturing are rendered<br />

independently. -<br />

70 HUMAN CENTERED DESIGN


weitere Themen:<br />

Nach dem Aus für den Berliner Mietendeckel<br />

Innenentwicklung in lärmvorbelasteten Lagen<br />

Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit – Förderperiode <strong>2021</strong>–2027<br />

Planbarkeit des städtischen Beherbergungswesens<br />

Kooperativ & partizipativ forschen mit Geflüchteten<br />

John Locke und das Erbbaurecht<br />

SRL — Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) e.V.<br />

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10715 Berlin<br />

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weitere Themen:<br />

Internet www.srl.de<br />

„Lebendiges Stadtquartier – Wasserstadt“ – Umwidmung einer Industriebrache<br />

Gemeinsam gegen Starkregen – Reallabor Schwäbisch Gmünd<br />

Klimaanpassung in der Städtebauförderung<br />

Potenzial unter den Dächern – Dachausbau und Dachaufstockung<br />

„Entgeistigte“ Reform – Für neuen Aufbruch universitärer Lehre<br />

VEREINIGUNG<br />

FÜR STADT-,<br />

REGIONAL- UND<br />

LANDESPLANUNG<br />

informieren<br />

netzwerken<br />

PLANERIN<br />

MITGLIEDERFACHZEITSCHRIFT FÜR STADT-, REGIONAL- UND LANDESPLANUNG<br />

beteiligen:<br />

PLANERIN<br />

MITGLIEDERFACHZEITSCHRIFT FÜR STADT-, REGIONAL- UND LANDESPLANUNG<br />

Endlich ländlich<br />

Kleinstädte und Dörfer lebendig gestalten<br />

PLANERIN HEFT 3_21 JUNI <strong>2021</strong><br />

Der schöne Plan<br />

Über das schwierige Verhältnis von Städtebau und Stadtplanung<br />

SRL_SCHRIFTEN 58 . 50 JAHRE SRL . ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN FÜR DIE PLANUNG<br />

PLANERIN HEFT 4_21 AUGUST <strong>2021</strong><br />

SCHRIFTEN58<br />

50 JAHRE SRL<br />

ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN<br />

FÜR DIE PLANUNG<br />

Dr. Josep Llorca-Bofí<br />

is an architect and the leader of the 'Person-focused<br />

Analysis of Architectural Design' research group at the<br />

Institute for Hearing Technology and Acoustics, RWTH<br />

Aachen University. He was awarded the coveted Professional<br />

Piano Award at Conservatory Phase before<br />

attending higher education at the Barcelona School of<br />

Architecture – UPC, where he also served as assistant<br />

professor. He handles both building and room<br />

acoustics in order to grasp a possible representation<br />

of ‘space and sound’ – a phenomenon that seems<br />

familiar to everyone when it comes into the combination<br />

of ‘architecture and music’. His research interest<br />

is on the architect’s designs implications on people’s<br />

perception, by passing over the specific languages of<br />

other research areas, such as acoustics.<br />

References:<br />

Clua, A., Llorca-Bofí, J., and Psarra, S. (2020) Urban opportunities<br />

and conflicts around street musicians: the relationship between the<br />

configuguration of public space and outdoor acoustics in Ciutat Vella,<br />

Barcelona. Journal of Urban Design. 25:5, 561-589. Doi: https://doi.org/<br />

10.1080/13574809.2019.1699398<br />

Denk, F., Kohnen, M., Llorca-Bofí, J., Vorländer, M., and<br />

Kollmeier B. (<strong>2021</strong>) The “Missing 6 dB” Revisited: Influence of Room<br />

Acoustics and Binaural Parameters on the Loudness Mismatch Between<br />

Headphones and Loudspeakers. Front. Psychol. 12:623670. doi: https://<br />

doi.org/10.3389/fpsyg.<strong>2021</strong>.623670<br />

die SRL –<br />

IHR Berufsverband!<br />

◗ Spektrum erweitern & Neues erfahren<br />

bei den SRL-Halbjahres- und Jahrestagungen zu aktuellen<br />

Themen<br />

◗ aktiv einbringen & Kontakte knüpfen<br />

bei den regionalen Fachtagungen, Planertreffs, Workshops,<br />

Salongesprächen, Exkursionen etc. der SRL-Regionalgruppen<br />

◗ auf dem Laufenden bleiben<br />

mit der PLANERIN – 6 x jährlich erscheinende etablierte<br />

Fachzeitschrift<br />

◗ Fachfragen erörtern<br />

über die Mitarbeit in unseren Arbeitskreisen und Fachgruppen<br />

(z.B. Städtebau, Stadterneuerung und präventive Stadtentwicklung,<br />

Ländliche Räume im Wandel, Forum Mensch und Verkehr)<br />

◗ Internationale Anbindung<br />

durch die Mitgliedschaft der SRL in internationalen Netzwerken<br />

wie ISOCARP, ECTP-CEU<br />

◗ Individuelle Anfragen & Hilfestellung<br />

Unterstützung bei fast allen Fragen gibt es in unserer<br />

Geschäftsstelle: bei der Suche nach speziellen Gesprächspartnern<br />

zu Fachthemen, berufsständischen Fragen etc.<br />

◗ Mitgliedsbeitrag<br />

204 € im Jahr; ermäßigt 144 €; Studierende, Geringverdienende;<br />

Rentner 84 €, Erwerbslose 60 €<br />

Llorca-Bofí, J., and Vorländer, M. (<strong>2021</strong>) Multi-detailed 3D architectural<br />

framework for sound perpection research in Virtual Reality.<br />

Frontiers in Built Environtment. (in press)<br />

Website PAAD - Person-focused Analyis of Architectural<br />

Design: https://www.akustik.rwth-aachen.de/cms/Technische-Akustik/Forschung/~kbfdp/Research-in-architectural-design/lidx/1/<br />

(last<br />

access: 02.06.<strong>2021</strong>)<br />

Vereinigung für Stadt-, Regionalund<br />

Landesplanung SRL e.V.<br />

Geschäftsstelle<br />

Schrammstr. 8 – 10715 Berlin<br />

Fon 030 / 27 87 468-0<br />

info@srl.de | www.srl.de<br />

Sprecher der Regionalgruppe<br />

Nordrhein-Westfalen:<br />

Dipl.-Ing. David R. Froessler<br />

info@urbano.de<br />

Dipl.-Ing. Olaf Kasper<br />

olaf.kasper@plan-lokal.de<br />

Dipl.-Ing. Markus Ulrich<br />

srl@archigraphus.de<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

71


Andi Weiland HKW<br />

Sven mit seinem Team im<br />

Cadus Makerspace, Berlin<br />

BEATRICE BARTH UND ISABELLE DECHAMPS<br />

HERAUSFORDERUNG ANGENOMMEN!<br />

Menschen mit Hilfsmittelbedarf entwickeln mit<br />

ihren Teams Lösungen um Barrieren abzubauen.<br />

Bei der Open Health HACKademy entwickeln interdisziplinäre Teams mit<br />

Menschen mit Behinderung, Studierenden von technischen, medizinischen<br />

und sozialen Fachgebieten, Gesundheitsexptert*innen und Makern<br />

gemeinsam Hilfsmittel für individuelle Herausforderungen.<br />

Die HACKademy ist ein mehrwöchiges Bildungsformat (online und offline),<br />

das Empathie, Digitalkompetenzen, sowie unternehmerisches kreatives<br />

Denken in kollaborativer Teamarbeit vermittelt. Die HACKademy<br />

wirkt für eine barrierefreie Gesellschaft, denn physische Hürden aus dem<br />

Alltag der Teilnehmenden werden neben Vorurteilen und Ängsten konkret<br />

abgebaut. Die Lösungen werden dokumentiert und auf Plattformen<br />

für Open-Source Baupläne wie Careables.org frei zugänglich gemacht.<br />

72 APPLIED IDEAS


„<br />

Ich bin es als Hilfsmittelnutzerin leid gesagt zu bekommen,<br />

was nicht geht und was es nicht gibt. Bei der HACKademy<br />

herrscht das Motto einfach mal probieren und ich denke nach dieser<br />

Erfahrung, dass jede Person eine HACKademy braucht.<br />

Barbara, Einreicherin einer Herausforderung bei der HACKademy#4<br />

Über matchmymaker.de reichen Menschen<br />

mit Behinderungen Herausforderungen<br />

ein, für die sie sich ein passendes<br />

Hilfsmittel wünschen. Susanne,<br />

zum Beispiel, wollte auch auf unebenem<br />

Boden im Wald mit ihrem Rollstuhl fahren.<br />

Für die dafür vorgesehenen Vorsatzräder<br />

gibt es eine Gewichtsbegrenzung,<br />

die für Susanne nicht ausreicht.<br />

Svens Wunsch hingegen war es Fahrrad<br />

zu fahren. Aufgrund seiner Spastik hat<br />

er mehr Feinmotorik in den Füßen als<br />

in den Händen, weshalb er ein spezielles<br />

Rad mit einer besonderen Lenkung<br />

benötigte. Zusammen mit seinem Team<br />

hat er ein solches entwickelt und ist nun<br />

damit in Berlin unterwegs.<br />

Das Team um Johannes beschäftigte<br />

sich damit die OSKAR Concertina, eine<br />

Open Source Braille Tastatur für das<br />

Smartphone, auch für blinde Menschen<br />

zusammenbaubar zu machen. Verbindungen,<br />

die normalerweise gelötet werden,<br />

muss man dafür auf andere Weise<br />

herstellen. Die Prototypen wurden zum<br />

testen an verschiedene blinde Nutzer<br />

und Mitentwickler verschickt. Das Open<br />

Source Start Up OSKAR hat die Dokumentation<br />

kürzlich veröffentlicht und<br />

hat weitere Versionen in Planung.<br />

Welche Herausforderungen es derzeit<br />

bei Match My Maker zu lösen, gibt findest<br />

du unter: https://matchmymaker.<br />

de/#herausforderungen<br />

Online und offline Teamarbeit in der HACKademy#4<br />

an der Beuth Hochschule für Technik, Berlin<br />

Andi Weiland HKW<br />

Yiji Lu<br />

APPLIED IDEAS<br />

73


Andi Weiland HKW<br />

Yiji Lu<br />

Erfolge feiern und zusammen Spaß haben<br />

ist ein wichtiger Teil der HACKademy<br />

VERLAUF DER HACKADEMY #4<br />

Bei der HACKademy#4 bildeten sich<br />

zum Kick-Off-Event im Frühjahr <strong>2021</strong><br />

acht Teams um die Challenges und deren<br />

Einreicher*innen. In den folgenden fünf<br />

Wochen kamen nach und nach weitere<br />

Maker, kreative Bastler*innen und Expert*innen<br />

dazu. Über 40 Menschen arbeiteten<br />

in inklusiven Teams an sozialen<br />

Innovationen für den Hilfsmittelsektor<br />

bis zur finalen Präsentation zusammen.<br />

In den Arbeits- und Feedback-Treffen<br />

der Teams entwickelte sich eine starke<br />

Verbundenheit unter den Teilnehmer*innen<br />

der Open Health HACKademy#4.<br />

Es gab Klavierkonzerte,<br />

Geburtstagsständchen und einen eigens<br />

für die HACKademy komponierten<br />

Song, der alle am Bildschirm tanzend in<br />

Bewegung brachte.<br />

Begleitet wurden die inklusiven Teams<br />

durch Inputs zu Teambuilding & Designprozess,<br />

Prototyping & Testing, durch<br />

Templates für die jeweiligen Designphasen<br />

sowie Workshops zur Erstellung eines<br />

Videos. Mit dem Video stellten sie<br />

ihre Entwicklungen und Ideen in der<br />

Abschlusspräsentation vor. In den alle<br />

zwei Wochen stattfindenden Treffen<br />

hatten die Teams zudem die Möglichkeit<br />

sich über ihre Ideen und Hürden<br />

auszutauschen und sich gegenseitig zu<br />

unterstützen.<br />

Den Teams wurden zudem Mentor*innen<br />

zur Seite gestellt, die ihre Teams im<br />

Teambuilding und Designprozess unterstützten.<br />

WIE GEHT ES WEITER?<br />

Die nächste HACKademy startet im<br />

August <strong>2021</strong>. Die Anmeldung dafür ist<br />

bereits möglich. Eine weitere Chance in<br />

inklusiven Teams Herausforderungen<br />

anzugehen gibt es Anfang September.<br />

Erste Herausforderungen wurden bereits<br />

eingereicht.<br />

Registriere dich auf www.matchmymaker.de<br />

und mach mit! Melde dich an<br />

mit deiner Herausforderung, als Maker<br />

oder Mentor*in.<br />

ZUM HINTERGRUND<br />

Die Open Health HACKademy wird im<br />

Rahmen der Projekte MatchMyMaker<br />

und Careables von den gemeinnützigen<br />

Organisationen be able e.V. und gig e.V.<br />

veranstaltet. Es bestehen Kooperationen<br />

mit Hochschulen und Fab Labs wie<br />

dem Hasso Plattner Institut Potsdam<br />

mit der School of Design Thinking, der<br />

Beuth Hochschule für Technik Berlin, der<br />

TU Berlin, der Universität Leipzig und<br />

der Alice Salomonhochschule Berlin. -<br />

74 APPLIED IDEAS


Be able e.V.:<br />

MatchMyMaker:<br />

be able gestaltet individuelle Bildungsformate<br />

durch die wir ein stärkeres Bewusstsein für<br />

Inklusion schaffen sowie Kreativität und<br />

soziale Kompetenzen fördern. Damit legen wir<br />

die Grundlagen für gesellschaftliches Engagement.<br />

Unsere Vision ist eine Gesellschaft, die<br />

von Allen mitgestaltet wird.<br />

www.be-able.info<br />

MatchMyMaker bringt Maker und Menschen<br />

mit Behinderung zusammen. Es geht darum<br />

die Menschen mit Behinderung zu empowern.<br />

Zusammen mit ehrenamtlichen Makern<br />

sollen sie ihre eigenen Hilfsmittel bauen (kein<br />

Auftrags-/Dienstleistungsverhältnis). Makern<br />

und Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen<br />

(technisch, sozial, Design) ermöglichen<br />

wir an realen Hilfsmittel-Projekten mitzuwirken,<br />

die tatsächlich im Leben von Menschen<br />

mit Behinderung etwas verändern. Die Hilfsmittel<br />

sollen kostengünstig und frei zugänglich<br />

sein, nachgebaut, angepasst und weiterentwickelt<br />

werden können.<br />

www.matchmymaker.de<br />

Beatrice Barth<br />

Isabelle Dechamps<br />

Ist Grafikdesignerin und UX-Designerin. Sie liebt<br />

es Menschen zusammen zu bringen, einen Rahmen<br />

dafür zu schaffen bzw. ihnen die Werkzeuge (analog<br />

oder digital) in die Hand zu geben, um sie zu befähigen<br />

Neues, Ungewohntes, Innovatives zu erschaffen<br />

oder sich selbst einmal ganz anders zu erleben und<br />

davon positive Erfahrungen mitzunehmen. Ihr ist<br />

es wichtig mit der Arbeit positive, sinnstiftende<br />

Projekte zu unterstützen. Als Designvermittlerin<br />

bei be able und Teammitglied von MatchMyMaker<br />

kommt alles zusammen, was sie gern macht und<br />

unterstützt.<br />

Isabelle Dechamps ist Produkt- und Prozessdesignerin.<br />

Als Sozialunternehmerin hat sie die Non-Profit-Organisation<br />

be able e.V. ins Leben gerufen.<br />

Gemeinsam mit einem inklusiv arbeitenden und<br />

denkenden Team verfolgt sie das Ziel, die Inklusion<br />

von Menschen mit Behinderung, Migranten, Strafgefangenen<br />

und weiteren sozialen Randgruppen in die<br />

Gesellschaft zu stärken. Dabei fungiert der be able<br />

e.V. als kreatives Reallabor, das durch partizipative<br />

Designprojekte Menschen sichere Räume eröffnet<br />

und ihnen gestalterische Mittel an die Hand gibt,<br />

um die eigenen Lebensumstände positiv und selbstbestimmt<br />

verändern zu können. Isabelle Dechamps<br />

ist als Design-Thinking-Coach an der D-School am<br />

Hasso Plattner Institut Potsdam.<br />

APPLIED IDEAS<br />

75


INKLUSIVE HOCHSCHULE<br />

Nether, Herrmann<br />

Vielfalt, Chancengleichheit und Teilhabe an der TH OWL<br />

KRISTINA HERRMANN UND ULRICH NETHER<br />

Diversität, wie sie von den Vereinten Nationen in menschenrechtlichem Sinne verstanden wird,<br />

meint, dass jede Person ein Individuum ist und daher verschieden von allen anderen, aber auch<br />

gleichberechtigtes Mitglied in einer (Welt)Gemeinschaft, in der alle ihre Eigenarten leben können,<br />

ihre Fähigkeiten entwickeln, ihre Ziele und Wünsche selbstbewusst verfolgen - unabhängig von Alter,<br />

ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und<br />

geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung und sozialer Herkunft.<br />

Die gemeinte Vielfalt orientiert sich dabei nicht an Defiziten, sondern erkennt die Verschiedenartigkeit<br />

von Menschen und ihren Lebenserfahrungen an und betont das darin liegende Potenzial. In<br />

diesem Sinne sind Diversity, Equity und Inclusion unterschiedliche Perspektiven derselben Sache.<br />

76 HUMAN CENTERED DESIGN


Eindrücke aus dem Diversity Brainstorming Workshop und dem kollaboratives Recherche Board der<br />

Studierenden, sowie dem offenen digitale Diversity Café. Ziel dieser Formate war es erste Erkenntnisse<br />

zu gewinnen und vor allem Erwartungen und Potentiale für eine inklusive Hochschule herauszuarbeiten.<br />

Wir wissen, dass unsere Gesellschaft<br />

diesbezüglich längst nicht die Ansprüche<br />

erfüllt, wie auch die Debatten in Öffentlichkeit<br />

und Medien im Kontext zeigen:<br />

#MeToo, #BlackLivesMatter, versteckter<br />

Rassismus, gendersensible Sprache,<br />

intersektionaler Feminismus, Selbstermächtigung<br />

und Empowerment, LGBT-<br />

QIA+, gleichgeschlechtliche Ehe, Einwanderungsland<br />

und, mit offensichtlicher<br />

Auswirkung auf die Architektur, integriertes<br />

Wohnen, Inklusion an allen Schulen<br />

(nicht lediglich Barrierefreiheit) oder<br />

Unisex Toiletten. Wenn wir den Auseinandersetzungen<br />

um diese Themen folgen,<br />

sehen wir, wie weit wir entfernt sind<br />

von einem gesellschaftlichen Konsens<br />

zwischen den dafür importierten Begriffen<br />

der Political Correctness und Cancel<br />

Culture. Die TH OWL hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

eine Kultur der Vielfalt, Gleichbe-<br />

rechtigung und Inklusion zu entwickeln.<br />

Im Februar <strong>2021</strong> wurde ein Diversity<br />

Team gebildet, das eine Strategie entwickelt<br />

für eine inklusive Hochschule,<br />

koordiniert von Dr.'in Meike Seidel-Kehde,<br />

der zentralen Gleichstellungsbeauftragten<br />

der Hochschule und Prof. Ulrich<br />

Nether, Professor für Produktdesign<br />

und Ergonomie-Humanfaktoren, sowie<br />

Sprecher des Forschungsschwerpunkts<br />

perceptionLab. In unterschiedlichen<br />

Herangehensweisen und Methoden,<br />

Analysen der jetzigen Gegebenheiten<br />

an der Hochschule, Diversity Workshops<br />

mit Teilnehmenden aus allen Hochschulgruppierungen<br />

und -standorten und<br />

einem offenen digitalen Diversity Café<br />

wurden zunächst erste Erkenntnisse<br />

über den Status gewonnen, sowie die<br />

Erwartungen und die Potenziale für eine<br />

inklusive Hochschule.<br />

Neben der meist genannten Inneren Dimension von<br />

Diversitätsmerkmalen, lässt sich die Heterogenität von<br />

Menschen entlang einer Vielzahl weiterer Merkmale<br />

der Äußeren Dimension und der Organisationalen<br />

Dimension im Kontext der Hochschule beschreiben.<br />

(Grafik eigene Darstellung, in Anlehnung an Lots* und<br />

Charta der Vielfalt)<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

77


Was bedeutet Inklusion? Soziale Inklusion und die verschiedenen Konzepte unseres Miteinanders? Separation: Separieren, Aussondern nach<br />

Fähigkeiten und Eigenschaften. Exklusion: Ausschließen und Trennung aus der Gemeinschaft. Integration: Eingliedern in die Gemeinschaft<br />

aber nebeneinander. Inklusion: Einschließen in die Gemeinschaft, mit Berücksichtigung der Individuellen Bedürfnisse.<br />

Ausgehend von den langjährigen Vorarbeiten<br />

zum Universal Design/Design<br />

für Alle konzipiert das Forschungsteam<br />

des perceptionLabs die Social Design<br />

Herausforderung der Entwicklung einer<br />

Diversitätsstrategie mit den Methoden<br />

des Human Centered Design. So werden<br />

bewusst die Betroffenen in den<br />

Forschungs- und Entwicklungsprozess<br />

einbezogen. Zudem liegt ein Fokus darauf,<br />

über Lösungen für die konkrete Aufgabe<br />

hinaus, Erkenntnisse zu gewinnen,<br />

die zu allgemeingültigen Methoden und<br />

Ansätzen führen, die auch in anderen<br />

Entitäten eingesetzt werden können, sowie<br />

Themenfelder zu identifizieren, die<br />

tiefergehender Forschung bedürfen.<br />

Dabei liegen die Ziele in einer Veränderung<br />

der Kultur des Umgangs miteinander,<br />

um Teilhabe und Chancengleichheit<br />

zu fördern, Voreinstellungen und Diskriminierungen<br />

abzubauen, aber vor allem,<br />

um Chancen und Möglichkeiten für alle<br />

Beteiligten zu eröffnen und dadurch die<br />

Qualität der TH OWL zu steigern. Erfolgreich<br />

kann eine Entwicklung zu einer inklusiven<br />

Hochschule nur sein, wenn es<br />

gelingt, Gemeinsinn, Zuhören, Offenheit,<br />

Achtsamkeit, Toleranz und Empathie bei<br />

vielen zu verankern. Dabei braucht es<br />

Sicherheit, Einfachheit, Zugänglichkeit,<br />

Flexibilität und Robustheit.<br />

In den letzten Begriffen zeichnen sich<br />

Ansatzpunkte ab, was Design und Raumgestaltung<br />

– Architektur, Innenarchitektur<br />

und Stadtplanung – beitragen können<br />

zu divers, gleichberechtigt, inklusiv<br />

gelebten konkreten wie virtuellen Campus<br />

und damit zu einer ebensolchen Gesellschaft:<br />

Wie beeinflussen Räume und<br />

Orte Diversität? Wie können wir Räume<br />

gestalten, die Vielfalt, Gerechtigkeit und<br />

Inklusion fördern und unterstützen, die<br />

ermöglichen? Und wie sind diese dann<br />

beschaffen?<br />

Hierzu wurden in einem Wahlpflichtfach<br />

mit dem Titel Diversity*Design im Sommersemester<br />

<strong>2021</strong> von einer Gruppe<br />

Studierender an der Detmolder Schule<br />

erste detaillierte Erkenntnisse gewonnen<br />

und daraus methodische Ansätze<br />

entwickelt. Dabei war die Zielsetzung<br />

zunächst so beschrieben: Jede:r von uns<br />

ist ein Individuum mit persönlichen Einzigartigkeiten,<br />

Stärken und Schwächen<br />

- permanenten, temporären oder situativen<br />

Gegebenheiten. Deshalb brauchen<br />

wir Räume, die auf unsere unterschiedlichsten<br />

Bedürfnisse eingehen und dabei<br />

auch gestalterischen Ansprüchen<br />

gerecht werden. Welche Qualitäten<br />

braucht eine Hochschule, um Vielfalt zu<br />

fördern? Wie nehmen wir unsere Hochschulumgebung<br />

wahr und wie können<br />

wir diese so umgestalten, dass sie allen<br />

Möglichkeiten eröffnet?<br />

Anhand von umfangreichen Recherchen,<br />

Perspektivwechseln und Gebäudeanalysen<br />

wurde das Thema Diversity<br />

forschend angegangen. Mittels der<br />

gewonnenen Erkenntnisse wurden zunächst<br />

die Räume des Campus am Fachbereich<br />

Architektur und Innenarchitektur<br />

hinsichtlich Diversität, inklusiver und<br />

unterstützender Qualitäten oder Missstände<br />

untersucht. Kriterien, Werkzeuge<br />

und Vorschläge wurden entwickelt<br />

und nachvollziehbar dargelegt. Neben<br />

spekulativen Ansätzen für eine Hochschule<br />

der Zukunft wurden von den Stu-<br />

78 HUMAN CENTERED DESIGN


Notiere deine Ideen auf die Bausteine.<br />

Notiere deine Lösungen erneut auf die Bausteine und lege diese zu den<br />

vorher beschrifteten Bausteinen.<br />

Notiere deine Ideen auf die Bausteine.<br />

Michelle Pytel schlägt ein Kartenspiel vor, durch das Geschlecht, geschlechtliche Identität und sexuelle<br />

Orientierung auf leichtgängige öffnende Weise Menschen ins Gespräch bringt und zur Reflexion über<br />

Raum und Architektur in dem Zusammenhang anleitet<br />

Kartenspiel zum Thema Gender und LGBTQIA+<br />

Michelle Pytel 15434081<br />

EINFÜHRUNG<br />

PARAMETER<br />

Wir leben in Räumen. Wir nutzen sie für Gespräche, Mahlzeiten oder für unsere Arbeit. Doch wie wirkt sich<br />

die Gestaltung der Räume auf unser Verhalten aus? Und inwiefern spielt unsere Geschlechtszugehörigkeit<br />

dabei eine Rolle? Warum fühlen sich Frauen zum Beispiel in einigen Räumlichkeiten unsicher? Warum entscheiden<br />

hauptsächlich Männer über die Gestaltung unserer Räume? Und wie fühlen sich Menschen, die<br />

sich keinem oder mehrern Geschlechtern zuordnen?<br />

Ich möchte durch das Kartenspiel die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Geschlechter in unterschiedlichen<br />

Räumen auf spielerische und interessante Art und Weise bewusster machen. Die Mitspieler:innen versetzen<br />

sich in verschiedene, betroffene Personen hinein und erleben ihre Situationen selbst mit - zumindest<br />

fiktiv. Sie erfahren, wie es ist mit Vorurteilen konfrontiert zu werden, wie man damit umgehen könnte und, ob<br />

Räume an die Bedürfnisse der Geschlechter angepasst sind.<br />

Die Mitspielenden werden aktiv und bringen ihre eigenen Ideen und Gedanken mit ein und diskutieren diese<br />

zu zweit oder mit der ganzen Gruppe. Dadurch wird das Wissen gefestigt. Sie suchen nach Lösungen, um<br />

Räume zu verbessern und haben dabei immer die eigene Hochschule im Blick. Die Teilnehmer:innen erkennen<br />

so, an welchen Stellen die Hochschule bereits gute Ansätze hat und, wo es noch Potenzial gibt. Durch<br />

vorgefertigte Lösungsvorschläge wird ihr Wissen erweitert.<br />

KOMMUNIKATION<br />

SICHERHEIT<br />

SELBSTBESTIMMUNG<br />

SENSIBILISIERUNG<br />

NORMEN UND WERTE<br />

ZUFRIEDENHEIT<br />

Du bist lesbisch?<br />

Ach, du hast nur<br />

noch nicht den richtigen<br />

Mann gefunden.<br />

Der schminkt sich, der<br />

ist bestimmt schwul!<br />

Ich trage das schon,<br />

Frauen sind nicht so<br />

stark!<br />

SPIELABLAUF<br />

10 Teilnehmer:innen Moderator:in Spielkarten<br />

Beratungsstellen<br />

Ich heiße Sara und<br />

ich bin eine cis-Frau.<br />

Ich studiere<br />

Maschinenbau. Viele<br />

meiner männlichen<br />

Kommilitonen<br />

belächeln dies und<br />

Kann eine Frau in dem<br />

Raum problemlos ihr<br />

Kind stillen?<br />

Sara<br />

Was ist dein Problem?<br />

- Geschlechterklischee: Männer- und Frauenberufe<br />

- Frauen werden unterschätzt<br />

Ich heiße Sara und ich<br />

bin eine cis-Frau.<br />

Ich studiere<br />

Maschinenbau. Viele<br />

meiner männlichen<br />

Kommilitonen<br />

belächeln dies und<br />

nehmen mich nicht<br />

ernst, weil ich eine<br />

Frau bin.<br />

cis: Du fühlst dich dem<br />

Geschlecht zugehörig,<br />

das dir bei der Geburt<br />

zugewiesen wurde.<br />

Ich heiße Sara...<br />

Welche Fragen ergeben sich?<br />

- Wie kann ich das Geschlechterklischee loswerden?<br />

- An wen kann ich mich wenden?<br />

- Bin ich die einzige Frau?<br />

Was sind deine Ideen zur Lösung deines<br />

Problems?<br />

Beratungsstellen<br />

Infoveranstaltungen<br />

Die folgende Aufgabe wird zu zweit bearbeitet!<br />

Gibt es Lösungen an deiner Hochschule?<br />

Sara zieht eine Charakterkarte<br />

Charakterkarte mit Erläuterungen<br />

Sara stellt ihren Charakter vor Sara bearbeitet die Aufgaben Sara notiert die Ideen auf die Bausteine<br />

Sara<br />

Luca<br />

Beratungsstellen<br />

Sozial- und Queerreferat<br />

Stärkung von Frauen:<br />

• Mitsprache bei Entscheidungsfindungen<br />

• Förderungen<br />

Kann eine Frau in dem<br />

Raum problemlos ihr<br />

Kind stillen?<br />

Bild 1<br />

Sara arbeitet gemeinsam mit Luca<br />

Sara und Luca notieren die Ideen auf<br />

die Bausteine<br />

Sara und Luca erweitern ihre Ideen um<br />

vorgegebene Beispiellösungen<br />

Bildkarten werden verdeckt ausgelegt<br />

Fragekarten werden verdeckt ausgelegt<br />

Sara<br />

Kim<br />

Beantworte kurz die Frage.<br />

Nein, eine Frau kann hier nicht ohne Probleme stillen, da sie sich nicht<br />

zurückziehen kann.<br />

Hast du Ideen, wie du den Raum umgestalten kannst,<br />

sodass er dem Menschen angepasst ist?<br />

Kann eine Frau in in dem<br />

Raum<br />

Raum<br />

problemlos<br />

problemlos<br />

ihr Kind<br />

ihr<br />

Kind stillen?<br />

stillen?<br />

Bild 2<br />

Kann<br />

Kann eine Frau in<br />

in<br />

dem<br />

dem<br />

Raum problemlos ihr Kind<br />

Raum problemlos ihr Kind<br />

stillen?<br />

stillen?<br />

Vorhänge<br />

Ein Teil des Raums kann temporär, das heißt solange<br />

die Frau und ihr Kind das brauchen, abgetrennt<br />

werden. Möglich ist dies durch beispielsweise<br />

Vorhänge, verschiebbare Wände oder<br />

verstellbare Wände.<br />

Bildkarten sowie Fragekarten werden<br />

gezogen und die Frage in Bezug auf das<br />

Bild mit allen Teilnehmenden diskutiert<br />

Sara arbeitet jetzt mit Kim zusammen.<br />

Beide schießen Fotos von Röumen an<br />

ihrer Hochschule.<br />

Sara und Kim ziehen eine Fragenkarte<br />

und legen diese zu ihrem geschossenen<br />

Foto<br />

Sara und Kim bearbeiten die Aufgaben<br />

Sara und Kim erweitern ihre Ideen um<br />

vorgegebene Beispiellösungen<br />

Bildquellen:<br />

Bild 1: https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Schulhaus-Einbauten_in_Basel_von_ZMIK_7088059.html<br />

Bild 2: https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Schulhaus-Einbauten_in_Basel_von_ZMIK_7088059.<br />

htmlhttps://www.baunetzwissen.de/akustik/objekte/bildung/campus-emilie-in-detmold-730725<br />

Bild 3: https://www.pinterest.es/clarapdmatematicas/separadores-moviles/<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

79


Lara Hartmann und Viktoria Proffen haben ein umfassendes Toolkit für Design Workshops konzipiert, das vor<br />

allem auch Intersektionalität einbezieht, dieses wird im Wintersemester <strong>2021</strong>/22 weiter ausgearbeitet und in<br />

