urbanLab Magazin 2021 - Transformation
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*<br />
IDS<br />
INST IT UT E FO R<br />
DESIG N ST R ATEG IES<br />
*<br />
MEHR IM EDITO R IAL<br />
GreenScenario – Kann klimafreundliche<br />
Städteplanung einfacher werden?<br />
JEREMY KARL ANTEROLA, RAMBOLL STUDIO DEISEITL<br />
Hört auf Wohnungen zu bauen!<br />
EIN INTERVIEW MIT VAN BO LE-MENTZEL<br />
Stadt Detmold – Ein Einblick in<br />
Bits und Beton<br />
SANDRA MÜLLER UND MARTIN KÖLCZER<br />
UND UNSE R E<br />
FO RSCHUNG SSCHWERPUNKTE<br />
Ausgabe 07 ISSN 2566-8919<br />
THE HUMAN HABITAT IN TIMES OF<br />
TRANSFORMATION<br />
<strong>2021</strong>
Die Wohnungswirtschaft Ostwestfalen-Lippe<br />
ist ein Zusammenschluss von<br />
Wohnungsbaugenossenschaften, kommunalen,<br />
kirchlichen und privaten Wohnungsunternehmen.<br />
Insgesamt arbeiten<br />
28 Unternehmen zusammen, um Ihnen sicheren<br />
und modernen Wohnraum zu fairen<br />
Preisen anbieten zu können.<br />
Die Unternehmen der Wohnungswirtschaft<br />
Ostwestfalen-Lippe sind dort zu Hause, wo<br />
auch Sie zu Hause sind.<br />
Mit Bauaufträgen in der Region von mehr<br />
als 100 Millionen € im Jahr sichert die Wohnungswirtschaft<br />
OWL Arbeitsplätze in der<br />
Region. Gleichzeitig stellen die Unternehmen<br />
sicher, zeitgemäßen und guten Wohnraum<br />
anbieten zu können für Menschen,<br />
die hier leben.<br />
www.wohnen-owl.de
Liebe Leser:innen,<br />
das letzte Jahr stand ganz im Zeichen der <strong>Transformation</strong>.<br />
Eine <strong>Transformation</strong> der Lebensentwürfe und<br />
Alltagsabläufe sowie eine Verschiebung der Prioritäten<br />
und Lebensmittelpunkte waren nur einige wenige<br />
Folgen der Corona-Pandemie. Durch die Extremwetterlagen<br />
wird gleichzeitig immer mehr Teilen der Bevölkerung<br />
deutlich vor Augen geführt, dass wir unsere<br />
gesamte Gesellschaft und die gebaute Umwelt transformieren<br />
und nachhaltiger gestalten müssen. Diese<br />
neue Prioritätensetzung ist durchgängig in Umfragen<br />
erkennbar und insbesondere auch an der europäischen<br />
Politik schon länger klar abzulesen. Der daraus<br />
resultierende Strukturwandel in Wirtschaft und Baukultur<br />
verbunden mit dem Willen zu einer nachhaltigeren<br />
und ressourcenschonenden gebauten Umwelt,<br />
stellt die Architektur- und Planungsdisziplinen vor<br />
eine besondere Herausforderung. Einmal getroffene<br />
Entscheidungen sind aufgrund der langen Haltbarkeit<br />
der gebauten Umwelt kaum reversibel, daher kommt<br />
der vorausschauenden und ganzheitlichen Planung<br />
sowie der Digitalisierung der Baubranche eine besondere<br />
Bedeutung zu. Umso wichtiger, dass wir die<br />
Hochschule und ihre Forschungseinrichtungen als<br />
öffentliche Plattform nutzen, auf der wir uns gemeinsam<br />
– regelmäßig – mit Vertreter:innen aus Wirtschaft,<br />
Politik und Gesellschaft über den aktuellen Stand der<br />
Wissenschaft und Technik austauschen.<br />
EDITORIAL<br />
Dear readers,<br />
last year was all about transformation. A transformation of<br />
lifestyles and daily routines as well as a shift in priorities and<br />
centres of life were just a few consequences of the Corona<br />
pandemic. At the same time, the extreme weather events<br />
are making it clear to more and more parts of the population<br />
that we need to transform our entire society and built environment<br />
and make them more sustainable. This new prioritisation<br />
can be seen consistently in polls and has also been<br />
particularly evident in European policy for some time now.<br />
The resulting structural change in the economy and building<br />
culture, combined with the desire for a more sustainable<br />
and resource-efficient built environment, presents architecture<br />
and planning with a special challenge. Once decisions<br />
have been made, they are hardly reversible due to the long<br />
durability of the built environment, which is why foresighted<br />
and holistic planning as well as the digitalisation of the construction<br />
industry are of particular importance. This makes it<br />
all the more important that we use the university and its research<br />
facilities as a public platform where we can exchange<br />
information on the current state of science and technology<br />
together - on a regular basis - with representatives from business,<br />
politics and society.<br />
Die an der TH OWL am Standort Detmold gewachsenen<br />
Forschungsinfrastrukturen zur gebauten Umwelt<br />
haben die sich verändernden Herausforderungen zum<br />
Anlass genommen sich neu auszurichten. Die bisherigen<br />
Forschungsschwerpunkte <strong>urbanLab</strong>, constructionLab,<br />
perceptionLab und nextPlace sind dieses Jahr<br />
in das IDS - Institut für Designstrategien überführt<br />
worden. Wir bündeln unsere Forschungsaktivitäten<br />
fortan inter- und transdisziplinär in den Forschungslinien<br />
Regenerative Design, Human Centred Design<br />
und Data Driven Design. Aus dieser Motivation heraus<br />
ist 2020 auch das neue Konferenzformat der Detmold<br />
Conference Week (DCW) entstanden. Das etablierte<br />
<strong>urbanLab</strong> <strong>Magazin</strong> befindet sich damit ebenfalls in<br />
<strong>Transformation</strong> zu etwas Neuem. Die Ausgabe 07, die<br />
Sie in den Händen halten oder gerade papierarm digital<br />
lesen, ist damit die Letzte ihrer Art und gleichzeitig<br />
die Erste mit den neuen gemeinsamen Schwerpunkten<br />
zur regenerativen und menschzentrierten Gestaltung<br />
der Umwelt und den Chancen der Digitalisierung.<br />
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Freude und<br />
Inspiration beim Lesen der folgenden Seiten. Wie immer<br />
gilt an dieser Stelle unser besonderer Dank allen<br />
Mitwirkenden aus den ganz unterschiedlichen Bereichen<br />
der gebauten Umwelt, ohne die eine so dichte<br />
und vielschichtige Ausgabe natürlich nicht möglich<br />
gewesen wäre.<br />
The research infrastructures on the built environment that<br />
have grown at the TH OWL in Detmold have taken the changing<br />
challenges as an opportunity to realign themselves.<br />
The previous research focuses <strong>urbanLab</strong>, constructionLab,<br />
perceptionLab and nextPlace were transferred to the IDS<br />
- Institute for Design Strategies this year. From now on,<br />
we will bundle our research activities in an inter- and transdisciplinary<br />
way in the research lines Regenerative Design,<br />
Human Centred Design and Data Driven Design. This motivation<br />
also gave rise to the new conference format of the<br />
Detmold Conference Week (DCW) in 2020. The established<br />
<strong>urbanLab</strong> magazine is thus also undergoing a transformation<br />
into something new. Issue 07, which you are holding in<br />
your hands or are currently reading digitally in paperless<br />
form, is thus the last of its kind and at the same time the first<br />
with the new joint focus on regenerative and human-centred<br />
design of the environment and the opportunities of<br />
digitalisation.<br />
In this spirit, we hope you enjoy and are inspired by the following<br />
pages. As always, we would like to take this opportunity<br />
to extend our special thanks to all contributors from the<br />
very different fields of the built environment, without whom<br />
such a dense and multi-layered issue would of course not<br />
have been possible.<br />
Marcel Cardinali<br />
Prof. Oliver Hall<br />
EDITORIAL<br />
3
CONTENT<br />
3 – EDITORIAL<br />
6 – CHECK IN<br />
46 – DOSSIER<br />
HUMAN CENTERED<br />
DESIGN<br />
8 – DOSSIER<br />
REGENERATIVE<br />
DESIGN<br />
12 – GRÜNE UND NACHHALTIGE<br />
STADT FÜR ALLE<br />
ULRICH BURMEISTER<br />
18 – REGIONALE<br />
UMWELTÖKONOMIE<br />
PROF. DR. OEC KLAUS SCHAFMEISTER<br />
22 – GREENSCENARIO (EN)<br />
JEREMY KARL ANTEROLA,<br />
RAMBOLL STUDIO DREISEITL<br />
50 – WIE DINGE RESONANZ-<br />
BEZIEHUNGEN STIFTEN<br />
MARTIN REPOHL<br />
56 – URBAN SOUNDSCAPES (EN)<br />
PROF. JIAN KANG<br />
60 – THE RELATIONSHIP<br />
BETWEEEN ARCHITECTURE AND<br />
NOISE POLLUTION (EN)<br />
ALVARO BALDERRAMA<br />
66 – PERSON-FOCUSED<br />
ANALYSIS OF ARCHITECTURAL<br />
DESIGN (EN)<br />
DR. JOSEP LORCA BOFI<br />
32 – APPLIED IDEAS<br />
Pflanzen statt Beton<br />
LAURA HOLZ, VERTIKO GMBH<br />
38 – APPLIED IDEAS<br />
Academy Museum of<br />
Motion (EN)<br />
ROMAN SCHIEBER + FLORIAN MEIER,<br />
KNIPPERS HELBIG<br />
4 CONTENT
106 – DOSSIER DATA<br />
DRIVEN DESIGN<br />
110 – KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />
ALS MITARBEITERIN DER<br />
PLANUNG<br />
DR. ING. MICHEAL VÖSSING + PROF. DR. AXEL<br />
HÄUSLER<br />
114 – FACADE 4.0 (EN)<br />
DANIEL ARZTMANN, TOMAS MENA LOZADA +<br />
JHOSANGELA RAMÍREZ<br />
72 – APPLIED IDEAS<br />
Herausforderung<br />
angenommen - Open Health<br />
HACKademy<br />
BEATRICE BARTH + ISABELLE DECHAMPS<br />
76 – INKLUSIVE HOCHSCHULE<br />
KRISTINA HERRMANN + PROF. ULRICH<br />
NETHER<br />
82 – STUDENT IDEAS<br />
Urban feminism<br />
experiment Bielefeld (EN)<br />
MICHELLE KUBITZKI<br />
86 – INKLUSIVES WARBURG<br />
PROF.'IN KATHRIN VOLK + JENNY<br />
OHLENSCHLAGER<br />
94 – HÖRT AUF WOHNUNGEN<br />
ZU BAUEN<br />
VAN BO LE-MENTZEL + KYRA ALBRECHT<br />
100 – STUDENT IDEAS<br />
Schule(n) machen<br />
PROF. JASPER JOCHIMSEN<br />
124 – APPLIED IDEAS<br />
Die Stadt der Zukunft<br />
ist auf Daten gebaut<br />
SANDRA MÜLLER + MARTIN KÖLZER,<br />
STADT DETMOLD<br />
130 – STUDENT IDEAS<br />
Synthetic & tangible<br />
agents (EN)<br />
AMANDA BARBOSE JARDIM +<br />
MAXIMILIAN MÜH<br />
136 – STUDENT IDEAS<br />
Interactive kinetic<br />
facade (EN)<br />
MARIA EERO<br />
142 – CHECK OUT<br />
146 – CONTRIBUTORS TO THIS ISSUE<br />
147 – EDITORIAL BOARD<br />
148 – IMPRINT<br />
CONTENT<br />
5
CHECK IN<br />
Wie kann es gelingen, die gebaute<br />
Umwelt zu regenerativen und resilienten<br />
Lebensräumen zu transformieren?<br />
Der Großteil der gesellschaftlichen<br />
Herausforderungen lässt sich auf<br />
die gebaute Umwelt zurückführen oder<br />
stark durch sie beeinflussen – vom Klimawandel,<br />
über die Energiewende und<br />
die Ressourcenknappheit bis hin zu<br />
Migration, gesellschaftlicher Teilhabe,<br />
Gesundheit und Wohlbefinden. Folglich<br />
ist die qualitative (Um-) Gestaltung des<br />
menschlichen Lebensraums (Human Habitat)<br />
zu einem zentralen und konkreten<br />
Handlungsfeld nationaler und internationaler<br />
Politik- und Forschungsagenden<br />
geworden (UN SDGs, Green Deal, u.a.).<br />
Dennoch lässt sich, Stand heute, eine<br />
gravierende Dissonanz zwischen technischen<br />
Einzelinnovationen, vielversprechenden<br />
theoretischen Erkenntnissen<br />
und deren Umsetzung in unseren Lebensräumen<br />
in der gebauten Umwelt<br />
feststellen. Inmitten unserer eigenen<br />
<strong>Transformation</strong> in Richtung eines gemeinsamen<br />
Instituts feierte letztes Jahr<br />
die Detmold Conference Week als neues<br />
gemeinsames Transferformat (digitale)<br />
Premiere, um genau das anhand unserer<br />
Forschungslinien zu diskutieren:<br />
How can we transform the built environment<br />
into regenerative and<br />
resilient living spaces? The majority<br />
of societal challenges can be traced<br />
back to the built environment or are<br />
strongly influenced by it - from climate<br />
change, the energy transition and<br />
resource scarcity to migration, social<br />
participation, health and well-being.<br />
Consequently, the qualitative (re)design<br />
of human habitat has become a<br />
central and concrete field of action for<br />
national and international policy and<br />
research agendas (UN SDGs, Green<br />
Deal, etc.). Nevertheless, as of today,<br />
a serious dissonance can be observed<br />
between individual technical innovations,<br />
promising theoretical findings<br />
and their implementation in our living<br />
spaces in the built environment. In<br />
the midst of our own transformation<br />
towards a joint institute, the Detmold<br />
Conference Week celebrated its (digital)<br />
premiere last year as a new joint<br />
transfer format to discuss precisely<br />
this on the basis of our research lines:<br />
REGENERATIVE DESIGN –<br />
AN DER SCHNITTSTELLE VON UMWELT UND DESIGN<br />
Die globale Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende erfordern<br />
eine drastische <strong>Transformation</strong> der gebauten Umwelt. Hinzu kommt die drängende<br />
Frage nach dem Umgang mit den Gebäuden des 20. Jahrhunderts, die ca. 80% des Bestands<br />
ausmachen und derzeit weder den Ansprüchen an Klimaschutz, Energieeffizienz<br />
oder Kreislaufwirtschaft gerecht werden.<br />
DOSSIER REGENERATIVE DESIGN –<br />
AT THE INTERSECTION OF ENVIRONMENT AND DESIGN<br />
The global challenges of climate change and the energy transition require a drastic transformation<br />
of the built environment. In addition, there is the pressing question of how to deal with<br />
the buildings of the 20th century, which make up about 80% of the existing building stock and<br />
currently do not meet the demands of climate protection, energy efficiency or circular economy.<br />
6 CHECK IN
HUMAN CENTERED DESIGN –<br />
AN DER SCHNITTSTELLE VON GESUNDHEIT UND DESIGN<br />
Möglichst hohe Lebensqualität unter Teilhabe aller ist wesentlicher Treiber für die Gesellschaft.<br />
Dabei ist das Wissen über Zusammenhänge zwischen den architektonischen<br />
und urbanen Systemen, in denen wir uns täglich bewegen und den Auswirkungen auf<br />
Verhalten und Lebensstil noch wenig entwickelt.<br />
HUMAN CENTERED DESIGN –<br />
AT THE INTERSECTION OF HEALTH AND DESIGN<br />
The highest possible quality of life with the participation of all is an essential driver for society. At<br />
the same time, knowledge about the connections between the architectural and urban systems<br />
in which we move every day and the effects on behaviour and lifestyle is still poorly developed.<br />
DATA DRIVEN DESIGN –<br />
AN DER SCHNITTSTELLE VON DIGITALISIERUNG UND DESIGN<br />
Die Potenziale digitaler Technologien verändern die gesamte Wertschöpfungskette im Stadt-,<br />
Bau- und Planungswesen. AR/VR, IoT und die unterschiedlichen Facetten der Künstlichen<br />
Intelligenz (KI) lassen effizientere Prozesse, mehr Teilhabe und ein größeres Verständnis der<br />
räumlichen Einflüsse auf den Menschen erwarten.<br />
DATA DRIVEN DESIGN –<br />
AT THE INTERSECTION OF DIGITALISATION AND DESIGN<br />
The potential of digital technologies is changing the entire value chain in urban,<br />
building and planning. AR/VR, IoT and the various facets of Artificial Intelligence<br />
(AI) lead us to expect more efficient processes, more participation and a greater<br />
understanding of spatial influences on people.<br />
Das Ziel dieses <strong>Magazin</strong>s ist es auch<br />
dieses Jahr, den begonnenen Wissensaustausch<br />
zwischen den Akteur:innen<br />
aus Praxis, Bildung, Forschung,<br />
Politik und Gesellschaft der<br />
Konferenz weiter zu verstetigen. Für<br />
diejenigen unter Ihnen, die nur wenig<br />
Zeit zum Lesen haben, bieten wir<br />
Ihnen verpackt, gekürzt und auf den<br />
Punkt gebracht, die wesentlichen Aussagen<br />
unserer Autor:innen zum Mitnehmen<br />
an – CHECK OUT, S. 142.<br />
The aim of this year's magazine is to<br />
continue the exchange of knowledge<br />
between the conference's stakeholders<br />
from practice, education, research,<br />
politics and society. For those<br />
of you who have little time to read,<br />
we offer you a condensed and to the<br />
point version of the main statements<br />
of our authors – CHECK OUT, p. 142.<br />
Marcel Cardinali<br />
CHECK IN<br />
7
REGENERATIVE<br />
DESIGN<br />
José Maria Sava on Unsplash<br />
Regenerative Design beeinflusst die Gestaltung unserer Umwelt auf verschiedensten<br />
Ebenen, von der großräumigen Landschaft über Stadtplanung bis hin zu<br />
Gebäuden und Materialien. Nutznießer:innen und Betroffene sind dabei immer<br />
die Menschen im Mittelpunkt der Betrachtungen.<br />
Regenerative design influences the design of our environment on a<br />
wide variety of levels, from large-scale landscapes and urban planning<br />
to buildings and materials. Beneficiary and affected person is<br />
always the human being in the center of the considerations.<br />
8 REGENERATIVE DESIGN
In der inhaltlichen Ausrichtung des IDS kommt der Forschungslinie Regenerative Design eine besondere<br />
Bedeutung zu. Bauliche Entwicklung bedeutet in der Regel Flächeninanspruchnahme und Ressourcenverbrauch.<br />
Der Bausektor ist dabei als Müllproduzent und Verursacher von Umweltproblemen in die Kritik geraten.<br />
Um die gebaute Umwelt zu regenerativen und resilienten Lebensräumen zu entwickeln ist das Ziel<br />
der Forschungslinie Regenerative Design, Strategien und Prozesse für die anstehende <strong>Transformation</strong> von<br />
Materialien und Gebäuden und damit schließlich von ganzen Nachbarschaften und Städten zu entwickeln.<br />
Die <strong>Transformation</strong> der Stadt soll dabei einen Veränderungsprozess hin zu einer ökonomisch nachhaltigeren<br />
sowie sozial gerechteren Form des Zusammenlebens innerhalb ökologischer Grenzen erfahren. Die globalen<br />
Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende sind heute mehr denn je entscheidende<br />
Einflussfaktoren insbesondere in Architektur und Städtebau und erfordern daher die drastische Anpassung<br />
der gebauten Umwelt. Damit stellt sich die Frage nach dem Umgang mit dem zukünftigen und heutigem Gebäudebestand<br />
der Städte, die gerade im Altbestand weder den Ansprüchen an Klimaschutz, Energieeffizienz<br />
noch an Kreislaufwirtschaft gerecht wird. Mit dem Ziel der doppelten Innenentwicklung rückt zudem die Wiederbegrünung<br />
der steinernen Stadt in den Focus, aber auch die gemeinschaftliche Aktivierung und Nutzung<br />
bestehender öffentlicher Räume.<br />
Auf diese Herausforderungen will der ganzheitliche Ansatz des Regenerative Design Antworten erforschen<br />
und im Sinne der Ressourceneffizienz auf den verschiedenen Ebenen Lösungen beschreiben. Der Begriff<br />
"regenerativ" beschreibt darin Prozesse, die ihre eigenen Energie- und Materialquellen wiederherstellen, erneuern<br />
oder revitalisieren, statt sie zu verbrauchen. Die regenerative Kreislaufwirtschaft befasst sich also<br />
nicht nur mit Recycling und Entsorgung von Rest- bzw. Schadstoffen, sondern es geht um das Design von<br />
Kreisläufen von Anfang an. In Architektur und Stadtplanung reagieren erst wenige Projekte intelligent auf<br />
ökologische, hydrologische, geologische und klimatische Aspekte. Diese Aspekte gaben den Anlass für die<br />
Beiträge in diesem Kapitel, die als Vorträge auf der Detmold Conference Week 2020 diskutiert wurden und<br />
hier nun dokumentiert sind.<br />
In the content orientation of the IDS, the research line Regenerative Design is of particular<br />
importance. Building development usually means land use and resource consumption. In this<br />
context, the building sector has come under criticism as a producer of waste and a cause of<br />
environmental problems. To develop the built environment into regenerative and resilient habitats<br />
the goal of the Regenerative Design research line is to explore strategies and processes<br />
for the upcoming transformation not only of materials and buildings, but also up to neighborhoods<br />
and cities. The transformation of the city should thereby experience a process of change<br />
towards a more economically sustainable as well as socially form of living together within ecological<br />
boundaries. Today more than ever, the global challenges of climate change and the energy<br />
transition are decisive influencing factors in architecture and urban planning and therefore<br />
require the drastic adaptation of the built environment. This raises the question of how to deal<br />
with the future and current buildings of the cities, which, especially in old buildings, does not<br />
meet the requirements of climate protection, energy efficiency or circular economy. With the<br />
goal of double inner development, the re-greening of the city also comes into focus, as does the<br />
community activation and use of existing public spaces.<br />
The holistic approach of Regenerative Design wants to explore answers to these challenges and<br />
describe solutions in terms of resource efficiency on the different levels. In it, the term "regenerative"<br />
describes processes that restore, renew, or revitalize their own sources of energy and<br />
materials instead of consuming them. Thus, the regenerative circular economy is not just about<br />
recycling and disposing of residual or pollutant materials; it is about designing cycles from the<br />
beginning. Only a few projects in architecture and urban planning respond intelligently to ecological,<br />
hydrological, geological and climatic aspects. These aspects gave impact to the contributions<br />
in this chapter, which were discussed as presentations at the Detmold Conference<br />
Week 2020 and are now documented here.<br />
REGENERATIVE DESIGN<br />
9
In dem Beitrag Grüne und nachhaltige Stadt für alle geht Ulrich Burmeister der<br />
Bedeutung Doppelter Innenentwicklung und Öffentlicher Räume für eine nachhaltige<br />
und sozial gerechte Stadtentwicklung nach. Die Gemeinwohlorientierte Agenda in der<br />
Stadtentwicklung wird dabei ebenso beleuchtet wie die gesamtgesellschaftliche sozial-ökologische<br />
<strong>Transformation</strong> der Stadt. Ein besonderer Focus wird dabei auf Öffentliche<br />
Räume gelegt, dies sind die Räume, über die alle Menschen Zugang zu öffentlichen<br />
Gütern haben. Das Grün in den Städten gehört immer mehr zu den harten Faktoren<br />
der Stadtentwicklung, weil Grüne Infrastrukturen, die klimatischen Ausgleichsfunktionen<br />
des Grüns und eine hohe Aufenthaltsqualität im Freiraum wertbildende Faktoren<br />
sind. Dadurch werden Grundstückspreise beeinflusst und öffentliche Räume sind Gegenstand<br />
planerischer Konflikte und Aushandlungsprozesse. Durch die aktuellen Beschränkungen<br />
öffentlicher Räume unter Pandemiebedingungen wird ihre Bedeutung<br />
und deren Entwicklungspotentiale hervorgehoben.<br />
In the contribution Green and Sustainable City for All, Ulrich Burmeister explores<br />
the importance of double internal development and public spaces for sustainable and<br />
socially just urban development. The common good agenda in urban development is<br />
examined as well as the overall socio-ecological transformation of the city. A special focus<br />
is put on public spaces, these are the spaces through which all people have access<br />
to public goods. Green space in cities is increasingly becoming one of the hard factors<br />
in urban development, because green infrastructures, the climatic balancing functions<br />
of green space and a high quality of stay in open space are value-creating factors. As<br />
a result, land prices are influenced and public spaces are subject to planning conflicts<br />
and negotiation processes. The current restrictions of public spaces under pandemic<br />
conditions emphasize their importance and their development potentials.<br />
In dem Beitrag Regionale Umweltökonomie betrachtet Dr. Klaus Schafmeister Natur, Umwelt und Wirtschaft<br />
unter räumlich- ökonomischer Perspektive. Dabei wird die aktuelle Diskussion um die CO2-Steuer und Umweltzertifikate<br />
aufgegriffen, und die Frage nach der aktuellen, wünschenswerten oder noch tolerierbaren Höhe der<br />
Umweltbelastungen gestellt. Wie wird dabei eine <strong>Transformation</strong> zu einem menschlicheren Lebensraum erreicht?<br />
Welche Rolle spielen darüber hinaus Verbote, Grenzwerte, Appelle, Steuern, Zertifikate und andere Instrumente,<br />
die umweltökonomisch kontrovers diskutiert, implementiert und verändert werden?<br />
In the article Regional Environmental Economics, Dr. Klaus Schafmeister considers<br />
nature, environment and economy from a spatial economic perspective. In this context,<br />
the current discussion about the CO2 tax and environmental certificates is taken<br />
up, and the question of the current, desirable or still tolerable level of environmental<br />
pollution is posed. How is a transformation to a more humane living space achieved in<br />
the process? Furthermore, what is the role of bans, limits, appeals, taxes, certificates,<br />
and other instruments that are controversially discussed, implemented, and changed<br />
in environmental economics?<br />
10 REGENERATIVE DESIGN
In dem Beitrag von Jeremy Anterola wird das collaborative und software-basiertes Entscheidungstool Greenscenario<br />
vorgestellt. Integrierte digitale Planungsprozesse für Konzepte zur wassersensiblen und klimaangepassten<br />
Stadtentwicklung erlangen eine immer größere Bedeutung in Stadtplanung und Architektur. „GreenScenario“<br />
ist eine softwarebasierte Planungsleistung des Büros Ramboll Studio Dreiseitl, welche Kommunen und Projektentwickler:innen<br />
unterstützt, um informierte Entscheidungen zur klimaangepassten Planung anhand von datengesteuerten<br />
Ergebnissen zu treffen. GreenScenario wird angewendet um in iterativen Schritten Planungsvarianten<br />
zu simulieren, zu testen und zu optimieren.<br />
Jeremy Anterola's paper presents the collaborative and software-based decision tool<br />
Greenscenario. Integrated digital planning processes for concepts of water-sensitive<br />
and climate-adapted urban development are becoming increasingly important in<br />
urban planning and architecture. "GreenScenario is a software-based planning tool<br />
developed by Ramboll Studio Dreiseitl, which supports municipalities and project developers<br />
to make informed decisions on climate-adapted planning based on data-driven<br />
results. GreenScenario is used to simulate, test and optimize planning variants in<br />
iterative steps.<br />
Laura Hölz von der Vertiko GmbH schreibt in ihrem Beitrag Pflanzen statt Beton“über die Notwendigkeit, grüne<br />
Landschaft als wichtigen Bestandteil in Städte zu integrieren, was zu einer hohen Lebensqualität und einem besseren<br />
Stadtklima beiträgt. Im Hinblick auf die sich zukünftig verändernden klimatischen Bedingungen dienen grüne<br />
Fassaden als Multifunktionsdienstleister mit positiven Auswirkungen auf Städte, Nachbarschaften und Gebäude.<br />
Der Beitrag bietet interessante Einblicke in die Wirkweise begrünter Fassaden und diskutiert die Problematik der<br />
qualitativen Bewertung von Umfeldverbesserungen.<br />
Laura Hölz from Vertiko GmbH writes in her article Plants instead of concrete about<br />
the need to integrate green landscape as an important component in cities, which contributes<br />
to a high quality of life and a better urban climate. In view of the changing<br />
climatic conditions in the future, green facades serve as multifunctional service providers<br />
with positive effects on cities, neighborhoods and buildings. The paper offers interesting<br />
insights into the mode of action of green facades and discusses the problem<br />
of qualitative assessment of environmental improvements.<br />
Mit dem Academy Museum of Motion in Los Angeles stellen Roman Schieber und Florian Meyer von Knippers<br />
Helbig eine moderne Ikone in den USA vor. Hierbei bedienen die Autoren das Thema „regenerative Design“ durch<br />
eine ästhetisch gelungene Kombination von Renovation und Neubau und materialeffizienter Ingenieurskunst. Der<br />
Bericht gewährt einen tiefen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Gebäudes mit besonderem Augenmerk auf<br />
die Detailierung unter besonderen Anforderungen.<br />
With the Academy Museum of Motion in Los Angeles, Roman Schieber and Florian<br />
Meyer of Knippers Helbig present a modern icon in the USA. Here, the authors serve<br />
the theme of "regenerative design" through an aesthetically successful combination of<br />
renovation and new construction and material-efficient engineering. The report provides<br />
an in-depth look at the building's genesis, with particular attention to detailing<br />
under special requirements.<br />
Prof. Daniel Arztmann<br />
Prof. Oliver Hall<br />
REGENERATIVE DESIGN<br />
11
Wikimedia.org<br />
GRÜNE UND NACHHALTIGE<br />
STADT FÜR ALLE<br />
Die Bedeutung Doppelter Innenentwicklung und<br />
Öffentlicher Räume für eine nachhaltige und sozial<br />
gerechte Stadtentwicklung<br />
ULRICH BURMEISTER<br />
Die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftliche Prosperität galten lange Zeit als<br />
übergeordnete Ziele der Stadtentwicklung. Doch die erkennbaren Kosten und Dysfunktionalitäten<br />
eines überwiegend renditegetriebenen Wachstums führten zu einem Umdenken. Die Bewältigung<br />
wirtschaftlicher Strukturbrüche, wachsende soziale Ungleichheiten und vor allem die ungelösten<br />
Umweltprobleme und der ökologische Fußabdruck unserer Städte erfordern Strategien,<br />
die an den Zielen der Nachhaltigkeit und am Gemeinwohl orientiert sind. Auch zivilgesellschaftliche<br />
Initiativen und Wirtschaftsakteure verfolgen vermehrt eine am Gemeinwohl orientierte<br />
Agenda in der Stadtentwicklung.<br />
12 REGENERATIVE DESIGN
Die Ziele der ökologischen, ökonomischen<br />
und sozialen Nachhaltigkeit gehören<br />
zu den unbestrittenen Standards<br />
einer zeitgemäßen, am Leitbild der<br />
„Europäischen Stadt“ orientierten Stadtentwicklungspolitik.<br />
Wie die für Stadtentwicklung<br />
zuständige EU-Fachministerkonferenz<br />
schon im Jahr 2007 in der<br />
Leipzig-Charta festlegte, ist die Einbeziehung<br />
aller für eine integrierte Entwicklung<br />
der Städte relevanten Belange<br />
unverzichtbar. Die Weiterentwicklung<br />
der proklamierten Grundsätze einer<br />
nachhaltigen integrierten Stadtentwicklung<br />
mündete 2020 in der Leipzig-Charta<br />
2.0 (NSP 2020). In diesem Dokument<br />
wird noch expliziter auf die Prinzipien<br />
der Gemeinwohlorientierung sowie Beteiligung<br />
und Co-Creation (Aktivierung)<br />
eingegangen. Damit wird die Ausrichtung<br />
der Stadtpolitik auf öffentliche<br />
Räume und Infrastrukturen und die<br />
Teilhabe aller Gruppen zur zentralen<br />
Aufgabe kommunaler Selbstverwaltung<br />
und staatlicher Förderpolitik. Doch wie<br />
sieht es bei der praktischen Umsetzung<br />
aus? Ist der Veränderungsimpuls, die<br />
Notwendigkeit zur sozial-ökologischen<br />
<strong>Transformation</strong> der Städte in der Stadtpolitik<br />
angekommen? Ja, aber nicht<br />
überall und nicht umfassend genug.<br />
Der Flächenverbrauch als zentraler<br />
Parameter der Nachhaltigkeit in der<br />
Stadtentwicklung schreitet voran. Klimaschutz<br />
und Nachhaltigkeit scheitern<br />
beileibe nicht nur am Widerstand von<br />
Investoren und Wirtschaftsverbänden.<br />
Es sind auch die Zielkonflikte innerhalb<br />
der Nachhaltigkeitsstrategien selber<br />
und die Ressortegoismen in den Verwaltungen,<br />
die erfolgreiches und wirksames<br />
Handeln für die soziale-ökologische<br />
<strong>Transformation</strong> unserer Städte<br />
behindern. Überspitzt könnte man sagen,<br />
dass die unbestritten notwendige<br />
stärkere Beachtung der planetaren<br />
Grenzen in unserem Wirtschafts- und<br />
Zivilisationsmodell durch den Wunsch<br />
nach individueller Selbstverwirklichung<br />
und Nutzenmaximierung der Einzelnen<br />
konterkariert werden. Eine integrative<br />
Stadt- und Landschaftsplanung und<br />
interdisziplinäre und partizipative Umsetzung<br />
auf kommunaler Ebene sind<br />
„<br />
Ist der Veränderungsimpuls,<br />
die Notwendigkeit zur sozialökologischen<br />
<strong>Transformation</strong> der Städte in der<br />
Stadtpolitik angekommen?<br />
nach meiner Auffassung die zentralen<br />
Schlüssel für das Einschwenken auf einen<br />
nachhaltigen Entwicklungspfad.<br />
Im Folgenden sollen die Begriffe der<br />
Doppelten Innenentwicklung in den<br />
Konzeptionen der Grünen Stadt und<br />
der Öffentlichen Räume näher beleuchtet<br />
werden. Dies sind Schlüsselbegriffe,<br />
in denen sich die Auseinandersetzungen<br />
um eine nachhaltige und sozial gerechte<br />
urbane Entwicklung bündeln.<br />
KONZEPTIONEN DER GRÜNEN STADT<br />
UND DIE DOPPELTE<br />
INNENENTWICKLUNG<br />
Es mangelt nicht an Konzeptionen für<br />
eine Grüne Stadt, in denen die unterschiedlichen<br />
Dimensionen einer nachhaltigen<br />
Stadtentwicklung zusammengefasst<br />
wurden. Schon im Jahr 2006<br />
legte die Stadt Zürich ein „Grünbuch“<br />
vor, das alle Teilstrategien einer ganzheitlichen<br />
grünen Stadtentwicklung zusammenfasste.<br />
Im Jahr 2014 stellte das<br />
NRW- Städtebauministerium den vom<br />
Büro bgmr (Berlin) erarbeiteten Leitfaden<br />
„Urbanes Grün - Konzepte und<br />
Instrumente“ vor (vgl. MBWSV 2014).<br />
Die Bundesebene folgte im Jahr 2015<br />
mit dem „Grünbuch Stadtgrün“ und<br />
2017 mit dem „Weißbuch Stadtgrün“<br />
(vgl. BMI 2017). Erwähnt sei schließlich<br />
noch die wirtschaftsnahe Stiftung<br />
„Grüne Städte zum Leben“ , die in ihrer<br />
Arbeit die ökonomischen und ökologischen<br />
Vorteile und die Steigerung der<br />
Lebensqualität für die Stadtbewohner<br />
in den Fokus rückt (vgl. dgs o.J.).<br />
Diese kleine und zufällige Auswahl an<br />
Forschungsarbeiten und Konzepten<br />
im Auftrag von Kommunen, Ländern,<br />
Bund und Stiftungen wirft ein Schlaglicht<br />
auf den Bedeutungszuwachs,<br />
den die Grüne Stadt im Rahmen der<br />
Stadtentwicklungspolitik erfahren hat.<br />
Bemerkenswert ist nicht nur die schiere<br />
Zahl von Arbeiten zur grünen Stadt,<br />
REGENERATIVE DESIGN<br />
13
„<br />
Die Auflage eines eigenen Städtebauförderungsprogramms „Zukunft Stadtgrün“,<br />
das die Entwicklung und Sanierung grüner und blauer Infrastrukturen als<br />
Ausgangspunkt nimmt, ist ein deutliches Zeichen für eine veränderte Schwerpunktsetzung der<br />
Stadtentwicklung in Richtung Grün, Nachhaltigkeit und Klimaschutz.<br />
sondern die Tatsache, dass die Diskussion<br />
um urbanes Grün und damit auch<br />
die Landschaftsplanung als Planungsdisziplin<br />
in den letzten Jahren immer<br />
mehr aus dem engen Ghetto von Freiraumplanung,<br />
verstanden als Planung<br />
von Grünanlagen und Gartenschauen,<br />
heraustrat. Die Planung von grüner<br />
und blauer Infrastruktur in unseren<br />
Städten im Rahmen von integrierten<br />
Gesamtkonzepten ist auf Augenhöhe<br />
mit der Stadt- und Regionalplanung angekommen.<br />
Sie erhebt den Anspruch,<br />
die Stadt als Ganzes im Blick zu haben.<br />
Dies ist nicht nur dem veränderten<br />
Selbstverständnis der entsprechenden<br />
Disziplinen zu verdanken, sondern spiegelt<br />
ein gewachsenes gesellschaftliches<br />
Bewusstsein für die Bedeutung und<br />
gleichzeitig auch Gefährdung der natürlichen<br />
Ressourcen unserer Städte.<br />
Doch blieb es nicht bei Konzepten.<br />
Im Jahr 2017 startete das Bund-Länder-Programm<br />
der Städtebauförderung<br />
ein neues Teilprogramm mit dem Titel<br />
"Zukunft Stadtgrün". Diese Finanzhilfen<br />
werden für Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der urbanen grünen Infrastruktur<br />
im Rahmen von integrierten Stadtentwicklungskonzeptionen<br />
bereitgestellt.<br />
Solche Maßnahmen wurden auch früher<br />
schon im Rahmen der anderen Teilprogramme<br />
der Städtebauförderung wie<br />
der Sozialen Stadt und dem Stadtumbau<br />
Ost/West gefördert und durch Mittel<br />
der europäischen Regionalentwicklung<br />
(EFRE) und kommunale Eigenmittel<br />
ergänzt. Die Auflage eines eigenen Städtebauförderungsprogramms,<br />
das die<br />
Entwicklung und Sanierung grüner und<br />
blauer Infrastrukturen als Ausgangspunkt<br />
nimmt, ist ein deutliches Zeichen<br />
für eine veränderte Schwerpunktsetzung<br />
der Stadtentwicklung in Richtung<br />
Grün, Nachhaltigkeit und Klimaschutz.<br />
Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang<br />
auf die Vielzahl von Projektaufrufen,<br />
Wettbewerben und Förderstrategien<br />
für Einzelaspekte oder auch<br />
Gesamtstrategien einer nachhaltigen<br />
und klimagerechten Stadt. Beispielhaft<br />
kann hierfür das kürzlich lancierte Bundesprogramm<br />
zur Anpassung urbaner<br />
Räume an den Klimawandel stehen, in<br />
dem „konzeptionelle und investive Projekte<br />
mit hoher Wirksamkeit für Klimaschutz<br />
(CO2-Minderung) und Klimaanpassung<br />
mit hoher fachlicher Qualität,<br />
mit überdurchschnittlichem Investitionsvolumen<br />
oder mit hohem Innovationspotenzial<br />
gefördert werden sollen.“<br />
(BBSR <strong>2021</strong>). Damit scheint alles gut und<br />
der Weg der Städte und Gemeinden in<br />
eine nachhaltige und klimagerechte<br />
Entwicklungsrichtung gesichert. Doch<br />
so ist es mitnichten.<br />
Die Flächeninanspruchnahme durch<br />
Siedlungsentwicklung ist der zentrale<br />
Nachhaltigkeitsindikator und ein bisher<br />
ungelöstes Problem in der Stadtentwicklung;<br />
nicht nur in Metropolen und<br />
Großstädten, sondern gerade auch in<br />
klein- und mittelstädtisch geprägten<br />
eher ländlichen Räumen. Der Freiraumverlust<br />
konnte in den letzten 20 Jahren<br />
zwar von über 100 ha auf aktuell 52 ha<br />
täglich gesenkt werden. Ob und wie das<br />
Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie der<br />
Bundesregierung, bis 2030 die Flächeninanspruchname<br />
für Siedlungs- und<br />
Verkehrsflächen auf unter 30 ha täglich<br />
zu senken, erreicht werden kann, ist zur<br />
Zeit noch völlig offen. Und für eine Flächenkreislaufwirtschaft<br />
mit einem Netto-Neuverbrauch<br />
von Null im Jahr 2050<br />
fehlt vor Ort nicht nur der politischer<br />
Konsens, sondern bisher stehen keine<br />
praxistauglichen Verfahren und Strategien<br />
zur Erreichung dieses ambitionierten<br />
Ziels zur Verfügung (vgl. DESTATIS<br />
<strong>2021</strong>).<br />
In der Stadtentwicklung stoßen regelmäßig<br />
die unterschiedlichen Ansprüche<br />
an die Flächennutzung aufeinander.<br />
14 REGENERATIVE DESIGN
Dabei geht es einerseits um die Ausweitung<br />
der Siedlungs- und Verkehrsflächen,<br />
andererseits um unterschiedliche<br />
Vorstellungen über Art und Weise der<br />
baulichen Nutzung. Aber auch Konflikte<br />
im Bereich der Freiraumnutzung zwischen<br />
Naturschutz, Landwirtschaft und<br />
Freizeit innerhalb und außerhalb besiedelter<br />
Räume nehmen zu.<br />
Die Innenverdichtung ist zumindest<br />
in den Großstädten ein zunehmend<br />
propagiertes und genutztes Mittel, die<br />
mangelnde Flächenverfügbarkeit an<br />
der Peripherie zu kompensieren. Innen-<br />
vor Außenentwicklung ist hier in<br />
den letzten Jahren zum prägenden Leitbild<br />
geworden. Die (Wieder-)Nutzung<br />
von Brachflächen und die Konversion<br />
von ehemals industriell und militärisch<br />
genutzten Flächen spielen deshalb zu<br />
recht eine überragende Stellung in der<br />
aktuellen Stadtentwicklungsdiskussion.<br />
Die Neunutzung solcher Flächen bietet<br />
die Chance, dringend benötigte Baugrundstücke<br />
– insbesondere für den<br />
Wohnungsbau – relativ zügig und konfliktarm<br />
zu generieren.<br />
Wo Brachflächen nicht im ausreichenden<br />
Maß zur Verfügung stehen, treffen<br />
die gegensätzlichen Interessen häufig<br />
genug ungebremst aufeinander. Also<br />
beispielsweise bei der Verdichtung von<br />
bestehenden Wohngebieten, bei der<br />
Inanspruchnahme von Grünflächen,<br />
Erholungsräumen und klimatischen<br />
Ausgleichsräumen für bauliche Entwicklungen.<br />
Wenn in diesen komplexen<br />
Fällen ein für alle Seiten akzeptabler Interessenausgleich<br />
nicht gefunden wird,<br />
führt dies nicht selten zu Entwicklungsblockaden.<br />
Die Konflikte zwischen baulicher<br />
Nutzung, notwendigen Grün- und<br />
Ausgleichsflächen und Arten- und Naturschutz<br />
haben sich zunehmend vom<br />
Rand in die Kernbereiche unserer Städte<br />
verlagert.<br />
Die Doppelte Innenentwicklung ist der<br />
Versuch, diesen Zielkonflikt begrifflich<br />
zu fassen und von einer Entwicklungsblockade<br />
zu einem produktiven Miteinander<br />
zu kommen. Doppelte Innenentwicklung<br />
heißt, die Entwicklung der<br />
Städte in ihrem Bestand nicht nur im<br />
Sinne einer baulichen Verdichtung zu<br />
betreiben, sondern den Blick zugleich<br />
auch auf die Erhaltung, Weiterentwicklung<br />
und Qualifizierung des urbanen<br />
Grüns zu richten. Beides muss als Einheit<br />
konzeptionell zusammengeführt<br />
werden (vgl. DIfU 2017).<br />
Für die planenden Büros, Verwaltungseinheiten<br />
und die kommunalpolitischen<br />
Akteure gleicht dies häufig einem unlösbaren<br />
Spagat. Die Flächennutzungsplanung<br />
und verbindliche Bauleitplanung<br />
mit Festsetzungen in Bebauungsplänen<br />
werden ergänzt durch Konzepte zur<br />
Freiraumentwicklung, Biotopverbund<br />
und Klimaschutz und münden im besten<br />
Fall in integrierte Stadt(teil)Entwicklungskonzepte.<br />
Am Ende ist aber das<br />
politische Stehvermögen der kommunal-politischen<br />
Akteure und die Einsicht<br />
der Eigentümer und Investoren gefragt,<br />
diese gut gemeinten Regeln für eine<br />
nachhaltige Entwicklung auch durchzusetzen.<br />
Hilfreich wäre es, die städtebauliche und<br />
naturschutzfachliche Bewertung der<br />
Flächenpotenziale nicht nur einzelfallbezogen<br />
vorzunehmen, sondern gesamtstädtische<br />
Betrachtungen und<br />
standardisierte Verfahren einzusetzen.<br />
Dies würde auch Anwohnerinitiativen<br />
und Naturschutzverbände zwingen,<br />
sich stärker auf Gemeinwohlargumentationen<br />
einzulassen und gesamtgesellschaftliche<br />
Abwägungen in ihre<br />
Ulrich Burmeister (2)<br />
Schottervorgarten in Bielefeld - Konflikt zwischen<br />
baulicher Nutzung und Artenschutz<br />
REGENERATIVE DESIGN<br />
15
Projekt AltstadtRaum in Bielefeld - die<br />
Übernutzung von Straßenflächen durch<br />
parkende Autos soll zurückgedrängt werden<br />
jeweiligen Argumentationen einzubeziehen.<br />
Unterbleibt eine gesamtgesellschaftliche<br />
und ressortübergreifende<br />
Abwägung, sind Fehlentwicklungen und<br />
Blockaden vorprogrammiert.<br />
Ein Beispiel: Es kann durchaus – auch<br />
aus Sicht des Flächenverbrauchs und<br />
Artenschutzes – Sinn machen, eine<br />
Kleingartenanlage zu verlagern, um<br />
dadurch Flächen für notwendigen<br />
Wohnungsbau in einer innerstädtisch<br />
integrierten Lage zu ermöglichen und<br />
den Druck auf die bauliche Nutzung<br />
des Umlandes zu reduzieren. Möglich<br />
wird dies aber erst dann, wenn ein politischer<br />
und gesellschaftlicher Konsens<br />
formuliert und durchgesetzt wird, der<br />
sich auf die Priorität des ökologisch und<br />
sozial bestimmten Gemeinwohls orientiert<br />
und gleichzeitig den Einzelnen akzeptable<br />
Kompensationen und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
bietet.<br />
KAMPF UM DEN ÖFFENTLICHEN<br />
RAUM - ERGEBNIS OFFEN<br />
In keinem Bereich kollidieren Nutzungskonflikte<br />
so stark wie im öffentlichen<br />
Raum. Flächen in der Stadt sind ein prinzipiell<br />
knappes Gut und eine endliche<br />
Ressource. Gerade die sozialen Gruppen,<br />
die sich kein Eigenheim und keinen<br />
eigenen Garten leisten können, sind auf<br />
öffentliche Räume als Bewegungs- und<br />
Ausgleichsflächen angewiesen. Doch<br />
auch die Stadt braucht den öffentlichen<br />
Raum. Für alle zugängliche Flächen und<br />
eine hohe Qualität der öffentlichen Infrastrukturen<br />
sind Ausdruck des Allgemeinwohls.<br />
Ohne sie würden unsere<br />
Städte nicht funktionieren und wären<br />
unattraktiv. Öffentliche Räume (Straßen,<br />
Plätze, Parks, im weiteren Sinne<br />
aber auch Bildungseinrichtungen und<br />
Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge)<br />
sind das „Wohnzimmer<br />
für die Gesellschaft“, wie der Kunsthistoriker<br />
und Architekturkritiker Prof. Dr.<br />
Arnold Bartetzky in einer Publikation<br />
der Heinrich-Böll-Stiftung treffend ausführt<br />
(vgl. Bartetzky 2019).<br />
Um auf den Eingangsgedanken dieses<br />
Aufsatzes zurück zu kommen: die Zeit,<br />
in der die optimale Verteilung von Ressourcen<br />
durch rein marktorientierte<br />
Mechanismen sichergestellt und die<br />
Entwicklung unserer Städte überwiegend<br />
von den Renditeerwägungen privater<br />
Investoren abhängen sollte, sind<br />
- glücklicherweise - vorbei. Die schrankenlose<br />
Privatisierung von Grund und<br />
Boden und der Rückzug der öffentlichen<br />
Hand aus Bereichen der Daseinsvorsorge<br />
verschärfen - zum Beispiel bei<br />
der Wohnraumversorgung - die soziale<br />
Spaltung der Gesellschaft. Diese Politik<br />
nach dem Motto „Privat vor Staat“ wird<br />
zunehmend in Frage gestellt. Und die<br />
Kommunen geben in der Bodenpolitik,<br />
bei der nachhaltigen Flächennutzung<br />
oder in der Verkehrswende dem Gemeinwohl<br />
eine größere Rolle. Sie trauen<br />
sich wieder zu planen - so sie denn<br />
in den seit vielen Jahren zusammengeschrumpften<br />
Planungs- und Bauämtern<br />
über ausreichendes und qualifiziertes<br />
Personal verfügen.<br />
Gebraucht wird für diesen politischen<br />
Aufbruch in eine nachhaltige und sozial<br />
gerechte Stadt ein neuer Konsens für<br />
16 REGENERATIVE DESIGN
die Notwendigkeit von inklusiven öffentlichen<br />
Räumen und die verbesserte<br />
Steuerungsfähigkeit der Kommunen<br />
über deren Nutzung. Das Standardbeispiel<br />
für eine weder ökologisch noch<br />
sozial verträgliche Fehlentwicklung in<br />
unseren Städten ist immer noch die<br />
Übernutzung von Straßenflächen für<br />
parkende Autos.<br />
Das im Mittelalter bekannte Allmende-Problem<br />
aus der landwirtschaftlichen<br />
Nutzung hat sich im Automobilzeitalter<br />
in neuer Form in unseren<br />
Städten etabliert. Die Allmende, die<br />
gemeinsam nutzbaren Weideflächen<br />
der Dorfgemeinschaft, bedarf einer auf<br />
kollektiven Vereinbarungen beruhenden,<br />
sozial gerechten und ökologisch<br />
sinnvollen Nutzung. Wird sie durch exzessiven<br />
Gebrauch Einzelner übernutzt,<br />
werden damit alle geschädigt. Übertragen<br />
auf die Straßenflächen heißt dies,<br />
dass das weithin geduldete und gesellschaftlich<br />
akzeptierte dauerhafte Parken<br />
auf öffentlichen Verkehrsflächen<br />
eine Aneignung von Gemeingebrauchsflächen<br />
für ein Privatinteresse darstellt.<br />
Dabei besteht die besondere „Tragik“<br />
der Allmende, dass alle Instrumente für<br />
eine Steuerung bereit stehen. Es fehlt<br />
bisher nur an der Bereitschaft und dem<br />
Mut, die Interessen des Gemeinwohls<br />
gegen jahrzehntelang geförderte und<br />
geduldete Fehlnutzungen durchzusetzen.<br />
Mit den Diskussionen über die<br />
Notwendigkeit einer Verkehrswende<br />
beginnt ein Nachdenken, ob dies in Zukunft<br />
so bleiben kann.<br />
Letztlich geht es um eine gesamtgesellschaftliche<br />
sozial-ökologische <strong>Transformation</strong>.<br />
Die nachhaltige Entwicklung<br />
unserer Städte sind Seismographen für<br />
die Notwendigkeit und Gradmesser für<br />
das Gelingen oder Scheitern dieser großen<br />
Anstrengung, bei der der Zustand<br />
und die Nutzung Öffentlicher Räume<br />
im Mittelpunkt stehen. Im Öffentliche<br />
Raum werden Demokratie und Gesellschaft<br />
erlebt, gelernt und gelebt. Öffentliche<br />
Räume sind die Räume, über<br />
die alle Menschen Zugang zu öffentlichen<br />
Gütern haben. Darum müssen wir<br />
uns um öffentliche Räume kümmern<br />
(HBS 2019). -<br />
Literatur und Anmerkung:<br />
Bartetzky, Prof. Dr. Arnold (2019): Wohnzimmer für die Gesellschaft, Politische Bedeutung und<br />
Gestaltungsprinzipien des städtischen Raums, boell.brief ÖFFENTLICHE RÄUME#3, https://www.boell.<br />
de/de/wohnzimmer-fuer-die-gesellschaft (letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />
BBSR - Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (<strong>2021</strong>), https://www.bbsr.bund.<br />
de/BBSR/DE/forschung/aufrufe/aktuelle-meldungen/anpassung-urbaner-raeume-an-klimawandel.html<br />
(letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />
BMI - Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat (2017): Weißbuch Stadtgrün,<br />
https://www.gruen-in-der-stadt.de/ (letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />
DIfU - Deutsches Institut für Urbanistik (2017): Was ist eigentlich doppelte Innenentwicklung?,<br />
https://difu.de/nachrichten/was-ist-eigentlich-doppelte-innenentwicklung (letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />
HBS - Heinrich Böll Stiftung (2019): Öffentliche Räume - Das Projekt, https://www.boell.de/de/<br />
spaces (letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />
MBWSV - Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr (2014):<br />
Urbanes Grün – Konzepte und Instrumente Leitfaden für Planerinnen und Planer, http://www.bgmr.de/<br />
system/publications/files/000/000/019/original/NRW_Urbanes_Grün.pdf?1522936216 (letzter Zugriff:<br />
11.07.<strong>2021</strong>)<br />
NSP (2020): Nationale Stadtentwicklungspolitik - Neue Leipzig-Charta, https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/DE/Initiative/Leipzig-Charta/leipzig-charta_node.html<br />
(letzter Zugriff<br />
11.07.<strong>2021</strong>)<br />
DESTATIS - Statistisches Bundesamt (<strong>2021</strong>), vgl. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/<strong>2021</strong>/04/PD21_209_412.html<br />
(letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />
DGS - Stiftung Die grüne Stadt (o.J.): Grüne Städte - Städte zum Leben, https://www.die-gruene-stadt.de/dgs-gruenestaedtestaedtezumleben.pdfx?forced=true<br />
(letzter Zugriff 11.07.<strong>2021</strong>)<br />
Foto Alaunplatz Dresden: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/0a/Alaunplatz_<br />
Dresden_2013.jpg/1600px-Alaunplatz_Dresden_2013.jpg upload 2013<br />
Ulrich Burmeister<br />
ist Sozialwissenschaftler und war bis Juni 2019<br />
Gruppenleiter in der Abteilung Stadtentwicklung<br />
und Denkmalpflege des Städtebauministeriums<br />
NRW. Ulrich Burmeister ist Mitglied im Landesvorstand<br />
der Heinrich-Böll-Stiftung NRW. Er arbeitet<br />
heute in verschiedenen baukulturellen Initiativen<br />
und ist Mitglied im Beirat für Stadtgestaltung der<br />
Stadt Bielefeld.<br />
REGENERATIVE DESIGN<br />
17
REGIONALE<br />
UMWELTÖKONOMIE<br />
Klaus Schafmeister<br />
Natur/Umwelt und Wirtschaft unter räumlicher Perspektive<br />
KLAUS SCHAFMEISTER<br />
Ja, zweifellos, zwischen Natur/Umwelt und Ökonomie/Wirtschaft gibt es Spannungen, da passt<br />
nicht alles zusammen. Und ja, das liegt grundsätzlich an der Sichtweise, denn wirtschaftliches<br />
Handeln beeinflusst die Umwelt und die Natur beschränkt oder schenkt der Wirtschaft ihre Mittel<br />
und Ressourcen. Welche Möglichkeiten gibt es diese Sichtweisen zu verbinden, sie in ein Denkmodell<br />
zu integrieren? Und welche Rolle spielen eigentlich spezielle Räume, Städte in diesem<br />
vermeintlichen Konflikt? Einen Ansatz bietet das umweltökonomische „Modell der optimalen<br />
Umweltbelastung“. Darauf basieren die aktuellen Diskussionen um die CO2-Steuer, um Umweltzertifikate,<br />
aber auch um die aktuelle, wünschenswerte oder noch tolerierbare Höhe der Umweltbelastungen.<br />
Aber was ist das für ein Modell? Welche Möglichkeiten, welche Grenzen bietet<br />
es? Und vor allem, ist es anwendbar auf konkrete Räume, Orte oder Projekte, ist es nutzbar<br />
für Stadtentwickler oder -planer?<br />
18 REGENERATIVE DESIGN
Das Modell der optimalen Umweltbelastung<br />
überträgt das ökonomische<br />
Denken auf die Umwelt und zeigt die<br />
Kostenverläufe sowohl der Umweltschäden<br />
als auch die der Vermeidung<br />
von Umweltbelastungen. Zu ersteren<br />
zählen natürlich primär die Emissionen<br />
und die daraus resultierenden Beeinträchtigungen<br />
sowohl von uns Menschen/Bürgern<br />
als auch natürlich von<br />
Organisationen/Unternehmen u.a., also<br />
die Wirkungen von individuell nicht<br />
selbst verursachten negativen externen<br />
Effekten in Form von Kosten(-steigerungen)<br />
oder auch von Gesundheitsschäden,<br />
die Verluste von Biodiversität,<br />
die Grundwasserbelastungen und so<br />
unheimlich viel mehr. Zu den Vermeidungskosten<br />
zählen auf der anderen<br />
Seite unsere Aufwendungen, um eine<br />
bessere Umweltqualität zu erreichen,<br />
wie beispielsweise Filteranlagen, Regenwasserauffangbecken,<br />
Parkanlagen<br />
oder die Entwicklung von Alternativen<br />
z.B. von fossilen Brennstoffen. Klar, bei<br />
zunehmenden Emissionen nehmen die<br />
Schäden zu und eine verstärkte Vermeidung<br />
führt zu geringeren Schäden.<br />
Insofern ergibt sich die Frage nach dem<br />
Optimum, wo ist das Niveau nicht der<br />
maximalen Umweltbelastung oder der<br />
maximalen Umweltqualität, sondern<br />
wo befinden sich beide in einem gesellschaftlich<br />
akzeptierten Gleichgewicht,<br />
in einem Optimum? Und daraus folgend<br />
selbstverständlich, wie lässt sich dieses<br />
erreichen, quantifizieren, im Zeitablauf<br />
auch beispielweise den Klimazielen<br />
anpassen? Welche (umweltpolitischen)<br />
Instrumente sind dafür bestmöglich<br />
geeignet, welche Maßnahmen kommen<br />
diesem Optimum ergebnisorientiert<br />
nahe und welche Voraussetzungen<br />
müssen dafür gegeben sein?<br />
Wir kennen die 2016 in Kraft getretenen<br />
UN-Nachhaltigkeitsziele für 2030, der<br />
EU-Green Deal 2020 der neuen EU-Kommission<br />
wurde gerade verabschiedet<br />
und wir haben die vielfachen nationalen<br />
und regionalen Klimaschutz-Strategien<br />
und Konzepte vor Augen. Sie alle dienen<br />
sämtlich der Sicherung der nachhaltigen<br />
Entwicklung der Welt in ökonomischer,<br />
„<br />
Wo ist das Niveau nicht der maximalen Umweltbelastung<br />
oder der maximalen Umweltqualität,<br />
sondern wo befinden sich beide in einem gesellschaftlich<br />
akzeptierten Gleichgewicht, in einem Optimum? Und daraus<br />
folgend, wie lässt sich dieses erreichen, quantifizieren, im<br />
Zeitablauf auch beispielweise den Klimazielen anpassen?<br />
sozialer und ökologischer Hinsicht. Mit<br />
ihnen sind oftmals die konkretere Zieldefinitionen,<br />
zahlreiche Fördertöpfe<br />
und vielfältige Maßnahmenbündel verbunden.<br />
Diese finden sich auch in den<br />
Städten, an konkreten Orten – Stadtradeln,<br />
Geschwindigkeitsreduzierungen,<br />
Solaranlagen, Recycling, E-Tankstellen,<br />
Energieeffizienzinvestitionen. Zum Teil<br />
reduzieren sie die Schäden, zum Teil<br />
vermeiden sie sie. Wir sind uns zwar oftmals<br />
der Kosten bewusst, aber vielfach<br />
nicht der daraus folgenden Wirkungen,<br />
des Beitrages zur Verbesserung der<br />
Umweltqualität oder der Reduzierung<br />
der Belastungen. Und wenn wir uns<br />
das zwar noch in der globalen Wirkungskette<br />
