urbanLab Magazin 2021 - Transformation
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„<br />
Die Auflage eines eigenen Städtebauförderungsprogramms „Zukunft Stadtgrün“,<br />
das die Entwicklung und Sanierung grüner und blauer Infrastrukturen als<br />
Ausgangspunkt nimmt, ist ein deutliches Zeichen für eine veränderte Schwerpunktsetzung der<br />
Stadtentwicklung in Richtung Grün, Nachhaltigkeit und Klimaschutz.<br />
sondern die Tatsache, dass die Diskussion<br />
um urbanes Grün und damit auch<br />
die Landschaftsplanung als Planungsdisziplin<br />
in den letzten Jahren immer<br />
mehr aus dem engen Ghetto von Freiraumplanung,<br />
verstanden als Planung<br />
von Grünanlagen und Gartenschauen,<br />
heraustrat. Die Planung von grüner<br />
und blauer Infrastruktur in unseren<br />
Städten im Rahmen von integrierten<br />
Gesamtkonzepten ist auf Augenhöhe<br />
mit der Stadt- und Regionalplanung angekommen.<br />
Sie erhebt den Anspruch,<br />
die Stadt als Ganzes im Blick zu haben.<br />
Dies ist nicht nur dem veränderten<br />
Selbstverständnis der entsprechenden<br />
Disziplinen zu verdanken, sondern spiegelt<br />
ein gewachsenes gesellschaftliches<br />
Bewusstsein für die Bedeutung und<br />
gleichzeitig auch Gefährdung der natürlichen<br />
Ressourcen unserer Städte.<br />
Doch blieb es nicht bei Konzepten.<br />
Im Jahr 2017 startete das Bund-Länder-Programm<br />
der Städtebauförderung<br />
ein neues Teilprogramm mit dem Titel<br />
"Zukunft Stadtgrün". Diese Finanzhilfen<br />
werden für Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der urbanen grünen Infrastruktur<br />
im Rahmen von integrierten Stadtentwicklungskonzeptionen<br />
bereitgestellt.<br />
Solche Maßnahmen wurden auch früher<br />
schon im Rahmen der anderen Teilprogramme<br />
der Städtebauförderung wie<br />
der Sozialen Stadt und dem Stadtumbau<br />
Ost/West gefördert und durch Mittel<br />
der europäischen Regionalentwicklung<br />
(EFRE) und kommunale Eigenmittel<br />
ergänzt. Die Auflage eines eigenen Städtebauförderungsprogramms,<br />
das die<br />
Entwicklung und Sanierung grüner und<br />
blauer Infrastrukturen als Ausgangspunkt<br />
nimmt, ist ein deutliches Zeichen<br />
für eine veränderte Schwerpunktsetzung<br />
der Stadtentwicklung in Richtung<br />
Grün, Nachhaltigkeit und Klimaschutz.<br />
Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang<br />
auf die Vielzahl von Projektaufrufen,<br />
Wettbewerben und Förderstrategien<br />
für Einzelaspekte oder auch<br />
Gesamtstrategien einer nachhaltigen<br />
und klimagerechten Stadt. Beispielhaft<br />
kann hierfür das kürzlich lancierte Bundesprogramm<br />
zur Anpassung urbaner<br />
Räume an den Klimawandel stehen, in<br />
dem „konzeptionelle und investive Projekte<br />
mit hoher Wirksamkeit für Klimaschutz<br />
(CO2-Minderung) und Klimaanpassung<br />
mit hoher fachlicher Qualität,<br />
mit überdurchschnittlichem Investitionsvolumen<br />
oder mit hohem Innovationspotenzial<br />
gefördert werden sollen.“<br />
(BBSR <strong>2021</strong>). Damit scheint alles gut und<br />
der Weg der Städte und Gemeinden in<br />
eine nachhaltige und klimagerechte<br />
Entwicklungsrichtung gesichert. Doch<br />
so ist es mitnichten.<br />
Die Flächeninanspruchnahme durch<br />
Siedlungsentwicklung ist der zentrale<br />
Nachhaltigkeitsindikator und ein bisher<br />
ungelöstes Problem in der Stadtentwicklung;<br />
nicht nur in Metropolen und<br />
Großstädten, sondern gerade auch in<br />
klein- und mittelstädtisch geprägten<br />
eher ländlichen Räumen. Der Freiraumverlust<br />
konnte in den letzten 20 Jahren<br />
zwar von über 100 ha auf aktuell 52 ha<br />
täglich gesenkt werden. Ob und wie das<br />
Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie der<br />
Bundesregierung, bis 2030 die Flächeninanspruchname<br />
für Siedlungs- und<br />
Verkehrsflächen auf unter 30 ha täglich<br />
zu senken, erreicht werden kann, ist zur<br />
Zeit noch völlig offen. Und für eine Flächenkreislaufwirtschaft<br />
mit einem Netto-Neuverbrauch<br />
von Null im Jahr 2050<br />
fehlt vor Ort nicht nur der politischer<br />
Konsens, sondern bisher stehen keine<br />
praxistauglichen Verfahren und Strategien<br />
zur Erreichung dieses ambitionierten<br />
Ziels zur Verfügung (vgl. DESTATIS<br />
<strong>2021</strong>).<br />
In der Stadtentwicklung stoßen regelmäßig<br />
die unterschiedlichen Ansprüche<br />
an die Flächennutzung aufeinander.<br />
14 REGENERATIVE DESIGN