Workshops mit allen Beteiligten der Hochschule beispielhaft angewandt.<br />

WPF DIVERSITY*DESIGN<br />

PROF. ULRICH NETHER<br />

KRISTINA HERRMANN<br />

INKLU:VERS<br />

Ein Werkzeugkasten zur Entwicklung von<br />

diversen und inklusiven Orten der Vielfalt<br />

Team<br />

Viktoria Proffen<br />

Lara Hartmann<br />

Einleitung<br />

Die Themak Diversität wird immer präsenter in unserem alltäglichen<br />

Leben. Es geht darum eine Gesellscha der Vielfalt zu unterstützen,<br />

welche Unterschiedlichkeiten und Gemeinsamkeiten akzepert und uns<br />

als Gemeinscha weiterbringt.<br />

Doch wie lässt sich Diversität und Inklusion räumlich übersetzten?<br />

Wie kann Design dazu beitragen, dass Räume für alle erlebbar sind und<br />

Chancengleichheit in allen Bereichen des Lebens gegeben ist?<br />

Genau in diesem Bereich grei das Inklu:vers Toolkit mit den daraus<br />

resulerenden Intervenonen ein.<br />

Methode<br />

Als Methode wurde das Toolkit und ein daraus resulerender Workshop<br />

gewählt.<br />

Ein Toolkit ist eine Sammlung unterschiedlicher Werkzeuge oder<br />

Methoden, die für einen spezialisierten Einsatzzweck hergestellt und<br />

benutzt werden.<br />

Inklu:vers soll dabei informierend und sensibilisierend an die Themak<br />

Diversität und Inklusion heranführen.<br />

Die räumlichen, aber auch die gesellschalichen, Probleme sollen<br />

sichtbar gemacht werden und zum Austausch anregen.<br />

Die Erkenntnisse werden als Ansatz für Intervenonen verwendet.<br />

Inklu:vers Toolkit<br />

Step 1 Erfassen der Themak<br />

› Ausbau des Verständnisses für die Betroffenden<br />

› Verständnis für die Notwendigkeit von Veränderungen<br />

› Definieren der Ziele des Workshops<br />

Step 2 Anhören des Systems<br />

› Verstehen der unterschiedlichen Perspekven<br />

6 › Idenfizierung der Einflussfaktoren, die zu den aktuelle<br />

Vorgehensweisen beitragen<br />

› Hinterfragen der Dynamik im Laufe der Zeit<br />

6<br />

Step 3 Das System verstehen<br />

Umsetzung<br />

› Vorträge, Gesprächsrunden, Fragerunden<br />

Umsetzung<br />

› Tasks, Reflexion<br />

› Analysieren und Visualisieren, wie sich die Faktoren des Systems<br />

gegenseig beeinflussen<br />

› Einigung, wo Intervenonen erforderlich sind, um Veränderungen<br />

im System herbeizuführen<br />

Umsetzung<br />

› Mapping, Rastern<br />

Step 4 Erkunden des Eingriffraums<br />

› Erkundung von Intervenonsstrategien<br />

› Ideenfindung durch Szenarien<br />

Umsetzung<br />

› Brainstorming in den Gruppen, Templates<br />

Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Inklu:vers Toolkit ein<br />

wirksamer Denkanstoß ist.<br />

Der Workshop Prozess ist maßgebend für die Sensibilisierung aller<br />

Teilnehmenden und Gäste. Besondere Gewichgung muss hierbei auf<br />

Step7 Förderung des Übergangs liegen. Die Ergebnisse sollten in Form<br />

von klaren Forderungen formuliert sein und an die zuständigen<br />

Personen weitergeleitet werden. Die Ergebnisse und die möglichen<br />

Intervenonen sollten im Fokus stehen.<br />

Ausblick<br />

Der Workshop und das Toolkit im Gesamten ist auf sämtliche<br />

Räumlichkeiten und Situaonen anwendbar.<br />

Das Toolkit ist adaperbar und somit immer wieder zu unterschiedlichen<br />

Zwecken anwendbar.<br />

Es kann sowohl als Überprüfung für die gestellte Forderungen in Step 7<br />

angewendet werden. Als auch auf diverse Gruppengrößen und<br />

Situaonen.<br />

Die gesamte Dokumentaon der Ergebnisse bietet anderen einen<br />

Startpunkt zur Verbesserung der räumlichen Diversität.<br />

Dabei ist immer das Ziel so viele Menschen wie möglich auf die<br />

Themak und damit einher gehende Probleme aufmerksam zu machen.<br />

Step 5 Entwerfen des Intervenonsmodell<br />

› Visualisierung der verschiedenen Eingriffe als Ganzes<br />

› Gestalten von materiellen und immateriellen Artefakten zur<br />

Unterstützung der Veränderung<br />

Umsetzung<br />

› Mock-Up, Nicht gestalterusche Eingriffe<br />

Step 6,7 Dokumentaon, Förderung des Übergangs<br />

› Dokumentaon der Ergebnisse der vorherigen Schrie<br />

› Definion der Bedingung, damit die Intervenonsstrategie im<br />

Laufe der Zeit skaliert werden kann<br />

› Formalisierung von Strategien, Forderungen zur Auflösung des<br />

aktuellen Systems<br />

Umsetzung<br />

› Templates, Fotos<br />

80 HUMAN CENTERED DESIGN


dierenden Diversity Toolkits entwickelt,<br />

welche auf spielerische Art und Weise<br />

die Themen Inklusion und Diversity im<br />

Hochschulkontext vertiefen. Die Toolkits<br />

sollen den Teilnehmenden in Workshops<br />

zum Thema Gegebenheiten und Situationen<br />

aufzeigen und sensibilisieren.<br />

Gleichzeitig wird dadurch verstanden<br />

und verinnerlicht, wie hochkomplex das<br />

Thema Diversity und Raum ist und wo<br />

Handlungsbedarf besteht, das Umfeld<br />

diverser und inklusiver zu gestalten.<br />

Die Studierenden konnten sich im Laufe<br />

des Semesters inhaltliche Schwerpunkte<br />

setzen nach ihren Interessen,<br />

so entstanden Untersuchungen und<br />

Vorschläge zu Orientierung nach dem<br />

2 Sinne Prinzip, Höreinschränkungen,<br />

Seheinschränkungen, psychischen Empfindlichkeiten<br />

in der Öffentlichkeit, Kommunikation,<br />

Gender und LTBTQIA+ oder<br />

ein generelles Workshop Konzept. Die<br />

Ergebnisse wurden von den Studierenden<br />

auf Postern nachvollziehbar und anschaulich<br />

dargestellt, die zu den beiden<br />

letztgenannten Themen werde hier stellvertretend<br />

gezeigt.<br />

Die Erkenntnisse aus der Arbeit von Lara<br />

Hartmann und Viktoria Proffen werden<br />

dann einerseits zu einer weiteren<br />

Verbesserung des Werkzeugs herangezogen<br />

und andererseits genutzt um<br />

konkrete Vorschläge für die Campus<br />

der Hochschule zu entwickeln und auch<br />

diese wiederum intervenierend prototypisch<br />

zu testen. -<br />

Kristina Herrmann<br />

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TH OWL. 2003<br />

absolvierte sie eine Ausbildung zur Raumausstatterin. Von<br />

2003-2009 war sie tätig als Produktdesignerin bei ell+ell<br />

Polstermöbel. 2014 Bachelor of Arts Innenarchitektur.<br />

2017 Master of Arts Innenarchitektur-Raumkunst. 2017<br />

-<strong>2021</strong> war sie verantwortlich für die Projektkoordination<br />

im Forschungsschwerpunkt perceptionLab an der TH OWL<br />

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur. Ihre<br />

Expertise liegt in der Auseinandersetzung zur Mensch-<br />

Raum-Objekt Interaktion mit dem Fokus der Wechselwirkung<br />

zwischen Mensch und Material, Designstrategien für<br />

Inklusion, Diversität und Nachhaltigkeit. Sie ist Mitglied im<br />

Bund Deutscher Innenarchitekten BDIA und seit 2020 im<br />

Beirat des Landesvorstand NRW.<br />

Prof. Dipl-Ing. Ulrich Nether<br />

​<br />

lehrt seit 2006 Produktdesign und Ergonomie Humanfaktoren<br />

an der Detmolder Schule. Als gelernter Innenarchitekt<br />

verknüpft er die Disziplinen, er hat 50m hoch gebaut,<br />

Banken und Hotels gestaltet, Lichtschalter und Bürostühle<br />

entwickelt, Corporate und Communication Design formuliert,<br />

seit 1992 mit netherblu gestalt crossover, derzeit als<br />

Design Consultant. Seine Schwerpunkte in der Forschung:<br />

Designstrategien für Inklusion, Diversität und Nachhaltigkeit;<br />

User und Human Centered Design, Mensch-Objekt-<br />

Raum-Umwelt Beziehung, Digitalisierung des Raums.<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

81


LE CORBUSIER<br />

JANE JACOBS<br />

JAN GEHL<br />

ROBERT MOSES<br />

KEVIN A. LYNCH<br />

HENRI EBENEZER<br />

LEFEBVRE HOWARD<br />

Michelle Kubitzki (5)<br />

Famous Urban Planners<br />

BACHELORTHESIS<br />

URBAN FEMINISM EXPERIMENT BIELEFELD<br />

AUTHOR: MICHELLE KUBITZKI<br />

SUPERVISORS:<br />

PROF. DIPL.-ING. KATHRIN VOLK<br />

JENNY OHLENSCHLAGER, M.SC.<br />

1 THE IDEA: WHAT IS URBAN FEMINISM?<br />

Text me when you get home xx<br />

Feminism is a social movement that only very few would connect<br />

to urban planning, as many do not immediately see a connection<br />

between these topics. While cities are becoming more and<br />

more human-centred and have always been a political issue and<br />

result of social constructs, of course, there is a connection between<br />

feminism and urban spaces. There has to be a connection.<br />

Urban Feminism as a movement relates to a gender-specific<br />

perspective on urban planning to create gender-equal, secure,<br />

and barrier-free cities. With the Urban Feminism Experiment<br />

Bielefeld, essential topics, like feminism, empowerment, and<br />

social resilience are to be integrated into a new urban project<br />

in the East of Bielefeld. With the sexist structures as a base, an<br />

unconventional concept for a living project was developed, supporting<br />

women and gender minorities and giving them a fair<br />

chance in the housing market. The goal of the project is to achieve<br />

equality in cities and to serve as a safe space for women and<br />

gender minorities. But the project does not just address women<br />

and gender minorities. It impacts the society as a whole, including<br />

men and other privileged people.<br />

82 STUDENT IDEAS


6-<br />

11°C<br />

U R BA<br />

N<br />

F E M I N I S M<br />

NOBODY PUTS BABY IN A CORNER.<br />

2 THE BACKGROUND: URBAN<br />

PLANNING STRUCTURES<br />

Promoting gender-equal cities relies on ruling urban planning<br />

structures where the protagonists are mainly white cisgender<br />

men, at least those in public. White cis-men influenced the whole<br />

urban planning sector. Leslie Kern states in her book “Feminist<br />

City” that “white men cite white men” (Kern, L. 2020) which<br />

in turn reproduces sexism, especially in urban planning. It is<br />

mandatory when developing gender-neutral cities to introduce<br />

women and gender minorities as participants and as leaders<br />

into the planning process (Cf. Johnston-Zimmermann, K. 2017).<br />

Diary Chart of the Observations<br />

Need for Action of Urban Feminism<br />

S U N D A Y<br />

2 5 . 0 4 . 2 0<br />

2 1<br />

|<br />

T H U R S D A Y<br />

2 1<br />

2 2 . 0 4 . 2 0<br />

2 1<br />

F R I D A Y<br />

2 3 . 0 4 . 2 0<br />

S A T U R D A Y<br />

1 7 . 0 4 . 2 0<br />

loud, stressful<br />

2 1<br />

lost, in hurry, grey<br />

scary, dark, helpless<br />

12-<br />

4-<br />

6°C<br />

13°C<br />

8-<br />

9°C<br />

kesselbrink<br />

familiar, welcoming,<br />

relaxed<br />

kesselbrink<br />

kesselbrink<br />

shortcut seidensticker<br />

ravensberger park<br />

9-<br />

11°C<br />

playgrounds<br />

ravensberger park<br />

3 THE APPROACH: FEMINIST,<br />

EMPOWERING, AND SOCIALLY<br />

RESILIENT CITIES<br />

The challenge of urban planning and<br />

design is to change the basis, the environment,<br />

and the living space of society<br />

into a feminist, empowering, and<br />

socially resilient space. One should<br />

not underestimate the power of urban<br />

planners and designers. While those<br />

are still dominated by men and sexist<br />

thinking, women and gender minorities<br />

suffer from a patriarchal city.<br />

E S D A Y<br />

2 1<br />

2 8 . 0 4 . 2 0<br />

W E D N<br />

T U E S D A Y<br />

2 1<br />

busy, friendly,<br />

welcoming<br />

2 7 . 0 4 . 2 0<br />

playful, motivating,<br />

inspiring<br />

10-<br />

11°C<br />

2 1<br />

1 2 . 0 4 . 2 0<br />

M O N D A Y<br />

1-<br />

6°C<br />

friendly, vivacious,<br />

diverse<br />

|<br />

The collage shows how women and<br />

gender minorities could operate cities<br />

in both leading positions and participation<br />

processes in the future. Their presence<br />

in public spaces should be supported<br />

with measures for safety and<br />

accessibility. The aim is not to plan a<br />

counter-project that defines cities differently<br />

but an appropriate solution that<br />

combines both the ruling urban structures<br />

and new inclusive aspects.<br />

STUDENT IDEAS<br />

83


4 THE PLAN AREA: BIELEFELD EAST<br />

As a consequence, an urban space in Bielefeld East was designed following self-constructed<br />

guidelines and focusing on usability, public space, infrastructure, safety,<br />

and ecology. For the spatial analysis of the plan area, observing methodologies were<br />

chosen and the results summarized in a SWOT-Analysis. The spatial analysis revealed<br />

that the plan area is both a threat as well as a significant potential space for Urban<br />

Feminism in some points. After using the analysis to develop an experimental<br />

concept, a design for Bielefeld East was made which then was applied to a certain<br />

part of the planning area. The first test of this experimental concept for developing<br />

feminist cities was completed with this step.<br />

The masterplan of the plan area Bielefeld East deals with four operators: The Feminist<br />

Living Project, Green Spaces + Connections, a Feminist Development Network<br />

and Street Interventions. These operators influence the whole space in their individual<br />

ways. All in all, the masterplan includes a lot of space for affordable dwellings<br />

welcoming many women and gender minorities and enabling them to move into<br />

the plan area for a safer space. With more than 100 newly developed land plots authorized<br />

for them, a diverse and feminist community can develop. To sum it up, the<br />

masterplan shows a highly connected urban space in Bielefeld East with a special<br />

focus on women- and gender-minority-friendly design.<br />

Masterplan Urban Feminism<br />

Experiment Bielefeld<br />

(i.O. M 1:2000)<br />

84 STUDENT IDEAS


Vertiefungsbereich:<br />

Test Design No.1<br />

(i.O. M 1:500)<br />

5 TO BE CONTINUED<br />

References:<br />

Doing the first step into a feminist, empowering, and socially<br />

resilient design, this project in Bielefeld East shows<br />

off how Urban Feminism could look like and details the<br />

approach to a first solution. Although many aspects of<br />

sexist cities are reduced in this concept, this project is far<br />

from perfect. It is an attempt to fight sexist structures<br />

in urban development and makes suggestions of how<br />

things could be done differently. The concept was never<br />

meant to be the masterplan for all cities but rather be an<br />

impulse for the community of urban developers to start<br />

thinking about equality in their field.<br />

Johnston-Zimmermann, K. (2017): Urban Planning Has a Sexism<br />

Problem. URL: https://nextcity.org/features/view/urban-planning-sexism-problem<br />

(accessed 20.04.<strong>2021</strong>).<br />

Kern, L. (2020): Feminist City. o.O.: Unrast Verlag<br />

Overall, this is just the beginning of a very long journey.<br />

We cannot expect to change structures that have existed<br />

for many centuries with just one experimental concept.<br />

But as is often the case, starting is the most important<br />

step, and hopefully, there are many more, even better<br />

concepts for developing feminist cities to come. Of course,<br />

there have to be interventions and strategic solutions<br />

that change urban planning structures just like the social<br />

movement is already doing in society. And we, as a young<br />

generation of urban planners, will be able to do so. -<br />

„<br />

Leslie<br />

A feminist city is one you have<br />

to be willing to fight for.<br />

Kern 2020 in “Feminist City“<br />

Michelle Kubitzki, B.A. Urban Planning<br />

Michelle Kubitzki completed her bachelor’s degree<br />

in Urban Planning at TH OWL in July <strong>2021</strong>. During<br />

her studies, she grew an interest in social and<br />

political topics considering injustices in society.<br />

She carried the idea of “Urban Feminism” with her<br />

for over a year and put it into practice with her<br />

bachelor thesis. With projects like this, she wants<br />

to transform the urban planning sector into feminist<br />

and inclusive thinking. To develop her creative<br />

approaches and expertise, she will study “Urban<br />

Design” at HCU Hamburg in the following semester.<br />

STUDENT IDEAS<br />

85


Studentische Arbeit MIAD P1 'Laurentiusgarten' von Leon Konschake und<br />

Leon Landwehr, Atomsphärische Darstellung, Vertiefungsbereich Freiraum<br />

INKLUSIVES WARBURG<br />

Leon Konschake, Leon Landwehr<br />

Wissensbasiertes Entwerfen für ein<br />

erweitertes Inklusionsverständnis<br />

in der Stadtplanung<br />

KATHRIN VOLK UND JENNY OHLENSCHLAGER<br />

Die Herausforderung: Wie können Student:innen mit Testentwürfen zeigen,<br />

welche städtebaulich freiraumplanerischen Herausforderungen Inklusion in<br />

all ihren Dimensionen an das Entwerfen von Stadträumen stellt?<br />

86 HUMAN CENTERED DESIGN


AUSGANGSSITUATION<br />

In Warburg wird ein 16 Hektar großes,<br />

inklusives Quartier „Laurentiushöhe –<br />

Ein Quartier mit Seele“ entstehen. Es<br />

ist ein gemeinsames städtebauliches<br />

Entwicklungsprojekt der Stadt Warburg<br />

und der Caritas Wohn- und Werkstätten<br />

im Erzbistum Paderborn, die Flächeneigentümerin<br />

und Trägerin des dort ansässigen<br />

Heilpädagogischen Heil- und<br />

Therapiezentrums. Es geht um ein introvertiertes<br />

Stück Stadt, das sich transformieren<br />

möchte in eine inklusiv gelebte<br />

Nachbarschaft und um den Wunsch<br />

der Hansestadt Warburg, beispielhaft<br />

beizutragen, zu einer inklusiven Stadtentwicklung.<br />

Ein ISEK ist auf den Weg<br />

gebracht, ein städtebaulich freiraumplanerischer<br />

Wettbewerb wurde ausgelobt<br />

und für das Büro Scheuvens und<br />

Wachten plus entschieden. Alle beteiligten<br />

Akteur:innen sind aktiv bestrebt mit<br />

diesem Projekt im Rahmen des Aktionsfeldes<br />

„Das neue Stadt-Land-Quartier“<br />

der Regionale 2022 gefördert zu werden.<br />

INTENTION<br />

Warburg diente Student:innen der TH<br />

OWL im Wintersemester 20/21 als Ort<br />

sich ihr eigenes Verständnis von inklusiver<br />

Stadtentwicklung zu erarbeiten:<br />

Wissensbasiertes Entwerfen als Methode<br />

sich Erkenntnisse nicht nur zu erarbeiten,<br />

sondern auch in Raum umzusetzen,<br />

eine Haltung zu einer fordernden<br />

urbanen Aufgaben der Zukunft zu entwickeln.<br />

Losgelöst von Sachzwängen<br />

des Machbaren, des lokalen Diskurses<br />

und (sozial)politisch-planerischen<br />

Prozesses waren die Student:innen<br />

aufgefordert, ein erweitertes Inklusionsverständnis<br />

zu entwickeln. Die<br />

Aufgabenstellungen der Student:innen<br />

waren abweichend der Auslobung<br />

des städtebaulich freiraumplanerische<br />

Wettbewerbs „Laurentiushöhe – Ein<br />

Quartier mit Seele“ formuliert. Die Planungsgrenzen<br />

wurden aufgelöst, der<br />

Betrachtungsraum gesamt städtisch<br />

geöffnet. Es gab keine geforderte Baudichte,<br />

keine Nutzungsvorgaben oder<br />

Vorgaben zur Raumprogrammierung.<br />

All diese Aspekte sollten nach einer<br />

wissenschaftlichen Betrachtung des<br />

aktuellen Fachdiskurses Inklusion und<br />

einer gründlichen Recherche über Bedarfe<br />

in Warburg selbst entschieden<br />

werden.<br />

ERGEBNISSE<br />

In insgesamt vier Lehrmodulen im Bachelorstudiengang<br />

Stadtplanung und<br />

im Masterstudiengang Architektur sind<br />

eine Fülle an studentischen Arbeiten<br />

entstanden. Ein städtebaulich freiraumplanerischer<br />

Auftakt für ein mögliches<br />

interdisziplinäres Glossar der Inklusion<br />

bietet eine erste Grundlage für<br />

alle am Prozess beteiligten Akteure aus<br />

unterschiedlichen Fachdisziplinen wichtige<br />

Begriffe zu sammeln, wirkmächtig<br />

zu definieren und so die Kommunikation<br />

zu schärfen. Die städtebaulich freiraumplanerischen<br />

Testentwürfe für ein<br />

gelebtes inklusives Quartier „Laurentiushöhe“<br />

zeigen erste Raumbilder, die<br />

während der studentischen Präsentationen<br />

den Vorstellungsraum der Warburger<br />

Lenkungsrunde erweiterten. Die<br />

gesamt städtische Einordnung der Testentwürfe<br />

sowie die entwickelten Freiraumstrategien<br />

für die Gesamtstadt<br />

Warburg zeigen die langfristige Aufgabe<br />

und bieten der Stadt Warburg Inspiration<br />

ihre Stadt aus einer neuen Perspektive<br />

zu betrachten. Eine Werkschau<br />

der studentischen Arbeiten erfolgte<br />

für die Öffentlichkeit in leerstehenden<br />

Schaufenstern der Innenstadt im Juli<br />

<strong>2021</strong>. Die Bevölkerung wurde hierdurch<br />

neben den bisherigen Beteiligungsformaten,<br />

Teil des Diskurses und für eine<br />

inklusive Weiterentwicklung Warburgs<br />

sensibilisiert.<br />

REFLEKTION<br />

Es sind ohne Zweifel spannende städtebaulich<br />

freiraumplanerische Entwürfe<br />

und Strategien entstanden. Für die<br />

meisten Student:innen waren Höfe die<br />

passenden Gebäudetypologien für ein<br />

inklusives Quartier. Es ging um Gemeinschaft,<br />

um gemeinsame Lebens- und<br />

Arbeitsräume, Freiräume. Orte des Zu-<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

87


Pia Richerzhagen, Laura Voelzkow<br />

Studentische Arbeit BSP IP 505.2 Landschaft 'Mitten am Rand. Die neue Mitte Warburgs'<br />

von Pia Richerzhagen und Laura Voelzkow, Konzeptgrafik Inklusion<br />

sammentreffens. Stabile städtebauliche<br />

Gerüste. Inklusion entstand durch<br />

mögliche Raumprogrammierung.<br />

Doch reflektierend fragen wir: Kann<br />

rein über eine städtebauliche Anordnung<br />

Inklusion entstehen? Worin liegen<br />

Besonderheiten ein inklusives Quartier<br />

zu planen? Was kann der gebaute<br />

Raum leisten, welche Anteile hat die<br />

gelebte Praxis einer inklusiven Stadtgesellschaft,<br />

wie kann inklusives Raumgeschehen<br />

gelingen? Und hier waren<br />

die gestalterisch weniger starken, aber<br />

konzeptionell gedachten Entwürfe interessant.<br />

Entwürfe, die nicht nach Raum,<br />

sondern nach Strategien gefragt haben.<br />

Es folgen fünf Kommentare, die sich<br />

aus der Reflektion der Studienarbeiten<br />

ergeben. Begleitet werden<br />

die Kommentare von beispielhaften<br />

Auszügen der studentischen Werke.<br />

Sie sind illustrierend, aber auch Begründung<br />

für die Formulierung der<br />

Kommentare:<br />

EINS. INKLUSION BRAUCHT DIE<br />

TEILHABE ALLER.<br />

Ein Inklusionsverständnis muss den Anspruch<br />

besitzen, sich nicht ausschließlich<br />

auf die gleichberechtigte Teilhabe<br />

von Menschen mit körperlicher und/<br />

oder geistiger Behinderung zu beziehen.<br />

Wir brauchen ein erweitertes Inklusionsverständnis,<br />

welches auf dem Bewusstsein<br />

über und der Wertschätzung<br />

von Diversität beruht. Diversität bezieht<br />

sich nach der EU-Grundrechtcharta aus<br />

dem Jahr 2000 in seinen sechs Kerndimension<br />

auf Alter, Geschlecht, sexuelle<br />

Orientierung, ethnisch-kulturelle Zugehörigkeit,<br />

Religion und Behinderung. Ein<br />

gelebtes inklusives Quartier, eine inklusive<br />

Stadtgesellschaft öffnet sich der Vielfalt<br />

in Gänze. Inklusive Konzepte müssen<br />

somit die gleichberechtigte Teilhabe Aller<br />

mit Ihren spezifischen Eigenschaften<br />

anstreben.<br />

In der gedanklichen Komplexität berücksichtigt<br />

eine erweiterte inklusive Stad-<br />

88 HUMAN CENTERED DESIGN


Werkschau im öffentlichen Raum,<br />

Ansicht Glossar von Laura Voelzkow<br />

Laura Voelzkow<br />

tentwicklung also die Unterschiedlichkeit<br />

aller Lebewesen, somit auch die Bedarfe<br />

von Flora und Fauna. Ein naturinklusiver<br />

Städtebau ist gefordert und notwendig.<br />

Nur mit diesem erweiterten Anspruch<br />

lassen sich die Nachhaltigkeitsziele der<br />

New Urban Agenda, die 2016 im Rahmen<br />

der UN Habitat III in Quito verabschiedet<br />

wurde, insbesondere dem Ziel SDG 11<br />

Städte und Siedlungen inklusiv, sicher,<br />

widerstandsfähig und nachhaltig zu gestalten,<br />

langfristig umsetzen.<br />

Das bedeutet jedoch auch, dass wir als<br />

Planer:innen besser werden müssen.<br />

Zunächst müssen alle am Prozess Beteiligten<br />

Akteure sich einer erweiterten<br />

Inklusion sensibilisieren und stärker in<br />

einen Austausch mit den weiteren Fachdisziplinen<br />

gehen. Des weiteren gilt es<br />

unser Fachwissen stärker zu moderieren,<br />

kommunizieren und die lokalen Expert:innen<br />

mit ihrem Raumwissen und<br />

Raumwünschen frühzeitig zu integrieren,<br />

beteiligte Akteure für die Thematik<br />

sensibilisieren. Nicht nur innerhalb der<br />

formal vorgesehenen Beteiligungsformen,<br />

sondern darüber hinaus.<br />

ZWEI. INKLUSION BRAUCHT GESAMT-<br />

STÄDTISCHE INFRASTRUKTUREN.<br />

Wir müssen neu zu entwickelnde Quartiere<br />

inklusiv denken, nachhaltig, resilient.<br />

Das ist „State of the Art“ (auch<br />

wenn hier noch viele Definitionen auszuhandeln<br />

sind). Die klein räumliche<br />

Einheit Quartier stellt für alle beteiligten<br />

Akteure eine wichtige und greifbare<br />

Handlungs- und Steuerungsebene zur<br />

Verwirklichung einer inklusiven Stadtgesellschaft<br />

dar. Im Quartier leben die<br />

Menschen mit ihren Interessen, Bedürfnissen,<br />

Ressourcen und Möglichkeiten.<br />

Mit der Entstehung eines gänzlich neuen<br />

Quartiers können mit einer neuen<br />

Selbstverständlichkeit bauliche, soziale,<br />

technische und rechtliche Barrieren vermieden<br />

werden. Doch wir müssen die<br />

erweiterte inklusive Stadt auch im Bestand<br />

denken. Inklusion darf und kann<br />

räumlich nicht auf neue Gestaltungen<br />

begrenzt werden sondern muss Eingang<br />

finden, in die Entwicklung des Vorhandenen.Innerhalb<br />

bestehender Nachbarschaften,<br />

Quartiere und auf gesamt<br />

städtischer Ebene. Denn Barrieren einer<br />

inklusiven Stadtgesellschaft würden<br />

sonst lediglich verschoben werden. Eine<br />

wirklich inklusive Stadtentwicklung benötigt<br />

die Betrachtung auf gesamt städtischer<br />

Ebene, um verbindende inklusive<br />

Infrastrukturen bereitzustellen. Dies betrifft<br />

zum einen Fragen des kulturellen<br />

Umgangs mit Diversität. Eine inklusive<br />

Stadt muss sich daran messen lassen,<br />

wie klug sie ihre schwächsten Bewohner<br />

berücksichtigt, wie sie umgeht mit<br />

Friktionen, Konflikten und kulturellen<br />

Ungereimtheiten. Daran, welche Räume<br />

sie bereitstellt für eine Stadtgesellschaft,<br />

die individuelle Lebenskonzepte ermöglichen<br />

möchte, die aber auch universelle<br />

Gemeinsamkeiten entdecken will. Eine<br />

inklusive Stadt eröffnet Zugänglichkeiten<br />

zu Infrastrukturen der Versorgung,<br />

der Bildung, der Kultur, zu lebendigen<br />

öffentlichen Räumen der Begegnung<br />

und Aneignung, zu Orten des sozialen<br />

Austausches. Des weiteren betrifft es<br />

Fragen der Mobilität, denn Mobilität bedeutet<br />

Flexibilität im Denken und Handeln.<br />

Inklusive Konzepte des ÖPNV, ein<br />

inklusives mobilitätsfreundliches Freiraumsystems<br />

sind notwendig um selbstbestimmt<br />

zu leben, Orte und Menschen<br />

miteinander zu verbinden.<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

89


Studentische Arbeit MIAD P1 'Laurentiusquartier. inklusive-grün-sozial' von KenTietjen und Paul Heistermann<br />