vorstellen können (erhöhter<br />
Meeresspiegel, Mikroplastik in der<br />
Ernährungskette u.s.w.), so sind uns die<br />
Dimensionen direkt vor Ort oft weniger<br />
bewusst (jede weggeworfene Zigarettenkippe<br />
verschmutzt 60 l. Grundwasser,<br />
welches entsprechend kostenintensiv<br />
gereinigt werden muss, um als<br />
Trinkwasser zur Verfügung zu stehen<br />
/ aber 3 Min. zu langes Parken kostet<br />
10€). Aufgrund dessen wäre eine konkrete<br />
Sicht auf die regionale, kommunale<br />
bzw. lokale optimale Umweltbelastung<br />
von außerordentlichem Interesse.<br />
Zu welchen positiven und negativen<br />
Wirkungen (und Kosten) führt eine innerstädtische<br />
Parkanlage? Wie müsste<br />
ein Campus entsprechend gebaut<br />
werden? Welche Einsparungen würden<br />
sich zu welchen Kosten durch eine kommunale<br />
Mobilitätswende mit welchem<br />
Ergebnis auf die Umweltbedingungen<br />
der Menschen innerhalb der konkreten<br />
Region erzielen? Dabei könnten nicht<br />
nur direkte finanzielle Wirkungen in die<br />
REGENERATIVE DESIGN<br />
19
„<br />
Welche Regionen nutzen die Umwelt stärker, welche schwächer, welche tragen<br />
welche Leistungen für die überregionale Umweltqualität bei oder wie verändert<br />
sich das regionale Niveau des Naturkapitals?<br />
Berechnung einfließen, sondern auch<br />
indirekte über eine höhere Gesundheit<br />
(niedrigere Krankheitskosten), höhere<br />
Kreativität (bessere Luft, mehr Bewegung,<br />
soziales Miteinander, Entschleunigung<br />
u.a.) oder ökologische (Erhalt<br />
der Biodiversität, Feinstaubbindung auf<br />
Blattoberflächen).<br />
In diesem räumlichen Aspekt ließen<br />
sich zudem regionale Interdependenzbzw.<br />
Austauscheffekte und die jeweils<br />
unterschiedliche Ausstattung mit Naturkapitalien<br />
integrieren. Welche Regionen<br />
nutzen die Umwelt stärker, welche<br />
schwächer, welche tragen welche Leistungen<br />
für die überregionale Umweltqualität<br />
bei oder wie verändert sich das<br />
regionale Niveau des Naturkapitals. Insofern<br />
wären – zumindest theoretisch<br />
– auch unterschiedliche Ausprägungen<br />
von umweltpolitischen Instrumenten je<br />
nach der regionalen optimalen Umweltbelastung<br />
denkbar.<br />
Die in 2018 veröffentlichte Synthese<br />
„Werte der Natur aufzeigen und in Entscheidungen<br />
integrieren“ seitens des<br />
internationalen TEBB-Prozesses zeigt<br />
entsprechende erste Schritte in dieses<br />
umfassendere Denken über die jeweilige<br />
Bewertung unseres Handelns und<br />
deren ganzheitlicheren Wirkungen auf.<br />
„Es geht vor allem auch darum, die Natur<br />
als Lebensgrundlage für die Menschen,<br />
für den Wohlstand, Lebensqualität<br />
und wirtschaftliche Entwicklung zu<br />
erhalten“ (TEEB, 2018, S.31). Dieses in<br />
einem regionalen, kommunalen oder<br />
lokalen Kontext zu erzielen, könnte die<br />
vielfältigen Effekte unseres Handelns<br />
offenbaren, transparent vermitteln und<br />
vor allem in die jeweiligen individuellen<br />
und institutionellen Entscheidungsgrundlagen<br />
integrieren. -<br />
Mit dem GreenScenario (Seite 22) liegt<br />
ein vielversprechendes Instrument vor,<br />
in das derartige Überlegungen integriert<br />
werden könnten. Damit würden auch<br />
die unmittelbaren Wirkungen unterschiedlicher<br />
(landschafts-)architektonischer<br />
und stadtentwicklungsbezogener<br />
Maßnahmen in einem ganzheitlicheren<br />
Sinn darstellbarer. Ein schönes, ein visionäres<br />
Bild, aber sicherlich auch eines,<br />
das noch vielfältige Forschungen, Erhebungen<br />
und Abstimmungen bedarf.<br />
Prof. Dr. oec. Klaus Schafmeister<br />
Fachhochschule des Mittelstands, Bielefeld<br />
Forschungsdirektor Stadt-Land & Mobilität<br />
Nach seiner Promotion an der Universität Hohenheim<br />
und Forschungsaufenthalten in den USA<br />
arbeitete Klaus Schafmeister am Lehrstuhl für<br />
Wirtschaftspolitik an der Universität Paderborn.<br />
Ab 2000 übte er verschiedene leitende Positionen<br />
in regionalen, Wirtschaftswissenschaften- und<br />
kulturfördernden Entwicklungsgesellschaften aus.<br />
Seit 2019 hat er eine Professur für Innovation &<br />
Raumentwicklung im Mittelstand an der FHM in<br />
Bielefeld inne. Seit Jahren hat er zudem einen<br />
Lehrauftrag an der TH OWL für Regionalwirtschaft &<br />
Stadtökonomie.<br />
20 REGENERATIVE DESIGN
Jetzt ist der Moment.<br />
Werde VCD-Mitglied und sorge mit uns<br />
für eine flexible, klimaverträgliche und<br />
bezahlbare Mobilität.<br />
vcd.org/verkehrsaktivistinnen<br />
REGENERATIVE DESIGN<br />
21<br />
Foto: gitti la mar
GREENSCENARIO<br />
Ramboll<br />
Studio Dreiseitl (5)<br />
A collaborative software-based decision-support tool and<br />
integrated planning process for climate-conscious and<br />
evidence-based design<br />
JEREMY KARL ANTEROLA, RAMBOLL STUDIO DREISEITL<br />
1 ABSTRACT<br />
Climate change is a complex problem with multiple solutions that vary depending<br />
on the strategy for mitigation, adaptation or, depending on the scale of application,<br />
both. Although numerous digital (software) solutions have emerged in recent years,<br />
a pragmatic and readily accessible method for evaluating the effects of nature-based<br />
solutions throughout the conceptual masterplanning process while enabling a<br />
faster, more iterative optimisation of design solutions to increase their climate adaptation<br />
potential have been limited to date, especially for professionals working in<br />
the field of architecture, design and urban planning.<br />
In response to this challenge, GreenScenario was developed as a software-based<br />
decision support tool to break down and transform the complexity of climate adaptation<br />
into an understandable and useful form of information, most especially<br />
for those involved in the decision-making process for masterplanning and city development<br />
(e.g. municipalities, property developers, relevant stakeholders).<br />
Key learnings from the application of GreenScenario in practice suggest that in<br />
order to increase acceptance of data-driven software methods as part of the design<br />
development process, decision-support tools must be able to deliver results<br />
rapidly, visually and in a practical, easy-to-understand manner. Humans have a limited<br />
ability to think and visualise long-term i.e. beyond 15 to 20 years; geospatial<br />
visualisations (e.g. images) of complex data enable humans to process complex<br />
information. Thus, solutions need to be contextually specific and integrated in locally<br />
22 REGENERATIVE DESIGN
GreenScenario asks the question ‘what happens when I…’ to compare – visually,<br />
quantitatively and for multiple solutions simultaneously – the consequences of<br />
decisions undertaken during the planning and design process<br />
established community planning processes (Schroth, Pond, Sheppard, 2015). A potential<br />
solution combining these observations and gaining acceptance as a method<br />
within climate change adaptation planning is the application of ‘Scenario Planning’<br />
as a decision-support process that combines a rigorous, scientific assessment within<br />
the framework of multiple scenario (solution) generation (Star et al, 2016). Computational<br />
design techniques as they relate to developing digital decision-support<br />
systems or platforms, while found to be practical and implementable at building<br />
and plot scales, were found to be particularly challenging to apply at urban, regional<br />
and city scales due to increased computational expense, difficulty in limiting inputs,<br />
and the increase in involved stakeholders involved in the planning process (Wilson<br />
et al, 2019).<br />
By describing the findings of multiple projects where the GreenScenario methodology<br />
has been applied within the context of European cities with a specific focus on its use by a<br />
property developer in Vienna, the results aid in identifying enablers and barriers for the<br />
use and acceptance of decision-support tools for climate change adaptation planning.<br />
2 CLIMATE ADAPTATION AND DECISION-SUPPORT TOOLS<br />
By 2050, the cost of ‘doing nothing’ to mitigate climate change effects in cities is<br />
estimated to incur costs in the EU alone in the range of 100-150 billion Euros per<br />
year every year, dependent on the climate scenario (COACCH, 2018). Mitigating the<br />
effects of climate change tend to occur at larger city-wide or country specific scales<br />
and primarily refer to methods that reduce greenhouse gas emissions whereas climate<br />
change adaptation refers to processes, tools or actions that increase resilience,<br />
reduce vulnerability or enhance adaptive capacity, and tend to occur at regional,<br />
local or site-specific scales (IPCC 2018). As Nay et al (2014) indicate: ‘Climate adaptation<br />
strategies must be implemented at the local level.’ Adaptation measures have<br />
become recently more and more associated with resilience measures (Carter et al.,<br />
2015). Research shows that mitigation and adaptation tracks can be combined to<br />
enable synergies (Landauer, Juhola, Klein, 2019).<br />
Nature-based solutions (NBS) can be defined as ’actions to protect, sustainably manage,<br />
and restore natural or modified ecosystems, that address societal challenges<br />
effectively and adaptively, simultaneously providing human well-being and biodiversity<br />
benefits’ (IUCN, 2019). At the end of the 20th century, NBS tools (e.g. green<br />
roofs or rain gardens) began to emerge as suitable measures to complement or<br />
replace technical solutions that reduced the reliance on grey infrastructure such<br />
as piping or concrete channels, particularly within the landscape architecture discipline<br />
(OECD, 2020). With increasing rates of urbanisation, the subsequent loss of<br />
biodiversity and the detrimental effect on ecosystem services, adapting cities to the<br />
effects of climate change, rather than simply mitigating climate change’s impact and<br />
even with the aforementioned tools of NBS, is a major challenge exacerbated by the<br />
relative uncertainty, complex data interpolation and extended timespans associated<br />
with climate science. As Wilson et al further note: ‘Issues as diverse as population<br />
growth, transportation, and climate change, all present significant challenges<br />
for 21st century cities, and require an approach to urban development that is data-driven,<br />
iterative, and most importantly, engages the broadest possible audience<br />
of stakeholders’ (Wilson et al, 2019).<br />
REGENERATIVE DESIGN<br />
23
One method to tackle the complexity of climate change is the use of decision-support<br />
tools (DST), which for urban planning would refer to analogue or digital methodologies<br />
or resources supporting and enabling decision-making within the planning<br />
process (Palutikof, Street and Gardiner, 2018). The three's research (Palutikof,<br />
Street and Gardiner, 2018) additionally found key success factors specific to climate<br />
adaptation to be DST that 1) provided convincing, innovative, illustrative delivery<br />
of data because 2) adaptation, in contrast to climate change mitigation, are local<br />
initiatives and implementation schemes, not necessarily broader policy-based or<br />
regionally applicable solutions, and 3) further they note that key barriers to the adoption<br />
of DST related to climate adaptation stem primarily from the complexity associated<br />
with climate change science’s technical jargon, regional lexicon variables<br />
and the resultant confusion. Where there was a lack of collaboration in the application<br />
and development of the system between developers, (potential) users and funders,<br />
success was limited; instead the three suggest that successful systems must<br />
be customised ‘in terms of content, style and presentation and should somehow be<br />
legitimised so that the user is confident in using it’ (Palutikof, Street and Gardiner,<br />
2018: 471).<br />
3 GREENSCENARIO: APPLICATION ON AN URBAN RETROFIT PROJECT<br />
IN VIENNA, AUSTRIA<br />
3.1 PROCESS<br />
GreenScenario as both a tool and associated planning methodology is the result<br />
of a multi-year process of testing and practice-based application of research and<br />
development led by Ramboll Studio Dreiseitl (Germany). It combines a software-based<br />
parametric decision-support tool and a cross-sectional evaluation framework<br />
based on an assessment matrix of three key thematic areas including factors related<br />
to water, open space and green, heat and microclimate, which are then underpinned<br />
by an economic evaluation module. The modules are assessed based on a standardised<br />
set of key performance indicators that enable an objective comparison<br />
of the effects of climate adaptation tools and how solutions perform by focusing<br />
on rapid feedback during design development rather than the evaluation of solutions<br />
post-facto, which tends to be the focus of the majority of expert tools available<br />
on the market today. Integrated as part of the parametric 3D modelling software<br />
package of Rhinoceros combined with the programming scripting of Grasshopper,<br />
GreenScenario combines data-driven, evidence-based design tools for climate adaptation<br />
onto a digital collaboration platform. Linking process and tool together is<br />
depicted visually in the three-step methodology shown below.<br />
Drawing upon the key findings of BMBF research projects tested and applied in practice, an iterative and<br />
design-centric 3-step planning process forms the backbone of GreenScenario’s decision-support platform<br />
24 REGENERATIVE DESIGN
„<br />
GreenScenario as both a tool and associated planning<br />
methodology is the result of a multi-year process of<br />
testing and practice-based application of research and development.<br />
A detailed description of the application of the GreenScenario methodology in Vienna<br />
follows. This case study provides a starting point for assessing DST application in<br />
practice, and will continue to be supplemented via experience of several additional<br />
real-world case studies to validate the applicability of the results as well as to accumulate<br />
evidence for enablers and barriers in DST acceptance.<br />
3.2 APPLICATION IN VIENNA: BACKGROUND, ANALYSIS AND PLANNING GOALS<br />
The 1.5 hectare site’s planning goal focused on redeveloping a paved parking lot into<br />
a new residential infill that would fulfil sustainable building standards while minimising<br />
environmental impact, adding value for local open space provision and compensate<br />
for any ecological damage (felled trees) that could occur. Existing contextual<br />
uses included residential apartment blocks (north, west); a sports field (south,<br />
owned by separate private property owner); and a mix combination of residential,<br />
commercial, office and cultural uses (east). The existing situation (baseline) – based<br />
on an analysis of the publicly accessible Vienna Geodata Catalogue as well as client-supplied<br />
datasets – was modelled in 3D and integrated into the GreenScenario<br />
system for assessment and evaluation. The following planning goals were determined<br />
at the outset of the project:<br />
• Maximise green space potential on site<br />
• Provide an additional co-benefit of increased and accessible public green space<br />
(in the form of a playground)<br />
• Limit the effects of the urban heat island effect by reducing pavement and<br />
hardscape materials<br />
• Integrate blue-green infrastructure elements into the development to minimise<br />
the impact of stormwater<br />
• Develop a concept that would maximise and optimise tree placement<br />
3.3 SUMMARY OF THE EVALUATION BETWEEN EXISTING AND PLANNING<br />
SCENARIO<br />
When assessing the Baseline against the Planning Scenario which was created<br />
in collaboration with the private property developer, the GreenScenario analysis<br />
shows that the proposed concept, due to the increase in blue-green infrastructure<br />
including green roofs, swales and green facades, and the reduction of paved surfaces<br />
particularly along trafficked areas improved almost all assessed KPIs for Water,<br />
Open Space and Green, Heat and Microclimate. The three primary reasons for these<br />
results include:<br />
1. The increased proportion and diversity of green spaces including the implementation<br />
of green areas not only at ground level but also on roofs (e.g. usable<br />
green such as lawns or urban gardening).<br />
2. The provision of decentralised stormwater management tools.<br />
3. The reduction of the sealed surface or the unsealing of sealed surfaces.<br />
REGENERATIVE DESIGN<br />
25
BASELINE (EXISTING)<br />
SCENARIO (CONCEPT)<br />
AXONOMETRIC VIEW BASELINE<br />
AXONOMETRIC VIEW SCENARIO<br />
PLAN BASELINE<br />
SOLAR IRRADIATION BASELINE<br />
PLAN SCENARIO<br />
SOLAR IRRADIATION SCENARIO<br />
SUN HOURS BASELINE<br />
SUN HOURS SCENARIO<br />
THERMAL COMFORT BASELINE<br />
THERMAL COMFORT SCENARIO<br />
ASSESSMENT BASELINE<br />
WIND COMFORT BASELINE<br />
ASSESSMENT SCENARIO<br />
WIND COMFORT SCENARIO<br />
Performance KPIs for Baseline and Planning Scenario<br />
3.4 MODULE WATER<br />
Overall, the Planning Scenario performed significantly better than the Baseline.<br />
The stormwater service level increases by 79% as the initial baseline conducted all<br />
stormwater into the municipal system. The 30cm depth swales provide a detention<br />
volume of 146 cubic meters, reducing the peak run-off coefficient by 0.1 (from 0.8<br />
to 0.7) due to the increase in green space overall. The natural water balance subseqeuntly<br />
also improves as the run-off potential is decreased, infiltration icnreased,<br />
and evaporation as well enhanced. The potential for stormwater quality improvement,<br />
or treatment of TSS, nutrients and heavy metals, increases as well with the<br />
addition primarily of ground-level stormwater BMPs (best management practices).<br />
With the addition of underground storage, potable water that could be saved calculated<br />
over a period of a year based upon rainfall data given for Vienna is 437 cubic<br />
meters. This water could be used for irrigation, toilet flushing or other uses, to be<br />
determined at a future date.<br />
26 REGENERATIVE DESIGN
„<br />
Can data-driven tools provide a new method of approaching planning<br />
climate first with tools such as nature-based solutions or blue-green<br />
infrastructure aligned with conventional infrastructure to improve our cities today?<br />
3.5 MODULE OPEN SPACE AND GREEN<br />
By purposefully selecting tools related to increasing green infrastructure, biodiversity<br />
(based on a spatial assessment known as the Biodiversity Area Factor utilised<br />
by the German building council DGNB) increased almost 2x compared to the existing<br />
condition. A 15% increase in Open Space Provision (subdivided into pure green<br />
spaces, green roofs as well as trees) as well as an improvement of the Green Factor<br />
from 0.65 to 1.05 (target range: 0.9, based on the rigorous methodology applied for<br />
the Helsinki Green Factor) was also realised. Two areas within the Planning scenario<br />
that performed less optimal than the Baseline were parameters related to CO2<br />
Uptake (temporary carbon sequestration via primarily trees and green spaces) and<br />
Air Pollutant Removal (via green infrastructure such as trees). The removal of existing<br />
trees has a significant impact on these parameters. In order to optimise the<br />
solution, two additional options were pursued.<br />
• Option 1: adding trees on the new residential building as part of the intensive<br />
green roof.<br />
• Option 2: additionally planting new trees within the planning boundary at<br />
ground level.<br />
Cross comparison of three<br />
options versus the baseline<br />
SELECTED AS BASIS<br />
HIGHEST PERFORMANCE<br />
Stormwater Service<br />
Level<br />
BASELINE (EXISTING)<br />
PREFERRED SCENARIO<br />
OPT. 1: ADD 5 TREES ON ROOF<br />
OPT. 2: ADD 13 TREES ON ROOF + SITE AT<br />
GROUND LEVEL<br />
Natural Water<br />
Balance<br />
Stormwater Quality<br />
Improvement<br />
Potable Water<br />
Savings<br />
Biodiversity (Factor)<br />
Green Factor Score<br />
Open Space<br />
Provision<br />
CO2 Uptake<br />
Air Pollutants<br />
Removal<br />
LEGEND<br />
BASELINE<br />
PREFERRED SCENARIO<br />
SCENARIO 1<br />
SCENARIO 2<br />
INDICATION OF HIGHEST PERFORMANCE FOR KPI<br />
REGENERATIVE DESIGN<br />
Project: ARGENTINIERSTRAßE 30A - Vienna - 304000318-AU_2020<br />
27<br />
44
When examining the results of the three options compared against the baseline, it<br />
was clear that the most optimal scenario (termed Option 2 above) performed best<br />
and had the potential to harness the most ecological quality in comparison to all<br />
other options. However, the Selected Scenario remained the Preferred Planning<br />
Scenario due to requirements beyond the climate analysis performed. Based on<br />
a follow-up interview with the private property developer, these factors included<br />
requirements related to permitting regulations, property ownership and conflicts<br />
due to spatial limitations. The private property developer lastly indicated that, while<br />
the primary solution would remain the Preferred Planning Scenario, dependent on<br />
the requirements expressed by the city agencies responsible for planning approval,<br />
Options 1 and 2 remained viable options that would be detailed in the upcoming<br />
detailed design stages.<br />
3.6 MODULE MICROCLIMATE AND HEAT<br />
By reducing the quantity of sealed surfaces and replacing them with permeable<br />
pavement (e.g. porous pavements, grass gravel, etc.) and a variety of green areas<br />
(e.g. lawn, meadows, planted areas for recreation) instead of leaving the parking<br />
lot in its given condition, there is an overall improvement to the microclimate parameters<br />
analysed. Firstly, a Solar Irradiation analysis resulted, due to the placement<br />
of the new building and the placement of trees, in a 29% reduction of solar<br />
irradiation when measured at ground level (824.79 Wh/m2/day per annum versus<br />
588.14 Wh/m2/da per annum). The existing condition receives more Sun Hours<br />
(7.03 hours per day averaged over a year) compared to the proposed condition<br />
(4.43 hours per day averaged over a year); however, this also results in increased<br />
temperatures due to both a higher solar irradiation and sun hour amount. A Wind<br />
Comfort analysis showed that there was only a minimal area of the site that had<br />
the potential to be impacted by reduced wind comfort levels, defined typically as<br />
above 5 meters per second (1.6% of the year above 5 m/s in the planning scenario,<br />
3.01 % in the existing baseline condition). While the percentile difference via<br />
the analysis was minimal, the visual comparison showed that, with the addition of<br />
tree volume and the building mass, wind comfort could be optimised beyond the<br />
already optimal state (e.g. the site does not suffer from wind comfort issue problems<br />
generally). With the reduction or shift of paved surfaces to semi-paved or<br />
vegetated areas, the average Albedo Factor increases by 0.1 / square meters; the<br />
increased reflectance reduces heat retainment especially during the summer. The<br />
Thermal Comfort indicator, based on the UTCI system simulating the average thermal<br />
comfort of a site over a period of a year based on a 9-26° C comfort range,<br />
indicates an improvement of 1.5% (48.7% of all days in the Planning scenario are<br />
considered to be within the optimal comfort range, 47.2% in the existing Baseline).<br />
3.7 MODULE ECONOMICS<br />
For this project, only a preliminary Investment Cost indicator was analysed. For<br />
the investment cost analysis, a cost range between approx. 393,300 (min.) € up to<br />
740,800 € (max.) can be expected, equivalent to approx. 26-49 € per square meter<br />
for the ca. 1.5 ha planning area. Prime contributors to the variability in costs are a result<br />
of the selection of green roofs and green facades/walls as the result of selecting<br />
these blue-gree elements account for approx. 69% (min.) to approx. 73% (max.) of<br />
the total costs. By selecting a green roof with higher retention capacity or increased<br />
soil depth, or the type of green façade (e.g. soil or system based) will have resultant<br />
higher investment cost applications. In future design stages, an assessment of the<br />
Maintenance Costs and Potential Savings can be considered to understand operational<br />
costs or savings.<br />
28 REGENERATIVE DESIGN
GreenScenario’s integration within the process<br />
enables a pragmatic link between data-driven<br />
results and solution optimisation by guiding<br />
decision-making<br />
4 CONCLUSIONS<br />
The authors aimed to answer the following research question: would the use of<br />
the GreenScenario methodology address the fallacies of previously implemented<br />
decision-support tools – specifically as they relate to 1) integration within known<br />
planning process, 2) the involvement level of stakeholders and 3) the applied methodology<br />
in consideration of other methods or software tools – limit barriers and<br />
increase acceptance of DST within urban planning? Learnings from Vienna:<br />
Firstly, a key enabler for the case study in Vienna was transparency – whether<br />
in the planning process, how calculations or simulations were performed for the<br />
various key performance indicators assessed, the credibility of applied data sources<br />
or the accuracy of the 3D base model compared to actual site conditions.<br />
When stakeholders overcame the barrier associated with a digital tool guiding<br />
the planning process, the second key enabler identified was the visualisation<br />
aspect – both in the speed as well as the graphic depiction of effects and simulations.<br />
By being able to rapidly compare four potential planning options, one was<br />
selected for further optimisation as part of a co-creation conceptual design process.<br />
Lastly, based on a follow-up interview with the private developer, the role of<br />
communication was deemed to be one of the most important enabler for DST. Following<br />
the visual representation of climate data – clear, understandable, appealing<br />
– the private developer could use the arguments for which options performed best,<br />
stimulated discussions about opportunities and challenges of each of the proposed<br />
solutions, and enabled a targeted optimisation of the selected design option based<br />
upon direct feedback from stakeholders. Especially due to the complexity associated<br />
with climate science and its more recent application in the urban planning and<br />
design profession, the multi-layered feedback mechanisms embedded in the tool<br />
– including geospatial visualisations sourced directly from the 3D model combined<br />
with quantitative metrics and integrated microclimatic simulations – simplified communication<br />
and processing the results. The effects and consequences of planning<br />
with climate adaptation tools versus conventional planning approaches could be<br />
more clearly understood between multiple topics simultaneously.<br />
Did the application of the GreenScenario methodology as a decision-support mechanism<br />
– combining both a working process and software tool for aiding in how to<br />
plan with climate adaptive design measures – address the fallacies and limitations of<br />
previously applied decision-support tools? Can data-driven tools provide a new method<br />
of approaching planning climate first with tools such as nature-based solutions<br />
or blue-green infrastructure aligned with conventional infrastructure to improve<br />
our cities today?<br />
REGENERATIVE DESIGN<br />
29
THE RESULTS OF THE STUDY SHOW A POSITIVE START BUT REQUIRE FURTHER<br />
VALIDATION THROUGH AN ACCUMULATION OF CASE STUDIES<br />
GreenScenario’s methodology has been applied on small scale plots up to 100-hectare<br />
new build developments in seven countries, most recently for evaluating the<br />
climate adaptive potential of competition design solutions in city of Ingolstadt in<br />
Germany. GreenScenario continues to be utilised in various contexts but most<br />
especially for early phase concept design evaluation, for revealing optimisation potential<br />
and for using a dialogue basis together with multiple stakeholder groups.<br />
Three key examples include its application in Berlin, for a 2-hectare mixed-use urban<br />
retrofit site, the climate analysis showed the impact of transforming the site<br />
from an approximately 95% paved area into a highly green, porose site (>60%<br />
softscape) on its outdoor thermal comfort levels, stormwater management potential<br />
and biodiversity increase. Secondly, GreenScenario was utilised in Ingolstadt to<br />
assess which of eleven design entries had the highest climate adaptation potential.<br />
The approximately 8-hectare site looked specifically to finding pragmatic solutions<br />
that could be implemented and act as a prototype for other typical developments.<br />
In Cologne, GreenScenario is being utilised as part of a larger planning process as<br />
a dialogue tool to communicate how and where sponge city techniques can be potentially<br />
implemented within two project areas set in the dense, existing context<br />
of the urban centre where infrastructural and regulatory requirements necessitate<br />
an integrated, collaborative workshop process to develop pragmatic, buildable and<br />
maintainable solutions.<br />
In Ingolstadt, the methodology was utilized as one of four key parameters for<br />
assessing eleven competition entries and their climate adaptative performance<br />
as compared to the baseline existing situation<br />
30 REGENERATIVE DESIGN
How we ethically utilise the results generated from computational design will be of<br />
key consideration for the future. The computational process may direct design<br />
choices, or it may only discourage certain bold/bad choices. Regardless of the<br />
effect, the intent of the active use in computational modelling means increased<br />
awareness of climate adaptation performance in practice. What is certain<br />
is that the computational process enhances the understanding of design choices<br />
(Negendahl, 2019). We see data-driven decision-making combined with integrated<br />
planning processes key to enabling the acceptance of climate adaptation approaches<br />
for the future development of our cities. -<br />
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Schroth, O., Pond., E., Sheppard, S. (2015): Evaluating presentation formats of local climate change in community<br />
planning with regard to process and outcomes. In: Landscape and Urban Planning 142, pp. 147-158. Accessed on January 29,<br />
<strong>2021</strong>. Available at: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0169204615000651#bib0010<br />
Star, J. et al (2016): Supporting adaptation decisions through scenario planning: enabling the effective use of multiple<br />
methods. In: Climate Risk Management, Volume 13, pp. 88-94. Accessed on February 14, <strong>2021</strong>. Available at: https://www.<br />
sciencedirect.com/science/article/pii/S2212096316300262<br />
Wilson, L. et al (2019): How to generate a thousand master plans: a framework for computational urban design. In: SIM<br />
AUD 2019.<br />
Jeremy Karl Anterola, M.Sc. Landscape<br />
Architecture, MBA<br />
Jeremy’s over 12 years of experience as a landscape<br />
architect with an MBA in international management<br />
is specialized in implementing visions for urban<br />
green infrastructure and climate adaptation concepts<br />
both domestically in Europe as well as internationally.<br />
As a LEED AP and DGNB auditor, Jeremy<br />
additionally leads the R&D team with multi-year<br />
German-based research projects such as RISA,<br />
KURAS and netWORKS 4 (Resilient Blue-Green<br />
Infrastructure), and together with Mariusz Hermansdorfer<br />
led the co-creation of a software-based<br />
parametric design and analysis tool for climate<br />
adaptation called ‘GreenScenario’. With Green-<br />
Scenario Jeremy looks to challenge current methods<br />
for evidence-based, early stage decision-making<br />
and masterplanning.<br />
REGENERATIVE DESIGN<br />
31
BuGG Gunter Mann und Vertiko GmbH<br />
Vertiko-Living-Wall-System in Bad Laasphe<br />
LAURA HÖLZ, VERTIKO GMBH<br />
Pflanzen statt Beton<br />
Die globale Urbanisierung schreitet stetig voran und laut einer aktuellen<br />
Statistik der UNO werden bereits im Jahr 2050 mehr als zwei Drittel der<br />
Weltbevölkerung in Städten leben. In den hoch urbanisierten Räumen<br />
verändert sich auch das Verständnis von Landschaft. Landschaft kann<br />
nicht mehr nur als unberührter Naturraum vor den Toren der Städte<br />
verstanden werden, sondern muss ein wichtiger Bestandteil mitten in<br />
der Stadt sein, der zu einer hohen Lebensqualität und einem besseren<br />
Stadtklima beiträgt.<br />
Mit den zukünftigen klimatischen Veränderungen stehen Städte vor neuen<br />
Herausforderungen: Beton und Asphalt verwandeln sich im Sommer<br />
zu Hitzespeichern und die zunehmend heftigeren Regenfälle bringen Abwassersysteme<br />
an ihre Grenzen. Intelligente Stadtkonzepte und smarte<br />
Designs vereinen die Potenziale von Natur und Technik. Grüne Fassaden<br />
helfen als sogenannte Multifunktionsdienstleister dabei, beispielsweise<br />
die Temperatur in der Stadt zu regulieren, die Luftqualität zu verbessern,<br />
Schallschutz bei und mindern den Lärm. Nebenbei helfen sie auch die<br />
Auswirkungen auf die Gebäudehülle und den Innenraum zu optimieren.<br />
32 APPLIED IDEAS
Abb. 1: Negative Effekte des Stadtklimas<br />
(Darstellung: Nicole Pfoser, Stadtklima-Effekte zusammengestellt<br />
nach Franke 1977, S. 22 sowie Sukopp/Wittig 1998, S. 125 bis 153)<br />
Besonders betroffen vom städtischen<br />
Wärmeinseleffekt sind die Innenstadtgebiete<br />
aufgrund ihres hohen Versiegelungsgrads.<br />
Ihnen fehlt meist auch<br />
die Verbindung zu Frisch- und Kaltluftschneisen.<br />
Die bebauten Flächen<br />
wirken wie ein Wärmespeicher. Tagsüber<br />
heizen sich die Stein- und Betonflächen<br />
der Gebäude, Plätze und Straßen<br />
stark auf, und nachts geben sie<br />
diese aufgestaute Wärme wieder an die<br />
Umgebung ab. Zusätzlich verhindert die<br />
Bebauung die Luftzirkulation und damit<br />
das Einströmen kühlerer Luft aus dem<br />
Umland. Stadtluft ist daher trockener<br />
und wärmer als Landluft. Die relative<br />
Luftfeuchtigkeit in der Stadt liegt im<br />
Sommer etwa acht Prozent unter der<br />
auf dem Land (Stadtklimatologie und<br />
Grün, die-gruene-stadt.de). Der Erhalt<br />
von Frisch- und Kaltluftschneisen im<br />
Rahmen städtischer Grünsysteme ist<br />
daher ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung<br />
des Stadtklimas und damit auch<br />
zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels.<br />
Weitere Schritte sind Entsiegelungs-<br />
und Begrünungsmaßnahmen,<br />
wo immer es möglich ist. Nur so kann<br />
durch Verdunstung und Verschattung<br />
der städtischen Überhitzung entgegengewirkt<br />
werden. Auch die Luft- und Aufenthaltsqualität<br />
können durch Begrünungsmaßnahmen<br />
verbessert werden.<br />
Wichtig ist die Auswahl der passenden<br />
Begrünung für den konkreten Ort um<br />
z.B. ungewollte Schadstoffansamlungen<br />
in engen, stark befahrenen Straßenräumen<br />
oder Luftstaueffekte in engen<br />
Hinterhöfen zu vermeiden. Gerade<br />
in verdichteten, von Verkehr geprägten<br />
Innenstadtquartieren hat die Fassadenbegrünung<br />
entscheidende Vorteile,<br />
da die Luftschneisen, welche entscheidend<br />
für die Luftzirkulation sind, im Gegensatz<br />
zur Bepflanzung mit Bäumen,<br />
erhalten bleiben (siehe Abb. 6).<br />
Begrünte Fassaden und Dächer sind<br />
in doppelter Hinsicht nützlich für das<br />
Mikroklima einer Stadt: Einerseits verhindern<br />
sie durch ihre Begrünung das<br />
Aufheizen und damit die Reflexion der<br />
Wärmestrahlung von Stein- oder Betonfassaden<br />
sowie Dächern und andererseits<br />
unterstützt die Bepflanzung die Abkühlung<br />
des aufgeheizten Stadtklimas.<br />
APPLIED IDEAS<br />
33
Abb. 2: Motivation<br />
Gebäudeoptimierung/Umfeldverbesserung (Darstellung: Nicole Pfoser)<br />
GEBÄUDEOPTIMIERUNG<br />
Während Fassadenbegrünung lange<br />
Zeit eher unter ökologischen und gestalterischen<br />
Aspekten gesehen wurde,<br />
sind im Zuge des Klimawandels und des<br />
gestiegenen Bedarfs an Gebäudeklimatisierung<br />
die Möglichkeiten der Gebäudeoptimierung<br />
durch Fassadenbegrünung<br />
in den Fokus gerückt.<br />
Die Reduktion von Wärmeverlusten<br />
und Auskühlungseffekten spielt vor allem<br />
bei ungedämmten Altbauten eine<br />
Rolle, währenddessen bei gedämmten<br />
Neubauten eher die Verschattung und<br />
adiabate Gebäudekühlung zur Reduktion<br />
des Kühlbedarfs im Vordergrund<br />
steht. Die Kombination aus Verdunstungskälte<br />
sowie Absorption und Reflektion<br />
(40 % bis 80 %) der Sonneneinstrahlung<br />
sorgt im Sommer für eine<br />
Reduktion der Wärmelasten und damit<br />
des Kühlbedarfs im Gebäude. Diese<br />
Effekte können als Vorkonditionierung<br />
auch in Kombination mit natürlicher<br />
oder kontrollierter Belüftung eingesetzt<br />
werden. Die Kühlwirkung einer<br />
Fassaden- oder Dachbegrünung kann<br />
auch zur Leistungssteigerung von Photovoltaik-Anlagen<br />
genutzt werden, da<br />
die Betriebstemperatur der PV-Module<br />
durch die Begrünung gesenkt wird- zum<br />
einen aufgrund des Kühlungseffekts<br />
der Evapotranspiration, zum anderen<br />
aufgrund einer erhöhten Albedo (z.B.<br />
Rückstrahlvermögen) im Vergleich zum<br />
Schwarzdach. Die kühleren Panele erzielen<br />
so einen höheren Wirkungsgrad<br />
und die Effizienz der Energieerzeugung<br />
steigt (FBB 2006, Lamnatou & Chemisana<br />
2015). Bestimmte Typen wandgebundener<br />
Fassadenbegrünung können<br />
auch zur Grauwassernutzung bzw. -reinigung<br />
herangezogen werden. Durch<br />
Kohlenstoffspeicherung (ober- und unterirdische<br />
Pflanzenteile), Sauerstoffproduktion,<br />
Reduktion des Heiz- und<br />
Kühlbedarfs im Gebäude, Filterung von<br />
Feinstäuben und Bauteilschutz (Verlängerung<br />
der Lebensdauer von Fassaden)<br />
leistet die Begrünung in der Summe<br />
einen wirksamen Beitrag zur Verbesserung<br />
der Ökobilanz eines Gebäudes.<br />
34 APPLIED IDEAS
Abb. 3: Maßnahmen zur Gebäudeoptimierung<br />
Darstellung der Wirkungen sowie Einsparungen durch<br />
Fassadenbegrünung (Darstellung: Nicole Pfoser)<br />
Abb. 4: 1-3 Einfluss der Fassadenbegrünung auf das Mikroklima<br />
Verbesserung des Mikroklimas durch Fassadenbegrünung (Darstellung: Nicole Pfoser)<br />
Abb. 5: 1-3 Einfluss der Fassadenbegrünungauf das Mikroklima<br />
Erhöhte Lebensdauer der Fassade durch reduzierte Sonneneinstrahlung/<br />
UV-Belastung und Schlagregenschutz der Außenwand (Darstellung: Nicole Pfoser)<br />
APPLIED IDEAS<br />
35
Abb. 6: Schadstoff-Filter, Lärmschutz<br />
(Darstellung nach Preiss: BfN ExpertInnenworkshop Vilm,<br />
Programm Fassadenbegrünung in Wien, 18.-1911.2013)<br />
Abb. 7: Maßnahmen zur Umfeldverbesserung im städtischen Kontext<br />
Darstellung der Wirkungen sowie Einsparungen/Zugewinn durch Fassadenbegrünung (Darstellung: Nicole Pfoser)<br />
UMFELDVERBESSERUNG<br />
Im Gegensatz zum Beitrag der Fassadenbegrünung<br />
zur Gebäudeoptimierung<br />
lassen sich deren positive Auswirkungen<br />
auf das städtische Umfeld nicht<br />
immer exakt beziffern, da hier eine Vielzahl<br />
von Randeffekten eine Rolle spielen.<br />
Neben Regenwasserrückhalt, -verdunstung<br />
und der bereits erwähnten<br />
Verdunstungskühlung trägt die Bauwerksbegrünung<br />
vor allem zur Bindung<br />
von Luftschadstoffen und zur Lärmreduktion<br />
bei. Gerade in engen Straßen,<br />
wo Bäume durch ihr geschlossenes<br />
Kronendach und ihre windbremsende<br />
Wirkung zu einer Anreicherung von<br />
Schadstoffen beitragen, sind Fassadenbegrünungen<br />
sinnvoller. Je nach System<br />
und Pflanzenauswahl können sie den<br />
Feinstaub- und Stickoxidgehalt deutlich<br />
reduzieren. So können z.B. ca. 6 g<br />
Feinstaub pro m² Blattfläche und Jahr<br />
gebunden werden (Gutachten Fassadenbegrünung<br />
2.3 S.14 TU Darmstadt).<br />
Staub und Feinstäube „verklumpen“<br />
auf den Blättern zu „nicht lungengängigen“<br />
Partikeln. Diese werden dann<br />
im weiteren Jahresverlauf beim Blattfall<br />
mit dem Laub abgeführt (Köhler<br />
FBB-Symposium Fassadenbegrünung<br />
2011). Allerdings hat auch die Schadstofftoleranz<br />
von Pflanzen ihre Grenzen.<br />
Im Vergleich zu den lärmreflektierenden<br />
„steinernen“ Fassaden kann<br />
eine Fassadenbegrünung durch die<br />
Schallabsorption der Pflanzenmasse<br />
und ggf. des Substrats den Lärmpegel<br />
im Straßenraum dämpfen. Die besten<br />
Ergebnisse werden mit Vlies-Substrat-Systemen<br />
erreicht, wie z.B. das Living-<br />
Wall-System von Vertiko. Eine Lärmreduzierung<br />
von ca. 6 dB(A) kann als<br />
belastbarer Wert angenommen werden.<br />
36 APPLIED IDEAS
skygardens, leistungsphotographie.ch, Vertiko GmbH<br />
Literatur und Anmerkung:<br />
Vertiko-Living-Wall-System in Berlin<br />
www.climate-service-center.de, Gebäudebegrünung und Klimawandel: https://www.climate-service-center.de/<br />
imperia/md/content/csc/report30.pdf<br />
www.die-gruene-stadt.de: Stadtklimatologie und Grün, Anregungen zur Anpassung an den Klimawandel:<br />
https://www.die-gruene-stadt.de/stadtklimatologie.pdfx<br />
www.umwelt.nrw.de, Gutachten Fassadenbegrünung:<br />
https://www.umwelt.nrw.de/fileadmin/redaktion/PDFs/klima/gutachten_fassadenbegruenung.pdf<br />
www.vertiko.de, Größte Living Wall Deutschlands: https://www.vertiko.de/project/badlaasphe/ und https://www.<br />
vertiko.de/project/iga-berlin/<br />
www.zukunftsinstitut.de, Urbanisierung: Die Stadt von morgen: https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/urbanisierung-die-stadt-von-morgen/<br />
Das Messergebnis nach DIN EN ISO<br />
110140 / 717-1 bescheinigt dem System<br />
Vertiko ein bewertetes Schalldämm-Maß<br />
von RW = 22 dB. Bewertung<br />
gemäß VDI 3744: hochabsorbierend<br />
(Gutachten Graner + Partner 2020).<br />
Auch als Lebensraum diverser Tierarten<br />
sind Fassadenbegrünungen ein<br />
wichtiger Baustein für die urbane Biodiversität.<br />
Gesundes Grün in der Stadt fördert<br />
und schützt die Tierwelt und bietet ihr<br />
umfangreiche Nischen zum Überleben.<br />
All diese Faktoren machen zusammen<br />
mit möglichen Blüh- und sonstigen<br />
Farbaspekten in den jahreszeitlichen<br />
Veränderungen das Potenzial von Fassadenbegrünungen<br />
zur Verbesserung<br />
der Aufenthaltsqualität in den Stadtquartieren<br />
aus. -<br />
Laura Hölz<br />
ist seit 2019 für das Unternehmen Vertiko GmbH<br />
aus Buchenbach in den Bereichen Ausführung und<br />
Marketing tätig.<br />
APPLIED IDEAS<br />
37
Patrick Price<br />
The Completed glass dome<br />
in December 2019<br />
ROMAN SCHIEBER AND FLORIAN MEIER, KNIPPERS HELBIG<br />
Academy Museum of Motion, LA: Design &<br />
engineering of the iconic spherical shell<br />
The Academy Museum of Motion Pictures will celebrate the artistry and<br />
technology of film, becoming the world’s first museum and event space<br />
devoted to the motion picture. Totaling 290,000 square feet (ca. 27.000<br />
m²), the project consists of a six-story tall renovated building, formerly<br />
known as May Co. department store, and a dome-shaped new building<br />
housing a 1,000-seat theater. Above the theater, the so-called Dolby terrace<br />
covered under a spectacular, 150 ft (ca. 45m) wide spanning steel<br />
and glass dome and architectural centerpiece of the building, will be used<br />
for events and special exhibitions. Both buildings are linked by several –<br />
partially suspended – bridges.<br />
Together with design architect Renzo Piano Building Workshop (RPBW)<br />
and executive architect Gensler, Knippers Helbig (KH) developed the<br />
structure and glazing system of spherical glazed gridshell structure through<br />
all design phases. The dome structure is a steel grid shell with cable<br />
bracing and flat, shingled glass panels on a secondary layer. KH also designed<br />
concepts for the four bridges between the dome and the adjacent<br />
building throughout DD phase.<br />
38 APPLIED IDEAS
CONCEPTS AND GEOMETRIC<br />
PRINCIPLES<br />
The glass dome was developed in close<br />
collaboration with design architect<br />
RPBW of Genoa, Italy. The canopy primarily<br />
needed to provide weather protection<br />
for the terrace and was initially<br />
designed as a closed glass sphere.<br />
It was later on transformed to a half<br />
sphere with generous openings towards<br />
the south and north, allowing<br />
for an undisturbed view at the nearby<br />
Hollywood Hills.<br />
When KH was awarded the contract to<br />
take over and carry out the design of<br />
the dome throughout all phases, the<br />
goal was to lighten up the visual appearance<br />
of the main structure. KH<br />
suggested to move from the previously<br />
designed spatial frame to a highly optimized,<br />
single layer grid shell. From the<br />
first sketches to the finalized structure,<br />
KH was able to realize a 4” (100 mm)<br />
diameter round HSS section for the<br />
main arches of the dome, which led to<br />
the seemingly weightless design of the<br />
dome.<br />
Besides the main structure, many other<br />
elements needed to be coordinated<br />
such as a layer of glazing for weather<br />
protection, connection brackets for<br />
shading elements at the inside of the<br />
dome, sprinkler pipes and electronic<br />
conduits, heavy anchors to support future<br />
exhibition items and maintenance<br />
stairs, catwalks and tie-off anchors.<br />
The overall geometry of the glass dome<br />
follows an exact 150 ft. diameter sphere.<br />
The terrace is about 76 feet above<br />
ground, the glass dome’s apex is about<br />
120 feet high. The openings at the south<br />
are about 11 feet high, in the north<br />
about 22 feet. The bottom half of the<br />
sphere is cut off; however, it still overlaps<br />
partially with the supporting reinforced<br />
concrete structure of the Geffen<br />
theatre, which creates the bottom half<br />
of the sphere. At the area of the overlap,<br />
the steel/glass dome leaves a gap<br />
to the exposed precast panels, and several<br />
pins are employed to stabilize and<br />
provide support to the EW-arches. The<br />
screen-box and projector-box of the<br />
cinema are visible from the outside, as<br />
they protrude the sphere.<br />
Structural Members The primary<br />
structure of the steel grid shell itself<br />
consists of 4” (100mm) diameter round<br />
HSS arches in east-west direction. The<br />
arches are oriented parallel to each<br />
other in plan and spaced at 4 feet OC. In<br />
north-south direction, the radially oriented<br />
arches (NS-arches) are made of<br />
custom solid rectangular sections and<br />
are intersecting with the east-west arches<br />
perpendicular at every node. The<br />
resulting quadrilateral grid structure is<br />
furthermore braced (“cross bracing”) to<br />
provide in-plane stiffness. The 10 mm<br />
diameter twin cables are running diagonally<br />
over the entire dome and are<br />
clamped at every node of the grid.<br />
Top view (left), northsouth<br />
section (right)<br />
East-west section<br />
of the dome<br />
Knippers Helbig (4)<br />
APPLIED IDEAS<br />
39
Glazing Secondary T-shaped profiles<br />
are running approx. 10” above the primary<br />
east-west structure and serve as<br />
a support for the glazing panels. The<br />
secondary structure is supported on<br />
upstands that occur at each intersection<br />
between the EW-arches and the<br />
NS-arches. The upstands are radial to<br />
the sphere and serve as support for the<br />
cable clamps. This structural build-up<br />
is illustrated in the figures below. The<br />
glazing consists of flat, laminated glass<br />
made of two 12mm glass panes. All panels<br />
vary in size due to the changing dimension<br />
of the quadrilateral grid. The<br />
signature shingled appearance of the<br />
glazing is created by stepping the top<br />
side of the T section. The glass panels<br />
overlap each other slightly at every step.<br />
Explosion diagram study of the<br />
structural and glazing build up<br />
GLOBAL STRUCTURAL BEHAVIOUR<br />
Oriented strictly in east-west direction,<br />
the round HSS arches are the main load<br />
carrying elements. They transfer the<br />
loads of the dome all the way to the embed<br />
connections to the concrete dome.<br />
The north-south oriented transvers<br />
members are connecting the individual<br />
arches together. While the outside<br />
diameter of the continuous east-west<br />
arches remains the same, the wall thickness<br />
was adjusted towards the north<br />
and south opening to account for higher<br />
internal forces. The north-south struts<br />
are all sized equally throughout the<br />
structure according to the governing<br />
load combination.<br />
The key component for the structural<br />
integrity of the shell are the twin cables<br />
which run diagonally across the dome<br />
and avoid any in-plane rhombic distortion<br />
of the dome. The structural design<br />
was developed, analyzed and optimized<br />
in an iterative manner using various cable<br />
pretension values to make sure the<br />
structure is perfectly tuned. One of the<br />
challenges of the pretension is to have<br />
sufficient pretension in all cables after<br />
completing all phases of construction,<br />
since the initial tensioning of the cables<br />
if performed while the structure is still<br />
on scaffolding.<br />
Although the project is based in California,<br />
seismic acceleration was less of<br />
a concern thanks to the base isolated<br />
construction of the entire dome sphere.<br />
The structural design of a lightweight<br />
steel grid shell is usually most sensitive<br />
to wind effects. Therefore, the shell was<br />
tested in a wind laboratory and the results<br />
were used for the structural analysis.<br />
In terms of dead load, an analysis of<br />
the individual masses showed that the<br />
glass weight is significantly higher than<br />
the weight of the steel structure. This<br />
is mostly due to the thick glass panes.<br />
The glass panes had to be designed<br />
strong enough to support maintenance<br />
personnel.<br />
When analyzing the design using 3rd<br />
order theory in the structural analysis<br />
software SOFiSTiK, the engineers at<br />
Knippers Helbig found that the shell was<br />
globally behaving very stiff, but the large<br />
openings towards the north and the<br />
south of the shell however created the<br />
largest deflections and stresses. When<br />
introducing a diagonal bracing system,<br />
named internally after the Russian engineer<br />
Vladimir Shukhov (1853-1939),<br />
at both openings, the deflections and<br />
stresses could be sufficiently controlled.<br />
40 APPLIED IDEAS
The installed detail on site<br />
In-depth analysis of the<br />
DETAILING<br />
Dome Support When connecting to<br />
the reinforced concrete dome, the construction<br />
tolerances and long-term deflections<br />
of the concrete sphere had to<br />
be compensated. The concrete dome<br />
was designed by a different engineering<br />
team and was executed by another<br />
contractor. Therefore, KH and Gartner,<br />
the glass dome specialty contractor,<br />
developed a connection detail with generous<br />
adjustability in all axes. On site,<br />
an as-built survey showed that the reinforced<br />
concrete dome had moved much<br />
further than initially expected by the<br />
base building engineer. Therefore, engineers<br />
at KH and Josef Gartner adjusted<br />
the glass dome’s global position to<br />
follow the movement of the reinforced<br />
concrete dome.<br />
In terms of forces, the embed detail<br />
had to be robust enough to transfer<br />
the compression and tension forces of<br />
the support strut. Since the geometrical<br />
layout of the dome created many different<br />
angles due to the strict east-west<br />
orientation of the struts, some of the<br />
embeds towards the north and south<br />
of the dome, where the spherical geometry<br />
created sharp angles, substantial<br />
shear forces had to be anchored to the<br />
dome as well by means of a solid shear<br />
studs. Also, the diagonal support compression<br />
struts and the lateral bracing<br />
rods created such tangential forces.<br />
Steel Besides the connection to the<br />
dome, little tolerance adjustment needed<br />
to be considered for the remaining<br />
structure. The typical connections of<br />
the continuous arches to the connecting<br />
struts are precisely fabricated and<br />
therefore are supposed to fit perfectly<br />
on site. The two bolts connecting the<br />
struts to the arch transfer primarily axial<br />
forces and out-of-plane bending moments,<br />
as the diagonal cross bracing is<br />
preventing any rhombic distortion and<br />
therefore minimizes in-plane rotation<br />
and bending of the strut connection.<br />
When connecting to the arch, the two<br />
fin plates hug the round HSS and act<br />
as a stiffener. Not only forces from the<br />
two struts are introduced to the round<br />
HSS, but also considerable forces from<br />
the upstand that not only supports the<br />
T shaped substructure of the glazing,<br />
but also functions as the anchor for the<br />
cross bracing cables via cable clamps.<br />
The upstand is designed to have certain<br />
degrees of freedom, therefore limiting<br />
the forces that are transferred from<br />
the glazing substructure to the primary<br />
structure (the intention was that the<br />
secondary structure is not contributing<br />
to the global structural system), and it<br />
also has an adjustability (up and down)<br />
in order to precisely located the glazing<br />
support in out-of-plane direction.<br />
ANSYS<br />
typical connection of the<br />
east-west arches with the<br />
north-south struts, and<br />
the welded connection of<br />
the upstand to the eastwest<br />
arches (bottom)<br />