Infrastrukturplan Warburg (genordet ohne Maßstab)<br />

DREI. INKLUSION BRAUCHT<br />

ÖFFENTLICHEN RAUM.<br />

Der öffentliche Raum als urdemokratischer<br />

Raum, als Basis für gesellschaftlichen<br />

Zusammenhalt und Teilhabe, spielt<br />

für Inklusive Stadtentwicklung eine besondere<br />

Rolle. Es gilt dem Anspruch der<br />

Teilhabe Aller gerecht zu werden. Der<br />

öffentliche Raum muss als (grüne) Infrastruktur<br />

Ausgangspunkt der städtebaulichen<br />

Planung sein, denn er legt mit<br />

vielseitigen Freiräumen grundlegende<br />

Qualitäten fest. Ein Quartier ist nur so inklusiv<br />

wie sein öffentlicher Raum. Damit<br />

dies gelingt muss der öffentliche Raum<br />

sehr komplex gedacht werden. Denn er<br />

ist Raum für alle. Und für alle soll der<br />

öffentliche Raum attraktive Aufenthaltsorte<br />

bieten, die nicht nur zugänglich und<br />

sicher sind, sondern unterschiedliche<br />

Ansprüche des Raumgeschehens berücksichtigen.<br />

Ein zentraler Platz ist ein<br />

anderer Ort als ein Park. Ansprüche an<br />

Inklusion unterscheiden sich ortsspezifisch.<br />

Und darum gilt: Alles ist möglich,<br />

doch nicht Alles kann für Alle trotz Multikodierung<br />

und Mischnutzungen überall<br />

zu jeder Zeit möglich sein. Inklusion im<br />

öffentlichen Raum bedeutet Unterschiede<br />

zu akzeptieren und einen differenzierten,<br />

klugen, sozialen Umgang damit<br />

zu finden. Die Vielzahl unterschiedlicher<br />

qualitativer Ansprüche an öffentliche<br />

Räume, an Freiräume müssen bedarfsorientiert<br />

gestaltet sein, gesellschaftliche<br />

Aushandlungen über die Nutzung öffentlicher<br />

Räume anbieten und aushalten.<br />

Hierfür muss der öffentliche Raum klar<br />

lesbar sein. Und die Schwellen von öffentlich<br />

zu gemeinschaftlich oder privaten<br />

Freiräumen bewusst gestalten sein.<br />

Und dann gibt es einen weiteren Aspekt.<br />

Im öffentlichen Raum können qualitative<br />

Anforderungen und Ansprüche an<br />

ein gesundes und resilientes Lebensumfeld<br />

im Sinne der Umweltgerechtigkeit<br />

als ein Baustein für eine inklusive Stadtentwicklung<br />

definiert und umgesetzt<br />

werden. Eine gesamt städtische, grüne<br />

Infrastruktur als Benefit nicht nur für<br />

Nachhaltigkeit und notwendige Klimaanpassungen,<br />

sondern für eine gesundheitsgerechte<br />

Inklusion.<br />

90 HUMAN CENTERED DESIGN


VIER. INKLUSION BRAUCHT SOZIALE<br />

BEZIEHUNGEN.<br />

Städtebauliche Setzungen schaffen<br />

einen räumlichen Rahmen für soziale<br />

Beziehungen und zeigen die große Verantwortung<br />

unseres räumlichen Denkens<br />

und Schaffens als Planner:innen.<br />

Denn Inklusion benötigt nicht nur einen<br />

flexiblen Rahmen, in dem komplexes<br />

soziales Handeln möglich ist, sondern<br />

ein aufgeschlossenes Mindset, das die<br />

Stadtgesellschaft ermuntert aktiv teilzunehmen<br />

und inklusives Raumgeschehen<br />

erst ermöglicht. Stadtentwicklung<br />

ist Gemeinschaftsaufgabe.<br />

Hierfür sind Beziehungen und Governancestrukturen<br />

zwischen einer<br />

Vielzahl von unterschiedlichen Akteur:innen<br />

von Bedeutung, die sich mit<br />

bedarfsgerechten, kontextbezogenen<br />

Unterstützungsformen kümmern. Ein<br />

inklusives Quartier zeichnet sich durch<br />

Kooperationen und Netzwerke aus, die<br />

sich ineinander verweben und Gleichgesinnte<br />

zusammenbringen. Dies betrifft<br />

die Strukturen und Fachbereiche<br />

innerhalb der städtischen Verwaltung,<br />

gemeinwohlorientierte Institutionen<br />

und Unternehmen sowie engagierte<br />

Privatpersonen. Und noch mehr noch.<br />

Neben sozialen Unterstützungsformen<br />

des Alltags und der Bildung sind auch<br />

privatwirtschaftliche Unternehmen als<br />

inklusive Arbeitgeber:innen von Bedeutung.<br />

Orte des Arbeitens sind integraler<br />

Bestandteil von Stadt. Auch diese müssen<br />

inklusiv gedacht und gelebt werden.<br />

Hier liegt die Herausforderung. Soziale<br />

Beziehungen sind bedingt planbar und<br />

abhängig von Individuen. Netzwerke<br />

und Kooperationen bedeuten Carearbeit.<br />

Sich kümmern kostet Geld und<br />

Zeit, welche eine inklusive Stadtgesellschaft<br />

in der Verteilung ihrer Ressourcen<br />

mit Aufrichtigkeit und Transparenz<br />

aushandeln muss. Kooperative Verfahren<br />

der öffentlichen Hand, der Bürgerschaft<br />

und Wirtschaft sind gefragt. Nur<br />

so kann ein städtebaulicher Rahmen,<br />

als Möglichkeitsraum, seine volle Wirksamkeit<br />

entfalten.<br />

FÜNF. INKLUSION BRAUCHT ZEIT.<br />

Erweiterte inklusive Stadtentwicklung<br />

ist eine unmittelbare, mittelfristige und<br />

eine langfristige Gemeinschaftsaufgabe.<br />

Je mehr Akteure über einen längeren<br />

Zeitraum zusammen wirken, desto<br />

stärker muss das gemeinsame langfristige<br />

Leitbild sein. Es schafft Identität<br />

Studentische Arbeit 'MIAD P1 Laurentiusquartier.<br />

inklusive-grün-sozial' von Ken Tietjen und Paul<br />

Heistermann, Vertiefungsbereich, Öffentlicher Platz<br />

(genordet ohne Maßstab)<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

91


Studentische Arbeit MIAD S1 Freiraumsysteme von Nadine Schroeter ,<br />

Freiraumkonzept Warburg (genordet ohne Maßstab)<br />

sowie Orientierung und verliert in einzelnen<br />

Entscheidungen das Gesamtziel<br />

nicht aus den Augen. Um gemeinsame<br />

Leitbilder und Handlungsstrategien<br />

Wirklichkeit werden zu lassen ist Zeit<br />

und Prozessoffenheit nötig. Denn die<br />

Teilhabe Aller bedeutet Lernprozesse<br />

und zeitlich flexible Strategien für unterschiedliche<br />

Zeithorizonte zu entwickeln.<br />

Für den Freiraum, den Städtebau<br />

und besonders für die Architektur bedeutet<br />

dies, bedarfsgerecht und gleichzeitig<br />

multifunktional gedacht zu werden.<br />

Robust und offen. Bedarfe müssen<br />

her für in einem kooperativen Prozess<br />

frühzeitig gemeinsam erarbeitet und in<br />

räumliche Beziehung gesetzt werden.<br />

Diese mittelfristige Perspektive muss<br />

so stabil sein, dass sie dennoch Flexibilität<br />

für weitere Aushandlungen und<br />

Anpassungen ermöglicht. Die Gebäude<br />

müssen sich besonders in den unteren<br />

Stadtgeschossen zum öffentlichen<br />

Raum öffnen und auf die sich mit der<br />

Zeit verändernden Ansprüche und Nutzungen<br />

anpassen lassen. Doch der Aspekt<br />

Zeit bedeutet nicht nur Prozessualität<br />

zu ermöglichen, sondern auch mit<br />

Unsicherheiten und Unvorhersehbarem<br />

umzugehen. Eine erweiterte inklusive<br />

Stadtentwicklung ist unmittelbar.<br />

Sie fordert im Hier und Jetzt Haltung<br />

und Entscheidungen im Umgang mit<br />

scheinbarer Unvollkommenheit. -<br />

92 HUMAN CENTERED DESIGN


„<br />

Erweiterte inklusive Stadtentwicklung ist eine unmittelbare,<br />

mittelfristige und eine langfristige Gemeinschaftsaufgabe.<br />

Jenny Ohlenschlager<br />

Prof.'in Dipl.-Ing. Kathrin Volk<br />

Literatur und Anmerkung:<br />

Galle M. (2020): Masterthesis. Das Quartier mit „Seele“: Das Potenzial einer<br />

Quartiers-Charta als Instrument einer kooperativen und sozial-innovatien<br />

Quartiersentwicklung am Beispiel der „Laurentiushöhe“ Warburg, Bochum:<br />

Ruhr-Universität Bochum.<br />

Jan Gehl Institute (2018): Inclusive Healthy Places, New York.<br />

Bundesstiftung Bauultur (2020): Bauklutur Bericht 2020/21Öffentliche<br />

Räume, Potsdam.<br />

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrgebiet<br />

Landschaftsarchitektur und Entwerfen an der Detmolder<br />

Schule für Architektur und Innenarchitektur der TH OWL.<br />

Vor Ihrem Masterstudiengang Urban Design an der Hafen-<br />

City Universität Hamburg studierte sie Landschaftsarchitektur<br />

und Umweltplanung an der TH OWL. Als Brunnert<br />

und Ohlenschlager Landschaften arbeitet sie freiberuflich<br />

als Stadtentwicklerin. Sie ist Mitglied und Beirat des<br />

Vorstandes des bundesweiten Verein Jugend Architektur<br />

Stadt e.V.. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit sowie Lehre liegt<br />

im öffentlichen Raum und dessen Verhandlung.<br />

ist Professorin für Landschaftsarchitektur und Entwerfen<br />

an der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur<br />

der TH OWL. Sie ist Landschaftsarchitektin und war<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hannover.<br />

2003 wurde sie als Professorin für Darstellung und<br />

Gestaltung an den Fachbereich Landschaftsarchitektur<br />

und Umweltplanung der Hochschule Ostwestfalen-Lippe<br />

berufen. Seit 2010 ist sie Lehrstuhlinhaberin Detmolder<br />

Schule für Architektur und Innenarchitektur und Mitinitiatorin<br />

des Studiengangs Stadtplanung. Sie lehrt auch im<br />

Masterstudiengang "master städtebau nrw", einem von<br />

fünf Hochschulen gemeinsam angebotenen Studiengang,<br />

der junge Talente aus Architektur, Landschaftsarchitektur,<br />

Regionalplanung und Geographie zusammenführt, um<br />

interdisziplinär die Stadt von morgen in unterschiedlichen<br />

Maßstäben und Perspektiven zu erdenken. Seit 2016 ist<br />

sie Prodekanin für Forschung und Internationalisierung an<br />

der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur.<br />

Als Wissenschaftlerin ist Kathrin Volk Gründungsmitglied<br />

des Studiengangs Stadtplanung an der Detmolder<br />

Schule für Architektur und Innenarchitektur Zurzeit<br />

leitet sie ein Projekt, das untersucht, wie „Nature Based<br />

Solutions“ einen Beitrag leisten können, vernachlässigte<br />

Quartiere als gesunde und angenehme Lebensumwelt zu<br />

gestalten. Kathrin Volk ist international als Gastkritikerin<br />

an Universitäten tätig, Autorin von Fachartikeln und<br />

Buchbeiträgen und mit ihrer Expertise Preisrichterin in<br />

städtebaulichen / freiraumplanerischen Wettbewerben.<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

93


HÖRT AUF<br />

WOHNUNGEN ZU BAUEN<br />

Architekt Van Bo Le-Mentzel im Gespräch mit Kyra Albrecht<br />

Ich treffe Van Bo Le-Mentzel und seinen Sohn an einem Gymnasium in Reinickendorf, oberhalb von<br />

Berlin. Dort arbeitet er als Kunstlehrer und hat eines seiner Tiny Houses mitgenommen. Auf dem Pausenhof<br />

steht die Waschmaschine: das Tiny House, das nach dem Vorbild des Dessauer Bauhauses entworfen<br />

wurde. Es wird als zusätzlicher Schulraum von Schüler:innen und Lehrer:innen genutzt. Gerade<br />

hat Le-Mentzel das Badezimmer des Tiny Houses mit einem Drucker ausgestattet, sodass der Raum<br />

umfunktioniert wird zur Kopierstation für sein nächstes Fotografie-Projekt mit seinen Schüler:innen.<br />

KA: Was ist dieses Tiny House für dich,<br />

hier an dieser Stelle?<br />

LM: Man muss sich vorstellen, das ist<br />

meine Arbeitsstelle und ich wohne eine<br />

Stunde entfernt. Ich pendle sozusagen.<br />

Das ist der Raum, den ich jetzt für mich<br />

habe. Und wenn mein Sohn kommt,<br />

kann er hier spielen. Ansonsten wüsste<br />

ich jetzt gar nicht, wo ich meinen Sohn<br />

lassen sollte. Auch in der Pandemie-Zeit<br />

war das für mich einfach. Hier kann mein<br />

Sohn ja die ganze Zeit mit dabei sein.<br />

KA: Also hast du gar kein festes Büro in<br />

Berlin?<br />

LM: Genau. Dahinter steckt aber eine<br />

Theorie oder fast eine andere Haltung.<br />

Ich behaupte, dass jeder einen Rückzugsort<br />

braucht, das ist klar. Aber das<br />

Leben findet eigentlich meistens nicht<br />

an den Orten statt, wo du glaubst, wo<br />

das Leben stattfindet. Das Leben findet<br />

überall statt. Auf der Straße, auf der Autobahn,<br />

an Kreuzungen, in der U-Bahn,<br />

im Bus, bei dir Zuhause, im Büro, bei deinen<br />

kranken Eltern, die du pflegst. Und<br />

deswegen müssen diese Räume, die<br />

man braucht, um zu Leben, zum Essen,<br />

Schlafen, Zähneputzen, Beten, Duschen,<br />

überall sein. Für mich macht es keinen<br />

Sinn, einen Raum nur zum Schlafen zu<br />

haben, denn ich schlafe ja vielleicht auch<br />

mal woanders. Urlaub ist so ein klassisches<br />

Beispiel. Da haben alle irgendwie<br />

begriffen „Okay, es braucht Hotels, wo<br />

man dann schlafen kann“. Aber warum<br />

gibt's denn hier an der Schule kein Hotel?<br />

Vielleicht wollen ja einige auch mal<br />

tagsüber schlafen.<br />

Deswegen glaube ich auch, dass Arbeiten<br />

so ein ähnliches Thema ist. Es gibt<br />

eine Gruppe von Menschen, die können<br />

nicht sagen „Jetzt fange ich an zu arbeiten<br />

und jetzt höre ich auf zu arbeiten“,<br />

dazu gehöre ich auch nicht, sondern<br />

wenn mich etwas interessiert, zum Beispiel<br />

ein Buch, dann sage ich ja nicht<br />

„Ich kann mir das jetzt nicht anschauen,<br />

weil meine Arbeitszeit ist jetzt vorüber“,<br />

sondern ich lebe. Ich gucke mir natürlich<br />

Bücher an, gehe ins Museum. Das ist<br />

für mich alles Arbeit und lässt sich nicht<br />

trennen von meinen normalen Arbeitszeiten.<br />

Natürlich gibt es Verpflichtungen,<br />

so etwas wie Unterrichten an einer Schule,<br />

die sind klar festgelegt. Aber es gibt<br />

auch Momente wie Vorbereitungszeit,<br />

Gespräche führen mit Eltern, mit anderen<br />

Leuten. Ich mache einen Podcast mit<br />

Schülerinnen und Schülern und dafür<br />

gibt es keine festgelegte Zeit. Das haben<br />

wir mal hier gemacht im Tiny House oder<br />

94 HUMAN CENTERED DESIGN


Kyra Albrecht<br />

Van Bo Le-Mentzel<br />

ist Studierende der Innenarchitektur an der Detmolder<br />

Schule und lehrt am Lehrgebiet von Prof. Dipl- Ing. Ulrich<br />

Nether Ergonomie und Humanfaktoren sowie Produktdesign.<br />

Bevor sie das Studium der Innenarchitektur aufnahm,<br />

absolvierte sie eine Ausbildung zur Raumausstatterin.<br />

Im Zuge der Ausbildung arbeitete sie auf internationalen<br />

Baustellen als Projektleiterin und verbrachte einige Wochen<br />

in Island, um dort das Handwerk des Polsterns intensiver<br />

kennen zu lernen.<br />

ist Architekt, Autor und Filmemacher aus Berlin. Er ist unter<br />

anderem Initiator mehrerer Initiativen zwischen Design und<br />

sozialer Teilhabe. Bekannte Projekte sind Hartz IV Möbel<br />

(2010), One Sqm House (2013), Karma Chakhs (2013),<br />

Tinyhouse University (2015) und das Co-Being House. Seine<br />

Möbel und Tiny Houses wurden international ausgestellt<br />

und haben Eingang gefunden in die Sammlung verschiedener<br />

Museen (Vitra u.a.). Für seine Initiativen wurde<br />

Le-Mentzel mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem ZEIT<br />

WISSEN-Preis Mut zur Nachhaltigkeit und dem Bayreuther<br />

Vorbildpreis. Mit seiner Vision der „Circular City“ will<br />

er soziale Nachbarschaft, Parks und Industrie in einen<br />

Kreislauf setzen.<br />

mal im Café. Jeder Raum sollte Möglichkeiten<br />

anbieten und deswegen habe ich<br />

kein festes Büro, weil ich überall arbeite.<br />

KA: Aber für manche Arbeiten ist das<br />

nicht möglich. Manche Arbeiten brauchen<br />

doch eine feste Verortung.<br />

LM: Wenn du Herzchirurg bist, kannst<br />

du natürlich nicht überall arbeiten. Aber<br />

es gibt zum Beispiel auch Herzchirurgen,<br />

die gehen mit einem Zelt in Krisengebiete<br />

und operieren Herzen. Natürlich ist es<br />

von der Logistik her manchmal besser,<br />

wenn alles zentralisiert ist. Wenn du alle<br />

Bücher an einem Ort hast, alle Server,<br />

alle Skalpelle, um Herzen aufzumachen<br />

und Gehirne. Aber das ist nur die halbe<br />

Wahrheit. Manchmal ist es vielleicht<br />

sogar besser, wenn die Dinge dezentral<br />

sind. Wenn man sich nicht verlässt auf<br />

diese festen Strukturen, weil man dann<br />

in einer Routine ist und nicht mehr nach<br />

rechts und nach links guckst.<br />

KA: Also was braucht ein Raum deiner<br />

Meinung nach?<br />

LM: Zum Beispiel die Corona-Teststationen<br />

fand ich total interessant. Was<br />

braucht man, um zu testen? Es darf nicht<br />

so kalt sein. Ruhig muss es eigentlich<br />

nicht sein. Vielleicht ein bisschen abgeschirmt,<br />

dass man die Leute nicht sieht,<br />

die gerade ein Stäbchen in die Nase geschoben<br />

bekommen. Eigentlich kannst<br />

du überall testen und ich habe mich sehr<br />

gefreut zu sehen, wie dann in Deutschland<br />

auf einmal auf Fahrrädern kleine<br />

Teststationen entstanden sind. In Läden<br />

oder auch in Kellern, die nicht mehr genutzt<br />

werden, wurden Teststation aufgemacht.<br />

Also das ist das, was ich meine.<br />

Ein Café kann auch eine Teststation sein,<br />

es kann auch eine Schule sein, kann auch<br />

eine Kita sein, kann auch eine Wohnung<br />

sein, kann auch ein Büro sein. Und das<br />

sind die Räume der Möglichkeiten, so<br />

wie ich das nenne. Vor allem in Deutsch-<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

95


„<br />

Ich bin dafür, dass man Räume der Möglichkeiten baut.<br />

Da kann man Fahrräder abstellen, aber in den nächsten<br />

zehn Jahren wird es vielleicht ein Studierendenwohnheim.<br />

land ist das sehr wenig ausgeprägt. Sie<br />

müssen ihre Kinder in eine Kita bringen,<br />

zum Beispiel. Oder sie müssen mit den<br />

Kindern auf einen Spielplatz. Sie können<br />

sich nicht vorstellen, dass Kinder zum<br />

Beispiel auch in einem Büroflur oder in<br />

einem Fabrikgebäude genauso gut spielen<br />

können.<br />

KA: Wenn du jetzt die Welt neu gestalten<br />

könntest, hätten dann all deine Räume<br />

keine Funktion, weil alles für alles nutzbar<br />

sein muss?<br />

LM: Sagen wir es mal so, wenn du ein<br />

Haus baust, was keine Fenster hat, dann<br />

schließt du schon mal ganz viele Funktionen<br />

aus. Wenn du zum Beispiel eine Garage<br />

baust, um ein Auto da abzustellen,<br />

machst du keine Fenster rein, dann kann<br />

der Raum aber nicht anders genutzt<br />

werden. Wenn du aber eine Garage<br />

baust mit einem Fenster, vielleicht sogar<br />

auf eine Höhe, dass man gut sitzen und<br />

raus gucken kann, dann kann die Garage<br />

später alles Mögliche sein. Es kann<br />

ein Shop werden, es kann Gästezimmer<br />

werden. Die meisten Leute, die ich kenne,<br />

die eine Garage bauen, machen aber<br />

kein Fenster rein.<br />

Ich bin dafür, dass man Räume der Möglichkeiten<br />

baut. Da kann man Fahrräder<br />

abstellen, aber in den nächsten zehn Jahren<br />

wird es vielleicht ein Studierendenwohnheim.<br />

Aber dann muss man das auch<br />

schon so planen, dass alles möglich ist.<br />

Und wenn man nur irgendwelche hässlichen<br />

Kisten macht, ohne Fenster und<br />

Deckenhöhe von zwei Metern, dann<br />

schließe ich schon mal ganz viel aus. Und<br />

das ist das Problem in Deutschland, dass<br />

die Leute sagen „Okay, ich bau ein Museum“<br />

und bauen ein Museum und denken<br />

nicht darüber nach, dass das Museum<br />

vielleicht in 100 Jahren umgenutzt wird.<br />

KA: Was definitiv ein Problem ist, weil<br />

einfach nicht mehr so gebaut wird, dass<br />

es 100 Jahre hält.<br />

LM: Absolut. Da sagst du was absolut<br />

Richtiges. Das hat etwas mit Kapitalismus<br />

zu tun. Die wollen doch gar nicht,<br />

dass das so lange hält. Dann sind ja alle<br />

Architekten nach uns arbeitslos. Das<br />

kann aber nicht der Anspruch sein. Man<br />

kann ja auch nicht Medizin machen mit<br />

dem Ziel, dass die Menschen in zehn<br />

Jahren wieder krank werden, weil sonst<br />

unsere Mediziner arbeitslos sind. Das ist<br />

kein Argument.<br />

KA: Das ist ja auch definitiv nicht im Sinne<br />

der Nachhaltigkeit. Was ist dann für<br />

dich ein Zuhause oder was macht für dich<br />

das Zuhause aus, wenn du sagst, man<br />

kann überall leben?<br />

LM: Ein Zuhause ist ein Ort, den du erst<br />

einmal selber auswählst. Den Ort bestimmst<br />

du selber. Nicht der Staat oder<br />

irgendwelche Immobilienmakler oder<br />

deine Eltern, sondern du entscheidest,<br />

dass das jetzt dein Zuhause ist. Stell dir<br />

vor, du möchtest jetzt da an einem Baum<br />

ein Baumhaus bauen. Dann muss man<br />

gucken, störst du damit andere? Beschränkst<br />

du die Freiheit anderer durch<br />

deinen individuellen Wunsch? Wenn das<br />

nicht der Fall ist, dann ist das vollkommen<br />

okay an dem Baum ein Baumhaus<br />

zu bauen. Jetzt kommt aber eine Sache<br />

dazu, die relativ neu in der ganzen Wohnungs-Debatte<br />

ist. Ich bin der Meinung<br />

es stimmt nicht, wenn du sagst, dass das<br />

nichts kostet in dem Baum zu wohnen.<br />

Nehmen wir mal an, dass viele den<br />

Wunsch, haben so weit weg wie möglich<br />

zu wohnen. Im Wald oder am See,<br />

wo möglichst wenig Menschen wohnen.<br />

Dann sagen wir ja erst mal, das kostet<br />

ja nichts, das Grundstück ist billig, die<br />

Hütte baue ich aus recycelten Materialien.<br />

Aber du brauchst ja auch Energie,<br />

Wasser und das Wasser muss geklärt<br />

und gereinigt werden. Das sind ja alles<br />

Kosten, die in der Gemeinschaft verteilt<br />

werden, das zahlst du nicht alleine. Dann<br />

musst du dich vor Ort auch noch bewe-<br />

96 HUMAN CENTERED DESIGN


gen können. Wahrscheinlich mit einem<br />

Auto, weil es keine Busse gibt. Umso<br />

weniger Menschen dort leben, desto weniger<br />

Infrastruktur hast du. Wenn du dir<br />

außerhalb der Zivilisation ein Zuhause<br />

wünschst, dann kann es sein, dass es auf<br />

den ersten Blick aussieht als ob du niemanden<br />

damit weh tust, aber durch dein<br />

Konsumverhalten entstehen Kosten, die<br />

wahrscheinlich die Gemeinschaft trägt.<br />

Und das ist nicht fair. Die Gemeinschaft<br />

profitiert ja nicht von einem Baumhaus.<br />

Aber wenn du sagen würdest, dass ist<br />

ein Baumhaus nicht nur für dich, sondern<br />

für die Hochschule, ist es was anderes.<br />

Dann leistest du einen Beitrag<br />

für die Gemeinschaft und musst auch<br />

nicht alleine die Kosten tragen, sondern<br />

dann kann man das schon auf die Gemeinschaft<br />

abwälzen. Das ist der Grund,<br />

warum unsere Tiny Houses nicht am<br />

Waldrand stehen, sondern wie hier auf<br />

einem Schulhof. Hier steht es ja der Gemeinschaft<br />

zur Verfügung.<br />

KA: Wie kam denn die Idee überhaupt<br />

Tiny Houses zu entwerfen? Ich dachte immer<br />

du hast das Problem des Wohnraum-<br />

Mangels vor allem in Berlin erkannt und<br />

darauf reagiert.<br />

LM: Ich habe damit angefangen, da gab<br />

es noch gar keinen Mangel an Wohnraum.<br />

Damals haben sich alle gefragt,<br />

was machen wir eigentlich damit? Wer<br />

braucht es eigentlich? Und dann haben<br />

wir das Obdachlosen angeboten. Jetzt,<br />

zehn Jahre später, wissen wir „Okay,<br />

krass, in so vielen Ländern der Welt gibt<br />

es zu wenig bezahlbare Wohnungen“.<br />

Jetzt denke ich viel über diese Themen<br />

nach.<br />

KA: Ich komme aus einem ländlichen<br />

Gebiet. Natürlich haben wir langsam<br />

auch das Wohnungsproblem, noch nicht<br />

so verstärkt wie in Berlin, aber es wird<br />

spürbar. Ich sehe das als ein gesamtgesellschaftliches<br />

Problem. Die Menschen<br />

wollen alle in die Städte ziehen, weil die<br />

Infrastruktur im ländlichen Raum einfach<br />

nicht funktioniert oder nicht existiert.<br />

Wir brauchen ein Auto, weil man sonst<br />

nicht von A nach B kommt.<br />

LM: Hier in Reinickendorf hat jeder ein<br />

oder zwei Autos. Das ist nicht nur ein<br />

Phänomen von Mittelstädten oder kleineren<br />

Städten oder vom Land, sondern<br />

das ist ein allgemeines Phänomen. Es ist<br />

die Geschichte des Wohlstands, dass das<br />

Auto eine gewisse Freiheit ermöglicht.<br />

Aber nehmen wir mal an, wir hätten das<br />

Mobilitäts-Problem gelöst, es ist ja nicht<br />

nur Mobilität. Zum Beispiel Resilienz, Resilienz<br />

bedeutet ja Widerstandsfähigkeit.<br />

Würde ein Mann beispielsweise in Kreuzberg<br />

auf der Straße zusammenbrechen,<br />

dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass er<br />

dort verblutet und stirbt, sehr gering. Es<br />

gibt einfach viele Menschen, die vorbeilaufen<br />

und dann direkt handeln. Wenn<br />

du im Wald zusammenbrichst, dann<br />

wirst du wahrscheinlich sterben, einfach<br />

weil kaum Menschen da sind, die dir helfen<br />

könnten. Das heißt, die Kosten, um<br />

zum Beispiel. einen Bademeister in einer<br />

Stadt zu bezahlen sind pro Kopf gerechnet<br />

sehr viel geringer als die Kosten für<br />

einen Bademeister, der an einem See darauf<br />

achtet, dass zwei Leute nicht ertrinken.<br />

Die Kosten sind so viel höher, weil<br />

zu wenig Menschen da sind. Das führt<br />

dann zu diesen Effekten, dass z.B. Läden<br />

nicht überleben können auf dem Land.<br />

Niemand kann überleben, weil einfach<br />

zu wenig Nachfrage da ist. Und das ist ja<br />

ein ganz anderes Problem. Das hat mit<br />

Mobilität jetzt erst einmal nur am Rande<br />

was zu tun. Und das kriegst du auch<br />

nicht gelöst, wenn alle einen Tesla bekommen<br />

würden.<br />

Es gibt viele Probleme auf dem Land,<br />

die einfach dadurch begründet sind,<br />

dass zu wenige Menschen da sind. Und<br />

dann kommt noch der politische Effekt<br />

dazu. Wenn wenige Menschen an einem<br />

Ort sind, dann schleicht sich so eine Homogenität<br />

ein. Das heißt Leute, die sich<br />

nicht anpassen werden so schnell herausgefiltert.<br />

Es gibt sehr wenig Toleranz.<br />

Und in einer Großstadt, weil dort so<br />

viele Menschen sind, musst du tolerant<br />

sein, sonst wirst du noch verrückt. Das<br />

Landleben ist super für Leute, die wirklich<br />

angepasst sind. Für Leute, die nicht<br />

angepasst sind, ist es die Hölle. Und jetzt<br />

muss man natürlich mal auch an die<br />

denken, die Unangepasste. Die werden<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

97


da nicht glücklich. Also das Landleben<br />

ist aus meiner Sicht ein Auslaufmodell.<br />

Würde ich nicht mehr reproduzieren.<br />

KA: Aber für viele Menschen bedeutet<br />

Stadt auch Stress.<br />

architektonischer Sicht beides möglichst dicht zusammenzubringen,<br />

irgendwie miteinander zu verzahnen?<br />

LM: Wenn es kein Land, also keine kleine<br />

Dörfer mehr geben würde – rein theoretisch<br />

– muss sich eben auch die Stadt<br />

verändern. Es müsste in der Stadt viel<br />

mehr Raum geben für Möglichkeiten,<br />

denn Stadt ist definitiv auch Stress. Es<br />

ist wissenschaftlich bewiesen, dass die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass man an einem<br />