APPLIED IDEAS<br />
41
Typical Glazing<br />
detail in 3D<br />
Glazing The architectural target was to<br />
design a transparent and light weight<br />
glazing system on top of the structural<br />
steel layer. The shingled planar glass<br />
panes are supported by curved 60mm<br />
wide steel T-profiles in east-west direction;<br />
means the glass is basically 2-side<br />
supported. The vertical pins between<br />
the structural steel layer and glass framing<br />
are designed to accommodate<br />
tolerances perpendicular to the glass<br />
surface with an internal thread. In plane<br />
of the glass the glazing system was<br />
designed for zero-tolerances. This was<br />
achieved by prefabricating the steel<br />
shell and glazing system in ladder frames<br />
and checking the geometry with<br />
templates during fabrication and installation.<br />
The glazing system was designed with<br />
a frame bite of 15mm what required careful<br />
investigation and limitation of all<br />
kind of structural movements, especially<br />
rhombic distortion effects. The glass<br />
makeup consists of two 12mm low iron<br />
glass lites with a Saflex DG41 interlayer.<br />
Only one of both glass panes was<br />
dead-load-supported, what means that<br />
the outer glass lite was only supported<br />
through the interlayer. All laminated<br />
glass panes are stepped at the lower<br />
edge to allow for a hidden dead-load<br />
support.<br />
Due to the architectural desire of a<br />
highly transparent glazing, solar control<br />
coatings had to be avoided. In order to<br />
achieve a high comfort (temperatures)<br />
on the terrace under the glazing, roller<br />
shades as well as operable vents were<br />
integrated into the system.<br />
Maintenance Structures The requirement<br />
for maintenance of the glazing,<br />
such as window washing, asked for a<br />
special solution in order to allow workers<br />
for access the entire dome surface.<br />
Whereas most of the inside surface of<br />
the dome can be easily cleaned using<br />
conventional maintenance platforms<br />
and man-lifts, the portion of the interior<br />
dome overlapping with the concrete<br />
dome on the east and west side and the<br />
entire external surface of the glazing<br />
required alternative approaches. The<br />
solution, which was developed in close<br />
coordination with the design team and<br />
maintenance consultants, was an interior<br />
catwalk, running between glazing<br />
and precast concrete of the dome, and<br />
an exterior a maintenance stair, leading<br />
to the apex of the dome. The stair became<br />
one of the main design features of<br />
the dome. Workers can tie off from the<br />
stair’s uppermost platform with designated<br />
man rated anchors. With help of<br />
the additional features, the workers are<br />
able to reach every corner of the glass<br />
surface.<br />
TESTING<br />
Glazing The frame bite of 14mm and the<br />
dead load support system of the glass<br />
panes in general had to be confirmed<br />
with some racking tests. The structural<br />
analysis predicted a worst-case distortion<br />
of 27.1 mm in North-South direction<br />
and 8.4 mm in East-West direction.<br />
A mockup consisting of 4 glass panes<br />
with actual details mounted on a flexible<br />
subframe was build and distorted<br />
Knippers Helbig (7)<br />
42 APPLIED IDEAS
in 2 directions with hydraulic jacks. The<br />
distortion was increased in 5mm steps<br />
up to 70mm in both directions. As a result<br />
no failure of any kind was found<br />
up to the max. distortion which was<br />
~2.5 times greater than predicted in the<br />
structural analysis.<br />
As the glass panes are basically only<br />
supported on two sides and glass had<br />
to be designed as accessible for maintenance<br />
and cleaning, design criteria similar<br />
than outlined in ASTM E 2751 have<br />
been chosen. The glass analysis showed<br />
that some load cases were close<br />
to the limits; so another small mockup<br />
has been build simulating a worst case<br />
maintenance load case.<br />
One representative glass pane with<br />
a makeup of 2*12mm HS glass and a<br />
1.52mm DG41 interlayer was installed<br />
with actual project details on a sub frame;<br />
temperature was increased to 50°C<br />
and kept on that level for the entire test.<br />
Loads were applied at the most critical<br />
location on a surface area of 4 in²; loading<br />
was increased from 50lbs to 300lbs<br />
and kept for 10 minutes. When no failure<br />
of any kind was discovered, the test<br />
has been repeated a) with a broken upper<br />
glass bane and b) with a broken upper<br />
and a broken lower glass pane. As<br />
a result the cracks in the glass basically<br />
had no visible impact on the performance<br />
of the glass; no major deflection<br />
etc. have been discovered.<br />
When all tests have been passed the<br />
loading was further increased to 825<br />
lbs – when the weights tumbled over<br />
and massively damaged the glass. However<br />
it was found that no weights fell<br />
through the glass and no harmful glass<br />
parts fell out of the laminate.<br />
Cable Clamps The diagonal twin cables<br />
of the dome structure are clamped each<br />
time they pass a node of the primary<br />
dome structure. The individual segments<br />
of the cables will receive uniform<br />
pre-tension during installation, but as<br />
soon as the scaffolding is released, and<br />
especially in wind scenarios, parts of<br />
the dome geometry are deforming in a<br />
rhombic shape, explained in the section<br />
above. The diagonal twin cables, which<br />
counteract this rhombic distortion, will<br />
receive increased axial tension forces at<br />
areas of the dome where the structure<br />
deforms most. This creates changing<br />
cable forces from one segment to the<br />
other. The differential value of tensile<br />
force is carried by the cable clamp. The<br />
clamps are therefore an essential member<br />
of the structural system.<br />
APPLIED IDEAS<br />
43
Structure was disassembled<br />
into smaller segments,<br />
so-called ‘ladders’ for<br />
shipping and installation<br />
on site<br />
Shop inspection of fabrication<br />
and coating of upstand<br />
detail (right)<br />
Drawing of a cable clamp<br />
and tested clamp assembly<br />
with visible traces of the<br />
cable wires<br />
Cable clamps work through the mechanical<br />
principle of friction. The pressure<br />
on the cable clamp is created by<br />
two pre-tensioned M12 bolts. The bolt<br />
pretension and the friction coefficient<br />
are the main factors to achieve high<br />
performance clamps. Since the friction<br />
value can’t be exactly determined by<br />
theoretical analysis, tests are obligatory<br />
to confirm the friction value in every<br />
specific case of application. The friction<br />
coefficient in the cable clamps can be<br />
improved by considering certain rules<br />
in design and fabrication of clamps.<br />
Furthermore, design considerations<br />
must be considered to maintain the<br />
structural integrity of the cable when<br />
applying pressure. A notch on both sides<br />
of the clamp allows the cable to be<br />
guided during assembly and when in<br />
service. The notched steel is the most<br />
important part and needs special attention<br />
as the pressure should be applied<br />
on the cable in a distributed manner.<br />
This avoids that the cable structure is<br />
damaged due to high local pressures.<br />
The diameter of the notched steel must<br />
be determined as precise as 0.1mm.<br />
Also, the start and end of the notched<br />
steel have a so-called ‘trumpet’, a clothoidical<br />
widening of the notch-diameter<br />
to allow a smooth transition<br />
from clamped (and therefore reduced<br />
cable diameter) to the non-clamped<br />
zone of the cable. The clamps are high<br />
strength steel pieces which are formed<br />
by a drop-forging process. After being<br />
manufactured, the clamps receive a<br />
zinc coating at the notched portion of<br />
the steel and the typical coating for the<br />
remaining surfaces. The zinc gives a<br />
rough surface on the one hand, and on<br />
the other hand the cable wires are protected<br />
by the comparably soft zinc layer<br />
and will leave visible traces in the zinc<br />
coating when prestressed.<br />
When tested, the cable is anchored on<br />
both ends of the testing apparatus and<br />
remains in position. The clamp is attached<br />
to the twin cables, and once pretensioned,<br />
will be pulled by a hydraulic<br />
cylinder. The test is performed in a<br />
force-controlled procedure, the force is<br />
applied in iterations, including waiting<br />
times, until an abrupt slippage of the<br />
cable clamp can be monitored.<br />
FABRICATION AND INSTALLATION<br />
Primary Structure Permasteelisa<br />
North America / Josef Gartner (JG) was<br />
the specialty façade contractor for the<br />
project. The design by Renzo Piano Building<br />
Workshop and Knippers Helbig<br />
was further optimized and adjusted in<br />
coordination with JG. Through intense<br />
coordination, the team was able to<br />
avoid an increase of the initially estimated<br />
cost with only little variations, at the<br />
same time maintain the architectural<br />
intent and improve the technical concept<br />
of the structure.<br />
One of the main goals during manufacturing<br />
was to maintain the tight tolerance<br />
requirements of the global structure.<br />
The structure was assembled in<br />
the shop on a template representing a<br />
portion of the dome. This assured that<br />
the assembled pieces create exactly the<br />
final geometry when assembled on site.<br />
The pieces were manufactured using<br />
several technologies, mostly by conven-<br />
44 APPLIED IDEAS
tional welding of flat steel plates, partially<br />
by CNC-milling, some of the pieces<br />
were fabricated using drop-forging,<br />
such as the cable clamp or the cable<br />
end fitting detail.<br />
On site, the steel pieces arrived in<br />
so-called ladder frames, which means<br />
that 2 parallel arch segments were already<br />
pre-assembled, including the<br />
connecting north-south struts, and the<br />
secondary steel structure. This simplified<br />
shipping, handling and installation.<br />
After placing the primary structure (and<br />
attached secondary framing) on a scaffolding,<br />
the individual segments were<br />
joined using an internal pre-tensioned<br />
connection in the arches, and the typical<br />
bolted connection for the northsouth<br />
struts. The remaining element of<br />
the structural system, the diagonal twin<br />
cables, were installed and fully pre-tensioned.<br />
After interconnecting the ladder<br />
frames and connecting the structure to<br />
the installed embed connections, and<br />
final inspection of the cable pretension,<br />
the supporting posts of the scaffolding<br />
were carefully removed, so that the<br />
structure spans free.<br />
Glazing<br />
The shingled glazing was installed in a<br />
specific order, carefully balancing the<br />
additional weight and avoid non-uniform<br />
loading. The self-weight of the<br />
glass panes adds the most weight to the<br />
structure and is much heavier than the<br />
supporting steel structure itself. -<br />
Annotation:<br />
This article was first published in the<br />
IGS <strong>Magazin</strong>e (Intelligent Glas<br />
Solutions) Spring <strong>2021</strong> Issue.<br />
Roman Schieber<br />
Associate Director, Knippers Helbig<br />
Florian Meier<br />
Associate Director, Knippers Helbig<br />
joined Knippers Helbig in 2007; since 2016 he has been a member of the board<br />
of directors. As both an Architect and Certified Facades Engineer, Roman leads<br />
the KH facades team in New York City and Stuttgart. His association to structural<br />
engineering, environmental design and deep knowledge of the latest fabrication<br />
techniques allow him to transfer structural efficiency and thermal performance<br />
into façade design. The center aspiration of this work is to create a balanced link<br />
between architectural motivated and performance-driven design. At the beginning<br />
of the century Roman worked on a number of outstanding and internationally published<br />
projects in Asia, such as the Massimiliano Fuksas – designed ~1mile long<br />
free formed terminal of the Bao’an International Airport in Shenzhen or the 0.7 mile<br />
long main axis for the World Expo 2010 in Shanghai. In the second decade of this<br />
century projects in the United States came to the fore. Roman’s portfolio includes<br />
projects like the Academy Museum of Motion Pictures in Los Angeles – designed by<br />
Renzo Piano Building Workshop; the Museum of Fine Arts in Houston – designed<br />
by Steven Holl Architects, or Harvard University’s Science and Engineering Complex<br />
in Boston – designed by Behnisch Architects.<br />
is a structural engineer and was trained at the TU Munich with a focus on architectural<br />
geometry, computational formfinding methods and structural optimization at<br />
the renowned chair of structural analysis, Prof. Bletzinger, where he was a research<br />
assistant. During his studies, Florian received a scholarship at the Oskar von Miller<br />
Forum, Munich, which is an interdisciplinary and internationally oriented excellence<br />
initiative for students in the field of construction.Florian has experience in<br />
a variety of materials and innovative fabrication technologies. Among other projects,<br />
his portfolio includes the granite stone vault of the Sean Collier Memorial in<br />
Cambridge (Höweler + Yoon Architecture), a canopy robotically manufactured using<br />
carbon-fiber reinforced polymers (Achim Menges), and the 150 ft. spanning steel<br />
and glass dome of the Academy Museum of Motion Pictures in Los Angeles (Renzo<br />
Piano Building Workshop). Florian is a member of the International Association<br />
for Shell and Spatial Structures (IASS), where he recently presented. His work has<br />
been published in magazines and conference papers, such as DETAIL structure,<br />
Bautechnik, Deutsche Bauzeitung (DBZ), IASS, Advances in Architectural Geometry<br />
(AAG). At Cooper Union, Florian is currently co-teaching ARCH132 Structures II.<br />
APPLIED IDEAS<br />
45
HUMAN CENTERED<br />
DESIGN<br />
Shane Rounce, Unsplash<br />
Human Centered Design verbindet methodisch Forschung und Gestaltung mit<br />
Blick auf nachhaltiges Wohlergehen. Dabei werden explizit alle Akteure und Betroffenen<br />
in ganzheitlicher Sicht in die Prozesse aktiv eingebunden.<br />
Human Centred Design methodically combines research and design<br />
with a view to sustainable well-being. This explicitly involves all actors<br />
and those affected in the processes from a holistic perspective.<br />
46 HUMAN CENTERED DESIGN
Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und<br />
Stadtplanung eint die Aufgabe, Räume entwerfend zu gestalten<br />
und diese dann planend und organisierend in Bauwerken<br />
und öffentlichen Räumen zu konkretisieren. Die Ergebnisse<br />
verändern unsere Umwelt und stellen stets Beziehungen her,<br />
zwischen Menschen und den Objekten sowie zwischen Menschen<br />
untereinander. Diese Beziehungen machen unsere Erfahrung<br />
aus, prägen uns und unsere Lebensweise, indem sie<br />
Raum eröffnen oder verschließen. Human Centered Design<br />
nimmt diese Herausforderung auf mit der Eingangsfrage, auf<br />
welche Weise wir zu freien und bedachten Entscheidungen<br />
kommen über die Art und Weise, wie wir leben wollen, als Individuen<br />
und in Gemeinschaft: Indem es dann methodisch<br />
und faktisch „die Menschen in den Mittelpunkt“ stellt und sie<br />
in ihrer Vielfalt tatsächlich einbezieht in einer forschungsbasierten<br />
Vorgehensweise, werden tiefliegende Bedürfnisse<br />
sichtbar, weitgreifende Lösungsansätze entwickelt, diese prototypisch<br />
greifbar gemacht und dadurch überprüfbar, bevor<br />
sie in eine Umsetzung kommen.<br />
An der Detmolder Schule für Architektur, Innenarchitektur<br />
und Stadtplanung ist Human Centered Design seit mehr als<br />
zehn Jahren Schwerpunkt in allen Ebenen von Forschung<br />
und Lehre. Die Forschungslinie des IDS (Institut für Designstrategien)<br />
knüpft daran an: ausgehend von einer intensiven<br />
methodisch-analytischen Untersuchung von Wechselwirkungen<br />
zwischen Menschen, Objekten und Räumen in den<br />
Maßstäben vom Stuhl bis zur Stadt werden Beziehungen<br />
erkannt, sichtbar gemacht und in Handlungswissen für Entscheidungsträger<br />
und Planungsdisziplinen transferiert. Im<br />
Mindset des HCD ist <strong>Transformation</strong> zum Wohle der Menschen<br />
einbeschrieben ganz in dem Sinne, wie Viktor Papanek<br />
in seinem einflussreichen Werk „Design for the Real World –<br />
Human Ecology and Social Change“ gefordert hat: „the only<br />
important thing about design is how it relates to people“. Diese<br />
Beziehung ist aber weder in Raum- noch in Produktgestaltung<br />
auch fünfzig Jahre später zufriedenstellend, Design und<br />
Architektur stellen sich nach wie vor eher „Erfüllungsgehilfen<br />
des Konsums“ dar, als zuerst orientiert an nachhaltig sozialen,<br />
ökologischen und ökonomischen Parametern. Die Werkzeuge<br />
des Human Centered Design und seiner Geschwister Social<br />
Design, Design for All/ Universal/Inclusive Design begreifen<br />
die Rolle der Designer:in nicht mehr allein als Autor:in, sondern<br />
nutzen das Wissen des Designs, um Prozesse in Bewegung<br />
zu setzen und zu moderieren, in denen alle Beteiligten<br />
teilhaben und befähigt werden, selbst zu gestalten – womit<br />
Architektur und Design beitragen können zu einer inklusiven,<br />
Architecture, interior design, landscape architecture<br />
and urban planning are united by the task of designing<br />
spaces and then concretising them in planning and organising<br />
buildings and public space. The results change<br />
our environment and always establish relationships,<br />
between people and the objects as well as between<br />
people themselves. These relationships make up our<br />
experience, shape us and our way of life by opening up<br />
or closing off space. Human Centered Design takes<br />
up this challenge with the initial question of how we<br />
come to free and considered decisions about the way<br />
we want to live, as individuals and in the community:<br />
By then methodically and factually "putting people at<br />
the centre" and including them in their diversity in a<br />
research-based approach, deep-seated needs become<br />
visible, far-reaching approaches to solutions are<br />
developed, these are made prototypically tangible and<br />
thus verifiable before they come into implementation.<br />
At the Detmold School of Architecture, Interior Design<br />
and Urban Planning, Human Centered Design has been<br />
the focus of all levels of research and teaching for more<br />
than ten years. The research line of the IDS (Institute<br />
for Design Strategies) ties in with this: starting from an<br />
intensive methodical-analytical investigation of interactions<br />
between people, objects and spaces at scales<br />
ranging from chairs to cities, relationships are recognised,<br />
made visible and transferred into knowledge for<br />
action for decision-makers and planning disciplines. In<br />
the mindset of HCD, transformation for the benefit of<br />
people is inscribed in the sense Viktor Papanek demanded<br />
in his influential work "Design for the Real World<br />
- Human Ecology and Social Change": "the only important<br />
thing about design is how it relates to people". However,<br />
even fifty years later, this relationship is still not<br />
satisfactory in either spatial or product design. Design<br />
and architecture still tend to be "vicarious agents of<br />
consumption" rather than first oriented towards sustainable<br />
social, ecological and economic parameters.<br />
The tools of Human Centered Design and its siblings<br />
Social Design, Design for All/ Universal/Inclusive Design<br />
no longer understand the role of the designer solely<br />
as an author: in, but use the knowledge of design<br />
to set processes in motion and to moderate them, in<br />
which all those involved participate and are empowered<br />
to design themselves - with which architecture<br />
and design can contribute to an inclusive, diverse and<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
47
diversen und nachhaltig lebenden Gesellschaft der Chancengleichheit<br />
unter wirklicher Einbeziehung „der anderen<br />
90 Prozent“, nicht nur in Projektion auf ferne Weltgegenden<br />
– so wird beispielsweise in Ostwestfalen- Lippe Stand 2020<br />
jede vierte Wohnung ausschließlich von über 65- jährigen<br />
bewohnt, 18% der Einwohner:innen sind unter 18, über 50%<br />
Frauen, jede:r vierte hat Migrationshintergrund, jede:r zehnte<br />
hat eine Schwerbehinderung von mindestens fünfzig Prozent<br />
und jede:r sechste Haushalt ist von Armut bedroht. Diese Realität<br />
findet bislang nur vereinzelt Antworten und Lösungsansätze<br />
in Architektur und Design. Human Centered Design im<br />
IDS forscht vor diesem Hintergrund sowohl in konkret lokalem<br />
Kontext wie auch in übergreifend, sucht und formuliert<br />
Ansätze, Konzepte und Lösungen für Räume und Objekte, um<br />
notwendige Veränderungsprozesse in bezeichnetem Sinne<br />
zu befördern und zu unterstützen. Dabei werden die Forschungslinien<br />
des Regenerative Design und des Data Driven<br />
Design explizit einbezogen, so dass die Untersuchungen mit<br />
der Zielsetzung eines nachhaltigen Wohlergehens weitergehend<br />
geschärft werden in Bezug auf den Erhalt aller Lebensgrundlagen<br />
des Planeten sowie auf die wachsenden Räume<br />
und Möglichkeiten des Digitalen hin.<br />
Die Beiträge, die sich aus Vorträgen und Diskussionen der<br />
Detmold Conference Weeks 2020 entwickelt haben, knüpfen<br />
daran an - Menschen im Kontext zur gebauten Umwelt stehen<br />
im Fokus der Fragestellungen in unterschiedlichen Perspektiven<br />
aus Lehre, Forschung und Praxis. Die darin lesbaren<br />
neuen Denkweisen und Methoden regen zu einer <strong>Transformation</strong><br />
unseres Denkens und Handels für eine nachhaltige<br />
Zukunft an.<br />
sustainable society of equal opportunities with the real<br />
inclusion of "the other 90 percent", not only in projection<br />
onto distant parts of the world - for example, in East<br />
Westphalia-Lippe every fourth home will be inhabited<br />
exclusively by people over 65 years of age by 2020, 18%<br />
of the inhabitants: 18% of the inhabitants are under<br />
18, more than 50% are women, every fourth person<br />
has a migration background, every tenth person has<br />
a severe disability of at least fifty percent and every<br />
sixth household is threatened by poverty. So far, this<br />
reality has only found isolated answers and solutions<br />
in architecture and design. Against this backdrop, Human<br />
Centered Design at IDS conducts research both<br />
in a concrete local context as well as across the board,<br />
seeking and formulating approaches, concepts and solutions<br />
for spaces and objects to promote and support<br />
necessary processes of change in the aforementioned<br />
sense. In doing so, the research lines of Regenerative<br />
Design and Data Driven Design are explicitly included,<br />
so that the investigations with the objective of sustainable<br />
well-being are further sharpened about the preservation<br />
of all the planet's livelihoods as well as to the<br />
growing spaces and possibilities of the digital.<br />
The contributions that have developed from lectures<br />
and discussions at the Detmold Conference Weeks<br />
2020 tie in with this - people in the context of the built<br />
environment are the focus of the questions in different<br />
perspectives from teaching, research and practice. The<br />
new ways of thinking and methods that can be read in<br />
them encourage a transformation of our thinking and<br />
action for a sustainable future.<br />
Perception Human Habitat Die Wahrnehmung des menschlichen Lebensraumes basiert auf der Korrelation<br />
zwischen Mensch, Raum und Objekt. In diesem Themenschwerpunkt werden die Wahrnehmung und<br />
die Beziehungen zur Umwelt forschend und aus unterschiedlichen Perspektiven und Maßstäben betrachtet.<br />
Der Beitrag von Martin Rephol setzt den Schwerpunkt auf die materielle, objekthafte Resonanzbeziehungen<br />
und ihre Qualitäten. Die akustische Wahrnehmung unserer urbanen Umwelt wird in den folgenden drei<br />
Beiträgen thematisiert. Klanglandschaften im öffentlichen Raum und deren Gestaltungsmethoden der vier<br />
Schlüsselkomponenten Klänge, Raum, Mensch und Umwelt wird von Jian Kang in seinem Beitrag dargestellt.<br />
Alvaro Balderrama thematisiert Klang und deren Beziehungen und Auswirkungen auf die Gesundheit im<br />
städtischen Raum. Josep Llorca-Bofí stellt eine Forschungsstudie mittels einer neuen Methode Architektur,<br />
Akustik und den Nutzer stärker miteinander zu verbinden.<br />
48 HUMAN CENTERED DESIGN
Perception Human Habitat The perception of human habitat is based on the correlation between human,<br />
space and object. In this thematic focus, perception and relations to the environment are examined in<br />
an exploratory manner and from different perspectives and scales. The contribution by Martin Rephol focuses<br />
on the material, object-like resonance relationships and their qualities. The acoustic perception of our<br />
urban environment is addressed in the following three contributions. Soundscapes in public space and their<br />
design methods of the four key components sound, space, people and environment are presented by Jian<br />
Kang in his contribution. Alvaro Balderrama addresses sound and its relationships and effects on health in<br />
urban space. Josep Llorca-Bofí presents a research study using a new method to link architecture, acoustics<br />
and the user more closely.<br />
Diversity Human Habitat Der menschliche Lebensraum ist divers. Wir sind divers. Wie kann Design eine<br />
diverse, inklusive Gesellschaft und deren Lebensraum verbessern und eine Sensibilisierung dieser hochaktuellen<br />
Thematik hervorrufen? Dieses Themenfeld zeigt auf, wie Design Barrieren abbauen kann und neue<br />
Lösungsansätze in Forschung, Lehre und Praxis angegangen werden. Beatrice Barth und Isabelle Dechamps<br />
stellen das interdisziplinäre Projekt und neue Bildungsformat Open Health HACKademy vor. In einem Beitrag<br />
über Design, Vielfalt und Chancengleichheit an der TH OWL berichten Kristina Herrmann und Ulrich<br />
Nether aus einem Forschungs-und Lehrprojekt. Feminismus im urbanen Raum ist das Thema der Bachelorthesis<br />
von Michelle Kubitzki. Und Jenny Ohlenschläger befasst sich mit wissensbasiertem Entwerfen in<br />
der Stadtplanung für eine inklusive Stadtentwicklung.<br />
Diversity Human Habitat The human habitat is diverse. We are diverse. How can design improve a<br />
diverse, inclusive society and its habitat and raise awareness of this highly topical issue? This thematic field<br />
shows how design can break down barriers and how new approaches to solutions can be tackled in research,<br />
teaching and practice. Beatrice Barth and Isabelle Dechamps present the interdisciplinary project and<br />
new educational format Open Health HACKademy. In the contribution to design diversity and equal opportunities<br />
at the TH OWL, Kristina Herrmann and Ulrich Nether report on a research and teaching project.<br />
Feminism in urban space is the topic of Michelle Kubitzki's Bachelor's thesis. And Jenny Ohlenschläger deals<br />
with knowledge-based design in urban planning for inclusive urban development.<br />
Concepts Human Habitat Konzepte für eine nachhaltige Gesellschaft in Bildung oder auch im privaten<br />
Wohnen sind Fokus dieses Themenfelds. Wie wollen und können wir wohnen und welche neuen Konzepte<br />
gibt es für zukunftsweisende Lernumgebungen? Van Bo Le-Menzel stellt sich den Fragen von Kyra Albrecht<br />
über Tiny Houses, Nachhaltigkeit und Gesellschaft. Jasper Jochimsen fokussiert mit seinen Studierenden<br />
eine neue Generation von Schulentwürfen in Berlin-Neukölln. Gezeigt werden in diesem Beitrag innovative<br />
Entwürfe von zukünftigen Lehrkonzepten.<br />
Concepts Human Habitat Concepts for a sustainable society in education or private housing are the focus<br />
of this thematic field. How do we want to and can we live and what new concepts are there for future-oriented<br />
learning environments? Van Bo Le-Menzel answers Kyra Albrecht's questions about Tiny Houses, sustainability<br />
and society. Jasper Jochimsen and his students focus on a new generation of school designs in<br />
Berlin-Neukölln. This contribution shows innovative designs for future teaching concepts.<br />
Kristina Herrmann<br />
Prof. Ulrich Nether<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
49
WIE DINGE<br />
RESONANZBEZIEHUNGEN<br />
STIFTEN<br />
Martin Repohl (2)<br />
Oder: Mit dem Begriff der Beziehungsqualität die<br />
materielle Welt neu denken<br />
MARTIN REPOHL<br />
Dinge haben Anteil an Beziehung. Doch wie ihre Beschaffenheit und Materialität die Möglichkeit<br />
und Dynamik von Beziehung beeinflusst, bleibt oft unbemerkt und unhinterfragt. Dabei<br />
liegt hier ein wesentlicher Schlüssel für das Verständnis gegenwärtiger <strong>Transformation</strong>en. Denn<br />
wenn sich die materielle Lebenswelt des Menschen verändert, dann verändert sich auch die<br />
Möglichkeit dafür, wie Menschen sich zur Welt verhalten können und wie sich Beziehungen gestalten.<br />
Unter dem Stichwort materielle Beziehungsqualität rücken diese Fragen ins Zentrum<br />
der Aufmerksamkeit.<br />
50 HUMAN CENTERED DESIGN
1. TRANSFORMATION<br />
THEMENÜBERGREIFEND DENKEN<br />
Vor über einhundert Jahren entwickelt<br />
der Philosoph und Mitbegründer der<br />
Soziologie Georg Simmel einen Gedanken,<br />
welcher für unser Verständnis der<br />
materiellen Welt als menschlicher Lebensraum<br />
noch immer von Bedeutung<br />
ist. So schreibt er in Der Begriff und die<br />
Tragödie der Kultur: „Ebenso steht es mit<br />
unserem praktisch-technischen Verhältnis<br />
zu den Dingen. Gewiss gestalten<br />
wir sie nur nach unseren Zwecken; allein<br />
sie sind diesen doch nicht absolut<br />
nachgiebig, sondern haben Inhalte und<br />
eine eigene Logik, durch deren Macht es<br />
zweifelhaft wird, ob unser Verfahren mit<br />
ihnen, durch einseitiges Interesse, Not<br />
oder Abwehr hervorgerufen, irgendwie<br />
in die Eigenrichtung unserer zentralen<br />
Entwicklung mündet“ (Simmel 2000:<br />
211). Simmel verdeutlicht hier, dass sich<br />
der Mensch eine Lebenswelt schafft,<br />
indem er die Dinge nach seinen Zwecken<br />
und Zielsetzungen gestaltet und<br />
einrichtet, hinterfragt aber zugleich, ob<br />
das, was die so geschaffenen Dinge machen,<br />
überhaupt mit diesen Zwecken<br />
deckungsgleich ist. Hier wird eine Eigendynamik<br />
der dinglichen, materiellen<br />
Welt angedeutet, die nicht auf die in sie<br />
eingeflossene menschliche Zwecksetzung<br />
und auch nicht auf gesellschaftlich<br />
geteilte Beziehungsmuster reduziert<br />
werden kann.<br />
Was diesen Gedanken für heutige Problemkomplexe<br />
so spannend macht, ist<br />
die Art und Weise, wie Beziehung hier<br />
gedacht wird. Denn Simmel geht nicht<br />
von einem einseitigen Beziehungsverhältnis<br />
aus, in dem die Dinge lediglich<br />
passive Verfügungsmasse für die<br />
menschliche Zwecksetzung sind, sondern<br />
er verdeutlicht, dass auch Dingbeziehungen<br />
als wechselseitiges und<br />
dynamisches Beziehungsgeschehen<br />
gedacht werden müssen, da die Dinge<br />
ein ebenfalls aktives Gegenüber zum<br />
menschlichen Handeln bilden. Was zunächst<br />
sehr theoretisch klingen mag,<br />
wird umso anschaulicher, bezieht man<br />
diesen Gedanken auf aktuelle Trends<br />
in der Entwicklung unserer materiellen<br />
Welt. Beispiele, wie die dezentrale Produktion<br />
von Pilzmöbeln aus Küchenabfällen,<br />
die Herstellung von smarten und<br />
responsiven Materialien, kompostierbare<br />
Biopolymere, aber auch Repariercafés,<br />
Upcycling und Kreislaufdenken<br />
verdeutlichen, dass sich die materielle<br />
Lebenswelt in einer grundlegenden<br />
<strong>Transformation</strong> befindet. Hier wird eine<br />
materielle Eigendynamik nicht nur wirksam,<br />
sondern auch in einer Weise genutzt,<br />
die nicht auf Beherrschung, sondern<br />
auf ein koproduktives Interagieren<br />
ausgerichtet ist. Zugleich steht dies aber<br />
auch im krassen Kontrast zur gegenwärtigen<br />
Verarmung an Beziehungsmöglichkeiten,<br />
von denen der Verlust<br />
an tradiertem Wissen – beispielsweise<br />
im Handwerk – die weitere Monotonisierung<br />
der Lebenswelt durch immer<br />
mehr digitale Oberflächen und die globale<br />
Mikroplastikflut in Folge der Plastifizierung<br />
unseres modernen Lebens<br />
nur einige Beispiele sind.<br />
Was sich hier nur kursorisch andeuten<br />
lässt, ist ein vielfältiges Gemenge an<br />
Dingen, Stoffen, Materialien, Abfällen<br />
und Resten, Praktiken und Eigendynamiken,<br />
das durch Beziehungen beeinflusst<br />
wird und seinerseits die Möglichkeit<br />
für Beziehung selbst strukturiert.<br />
<strong>Transformation</strong> der materiellen Welt<br />
heißt heute also mehr als bloßes Verfügen<br />
und Einrichten, sondern meint auch<br />
ein Sich-Arrangieren<br />
„<br />
mit dem, was bereits<br />
da ist und seinen Anforderungen.<br />
Um das, was hier im Entstehen begriffen<br />
ist, besser verstehen zu können,<br />
<strong>Transformation</strong> der materiellen<br />
Welt heißt heute also mehr als<br />
bloßes Verfügen und Einrichten, sondern meint<br />
auch ein Sich-Arrangieren mit dem, was bereits<br />
da ist und seinen Anforderungen.<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
51
„<br />
Resonanzbeziehungen zwischen Menschen und Dingen zeichnen sich<br />
durch eine wechselseitig transformative Dynamik aus, beispielsweise<br />
zwischen „Schreiner und Holz“, „Bäcker und Teig“ sowie „Pflanze und Gärtner“.<br />
Hartmut Rosa<br />
ist daher eine Perspektive notwendig,<br />
die diese vielfältigen Beziehungsdynamiken<br />
themenübergreifend daraufhin<br />
befragen kann, ob Beziehungen gelingen<br />
oder ob sie misslingen. Es ist ein<br />
Ansatz erforderlich, welcher die Beziehungsqualität<br />
der materiellen Welt<br />
selbst fokussieren kann – und welcher<br />
von mir in meinem Promotionsprojekt<br />
entwickelt wird und in diesem Beitrag<br />
vorgestellt werden soll.<br />
2. WELTBEZIEHUNGEN ZWISCHEN<br />
RESONANZ UND ENTFREMDUNG<br />
Eine theoretische Perspektive, die die<br />
Frage nach der Beziehungsqualität<br />
der materiellen Welt ermöglicht – aber<br />
selbst nicht stellt – ist die von dem Soziologien<br />
Hartmut Rosa entwickelte<br />
Soziologie der Weltbeziehung (Rosa<br />
2016). Auch hier handelt es sich um einen<br />
relationalen Ansatz, doch anders<br />
als beispielweise in der Akteur-Netzwerk-Theorie<br />
nach Bruno Latour, bleibt<br />
Rosa nicht bei dem Postulat stehen,<br />
dass Beziehungen von wesentlichem,<br />
soziologischen Interesse sind, sondern<br />
fragt nach der Qualität von Beziehung<br />
und stellt diese in das Zentrum einer<br />
kritischen Gesellschaftstheorie. Grundlegend<br />
ist hierbei der Begriff der Weltbeziehung:<br />
Gemeint ist damit, dass<br />
das was das Subjekt ausmacht und das<br />
was als Welt vorgefunden ist, immer<br />
schon Produkte von Beziehungen sind.<br />
Das heißt, hier wird die Konstitution<br />
des Subjektes mit der Beschaffenheit<br />
von Weltausschnitten verknüpft, die<br />
miteinander durch Beziehungen verschiedener<br />
Qualität verbunden sind.<br />
Rosa bietet nun mit seinem Ansatz eine<br />
Unterscheidung verschiedener Beziehungsqualitäten<br />
an, der weitreichendes<br />
analytisches Potenzial zukommt. So bilden<br />
die Begriffe Entfremdung und Resonanz<br />
ein Spektrum, mit dem es möglich<br />
ist, Beziehungsformen auf ihre Qualität<br />
hin zu befragen und zwischen diesen<br />
Polen zu verorten. Während es sich bei<br />
dem Begriff der Entfremdung um einen<br />
seit Marx etablierten Begriff handelt,<br />
welcher hier vor allem zur Bezeichnung<br />
misslingender Beziehungen gebraucht<br />
wird, in der sich Subjekt und Welt indifferent,<br />
unverbunden oder sogar<br />
feindlich gegenüberstehen (Repulsion),<br />
bezeichnet Resonanz eine Beziehungsform,<br />
in der Subjekt und Welt auf gelingende<br />
Weise miteinander verbunden<br />
sind und hier eine wechselseitige, transformative<br />
und dominanzfreie Dynamik<br />
entsteht, die von gegenseitiger Attraktion<br />
getragen wird (ebd.: 298, 316). Rosa<br />
gelingt es damit, der kritischen Analyse<br />
von Beziehungen eine positive Richtung<br />
zu weisen und sie nicht mehr nur<br />
auf die Analyse defizitärer Muster zu<br />
beschränken, sondern öffnet mit dem<br />
Begriff der Resonanz einen Horizont für<br />
die Bestimmung positiver, d.h. nichtentfremdeter<br />
Beziehungsformen.<br />
Neben der sozialen und kulturellen<br />
Sphäre bildet Materialität eine weitere<br />
zentrale Achse für Weltbeziehungen.<br />
Denn In-der-Welt-Sein bedeutet immer<br />
auch unweigerlich „Mit-den-Dingenzutun-haben“<br />
(Taylor/Dreyfus 2016:<br />
174), es lassen sich also keine Formen<br />
von Weltbeziehungen denken, in denen<br />
Dinge keine Rolle spielen. Resonanzbeziehungen<br />
zwischen Menschen und<br />
Dingen zeichnen sich hier durch eine<br />
wechselseitig transformative Dynamik<br />
aus, beispielsweise zwischen „Schreiner<br />
und Holz“, „Bäcker und Teig“ sowie<br />
„Pflanze und Gärtner“ (Rosa 2016:<br />
394ff). Hingegen charakterisieren sich<br />
Entfremdungsbeziehungen durch Erstarrung,<br />
„Uniformität“, „Oberflächlichkeit“,<br />
„Austauschbarkeit“ (Rosa 2016:<br />
152, 381ff, 392) – Dinge also, die keine<br />
Responsivität aufweisen. Rosa ermöglicht<br />
mit der Soziologie der Weltbeziehung<br />
eine Analyse der Dinge, die an der<br />
52 HUMAN CENTERED DESIGN
Den Dingen ganz zugewandt:<br />
Kreatives Chaos in einem Repariercafé<br />
Qualität von Dingbeziehungen interessiert<br />
ist, lässt aber konzeptionell offen,<br />
wie die Dinge denn konkret Anteil an<br />
der Dynamik von Beziehungen haben.<br />
Mein Promotionsprojekt möchte genau<br />
diese konzeptionelle Lücke schließen,<br />
in dem eine phänomenologische Perspektive<br />
eingenommen wird, die genau<br />
darauf schaut, wie die Materialität der<br />
Dinge selbst an Beziehung beteiligt ist.<br />
Es geht also darum, verschiedene dingliche<br />
Eigenschaften, wie beispielsweise<br />
Eigendynamik, Stabilität, Veränderbarkeit,<br />
sinnliche Qualitäten, Vielseitigkeit/<br />
Offenheit, Ambiguität usw., mit verschiedenen<br />
Interaktionsmöglichkeiten<br />
zu assoziieren und so zu zeigen, dass<br />
Dingbeziehungen nicht subjektiv beliebig<br />
sind, sondern dass die Beschaffenheit<br />
der Dinge die Möglichkeit dafür<br />
beeinflusst, ob eher eine Beziehung<br />
der Resonanz oder der Entfremdung<br />
entsteht. Indem so entitätenübergreifend<br />
nach der Beziehungsqualität der<br />
materiellen Welt gefragt wird, gelingt<br />
es, die oben erwähnten Aspekte, wie<br />
ökologische <strong>Transformation</strong>, Umweltverschmutzung,<br />
Digitalisierung aber<br />
auch Themen aus Design und Gestaltung<br />
in einer Perspektive zu vereinen<br />
und so ein kritisches Bewusstsein dafür<br />
zu schaffen, was es eigentlich heißt, in<br />
einer materiellen Welt zu sein, die auf<br />
eine bestimmte – resonante oder entfremdete<br />
– Art beschaffen ist. Also: Wie<br />
beeinflussen die Dinge die Möglichkeit<br />
für gelingende Beziehungen?<br />
3. MATERIALITÄT ALS STRUKTUR VON<br />
LEBENSWELT<br />
Trägt man diese Frage nun an die gegenwärtige<br />
<strong>Transformation</strong> der materiellen<br />
Welt heran, dann öffnet sich ein komplexes<br />
und ambivalentes Spannungsfeld.<br />
Denn die gebaute Umwelt und<br />
die Unmenge der Dinge sind mehr als<br />
menschlicher Lebensraum, sie sind Le-<br />
„<br />
Wie beeinflussen die Dinge die Möglichkeit<br />
für gelingende Beziehungen?<br />
benswelt in einem tieferen Sinne, da sie<br />
ein Universum von Selbstverständlichkeiten<br />
bilden – wie es der Philosoph Edmund<br />
Husserl definiert. Das heißt, den<br />
Dingen der Lebenswelt kommt vor allem<br />
eine verlässliche Funktionalität zu,<br />
die Weltbeziehung stabilisiert, in dem<br />
sie Handlungen verlässlich machen und<br />
so ein immer neues Befragen-müssen<br />
verhindern. Dadurch werden Weltbeziehungen<br />
verlässlich und kalkulierbar,<br />
Handlungsabläufe stabilisiert, Routinen<br />
möglich und ontologische Unsicherheit<br />
beseitigt, denn die dingliche Welt<br />
hält (scheinbar) genau das, was sie verspricht<br />
– was noch heute die Kernaussage<br />
vieler Werbebotschaften ist. Der<br />
Philosoph Hans Blumenberg erläutert<br />
dies im Anschluss an Husserl anhand<br />
einer Türklingel: Das Klingeln liegt hier<br />
im Knopfdruck als „gewünschte[r] Effekt<br />
[…] apparativ fertig bereit“, um so<br />
„das mühelos verfügbare zu suggerieren“<br />
(Blumenberg 2010: 210). In dem<br />
die Dinge hier also nur das tun, was<br />
von ihnen erwartet wird und auch nur<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
53
„<br />
<strong>Transformation</strong> heißt vor allem<br />
Restrukturierung von Beziehungsmöglichkeiten<br />
im Hinblick auf mehr oder weniger<br />
Resonanz, mehr oder weniger Entfremdung – und<br />
muss darauf gesellschaftskritisch befragt werden.<br />
auf diese Funktionalität hin gestaltet<br />
sind, wird eine Verfügbarkeit generiert,<br />
die die Möglichkeit von Beziehung stabilisiert,<br />
aber auch beschränkt. Denn<br />
die Klingel kann auch nur klingeln, ihr<br />
Design ist rein zweckorientiert – mehr<br />
nicht. Blumenbergs Beobachtung lassen<br />
sich auf eine Vielzahl der lebensweltlichen<br />
Dinge übertragen: Durch<br />
ihre Zweckorientierung erfüllen sie<br />
Erwartungen, sie sind stabil und ihre<br />
materielle Qualität ist daran angepasst,<br />
was aber auch heißt, dass diese Dinge<br />
indifferent gegenüber unterschiedliche<br />
Kontaktformen und Umwelteinflüssen<br />
sind, sie tragen nur selten Spuren und<br />
sie verfügen über keine Eigendynamik,<br />
die transformativ das Beziehungsgeschehen<br />
bereichert. Die überwiegende<br />
Anzahl der Dinge bildet so einen<br />
beschränkten Beziehungshorizont, da<br />
durch ihre Beschaffenheit Resonanz im<br />
Sinne von wechselseitiger Berührung,<br />
Anverwandlung und Selbstwirksamkeit<br />
ausschließen.<br />
Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele.<br />
So kann die Bearbeitung von Holz<br />
eine überaus resonanzsensible Tätigkeit<br />
sein, sofern der Eigendynamik des<br />
Holzes Raum zur Entfaltung gegeben<br />
wird. In dem das Holz so die Möglichkeit<br />
erhält gewissermaßen sein Wesen<br />
in die Dynamik der Beziehung einzubringen,<br />
entsteht eine sinnlich vielfältige<br />
Beziehung, deren Produkte nicht<br />
durch menschliche Zwecksetzung, sondern<br />
durch wechselseitige Responsivität<br />
entstehen. Sie sind materialisierte<br />
Resonanz. Dieses und viele weitere<br />
Beispiele verdeutlichen – von der Pilzmöbelproduktion,<br />
über Upcycling und<br />
Reparieren, bis hin zu smarten Materialien<br />
–, dass Materialität selbst weltbeziehungsfähig<br />
ist, durch die dem Stoff<br />
innewohnende Eigendynamik und sinnliche<br />
Qualität. Materielle Eigendynamik<br />
ist jedoch keineswegs auf Beispiele<br />
nachhaltiger Entwicklung beschränkt,<br />
sie wohnt auch dem vermeintlich so<br />
zweckgerichteten Plastik inne. Denn<br />
ist es einmal aus den lebensweltlichen<br />
Funktionszusammenhängen entlassen,<br />
entfaltet es eine Eigendynamik, die im<br />
Mikroplastik und seiner Dissipation bis<br />
in die entlegensten Bereiche der Natur<br />
einen sichtbaren und problematischen<br />
Ausdruck findet. Denn auch der Müll,<br />
das was am Ende übrigbleibt, strukturiert<br />
Beziehungen in dem Sinne, dass<br />
bestimmte Umgangsformen erforderlich<br />
sind, um die lebensweltlichen<br />
Erfahrungszusammenhänge eben vor<br />
dieser problematischen und toxischen<br />
Eigendynamik zu schützen.<br />
Materialität lässt sich damit als eine Disposition<br />
für Beziehung beschreiben,<br />
die anhand verschiedener Qualitäten<br />
und Eigenschaften die Möglichkeit für<br />
Beziehungen beeinflusst. Beziehungsqualitäten<br />
lassen sich dabei nicht isoliert<br />
betrachten, sie sind ambivalent<br />
und komplex und können nur danach<br />
beurteilt werden, inwiefern sie die Möglichkeit<br />
für Resonanz mit den Dingen<br />
und der Welt befördern oder hemmen.<br />
Die Dinge sind damit mehr als bloßer<br />
Lebensraum des Menschen, sie sind<br />
Lebenswelt, da sie Beziehungsmöglichkeiten<br />
strukturieren, in dem sich Bereiche<br />
der Resonanz und der Entfremdung<br />
durchdringen und beeinflussen. Phänomene<br />
wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit<br />
und Umweltzerstörung können<br />
daher nicht isoliert betrachten werden,<br />
sondern müssen einheitlich auf ihre<br />
Produktion von Beziehungsqualität in<br />
der menschlichen Lebenswelt befragt<br />
werden. <strong>Transformation</strong> der materiellen<br />
Lebenswelt meint daher mehr also<br />
die vielen kleinen <strong>Transformation</strong>en in<br />
einzelnen Lebensbereichen: <strong>Transformation</strong><br />
heißt vor allem Restrukturierung<br />
von Beziehungsmöglichkeiten im<br />
Hinblick auf mehr oder weniger Resonanz,<br />
mehr oder weniger Entfremdung<br />
– und muss darauf gesellschaftskritisch<br />
befragt werden.<br />
54 HUMAN CENTERED DESIGN
4. IST NACHHALTIGKEIT RESONANT?<br />
Der Begriff der materiellen Beziehungsqualität<br />
ist mehr als die Bezeichnung<br />
einer weiteren Eigenschaft, die an die<br />
Dinge herangetragen werden soll. Sie<br />
ist ein Phänomen, an dem die materiellen<br />
Qualitäten der Dinge und unsere<br />
Beziehungen zu ihnen in einem neuen<br />
Licht erscheinen. Dieser Begriff ist daher<br />
auf einer Metaebene angesiedelt,<br />
mit der Phänomene, Prozesse und Qualitäten<br />
anders gedacht werden sollen.<br />
Illustrieren lässt sich dies am Beispiel<br />
der Nachhaltigkeit. Auch dieser Begriff<br />
ist komplex und ambivalent, seine Konnotationen<br />
reichen von anhaltender<br />
Wirksamkeit bis hin zu schonendem<br />
Umgang. Aus weltbeziehungstheoretischer<br />
Perspektive erscheint Nachhaltigkeit<br />
somit als mehr, denn als bloße<br />
Stoffstrombilanzierung: Nachhaltigkeit<br />
kann sowohl Gegenstand einer Beziehung<br />
sein (schonender Umgang), als<br />
auch eine Eigenschaft der Beziehung<br />
selbst sein (anhaltende Wirksamkeit).<br />
Ist also auch Nachhaltigkeit resonant?<br />
Und: Wie kann Resonanz selbst nachhaltig<br />
sein? Unterscheidet man hier<br />
zwischen nachhaltig als normative<br />
Zuschreibung und als Eigenschaft der<br />
Dinge, dann lässt sich auch hier fragen,<br />
inwiefern Nachhaltigkeit mit materieller<br />
Beziehungsqualität korrespondiert,<br />
denn Nachhaltigkeit impliziert nicht<br />
automatisch mehr Resonanz, sondern<br />
kann auch Entfremdung steigern – man<br />
denke hier beispielsweise nur an die<br />
ökologische Problematik von Bioplastik.<br />
Aber: Materielle Beziehungsqualität<br />
kann Nachhaltigkeit selbst erfahrbar<br />
machen, wenn sie selbst nachhaltig ist.<br />
Das heißt, wenn Beziehungsqualität auf<br />
Dauer gestellt wird, kann eine nachhaltige<br />
Materialität selbst zu einer Disposition<br />
für Resonanzbeziehungen werden.<br />
Beziehungstheoretisch hieße das,<br />
dass Nachhaltigkeit dann nachhaltig ist,<br />
wenn durch sie Resonanz selbst spürbar<br />
und wirksam wird. Für die Gestaltung<br />
der materiellen Lebenswelt folgt<br />
daraus, dass ihre <strong>Transformation</strong> nur<br />
„<br />
dann eine nachhaltige sein kann, wenn<br />
die Möglichkeit für Resonanz selbst<br />
nachhaltig verankert wird. -<br />
Nachhaltigkeit kann sowohl<br />
Gegenstand einer Beziehung<br />
sein, als auch eine Eigenschaft der Beziehung<br />
selbst sein.<br />
Literatur und Anmerkung:<br />
Blumenberg, Hans (2010): Theorie der Lebenswelt. Berlin:<br />
Suhrkamp.<br />
Rosa, Hartmut (2016): Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung.<br />
Berlin: Suhrkamp.<br />
Simmel, Georg (2000): Der Begriff und die Tragödie der Kultur. In:<br />
Rammstedt, Otthein (Hrsg.): Georg Simmel. Aufsätze und Abhandlungen<br />
1909-1918. Band 1. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 194-223.<br />
Taylor, Charles/Dreyfus, Hubert L. (2016): Die Wiedergewinnung<br />
des Realismus. Frankfurt am Main: Suhrkamp.<br />
Martin Repohl, M.A.<br />
Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und<br />
Gesellschaftstheorie in Jena und Leipzig. Doktorand<br />
am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt und<br />
arbeitet dort seit 2019 bei Prof. Dr. Hartmut Rosa an<br />
dem Projekt „Die Beziehungsqualität der materiellen<br />
Welt“. Weitere Arbeitsschwerpunkte: Gesellschaftstheorie,<br />
die Philosophie Hans Blumenbergs, Katastrophensoziologie<br />
und Environmental Humanities.<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
55
URBAN SOUNDSCAPES<br />
Jian Kang (2)<br />
A SOUNDSCAPE DESIGN FRAMEWORK FOR URBAN<br />
OPEN PUBLIC SPACES<br />
JIAN KANG<br />
While noise is often the most complained about environmental problem, with a social cost of<br />
0.2-2% of GDP in Europe, conventional engineering approaches of merely reducing noise level<br />
often does not deliver an improved quality of life (Kang, 2007). The soundscape strategy, by<br />
integrating wanted sounds as ‘resources’ and by considering sound environment as perceived<br />
rather than just physical properties, in context, with an interdisciplinary approach, is a growing<br />
field for addressing this gap (ISO, 2014), for health promotion/restoration, cultural preservation,<br />
social integration, cost-effective development, and ecological sound source diversity (Kang and<br />
Schulte-Fortkamp, 2016).<br />
Urban open public spaces are important components of a city. The European Environmental<br />
Noise Directive (EU, 2002) introduced a new strand of work relating to ‘quiet areas’, which is also<br />
important for policies affecting urban open public spaces. It is important to put soundscape into<br />
the intentional planning and design process comparable to landscape, integrating the theories<br />
of soundscape.<br />
In this article, a framework on key factors for soundscape planning and design in urban open public<br />
spaces is discussed, and correspondingly, the potentials of planning and designing key components<br />
for soundscape, namely sounds, space, people and environment (Kang, 2007), are explored.<br />
56 HUMAN CENTERED DESIGN
FRAMEWORK<br />
Based on a literature review and our<br />
previous studies, a framework for describing<br />
the soundscape of urban open<br />
public spaces has been proposed, as<br />
illustrated in Figure 1. Four key components<br />
are included: (1) sources - characteristics<br />
of each sound source; (2)<br />
space - acoustic effects of the space; (3)<br />
people – social/demographic aspect of<br />
the users as well as their activities and<br />
behaviours; and (4) environment - other<br />
aspects of the physical conditions. It is<br />
noted that since at different locations<br />
of an urban open public space the<br />
soundscape could be rather different,<br />
the description should consider a number<br />
of typical receivers/zones.<br />
SOUND<br />
Preferred sounds can be divided into<br />
sounds from human activities, defined<br />
here as ‘active sounds’, and sounds from<br />
the landscape elements, for functional<br />
and aesthetical purposes, defined here<br />
as ‘passive sounds’. As a typical active<br />
sound, live music is always very popular.<br />
People are not only interested in<br />
the music itself, but are also attracted<br />
by the activities of the players. A typical<br />
passive sound, water, in the form of<br />
fountains, springs or cascades, is often<br />
used as a landscape element in open<br />
public spaces, and has been proved to<br />
have endless effects in colouring the<br />
soundscape. Figure 2 shows the diversity<br />
in spectrum of water features in a<br />
typical urban square (Kang, 2012).<br />
There is a great potential of planning<br />
and designing various sounds, considering<br />
the parameters listed in Figure<br />
1. It would be important to consider<br />
soundmarks, reflecting traditional and<br />
cultural characteristics, given that in<br />
perceiving the sound elements in a<br />
given soundscape, the first noticed<br />
sounds do not have to be the loudest<br />
(Yang and Kang, 2005). Moreover, spectrum<br />
analysis is vital, both for individual<br />
sounds and for the overall acoustic<br />
environment.<br />
Furthermore, the design of soundscape<br />
in an urban open space should be considered<br />
as a dynamic process.<br />
An urban open public space can be designed<br />
to encourage activities which<br />
generate active soundmarks. Green<br />
spaces, hard spaces, as well as thoroughfares<br />
should be well arranged in a<br />
square. A green space may enhance the<br />
natural appealing of a square, attract<br />
wild animals’ activities such as bird<br />
singing, and improve the microclimate<br />
conditions and sound level distribution.<br />
Hard spaces are useful for generating<br />
many activities, especially for young<br />
people, such as dancing and skateboarding.<br />
Some patterns of design are more<br />
suitable for certain activities, for example,<br />
defined edges, such as by walls,<br />
colonnades, or shrub plantings, often<br />
encourage activities to take place.<br />
Fig. 1: A framework for soundscape design in<br />
urban open public spaces (Kang, 2006).<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
57
Fig. 2: The water feartures and their spectrum<br />
at the Sheaf Square, Sheffield, UK.<br />
SPACE<br />
In urban open public spaces, architectural<br />
changes and urban design options<br />
could affect the sound field significantly.<br />
A study in a typical urban square<br />
(Kang, 2005) shows that if a relatively<br />
far field is considered, the sound pressure<br />
level (SPL) is typically 6-9dB lower<br />
when the square side is doubled;<br />
8dB lower when the square height is<br />
decreased from 50m to 6m (diffuse<br />
boundaries); 5dB (diffuse boundaries)<br />
or 2dB (geometrical boundaries) lower<br />
if the length/width ratio is increased<br />
from 1 to 4, and 10-12dB lower if the<br />
boundary absorption coefficient is increased<br />
from 0.1 to 0.9. Whilst these<br />
results show the effectiveness of controlling<br />
the geometry and boundary<br />
conditions for soundscape planning<br />
and design, other landscape elements<br />
may be effective too, such as vegetation,<br />
urban furniture and barriers.<br />
Reverberation is also an important index<br />
for the soundscape in urban open<br />
public spaces. On the one hand, with a<br />
constant SPL, soundscape evaluation<br />
may vary with different reverberations.<br />
On the other hand, a suitable reverberation<br />
time (RT), say 1-2s, can make<br />
street-music more enjoyable.<br />
PEOPLE<br />
Considerable research has been carried<br />
out in terms of the effects on the<br />
soundscape evaluation (Yu and Kang,<br />
2008) by various (1) social and demographic<br />
factors, including age, gender,<br />
education, profession, residential status<br />
(i.e. local and non-local), cultural<br />
background, and acoustic environment<br />
at home and at working place; (2) activities<br />
including moving types such as walking,<br />
playing with children, and sport;<br />
and non-moving types such as sitting,<br />
standing, reading, and watching; and (3)<br />
behaviours such as wearing earphones<br />
and sunglasses. The results have clearly<br />
58 HUMAN CENTERED DESIGN
demonstrated the importance and potential<br />
in considering the characteristics<br />
of the users. For example, it has been<br />
shown that with increasing age, people<br />
tend to prefer bird songs, a typical natural<br />
sound. In other words, if an urban<br />
open public space is mainly designed<br />
for older people, more natural sounds<br />
like bird songs should be introduced<br />
(Yang and Kang, 2005).<br />
ENVIRONMENT<br />
The interaction between acoustic and<br />
other physical environments is an essential<br />
consideration in soundscape<br />
planning and design in urban open pub-<br />
References:<br />
lic spaces. For example, if a place is very<br />
hot or very cold, the acoustic comfort<br />
could become less critical in the overall<br />
comfort evaluation. Of various physical<br />
conditions the aural-visual interactions<br />
have been intensively studied (Ren and<br />
Kang, 2015; YU et al, 2017), and the interactions<br />
between smell and sound<br />
evaluation (Ba and Kang, 2019), and between<br />
thermal and acoustic comfort (Jin<br />
„<br />
et al, 2020), have also been examined. -<br />
It is important to put soundscape<br />
into the intentional planning and<br />
design process comparable to landscape, integrating<br />
the theories of soundscape.<br />
Ba, M. and Kang, J. (2019) Effect of a fragrant tree on the perception of<br />
traffic noise. Building and Environment, 156, 147-155.<br />
EU, 2002, Directive (2002/49/EC) of the European Parliament and of the Council<br />
– Relating to the Assessment and Management of Environmental Noise.<br />
ISO (International Organization for Standardization). 2014. ISO<br />
12913-1:2014 Acoustics — Soundscape — Part 1: Definition and conceptual<br />
framework. Geneva.<br />
Jin, Y., Jin, H. and Kang, J. (2020) Combined effects of the thermal-acoustic<br />
environment on subjective evaluations in urban squares. Building<br />
and Environment, 168, 106517.<br />
Kang, J. (2005) Numerical modelling of the sound fields in urban squares.<br />
Journal of the Acoustical Society of America, 117, 3695-3706.<br />
Kang, J. (2007) A systematic approach towards intentionally planning and<br />
designing soundscape in urban open public spaces. Proceedings of the 35th<br />
International Congress on Noise Control Engineering (Inter-noise 2007),<br />
Istanbul, Turkey, in07_238.<br />
Kang, J. (2007) Urban Sound Environment. Taylor & Francis incorporating<br />
Spon, London.<br />
Kang, J. (2012) On the diversity of urban waterscape. Proceedings of the<br />
Acoustics 2012: Joint meeting of the French Acoustical Society and UK Institute of<br />
Acoustics, Nantes, France.<br />
Kang, J. and Schulte-Fortkamp, B. (ed.) (2016) Soundscape and the<br />
Built Environment. Taylor & Francis incorporating Spon, London.<br />
Ren, X. and Kang J. (2015) Interactions between landscape elements<br />
and tranquillity evaluation based on eye tracking experiments. Journal of the<br />
Acoustical Society of America, 138, 3019-3022.<br />
Yang, W. and Kang, J. (2005) Soundscape and sound preferences in urban<br />
squares: A case study in Sheffield. Journal of Urban Design, 10, 69-88.<br />
Yu, L. and Kang, J. (2008) Effects of social, demographic and behavioral<br />
factors on sound level evaluation in urban open spaces. Journal of the Acoustical<br />
Society of America, 123, 772-783.<br />
Yu, T., Behm, H., Bill, R. and Kang, J. (2017) Audio-visual perception of<br />
new wind parks. Landscape and Urban Planning, 165, 1-10.<br />
Professor Jian Kang<br />
PhD, holds Chair in Acoustics at the Bartlett Faculty<br />
of Built Environment, University College London, UK.<br />
He is Fellow of Royal Academy of Engineering, and<br />
he chairs the Technical Committee for Noise of the<br />
European Acoustics Association, and EU COST Action<br />
on Soundscape of European Cities and Landscapes,<br />
and he is also is President-Elected of the International<br />
Institute of Acoustics and Vibration (IIAV).<br />
He has worked in environmental and architectural<br />
acoustics for 30+ years, with 80+ research projects,<br />
800+ publications, 90+ engineering/consultancy<br />
projects, and 20+ patents. He holds a prestigious<br />
Advanced ERC Grant Award, currently working internationally<br />
on developing Soundscape Indices.<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
59
THE RELATIONSHIP<br />
BETWEEN ARCHITECTURE<br />
AND NOISE POLLUTION<br />
Alvaro Balderrama (3)<br />
ALVARO BALDERRAMA<br />
Urban expansion and densification bring opportunities and challenges, and transforming cities<br />
into vibrant, sustainable and resilient living places has become a key global priority (European<br />
Commission, <strong>2021</strong>). This is reflected internationally through the “2030 Agenda for Sustainable<br />
Development” (United Nations , 2015), which is part of a global call to rethink and redesign urban<br />
environments through innovative solutions that address multiple issues including noise pollution,<br />
considered a major environmental threat with substantial negative impact on public health<br />
and the economy. The way that people perceive and engage in their acoustic environment can<br />
play a significant role in the advancement towards the Sustainable Development Goals, especially<br />
in Goal 3 - “ensure healthy lives and promote well-being”, and Goal 11 - “make cities inclusive,<br />
safe, resilient and sustainable”.<br />
While the relationship between architecture and noise pollution is still an ongoing discussion<br />
internationally, the progress of sustainable construction in the past decades shows the potential<br />
alignment of building practices with sustainable strategies that can lead to benefits for society,<br />
the environment and the economy. This article addresses some concepts that might be relevant<br />
at the time of discussing the role of architecture in relation to urban noise, giving special attention<br />
to the design of facades since these components of the building envelope tend to be in direct<br />
contact with sound sources in urban environments.<br />
60 HUMAN CENTERED DESIGN
„<br />
Buildings that aim to receive a certification of sustainable<br />
construction might have to meet requirements of indoor<br />
environmental quality including acoustics.<br />
SOUND AND PUBLIC HEALTH<br />
Sound plays a key role in the way that<br />
people understand and engage in their<br />
environment, influencing their development,<br />
behaviour and communication.<br />
Whether listening to music, hearing<br />
traffic noise on a highway, or sleeping in<br />
bed at night, sound is always present,<br />
considering that even in a “very quiet”<br />
moment, human bodies are sound<br />
sources themselves (i.e. vocal sounds,<br />
heartbeats, breathing, digestion, etc.).<br />
The sounds that we subjectively, and<br />
sometimes collectively, identify as “unwanted”<br />
are considered noise. Noise<br />
could be unpleasant because of its<br />
quantity - a sound might be so loud that<br />
it is annoying or even painful regardless<br />
of its content, and/or because of its<br />
quality - a sound could be annoying without<br />
being loud. Also, there are sounds<br />
that are not received through the ears,<br />
as they might be out of our range of hearing,<br />
but they are certainly perceived<br />
in the form of vibrations.<br />
The acoustic environment is composed<br />
of the interaction between sounds and<br />
physical boundaries like landscape and<br />
infrastructure, to be received and interpreted<br />
individually from person to person.<br />
According to Pijanowski et al, (2011)<br />
sounds can be originated by geophysical<br />
sources such as the movement of<br />
water or wind, biological sources such<br />
as birds singing, crickets chirping or<br />
people speaking, and anthropological<br />
sources produced by humans such as<br />
the sounds of loud speakers, musical instruments,<br />
machines that produce road<br />
or air traffic noise, industrial noise, or<br />
any other sound originated by human<br />
technology.<br />
According to the World Health Organization,<br />
noise pollution is the second<br />
most harmful environmental stressor<br />
in Europe, behind air pollution, (WHO,<br />
2018), being accountable for about 20<br />
million reported adults suffering annoyance,<br />
8 million people suffering<br />
sleep disturbances, over 900,000 cases<br />
of hypertension and at least 10,000<br />
cases of premature death in Europe each<br />
year (European Environment Agency,<br />
2014), burdening health care systems,<br />
insurance companies, and the real estate<br />
market among other economies.<br />
URBAN NOISE AND BUILDING<br />
ENVELOPES<br />
Populated cities with dense urban environments<br />
are characteristically associated<br />
with noise pollution due to<br />
the greater amount of vehicles as well<br />
as industrial and leisure activities producing<br />
sounds that propagate through<br />
dense urban infrastructure. Building<br />
envelopes are the physical boundaries<br />
that separate exterior unconditioned<br />
space from indoor space, and facades,<br />
as part of the building envelope, fulfill<br />
different functions such as controlling<br />
the transfer of air, water, heat, light, and<br />
sound.<br />
Many people spend most of their time<br />
indoors, where traditionally, some level<br />
of acoustic treatment is considered<br />
when designing spaces like class rooms,<br />
hospitals, offices or auditoriums. This<br />
has a clear correlation to practices in the<br />
construction industry such as the use of<br />
acoustic panels on walls and ceilings to<br />
control the sound in rooms, or the use<br />
of acoustic insulation in windows and<br />
facades. Furthermore, buildings that<br />
aim to receive a certification of sustainable<br />
construction might have to meet<br />
requirements of indoor environmental<br />
quality including acoustics.<br />
Regarding the acoustics outside of<br />
buildings, facades occupy a significant<br />
amount of the vertical surfaces in the<br />
urban fabric being in direct contact<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
61
Fig. 1:<br />
a) water managed on site,<br />
b) water expelled away from the building<br />
Fig. 2:<br />
a) sound absorbed by facade materials,<br />
b) sound reflected between buildings<br />
with urban noise. Regulations in the<br />
construction industry addressing the<br />
relevance of facade design for outdoor<br />
sound, in contrast to indoor sound, are<br />
very low or non-existent in most countries.<br />
The gap between urban noise and<br />
what is currently considered sustainable<br />
construction can be exemplified with<br />
the case of Chicago. It became the seventh<br />
city in the world to receive “LEED<br />
for Cities - Platinum Certification” by<br />
the U.S. Green Building Council in 2018<br />
(LEED, 2018), regardless of being one of<br />
the loudest cities in the United States<br />
(National Park Service, 2020). Citizens of<br />
Chicago are exposed to noise levels that<br />
exceed the recommendations by the<br />
Environmental Protection Agency compromising<br />
their health and well-being,<br />
despite of living in a city that received<br />
the highest level of certification available<br />
from a sustainability label.<br />
But how can construction codes or sustainability<br />
labels address an environmental<br />
factor such as noise, when it is<br />
not originated by buildings? To put it in<br />
perspective, a comparison with a more<br />
tangible example such as rain water,<br />
which is also not originated by buildings,<br />
is presented below.<br />
The green building certification LEED<br />
v4.1 encourages projects to comply<br />
with a minimum level of rain water<br />
management to avoid that the water<br />
falling on a site affects its neighbours<br />
and the neighbourhood. Furthermore,<br />
the certification label rewards projects<br />
that “retain on site water runoff of regional<br />
or local rainfall events. The water<br />
volume must be retained (i.e. infiltrated,<br />
evapotranspirated, or collected<br />
and reused) using low-impact development/green<br />
infrastructure practices”<br />
(LEED, 2019).<br />
Figure 1 shows two conceptual scenarios:<br />
a) rain water falling over a building<br />
being conducted and managed on<br />
site reducing the water volume on the<br />
street, contrary to b) rain water being<br />
expelled away from the building, projected<br />
towards the neighbours and the<br />
street increasing, the risk of flooding.<br />
Regarding the influence of buildings on<br />
urban noise, field measurements by<br />
Techen and Krimm (2014) reveal that<br />
single sound-reflective façades can potentially<br />
increase sound pressure levels<br />
on the street by 3 to 8 decibels. On the<br />
other hand, sound-absorptive facades<br />
cladded with porous materials or vegetation,<br />
have the potential of decreasing<br />
noise levels by up to 10 decibels (Arup,<br />
2016). Re-direction and/or absorption<br />
of soundwaves through facade geometry<br />
and materials can lead to improvements<br />
of sound pressure levels,<br />
reverberation time and other indicators<br />
as measured in scale models (Krimm,<br />
2018) or predicted with computational<br />
simulation tools (Calleri et al, 2018),<br />
(Balderrama et al, 2020).<br />
Figure 2 shows two simplified conceptual<br />
scenarios: a) soundwaves from<br />
traffic noise impacting a building being<br />
partially absorbed by facade materials,<br />
contrary to b) soundwaves impacting<br />
62 HUMAN CENTERED DESIGN
a façade and being reflected back towards<br />
the street surrounded by more<br />
sound-reflecting facades, worsening<br />
noise pollution and decreasing quality<br />
in the acoustic environment.<br />
„<br />
The requirements posed on<br />
facade constructions have<br />
increased steadily over the past decades.<br />
SOUNDSCAPES AND SUSTAINABILITY<br />
In response to the opportunities and<br />
challenges presented by the expansion<br />
of cities around the world, sustainable<br />
construction strategies incorporate a<br />
long-term view for assessing potential<br />
effects and best practices for the social,<br />
environmental and economic capital, aiming<br />
to ensure that buildings and communities<br />
create value for all stakeholders<br />
(U.S. Green Building Council, 2009).<br />
In addition, the scope of sustainability<br />
evolves in correlation to the progress of<br />
interdisciplinary scientific and technological<br />
developments of their time. Advancements<br />
in architectural design and<br />
engineering allow buildings to perform<br />
different complex functions besides the<br />
basic provision of shelter. However, research<br />
indicates beyond controversy<br />
that aside from other possible positive<br />
outcomes of current sustainable policy<br />
and practice, buildings certified as<br />
“sustainable” under today’s standards<br />
could be contributing to the burden<br />
of noise pollution by not taking the issue<br />
into account in the design process.<br />
As described by Krimm et al (2017), the<br />
impact of urbanization and the influence<br />
of facades on the urban soundscape<br />
were neither considered seriously<br />
in architectural design parameters nor<br />
translated into architectural language<br />
for the design of facades. According to<br />
Aletta and Xiao (2019), one of the main<br />
current challenges in soundscape research<br />
is to bridge the “academia-practice<br />
gap”. More research is needed towards<br />
alternative approaches for the characterization,<br />
management, and design of<br />
urban acoustic environments that support<br />
(and not only allow) restoration,<br />
health, and better quality of life (Aletta<br />
and Kang, 2019).<br />
International standards are moving<br />
towards an approach to urban sound,<br />
which goes beyond noise level control.<br />
The ISO 12913-1 standard (ISO, 2014),<br />
makes a distinction between the<br />
physical phenomenon (acoustic environment)<br />
and the perceptual construct<br />
(soundscape), clarifying that the<br />
soundscape exists through human<br />
perception of the acoustic environment.<br />
It is therefore recognized that conventional<br />
noise control strategies that focus<br />
on noise levels, are not necessarily<br />
enough to define the quality of a complex<br />
acoustic environment.<br />
The relevance of the subjective perception<br />
of the acoustic environment rather<br />
than only noise levels can be exemplified<br />
by studies during the lockdown of<br />
2020 in London (Kang et al, 2020). It was<br />
observed that the decrease of activities<br />
in the city lead to uneven sound level<br />
reduction across urban spaces without<br />
necessarily improving people’s satisfaction<br />
of the acoustic environment,<br />
showing that significant sound level<br />
reductions do not universally result in<br />
improvements to the soundscape.<br />
The soundscape community is undergoing<br />
a period of increased methodological<br />
standardization in order to<br />
better coordinate and communicate<br />
the findings of the field. (Mitchell et al,<br />
2020). Innovative strategies are being<br />
developed with the goal of moving from<br />
noise control to soundscape creation.<br />
Such is the case of the “Soundscape Indices”,<br />
which aim to adequately reflect<br />
levels of human comfort and integrate<br />
them with decibel-based metrics into<br />
existing regulations (Kang et al, 2019).<br />
The requirements posed on facade constructions<br />
have increased steadily over<br />
the past decades. An increasing number<br />
of codes and directives were created<br />
to deal with environmental pollution,<br />
product and user safety (Klein,<br />
2013). Nevertheless, noise pollution is<br />
not a priority implemented in current<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
63
construction regulations. An updated<br />
approach of sustainable architectural<br />
acoustics that takes urban sounds<br />
as design elements to enrich urban<br />
soundscapes and control noise pollution<br />
could become useful in order to<br />
reach healthier environments and facilitate<br />
the path for environmental policy<br />
such as the UN Sustainable Development<br />
Goals for 2030.<br />
To quote R. Murray Schafer (1977), one<br />
of the pioneers of soundscape research:<br />
“It devolves on us now to invent<br />
a subject which we might call acoustic<br />
design, an interdiscipline in which musicians,<br />
acousticians, psychologists, sociologists<br />
and others would study the<br />
world soundscape together in order to<br />
make intelligent recommendations for<br />
its improvement (…) Cross-cultural evidence<br />
from around the world must be<br />
carefully assembled and interpreted.<br />
New methods of educating the public<br />
to the importance of environmental<br />
sound must be devised”. -<br />
References:<br />
Aletta F. and Kang J. (2019) Promoting Healthy and Supportive Acoustic<br />
Environments: Going beyond the Quietness.<br />
Aletta, F. and Xiao, J. (2018) What are the Current Priorities and Challenges<br />
for (Urban) Soundscape Research?<br />
Arup (2016) Cities Alive: Green Building Envelope.<br />
Balderrama, A., Arztmann, D. and Schulz, J. U. (2020) Influence of<br />
Façade Materials on the Acoustic Environment. Facade Tectonics World Congress<br />
2020, Facade Tectonics Institute.<br />
Calleri, C., Shtrepi, L., Armando, A. and Astolfi, A. (2018) Evaluation of<br />
the influence of building façade design on the acoustic characteristics and auditory<br />
perception of urban spaces.<br />
European Commission (<strong>2021</strong>) Evaluating the Impact of Nature-based<br />
Solutions: A Handbook for Practitioners<br />
European Environment Agency (2014) Noise in Europe.<br />
International Organization for Standardization (2014) ISO 12913-<br />
1:2014 – Acoustics – Soundscape – Part 1: Definition And Conceptual Framework<br />
Kang, J., Aletta, F., Oberman, T., Erfanian, M., Kachlicka, M.,<br />
Lionello, M. and Mitchell, A.. (2019) Towards Soundscape Indices. 23rd<br />
International Congress on Acoustics<br />
Kang, J., Aletta, F., Oberman, T., Mitchell, A. and Tong, H. (2020)<br />
Acoustic environments and Soundscapes in London during the Spring 2020<br />
Lockdown.<br />
Klein, T. (2013) Integral Façade Construction - Towards a new product architecture<br />
for curtain walls. Architecture and the Built Environment #03<br />
Krimm, J. (2018) Acoustically Effective Façades. Architecture and the Built<br />
Environment #16<br />
Krimm, J., Techen, H. and Knaack, U. (2017) Updated Urban Facade<br />
Design for Quieter Outdoor Spaces. Journal of Facade Design & Engineering /<br />
Volume 5 / 2017<br />
LEED (2018) Press Release: Mayor Emanuel Announces Chicago Achieved LEED<br />
for Cities Platinum Certification.<br />
LEED (2019) LEED BD+C: New Constructionv4.1 - LEED v4.1 - Sustainable Sites,<br />
Rainwater Management.<br />
Mitchell, A., Oberman, T., Aletta, F., Erfanian, M., Kachlicka, M.,<br />
Lionello, M. and Kang J. (2020) The Soundscape Indices (SSID) Protocol:<br />
A Method for Urban Soundscape Surveys—Questionnaires with Acoustical and<br />
Contextual Information.<br />
National Park Service (2020) U.S Department of Interior – Noise map<br />
Alvaro Balderrama<br />
M.Eng., LEED<br />
Alvaro Balderrama is a PhD candidate at TU Delft<br />
and a research associate at the ConstructionLab<br />
at the Detmold School of Architecture and Interior<br />
Architecture of TH-OWL. His research is focused on the<br />
development of sustainable strategies and products<br />
for building envelopes. He holds a Diploma in Architecture,<br />
a Master of Engineering in Computational Design,<br />
and a membership to the United States Green Building<br />
Council as a LEED Green Associate.<br />
of existing conditions, https://www.nps.gov/subjects/sound/soundmap.htm<br />
[Retrieved April 2020]<br />
Pijanowski, B. C., Villanueva-Rivera, L. J., Dumyahn, S., Farina,<br />
A., Krause, BL., Napoletano, B. M., Gage, S. and Pieretti, N. (2011)<br />
Soundscape Ecology: The science of sound in the landscape<br />
Schafer, R. M. (1977) The Soundscape. Our Sonic Environment and the Tuning<br />
of the World.<br />
Techen, H. and Krimm, J. (2014) Akustische Fassaden, Fortschritte der<br />
Akustik - DAGA 2014, Deutsche Gesellschaft fur Akustik e.V.<br />
United Nations (2015) The 2030 Agenda for Sustainable Development.<br />
U.S. Green Building Council (2009) Green Building and LEED Core Concepts<br />
Guide – Second Edition<br />
World Health Organization (2018) Environmental Noise Guidelines for the<br />
European Region.<br />
64 HUMAN CENTERED DESIGN
Wir zeigen,<br />
wie gebaut wird<br />
und womit!<br />
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Foto: Kristin Nierodzik
PAAD<br />
PERSON-FOCUSED ANALYSIS<br />
OF ARCHITECTURAL DESIGN<br />
Josep Llorca-Bofí (6)<br />
Architects need technical and humanistic approaches to<br />
be better understood and design architecture. This is why<br />
PAAD is born.<br />
JOSEP LLORCA-BOFÍ<br />
The main task of PAAD is the study of the architectural design, with a focus on people’s perceptions,<br />
especially in situational contexts where sound matters. PAAD’s vision is person-focused,<br />
since architectural design covers different personal needs ranging from the basic safety needs,<br />
well-being and comfort, communication, to the religious experiences. Moreover, it is person-focused<br />
as long as it bridges the scientist´s and architect’s knowledge through personal vocabularies.<br />
The visionary approach is to offer new knowledge about architect’s designs implications<br />
on people’s perception, by passing over the specific languages of other research areas, such as<br />
acoustics. It is the hope of PAAD that this knowledge will help the architects in their daily design<br />
practice and, in a long term period, improve people’s life in our cities.<br />
The PAAD research group is led by the Junior Principal Investigator Dr. Josep Llorca-Bofí and<br />
hosted by Prof. Dr. Michael Vorländer, from the Institute for Hearing Technology and Acoustics,<br />
at RWTH Aachen University. In 2020, PAAD was awarded one of the RWTH Junior Principal Investigator<br />
fellowships and is funded for a period of four years starting on January <strong>2021</strong>. The group<br />
is constituted by the leader and Jonas Heck, PhD student.<br />
66 HUMAN CENTERED DESIGN
Fig. 1: In the architectural design process, multidisciplinary approaches are taken into<br />
account: the structural solution of the vaults, the perceptual aspects of the concert halls,<br />
or the urban connectivity to the city. Jorn Utzon, Sydney Opera House. (Own illustration)<br />
WHAT IS THE MATTER?<br />
Up to the date, there is no a defined way<br />
to bridge (a) the perception of the architectural<br />
space by users and (b) the spatial<br />
properties of the architect’s design.<br />
In other words, the architect still misses<br />
– in most of the cases – the feedback of<br />
the user of buildings in order to modify<br />
his/her design. This normally leads to<br />
problems such as unsatisfying experiences<br />
for users, budget increase with<br />
rehabilitations and adaptations of the<br />
building, or waste of efforts for the architect.<br />
The final goal of this [PAAD initiative]<br />
research proposal is to elaborate a<br />
method which categorizes the architectural<br />
design based on: (a) the vocabulary<br />
describing the spatial perception from<br />
both architects and users and, (b) a set<br />
of already existing metrics describing<br />
the properties of the space -in terms<br />
of geometry, visuals, acoustics, etc.<br />
The built environment is exposed to the<br />
judgement of everybody: from those<br />
who already used the building, or those<br />
who never stepped on the building<br />
floor, those who only saw a previsualization<br />
of what is going to be built, or from<br />
those who only see its plans and drawings.<br />
The built environment ranges from<br />
the city to the domestic space. Therefore,<br />
the community of judgers is composed<br />
of, primarily, the building designers<br />
on one hand, and the building users on<br />
the other; in both modalities of inhabitants<br />
and visiting; judging already existing<br />
buildings or still in plan. Then, the<br />
collection of judgers altogether emits<br />
an evaluation of architecture which impacts<br />
on several aspects of the building<br />
environment. The formal judgement of<br />
architectural designs is gaining popularity<br />
in specific situations. Particularly,<br />
Fig. 2: The education curriculum of architecture students also shows the multiplicity of disciplines<br />
involved. As an example, this is my own curriculum: a collage of multidisciplinary appraches. Time runs<br />
in the horizontal axis, while involved institutions are listed in the vertical axis. (Own illustration)<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
67
Fig. 3: The PAAD proposal is to bridge scientific and architecture<br />
knowledge through people’s perceptions, passing over the languages<br />
of other research areas, such acoustics. (Own illustration)<br />
citizen’s participation processes for urban<br />
planning are becoming common<br />
in the recent years and in big cities, like<br />
Barcelona, Amsterdam, Milan or bigger<br />
areas like Oregon (US) or the UK. In those<br />
cases, the opinion of the users and<br />
inhabitants of future buildings have a<br />
certain impact on the final design. It is<br />
reasonable to develop a categorization<br />
method which evaluates the opinions<br />
of citizens on the spatial proposals. This<br />
categorization would reveal the community<br />
wishes and help into its translation<br />
into architectural terms. Public<br />
competitions constitute another field of<br />
application of this categorization. There,<br />
the jury composed by specialists and<br />
institutions in front of several architectural<br />
proposals would benefit from a set<br />
of predictors which guarantee a certain<br />
degree of satisfaction, sense of safety,<br />
speech intelligibility, etc.<br />
WHAT DO WE PROPOSE?<br />
The techniques used for descriptive<br />
sensory evaluation were already used<br />
for food evaluation, tactile properties,<br />
or medical disorders. Our hypothesis<br />
is that the elaboration of a vocabulary<br />
of architectural perception is possible<br />
through the elicitation of judgements<br />
from experts and non-experts. The<br />
participants of the first TEST A – which<br />
will be architects and users – will be<br />
asked to personally judge several architectural<br />
spaces, defining the terms<br />
by relational operators (more than, not<br />
equal to, etc.), by logical operators (and,<br />
or, etc.) and opposite values (very big,<br />
very small). In a next TEST B, the same<br />
subjects will rank different architectural<br />
environments based on the full collection<br />
of terms. The results of that test will<br />
provide a vocabulary weighted by the<br />
personal profiles of the assessors. Up to<br />
this first stage of the project, the vocabulary<br />
and the judgements are ready to<br />
be correlated with the architectural design<br />
properties. This will lead to the second<br />
stage of the project analysing the<br />
space with objective metrics –connectivity<br />
indexes, visibility graphs, Space<br />
Syntax analysis, acoustic Room Impulse<br />
Response properties, clarity and intelligibility<br />
indexes of speech and music,<br />
3D navigation, etc.- The parameters<br />
correlating with the rated vocabulary<br />
will be defined as predictors and, thus,<br />
categorizing the architectural design.<br />
This could be used as helping tools for<br />
architects in future stages of the study.<br />
HOW DO WE DO THIS?<br />
We use Image-based photogrammetry<br />
for 3D modelling of outdoor and indoor<br />
architectural scenarios. With this<br />
technique we develop our research in<br />
automated 3D modelling with applications<br />
in acoustic and visual simulations.<br />
From point clouds generated by photographic<br />
data, to texturized meshes<br />
useful for immersive applications. The<br />
technique is used for both outdoor and<br />
indoor scenarios.<br />
• Point cloud generation and management<br />
provides powerful data for<br />
3D capturing.<br />
• The final model relies on triangulation<br />
and texturization of meshes.<br />
68 HUMAN CENTERED DESIGN
Fig. 4: PAAD methology correlating personal judjements and objective metrics,<br />
to provide guides to the architects focused on the people. (Own illustration)<br />
Fig. 5: Photogrammetry technique used for inddor and outdoor scenarios.<br />
Berlin Kohzerthaus, Kleiner Saal, photograph, texturized model, 3D mesh.<br />
Duisburg Theatre. Plaça Sant Iu, Barcelona. (Own illustration)<br />
We also use object-based 3D modelling<br />
of architecture. This provides a modular<br />
and parametric model in order to control<br />
different variables in the research<br />
scenarios.<br />
The modelling process depends on the<br />
final application on research. For this,<br />
we use different CAD software and different<br />
workflows which focus in the final<br />
output.<br />
• Special attention is payed to the<br />
model scale and level of detail.<br />
• Computer efficiency is one of the<br />
main benefits of this technique.<br />
• The modular nature of these models<br />
provide variability in the material<br />
properties such as absorbent coefficients<br />
or lighting reflections.<br />
• Every scenario implies a different<br />
size of environment.<br />
• Capturing the scene requires a detailed<br />
plan and calibration of the<br />
input data.<br />
• Building point clouds and the final<br />
3D objects meshes needs careful<br />
attention to the final running platform.<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
69
„<br />
Fig. 5: Object-based models allow for the control over all parameters for each mesh.<br />
This provides a flexible tool for reproducibility under test conditions. (Own illustration)<br />
The architect still misses – in most of the cases – the feedback<br />
of the user of buildings in order to modify his/her design.<br />
We finally Real-Time render the environments<br />
using the Unreal Engine for visualization<br />
and the RAVEN room acoustics<br />
simulation engine for auralization.<br />
In the case of photogrammetric captured<br />
environments, light transfers are<br />
extracted directly from the visual data,<br />
since they contain real illumination. The<br />
acoustic cues can be recorded or simulated<br />
from an acoustic model.<br />
• Colors and shadows are printed in<br />
the textures.<br />
• This technique is specially suitable<br />
for complex geometries, normally<br />
present in historic and monumental<br />
architecture.<br />
• Acoustic models can be derived<br />
from the geometries and textures.<br />
For object based models, lighting is calculated<br />
and rendered on the platform,<br />
in order to achieve the immersive experience.<br />
• Both backed light or real time renderings<br />
can be rendered with object-based<br />
models<br />
• Acoustic models are extracted<br />
and simplified from the visual models<br />
taking care of reflection and<br />
diffraction.<br />
• Lighting and texturing are rendered<br />
independently. -<br />
70 HUMAN CENTERED DESIGN
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Nach dem Aus für den Berliner Mietendeckel<br />
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Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit – Förderperiode <strong>2021</strong>–2027<br />
Planbarkeit des städtischen Beherbergungswesens<br />
Kooperativ & partizipativ forschen mit Geflüchteten<br />
John Locke und das Erbbaurecht<br />
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weitere Themen:<br />
Internet www.srl.de<br />
„Lebendiges Stadtquartier – Wasserstadt“ – Umwidmung einer Industriebrache<br />
Gemeinsam gegen Starkregen – Reallabor Schwäbisch Gmünd<br />
Klimaanpassung in der Städtebauförderung<br />
Potenzial unter den Dächern – Dachausbau und Dachaufstockung<br />
„Entgeistigte“ Reform – Für neuen Aufbruch universitärer Lehre<br />
VEREINIGUNG<br />
FÜR STADT-,<br />
REGIONAL- UND<br />
LANDESPLANUNG<br />
informieren<br />
netzwerken<br />
PLANERIN<br />
MITGLIEDERFACHZEITSCHRIFT FÜR STADT-, REGIONAL- UND LANDESPLANUNG<br />
beteiligen:<br />
PLANERIN<br />
MITGLIEDERFACHZEITSCHRIFT FÜR STADT-, REGIONAL- UND LANDESPLANUNG<br />
Endlich ländlich<br />
Kleinstädte und Dörfer lebendig gestalten<br />
PLANERIN HEFT 3_21 JUNI <strong>2021</strong><br />
Der schöne Plan<br />
Über das schwierige Verhältnis von Städtebau und Stadtplanung<br />
SRL_SCHRIFTEN 58 . 50 JAHRE SRL . ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN FÜR DIE PLANUNG<br />
PLANERIN HEFT 4_21 AUGUST <strong>2021</strong><br />
SCHRIFTEN58<br />
50 JAHRE SRL<br />
ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN<br />
FÜR DIE PLANUNG<br />
Dr. Josep Llorca-Bofí<br />
is an architect and the leader of the 'Person-focused<br />
Analysis of Architectural Design' research group at the<br />
Institute for Hearing Technology and Acoustics, RWTH<br />
Aachen University. He was awarded the coveted Professional<br />
Piano Award at Conservatory Phase before<br />
attending higher education at the Barcelona School of<br />
Architecture – UPC, where he also served as assistant<br />
professor. He handles both building and room<br />
acoustics in order to grasp a possible representation<br />
of ‘space and sound’ – a phenomenon that seems<br />
familiar to everyone when it comes into the combination<br />
of ‘architecture and music’. His research interest<br />
is on the architect’s designs implications on people’s<br />
perception, by passing over the specific languages of<br />
other research areas, such as acoustics.<br />
References:<br />
Clua, A., Llorca-Bofí, J., and Psarra, S. (2020) Urban opportunities<br />
and conflicts around street musicians: the relationship between the<br />
configuguration of public space and outdoor acoustics in Ciutat Vella,<br />
Barcelona. Journal of Urban Design. 25:5, 561-589. Doi: https://doi.org/<br />
10.1080/13574809.2019.1699398<br />
Denk, F., Kohnen, M., Llorca-Bofí, J., Vorländer, M., and<br />
Kollmeier B. (<strong>2021</strong>) The “Missing 6 dB” Revisited: Influence of Room<br />
Acoustics and Binaural Parameters on the Loudness Mismatch Between<br />
Headphones and Loudspeakers. Front. Psychol. 12:623670. doi: https://<br />
doi.org/10.3389/fpsyg.<strong>2021</strong>.623670<br />
die SRL –<br />
IHR Berufsverband!<br />
◗ Spektrum erweitern & Neues erfahren<br />
bei den SRL-Halbjahres- und Jahrestagungen zu aktuellen<br />
Themen<br />
◗ aktiv einbringen & Kontakte knüpfen<br />
bei den regionalen Fachtagungen, Planertreffs, Workshops,<br />
Salongesprächen, Exkursionen etc. der SRL-Regionalgruppen<br />
◗ auf dem Laufenden bleiben<br />
mit der PLANERIN – 6 x jährlich erscheinende etablierte<br />
Fachzeitschrift<br />
◗ Fachfragen erörtern<br />
über die Mitarbeit in unseren Arbeitskreisen und Fachgruppen<br />
(z.B. Städtebau, Stadterneuerung und präventive Stadtentwicklung,<br />
Ländliche Räume im Wandel, Forum Mensch und Verkehr)<br />
◗ Internationale Anbindung<br />
durch die Mitgliedschaft der SRL in internationalen Netzwerken<br />
wie ISOCARP, ECTP-CEU<br />
◗ Individuelle Anfragen & Hilfestellung<br />
Unterstützung bei fast allen Fragen gibt es in unserer<br />
Geschäftsstelle: bei der Suche nach speziellen Gesprächspartnern<br />
zu Fachthemen, berufsständischen Fragen etc.<br />
◗ Mitgliedsbeitrag<br />
204 € im Jahr; ermäßigt 144 €; Studierende, Geringverdienende;<br />
Rentner 84 €, Erwerbslose 60 €<br />
Llorca-Bofí, J., and Vorländer, M. (<strong>2021</strong>) Multi-detailed 3D architectural<br />
framework for sound perpection research in Virtual Reality.<br />
Frontiers in Built Environtment. (in press)<br />
Website PAAD - Person-focused Analyis of Architectural<br />
Design: https://www.akustik.rwth-aachen.de/cms/Technische-Akustik/Forschung/~kbfdp/Research-in-architectural-design/lidx/1/<br />
(last<br />
access: 02.06.<strong>2021</strong>)<br />
Vereinigung für Stadt-, Regionalund<br />
Landesplanung SRL e.V.<br />
Geschäftsstelle<br />
Schrammstr. 8 – 10715 Berlin<br />
Fon 030 / 27 87 468-0<br />
info@srl.de | www.srl.de<br />
Sprecher der Regionalgruppe<br />
Nordrhein-Westfalen:<br />
Dipl.-Ing. David R. Froessler<br />
info@urbano.de<br />
Dipl.-Ing. Olaf Kasper<br />
olaf.kasper@plan-lokal.de<br />
Dipl.-Ing. Markus Ulrich<br />
srl@archigraphus.de<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
71
Andi Weiland HKW<br />
Sven mit seinem Team im<br />
Cadus Makerspace, Berlin<br />
BEATRICE BARTH UND ISABELLE DECHAMPS<br />
HERAUSFORDERUNG ANGENOMMEN!<br />
Menschen mit Hilfsmittelbedarf entwickeln mit<br />
ihren Teams Lösungen um Barrieren abzubauen.<br />
Bei der Open Health HACKademy entwickeln interdisziplinäre Teams mit<br />
Menschen mit Behinderung, Studierenden von technischen, medizinischen<br />
und sozialen Fachgebieten, Gesundheitsexptert*innen und Makern<br />
gemeinsam Hilfsmittel für individuelle Herausforderungen.<br />
Die HACKademy ist ein mehrwöchiges Bildungsformat (online und offline),<br />
das Empathie, Digitalkompetenzen, sowie unternehmerisches kreatives<br />
Denken in kollaborativer Teamarbeit vermittelt. Die HACKademy<br />
wirkt für eine barrierefreie Gesellschaft, denn physische Hürden aus dem<br />
Alltag der Teilnehmenden werden neben Vorurteilen und Ängsten konkret<br />
abgebaut. Die Lösungen werden dokumentiert und auf Plattformen<br />
für Open-Source Baupläne wie Careables.org frei zugänglich gemacht.<br />
72 APPLIED IDEAS
„<br />
Ich bin es als Hilfsmittelnutzerin leid gesagt zu bekommen,<br />
was nicht geht und was es nicht gibt. Bei der HACKademy<br />
herrscht das Motto einfach mal probieren und ich denke nach dieser<br />
Erfahrung, dass jede Person eine HACKademy braucht.<br />
Barbara, Einreicherin einer Herausforderung bei der HACKademy#4<br />
Über matchmymaker.de reichen Menschen<br />
mit Behinderungen Herausforderungen<br />
ein, für die sie sich ein passendes<br />
Hilfsmittel wünschen. Susanne,<br />
zum Beispiel, wollte auch auf unebenem<br />
Boden im Wald mit ihrem Rollstuhl fahren.<br />
Für die dafür vorgesehenen Vorsatzräder<br />
gibt es eine Gewichtsbegrenzung,<br />
die für Susanne nicht ausreicht.<br />
Svens Wunsch hingegen war es Fahrrad<br />
zu fahren. Aufgrund seiner Spastik hat<br />
er mehr Feinmotorik in den Füßen als<br />
in den Händen, weshalb er ein spezielles<br />
Rad mit einer besonderen Lenkung<br />
benötigte. Zusammen mit seinem Team<br />
hat er ein solches entwickelt und ist nun<br />
damit in Berlin unterwegs.<br />
Das Team um Johannes beschäftigte<br />
sich damit die OSKAR Concertina, eine<br />
Open Source Braille Tastatur für das<br />
Smartphone, auch für blinde Menschen<br />
zusammenbaubar zu machen. Verbindungen,<br />
die normalerweise gelötet werden,<br />
muss man dafür auf andere Weise<br />
herstellen. Die Prototypen wurden zum<br />
testen an verschiedene blinde Nutzer<br />
und Mitentwickler verschickt. Das Open<br />
Source Start Up OSKAR hat die Dokumentation<br />
kürzlich veröffentlicht und<br />
hat weitere Versionen in Planung.<br />
Welche Herausforderungen es derzeit<br />
bei Match My Maker zu lösen, gibt findest<br />
du unter: https://matchmymaker.<br />
de/#herausforderungen<br />
Online und offline Teamarbeit in der HACKademy#4<br />
an der Beuth Hochschule für Technik, Berlin<br />
Andi Weiland HKW<br />
Yiji Lu<br />
APPLIED IDEAS<br />
73
Andi Weiland HKW<br />
Yiji Lu<br />
Erfolge feiern und zusammen Spaß haben<br />
ist ein wichtiger Teil der HACKademy<br />
VERLAUF DER HACKADEMY #4<br />
Bei der HACKademy#4 bildeten sich<br />
zum Kick-Off-Event im Frühjahr <strong>2021</strong><br />
acht Teams um die Challenges und deren<br />
Einreicher*innen. In den folgenden fünf<br />
Wochen kamen nach und nach weitere<br />
Maker, kreative Bastler*innen und Expert*innen<br />
dazu. Über 40 Menschen arbeiteten<br />
in inklusiven Teams an sozialen<br />
Innovationen für den Hilfsmittelsektor<br />
bis zur finalen Präsentation zusammen.<br />
In den Arbeits- und Feedback-Treffen<br />
der Teams entwickelte sich eine starke<br />
Verbundenheit unter den Teilnehmer*innen<br />
der Open Health HACKademy#4.<br />
Es gab Klavierkonzerte,<br />
Geburtstagsständchen und einen eigens<br />
für die HACKademy komponierten<br />
Song, der alle am Bildschirm tanzend in<br />
Bewegung brachte.<br />
Begleitet wurden die inklusiven Teams<br />
durch Inputs zu Teambuilding & Designprozess,<br />
Prototyping & Testing, durch<br />
Templates für die jeweiligen Designphasen<br />
sowie Workshops zur Erstellung eines<br />
Videos. Mit dem Video stellten sie<br />
ihre Entwicklungen und Ideen in der<br />
Abschlusspräsentation vor. In den alle<br />
zwei Wochen stattfindenden Treffen<br />
hatten die Teams zudem die Möglichkeit<br />
sich über ihre Ideen und Hürden<br />
auszutauschen und sich gegenseitig zu<br />
unterstützen.<br />
Den Teams wurden zudem Mentor*innen<br />
zur Seite gestellt, die ihre Teams im<br />
Teambuilding und Designprozess unterstützten.<br />
WIE GEHT ES WEITER?<br />
Die nächste HACKademy startet im<br />
August <strong>2021</strong>. Die Anmeldung dafür ist<br />
bereits möglich. Eine weitere Chance in<br />
inklusiven Teams Herausforderungen<br />
anzugehen gibt es Anfang September.<br />
Erste Herausforderungen wurden bereits<br />
eingereicht.<br />
Registriere dich auf www.matchmymaker.de<br />
und mach mit! Melde dich an<br />
mit deiner Herausforderung, als Maker<br />
oder Mentor*in.<br />
ZUM HINTERGRUND<br />
Die Open Health HACKademy wird im<br />
Rahmen der Projekte MatchMyMaker<br />
und Careables von den gemeinnützigen<br />
Organisationen be able e.V. und gig e.V.<br />
veranstaltet. Es bestehen Kooperationen<br />
mit Hochschulen und Fab Labs wie<br />
dem Hasso Plattner Institut Potsdam<br />
mit der School of Design Thinking, der<br />
Beuth Hochschule für Technik Berlin, der<br />
TU Berlin, der Universität Leipzig und<br />
der Alice Salomonhochschule Berlin. -<br />
74 APPLIED IDEAS
Be able e.V.:<br />
MatchMyMaker:<br />
be able gestaltet individuelle Bildungsformate<br />
durch die wir ein stärkeres Bewusstsein für<br />
Inklusion schaffen sowie Kreativität und<br />
soziale Kompetenzen fördern. Damit legen wir<br />
die Grundlagen für gesellschaftliches Engagement.<br />
Unsere Vision ist eine Gesellschaft, die<br />
von Allen mitgestaltet wird.<br />
www.be-able.info<br />
MatchMyMaker bringt Maker und Menschen<br />
mit Behinderung zusammen. Es geht darum<br />
die Menschen mit Behinderung zu empowern.<br />
Zusammen mit ehrenamtlichen Makern<br />
sollen sie ihre eigenen Hilfsmittel bauen (kein<br />
Auftrags-/Dienstleistungsverhältnis). Makern<br />
und Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen<br />
(technisch, sozial, Design) ermöglichen<br />
wir an realen Hilfsmittel-Projekten mitzuwirken,<br />
die tatsächlich im Leben von Menschen<br />
mit Behinderung etwas verändern. Die Hilfsmittel<br />
sollen kostengünstig und frei zugänglich<br />
sein, nachgebaut, angepasst und weiterentwickelt<br />
werden können.<br />
www.matchmymaker.de<br />
Beatrice Barth<br />
Isabelle Dechamps<br />
Ist Grafikdesignerin und UX-Designerin. Sie liebt<br />
es Menschen zusammen zu bringen, einen Rahmen<br />
dafür zu schaffen bzw. ihnen die Werkzeuge (analog<br />
oder digital) in die Hand zu geben, um sie zu befähigen<br />
Neues, Ungewohntes, Innovatives zu erschaffen<br />
oder sich selbst einmal ganz anders zu erleben und<br />
davon positive Erfahrungen mitzunehmen. Ihr ist<br />
es wichtig mit der Arbeit positive, sinnstiftende<br />
Projekte zu unterstützen. Als Designvermittlerin<br />
bei be able und Teammitglied von MatchMyMaker<br />
kommt alles zusammen, was sie gern macht und<br />
unterstützt.<br />
Isabelle Dechamps ist Produkt- und Prozessdesignerin.<br />
Als Sozialunternehmerin hat sie die Non-Profit-Organisation<br />
be able e.V. ins Leben gerufen.<br />
Gemeinsam mit einem inklusiv arbeitenden und<br />
denkenden Team verfolgt sie das Ziel, die Inklusion<br />
von Menschen mit Behinderung, Migranten, Strafgefangenen<br />
und weiteren sozialen Randgruppen in die<br />
Gesellschaft zu stärken. Dabei fungiert der be able<br />
e.V. als kreatives Reallabor, das durch partizipative<br />
Designprojekte Menschen sichere Räume eröffnet<br />
und ihnen gestalterische Mittel an die Hand gibt,<br />
um die eigenen Lebensumstände positiv und selbstbestimmt<br />
verändern zu können. Isabelle Dechamps<br />
ist als Design-Thinking-Coach an der D-School am<br />
Hasso Plattner Institut Potsdam.<br />
APPLIED IDEAS<br />
75
INKLUSIVE HOCHSCHULE<br />
Nether, Herrmann<br />
Vielfalt, Chancengleichheit und Teilhabe an der TH OWL<br />
KRISTINA HERRMANN UND ULRICH NETHER<br />
Diversität, wie sie von den Vereinten Nationen in menschenrechtlichem Sinne verstanden wird,<br />
meint, dass jede Person ein Individuum ist und daher verschieden von allen anderen, aber auch<br />
gleichberechtigtes Mitglied in einer (Welt)Gemeinschaft, in der alle ihre Eigenarten leben können,<br />
ihre Fähigkeiten entwickeln, ihre Ziele und Wünsche selbstbewusst verfolgen - unabhängig von Alter,<br />
ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und<br />
geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung und sozialer Herkunft.<br />
Die gemeinte Vielfalt orientiert sich dabei nicht an Defiziten, sondern erkennt die Verschiedenartigkeit<br />
von Menschen und ihren Lebenserfahrungen an und betont das darin liegende Potenzial. In<br />
diesem Sinne sind Diversity, Equity und Inclusion unterschiedliche Perspektiven derselben Sache.<br />
76 HUMAN CENTERED DESIGN
Eindrücke aus dem Diversity Brainstorming Workshop und dem kollaboratives Recherche Board der<br />
Studierenden, sowie dem offenen digitale Diversity Café. Ziel dieser Formate war es erste Erkenntnisse<br />
zu gewinnen und vor allem Erwartungen und Potentiale für eine inklusive Hochschule herauszuarbeiten.<br />
Wir wissen, dass unsere Gesellschaft<br />
diesbezüglich längst nicht die Ansprüche<br />
erfüllt, wie auch die Debatten in Öffentlichkeit<br />
und Medien im Kontext zeigen:<br />
#MeToo, #BlackLivesMatter, versteckter<br />
Rassismus, gendersensible Sprache,<br />
intersektionaler Feminismus, Selbstermächtigung<br />
und Empowerment, LGBT-<br />
QIA+, gleichgeschlechtliche Ehe, Einwanderungsland<br />
und, mit offensichtlicher<br />
Auswirkung auf die Architektur, integriertes<br />
Wohnen, Inklusion an allen Schulen<br />
(nicht lediglich Barrierefreiheit) oder<br />
Unisex Toiletten. Wenn wir den Auseinandersetzungen<br />
um diese Themen folgen,<br />
sehen wir, wie weit wir entfernt sind<br />
von einem gesellschaftlichen Konsens<br />
zwischen den dafür importierten Begriffen<br />
der Political Correctness und Cancel<br />
Culture. Die TH OWL hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
eine Kultur der Vielfalt, Gleichbe-<br />
rechtigung und Inklusion zu entwickeln.<br />
Im Februar <strong>2021</strong> wurde ein Diversity<br />
Team gebildet, das eine Strategie entwickelt<br />
für eine inklusive Hochschule,<br />
koordiniert von Dr.'in Meike Seidel-Kehde,<br />
der zentralen Gleichstellungsbeauftragten<br />
der Hochschule und Prof. Ulrich<br />
Nether, Professor für Produktdesign<br />
und Ergonomie-Humanfaktoren, sowie<br />
Sprecher des Forschungsschwerpunkts<br />
perceptionLab. In unterschiedlichen<br />
Herangehensweisen und Methoden,<br />
Analysen der jetzigen Gegebenheiten<br />
an der Hochschule, Diversity Workshops<br />
mit Teilnehmenden aus allen Hochschulgruppierungen<br />
und -standorten und<br />
einem offenen digitalen Diversity Café<br />
wurden zunächst erste Erkenntnisse<br />
über den Status gewonnen, sowie die<br />
Erwartungen und die Potenziale für eine<br />
inklusive Hochschule.<br />
Neben der meist genannten Inneren Dimension von<br />
Diversitätsmerkmalen, lässt sich die Heterogenität von<br />
Menschen entlang einer Vielzahl weiterer Merkmale<br />
der Äußeren Dimension und der Organisationalen<br />
Dimension im Kontext der Hochschule beschreiben.<br />
(Grafik eigene Darstellung, in Anlehnung an Lots* und<br />
Charta der Vielfalt)<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
77
Was bedeutet Inklusion? Soziale Inklusion und die verschiedenen Konzepte unseres Miteinanders? Separation: Separieren, Aussondern nach<br />
Fähigkeiten und Eigenschaften. Exklusion: Ausschließen und Trennung aus der Gemeinschaft. Integration: Eingliedern in die Gemeinschaft<br />
aber nebeneinander. Inklusion: Einschließen in die Gemeinschaft, mit Berücksichtigung der Individuellen Bedürfnisse.<br />
Ausgehend von den langjährigen Vorarbeiten<br />
zum Universal Design/Design<br />
für Alle konzipiert das Forschungsteam<br />
des perceptionLabs die Social Design<br />
Herausforderung der Entwicklung einer<br />
Diversitätsstrategie mit den Methoden<br />
des Human Centered Design. So werden<br />
bewusst die Betroffenen in den<br />
Forschungs- und Entwicklungsprozess<br />
einbezogen. Zudem liegt ein Fokus darauf,<br />
über Lösungen für die konkrete Aufgabe<br />
hinaus, Erkenntnisse zu gewinnen,<br />
die zu allgemeingültigen Methoden und<br />
Ansätzen führen, die auch in anderen<br />
Entitäten eingesetzt werden können, sowie<br />
Themenfelder zu identifizieren, die<br />
tiefergehender Forschung bedürfen.<br />
Dabei liegen die Ziele in einer Veränderung<br />
der Kultur des Umgangs miteinander,<br />
um Teilhabe und Chancengleichheit<br />
zu fördern, Voreinstellungen und Diskriminierungen<br />
abzubauen, aber vor allem,<br />
um Chancen und Möglichkeiten für alle<br />
Beteiligten zu eröffnen und dadurch die<br />
Qualität der TH OWL zu steigern. Erfolgreich<br />
kann eine Entwicklung zu einer inklusiven<br />
Hochschule nur sein, wenn es<br />
gelingt, Gemeinsinn, Zuhören, Offenheit,<br />
Achtsamkeit, Toleranz und Empathie bei<br />
vielen zu verankern. Dabei braucht es<br />
Sicherheit, Einfachheit, Zugänglichkeit,<br />
Flexibilität und Robustheit.<br />
In den letzten Begriffen zeichnen sich<br />
Ansatzpunkte ab, was Design und Raumgestaltung<br />
– Architektur, Innenarchitektur<br />
und Stadtplanung – beitragen können<br />
zu divers, gleichberechtigt, inklusiv<br />
gelebten konkreten wie virtuellen Campus<br />
und damit zu einer ebensolchen Gesellschaft:<br />
Wie beeinflussen Räume und<br />