Herzinfarkt stirbt in einer Stadt natürlich<br />

viel größer ist, oder von einem Motorrad<br />

überfahren zu werden.<br />

Es gibt ein paar architektonische Ideen,<br />

die man verfolgen könnte. Ich bin ja einer<br />

von denen, der überlegt wie man es<br />

umsetzen kann, dass man zum Beispiel<br />

mitten in der Stadt ist, aber es trotzdem<br />

ruhig und grün. Eine der Ideen ist zu sagen,<br />

man plant die Gärten und die Parks<br />

nicht neben die Wohnsiedlung, sondern<br />

einfach auf deren Dächern, z.B. auf dem<br />

Dach des Rewe oder von Ikea.<br />

Kontemplation nenne ich das. Es gibt<br />

immer zwei Kräfte, die Menschen brauchen<br />

für das Leben. Wir haben schon<br />

über das Leben gesprochen, dass das<br />

Leben überall stattfindet. Und zum Leben<br />

gehört Inspiration. So etwas wie<br />

Freunde treffen, Kultur und Kunst, Lernen,<br />

Bildung und so weiter. Inspiration<br />

braucht man und Kontemplation. Also<br />

mal zur Ruhe kommen, den Blick schweifen<br />

lassen, in einer Hängematte liegen,<br />

„<br />

spazieren gehen, einatmen, ausatmen.<br />

Beides braucht der Mensch. Und die<br />

Frage ist: Gibt es irgendeine Möglichkeit,<br />

aus städtebaulicher und architektoni-<br />

Inspiration und Kontemplation, beides<br />

braucht der Mensch. Und die Frage ist:<br />

Gibt es irgendeine Möglichkeit, aus städtebaulicher und<br />

scher Sicht diese beiden Dinge möglichst<br />

dicht zusammenzubringen, irgendwie<br />

miteinander zu verzahnen? Das ist eigentlich<br />

die Herausforderung. Und da<br />

habe ich so ein paar Thesen und ein paar<br />

Ideen entwickelt.<br />

KA: Wie sieht denn eine Idee aus?<br />

LM: Wenn du auf Stadtkarten guckst<br />

von oben, dann sieht man immer das<br />

Gleiche. Alles ist von einander getrennt.<br />

Der Park, der Teich, Industrie. Ich würde<br />

sagen, die Möglichkeiten in solch einer<br />

Stadt sind eingeschränkt. Also machen<br />

wir Blöcke. Ich nenne es Circular Blocks.<br />

In der Mitte hast du eine Halle, in der ebenerdig<br />

Industrie ist, auf dem Dach ist ein<br />

Teich und grüne Wälder und außen rum<br />

sind einfache Wohngebäude oder Büros,<br />

also alles was Fenster braucht. Das war<br />

es schon. Dann muss man gucken, ob<br />

man die auch miteinander verbindet. Im<br />

Moment ist alles immer von einander getrennt.<br />

Ein Circular Block für den Stadtrand<br />

oder für Dörfer ist 60 Meter mal 70<br />

Meter groß. Für die Stadt etwa 120 Meter<br />

mal 200 Meter.<br />

Ich würde zum Wohnen keine Einfamilienhäuser<br />

vorschlagen, sondern den sogenannten<br />

Salzburger Block. Da sind die<br />

Häuser angedockt an dem Kapuzinerberg<br />

und sind nur zu einer Seite offen.<br />

In der Mitte des Blocks ist alles Erde, ein<br />

kleiner Hügel, etwa 10 Meter hoch mit<br />

einem Wasserspeicher in der Mitte. Die<br />

Wohnungen sind aber nur zweigeschossig,<br />

also wirklich niedrig. Und oben auf<br />

dem Dach, da können Einfamilienhäuser<br />

stehen oder Tiny Houses. Also wer unbedingt<br />

in einem Einfamilienhaus leben<br />

will kann das machen. Man soll aber zusammen<br />

in einem Block wohnen, sodass<br />

man näher zusammen ist. Du brauchst<br />

einfach eine bestimmte Dichte an Menschen.<br />

Also nach meinen Berechnungen<br />

brauchst du mindestens 15.000 Menschen<br />

pro Quadratkilometer, damit ein<br />

Arzt sich ansiedelt oder eine Kita sich<br />

lohnt und nicht nur zwei Kinder betreut.<br />

Und wenn du alles in der Nähe hast,<br />

Krankenhaus, Schule und so weiter,<br />

dann muss man nicht mit dem Auto fahren,<br />

dann kann man überall hin laufen.<br />

98 HUMAN CENTERED DESIGN


KA: Besteht dann nicht die Gefahr, dass<br />

man diesen eigenen Kosmos gar nicht<br />

mehr verlässt?<br />

LM: Das ist ja auf dem Land auch nicht<br />

anders, oder? Wenn du da ein Nest hast,<br />

könnte man auch sagen „Wir kochen nur<br />

noch Zuhause“.<br />

KA: Aber man muss irgendwann ja schon<br />

irgendwo hinfahren. Zum Kieferorthopäden,<br />

der nicht vor Ort ist.<br />

LM: Man kann ja aus Spaß dann einfach<br />

mal woanders hinfahren, aber nicht aus<br />

Zwang. Das ist die Vision, die ich habe.<br />

Das geht nur mit einer gewissen Dichte,<br />

die sich aber nicht dicht anfühlt. Ungefähr<br />

100 Leute leben in so einem 60 Meter<br />

mal 70 Meter Block und ganz viele<br />

Blöcke stehen nebeneinander. Und alle<br />

haben schöne Formen, die Blöcke müssen<br />

ja nicht alle rechtwinklig sein. Noch<br />

mehr Vielfalt, mehr Brüche, mehr Ungereimtheiten.<br />

Also mehr Leben. Wir müssen<br />

in Zukunft noch viel mehr in diesen<br />

Kategorien denken und vor allem keine<br />

Angst vor der Dichte haben. Welche<br />

Nachbarschaften funktionieren am besten<br />

und oder wo kann so ein Tante-Emma-Laden<br />

am besten überleben? Und<br />

das sind eigentlich die Gegenden, wo<br />

der Abstand so minimal wie möglich ist.<br />

Wenn du fast schon in einem anderen<br />

Zimmer rein gucken kannst.<br />

KA: Und wenn es irgendwann dazu kommen<br />

würde, dass deine Circular City realisiert<br />

wird, wie würdest du die Nutzer:innen<br />

mit einbeziehen? Was dürfen sie<br />

selbst entscheiden?<br />

LM: Das ist wie eine neue Grammatik.<br />

Die Grammatik lautet nicht: „Jeder<br />

macht, was er will. Du hast ja ein Grundstück,<br />

mach was du willst.“ So ist bisher<br />

das Narrativ.<br />

Man müsste aber sagen, dass es eine<br />

Regel gibt: Wenn du viel hast, hast du<br />

viel Verantwortung. Und aus dieser Verantwortung<br />

heraus leitet man dann architektonische<br />

Mittel ab. Wenn du ein<br />

großes Grundstück hast, musst du einen<br />

Teil davon für die Gemeinschaft zur Verfügung<br />

stellen. Ich finde überall, wo wir in<br />

den öffentlichen Raum reingehen, kann<br />

ich den Raum nicht als privaten Raum<br />

nutzen, sondern muss irgendwie etwas<br />

der Gesellschaft zukommen lassen. Das<br />

ist das Prinzip, das jedem erklärt werden<br />

muss. Das ist das Erste, dass man das begriffen<br />

hat. Jeder kriegt natürlich seinen<br />

Teil, wo er sich zurückziehen kann, der<br />

ist vielleicht ein bisschen kleiner, damit<br />

wir die Gemeinschaft größer machen<br />

können. Im privaten Bereich würde ich<br />

sagen, da kann wirklich jeder machen<br />

was er will. Wenn die Menschen einen<br />

total komischen Stil haben, einen ganz<br />

anderen Lebensentwurf, ein Solarium<br />

Zuhause haben wollen, dann ist es halt<br />

so. Das gehört ja auch dazu, dass jeder<br />

selbstbestimmt leben kann wie sie oder<br />

er will. In meiner Vision dürfte eigentlich<br />

niemand übergangen werden, auch<br />

wenn es jemandem in der Gemeinschaft<br />

nicht gefällt, kann er ja immer noch sagen<br />

„Okay, ich habe zumindest meinen<br />

eigenen Space“.<br />

KA: Und was sind wichtige Faktoren für<br />

diesen Rückzugsort? Was macht diesen<br />

Raum zu einem Zuhause?<br />

LM: Das erste ist Freiwilligkeit, zweitens<br />

Rückzugsraum und der dritte Faktor ist<br />

der Zugang zur Gemeinschaft. Das kann<br />

aber auch die WG-Küche sein oder die<br />

Eckkneipe unten im Erdgeschoss. Also<br />

Hauptsache es ist in dem Umkreis, dass<br />

man mit Pantoffeln hingehen kann. -<br />

HUMAN CENTERED DESIGN<br />

99


PROF. JASPER JOCHIMSEN<br />

SCHULE(N) MACHEN<br />

Erst formen wir den Raum, dann formt<br />

der Raum uns – so Churchills berühmtes,<br />

hier frei wiedergegebenes Bonmot.<br />

Diese These lässt sich in besonderer<br />

Weise auf Räume übertragen, die der<br />

Bildung junger Menschen dienen. Die<br />

Frage nach der idealen Schule und den<br />

dafür benötigten Räumlichkeiten hat<br />

Generationen von Architekten beschäftigt.<br />

So entwarf der Architekt Bruno<br />

Taut im Dialog mit dem Reformpädagogen<br />

Fritz Karsen bereits 1928 eine frühe<br />

Gesamtschule am Dammweg in Berlin-Neukölln.<br />

Das wegweisende Projekt<br />

scheiterte an politischen Widerständen<br />

und der Weltwirtschaftskrise. Einzig ein<br />

Muster-Klassenraum wurde als Prototyp<br />

auf dem Grundstück errichtet. Er<br />

hat sich bis heute erhalten.<br />

Aufbauend auf einer städtebaulichen<br />

Auseinandersetzung mit dem gesamten<br />

Stadtquartier am Dammweg (MIAD P1<br />

/ WS19-20) haben sich 18 Studierende<br />

im Master of Integrated Architectural<br />

Design (MIAD) der TH OWL im Sommersemester<br />

2020 mit dem Entwurf einer<br />

zukunftsweisenden Schule am Ort des<br />

Taut-Karsen-Projekts beschäftigt. Tauts<br />

Pavillon mit dem Muster-Klassenraum<br />

war dabei zu berücksichtigen.<br />

Ausgehend von Analysen beispielhafter<br />

Schulbauten waren die Studierenden<br />

aufgerufen, zeitgemäße Konzepte für<br />

das Lernen zu entwickeln. Die Überlegungen<br />

setzten bei Ideen zu Lernräumen<br />

jenseits von Frontalunterricht sowie<br />

deren Kombination zu Clustern und<br />

Lernhäusern an. Aus diesen Bausteinen<br />

war eine neue Ganztagsschule mit Mensa<br />

und Sporteinrichtungen zu entwickeln,<br />

die Raum für heutige und zukünftige<br />

Lernkonzepte und Lehrformate<br />

bieten sollte. Zugleich war das Haus als<br />

Ort der Begegnung, der Gemeinschaft<br />

und der lebenslangen Weiterbildung<br />

der Bewohner der umliegenden Quartiere,<br />

die einen hohen Anteil an Migranten<br />

aufweisen, zu konzipieren.<br />

Prof. Dipl.-Ing. Jasper Jochimsen, M. Arch<br />

Architekt BDA - Gesellschafter Behles &<br />

Jochimsen Architekten, Berlin<br />

hat seit 2014 das Lehrgebiet „Entwerfen“ im Studiengang<br />

Architektur an der Detmolder Schule für<br />

Architektur und Innenarchitektur inne. Sein Schwerpunkt<br />

liegt hier auf dem Entwurf von Gebäuden im<br />

städtebaulichen Kontext. Vielfältige Erfahrungen als<br />

praktizierender Architekt kommen ihm in der Lehre<br />

zugute. Jochimsen organisiert auch die Dienstagvorträge<br />

/ Dienstagsdebatten, die Vortragsreihe der<br />

Detmolder Schule.<br />

Die 18 Entwürfe der Studierenden<br />

decken ein weites Spektrum an pädagogischen<br />

Ideen, städtebaulichen<br />

Lösungen und architektonischen<br />

Konzepten ab, von dem hier nur ein<br />

exemplarischer Ausschnitt gezeigt<br />

werden kann.<br />

Das Entwurfsprojekt entstand im ersten<br />

Corona-Semester und wurde rein<br />

virtuell abgehalten. Die Studierenden<br />

wurden von Prof. Tillmann Wagner und<br />

Prof. Jasper Jochimsen betreut. Die<br />

Ergebnisse werden im Spätsommer<br />

<strong>2021</strong> im Rahmen der Ausstellung Raum-<br />

Bildung in der BDA Galerie Berlin und<br />

im Anschluss daran in Detmold gezeigt.<br />

100 STUDENT IDEAS


S - 0 1<br />

S - 0 1<br />

S - 0 2<br />

S - 0 2<br />

Verena Lütkemeyer (3)<br />

Schulhofplateau im 1. Obergeschoss<br />

VERENA LÜTKEMEYER<br />

SCHULE ALS LANDSCHAFT<br />

Die Arbeit von Verena Lütkemeyer versteht<br />

die Schule als Landschaft, die<br />

sich über mehrere Ebenen erstreckt.<br />

Sechs polygonale Baukörper, die im<br />

Zusammenspiel differenzierte Außenräume<br />

bilden, entwickeln sich dabei um<br />

eine gemeinsame, verbindende Mitte,<br />

sich im Erdgeschoss als große Halle und<br />

im 1. Obergeschoss als Schulhofplateau,<br />

das über großzügige Freitreppen zugänglich<br />

ist, manifestiert. Fünf Lernhäuser<br />

entwickeln sich um Innenhöfe,<br />

zu denen die kommunikativen Bereiche<br />

orientiert sind. Im sechsten Baukörper<br />

sind die Sporthallen flächensparend<br />

übereinander organisiert. -<br />

N<br />

Blick in die große Halle<br />

im Erdgeschoss<br />

Kunst<br />

Musik<br />

KiTa<br />

Schließfächer<br />

Mehrzweckbereich<br />

Lichthof<br />

Sportplatz<br />

Lichthof<br />

Taut Pavi lon:<br />

Projektraum<br />

Mensa<br />

Schließfächer<br />

Bibliothek<br />

Lichthof<br />

Naturwissenschaften<br />

Lernwerkstätten<br />

Sporthalle<br />

WAT<br />

Lichthof<br />

Verwaltung<br />

Grundriss Erdgeschoss<br />

STUDENT IDEAS<br />

101


A<br />

Küchenpersonal<br />

Küche |<br />

Essensausgabe<br />

Mehrzweckbereich<br />

Lehrküche<br />

Innenhof<br />

T<br />

Beh.<br />

T<br />

Beh.<br />

Stuhllager<br />

D<br />

Bibliothek<br />

VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION<br />

H<br />

D<br />

H<br />

H<br />

H<br />

D<br />

Fundus<br />

Abst.<br />

D<br />

Abst.<br />

Sammlung/<br />

Übung Musik<br />

Musik<br />

OK FFB ±0 ,00<br />

Lager<br />

Sammlung/<br />

Übung Musik<br />

Garten- und<br />

Schneeräumgeräte<br />

Ruheraum<br />

Hausmeister-<br />

Dienstraum<br />

Garderobe<br />

Personal<br />

Garderobe<br />

Nebenraum<br />

Server<br />

Hausmeister-Werkstatt<br />

Musik<br />

OK FFB +11,55<br />

OK FFB +7,70<br />

OK FFB +3,85<br />

OK FFB ±0,00<br />

Sammlung / Vorbereitun<br />

Naturwissenschaften<br />

T<br />

H<br />

Beh.<br />

D<br />

Sammlung/<br />

Übung Musik<br />

WC-H<br />

Technik<br />

Musik<br />

WC-D<br />

WC-Beh.<br />

Lager<br />

Abst.<br />

OK FFB ±0 ,00<br />

Garderobe<br />

Fachraum Ch / Ph<br />

groß<br />

Fachraum Ch / Ph<br />

groß<br />

Garderobe<br />

Fachraum Ch / Ph<br />

klein<br />

Fachraum Ch / Ph<br />

klein<br />

Teamkommunikation<br />

Teilungsraum<br />

Sta m-<br />

gruppe<br />

Sta m-<br />

gruppe<br />

Teilungsraum<br />

Teilungsraum<br />

H<br />

T<br />

D<br />

Sta m-<br />

gruppe<br />

Beh.<br />

Kopie r.<br />

Lagerfläche<br />

Lehrmi tel<br />

Garderobe<br />

Teamko munikation<br />

Innenhof<br />

OK FFB ±0 ,00<br />

Abst.<br />

Garderobe<br />

Lagerfläche<br />

Lehrmi tel<br />

H<br />

Abst.<br />

Beh.<br />

Sta m-<br />

gru pe<br />

D<br />

Teilungsraum<br />

D<br />

T<br />

H<br />

Sta m-<br />

gruppe<br />

Teilungsraum<br />

Teilungsraum<br />

Sta m-<br />

gru pe<br />

Sta m-<br />

gruppe<br />

Sta m-<br />

gru pe<br />

Teilungsraum<br />

klein<br />

Garderobe<br />

Teilungsraum<br />

groß<br />

Kopie r.<br />

H<br />

D<br />

T<br />

Beh.<br />

Garderobe<br />

Sta m-<br />

gruppe<br />

OK FFB ±0 ,00<br />

Teilungsraum<br />

klein<br />

Abst.<br />

C<br />

C<br />

Sta m-<br />

gru pe<br />

Abst.<br />

H<br />

Sta m-<br />

gru pe<br />

Innenhof<br />

D<br />

Beh.<br />

D<br />

H<br />

Sta m-<br />

gruppe<br />

Teilungsraum<br />

klein<br />

T<br />

Teilungsraum<br />

groß<br />

Lagerfläche<br />

Lehrmi tel<br />

Halle 3<br />

Ha le 2<br />

Ha le 1<br />

Tribüne<br />

Schüler<br />

Sta m-<br />

gruppe<br />

Teamko munikation<br />

Tribüne<br />

Schüler<br />

Sta m-<br />

gru pe<br />

Lagerfläche<br />

Lehrmi tel<br />

Therapieraum<br />

Ruheraum<br />

Ruheraum<br />

Ruheraum<br />

Teilungsraum<br />

klein<br />

Geräteraum 1<br />

Geräteraum 2<br />

Geräteraum 2<br />

Geräteraum 3<br />

Geräteraum 3<br />

Geräteraum 1<br />

Teamko munikation<br />

Lager Möble<br />

/Geräte<br />

Umkleide 1<br />

Damen<br />

Umkleide 1<br />

He ren<br />

Umkleide 2<br />

Damen<br />

Umkleide 2<br />

He ren<br />

Umkleide 3<br />

Damen<br />

Umkleide 3<br />

He ren<br />

Abst.<br />

Technik<br />

Inklusion Therapie |<br />

Bewegungsraum<br />

A<br />

Küchenpersonal<br />

Küche |<br />

Essensausgabe<br />

BETÜL KILIC<br />

SCHULE ALS DORF<br />

Betül Kilic schlägt fünf gerundete Baukörper vor, die um den Taut-Pavillon auf dem<br />

zentralen, sich zum Dammweg öffnenden Schulplatz gruppiert sind – die Schule als<br />

Dorf. Eines der Häuser nimmt die gestapelten Sporthallen auf, ein zweites ist an<br />

den Bestands-Modulbau angebaut. In den übrigen drei sind die Lernhäuser organisiert.<br />

Die kommunikativen Foren der einzelnen Cluster liegen an den Innenhöfen<br />

und gehen ineinander über. Die nach außen orientierten Lernräume verfügen in<br />

allen Geschossen über vorgelagerte, durchgehende Loggien, von denen aus man<br />

unmittelbar auf den Schulhof gelangt. -<br />

D H<br />

B B<br />

Betül Kilic (2)<br />

Blick von einer Loggia auf den Schulhof<br />

VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION<br />

Erdgeschoss ||<br />

Kopie r.<br />

D H<br />

Kopie r.<br />

D H<br />

Galerie Ö fentlichkeit<br />

N<br />

N<br />

VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION<br />

Grundriss Erdgeschoss<br />

102 STUDENT IDEAS


Schnitt<br />

A-A<br />

Server<br />

VW 1.9, 1.13 VW 1.6, 1.8<br />

VW 1.7<br />

VW 1.3 Sekretariat<br />

VW 1.1 Leitung<br />

VW 1.2 Leitung<br />

MZ 1.6 WC<br />

Technik<br />

TRH<br />

BI 1.1 Bibliothek<br />

Garderobe<br />

BI 1.1 Bibliothek Arbeitsbereich<br />

Fassadenschnitt<br />

Fassadenschnitt<br />

Garderobe<br />

Eingangsbereich +0,80<br />

MZ 1.6 WC<br />

Technik<br />

Eingangsbereich<br />

+0,80<br />

Technik<br />

Server<br />

Technik<br />

Abstl.<br />

VW 1.14 SV<br />

WB 1.1 Lager<br />

MU 1.1 Musik<br />

VW 1.10 Kommunikation<br />

MZ 1.2 Mehrzweckraum<br />

MU 1.2 Sammlung<br />

+0,80<br />

+0,00<br />

TRH<br />

PM.<br />

Technik<br />

Server<br />

LW 1.5 Lager MZ 1.4 Küche/Ausgabe WAT 1.6 Lehrküche<br />

MZ 1.5<br />

Technik<br />

Technik<br />

Eingangsbereich<br />

+0,80<br />

MZ 1.6 WC<br />

Eingangsbereich +0,80<br />

Garderobe<br />

MZ 1.1 Mensa/Cafeteria<br />

MU 1.2 Sammlung<br />

TRH<br />

LW 1.3 Kochen<br />

MU 1.1 Musik<br />

MU 1.2 Sammlung<br />

MU 1.1 Musik<br />

Technik<br />

MZ 1.6 WC<br />

Server<br />

WAT 1.1/1.3 Holz<br />

WAT 1.2/1.4 Metall<br />

D-Umkleide<br />

H-Umkleide<br />

D-Dusche/WC H-Dusche/WC<br />

1.Hilfe<br />

Lehrer<br />

Freiluftklasse<br />

1.Hilfe<br />

TRH<br />

+0,80<br />

+0,00<br />

D-Umkleide<br />

D-Dusche/WC<br />

H-Dusche/WC<br />

H-Umkleide<br />

Beh.-WC<br />

Lehrer<br />

Technik<br />

Technik<br />

Freiluftklasse<br />

-3,50<br />

+0,80<br />

TRH<br />

Foyer<br />

Foyer<br />

Schnitt<br />

B-B<br />

Schnitt<br />

B-B<br />

TRH<br />

+0,80<br />

Technik<br />

Technik<br />

Lehrer Beh.-WC 1.Hilfe<br />

H-Umkleide<br />

H-Dusche/WC<br />

D-Dusche/WC<br />

D-Umkleide<br />

-3,50<br />

TRH<br />

+0,80<br />

Lehrer<br />

1.Hilfe<br />

H-Dusche/WC<br />

D-Dusche/WC<br />

H-Umkleide<br />

IK 1.1 Therapie<br />

WF +0,80<br />

Foyer<br />

IK 1.1 Therapie<br />

D-Umkleide<br />

IK 1.2 Therapie<br />

IK 1.2 Therapie<br />

Schnitt<br />

A-A<br />

Angela Werner (3)<br />

Innenhof des Quartierszentrums<br />

ANGELA WERNER<br />

DRITTER ORT<br />

Das Projekt von Angela Werner sieht<br />

zwei kompakte Hoftypen vor, die im<br />

Zusammenspiel mit den beiden Bestandbauten<br />

– dem Modulbau und dem<br />

Taut-Pavillon – eine spannungsvolle<br />

Komposition bilden. Die Erdgeschosse<br />

sind auch nach dem Schulbetrieb öffentlich<br />

zugänglich; die Schule ist ein<br />

prototypischer Dritter Ort, also als Ort<br />

der Gemeinschaft, der einen Ausgleich<br />

zu Familie und Arbeitswelt bietet. Der<br />

Baukörper, der die städtebaulich wichtige<br />

Blockecke besetzt, fungiert dabei als<br />

Quartierszentrum. Sein Erdgeschoss<br />

hat mit Bibliothek, Mensa, zentralem<br />

Forum und anderen kommunikativen<br />

Bereichen auch nach Schulschluss einen<br />

sehr öffentlichen Charakter. Der<br />

zurückgesetzte zweite Baukörper hingegen<br />

bietet mit den beiden Dreifachsporthallen<br />

und den Inklusionsbereichen<br />

Sport- und Therapieangebote<br />

für alle Bewohner des Quartiers. Die<br />

Lernhäuser sind jeweils in den Obergeschossen<br />

um die mit großzügigen Terrassen<br />

versehenen Innenhöfe herum<br />

organisiert. -<br />

VW 1.4 1.Hilfe<br />

WB 1.3 Hausmeister-Werkstatt<br />

VW 1.11 Hausmeister<br />

MZ 1.1 Cafeteria<br />

GRUNDRISS ERDGESCHOSS - GESAMTÜBERSICHT<br />

Grundriss Erdgeschoss<br />

Forum in einem Lernhaus<br />

STUDENT IDEAS<br />

103


Petra Kleist (2)<br />

PETRA KLEIST<br />

PAVILLONSCHULE<br />

Blick vom Dammweg<br />

Grundriss Erdgeschoss<br />

Petra Kleist hat eine Pavillonschule entworfen, die vom Bild eines Baumes ausgeht.<br />

Ihre sich von den allgemeinen Bereichen im zentralen „Stamm“ zu den peripheren,<br />

den einzelnen Klassen vorbehaltenen Trakten hin verästelnde Struktur differenziert<br />

sich in pavillonartige Lernhäuser aus. Diese beherbergen einzelne „Klassenwohnungen“<br />

mit verschiedenen, intro- und extrovertierten Lernräumen. Jeder „Klassenzweig“<br />

verfügt über eine eigene Terrasse und einen unmittelbaren Zugang ins Freie.<br />

Die Außenbereiche sind dabei räumlich so stark definiert, dass man von grünen<br />

Klassenzimmern sprechen kann. Die Beschränkung auf zwei Geschosse erlaubt die<br />