Orte Diversität? Wie können wir Räume<br />
gestalten, die Vielfalt, Gerechtigkeit und<br />
Inklusion fördern und unterstützen, die<br />
ermöglichen? Und wie sind diese dann<br />
beschaffen?<br />
Hierzu wurden in einem Wahlpflichtfach<br />
mit dem Titel Diversity*Design im Sommersemester<br />
<strong>2021</strong> von einer Gruppe<br />
Studierender an der Detmolder Schule<br />
erste detaillierte Erkenntnisse gewonnen<br />
und daraus methodische Ansätze<br />
entwickelt. Dabei war die Zielsetzung<br />
zunächst so beschrieben: Jede:r von uns<br />
ist ein Individuum mit persönlichen Einzigartigkeiten,<br />
Stärken und Schwächen<br />
- permanenten, temporären oder situativen<br />
Gegebenheiten. Deshalb brauchen<br />
wir Räume, die auf unsere unterschiedlichsten<br />
Bedürfnisse eingehen und dabei<br />
auch gestalterischen Ansprüchen<br />
gerecht werden. Welche Qualitäten<br />
braucht eine Hochschule, um Vielfalt zu<br />
fördern? Wie nehmen wir unsere Hochschulumgebung<br />
wahr und wie können<br />
wir diese so umgestalten, dass sie allen<br />
Möglichkeiten eröffnet?<br />
Anhand von umfangreichen Recherchen,<br />
Perspektivwechseln und Gebäudeanalysen<br />
wurde das Thema Diversity<br />
forschend angegangen. Mittels der<br />
gewonnenen Erkenntnisse wurden zunächst<br />
die Räume des Campus am Fachbereich<br />
Architektur und Innenarchitektur<br />
hinsichtlich Diversität, inklusiver und<br />
unterstützender Qualitäten oder Missstände<br />
untersucht. Kriterien, Werkzeuge<br />
und Vorschläge wurden entwickelt<br />
und nachvollziehbar dargelegt. Neben<br />
spekulativen Ansätzen für eine Hochschule<br />
der Zukunft wurden von den Stu-<br />
78 HUMAN CENTERED DESIGN
Notiere deine Ideen auf die Bausteine.<br />
Notiere deine Lösungen erneut auf die Bausteine und lege diese zu den<br />
vorher beschrifteten Bausteinen.<br />
Notiere deine Ideen auf die Bausteine.<br />
Michelle Pytel schlägt ein Kartenspiel vor, durch das Geschlecht, geschlechtliche Identität und sexuelle<br />
Orientierung auf leichtgängige öffnende Weise Menschen ins Gespräch bringt und zur Reflexion über<br />
Raum und Architektur in dem Zusammenhang anleitet<br />
Kartenspiel zum Thema Gender und LGBTQIA+<br />
Michelle Pytel 15434081<br />
EINFÜHRUNG<br />
PARAMETER<br />
Wir leben in Räumen. Wir nutzen sie für Gespräche, Mahlzeiten oder für unsere Arbeit. Doch wie wirkt sich<br />
die Gestaltung der Räume auf unser Verhalten aus? Und inwiefern spielt unsere Geschlechtszugehörigkeit<br />
dabei eine Rolle? Warum fühlen sich Frauen zum Beispiel in einigen Räumlichkeiten unsicher? Warum entscheiden<br />
hauptsächlich Männer über die Gestaltung unserer Räume? Und wie fühlen sich Menschen, die<br />
sich keinem oder mehrern Geschlechtern zuordnen?<br />
Ich möchte durch das Kartenspiel die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Geschlechter in unterschiedlichen<br />
Räumen auf spielerische und interessante Art und Weise bewusster machen. Die Mitspieler:innen versetzen<br />
sich in verschiedene, betroffene Personen hinein und erleben ihre Situationen selbst mit - zumindest<br />
fiktiv. Sie erfahren, wie es ist mit Vorurteilen konfrontiert zu werden, wie man damit umgehen könnte und, ob<br />
Räume an die Bedürfnisse der Geschlechter angepasst sind.<br />
Die Mitspielenden werden aktiv und bringen ihre eigenen Ideen und Gedanken mit ein und diskutieren diese<br />
zu zweit oder mit der ganzen Gruppe. Dadurch wird das Wissen gefestigt. Sie suchen nach Lösungen, um<br />
Räume zu verbessern und haben dabei immer die eigene Hochschule im Blick. Die Teilnehmer:innen erkennen<br />
so, an welchen Stellen die Hochschule bereits gute Ansätze hat und, wo es noch Potenzial gibt. Durch<br />
vorgefertigte Lösungsvorschläge wird ihr Wissen erweitert.<br />
KOMMUNIKATION<br />
SICHERHEIT<br />
SELBSTBESTIMMUNG<br />
SENSIBILISIERUNG<br />
NORMEN UND WERTE<br />
ZUFRIEDENHEIT<br />
Du bist lesbisch?<br />
Ach, du hast nur<br />
noch nicht den richtigen<br />
Mann gefunden.<br />
Der schminkt sich, der<br />
ist bestimmt schwul!<br />
Ich trage das schon,<br />
Frauen sind nicht so<br />
stark!<br />
SPIELABLAUF<br />
10 Teilnehmer:innen Moderator:in Spielkarten<br />
Beratungsstellen<br />
Ich heiße Sara und<br />
ich bin eine cis-Frau.<br />
Ich studiere<br />
Maschinenbau. Viele<br />
meiner männlichen<br />
Kommilitonen<br />
belächeln dies und<br />
Kann eine Frau in dem<br />
Raum problemlos ihr<br />
Kind stillen?<br />
Sara<br />
Was ist dein Problem?<br />
- Geschlechterklischee: Männer- und Frauenberufe<br />
- Frauen werden unterschätzt<br />
Ich heiße Sara und ich<br />
bin eine cis-Frau.<br />
Ich studiere<br />
Maschinenbau. Viele<br />
meiner männlichen<br />
Kommilitonen<br />
belächeln dies und<br />
nehmen mich nicht<br />
ernst, weil ich eine<br />
Frau bin.<br />
cis: Du fühlst dich dem<br />
Geschlecht zugehörig,<br />
das dir bei der Geburt<br />
zugewiesen wurde.<br />
Ich heiße Sara...<br />
Welche Fragen ergeben sich?<br />
- Wie kann ich das Geschlechterklischee loswerden?<br />
- An wen kann ich mich wenden?<br />
- Bin ich die einzige Frau?<br />
Was sind deine Ideen zur Lösung deines<br />
Problems?<br />
Beratungsstellen<br />
Infoveranstaltungen<br />
Die folgende Aufgabe wird zu zweit bearbeitet!<br />
Gibt es Lösungen an deiner Hochschule?<br />
Sara zieht eine Charakterkarte<br />
Charakterkarte mit Erläuterungen<br />
Sara stellt ihren Charakter vor Sara bearbeitet die Aufgaben Sara notiert die Ideen auf die Bausteine<br />
Sara<br />
Luca<br />
Beratungsstellen<br />
Sozial- und Queerreferat<br />
Stärkung von Frauen:<br />
• Mitsprache bei Entscheidungsfindungen<br />
• Förderungen<br />
Kann eine Frau in dem<br />
Raum problemlos ihr<br />
Kind stillen?<br />
Bild 1<br />
Sara arbeitet gemeinsam mit Luca<br />
Sara und Luca notieren die Ideen auf<br />
die Bausteine<br />
Sara und Luca erweitern ihre Ideen um<br />
vorgegebene Beispiellösungen<br />
Bildkarten werden verdeckt ausgelegt<br />
Fragekarten werden verdeckt ausgelegt<br />
Sara<br />
Kim<br />
Beantworte kurz die Frage.<br />
Nein, eine Frau kann hier nicht ohne Probleme stillen, da sie sich nicht<br />
zurückziehen kann.<br />
Hast du Ideen, wie du den Raum umgestalten kannst,<br />
sodass er dem Menschen angepasst ist?<br />
Kann eine Frau in in dem<br />
Raum<br />
Raum<br />
problemlos<br />
problemlos<br />
ihr Kind<br />
ihr<br />
Kind stillen?<br />
stillen?<br />
Bild 2<br />
Kann<br />
Kann eine Frau in<br />
in<br />
dem<br />
dem<br />
Raum problemlos ihr Kind<br />
Raum problemlos ihr Kind<br />
stillen?<br />
stillen?<br />
Vorhänge<br />
Ein Teil des Raums kann temporär, das heißt solange<br />
die Frau und ihr Kind das brauchen, abgetrennt<br />
werden. Möglich ist dies durch beispielsweise<br />
Vorhänge, verschiebbare Wände oder<br />
verstellbare Wände.<br />
Bildkarten sowie Fragekarten werden<br />
gezogen und die Frage in Bezug auf das<br />
Bild mit allen Teilnehmenden diskutiert<br />
Sara arbeitet jetzt mit Kim zusammen.<br />
Beide schießen Fotos von Röumen an<br />
ihrer Hochschule.<br />
Sara und Kim ziehen eine Fragenkarte<br />
und legen diese zu ihrem geschossenen<br />
Foto<br />
Sara und Kim bearbeiten die Aufgaben<br />
Sara und Kim erweitern ihre Ideen um<br />
vorgegebene Beispiellösungen<br />
Bildquellen:<br />
Bild 1: https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Schulhaus-Einbauten_in_Basel_von_ZMIK_7088059.html<br />
Bild 2: https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Schulhaus-Einbauten_in_Basel_von_ZMIK_7088059.<br />
htmlhttps://www.baunetzwissen.de/akustik/objekte/bildung/campus-emilie-in-detmold-730725<br />
Bild 3: https://www.pinterest.es/clarapdmatematicas/separadores-moviles/<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
79
Lara Hartmann und Viktoria Proffen haben ein umfassendes Toolkit für Design Workshops konzipiert, das vor<br />
allem auch Intersektionalität einbezieht, dieses wird im Wintersemester <strong>2021</strong>/22 weiter ausgearbeitet und in<br />
Workshops mit allen Beteiligten der Hochschule beispielhaft angewandt.<br />
WPF DIVERSITY*DESIGN<br />
PROF. ULRICH NETHER<br />
KRISTINA HERRMANN<br />
INKLU:VERS<br />
Ein Werkzeugkasten zur Entwicklung von<br />
diversen und inklusiven Orten der Vielfalt<br />
Team<br />
Viktoria Proffen<br />
Lara Hartmann<br />
Einleitung<br />
Die Themak Diversität wird immer präsenter in unserem alltäglichen<br />
Leben. Es geht darum eine Gesellscha der Vielfalt zu unterstützen,<br />
welche Unterschiedlichkeiten und Gemeinsamkeiten akzepert und uns<br />
als Gemeinscha weiterbringt.<br />
Doch wie lässt sich Diversität und Inklusion räumlich übersetzten?<br />
Wie kann Design dazu beitragen, dass Räume für alle erlebbar sind und<br />
Chancengleichheit in allen Bereichen des Lebens gegeben ist?<br />
Genau in diesem Bereich grei das Inklu:vers Toolkit mit den daraus<br />
resulerenden Intervenonen ein.<br />
Methode<br />
Als Methode wurde das Toolkit und ein daraus resulerender Workshop<br />
gewählt.<br />
Ein Toolkit ist eine Sammlung unterschiedlicher Werkzeuge oder<br />
Methoden, die für einen spezialisierten Einsatzzweck hergestellt und<br />
benutzt werden.<br />
Inklu:vers soll dabei informierend und sensibilisierend an die Themak<br />
Diversität und Inklusion heranführen.<br />
Die räumlichen, aber auch die gesellschalichen, Probleme sollen<br />
sichtbar gemacht werden und zum Austausch anregen.<br />
Die Erkenntnisse werden als Ansatz für Intervenonen verwendet.<br />
Inklu:vers Toolkit<br />
Step 1 Erfassen der Themak<br />
› Ausbau des Verständnisses für die Betroffenden<br />
› Verständnis für die Notwendigkeit von Veränderungen<br />
› Definieren der Ziele des Workshops<br />
Step 2 Anhören des Systems<br />
› Verstehen der unterschiedlichen Perspekven<br />
6 › Idenfizierung der Einflussfaktoren, die zu den aktuelle<br />
Vorgehensweisen beitragen<br />
› Hinterfragen der Dynamik im Laufe der Zeit<br />
6<br />
Step 3 Das System verstehen<br />
Umsetzung<br />
› Vorträge, Gesprächsrunden, Fragerunden<br />
Umsetzung<br />
› Tasks, Reflexion<br />
› Analysieren und Visualisieren, wie sich die Faktoren des Systems<br />
gegenseig beeinflussen<br />
› Einigung, wo Intervenonen erforderlich sind, um Veränderungen<br />
im System herbeizuführen<br />
Umsetzung<br />
› Mapping, Rastern<br />
Step 4 Erkunden des Eingriffraums<br />
› Erkundung von Intervenonsstrategien<br />
› Ideenfindung durch Szenarien<br />
Umsetzung<br />
› Brainstorming in den Gruppen, Templates<br />
Zusammenfassung<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Inklu:vers Toolkit ein<br />
wirksamer Denkanstoß ist.<br />
Der Workshop Prozess ist maßgebend für die Sensibilisierung aller<br />
Teilnehmenden und Gäste. Besondere Gewichgung muss hierbei auf<br />
Step7 Förderung des Übergangs liegen. Die Ergebnisse sollten in Form<br />
von klaren Forderungen formuliert sein und an die zuständigen<br />
Personen weitergeleitet werden. Die Ergebnisse und die möglichen<br />
Intervenonen sollten im Fokus stehen.<br />
Ausblick<br />
Der Workshop und das Toolkit im Gesamten ist auf sämtliche<br />
Räumlichkeiten und Situaonen anwendbar.<br />
Das Toolkit ist adaperbar und somit immer wieder zu unterschiedlichen<br />
Zwecken anwendbar.<br />
Es kann sowohl als Überprüfung für die gestellte Forderungen in Step 7<br />
angewendet werden. Als auch auf diverse Gruppengrößen und<br />
Situaonen.<br />
Die gesamte Dokumentaon der Ergebnisse bietet anderen einen<br />
Startpunkt zur Verbesserung der räumlichen Diversität.<br />
Dabei ist immer das Ziel so viele Menschen wie möglich auf die<br />
Themak und damit einher gehende Probleme aufmerksam zu machen.<br />
Step 5 Entwerfen des Intervenonsmodell<br />
› Visualisierung der verschiedenen Eingriffe als Ganzes<br />
› Gestalten von materiellen und immateriellen Artefakten zur<br />
Unterstützung der Veränderung<br />
Umsetzung<br />
› Mock-Up, Nicht gestalterusche Eingriffe<br />
Step 6,7 Dokumentaon, Förderung des Übergangs<br />
› Dokumentaon der Ergebnisse der vorherigen Schrie<br />
› Definion der Bedingung, damit die Intervenonsstrategie im<br />
Laufe der Zeit skaliert werden kann<br />
› Formalisierung von Strategien, Forderungen zur Auflösung des<br />
aktuellen Systems<br />
Umsetzung<br />
› Templates, Fotos<br />
80 HUMAN CENTERED DESIGN
dierenden Diversity Toolkits entwickelt,<br />
welche auf spielerische Art und Weise<br />
die Themen Inklusion und Diversity im<br />
Hochschulkontext vertiefen. Die Toolkits<br />
sollen den Teilnehmenden in Workshops<br />
zum Thema Gegebenheiten und Situationen<br />
aufzeigen und sensibilisieren.<br />
Gleichzeitig wird dadurch verstanden<br />
und verinnerlicht, wie hochkomplex das<br />
Thema Diversity und Raum ist und wo<br />
Handlungsbedarf besteht, das Umfeld<br />
diverser und inklusiver zu gestalten.<br />
Die Studierenden konnten sich im Laufe<br />
des Semesters inhaltliche Schwerpunkte<br />
setzen nach ihren Interessen,<br />
so entstanden Untersuchungen und<br />
Vorschläge zu Orientierung nach dem<br />
2 Sinne Prinzip, Höreinschränkungen,<br />
Seheinschränkungen, psychischen Empfindlichkeiten<br />
in der Öffentlichkeit, Kommunikation,<br />
Gender und LTBTQIA+ oder<br />
ein generelles Workshop Konzept. Die<br />
Ergebnisse wurden von den Studierenden<br />
auf Postern nachvollziehbar und anschaulich<br />
dargestellt, die zu den beiden<br />
letztgenannten Themen werde hier stellvertretend<br />
gezeigt.<br />
Die Erkenntnisse aus der Arbeit von Lara<br />
Hartmann und Viktoria Proffen werden<br />
dann einerseits zu einer weiteren<br />
Verbesserung des Werkzeugs herangezogen<br />
und andererseits genutzt um<br />
konkrete Vorschläge für die Campus<br />
der Hochschule zu entwickeln und auch<br />
diese wiederum intervenierend prototypisch<br />
zu testen. -<br />
Kristina Herrmann<br />
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TH OWL. 2003<br />
absolvierte sie eine Ausbildung zur Raumausstatterin. Von<br />
2003-2009 war sie tätig als Produktdesignerin bei ell+ell<br />
Polstermöbel. 2014 Bachelor of Arts Innenarchitektur.<br />
2017 Master of Arts Innenarchitektur-Raumkunst. 2017<br />
-<strong>2021</strong> war sie verantwortlich für die Projektkoordination<br />
im Forschungsschwerpunkt perceptionLab an der TH OWL<br />
Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur. Ihre<br />
Expertise liegt in der Auseinandersetzung zur Mensch-<br />
Raum-Objekt Interaktion mit dem Fokus der Wechselwirkung<br />
zwischen Mensch und Material, Designstrategien für<br />
Inklusion, Diversität und Nachhaltigkeit. Sie ist Mitglied im<br />
Bund Deutscher Innenarchitekten BDIA und seit 2020 im<br />
Beirat des Landesvorstand NRW.<br />
Prof. Dipl-Ing. Ulrich Nether<br />
<br />
lehrt seit 2006 Produktdesign und Ergonomie Humanfaktoren<br />
an der Detmolder Schule. Als gelernter Innenarchitekt<br />
verknüpft er die Disziplinen, er hat 50m hoch gebaut,<br />
Banken und Hotels gestaltet, Lichtschalter und Bürostühle<br />
entwickelt, Corporate und Communication Design formuliert,<br />
seit 1992 mit netherblu gestalt crossover, derzeit als<br />
Design Consultant. Seine Schwerpunkte in der Forschung:<br />
Designstrategien für Inklusion, Diversität und Nachhaltigkeit;<br />
User und Human Centered Design, Mensch-Objekt-<br />
Raum-Umwelt Beziehung, Digitalisierung des Raums.<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
81
LE CORBUSIER<br />
JANE JACOBS<br />
JAN GEHL<br />
ROBERT MOSES<br />
KEVIN A. LYNCH<br />
HENRI EBENEZER<br />
LEFEBVRE HOWARD<br />
Michelle Kubitzki (5)<br />
Famous Urban Planners<br />
BACHELORTHESIS<br />
URBAN FEMINISM EXPERIMENT BIELEFELD<br />
AUTHOR: MICHELLE KUBITZKI<br />
SUPERVISORS:<br />
PROF. DIPL.-ING. KATHRIN VOLK<br />
JENNY OHLENSCHLAGER, M.SC.<br />
1 THE IDEA: WHAT IS URBAN FEMINISM?<br />
Text me when you get home xx<br />
Feminism is a social movement that only very few would connect<br />
to urban planning, as many do not immediately see a connection<br />
between these topics. While cities are becoming more and<br />
more human-centred and have always been a political issue and<br />
result of social constructs, of course, there is a connection between<br />
feminism and urban spaces. There has to be a connection.<br />
Urban Feminism as a movement relates to a gender-specific<br />
perspective on urban planning to create gender-equal, secure,<br />
and barrier-free cities. With the Urban Feminism Experiment<br />
Bielefeld, essential topics, like feminism, empowerment, and<br />
social resilience are to be integrated into a new urban project<br />
in the East of Bielefeld. With the sexist structures as a base, an<br />
unconventional concept for a living project was developed, supporting<br />
women and gender minorities and giving them a fair<br />
chance in the housing market. The goal of the project is to achieve<br />
equality in cities and to serve as a safe space for women and<br />
gender minorities. But the project does not just address women<br />
and gender minorities. It impacts the society as a whole, including<br />
men and other privileged people.<br />
82 STUDENT IDEAS
6-<br />
11°C<br />
U R BA<br />
N<br />
F E M I N I S M<br />
NOBODY PUTS BABY IN A CORNER.<br />
2 THE BACKGROUND: URBAN<br />
PLANNING STRUCTURES<br />
Promoting gender-equal cities relies on ruling urban planning<br />
structures where the protagonists are mainly white cisgender<br />
men, at least those in public. White cis-men influenced the whole<br />
urban planning sector. Leslie Kern states in her book “Feminist<br />
City” that “white men cite white men” (Kern, L. 2020) which<br />
in turn reproduces sexism, especially in urban planning. It is<br />
mandatory when developing gender-neutral cities to introduce<br />
women and gender minorities as participants and as leaders<br />
into the planning process (Cf. Johnston-Zimmermann, K. 2017).<br />
Diary Chart of the Observations<br />
Need for Action of Urban Feminism<br />
S U N D A Y<br />
2 5 . 0 4 . 2 0<br />
2 1<br />
|<br />
T H U R S D A Y<br />
2 1<br />
2 2 . 0 4 . 2 0<br />
2 1<br />
F R I D A Y<br />
2 3 . 0 4 . 2 0<br />
S A T U R D A Y<br />
1 7 . 0 4 . 2 0<br />
loud, stressful<br />
2 1<br />
lost, in hurry, grey<br />
scary, dark, helpless<br />
12-<br />
4-<br />
6°C<br />
13°C<br />
8-<br />
9°C<br />
kesselbrink<br />
familiar, welcoming,<br />
relaxed<br />
kesselbrink<br />
kesselbrink<br />
shortcut seidensticker<br />
ravensberger park<br />
9-<br />
11°C<br />
playgrounds<br />
ravensberger park<br />
3 THE APPROACH: FEMINIST,<br />
EMPOWERING, AND SOCIALLY<br />
RESILIENT CITIES<br />
The challenge of urban planning and<br />
design is to change the basis, the environment,<br />
and the living space of society<br />
into a feminist, empowering, and<br />
socially resilient space. One should<br />
not underestimate the power of urban<br />
planners and designers. While those<br />
are still dominated by men and sexist<br />
thinking, women and gender minorities<br />
suffer from a patriarchal city.<br />
E S D A Y<br />
2 1<br />
2 8 . 0 4 . 2 0<br />
W E D N<br />
T U E S D A Y<br />
2 1<br />
busy, friendly,<br />
welcoming<br />
2 7 . 0 4 . 2 0<br />
playful, motivating,<br />
inspiring<br />
10-<br />
11°C<br />
2 1<br />
1 2 . 0 4 . 2 0<br />
M O N D A Y<br />
1-<br />
6°C<br />
friendly, vivacious,<br />
diverse<br />
|<br />
The collage shows how women and<br />
gender minorities could operate cities<br />
in both leading positions and participation<br />
processes in the future. Their presence<br />
in public spaces should be supported<br />
with measures for safety and<br />
accessibility. The aim is not to plan a<br />
counter-project that defines cities differently<br />
but an appropriate solution that<br />
combines both the ruling urban structures<br />
and new inclusive aspects.<br />
STUDENT IDEAS<br />
83
4 THE PLAN AREA: BIELEFELD EAST<br />
As a consequence, an urban space in Bielefeld East was designed following self-constructed<br />
guidelines and focusing on usability, public space, infrastructure, safety,<br />
and ecology. For the spatial analysis of the plan area, observing methodologies were<br />
chosen and the results summarized in a SWOT-Analysis. The spatial analysis revealed<br />
that the plan area is both a threat as well as a significant potential space for Urban<br />
Feminism in some points. After using the analysis to develop an experimental<br />
concept, a design for Bielefeld East was made which then was applied to a certain<br />
part of the planning area. The first test of this experimental concept for developing<br />
feminist cities was completed with this step.<br />
The masterplan of the plan area Bielefeld East deals with four operators: The Feminist<br />
Living Project, Green Spaces + Connections, a Feminist Development Network<br />
and Street Interventions. These operators influence the whole space in their individual<br />
ways. All in all, the masterplan includes a lot of space for affordable dwellings<br />
welcoming many women and gender minorities and enabling them to move into<br />
the plan area for a safer space. With more than 100 newly developed land plots authorized<br />
for them, a diverse and feminist community can develop. To sum it up, the<br />
masterplan shows a highly connected urban space in Bielefeld East with a special<br />
focus on women- and gender-minority-friendly design.<br />
Masterplan Urban Feminism<br />
Experiment Bielefeld<br />
(i.O. M 1:2000)<br />
84 STUDENT IDEAS
Vertiefungsbereich:<br />
Test Design No.1<br />
(i.O. M 1:500)<br />
5 TO BE CONTINUED<br />
References:<br />
Doing the first step into a feminist, empowering, and socially<br />
resilient design, this project in Bielefeld East shows<br />
off how Urban Feminism could look like and details the<br />
approach to a first solution. Although many aspects of<br />
sexist cities are reduced in this concept, this project is far<br />
from perfect. It is an attempt to fight sexist structures<br />
in urban development and makes suggestions of how<br />
things could be done differently. The concept was never<br />
meant to be the masterplan for all cities but rather be an<br />
impulse for the community of urban developers to start<br />
thinking about equality in their field.<br />
Johnston-Zimmermann, K. (2017): Urban Planning Has a Sexism<br />
Problem. URL: https://nextcity.org/features/view/urban-planning-sexism-problem<br />
(accessed 20.04.<strong>2021</strong>).<br />
Kern, L. (2020): Feminist City. o.O.: Unrast Verlag<br />
Overall, this is just the beginning of a very long journey.<br />
We cannot expect to change structures that have existed<br />
for many centuries with just one experimental concept.<br />
But as is often the case, starting is the most important<br />
step, and hopefully, there are many more, even better<br />
concepts for developing feminist cities to come. Of course,<br />
there have to be interventions and strategic solutions<br />
that change urban planning structures just like the social<br />
movement is already doing in society. And we, as a young<br />
generation of urban planners, will be able to do so. -<br />
„<br />
Leslie<br />
A feminist city is one you have<br />
to be willing to fight for.<br />
Kern 2020 in “Feminist City“<br />
Michelle Kubitzki, B.A. Urban Planning<br />
Michelle Kubitzki completed her bachelor’s degree<br />
in Urban Planning at TH OWL in July <strong>2021</strong>. During<br />
her studies, she grew an interest in social and<br />
political topics considering injustices in society.<br />
She carried the idea of “Urban Feminism” with her<br />
for over a year and put it into practice with her<br />
bachelor thesis. With projects like this, she wants<br />
to transform the urban planning sector into feminist<br />
and inclusive thinking. To develop her creative<br />
approaches and expertise, she will study “Urban<br />
Design” at HCU Hamburg in the following semester.<br />
STUDENT IDEAS<br />
85
Studentische Arbeit MIAD P1 'Laurentiusgarten' von Leon Konschake und<br />
Leon Landwehr, Atomsphärische Darstellung, Vertiefungsbereich Freiraum<br />
INKLUSIVES WARBURG<br />
Leon Konschake, Leon Landwehr<br />
Wissensbasiertes Entwerfen für ein<br />
erweitertes Inklusionsverständnis<br />
in der Stadtplanung<br />
KATHRIN VOLK UND JENNY OHLENSCHLAGER<br />
Die Herausforderung: Wie können Student:innen mit Testentwürfen zeigen,<br />
welche städtebaulich freiraumplanerischen Herausforderungen Inklusion in<br />
all ihren Dimensionen an das Entwerfen von Stadträumen stellt?<br />
86 HUMAN CENTERED DESIGN
AUSGANGSSITUATION<br />
In Warburg wird ein 16 Hektar großes,<br />
inklusives Quartier „Laurentiushöhe –<br />
Ein Quartier mit Seele“ entstehen. Es<br />
ist ein gemeinsames städtebauliches<br />
Entwicklungsprojekt der Stadt Warburg<br />
und der Caritas Wohn- und Werkstätten<br />
im Erzbistum Paderborn, die Flächeneigentümerin<br />
und Trägerin des dort ansässigen<br />
Heilpädagogischen Heil- und<br />
Therapiezentrums. Es geht um ein introvertiertes<br />
Stück Stadt, das sich transformieren<br />
möchte in eine inklusiv gelebte<br />
Nachbarschaft und um den Wunsch<br />
der Hansestadt Warburg, beispielhaft<br />
beizutragen, zu einer inklusiven Stadtentwicklung.<br />
Ein ISEK ist auf den Weg<br />
gebracht, ein städtebaulich freiraumplanerischer<br />
Wettbewerb wurde ausgelobt<br />
und für das Büro Scheuvens und<br />
Wachten plus entschieden. Alle beteiligten<br />
Akteur:innen sind aktiv bestrebt mit<br />
diesem Projekt im Rahmen des Aktionsfeldes<br />
„Das neue Stadt-Land-Quartier“<br />
der Regionale 2022 gefördert zu werden.<br />
INTENTION<br />
Warburg diente Student:innen der TH<br />
OWL im Wintersemester 20/21 als Ort<br />
sich ihr eigenes Verständnis von inklusiver<br />
Stadtentwicklung zu erarbeiten:<br />
Wissensbasiertes Entwerfen als Methode<br />
sich Erkenntnisse nicht nur zu erarbeiten,<br />
sondern auch in Raum umzusetzen,<br />
eine Haltung zu einer fordernden<br />
urbanen Aufgaben der Zukunft zu entwickeln.<br />
Losgelöst von Sachzwängen<br />
des Machbaren, des lokalen Diskurses<br />
und (sozial)politisch-planerischen<br />
Prozesses waren die Student:innen<br />
aufgefordert, ein erweitertes Inklusionsverständnis<br />
zu entwickeln. Die<br />
Aufgabenstellungen der Student:innen<br />
waren abweichend der Auslobung<br />
des städtebaulich freiraumplanerische<br />
Wettbewerbs „Laurentiushöhe – Ein<br />
Quartier mit Seele“ formuliert. Die Planungsgrenzen<br />
wurden aufgelöst, der<br />
Betrachtungsraum gesamt städtisch<br />
geöffnet. Es gab keine geforderte Baudichte,<br />
keine Nutzungsvorgaben oder<br />
Vorgaben zur Raumprogrammierung.<br />
All diese Aspekte sollten nach einer<br />
wissenschaftlichen Betrachtung des<br />
aktuellen Fachdiskurses Inklusion und<br />
einer gründlichen Recherche über Bedarfe<br />
in Warburg selbst entschieden<br />
werden.<br />
ERGEBNISSE<br />
In insgesamt vier Lehrmodulen im Bachelorstudiengang<br />
Stadtplanung und<br />
im Masterstudiengang Architektur sind<br />
eine Fülle an studentischen Arbeiten<br />
entstanden. Ein städtebaulich freiraumplanerischer<br />
Auftakt für ein mögliches<br />
interdisziplinäres Glossar der Inklusion<br />
bietet eine erste Grundlage für<br />
alle am Prozess beteiligten Akteure aus<br />
unterschiedlichen Fachdisziplinen wichtige<br />
Begriffe zu sammeln, wirkmächtig<br />
zu definieren und so die Kommunikation<br />
zu schärfen. Die städtebaulich freiraumplanerischen<br />
Testentwürfe für ein<br />
gelebtes inklusives Quartier „Laurentiushöhe“<br />
zeigen erste Raumbilder, die<br />
während der studentischen Präsentationen<br />
den Vorstellungsraum der Warburger<br />
Lenkungsrunde erweiterten. Die<br />
gesamt städtische Einordnung der Testentwürfe<br />
sowie die entwickelten Freiraumstrategien<br />
für die Gesamtstadt<br />
Warburg zeigen die langfristige Aufgabe<br />
und bieten der Stadt Warburg Inspiration<br />
ihre Stadt aus einer neuen Perspektive<br />
zu betrachten. Eine Werkschau<br />
der studentischen Arbeiten erfolgte<br />
für die Öffentlichkeit in leerstehenden<br />
Schaufenstern der Innenstadt im Juli<br />
<strong>2021</strong>. Die Bevölkerung wurde hierdurch<br />
neben den bisherigen Beteiligungsformaten,<br />
Teil des Diskurses und für eine<br />
inklusive Weiterentwicklung Warburgs<br />
sensibilisiert.<br />
REFLEKTION<br />
Es sind ohne Zweifel spannende städtebaulich<br />
freiraumplanerische Entwürfe<br />
und Strategien entstanden. Für die<br />
meisten Student:innen waren Höfe die<br />
passenden Gebäudetypologien für ein<br />
inklusives Quartier. Es ging um Gemeinschaft,<br />
um gemeinsame Lebens- und<br />
Arbeitsräume, Freiräume. Orte des Zu-<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
87
Pia Richerzhagen, Laura Voelzkow<br />
Studentische Arbeit BSP IP 505.2 Landschaft 'Mitten am Rand. Die neue Mitte Warburgs'<br />
von Pia Richerzhagen und Laura Voelzkow, Konzeptgrafik Inklusion<br />
sammentreffens. Stabile städtebauliche<br />
Gerüste. Inklusion entstand durch<br />
mögliche Raumprogrammierung.<br />
Doch reflektierend fragen wir: Kann<br />
rein über eine städtebauliche Anordnung<br />
Inklusion entstehen? Worin liegen<br />
Besonderheiten ein inklusives Quartier<br />
zu planen? Was kann der gebaute<br />
Raum leisten, welche Anteile hat die<br />
gelebte Praxis einer inklusiven Stadtgesellschaft,<br />
wie kann inklusives Raumgeschehen<br />
gelingen? Und hier waren<br />
die gestalterisch weniger starken, aber<br />
konzeptionell gedachten Entwürfe interessant.<br />
Entwürfe, die nicht nach Raum,<br />
sondern nach Strategien gefragt haben.<br />
Es folgen fünf Kommentare, die sich<br />
aus der Reflektion der Studienarbeiten<br />
ergeben. Begleitet werden<br />
die Kommentare von beispielhaften<br />
Auszügen der studentischen Werke.<br />
Sie sind illustrierend, aber auch Begründung<br />
für die Formulierung der<br />
Kommentare:<br />
EINS. INKLUSION BRAUCHT DIE<br />
TEILHABE ALLER.<br />
Ein Inklusionsverständnis muss den Anspruch<br />
besitzen, sich nicht ausschließlich<br />
auf die gleichberechtigte Teilhabe<br />
von Menschen mit körperlicher und/<br />
oder geistiger Behinderung zu beziehen.<br />
Wir brauchen ein erweitertes Inklusionsverständnis,<br />
welches auf dem Bewusstsein<br />
über und der Wertschätzung<br />
von Diversität beruht. Diversität bezieht<br />
sich nach der EU-Grundrechtcharta aus<br />
dem Jahr 2000 in seinen sechs Kerndimension<br />
auf Alter, Geschlecht, sexuelle<br />
Orientierung, ethnisch-kulturelle Zugehörigkeit,<br />
Religion und Behinderung. Ein<br />
gelebtes inklusives Quartier, eine inklusive<br />
Stadtgesellschaft öffnet sich der Vielfalt<br />
in Gänze. Inklusive Konzepte müssen<br />
somit die gleichberechtigte Teilhabe Aller<br />
mit Ihren spezifischen Eigenschaften<br />
anstreben.<br />
In der gedanklichen Komplexität berücksichtigt<br />
eine erweiterte inklusive Stad-<br />
88 HUMAN CENTERED DESIGN
Werkschau im öffentlichen Raum,<br />
Ansicht Glossar von Laura Voelzkow<br />
Laura Voelzkow<br />
tentwicklung also die Unterschiedlichkeit<br />
aller Lebewesen, somit auch die Bedarfe<br />
von Flora und Fauna. Ein naturinklusiver<br />
Städtebau ist gefordert und notwendig.<br />
Nur mit diesem erweiterten Anspruch<br />
lassen sich die Nachhaltigkeitsziele der<br />
New Urban Agenda, die 2016 im Rahmen<br />
der UN Habitat III in Quito verabschiedet<br />
wurde, insbesondere dem Ziel SDG 11<br />
Städte und Siedlungen inklusiv, sicher,<br />
widerstandsfähig und nachhaltig zu gestalten,<br />
langfristig umsetzen.<br />
Das bedeutet jedoch auch, dass wir als<br />
Planer:innen besser werden müssen.<br />
Zunächst müssen alle am Prozess Beteiligten<br />
Akteure sich einer erweiterten<br />
Inklusion sensibilisieren und stärker in<br />
einen Austausch mit den weiteren Fachdisziplinen<br />
gehen. Des weiteren gilt es<br />
unser Fachwissen stärker zu moderieren,<br />
kommunizieren und die lokalen Expert:innen<br />
mit ihrem Raumwissen und<br />
Raumwünschen frühzeitig zu integrieren,<br />
beteiligte Akteure für die Thematik<br />
sensibilisieren. Nicht nur innerhalb der<br />
formal vorgesehenen Beteiligungsformen,<br />
sondern darüber hinaus.<br />
ZWEI. INKLUSION BRAUCHT GESAMT-<br />
STÄDTISCHE INFRASTRUKTUREN.<br />
Wir müssen neu zu entwickelnde Quartiere<br />
inklusiv denken, nachhaltig, resilient.<br />
Das ist „State of the Art“ (auch<br />
wenn hier noch viele Definitionen auszuhandeln<br />
sind). Die klein räumliche<br />
Einheit Quartier stellt für alle beteiligten<br />
Akteure eine wichtige und greifbare<br />
Handlungs- und Steuerungsebene zur<br />
Verwirklichung einer inklusiven Stadtgesellschaft<br />
dar. Im Quartier leben die<br />
Menschen mit ihren Interessen, Bedürfnissen,<br />
Ressourcen und Möglichkeiten.<br />
Mit der Entstehung eines gänzlich neuen<br />
Quartiers können mit einer neuen<br />
Selbstverständlichkeit bauliche, soziale,<br />
technische und rechtliche Barrieren vermieden<br />
werden. Doch wir müssen die<br />
erweiterte inklusive Stadt auch im Bestand<br />
denken. Inklusion darf und kann<br />
räumlich nicht auf neue Gestaltungen<br />
begrenzt werden sondern muss Eingang<br />
finden, in die Entwicklung des Vorhandenen.Innerhalb<br />
bestehender Nachbarschaften,<br />
Quartiere und auf gesamt<br />
städtischer Ebene. Denn Barrieren einer<br />
inklusiven Stadtgesellschaft würden<br />
sonst lediglich verschoben werden. Eine<br />
wirklich inklusive Stadtentwicklung benötigt<br />
die Betrachtung auf gesamt städtischer<br />
Ebene, um verbindende inklusive<br />
Infrastrukturen bereitzustellen. Dies betrifft<br />
zum einen Fragen des kulturellen<br />
Umgangs mit Diversität. Eine inklusive<br />
Stadt muss sich daran messen lassen,<br />
wie klug sie ihre schwächsten Bewohner<br />
berücksichtigt, wie sie umgeht mit<br />
Friktionen, Konflikten und kulturellen<br />
Ungereimtheiten. Daran, welche Räume<br />
sie bereitstellt für eine Stadtgesellschaft,<br />
die individuelle Lebenskonzepte ermöglichen<br />
möchte, die aber auch universelle<br />
Gemeinsamkeiten entdecken will. Eine<br />
inklusive Stadt eröffnet Zugänglichkeiten<br />
zu Infrastrukturen der Versorgung,<br />
der Bildung, der Kultur, zu lebendigen<br />
öffentlichen Räumen der Begegnung<br />
und Aneignung, zu Orten des sozialen<br />
Austausches. Des weiteren betrifft es<br />
Fragen der Mobilität, denn Mobilität bedeutet<br />
Flexibilität im Denken und Handeln.<br />
Inklusive Konzepte des ÖPNV, ein<br />
inklusives mobilitätsfreundliches Freiraumsystems<br />
sind notwendig um selbstbestimmt<br />
zu leben, Orte und Menschen<br />
miteinander zu verbinden.<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
89
Studentische Arbeit MIAD P1 'Laurentiusquartier. inklusive-grün-sozial' von KenTietjen und Paul Heistermann<br />
Infrastrukturplan Warburg (genordet ohne Maßstab)<br />
DREI. INKLUSION BRAUCHT<br />
ÖFFENTLICHEN RAUM.<br />
Der öffentliche Raum als urdemokratischer<br />
Raum, als Basis für gesellschaftlichen<br />
Zusammenhalt und Teilhabe, spielt<br />
für Inklusive Stadtentwicklung eine besondere<br />
Rolle. Es gilt dem Anspruch der<br />
Teilhabe Aller gerecht zu werden. Der<br />
öffentliche Raum muss als (grüne) Infrastruktur<br />
Ausgangspunkt der städtebaulichen<br />
Planung sein, denn er legt mit<br />
vielseitigen Freiräumen grundlegende<br />
Qualitäten fest. Ein Quartier ist nur so inklusiv<br />
wie sein öffentlicher Raum. Damit<br />
dies gelingt muss der öffentliche Raum<br />
sehr komplex gedacht werden. Denn er<br />
ist Raum für alle. Und für alle soll der<br />
öffentliche Raum attraktive Aufenthaltsorte<br />
bieten, die nicht nur zugänglich und<br />
sicher sind, sondern unterschiedliche<br />
Ansprüche des Raumgeschehens berücksichtigen.<br />
Ein zentraler Platz ist ein<br />
anderer Ort als ein Park. Ansprüche an<br />
Inklusion unterscheiden sich ortsspezifisch.<br />
Und darum gilt: Alles ist möglich,<br />
doch nicht Alles kann für Alle trotz Multikodierung<br />
und Mischnutzungen überall<br />
zu jeder Zeit möglich sein. Inklusion im<br />
öffentlichen Raum bedeutet Unterschiede<br />
zu akzeptieren und einen differenzierten,<br />
klugen, sozialen Umgang damit<br />
zu finden. Die Vielzahl unterschiedlicher<br />
qualitativer Ansprüche an öffentliche<br />
Räume, an Freiräume müssen bedarfsorientiert<br />
gestaltet sein, gesellschaftliche<br />
Aushandlungen über die Nutzung öffentlicher<br />
Räume anbieten und aushalten.<br />
Hierfür muss der öffentliche Raum klar<br />
lesbar sein. Und die Schwellen von öffentlich<br />
zu gemeinschaftlich oder privaten<br />
Freiräumen bewusst gestalten sein.<br />
Und dann gibt es einen weiteren Aspekt.<br />
Im öffentlichen Raum können qualitative<br />
Anforderungen und Ansprüche an<br />
ein gesundes und resilientes Lebensumfeld<br />
im Sinne der Umweltgerechtigkeit<br />
als ein Baustein für eine inklusive Stadtentwicklung<br />
definiert und umgesetzt<br />
werden. Eine gesamt städtische, grüne<br />
Infrastruktur als Benefit nicht nur für<br />
Nachhaltigkeit und notwendige Klimaanpassungen,<br />
sondern für eine gesundheitsgerechte<br />
Inklusion.<br />
90 HUMAN CENTERED DESIGN
VIER. INKLUSION BRAUCHT SOZIALE<br />
BEZIEHUNGEN.<br />
Städtebauliche Setzungen schaffen<br />
einen räumlichen Rahmen für soziale<br />
Beziehungen und zeigen die große Verantwortung<br />
unseres räumlichen Denkens<br />
und Schaffens als Planner:innen.<br />
Denn Inklusion benötigt nicht nur einen<br />
flexiblen Rahmen, in dem komplexes<br />
soziales Handeln möglich ist, sondern<br />
ein aufgeschlossenes Mindset, das die<br />
Stadtgesellschaft ermuntert aktiv teilzunehmen<br />
und inklusives Raumgeschehen<br />
erst ermöglicht. Stadtentwicklung<br />
ist Gemeinschaftsaufgabe.<br />
Hierfür sind Beziehungen und Governancestrukturen<br />
zwischen einer<br />
Vielzahl von unterschiedlichen Akteur:innen<br />
von Bedeutung, die sich mit<br />
bedarfsgerechten, kontextbezogenen<br />
Unterstützungsformen kümmern. Ein<br />
inklusives Quartier zeichnet sich durch<br />
Kooperationen und Netzwerke aus, die<br />
sich ineinander verweben und Gleichgesinnte<br />
zusammenbringen. Dies betrifft<br />
die Strukturen und Fachbereiche<br />
innerhalb der städtischen Verwaltung,<br />
gemeinwohlorientierte Institutionen<br />
und Unternehmen sowie engagierte<br />
Privatpersonen. Und noch mehr noch.<br />
Neben sozialen Unterstützungsformen<br />
des Alltags und der Bildung sind auch<br />
privatwirtschaftliche Unternehmen als<br />
inklusive Arbeitgeber:innen von Bedeutung.<br />
Orte des Arbeitens sind integraler<br />
Bestandteil von Stadt. Auch diese müssen<br />
inklusiv gedacht und gelebt werden.<br />
Hier liegt die Herausforderung. Soziale<br />
Beziehungen sind bedingt planbar und<br />
abhängig von Individuen. Netzwerke<br />
und Kooperationen bedeuten Carearbeit.<br />
Sich kümmern kostet Geld und<br />
Zeit, welche eine inklusive Stadtgesellschaft<br />
in der Verteilung ihrer Ressourcen<br />
mit Aufrichtigkeit und Transparenz<br />
aushandeln muss. Kooperative Verfahren<br />
der öffentlichen Hand, der Bürgerschaft<br />
und Wirtschaft sind gefragt. Nur<br />
so kann ein städtebaulicher Rahmen,<br />
als Möglichkeitsraum, seine volle Wirksamkeit<br />
entfalten.<br />
FÜNF. INKLUSION BRAUCHT ZEIT.<br />
Erweiterte inklusive Stadtentwicklung<br />
ist eine unmittelbare, mittelfristige und<br />
eine langfristige Gemeinschaftsaufgabe.<br />
Je mehr Akteure über einen längeren<br />
Zeitraum zusammen wirken, desto<br />
stärker muss das gemeinsame langfristige<br />
Leitbild sein. Es schafft Identität<br />
Studentische Arbeit 'MIAD P1 Laurentiusquartier.<br />
inklusive-grün-sozial' von Ken Tietjen und Paul<br />
Heistermann, Vertiefungsbereich, Öffentlicher Platz<br />
(genordet ohne Maßstab)<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
91
Studentische Arbeit MIAD S1 Freiraumsysteme von Nadine Schroeter ,<br />
Freiraumkonzept Warburg (genordet ohne Maßstab)<br />
sowie Orientierung und verliert in einzelnen<br />
Entscheidungen das Gesamtziel<br />
nicht aus den Augen. Um gemeinsame<br />
Leitbilder und Handlungsstrategien<br />
Wirklichkeit werden zu lassen ist Zeit<br />
und Prozessoffenheit nötig. Denn die<br />
Teilhabe Aller bedeutet Lernprozesse<br />
und zeitlich flexible Strategien für unterschiedliche<br />
Zeithorizonte zu entwickeln.<br />
Für den Freiraum, den Städtebau<br />
und besonders für die Architektur bedeutet<br />
dies, bedarfsgerecht und gleichzeitig<br />
multifunktional gedacht zu werden.<br />
Robust und offen. Bedarfe müssen<br />
her für in einem kooperativen Prozess<br />
frühzeitig gemeinsam erarbeitet und in<br />
räumliche Beziehung gesetzt werden.<br />
Diese mittelfristige Perspektive muss<br />
so stabil sein, dass sie dennoch Flexibilität<br />
für weitere Aushandlungen und<br />
Anpassungen ermöglicht. Die Gebäude<br />
müssen sich besonders in den unteren<br />
Stadtgeschossen zum öffentlichen<br />
Raum öffnen und auf die sich mit der<br />
Zeit verändernden Ansprüche und Nutzungen<br />
anpassen lassen. Doch der Aspekt<br />
Zeit bedeutet nicht nur Prozessualität<br />
zu ermöglichen, sondern auch mit<br />
Unsicherheiten und Unvorhersehbarem<br />
umzugehen. Eine erweiterte inklusive<br />
Stadtentwicklung ist unmittelbar.<br />
Sie fordert im Hier und Jetzt Haltung<br />
und Entscheidungen im Umgang mit<br />
scheinbarer Unvollkommenheit. -<br />
92 HUMAN CENTERED DESIGN
„<br />
Erweiterte inklusive Stadtentwicklung ist eine unmittelbare,<br />
mittelfristige und eine langfristige Gemeinschaftsaufgabe.<br />
Jenny Ohlenschlager<br />
Prof.'in Dipl.-Ing. Kathrin Volk<br />
Literatur und Anmerkung:<br />
Galle M. (2020): Masterthesis. Das Quartier mit „Seele“: Das Potenzial einer<br />
Quartiers-Charta als Instrument einer kooperativen und sozial-innovatien<br />
Quartiersentwicklung am Beispiel der „Laurentiushöhe“ Warburg, Bochum:<br />
Ruhr-Universität Bochum.<br />
Jan Gehl Institute (2018): Inclusive Healthy Places, New York.<br />
Bundesstiftung Bauultur (2020): Bauklutur Bericht 2020/21Öffentliche<br />
Räume, Potsdam.<br />
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrgebiet<br />
Landschaftsarchitektur und Entwerfen an der Detmolder<br />
Schule für Architektur und Innenarchitektur der TH OWL.<br />
Vor Ihrem Masterstudiengang Urban Design an der Hafen-<br />
City Universität Hamburg studierte sie Landschaftsarchitektur<br />
und Umweltplanung an der TH OWL. Als Brunnert<br />
und Ohlenschlager Landschaften arbeitet sie freiberuflich<br />
als Stadtentwicklerin. Sie ist Mitglied und Beirat des<br />
Vorstandes des bundesweiten Verein Jugend Architektur<br />
Stadt e.V.. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit sowie Lehre liegt<br />
im öffentlichen Raum und dessen Verhandlung.<br />
ist Professorin für Landschaftsarchitektur und Entwerfen<br />
an der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur<br />
der TH OWL. Sie ist Landschaftsarchitektin und war<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hannover.<br />
2003 wurde sie als Professorin für Darstellung und<br />
Gestaltung an den Fachbereich Landschaftsarchitektur<br />
und Umweltplanung der Hochschule Ostwestfalen-Lippe<br />
berufen. Seit 2010 ist sie Lehrstuhlinhaberin Detmolder<br />
Schule für Architektur und Innenarchitektur und Mitinitiatorin<br />
des Studiengangs Stadtplanung. Sie lehrt auch im<br />
Masterstudiengang "master städtebau nrw", einem von<br />
fünf Hochschulen gemeinsam angebotenen Studiengang,<br />
der junge Talente aus Architektur, Landschaftsarchitektur,<br />
Regionalplanung und Geographie zusammenführt, um<br />
interdisziplinär die Stadt von morgen in unterschiedlichen<br />
Maßstäben und Perspektiven zu erdenken. Seit 2016 ist<br />
sie Prodekanin für Forschung und Internationalisierung an<br />
der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur.<br />
Als Wissenschaftlerin ist Kathrin Volk Gründungsmitglied<br />
des Studiengangs Stadtplanung an der Detmolder<br />
Schule für Architektur und Innenarchitektur Zurzeit<br />
leitet sie ein Projekt, das untersucht, wie „Nature Based<br />
Solutions“ einen Beitrag leisten können, vernachlässigte<br />
Quartiere als gesunde und angenehme Lebensumwelt zu<br />
gestalten. Kathrin Volk ist international als Gastkritikerin<br />
an Universitäten tätig, Autorin von Fachartikeln und<br />
Buchbeiträgen und mit ihrer Expertise Preisrichterin in<br />
städtebaulichen / freiraumplanerischen Wettbewerben.<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
93
HÖRT AUF<br />
WOHNUNGEN ZU BAUEN<br />
Architekt Van Bo Le-Mentzel im Gespräch mit Kyra Albrecht<br />
Ich treffe Van Bo Le-Mentzel und seinen Sohn an einem Gymnasium in Reinickendorf, oberhalb von<br />
Berlin. Dort arbeitet er als Kunstlehrer und hat eines seiner Tiny Houses mitgenommen. Auf dem Pausenhof<br />
steht die Waschmaschine: das Tiny House, das nach dem Vorbild des Dessauer Bauhauses entworfen<br />
wurde. Es wird als zusätzlicher Schulraum von Schüler:innen und Lehrer:innen genutzt. Gerade<br />
hat Le-Mentzel das Badezimmer des Tiny Houses mit einem Drucker ausgestattet, sodass der Raum<br />
umfunktioniert wird zur Kopierstation für sein nächstes Fotografie-Projekt mit seinen Schüler:innen.<br />
KA: Was ist dieses Tiny House für dich,<br />
hier an dieser Stelle?<br />
LM: Man muss sich vorstellen, das ist<br />
meine Arbeitsstelle und ich wohne eine<br />
Stunde entfernt. Ich pendle sozusagen.<br />
Das ist der Raum, den ich jetzt für mich<br />
habe. Und wenn mein Sohn kommt,<br />
kann er hier spielen. Ansonsten wüsste<br />
ich jetzt gar nicht, wo ich meinen Sohn<br />
lassen sollte. Auch in der Pandemie-Zeit<br />
war das für mich einfach. Hier kann mein<br />
Sohn ja die ganze Zeit mit dabei sein.<br />
KA: Also hast du gar kein festes Büro in<br />
Berlin?<br />
LM: Genau. Dahinter steckt aber eine<br />
Theorie oder fast eine andere Haltung.<br />
Ich behaupte, dass jeder einen Rückzugsort<br />
braucht, das ist klar. Aber das<br />
Leben findet eigentlich meistens nicht<br />
an den Orten statt, wo du glaubst, wo<br />
das Leben stattfindet. Das Leben findet<br />
überall statt. Auf der Straße, auf der Autobahn,<br />
an Kreuzungen, in der U-Bahn,<br />
im Bus, bei dir Zuhause, im Büro, bei deinen<br />
kranken Eltern, die du pflegst. Und<br />
deswegen müssen diese Räume, die<br />
man braucht, um zu Leben, zum Essen,<br />
Schlafen, Zähneputzen, Beten, Duschen,<br />
überall sein. Für mich macht es keinen<br />
Sinn, einen Raum nur zum Schlafen zu<br />
haben, denn ich schlafe ja vielleicht auch<br />
mal woanders. Urlaub ist so ein klassisches<br />
Beispiel. Da haben alle irgendwie<br />
begriffen „Okay, es braucht Hotels, wo<br />
man dann schlafen kann“. Aber warum<br />
gibt's denn hier an der Schule kein Hotel?<br />
Vielleicht wollen ja einige auch mal<br />
tagsüber schlafen.<br />
Deswegen glaube ich auch, dass Arbeiten<br />
so ein ähnliches Thema ist. Es gibt<br />
eine Gruppe von Menschen, die können<br />
nicht sagen „Jetzt fange ich an zu arbeiten<br />
und jetzt höre ich auf zu arbeiten“,<br />
dazu gehöre ich auch nicht, sondern<br />
wenn mich etwas interessiert, zum Beispiel<br />
ein Buch, dann sage ich ja nicht<br />
„Ich kann mir das jetzt nicht anschauen,<br />
weil meine Arbeitszeit ist jetzt vorüber“,<br />
sondern ich lebe. Ich gucke mir natürlich<br />
Bücher an, gehe ins Museum. Das ist<br />
für mich alles Arbeit und lässt sich nicht<br />
trennen von meinen normalen Arbeitszeiten.<br />
Natürlich gibt es Verpflichtungen,<br />
so etwas wie Unterrichten an einer Schule,<br />
die sind klar festgelegt. Aber es gibt<br />
auch Momente wie Vorbereitungszeit,<br />
Gespräche führen mit Eltern, mit anderen<br />
Leuten. Ich mache einen Podcast mit<br />
Schülerinnen und Schülern und dafür<br />
gibt es keine festgelegte Zeit. Das haben<br />
wir mal hier gemacht im Tiny House oder<br />
94 HUMAN CENTERED DESIGN
Kyra Albrecht<br />
Van Bo Le-Mentzel<br />
ist Studierende der Innenarchitektur an der Detmolder<br />
Schule und lehrt am Lehrgebiet von Prof. Dipl- Ing. Ulrich<br />
Nether Ergonomie und Humanfaktoren sowie Produktdesign.<br />
Bevor sie das Studium der Innenarchitektur aufnahm,<br />
absolvierte sie eine Ausbildung zur Raumausstatterin.<br />
Im Zuge der Ausbildung arbeitete sie auf internationalen<br />
Baustellen als Projektleiterin und verbrachte einige Wochen<br />
in Island, um dort das Handwerk des Polsterns intensiver<br />
kennen zu lernen.<br />
ist Architekt, Autor und Filmemacher aus Berlin. Er ist unter<br />
anderem Initiator mehrerer Initiativen zwischen Design und<br />
sozialer Teilhabe. Bekannte Projekte sind Hartz IV Möbel<br />
(2010), One Sqm House (2013), Karma Chakhs (2013),<br />
Tinyhouse University (2015) und das Co-Being House. Seine<br />
Möbel und Tiny Houses wurden international ausgestellt<br />
und haben Eingang gefunden in die Sammlung verschiedener<br />
Museen (Vitra u.a.). Für seine Initiativen wurde<br />
Le-Mentzel mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem ZEIT<br />
WISSEN-Preis Mut zur Nachhaltigkeit und dem Bayreuther<br />
Vorbildpreis. Mit seiner Vision der „Circular City“ will<br />
er soziale Nachbarschaft, Parks und Industrie in einen<br />
Kreislauf setzen.<br />
mal im Café. Jeder Raum sollte Möglichkeiten<br />
anbieten und deswegen habe ich<br />
kein festes Büro, weil ich überall arbeite.<br />
KA: Aber für manche Arbeiten ist das<br />
nicht möglich. Manche Arbeiten brauchen<br />
doch eine feste Verortung.<br />
LM: Wenn du Herzchirurg bist, kannst<br />
du natürlich nicht überall arbeiten. Aber<br />
es gibt zum Beispiel auch Herzchirurgen,<br />
die gehen mit einem Zelt in Krisengebiete<br />
und operieren Herzen. Natürlich ist es<br />
von der Logistik her manchmal besser,<br />
wenn alles zentralisiert ist. Wenn du alle<br />
Bücher an einem Ort hast, alle Server,<br />
alle Skalpelle, um Herzen aufzumachen<br />
und Gehirne. Aber das ist nur die halbe<br />
Wahrheit. Manchmal ist es vielleicht<br />
sogar besser, wenn die Dinge dezentral<br />
sind. Wenn man sich nicht verlässt auf<br />
diese festen Strukturen, weil man dann<br />
in einer Routine ist und nicht mehr nach<br />
rechts und nach links guckst.<br />
KA: Also was braucht ein Raum deiner<br />
Meinung nach?<br />
LM: Zum Beispiel die Corona-Teststationen<br />
fand ich total interessant. Was<br />
braucht man, um zu testen? Es darf nicht<br />
so kalt sein. Ruhig muss es eigentlich<br />
nicht sein. Vielleicht ein bisschen abgeschirmt,<br />
dass man die Leute nicht sieht,<br />
die gerade ein Stäbchen in die Nase geschoben<br />
bekommen. Eigentlich kannst<br />
du überall testen und ich habe mich sehr<br />
gefreut zu sehen, wie dann in Deutschland<br />
auf einmal auf Fahrrädern kleine<br />
Teststationen entstanden sind. In Läden<br />
oder auch in Kellern, die nicht mehr genutzt<br />
werden, wurden Teststation aufgemacht.<br />
Also das ist das, was ich meine.<br />
Ein Café kann auch eine Teststation sein,<br />
es kann auch eine Schule sein, kann auch<br />
eine Kita sein, kann auch eine Wohnung<br />
sein, kann auch ein Büro sein. Und das<br />
sind die Räume der Möglichkeiten, so<br />
wie ich das nenne. Vor allem in Deutsch-<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
95
„<br />
Ich bin dafür, dass man Räume der Möglichkeiten baut.<br />
Da kann man Fahrräder abstellen, aber in den nächsten<br />
zehn Jahren wird es vielleicht ein Studierendenwohnheim.<br />
land ist das sehr wenig ausgeprägt. Sie<br />
müssen ihre Kinder in eine Kita bringen,<br />
zum Beispiel. Oder sie müssen mit den<br />
Kindern auf einen Spielplatz. Sie können<br />
sich nicht vorstellen, dass Kinder zum<br />
Beispiel auch in einem Büroflur oder in<br />
einem Fabrikgebäude genauso gut spielen<br />
können.<br />
KA: Wenn du jetzt die Welt neu gestalten<br />
könntest, hätten dann all deine Räume<br />
keine Funktion, weil alles für alles nutzbar<br />
sein muss?<br />
LM: Sagen wir es mal so, wenn du ein<br />
Haus baust, was keine Fenster hat, dann<br />
schließt du schon mal ganz viele Funktionen<br />
aus. Wenn du zum Beispiel eine Garage<br />
baust, um ein Auto da abzustellen,<br />
machst du keine Fenster rein, dann kann<br />
der Raum aber nicht anders genutzt<br />
werden. Wenn du aber eine Garage<br />
baust mit einem Fenster, vielleicht sogar<br />
auf eine Höhe, dass man gut sitzen und<br />
raus gucken kann, dann kann die Garage<br />
später alles Mögliche sein. Es kann<br />
ein Shop werden, es kann Gästezimmer<br />
werden. Die meisten Leute, die ich kenne,<br />
die eine Garage bauen, machen aber<br />
kein Fenster rein.<br />
Ich bin dafür, dass man Räume der Möglichkeiten<br />
baut. Da kann man Fahrräder<br />
abstellen, aber in den nächsten zehn Jahren<br />
wird es vielleicht ein Studierendenwohnheim.<br />
Aber dann muss man das auch<br />
schon so planen, dass alles möglich ist.<br />
Und wenn man nur irgendwelche hässlichen<br />
Kisten macht, ohne Fenster und<br />
Deckenhöhe von zwei Metern, dann<br />
schließe ich schon mal ganz viel aus. Und<br />
das ist das Problem in Deutschland, dass<br />
die Leute sagen „Okay, ich bau ein Museum“<br />
und bauen ein Museum und denken<br />
nicht darüber nach, dass das Museum<br />
vielleicht in 100 Jahren umgenutzt wird.<br />
KA: Was definitiv ein Problem ist, weil<br />
einfach nicht mehr so gebaut wird, dass<br />
es 100 Jahre hält.<br />
LM: Absolut. Da sagst du was absolut<br />
Richtiges. Das hat etwas mit Kapitalismus<br />
zu tun. Die wollen doch gar nicht,<br />
dass das so lange hält. Dann sind ja alle<br />
Architekten nach uns arbeitslos. Das<br />
kann aber nicht der Anspruch sein. Man<br />
kann ja auch nicht Medizin machen mit<br />
dem Ziel, dass die Menschen in zehn<br />
Jahren wieder krank werden, weil sonst<br />
unsere Mediziner arbeitslos sind. Das ist<br />
kein Argument.<br />
KA: Das ist ja auch definitiv nicht im Sinne<br />
der Nachhaltigkeit. Was ist dann für<br />
dich ein Zuhause oder was macht für dich<br />
das Zuhause aus, wenn du sagst, man<br />
kann überall leben?<br />
LM: Ein Zuhause ist ein Ort, den du erst<br />
einmal selber auswählst. Den Ort bestimmst<br />
du selber. Nicht der Staat oder<br />
irgendwelche Immobilienmakler oder<br />
deine Eltern, sondern du entscheidest,<br />
dass das jetzt dein Zuhause ist. Stell dir<br />
vor, du möchtest jetzt da an einem Baum<br />
ein Baumhaus bauen. Dann muss man<br />
gucken, störst du damit andere? Beschränkst<br />
du die Freiheit anderer durch<br />
deinen individuellen Wunsch? Wenn das<br />
nicht der Fall ist, dann ist das vollkommen<br />
okay an dem Baum ein Baumhaus<br />
zu bauen. Jetzt kommt aber eine Sache<br />
dazu, die relativ neu in der ganzen Wohnungs-Debatte<br />