Verwendung nachhaltiger Baumaterialien wie Lehm und Holz. -<br />

GRUNDRISS EG<br />

104 STUDENT IDEAS


Stammgruppe 1<br />

Großer Gruppenraum<br />

Stammgruppe 2<br />

Teamraum 2<br />

Teamraum 1<br />

Stammgruppe 2<br />

Stammgruppe 1<br />

Lager<br />

Herren<br />

WC<br />

Beh.<br />

WC<br />

Damen<br />

WC<br />

Lager<br />

Großer Gruppenraum<br />

Forum 4. Klasse<br />

Forum 4. Klasse<br />

Lichthof<br />

Forum 3. Klasse<br />

Forum 3. Klasse<br />

Technik<br />

THR<br />

Bewegungsraum<br />

Inklusion<br />

Geräteraum<br />

Therapieraum<br />

THR<br />

Stammgruppe 3<br />

Kleiner Gruppenraum<br />

Kleiner Gruppenraum<br />

Stammgruppe 4<br />

Stammgruppe 4<br />

Kleiner Gruppenraum<br />

Kleiner Gruppenraum<br />

Stammgruppe 3<br />

Damen<br />

Umkleide<br />

Herren<br />

Umkleide<br />

Damen<br />

Umkleide<br />

Herren<br />

Umkleide<br />

Fachraum Textil Lehrerraum<br />

Fachraum Holz Fachraum Metall<br />

Fachraum Elektro Fachraum Informatik Fachraum Kochen<br />

Damen<br />

Umkleide<br />

Sporthalle Sporthalle Sporthalle<br />

Herren<br />

Umkleide<br />

Stammgruppe 3<br />

Kleiner Gruppenraum<br />

Kleiner Gruppenraum<br />

Stammgruppe 4<br />

Stammgruppe 4<br />

Kleiner Gruppenraum<br />

Kleiner Gruppenraum<br />

Stammgruppe 3<br />

Forum 10. Klasse<br />

Forum 10. Klasse<br />

Lichthof<br />

Forum 9. Klasse<br />

Forum 9. Klasse<br />

Stammgruppe 1<br />

Großer Gruppenraum<br />

Lager<br />

Herren<br />

WC<br />

Beh.<br />

WC<br />

Damen<br />

WC<br />

Lager<br />

Stammgruppe 2<br />

Teamraum 2<br />

Teamraum 1<br />

Stammgruppe 2<br />

Großer Gruppenraum<br />

Stammgruppe 1<br />

Irina Miroschnitschenko (3)<br />

Bereich zwischen zwei Clustern<br />

IRINA MIROSCHNITSCHENKO<br />

CLUSTERSCHULE<br />

PERSPEKTIVE|ZWISCHEN ZWEI CLUSTER<br />

B<br />

Im Beitrag von Irina Miroschnitschenko<br />

gruppieren sich drei neue Baukörper<br />

und der Bestands-Modulbau um einen<br />

mittigen, geschützt gelegenen<br />

Schulhof. Die beiden Häuser mit den<br />

Klassenräumen sind als prototypische<br />

Clusterschule gemäß dem Leitbild des<br />

Münchner Lernhauses entworfen. Über<br />

einen gemeinsamen Vorbereich werden<br />

je Etage zwei Cluster erschlossen. Die<br />

Foren der Lernhäuser sind um Lichthöfe<br />

organisiert. Die in allen Geschossen<br />

umlaufenden Loggien werden auch<br />

als Rettungswege herangezogen. Ihr<br />

hölzernes Stabwerk ist für das Schulensemble<br />

gestaltprägend. -<br />

A<br />

A<br />

Blick vom Dammweg<br />

B<br />

Grundriss 1.OG<br />

GRUNDRISS | 2. OBERGESCHOSS M 1.200<br />

PERSPEKTIVE|KREUZUNG DAMMWEG UND AHORNSTRAßE<br />

STUDENT IDEAS<br />

105


DATA DRIVEN<br />

DESIGN<br />

Amanda Barbosa Jardim, Maximilian Müh<br />

106 DATA DRIVEN DESIGN


Grundsätzlich ist es gar nicht nötig, ein weiteres<br />

Einleitungskapitel zum Schlagwort<br />

‚Digitalisierung‘ zu schreiben. Die Digitalisierung<br />

ist da, mehrfach in vielen Kontexten<br />

beschrieben und sie wird auch bleiben.<br />

Zumindest so lange wir genug Strom haben.<br />

Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Nach<br />

über eineinhalb Jahren Corona-Pandemie<br />

hat sich die Mehrheit der Gesellschaft daran<br />

gewöhnt, den Tag mit der Recherche amtlicher<br />

Statistikdaten zu beginnen, den Kindern<br />

monatlich neue digitale Lernportale<br />

zu installieren, vermeintliche Datenschutzbedenken,<br />

zumindest bis zum nächsten geschäftlichen<br />

Videomeeting, zu relativieren<br />

und mit 20-min-Workouts, DIY-Videos oder<br />

virtuellen Wein-Tastings die eigene Freizeit<br />

zu gestalten. Zumindest der Teil der Gesellschaft,<br />

der wenig bis keine Probleme mit<br />

dem digitalen Zugang hat, muss gar nicht<br />

über die Zukunft spekulieren. Ein bisschen<br />

Abwarten reicht. Folgt man dem Burckhardt‘schen<br />

Postulat „Design ist unsichtbar“,<br />

lässt sich in Kürze am eigenen Leib<br />

erfahren, welche Verhaltensweisen, Prozessabläufe<br />

und Zeitrhythmen sich nachhaltig<br />

in unseren Alltag zementieren werden. Wie<br />

schon gesagt, vorausgesetzt wir haben genug<br />

Strom und überhaupt Zugang zu digitalen<br />

Technologien.<br />

Was aber passiert, wenn das plötzlich<br />

nicht mehr gegeben ist? Es bedarf keiner<br />

Blockbuster-Filme, um dieses Szenario<br />

eingehender zu beleuchten. Mitten in der<br />

Bewältigung der Corona-Pandemie hat die<br />

Flutkatastrophe im rheinlandpfälzischen<br />

und nordrheinwestfälischen Ahr- und Eifelgebiet<br />

eine gesamte Region innerhalb einer<br />

Nacht um alle lebenswichtigen Infrastrukturen<br />

gebracht. Von der Vielzahl menschlicher<br />

Opfer und immer noch Vermisster ganz zu<br />

schweigen. Kein Strom, kein sauberes Wasser,<br />

kein Mobilfunknetz, keine Kleidung,<br />

keine frischen Lebensmittel und teilweise<br />

kein Zuhause mehr. Ein Zustand, der bis<br />

dato sonst nur aus Geschichtsdokumenta-<br />

In principle, there is no need to write another<br />

introductory chapter on the keyword<br />

'digitalisation'. Digitisation is here, described<br />

several times in many contexts, and it<br />

is here to stay. At least as long as we have<br />

enough electricity. And that´s exactly the<br />

point. After more than a year and a half of<br />

the Corona pandemic, the majority of society<br />

has become accustomed to starting<br />

the day by researching official statistical<br />

data, installing new digital learning portals<br />

for the children every month, putting supposed<br />

data protection concerns into perspective,<br />

at least until the next business video<br />

meeting, and organising their own free<br />

time with 20-minute workouts, DIY videos<br />

or virtual wine tastings. At least the part of<br />

society that has little to no problems with<br />

digital access doesn't even have to speculate<br />

about the future. A little wait and see is<br />

enough. If we follow Burckhardt's postulate<br />

that "design is invisible", we will soon be<br />

able to experience first-hand which behaviours,<br />

processes and time rhythms will be<br />

permanently cemented into our everyday<br />

lives. As already mentioned, provided we<br />

have enough electricity and access to digital<br />

technologies in the first place.<br />

But what happens when this is suddenly no<br />

longer the case? We don't need blockbuster<br />

films to shed more light on this scenario.<br />

In the midst of coping with the Corona<br />

pandemic, the flood disaster in the Ahr<br />

and Eifel regions of Rheinland-Pfalz and<br />

Nordrhein-Westfalen deprived an entire<br />

region of all vital infrastructure within one<br />

night. Not to mention the large number of<br />

human victims and people still missing. No<br />

electricity, no clean water, no mobile phone<br />

network, no clothes, no fresh food and in<br />

some cases no home. A situation that until<br />

now seemed familiar only from history<br />

documentaries or the news feed of foreign<br />

news. Where digital and app-based corona<br />

certificates and test results were read in<br />

just a moment ago, smashed mobile home<br />

DATA DRIVEN DESIGN<br />

107


tionen oder dem News-Feed der Auslandsnachrichten<br />

bekannt schien. Wo eben noch<br />

digital und App-basiert Testergebnisse und<br />

Impfzertifikate ausgestellt oder eingelesen<br />

wurden, schwimmen zerschellte Wohnmobilteile,<br />

abgerissene Fassadenelemente<br />

und undefinierbarer Müll zwischen aufgeschwommenen<br />

Öltanks und Leergut. Inzwischen<br />

wurden etliche Bilder und (Handy-)<br />

Videos dieser Katastrophe im Netz auf den<br />

üblichen Kanälen hinterlegt und sind jederzeit<br />

abrufbar. Und doch werden sie das<br />

Wesentliche der Situation kaum vermitteln<br />

können. Welche Strukturen helfen dann,<br />

wenn es keine Strukturen mehr gibt? Es ist<br />

der Mensch selbst und das gesellschaftliche<br />

Kollektiv, das durch nachbarschaftliche<br />

Hilfe, ein Sich-Nützlich-Machen und Improvisation<br />

wieder erste Strukturen erschafft,<br />

die zumindest bis zum Eintreffen weiterer<br />

Außenhilfe den Zustand handhabbar machen.<br />

Bis dann irgendwann der Strom und<br />

das Mobilfunknetz wieder geht und durch<br />

die Aufräumarbeiten erste Normalität spürbar<br />

wird – auch wenn wegen kaputter Heizung<br />

immer noch kein Warmwasser fließt.<br />

Sicher. Katastrophen können immer und<br />

überall passieren und sind wenig kalkulierbar.<br />

Aber gerade für unsere Planungsdisziplinen<br />

wäre eine Rückkehr zum „business-as-usual“<br />

absolut fahrlässig. Wieviel<br />

sind also unsere aktuellen digitalen Technologien<br />

und Applikationen wert? Bemängeln<br />

wir immer noch die „digitale Unübersichtlichkeit“<br />

oder ist nicht eigentlich lange<br />

schon klar, dass wir unsere Instrumente<br />

zusammenführen müssen, um sie auf die<br />

wesentlichen klimatischen und sozialen<br />

Herausforderungen unserer gebauten Umwelt<br />

auszurichten? Der Begriff Instrumente<br />

schließt Technologien, Daten, Algorithmen<br />

und die zugehörigen Entwicklungs- und Designprozesse<br />

gleichermaßen ein. Wenn uns<br />

Technologie zukünftig unterstützen soll,<br />

kann sie kein arabesker Selbstzweck sein,<br />

sondern muss von allen Bau-, Gestaltungs-<br />

parts, torn-off facade elements and indefinable<br />

rubbish float between floated oil tanks<br />

and empties. In the meantime, several pictures<br />

and (mobile phone) videos of this catastrophe<br />

have been deposited on the on<br />

the usal web channels and can be accessed<br />

at any time. And yet they will hardly be<br />

able to convey the essence of the situation.<br />

What structures can help when there are no<br />

structures left? It is people themselves and<br />

the social collective that, through neighbourly<br />

help, making themselves useful and<br />

improvisation, create the first structures<br />

that make the situation manageable at least<br />

until further outside help arrives. Until, at<br />

some point, the electricity and the mobile<br />

phone network work again and the first signs<br />

of normality are felt as a result of the<br />

clean-up work - even if there is still no hot<br />

water because the heating is broken.<br />

Sure. Disasters can happen anywhere and<br />

at any time and are difficult to calculate.<br />

But especially for our planning disciplines,<br />

a return to "business-as-usual" would be<br />

absolutely negligent. So how much are our<br />

current digital technologies and applications<br />

worth? Are we still complaining about<br />

"digital clutter" or hasn't it actually been clear<br />

for a long time that we need to bring our<br />

tools together to align them with the key<br />

climate and social challenges of our built<br />

environment? The term tools includes technologies,<br />

data, algorithms and the associated<br />

development and design processes in<br />

equal measure. If technology is to support<br />

us in the future, it cannot be an Arabesque<br />

end in itself, but must be able to be shared<br />

and further developed by all building, design<br />

and planning disciplines. So what does<br />

Data Driven Design mean against this<br />

background? With which data and which<br />

algorithms can and do we want to design<br />

which processes from now on? Despite these<br />

big questions, however, the prospects<br />

are basically good. Thanks to cloud-based<br />

infrastructure, powerful software tools are<br />

108 DATA DRIVEN DESIGN


und Planungsdisziplinen gemeinsam genutzt<br />

und weiterentwickelt werden können.<br />

Was bedeutet also Data Driven Design vor<br />

diesem Hintergrund? Mit welchen Daten<br />

und welchen Algorithmen können und wollen<br />

wir ab jetzt welche Prozesse gestalten?<br />

Trotz dieser großen Fragen sind die Aussichten<br />

aber prinzipiell gut. Leistungsstarke<br />

Software-Tools sind dank cloud-basierter<br />

Infrastruktur immer einfacher und kostengünstiger<br />

über das Netz erreichbar und<br />

der offene Zugang zu Wissen und Daten<br />

ermöglicht eine gemeinschaftliche Technologieentwicklung<br />

und -diskussion auch<br />

über räumliche Grenzen hinaus. Aktuelle<br />

Forschungsförderungen beinhalten den<br />

interdisziplinären, ganzheitlichen Ansatz,<br />

sind gut dotiert und orientieren sich klar an<br />

den UN-Nachhaltigkeitszielen. Die Möglichkeiten<br />

künstlicher Intelligenz sind bislang<br />

nur im Ansatz erforscht worden. Die ersten<br />

Ergebnisse z.B. in der selbstlernenden Mustererkennung<br />

in der Materialforschung,<br />

in der Verkehrsplanung und Klimaanalyse<br />

sind aber bereits sehr vielversprechend.<br />

Gleichermaßen bieten Komponenten wie<br />

Spracherkennungssysteme, ChatBots oder<br />

die erweiterte, semantische Textanalyse<br />

ein enorm hohes Anwendungspotenzial<br />

in Design-, Kommunikations- und Beteiligungsprozessen.<br />

Es ist also an uns, nicht selbst, durch Daten<br />

getrieben, zum Designobjekt zu werden.<br />

Wer, wenn nicht wir, die gestaltenden Disziplinen,<br />

sind in der Lage die gegebenen<br />

Technologien neu zu kombinieren, Bausteine<br />

weiterzudenken und auf die anstehenden<br />

Herausforderungen auszurichten?<br />

Begnügen wir uns aber mit einer selbstreferenziellen<br />

Form der Gestaltung und bleiben<br />

innerhalb der Komfortzone der digitalen<br />

Spielekiste, wird Design und Planung zukünftig<br />

zunehmend an Relevanz verlieren.<br />

Mitte der 1990er Jahre erschien in Deutschland<br />

ein nicht unbeachtetes Pop-Album,<br />

das sowohl im Titel als auch gleichnamigen<br />

Song „Digital ist besser“ postulierte. Den Beweis<br />

sind wir bislang immer noch schuldig<br />

geblieben.<br />

becoming easier and cheaper to access via<br />

the web, and open access to knowledge<br />

and data enables collaborative technology<br />

development and discussion even across<br />

spatial boundaries. Current research funding<br />

includes the interdisciplinary, holistic<br />

approach, is well funded and is clearly oriented<br />

towards the UN Sustainable Development<br />

Goals. The possibilities of artificial<br />

intelligence have so far only been explored<br />

in rudimentary form. However, the initial<br />

results, e.g. in self-learning pattern recognition<br />

in materials research, traffic planning<br />

and climate analysis, are already very<br />

promising. Similarly, components such as<br />

speech recognition systems, chatbots or<br />

advanced semantic text analysis offer an<br />

enormously high application potential in<br />

design, communication and participation<br />

processes.<br />

So it is up to us not to become design objects<br />

ourselves, driven by data. Who, if not<br />

we, the designing disciplines, are in a position<br />

to combine the given technologies in<br />

a new way, to think further about building<br />

blocks and to align them with the upcoming<br />

challenges? But if we content ourselves with<br />

a self-referential form of design and remain<br />

within the comfort zone of the digital game<br />

box, design and planning will increasingly<br />

lose relevance in the future. In the mid-<br />

1990s, a not unnoticed pop album appeared<br />

in Germany that postulated "digital is<br />

better" in both the title and the song of the<br />

same name. So far, we still owe the proof.<br />

Prof. Dr.<br />

Axel Häusler<br />

DATA DRIVEN DESIGN<br />

109


KI -<br />

DIE KÜNSTLICHE INTELLIGENZ ALS<br />

MITARBEITERIN DER PLANUNG<br />

Michael Vössing vom KIT im Gespräch mit Axel Häusler<br />

Planen und Bauen sind seit jeher eng an technologische Innovationen geknüpft. Die aktuellsten<br />

Entwicklungen in der KI-Forschung versprechen aber nicht nur technische Unterstützung im Arbeitsalltag,<br />

sondern bieten auch Anlass unsere eigene Position als Planer:in neu zu hinterfragen.<br />

AH: Michael, Du beschäftigst Dich mit<br />

der Nutzung von künstlicher Intelligenz<br />

und der Frage wie Mensch und künstliche<br />

Intelligenz sinnvoll zusammenarbeiten<br />

können. Seit letztem Jahr arbeitet<br />

euer Institut mit einer Vielzahl von Firmen<br />

aus der Bauwirtschaft zusammen.<br />

Deine Forschungsgruppe am Karlsruhe<br />

Institute of Technology (KIT) arbeitet dabei<br />

unter anderem eng mit IBM zusammen.<br />

Wie bist Du in dieses spannende<br />

Berufsfeld geraten und was interessiert<br />

Dich an Deiner Arbeit besonders?<br />

MV: Bereits während meiner Promotion<br />

hatte ich die Möglichkeit sowohl mit<br />

Industrieunternehmen als auch Startups<br />

zusammenzuarbeiten, die künstliche<br />

Intelligenz schon jetzt nutzen, um<br />

unterschiedlichste Praxisprobleme zu<br />

lösen. Am Karlsruhe Service Research<br />

Institute (KSRI) legen wir einen großen<br />

Wert auf angewandte Forschung. Gerade<br />

in den letzten Jahren hat es sich gezeigt,<br />

dass Innovation Zusammenarbeit<br />

sowohl über Firmengrenzen als auch<br />

über Forschungsdisziplinen hinweg erfordert.<br />

Meine Rolle an der Schnittstelle<br />

von Industrie und Forschung fasziniert<br />

mich, weil es mir die Freiheit gibt komplexe<br />

Praxisprobleme mit akademischer<br />

Weitsicht und Gründlichkeit anzugehen.<br />

Eine enge Zusammenarbeit mit<br />

Industrieunternehmen bleibt in der Forschung<br />

sonst oft leider die Ausnahme.<br />

AH: In dem Projekt „Smart Design and<br />

Construction (SDaC)“ entsteht aktuell<br />

ein Ökosystem, das aus verschiedenen<br />

Firmen der Bauwirtschaft besteht, welche<br />

gemeinsam digitale Dienstleistungen<br />

auf Basis von Methoden der künstlichen<br />

Intelligenz entwickeln und diese<br />

zukünftig auf einer Plattform leicht zugänglich<br />

machen werden. Worin genau<br />

besteht die technische Innovation und<br />

der prozessuale Einfluss Eures Projekts?<br />

MV: Das Projekt „Smart Design and<br />

Construction“ (SDaC) wurde letztes<br />

Jahr vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie (BMWI) gefördert,<br />

um die Nutzung von künstlicher Intelligenz<br />

(KI) in der Bauwirtschaft voranzutreiben.<br />

In dem Projekt arbeiten<br />

Bauunternehmen, Technologiepartner<br />

und Bauverbände eng zusammen, um<br />

Themen anzugehen, auf die die Branche<br />

ansonsten vermutlich noch einige<br />

Jahre warten müsste. Im Fokus steht<br />

die Nutzung von künstlicher Intelligenz,<br />

um „Bauen“ von der Bauwerksplanung<br />

bis hin zur Bauausführung<br />

effizienter zu machen. Mein Team beschäftigt<br />

sich konkret damit, wie Computer<br />

Vision Ansätze in der Bauwirtschaft<br />

genutzt werden können. Aktuell<br />

entwickeln wir KI-Lösungen, die Architekt:innen<br />

durch die Erkennung von<br />

Elementen bei der Massenermittlung<br />

unterstützen oder die die Baudoku-<br />

110 DATA DRIVEN DESIGN


Dr.-Ing. Michael Vössing, Karlsruher<br />

Institut für Technologie, Karlsruhe<br />

Prof. Dr. Axel Häusler, Stadtplaner, Architekt &<br />

Geschäftsführer GRETAS GmbH, Köln<br />

Michael Vössing ist leitender wissenschaftlicher<br />

Axel Häusler lehrt seit 2014 Digitale Medien und<br />

Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsinformatik Entwerfen in den Studiengängen Stadtplanung und<br />

und Marketing (IISM) des Karlsruher Institut für DataScience an der TH OWL. Er initiierte u.a. den interdisziplinären<br />

Forschungsschwerpunkt ‚nextPlace‘<br />

Technologie (KIT). In seiner Forschung beschäftigt<br />

„<br />

er sich mit der Entwicklung von Informationssystemen,<br />

welche die Zusammenarbeit von Mensch und rungsprozesse durch digitale Geoinformations- und<br />

und untersucht städtische und regionale Verände-<br />

Maschine unterstützen.<br />

Simulationsmodelle.<br />

Gerade in den letzten Jahren hat es sich gezeigt, dass Innovation Zusammenarbeit<br />

sowohl über Firmengrenzen als auch über Forschungsdisziplinen hinweg erfordert.<br />

mentation für Bauleiter:innen durch<br />

die automatische Auswertung von Fotos<br />

erleichtern. Ziel des Projekts ist es,<br />

die entwickelten Lösungen auch kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen<br />

zugänglich zu machen.<br />

AH: Dein persönlicher Schwerpunkt<br />

liegt ja auf der kundenzentrierten Entwicklung<br />

von KI-Lösungen — eine Perspektive,<br />

die innerhalb unseres Instituts<br />

für die Forschungslinien Human-Centered-Design<br />

und Data-Driven-Design<br />

ebenfalls von besonderem Interesse<br />

ist. Wir denken, dass das Wissen über<br />

die Zusammenhänge zwischen unseren<br />

technologischen Systemen und dem<br />

System unserer räumlichen Umwelt gerade<br />

in Hinblick auf die Auswirkungen<br />

auf Verhalten und Lebensstil noch sehr<br />

wenig entwickelt ist.<br />

Worin bestehen Deiner Meinung nach<br />

die wesentlichen zukünftigen Herausforderungen<br />

in diesem Forschungsfeld?<br />

MV: Das Thema „kundenzentrierte<br />

Entwicklung“ wurde in den letzten Jahren<br />

von vielen Unternehmen aufgegriffen,<br />

beispielsweise durch die Methodik<br />

„Design Thinking“. Aber in der Praxis<br />

wird die einfache Grundidee „den Nutzer<br />

in den Mittelpunkt zu stellen“ leider<br />

oft nicht oder falsch umgesetzt. Gerade<br />

die Entwicklung von KI-Lösungen<br />

findet natürlich nicht in einem Vakuum<br />

statt. Ich kann gut verstehen, dass die<br />

Einführung von KI-Lösungen bei Mitarbeiter:innen<br />

schnell auf Unverständnis<br />

stoßen oder Ängste auslösen kann.<br />

Die kundenzentrierte Entwicklung von<br />

KI-Lösungen hat für mich zwei Facetten:<br />

Erstens müssen Nutzer möglichst<br />

DATA DRIVEN DESIGN<br />

111


„<br />

Aktuell ist zum einen die „wahrgenommene Hürde“ zur Technologie<br />

zu groß und zum anderen sind die Erwartungen in der Praxis zu<br />

stark von Sci-Fi Filmen geprägt. In der Bauwirtschaft gibt es aktuell eine große<br />

Bereitschaft neue Technologien zu nutzen, um historisch gewachsene Probleme<br />

neu anzugehen. Oft stehen die überzogenen Erwartungen an die Technologie aber<br />

leider dem Erfolg im Weg.<br />

früh und eng in die Entwicklung eingebunden<br />

werden. Nur so können die<br />

Bedürfnisse von Mitarbeiter:innen verstanden<br />

und die Mehrwerte von Automatisierung<br />

und Teilautomatisierung<br />

aufgezeigt werden. Zweitens muss auch<br />

die Nutzung von KI-Lösungen auf die<br />

Bedürfnisse der Nutzer ausgelegt sein.<br />

Hierbei stehen für uns insbesondere<br />

Lösungen im Fokus, bei denen eine<br />

künstliche Intelligenz komplementäre<br />

Fähigkeiten einbringt und daher eng<br />

mit Mitarbeiter:innen zusammenarbeitet.<br />

Unerlässlich ist hierfür, dass Empfehlungen<br />

transparent, verständlich<br />

und fair sind. Nur so kann eine solche<br />

Zusammenarbeit funktionieren. Aktuell<br />

gibt es aber noch keine „pauschalen<br />

Antworten“ darauf, was Transparenz<br />

konkret bedeutet, wie sichergestellt<br />

werden kann, dass Mitarbeiter:innen<br />

KI-Lösungen nicht blind vertrauen, und<br />

wie der verantwortungsvolle Umgang<br />

mit KI-Lösungen langfristig aussehen<br />

wird. In diesen Bereichen gibt es noch<br />

großen Forschungsbedarf, der über die<br />

technischen Fähigkeiten der KI-Lösungen<br />

hinausgeht.<br />

AH: Einer meiner persönlichen Kritikpunkte<br />

am bisherigen Verlauf der Digitalisierung<br />

ist, dass neue Innovationen<br />

zum größten Teil produkt- und absatzorientiert<br />

gedacht werden. Selbstverständlich<br />

benötigt jede unerprobte<br />

Entwicklungsarbeit irgendeine Form<br />

des „Return-On-Invest“. Aber durch die<br />

enorme Geschwindigkeit und stetig steigende<br />

Komplexität der technologischen<br />

Entwicklung sind eigentlich nur noch<br />

Expert:innen in der Lage deren Auswir-<br />

kungen abzuschätzen und eine fundierte<br />

Kritikfähigkeit zu entwickeln. Mit welchen<br />

Konzepten, Regelungen oder Beteiligungsformaten<br />

könnte nach Deiner<br />

Ansicht die große Menge gesellschaftlicher<br />

Endnutzer im Umgang mit der „digitalen<br />

Unübersichtlichkeit“ unterstützt<br />

werden?<br />

MV: „Digitale Unübersichtlichkeit“ beschreibt<br />

das Problem sehr gut. Aktuell<br />

ist zum einen die „wahrgenommene<br />

Hürde“ zur Technologie zu groß und<br />

zum anderen sind die Erwartungen in<br />

der Praxis zu stark von Sci-Fi Filmen<br />

geprägt. In der Bauwirtschaft gibt es<br />

aktuell eine große Bereitschaft neue<br />

Technologien zu nutzen, um historisch<br />

gewachsene Probleme neu anzugehen.<br />

Oft stehen die überzogenen Erwartungen<br />

an die Technologie aber leider dem<br />

Erfolg im Weg. Ein wichtiger Teil unserer<br />

Arbeit ist es daher gemeinsam mit<br />

Industriepartnern zu erarbeiten, wozu<br />

künstliche Intelligenz sinnvoll genutzt<br />

werden kann und wo die verfügbaren<br />

Daten ausreichen. In den letzten Jahren<br />

ist die Technologie dank Firmen wie<br />

IBM, Google oder Amazon so günstig<br />

und leicht zugänglich wie noch nie. Aktuell<br />

fehlt es aber noch an hochwertigen<br />

Schulungs- und Qualifizierungsangeboten,<br />

die gezielt auf die Bedürfnisse<br />

kleiner und mittlerer Unternehmen<br />

zugeschnitten sind. In dem Forschungsprojekt<br />

„Data Literacy“ vermitteln wir<br />

Unternehmen anhand von konkreten<br />

Anwendungsbeispielen die Mehrwerte<br />

der Technologie und zeigen ihnen, wie<br />

man ihre individuellen Problemstellungen<br />

angehen sollte.<br />

112 DATA DRIVEN DESIGN


AH: Zum Abschluss noch eine geografische<br />

Frage. Wie erlebst Du persönlich<br />

die unterschiedlichen KI-Innovationsgeschwindigkeiten<br />

im internationalen<br />

und auch im innerdeutsch-regionalen<br />

Vergleich?<br />

MV: Deutschland ist im internationalen<br />

Vergleich sicherlich sehr gut<br />

aufgestellt. Gerade beim verantwortungsvollen<br />

Umgang mit künstlicher<br />

Intelligenz sehe ich Deutschland und<br />

die Europäische Union in einer wichtigen<br />

Vorreiterrolle. Aufholen müssen<br />

wir langfristig, aber natürlich in der<br />

Grundlagenforschung. In den letzten<br />

Jahren hat das Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Energie „(BMWI) aber<br />

mit gezielten Fördermaßnahmen viele<br />

wichtige Weichen für den Forschungs-<br />

standort Deutschland gestellt. Industrien<br />

wie die Bauwirtschaft fangen gerade<br />

erst an künstliche Intelligenz zu<br />

nutzen, deshalb freue ich mich darauf,<br />

den Unternehmen zu helfen verantwortungsbewusst<br />

und nachhaltig zu<br />

agieren. Dafür ist es unerlässlich, dass<br />

wir Menschen und Mitarbeiter:innen in<br />

den Mittelpunkt stellen und verstehen,<br />

welche Stellschrauben für eine „ebenbürtige“<br />

Zusammenarbeit mit künstlicher<br />

Intelligenz wichtig sind.<br />

AH: Herzlichen Dank, Michael für das<br />

interessante Gespräch. Wir sind gespannt<br />

auf Eure weiteren Forschungsergebnisse<br />

und hoffen Dich bald bei uns<br />

wieder begrüßen zu dürfen. -<br />

Industrien wie die Bauwirtschaft fangen gerade erst an künstliche<br />

Intelligenz zu nutzen, deshalb freue ich mich darauf, den<br />

Unternehmen zu helfen verantwortungsbewusst und nachhaltig zu agieren.<br />

Gleichwertigkeit der<br />

Lebensverhältnisse<br />

Einer der Grundpfeiler der bundesdeutschen Raumordnung<br />

ist der im Grundgesetz verankerte Auftrag zur zur Schaffung<br />

gleichwertiger Lebensverhältnisse. Das Das „gleichwertig“ dabei dabei nicht nicht<br />

„gleich“ heißt, ist ist hinlänglich bekannt. Darüber hinaus ist ist die die<br />

Debatte so vielfältig geführt wie wie die die Lebensbedingungen, die die sich sich<br />

in der Bundesrepublik vorfinden lassen. Welche Trends Trends in in diesem diesem<br />

Bereich aufleuchten, nicht nicht zuletzt auch auch Aspekte der der Versorgung<br />

und Wettbewerbsfähigkeit, welche welche die die Pandemie Pandemie stärker stärker in in<br />

den Fokus gerückt hat, hat, zeigen zeigen einige einige Beiträge Beiträge in in der der aktuellen aktuellen<br />

Ausgabe der der RaumPlanung. RaumPlanung. Ein Ein ausführlichen ausführlichen Einblick Einblick und und bunter bunter<br />

Mix<br />

Mix<br />

in<br />

in<br />

die<br />

die<br />

Gegensätze<br />

Gegensätze<br />

von<br />

von<br />

oben<br />

oben<br />

und<br />

und<br />

unten,<br />

unten,<br />

Ost<br />

Ost<br />

und<br />

und<br />

West,<br />

West,<br />

zentral<br />

zentral<br />

und<br />

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dezentral<br />

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erwarten<br />

erwarten<br />

Sie<br />

Sie<br />

in<br />

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einem<br />

einem<br />

thematisch<br />

thematisch<br />

vielfältigen<br />

vielfältigen<br />

und<br />

und<br />

doch<br />

doch<br />

fokussierten<br />

fokussierten<br />

RaumPlanung-Heft<br />

RaumPlanung-Heft<br />

„Gleichwertigkeit<br />

„Gleichwertigkeit<br />

der<br />

der<br />

Lebensverhältnisse“.<br />

Lebensverhältnisse“.<br />

Informationskreis für Raumplanung (IfR) e.V.<br />

Informationskreis für Raumplanung (IfR) e.V.<br />

Adresse:<br />

Kontaktdaten:<br />

Adresse:<br />

Kontaktdaten:<br />

Gutenbergstraße 34 Tel. 0231 7595-70<br />

44139<br />

Gutenbergstraße<br />

Dortmund<br />

34<br />

info@ifr-ev.de,<br />

Tel. 0231 7595-70<br />

www.ifr-ev.de<br />

44139 Dortmund<br />

info@ifr-ev.de, www.ifr-ev.de<br />

6 Ausgaben pro Jahr<br />

Ausgaben pro Jahr<br />

Jahresabonnement: 91 € (inkl. Versandkosten)<br />

Jahresabonnement: 91 (inkl. Versandkosten)<br />

Einzelpreis: 19 € (zzgl. Versandkosten)<br />

Einzelpreis: 19 € (zzgl. Versandkosten)<br />

DATA DRIVEN DESIGN<br />

RaumPlanung RaumPlanung 212 212 / 3/4 3/4 - - <strong>2021</strong> <strong>2021</strong><br />

113


FAÇADE 4.0<br />

Boris Storz , Nutzungsrecht: Schüco International KG<br />

The new digital life-cycle of the building envelope<br />

'The digital transformation will change everything' – with this quote in<br />

mind a deep look into the current façade business will be given with a<br />

special attention to digitalization.<br />

DANIEL ARZTMANN, TOMAS MENA LOZADA AND JHOSANGELA RAMÍREZ<br />

This paper provides insights into the current situation from the perspective of an international<br />

façade system supplier and gives examples from daily work and scientific research projects.<br />

Digitalization influences the façade business already in nearly each planning step. Renderings<br />

and visual simulation helps the architect to make decisions in the early planning stage. In addition,<br />

the development of 3D visualization has led to the creation of 3D tutorials for installations<br />

purposes. Finite element analysis, parametric planning tools and rapid prototyping are used in<br />

the façade system development to control design parameters without the necessity of a physical<br />

mockup. In the future, the cyber physical systems and 3D-tutorials in combination with<br />

synchronization of the data from the digital building twin will lead to zero tolerance fabrication<br />

and installation of complex façade products with sensor/motor- interfaces. These sensor driven,<br />

automated and interconnected products - like the so-called active noise cancelling façade components<br />

- are the base for an intelligent, self-controlled building envelope. Further innovations<br />

are expected in the process steps of façade maintenance and upgrading that will have huge consequences<br />

regarding a planned and controlled end of life.<br />

The above shows that digitalization is already established in each step of the current façade life-cycle.<br />

An interconnection of these currently isolated digitized steps will lead to a digital transformation<br />

of the full process. The result would be a new digital life-cycle of the building envelope<br />

with a continuous data flow and indispensable consequences throughout the full process that<br />

provides a fertile ground for innovations in the digital age.<br />

114 DATA DRIVEN DESIGN


INTRODUCTION<br />

The digital transformation is one of<br />

the main drivers in business development<br />

of our days. While digitization<br />

showed a steady growth path during<br />

the last decades of the 20th century,<br />

it shows an exponential and explosive<br />

growth from the beginning of the 21st<br />

century until today. According to Krys<br />

and Klaus (2017), the most important<br />

levers for this development are: digital<br />

data, automation, connectivity and digital<br />

customer access.<br />

In 2015, McKinsey Global Institute released<br />

their industry digitization index<br />

in which they stated that “the construction<br />

industry is among the least digitized”<br />

(Agarwal et. al 2019). Some of<br />

the main reasons for this are the slow<br />

adoption of processes technology innovations<br />

as well as challenges in project<br />

management, performance management<br />

and supply chain practices.<br />

Furthermore, investment in R&D in the<br />

construction field is far behind other<br />

industries.<br />

Looking at the façade industry, the user<br />

expectation on a modern digitized product<br />

seems to be very clear. It must fit<br />

into the so called smart home concept,<br />

where totally different devices are digitally<br />

connected and communicate with<br />

each other with the aim of improving<br />

the quality of life, security and comfort.<br />

An example application for that is the<br />

so-called scenario control in modern<br />

office rooms: a smart control device<br />

which offers different scenarios that<br />

can be chosen by the user according to<br />

the use of the room. If the room should<br />

be prepared for a meeting, a push on<br />

the correct button controls different<br />

motorized devices: windows get closed<br />

to improve acoustic quality, climatization<br />

regulates temperature and relative<br />

humidity, roller shutters improve<br />

visual quality and reduces heat gains,<br />

the beamer is switched on and is ready<br />

for presentation, etc. But the digital<br />

transformation of the façade business<br />

means much more as the above mentioned<br />

developments are already in<br />

progress. This paper provides insights<br />

into the current situation of façade digitalization<br />

from the perspective of an<br />

international façade system supplier<br />

and gives examples from daily work<br />

and scientific research projects.<br />

THE FAÇADE LIFE-CYCLE WITH<br />

DIGITIZED PROCESS STEPS<br />

The Economic Times (2019) states that<br />

a product life-cycle is a cycle throughout<br />

which every product goes through<br />

from introduction to withdrawal<br />

or eventual demise. This chapter gives<br />

an overview about the façade specific<br />

life-cycle (Figure 1) and how digitization<br />

is already implemented in its different<br />

process steps.<br />

EARLY DESIGN STAGE<br />

In the early planning process, the façade<br />

gets designed and specifications are<br />

defined to meet the technical and aesthetical<br />

requirements of the building.<br />

In this process step a close collaboration,<br />

with an unequivocal exchange of<br />

information, between the project architects,<br />

façade consultants and façade<br />

developers is necessary to achieve<br />

a good façade design. The process<br />

gets more and more digitized thanks<br />

to three-dimensional visualization methods<br />

in form of renderings and movies<br />

that help to provide a realistic representation<br />

of the designed product.<br />

Additionally, the façade industry uses<br />

Fig. 1: The façade life-cycle with its different processes<br />

Daniel Arztmann, Tomas Mena Lozada, Jhosangela Ramírez<br />

DATA DRIVEN DESIGN<br />

115


virtual reality to allow spatial experience.<br />

Visual models produced by rapid<br />

prototyping have the power to explain<br />

the aesthetical impact of complex façade<br />

details. Moreover, another kind of<br />

digitization in this early planning stage<br />

is the digital platforms for product research<br />

and comparison.<br />

SYSTEM DEVELOPMENT STAGE<br />

Fig. 2: Finite element analysis assists with a prediction of the<br />

structural behavior in the early planning stage<br />

In this phase, the detail development of<br />

the façade takes place. Metal workers,<br />

cladding companies and system supplier<br />

fine-tune the façade for its final<br />

performance. A holistic detail design<br />

that considers the complete façade life-cycle<br />

is very important, as it influences<br />

its fabrication, installation and the<br />

recycling potential of the façade. When<br />

a new product is designed, it is essential<br />

to check if the performance criteria<br />

(e.g. wind and water tightness, security<br />

issues) are met. These tests were<br />

mainly executed after completion of<br />

the detail development process, with<br />

physical mockups in the test laboratory.<br />

If the new developed product failed<br />

in one of those tests, an alteration of<br />

the product could be very time-consuming<br />

and costly. Nowadays, modern<br />

digital simulation methods provide the<br />

possibility to run preliminary tests that<br />

allow for a performance check and fine-tuning<br />

of the system in the ongoing<br />

product development. Finite element<br />

tools for example assist to analyze<br />

the façade according to thermal and<br />

acoustical properties and its structural<br />

behavior (Figure 2).<br />

Thanks to these tools it is possible to<br />

make predictions regarding the façade<br />

performance in aspects like wind and<br />

air tightness, punctual structural impacts<br />

from flying parts as well as effects<br />

of seismic activities (Arztmann, 2018).<br />

The change to three-dimensional construction<br />

drawings in addition to rapid<br />

prototyping for complex details, enables<br />

a simplified solution identification.<br />

Combined with new generative design<br />

methods like the geometry or topology<br />

optimization, the design of a new generation<br />

of sustainable and resilient façades<br />

seems to be possible. Although the<br />

simulation of a façade construction in<br />

the early planning stage offers great<br />

opportunities to fine-tune a system<br />

design, it must be understood as a preliminary<br />

check of the design that does<br />

not replace the final check of a façade<br />

system via laboratory tests.<br />

FAÇADE FABRICATION<br />

P. Riechmann, Schüco<br />

The future of digitized façade fabrication<br />

seems to move towards restructuring<br />

the façade workshops based on<br />

cyber-physical systems (CPS). Luber<br />

and Litzel (2019) define these systems<br />

as mechanical components that are<br />

interconnected in a network or with<br />

modern information techniques. These<br />

CPS are already found in todays´<br />

façade workshops in the form of digitally<br />

connected machineries. These<br />

machineries are supplied with specific<br />

production data coming out of the<br />

planning and development phase and<br />

they are able to control the different<br />

processing steps like milling, sawing,<br />

116 DATA DRIVEN DESIGN


drilling, etc. automatically without the<br />

need of human interaction. On a scientific<br />

level, further fabrication specific<br />

investigations can be found regarding<br />

the use of robots and augmented reality<br />

during production. Augmented<br />

reality seems to be a very interesting<br />

topic in façade business since it has<br />

the power to improve the quality level<br />

and safety during production. Robots<br />

might be a next step on the way to free<br />

human workers from dirty, dull and<br />

dangerous jobs and to improve quality<br />

of the products by reducing errors.<br />

Nevertheless, this would necessitate<br />

a rethinking in product development<br />

with a consideration of robot specific<br />

production principles and a change of<br />

working environments that are, at the<br />

moment, not suitable for robot automation.<br />

FAÇADE INSTALLATION<br />

The façade installation is one of the<br />

most critical process steps in the façade<br />

life-cycle that has huge influences<br />

on the performance quality of the end<br />

product. As the façade installers are<br />

not involved in the first life-cycle phases,<br />

a clear and unequivocal transfer of<br />

installation knowledge must be provided.<br />

This gets even more important in<br />

times of globalization where a façade<br />

that is designed for a project in e.g.<br />

Asia might be developed in central Europe.<br />

Due to this, modern companies<br />

change their product documentation<br />

from very complex fabrication and installation<br />

drawings, overloaded with<br />

written explanations, into easy, understandable<br />

and language independent<br />

video documentation. Another problem<br />

in the installation phase occurs<br />

when unexpected tolerances (i.e. of<br />

the building shell) are recognized too<br />

late, and the corresponding adjustments<br />

during fabrication are no longer<br />

possible. A continuous monitoring of<br />

the construction progress with modern<br />

monitoring devices like 3D-scanners<br />

or drones, followed by an instant<br />

comparison with the originally planned<br />

data and a clash alert if unexpected tolerances<br />

are recognized seems to be a<br />

digital solution. These issues in façade<br />

installation show the importance of<br />

data connection throughout the fabrication<br />

and installation phase reason<br />

why some companies in façade business<br />

start to develop cloud based project<br />

management platforms. Their aim<br />

is to save data through the entire façade<br />

design process to be able to provide<br />

data when and where is needed. This<br />

should help the involved parties in<br />

façade business to minimize risks and<br />

to achieve goals in terms of time, cost<br />

and quality (PlanToBuild, 2019).<br />

FAÇADE OPERATION<br />

This process step is a very important<br />

one as it has the highest influence on<br />

the user-satisfaction. To meet the expectations<br />

on the so called “smart-home”<br />

concept, products are designed<br />

as so called “cognitive active systems”<br />

(Strube, 1998). A cognitive active system<br />

in façade business can be defined<br />

as a mechanical system with an adaptive<br />

and indirect connected motor<br />

and sensor interface (Figure 3). The<br />

sensor interface gets stimulated by<br />

an external influence, this stimuli gets<br />

recognized, analyzed and gives an adapted<br />

impulse to the motor interface<br />

that initiates an action. A good example<br />

for such a cognitive active system<br />

is the research called “Acoustic<br />

Fig. 3: The use of cognitive active systems enlarges the<br />

potential for innovations in façade business<br />

W. Heusler<br />

DATA DRIVEN DESIGN<br />

117


'protection mechanisms with regards<br />

to the specific sound perception of individuals.<br />

UPDATE / UPGRADE / MAINTENANCE<br />

Fig. 4: The development of well-defined intersections is essential for<br />

fast and easy replacement of components<br />

Window with Active Noise Controlling”.<br />

The aim of the research (Suh, 2017),<br />

was to developed a window with very<br />

good sound reduction properties in<br />

an open position. To meet this goal several<br />

components are combined and<br />

inter-connected: A sensor is installed<br />

to control the noise level outside the<br />

building. When the noise level reaches<br />

a defined level, an active noise control<br />

(ANC) mechanism installed in the vent<br />

frame, produces a frequency dependent<br />

counter sound that balances the<br />

noise transferred to the interior. If the<br />

outside noise level is too high to get<br />

balanced by ANC, the sensor gives an<br />

impulse to the motor interface of the<br />

window and the vent frame gets automatically<br />

closed. If the outer noise level<br />

decreases again, the window opens automatically<br />

with the help of the motor<br />

interface. The sensor used for the above<br />

mentioned ANC-window measures<br />

the general interior noise level. Some<br />

research institutes are already investigating<br />

the potential of so called “wearable”<br />

or “embedables” that for example<br />

can be installed in the ear or embedded<br />

under the skin. These new kind of<br />

sensors can be used to measure the<br />

stress level of individuals and can recognize<br />

why the stress occurs. It can be<br />

imagined as a futuristic sensor in the<br />

ANC-window that controls the noise<br />

W. Heusler<br />

As explained above, modern adaptive<br />

façade products become more complex<br />

with a wide variety of components.<br />

The mentioned ANC-window installed<br />

in an aluminum façade is an example<br />

construction with various components<br />

that differ in their life expectations and<br />

innovation cycles. The aluminum facade<br />

has a predicted life expectancy of<br />

approximately 30 years, appropriate<br />

maintenance presumed. The sensor<br />

interface of the ANC-window might be<br />

a first edition of a high-tech product<br />

with an innovation cycle of 10 years or<br />

less. Furthermore, the sensor interface<br />

is susceptible to interferences, due<br />

to missing long-term experience. Without<br />

a well-defined intersection between<br />

the façade and the ANC-window<br />

an individual exchange of the single<br />

components and with this an update<br />

or upgrade of the entire facade is<br />

hardly possible. With regards to sustainability<br />

aspects, the just explained<br />

well-defined intersection between the<br />

different components of a façade that<br />

enables a fast and easy replacement is<br />

vital (Figure 4). Furthermore, a specific<br />

maintenance and upgrading plan for<br />

the façade with all its components has<br />

to be created that must be easily accessible<br />

throughout the complete product<br />

life span. Technologies like radio<br />

frequency identification (RFID) or near-field<br />

communication (NFC) can assist<br />

here with data management already<br />

visible in the global facade business<br />

(Lothar, 2019). Another digital technology<br />

that takes part in the maintenance<br />

of facades is the use of robots for façade<br />

cleaning purposes. Although the<br />

cleaning of highrise-building facades<br />

in the past and even today was mostly<br />

done by humans, modern companies<br />

already offer solutions with robots that<br />

provide a very effective cleaning method<br />

with the possibility for individual<br />

cleaning intervals.<br />

118 DATA DRIVEN DESIGN


insulation bars<br />

upper corner connection<br />

T-connection<br />

façade fixation<br />

PA-connectors<br />

lower corner connection<br />

Dismantling of USC 65 unit<br />

1. Removal of glazing beads<br />

2. Removal of glazings and panel construction and separation depending on material<br />

3. Removal of EPDM gaskets (outer and inner glazing gaskets)<br />

4. Cutting of framing profiles depending on impurities<br />

dry glazing<br />

Allocation of Schüco materials % by weight total % by weight AL only<br />

Category 1 / 3 (glazing beads, glass support) 9,5 % 12 %<br />

Category 4 (insulated framing profiles) 41 % 48,5 %<br />

Catergory 5 (insulated profiles with impurities) 33 % 39,5 %<br />

EPDM gaskets, allocated to homogenous EPDM scrap 14 %<br />

Others 2,5 %<br />

Daniel Arztmann, Tomas Mena Lozada, Jhosangela Ramírez<br />

Fig. 5: A well defined and documented recycling strategy allows for a controlled end-of-life scenario<br />

THE END OF LIFE<br />

Each product has its specific end of<br />

life. For a building envelope this can<br />

be when a building gets completely<br />

demolished or when a façade does no<br />

longer meet the functional or aesthetical<br />

demands of the owners or users,<br />

whereas the latter can be prolonged<br />

with value-preserving repair measures<br />

or value-adding reconstruction and<br />

modernization measures. Some façade<br />

manufacturers consider the end of<br />

life of their product already in product<br />

development. They develop so called<br />

recycling scenarios with information<br />

about the different components and<br />

materials and how to manage a sorted<br />

separation of these (Arztmann,<br />

2010). A controlled recycling strategy<br />

is unavoidable to be able to meet the<br />

requirements of modern sustainability<br />

standards (Figure 5). Important in<br />

this scenario is a faultless information<br />

transport over an expected period of<br />

30 – 50 years, the life expectancy for<br />

an aluminum façade. The above mentioned<br />

RFID or NFC technology provides<br />

the possibility of saving the proportionate<br />

data directly “on the product”.<br />

However, it must be ensured that these<br />

data can be read and evaluated in the<br />

far future. A provisioning of these data<br />

in a virtual environment like the digital<br />

building twin seems to be more reasonable<br />

and promising.<br />

The previous chapter explains the process<br />

steps of the so called façade life-cycle<br />

and shows that digitalization<br />

already has entered and influenced<br />

these in many ways. An interconnection<br />

of these currently isolated digitized<br />

steps will lead to a digital transformation<br />

of the full facade life cycle. To<br />

make this possible, it is important to<br />

establish collaborative environments<br />

to allow a continuous data flow with<br />

indispensable consequences throughout<br />

the full process. One example for<br />

such a collaborative environment can<br />

be found in Building Information Modeling.<br />

DATA DRIVEN DESIGN<br />

119


Schüco<br />

Fig. 6: The digital building twin is a realistic image of a project in a virtual environment<br />

BIM – A COLLABORATIVE ENVIRON-<br />

MENT IN BUILDING INDUSTRY<br />

Building information modeling (BIM), is<br />

the digital representation of buildings<br />

or other constructions that include data<br />

associated with physical and functional<br />

characteristics. Therefore, it covers<br />

more than just geometry. It also covers<br />

spatial relationships, geographic information,<br />

costs, quantities and properties<br />

of building components. BIM can<br />

be viewed as a virtual process that encompasses<br />

all aspects of the construction<br />

project within a single model, allowing<br />

the project teams to collaborate<br />

and coordinate their work package with<br />

other parties creating a more integrated<br />

approach to project delivery.<br />

Additionally, BIM considers not only<br />

project phases from design to production<br />

but also the full life span of the<br />

building including operation and facilities<br />

management, maintenance and<br />

the end of life. As Birrel (2014) states,<br />

“it is anticipated that BIM will enable all<br />

of the project information to be stored<br />

in one central location as opposed to<br />

spread out over multiple servers, facilitating<br />

easy access to project information<br />

and data at each stage of the project<br />

life-cycle”. This platform will enable the<br />

building project to be built twice, once<br />

in a virtual environment, the so called<br />

digital twin, and once on the construction<br />

site, this will allow a high level of<br />

efficiency during the life-cycle of the<br />

project (Figure 6).<br />

FAÇADE ENGINEERING IN THE BIM<br />

ENVIRONMENT<br />

The digital building twin is a realistic<br />

image of the project in a virtual environment.<br />

It represents all information<br />

provided by the supplying industries<br />

in digital form. But how can this<br />

information be generated and how<br />

can digitalization improve these processes?<br />

BIM has certain standards and<br />

protocols for building construction.<br />

The most developed until now is the US<br />

National BIM standard which is published<br />

in the BIM forum. There is as well<br />

a standard called PAS 1192 developed<br />

by the United Kingdom. Both protocols<br />

set specifications that serve as a guidance<br />

to developed BIM projects. The<br />

problem with these standards is that<br />

it does not provide enough guidance<br />

or protocols for specialist contractors.<br />

There are no guidelines for the facade<br />

industry and their design workflow.<br />

So far, the facade industry has made<br />

efforts to incorporate its façade products<br />

into BIM families so that architects<br />

and other external partners can<br />

use them for the development of the<br />

building conceptual design. However,<br />

the creation of these families is totally<br />

disconnected from the facade design<br />

workflow. The idea for the near future<br />

is to create a BIM execution plan (BEP)<br />

for the facade process that defines a<br />

specific facade design workflow and<br />

specific stages of the facade life-cycle.<br />

The BIM process will take advantage of<br />

120 DATA DRIVEN DESIGN


Fig. 7: Provision of input data for the digital building<br />

twin today (top) and in future (bottom), after the digital<br />

transformation<br />

the potential of scripted environments<br />

as they can integrate and automate several<br />

processes independently of software<br />

constrains. With leveraging open<br />

APIs and open source libraries, the processes<br />

can be tailored automated in<br />

different scales and scopes. With this<br />

integration, the BIM execution plan will<br />

store all the technical information of<br />

the façade in one single interface.<br />

An approximation of this dynamic<br />

workflow for customized façade solutions<br />

was created in the Master thesis<br />

developed at the University of Applied<br />

Sciences Detmold, Germany called<br />

“Automation of Processes in the Façade<br />

Engineering Field” (Ramírez, 2019).<br />

In this research a BIM execution plan<br />

was created and a guideline of how to<br />

work in a collaborative environment<br />

in Revit was generated (Figure 7). The<br />

new platform supports the current<br />

development stages of façade design<br />

and automates certain processes with<br />

the use of the graphical algorithm editor<br />

called Dynamo. The new platform<br />

avoids the human error and reduces<br />

time schedule.<br />

In a broader view, the BIM execution<br />

plan shows the potential of having a<br />

full facade life-cycle. At the culmination<br />

of all the BIM modeling throughout the<br />

project, the model will include operation<br />

and maintenance as well. Information<br />

like installation videos, warrants,<br />

„<br />

Peter<br />

The best way to predict the<br />

future is to create it.<br />

Ferdinand Drucker, 1909-2005<br />

Jhosangela Ramírez (2)<br />

DATA DRIVEN DESIGN<br />

121


Fig. 8: The digitally transformed façade life-cycle with inter-connected process steps and holistic data-management<br />

ownership, and maintenance manuals<br />

can be embedded to the model. This<br />

façade stages go around the project giving<br />

always important information and<br />

setting more control during the entire<br />

façade life span creating like this a digital<br />

building twin (Figure 8).<br />

lifecycle with a special focus on the<br />

interconnection of the currently isolated<br />

process steps and a continuous<br />

data flow that will lead to indispensable<br />

consequences throughout the full<br />

process. -<br />

CONCLUSION AND OUTLOOK<br />

This paper gives a deep input into the<br />

current lifecycle of the building envelope<br />

and shows how digitization<br />

has already entered the different process<br />

steps. It describes the Building<br />

Information Modeling as an interdisciplinary<br />

collaborative platform in the<br />

building business with the potential<br />

to establish a digital transformation<br />

of the processes in the façade industry.<br />

The BIM process will reduce risks<br />

and because of its parametric nature<br />

will reduce time schedule as well. The<br />

digital transformation is necessary<br />

for a smart digital data generation as<br />

an input for the digital building twin.<br />

It necessitates a review of the façade<br />

References:<br />

Agarwal, Rajat, Shankar Chandrasekaran, Mukund Sridhar.<br />

„Imagining construction´s digital future”. https://www.mckinsey.com/<br />

industries/capital-projects-and-infrastructure/our-insights/imagining-constructions-digital-future<br />

(accessed June 25, 2019).<br />

Arztmann, Daniel. “Climate Change and its Influence on Glazed Curtain<br />

Wall Design”. Engineered Transparency 2018: 149-157. Ernst & Sohn. 2018<br />

Arztmann, Daniel. “Recycling of Façade Systems”. Master Thesis at the<br />

University of Applied Sciences Detmold, Germany. 2010<br />

Birrel, Danny. “A Research and Delivery Foundation for the Facade<br />

Design Process Utilising Building Information Modelling”. Master Thesis at<br />

the University of Bath, United Kingdom. 2014<br />

The Economics Times. “Definition of ‘Product Life Cycle’”. https://<br />

economictimes.indiatimes.com/definition/product-life-cycle (accessed<br />

July 2, 2019)<br />

Heusler, Winfired, Eva-Maria Faltus, Daniel Arztmann. “Gesunde<br />

Gebäude gesund bauen”. Glasbau 2018: 59-75. Ernst & Sohn. 2018<br />

122 DATA DRIVEN DESIGN


Dipl.-Arch. Tomas Mena Lozada, MEng<br />

Architect, graduated from the Universidad Central de Venezuela<br />

awarded with final project highest-grade recognition.<br />

After an extensive career experience in design, construction<br />

and project managing, he moves to Germany in 2016, to<br />

pursue his master studies. During this time, he co-developed<br />

Cliphut, a parametric building system in wood<br />

focused on self construction using computational design<br />

and digital fabrication. The project was awarded Best Idea<br />

by Metsawood´s Openwood on-line platform among other<br />

publications. In 2018 he obtained the title of Master in<br />

Engineering with Valedictorian mention at the Technische<br />

Hochschule Ostwestfalen-Lippe where still participates<br />

as guest lecturer. Currently he is Senior Computational Designer<br />

at Schueco where he connects different technologies<br />

to innovate in the AEC industry.<br />

Prof. Dipl.-Ing. Daniel Arztmann, MEng<br />

Schüco Int. KG, Bielefeld<br />

Daniel has a Diploma in Architecture and a MEng in Facade<br />

Construction. He works for Schüco in Bielefeld where he<br />

started as a facade consultant for high rise projects. Later<br />

he became head of R&D for emerging markets. Today, he is<br />

the head of the building physics department for international<br />

projects at Schüco. Since 2010 he is teaching in the facade<br />

master program at the Detmold School of Architecture<br />

and Interior Architecture where he today holds the chair for<br />

Facade Construction. He is a specialist in façade design and<br />

construction and an active member of the European Facade<br />

Network (EFN).<br />

Krys, Christian, Klaus Fuest. “Roland Berger Trend Compendium<br />

2030”.October 2017. https://www.rolandberger.com/en/ Dossiers/<br />

Trend-Compendium.html (accessed June 25, 2019).<br />

Lother, Klaus. “RFID revolutioniert komplexen Fassadenbau”. https://<br />

www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/mikroelektronik/rfid-revolutioniert-komplexen-fassadenbau/<br />

(accessed August 23, 2019)<br />

Luber, Stefan, Nico Litzel. “Was ist ein Cyber-physisches System<br />

CPS?”. https://www.bigdata-insider.de/was-ist-ein-cyber-physischessystem.<br />

(accessed July 8, 2019)<br />

PlanToBuild. https://www.plantobuild.de (accessed July 8,2019)<br />

Ramirez, Jhosangela. “Automation of Processes in the Façade Engineering<br />

Field”. Master Thesis at the University of Applied Sciences Detmold,<br />

Germany. 2019<br />

Strube, Gerhard. “Modelling Motivation and Action Control in Cognitive<br />

Systems”. Mind Modelling: 89-108. Pabst. 1998<br />

Suh, Byong Kook. “A Research for Technologies of Sound Reduction on<br />

Windows”. Master Thesis at the University of Applied Sciences Detmold,<br />

Germany. 2017<br />

Dipl.-Arch. Jhosangela Ramírez, MEng<br />

has a Diploma in Architecture and a MEng in Facade Design.<br />

In her first years of professional experience, she worked as<br />

a design architect for Constracta (Venezuela) and Edifikarch<br />

(Miami). She later on started as a working student at Schüco<br />

International in Bielefeld while doing her Meng in Façade<br />

Design. After finishing her Master's degree, she worked<br />

as a Research Associate at the Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe,<br />

developing a research project for digital<br />

process optimization in Facade Engineering. She currently<br />

works in the computational design department as a Digital<br />

Process Manager at Schüco International.<br />

DATA DRIVEN DESIGN<br />

123


Stadt Detmold<br />

Die Detmolder Innenstadt steckt voller Daten. Das Projekt „Smart, 3D und<br />

historisch“ und andere Projekte machen sie sichtbar<br />

SANDRA MÜLLER UND MARTIN KÖLCZER<br />

DIE STADT DER ZUKUNFT IST AUF DATEN GEBAUT<br />

Ein Einblick in Bits & Beton bei der Stadt Detmold<br />

Nicht nur Metropolen wie Berlin, London<br />

oder Paris nutzen Daten zur Planung<br />

und Gestaltung ihrer Städte. Auch<br />

die Stadt Detmold stellt sich im Bereich<br />

von Urban Data strategisch auf und<br />

entwickelt in der Auseinandersetzung<br />

mit Politik und Stadtgesellschaft ein<br />

gemeinsames Leitbild, das den städtischen<br />

Umgang mit Daten, die digitale<br />

Daseinsvorsorge und das Selbstverständnis<br />

der Stadt als Managerin von<br />

Datenströmen beschreibt (Urban Data<br />

Partnership 2020). Die Bereiche Stadtentwicklung<br />

und Digitalisierung erproben<br />

in innovativen Projekten, wie Daten<br />

im Sinne einer nutzerorientierten Planung<br />

eingesetzt und nachhaltig zum Gemeinwohl<br />

beitragen können.<br />

Die Stadt Detmold hat als Modellkommune<br />

im Projekt „Global Nachhaltige<br />

Kommune in NRW" (2019-<strong>2021</strong>) eine<br />

Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet, die<br />

sich an den 17 Sustainable Development<br />

Goals (SDG) orientieren, die die<br />

Vereinten Nationen in der Agenda<br />

2030 festhalten. Unter dieser Dachstrategie<br />

verstetigt die Stadt Detmold<br />

ihr stadtentwicklungspolitisches Ziel<br />

einer verträglichen und nachhaltigen<br />

Gesamtentwicklung des Stadtraums<br />

und verfolgt bewusst eine ökologische,<br />

soziale und wirtschaftlich nachhaltige<br />

Stadtentwicklung. Das SDG 16 der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

steht für Frieden,<br />

Gerechtigkeit und starke Institutionen.<br />

In der Handreichung „SDG-Indikatoren<br />

für Kommunen“, die unter anderem von<br />

der Bertelsmann Stiftung, dem Bundesinstitut<br />

für Bau-, Stadt- und Raumforschung<br />

und dem Deutscher Städte-<br />

und Gemeindebund veröffentlicht<br />

wird, beinhaltet das SDG 16 für Städte<br />

und Gemeinden auch den Index „Digitale<br />

Kommune“. Dieser Index enthält drei<br />

datenbezogene Zieldefinitionen (Bertelsmann<br />

Stiftung et al. 2020:150 ):<br />

• Besitzen die Kommune oder kommunale<br />

Unternehmen die Hoheit über die<br />

Daten, die für ihre Aufgabenerfüllung<br />

relevant sind?<br />

• Besteht in der Kommune eine langfristige<br />

Strategie für den Umgang mit großen<br />

Datenmengen?<br />

• Veröffentlicht die Kommune ihre Daten<br />

als Open Data?<br />

124 APPLIED IDEAS


Sie adressieren die kommunale Selbstbestimmung<br />

und Unabhängigkeit von<br />

Städten im digitalen Raum und verdeutlichen<br />

wie wichtig der Aufbau von<br />

Daten-Know-how und Datenmanagement-Strukturen<br />

für eine nachhaltige<br />

Stadtentwicklung sind. Diese Grundsteine<br />

der Stadt der Zukunft bilden gleichzeitig<br />

die Grundlage dafür, städtische<br />

und urbane, d.h. im Stadtraum anfallende<br />

Daten, im Sinne von Stadt und Stadtgesellschaft<br />

steuernd und gestaltend<br />

einsetzen zu können.<br />

TRANSFORMATIONSPARTNERSCHAFT<br />

„URBAN DATA PARTNERSHIP“<br />

Die steigende urbane Komplexität<br />

macht Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert<br />

anspruchsvoller denn je. Neben<br />

globalen Trends wie demographischem<br />

Wandel, Migration und Klimawandel sowie<br />

einem wachsenden Selbstbewusstsein<br />

der Stadtgesellschaft, die offensiv<br />

eine stärkere Partizipation an Entwicklungsprozessen<br />

einfordert, eröffnet die<br />

digitale <strong>Transformation</strong> ein weiteres<br />

multidimensionales Set an internen und<br />

externen Faktoren, die es aufeinander<br />

abzustimmen gilt. Hinzu kommt, dass<br />

das hohe Innovationstempo datengetriebener<br />

und digitaler Technologien die<br />

traditionellen Stadtentwicklungszyklen<br />

vor eine Herausforderung stellt. Um<br />

die Stadt der Zukunft zu gestalten ist<br />

es notwendig, Stadtplanung mit datengetriebenen,<br />

technologischen Innovationen<br />

sowie sozialen und ökologischen<br />

Prämissen zu verknüpfen.<br />

Als Mitglied der Urban Data Partnership<br />

baut die Stadt Detmold deshalb Handlungs-<br />

und Entscheidungskompetenzen<br />

im Bereich urbaner Daten auf und<br />

entwickelt Instrumente, mit denen sie<br />

Daten zur nachhaltigen und gemeinwohlorientierten<br />

Gestaltung des digitalen<br />

Wandels der Stadt einsetzen kann.<br />

Die Urban Data Partnership (UDP) ist<br />

eine <strong>Transformation</strong>spartnerschaft, die<br />

im Rahmen der Morgenstadt Initiative<br />

im September 2019 als Verbundforschungsprojekt<br />

ins Leben gerufen wurde.<br />

Gemeinsam mit Expert*innen von<br />

Fraunhofer IAO, Fraunhofer IOSB-INA,<br />

Fraunhofer FOKUS und einem Verbund<br />

aus Kommunen erarbeitet die Stadt<br />

Detmold eine Data Governance Strategie<br />

und ein Datenmanagementkonzept<br />

und baut Wissen zu Datenmodellen, Referenzarchitekturen<br />

und Plattformanforderungen<br />

auf. Ein besonderer Fokus<br />

liegt dabei auch auf der Daten-Ethik und<br />

dem Diskurs mit der Stadtgesellschaft.<br />

Ein fachbereichsübergreifendes Pilotprojekt<br />

dient begleitend dazu, das<br />

Daten-Know-how in einem ersten Anwendungsfall<br />

dem Praxis-Test zu unterziehen.<br />

In einem Use Case aus dem<br />

Bereich Daten in der Innenstadt analysiert<br />

das Projektteam, mithilfe welcher<br />

Daten Frequenzen in der Innenstadt<br />

mobilitätsmittelübergreifend und qualifiziert<br />

erfasst werden können. Über eine<br />

differenzierte lage- und zeitgenaue Erfassung<br />

und Evaluation von innerstädtischen<br />

Passantenströmen oder ein qualifiziertes<br />

Flächenmanagement ist so<br />

eine nutzerorientierte oder multifunktionale<br />

Nutzung von Innenstadträumen<br />

möglich. Das Projektteam konzipiert<br />

den Anwendungsfall im Rahmen der<br />

Urban Data Partnership mit dem Fraunhofer<br />

IOSB-INA, für die Umsetzung des<br />

Use Case laufen Gespräche mit Prof.<br />

Axel Häusler von der TH OWL sowie<br />

lokalen Daten- und IT-Unternehmen.<br />

FÖRDERPROJEKT „SMART, 3D UND<br />

HISTORISCH“<br />

Bereits einen Schritt weiter ist das interkommunale<br />

Pilotprojekt „Smart, 3D<br />

und historisch“, das die Stadt Detmold<br />

zusammen mit den Städten Brakel, Minden,<br />

Lemgo, Rietberg und Rheda-Wiedenbrück<br />

umsetzt. Alle Kommunen sind<br />

Mitglieder der Regionalgruppe „Historische<br />

Stadt- und Ortskerne OWL“ und<br />

setzen sich aktiv für die Geschichte und<br />

Identität ihrer historischen Zentren ein.<br />

Das Projekt wird in der Kategorie „Die<br />

neuen Kommunen ohne Grenzen“ als<br />

Regionale-Projekt bei der Regionale<br />

2022 geführt und im Rahmen des Städtebauförderprogramms<br />

„Lebendige<br />

Zentren“ gefördert.<br />

„Smart, 3D und historisch“ hat sich zum<br />

Ziel gesetzt, die historischen Innen-<br />

APPLIED IDEAS<br />

125


städte der Pilotkommunen nicht nur in<br />

Form von 3D-Stadtmodellen abzubilden,<br />

sondern einen vollumfänglichen<br />

„Digitalen Zwilling“ der historischen<br />

Stadt- und Ortskerne zu erstellen. Ein<br />

Anwendungsfall der 3D-Modelle ist die<br />

integrierte, bestandsorientierte Stadtentwicklung<br />

der historischen Zentren.<br />

Als Instrument für die zukunftsgewandte<br />

Planung und Umsetzung, Information<br />

und Vermittlung sind zahlreiche Einsatzmöglichkeiten<br />

denkbar:<br />

• Einwohner*innen und Tourist*innen<br />

können virtuell über/durch Detmold fliegen,<br />

sich im Stadtraum bewegen und die<br />

Stadt entdecken und dazu Informationen<br />

in der individuell gewünschten Tiefe<br />

zu Sehenswürdigkeiten, lokalen Besonderheiten,<br />

Projekten und Veränderungen<br />

abrufen.<br />

• Dem lokalen Einzelhandel/ der lokalen<br />

Gastronomie bietet das Modell<br />

einen digitalen Auftritt. Mit einem<br />

360-Grad-Rundgang können sich interessierte<br />

Kund*innen digital sogar eigenständig<br />

in den Räumen des Unternehmens<br />

bewegen und die Läden für sich<br />

entdecken.<br />

• Architekturmodelle können in das<br />

3D-Stadtmodell eingefügt und Bestandsgebäude<br />

ausgeblendet werden;<br />

das erleichtert Planungsentscheidungen<br />

und partizipative Prozesse. In der<br />

dichter werdenden Stadt, die vermutlich<br />

vor epochalen Veränderungen hinsichtlich<br />

Energieerzeugung und -versorgung,<br />

Mobilität und sozialem Zusammenhalt<br />

steht, können Diskussionen über Veränderung<br />

mit geringem Aufwand versachlicht<br />

werden.<br />

• Verschattungsanalysen, Hochwassersimulationen,<br />

Sichtbarkeitsanalysen<br />

oder 360°-Straßenpanoramabilder sind<br />

nur einige weitere denkbare Einsatzoptionen.<br />

Solar- und Gründachkataster,<br />

Potentialanalysen für Freiflächen-Photovoltaik<br />

und Analysen des (inner)städtischen<br />

Verkehrsnetzes bieten auch im<br />

Bereich Klima und Umwelt zahlreiche<br />

neue Tools für die Stadtplanung.<br />

• Die Implementierung historischer Ansichten<br />

und visionärer Planungen macht<br />

Stadtentwicklung nachvollziehbarer, die<br />

Beteiligung von Schüler*innen unterschiedlicher<br />

Altersstufen, die den digitalen<br />

Zwilling selbst mit Inhalten füllen, ermöglicht<br />

eine neue Form der Aneignung<br />

der Stadt.<br />

Der „Digitale Zwilling“ soll die Grundlage<br />

für den zukünftigen Einsatz von „Erweiterter<br />

Realität“ (augmented reality)<br />

schaffen. Smartphones und Datenbrillen<br />

ermöglichen eine Live-Überlagerung<br />

der analogen und der digitalen Stadt<br />

– Beton und Bits legen sich „übereinander“.<br />

Der Einsatz dieser Technik wird<br />

allen Anwendungsfällen eine intuitive<br />

Zugänglichkeit verschaffen. Das Projekt<br />

stellt die kommunale Handlungspraxis<br />

im Bereich der Stadtentwicklung<br />

zukunftsfähig auf und stärkt den Austausch<br />

und Wissenstransfer zwischen<br />

den teilnehmenden Kommunen. Die<br />

3D-Stadtmodelle verstehen sich als<br />

lernendes Instrument, das von Stadtplaner*innen<br />

und Wissenschaft stetig<br />

weiterentwickelt und neu eingesetzt<br />

werden kann. Als Angebot für externe<br />

Plattformen, Daten in die Modelle einzuspeisen<br />

und zu verbinden, entsteht zudem<br />

der Möglichkeitsraum, Daten neu<br />

zusammenzuführen, auszutauschen<br />

und innovative Planungs- und Steuerungsdienste<br />

für die Stadtplanung zu<br />

entwickeln.<br />

GEODATENPORTAL 2.0<br />

Seit Anfang der 2000er Jahre haben Gebietskörperschaften<br />

damit begonnen,<br />

Geodatenportale für den internen und<br />

externen Zugriff anzubieten. Raumbezogene<br />

Daten wurden sichtbar bzw. bisher<br />

nicht-raumbezogene Daten wurden<br />

mit einem Raumbezug verknüpft. In der<br />

Regel kommen Produkte kommerzieller<br />

Anbieter zum Einsatz. Die Stadt Detmold<br />

hat hier einen anderen Weg beschritten<br />

und ein Geodatenportal selbst entwickelt.<br />

Aus diesem Ansatz ist mit der Zeit<br />

eine umfassende Geodateninfrastrukturen<br />

(GDI) geworden. Gegliedert in<br />

Sachthemen – von der Liegenschafts-<br />

126 APPLIED IDEAS


karte und Luftbildern über Kartierung<br />

von sozialer Infrastruktur bis zu einem<br />

Wohnbaulandkataster – liefert das Geodatenportal<br />

den Mitarbeitenden der<br />

Stadtverwaltung und der Öffentlichkeit<br />

umfassende raumbezogene Informationen.<br />

Die Eigenentwicklung wird derzeit<br />

in einem gemeinsamen Projekt mit<br />

dem Kommunales Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe<br />

(krz) zu einem<br />

neuen, zukunftssicheren, modernen<br />

und professionalisierten GDI mit Geoportal<br />

weiterentwickelt. Krz und Stadt<br />

bauen hierfür ein Competence Centers<br />

für Geoinformationssysteme (CCG) auf.<br />

SIMULATIONSMODELL UND<br />

FLÄCHENNUTZUNGSHEATMAP<br />

ALS ZUKUNFTSVISION<br />

Unter dem Motto „Die co-kreative Stadt.<br />

Hand in Hand und mit Kreativität in eine<br />

neue Zukunft“ hat sich die Stadt Detmold<br />

im 3. Förderaufruf „Modellprojekte<br />

Smart Cities“ des BMI beworben. Mit<br />

den Modellprojekten Smart Cities unterstützt<br />

die Bundesregierung Kommunen<br />

dabei, die Digitalisierung strategisch im<br />

Sinne einer integrierten nachhaltigen<br />

Stadtentwicklung zu gestalten.<br />

Die Stadt Detmold skizziert in ihrem<br />

Förderantrag vier unterschiedliche Reallabore,<br />

in denen sie digitale Innovationen<br />

erproben will. Neben den Reallaboren<br />

Soziale Stadt, Interaktive Stadt und<br />

Mobile Stadt steht auch das Reallabor<br />

Transparente Stadt, das sich unter dem<br />

Leitbild „Statt Daten StadtDaten“ mit datengetriebenen<br />

Innovationen beschäftigt.<br />

Das Reallabor verfolgt das Ziel,<br />

gemeinsam mit der Stadtgesellschaft<br />

Datenethik und Einsatzmöglichkeiten<br />

von Daten zu diskutieren und zu erproben.<br />

Simulationsmodelle und Flächennutzungsanalysen<br />

sollen nicht nur in<br />

der Black Box stattfinden, sondern mit<br />

allen Sinnen erlebbar sein.<br />

Im Reallabor Transparente Stadt setzt<br />

die Stadt Detmold auf eine enge Kooperation<br />

mit der TH OWL und dem FabLab<br />

OWL. Gemeinsam mit Prof. Axel Häusler<br />

und seinen Forschungsschwerpunkten<br />

nextPlace und <strong>urbanLab</strong> sowie mit Matthias<br />

Meier und Prof. Hans Sachs vom<br />

FabLab OWL plant die Stadt Detmold ein<br />

KI-SimulationsTool zur Unterstützung<br />

urbaner Planungen. Das Tool basiert auf<br />

einem agentenbasierten Modell, das die<br />

Mobilitätsmuster und „Daily-Urban-Systems“<br />

der Bürger*innen im Stadtgebiet<br />

unter veränderbaren Gesichtspunkten<br />

und Fragestellungen simulieren kann.<br />

Somit lassen sich unterschiedliche Szenarien<br />

zur Nutzung des öffentlichen<br />

Raums und die Frequentierung von<br />

Nutzungsangeboten in der Stadt abbilden<br />

und gemeinschaftlich interaktiv<br />

diskutieren. Die wissenschaftlichen<br />

Grundlagen entstammen den CityScope-Projekten<br />

des MIT. Hierauf aufbauend<br />

wurde in einer Masterarbeit an<br />

der TH-OWL mit dem Titel "Synthetic &<br />

Tangible Agents" eine Fallstudie für das<br />

Stadtentwicklungsprojekt Deutzer Hafen<br />

in Köln erstellt, die für verschiedene<br />

Städte angepasst und erweitert werden<br />

kann. Das FabLab OWL konzipiert und<br />

gestaltet die haptischen Modelle für<br />

das Projekt und unterstützt so den gesellschaftlichen<br />

Diskurs sowie die Auseinandersetzung<br />

der Bürger*innen mit<br />

dem Thema StadtDaten. Ein weiteres<br />

Projekt im Reallabor Transparente Stadt<br />

ist die digitale Flächennutzungsheat-<br />

LivingLab Essigfabrik, TH OWL<br />

Simulationsmodell Deutzer Hafen in Köln<br />

APPLIED IDEAS<br />

127


map als ergänzendes Instrument für die<br />

urbane Stadtplanung. Ein dezentrales<br />

Sensornetzwerk erstellt ein Abbild der<br />

Nutzungshäufigkeiten im öffentlichen<br />

Raum. Die gesammelten Daten werden<br />

in einer anwendungsspezifischen Datenbank<br />

gesammelt, aggregiert und nutzbar<br />

gemacht und auf Nutzerrollen und<br />

Nutzungsansprüchen analysiert. Die Ergebnisse<br />

der Analysen ermöglichen eine<br />

bedarfsgerechte Stadtplanung. Durch<br />

das Kataster erlangen die Fachbereiche<br />

Transparenz über die Nutzung der urbanen<br />

Flächen und werden so befähigt,<br />

den Stadtraum proaktiver zu gestalten,<br />

multifunktionale Nutzungskonzepte zu<br />

erarbeiten und datenfundiert in den<br />

Bürgerdialog zu treten.<br />

AUCH IN DER STADT DER ZUKUNFT<br />

PLANT UND GESTALTET DER MENSCH<br />

Die Stadt der Zukunft ist auf Daten gebaut.<br />

Ob die Stadtentwicklung schon<br />

auf Bits oder noch rein auf Beton setzt,<br />

hängt dabei nicht von der Größe der<br />

Stadt ab. Der Innovationsgehalt und<br />

die Zukunftsfähigkeit einer Stadt stehen<br />

und fallen mit den Menschen in<br />

den Fachbereichen der Stadtverwaltung,<br />

dem Mut der politischen Entscheider*innen,<br />

dem Engagement der<br />

Stadtgesellschaft und den guten Kooperationen<br />

mit den Hochschulen und anderen<br />

wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

vor Ort. Detmold ist auf einem guten<br />

Weg, die Stadt nachhaltig und zukunftsfest<br />

aufzustellen. Partnerschaften und<br />

innovative Projekte schaffen die Basis<br />

für den steuernden und gestaltenden<br />

Einsatz von Daten in der Stadtentwicklung<br />

und ermöglichen es Stadtplanung<br />

neu und anders zu denken. Die Art und<br />

Weise wie wir den physischen mit dem<br />

virtuellen Raum verbinden, wird Wissenschaft<br />

und Verwaltung in den nächsten<br />

Jahren mehr und mehr beschäftigen.<br />

Vor allem aber wird das Zusammenspiel<br />

von Bits und Beton Barrieren zwischen<br />

Verwaltung, Politik, Wissenschaft und<br />

Stadtgesellschaft abbauen und es Bürger*innen<br />

und anderen Stadtakteuren<br />

ermöglichen, sich niederschwellig eine<br />

neue, ihnen bisher unbekannte Facette<br />

des eigenen Lebensumfeldes zu erschließen:<br />

die digitale Stadt. -<br />

Literatur und Anmerkung:<br />

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2020): SDG-Indikatoren<br />

für Kommunen. Indikatoren zur Abbildung<br />

der Sustainable Development Goals der Vereinten<br />

Nationen in deutschen Kommunen, S.150.<br />

Stadt Detmold: Nachhaltigkeitsstrategie, https://<br />

www.detmold.de/startseite/politik-und-rathaus-in-detmold/nachhaltige-kommune/<br />