ist. Ich bin der Meinung<br />
es stimmt nicht, wenn du sagst, dass das<br />
nichts kostet in dem Baum zu wohnen.<br />
Nehmen wir mal an, dass viele den<br />
Wunsch, haben so weit weg wie möglich<br />
zu wohnen. Im Wald oder am See,<br />
wo möglichst wenig Menschen wohnen.<br />
Dann sagen wir ja erst mal, das kostet<br />
ja nichts, das Grundstück ist billig, die<br />
Hütte baue ich aus recycelten Materialien.<br />
Aber du brauchst ja auch Energie,<br />
Wasser und das Wasser muss geklärt<br />
und gereinigt werden. Das sind ja alles<br />
Kosten, die in der Gemeinschaft verteilt<br />
werden, das zahlst du nicht alleine. Dann<br />
musst du dich vor Ort auch noch bewe-<br />
96 HUMAN CENTERED DESIGN
gen können. Wahrscheinlich mit einem<br />
Auto, weil es keine Busse gibt. Umso<br />
weniger Menschen dort leben, desto weniger<br />
Infrastruktur hast du. Wenn du dir<br />
außerhalb der Zivilisation ein Zuhause<br />
wünschst, dann kann es sein, dass es auf<br />
den ersten Blick aussieht als ob du niemanden<br />
damit weh tust, aber durch dein<br />
Konsumverhalten entstehen Kosten, die<br />
wahrscheinlich die Gemeinschaft trägt.<br />
Und das ist nicht fair. Die Gemeinschaft<br />
profitiert ja nicht von einem Baumhaus.<br />
Aber wenn du sagen würdest, dass ist<br />
ein Baumhaus nicht nur für dich, sondern<br />
für die Hochschule, ist es was anderes.<br />
Dann leistest du einen Beitrag<br />
für die Gemeinschaft und musst auch<br />
nicht alleine die Kosten tragen, sondern<br />
dann kann man das schon auf die Gemeinschaft<br />
abwälzen. Das ist der Grund,<br />
warum unsere Tiny Houses nicht am<br />
Waldrand stehen, sondern wie hier auf<br />
einem Schulhof. Hier steht es ja der Gemeinschaft<br />
zur Verfügung.<br />
KA: Wie kam denn die Idee überhaupt<br />
Tiny Houses zu entwerfen? Ich dachte immer<br />
du hast das Problem des Wohnraum-<br />
Mangels vor allem in Berlin erkannt und<br />
darauf reagiert.<br />
LM: Ich habe damit angefangen, da gab<br />
es noch gar keinen Mangel an Wohnraum.<br />
Damals haben sich alle gefragt,<br />
was machen wir eigentlich damit? Wer<br />
braucht es eigentlich? Und dann haben<br />
wir das Obdachlosen angeboten. Jetzt,<br />
zehn Jahre später, wissen wir „Okay,<br />
krass, in so vielen Ländern der Welt gibt<br />
es zu wenig bezahlbare Wohnungen“.<br />
Jetzt denke ich viel über diese Themen<br />
nach.<br />
KA: Ich komme aus einem ländlichen<br />
Gebiet. Natürlich haben wir langsam<br />
auch das Wohnungsproblem, noch nicht<br />
so verstärkt wie in Berlin, aber es wird<br />
spürbar. Ich sehe das als ein gesamtgesellschaftliches<br />
Problem. Die Menschen<br />
wollen alle in die Städte ziehen, weil die<br />
Infrastruktur im ländlichen Raum einfach<br />
nicht funktioniert oder nicht existiert.<br />
Wir brauchen ein Auto, weil man sonst<br />
nicht von A nach B kommt.<br />
LM: Hier in Reinickendorf hat jeder ein<br />
oder zwei Autos. Das ist nicht nur ein<br />
Phänomen von Mittelstädten oder kleineren<br />
Städten oder vom Land, sondern<br />
das ist ein allgemeines Phänomen. Es ist<br />
die Geschichte des Wohlstands, dass das<br />
Auto eine gewisse Freiheit ermöglicht.<br />
Aber nehmen wir mal an, wir hätten das<br />
Mobilitäts-Problem gelöst, es ist ja nicht<br />
nur Mobilität. Zum Beispiel Resilienz, Resilienz<br />
bedeutet ja Widerstandsfähigkeit.<br />
Würde ein Mann beispielsweise in Kreuzberg<br />
auf der Straße zusammenbrechen,<br />
dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass er<br />
dort verblutet und stirbt, sehr gering. Es<br />
gibt einfach viele Menschen, die vorbeilaufen<br />
und dann direkt handeln. Wenn<br />
du im Wald zusammenbrichst, dann<br />
wirst du wahrscheinlich sterben, einfach<br />
weil kaum Menschen da sind, die dir helfen<br />
könnten. Das heißt, die Kosten, um<br />
zum Beispiel. einen Bademeister in einer<br />
Stadt zu bezahlen sind pro Kopf gerechnet<br />
sehr viel geringer als die Kosten für<br />
einen Bademeister, der an einem See darauf<br />
achtet, dass zwei Leute nicht ertrinken.<br />
Die Kosten sind so viel höher, weil<br />
zu wenig Menschen da sind. Das führt<br />
dann zu diesen Effekten, dass z.B. Läden<br />
nicht überleben können auf dem Land.<br />
Niemand kann überleben, weil einfach<br />
zu wenig Nachfrage da ist. Und das ist ja<br />
ein ganz anderes Problem. Das hat mit<br />
Mobilität jetzt erst einmal nur am Rande<br />
was zu tun. Und das kriegst du auch<br />
nicht gelöst, wenn alle einen Tesla bekommen<br />
würden.<br />
Es gibt viele Probleme auf dem Land,<br />
die einfach dadurch begründet sind,<br />
dass zu wenige Menschen da sind. Und<br />
dann kommt noch der politische Effekt<br />
dazu. Wenn wenige Menschen an einem<br />
Ort sind, dann schleicht sich so eine Homogenität<br />
ein. Das heißt Leute, die sich<br />
nicht anpassen werden so schnell herausgefiltert.<br />
Es gibt sehr wenig Toleranz.<br />
Und in einer Großstadt, weil dort so<br />
viele Menschen sind, musst du tolerant<br />
sein, sonst wirst du noch verrückt. Das<br />
Landleben ist super für Leute, die wirklich<br />
angepasst sind. Für Leute, die nicht<br />
angepasst sind, ist es die Hölle. Und jetzt<br />
muss man natürlich mal auch an die<br />
denken, die Unangepasste. Die werden<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
97
da nicht glücklich. Also das Landleben<br />
ist aus meiner Sicht ein Auslaufmodell.<br />
Würde ich nicht mehr reproduzieren.<br />
KA: Aber für viele Menschen bedeutet<br />
Stadt auch Stress.<br />
architektonischer Sicht beides möglichst dicht zusammenzubringen,<br />
irgendwie miteinander zu verzahnen?<br />
LM: Wenn es kein Land, also keine kleine<br />
Dörfer mehr geben würde – rein theoretisch<br />
– muss sich eben auch die Stadt<br />
verändern. Es müsste in der Stadt viel<br />
mehr Raum geben für Möglichkeiten,<br />
denn Stadt ist definitiv auch Stress. Es<br />
ist wissenschaftlich bewiesen, dass die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass man an einem<br />
Herzinfarkt stirbt in einer Stadt natürlich<br />
viel größer ist, oder von einem Motorrad<br />
überfahren zu werden.<br />
Es gibt ein paar architektonische Ideen,<br />
die man verfolgen könnte. Ich bin ja einer<br />
von denen, der überlegt wie man es<br />
umsetzen kann, dass man zum Beispiel<br />
mitten in der Stadt ist, aber es trotzdem<br />
ruhig und grün. Eine der Ideen ist zu sagen,<br />
man plant die Gärten und die Parks<br />
nicht neben die Wohnsiedlung, sondern<br />
einfach auf deren Dächern, z.B. auf dem<br />
Dach des Rewe oder von Ikea.<br />
Kontemplation nenne ich das. Es gibt<br />
immer zwei Kräfte, die Menschen brauchen<br />
für das Leben. Wir haben schon<br />
über das Leben gesprochen, dass das<br />
Leben überall stattfindet. Und zum Leben<br />
gehört Inspiration. So etwas wie<br />
Freunde treffen, Kultur und Kunst, Lernen,<br />
Bildung und so weiter. Inspiration<br />
braucht man und Kontemplation. Also<br />
mal zur Ruhe kommen, den Blick schweifen<br />
lassen, in einer Hängematte liegen,<br />
„<br />
spazieren gehen, einatmen, ausatmen.<br />
Beides braucht der Mensch. Und die<br />
Frage ist: Gibt es irgendeine Möglichkeit,<br />
aus städtebaulicher und architektoni-<br />
Inspiration und Kontemplation, beides<br />
braucht der Mensch. Und die Frage ist:<br />
Gibt es irgendeine Möglichkeit, aus städtebaulicher und<br />
scher Sicht diese beiden Dinge möglichst<br />
dicht zusammenzubringen, irgendwie<br />
miteinander zu verzahnen? Das ist eigentlich<br />
die Herausforderung. Und da<br />
habe ich so ein paar Thesen und ein paar<br />
Ideen entwickelt.<br />
KA: Wie sieht denn eine Idee aus?<br />
LM: Wenn du auf Stadtkarten guckst<br />
von oben, dann sieht man immer das<br />
Gleiche. Alles ist von einander getrennt.<br />
Der Park, der Teich, Industrie. Ich würde<br />
sagen, die Möglichkeiten in solch einer<br />
Stadt sind eingeschränkt. Also machen<br />
wir Blöcke. Ich nenne es Circular Blocks.<br />
In der Mitte hast du eine Halle, in der ebenerdig<br />
Industrie ist, auf dem Dach ist ein<br />
Teich und grüne Wälder und außen rum<br />
sind einfache Wohngebäude oder Büros,<br />
also alles was Fenster braucht. Das war<br />
es schon. Dann muss man gucken, ob<br />
man die auch miteinander verbindet. Im<br />
Moment ist alles immer von einander getrennt.<br />
Ein Circular Block für den Stadtrand<br />
oder für Dörfer ist 60 Meter mal 70<br />
Meter groß. Für die Stadt etwa 120 Meter<br />
mal 200 Meter.<br />
Ich würde zum Wohnen keine Einfamilienhäuser<br />
vorschlagen, sondern den sogenannten<br />
Salzburger Block. Da sind die<br />
Häuser angedockt an dem Kapuzinerberg<br />
und sind nur zu einer Seite offen.<br />
In der Mitte des Blocks ist alles Erde, ein<br />
kleiner Hügel, etwa 10 Meter hoch mit<br />
einem Wasserspeicher in der Mitte. Die<br />
Wohnungen sind aber nur zweigeschossig,<br />
also wirklich niedrig. Und oben auf<br />
dem Dach, da können Einfamilienhäuser<br />
stehen oder Tiny Houses. Also wer unbedingt<br />
in einem Einfamilienhaus leben<br />
will kann das machen. Man soll aber zusammen<br />
in einem Block wohnen, sodass<br />
man näher zusammen ist. Du brauchst<br />
einfach eine bestimmte Dichte an Menschen.<br />
Also nach meinen Berechnungen<br />
brauchst du mindestens 15.000 Menschen<br />
pro Quadratkilometer, damit ein<br />
Arzt sich ansiedelt oder eine Kita sich<br />
lohnt und nicht nur zwei Kinder betreut.<br />
Und wenn du alles in der Nähe hast,<br />
Krankenhaus, Schule und so weiter,<br />
dann muss man nicht mit dem Auto fahren,<br />
dann kann man überall hin laufen.<br />
98 HUMAN CENTERED DESIGN
KA: Besteht dann nicht die Gefahr, dass<br />
man diesen eigenen Kosmos gar nicht<br />
mehr verlässt?<br />
LM: Das ist ja auf dem Land auch nicht<br />
anders, oder? Wenn du da ein Nest hast,<br />
könnte man auch sagen „Wir kochen nur<br />
noch Zuhause“.<br />
KA: Aber man muss irgendwann ja schon<br />
irgendwo hinfahren. Zum Kieferorthopäden,<br />
der nicht vor Ort ist.<br />
LM: Man kann ja aus Spaß dann einfach<br />
mal woanders hinfahren, aber nicht aus<br />
Zwang. Das ist die Vision, die ich habe.<br />
Das geht nur mit einer gewissen Dichte,<br />
die sich aber nicht dicht anfühlt. Ungefähr<br />
100 Leute leben in so einem 60 Meter<br />
mal 70 Meter Block und ganz viele<br />
Blöcke stehen nebeneinander. Und alle<br />
haben schöne Formen, die Blöcke müssen<br />
ja nicht alle rechtwinklig sein. Noch<br />
mehr Vielfalt, mehr Brüche, mehr Ungereimtheiten.<br />
Also mehr Leben. Wir müssen<br />
in Zukunft noch viel mehr in diesen<br />
Kategorien denken und vor allem keine<br />
Angst vor der Dichte haben. Welche<br />
Nachbarschaften funktionieren am besten<br />
und oder wo kann so ein Tante-Emma-Laden<br />
am besten überleben? Und<br />
das sind eigentlich die Gegenden, wo<br />
der Abstand so minimal wie möglich ist.<br />
Wenn du fast schon in einem anderen<br />
Zimmer rein gucken kannst.<br />
KA: Und wenn es irgendwann dazu kommen<br />
würde, dass deine Circular City realisiert<br />
wird, wie würdest du die Nutzer:innen<br />
mit einbeziehen? Was dürfen sie<br />
selbst entscheiden?<br />
LM: Das ist wie eine neue Grammatik.<br />
Die Grammatik lautet nicht: „Jeder<br />
macht, was er will. Du hast ja ein Grundstück,<br />
mach was du willst.“ So ist bisher<br />
das Narrativ.<br />
Man müsste aber sagen, dass es eine<br />
Regel gibt: Wenn du viel hast, hast du<br />
viel Verantwortung. Und aus dieser Verantwortung<br />
heraus leitet man dann architektonische<br />
Mittel ab. Wenn du ein<br />
großes Grundstück hast, musst du einen<br />
Teil davon für die Gemeinschaft zur Verfügung<br />
stellen. Ich finde überall, wo wir in<br />
den öffentlichen Raum reingehen, kann<br />
ich den Raum nicht als privaten Raum<br />
nutzen, sondern muss irgendwie etwas<br />
der Gesellschaft zukommen lassen. Das<br />
ist das Prinzip, das jedem erklärt werden<br />
muss. Das ist das Erste, dass man das begriffen<br />
hat. Jeder kriegt natürlich seinen<br />
Teil, wo er sich zurückziehen kann, der<br />
ist vielleicht ein bisschen kleiner, damit<br />
wir die Gemeinschaft größer machen<br />
können. Im privaten Bereich würde ich<br />
sagen, da kann wirklich jeder machen<br />
was er will. Wenn die Menschen einen<br />
total komischen Stil haben, einen ganz<br />
anderen Lebensentwurf, ein Solarium<br />
Zuhause haben wollen, dann ist es halt<br />
so. Das gehört ja auch dazu, dass jeder<br />
selbstbestimmt leben kann wie sie oder<br />
er will. In meiner Vision dürfte eigentlich<br />
niemand übergangen werden, auch<br />
wenn es jemandem in der Gemeinschaft<br />
nicht gefällt, kann er ja immer noch sagen<br />
„Okay, ich habe zumindest meinen<br />
eigenen Space“.<br />
KA: Und was sind wichtige Faktoren für<br />
diesen Rückzugsort? Was macht diesen<br />
Raum zu einem Zuhause?<br />
LM: Das erste ist Freiwilligkeit, zweitens<br />
Rückzugsraum und der dritte Faktor ist<br />
der Zugang zur Gemeinschaft. Das kann<br />
aber auch die WG-Küche sein oder die<br />
Eckkneipe unten im Erdgeschoss. Also<br />
Hauptsache es ist in dem Umkreis, dass<br />
man mit Pantoffeln hingehen kann. -<br />
HUMAN CENTERED DESIGN<br />
99
PROF. JASPER JOCHIMSEN<br />
SCHULE(N) MACHEN<br />
Erst formen wir den Raum, dann formt<br />
der Raum uns – so Churchills berühmtes,<br />
hier frei wiedergegebenes Bonmot.<br />
Diese These lässt sich in besonderer<br />
Weise auf Räume übertragen, die der<br />
Bildung junger Menschen dienen. Die<br />
Frage nach der idealen Schule und den<br />
dafür benötigten Räumlichkeiten hat<br />
Generationen von Architekten beschäftigt.<br />
So entwarf der Architekt Bruno<br />
Taut im Dialog mit dem Reformpädagogen<br />
Fritz Karsen bereits 1928 eine frühe<br />
Gesamtschule am Dammweg in Berlin-Neukölln.<br />
Das wegweisende Projekt<br />
scheiterte an politischen Widerständen<br />
und der Weltwirtschaftskrise. Einzig ein<br />
Muster-Klassenraum wurde als Prototyp<br />
auf dem Grundstück errichtet. Er<br />
hat sich bis heute erhalten.<br />
Aufbauend auf einer städtebaulichen<br />
Auseinandersetzung mit dem gesamten<br />
Stadtquartier am Dammweg (MIAD P1<br />
/ WS19-20) haben sich 18 Studierende<br />
im Master of Integrated Architectural<br />
Design (MIAD) der TH OWL im Sommersemester<br />
2020 mit dem Entwurf einer<br />
zukunftsweisenden Schule am Ort des<br />
Taut-Karsen-Projekts beschäftigt. Tauts<br />
Pavillon mit dem Muster-Klassenraum<br />
war dabei zu berücksichtigen.<br />
Ausgehend von Analysen beispielhafter<br />
Schulbauten waren die Studierenden<br />
aufgerufen, zeitgemäße Konzepte für<br />
das Lernen zu entwickeln. Die Überlegungen<br />
setzten bei Ideen zu Lernräumen<br />
jenseits von Frontalunterricht sowie<br />
deren Kombination zu Clustern und<br />
Lernhäusern an. Aus diesen Bausteinen<br />
war eine neue Ganztagsschule mit Mensa<br />
und Sporteinrichtungen zu entwickeln,<br />
die Raum für heutige und zukünftige<br />
Lernkonzepte und Lehrformate<br />
bieten sollte. Zugleich war das Haus als<br />
Ort der Begegnung, der Gemeinschaft<br />
und der lebenslangen Weiterbildung<br />
der Bewohner der umliegenden Quartiere,<br />
die einen hohen Anteil an Migranten<br />
aufweisen, zu konzipieren.<br />
Prof. Dipl.-Ing. Jasper Jochimsen, M. Arch<br />
Architekt BDA - Gesellschafter Behles &<br />
Jochimsen Architekten, Berlin<br />
hat seit 2014 das Lehrgebiet „Entwerfen“ im Studiengang<br />
Architektur an der Detmolder Schule für<br />
Architektur und Innenarchitektur inne. Sein Schwerpunkt<br />
liegt hier auf dem Entwurf von Gebäuden im<br />
städtebaulichen Kontext. Vielfältige Erfahrungen als<br />
praktizierender Architekt kommen ihm in der Lehre<br />
zugute. Jochimsen organisiert auch die Dienstagvorträge<br />
/ Dienstagsdebatten, die Vortragsreihe der<br />
Detmolder Schule.<br />
Die 18 Entwürfe der Studierenden<br />
decken ein weites Spektrum an pädagogischen<br />
Ideen, städtebaulichen<br />
Lösungen und architektonischen<br />
Konzepten ab, von dem hier nur ein<br />
exemplarischer Ausschnitt gezeigt<br />
werden kann.<br />
Das Entwurfsprojekt entstand im ersten<br />
Corona-Semester und wurde rein<br />
virtuell abgehalten. Die Studierenden<br />
wurden von Prof. Tillmann Wagner und<br />
Prof. Jasper Jochimsen betreut. Die<br />
Ergebnisse werden im Spätsommer<br />
<strong>2021</strong> im Rahmen der Ausstellung Raum-<br />
Bildung in der BDA Galerie Berlin und<br />
im Anschluss daran in Detmold gezeigt.<br />
100 STUDENT IDEAS
S - 0 1<br />
S - 0 1<br />
S - 0 2<br />
S - 0 2<br />
Verena Lütkemeyer (3)<br />
Schulhofplateau im 1. Obergeschoss<br />
VERENA LÜTKEMEYER<br />
SCHULE ALS LANDSCHAFT<br />
Die Arbeit von Verena Lütkemeyer versteht<br />
die Schule als Landschaft, die<br />
sich über mehrere Ebenen erstreckt.<br />
Sechs polygonale Baukörper, die im<br />
Zusammenspiel differenzierte Außenräume<br />
bilden, entwickeln sich dabei um<br />
eine gemeinsame, verbindende Mitte,<br />
sich im Erdgeschoss als große Halle und<br />
im 1. Obergeschoss als Schulhofplateau,<br />
das über großzügige Freitreppen zugänglich<br />
ist, manifestiert. Fünf Lernhäuser<br />
entwickeln sich um Innenhöfe,<br />
zu denen die kommunikativen Bereiche<br />
orientiert sind. Im sechsten Baukörper<br />
sind die Sporthallen flächensparend<br />
übereinander organisiert. -<br />
N<br />
Blick in die große Halle<br />
im Erdgeschoss<br />
Kunst<br />
Musik<br />
KiTa<br />
Schließfächer<br />
Mehrzweckbereich<br />
Lichthof<br />
Sportplatz<br />
Lichthof<br />
Taut Pavi lon:<br />
Projektraum<br />
Mensa<br />
Schließfächer<br />
Bibliothek<br />
Lichthof<br />
Naturwissenschaften<br />
Lernwerkstätten<br />
Sporthalle<br />
WAT<br />
Lichthof<br />
Verwaltung<br />
Grundriss Erdgeschoss<br />
STUDENT IDEAS<br />
101
A<br />
Küchenpersonal<br />
Küche |<br />
Essensausgabe<br />
Mehrzweckbereich<br />
Lehrküche<br />
Innenhof<br />
T<br />
Beh.<br />
T<br />
Beh.<br />
Stuhllager<br />
D<br />
Bibliothek<br />
VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION<br />
H<br />
D<br />
H<br />
H<br />
H<br />
D<br />
Fundus<br />
Abst.<br />
D<br />
Abst.<br />
Sammlung/<br />
Übung Musik<br />
Musik<br />
OK FFB ±0 ,00<br />
Lager<br />
Sammlung/<br />
Übung Musik<br />
Garten- und<br />
Schneeräumgeräte<br />
Ruheraum<br />
Hausmeister-<br />
Dienstraum<br />
Garderobe<br />
Personal<br />
Garderobe<br />
Nebenraum<br />
Server<br />
Hausmeister-Werkstatt<br />
Musik<br />
OK FFB +11,55<br />
OK FFB +7,70<br />
OK FFB +3,85<br />
OK FFB ±0,00<br />
Sammlung / Vorbereitun<br />
Naturwissenschaften<br />
T<br />
H<br />
Beh.<br />
D<br />
Sammlung/<br />
Übung Musik<br />
WC-H<br />
Technik<br />
Musik<br />
WC-D<br />
WC-Beh.<br />
Lager<br />
Abst.<br />
OK FFB ±0 ,00<br />
Garderobe<br />
Fachraum Ch / Ph<br />
groß<br />
Fachraum Ch / Ph<br />
groß<br />
Garderobe<br />
Fachraum Ch / Ph<br />
klein<br />
Fachraum Ch / Ph<br />
klein<br />
Teamkommunikation<br />
Teilungsraum<br />
Sta m-<br />
gruppe<br />
Sta m-<br />
gruppe<br />
Teilungsraum<br />
Teilungsraum<br />
H<br />
T<br />
D<br />
Sta m-<br />
gruppe<br />
Beh.<br />
Kopie r.<br />
Lagerfläche<br />
Lehrmi tel<br />
Garderobe<br />
Teamko munikation<br />
Innenhof<br />
OK FFB ±0 ,00<br />
Abst.<br />
Garderobe<br />
Lagerfläche<br />
Lehrmi tel<br />
H<br />
Abst.<br />
Beh.<br />
Sta m-<br />
gru pe<br />
D<br />
Teilungsraum<br />
D<br />
T<br />
H<br />
Sta m-<br />
gruppe<br />
Teilungsraum<br />
Teilungsraum<br />
Sta m-<br />
gru pe<br />
Sta m-<br />
gruppe<br />
Sta m-<br />
gru pe<br />
Teilungsraum<br />
klein<br />
Garderobe<br />
Teilungsraum<br />
groß<br />
Kopie r.<br />
H<br />
D<br />
T<br />
Beh.<br />
Garderobe<br />
Sta m-<br />
gruppe<br />
OK FFB ±0 ,00<br />
Teilungsraum<br />
klein<br />
Abst.<br />
C<br />
C<br />
Sta m-<br />
gru pe<br />
Abst.<br />
H<br />
Sta m-<br />
gru pe<br />
Innenhof<br />
D<br />
Beh.<br />
D<br />
H<br />
Sta m-<br />
gruppe<br />
Teilungsraum<br />
klein<br />
T<br />
Teilungsraum<br />
groß<br />
Lagerfläche<br />
Lehrmi tel<br />
Halle 3<br />
Ha le 2<br />
Ha le 1<br />
Tribüne<br />
Schüler<br />
Sta m-<br />
gruppe<br />
Teamko munikation<br />
Tribüne<br />
Schüler<br />
Sta m-<br />
gru pe<br />
Lagerfläche<br />
Lehrmi tel<br />
Therapieraum<br />
Ruheraum<br />
Ruheraum<br />
Ruheraum<br />
Teilungsraum<br />
klein<br />
Geräteraum 1<br />
Geräteraum 2<br />
Geräteraum 2<br />
Geräteraum 3<br />
Geräteraum 3<br />
Geräteraum 1<br />
Teamko munikation<br />
Lager Möble<br />
/Geräte<br />
Umkleide 1<br />
Damen<br />
Umkleide 1<br />
He ren<br />
Umkleide 2<br />
Damen<br />
Umkleide 2<br />
He ren<br />
Umkleide 3<br />
Damen<br />
Umkleide 3<br />
He ren<br />
Abst.<br />
Technik<br />
Inklusion Therapie |<br />
Bewegungsraum<br />
A<br />
Küchenpersonal<br />
Küche |<br />
Essensausgabe<br />
BETÜL KILIC<br />
SCHULE ALS DORF<br />
Betül Kilic schlägt fünf gerundete Baukörper vor, die um den Taut-Pavillon auf dem<br />
zentralen, sich zum Dammweg öffnenden Schulplatz gruppiert sind – die Schule als<br />
Dorf. Eines der Häuser nimmt die gestapelten Sporthallen auf, ein zweites ist an<br />
den Bestands-Modulbau angebaut. In den übrigen drei sind die Lernhäuser organisiert.<br />
Die kommunikativen Foren der einzelnen Cluster liegen an den Innenhöfen<br />
und gehen ineinander über. Die nach außen orientierten Lernräume verfügen in<br />
allen Geschossen über vorgelagerte, durchgehende Loggien, von denen aus man<br />
unmittelbar auf den Schulhof gelangt. -<br />
D H<br />
B B<br />
Betül Kilic (2)<br />
Blick von einer Loggia auf den Schulhof<br />
VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION<br />
Erdgeschoss ||<br />
Kopie r.<br />
D H<br />
Kopie r.<br />
D H<br />
Galerie Ö fentlichkeit<br />
N<br />
N<br />
VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION<br />
Grundriss Erdgeschoss<br />
102 STUDENT IDEAS
Schnitt<br />
A-A<br />
Server<br />
VW 1.9, 1.13 VW 1.6, 1.8<br />
VW 1.7<br />
VW 1.3 Sekretariat<br />
VW 1.1 Leitung<br />
VW 1.2 Leitung<br />
MZ 1.6 WC<br />
Technik<br />
TRH<br />
BI 1.1 Bibliothek<br />
Garderobe<br />
BI 1.1 Bibliothek Arbeitsbereich<br />
Fassadenschnitt<br />
Fassadenschnitt<br />
Garderobe<br />
Eingangsbereich +0,80<br />
MZ 1.6 WC<br />
Technik<br />
Eingangsbereich<br />
+0,80<br />
Technik<br />
Server<br />
Technik<br />
Abstl.<br />
VW 1.14 SV<br />
WB 1.1 Lager<br />
MU 1.1 Musik<br />
VW 1.10 Kommunikation<br />
MZ 1.2 Mehrzweckraum<br />
MU 1.2 Sammlung<br />
+0,80<br />
+0,00<br />
TRH<br />
PM.<br />
Technik<br />
Server<br />
LW 1.5 Lager MZ 1.4 Küche/Ausgabe WAT 1.6 Lehrküche<br />
MZ 1.5<br />
Technik<br />
Technik<br />
Eingangsbereich<br />
+0,80<br />
MZ 1.6 WC<br />
Eingangsbereich +0,80<br />
Garderobe<br />
MZ 1.1 Mensa/Cafeteria<br />
MU 1.2 Sammlung<br />
TRH<br />
LW 1.3 Kochen<br />
MU 1.1 Musik<br />
MU 1.2 Sammlung<br />
MU 1.1 Musik<br />
Technik<br />
MZ 1.6 WC<br />
Server<br />
WAT 1.1/1.3 Holz<br />
WAT 1.2/1.4 Metall<br />
D-Umkleide<br />
H-Umkleide<br />
D-Dusche/WC H-Dusche/WC<br />
1.Hilfe<br />
Lehrer<br />
Freiluftklasse<br />
1.Hilfe<br />
TRH<br />
+0,80<br />
+0,00<br />
D-Umkleide<br />
D-Dusche/WC<br />
H-Dusche/WC<br />
H-Umkleide<br />
Beh.-WC<br />
Lehrer<br />
Technik<br />
Technik<br />
Freiluftklasse<br />
-3,50<br />
+0,80<br />
TRH<br />
Foyer<br />
Foyer<br />
Schnitt<br />
B-B<br />
Schnitt<br />
B-B<br />
TRH<br />
+0,80<br />
Technik<br />
Technik<br />
Lehrer Beh.-WC 1.Hilfe<br />
H-Umkleide<br />
H-Dusche/WC<br />
D-Dusche/WC<br />
D-Umkleide<br />
-3,50<br />
TRH<br />
+0,80<br />
Lehrer<br />
1.Hilfe<br />
H-Dusche/WC<br />
D-Dusche/WC<br />
H-Umkleide<br />
IK 1.1 Therapie<br />
WF +0,80<br />
Foyer<br />
IK 1.1 Therapie<br />
D-Umkleide<br />
IK 1.2 Therapie<br />
IK 1.2 Therapie<br />
Schnitt<br />
A-A<br />
Angela Werner (3)<br />
Innenhof des Quartierszentrums<br />
ANGELA WERNER<br />
DRITTER ORT<br />
Das Projekt von Angela Werner sieht<br />
zwei kompakte Hoftypen vor, die im<br />
Zusammenspiel mit den beiden Bestandbauten<br />
– dem Modulbau und dem<br />
Taut-Pavillon – eine spannungsvolle<br />
Komposition bilden. Die Erdgeschosse<br />
sind auch nach dem Schulbetrieb öffentlich<br />
zugänglich; die Schule ist ein<br />
prototypischer Dritter Ort, also als Ort<br />
der Gemeinschaft, der einen Ausgleich<br />
zu Familie und Arbeitswelt bietet. Der<br />
Baukörper, der die städtebaulich wichtige<br />
Blockecke besetzt, fungiert dabei als<br />
Quartierszentrum. Sein Erdgeschoss<br />
hat mit Bibliothek, Mensa, zentralem<br />
Forum und anderen kommunikativen<br />
Bereichen auch nach Schulschluss einen<br />
sehr öffentlichen Charakter. Der<br />
zurückgesetzte zweite Baukörper hingegen<br />
bietet mit den beiden Dreifachsporthallen<br />
und den Inklusionsbereichen<br />
Sport- und Therapieangebote<br />
für alle Bewohner des Quartiers. Die<br />
Lernhäuser sind jeweils in den Obergeschossen<br />
um die mit großzügigen Terrassen<br />
versehenen Innenhöfe herum<br />
organisiert. -<br />
VW 1.4 1.Hilfe<br />
WB 1.3 Hausmeister-Werkstatt<br />
VW 1.11 Hausmeister<br />
MZ 1.1 Cafeteria<br />
GRUNDRISS ERDGESCHOSS - GESAMTÜBERSICHT<br />
Grundriss Erdgeschoss<br />
Forum in einem Lernhaus<br />
STUDENT IDEAS<br />
103
Petra Kleist (2)<br />
PETRA KLEIST<br />
PAVILLONSCHULE<br />
Blick vom Dammweg<br />
Grundriss Erdgeschoss<br />
Petra Kleist hat eine Pavillonschule entworfen, die vom Bild eines Baumes ausgeht.<br />
Ihre sich von den allgemeinen Bereichen im zentralen „Stamm“ zu den peripheren,<br />
den einzelnen Klassen vorbehaltenen Trakten hin verästelnde Struktur differenziert<br />
sich in pavillonartige Lernhäuser aus. Diese beherbergen einzelne „Klassenwohnungen“<br />
mit verschiedenen, intro- und extrovertierten Lernräumen. Jeder „Klassenzweig“<br />
verfügt über eine eigene Terrasse und einen unmittelbaren Zugang ins Freie.<br />
Die Außenbereiche sind dabei räumlich so stark definiert, dass man von grünen<br />
Klassenzimmern sprechen kann. Die Beschränkung auf zwei Geschosse erlaubt die<br />
Verwendung nachhaltiger Baumaterialien wie Lehm und Holz. -<br />
GRUNDRISS EG<br />
104 STUDENT IDEAS
Stammgruppe 1<br />
Großer Gruppenraum<br />
Stammgruppe 2<br />
Teamraum 2<br />
Teamraum 1<br />
Stammgruppe 2<br />
Stammgruppe 1<br />
Lager<br />
Herren<br />
WC<br />
Beh.<br />
WC<br />
Damen<br />
WC<br />
Lager<br />
Großer Gruppenraum<br />
Forum 4. Klasse<br />
Forum 4. Klasse<br />
Lichthof<br />
Forum 3. Klasse<br />
Forum 3. Klasse<br />
Technik<br />
THR<br />
Bewegungsraum<br />
Inklusion<br />
Geräteraum<br />
Therapieraum<br />
THR<br />
Stammgruppe 3<br />
Kleiner Gruppenraum<br />
Kleiner Gruppenraum<br />
Stammgruppe 4<br />
Stammgruppe 4<br />
Kleiner Gruppenraum<br />
Kleiner Gruppenraum<br />
Stammgruppe 3<br />
Damen<br />
Umkleide<br />
Herren<br />
Umkleide<br />
Damen<br />
Umkleide<br />
Herren<br />
Umkleide<br />
Fachraum Textil Lehrerraum<br />
Fachraum Holz Fachraum Metall<br />
Fachraum Elektro Fachraum Informatik Fachraum Kochen<br />
Damen<br />
Umkleide<br />
Sporthalle Sporthalle Sporthalle<br />
Herren<br />
Umkleide<br />
Stammgruppe 3<br />
Kleiner Gruppenraum<br />
Kleiner Gruppenraum<br />
Stammgruppe 4<br />
Stammgruppe 4<br />
Kleiner Gruppenraum<br />
Kleiner Gruppenraum<br />
Stammgruppe 3<br />
Forum 10. Klasse<br />
Forum 10. Klasse<br />
Lichthof<br />
Forum 9. Klasse<br />
Forum 9. Klasse<br />
Stammgruppe 1<br />
Großer Gruppenraum<br />
Lager<br />
Herren<br />
WC<br />
Beh.<br />
WC<br />
Damen<br />
WC<br />
Lager<br />
Stammgruppe 2<br />
Teamraum 2<br />
Teamraum 1<br />
Stammgruppe 2<br />
Großer Gruppenraum<br />
Stammgruppe 1<br />
Irina Miroschnitschenko (3)<br />
Bereich zwischen zwei Clustern<br />
IRINA MIROSCHNITSCHENKO<br />
CLUSTERSCHULE<br />
PERSPEKTIVE|ZWISCHEN ZWEI CLUSTER<br />
B<br />
Im Beitrag von Irina Miroschnitschenko<br />
gruppieren sich drei neue Baukörper<br />
und der Bestands-Modulbau um einen<br />
mittigen, geschützt gelegenen<br />
Schulhof. Die beiden Häuser mit den<br />
Klassenräumen sind als prototypische<br />
Clusterschule gemäß dem Leitbild des<br />
Münchner Lernhauses entworfen. Über<br />
einen gemeinsamen Vorbereich werden<br />
je Etage zwei Cluster erschlossen. Die<br />
Foren der Lernhäuser sind um Lichthöfe<br />
organisiert. Die in allen Geschossen<br />
umlaufenden Loggien werden auch<br />
als Rettungswege herangezogen. Ihr<br />
hölzernes Stabwerk ist für das Schulensemble<br />
gestaltprägend. -<br />
A<br />
A<br />
Blick vom Dammweg<br />
B<br />
Grundriss 1.OG<br />
GRUNDRISS | 2. OBERGESCHOSS M 1.200<br />
PERSPEKTIVE|KREUZUNG DAMMWEG UND AHORNSTRAßE<br />
STUDENT IDEAS<br />
105
DATA DRIVEN<br />
DESIGN<br />
Amanda Barbosa Jardim, Maximilian Müh<br />
106 DATA DRIVEN DESIGN
Grundsätzlich ist es gar nicht nötig, ein weiteres<br />
Einleitungskapitel zum Schlagwort<br />
‚Digitalisierung‘ zu schreiben. Die Digitalisierung<br />
ist da, mehrfach in vielen Kontexten<br />
beschrieben und sie wird auch bleiben.<br />
Zumindest so lange wir genug Strom haben.<br />
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Nach<br />
über eineinhalb Jahren Corona-Pandemie<br />
hat sich die Mehrheit der Gesellschaft daran<br />
gewöhnt, den Tag mit der Recherche amtlicher<br />
Statistikdaten zu beginnen, den Kindern<br />
monatlich neue digitale Lernportale<br />
zu installieren, vermeintliche Datenschutzbedenken,<br />
zumindest bis zum nächsten geschäftlichen<br />
Videomeeting, zu relativieren<br />
und mit 20-min-Workouts, DIY-Videos oder<br />
virtuellen Wein-Tastings die eigene Freizeit<br />
zu gestalten. Zumindest der Teil der Gesellschaft,<br />
der wenig bis keine Probleme mit<br />
dem digitalen Zugang hat, muss gar nicht<br />
über die Zukunft spekulieren. Ein bisschen<br />
Abwarten reicht. Folgt man dem Burckhardt‘schen<br />
Postulat „Design ist unsichtbar“,<br />
lässt sich in Kürze am eigenen Leib<br />
erfahren, welche Verhaltensweisen, Prozessabläufe<br />
und Zeitrhythmen sich nachhaltig<br />
in unseren Alltag zementieren werden. Wie<br />
schon gesagt, vorausgesetzt wir haben genug<br />
Strom und überhaupt Zugang zu digitalen<br />
Technologien.<br />
Was aber passiert, wenn das plötzlich<br />
nicht mehr gegeben ist? Es bedarf keiner<br />
Blockbuster-Filme, um dieses Szenario<br />
eingehender zu beleuchten. Mitten in der<br />
Bewältigung der Corona-Pandemie hat die<br />
Flutkatastrophe im rheinlandpfälzischen<br />
und nordrheinwestfälischen Ahr- und Eifelgebiet<br />
eine gesamte Region innerhalb einer<br />
Nacht um alle lebenswichtigen Infrastrukturen<br />
gebracht. Von der Vielzahl menschlicher<br />
Opfer und immer noch Vermisster ganz zu<br />
schweigen. Kein Strom, kein sauberes Wasser,<br />
kein Mobilfunknetz, keine Kleidung,<br />
keine frischen Lebensmittel und teilweise<br />
kein Zuhause mehr. Ein Zustand, der bis<br />
dato sonst nur aus Geschichtsdokumenta-<br />
In principle, there is no need to write another<br />
introductory chapter on the keyword<br />
'digitalisation'. Digitisation is here, described<br />
several times in many contexts, and it<br />
is here to stay. At least as long as we have<br />
enough electricity. And that´s exactly the<br />
point. After more than a year and a half of<br />
the Corona pandemic, the majority of society<br />
has become accustomed to starting<br />
the day by researching official statistical<br />
data, installing new digital learning portals<br />
for the children every month, putting supposed<br />
data protection concerns into perspective,<br />
at least until the next business video<br />
meeting, and organising their own free<br />
time with 20-minute workouts, DIY videos<br />
or virtual wine tastings. At least the part of<br />
society that has little to no problems with<br />
digital access doesn't even have to speculate<br />
about the future. A little wait and see is<br />
enough. If we follow Burckhardt's postulate<br />
that "design is invisible", we will soon be<br />
able to experience first-hand which behaviours,<br />
processes and time rhythms will be<br />
permanently cemented into our everyday<br />
lives. As already mentioned, provided we<br />
have enough electricity and access to digital<br />
technologies in the first place.<br />
But what happens when this is suddenly no<br />
longer the case? We don't need blockbuster<br />
films to shed more light on this scenario.<br />
In the midst of coping with the Corona<br />
pandemic, the flood disaster in the Ahr<br />
and Eifel regions of Rheinland-Pfalz and<br />
Nordrhein-Westfalen deprived an entire<br />
region of all vital infrastructure within one<br />
night. Not to mention the large number of<br />
human victims and people still missing. No<br />
electricity, no clean water, no mobile phone<br />
network, no clothes, no fresh food and in<br />
some cases no home. A situation that until<br />
now seemed familiar only from history<br />
documentaries or the news feed of foreign<br />
news. Where digital and app-based corona<br />
certificates and test results were read in<br />
just a moment ago, smashed mobile home<br />
DATA DRIVEN DESIGN<br />
107
tionen oder dem News-Feed der Auslandsnachrichten<br />
bekannt schien. Wo eben noch<br />
digital und App-basiert Testergebnisse und<br />
Impfzertifikate ausgestellt oder eingelesen<br />
wurden, schwimmen zerschellte Wohnmobilteile,<br />
abgerissene Fassadenelemente<br />
und undefinierbarer Müll zwischen aufgeschwommenen<br />
Öltanks und Leergut. Inzwischen<br />
wurden etliche Bilder und (Handy-)<br />
Videos dieser Katastrophe im Netz auf den<br />
üblichen Kanälen hinterlegt und sind jederzeit<br />
abrufbar. Und doch werden sie das<br />
Wesentliche der Situation kaum vermitteln<br />
können. Welche Strukturen helfen dann,<br />
wenn es keine Strukturen mehr gibt? Es ist<br />
der Mensch selbst und das gesellschaftliche<br />
Kollektiv, das durch nachbarschaftliche<br />
Hilfe, ein Sich-Nützlich-Machen und Improvisation<br />
wieder erste Strukturen erschafft,<br />
die zumindest bis zum Eintreffen weiterer<br />
Außenhilfe den Zustand handhabbar machen.<br />
Bis dann irgendwann der Strom und<br />
das Mobilfunknetz wieder geht und durch<br />
die Aufräumarbeiten erste Normalität spürbar<br />
wird – auch wenn wegen kaputter Heizung<br />
immer noch kein Warmwasser fließt.<br />
Sicher. Katastrophen können immer und<br />
überall passieren und sind wenig kalkulierbar.<br />
Aber gerade für unsere Planungsdisziplinen<br />
wäre eine Rückkehr zum „business-as-usual“<br />
absolut fahrlässig. Wieviel<br />
sind also unsere aktuellen digitalen Technologien<br />
und Applikationen wert? Bemängeln<br />
wir immer noch die „digitale Unübersichtlichkeit“<br />
oder ist nicht eigentlich lange<br />
schon klar, dass wir unsere Instrumente<br />
zusammenführen müssen, um sie auf die<br />
wesentlichen klimatischen und sozialen<br />
Herausforderungen unserer gebauten Umwelt<br />
auszurichten? Der Begriff Instrumente<br />
schließt Technologien, Daten, Algorithmen<br />
und die zugehörigen Entwicklungs- und Designprozesse<br />
gleichermaßen ein. Wenn uns<br />
Technologie zukünftig unterstützen soll,<br />
kann sie kein arabesker Selbstzweck sein,<br />
sondern muss von allen Bau-, Gestaltungs-<br />
parts, torn-off facade elements and indefinable<br />
rubbish float between floated oil tanks<br />
and empties. In the meantime, several pictures<br />
and (mobile phone) videos of this catastrophe<br />
have been deposited on the on<br />
the usal web channels and can be accessed<br />
at any time. And yet they will hardly be<br />
able to convey the essence of the situation.<br />
What structures can help when there are no<br />
structures left? It is people themselves and<br />
the social collective that, through neighbourly<br />
help, making themselves useful and<br />
improvisation, create the first structures<br />
that make the situation manageable at least<br />
until further outside help arrives. Until, at<br />
some point, the electricity and the mobile<br />
phone network work again and the first signs<br />
of normality are felt as a result of the<br />
clean-up work - even if there is still no hot<br />
water because the heating is broken.<br />
Sure. Disasters can happen anywhere and<br />
at any time and are difficult to calculate.<br />
But especially for our planning disciplines,<br />
a return to "business-as-usual" would be<br />
absolutely negligent. So how much are our<br />
current digital technologies and applications<br />
worth? Are we still complaining about<br />
"digital clutter" or hasn't it actually been clear<br />
for a long time that we need to bring our<br />
tools together to align them with the key<br />
climate and social challenges of our built<br />
environment? The term tools includes technologies,<br />
data, algorithms and the associated<br />
development and design processes in<br />
equal measure. If technology is to support<br />
us in the future, it cannot be an Arabesque<br />
end in itself, but must be able to be shared<br />
and further developed by all building, design<br />
and planning disciplines. So what does<br />
Data Driven Design mean against this<br />
background? With which data and which<br />
algorithms can and do we want to design<br />
which processes from now on? Despite these<br />
big questions, however, the prospects<br />
are basically good. Thanks to cloud-based<br />
infrastructure, powerful software tools are<br />
108 DATA DRIVEN DESIGN
und Planungsdisziplinen gemeinsam genutzt<br />
und weiterentwickelt werden können.<br />
Was bedeutet also Data Driven Design vor<br />
diesem Hintergrund? Mit welchen Daten<br />
und welchen Algorithmen können und wollen<br />
wir ab jetzt welche Prozesse gestalten?<br />
Trotz dieser großen Fragen sind die Aussichten<br />
aber prinzipiell gut. Leistungsstarke<br />
Software-Tools sind dank cloud-basierter<br />
Infrastruktur immer einfacher und kostengünstiger<br />
über das Netz erreichbar und<br />
der offene Zugang zu Wissen und Daten<br />
ermöglicht eine gemeinschaftliche Technologieentwicklung<br />
und -diskussion auch<br />
über räumliche Grenzen hinaus. Aktuelle<br />
Forschungsförderungen beinhalten den<br />
interdisziplinären, ganzheitlichen Ansatz,<br />
sind gut dotiert und orientieren sich klar an<br />
den UN-Nachhaltigkeitszielen. Die Möglichkeiten<br />
künstlicher Intelligenz sind bislang<br />
nur im Ansatz erforscht worden. Die ersten<br />
Ergebnisse z.B. in der selbstlernenden Mustererkennung<br />
in der Materialforschung,<br />
in der Verkehrsplanung und Klimaanalyse<br />
sind aber bereits sehr vielversprechend.<br />
Gleichermaßen bieten Komponenten wie<br />
Spracherkennungssysteme, ChatBots oder<br />
die erweiterte, semantische Textanalyse<br />
ein enorm hohes Anwendungspotenzial<br />
in Design-, Kommunikations- und Beteiligungsprozessen.<br />
Es ist also an uns, nicht selbst, durch Daten<br />
getrieben, zum Designobjekt zu werden.<br />
Wer, wenn nicht wir, die gestaltenden Disziplinen,<br />
sind in der Lage die gegebenen<br />
Technologien neu zu kombinieren, Bausteine<br />
weiterzudenken und auf die anstehenden<br />
Herausforderungen auszurichten?<br />
Begnügen wir uns aber mit einer selbstreferenziellen<br />
Form der Gestaltung und bleiben<br />
innerhalb der Komfortzone der digitalen<br />
Spielekiste, wird Design und Planung zukünftig<br />
zunehmend an Relevanz verlieren.<br />
Mitte der 1990er Jahre erschien in Deutschland<br />
ein nicht unbeachtetes Pop-Album,<br />
das sowohl im Titel als auch gleichnamigen<br />
Song „Digital ist besser“ postulierte. Den Beweis<br />
sind wir bislang immer noch schuldig<br />
geblieben.<br />
becoming easier and cheaper to access via<br />
the web, and open access to knowledge<br />
and data enables collaborative technology<br />
development and discussion even across<br />
spatial boundaries. Current research funding<br />
includes the interdisciplinary, holistic<br />
approach, is well funded and is clearly oriented<br />
towards the UN Sustainable Development<br />
Goals. The possibilities of artificial<br />
intelligence have so far only been explored<br />
in rudimentary form. However, the initial<br />
results, e.g. in self-learning pattern recognition<br />
in materials research, traffic planning<br />
and climate analysis, are already very<br />
promising. Similarly, components such as<br />
speech recognition systems, chatbots or<br />
advanced semantic text analysis offer an<br />
enormously high application potential in<br />
design, communication and participation<br />
processes.<br />
So it is up to us not to become design objects<br />
ourselves, driven by data. Who, if not<br />
we, the designing disciplines, are in a position<br />
to combine the given technologies in<br />
a new way, to think further about building<br />
blocks and to align them with the upcoming<br />
challenges? But if we content ourselves with<br />
a self-referential form of design and remain<br />
within the comfort zone of the digital game<br />
box, design and planning will increasingly<br />
lose relevance in the future. In the mid-<br />
1990s, a not unnoticed pop album appeared<br />
in Germany that postulated "digital is<br />
better" in both the title and the song of the<br />
same name. So far, we still owe the proof.<br />
Prof. Dr.<br />
Axel Häusler<br />
DATA DRIVEN DESIGN<br />
109
KI -<br />
DIE KÜNSTLICHE INTELLIGENZ ALS<br />
MITARBEITERIN DER PLANUNG<br />
Michael Vössing vom KIT im Gespräch mit Axel Häusler<br />
Planen und Bauen sind seit jeher eng an technologische Innovationen geknüpft. Die aktuellsten<br />
Entwicklungen in der KI-Forschung versprechen aber nicht nur technische Unterstützung im Arbeitsalltag,<br />
sondern bieten auch Anlass unsere eigene Position als Planer:in neu zu hinterfragen.<br />
AH: Michael, Du beschäftigst Dich mit<br />
der Nutzung von künstlicher Intelligenz<br />
und der Frage wie Mensch und künstliche<br />
Intelligenz sinnvoll zusammenarbeiten<br />
können. Seit letztem Jahr arbeitet<br />
euer Institut mit einer Vielzahl von Firmen<br />
aus der Bauwirtschaft zusammen.<br />
Deine Forschungsgruppe am Karlsruhe<br />
Institute of Technology (KIT) arbeitet dabei<br />
unter anderem eng mit IBM zusammen.<br />
Wie bist Du in dieses spannende<br />
Berufsfeld geraten und was interessiert<br />
Dich an Deiner Arbeit besonders?<br />
MV: Bereits während meiner Promotion<br />
hatte ich die Möglichkeit sowohl mit<br />
Industrieunternehmen als auch Startups<br />
zusammenzuarbeiten, die künstliche<br />
Intelligenz schon jetzt nutzen, um<br />
unterschiedlichste Praxisprobleme zu<br />
lösen. Am Karlsruhe Service Research<br />
Institute (KSRI) legen wir einen großen<br />
Wert auf angewandte Forschung. Gerade<br />
in den letzten Jahren hat es sich gezeigt,<br />
dass Innovation Zusammenarbeit<br />
sowohl über Firmengrenzen als auch<br />
über Forschungsdisziplinen hinweg erfordert.<br />
Meine Rolle an der Schnittstelle<br />
von Industrie und Forschung fasziniert<br />
mich, weil es mir die Freiheit gibt komplexe<br />
Praxisprobleme mit akademischer<br />
Weitsicht und Gründlichkeit anzugehen.<br />
Eine enge Zusammenarbeit mit<br />
Industrieunternehmen bleibt in der Forschung<br />
sonst oft leider die Ausnahme.<br />
AH: In dem Projekt „Smart Design and<br />
Construction (SDaC)“ entsteht aktuell<br />
ein Ökosystem, das aus verschiedenen<br />
Firmen der Bauwirtschaft besteht, welche<br />
gemeinsam digitale Dienstleistungen<br />
auf Basis von Methoden der künstlichen<br />
Intelligenz entwickeln und diese<br />
zukünftig auf einer Plattform leicht zugänglich<br />
machen werden. Worin genau<br />
besteht die technische Innovation und<br />
der prozessuale Einfluss Eures Projekts?<br />
MV: Das Projekt „Smart Design and<br />
Construction“ (SDaC) wurde letztes<br />
Jahr vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Energie (BMWI) gefördert,<br />
um die Nutzung von künstlicher Intelligenz<br />
(KI) in der Bauwirtschaft voranzutreiben.<br />
In dem Projekt arbeiten<br />
Bauunternehmen, Technologiepartner<br />
und Bauverbände eng zusammen, um<br />
Themen anzugehen, auf die die Branche<br />
ansonsten vermutlich noch einige<br />
Jahre warten müsste. Im Fokus steht<br />
die Nutzung von künstlicher Intelligenz,<br />
um „Bauen“ von der Bauwerksplanung<br />
bis hin zur Bauausführung<br />
effizienter zu machen. Mein Team beschäftigt<br />
sich konkret damit, wie Computer<br />
Vision Ansätze in der Bauwirtschaft<br />
genutzt werden können. Aktuell<br />
entwickeln wir KI-Lösungen, die Architekt:innen<br />
durch die Erkennung von<br />
Elementen bei der Massenermittlung<br />
unterstützen oder die die Baudoku-<br />
110 DATA DRIVEN DESIGN
Dr.-Ing. Michael Vössing, Karlsruher<br />
Institut für Technologie, Karlsruhe<br />
Prof. Dr. Axel Häusler, Stadtplaner, Architekt &<br />
Geschäftsführer GRETAS GmbH, Köln<br />
Michael Vössing ist leitender wissenschaftlicher<br />
Axel Häusler lehrt seit 2014 Digitale Medien und<br />
Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsinformatik Entwerfen in den Studiengängen Stadtplanung und<br />
und Marketing (IISM) des Karlsruher Institut für DataScience an der TH OWL. Er initiierte u.a. den interdisziplinären<br />
Forschungsschwerpunkt ‚nextPlace‘<br />
Technologie (KIT). In seiner Forschung beschäftigt<br />
„<br />
er sich mit der Entwicklung von Informationssystemen,<br />
welche die Zusammenarbeit von Mensch und rungsprozesse durch digitale Geoinformations- und<br />
und untersucht städtische und regionale Verände-<br />
Maschine unterstützen.<br />
Simulationsmodelle.<br />
Gerade in den letzten Jahren hat es sich gezeigt, dass Innovation Zusammenarbeit<br />
sowohl über Firmengrenzen als auch über Forschungsdisziplinen hinweg erfordert.<br />
mentation für Bauleiter:innen durch<br />
die automatische Auswertung von Fotos<br />
erleichtern. Ziel des Projekts ist es,<br />
die entwickelten Lösungen auch kleinen<br />
und mittelständischen Unternehmen<br />
zugänglich zu machen.<br />
AH: Dein persönlicher Schwerpunkt<br />
liegt ja auf der kundenzentrierten Entwicklung<br />
von KI-Lösungen — eine Perspektive,<br />
die innerhalb unseres Instituts<br />
für die Forschungslinien Human-Centered-Design<br />
und Data-Driven-Design<br />
ebenfalls von besonderem Interesse<br />
ist. Wir denken, dass das Wissen über<br />
die Zusammenhänge zwischen unseren<br />
technologischen Systemen und dem<br />
System unserer räumlichen Umwelt gerade<br />
in Hinblick auf die Auswirkungen<br />
auf Verhalten und Lebensstil noch sehr<br />
wenig entwickelt ist.<br />
Worin bestehen Deiner Meinung nach<br />
die wesentlichen zukünftigen Herausforderungen<br />
in diesem Forschungsfeld?<br />
MV: Das Thema „kundenzentrierte<br />
Entwicklung“ wurde in den letzten Jahren<br />
von vielen Unternehmen aufgegriffen,<br />
beispielsweise durch die Methodik<br />
„Design Thinking“. Aber in der Praxis<br />
wird die einfache Grundidee „den Nutzer<br />
in den Mittelpunkt zu stellen“ leider<br />
oft nicht oder falsch umgesetzt. Gerade<br />
die Entwicklung von KI-Lösungen<br />
findet natürlich nicht in einem Vakuum<br />
statt. Ich kann gut verstehen, dass die<br />
Einführung von KI-Lösungen bei Mitarbeiter:innen<br />
schnell auf Unverständnis<br />
stoßen oder Ängste auslösen kann.<br />
Die kundenzentrierte Entwicklung von<br />
KI-Lösungen hat für mich zwei Facetten:<br />
Erstens müssen Nutzer möglichst<br />
DATA DRIVEN DESIGN<br />
111
„<br />
Aktuell ist zum einen die „wahrgenommene Hürde“ zur Technologie<br />
zu groß und zum anderen sind die Erwartungen in der Praxis zu<br />
stark von Sci-Fi Filmen geprägt. In der Bauwirtschaft gibt es aktuell eine große<br />
Bereitschaft neue Technologien zu nutzen, um historisch gewachsene Probleme<br />
neu anzugehen. Oft stehen die überzogenen Erwartungen an die Technologie aber<br />
leider dem Erfolg im Weg.<br />
früh und eng in die Entwicklung eingebunden<br />
werden. Nur so können die<br />
Bedürfnisse von Mitarbeiter:innen verstanden<br />
und die Mehrwerte von Automatisierung<br />
und Teilautomatisierung<br />
aufgezeigt werden. Zweitens muss auch<br />
die Nutzung von KI-Lösungen auf die<br />
Bedürfnisse der Nutzer ausgelegt sein.<br />
Hierbei stehen für uns insbesondere<br />
Lösungen im Fokus, bei denen eine<br />
künstliche Intelligenz komplementäre<br />
Fähigkeiten einbringt und daher eng<br />
mit Mitarbeiter:innen zusammenarbeitet.<br />
Unerlässlich ist hierfür, dass Empfehlungen<br />
transparent, verständlich<br />
und fair sind. Nur so kann eine solche<br />
Zusammenarbeit funktionieren. Aktuell<br />
gibt es aber noch keine „pauschalen<br />
Antworten“ darauf, was Transparenz<br />
konkret bedeutet, wie sichergestellt<br />
werden kann, dass Mitarbeiter:innen<br />
KI-Lösungen nicht blind vertrauen, und<br />
wie der verantwortungsvolle Umgang<br />
mit KI-Lösungen langfristig aussehen<br />
wird. In diesen Bereichen gibt es noch<br />
großen Forschungsbedarf, der über die<br />
technischen Fähigkeiten der KI-Lösungen<br />
hinausgeht.<br />
AH: Einer meiner persönlichen Kritikpunkte<br />
am bisherigen Verlauf der Digitalisierung<br />
ist, dass neue Innovationen<br />
zum größten Teil produkt- und absatzorientiert<br />
gedacht werden. Selbstverständlich<br />
benötigt jede unerprobte<br />
Entwicklungsarbeit irgendeine Form<br />
des „Return-On-Invest“. Aber durch die<br />
enorme Geschwindigkeit und stetig steigende<br />
Komplexität der technologischen<br />
Entwicklung sind eigentlich nur noch<br />
Expert:innen in der Lage deren Auswir-<br />
kungen abzuschätzen und eine fundierte<br />
Kritikfähigkeit zu entwickeln. Mit welchen<br />
Konzepten, Regelungen oder Beteiligungsformaten<br />
könnte nach Deiner<br />
Ansicht die große Menge gesellschaftlicher<br />
Endnutzer im Umgang mit der „digitalen<br />
Unübersichtlichkeit“ unterstützt<br />
werden?<br />
MV: „Digitale Unübersichtlichkeit“ beschreibt<br />
das Problem sehr gut. Aktuell<br />
ist zum einen die „wahrgenommene<br />
Hürde“ zur Technologie zu groß und<br />
zum anderen sind die Erwartungen in<br />
der Praxis zu stark von Sci-Fi Filmen<br />
geprägt. In der Bauwirtschaft gibt es<br />
aktuell eine große Bereitschaft neue<br />
Technologien zu nutzen, um historisch<br />
gewachsene Probleme neu anzugehen.<br />
Oft stehen die überzogenen Erwartungen<br />
an die Technologie aber leider dem<br />
Erfolg im Weg. Ein wichtiger Teil unserer<br />
Arbeit ist es daher gemeinsam mit<br />
Industriepartnern zu erarbeiten, wozu<br />
künstliche Intelligenz sinnvoll genutzt<br />
werden kann und wo die verfügbaren<br />
Daten ausreichen. In den letzten Jahren<br />
ist die Technologie dank Firmen wie<br />
IBM, Google oder Amazon so günstig<br />
und leicht zugänglich wie noch nie. Aktuell<br />
fehlt es aber noch an hochwertigen<br />
Schulungs- und Qualifizierungsangeboten,<br />
die gezielt auf die Bedürfnisse<br />
kleiner und mittlerer Unternehmen<br />
zugeschnitten sind. In dem Forschungsprojekt<br />
„Data Literacy“ vermitteln wir<br />
Unternehmen anhand von konkreten<br />
Anwendungsbeispielen die Mehrwerte<br />
der Technologie und zeigen ihnen, wie<br />
man ihre individuellen Problemstellungen<br />
angehen sollte.<br />
112 DATA DRIVEN DESIGN
AH: Zum Abschluss noch eine geografische<br />
Frage. Wie erlebst Du persönlich<br />
die unterschiedlichen KI-Innovationsgeschwindigkeiten<br />
im internationalen<br />
und auch im innerdeutsch-regionalen<br />
Vergleich?<br />
MV: Deutschland ist im internationalen<br />
Vergleich sicherlich sehr gut<br />
aufgestellt. Gerade beim verantwortungsvollen<br />
Umgang mit künstlicher<br />
Intelligenz sehe ich Deutschland und<br />
die Europäische Union in einer wichtigen<br />
Vorreiterrolle. Aufholen müssen<br />
wir langfristig, aber natürlich in der<br />
Grundlagenforschung. In den letzten<br />
Jahren hat das Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Energie „(BMWI) aber<br />
mit gezielten Fördermaßnahmen viele<br />
wichtige Weichen für den Forschungs-<br />
standort Deutschland gestellt. Industrien<br />
wie die Bauwirtschaft fangen gerade<br />
erst an künstliche Intelligenz zu<br />
nutzen, deshalb freue ich mich darauf,<br />
den Unternehmen zu helfen verantwortungsbewusst<br />
und nachhaltig zu<br />
agieren. Dafür ist es unerlässlich, dass<br />
wir Menschen und Mitarbeiter:innen in<br />
den Mittelpunkt stellen und verstehen,<br />
welche Stellschrauben für eine „ebenbürtige“<br />
Zusammenarbeit mit künstlicher<br />
Intelligenz wichtig sind.<br />
AH: Herzlichen Dank, Michael für das<br />
interessante Gespräch. Wir sind gespannt<br />
auf Eure weiteren Forschungsergebnisse<br />
und hoffen Dich bald bei uns<br />
wieder begrüßen zu dürfen. -<br />
Industrien wie die Bauwirtschaft fangen gerade erst an künstliche<br />
Intelligenz zu nutzen, deshalb freue ich mich darauf, den<br />
Unternehmen zu helfen verantwortungsbewusst und nachhaltig zu agieren.<br />
Gleichwertigkeit der<br />
Lebensverhältnisse<br />
Einer der Grundpfeiler der bundesdeutschen Raumordnung<br />
ist der im Grundgesetz verankerte Auftrag zur zur Schaffung<br />
gleichwertiger Lebensverhältnisse. Das Das „gleichwertig“ dabei dabei nicht nicht<br />
„gleich“ heißt, ist ist hinlänglich bekannt. Darüber hinaus ist ist die die<br />
Debatte so vielfältig geführt wie wie die die Lebensbedingungen, die die sich sich<br />
in der Bundesrepublik vorfinden lassen. Welche Trends Trends in in diesem diesem<br />
Bereich aufleuchten, nicht nicht zuletzt auch auch Aspekte der der Versorgung<br />
und Wettbewerbsfähigkeit, welche welche die die Pandemie Pandemie stärker stärker in in<br />
den Fokus gerückt hat, hat, zeigen zeigen einige einige Beiträge Beiträge in in der der aktuellen aktuellen<br />
Ausgabe der der RaumPlanung. RaumPlanung. Ein Ein ausführlichen ausführlichen Einblick Einblick und und bunter bunter<br />
Mix<br />
Mix<br />
in<br />
in<br />
die<br />
die<br />
Gegensätze<br />
Gegensätze<br />
von<br />
von<br />
oben<br />
oben<br />
und<br />
und<br />
unten,<br />
unten,<br />
Ost<br />
Ost<br />
und<br />
und<br />
West,<br />
West,<br />
zentral<br />
zentral<br />
und<br />
und<br />
dezentral<br />
dezentral<br />
erwarten<br />
erwarten<br />
Sie<br />
Sie<br />
in<br />
in<br />
einem<br />
einem<br />
thematisch<br />
thematisch<br />
vielfältigen<br />
vielfältigen<br />
und<br />
und<br />
doch<br />
doch<br />
fokussierten<br />
fokussierten<br />
RaumPlanung-Heft<br />
RaumPlanung-Heft<br />
„Gleichwertigkeit<br />
„Gleichwertigkeit<br />
der<br />
der<br />
Lebensverhältnisse“.<br />
Lebensverhältnisse“.<br />
Informationskreis für Raumplanung (IfR) e.V.<br />
Informationskreis für Raumplanung (IfR) e.V.<br />
Adresse:<br />
Kontaktdaten:<br />
Adresse:<br />
Kontaktdaten:<br />