(letzter<br />

Zugriff: 25.06.<strong>2021</strong>).<br />

Urban Data Partnership (2020): Zieldefinition<br />

Urban Data Governance.<br />

Sandra Müller<br />

hat einen Masterabschluss in Europäischer Ethnologie<br />

(Humboldt Universität Berlin / Otto-Friedrich Universität<br />

Bamberg / Université de Limoges) und einen Masterabschluss<br />

in Kommunalwirtschaft (HNE Eberswalde).<br />

Nach mehrjähriger Tätigkeit beim VDI/VDE Innovation<br />

und Technik (VDI/VDE-IT), ist sie im September 2018 als<br />

Chief Digital Officer zur Stadt Detmold gewechselt und<br />

leitet dort seit 2018 die Stabsstelle Digitalisierung.<br />

Martin Kölczer, Diplom-Ingenieur<br />

Stadtplaner AK NRW<br />

hat Stadtplanung und Umweltrecht an der Fachhochschule<br />

Nürtingen und der Universität Kassel studiert,<br />

sowie Betriebswirtschaftslehre an der Fernuniversität<br />

Hagen. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Stadtplaner war<br />

er 2015-2020 Baudezernent in Bad Driburg. Seit 2020<br />

leitet er den Fachbereich Stadtentwicklung bei der Stadt<br />

Detmold.<br />

128 APPLIED IDEAS


Bund Deutscher Baumeister,<br />

Architekten und Ingenieure<br />

IM STUDIUM & DANACH<br />

DARUM BDB<br />

Der BDB ist der größte gemeinsame Berufsverband von und<br />

für Architekt:innen und Ingenieur:innen. Wir bringen die an<br />

der Planung und Ausführung von Baumaßnahmen Beteiligten<br />

zusammen – auch schon während des Studiums!<br />

Unser interdisziplinäres Netzwerk bietet auch Studierenden viele<br />

Möglichkeiten, sich zu engagieren. So entwickeln junge Planer:innen in<br />

der BDB-Akademie interessante Vorträge und Workshops zur Begleitung<br />

des Studiums oder zum Berufseinstieg.<br />

Zudem verschafft unser Förderpreis kreativen und zukunftsweisenden<br />

Planungsideen regelmäßig eine öffentliche Bühne. Im Mittelpunkt steht die<br />

Verantwortung für die Qualität und Nachhaltigkeit der gebauten Umwelt.<br />

Mit seinen Kontakten zu Entscheidungsgremien auf Bundes-, Landes- und<br />

kommunaler Ebene setzt sich der BDB für die berufspolitischen Interessen<br />

seiner Mitglieder ein. Jetzt und in Zukunft.<br />

BDB - der Verband, der verbindet.<br />

www.baumeister-online.de<br />

APPLIED IDEAS<br />

129


Amanda Barbosa Jardim, Maximilian Müh (5)<br />

The interface in use<br />

MASTERTHESIS<br />

SYNTHETIC & TANGIBLE AGENTS<br />

A TANGIBLE USER INTERFACE FOR AN ACTIVITY-BASED TRAVEL DEMAND<br />

MODEL RUNNING WITH DATA MINED ACTIVITY PATTERNS<br />

AUTHOR: AMANDA BARBOSA JARDIM AND MAXIMILIAN MÜH<br />

SUPERVISORS:<br />

PROF. DR. AXEL HÄUSLER<br />

M.A. ANDREA KONDZIELA (LEIBNIZ UNIVERSITÄT HANNOVER)<br />

The digital age is changing urban planning in a never seen speed. With the<br />

great availability of data and fast-evolving planning tools, planners can simulate,<br />

evaluate, and visualize urban life. Despite the impressive technical<br />

possibilities, both data and tools come with an increasing complexity<br />

for the user. In this master thesis from the Master of Integrated Design<br />

(MID), a decision support system for urban planning is developed, that<br />

enables architects, urban planners, and other stakeholders to interact<br />

with a complex urban simulation without having any programming skills,<br />

using a tangible user interface. The planned new Deutzer Hafen district in<br />

Cologne is used as case study.<br />

130 STUDENT IDEAS


The revitalization project of Deutzer Hafen<br />

aims to transform the old industrial<br />

harbour district of Cologne into a new,<br />

vibrant neighbourhood. Designed by<br />

the Danish architecture firm COBE, the<br />

project was chosen in a competition organized<br />

by the city in 2016.<br />

The mixed-use buildings are supposed<br />

to house 5.000 people and serve<br />

as workspace for another 4.500, who<br />

will be able to access the rest of Cologne<br />

through new bicycle and pedestrian<br />

paths, including a bridge that spans<br />

directly to the city centre. New public<br />

transportation routes, such as water<br />

buses and a train (S-Bahn) station are<br />

also planned, as well as mobility stations<br />

with bike and car sharing offers.<br />

All these possibilities and easy access<br />

aim to encourage people to leave their<br />

cars at home.<br />

The future district is used as case study<br />

in building a decision support system<br />

for urban planning, that is composed<br />

of three parts: (1) a synthetic population,<br />

(2) an agent-based model and (3)<br />

a tangible user interface. This system<br />

enables users to get in touch with an<br />

agent-based simulation without any<br />

knowledge in coding or even interacting<br />

with computers. It connects physical<br />

objects to digital information. The aim<br />

of the simulation is to measure urban<br />

vitality, based on theories developed by<br />

Jane Jacobs and Jan Gehl.<br />

1 SYNTHETIC<br />

To simulate the activity and travelling<br />

patterns, the model needs a synthetic<br />

population, which is a virtual representation<br />

of the community of the modelled<br />

area. It is commonly built by combining<br />

census and travel or time use survey<br />

data, that may not always be up to date,<br />

because of the amount of time and resources<br />

taken to make such surveys.<br />

That is why an experimentation with a<br />

new approach is made: building the synthetic<br />

population from a combination of<br />

census and social media data. We are in<br />

an age with a constant flow of user generated<br />

content coming from location<br />

based social networks (LBSN) such as<br />

Twitter, Facebook, and Instagram, where<br />

people share where they are, when<br />

they are and what they are doing. Mining<br />

this data can allow us to produce<br />

a sort of digital census, that is cheaper<br />

and fresher than traditional surveys.<br />

Over 100.000 social media posts inside<br />

the city of Cologne are collected from<br />

Twitter and Instagram. The users collected<br />

are anonymously profiled and<br />

have their activity patterns inferred,<br />

resulting in a population that reflects a<br />

sample of the city. Their home and work<br />

location are inferred by finding the locations<br />

from where they post the most,<br />

following a common approach like done<br />

by Swier et al. (2015). The coordinates<br />

from where they post from are categorized<br />

in activities with the help of the<br />

Open Street Maps API, which returns<br />

information about locations near the<br />

coordinates, like the building use or<br />

if there are amenities there. With the<br />

location points categorized, they are<br />

now split into a timetable with the 24<br />

hours of a day. Each user has their own<br />

table that shows which activities they<br />

usually do in each hour, from being at<br />

home to eating out or going to school.<br />

But it is still unknown who these people<br />

are - students? Stay-at-home parents?<br />

Or maybe executives? This is an important<br />

information for the model because<br />

it influences, for example, which type<br />

of transportation one uses to move<br />

around the city. This information is<br />

predicted with the help of a Bayesian<br />

Network, commonly used in population<br />

synthesising to predict missing values<br />

in the data (Medium from 25.05.2017).<br />

It consists of a probabilistic graphical<br />

model that represents the conditional<br />

dependencies between variables. For<br />

example, given a simple graph of three<br />

variables: rain, sprinkler, and grass wet.<br />

The grass being wet depends on if it<br />

is raining or if the sprinkler is on. The<br />

sprinkler being on, on the other hand,<br />

depends on the rain since it will not be<br />

turned on when it is raining. Given a dataset<br />

that contains for example number<br />

of people in a household and location,<br />

but no number of cars, a Bayes Net that<br />

was previously trained on a dataset<br />

STUDENT IDEAS<br />

131


Interactive model and second screen in the background<br />

with all three parameters can estimate<br />

the number of cars of the incomplete<br />

dataset.<br />

In this case, a travel survey with activity<br />

tables and types of people is used<br />

to train a network that later splits the<br />

social media users into different groups<br />

of citizens according to their activity<br />

patterns. These profiles are then used<br />

to populate the model, with the use of<br />

social media working as a form of early<br />

user participation, for allowing planners<br />

to use a bigger and more updated set of<br />

citizen’s data than traditional surveys,<br />

while of course respecting the privacy<br />

of the social media users, who are kept<br />

anonymous.<br />

2 AGENTS<br />

Agent-based models (ABMs) are used<br />

in multiple fields to simulate complex<br />

systems through a set of independent<br />

agents that follow certain rules and react<br />

on an environment. In urban planning,<br />

activity-based travel demand<br />

models (ABTDM) are used to estimate<br />

the demand for travel in a region and<br />

the resulting performance of the transportation<br />

system, according to different<br />

scenarios and policy, economic,<br />

demographic or land use changes, as<br />

defined by Castiglione et. al (2014) in<br />

“Activity-Based Travel Demand Models:<br />

A Primer”. They also define the focus of<br />

these models as “whether, when, and<br />

where to participate in activities and for<br />

how long. Travel is a derived demand<br />

resulting from the need for people to<br />

engage in activities outside the home”.<br />

This need for travelling and engaging<br />

in activities has also been connected<br />

to quality of urban spaces. In “Life Between<br />

Buildings”, Gehl (1987) writes that<br />

in public spaces of poor quality, people<br />

only pass by on the way to necessary<br />

activities that they must do, like going to<br />

work or shopping. On the other hand, if<br />

the public space is of good quality, people<br />

start engaging in more optional activities,<br />

such as taking a walk or sitting on<br />

a bench. People attract more people,<br />

and so social activities, that result from<br />

the presence of others, such as just<br />

watching people passing by, also arise.<br />

Jane Jacobs (1961), in “The Death and<br />

Life of Great American Cities”, connects<br />

urban vitality to diversity in the built<br />

environment. For an urban space to be<br />

successful and safe, a diversity of people<br />

should pass by it, with different purposes,<br />

and in different times of the day.<br />

Based on these theories, an ABTDM is<br />

used to measure the urban vitality of<br />

the public spaces in the district, based<br />

on the activity and travelling patterns<br />

of the population, which were already<br />

described.<br />

Using the Shannon entropy index, a formula<br />

used to calculate diversity as part<br />

of the communication theory (Shannon,<br />

1948), it is possible to measure different<br />

132 STUDENT IDEAS


Interface overview<br />

dimensions of diversity in public spaces<br />

and calculate their resulting urban<br />

vitality. This benchmark can shed light<br />

on formerly unseen city life dimensions<br />

and help creating vital urban spaces.<br />

It is based on the diversity of people currently<br />

moving, their current objective,<br />

and the pedestrian flow related to time.<br />

Desired is a diverse, continuous pedestrian<br />

flow with little peaks or valleys in<br />

public places. The agents also make decisions<br />

on the mode of transportation.<br />

Taken into account for the calculation of<br />

the urban vitality are only pedestrians<br />

and bicycles, while cars have a negative<br />

influence on the vitality. The urban vitality<br />

is visualised as a heat map on the<br />

model. The surrounding with its buildings<br />

and building uses, citizens, public<br />

transportation, and parks is built up<br />

using data from Open Street Maps and<br />

the Offene Daten Köln - Initiative. Since<br />

the goal is to optimize urban vitality, the<br />

model has two interactive variables:<br />

The building uses of the future district<br />

and the demographics of the future<br />

district citizens. The users can modify<br />

these two variables using the tangible<br />

user interface and get feedback on their<br />

actions.<br />

3 TANGIBLE<br />

The tangible user interface (TUI) breaks<br />

this complex simulation down to<br />

a simple representation, combining a<br />

physical model with a projection. It serves<br />

as a visual feedback-based decision<br />

support model for participatory design.<br />

Therefore, it is important to be particularly<br />

clear and easy in the way of interacting<br />

with it and make sure to give a<br />

clear feedback.<br />

As mentioned by Kent Larson and Ariel<br />

Noyman (2017) from the CityScience<br />

group at the MIT Media Lab, TUIs were<br />

found to be much more approachable<br />

to people. Other solutions for participatory<br />

design such as touchscreen tables<br />

or even paper were still too complex<br />

and abstract for many participants and<br />

are also limited in the number of parallel<br />

users. The interface used here builds<br />

up on the CityScope projects from the<br />

MIT Media Lab (<strong>2021</strong>).<br />

From a technical point of view, the TUI is<br />

based on a pipeline that detects physical<br />

change of a model, translates it to a<br />

digital equivalent that triggers an action<br />

and connects the resulting digital information<br />

back to the physical object. In<br />

this case, the physical objects are so called<br />

tags and sliders. Tags describe the<br />

use of the buildings; the sliders make it<br />

possible to change the demographics of<br />

the district.<br />

In workshops, different stakeholders<br />

can modify these tags and sliders now<br />

to collaboratively develop the district<br />

and evaluate different situations regarding<br />

the urban vitality of the public places.<br />

Through the projection of the simulation,<br />

the users get a near to real-time<br />

feedback as well as a visual benchmark<br />

of the urban vitality. This helps creating<br />

a game-like experience.<br />

STUDENT IDEAS<br />

133


Ways of interaction<br />

CONCLUSION<br />

Although it comes with simplifications<br />

and developments left for the future,<br />

the system showed great potential in<br />

supporting urban design decisions.<br />

The simulation of different scenarios in<br />

the district, by changing parameters of<br />

population demographics and building<br />

use, resulted in a big impact on the calculated<br />

urban vitality of the public spaces.<br />

This response of the model not only<br />

highlights some obvious assumptions<br />

– such as areas closer to connecting<br />

bridges being more frequented – but<br />

also shows surprising results in different<br />

settings – like how easy it is to lose<br />

visitors when removing just part of the<br />

commercial buildings.<br />

Many uncertainties still remain due to<br />

simplifications in the agent-based model<br />

and limited data and technical resources.<br />

Despite that, how the agents<br />

built from the social media profiles<br />

behave in the simulations, from where<br />

and when they go to which mobility<br />

mode they choose, was not very distant<br />

of how real people are expected<br />

to behave. In the future, it would be interesting<br />

to see how adding household<br />

information to the population or more<br />

transportation modes could affect the<br />

results. Modelling a bigger area of the<br />

city and running the model with a bigger<br />

sample of the population could also<br />

bring improvement.<br />

Despite still not have been tested in a<br />

bigger group due to the current social<br />

distancing rules, the tangible user interface<br />

performed well between a small<br />

group of people, being easily understandable,<br />

intuitive and giving almost<br />

immediate feedback to the user when<br />

interacted with. Built with a much more<br />

affordable set-up than similar tools, it<br />

still has the potential of being reused<br />

for different projects, just by replacing<br />

the tabletop and keeping the rest of the<br />

hardware. Also approachable was the<br />

concept of the agents in the simulation<br />

being based on real people from social<br />

media, as noted by a colleague who interacted<br />

with the table. Such feedback<br />

hints at the potential of making citizens<br />

feeling recognized in urban design decisions,<br />

since social media is so familiar to<br />

almost everybody nowadays. Even with<br />

the possibility of privacy concerns raising,<br />

as discussed earlier, people tend<br />

to feel comfortable in having their data<br />

used when they know how, why and for<br />

what it will be used, in which the TUI is a<br />

powerful tool in clarifying some of these<br />

questions and showing to what their<br />

data would be contributing to.<br />

The project was presented as part of<br />

the Detmold Conference Week 2020<br />

and experts from building industry, real<br />

estate management and urban planning<br />

gave valuable feedback. A paper<br />

about it was published and presented<br />

at the REAL CORP <strong>2021</strong> Conference in<br />

Vienna. -<br />

134 STUDENT IDEAS


References:<br />

Castiglione, Joe; Bradley, Mark; Gliebe, John (2014): Activity-BasedTravel<br />

Demand Models: A Primer. Washington, DC.<br />

Gehl, Jan (1987): Life Between Buildings: Using Public Space. Washington, DC.<br />

Jacobs, Jane (1961): The life and death of great American cities. New York.<br />

Medium (2017): Sidewalk Talk: Using geolocated Twitter traces to infer<br />

residence and mobility, https://medium.com/sidewalk-talk/a-first-step-toward-creating-a-digital-planning-laboratory-is-populating-it-beeb87d485f1<br />

(last<br />

access: 01.07.<strong>2021</strong>).<br />

MIT Media Lab (<strong>2021</strong>): CityScope, https://www.media.mit.edu/projects/<br />

cityscope/overview/ (last access: 01.07.<strong>2021</strong>).<br />

Noyman, Ariel; Holtz, Tobias; Kröger, Johannes; Noennig, Jörg<br />

Rainer; Larson; Kent(2017): Finding Places: HCI Platform for Public Participation<br />

in Refugees’ Accommodation Process. In: Procedia Computer Science 112.<br />

Marseille, p. 2463–2472<br />

Shannon, Claude E.(1948): A mathematical theory of communication. In: The<br />

Bell System Technical Journal, vol. 27, no. 3. Nokia Bell Labs, p. 379-423<br />

Swier, Nigel; Komarniczky, Bence; Clapperton, Ben (2015): Using<br />

geolocated Twitter traces to infer residence and mobility. In: Office for National<br />

Statistics GSS Methodology Series No 41. London.<br />

Urban vitality heatmap on running interface<br />

Amanda Barbosa Jardim<br />

Maximilian Müh<br />

holds a Diploma in Architecture and Urbanism from<br />

the Mackenzie Presbyterian University in Sao Paulo,<br />

where she gained experience working in architecture<br />

offices and found her interest for digital tools.<br />

After being granted a DAAD master scholarship,<br />

she moved to Germany and acquired her Master<br />

of Engineering in Computational Design from the<br />

TH OWL. Amanda now works as a computational<br />

designer at Gretas GmbH, a spatial research and<br />

consulting company based in Cologne and is part of<br />

the nextPlace lab at TH OWL.<br />

Maximilian did a Bachelor in Energy Efficiency<br />

Design at the University of Applied Sciences in Augsburg.<br />

After working in an Architecture office where<br />

he was mainly responsible for energy calculations<br />

and life cycle assessments, he decided to start the<br />

Master of Engineering in Computational Design at<br />

the TH OWL. After graduating, he kept working at<br />

the university as a researcher and is now part of the<br />

Design Team for MonoCab, an autonomous monorail<br />

vehicle for rural areas, as well as the nextPlace lab.<br />

STUDENT IDEAS<br />

135


Maria Eero (3)<br />

Fig.1: Render represents<br />

facade interaction with people<br />

MASTERTHESIS<br />

INTERACTIVE KINETIC FACADE<br />

KINETIC CONTROL FAÇADE WITH A REACTION TO HUMAN PRESENCE<br />

AUTHOR: MARIA EERO<br />

SUPERVISORS:<br />

PROF. DIPL.-ING. DANIEL ARZTMANN<br />

DIPL.-ING. JOCHEN HÖLSCHER (DIPL.-ING. HÖLSCHER GMBH)<br />

The thesis aim was to design a concept of a human interactive kinetic<br />

façade system by developing a prototype of its software and hardware.<br />

In other words, to design an interactive kinetic facade with a modular<br />

structure that combines pre-programmed choreographies and interactive<br />

sensors that reacts to the person's movement. The research reviewed<br />

and examined the human-interactive application in kinetic facades (methods,<br />

mechanisms, and systems) and their implementations through a<br />

comparative study of different architectural kinetic structures that interact<br />

with space.<br />

136 STUDENT IDEAS


The buildings around us are immovable,<br />

although they are surrounded by a<br />

constantly dynamic and changing environment.<br />

Advanced technology has allowed<br />

designers to develop an architecture<br />

that responds to the environment<br />

and brings dynamics to the building.<br />

Mainly focusing on the environmental<br />

factors, these kinetic facades are solving<br />

the problem of architecture by adapting<br />

to the natural environment. This<br />

helps to create a better physical comfort<br />

for the human inside the building.<br />

However, it is necessary not to forget<br />

that the inhabitants that observers this<br />

architecture are also a vital part of this<br />

dynamic environment. Preliminary investigation<br />

shows that, unfortunately,<br />

human interaction is missing in most<br />

of the case studies of kinetic architecture.<br />

On the other hand sculptures and<br />

installations have adopted interactivity<br />

as a vital component, inherent to the<br />

works to capture an audience and bring<br />

visual aesthetics. Some architectural typologies<br />

like shopping areas, museums,<br />

and advertisement buildings could benefit<br />

from the integration of this artistic<br />

interactivity into the kinetic envelope.<br />

Interactive facades are part of the architecture<br />

field that focuses on the creation<br />

of spaces or building components<br />

that can perform actions based on environmental<br />

factors or with the needs<br />

of the user. This type of facade represents<br />

a connecting link that receives or<br />

senses the interactive behaviors of the<br />

environment around it and reacts back<br />

into space. In this case, the two necessary<br />

requirements are ubiquitous interaction<br />

and robotic transformation<br />

[Weiser, 1991]. Automated responsive<br />

facades and installations have become<br />

more popular nowadays and are commonly<br />

incorporated as a method for<br />

improving human comfort and energy<br />

efficiency in the building. From the analyzed<br />

information it is visible that most<br />

of the architectural objects respond to<br />

changes in real-time by using different<br />

kinds of sensors combined with different<br />

mechanisms. Unfortunately from<br />

the research, we learn that the value of<br />

human-interactive kinetic façades might<br />

be underestimated. For that reason, in<br />

the research paper, the focus is on the<br />

human as an object of interactivity.<br />

KINETIC FAÇADE<br />

Kinetic façade is the science of constructing<br />

buildings so that structural elements<br />

can move relative to each other<br />

without violating the overall integrity<br />

of the building. Kinetic facades often<br />

mediate between aesthetics and utility.<br />

Integrated with urban features the<br />

kinetic façade or installation should be<br />

programmable according to the wishes<br />

of the users and thus facilitate the<br />

perception of the urban space. It must<br />

also be interactive, as it is a key quality<br />

in kinetic facades. In the research paper<br />

of Ms. Kaviya Lakshmi Ayyappan and Ar.<br />

R. Meena Kumari [2018], stated that adding<br />

movement to a building façade can<br />

turn it into a kinetic sculpture that continuously<br />

presents new visual aspects in<br />

different variations.<br />

INTERACTIVE FAÇADE<br />

Fig.2: Human-interactive kinetic façade<br />

section diagram (own illustration)<br />

STUDENT IDEAS<br />

137


INTERACTIVE AND CONTROL<br />

SYSTEM<br />

Interactive systems are intelligent as<br />

they learn through continuous interaction<br />

with their environment. They<br />

perceive (through sensors), act (through<br />

effectors), and communicate with the<br />

environment, using various machine learning<br />

structures and techniques, such<br />

as neural networks or genetic algorithms,<br />

for learning [Cuayáhuitl et al. 2013].<br />

The successful control of the interaction<br />

forces between the facade and the<br />

human is determined by the interactive<br />

behavior of the facade mechanism.<br />

This behavior can be called a sensation,<br />

which is a function of the dynamics of<br />

mechanical interaction [Hogan and Buerger,<br />

2004]. The interaction control<br />

system can be categorized by passive<br />

and active interaction [Achten, 2011].<br />

The research concentrate on a passive<br />

interaction which is focused on the use<br />

of newly established parametric design<br />

tools in conjunction with sensors, actuators,<br />

and microcontrollers.<br />

DESIGN PHASE<br />

The goal of the design was to create a<br />

modular double-skin façade system, an<br />

intelligent façade where multiple users<br />

can interact with it and change its behavior.<br />

On the ground floors, the sensor<br />

is located at the exterior and causes an<br />

interaction with people on the street<br />

(Fig.1). On the 1st floor, the sensor is<br />

located inside the building where the<br />

interaction occurs (Fig. 6). All this creates<br />

a user experience that directs visitors’<br />

curiosity towards the inside space<br />

of the building and engaged them with<br />

playful interaction. When someone comes<br />

closer to the facade they activate a<br />

personal “portal” to unveil the interior.<br />

From a design perspective, the façade<br />

has to be changed from opaque to 100%<br />

visibility in a particular part in front of a<br />

person (Fig. 2). The interactive kinetic<br />

façade module includes sensors that<br />

react to the person's movement, if no<br />

interaction activates the sensors then a<br />

pre-programmed choreography is switched<br />

on. Application of motion to facades<br />

is accomplished through modeling,<br />

simulation, and rapid design iterations<br />

during the facade design phase. The<br />

facade modeling process involves movement<br />

and requires digital and physical<br />

models (Fig. 5) that complement the<br />

effective representation of movement<br />

on the facade. In the process, a prototype<br />

of an interactive kinetic module<br />

mechanism was built. The result was<br />

aimed to respond to human body movement<br />

at certain distances.<br />

HARDWARE DEVELOPMENT<br />

Given that the development of the design<br />

is the result of numerous moving<br />

parts, the geometry and the number<br />

of parts has been carefully considered.<br />

Fig.3: Façade mechanism<br />

module (own illustration)<br />

138 STUDENT IDEAS


Fig.4: Kinetic mechanism model testing<br />

The current design of the interactive<br />

façade module has 4 key elements: kinetic<br />

mechanism, an ultrasonic ranging<br />

sensor Microsonic mic+130/DD/TC, a<br />

façade module bracket, and the supporting<br />

aluminum frame that is eventually<br />

connecting to the façade curtain<br />

wall structure. On the frame, there are<br />

located spaces for each mechanism<br />

and ports for wire distribution. On each<br />

modular frame, there are 2 boxes with<br />

ports for the sensors that are located<br />

in the middle of the frame. The design<br />

of the kinetic mechanism has 9 key elements<br />

(Fig. 3).<br />

SOFTWARE DEVELOPMENT<br />

The software development part of the<br />

kinetic interactive facade prototype is<br />

separated into two main phases. The<br />

first phase is the “digital twin” algorithm,<br />

which is developed in Rhino,<br />

Grasshopper visual programming environment.<br />

And the second phase is the<br />

algorithm for the Arduino microcontroller.<br />

In the script, a prototype of the interaction<br />

of one module and a real-time<br />

sensor data connection is presented.<br />

Firefly plug-in for Grasshopper is used<br />

to create a connection between Arduino<br />

and a digital model in Rhino. Sensor<br />

data is transmitted through the serial<br />

port and translated to a range of angles<br />

to be applied to the geometry of each<br />

mechanism.<br />

an abstract module of the kinetic mechanism<br />

scale 1:1. For the prototyping<br />

process, an HC-SR04 ultrasonic ranging<br />

sensor was chosen that measure distance<br />

from the hand of a person to the<br />

sensor. The “Brain” of the system is the<br />

assembly of Arduino Uno microcontroller,<br />

Arduino CNC Shield V3.0, and A4988<br />

stepper motor drivers. For the fabric<br />

material of the mechanism was chosen<br />

fabric with a ratio of 91% Nylon and 9%<br />

Spandex. For the prototyping process,<br />

only a small part of the frame was 3d<br />

printed (15 cm). The need to print the<br />

frame part and the entire structure of<br />

the cover box was to check the passage<br />

of wires and the possibility of metal<br />

rods movement.<br />

MODEL TESTING<br />

During testing, when a person’s hand<br />

moved upwards, the kinetic mechanical<br />

module opened and closed (Fig. 4). The<br />

distance range affecting when and how<br />

much the module would open had to<br />

be adjusted according to the test runs,<br />

as well as, the speed of the motor and<br />

Fig.5: Ground floor and 1st-floor interaction<br />

with people (own illustration)<br />

PROTOTYPE<br />

The proposal was to design an interactive<br />

kinetic module 1,5m x 1,5m with<br />

25 kinetic mechanisms, but for concept<br />

proof, the project only physically<br />

constructs a working prototype of one<br />

kinetic mechanism. The prototype is<br />

STUDENT IDEAS<br />

139


Fig. 6: Render represents façade interaction with people inside the building<br />

reaction delay time. The prototype has<br />

shown the movement of a kinetic mechanism.<br />

This motion illustrates an aesthetic<br />

sequence of one mechanical module.<br />

However, a simulation of a whole<br />

kinetic mechanic module is shown on<br />

the Rhino-Grasshopper simulation.<br />

With this model, a concept of interacting<br />

with human kinetic façade has<br />

been demonstrated.<br />

CONCLUSION<br />

This thesis project is an attempt to bring<br />

more attention to the dynamic relation<br />

of humans and façade. As a result, a<br />

second skin facade with an interactive<br />

kinetic system solution has been developed.<br />

This system can react to people's<br />

movements and create an attraction<br />

effect by using both: a sonic sensor<br />

for interactive control and a pre-programmed<br />

script. Kinetic modules can<br />

create a visual effect of a fast-changing<br />

façade from transparent to opaque.<br />

To reach the desired interaction and positive<br />

effect on human perception two<br />

main aspects of kinetic interactive façade<br />

has to be considered: Technological<br />

and Interaction aspect. The function of<br />

a human-interactive kinetic façade can<br />

be oriented to entertainment and advertisement.<br />

It has the potential to engage<br />

the public, as a communication device<br />

for marketing purposes of different<br />

brands. In the design of an interactive<br />

kinetic façade, capital costs can be high,<br />

but they can be recovered from advertising<br />

revenue when used strategically. -<br />

References:<br />

Achten H. 2011: Degrees of Interaction -Towards a Classification.<br />

In Respecting Fragile Places: 29th eCAADe Conference Proceedings.<br />

Ljubljana, Slovenia: University of Ljubljana. p.568-569<br />

Ayyappan K., Kumari M. 2018: A review on the application of<br />

kinetic architecture in building facades. International Research Journal<br />

of Engineering and Technology Vol. 5, no. 8, p. 7<br />

Cuayáhuitl H., Otterlo M., Dethlefs M. 2013: Machine learning<br />

for in interactive systems and robots: a brief introduction. MLIS ‘13<br />

Proceedings of the 2nd Workshop on Machine Learning for Interactive<br />

Systems: Bridging the Gap between Perception, Action and Communication,<br />

p.19-28<br />

Hogan N., Buerger S. 2004: Impedance and interaction control. Robotics<br />

and Automation Handbook, vol. 1. Boca Raton. FL, USA. CRC Press<br />

Weiser M. 1991: The computer of the 21st century. Scientific American,<br />

265(3), p.66–75<br />

Maria Eero<br />

M.Eng. Integrated Design - Facade Design<br />

Originally from Estonia, Maria studied architecture<br />

at the State University of architecture and civil engineering,<br />

Russia (2016). After working for several<br />

years in the architecture field, she pursued an<br />

M.Eng. degree in Facade design (MID) at the Technische<br />

Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Germany<br />

(<strong>2021</strong>). There she worked as a scientific researcher<br />

and teaching assistant, and as a team manager of<br />

the FabLab, Detmold. After graduation with the<br />

thesis topic of Interactive kinetic façade, Maria<br />

works as a Facade Engineer and a project researcher<br />

at Dipl.-Ing. Hölscher GmbH, based in Kleve.<br />

140 STUDENT IDEAS


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STUDENT IDEAS<br />

141


CHECK OUT<br />

Für eine <strong>Transformation</strong> der gebauten Umwelt in einen nachhaltigen Lebensraum sind tiefgreifende<br />