Gutenbergstraße 34 Tel. 0231 7595-70<br />
44139<br />
Gutenbergstraße<br />
Dortmund<br />
34<br />
info@ifr-ev.de,<br />
Tel. 0231 7595-70<br />
www.ifr-ev.de<br />
44139 Dortmund<br />
info@ifr-ev.de, www.ifr-ev.de<br />
6 Ausgaben pro Jahr<br />
Ausgaben pro Jahr<br />
Jahresabonnement: 91 € (inkl. Versandkosten)<br />
Jahresabonnement: 91 (inkl. Versandkosten)<br />
Einzelpreis: 19 € (zzgl. Versandkosten)<br />
Einzelpreis: 19 € (zzgl. Versandkosten)<br />
DATA DRIVEN DESIGN<br />
RaumPlanung RaumPlanung 212 212 / 3/4 3/4 - - <strong>2021</strong> <strong>2021</strong><br />
113
FAÇADE 4.0<br />
Boris Storz , Nutzungsrecht: Schüco International KG<br />
The new digital life-cycle of the building envelope<br />
'The digital transformation will change everything' – with this quote in<br />
mind a deep look into the current façade business will be given with a<br />
special attention to digitalization.<br />
DANIEL ARZTMANN, TOMAS MENA LOZADA AND JHOSANGELA RAMÍREZ<br />
This paper provides insights into the current situation from the perspective of an international<br />
façade system supplier and gives examples from daily work and scientific research projects.<br />
Digitalization influences the façade business already in nearly each planning step. Renderings<br />
and visual simulation helps the architect to make decisions in the early planning stage. In addition,<br />
the development of 3D visualization has led to the creation of 3D tutorials for installations<br />
purposes. Finite element analysis, parametric planning tools and rapid prototyping are used in<br />
the façade system development to control design parameters without the necessity of a physical<br />
mockup. In the future, the cyber physical systems and 3D-tutorials in combination with<br />
synchronization of the data from the digital building twin will lead to zero tolerance fabrication<br />
and installation of complex façade products with sensor/motor- interfaces. These sensor driven,<br />
automated and interconnected products - like the so-called active noise cancelling façade components<br />
- are the base for an intelligent, self-controlled building envelope. Further innovations<br />
are expected in the process steps of façade maintenance and upgrading that will have huge consequences<br />
regarding a planned and controlled end of life.<br />
The above shows that digitalization is already established in each step of the current façade life-cycle.<br />
An interconnection of these currently isolated digitized steps will lead to a digital transformation<br />
of the full process. The result would be a new digital life-cycle of the building envelope<br />
with a continuous data flow and indispensable consequences throughout the full process that<br />
provides a fertile ground for innovations in the digital age.<br />
114 DATA DRIVEN DESIGN
INTRODUCTION<br />
The digital transformation is one of<br />
the main drivers in business development<br />
of our days. While digitization<br />
showed a steady growth path during<br />
the last decades of the 20th century,<br />
it shows an exponential and explosive<br />
growth from the beginning of the 21st<br />
century until today. According to Krys<br />
and Klaus (2017), the most important<br />
levers for this development are: digital<br />
data, automation, connectivity and digital<br />
customer access.<br />
In 2015, McKinsey Global Institute released<br />
their industry digitization index<br />
in which they stated that “the construction<br />
industry is among the least digitized”<br />
(Agarwal et. al 2019). Some of<br />
the main reasons for this are the slow<br />
adoption of processes technology innovations<br />
as well as challenges in project<br />
management, performance management<br />
and supply chain practices.<br />
Furthermore, investment in R&D in the<br />
construction field is far behind other<br />
industries.<br />
Looking at the façade industry, the user<br />
expectation on a modern digitized product<br />
seems to be very clear. It must fit<br />
into the so called smart home concept,<br />
where totally different devices are digitally<br />
connected and communicate with<br />
each other with the aim of improving<br />
the quality of life, security and comfort.<br />
An example application for that is the<br />
so-called scenario control in modern<br />
office rooms: a smart control device<br />
which offers different scenarios that<br />
can be chosen by the user according to<br />
the use of the room. If the room should<br />
be prepared for a meeting, a push on<br />
the correct button controls different<br />
motorized devices: windows get closed<br />
to improve acoustic quality, climatization<br />
regulates temperature and relative<br />
humidity, roller shutters improve<br />
visual quality and reduces heat gains,<br />
the beamer is switched on and is ready<br />
for presentation, etc. But the digital<br />
transformation of the façade business<br />
means much more as the above mentioned<br />
developments are already in<br />
progress. This paper provides insights<br />
into the current situation of façade digitalization<br />
from the perspective of an<br />
international façade system supplier<br />
and gives examples from daily work<br />
and scientific research projects.<br />
THE FAÇADE LIFE-CYCLE WITH<br />
DIGITIZED PROCESS STEPS<br />
The Economic Times (2019) states that<br />
a product life-cycle is a cycle throughout<br />
which every product goes through<br />
from introduction to withdrawal<br />
or eventual demise. This chapter gives<br />
an overview about the façade specific<br />
life-cycle (Figure 1) and how digitization<br />
is already implemented in its different<br />
process steps.<br />
EARLY DESIGN STAGE<br />
In the early planning process, the façade<br />
gets designed and specifications are<br />
defined to meet the technical and aesthetical<br />
requirements of the building.<br />
In this process step a close collaboration,<br />
with an unequivocal exchange of<br />
information, between the project architects,<br />
façade consultants and façade<br />
developers is necessary to achieve<br />
a good façade design. The process<br />
gets more and more digitized thanks<br />
to three-dimensional visualization methods<br />
in form of renderings and movies<br />
that help to provide a realistic representation<br />
of the designed product.<br />
Additionally, the façade industry uses<br />
Fig. 1: The façade life-cycle with its different processes<br />
Daniel Arztmann, Tomas Mena Lozada, Jhosangela Ramírez<br />
DATA DRIVEN DESIGN<br />
115
virtual reality to allow spatial experience.<br />
Visual models produced by rapid<br />
prototyping have the power to explain<br />
the aesthetical impact of complex façade<br />
details. Moreover, another kind of<br />
digitization in this early planning stage<br />
is the digital platforms for product research<br />
and comparison.<br />
SYSTEM DEVELOPMENT STAGE<br />
Fig. 2: Finite element analysis assists with a prediction of the<br />
structural behavior in the early planning stage<br />
In this phase, the detail development of<br />
the façade takes place. Metal workers,<br />
cladding companies and system supplier<br />
fine-tune the façade for its final<br />
performance. A holistic detail design<br />
that considers the complete façade life-cycle<br />
is very important, as it influences<br />
its fabrication, installation and the<br />
recycling potential of the façade. When<br />
a new product is designed, it is essential<br />
to check if the performance criteria<br />
(e.g. wind and water tightness, security<br />
issues) are met. These tests were<br />
mainly executed after completion of<br />
the detail development process, with<br />
physical mockups in the test laboratory.<br />
If the new developed product failed<br />
in one of those tests, an alteration of<br />
the product could be very time-consuming<br />
and costly. Nowadays, modern<br />
digital simulation methods provide the<br />
possibility to run preliminary tests that<br />
allow for a performance check and fine-tuning<br />
of the system in the ongoing<br />
product development. Finite element<br />
tools for example assist to analyze<br />
the façade according to thermal and<br />
acoustical properties and its structural<br />
behavior (Figure 2).<br />
Thanks to these tools it is possible to<br />
make predictions regarding the façade<br />
performance in aspects like wind and<br />
air tightness, punctual structural impacts<br />
from flying parts as well as effects<br />
of seismic activities (Arztmann, 2018).<br />
The change to three-dimensional construction<br />
drawings in addition to rapid<br />
prototyping for complex details, enables<br />
a simplified solution identification.<br />
Combined with new generative design<br />
methods like the geometry or topology<br />
optimization, the design of a new generation<br />
of sustainable and resilient façades<br />
seems to be possible. Although the<br />
simulation of a façade construction in<br />
the early planning stage offers great<br />
opportunities to fine-tune a system<br />
design, it must be understood as a preliminary<br />
check of the design that does<br />
not replace the final check of a façade<br />
system via laboratory tests.<br />
FAÇADE FABRICATION<br />
P. Riechmann, Schüco<br />
The future of digitized façade fabrication<br />
seems to move towards restructuring<br />
the façade workshops based on<br />
cyber-physical systems (CPS). Luber<br />
and Litzel (2019) define these systems<br />
as mechanical components that are<br />
interconnected in a network or with<br />
modern information techniques. These<br />
CPS are already found in todays´<br />
façade workshops in the form of digitally<br />
connected machineries. These<br />
machineries are supplied with specific<br />
production data coming out of the<br />
planning and development phase and<br />
they are able to control the different<br />
processing steps like milling, sawing,<br />
116 DATA DRIVEN DESIGN
drilling, etc. automatically without the<br />
need of human interaction. On a scientific<br />
level, further fabrication specific<br />
investigations can be found regarding<br />
the use of robots and augmented reality<br />
during production. Augmented<br />
reality seems to be a very interesting<br />
topic in façade business since it has<br />
the power to improve the quality level<br />
and safety during production. Robots<br />
might be a next step on the way to free<br />
human workers from dirty, dull and<br />
dangerous jobs and to improve quality<br />
of the products by reducing errors.<br />
Nevertheless, this would necessitate<br />
a rethinking in product development<br />
with a consideration of robot specific<br />
production principles and a change of<br />
working environments that are, at the<br />
moment, not suitable for robot automation.<br />
FAÇADE INSTALLATION<br />
The façade installation is one of the<br />
most critical process steps in the façade<br />
life-cycle that has huge influences<br />
on the performance quality of the end<br />
product. As the façade installers are<br />
not involved in the first life-cycle phases,<br />
a clear and unequivocal transfer of<br />
installation knowledge must be provided.<br />
This gets even more important in<br />
times of globalization where a façade<br />
that is designed for a project in e.g.<br />
Asia might be developed in central Europe.<br />
Due to this, modern companies<br />
change their product documentation<br />
from very complex fabrication and installation<br />
drawings, overloaded with<br />
written explanations, into easy, understandable<br />
and language independent<br />
video documentation. Another problem<br />
in the installation phase occurs<br />
when unexpected tolerances (i.e. of<br />
the building shell) are recognized too<br />
late, and the corresponding adjustments<br />
during fabrication are no longer<br />
possible. A continuous monitoring of<br />
the construction progress with modern<br />
monitoring devices like 3D-scanners<br />
or drones, followed by an instant<br />
comparison with the originally planned<br />
data and a clash alert if unexpected tolerances<br />
are recognized seems to be a<br />
digital solution. These issues in façade<br />
installation show the importance of<br />
data connection throughout the fabrication<br />
and installation phase reason<br />
why some companies in façade business<br />
start to develop cloud based project<br />
management platforms. Their aim<br />
is to save data through the entire façade<br />
design process to be able to provide<br />
data when and where is needed. This<br />
should help the involved parties in<br />
façade business to minimize risks and<br />
to achieve goals in terms of time, cost<br />
and quality (PlanToBuild, 2019).<br />
FAÇADE OPERATION<br />
This process step is a very important<br />
one as it has the highest influence on<br />
the user-satisfaction. To meet the expectations<br />
on the so called “smart-home”<br />
concept, products are designed<br />
as so called “cognitive active systems”<br />
(Strube, 1998). A cognitive active system<br />
in façade business can be defined<br />
as a mechanical system with an adaptive<br />
and indirect connected motor<br />
and sensor interface (Figure 3). The<br />
sensor interface gets stimulated by<br />
an external influence, this stimuli gets<br />
recognized, analyzed and gives an adapted<br />
impulse to the motor interface<br />
that initiates an action. A good example<br />
for such a cognitive active system<br />
is the research called “Acoustic<br />
Fig. 3: The use of cognitive active systems enlarges the<br />
potential for innovations in façade business<br />
W. Heusler<br />
DATA DRIVEN DESIGN<br />
117
'protection mechanisms with regards<br />
to the specific sound perception of individuals.<br />
UPDATE / UPGRADE / MAINTENANCE<br />
Fig. 4: The development of well-defined intersections is essential for<br />
fast and easy replacement of components<br />
Window with Active Noise Controlling”.<br />
The aim of the research (Suh, 2017),<br />
was to developed a window with very<br />
good sound reduction properties in<br />
an open position. To meet this goal several<br />
components are combined and<br />
inter-connected: A sensor is installed<br />
to control the noise level outside the<br />
building. When the noise level reaches<br />
a defined level, an active noise control<br />
(ANC) mechanism installed in the vent<br />
frame, produces a frequency dependent<br />
counter sound that balances the<br />
noise transferred to the interior. If the<br />
outside noise level is too high to get<br />
balanced by ANC, the sensor gives an<br />
impulse to the motor interface of the<br />
window and the vent frame gets automatically<br />
closed. If the outer noise level<br />
decreases again, the window opens automatically<br />
with the help of the motor<br />
interface. The sensor used for the above<br />
mentioned ANC-window measures<br />
the general interior noise level. Some<br />
research institutes are already investigating<br />
the potential of so called “wearable”<br />
or “embedables” that for example<br />
can be installed in the ear or embedded<br />
under the skin. These new kind of<br />
sensors can be used to measure the<br />
stress level of individuals and can recognize<br />
why the stress occurs. It can be<br />
imagined as a futuristic sensor in the<br />
ANC-window that controls the noise<br />
W. Heusler<br />
As explained above, modern adaptive<br />
façade products become more complex<br />
with a wide variety of components.<br />
The mentioned ANC-window installed<br />
in an aluminum façade is an example<br />
construction with various components<br />
that differ in their life expectations and<br />
innovation cycles. The aluminum facade<br />
has a predicted life expectancy of<br />
approximately 30 years, appropriate<br />
maintenance presumed. The sensor<br />
interface of the ANC-window might be<br />
a first edition of a high-tech product<br />
with an innovation cycle of 10 years or<br />
less. Furthermore, the sensor interface<br />
is susceptible to interferences, due<br />
to missing long-term experience. Without<br />
a well-defined intersection between<br />
the façade and the ANC-window<br />
an individual exchange of the single<br />
components and with this an update<br />
or upgrade of the entire facade is<br />
hardly possible. With regards to sustainability<br />
aspects, the just explained<br />
well-defined intersection between the<br />
different components of a façade that<br />
enables a fast and easy replacement is<br />
vital (Figure 4). Furthermore, a specific<br />
maintenance and upgrading plan for<br />
the façade with all its components has<br />
to be created that must be easily accessible<br />
throughout the complete product<br />
life span. Technologies like radio<br />
frequency identification (RFID) or near-field<br />
communication (NFC) can assist<br />
here with data management already<br />
visible in the global facade business<br />
(Lothar, 2019). Another digital technology<br />
that takes part in the maintenance<br />
of facades is the use of robots for façade<br />
cleaning purposes. Although the<br />
cleaning of highrise-building facades<br />
in the past and even today was mostly<br />
done by humans, modern companies<br />
already offer solutions with robots that<br />
provide a very effective cleaning method<br />
with the possibility for individual<br />
cleaning intervals.<br />
118 DATA DRIVEN DESIGN
insulation bars<br />
upper corner connection<br />
T-connection<br />
façade fixation<br />
PA-connectors<br />
lower corner connection<br />
Dismantling of USC 65 unit<br />
1. Removal of glazing beads<br />
2. Removal of glazings and panel construction and separation depending on material<br />
3. Removal of EPDM gaskets (outer and inner glazing gaskets)<br />
4. Cutting of framing profiles depending on impurities<br />
dry glazing<br />
Allocation of Schüco materials % by weight total % by weight AL only<br />
Category 1 / 3 (glazing beads, glass support) 9,5 % 12 %<br />
Category 4 (insulated framing profiles) 41 % 48,5 %<br />
Catergory 5 (insulated profiles with impurities) 33 % 39,5 %<br />
EPDM gaskets, allocated to homogenous EPDM scrap 14 %<br />
Others 2,5 %<br />
Daniel Arztmann, Tomas Mena Lozada, Jhosangela Ramírez<br />
Fig. 5: A well defined and documented recycling strategy allows for a controlled end-of-life scenario<br />
THE END OF LIFE<br />
Each product has its specific end of<br />
life. For a building envelope this can<br />
be when a building gets completely<br />
demolished or when a façade does no<br />
longer meet the functional or aesthetical<br />
demands of the owners or users,<br />
whereas the latter can be prolonged<br />
with value-preserving repair measures<br />
or value-adding reconstruction and<br />
modernization measures. Some façade<br />
manufacturers consider the end of<br />
life of their product already in product<br />
development. They develop so called<br />
recycling scenarios with information<br />
about the different components and<br />
materials and how to manage a sorted<br />
separation of these (Arztmann,<br />
2010). A controlled recycling strategy<br />
is unavoidable to be able to meet the<br />
requirements of modern sustainability<br />
standards (Figure 5). Important in<br />
this scenario is a faultless information<br />
transport over an expected period of<br />
30 – 50 years, the life expectancy for<br />
an aluminum façade. The above mentioned<br />
RFID or NFC technology provides<br />
the possibility of saving the proportionate<br />
data directly “on the product”.<br />
However, it must be ensured that these<br />
data can be read and evaluated in the<br />
far future. A provisioning of these data<br />
in a virtual environment like the digital<br />
building twin seems to be more reasonable<br />
and promising.<br />
The previous chapter explains the process<br />
steps of the so called façade life-cycle<br />
and shows that digitalization<br />
already has entered and influenced<br />
these in many ways. An interconnection<br />
of these currently isolated digitized<br />
steps will lead to a digital transformation<br />
of the full facade life cycle. To<br />
make this possible, it is important to<br />
establish collaborative environments<br />
to allow a continuous data flow with<br />
indispensable consequences throughout<br />
the full process. One example for<br />
such a collaborative environment can<br />
be found in Building Information Modeling.<br />
DATA DRIVEN DESIGN<br />
119
Schüco<br />
Fig. 6: The digital building twin is a realistic image of a project in a virtual environment<br />
BIM – A COLLABORATIVE ENVIRON-<br />
MENT IN BUILDING INDUSTRY<br />
Building information modeling (BIM), is<br />
the digital representation of buildings<br />
or other constructions that include data<br />
associated with physical and functional<br />
characteristics. Therefore, it covers<br />
more than just geometry. It also covers<br />
spatial relationships, geographic information,<br />
costs, quantities and properties<br />
of building components. BIM can<br />
be viewed as a virtual process that encompasses<br />
all aspects of the construction<br />
project within a single model, allowing<br />
the project teams to collaborate<br />
and coordinate their work package with<br />
other parties creating a more integrated<br />
approach to project delivery.<br />
Additionally, BIM considers not only<br />
project phases from design to production<br />
but also the full life span of the<br />
building including operation and facilities<br />
management, maintenance and<br />
the end of life. As Birrel (2014) states,<br />
“it is anticipated that BIM will enable all<br />
of the project information to be stored<br />
in one central location as opposed to<br />
spread out over multiple servers, facilitating<br />
easy access to project information<br />
and data at each stage of the project<br />
life-cycle”. This platform will enable the<br />
building project to be built twice, once<br />
in a virtual environment, the so called<br />
digital twin, and once on the construction<br />
site, this will allow a high level of<br />
efficiency during the life-cycle of the<br />
project (Figure 6).<br />
FAÇADE ENGINEERING IN THE BIM<br />
ENVIRONMENT<br />
The digital building twin is a realistic<br />
image of the project in a virtual environment.<br />
It represents all information<br />
provided by the supplying industries<br />
in digital form. But how can this<br />
information be generated and how<br />
can digitalization improve these processes?<br />
BIM has certain standards and<br />
protocols for building construction.<br />
The most developed until now is the US<br />
National BIM standard which is published<br />
in the BIM forum. There is as well<br />
a standard called PAS 1192 developed<br />
by the United Kingdom. Both protocols<br />
set specifications that serve as a guidance<br />
to developed BIM projects. The<br />
problem with these standards is that<br />
it does not provide enough guidance<br />
or protocols for specialist contractors.<br />
There are no guidelines for the facade<br />
industry and their design workflow.<br />
So far, the facade industry has made<br />
efforts to incorporate its façade products<br />
into BIM families so that architects<br />
and other external partners can<br />
use them for the development of the<br />
building conceptual design. However,<br />
the creation of these families is totally<br />
disconnected from the facade design<br />
workflow. The idea for the near future<br />
is to create a BIM execution plan (BEP)<br />
for the facade process that defines a<br />
specific facade design workflow and<br />
specific stages of the facade life-cycle.<br />
The BIM process will take advantage of<br />
120 DATA DRIVEN DESIGN
Fig. 7: Provision of input data for the digital building<br />
twin today (top) and in future (bottom), after the digital<br />
transformation<br />
the potential of scripted environments<br />
as they can integrate and automate several<br />
processes independently of software<br />
constrains. With leveraging open<br />
APIs and open source libraries, the processes<br />
can be tailored automated in<br />
different scales and scopes. With this<br />
integration, the BIM execution plan will<br />
store all the technical information of<br />
the façade in one single interface.<br />
An approximation of this dynamic<br />
workflow for customized façade solutions<br />
was created in the Master thesis<br />
developed at the University of Applied<br />
Sciences Detmold, Germany called<br />
“Automation of Processes in the Façade<br />
Engineering Field” (Ramírez, 2019).<br />
In this research a BIM execution plan<br />
was created and a guideline of how to<br />
work in a collaborative environment<br />
in Revit was generated (Figure 7). The<br />
new platform supports the current<br />
development stages of façade design<br />
and automates certain processes with<br />
the use of the graphical algorithm editor<br />
called Dynamo. The new platform<br />
avoids the human error and reduces<br />
time schedule.<br />
In a broader view, the BIM execution<br />
plan shows the potential of having a<br />
full facade life-cycle. At the culmination<br />
of all the BIM modeling throughout the<br />
project, the model will include operation<br />
and maintenance as well. Information<br />
like installation videos, warrants,<br />
„<br />
Peter<br />
The best way to predict the<br />
future is to create it.<br />
Ferdinand Drucker, 1909-2005<br />
Jhosangela Ramírez (2)<br />
DATA DRIVEN DESIGN<br />
121
Fig. 8: The digitally transformed façade life-cycle with inter-connected process steps and holistic data-management<br />
ownership, and maintenance manuals<br />
can be embedded to the model. This<br />
façade stages go around the project giving<br />
always important information and<br />
setting more control during the entire<br />
façade life span creating like this a digital<br />
building twin (Figure 8).<br />
lifecycle with a special focus on the<br />
interconnection of the currently isolated<br />
process steps and a continuous<br />
data flow that will lead to indispensable<br />
consequences throughout the full<br />
process. -<br />
CONCLUSION AND OUTLOOK<br />
This paper gives a deep input into the<br />
current lifecycle of the building envelope<br />
and shows how digitization<br />
has already entered the different process<br />
steps. It describes the Building<br />
Information Modeling as an interdisciplinary<br />
collaborative platform in the<br />
building business with the potential<br />
to establish a digital transformation<br />
of the processes in the façade industry.<br />
The BIM process will reduce risks<br />
and because of its parametric nature<br />
will reduce time schedule as well. The<br />
digital transformation is necessary<br />
for a smart digital data generation as<br />
an input for the digital building twin.<br />
It necessitates a review of the façade<br />
References:<br />
Agarwal, Rajat, Shankar Chandrasekaran, Mukund Sridhar.<br />
„Imagining construction´s digital future”. https://www.mckinsey.com/<br />
industries/capital-projects-and-infrastructure/our-insights/imagining-constructions-digital-future<br />
(accessed June 25, 2019).<br />
Arztmann, Daniel. “Climate Change and its Influence on Glazed Curtain<br />
Wall Design”. Engineered Transparency 2018: 149-157. Ernst & Sohn. 2018<br />
Arztmann, Daniel. “Recycling of Façade Systems”. Master Thesis at the<br />
University of Applied Sciences Detmold, Germany. 2010<br />
Birrel, Danny. “A Research and Delivery Foundation for the Facade<br />
Design Process Utilising Building Information Modelling”. Master Thesis at<br />
the University of Bath, United Kingdom. 2014<br />
The Economics Times. “Definition of ‘Product Life Cycle’”. https://<br />
economictimes.indiatimes.com/definition/product-life-cycle (accessed<br />
July 2, 2019)<br />
Heusler, Winfired, Eva-Maria Faltus, Daniel Arztmann. “Gesunde<br />
Gebäude gesund bauen”. Glasbau 2018: 59-75. Ernst & Sohn. 2018<br />
122 DATA DRIVEN DESIGN
Dipl.-Arch. Tomas Mena Lozada, MEng<br />
Architect, graduated from the Universidad Central de Venezuela<br />
awarded with final project highest-grade recognition.<br />
After an extensive career experience in design, construction<br />
and project managing, he moves to Germany in 2016, to<br />
pursue his master studies. During this time, he co-developed<br />
Cliphut, a parametric building system in wood<br />
focused on self construction using computational design<br />
and digital fabrication. The project was awarded Best Idea<br />
by Metsawood´s Openwood on-line platform among other<br />
publications. In 2018 he obtained the title of Master in<br />
Engineering with Valedictorian mention at the Technische<br />
Hochschule Ostwestfalen-Lippe where still participates<br />
as guest lecturer. Currently he is Senior Computational Designer<br />
at Schueco where he connects different technologies<br />
to innovate in the AEC industry.<br />
Prof. Dipl.-Ing. Daniel Arztmann, MEng<br />
Schüco Int. KG, Bielefeld<br />
Daniel has a Diploma in Architecture and a MEng in Facade<br />
Construction. He works for Schüco in Bielefeld where he<br />
started as a facade consultant for high rise projects. Later<br />
he became head of R&D for emerging markets. Today, he is<br />
the head of the building physics department for international<br />
projects at Schüco. Since 2010 he is teaching in the facade<br />
master program at the Detmold School of Architecture<br />
and Interior Architecture where he today holds the chair for<br />
Facade Construction. He is a specialist in façade design and<br />
construction and an active member of the European Facade<br />
Network (EFN).<br />
Krys, Christian, Klaus Fuest. “Roland Berger Trend Compendium<br />
2030”.October 2017. https://www.rolandberger.com/en/ Dossiers/<br />
Trend-Compendium.html (accessed June 25, 2019).<br />
Lother, Klaus. “RFID revolutioniert komplexen Fassadenbau”. https://<br />
www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/mikroelektronik/rfid-revolutioniert-komplexen-fassadenbau/<br />
(accessed August 23, 2019)<br />
Luber, Stefan, Nico Litzel. “Was ist ein Cyber-physisches System<br />
CPS?”. https://www.bigdata-insider.de/was-ist-ein-cyber-physischessystem.<br />
(accessed July 8, 2019)<br />
PlanToBuild. https://www.plantobuild.de (accessed July 8,2019)<br />
Ramirez, Jhosangela. “Automation of Processes in the Façade Engineering<br />
Field”. Master Thesis at the University of Applied Sciences Detmold,<br />
Germany. 2019<br />
Strube, Gerhard. “Modelling Motivation and Action Control in Cognitive<br />
Systems”. Mind Modelling: 89-108. Pabst. 1998<br />
Suh, Byong Kook. “A Research for Technologies of Sound Reduction on<br />
Windows”. Master Thesis at the University of Applied Sciences Detmold,<br />
Germany. 2017<br />
Dipl.-Arch. Jhosangela Ramírez, MEng<br />
has a Diploma in Architecture and a MEng in Facade Design.<br />
In her first years of professional experience, she worked as<br />
a design architect for Constracta (Venezuela) and Edifikarch<br />
(Miami). She later on started as a working student at Schüco<br />
International in Bielefeld while doing her Meng in Façade<br />
Design. After finishing her Master's degree, she worked<br />
as a Research Associate at the Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe,<br />
developing a research project for digital<br />
process optimization in Facade Engineering. She currently<br />
works in the computational design department as a Digital<br />
Process Manager at Schüco International.<br />
DATA DRIVEN DESIGN<br />
123
Stadt Detmold<br />
Die Detmolder Innenstadt steckt voller Daten. Das Projekt „Smart, 3D und<br />
historisch“ und andere Projekte machen sie sichtbar<br />
SANDRA MÜLLER UND MARTIN KÖLCZER<br />
DIE STADT DER ZUKUNFT IST AUF DATEN GEBAUT<br />
Ein Einblick in Bits & Beton bei der Stadt Detmold<br />
Nicht nur Metropolen wie Berlin, London<br />
oder Paris nutzen Daten zur Planung<br />
und Gestaltung ihrer Städte. Auch<br />
die Stadt Detmold stellt sich im Bereich<br />
von Urban Data strategisch auf und<br />
entwickelt in der Auseinandersetzung<br />
mit Politik und Stadtgesellschaft ein<br />
gemeinsames Leitbild, das den städtischen<br />
Umgang mit Daten, die digitale<br />
Daseinsvorsorge und das Selbstverständnis<br />
der Stadt als Managerin von<br />
Datenströmen beschreibt (Urban Data<br />
Partnership 2020). Die Bereiche Stadtentwicklung<br />
und Digitalisierung erproben<br />
in innovativen Projekten, wie Daten<br />
im Sinne einer nutzerorientierten Planung<br />
eingesetzt und nachhaltig zum Gemeinwohl<br />
beitragen können.<br />
Die Stadt Detmold hat als Modellkommune<br />
im Projekt „Global Nachhaltige<br />
Kommune in NRW" (2019-<strong>2021</strong>) eine<br />
Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet, die<br />
sich an den 17 Sustainable Development<br />
Goals (SDG) orientieren, die die<br />
Vereinten Nationen in der Agenda<br />
2030 festhalten. Unter dieser Dachstrategie<br />
verstetigt die Stadt Detmold<br />
ihr stadtentwicklungspolitisches Ziel<br />
einer verträglichen und nachhaltigen<br />
Gesamtentwicklung des Stadtraums<br />
und verfolgt bewusst eine ökologische,<br />
soziale und wirtschaftlich nachhaltige<br />
Stadtentwicklung. Das SDG 16 der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
steht für Frieden,<br />
Gerechtigkeit und starke Institutionen.<br />
In der Handreichung „SDG-Indikatoren<br />
für Kommunen“, die unter anderem von<br />
der Bertelsmann Stiftung, dem Bundesinstitut<br />
für Bau-, Stadt- und Raumforschung<br />
und dem Deutscher Städte-<br />
und Gemeindebund veröffentlicht<br />
wird, beinhaltet das SDG 16 für Städte<br />
und Gemeinden auch den Index „Digitale<br />
Kommune“. Dieser Index enthält drei<br />
datenbezogene Zieldefinitionen (Bertelsmann<br />
Stiftung et al. 2020:150 ):<br />
• Besitzen die Kommune oder kommunale<br />
Unternehmen die Hoheit über die<br />
Daten, die für ihre Aufgabenerfüllung<br />
relevant sind?<br />
• Besteht in der Kommune eine langfristige<br />
Strategie für den Umgang mit großen<br />
Datenmengen?<br />
• Veröffentlicht die Kommune ihre Daten<br />
als Open Data?<br />
124 APPLIED IDEAS
Sie adressieren die kommunale Selbstbestimmung<br />
und Unabhängigkeit von<br />
Städten im digitalen Raum und verdeutlichen<br />
wie wichtig der Aufbau von<br />
Daten-Know-how und Datenmanagement-Strukturen<br />
für eine nachhaltige<br />
Stadtentwicklung sind. Diese Grundsteine<br />
der Stadt der Zukunft bilden gleichzeitig<br />
die Grundlage dafür, städtische<br />
und urbane, d.h. im Stadtraum anfallende<br />
Daten, im Sinne von Stadt und Stadtgesellschaft<br />
steuernd und gestaltend<br />
einsetzen zu können.<br />
TRANSFORMATIONSPARTNERSCHAFT<br />
„URBAN DATA PARTNERSHIP“<br />
Die steigende urbane Komplexität<br />
macht Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert<br />
anspruchsvoller denn je. Neben<br />
globalen Trends wie demographischem<br />
Wandel, Migration und Klimawandel sowie<br />
einem wachsenden Selbstbewusstsein<br />
der Stadtgesellschaft, die offensiv<br />
eine stärkere Partizipation an Entwicklungsprozessen<br />
einfordert, eröffnet die<br />
digitale <strong>Transformation</strong> ein weiteres<br />
multidimensionales Set an internen und<br />
externen Faktoren, die es aufeinander<br />
abzustimmen gilt. Hinzu kommt, dass<br />
das hohe Innovationstempo datengetriebener<br />
und digitaler Technologien die<br />
traditionellen Stadtentwicklungszyklen<br />
vor eine Herausforderung stellt. Um<br />
die Stadt der Zukunft zu gestalten ist<br />
es notwendig, Stadtplanung mit datengetriebenen,<br />
technologischen Innovationen<br />
sowie sozialen und ökologischen<br />
Prämissen zu verknüpfen.<br />
Als Mitglied der Urban Data Partnership<br />
baut die Stadt Detmold deshalb Handlungs-<br />
und Entscheidungskompetenzen<br />
im Bereich urbaner Daten auf und<br />
entwickelt Instrumente, mit denen sie<br />
Daten zur nachhaltigen und gemeinwohlorientierten<br />
Gestaltung des digitalen<br />
Wandels der Stadt einsetzen kann.<br />
Die Urban Data Partnership (UDP) ist<br />
eine <strong>Transformation</strong>spartnerschaft, die<br />
im Rahmen der Morgenstadt Initiative<br />
im September 2019 als Verbundforschungsprojekt<br />
ins Leben gerufen wurde.<br />
Gemeinsam mit Expert*innen von<br />
Fraunhofer IAO, Fraunhofer IOSB-INA,<br />
Fraunhofer FOKUS und einem Verbund<br />
aus Kommunen erarbeitet die Stadt<br />
Detmold eine Data Governance Strategie<br />
und ein Datenmanagementkonzept<br />
und baut Wissen zu Datenmodellen, Referenzarchitekturen<br />
und Plattformanforderungen<br />
auf. Ein besonderer Fokus<br />
liegt dabei auch auf der Daten-Ethik und<br />
dem Diskurs mit der Stadtgesellschaft.<br />
Ein fachbereichsübergreifendes Pilotprojekt<br />
dient begleitend dazu, das<br />
Daten-Know-how in einem ersten Anwendungsfall<br />
dem Praxis-Test zu unterziehen.<br />
In einem Use Case aus dem<br />
Bereich Daten in der Innenstadt analysiert<br />
das Projektteam, mithilfe welcher<br />
Daten Frequenzen in der Innenstadt<br />
mobilitätsmittelübergreifend und qualifiziert<br />
erfasst werden können. Über eine<br />
differenzierte lage- und zeitgenaue Erfassung<br />
und Evaluation von innerstädtischen<br />
Passantenströmen oder ein qualifiziertes<br />
Flächenmanagement ist so<br />
eine nutzerorientierte oder multifunktionale<br />
Nutzung von Innenstadträumen<br />
möglich. Das Projektteam konzipiert<br />
den Anwendungsfall im Rahmen der<br />
Urban Data Partnership mit dem Fraunhofer<br />
IOSB-INA, für die Umsetzung des<br />
Use Case laufen Gespräche mit Prof.<br />
Axel Häusler von der TH OWL sowie<br />
lokalen Daten- und IT-Unternehmen.<br />
FÖRDERPROJEKT „SMART, 3D UND<br />
HISTORISCH“<br />
Bereits einen Schritt weiter ist das interkommunale<br />
Pilotprojekt „Smart, 3D<br />
und historisch“, das die Stadt Detmold<br />
zusammen mit den Städten Brakel, Minden,<br />
Lemgo, Rietberg und Rheda-Wiedenbrück<br />
umsetzt. Alle Kommunen sind<br />
Mitglieder der Regionalgruppe „Historische<br />
Stadt- und Ortskerne OWL“ und<br />
setzen sich aktiv für die Geschichte und<br />
Identität ihrer historischen Zentren ein.<br />
Das Projekt wird in der Kategorie „Die<br />
neuen Kommunen ohne Grenzen“ als<br />
Regionale-Projekt bei der Regionale<br />
2022 geführt und im Rahmen des Städtebauförderprogramms<br />
„Lebendige<br />
Zentren“ gefördert.<br />
„Smart, 3D und historisch“ hat sich zum<br />
Ziel gesetzt, die historischen Innen-<br />
APPLIED IDEAS<br />
125
städte der Pilotkommunen nicht nur in<br />
Form von 3D-Stadtmodellen abzubilden,<br />
sondern einen vollumfänglichen<br />
„Digitalen Zwilling“ der historischen<br />
Stadt- und Ortskerne zu erstellen. Ein<br />
Anwendungsfall der 3D-Modelle ist die<br />
integrierte, bestandsorientierte Stadtentwicklung<br />
der historischen Zentren.<br />
Als Instrument für die zukunftsgewandte<br />
Planung und Umsetzung, Information<br />
und Vermittlung sind zahlreiche Einsatzmöglichkeiten<br />
denkbar:<br />
• Einwohner*innen und Tourist*innen<br />
können virtuell über/durch Detmold fliegen,<br />
sich im Stadtraum bewegen und die<br />
Stadt entdecken und dazu Informationen<br />
in der individuell gewünschten Tiefe<br />
zu Sehenswürdigkeiten, lokalen Besonderheiten,<br />
Projekten und Veränderungen<br />
abrufen.<br />
• Dem lokalen Einzelhandel/ der lokalen<br />
Gastronomie bietet das Modell<br />
einen digitalen Auftritt. Mit einem<br />
360-Grad-Rundgang können sich interessierte<br />
Kund*innen digital sogar eigenständig<br />
in den Räumen des Unternehmens<br />
bewegen und die Läden für sich<br />
entdecken.<br />
• Architekturmodelle können in das<br />
3D-Stadtmodell eingefügt und Bestandsgebäude<br />
ausgeblendet werden;<br />
das erleichtert Planungsentscheidungen<br />
und partizipative Prozesse. In der<br />
dichter werdenden Stadt, die vermutlich<br />
vor epochalen Veränderungen hinsichtlich<br />
Energieerzeugung und -versorgung,<br />
Mobilität und sozialem Zusammenhalt<br />
steht, können Diskussionen über Veränderung<br />
mit geringem Aufwand versachlicht<br />
werden.<br />
• Verschattungsanalysen, Hochwassersimulationen,<br />
Sichtbarkeitsanalysen<br />
oder 360°-Straßenpanoramabilder sind<br />
nur einige weitere denkbare Einsatzoptionen.<br />
Solar- und Gründachkataster,<br />
Potentialanalysen für Freiflächen-Photovoltaik<br />
und Analysen des (inner)städtischen<br />
Verkehrsnetzes bieten auch im<br />
Bereich Klima und Umwelt zahlreiche<br />
neue Tools für die Stadtplanung.<br />
• Die Implementierung historischer Ansichten<br />
und visionärer Planungen macht<br />
Stadtentwicklung nachvollziehbarer, die<br />
Beteiligung von Schüler*innen unterschiedlicher<br />
Altersstufen, die den digitalen<br />
Zwilling selbst mit Inhalten füllen, ermöglicht<br />
eine neue Form der Aneignung<br />
der Stadt.<br />
Der „Digitale Zwilling“ soll die Grundlage<br />
für den zukünftigen Einsatz von „Erweiterter<br />
Realität“ (augmented reality)<br />
schaffen. Smartphones und Datenbrillen<br />
ermöglichen eine Live-Überlagerung<br />
der analogen und der digitalen Stadt<br />
– Beton und Bits legen sich „übereinander“.<br />
Der Einsatz dieser Technik wird<br />
allen Anwendungsfällen eine intuitive<br />
Zugänglichkeit verschaffen. Das Projekt<br />
stellt die kommunale Handlungspraxis<br />
im Bereich der Stadtentwicklung<br />
zukunftsfähig auf und stärkt den Austausch<br />
und Wissenstransfer zwischen<br />
den teilnehmenden Kommunen. Die<br />
3D-Stadtmodelle verstehen sich als<br />
lernendes Instrument, das von Stadtplaner*innen<br />
und Wissenschaft stetig<br />
weiterentwickelt und neu eingesetzt<br />
werden kann. Als Angebot für externe<br />
Plattformen, Daten in die Modelle einzuspeisen<br />
und zu verbinden, entsteht zudem<br />
der Möglichkeitsraum, Daten neu<br />
zusammenzuführen, auszutauschen<br />
und innovative Planungs- und Steuerungsdienste<br />
für die Stadtplanung zu<br />
entwickeln.<br />
GEODATENPORTAL 2.0<br />
Seit Anfang der 2000er Jahre haben Gebietskörperschaften<br />
damit begonnen,<br />
Geodatenportale für den internen und<br />
externen Zugriff anzubieten. Raumbezogene<br />
Daten wurden sichtbar bzw. bisher<br />
nicht-raumbezogene Daten wurden<br />
mit einem Raumbezug verknüpft. In der<br />
Regel kommen Produkte kommerzieller<br />
Anbieter zum Einsatz. Die Stadt Detmold<br />
hat hier einen anderen Weg beschritten<br />
und ein Geodatenportal selbst entwickelt.<br />
Aus diesem Ansatz ist mit der Zeit<br />
eine umfassende Geodateninfrastrukturen<br />
(GDI) geworden. Gegliedert in<br />
Sachthemen – von der Liegenschafts-<br />
126 APPLIED IDEAS
karte und Luftbildern über Kartierung<br />
von sozialer Infrastruktur bis zu einem<br />
Wohnbaulandkataster – liefert das Geodatenportal<br />
den Mitarbeitenden der<br />
Stadtverwaltung und der Öffentlichkeit<br />
umfassende raumbezogene Informationen.<br />
Die Eigenentwicklung wird derzeit<br />
in einem gemeinsamen Projekt mit<br />
dem Kommunales Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe<br />
(krz) zu einem<br />
neuen, zukunftssicheren, modernen<br />
und professionalisierten GDI mit Geoportal<br />
weiterentwickelt. Krz und Stadt<br />
bauen hierfür ein Competence Centers<br />
für Geoinformationssysteme (CCG) auf.<br />
SIMULATIONSMODELL UND<br />
FLÄCHENNUTZUNGSHEATMAP<br />
ALS ZUKUNFTSVISION<br />
Unter dem Motto „Die co-kreative Stadt.<br />
Hand in Hand und mit Kreativität in eine<br />
neue Zukunft“ hat sich die Stadt Detmold<br />
im 3. Förderaufruf „Modellprojekte<br />
Smart Cities“ des BMI beworben. Mit<br />
den Modellprojekten Smart Cities unterstützt<br />
die Bundesregierung Kommunen<br />
dabei, die Digitalisierung strategisch im<br />
Sinne einer integrierten nachhaltigen<br />
Stadtentwicklung zu gestalten.<br />
Die Stadt Detmold skizziert in ihrem<br />
Förderantrag vier unterschiedliche Reallabore,<br />
in denen sie digitale Innovationen<br />
erproben will. Neben den Reallaboren<br />
Soziale Stadt, Interaktive Stadt und<br />
Mobile Stadt steht auch das Reallabor<br />
Transparente Stadt, das sich unter dem<br />
Leitbild „Statt Daten StadtDaten“ mit datengetriebenen<br />
Innovationen beschäftigt.<br />
Das Reallabor verfolgt das Ziel,<br />
gemeinsam mit der Stadtgesellschaft<br />
Datenethik und Einsatzmöglichkeiten<br />
von Daten zu diskutieren und zu erproben.<br />
Simulationsmodelle und Flächennutzungsanalysen<br />
sollen nicht nur in<br />
der Black Box stattfinden, sondern mit<br />
allen Sinnen erlebbar sein.<br />
Im Reallabor Transparente Stadt setzt<br />
die Stadt Detmold auf eine enge Kooperation<br />
mit der TH OWL und dem FabLab<br />
OWL. Gemeinsam mit Prof. Axel Häusler<br />
und seinen Forschungsschwerpunkten<br />
nextPlace und <strong>urbanLab</strong> sowie mit Matthias<br />
Meier und Prof. Hans Sachs vom<br />
FabLab OWL plant die Stadt Detmold ein<br />
KI-SimulationsTool zur Unterstützung<br />
urbaner Planungen. Das Tool basiert auf<br />
einem agentenbasierten Modell, das die<br />
Mobilitätsmuster und „Daily-Urban-Systems“<br />
der Bürger*innen im Stadtgebiet<br />
unter veränderbaren Gesichtspunkten<br />
und Fragestellungen simulieren kann.<br />
Somit lassen sich unterschiedliche Szenarien<br />
zur Nutzung des öffentlichen<br />
Raums und die Frequentierung von<br />
Nutzungsangeboten in der Stadt abbilden<br />
und gemeinschaftlich interaktiv<br />
diskutieren. Die wissenschaftlichen<br />
Grundlagen entstammen den CityScope-Projekten<br />
des MIT. Hierauf aufbauend<br />
wurde in einer Masterarbeit an<br />
der TH-OWL mit dem Titel "Synthetic &<br />
Tangible Agents" eine Fallstudie für das<br />
Stadtentwicklungsprojekt Deutzer Hafen<br />
in Köln erstellt, die für verschiedene<br />
Städte angepasst und erweitert werden<br />
kann. Das FabLab OWL konzipiert und<br />
gestaltet die haptischen Modelle für<br />
das Projekt und unterstützt so den gesellschaftlichen<br />
Diskurs sowie die Auseinandersetzung<br />
der Bürger*innen mit<br />
dem Thema StadtDaten. Ein weiteres<br />
Projekt im Reallabor Transparente Stadt<br />
ist die digitale Flächennutzungsheat-<br />
LivingLab Essigfabrik, TH OWL<br />
Simulationsmodell Deutzer Hafen in Köln<br />
APPLIED IDEAS<br />
127
map als ergänzendes Instrument für die<br />
urbane Stadtplanung. Ein dezentrales<br />
Sensornetzwerk erstellt ein Abbild der<br />
Nutzungshäufigkeiten im öffentlichen<br />
Raum. Die gesammelten Daten werden<br />
in einer anwendungsspezifischen Datenbank<br />
gesammelt, aggregiert und nutzbar<br />
gemacht und auf Nutzerrollen und<br />
Nutzungsansprüchen analysiert. Die Ergebnisse<br />
der Analysen ermöglichen eine<br />
bedarfsgerechte Stadtplanung. Durch<br />
das Kataster erlangen die Fachbereiche<br />
Transparenz über die Nutzung der urbanen<br />
Flächen und werden so befähigt,<br />
den Stadtraum proaktiver zu gestalten,<br />
multifunktionale Nutzungskonzepte zu<br />
erarbeiten und datenfundiert in den<br />
Bürgerdialog zu treten.<br />
AUCH IN DER STADT DER ZUKUNFT<br />
PLANT UND GESTALTET DER MENSCH<br />
Die Stadt der Zukunft ist auf Daten gebaut.<br />
Ob die Stadtentwicklung schon<br />
auf Bits oder noch rein auf Beton setzt,<br />
hängt dabei nicht von der Größe der<br />
Stadt ab. Der Innovationsgehalt und<br />
die Zukunftsfähigkeit einer Stadt stehen<br />
und fallen mit den Menschen in<br />
den Fachbereichen der Stadtverwaltung,<br />
dem Mut der politischen Entscheider*innen,<br />
dem Engagement der<br />
Stadtgesellschaft und den guten Kooperationen<br />
mit den Hochschulen und anderen<br />
wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
vor Ort. Detmold ist auf einem guten<br />
Weg, die Stadt nachhaltig und zukunftsfest<br />
aufzustellen. Partnerschaften und<br />
innovative Projekte schaffen die Basis<br />
für den steuernden und gestaltenden<br />
Einsatz von Daten in der Stadtentwicklung<br />
und ermöglichen es Stadtplanung<br />
neu und anders zu denken. Die Art und<br />
Weise wie wir den physischen mit dem<br />
virtuellen Raum verbinden, wird Wissenschaft<br />
und Verwaltung in den nächsten<br />
Jahren mehr und mehr beschäftigen.<br />
Vor allem aber wird das Zusammenspiel<br />
von Bits und Beton Barrieren zwischen<br />
Verwaltung, Politik, Wissenschaft und<br />
Stadtgesellschaft abbauen und es Bürger*innen<br />
und anderen Stadtakteuren<br />
ermöglichen, sich niederschwellig eine<br />
neue, ihnen bisher unbekannte Facette<br />
des eigenen Lebensumfeldes zu erschließen:<br />
die digitale Stadt. -<br />
Literatur und Anmerkung:<br />
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2020): SDG-Indikatoren<br />
für Kommunen. Indikatoren zur Abbildung<br />
der Sustainable Development Goals der Vereinten<br />
Nationen in deutschen Kommunen, S.150.<br />
Stadt Detmold: Nachhaltigkeitsstrategie, https://<br />
www.detmold.de/startseite/politik-und-rathaus-in-detmold/nachhaltige-kommune/<br />
(letzter<br />
Zugriff: 25.06.<strong>2021</strong>).<br />
Urban Data Partnership (2020): Zieldefinition<br />
Urban Data Governance.<br />
Sandra Müller<br />
hat einen Masterabschluss in Europäischer Ethnologie<br />
(Humboldt Universität Berlin / Otto-Friedrich Universität<br />
Bamberg / Université de Limoges) und einen Masterabschluss<br />
in Kommunalwirtschaft (HNE Eberswalde).<br />
Nach mehrjähriger Tätigkeit beim VDI/VDE Innovation<br />
und Technik (VDI/VDE-IT), ist sie im September 2018 als<br />
Chief Digital Officer zur Stadt Detmold gewechselt und<br />
leitet dort seit 2018 die Stabsstelle Digitalisierung.<br />
Martin Kölczer, Diplom-Ingenieur<br />
Stadtplaner AK NRW<br />
hat Stadtplanung und Umweltrecht an der Fachhochschule<br />
Nürtingen und der Universität Kassel studiert,<br />
sowie Betriebswirtschaftslehre an der Fernuniversität<br />
Hagen. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Stadtplaner war<br />
er 2015-2020 Baudezernent in Bad Driburg. Seit 2020<br />
leitet er den Fachbereich Stadtentwicklung bei der Stadt<br />
Detmold.<br />
128 APPLIED IDEAS
Bund Deutscher Baumeister,<br />
Architekten und Ingenieure<br />
IM STUDIUM & DANACH<br />
DARUM BDB<br />
Der BDB ist der größte gemeinsame Berufsverband von und<br />
für Architekt:innen und Ingenieur:innen. Wir bringen die an<br />
der Planung und Ausführung von Baumaßnahmen Beteiligten<br />
zusammen – auch schon während des Studiums!<br />
Unser interdisziplinäres Netzwerk bietet auch Studierenden viele<br />
Möglichkeiten, sich zu engagieren. So entwickeln junge Planer:innen in<br />
der BDB-Akademie interessante Vorträge und Workshops zur Begleitung<br />
des Studiums oder zum Berufseinstieg.<br />
Zudem verschafft unser Förderpreis kreativen und zukunftsweisenden<br />
Planungsideen regelmäßig eine öffentliche Bühne. Im Mittelpunkt steht die<br />
Verantwortung für die Qualität und Nachhaltigkeit der gebauten Umwelt.<br />
Mit seinen Kontakten zu Entscheidungsgremien auf Bundes-, Landes- und<br />
kommunaler Ebene setzt sich der BDB für die berufspolitischen Interessen<br />
seiner Mitglieder ein. Jetzt und in Zukunft.<br />
BDB - der Verband, der verbindet.<br />
www.baumeister-online.de<br />
APPLIED IDEAS<br />
129
Amanda Barbosa Jardim, Maximilian Müh (5)<br />
The interface in use<br />
MASTERTHESIS<br />
SYNTHETIC & TANGIBLE AGENTS<br />
A TANGIBLE USER INTERFACE FOR AN ACTIVITY-BASED TRAVEL DEMAND<br />
MODEL RUNNING WITH DATA MINED ACTIVITY PATTERNS<br />
AUTHOR: AMANDA BARBOSA JARDIM AND MAXIMILIAN MÜH<br />
SUPERVISORS:<br />
PROF. DR. AXEL HÄUSLER<br />
M.A. ANDREA KONDZIELA (LEIBNIZ UNIVERSITÄT HANNOVER)<br />
The digital age is changing urban planning in a never seen speed. With the<br />
great availability of data and fast-evolving planning tools, planners can simulate,<br />
evaluate, and visualize urban life. Despite the impressive technical<br />
possibilities, both data and tools come with an increasing complexity<br />
for the user. In this master thesis from the Master of Integrated Design<br />
(MID), a decision support system for urban planning is developed, that<br />
enables architects, urban planners, and other stakeholders to interact<br />
with a complex urban simulation without having any programming skills,<br />
using a tangible user interface. The planned new Deutzer Hafen district in<br />
Cologne is used as case study.<br />
130 STUDENT IDEAS
The revitalization project of Deutzer Hafen<br />
aims to transform the old industrial<br />
harbour district of Cologne into a new,<br />
vibrant neighbourhood. Designed by<br />
the Danish architecture firm COBE, the<br />
project was chosen in a competition organized<br />
by the city in 2016.<br />
The mixed-use buildings are supposed<br />
to house 5.000 people and serve<br />
as workspace for another 4.500, who<br />
will be able to access the rest of Cologne<br />
through new bicycle and pedestrian<br />
paths, including a bridge that spans<br />
directly to the city centre. New public<br />
transportation routes, such as water<br />
buses and a train (S-Bahn) station are<br />
also planned, as well as mobility stations<br />
with bike and car sharing offers.<br />
All these possibilities and easy access<br />
aim to encourage people to leave their<br />
cars at home.<br />
The future district is used as case study<br />
in building a decision support system<br />
for urban planning, that is composed<br />
of three parts: (1) a synthetic population,<br />
(2) an agent-based model and (3)<br />
a tangible user interface. This system<br />
enables users to get in touch with an<br />
agent-based simulation without any<br />
knowledge in coding or even interacting<br />
with computers. It connects physical<br />
objects to digital information. The aim<br />
of the simulation is to measure urban<br />
vitality, based on theories developed by<br />
Jane Jacobs and Jan Gehl.<br />
1 SYNTHETIC<br />
To simulate the activity and travelling<br />
patterns, the model needs a synthetic<br />
population, which is a virtual representation<br />
of the community of the modelled<br />
area. It is commonly built by combining<br />
census and travel or time use survey<br />
data, that may not always be up to date,<br />
because of the amount of time and resources<br />
taken to make such surveys.<br />
That is why an experimentation with a<br />
new approach is made: building the synthetic<br />
population from a combination of<br />
census and social media data. We are in<br />
an age with a constant flow of user generated<br />
content coming from location<br />
based social networks (LBSN) such as<br />
Twitter, Facebook, and Instagram, where<br />
people share where they are, when<br />
they are and what they are doing. Mining<br />
this data can allow us to produce<br />
a sort of digital census, that is cheaper<br />
and fresher than traditional surveys.<br />
Over 100.000 social media posts inside<br />
the city of Cologne are collected from<br />
Twitter and Instagram. The users collected<br />
are anonymously profiled and<br />
have their activity patterns inferred,<br />
resulting in a population that reflects a<br />
sample of the city. Their home and work<br />
location are inferred by finding the locations<br />
from where they post the most,<br />
following a common approach like done<br />
by Swier et al. (2015). The coordinates<br />
from where they post from are categorized<br />
in activities with the help of the<br />
Open Street Maps API, which returns<br />
information about locations near the<br />
coordinates, like the building use or<br />
if there are amenities there. With the<br />
location points categorized, they are<br />
now split into a timetable with the 24<br />
hours of a day. Each user has their own<br />
table that shows which activities they<br />
usually do in each hour, from being at<br />
home to eating out or going to school.<br />
But it is still unknown who these people<br />
are - students? Stay-at-home parents?<br />
Or maybe executives? This is an important<br />
information for the model because<br />
it influences, for example, which type<br />
of transportation one uses to move<br />
around the city. This information is<br />
predicted with the help of a Bayesian<br />
Network, commonly used in population<br />
synthesising to predict missing values<br />
in the data (Medium from 25.05.2017).<br />
It consists of a probabilistic graphical<br />
model that represents the conditional<br />
dependencies between variables. For<br />
example, given a simple graph of three<br />
variables: rain, sprinkler, and grass wet.<br />
The grass being wet depends on if it<br />
is raining or if the sprinkler is on. The<br />
sprinkler being on, on the other hand,<br />
depends on the rain since it will not be<br />
turned on when it is raining. Given a dataset<br />
that contains for example number<br />
of people in a household and location,<br />
but no number of cars, a Bayes Net that<br />
was previously trained on a dataset<br />
STUDENT IDEAS<br />
131
Interactive model and second screen in the background<br />
with all three parameters can estimate<br />
the number of cars of the incomplete<br />
dataset.<br />
In this case, a travel survey with activity<br />
tables and types of people is used<br />
to train a network that later splits the<br />
social media users into different groups<br />
of citizens according to their activity<br />
patterns. These profiles are then used<br />
to populate the model, with the use of<br />
social media working as a form of early<br />
user participation, for allowing planners<br />
to use a bigger and more updated set of<br />
citizen’s data than traditional surveys,<br />
while of course respecting the privacy<br />
of the social media users, who are kept<br />
anonymous.<br />
2 AGENTS<br />
Agent-based models (ABMs) are used<br />
in multiple fields to simulate complex<br />
systems through a set of independent<br />
agents that follow certain rules and react<br />
on an environment. In urban planning,<br />
activity-based travel demand<br />
models (ABTDM) are used to estimate<br />
the demand for travel in a region and<br />
the resulting performance of the transportation<br />
system, according to different<br />
scenarios and policy, economic,<br />
demographic or land use changes, as<br />
defined by Castiglione et. al (2014) in<br />
“Activity-Based Travel Demand Models:<br />
A Primer”. They also define the focus of<br />
these models as “whether, when, and<br />
where to participate in activities and for<br />
how long. Travel is a derived demand<br />
resulting from the need for people to<br />
engage in activities outside the home”.<br />
This need for travelling and engaging<br />
in activities has also been connected<br />
to quality of urban spaces. In “Life Between<br />
Buildings”, Gehl (1987) writes that<br />
in public spaces of poor quality, people<br />
only pass by on the way to necessary<br />
activities that they must do, like going to<br />
work or shopping. On the other hand, if<br />
the public space is of good quality, people<br />
start engaging in more optional activities,<br />
such as taking a walk or sitting on<br />
a bench. People attract more people,<br />
and so social activities, that result from<br />
the presence of others, such as just<br />
watching people passing by, also arise.<br />
Jane Jacobs (1961), in “The Death and<br />
Life of Great American Cities”, connects<br />
urban vitality to diversity in the built<br />
environment. For an urban space to be<br />
successful and safe, a diversity of people<br />
should pass by it, with different purposes,<br />
and in different times of the day.<br />
Based on these theories, an ABTDM is<br />
used to measure the urban vitality of<br />
the public spaces in the district, based<br />
on the activity and travelling patterns<br />
of the population, which were already<br />
described.<br />
Using the Shannon entropy index, a formula<br />
used to calculate diversity as part<br />
of the communication theory (Shannon,<br />
1948), it is possible to measure different<br />
132 STUDENT IDEAS
Interface overview<br />
dimensions of diversity in public spaces<br />
and calculate their resulting urban<br />
vitality. This benchmark can shed light<br />
on formerly unseen city life dimensions<br />
and help creating vital urban spaces.<br />
It is based on the diversity of people currently<br />
moving, their current objective,<br />
and the pedestrian flow related to time.<br />
Desired is a diverse, continuous pedestrian<br />
flow with little peaks or valleys in<br />
public places. The agents also make decisions<br />
on the mode of transportation.<br />
Taken into account for the calculation of<br />
the urban vitality are only pedestrians<br />
and bicycles, while cars have a negative<br />
influence on the vitality. The urban vitality<br />
is visualised as a heat map on the<br />
model. The surrounding with its buildings<br />
and building uses, citizens, public<br />
transportation, and parks is built up<br />
using data from Open Street Maps and<br />
the Offene Daten Köln - Initiative. Since<br />
the goal is to optimize urban vitality, the<br />
model has two interactive variables:<br />
The building uses of the future district<br />
and the demographics of the future<br />
district citizens. The users can modify<br />
these two variables using the tangible<br />
user interface and get feedback on their<br />
actions.<br />
3 TANGIBLE<br />
The tangible user interface (TUI) breaks<br />
this complex simulation down to<br />
a simple representation, combining a<br />
physical model with a projection. It serves<br />
as a visual feedback-based decision<br />
support model for participatory design.<br />
Therefore, it is important to be particularly<br />
clear and easy in the way of interacting<br />
with it and make sure to give a<br />
clear feedback.<br />
As mentioned by Kent Larson and Ariel<br />
Noyman (2017) from the CityScience<br />
group at the MIT Media Lab, TUIs were<br />
found to be much more approachable<br />
to people. Other solutions for participatory<br />
design such as touchscreen tables<br />
or even paper were still too complex<br />
and abstract for many participants and<br />
are also limited in the number of parallel<br />
users. The interface used here builds<br />
up on the CityScope projects from the<br />
MIT Media Lab (<strong>2021</strong>).<br />
From a technical point of view, the TUI is<br />
based on a pipeline that detects physical<br />
change of a model, translates it to a<br />
digital equivalent that triggers an action<br />
and connects the resulting digital information<br />
back to the physical object. In<br />
this case, the physical objects are so called<br />
tags and sliders. Tags describe the<br />
use of the buildings; the sliders make it<br />
possible to change the demographics of<br />
the district.<br />
In workshops, different stakeholders<br />
can modify these tags and sliders now<br />
to collaboratively develop the district<br />
and evaluate different situations regarding<br />
the urban vitality of the public places.<br />
Through the projection of the simulation,<br />
the users get a near to real-time<br />
feedback as well as a visual benchmark<br />
of the urban vitality. This helps creating<br />
a game-like experience.<br />
STUDENT IDEAS<br />
133
Ways of interaction<br />
CONCLUSION<br />
Although it comes with simplifications<br />
and developments left for the future,<br />
the system showed great potential in<br />
supporting urban design decisions.<br />
The simulation of different scenarios in<br />
the district, by changing parameters of<br />
population demographics and building<br />
use, resulted in a big impact on the calculated<br />
urban vitality of the public spaces.<br />
This response of the model not only<br />
highlights some obvious assumptions<br />
– such as areas closer to connecting<br />
bridges being more frequented – but<br />
also shows surprising results in different<br />
settings – like how easy it is to lose<br />
visitors when removing just part of the<br />
commercial buildings.<br />
Many uncertainties still remain due to<br />
simplifications in the agent-based model<br />
and limited data and technical resources.<br />
Despite that, how the agents<br />
built from the social media profiles<br />
behave in the simulations, from where<br />
and when they go to which mobility<br />
mode they choose, was not very distant<br />
of how real people are expected<br />
to behave. In the future, it would be interesting<br />
to see how adding household<br />
information to the population or more<br />
transportation modes could affect the<br />
results. Modelling a bigger area of the<br />
city and running the model with a bigger<br />
sample of the population could also<br />
bring improvement.<br />
Despite still not have been tested in a<br />
bigger group due to the current social<br />
distancing rules, the tangible user interface<br />
performed well between a small<br />
group of people, being easily understandable,<br />
intuitive and giving almost<br />
immediate feedback to the user when<br />
interacted with. Built with a much more<br />
affordable set-up than similar tools, it<br />
still has the potential of being reused<br />
for different projects, just by replacing<br />
the tabletop and keeping the rest of the<br />
hardware. Also approachable was the<br />
concept of the agents in the simulation<br />
being based on real people from social<br />
media, as noted by a colleague who interacted<br />
with the table. Such feedback<br />
hints at the potential of making citizens<br />
feeling recognized in urban design decisions,<br />
since social media is so familiar to<br />
almost everybody nowadays. Even with<br />
the possibility of privacy concerns raising,<br />
as discussed earlier, people tend<br />
to feel comfortable in having their data<br />
used when they know how, why and for<br />
what it will be used, in which the TUI is a<br />
powerful tool in clarifying some of these<br />
questions and showing to what their<br />
data would be contributing to.<br />
The project was presented as part of<br />
the Detmold Conference Week 2020<br />
and experts from building industry, real<br />
estate management and urban planning<br />
gave valuable feedback. A paper<br />
about it was published and presented<br />
at the REAL CORP <strong>2021</strong> Conference in<br />
Vienna. -<br />
134 STUDENT IDEAS
References:<br />
Castiglione, Joe; Bradley, Mark; Gliebe, John (2014): Activity-BasedTravel<br />
Demand Models: A Primer. Washington, DC.<br />
Gehl, Jan (1987): Life Between Buildings: Using Public Space. Washington, DC.<br />
Jacobs, Jane (1961): The life and death of great American cities. New York.<br />
Medium (2017): Sidewalk Talk: Using geolocated Twitter traces to infer<br />
residence and mobility, https://medium.com/sidewalk-talk/a-first-step-toward-creating-a-digital-planning-laboratory-is-populating-it-beeb87d485f1<br />
(last<br />
access: 01.07.<strong>2021</strong>).<br />
MIT Media Lab (<strong>2021</strong>): CityScope, https://www.media.mit.edu/projects/<br />
cityscope/overview/ (last access: 01.07.<strong>2021</strong>).<br />
Noyman, Ariel; Holtz, Tobias; Kröger, Johannes; Noennig, Jörg<br />
Rainer; Larson; Kent(2017): Finding Places: HCI Platform for Public Participation<br />
in Refugees’ Accommodation Process. In: Procedia Computer Science 112.<br />
Marseille, p. 2463–2472<br />
Shannon, Claude E.(1948): A mathematical theory of communication. In: The<br />
Bell System Technical Journal, vol. 27, no. 3. Nokia Bell Labs, p. 379-423<br />
Swier, Nigel; Komarniczky, Bence; Clapperton, Ben (2015): Using<br />
geolocated Twitter traces to infer residence and mobility. In: Office for National<br />
Statistics GSS Methodology Series No 41. London.<br />
Urban vitality heatmap on running interface<br />
Amanda Barbosa Jardim<br />
Maximilian Müh<br />
holds a Diploma in Architecture and Urbanism from<br />
the Mackenzie Presbyterian University in Sao Paulo,<br />
where she gained experience working in architecture<br />
offices and found her interest for digital tools.<br />
After being granted a DAAD master scholarship,<br />
she moved to Germany and acquired her Master<br />
of Engineering in Computational Design from the<br />
TH OWL. Amanda now works as a computational<br />
designer at Gretas GmbH, a spatial research and<br />
consulting company based in Cologne and is part of<br />
the nextPlace lab at TH OWL.<br />
Maximilian did a Bachelor in Energy Efficiency<br />
Design at the University of Applied Sciences in Augsburg.<br />
After working in an Architecture office where<br />
he was mainly responsible for energy calculations<br />
and life cycle assessments, he decided to start the<br />
Master of Engineering in Computational Design at<br />
the TH OWL. After graduating, he kept working at<br />
the university as a researcher and is now part of the<br />
Design Team for MonoCab, an autonomous monorail<br />
vehicle for rural areas, as well as the nextPlace lab.<br />
STUDENT IDEAS<br />
135
Maria Eero (3)<br />
Fig.1: Render represents<br />
facade interaction with people<br />
MASTERTHESIS<br />
INTERACTIVE KINETIC FACADE<br />
KINETIC CONTROL FAÇADE WITH A REACTION TO HUMAN PRESENCE<br />
AUTHOR: MARIA EERO<br />
SUPERVISORS:<br />
PROF. DIPL.-ING. DANIEL ARZTMANN<br />
DIPL.-ING. JOCHEN HÖLSCHER (DIPL.-ING. HÖLSCHER GMBH)<br />
The thesis aim was to design a concept of a human interactive kinetic<br />
façade system by developing a prototype of its software and hardware.<br />
In other words, to design an interactive kinetic facade with a modular<br />
structure that combines pre-programmed choreographies and interactive<br />
sensors that reacts to the person's movement. The research reviewed<br />
and examined the human-interactive application in kinetic facades (methods,<br />
mechanisms, and systems) and their implementations through a<br />
comparative study of different architectural kinetic structures that interact<br />
with space.<br />
136 STUDENT IDEAS
The buildings around us are immovable,<br />
although they are surrounded by a<br />
constantly dynamic and changing environment.<br />
Advanced technology has allowed<br />
designers to develop an architecture<br />
that responds to the environment<br />
and brings dynamics to the building.<br />
Mainly focusing on the environmental<br />
factors, these kinetic facades are solving<br />
the problem of architecture by adapting<br />
to the natural environment. This<br />
helps to create a better physical comfort<br />
for the human inside the building.<br />
However, it is necessary not to forget<br />
that the inhabitants that observers this<br />
architecture are also a vital part of this<br />
dynamic environment. Preliminary investigation<br />
shows that, unfortunately,<br />
human interaction is missing in most<br />
of the case studies of kinetic architecture.<br />
On the other hand sculptures and<br />
installations have adopted interactivity<br />
as a vital component, inherent to the<br />
works to capture an audience and bring<br />
visual aesthetics. Some architectural typologies<br />
like shopping areas, museums,<br />
and advertisement buildings could benefit<br />
from the integration of this artistic<br />
interactivity into the kinetic envelope.<br />
Interactive facades are part of the architecture<br />
field that focuses on the creation<br />
of spaces or building components<br />
that can perform actions based on environmental<br />
factors or with the needs<br />
of the user. This type of facade represents<br />
a connecting link that receives or<br />
senses the interactive behaviors of the<br />
environment around it and reacts back<br />
into space. In this case, the two necessary<br />
requirements are ubiquitous interaction<br />
and robotic transformation<br />
[Weiser, 1991]. Automated responsive<br />
facades and installations have become<br />
more popular nowadays and are commonly<br />
incorporated as a method for<br />
improving human comfort and energy<br />
efficiency in the building. From the analyzed<br />
information it is visible that most<br />
of the architectural objects respond to<br />
changes in real-time by using different<br />
kinds of sensors combined with different<br />
mechanisms. Unfortunately from<br />
the research, we learn that the value of<br />
human-interactive kinetic façades might<br />
be underestimated. For that reason, in<br />
the research paper, the focus is on the<br />
human as an object of interactivity.<br />
KINETIC FAÇADE<br />
Kinetic façade is the science of constructing<br />
buildings so that structural elements<br />
can move relative to each other<br />
without violating the overall integrity<br />
of the building. Kinetic facades often<br />
mediate between aesthetics and utility.<br />
Integrated with urban features the<br />
kinetic façade or installation should be<br />
programmable according to the wishes<br />
of the users and thus facilitate the<br />
perception of the urban space. It must<br />
also be interactive, as it is a key quality<br />
in kinetic facades. In the research paper<br />
of Ms. Kaviya Lakshmi Ayyappan and Ar.<br />
R. Meena Kumari [2018], stated that adding<br />
movement to a building façade can<br />
turn it into a kinetic sculpture that continuously<br />
presents new visual aspects in<br />
different variations.<br />
INTERACTIVE FAÇADE<br />
Fig.2: Human-interactive kinetic façade<br />
section diagram (own illustration)<br />
STUDENT IDEAS<br />
137
INTERACTIVE AND CONTROL<br />
SYSTEM<br />
Interactive systems are intelligent as<br />
they learn through continuous interaction<br />
with their environment. They<br />
perceive (through sensors), act (through<br />
effectors), and communicate with the<br />
environment, using various machine learning<br />
structures and techniques, such<br />
as neural networks or genetic algorithms,<br />
for learning [Cuayáhuitl et al. 2013].<br />
The successful control of the interaction<br />
forces between the facade and the<br />
human is determined by the interactive<br />
behavior of the facade mechanism.<br />
This behavior can be called a sensation,<br />
which is a function of the dynamics of<br />
mechanical interaction [Hogan and Buerger,<br />
2004]. The interaction control<br />
system can be categorized by passive<br />
and active interaction [Achten, 2011].<br />
The research concentrate on a passive<br />
interaction which is focused on the use<br />
of newly established parametric design<br />
tools in conjunction with sensors, actuators,<br />
and microcontrollers.<br />
DESIGN PHASE<br />
The goal of the design was to create a<br />
modular double-skin façade system, an<br />
intelligent façade where multiple users<br />
can interact with it and change its behavior.<br />
On the ground floors, the sensor<br />
is located at the exterior and causes an<br />
interaction with people on the street<br />
(Fig.1). On the 1st floor, the sensor is<br />
located inside the building where the<br />
interaction occurs (Fig. 6). All this creates<br />
a user experience that directs visitors’<br />
curiosity towards the inside space<br />
of the building and engaged them with<br />
playful interaction. When someone comes<br />
closer to the facade they activate a<br />
personal “portal” to unveil the interior.<br />
From a design perspective, the façade<br />
has to be changed from opaque to 100%<br />
visibility in a particular part in front of a<br />
person (Fig. 2). The interactive kinetic<br />
façade module includes sensors that<br />
react to the person's movement, if no<br />
interaction activates the sensors then a<br />
pre-programmed choreography is switched<br />
on. Application of motion to facades<br />
is accomplished through modeling,<br />
simulation, and rapid design iterations<br />
during the facade design phase. The<br />
facade modeling process involves movement<br />
and requires digital and physical<br />
models (Fig. 5) that complement the<br />
effective representation of movement<br />
on the facade. In the process, a prototype<br />
of an interactive kinetic module<br />
mechanism was built. The result was<br />
aimed to respond to human body movement<br />
at certain distances.<br />
HARDWARE DEVELOPMENT<br />
Given that the development of the design<br />
is the result of numerous moving<br />
parts, the geometry and the number<br />
of parts has been carefully considered.<br />
Fig.3: Façade mechanism<br />
module (own illustration)<br />
138 STUDENT IDEAS
Fig.4: Kinetic mechanism model testing<br />
The current design of the interactive<br />
façade module has 4 key elements: kinetic<br />
mechanism, an ultrasonic ranging<br />
sensor Microsonic mic+130/DD/TC, a<br />
façade module bracket, and the supporting<br />
aluminum frame that is eventually<br />
connecting to the façade curtain<br />
wall structure. On the frame, there are<br />
located spaces for each mechanism<br />
and ports for wire distribution. On each<br />
modular frame, there are 2 boxes with<br />
ports for the sensors that are located<br />
in the middle of the frame. The design<br />
of the kinetic mechanism has 9 key elements<br />
(Fig. 3).<br />
SOFTWARE DEVELOPMENT<br />
The software development part of the<br />
kinetic interactive facade prototype is<br />
separated into two main phases. The<br />
first phase is the “digital twin” algorithm,<br />
which is developed in Rhino,<br />
Grasshopper visual programming environment.<br />
And the second phase is the<br />
algorithm for the Arduino microcontroller.<br />
In the script, a prototype of the interaction<br />
of one module and a real-time<br />
sensor data connection is presented.<br />
Firefly plug-in for Grasshopper is used<br />
to create a connection between Arduino<br />
and a digital model in Rhino. Sensor<br />
data is transmitted through the serial<br />
port and translated to a range of angles<br />
to be applied to the geometry of each<br />
mechanism.<br />
an abstract module of the kinetic mechanism<br />
scale 1:1. For the prototyping<br />
process, an HC-SR04 ultrasonic ranging<br />
sensor was chosen that measure distance<br />
from the hand of a person to the<br />
sensor. The “Brain” of the system is the<br />
assembly of Arduino Uno microcontroller,<br />
Arduino CNC Shield V3.0, and A4988<br />
stepper motor drivers. For the fabric<br />
material of the mechanism was chosen<br />
fabric with a ratio of 91% Nylon and 9%<br />
Spandex. For the prototyping process,<br />
only a small part of the frame was 3d<br />
printed (15 cm). The need to print the<br />
frame part and the entire structure of<br />
the cover box was to check the passage<br />
of wires and the possibility of metal<br />
rods movement.<br />
MODEL TESTING<br />
During testing, when a person’s hand<br />
moved upwards, the kinetic mechanical<br />
module opened and closed (Fig. 4). The<br />
distance range affecting when and how<br />
much the module would open had to<br />
be adjusted according to the test runs,<br />
as well as, the speed of the motor and<br />
Fig.5: Ground floor and 1st-floor interaction<br />
with people (own illustration)<br />
PROTOTYPE<br />
The proposal was to design an interactive<br />
kinetic module 1,5m x 1,5m with<br />
25 kinetic mechanisms, but for concept<br />
proof, the project only physically<br />
constructs a working prototype of one<br />
kinetic mechanism. The prototype is<br />
STUDENT IDEAS<br />
139
Fig. 6: Render represents façade interaction with people inside the building<br />
reaction delay time. The prototype has<br />
shown the movement of a kinetic mechanism.<br />
This motion illustrates an aesthetic<br />
sequence of one mechanical module.<br />
However, a simulation of a whole<br />
kinetic mechanic module is shown on<br />
the Rhino-Grasshopper simulation.<br />
With this model, a concept of interacting<br />
with human kinetic façade has<br />
been demonstrated.<br />
CONCLUSION<br />
This thesis project is an attempt to bring<br />
more attention to the dynamic relation<br />
of humans and façade. As a result, a<br />
second skin facade with an interactive<br />
kinetic system solution has been developed.<br />
This system can react to people's<br />
movements and create an attraction<br />
effect by using both: a sonic sensor<br />
for interactive control and a pre-programmed<br />
script. Kinetic modules can<br />
create a visual effect of a fast-changing<br />
façade from transparent to opaque.<br />
To reach the desired interaction and positive<br />
effect on human perception two<br />
main aspects of kinetic interactive façade<br />
has to be considered: Technological<br />
and Interaction aspect. The function of<br />
a human-interactive kinetic façade can<br />
be oriented to entertainment and advertisement.<br />
It has the potential to engage<br />
the public, as a communication device<br />
for marketing purposes of different<br />
brands. In the design of an interactive<br />
kinetic façade, capital costs can be high,<br />
but they can be recovered from advertising<br />
revenue when used strategically. -<br />
References:<br />
Achten H. 2011: Degrees of Interaction -Towards a Classification.<br />
In Respecting Fragile Places: 29th eCAADe Conference Proceedings.<br />
Ljubljana, Slovenia: University of Ljubljana. p.568-569<br />
Ayyappan K., Kumari M. 2018: A review on the application of<br />
kinetic architecture in building facades. International Research Journal<br />
of Engineering and Technology Vol. 5, no. 8, p. 7<br />
Cuayáhuitl H., Otterlo M., Dethlefs M. 2013: Machine learning<br />
for in interactive systems and robots: a brief introduction. MLIS ‘13<br />
Proceedings of the 2nd Workshop on Machine Learning for Interactive<br />
Systems: Bridging the Gap between Perception, Action and Communication,<br />
p.19-28<br />
Hogan N., Buerger S. 2004: Impedance and interaction control. Robotics<br />
and Automation Handbook, vol. 1. Boca Raton. FL, USA. CRC Press<br />
Weiser M. 1991: The computer of the 21st century. Scientific American,<br />
265(3), p.66–75<br />
Maria Eero<br />
M.Eng. Integrated Design - Facade Design<br />
Originally from Estonia, Maria studied architecture<br />
at the State University of architecture and civil engineering,<br />
Russia (2016). After working for several<br />
years in the architecture field, she pursued an<br />
M.Eng. degree in Facade design (MID) at the Technische<br />
Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Germany<br />
(<strong>2021</strong>). There she worked as a scientific researcher<br />
and teaching assistant, and as a team manager of<br />
the FabLab, Detmold. After graduation with the<br />
thesis topic of Interactive kinetic façade, Maria<br />
works as a Facade Engineer and a project researcher<br />
at Dipl.-Ing. Hölscher GmbH, based in Kleve.<br />
140 STUDENT IDEAS
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STUDENT IDEAS<br />
141
CHECK OUT<br />
Für eine <strong>Transformation</strong> der gebauten Umwelt in einen nachhaltigen Lebensraum sind tiefgreifende<br />
Veränderungen nötig. Konzepte, Pläne, Ausführungen und Monitoring müssen neu gedacht werden. Dabei<br />
ist es essentiell die Verknüpfungen zwischen gebauter Umwelt und gesellschaftlichen Herausforderungen<br />
stärker herauszuarbeiten und im Planungsalltag und -ausbildung zu integrieren. Einen Einblick über aktuelle<br />
Erkenntnisse und Zukunftsaufgaben für eine nachhaltige <strong>Transformation</strong> unseres Lebensraums geben die<br />
Autor:innen dieser Ausgabe.<br />
Profound changes are needed to transform the built environment into a sustainable<br />
living space. Concepts, plans, designs and monitoring need to be rethought. It is essential that<br />
the links between the built environment and societal challenges are more strongly elaborated<br />
and integrated into everyday planning and education. The authors of this issue provide an insight<br />
into current findings and future tasks for a sustainable transformation of our living space.<br />
TRENDS IN HUMAN CENTERED DESIGN<br />
Perception Human Habitat<br />
Eine <strong>Transformation</strong> der Gestaltung der materiellen Lebenswelt kann nur dann eine nachhaltige sein, wenn die Möglichkeit für<br />
Resonanz selbst nachhaltig verankert wird. Martin Repohl, Universität Erfurt<br />
Es ist wichtig, Soundscapes in den bewussten Planungs- und Gestaltungsprozess einzubeziehen, vergleichbar mit der Landschaft,<br />
und dabei auch die Theorien von Klanglandschaften zu integrieren. Prof. Dr. Jian Kang, University College London<br />
Lärmbelästigung ist keine Priorität in den aktuellen Bauvorschriften. Ein aktualisierter Ansatz für eine nachhaltige Bauakustik,<br />
der urbane Geräusche als Gestaltungselemente zur Bereicherung der städtischen Soundscapes und zur Kontrolle der Lärmbelastung<br />
nutzt, könnte sich als nützlich erweisen, um eine gesündere Umwelt zu gestalten und den Weg für umweltpolitische<br />
Maßnahmen wie die SDGs der Vereinten Nationen für 2030 zu ebnen. Alvaro Balderrama, TH OWL<br />
Architekt:innen fehlt – in den meisten Fällen – immer noch das Feedback der Nutzer:innen von Gebäuden, um ihre Entwurf zu<br />
verbessern. Dr. Josep Llorca-Bofí, RWTH Aachen<br />
Perception Human Habitat<br />
A transformation of the design of the material living world can only be a sustainable one if the possibility for resonance<br />
itself is sustainably incorporated. Martin Repohl, University of Erfurt<br />
It is important to put soundscape into the intentional planning and design process comparable to landscape, integrating<br />
the theories of soundscape. Prof. Dr. Jian Kang, University College London<br />
Noise pollution is not a priority implemented in current construction regulations. An updated approach of sustainable<br />
architectural acoustics that takes urban sounds as design elements to enrich urban soundscapes and control noise pollution<br />
could become useful in order to reach healthier environments and facilitate the path for environmental policy such<br />
as the UN SDGs for 2030. Alvaro Balderrama, TH OWL<br />
The architect still misses – in most of the cases – the feedback of the user of buildings in order to modify their design.<br />
Dr. Josep Llorca-Bofí, RWTH Aachen<br />
142 CHECK OUT
Diversity Human Habitat<br />
Die HACKademy wirkt für eine barrierefreie Gesellschaft, denn physische Hürden aus dem Alltag der Teilnehmenden<br />
werden neben Vorurteilen und Ängsten konkret abgebaut. Die Lösungen werden dokumentiert und auf<br />
Plattformen für Open-Source Baupläne wie Careables.org frei zugänglich gemacht. Beatrice Barth &<br />
Isabelle Dechamps, be able e.V.<br />
Erfolgreich kann eine Entwicklung zu einer inklusiven Hochschule nur sein, wenn es gelingt, Gemeinsinn, Zuhören,<br />
Offenheit, Achtsamkeit, Toleranz und Empathie bei vielen zu verankern. Kristina Herrmann &<br />
Prof. Ulrich Nether, TH OWL<br />
Während Städte immer mehr auf den Menschen ausgerichtet sind und schon immer ein politisches Thema und<br />
das Ergebnis sozialer Konstruktionen waren, gibt es natürlich eine Verbindung zwischen Feminismus und städtischen<br />
Räumen. Es muss sogar eine Verbindung geben. Michelle Kubitzki, TH OWL<br />
Inklusion auf Quartiersebene braucht die Teilhabe aller, Einbettung in gesamtstädtische Infrastrukturen, öffentlichen<br />
Raum, soziale Beziehungen und Zeit. Prof.'in Kathrin Volk & Jenny Ohlenschläger, TH OWL<br />
Diversity Human Habitat<br />
The HACKademy works towards a barrier-free society, because physical hurdles from the participants' everyday lives are specifically<br />
dismantled alongside prejudices and fears. The solutions are documented and made freely available on platforms for open-source<br />
blueprints such as Careables.org. Beatrice Barth & Isabelle Dechamps, be able e.V.<br />
A development towards an inclusive university can only be successful if it succeeds in integrating a sense of community, listening, openness,<br />
attentiveness, tolerance and empathy in many people. Kristina Herrmann & Prof. Ulrich Nether, TH OWL<br />
While cities are becoming more and more human-centered and have always been a political issue and result of social constructs, of<br />
course, there is a connection between feminism and urban spaces. There has to be a connection. Michelle Kubitzki, TH OWL<br />
Inclusion at neighbourhood level needs the participation of all, embedding in city-wide infrastructures, public space, social relationships<br />
and time. Prof.’in Kathrin Volk & Jenny Ohlenschläger, TH OWL<br />
Concepts Human Habitat<br />
Freiwilligkeit, Rückzugsraum und fußläufiger Zugang zur Gemeinschaft machen einen Raum zu einem Zuhause –<br />
nicht die Anzahl an Quadratmetern. Van Bo Le-Mentzel, Architekt, Autor und Filmemacher<br />
Studierenden der TH OWL waren aufgerufen, zeitgemäße Konzepte für das Lernen zu entwickeln. Die Entwürfe<br />
decken ein weites Spektrum an pädagogischen Ideen, städtebaulichen Lösungen und architektonischen Konzepten<br />
für zukünftige Orte des Lernens ab. Prof. Jasper Jochimsen, TH OWL<br />
Concepts Human Habitat<br />
Voluntariness, personal space and pedestrian access to the community make space a home - not the number of<br />
square metres. Van Bo Le-Mentzel, architect, author and filmmaker<br />
TH OWL students were called upon to develop contemporary concepts for learning. The designs cover a wide<br />
spectrum of educational ideas, urban planning solutions and architectural concepts for future places of learning.<br />
Prof. Jasper Jochimsen, TH OWL<br />
CHECK OUT<br />
143
TRENDS IN REGENERATIVE DESIGN<br />
Die Auflage eines eigenen Städtebauförderungsprogramms „Zukunft Stadtgrün“, das die Entwicklung und Sanierung<br />
grüner und blauer Infrastrukturen als Ausgangspunkt nimmt, ist ein deutliches Zeichen für eine veränderte<br />
Schwerpunktsetzung der Stadtentwicklung in Richtung Grün, Nachhaltigkeit und Klimaschutz.<br />
Ulrich Burmeister, Heinrich-Böll Stiftung NRW<br />
Eine konkrete Sicht auf die lokale optimale Umweltbelastung ist von außerordentlichem Interesse. Dabei gilt<br />
es nicht nur direkte finanzielle Wirkungen in die Berechnung einfließen zu lassen, sondern auch indirekte, z.B.<br />
über eine höhere Gesundheit (niedrigere Krankheitskosten), höhere Kreativität (bessere Luft, mehr Bewegung,<br />
soziales Miteinander, Entschleunigung u.a.) oder ökologische (Erhalt der Biodiversität, Feinstaubbindung auf<br />
Blattoberflächen). Prof. Klaus Schafmeister, Fachhochschule des Mittelstands<br />
We see data-driven decision-making combined with integrated planning processes key to enabling the acceptance<br />
of climate adaptation approaches for the future development of our cities. Jeremy Karl Anterola,<br />
Ramboll Studio Dreiseitl<br />
Grüne Fassaden helfen als sogenannte Multifunktionsdienstleister dabei, beispielsweise die Temperatur in der<br />
Stadt zu regulieren, die Luftqualität zu verbessern, Schallschutz bei und mindern den Lärm. Nebenbei helfen<br />
sie auch die Auswirkungen auf die Gebäudehülle und den Innenraum zu optimieren.<br />
Laura Hölz, Vertiko GmbH<br />
The launch of a separate urban development programme "Future Urban Green", which takes the development<br />
and rehabilitation of green and blue infrastructures as its starting point, is a clear sign of a<br />
change in the focus of urban development towards green, sustainability and climate protection.<br />
Ulrich Burmeister, Heinrich Böll Foundation NRW<br />
A specific view of the local optimal environmental impact is of extraordinary interest. It is not only important<br />
to include direct financial effects in the calculation, but also indirect ones, e.g. via higher health<br />
(lower illness costs), higher creativity (better air, more exercise, social interaction, deceleration, etc.) or<br />
ecological ones (preservation of biodiversity, fine dust binding on leaf surfaces).<br />
Prof. Klaus Schafmeister, University of Applied Sciences FHM<br />
We see data-driven decision-making combined with integrated planning processes key to enabling the<br />
acceptance of climate adaptation approaches for the future development of our cities.<br />
Jeremy Karl Anterola, Ramboll Studio Dreiseitl<br />
As so-called multifunctional service providers, green façades help to regulate the temperature in the<br />
city, improve air quality, provide sound insulation and reduce noise, for example. Along the way, they<br />
also help to optimise the impact on the building envelope and the interior.<br />
Laura Hölz, Vertiko GmbH<br />
144 CHECK OUT
TRENDS IN DATA DRIVEN DESIGN<br />
In der Bauwirtschaft gibt es aktuell eine große Bereitschaft neue Technologien zu nutzen, um historisch gewachsene Probleme neu<br />
anzugehen. Oft stehen die überzogenen Erwartungen an die Technologie aber leider dem Erfolg im Weg. Dr. Michael Vössing,<br />
Karlsruhe Institute of Technology<br />
Der BIM-Prozess wird die Risiken im Lebenszyklus der Fassade verringern und aufgrund seines parametrischen Charakters auch den<br />
Zeitplan verkürzen. Die digitale <strong>Transformation</strong> ist notwendig für eine intelligente digitale Datengenerierung als Input für den digitalen<br />
Gebäudezwilling. Prof. Daniel Arztmann, Tomas Mena Lozada & Jhosangela Ramírez, TH OWL<br />
Partnerschaften und innovative Projekte schaffen die Basis für den steuernden und gestaltenden Einsatz von Daten in der Stadtentwicklung<br />
und ermöglichen es Stadtplanung neu und anders zu denken. Die Art und Weise wie wir den physischen mit dem virtuellen Raum<br />
verbinden, wird Wissenschaft und Verwaltung in den nächsten Jahren mehr und mehr beschäftigen. Sandra Müller &<br />
Martin Kölczer, Stadt Detmold<br />
Trotz der beeindruckenden technischen Möglichkeiten werden sowohl die Daten als auch die Werkzeuge für Benutzer:innen immer komplexer.<br />
In dieser Masterthesis wird ein Entscheidungsunterstützungssystem für die Stadtplanung entwickelt, welches es Architekt:innen,<br />
Stadtplaner:innen und anderen Stakeholdern ermöglicht, mit Hilfe einer taktilen Benutzeroberfläche ohne Programmierkenntnisse mit<br />
einer komplexen Stadtsimulation zu interagieren. Amanda Barbosa Jardim & Maximilian Müh, TH OWL<br />
Dieses Masterthesis ist ein Versuch, der dynamischen Beziehung zwischen Mensch und Fassade mehr Aufmerksamkeit zu schenken.<br />
Als Ergebnis wurde eine ‚zweite Haut‘ Fassade mit einer interaktiven kinetischen Systemlösung entwickelt. Dieses System kann auf<br />
die Bewegungen der Menschen reagieren und einen Anziehungseffekt erzeugen, indem es sowohl einen Schallsensor zur interaktiven<br />
Steuerung als auch ein vorprogrammiertes Skript verwendet. Maria Eero, TH OWL<br />
In the construction industry, there is currently a great willingness to use new technologies to tackle<br />
historically grown problems in a new way. Unfortunately, exaggerated expectations of the technology<br />
often stand in the way of success. Dr Michael Vössing, Karlsruhe Institute of Technology<br />
The BIM process will reduce risks in the façade lifecycle and because of its parametric nature will<br />
reduce time schedule as well. The digital transformation is necessary for a smart digital data generation<br />
as an input for the digital building twin. Prof. Daniel Arztmann, Tomas Mena Lozada &<br />
Jhosangela Ramírez, TH OWL<br />
Partnerships and innovative projects create the basis for the controlling and shaping use of data in<br />
urban development and make it possible to think about urban planning in a new and different way. The<br />
way we connect the physical with the virtual space will occupy science and administration more and<br />
more in the coming years. Sandra Müller & Martin Kölczer, City of Detmold<br />
Despite the impressive technical possibilities, both data and tools come with an increasing complexity<br />
for the user. In this master thesis a decision support system for urban planning is developed, that enables<br />
architects, urban planners, and other stakeholders to interact with a complex urban simulation<br />
without having any programming skills with the help of a tangible user interface.<br />
Amanda Barbosa Jardim & Maximilian Müh, TH OWL<br />
This master thesis project is an attempt to bring more attention to the dynamic relation of humans<br />
and facade. As a result, a second skin facade with an interactive kinetic system solution has been developed.<br />
This system can react to people's movements and create an attraction effect by using both: a<br />
sonic sensor for interactive control and a pre-programmed script. Maria Eero, TH OWL<br />
Marcel Cardinali<br />
CHECK OUT<br />
145
CONTRIBUTORS<br />
TO THIS ISSUE<br />
Amanda Barbosa Jardim<br />
Beatrice Barth<br />
Florian Meier<br />
Isabelle Dechamps<br />
Jasper Jochimsen<br />
Student Ideas<br />
Applied Ideas<br />
Applied Ideas<br />
Applied Ideas<br />
Student Ideas<br />
Jenny Ohlenschlager<br />
Jeremy Karl Anterola<br />
Jhosangela Ramírez<br />
Jian Kang<br />
Josep Llorca-Bofí<br />
Human Centered Design<br />
Regenerative Design<br />
Data Driven Design<br />
Human Centered Design<br />
Human Centered Design<br />
Kathrin Volk<br />
Kyra Albrecht<br />
Klaus Schafmeister<br />
Laura Hölz<br />
Maria Eero<br />
Human Centered Design<br />
Human Centered Design<br />
Regenerative Design<br />
Applied Ideas<br />
Student Ideas<br />
Martin Kölczer<br />
Martin Repohl<br />
Maximilian Müh<br />
Michael Vössing<br />
Michelle Kubitzki<br />
Applied Ideas<br />
Human Centered Design<br />
Student Ideas<br />
Data Driven Design<br />
Student Ideas<br />
Roman Schieber<br />
Sandra Müller<br />
Tomas Mena Lozada<br />
Ulrich Burmeister<br />
Van Bo le-Mentzel<br />
Applied Ideas<br />
Applied Ideas<br />
Data Driven Design<br />
Regenerative Design<br />
Human Centered Design<br />
146 CONTRIBUTORS TO THIS ISSUE
EDITORIAL BOARD<br />
Alvaro Balderrama<br />
Data Driven Design<br />
Prof. Dr. Axel Häusler<br />
Data Driven Design<br />
Prof. Daniel Arztmann<br />
Regenerative Design<br />
Johanna Julia Dorf<br />
Concept, Layout, Ads<br />
Kristina Herrmann<br />
Human Centered Design<br />
Marcel Cardinali<br />
Concept, Editorial,CheckIn/Out<br />
Prof. Oliver Hall<br />
Editorial, Regenerative Design<br />
Prof. Ulrich Nether<br />
Human Centered Design<br />
Prof.'in Dr. Uta Pottgiesser<br />
Concept<br />
EDITORIAL BOARD<br />
147
IMPRINT<br />
Herausgeberin<br />
Technische Hochschule<br />
Ostwestfalen-Lippe<br />
IDS Institut für Designstrategien<br />
Emilienstraße 45, D-32756 Detmold<br />
ids@th-owl.de<br />
www.th-owl.de/ids<br />
Verantwortlich (<strong>Magazin</strong>)<br />
Prof. Dipl.-Ing. Oliver Hall<br />
Marcel Cardinali<br />
Publisher<br />
OWL University of Applied Sciences<br />
and Arts<br />
IDS Institute for Design Strategies<br />
Emilienstraße 45, D-32756 Detmold,<br />
Germany<br />
Redaktion, Layout & Grafik<br />
Johanna Julia Dorf<br />
ids@th-owl.de<br />
www.th-owl.de/ids<br />
Druck<br />
Bösmann Medien und Druck<br />
GmbH & Co. KG, Detmold<br />
Responsible (magazine)<br />
Prof. Dipl.-Ing. Oliver Hall<br />
Marcel Cardinali<br />
Print-Auflage<br />
1.500 Exemplare<br />
Editing, Layout & Graphics<br />
Johanna Julia Dorf<br />
Abbildungen<br />
Die Abbildungen sind, soweit nicht<br />
anders gekennzeichnet, Eigentum der<br />
jeweiligen Verfasser.<br />
Hinweis<br />
Einige Artikel in diesem <strong>Magazin</strong> verwenden<br />
das generische Maskulin und<br />
verzichten auf eine gendergerechte<br />
Schreibweise. Wir möchten betonen,<br />
dass mit Begriffen im generischen Maskulin<br />
gleichermaßen männliche, weibliche<br />
und diverse Personen gemeint sind.<br />
Cover<br />
Jcomp - Freepik.com, Bearbeitet<br />
Print<br />
Bösmann Medien und Druck<br />
GmbH & Co. KG, Detmold<br />
Print run<br />
1,500 copies<br />
Illustrations<br />
Unless otherwise indicated, the illustrations<br />
are the property of the respective<br />
authors.<br />
Note<br />
Some articles in this magazine use the<br />
generic masculine and refrain from<br />
using gender-appropriate spelling. We<br />
would like to emphasise that terms in the<br />
generic masculine refer equally to male,<br />
female and diverse persons.<br />
Cover<br />
Jcomp - Freepik.com, Edited<br />
Check out our website:<br />
www.th-owl.de/ids<br />
148 IMPRINT
Die Wohnungswirtschaft Ostwestfalen-Lippe<br />
ist ein Zusammenschluss von<br />
Wohnungsbaugenossenschaften, kommunalen,<br />
kirchlichen und privaten Wohnungsunternehmen.<br />
Insgesamt arbeiten<br />
28 Unternehmen zusammen, um Ihnen sicheren<br />
und modernen Wohnraum zu fairen<br />
Preisen anbieten zu können.<br />
Die Unternehmen der Wohnungswirtschaft<br />
Ostwestfalen-Lippe sind dort zu Hause, wo<br />
auch Sie zu Hause sind.<br />
Mit Bauaufträgen in der Region von mehr<br />
als 100 Millionen € im Jahr sichert die Wohnungswirtschaft<br />
OWL Arbeitsplätze in der<br />
Region. Gleichzeitig stellen die Unternehmen<br />
sicher, zeitgemäßen und guten Wohnraum<br />
anbieten zu können für Menschen,<br />
die hier leben.<br />
www.wohnen-owl.de
Das <strong>urbanLab</strong> ist ein Forschungsschwerpunkt der Fachbereiche<br />
1 (Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur), 3<br />
(Bauingenieurwesen) und 9 (Landschaftsarchitektur und Umweltplanung)<br />
der Hochschule Ostwestfalen-Lippe.<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
2015 sind ca. 1 Million Flüchtlinge nach Deutschland<br />
gekommen. In den nächsten Jahren wird es eine<br />
der drängendsten Aufgaben sein, angemessenen<br />
dauerhaften Wohnraum bereitzustellen. Vor diesem<br />
Hintergrund stellen Bund und Land umfangreiche<br />
Fördermöglichkeiten für die Schaffung preiswerter<br />
Wohnungen zur Verfügung.<br />
Diese Aufgabe trifft in Ostwestfalen-Lippe auf unterschiedliche<br />
demografische Ausgangssituationen<br />
und einen damit einhergehenden Wohnungsmarkt.<br />
Schrumpfung und Wachstum liegen dispers und z.T.<br />
kleinräumig nebeneinander. Gleichzeitig ergeben sich<br />
mit der Integration der Zugewanderten neue Entwicklungschancen<br />
für die Region: baulich-räumlich, sozial<br />
und wirtschaftlich.<br />
Der enorme politische Druck, zeitnah ausreichenden,<br />
bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, konzentriert sich<br />
dabei auf die unternehmerische Wohnungswirtschaft,<br />
die gefordert ist, allgemeine Versäumnisse beim sozialen<br />
Wohnungsbau in kürzester Zeit wieder aufzuholen.<br />
Bietet der ländliche Raum bessere Integrationschancen<br />
als andere Regionen, weil günstiger Wohnraum<br />
in den Wachstumsräumen kaum noch bereitgestellt<br />
werden kann? Wie und wo können die Menschen auf<br />
dem Arbeitsmarkt integriert werden?<br />
Wie kann verhindert werden, dass die Kombination<br />
von politischem Druck, der Dringlichkeit Lösungen<br />
vorzuweisen und die Not der Menschen dazu führt,<br />
dass es zu baulich unbefriedigenden Lösungen und<br />
städtebaulich unerwünschten Entwicklungen kommt?<br />
Welche Rolle kann die Wohnungswirtschaft hier übernehmen?<br />
Kann es gelingen die notwendigen Entwicklungen<br />
so zu vollziehen, dass die Region OWL insgesamt<br />
davon profitiert?<br />
Das neue <strong>urbanLab</strong>-<strong>Magazin</strong> dokumentiert den vergangenen<br />
Regionalen Salon und damit die zahlreichen<br />
Fachbeiträge, interessanten Diskussionen und<br />
externen Beiträge zu genau diesen Fragestellungen.<br />
Prof. Dr. Hans-Peter Rohler <strong>urbanLab</strong><br />
Prof. Oliver Hall <strong>urbanLab</strong><br />
Petra Eggert-Höfel Wohnungswirtschaft OWL<br />
Foto: Regionaler Salon 18.01.2016, Ravensberger Spinnerei, Bielefeld (HS OWL)<br />
4 • Zwischen Energieeffizienz und Flüchtlingsunterbringung<br />
Aktuelle Herausforderungen für die Wohnungswirtschaft<br />
Alexander Rychter • Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />
Rheinland Westfalen, Düsseldorf | Verbandsdirektor<br />
6 • Integration von Zugewanderten in kleinen Städten und<br />
Landkreisen: Potenziale und Herausforderungen<br />
Dr. Heike Hanhörster • Institut für Landes- und<br />
Stadtentwicklungsforschung, Dortmund<br />
8 • Schrumpfen war gestern, Zuwanderung ist heute<br />
Prof. Oliver Hall • <strong>urbanLab</strong>, Professur Stadtplanung und<br />
städtebauliches Entwerfen<br />
10 • Die Heimatwerker.<br />
Integration durch gemeinsames Bauen.<br />
Tim Rienietz & Dr. Christine Kämmerer •<br />
Stadtbaukultur NRW<br />
12 • Der Einfluss der Flüchtlinge auf den<br />
Immobilien- und Wohnungsmarkt<br />
Prof. Dr. Dirk Noosten • <strong>urbanLab</strong>, Professur<br />
Baumanagement und Finanzierung<br />
14 • Koexistenz am Beispiel VinziRast-mittendrin, Wien<br />
Gast-Prof. Alexander Hagner • gaupenraub/TU Wien<br />
16 • Gemeinschaftsgärten in Kooperation mit Wohnungsbaugesellschaften<br />
- Bericht zu den Forstfeldgärten in Kassel<br />
Prof. Mike Wilkens und Heidrun Hubenthal • Universität Kassel<br />
17 • Das Prinzip Zwiebel - Mehr als Wohnungsbau:<br />
Realisierungschancen für preiswerte Stadthäuser<br />
Prof. Philipp Krebs • foundation 5+ architekten Kassel/<br />
Fachhochschule Erfurt<br />
20 • Nord trifft Süd - Dortmund all-inclusive?<br />
Prof. Dr. Reiner Staubach • <strong>urbanLab</strong>, Professur Planungsbezogene<br />
Soziologie, Planungstheorie und -methodik<br />
24 • Integrationsprozesse brauchen geeignete Räume<br />
Handlungsempfehlungen für Flüchtlingsunterkünfte<br />
Marcel Cardinali • <strong>urbanLab</strong><br />
27 • Dringend benötigter Wohnraum!<br />
Eine Debatte zur Steuerung der aktuellen Entwicklungen<br />
Moderation: Prof. Dr. Hans-Peter Rohler, Petra Eggert-Höfel<br />
180907_<strong>Magazin</strong>04 Coverumschlag.indd 1 07.09.18 15:38<br />
UND UNSE R E<br />
FO RSCHUNG SSCHWERPUNKTE<br />
Das <strong>urbanLab</strong> ist ein Forschungsschwerpunkt der Fachbereiche<br />
1 (Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur), 3<br />
(Bauingenieurwesen) und 9 (Landschaftsarchitektur und Umweltplanung)<br />
der Hochschule Ostwestfalen-Lippe.<br />
180326_<strong>Magazin</strong>03 Coverumschlag.indd 1 26.03.18 11:27<br />
AUßENUMSCHLAG<br />
Schrumpfen<br />
wir noch<br />
oder<br />
wachsen<br />
wir schon?<br />
MAGAZIN<br />
Ausgabe 01 | Juni 2016<br />
FACHZEITSCHRIFT FÜR STADT- & REGIONALPLANUNG<br />
Ausgabe 03 | März 2018<br />
MAGAZIN<br />
Heimat<br />
gestalten<br />
Ministerin<br />
Ina Scharrenbach<br />
MHKBG NRW<br />
Eine Million neue Menschen<br />
in Deutschland<br />
Angemessenen dauerhaften<br />
Wohnraum bereitstellen<br />
Inhalt<br />
Print:<br />
Web:<br />
3 MAGAZIN Regionale Netzwerke<br />
Das Dorf<br />
von Morgen<br />
Gerhard Matzig<br />
Süddeutsche Zeitung<br />
Das Neue<br />
UrbanLand<br />
REGIONALE 2022<br />
Interview mit der<br />
OWL GmbH und<br />
Urban Catalyst<br />
REGIONALE NETZWERKE<br />
WACHSTUM. KOOPERATION. TRANSFORMATION.<br />
Neue Wohnraumangebote in der Region - Dokumentation des internationalen<br />
NRW.BANK Studierendenwettbewerbs und des dazugehörigen NRW.Symposiums 2017<br />
FACHZEITSCHRIFT FÜR STADT- & REGIONALPLANUNG<br />
Ausgabe 04 | September 2018<br />
MAGAZIN<br />
FACHZEITSCHRIFT FÜR STADT- & REGIONALPLANUNG<br />
AUSGABE 05 | SEPTEMBER 2019<br />
MAGAZIN<br />
Was ist<br />
Heimat?<br />
Ministerin<br />
Ina Scharrenbach<br />
MHKBG NRW<br />
Neue »Heimat«?<br />
Prof. Dr. Klaus Selle<br />
Print:<br />
Web:<br />
4 MAGAZIN Heimat planen<br />
Gemeinsinn,<br />
Verantwortung,<br />
Heimat<br />
Dr. Gregor Gysi<br />
HEIMAT PLANEN<br />
IDENTIFIKATION. PARTIZIPATION. INTEGRATION<br />
Dokumentation der 13. Bielefelder Stadtentwicklungstage und des 11. Regionalen Salons<br />
STADT & LAND. Kein Platz mehr?<br />
Barbara Ettinger-Brinckmann<br />
STRUKTUREN & AKTEURE. Wege zum<br />
bezahlbaren Bauen und Wohnen<br />
Eva Stelzner<br />
ZUKUNFTSVISION. Stadt Land Quartier<br />
Erkenntnisse aus dem Wettbewerb<br />
Prof. Oliver Hall, Marcel Cardinali<br />
STADT LAND QUARTIER<br />
ZWISCHEN REALITÄT UND ZUKUNFTSVISION<br />
Mit Dokumentation des Studierendenwettbewerbs Stadt Land Quartier in Kooperation mit der<br />
Wohnungswirtschaft Ostwestfalen-Lippe und des 14. Bielefelder Kongress für Stadtentwicklung<br />
Erfolgreiche metropolenferne<br />
Regionen<br />
PROF. DR. CARL-HANS HAUPTMEYER<br />
Das Comeback der Provinz<br />
DR. DANIEL DETTLING<br />
Wie Höxter die<br />
Landesgartenschau 2023 plant<br />
CLAUDIA KOCH<br />
2020<br />
MEHR ALS PROVINZ<br />
Besondere Stadtentwicklung in<br />
Klein- und Mittelstädten<br />
Ausgabe 06 ISSN 2566-8900<br />
*<br />
IDS<br />
INST IT UT FO R<br />
DESIG N ST R ATEG IES<br />
MEHR IM EDITO R IAL<br />
*<br />
Hier geht's zum Newsletter:<br />
Ausgabe 07 ISSN 2566-8900<br />
GreenScenario – Kann klimafreundliche<br />
Städteplanung einfacher werden?<br />
JEREMY KARL ANTEROLA, RAMBOLL STUDIO DEISEITL<br />
Hört auf Wohnungen zu bauen!<br />
EIN INTERVIEW MIT VAN BO LE-MENTZEL<br />
Stadt Detmold – Ein Einblick in<br />
Bits und Beton<br />
SANDRA MÜLLER UND MARTIN KÖLCZER<br />
THE HUMAN HABITAT IN TIMES OF<br />
TRANSFORMATION<br />
<strong>2021</strong><br />
X<br />
Kein <strong>Magazin</strong><br />
mehr verpassen.