Veränderungen nötig. Konzepte, Pläne, Ausführungen und Monitoring müssen neu gedacht werden. Dabei<br />

ist es essentiell die Verknüpfungen zwischen gebauter Umwelt und gesellschaftlichen Herausforderungen<br />

stärker herauszuarbeiten und im Planungsalltag und -ausbildung zu integrieren. Einen Einblick über aktuelle<br />

Erkenntnisse und Zukunftsaufgaben für eine nachhaltige <strong>Transformation</strong> unseres Lebensraums geben die<br />

Autor:innen dieser Ausgabe.<br />

Profound changes are needed to transform the built environment into a sustainable<br />

living space. Concepts, plans, designs and monitoring need to be rethought. It is essential that<br />

the links between the built environment and societal challenges are more strongly elaborated<br />

and integrated into everyday planning and education. The authors of this issue provide an insight<br />

into current findings and future tasks for a sustainable transformation of our living space.<br />

TRENDS IN HUMAN CENTERED DESIGN<br />

Perception Human Habitat<br />

Eine <strong>Transformation</strong> der Gestaltung der materiellen Lebenswelt kann nur dann eine nachhaltige sein, wenn die Möglichkeit für<br />

Resonanz selbst nachhaltig verankert wird. Martin Repohl, Universität Erfurt<br />

Es ist wichtig, Soundscapes in den bewussten Planungs- und Gestaltungsprozess einzubeziehen, vergleichbar mit der Landschaft,<br />

und dabei auch die Theorien von Klanglandschaften zu integrieren. Prof. Dr. Jian Kang, University College London<br />

Lärmbelästigung ist keine Priorität in den aktuellen Bauvorschriften. Ein aktualisierter Ansatz für eine nachhaltige Bauakustik,<br />

der urbane Geräusche als Gestaltungselemente zur Bereicherung der städtischen Soundscapes und zur Kontrolle der Lärmbelastung<br />

nutzt, könnte sich als nützlich erweisen, um eine gesündere Umwelt zu gestalten und den Weg für umweltpolitische<br />

Maßnahmen wie die SDGs der Vereinten Nationen für 2030 zu ebnen. Alvaro Balderrama, TH OWL<br />

Architekt:innen fehlt – in den meisten Fällen – immer noch das Feedback der Nutzer:innen von Gebäuden, um ihre Entwurf zu<br />

verbessern. Dr. Josep Llorca-Bofí, RWTH Aachen<br />

Perception Human Habitat<br />

A transformation of the design of the material living world can only be a sustainable one if the possibility for resonance<br />

itself is sustainably incorporated. Martin Repohl, University of Erfurt<br />

It is important to put soundscape into the intentional planning and design process comparable to landscape, integrating<br />

the theories of soundscape. Prof. Dr. Jian Kang, University College London<br />

Noise pollution is not a priority implemented in current construction regulations. An updated approach of sustainable<br />

architectural acoustics that takes urban sounds as design elements to enrich urban soundscapes and control noise pollution<br />

could become useful in order to reach healthier environments and facilitate the path for environmental policy such<br />

as the UN SDGs for 2030. Alvaro Balderrama, TH OWL<br />

The architect still misses – in most of the cases – the feedback of the user of buildings in order to modify their design.<br />

Dr. Josep Llorca-Bofí, RWTH Aachen<br />

142 CHECK OUT


Diversity Human Habitat<br />

Die HACKademy wirkt für eine barrierefreie Gesellschaft, denn physische Hürden aus dem Alltag der Teilnehmenden<br />

werden neben Vorurteilen und Ängsten konkret abgebaut. Die Lösungen werden dokumentiert und auf<br />

Plattformen für Open-Source Baupläne wie Careables.org frei zugänglich gemacht. Beatrice Barth &<br />

Isabelle Dechamps, be able e.V.<br />

Erfolgreich kann eine Entwicklung zu einer inklusiven Hochschule nur sein, wenn es gelingt, Gemeinsinn, Zuhören,<br />

Offenheit, Achtsamkeit, Toleranz und Empathie bei vielen zu verankern. Kristina Herrmann &<br />

Prof. Ulrich Nether, TH OWL<br />

Während Städte immer mehr auf den Menschen ausgerichtet sind und schon immer ein politisches Thema und<br />

das Ergebnis sozialer Konstruktionen waren, gibt es natürlich eine Verbindung zwischen Feminismus und städtischen<br />

Räumen. Es muss sogar eine Verbindung geben. Michelle Kubitzki, TH OWL<br />

Inklusion auf Quartiersebene braucht die Teilhabe aller, Einbettung in gesamtstädtische Infrastrukturen, öffentlichen<br />

Raum, soziale Beziehungen und Zeit. Prof.'in Kathrin Volk & Jenny Ohlenschläger, TH OWL<br />

Diversity Human Habitat<br />

The HACKademy works towards a barrier-free society, because physical hurdles from the participants' everyday lives are specifically<br />

dismantled alongside prejudices and fears. The solutions are documented and made freely available on platforms for open-source<br />

blueprints such as Careables.org. Beatrice Barth & Isabelle Dechamps, be able e.V.<br />

A development towards an inclusive university can only be successful if it succeeds in integrating a sense of community, listening, openness,<br />

attentiveness, tolerance and empathy in many people. Kristina Herrmann & Prof. Ulrich Nether, TH OWL<br />

While cities are becoming more and more human-centered and have always been a political issue and result of social constructs, of<br />

course, there is a connection between feminism and urban spaces. There has to be a connection. Michelle Kubitzki, TH OWL<br />

Inclusion at neighbourhood level needs the participation of all, embedding in city-wide infrastructures, public space, social relationships<br />

and time. Prof.’in Kathrin Volk & Jenny Ohlenschläger, TH OWL<br />

Concepts Human Habitat<br />

Freiwilligkeit, Rückzugsraum und fußläufiger Zugang zur Gemeinschaft machen einen Raum zu einem Zuhause –<br />

nicht die Anzahl an Quadratmetern. Van Bo Le-Mentzel, Architekt, Autor und Filmemacher<br />

Studierenden der TH OWL waren aufgerufen, zeitgemäße Konzepte für das Lernen zu entwickeln. Die Entwürfe<br />

decken ein weites Spektrum an pädagogischen Ideen, städtebaulichen Lösungen und architektonischen Konzepten<br />

für zukünftige Orte des Lernens ab. Prof. Jasper Jochimsen, TH OWL<br />

Concepts Human Habitat<br />

Voluntariness, personal space and pedestrian access to the community make space a home - not the number of<br />

square metres. Van Bo Le-Mentzel, architect, author and filmmaker<br />

TH OWL students were called upon to develop contemporary concepts for learning. The designs cover a wide<br />

spectrum of educational ideas, urban planning solutions and architectural concepts for future places of learning.<br />

Prof. Jasper Jochimsen, TH OWL<br />

CHECK OUT<br />

143


TRENDS IN REGENERATIVE DESIGN<br />

Die Auflage eines eigenen Städtebauförderungsprogramms „Zukunft Stadtgrün“, das die Entwicklung und Sanierung<br />

grüner und blauer Infrastrukturen als Ausgangspunkt nimmt, ist ein deutliches Zeichen für eine veränderte<br />

Schwerpunktsetzung der Stadtentwicklung in Richtung Grün, Nachhaltigkeit und Klimaschutz.<br />

Ulrich Burmeister, Heinrich-Böll Stiftung NRW<br />

Eine konkrete Sicht auf die lokale optimale Umweltbelastung ist von außerordentlichem Interesse. Dabei gilt<br />

es nicht nur direkte finanzielle Wirkungen in die Berechnung einfließen zu lassen, sondern auch indirekte, z.B.<br />

über eine höhere Gesundheit (niedrigere Krankheitskosten), höhere Kreativität (bessere Luft, mehr Bewegung,<br />

soziales Miteinander, Entschleunigung u.a.) oder ökologische (Erhalt der Biodiversität, Feinstaubbindung auf<br />

Blattoberflächen). Prof. Klaus Schafmeister, Fachhochschule des Mittelstands<br />

We see data-driven decision-making combined with integrated planning processes key to enabling the acceptance<br />

of climate adaptation approaches for the future development of our cities. Jeremy Karl Anterola,<br />

Ramboll Studio Dreiseitl<br />

Grüne Fassaden helfen als sogenannte Multifunktionsdienstleister dabei, beispielsweise die Temperatur in der<br />

Stadt zu regulieren, die Luftqualität zu verbessern, Schallschutz bei und mindern den Lärm. Nebenbei helfen<br />

sie auch die Auswirkungen auf die Gebäudehülle und den Innenraum zu optimieren.<br />

Laura Hölz, Vertiko GmbH<br />

The launch of a separate urban development programme "Future Urban Green", which takes the development<br />

and rehabilitation of green and blue infrastructures as its starting point, is a clear sign of a<br />

change in the focus of urban development towards green, sustainability and climate protection.<br />

Ulrich Burmeister, Heinrich Böll Foundation NRW<br />

A specific view of the local optimal environmental impact is of extraordinary interest. It is not only important<br />

to include direct financial effects in the calculation, but also indirect ones, e.g. via higher health<br />

(lower illness costs), higher creativity (better air, more exercise, social interaction, deceleration, etc.) or<br />

ecological ones (preservation of biodiversity, fine dust binding on leaf surfaces).<br />

Prof. Klaus Schafmeister, University of Applied Sciences FHM<br />

We see data-driven decision-making combined with integrated planning processes key to enabling the<br />

acceptance of climate adaptation approaches for the future development of our cities.<br />

Jeremy Karl Anterola, Ramboll Studio Dreiseitl<br />

As so-called multifunctional service providers, green façades help to regulate the temperature in the<br />

city, improve air quality, provide sound insulation and reduce noise, for example. Along the way, they<br />

also help to optimise the impact on the building envelope and the interior.<br />

Laura Hölz, Vertiko GmbH<br />

144 CHECK OUT


TRENDS IN DATA DRIVEN DESIGN<br />

In der Bauwirtschaft gibt es aktuell eine große Bereitschaft neue Technologien zu nutzen, um historisch gewachsene Probleme neu<br />

anzugehen. Oft stehen die überzogenen Erwartungen an die Technologie aber leider dem Erfolg im Weg. Dr. Michael Vössing,<br />

Karlsruhe Institute of Technology<br />

Der BIM-Prozess wird die Risiken im Lebenszyklus der Fassade verringern und aufgrund seines parametrischen Charakters auch den<br />

Zeitplan verkürzen. Die digitale <strong>Transformation</strong> ist notwendig für eine intelligente digitale Datengenerierung als Input für den digitalen<br />

Gebäudezwilling. Prof. Daniel Arztmann, Tomas Mena Lozada & Jhosangela Ramírez, TH OWL<br />

Partnerschaften und innovative Projekte schaffen die Basis für den steuernden und gestaltenden Einsatz von Daten in der Stadtentwicklung<br />

und ermöglichen es Stadtplanung neu und anders zu denken. Die Art und Weise wie wir den physischen mit dem virtuellen Raum<br />

verbinden, wird Wissenschaft und Verwaltung in den nächsten Jahren mehr und mehr beschäftigen. Sandra Müller &<br />

Martin Kölczer, Stadt Detmold<br />

Trotz der beeindruckenden technischen Möglichkeiten werden sowohl die Daten als auch die Werkzeuge für Benutzer:innen immer komplexer.<br />

In dieser Masterthesis wird ein Entscheidungsunterstützungssystem für die Stadtplanung entwickelt, welches es Architekt:innen,<br />

Stadtplaner:innen und anderen Stakeholdern ermöglicht, mit Hilfe einer taktilen Benutzeroberfläche ohne Programmierkenntnisse mit<br />

einer komplexen Stadtsimulation zu interagieren. Amanda Barbosa Jardim & Maximilian Müh, TH OWL<br />

Dieses Masterthesis ist ein Versuch, der dynamischen Beziehung zwischen Mensch und Fassade mehr Aufmerksamkeit zu schenken.<br />

Als Ergebnis wurde eine ‚zweite Haut‘ Fassade mit einer interaktiven kinetischen Systemlösung entwickelt. Dieses System kann auf<br />

die Bewegungen der Menschen reagieren und einen Anziehungseffekt erzeugen, indem es sowohl einen Schallsensor zur interaktiven<br />

Steuerung als auch ein vorprogrammiertes Skript verwendet. Maria Eero, TH OWL<br />

In the construction industry, there is currently a great willingness to use new technologies to tackle<br />

historically grown problems in a new way. Unfortunately, exaggerated expectations of the technology<br />

often stand in the way of success. Dr Michael Vössing, Karlsruhe Institute of Technology<br />

The BIM process will reduce risks in the façade lifecycle and because of its parametric nature will<br />

reduce time schedule as well. The digital transformation is necessary for a smart digital data generation<br />

as an input for the digital building twin. Prof. Daniel Arztmann, Tomas Mena Lozada &<br />

Jhosangela Ramírez, TH OWL<br />

Partnerships and innovative projects create the basis for the controlling and shaping use of data in<br />

urban development and make it possible to think about urban planning in a new and different way. The<br />

way we connect the physical with the virtual space will occupy science and administration more and<br />

more in the coming years. Sandra Müller & Martin Kölczer, City of Detmold<br />

Despite the impressive technical possibilities, both data and tools come with an increasing complexity<br />

for the user. In this master thesis a decision support system for urban planning is developed, that enables<br />

architects, urban planners, and other stakeholders to interact with a complex urban simulation<br />

without having any programming skills with the help of a tangible user interface.<br />

Amanda Barbosa Jardim & Maximilian Müh, TH OWL<br />

This master thesis project is an attempt to bring more attention to the dynamic relation of humans<br />

and facade. As a result, a second skin facade with an interactive kinetic system solution has been developed.<br />

This system can react to people's movements and create an attraction effect by using both: a<br />

sonic sensor for interactive control and a pre-programmed script. Maria Eero, TH OWL<br />

Marcel Cardinali<br />

CHECK OUT<br />

145


CONTRIBUTORS<br />

TO THIS ISSUE<br />

Amanda Barbosa Jardim<br />

Beatrice Barth<br />

Florian Meier<br />

Isabelle Dechamps<br />

Jasper Jochimsen<br />

Student Ideas<br />

Applied Ideas<br />

Applied Ideas<br />

Applied Ideas<br />

Student Ideas<br />

Jenny Ohlenschlager<br />

Jeremy Karl Anterola<br />

Jhosangela Ramírez<br />

Jian Kang<br />

Josep Llorca-Bofí<br />

Human Centered Design<br />

Regenerative Design<br />

Data Driven Design<br />

Human Centered Design<br />

Human Centered Design<br />

Kathrin Volk<br />

Kyra Albrecht<br />

Klaus Schafmeister<br />

Laura Hölz<br />

Maria Eero<br />

Human Centered Design<br />

Human Centered Design<br />

Regenerative Design<br />

Applied Ideas<br />

Student Ideas<br />

Martin Kölczer<br />

Martin Repohl<br />

Maximilian Müh<br />

Michael Vössing<br />

Michelle Kubitzki<br />

Applied Ideas<br />

Human Centered Design<br />

Student Ideas<br />

Data Driven Design<br />

Student Ideas<br />

Roman Schieber<br />

Sandra Müller<br />

Tomas Mena Lozada<br />

Ulrich Burmeister<br />

Van Bo le-Mentzel<br />

Applied Ideas<br />

Applied Ideas<br />

Data Driven Design<br />

Regenerative Design<br />

Human Centered Design<br />

146 CONTRIBUTORS TO THIS ISSUE


EDITORIAL BOARD<br />

Alvaro Balderrama<br />

Data Driven Design<br />

Prof. Dr. Axel Häusler<br />

Data Driven Design<br />

Prof. Daniel Arztmann<br />

Regenerative Design<br />

Johanna Julia Dorf<br />

Concept, Layout, Ads<br />

Kristina Herrmann<br />

Human Centered Design<br />

Marcel Cardinali<br />

Concept, Editorial,CheckIn/Out<br />

Prof. Oliver Hall<br />

Editorial, Regenerative Design<br />

Prof. Ulrich Nether<br />

Human Centered Design<br />

Prof.'in Dr. Uta Pottgiesser<br />

Concept<br />

EDITORIAL BOARD<br />

147


IMPRINT<br />

Herausgeberin<br />

Technische Hochschule<br />

Ostwestfalen-Lippe<br />

IDS Institut für Designstrategien<br />

Emilienstraße 45, D-32756 Detmold<br />

ids@th-owl.de<br />

www.th-owl.de/ids<br />

Verantwortlich (<strong>Magazin</strong>)<br />

Prof. Dipl.-Ing. Oliver Hall<br />

Marcel Cardinali<br />

Publisher<br />

OWL University of Applied Sciences<br />

and Arts<br />

IDS Institute for Design Strategies<br />

Emilienstraße 45, D-32756 Detmold,<br />

Germany<br />

Redaktion, Layout & Grafik<br />

Johanna Julia Dorf<br />

ids@th-owl.de<br />

www.th-owl.de/ids<br />

Druck<br />

Bösmann Medien und Druck<br />

GmbH & Co. KG, Detmold<br />

Responsible (magazine)<br />

Prof. Dipl.-Ing. Oliver Hall<br />

Marcel Cardinali<br />

Print-Auflage<br />

1.500 Exemplare<br />

Editing, Layout & Graphics<br />

Johanna Julia Dorf<br />

Abbildungen<br />

Die Abbildungen sind, soweit nicht<br />

anders gekennzeichnet, Eigentum der<br />

jeweiligen Verfasser.<br />

Hinweis<br />

Einige Artikel in diesem <strong>Magazin</strong> verwenden<br />

das generische Maskulin und<br />

verzichten auf eine gendergerechte<br />

Schreibweise. Wir möchten betonen,<br />

dass mit Begriffen im generischen Maskulin<br />

gleichermaßen männliche, weibliche<br />

und diverse Personen gemeint sind.<br />

Cover<br />

Jcomp - Freepik.com, Bearbeitet<br />

Print<br />

Bösmann Medien und Druck<br />

GmbH & Co. KG, Detmold<br />

Print run<br />

1,500 copies<br />

Illustrations<br />

Unless otherwise indicated, the illustrations<br />

are the property of the respective<br />

authors.<br />

Note<br />

Some articles in this magazine use the<br />

generic masculine and refrain from<br />

using gender-appropriate spelling. We<br />

would like to emphasise that terms in the<br />

generic masculine refer equally to male,<br />

female and diverse persons.<br />

Cover<br />

Jcomp - Freepik.com, Edited<br />

Check out our website:<br />

www.th-owl.de/ids<br />

148 IMPRINT


Die Wohnungswirtschaft Ostwestfalen-Lippe<br />

ist ein Zusammenschluss von<br />

Wohnungsbaugenossenschaften, kommunalen,<br />

kirchlichen und privaten Wohnungsunternehmen.<br />

Insgesamt arbeiten<br />

28 Unternehmen zusammen, um Ihnen sicheren<br />

und modernen Wohnraum zu fairen<br />

Preisen anbieten zu können.<br />

Die Unternehmen der Wohnungswirtschaft<br />

Ostwestfalen-Lippe sind dort zu Hause, wo<br />

auch Sie zu Hause sind.<br />

Mit Bauaufträgen in der Region von mehr<br />

als 100 Millionen € im Jahr sichert die Wohnungswirtschaft<br />

OWL Arbeitsplätze in der<br />

Region. Gleichzeitig stellen die Unternehmen<br />

sicher, zeitgemäßen und guten Wohnraum<br />

anbieten zu können für Menschen,<br />

die hier leben.<br />

www.wohnen-owl.de


Das <strong>urbanLab</strong> ist ein Forschungsschwerpunkt der Fachbereiche<br />

1 (Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur), 3<br />

(Bauingenieurwesen) und 9 (Landschaftsarchitektur und Umweltplanung)<br />

der Hochschule Ostwestfalen-Lippe.<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

2015 sind ca. 1 Million Flüchtlinge nach Deutschland<br />

gekommen. In den nächsten Jahren wird es eine<br />

der drängendsten Aufgaben sein, angemessenen<br />

dauerhaften Wohnraum bereitzustellen. Vor diesem<br />

Hintergrund stellen Bund und Land umfangreiche<br />

Fördermöglichkeiten für die Schaffung preiswerter<br />

Wohnungen zur Verfügung.<br />

Diese Aufgabe trifft in Ostwestfalen-Lippe auf unterschiedliche<br />

demografische Ausgangssituationen<br />

und einen damit einhergehenden Wohnungsmarkt.<br />

Schrumpfung und Wachstum liegen dispers und z.T.<br />

kleinräumig nebeneinander. Gleichzeitig ergeben sich<br />

mit der Integration der Zugewanderten neue Entwicklungschancen<br />

für die Region: baulich-räumlich, sozial<br />

und wirtschaftlich.<br />

Der enorme politische Druck, zeitnah ausreichenden,<br />

bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, konzentriert sich<br />

dabei auf die unternehmerische Wohnungswirtschaft,<br />

die gefordert ist, allgemeine Versäumnisse beim sozialen<br />

Wohnungsbau in kürzester Zeit wieder aufzuholen.<br />

Bietet der ländliche Raum bessere Integrationschancen<br />

als andere Regionen, weil günstiger Wohnraum<br />

in den Wachstumsräumen kaum noch bereitgestellt<br />

werden kann? Wie und wo können die Menschen auf<br />

dem Arbeitsmarkt integriert werden?<br />

Wie kann verhindert werden, dass die Kombination<br />

von politischem Druck, der Dringlichkeit Lösungen<br />

vorzuweisen und die Not der Menschen dazu führt,<br />

dass es zu baulich unbefriedigenden Lösungen und<br />

städtebaulich unerwünschten Entwicklungen kommt?<br />

Welche Rolle kann die Wohnungswirtschaft hier übernehmen?<br />

Kann es gelingen die notwendigen Entwicklungen<br />

so zu vollziehen, dass die Region OWL insgesamt<br />

davon profitiert?<br />

Das neue <strong>urbanLab</strong>-<strong>Magazin</strong> dokumentiert den vergangenen<br />

Regionalen Salon und damit die zahlreichen<br />

Fachbeiträge, interessanten Diskussionen und<br />

externen Beiträge zu genau diesen Fragestellungen.<br />

Prof. Dr. Hans-Peter Rohler <strong>urbanLab</strong><br />

Prof. Oliver Hall <strong>urbanLab</strong><br />

Petra Eggert-Höfel Wohnungswirtschaft OWL<br />

Foto: Regionaler Salon 18.01.2016, Ravensberger Spinnerei, Bielefeld (HS OWL)<br />

4 • Zwischen Energieeffizienz und Flüchtlingsunterbringung<br />

Aktuelle Herausforderungen für die Wohnungswirtschaft<br />

Alexander Rychter • Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />

Rheinland Westfalen, Düsseldorf | Verbandsdirektor<br />

6 • Integration von Zugewanderten in kleinen Städten und<br />

Landkreisen: Potenziale und Herausforderungen<br />

Dr. Heike Hanhörster • Institut für Landes- und<br />

Stadtentwicklungsforschung, Dortmund<br />

8 • Schrumpfen war gestern, Zuwanderung ist heute<br />

Prof. Oliver Hall • <strong>urbanLab</strong>, Professur Stadtplanung und<br />

städtebauliches Entwerfen<br />

10 • Die Heimatwerker.<br />

Integration durch gemeinsames Bauen.<br />

Tim Rienietz & Dr. Christine Kämmerer •<br />

Stadtbaukultur NRW<br />

12 • Der Einfluss der Flüchtlinge auf den<br />

Immobilien- und Wohnungsmarkt<br />

Prof. Dr. Dirk Noosten • <strong>urbanLab</strong>, Professur<br />

Baumanagement und Finanzierung<br />

14 • Koexistenz am Beispiel VinziRast-mittendrin, Wien<br />

Gast-Prof. Alexander Hagner • gaupenraub/TU Wien<br />

16 • Gemeinschaftsgärten in Kooperation mit Wohnungsbaugesellschaften<br />

- Bericht zu den Forstfeldgärten in Kassel<br />

Prof. Mike Wilkens und Heidrun Hubenthal • Universität Kassel<br />

17 • Das Prinzip Zwiebel - Mehr als Wohnungsbau:<br />

Realisierungschancen für preiswerte Stadthäuser<br />

Prof. Philipp Krebs • foundation 5+ architekten Kassel/<br />

Fachhochschule Erfurt<br />

20 • Nord trifft Süd - Dortmund all-inclusive?<br />

Prof. Dr. Reiner Staubach • <strong>urbanLab</strong>, Professur Planungsbezogene<br />

Soziologie, Planungstheorie und -methodik<br />

24 • Integrationsprozesse brauchen geeignete Räume<br />

Handlungsempfehlungen für Flüchtlingsunterkünfte<br />

Marcel Cardinali • <strong>urbanLab</strong><br />

27 • Dringend benötigter Wohnraum!<br />

Eine Debatte zur Steuerung der aktuellen Entwicklungen<br />

Moderation: Prof. Dr. Hans-Peter Rohler, Petra Eggert-Höfel<br />

180907_<strong>Magazin</strong>04 Coverumschlag.indd 1 07.09.18 15:38<br />

UND UNSE R E<br />

FO RSCHUNG SSCHWERPUNKTE<br />

Das <strong>urbanLab</strong> ist ein Forschungsschwerpunkt der Fachbereiche<br />

1 (Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur), 3<br />

(Bauingenieurwesen) und 9 (Landschaftsarchitektur und Umweltplanung)<br />

der Hochschule Ostwestfalen-Lippe.<br />

180326_<strong>Magazin</strong>03 Coverumschlag.indd 1 26.03.18 11:27<br />

AUßENUMSCHLAG<br />

Schrumpfen<br />

wir noch<br />

oder<br />

wachsen<br />

wir schon?<br />

MAGAZIN<br />

Ausgabe 01 | Juni 2016<br />

FACHZEITSCHRIFT FÜR STADT- & REGIONALPLANUNG<br />

Ausgabe 03 | März 2018<br />

MAGAZIN<br />

Heimat<br />

gestalten<br />

Ministerin<br />

Ina Scharrenbach<br />

MHKBG NRW<br />

Eine Million neue Menschen<br />

in Deutschland<br />

Angemessenen dauerhaften<br />

Wohnraum bereitstellen<br />

Inhalt<br />

Print:<br />

Web:<br />

3 MAGAZIN Regionale Netzwerke<br />

Das Dorf<br />

von Morgen<br />

Gerhard Matzig<br />

Süddeutsche Zeitung<br />

Das Neue<br />

UrbanLand<br />

REGIONALE 2022<br />

Interview mit der<br />

OWL GmbH und<br />

Urban Catalyst<br />

REGIONALE NETZWERKE<br />

WACHSTUM. KOOPERATION. TRANSFORMATION.<br />

Neue Wohnraumangebote in der Region - Dokumentation des internationalen<br />

NRW.BANK Studierendenwettbewerbs und des dazugehörigen NRW.Symposiums 2017<br />

FACHZEITSCHRIFT FÜR STADT- & REGIONALPLANUNG<br />

Ausgabe 04 | September 2018<br />

MAGAZIN<br />

FACHZEITSCHRIFT FÜR STADT- & REGIONALPLANUNG<br />

AUSGABE 05 | SEPTEMBER 2019<br />

MAGAZIN<br />

Was ist<br />

Heimat?<br />

Ministerin<br />

Ina Scharrenbach<br />

MHKBG NRW<br />

Neue »Heimat«?<br />

Prof. Dr. Klaus Selle<br />

Print:<br />

Web:<br />

4 MAGAZIN Heimat planen<br />

Gemeinsinn,<br />

Verantwortung,<br />

Heimat<br />

Dr. Gregor Gysi<br />

HEIMAT PLANEN<br />

IDENTIFIKATION. PARTIZIPATION. INTEGRATION<br />

Dokumentation der 13. Bielefelder Stadtentwicklungstage und des 11. Regionalen Salons<br />

STADT & LAND. Kein Platz mehr?<br />

Barbara Ettinger-Brinckmann<br />

STRUKTUREN & AKTEURE. Wege zum<br />

bezahlbaren Bauen und Wohnen<br />

Eva Stelzner<br />

ZUKUNFTSVISION. Stadt Land Quartier<br />

Erkenntnisse aus dem Wettbewerb<br />

Prof. Oliver Hall, Marcel Cardinali<br />

STADT LAND QUARTIER<br />

ZWISCHEN REALITÄT UND ZUKUNFTSVISION<br />

Mit Dokumentation des Studierendenwettbewerbs Stadt Land Quartier in Kooperation mit der<br />

Wohnungswirtschaft Ostwestfalen-Lippe und des 14. Bielefelder Kongress für Stadtentwicklung<br />

Erfolgreiche metropolenferne<br />

Regionen<br />

PROF. DR. CARL-HANS HAUPTMEYER<br />

Das Comeback der Provinz<br />

DR. DANIEL DETTLING<br />

Wie Höxter die<br />

Landesgartenschau 2023 plant<br />

CLAUDIA KOCH<br />

2020<br />

MEHR ALS PROVINZ<br />

Besondere Stadtentwicklung in<br />

Klein- und Mittelstädten<br />

Ausgabe 06 ISSN 2566-8900<br />

*<br />

IDS<br />

INST IT UT FO R<br />

DESIG N ST R ATEG IES<br />

MEHR IM EDITO R IAL<br />

*<br />

Hier geht's zum Newsletter:<br />

Ausgabe 07 ISSN 2566-8900<br />

GreenScenario – Kann klimafreundliche<br />

Städteplanung einfacher werden?<br />

JEREMY KARL ANTEROLA, RAMBOLL STUDIO DEISEITL<br />

Hört auf Wohnungen zu bauen!<br />

EIN INTERVIEW MIT VAN BO LE-MENTZEL<br />

Stadt Detmold – Ein Einblick in<br />

Bits und Beton<br />

SANDRA MÜLLER UND MARTIN KÖLCZER<br />

THE HUMAN HABITAT IN TIMES OF<br />

TRANSFORMATION<br />

<strong>2021</strong><br />

X<br />

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